JAHRES BERICHT - einfach leben - Caspo eV
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VORWORT Perspektiven, weit ins Hintertreffen geriet, Ganz viele großartige Mitarbeiterinnen und weil akute Probleme oben auf lagen und Mitarbeiter machen Caspo zu dem, was es gelöst werden mussten. heute ist. Nach wie vor ist es unser wich- tigstes Anliegen, unser Leben „sinnvoll zu 2020 war ein wahrlich verrücktes Jahr – ob es wohl in die Annalen als das „Corona Jahr“ Alles in allem haben wir die Herausforde- leben“, für die Menschen in unserer Nähe eingeht? Zumindest war es auch für uns als Verein – und vor allem als Soziales Kaufhaus – rungen dennoch gut gemeistert. Wir haben da zu sein, Verantwortung vor Ort zu über- ganz anders als sonst. Wir konnten unser Soziales Kaufhaus 2.HeimArt nicht wie gewohnt sozusagen das Beste daraus gemacht und nehmen und das Leben um uns herum ein öffnen und vor allem konnten wir es nicht wie gewohnt als „Treffpunkt“ zur Verfügung stellen. blicken nun hoffnungsvoll auf 2021, in dem wenig schöner, bunter und liebenswerter uns Corona zwar immer noch begleiten, aber Zwischenzeitlich mussten wir das Soziale Kaufhaus 2.HeimArt gänzlich schließen. Als wir zu machen. Gerade in Zeiten von Corona- vielleicht nicht mehr so beherrschen wird. wieder öffnen durften, fuhren wir zunächst nur mit halber Kraft, da etliche unserer Ehren- Beschränkungen und –Einschränkungen ist amtlichen zunächst einmal die weitere Entwicklung der Pandemie abwarten wollten. Wir sind dankbar für alle Unterstützung genau das besonders wichtig. Schließlich gehören die allermeisten der sogenannten Risikogruppe an. und Ermutigung, die wir in 2020 erfahren Mit unserem Jahresbericht möchten wir durften. Ganz besonders möchten wir uns nun einen kleinen Einblick in die alltägli- an dieser Stelle bei allen Mitarbeiterinnen che Arbeit des letzten Jahres geben und und Mitarbeitern bedanken, egal ob ehren- die Dinge mit Euch teilen, die uns bewegen. amtlich oder hauptamtlich tätig. Ihr habt So ein Rückblick überrascht manches Mal. die Arbeit von Caspo e. V. gerade in diesem Was – das ist trotz Corona alles in diesem besonderen Jahr entscheidend mitgeprägt Jahr gewesen?! Und so viele Menschen ha- und getragen. Vielen herzlichen Dank! Dan- ben dazu beigetragen, dass alles trotzdem keschön auch an alle Förderer und Freunde gut geklappt hat … Vielen Dank allen, die Unsere Veranstaltungen wie das beliebte Auch für unsere Integrationsberatungs- unserer Arbeit, die uns mit Rat und Tat und sich mit ihren Begabungen, ihren Fähigkei- „Papiergeflüster“, die gerade gestartete stelle war und ist Corona eine große Her- auch mit finanzieller Unterstützung gehol- ten, ihrer Zeit und ihren Ideen mit einge- Gruppe „einfach singen“, die kurz vor dem ausforderung. Der Lockdown bedeutete fen haben. bracht haben. Start stehende Gruppe „einfach stricken“, für viele unserer Klientinnen und Klienten unsere Bastelwerkstatt und unser Brutzel- einen erheblichen Rückschritt in ihren Inte- klub – der Mittagstisch für Seniorinnen und grationsbemühungen. Deutschkurse und Senioren – konnten nicht stattfinden. Kontakte zu Deutschen fielen weg, was sich sehr ungünstig auf die weitere Sprach- In vielem waren wir sehr herausgefordert. entwicklung auswirkte, viele, die gerade Nun laden wir zu einem kleinen Rundgang Wie sollte es uns gelingen, trotz der Ein- eine Arbeit gefunden hatten, mussten in durch Caspo e. V. und das Jahr 2020 ein. schränkungen unserem „Gemeinschafts- Kurzarbeit oder wurden erneut arbeitslos. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen! gedanken“ nachzukommen? Wie konnten Kinder waren und sind im Distanzlernen wir den Menschen im Ort begegnen? Vieles Katja Jelinek (Geschäftsführung und vollkommen überfordert, zumal sich häu- musste kreativ und teilweise ganz neu ge- Projektkoordination Caspo e. V.) fig mehrere Geschwister unterschiedlicher dacht werden. Das war nicht immer leicht, Jahrgänge ein Zimmer zum Lernen teilen zumal man ja auch immer hoff te, dass bald müssen und von den Eltern vor allem we- alles „wieder normal“ werden würde. gen der Sprachschwierigkeiten kaum Hilfe Insgesamt hatten wir in 2020 die 2.HeimArt zu erwarten ist. Die bürokratischen Hürden, zwölf Wochen lang geschlossen. Eigentlich die viele inzwischen bereits im persönli- hätte dies mit sehr hohen finanziellen Ein- chen Kontakt in den Behörden meistern bußen einhergehen müssen, aber am Ende konnten, wurden teils unüberwindbar, da haben wir uns tatsächlich gewundert, was Anliegen nur noch online bearbeitet wer- für eine sehr gute finanzielle Jahresbilanz den konnten. Die Kolleginnen hatten alle wir hatten. Toll, dass uns unsere Kundinnen Hände voll zu tun und mussten wieder viel und Kunden die Treue gehalten haben und mehr unterstützend eingreifen, wobei die in den Monaten, in denen wir öffnen konn- eigentlich Integrationsarbeit, wie z. B. die ten, einkauften was das Zeug hielt! Entwicklung persönlicher und beruflicher 2 3
UNSERE Putzen Justin, Sabrina und Behia MITARBEITER*INNEN Sabrina hat ihren Sohn Justin mehr und mehr mit in das „Putzgeschehen“ des La- dens hineingenommen. Mittlerweile ist er Damit der ganze Ablauf und die Arbeit im Sozialen Kaufhaus, in der Beratungsstelle GRATA, den schon fast Profi und wir freuen uns sehr, ganzen kleineren Projekten und im Verein vernünftig erledigt werden können, brauchen wir in dass nach dem Wochenende alle Toiletten allen möglichen Bereichen viele helfende Hände. Im Lager, im Verkauf, beim Sortieren, an der tiptop, die Mülleimer geleert und die Fuß- Kasse, bei den Büchern, beim Putzen, beim Transport, im Büro, in der Organisation und Verwal- böden gewischt sind. Ganz grundsätzlich tung, beim Beraten und beim Übersetzen, beim Vorlesen, beim Mittagstisch, beim Basteln – reicht es ohnehin nicht aus, einmal wö- IT-Support überall gibt es jede Menge zu tun. Im vergangenen Jahr arbeiteten insgesamt etwa 60 ehren- chentlich zu putzen – also mussten wir alle amtliche Helfer und Helferinnen und vier mit festen Arbeitsverträgen bei Caspo e. V. im Laden, Christoph mal mit ran. Eine ganz große Hilfe ist uns da in der Beratung, in der Verwaltung und in den verschiedenen Bereichen „drumherum“. Schön, die Mama von Lila und Gülstan – Behia – Wir haben ja gelernt, dass bei Computer- dass so viele Menschen so gerne bei uns arbeiten! die zwar nur ganz wenig deutsch spricht, schwierigkeiten das Problem meistens drei- aber sehr gerne ein- bis zweimal in der Wo- ßig Zentimeter vor dem Bildschirm zu suchen che vorbei kommt, um die Fußböden nicht ist, aber trotz dieses Wissens konnten wir Hausmeisterliches und nur im Verkaufsbereich, sondern auch in einige Schwierigkeiten mit unseren techni- Regelmäßige Ladenschichten Technisches den Lagern zu wischen. schen Geräten nicht selbständig lösen. Da Alex, Alward, Annigret, Anja F., Anja G., Anja W., Alex, Günther und Siegfried waren wir jedes Mal froh, wenn wir uns ver- Angela, Anita, Antje W., Bärbel, Barbara 2, Barbara trauensvoll an Christoph wenden konnten. Er In unserem überwiegenden „Mädchen- 3, Carla, Carmen L. und Carmen W., Christa, Dagmar ist auch derjenige, der dafür sorgt, dass un- laden“ freuen wir uns sehr über Unter- B., Dagmar Sch., Elfriede, Gülstan, Günther, Günter, sere Telefone funktionieren und es mit den stützung im hausmeisterlichen Bereich. Hacire, Hanan, Hanne, Heidelore, Hildegard, Inge Diensthandys der Beraterinnen immer wie Günther, der seine regelmäßige „Schicht“ 1, Inge 2, Ingrid 1, Ingrid 2, Ingrid Z., Jinda, Jochen, am Schnürchen klappt. im Buchbereich versieht, war immer zur Karin, Katja, Katja 2, Laura, Lila, Margot, Marianne, Stelle, wenn ein Regal aufgebaut, etwas Melanie B., Nalin, Romy, Sabine, Thordis, Tina, Ulla, gesägt, gebohrt oder angeschraubt wer- tive kennengelernt, die regelmä- Ursel, Werner, Zahra. Fahrdienste den musste, Siegfried ist sozusagen unser ßig nach Rumänien fährt und dort Den Dienstplan zu gestalten, ist gar nicht „Haus- und Hof-Elektriker“ und war immer FriWi, Katja 2, Norbert, Siegfried teilweise kleine Sozialkaufhäuser immer so leicht. Manch einer ist nur alle zur Stelle, wenn das Licht mal nicht ging. beliefert, aber auch Sachen an Be- Bei uns müssen in der Regel keine 14 Tage mit dabei, ein anderer kommt nur Alex konnte man zur Zeit und zur Unzeit dürftige verschenkt. Georgi holt Menschen von A nach B gefahren für zwei Stunden, dafür aber zweimal die anrufen, wenn mal das Klo verstopft war nun regelmäßig Sachen bei uns werden – das versteht man ja land- Woche, wieder jemand anders wechselt oder die Spülung plötzlich nicht mehr ab, die noch Verwendung in Ru- läufig unter „Fahrdienst“ – sondern wochenweise die Vor- und die Nachmitta- ging. Was wären wir bloß ohne Euch?! mänien finden. Sachen, die kaputt eher Sachen. So brachten FriWi ge ab und dann müssen natürlich auch die sind, brachten wöchentlich ab- und Katja unsere aussortierten Urlaube von so vielen fleißigen Helfern und Springer/Unterstützer wechselnd Siegfried und Norbert Dinge zu fairkauf nach Großburg- Helferinnen berücksichtigt werden. Um zur Müllkippe. Für unser Altpapier Antje M., Christiane, Elke, Fatosh, Gamil, Maritha, wedel und belieferten auch den richtig gut arbeiten zu können, wäre unsere haben wir endlich einen eigenen Petra, Sherin, Ulrike Tagestreff für Wohnungslose am „Traumbesetzung“ in jeder Schicht vier Papiercontainer auf dem Hof ste- Nordbahnhof. Zum Glück hat sich Personen im Laden und/oder Lager. Das Manch einer kann sich nicht auf einen Wo- hen. Wir freuen uns immer, wenn inzwischen nicht nur für unsere ging im vergangenen Jahr schon alleine chentag festlegen, möchte aber trotzdem alles Überflüssige aus unseren aussortierte Bekleidung, sondern wegen der Coronabeschränkungen nicht. helfen. Hier gab es auch im letzten Jahr Kellern verschwindet, das schafft auch für unsere Haushaltssachen Grundsätzlich können wir aber eigentlich einige Mitarbeiterinnen, die das feste Team regelmäßig Luft und Platz für Neu- eine tolle Lösung gefunden. Über immer helfende Hände gebrauchen und auf diese Weise unterstützten und sich teil- es. Wir sind deshalb für diese „Hin- den Kontakt zum Sozialkaufhaus wir haben uns über jeden Einzelnen ge- weise auch um ganz spezielle Bereiche wie tergrunddienste“ ganz besonders „Austausch“ in Hannover haben freut, der im letzten Jahr mit dabei war. das Spielzeuglager, den Schuhkeller oder dankbar. wir eine private Unterstützerinitia- die Schaufenstergestaltung kümmerten. 4 5
Übersetzungsarbeiten Shuuz-Projekt Vereinsarbeit Geschäftsführende Tätigkeiten, Projektleitung und Organisation Atto, Nashwan, Nariman, Kusai Anja, Christoph, Friwi, Katja 2 Andreas, Anja, Antje, Christoph, Garrett, Katja, Merlind, Nico Anja G. + Anja W., Katja Da die Klienten unserer Beratungsstelle in- Es ist unglaublich, wie viele Schuhe bei zwischen überwiegend Deutsch sprechen, uns abgegeben werden. Nicht alle lassen Über die Ladenbelange und die Arbeit der Be- Je größer der Laden und alle damit ver- sind Dolmetschertätigkeiten weitestge- sich noch gut weiterverkaufen. Schuhe mit ratungsstelle sowie sonstige Projekte hinaus bundenen Vereinsaktivitäten geworden hend in den Hintergrund getreten. Dennoch kleinen Defekten oder Schuhe, die aus der wurde die gesamte organisatorische Vereinsar- sind, desto größer wurden auch der bü- standen uns bei Bedarf und zur Unterstüt- Mode gekommen sind, schicken wir ans beit ebenfalls ehrenamtlich von unseren Ver- rokratische Aufwand und die Organisa- zung in Beratungsgesprächen quasi auf Ab- Shuuz–Projekt. Anja und Christoph holten einsmitgliedern getragen und weiterentwickelt. tion, die für einen reibungslosen und vor ruf Atto sowie seine Kinder Nashwan und die Schuhe regelmäßig bei uns ab, packten Auch hier mussten wir in 2020 neue Wege ge- allem auch ordnungsgemäßen Ablauf Nariman immer zur Verfügung. Auch Kusai sie in riesige Kartons und sorgten für den hen. Wir trafen uns überwiegend online und sorgen. Hierum kümmerten sich in 2020 durften wir wieder mit einbinden. Überset- Weitertransport. Zum Glück durften wir die versuchten auf diese Weise, die Geschicke des Katja und Anja G. Im Rahmen eines Midi- zungen fanden am Telefon oder auch im Schuhe bei FriWi und Katja zwischenlagern. Vereins gut zu leiten und zu begleiten. jobs mit einem Stundenkontingent von direkten Beratungskontext statt. Das ist ganz großartig, da sie uns regelmä- acht Wochenstunden übernahm Anja ßig unseren Keller „verstopften“. Die Schuhe überwiegend das Controlling und Ab- Einfach singen werden im Shuuz-Projekt übrigens teilweise rechnungswesen des Ladens und die wieder aufgearbeitet und weiter verwendet. Christiane stellvertretende Leitung des Sozialen Papiergeflüster Wir erhalten für die Weitergabe ein wenig Kaufhauses. Katja erledigte mit einer Einige Kolleginnen und andere Interessierte äu- Geld, das wir auch im vergangenen Jahr in ¼ Stelle die geschäftsführenden Tätig- Elke, Jochen, Katja, Klaus ßerten bereits seit geraumer Zeit den Wunsch, unseren Sozialfond investierten. keiten des Vereins, Projektkoordinationen einfach mal öfter miteinander zu singen, nicht Normalerweise stehen für das Papierge- sowie die Leitung des Sozialen Kaufhau- im Chor, sondern einfach so. Damit das ganze flüster insgesamt vier Vorleser und Vor- ses. Die konkreten Aufgaben könnte man jedoch nicht in einem frustrierenden „Katzen- leserinnen zur Verfügung. Elke kümmert am ehesten mit „Mädchen für alles“ im jammer“ endete, suchten wir jemanden, der ein sich um das Anmeldeprocedere und die Hauptamtliche Mitarbeiter gesamten organisatorischen Bereich des einfaches Singen anleiten könnte. So fanden wir Kontakte zur Presse, Katja übernimmt den Vereins, des Ladens und allen anderen Neben den von vielen ehrenamtlichen Christiane, die mit Gitarre und Akkordeon so- Rest der Werbung und die Koordination der Vereinsprojekte bezeichnen. Das reichte Mitarbeitern getragenen Projekten gibt es wie viel Erfahrung ein paar musikalische Aben- Veranstaltung. Leider fand unsere Vorlese- vom Erstellen und täglichen Aktualisie- einige Aufgaben, die mittlerweile aus un- de anleitete, bevor wir auch hier wieder wegen veranstaltung für Erwachsene im vergange- ren der Dienstpläne über das Vorbereiten terschiedlichen Gründen durch vom Verein Corona aufhören mussten. Wir hoffen aber auf nen Jahr nur zweimal statt. Dabei trafen wir der Vorstandsitzungen und Dienstbespre- bezahlte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eine baldige Neuaufl age. uns am Anfang des Jahres zu einer „Flüste- chungen bis hin zu konzeptionellen oder übernommen werden. rer-Kaffeerunde“ und hatten so viele Ideen organisatorischen Überlegungen. Dazu Integrationsberatungsstelle GRATA für unsere „Papiergeflüsterabende“. Wir gehörten Verwaltungsarbeiten, Schrei- hoffen, all das bald nachholen zu können. Christina, Claudia und Katja ben von Jahresberichten und Statistik, Öffentlichkeitsarbeit. Das beinhaltete aber Christina, studierte Sozialwissenschaftlerin, setzte auch das Ansprechbarsein für Koopera- ihre Arbeit in unserer Integrationsberatungsstelle tionspartner, Mitarbeiter, Kunden oder Mittagstisch um die Anmeldungen und die Finanzen, GRATA mit einer ¾ Stelle als Sozialarbeiterin weiter Kommissionäre und Acht geben auf so sondern auch um die Deko, und Katja um fort. Claudias Stunden bei GRATA konnten eben- Doris, Elke, Katja viele andere Kleinigkeiten. Besonders das restliche „Drumherum“. Nicht uner- falls auf eine ¾ Sozialarbeiterstelle aufgestockt glücklich sind wir über Anja W., die uns Auch der „Brutzelklub“ konnte in 2020 nur wähnt bleiben darf an dieser Stelle un- werden, dafür verzichtete sie auf die 9,5 Stunden ein halbes Jahr als Praktikantin unter- zweimal stattfinden – ab März 2020 fiel ser „Tische- und Stühleschlepper“ vom administrativer Tätigkeiten für Caspo e. V. Vor stützte und die wir zum Januar 2021 er dann auch unter die Coronabeschrän- Dienst: Siegfried! Er war uns immer eine allem in den administrativen Dingen, Dienst- und anstellen konnten. Da das Vorstellungs- kungen. Normalerweise ist Doris für die sehr große Hilfe und zusätzlich eine Berei- Fallbesprechungen sowie im niedrigschwelli- gespräch und die Entscheidung zur Ein- Einkäufe zuständig und sie kalkuliert vor- cherung für die Tischgespräche mit den gen Kontaktbereich wurden die beiden mit einer stellung bereits Ende 2020 liefen, darf her, welche Mengen an Lebensmitteln wir Seniorinnen. ¼ Stelle von Katja unterstützt. Die Beratungsstel- sich Anja auch bereits in diesem Jahres- brauchen. Elke kümmert sich nicht nur le wurde wie bereits in den Jahren zuvor zu 90 % bericht vorstellen. im Rahmen einer Projektfinanzierung durch das Land Niedersachsen bezahlt. Jährlich müssen 6 hier neue Anträge gestellt werden. 7
DIE SOZIALE BOUTIQUE „HIER FINDE ICH ABER AUCH IMMER 2. HEIMART IRGENDETWAS …“ Viele verfolgen unsere Arbeit schon länger und wissen, dass es sich bei 2. HeimArt eigentlich um ein ganz klassisches, wenn auch kleines, Soziales Kauf- haus handelt, das nach folgendem Prinzip funktioniert: Die meisten Menschen haben zu viele Klamotten im Schrank, die zwar nicht mehr angezogen werden, aber den- noch viel zu schade zum Wegwerfen sind. rüber wir Manch einer zieht in eine kleinere Wohnung uns sehr gefreut und muss sich wohl oder übel von einigem haben. Ein bisschen haben trennen. In anderen Fällen wird das Haus wir an unserem „Annahmesystem“ gefeilt, eines Verwandten aufgelöst und man weiß da die Abgabe von Spenden so immens nicht, wohin mit dem ganzen Kram. zugenommen hatte, dass wir mit dem Sor- Wir nehmen sehr gerne gut erhaltene tieren kaum hinterherkamen. Inzwischen Sachspenden: Bekleidung für Kinder und nehmen wir nur noch montags Sachspen- Erwachsene, Schuhe, Mützen, Hüte, Schals, den an, so haben wir die ganze Woche Zeit, Spiele, Spielzeug, Puzzle, Bücher, Haus- alles weg zu sortieren und die Lager wie- haltskram, Bettwäsche, Handtücher, Tisch- der für den jeweils kommenden Montag fit wäsche, Dekorationsartikel, Töpfe, Pfan- zu machen. nen, Geschirr, Gläser und vieles mehr. Viele Stammkunden kommen nun schon handgefertigten Sachen, so dass wir den Die gespendeten Sachen verkaufen wir seit Jahren zu uns und viele kamen fast vollen Erlös behalten konnten. an jedermann und jederfrau zu günstigen täglich. Häufig hörten wir Sätze wie: „Hier Zusätzlich boten wir im letzten Jahr auch Preisen weiter. Hierbei muss man bei uns finde ich aber auch immer irgendetwas …“ wieder ein kleines Sortiment an Fairtrade- keinen ALG-2 oder Renten-Bescheid vor- Neben den gebrauchten Dingen verkauf- Artikeln wie Kaffee, Tee, Schokolade und zeigen, man muss weder „sozial schwach“ ten wir auch im letzten Jahr Kunsthandwerk Wein an, das immer mal wieder ein biss- noch Flüchtling sein, um bei uns einzukau- und Selbstgemachtes. Hierbei gaben uns chen variierte und gerne in Anspruch ge- fen. Gerne kann jeder in den Kreislauf von unterschiedliche Leute ihre selbstgenähten nommen wurde. Mittlerweile hat sich das Geben und Nehmen mit einsteigen. Man Sachen, die handgesiedeten Seifen, Gefilz- Angebot so weit herumgesprochen, dass unterstützt so den Gedanken der Nachhal- tes, Gehäkeltes, Gestricktes, Geklebtes. Wir auch Menschen aus den umliegenden tigkeit, 2.hand zu kaufen und sich einmal verkauften diese Dinge für die Kunsthand- Ortschaften und nicht nur aus Isernhagen mehr zu überlegen, was man eigentlich werker und erhielten, je nach Umsatz, eine kommen, um bei uns einzukaufen. wirklich braucht. kleine Provision, die wiederum in den Erlös Auch im vergangenen Jahr haben wir un- des Sozialen Kaufhauses floss. Manch ein glaublich viele Sachspenden erhalten, wo- Kunsthandwerker spendete uns auch seine 8 9
GEMEINSCHAFT BEI CASPO Das war ein Schock! – gerade hatten wir noch unsere Downton- Abbey-Party im Laden gefeiert und steckten bereits in den Vorbereitungen für das 10-jäh- Kontaktpunkt „2.HeimArt“ rige Caspo-Jubiläum im Mai – da kamen die ersten Einschränkungen im Ladenalltag und dann: der Lockdown. Ganz wichtig ist, neben der Möglichkeit, machten Seife und normaler Handtücher, viele tolle Sachen einzukaufen, die Tatsa- und Putzmittel, um nicht nur regelmäßig Der Laden dicht – einfach abgeschlossen! che, dass man bei uns eigentlich jederzeit die Toiletten, sondern auch Flächen und Das gab’s noch nie! Klar, es gab immer mal vorbeischauen kann, auch wenn man gar Türklingen reinigen zu können. Pausen wa- wieder Engpässe im Dienstplan und manch- nichts kaufen, sondern nur mal mit jeman- ren ab sofort keine „Pflichtveranstaltung“ mal sah es stundenlang oder auch mal ei- dem reden möchte. Das gilt für Kunden mehr, sondern die Teams sollten selbstän- nen halben Tag wirklich so aus, als wenn wir gleichermaßen wie für Mitarbeiterinnen dig entscheiden, ob sie gemeinsam Pause den Laden stundenweise schließen müssten. und Mitarbeiter. Normalerweise sind unse- machen wollten oder lieber nicht (Kaffee Aber diese Lücken konnten im Endeffekt im- re Pausenzeiten hinlänglich bekannt und gab es selbstverständlich trotzdem!). Die mer geschlossen werden, weil alle ehren- man weiß, wann man sehr wahrscheinlich Einhaltung der normalen Hygieneregeln amtlichen Mitarbeiter im Hintergrund ihre einen Kaffee bekommen kann … sowie der Husten- und Niesetikette war Tagesabläufe und Terminplanungen so um- natürlich selbstredend. Uns war es ganz stellten, dass ein paar Stunden für eine La- Im vergangenen Jahr hat uns Corona an wichtig, verantwortungsbewusst zu han- denschicht heraussprangen! dieser Stelle einen Strich durch die Rech- deln, ohne panisch zu werden. nung gemacht. Bereits Mitte März, noch Und nun? In dieser Zeit der allgemeinen Ver- vor dem offiziellen Lockdown, hatten wir Wenige Tage nachdem wir entschieden unsicherung mit täglich neuen Schreckens- uns entschieden, den Empfehlungen der hatten, unter welchen Bedingungen wir nachrichten hatte man wenigstens noch Landesregierung zu folgen und auf Ver- unser soziales Kaufhaus weiterhin öffnen Möglichkeit zu einer Stippvisite im Laden. anstaltungen bis auf weiteres zu verzich- könnten, kam es am 17. März zum Lock- Dort konnte man sich mit Kolleginnen und ten. Ansonsten sollte das „Tagesgeschäft“ down. Für viele unserer Mitarbeitenden war Kollegen austauschen, auch mal über an- im Laden und auch in der Beratungsstelle das eine ganz komische Erfahrung. Viele dere, alltägliche Dinge reden und trotz aller weitergehen. Da die Mitarbeitenden bei stellten fest, welch einen wichtigen Platz Panik über das Geschehen, nahm ich immer 2.HeimArt alle freiwillig und ehrenamtlich die Kontakte bei 2.HeimArt eingenommen ein kleines Lächeln, Mut und Zuversicht mit bei uns tätig sind und wir wissen, dass alle hatten und wie selbstverständlich es war, nach Hause. Als alleinlebender Single weiß ihre Arbeit mit viel Liebe, Herzblut und Ver- mal kurz zwischendurch vorbeizuschneien, ich das sehr zu schätzen und bin mit vielen antwortungsbewusstsein tun, sollte jeder in hallo zu sagen – egal ob mit Kaffee oder Kolleginnen eng verbunden. dieser Situation ganz frei für sich selbst und ohne, egal ob man gerade Dienst hat- Das war für uns alle schwer auszuhalten! ohne schlechtes Gewissen entscheiden, ob te oder nur „auf Besuch“ kam. All das fiel er/sie momentan lieber zu Hause bleiben plötzlich weg … und es blieb eine ziemliche – Elke Conrad (Ehrenamtliche Mitarbeiterin möchte. Im Laden planten wir zunächst, Leere – und das galt nicht nur für Mitarbei- im Sozialen Kaufhaus, im Brutzelclub und gewissermaßen „mit halber Kraft“ zu fah- tende, sondern auch für etliche Kunden, für beim Papiergeflüster) ren, zumal wir ohnehin mit weniger Kunden die der Besuch bei uns fester Bestandteil rechneten. Wir besorgten Flüssigseife und des Tages oder der Woche war. Papierhandtücher statt unserer selbstge- 10 11
„DER LADEN DICHT – EINFACH ABGESCHLOSSEN! DAS GAB’S NOCH NIE!“ – Elke Conrad Ladenfrühstück Eigentlich ist das Ladenfrühstück unsere äl- frühstück im Jahr konnte im Rahmen eines Wir öffneten unsere Whatsapp–Gruppe, allen an einem Tisch sitzen. Dafür haben teste und vor allem auch eine sehr liebge- kleinen Neujahrsempfanges mit „Sekt und die eigentlich nur für die Organisation des wir gewissermaßen eine gemeinsame wordene Tradition. Normalerweise konnten Selters“ stattfinden. Es war ein fröhliches Dienstplanes sowie für dienstliche Ab- Choreographie eingeübt – jeder wusste, sich an jedem letzten Sonntag im Monat Zusammenkommen und niemand ahnte, sprachen gedacht ist, für „ganz normales in welchem Abstand er sitzen durfte und Mitarbeiter, Kunden, Freunde, Freunde von dass es bald bis auf weiteres kein Frühstück Geplauder“, es wurden Grüße und Ermu- wohin man ausweichen konnte, wenn Freunden bei 2.HeimArt treffen und mitein- im Laden mehr geben sollte. In einer un- tigungen, Lustiges und Nachdenkliches noch weitere Menschen den Raum betra- ander frühstücken. Dazu brachte jeder et- serer Whatsappgruppen „diskutierte“ man hin und her geschickt, und so blieben wir ten. Das sah mitunter bestimmt recht lus- was mit und alle teilten alles mit allen. Für neulich über dies und „sprach“ über jenes, miteinander in Verbindung. tig aus und wir waren bald sehr gut ein- Brötchen und Kaffee sorgte CASPO. Neben bis schließlich eine Kollegin meinte: „Ach gespielt. Trotzdem vermissten wir immer Am 20. April durften wir wieder öffnen. dem immer netten Beisammensein, dem wie schön wäre das doch, wenn wir das al- noch vieles, die ausgedehnten gemeinsa- Da viele unserer Mitstreiterinnen zur Risi- gemeinsamen Austausch und dem guten les beim Sonntagsfrühstück besprechen men Pausen, unsere Dienstbesprechun- kogruppe gehörten und die Entwicklung und zumeist abwechslungsreichen Essen könnten!“ Recht hat sie – und wir hoffen sehr, gen, den Brutzelklub, das Papiergeflüster, noch ein wenig abwarten wollten, fingen gab es auch noch die sogenannten „Einzwei dass es bald wieder Sonntagsfrühstücke bei unsere Bastelwerkstatt, unsere gerade wir zunächst mit ganz kleinen Teams an Gedanken zum Weiterdenken“. Eine klei- uns geben wird. erst gegründete Gruppe „einfach singen“ und öffneten nur an drei Tagen in der Wo- ne Geschichte, die zum Nachdenken oder und die Gruppe „einfach stricken“, die che. Trotzdem freuten sich Kunden und zum weiteren Gespräch anregte, wurde eine Studentin initiieren wollte … und nun Mitarbeiter, dass es endlich allmählich vorgelesen, ehe man sich ans gemeinsame befinden wir uns schon wieder seit Mitte wieder losging. Leider durften wir unse- Aufräumen machte und sich in den weite- Dezember im Lockdown … Wir hoffen so re Pausenzeiten immer noch nicht so ge- ren Sonntag verabschiedete. Auch dieses sehr, dass Gemeinschaft bald wieder un- stalten, wie wir das gerne gehabt hätten. nette Angebot ist im vergangenen Jahr ins kompliziert möglich sein wird. Wir konnten immer noch nicht wieder mit Wasser gefallen. Nur unser erstes Laden- 12 13
Dienstbesprechungen Noch ein weiterer Abschnitt der mit „nor- malerweise“ startet – aber: Was war schon „normal“ im letzten Jahr! Auch die monat- lichen Dienstbesprechungen der Mitar- beiter und Mitarbeiterinnen, die im Laden „2.HeimArt“ arbeiteten, konnten ab März nicht mehr stattfinden. Eigentlich ist so ein Forum wirklich wichtig, um Dienstpläne zu besprechen und gemeinsame Überlegun- gen zur besseren Ablauforganisation an- zustrengen. Auch braucht man eigentlich ein Forum, wo man auch mal seinen Un- mut loswerden kann. Und das wichtigste: Man braucht einen Ort, wo sich alle Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter auch mal ge- meinsam treffen. So haben sich viele Kol- leginnen im letzten Jahr überhaupt nicht getroffen und die Kontakte beschränk- ten sich auf E-Mail und Whatsapp sowie „zwischen-Tür-und-Angel-Kontakte“ im La- den – immer mit dem gebührenden Ab- stand und mit Mundschutz. Immerhin gab Ladengeburtstag es jeden Montag – wie auch zu „normalen“ Zeiten eine E-Mail mit Neuigkeiten, so dass Eigentlich hätten wir im vergangenen Jahr man sich weiterhin miteinander und mit unseren 10-jährigen Ladengeburtstag ge- einer gemeinsamen Aufgabe verbunden feiert. Wir hatten im Vorfeld schon einiges fühlte … hin- und herüberlegt, hatten einen Empfang geplant und uns einen Caterer ausgesucht … Wir wollten eine kleine „Minifortbildung“ für alle Interessierten zu unseren unterschiedli- chen Arbeitsbereichen – Senioren, Geflüch- tete, aber auch zum Thema „Konsum“ ma- chen … Auch das alles musste erst einmal ausfallen … Wir haben stattdessen im Her- zen gefeiert und uns gefreut, dass wir trotz aller Einschränkungen bislang so gut durch die Pandemie gekommen sind. „WAS WAR SCHON ‚NORMAL‘ IM LETZTEN JAHR!“ 14 15
eines Dankesbriefchens sowie einer Zoom- hatten wir als Vorstand statt einer normal einladung und -anleitung. Es gab sogar ei- üblichen Rede ein kleines Dankeschön- nen Probetermin, an dem man sich mit der Video kreiert, das wir zum Abschluss der Technik vertraut machen konnte und bei Veranstaltung noch rumschickten. So wa- dem unser Vorstandsvorsitzender mit Rat ren dann durch care-Paket, Teilnahme am und Tat zur Verfügung stand. Klar hakte die Zoommeeting oder WhatsApp-Filmchen Technik bei dem einen oder anderen, aber alle auf die eine oder andere Weise am dennoch konnten wir mit allen Teilneh- Thanksgiving der anderen Art beteiligt. menden mit dem „Sekt aus dem Tütchen“ anstoßen und ein bisschen plaudern. Da wir davon ausgingen, dass sicherlich nicht alle an diesem digitalen Treffen teilnehmen würden, aber fast alle WhatsApp haben, Thanksgiving Auch so eine liebgewordene Tradition ist Schließen wir damit nicht schon von vorne ja unsere Thanksgivingfeier, die wir jähr- herein etliche Kolleginnen aus? Ist diese lich statt einer Weihnachtsfeier ausrichten. Technik nicht für die meisten eine Überfor- Eigentlich mögen wir auch Weihnachten derung? Und und und … Trotzdem – es blieb ganz gerne, aber wir fanden schon vor Jah- einem ja nichts anderes übrig, als in diesem ren, dass in der Weihnachtszeit ohnehin im- Jahr neue Wege zu gehen – und ganz unter mer so viel los ist. Da haben wir uns über- den Tisch fallen lassen wollten wir unser legt, dass doch der Termin an Thanksgiving Thanksgiving ja auch nicht. Letztlich ent- eine ganz gute Möglichkeit ist, um aufs schieden wir uns für ein Format, von dem Jahr zurückzublicken und „Dankeschön“ zu jeder etwas hatte – selbst diejenigen, die sagen. In diesem Jahr haben wir als Vor- mit der Technik eher auf Kriegsfuß standen. stand wirklich lange hin und her diskutiert, Wir entschieden zunächst, für jeden Mitar- wie wir das nun unter Coronabedingun- beitenden ein kleines „care Paket“ für den gen bewerkstelligen sollten … Schließlich besagten Abend zu packen. Der Inhalt: Ein entschieden wir uns für ein Zoommeeting. Es gab auch unter den Vorstandsleuten Fläschchen Sekt – wahlweise mit oder ohne Alkohol – ein Tütchen Chips und eine tolle „SPANNEND WAR’S – TROTZDEM zunächst etliche Vorbehalte und Fragen… fairtrade-Schokolade – das ganze nebst HOFFEN WIR FÜR 2021, DASS WIR UNS WIEDER IN ECHT TREFFEN KÖNNEN.“ 16 17
Teatime à la Downton Abbey Eine ganz tolle Veranstaltung haben wir aber noch direkt ganz kurz vor dem ersten Lock- Im März 2020 war es soweit. Unser heiß- es gibt viele, viele herrliche Zitate. Zudem down hinbekommen. Bereits zu Thanks- ersehntes „DOWNTON-ABBEY-HAPPENIG“ sind Kulisse und Kostüme einfach was zum giving 2019 kündigten die MitarbeiterInnen konnte starten. Für alle, denen das nichts Schwelgen und all das ist in besondere ge- an, dass sie etwas Besonderes zum 50. Ge- sagt: Downton Abbey ist eine britische Se- schichtliche Ereignisse eingebettet. Auch burtstag von Katja planten. Irgendjemand rie (2010–2015) über eine Adelsfamilie und Katja und Andreas Jelinek zählen zu den hatte spitzgekriegt, dass sie mit einigen an- deren Bedienstete zu Anfang des 20. Jahr- Begeisterten und so haben wir am 08. März deren Kolleginnen eine gewisse Begeiste- hunderts. Mag sich evtl. etwas dröge an- dann gemeinsam Katjas 50. Lebensjahr so- rung für die Fernsehserie „Downton Abbey“ hören, ist es aber Null. Es gibt mittlerweile wie die neuen „Roaring 20th“ willkommen hegte, also gab’s zunächst ein Downton- weltweit viele Fans – und natürlich wurde geheißen. Dass es am Ende noch viel mehr Abbey-Kochbuch und dann eine echte auch bei so manchem Klönschnack im La- wurde, haben wir erst im Nachhinein ver- „Teaparty“ im Downton–Style. Alle erschie- den über die Serie gesprochen, denn der standen … nen in stilsicherer Verkleidung, es gab Tee trockene Humor ist einfach wunderbar und und Kaffee und diverse englische Lecke- reien. Claudia war es gelungen, ein kleines Charlston–Tanzstündchen zu organisieren, wozu eigens ein Tanzlehrerpärchen er- schien. Zum krönenden Abschluss der klei- nen Zeitreise schauten wir gemeinsam den Downton-Kinofilm. Das war ein wahrhaft ge- lungener Samstag! Im Folgenden berichten Claudia und Elke noch einmal ausführlich über dieses tolle VORFREUDE Event: Schon unsere Vorfreude war ein Kapitel für sich. Es wurde geplant, wer was wie anziehen kann. Manche trafen sich vorab, um sich schon mal mittels „heimischer Leuchtbildröhren“ an den DVDs zu ergöt- zen. Die Haushalts-Leute wurden Wochen vorher darauf angesetzt, heimlich (so dass es Katja nicht mitkriegte) Teekannen, Suppenter- rinen und zeitgemäße Accessoires zu sichern … Dann kam der Tag näher – aber auch der geschichtsträchtige Lockdown leitete sich langsam ein. Antje hatte die ehrenvolle Aufgabe übernommen, eine Geburtstagstorte zu zaubern. Aber auf einmal gab es nicht mehr ge- nug Mehl zu kaufen. Gleich drei Leute wurden zur Beschaffung an- gesetzt – mit Erfolg. Auch sowas Profanes wie Klopapier galt es noch rechtzeitig zu sichern. Wer hätte sich all das ein paar Monate früher ausmalen wollen. Wir zwei, Claudia (GRATA) und Elke, trafen uns für den Aufbau, um die Tafel und andere Café-Inseln mit Damastdecken, Kerzenleuch- tern, Teestövchen u. v. m. auszustatten. Zeitgemäße Hütchen fl atter- ten hier und da, und spontan kam noch Zahra mit einem sehr lecke- ren persischen Essen vorbeigeradelt, damit wir bei Kräften blieben. Und nach dem ganzen Gerödel wurde abends noch im GRATA- Küchenbüro Kürbissuppe vorbereitet. 18 19
HAUPTFREUDE Sonntag ab 14:30 Uhr war es soweit. Rund Und weil dann schon wieder Platz für Ka- 20 Leute im Alter von 6 Monaten bis 75 Jah- lorien war, hatten Elke und Zahra „Schnitt- ren kamen und es gab ein großes Hallo und chen mit Gürkchen“ vorbereitet, das Süpp- Staunen und Abfeiern. Denn unsere Parole chen aufgekocht und in stilechten Terrinen lautete: DRESS TO IMPRESS! Begrüßung, verfrachtet. Ach so: Und Ali, Zahras Ehe- feierliche Enthüllung der Torte, eine ge- mann, brachte noch erfolgreich sein Elek- meinsame Fotosession leiteten die Feier- trikerwissen ein, denn es gab Probleme lichkeiten ein – wobei Friwi unser Mann hin- mit den aufzubackenden Baguettes bzw. ter der Kamera war. dem Backofen … Die Suppe allerdings hatte nicht nur einen nährenden, sondern auch Unsere Teatime (natürlich auch mit Kaffee) einen wärmenden Auftrag. Denn ab 18 Uhr war quasi an Stil und Geselligkeit nicht zu fährt immer unsere La- überbieten. So tolle Ku- denheizung runter. Das chen und Häppchen mussten wir nämlich in waren mitgebracht den Wochen zuvor bei worden. Sitzeckchen unseren wöchentlichen hier und da; stilvolle Singtreffen feststellen. Servietten, Leuchter Deshalb hatten wir vor- usw. Wir hatten ein ab auch aufgerufen, für reges Miteinander mit unsere abschließende viel Austausch und La- Filmsession Decken chen – auch über Mar- von daheim mitzubrin- gots geniale Teebeu- gen – nebst der drei tel-Hutkreation. Kurz: Heizstrahler, die von Eine herrlich entspann- Christina und Antje2 te Stimmung. Tja, und freundlicherweise aus- dann war es auch schon geliehen worden war- soweit mit unserer Über- en… saßen wir zu guter raschung des Tages: Letzt, eingemummelt Zum Abstrampeln der und mit glücklichen angefutterten Kalori- Mägen und Herzen in en konnte Claudia zwei ihrer Charles- der Caspo-Library und konnten auf der ton-Tanzpartner „Big Samson & Sweet neuinstallierte Leinwand Downton Abbey Peach“ gewinnen. Sie brachten die ganze mit einer umwerfenden Gräfinwitwe und Gruppe in die Charlston-Bewegung. Wir Patriarchin Lady Violett (Maggie Smith) ge- waren sicherlich keine leichte Kost für nießen. Ganz begeistert waren wir schließ- die beiden. Aber dafür eine fröhliche! Und lich zum Schluss gekommen, dass wir solch so ging es im Anschluss weiter mit freien gemeinsame Kinoabende unbedingt öfters Tanzmoves beSWINGt zu. Zusätzlich be- im „Abgestaubt“ machen müssten. schenkten uns Sascha und Petra (so die eigentlichen Namen) noch zuletzt mit einer umwerfenden Charleston-Choreo. 20 21
„UND WIR SIND BESONDERS DANKBAR, DASS WIR DIESEN TAG ALS EINE BESONDERE ERINNE- RUNG HABEN DÜRFEN.“ – Claudia Krüger, Elke Conrad NACHFREUDE Fast sieben Stunden währte unser Hap- sollte. Unser Downton Abbey Tag ist also pening, und an der Stelle lassen wir die Äl- quasi ein Sinnbild für unsere letzte gro- teste unserer Runde zu uns sprechen. Denn ße Caspo-Unbekümmertheit. Die „Roaring Inge brachte es so passend auf den Punkt: 20th“, die brüllenden 20er Jahre haben sich Erst dachte man, was ist das für ein langes in diesem Jahrhundert ganz anders ein- Programm, und dann ist der Tag wie im Nu geläutet als wir es dachten. Aber so ist es verflogen. Es war so wunderschön, dass nun. Und wir sind besonders dankbar dafür, man gar nicht gehen wollte. Alles so stim- dass wir diesen Tag als eine besondere Er- mig und liebevoll. Fast wie in echt! innerung haben dürfen. Aber dann kam 14 Tage später der Lock- Claudia (Krüger) & Elke (Conrad) down und wir alle hätten nie gedacht, dass dieser wunderschöne Tag für uns alle bis heute die letzte große Feier gewesen sein 22 23
KULTURARBEIT UND VERANSTALTUNGEN BEI CASPO Antikbuchladen „Abgestaubt“ Der Antikbuchladen „Abgestaubt“ erfreute sich auch 2020 großer Beliebtheit. Wir freu- en uns sehr, dass doch immer noch so viel gelesen wird. Immerhin wurden auch im letzten Jahr wieder für knapp 10.000 € Bü- cher verkauft – und das, obwohl wir ja we- gen des Lockdowns zwischenzeitlich ge- schlossen hatten. Im Schnitt kostet ein Buch 2,00 € – also fanden etwa 5.000 Bücher ei- nen neuen Besitzer. Schön, dass zu unseren „Bücherfreunden“ auch etliche Kinder und Jugendliche zählten, die regelmäßig in un- Papiergeflüster serer Kinderbuchabteilung stöberten. Auch die monatlichen Vorleseveranstaltun- gen für Erwachsene – unser „Papiergeflüs- ter“ – konnte in diesem Jahr nur ganz be- grenzt stattfinden. Normalerweise bereiten die Vorleser und Vorleserinnen Monat für Monat unterschiedliche Prosatexte oder Gedichte zu den unterschiedlichsten The- men vor. In diesem Jahr war leider bereits nach dem Februar-Termin Schluss. Es gab eine Lesung zum Thema „Kindereien“ und eine weitere mit dem Titel „Eine Lesung Buntes – Farbspiele in der Literatur“. Wir hatten noch viele andere Themen in petto, denn als Papiergeflüster-Team hatten wir uns am Anfang des Jahres getroffen, um bei Kaffee und Kuchen die Themen für die ein- zelnen Veranstaltungen festzulegen. Naja – aufgeschoben ist hoffentlich nicht aufge- hoben – wir hoffen auch hier darauf, dass es bald wieder losgehen kann. 24 25
Caspos Wunschbaum Da man ja auf so vieles – u. a. auch unse- re beliebten Vorleseabende – verzichten mussten, hatten wir uns noch etwas Neu- es ausgedacht. Ab November stand in un- serem Antikbuchladen „Abgestaubt“ ein „Wunschbaum“. Jeder, der wollte, durfte sich dort ein Blatt abpflücken und einen Wunsch aufschreiben – für sich, Freunde, Nachbarn, den Ort, das Land, die Welt … Natürlich konnten wir die Wünsche nicht erfüllen, aber jeder, der einen Wunsch auf- schrieb, erhielt eine kleine „Mutmachge- schichte“ von uns. Hier ein paar der aufgeschriebenen Wün- sche: „Ich wünsche mir, dass die Deutschen nicht länger auf hohem Niveau meckern.“ „Ich wünsche mir und allen anderen auf dieser Welt ein glückliches Leben voller Zufriedenheit.“ „Ich wünsche mir mehr Ver- ständnis und Toleranz für die anderen.“ „Ich wünsche Dir die Fähigkeit, kleine Dinge im Leben wahrzunehmen und Dich darüber zu freuen.“ „Ich wünschte, die Menschen würden endlich begreifen, dass wir alle in „einem Boot sitzen“ und nur gemeinsam überleben können oder untergehen.“ „Ich wünsche mir: Jedem möge bewusst sein: Ohne Toleranz untereinander gibt es auf der Welt keinen Frieden.“ „Ich wünsche mir noch sehr viele schöne Stunden mit den lieben Menschen in der 2.HeimArt.“ 26 27
und Nummern versehen, so dass man sie – mutlich werden dafür Spenden benötigt. wie viele andere Sachen auch – auf Bestel- Aber das wird schon klappen! lung abholen konnte. Und natürlich haben wir allerlei Pläne in der Und tatsächlich haben wir auch einige exo- Schublade – mehr vielleicht als die Bundes- tische Bücher, die zu Caspo nicht passten, regierung bei der Pandemiebekämpfung. im Internet verkauft, so dass wenigstens Wenn es also endlich wieder so richtig los- etwas Geld in die Kasse kam. geht – wir sind vorbereitet! Leider hat die Gemeindeverwaltung den Bis dahin bleiben Sie negativ (getestet) und Bücherschrank in Altwarmbüchen, den gesund! Caspo bestückte, ebenso kommentarlos wie rigoros abgeräumt, so dass er diese Ak- – Bücherwurm Jochen Zoellner tion nicht überstand … Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels: Der Ortsrat will sich für einen neuen Bü- cherschrank einsetzen – wohl an anderer Stelle im Zentrum, dessen Sanierung ja noch andauert. Die Gemeindeverwaltung arbeitet noch an der Verwirklichung. Ver- Bücherrückblick zu notieren und diese aufzuhängen. Dafür Lesungen – nach zwei Abenden beendet. durfte man sich eine Mutmachgeschichte Bücherkeller – verwaist. Bücherschrank im mitnehmen. Selbst lesen statt zuhören – Zentrum – abgeräumt. Wie soll man auf die- immerhin etwas. se Leere zurückschauen? Und ich habe meiner Frau am Kamin vorge- „Nützt ja nix“, sagt der Ostfriese und schenkt lesen – auch schön! sich erst mal einen Tee mit Kluntjes ein. Wir müssen immer das Beste aus einer Situa- Die Sortierer im Bücherkeller durften zwar tion machen. eine Zeitlang eingreifen – aber es war viel zu still. Kein „Ich krieg die Krise!“ von Katja 2 Und das haben wir getan: wegen uralter angelieferter Klamotten. Und „AEROSOL- Wir haben unsere Papiergeflüsterfans mit die netten Keller-Schnacks waren wegen zu „Kindereien“ und „Farbspielen in der Li- hoher Personenzahl nur kurz und mit Maske ARMER DIALOG. teratur“ unterhalten. Danach war unsere möglich – leider eher unpersönlich. muggelige Bücherei zu klein für Menschen Also sind wir mit der Frühstückskaffeetasse BESSER ALS NIX.“ und Virus. nach draußen ausgewichen. Als kleinen Trost haben wir einen „Baum Aerosolarmer Dialog. Besser als nix. der Wünsche“ ins Schaufenster gestellt – Jochen Zoellner und Menschen aufgefordert, ihre Hoffnun- Als kein Kunde mehr in den Laden durfte, gen für sich selbst, die Nachbarn, den Ort, haben viele fleißige Hände Bücher im kre- die Welt, die Zukunft … auf kleinen Kärtchen ativ bestückten Schaufenster mit Preisen 28 29
Einfach singen Bastelwerkstatt Seit geraumer Zeit wurde unter den Mitarbeiterin- Nach unserer Winterwerkstatt in 2019 nen die Idee bewegt, dass es doch schön sei, mit stand eigentlich bereits der Termin für un- einigen, die dazu Lust hätten, gemeinsam zu sin- sere Frühlingswerksatt. Alles war geplant – gen. Nicht im Sinne eines anspruchsvollen Chores, und dann kam der Lockdown. Weder im sondern eben „einfach singen“. Unter genau diesem Frühling noch im Herbst noch im Winter Motto startete im Januar ein kleines Grüppchen un- konnten wir zusammen basteln. Stattdes- ter der Leitung von Christiane, die bereits mit vielen sen gab es dann Caspos kreativen Ad- Gruppen und Grüppchen Singveranstaltungen durch- ventskalender. 24 Personen fanden sich, geführt hat. Sie trafen sich nach Feierabend in unse- die jeweils einen Tag vom 1. Dezember bis rem Antikbuchladen „Abgestaubt“, machten ein paar zum 24. Dezember zugeteilt bekamen, und Stimmübungen und sangen von Kirchenliedern über bastelten jeweils 24 gleiche Kleinigkeiten. alte Mundorgelschlager alles, was von den Teilneh- Schließlich bekam jede der 24 Teilneh- menden gewünscht wurde – und was das wichtigs- merinnen einen Adventskalender – und te war: Sie hatten Spaß dabei. Gerade wollten sie ein einer war für die 2.HeimArt bestimmt. Die Liedchen fürs 10-jährige Caspo-Jubiläum probieren, Kundinnen durften nach Ihrem Einkauf 1x da machte auch ihnen die Corona-Pandemie einen würfeln – die erste Kundin, die eine sechs Strich durch die Rechnung. Seitdem darf man nur würfelte, erhielt dann das Adventskalen- noch alleine zu Hause singen – aber auch hier besteht derpäckchen des Tages. die Hoffnung, dass man irgendwann auch wieder ge- meinsam einfach singen kann. Elke Conrad berichtet vom gemeinsamen Singen: „Christiane hatte ‚Singblätter’ vom Inselsingen. Da haben wir alles gesungen, was wir kannten … oder auch nicht. Das Einfach stricken war lustig. Christiane hat uns das vorgesungen und gespielt Noch so ein kleines Projekt, das leider auf und dann ging’s los. Das war schon eine Herausforderung, der „Corona-Strecke“ geblieben ist, ist das weil sie natürlich immer in den höchsten Tönen anstimmte studentische Projekt „einfach stricken“. und wir kaum mithalten konnten. Aber: Christiane hat keine Die Idee hierzu hatte eine Studentin der Beschwerde gelten gelassen und uns zur Höchstleistung Fachhochschule Hildesheim. Sie wollte ge- angetrieben … mit mäßigem Erfolg. Manchmal hat sie auch meinsam mit Senioren ein einfaches Hand- etwas tiefer angestimmt – schließlich sollten wir ja auch arbeitsprojekt starten, wobei der Schwer- Erfolgserlebnisse haben. Sogar an Quodlibet haben wir punkt bei der Gemeinschaft liegen sollte. uns gewagt – das hat allen dolle Spaß gemacht. (Erklärung Natürlich sollte es auch Kaffee, Tee und laut Wikipedia: „Ein Quodlibet (lat. ‚wie es beliebt‘) ist ein – Kekse geben und alle wollten es sich in meist scherzhaftes – Musikstück, in dem ursprünglich von- der Begegnungsstätte gemütlich machen. einander unabhängige Melodien zu einem gemeinsamen Auch jede Menge Wollspenden aus Hand- Tonsatz kombiniert werden. Im Gegensatz zu Potpourri arbeitsläden wurden bereits zusammen und Medley werden die Quellmelodien nicht aneinander- gesammelt – aber leider konnte das Pro- gereiht, sondern erklingen gleichzeitig“. Kurz: Alle singen jekt bis heute immer noch nicht realisiert gleichzeitig was anderes). Und ja – einmal gab es ein kon- werden und die Wolle wartet immer noch spiratives Treffen – da haben wir eine Melodie ausgesucht, auf ihren Einsatz. auf die wir fürs Jubiläum reimen wollten – und geübt ha- ben wir auch schon … aber psst – geheim!“ 30 31
INTEGRATIONSBERATUNGS- STELLE „GRATA“ GRATA in Corona-Zeiten Kurz vor dem Lockdown war Corona das Entwicklungen bei den Klienten vorantrei- einleitende Thema in fast jedem Bera- ben könnte. So wurden mehrere Telefo- tungsgespräch. Wir merkten, dass viele nate mit den Worten begonnen „Ich habe Klienten durch das neuartige Virus beun- versucht, mein Problem/Anliegen selbst ruhigt waren. Besonders im Hinblick auf zu klären“. Das hielt jedoch nicht lange an. Kindergarten- und Schulbesuche gab es Immer weniger Klienten konnten ihre An- Unsere Integrationsberatungsstelle GRATA Verunsicherungen, Fragen und Sorgen. gelegenheiten selbst klären, weil alle Be- wird zu 90 % vom Land Niedersachsen im hörden und Einrichtungen für Publikums- Als es im März tatsächlich zum Lockdown Rahmen einer Projektförderung finanziert, verkehr geschlossen wurden. Dinge, die kam, waren wir erst einmal überrumpelt. 10 % der Kosten tragen wir selbst. Gerne sie vorher persönlich und selbstständig Auch unsere Beratungsstelle musste zu- kann man sich mit einmaligen oder regel- erledigen konnten, mussten nun schriftlich nächst einmal schließen, aber wir konnten mäßigen Spenden an der Finanzierung be- oder sogar online erfolgen. Hierfür reich- im Homeoffice weiter arbeiten und so für teiligen. Das Problem an Projektfinanzie- te aber das bereits erlangte Sprachniveau unsere Klienten da sein. Glücklicherweise rungen ist, dass diese immer nur für ein Jahr häufig noch nicht aus, so dass viele Klien- hatten wir uns für verschiedene digitale greifen – es müssen Folgeanträge gestellt ten wieder verstärkt von der Unterstützung Kommunikationswege schon vor längerer werden, die aber oft erst später und dann durch die Beratungsstelle abhängig wur- Zeit Einverständniserklärungen geben las- rückwirkend bewilligt werden, so dass wir den. Damit veränderte sich auch der Be- sen. Es erwies sich in dieser Zeit als gro- den zu erwartenden Betrag vorfinanzieren ratungsalltag. Etliche Aufgaben, die zuvor ße Erleichterung, dass uns die Klienten auf müssen. gar nicht an die Beratungsstelle herange- dem Diensthandy oder per E-Mail/Whats- tragen wurden, mussten nun übernommen Bei GRATA sind die Sozialwissenschaftlerin App erreichen konnten. werden, wobei sich grundsätzlich die Bear- Christina Deli (0,75-Stelle) sowie die Sozial- Zu Beginn hatten wir kurzfristig den Ein- beitungswege erheblich erschwert haben. arbeiterinnen/Sozialpädagoginnen Claudia druck, dass der Lockdown auch positive Krüger (0,75-Stelle) und Katja Jelinek (0,25- Stelle) beschäftigt. Christina und Claudia teilten sich die Beratungsarbeit, während Katja überwiegend für die niedrigschwel- lige Kontaktarbeit sowie für die konzepti- onelle Fortschreibung des Projektes und dessen Organisation und Koordination zu- ständig war. Vielleicht noch mehr als auf den Bereich des Sozialen Kaufhauses nahm das Thema „Corona“ Einfluss auf unsere Beratungstä- tigkeit bei GRATA, unserer Integrationsbe- ratungsstelle für Geflüchtete und Migran- ten. Im Folgenden berichten Christina Deli und Claudia Krüger über ihre Beratungstä- tigkeit in 2020. 32 33
Hier einfach zwei Beispiele: Aus dem Homeoffice versuchten wir, so len abhängig. Das war und ist ein großer viel wie möglich für die Klienten zu über- Rückschritt in Sachen Integration und auch – Es gibt in Deutschland die Möglichkeit, nehmen. Donnerstags führten wir einen für viele Klienten sehr enttäuschend. Was bei rechtlichen Problemen kostenlose Präsenztag im Büro ein, um Dringendes zu unsere Handlungswege angeht, wollen wir Rechtsberatung zu bekommen, sofern man klären, was für den Telefonweg nicht ge- hier aber auch noch zwei Berichte geben, finanziell mittellos ist. Das betriff t alle Men- eignet war. Die Beratungsbüros mussten die uns unterm Strich Mut machen: schen und damit auch unsere Klientel. Da- an dieser Stelle entsprechend umgestaltet für muss man beim Amtsgericht einen so – Da man sich durch den Lockdown in den werden. Abstände mussten eingehalten und genannten Beratungshilfeschein beantra- Jobcentern auf viele Arbeitslose einrichten Hygieneschutzwände installiert werden. gen. Das war vor der Pandemie innerhalb musste, wurden die Bearbeitungsfristen Nach und nach gab es dann die sogenann- weniger Stunden erledigt. Man musste der Einrichtungen auf unbestimmte Zeit ten „Lockerungen“ einfach nur alle erforderlichen Unterlagen außer Kraft gesetzt. Das führt bei dringli- und auch das So- persönlich vorlegen und erhielt den Bera- chen Klärungen seitdem zu Nöten. Hinzu ziale Kaufhaus und tungshilfeschein. Nun aber sind nur noch kommt, dass die Klienten dem Jobcenter unsere Beratungs- schriftliche Anträge möglich und die Bear- gegenüber weiterhin eine so genannte Mit- stelle durften wie- beitung benötigt mehrere Wochen bis Mo- wirkungspflicht haben. Hier gibt es immer der öffnen. Schritt- nate. In dieser Zeit sind jedoch schon vie- eine Frist von meistens zwei Wochen, in weise haben wir die le Fristen abgelaufen. Man denke z. B. nur der Nachweise vorgelegt werden müssen. Präsenzzeit im Büro an Mahnbescheide, auf die man innerhalb Kommt man dem nicht nach, drohen finan- ausgedehnt, so dass von zwei Wochen reagieren muss. Wird in zielle Kürzungen. Wenn allerdings Einrich- wir ab Mitte Mai wie- der Zeit kein Anwalt eingeschaltet, wird die tungen geschlossen und Beratungsstel- der vier Tage vor Ort Forderungssumme rechtskräftig, egal ob len mit freien Terminen im Engpass sind, arbeiteten. sie berechtigt war. Kurz: Die Möglichkeit kommt es unweigerlich zu Problemen. Sehr der geförderten Beratungshilfe greift nun Für den zweiten geholfen hat uns und hilft uns nach wie vor kaum noch. Teillockdown im No- die seit März eingerichtete zentrale Ruf- vember 2020 waren nummer der Jobcenter Region Hannover. – War man während des Lockdowns ar- wir aufgrund unse- Hier können, meist sogar ohne Wartezeit, beitslos geworden und wollte einen An- rer Erfahrungen aus direkt und unkompliziert Fragen geklärt trag auf Arbeitslosengeld 1 stellen, war dem ersten Lock- und mitunter auch Fristverschiebungen dies nur noch nach telefonischer Regis- down besser vor- beantragt werden. Der bis dahin klassische trierung bei der Agentur für Arbeit mög- bereitet. So konnten wir vermehrt Schwei- Weg über die bundesweite Telefonzentrale lich. Als nächstes war der Antrag online zu gepflichtsentbindungen von den Klienten in Halle hat uns immer enorm lange Warte- stellen. (Aktuell geht es zwar auch wieder für Behörden vorbereiten, um den Klienten zeiten gekostet. persönlich, aber nur mit langer Wartezeit, schneller helfen zu können. Die Zahl der in der dann auch noch kein Geld fließt). Vor – Sehr schön und auch notwendig war es, als Beratungstermine und Klientenanfragen dem Lockdown dauerte das ganze Proze- wir im Juni nach drei Monaten „Zwangspau- nahmen dadurch natürlich nicht ab, aber dere höchstens ein paar Tage. Während se“ wieder am sogenannten „Runden Tisch einige Anfragen konnten damit schneller des Lockdowns waren aber oft auch nicht Integration Isernhagen“ zusammenkom- geklärt und bearbeitet werden. die erforderlichen Nachweise von den al- men konnten. Besonders in solch schwieri- ten Arbeitgebern zu besorgen, was für die Weiterhin arbeiten viele Behörden nur mit gen und herausfordernden Zeiten sind der endgültige Bearbeitung unabdingbar ist. Terminvergaben, die wiederum nur schrift- kollegiale Austausch und die persönlichen Im Fall eines unserer Klienten zog sich al- lich, selten telefonisch, vereinbart werden Berichte der Kollegen und Kolleginnen be- lein seine Antragstellung über zwei Monate können. Es kommt also nach wie vor zu sonders wichtig. hin. Anschließend musste der Mann noch großer Mehrarbeit bei uns, und die Klien- mehrere Wochen auf die Entscheidung der ten bleiben weiterhin von Beratungsstel- Agentur für Arbeit warten. Das sind Zeiten finanzieller Nöte! 34 35
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