Titelthema: Bisher unbekannter Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke entdeckt - Ferkelkastration: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

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Titelthema: Bisher unbekannter Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke entdeckt - Ferkelkastration: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Hochschulmagazin der Stiftung
Tierärztliche Hochschule Hannover

47. Jahrgang
Dezember 2018
Ausgabe Nr. 4

Titelthema:                         Ferkelkastration:
Bisher unbekannter Mechanismus      Schluss mit dem Schmerz
der Blut-Hirn-Schranke entdeckt
Titelthema: Bisher unbekannter Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke entdeckt - Ferkelkastration: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Gemeinsam
                                     in die Zukunft

       Niedersächsischer Tierärztetag
                 24.– 26. Januar 2019
        im Hannover Congress Centrum

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                          t i e r ä r z t e t a g . d e
www.nied   ersächsischer-
Titelthema: Bisher unbekannter Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke entdeckt - Ferkelkastration: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
EDITORIAL
Foto: jolygon – stock.adobe.com

                                  das Jahr 2018 steht für die TiHo im Zeichen
                                  verschiedener Jubiläen: Vor 240 Jahren
                                  wurde die TiHo als Roßarzney-Schule ge-
                                  gründet und seit 15 Jahren befindet sich
                                  unsere Universität in der Trägerschaft ei-
                                  ner Stiftung des öffentlichen Rechts – um
                                  nur zwei wichtige Beispiele zu nennen. Im
                                  Oktober feierte die Graduate School der
                                  TiHo ihren Gründungstag: Vor 20 Jahren
                                  führte die TiHo als erste Universität in
                                  Deutschland ein PhD-Programm ein. Der
                                  PhD war damals in vielen Staaten längst
                                  ein gängiger Abschluss, nur in Deutsch-        Anlass zur Hoffnung: Sie konnten den neu
                                  land war es noch nicht möglich, den PhD        entdeckten Mechanismus hemmen und so
                                  zu erwerben. Die TiHo startete den PhD-        die Blut-Hirn-Schranke umgehen. Den
                                  Studiengang „Veterinary Research and Life      ausführlichen Bericht zu den Barrier Bo-
                                  Sciences“ im Oktober 1998. Lesen Sie mehr      dies lesen Sie in unserer Titelgeschichte.
                                  darüber auf Seite 19 in diesem Heft. In der
                                  Märzausgabe des TiHo-Anzeigers werden          In der Kritik steht schon seit längerem die
                                  wir ausführlich über einen Festakt zum         bisher übliche Praxis, männliche Saugfer-
                                  240-jährigen Jubiläum der TiHo berichten,      kel ohne Betäubung zu kastrieren. Im We-
                                  der nach dem Redaktionsschluss statt-          sentlichen besteht Einigkeit darüber, dass
                                  fand.                                          auch künftig vermieden werden soll, dass
                                                                                 Schweinefleisch mit dem typischen, unan-
                                  Ich gehe davon aus, dass jede Forscherin       genehmen Ebergeruch in den Handel ge-
                                  und jeder Forscher das Ziel hat, in mög-       langt – wie dieses Ziel erreicht werden soll,
                                  lichst hochrangigen Fachmagazinen zu pu-       darüber herrscht allerdings Uneinigkeit. In
                                  blizieren. Wenn der Inhalt der Publikation     dem Beitrag „Schluss mit dem Schmerz“ in
                                  auch noch das Potenzial hat, künftig die       der Rubrik TiHoCampus erfahren Sie mehr
                                  Lehrbücher zu ergänzen, ist es umso schö-      über die vier bisher diskutierten Varianten
                                  ner. Einem Forscherteam um Professor           und ihre Vor- und Nachteile. Vermutlich
                                  Löscher aus dem Institut für Pharmakolo-       behält Professor Waldmann recht, wenn
                                  gie, Toxikologie und Pharmazie und Pro-        er sagt, dass zukünftig wahrscheinlich
                                  fessor Naim aus dem Institut für Physiolo-     mehrere Methoden möglich sein und ein-
                                  gische Chemie ist das kürzlich gelungen.       gesetzt werden.
                                  Sie entdeckten einen bisher nicht be-
                                  kannten Mechanismus der Blut-Hirn-             Genießen Sie die restlichen Tage
                                  Schranke und veröffentlichten ihn im re-       des Jahres 2018!
                                  nommierten Fachmagazin PNAS: „Barrier
                                  Bodies“ sorgen dafür, dass schädliche
                                  Stoffe nicht ins Gehirn gelangen. Die Barri-
                                  er Bodies sind eine von mehreren Varian-
                                  ten, mit denen die Blut-Hirn-Schranke un-
                                  ser Denkorgan schützt – gleichzeitig hin-
                                  dert sie aber auch viele Medikamente da-
                                  ran, ins Hirngewebe zu gelangen. Das gilt
                                  unter anderem für das Tumormedikament          Dr. Dr. h. c. mult. Gerhard Greif
                                  Doxorubicin, das die Wissenschaftle-
                                  rinnen und Wissenschaftler in ihren Ver-
                                  suchen als Modellsubstanz nutzten. Ihre
                                  Forschungsergebnisse geben jetzt aber

                                                                                                                     TIHO-Anzeiger   |   4/2018   3
Titelthema: Bisher unbekannter Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke entdeckt - Ferkelkastration: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Nr. 4|2018                           Inhaltsverzeichnis

    5          TIHO     titel | Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke neu entdeckt
    7          TIHO     aktuelles |Hörsaalkonzerte, KinderUniHannover
10		           TIHO     campus | Clinical Skills Lab, Ferkelkastration
22		           TIHO     forschung | Zikaviren, Antibiotikaresistenzforschung
28             TIHO     freunde | Alumni-Interview, Deutschlandstipendiaten
30             TIHO     persönlich | Nachruf auf Professor Friedhoff

4       TIHO-Anzeiger   |   4/2018
Titelthema: Bisher unbekannter Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke entdeckt - Ferkelkastration: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
TIHO     titel

                      Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Barrier Bodies. Auf Foto a werden die Barrier Bodies gerade von
                      der Zelle abgeschnürt. Foto b zeigt die traubenförmige Anhäufung der Barrier Bodies an der Oberfläche der Endo-
                      thelzellen, die die Blut-Hirn-Schranke bilden. Fotos: Birthe Gericke, Ingo Gerhauser

BISHER UNBEKANNTER MECHANISMUS DER
BLUT-HIRN-SCHRANKE ENTDECKT
Die Blut-Hirn-Schranke schützt das Gehirn vor schädlichen Stoffen – verhindert aber auch, dass Me-
dikamente ins Gehirn gelangen können. Wie das funktioniert, ist in Teilen bereits bekannt. TiHo-For-
scher veröffentlichten jetzt einen weiteren, bisher nicht bekannten Mechanismus.

P Im September beschrieben die TiHo-         telbar aufeinander und verhindern, dass       werden. So verhindert oder limitiert der
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-       potentiell gefährliche Fremdstoffe aus        Transporter, dass die Stoffe ins Gehirn ge-
ler den bisher unbekannten Mechanismus       dem Blut unkontrolliert zwischen den Zel-     langen. „Allerdings geschieht das auch
der Blut-Hirn-Schranke im Fachmagazin        len hindurch in das Gehirn diffundieren.      mit vielen Medikamenten“, erklärt Profes-
PNAS (Proceedings of the National Acade-                                                   sor Dr. Wolfgang Löscher, Leiter des Insti-
my of Sciences of the United States of       „Stoffe, die im Gehirn benötigt werden,       tuts für Pharmakologie, Toxikologie und
America). Über fünf Jahre arbeiteten sie     wie etwa Sauerstoff oder Glucose, gelan-      Pharmazie. „Es entsteht eine Medikamen-
an dem Projekt. Beteiligt waren Forsche-     gen natürlich trotz der Blut-Hirn-Schranke    tenresistenz.“
rinnen und Forscher des Instituts für        dorthin“, erklärt Dr. Birthe Gericke aus
Pharmakologie, Toxikologie und Pharma-       dem Institut für Pharmakologie, Toxikolo-     So funktioniert der Mechanismus
zie, des Instituts für Physiologische Che-   gie und Pharmazie. Außerdem können
mie, des Instituts für Pathologie, des Re-   kleine, hoch fettlösliche Fremdstoffe         „Lysosomen spielen eine zentrale Rolle
search Centers for Emerging Infections       durch Diffusion oder aktiven Transport        für den von uns entdeckten Mechanis-
and Zoonoses (RIZ) und ein Stammzellfor-     vom Blut ins Innere der Endothelzellen        mus“, erklärt Professor Dr. Hassan Y.
schungsteam aus der Klinik für Unfallchi-    und von dort weiter ins Hirngewebe ge-        Naim, Leiter des Instituts für Physiolo-
rurgie der Medizinischen Hochschule          langen. Diese fettlöslichen Fremdstoffe       gische Chemie. Die Zellorganellen sind
Hannover.                                    durchdringen die Lipidmembran der En-         einfache von einer Membran umschlos-
                                             dothelzellen oder werden aktiv vom Blut       sene Vesikel. Sie enthalten Verdauungs-
Die bereits bekannten Abwehr-                ins Zellinnere transportiert: In der Mem-     enzyme und spalten nicht mehr benötigte
mechanismen                                  bran der Endothelzellen befinden sich da-     Moleküle in kleinere Bestandteile auf, die
                                             für Transportproteine. Andere Transport-      sie dann wieder abgeben. „Sie sind so ei-
Die Blut-Hirn-Schranke schützt das Ge-       proteine, sogenannte Effluxtransporter,       ne Art Recyclingstation“, erklärt Naim,
hirn mit physikalischen und bioche-          sorgen aber dafür, potentiell schädigende     „wir entdeckten jetzt, dass die Lysosomen
mischen Mechanismen vor im Blut gelös-       Stoffe, die in die Endothelzellen gelangt     im Gehirn noch weitere Aufgaben haben.“
ten Stoffen, die die neuronale Aktivität     sind, direkt wieder hinaus zu transportie-    Hat es eine Substanz ins Innere einer En-
beeinflussen können. Die physikalische       ren. Sie bilden die biochemische Barriere.    dothelzelle geschafft, nehmen die Lyso-
Barriere bilden Endothelzellen, die die                                                    somen diese Stoffe auf und schleusen sie
Blutgefäße im Gehirn von innen ausklei-      Ein Beispiel für solch einen Effluxtrans-     aus der Zelle hinaus zurück ins Blut. In die
den. Über sogenannte Tight Junctions         porter ist das P-Glykoprotein. Er sorgt da-   Lysosomen gelangen die Stoffe ebenfalls
sind sie eng miteinander verbunden. Die      für, dass Fremdstoffe umgehend wieder         mit Hilfe von P-Glykoprotein. Gericke er-
Plasmamembranen der benachbarten             aus den Endothelzellen der Blut-Hirn-         klärt, was in der Zelle passiert: „Nachdem
Zellen liegen in diesen Bereichen unmit-     Schranke zurück ins Blut transportiert        die Lysosomen einen Stoff aufgenommen

                                                                                                           TIHO-Anzeiger   |   4/2018   5
Titelthema: Bisher unbekannter Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke entdeckt - Ferkelkastration: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
TIHO      titel

                                                                              Die Schutzmechanismen der Blut-Hirn-Schranke: 1. Der Trans-
                                                                              porter P-Glykoprotein schleust Fremdstoffe (rote Punkte) aus
                                                                              der Zelle zurück ins Blut. 2. Zusätzlich können Fremdstoffe
                                                                              durch P-Glykoprotein haltige Lysosomen aufgenommen und
                                                                              durch Verschmelzen mit der Zellmembran wieder ins Blut abge-
                                                                              geben werden. 3.+5. Bei dem neu beschriebenen Mechanismus
                                                                              schnüren sich die Lysosomen an der Zelloberfläche ab und bil-
Das Forscherteam entdeckte die Barrier Bodies:                                den die traubenförmig angeordneten Barrier Bodies. Die Barrier
Professor Dr. Wolfang Löscher, Dr. Birthe Gericke und                         Bodies werden dann von neutrophilen Granulozyten aufgenom-
Professor Dr. Hassan Y. Naim.                                                 men und entsorgt. Fotos: privat

haben, können sie zum einen mit der Zell-      zu behandeln, gelangt kaum ins Gehirn.          xorubicin rot. „Auf den Aufnahmen ist gut
membran verschmelzen und den Stoff             Da die Wissenschaftler wissen wollten,          zu sehen, wie die weißen Neutrophilen die
wieder ins Blut geben. Bei dem von uns         wieso es Doxorubicin nicht schafft, die         rot-grünen Strukturen aufnehmen und
entdeckten Mechanismus werden die              Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, nut-          entsorgen“, berichtet Löscher. Besonders
kompletten Lysosomen von der Zellmem-          zten sie den Wirkstoff für ihre Experi-         schön ist, dass sie sogar filmen konnten,
bran umhüllt und samt dem auszuschei-          mente. „Die Versuche machten wir in der         wie ein neutrophiler Granulozyt die Ober-
denden Stoff abgeschnürt. Die abge-            Zellkultur. Da uns außerdem interessierte,      fläche einer Endothelzelle mit seinen Zell-
schnürten Lysosomen befinden sich dann         ob der Mechanismus tierartübergreifend          fortsätzen nach Barrier Bodies abtastet.
innerhalb des Blutgefäßes an der Oberflä-      vorkommt, legten wir Zellkulturen mit En-
che der Endothelzelle. Dort sammeln sie        dothelzellen der Blut-Hirn-Schranke vom         Die Hemmung des Mechanismus –
sich und schließen sich zu traubenför-         Menschen und vom Schwein an“, erklärt           neue Therapieansätze?
migen Gebilden zusammen.“ Im Blut be-          Gericke.
finden sich Immunzellen, die wiederum                                                          Das von den Forschern als Modellsub-
die Trauben aufnehmen und abtranspor-          Für fluoreszenz-mikroskopische Aufnah-          stanz eingesetzte Doxorubicin wird in der
tieren. Diese Immunzellen heißen neutro-       men färbten sie die Zellkulturen an und         Human- und in der Tiermedizin zur Thera-
phile Granulozyten.                            gaben autofluoreszierendes Doxorubicin          pie von Tumoren wie beispielsweise
                                               in die Kultur. „Auf den Aufnahmen ist           Brust- und Lungenkrebs eingesetzt. Zur
„Wir haben die lysosomalen Zusammen-           deutlich zu sehen, dass sich Doxorubicin        Behandlung von Hirntumoren ist es wie
schlüsse an der äußeren Zellmembran            nur in Zellen befindet, die (noch) kein P-      viele andere Krebstherapeutika weniger
‚Barrier Bodies‘ genannt und nehmen an,        Glykoprotein haben“, erklärt Gericke. Aus       geeignet, da die Blut-Hirn-Schranke ver-
dass die Barrier-Body-Bildung ein Weg der      den Zellen mit P-Glykoprotein wird es, wie      hindert, dass ausreichend hohe Konzen-
Blut-Hirn-Schranke ist, auf sehr hohe Kon-     beschrieben, auf verschiedenen Wegen            trationen des Chemotherapeutikums im
zentrationen von Fremdstoffen schnell re-      zurück ins Blut transportiert. Hohe Kon-        Hirntumor erreicht werden. In ihrer Stu-
agieren zu können. Unsere Entdeckung           zentrationen des Medikaments oder an-           die versuchten die Forscher daher, die
könnte einen neuen Ansatz bieten, um die       derer potentiell zelltoxischer Substanzen       Blut-Hirn-Schranke zu umgehen – und
Aufnahme von Substanzen in das Gehirn          aktivieren die Barrier-Body-Bildung, um         hatten Erfolg. Es gelang ihnen, die Bildung
zu manipulieren“, erklärt Löscher.             das Hirn zu schützen.                           der Barrier Bodies mit verschiedenen
                                                                                               Substanzen zu hemmen. „Das Gute ist,
Versuche in der Zellkultur                     Gaben die Wissenschaftler außerdem aus          dass sich darunter Substanzen befinden,
                                               dem Blut isolierte neutrophile Granulo-         die bereits in der Medizin eingesetzt wer-
Die Blut-Hirn-Schranke ist eine effektive      zyten in die Zellkultur, konnten sie mit Hil-   den oder sich in der Entwicklung zur An-
Barriere, die auch viele Medikamente           fe eines konfokalen Fluoreszenzmikro-           wendung beim Patienten befinden. Wir
nicht überwinden können. Für Patienten         skops zeigen, wie die Neutrophilen die Ly-      hoffen, einen neuen Weg gefunden zu ha-
mit einem Hirntumor ist das beispielswei-      sosomen aufnehmen. Sie färbten dafür            ben, die Behandlung von Hirntumoren zu
se ein Problem: Der Wirkstoff Doxorubi-        die P-Glykoproteine in der Zellwand der         verbessern – in der Human- wie in der
cin, der häufig genutzt wird, um Tumoren       Lysosomen grün, und den Wirkstoff Do-           Tiermedizin“, sagt Naim. W vb

6       TIHO-Anzeiger   |   4/2018
Titelthema: Bisher unbekannter Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke entdeckt - Ferkelkastration: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
TERMINE
4.12.2018 und 12.2.2019                   Tel.: +49 511 953-8527                 16.1.2019
                                          manuela.gernert@tiho-hannover.de
Fortbildung der Klinik                                                           Blutspende
für Pferde                                                                       AStA und Deutsches Rotes Kreuz
                                          6.12.2018
Klinik für Pferde
                                          Ökumenische Advents-                   11.30 bis 17.30 Uhr
18.30 Uhr                                 andacht                                Alter Pylorus
Bayer-Hörsaal Klinikum am Bünteweg                                               Kontakt: Johanna Lammers
Kontakt: Regina Goldbach                  19 Uhr                                 johanna.lammers@tiho-hannover.de
Tel.: +49 511 953-6500                    Alte Demohalle Klinik für Rinder
regina.goldbach@tiho-hannover.de                                                 22.1.-26.1.2019
                                          6.12.2018 sowie 10.1. und 24.1.2019
                                                                                 Theaterstück: „Yvonne,
4.12., 11.12. und 18.12.2018              Physiologisches Kolloquium             die Burgunderprinzessin“
Seminarreihe Buiatrik                     Physiologisches Institut
                                                                                 von Witold Gombrowicz
Klinik für Rinder                                                                TiHo-Theater AG
                                          16.15 Uhr
16.15 Uhr                                 Seminarraum Physiologisches Institut   Jeweils 20 Uhr
Demo-Halle Klinik für Rinder              Kontakt: PD Dr. Mirja Wilkens          Alte Heizzentrale
Kontakt: Dr. Martin Höltershinken         Tel.: +49 511 856-7628                 Kontakt: Jan Scheler
Tel.: +49 511 856-7243                    mirja.wilkens@tiho-hannover.de         Tel.: +49 511 953-8046
rikli@tiho-hannover.de                    Dr. Alexandra Muscher-Banse            jan.scheler@tiho-hannover.de
                                          Tel.: +49 511 856-7430
                                          alexandra.muscher@tiho-hannover.de     31.1.2019
5.12.2018
Vortragsreihe „TiHo am                                                           Semesterabtrunk
                                          7.12.2018
Abend“: Fledermäuse, eine                                                        AStA
faszinierende Tierart                     Feierliche Promotion
                                                                                 18 Uhr
TiHo-Akademie                             11 Uhr                                 Alter Pylorus
                                          Aula
18.30 Uhr
                                                                                 2.2.2019
Hörsaal Museumsgebäude                    8.12.2018
Referentin: Tierärztin Dr. Renate Keil                                           Letzter Vorlesungstag
www.tiho-hannover.de/akademie             Bedeutung von
                                          Gesundheitsmerkmalen in der            8.2.2019
5.12. und 19.12.2018 sowie 16.1. und      Pferdezucht
                                                                                 Seminar Veterinary Public
23.1.2019                                 Institut für Tierzucht und             Health 2019: Antimicrobial
Current Topics in Biomedicine             Vererbungsforschung                    Resistance at the Human-Ani-
Institut für Physiologische Chemie        9.15 Uhr                               mal-Environment Interface
Institut für Virologie                    Hörsaal Institut für Pathologie        Institut für Biometrie, Epidemiologie
Research Center for Emerging              Kontakt: Martina Hubert                und Informationsverarbeitung
Infections and Zoonoses                   Tel.: +49 511 953-8876
                                          martina.hubert@tiho-hannover.de        9 bis 17 Uhr
17 Uhr                                                                           Bayer-Hörsaal Klinikum am Bünteweg
Seminarraum Research Center for                                                  Kontakt: Dr. Nicole Werner
                                          10.-14.12.2018
Emerging Infections and Zoonoses                                                 Tel.: +49 511 953-7967
Kontakt: Nawaphat Wanphen                 Kompaktkurs                            nicole.werner@tiho-hannover.de
Tel.: +49 511 953-8781                    „Versuchstierkunde/
nawaphat.wanphen@tiho-hannover.de         Tierschutz“ nach FELASA B              25.2.-1.3.2019

5.12. und 19.12.2018 sowie 16.1. und
                                          Institut für Tierhygiene, Tierschutz   Epidemiologie und Biometrie:
30.1.2019
                                          und Nutztierethologie                  Kursprogramm 2019
                                          9 Uhr                                  Institut für Biometrie, Epidemiologie
Pharmakologisches                         Bibliothek und Kursraum 117            und Informationsverarbeitung
Schwerpunktseminar                        Institut für Lebensmitteltoxikologie   FEP - Förderverein für Angewandte
Institut für Pharmakologie, Toxikologie   Kontakt: Heike Töllner                 Epidemiologie und Ökologie e. V.
und Pharmazie                             Tel.: +49 511 856-8959
                                          heike.toellner@tiho-hannover.de        13.30 Uhr
16.15 Uhr                                                                        TiHo-Tower, Raum 214 und 217
Kursraum Institut für Pharmakologie,                                             Kontakt: Heike Krubert
Toxikologie und Pharmazie                                                        Tel.: +49 511 953-7951
Kontakt: apl. Prof. Dr. Manuela Gernert                                          heike.krubert@tiho-hannover.de

        Weitere Informationen finden Sie unter www.tiho-hannover.de/aktuelles-presse/termine-veranstaltungen/

                                                                                                   TIHO-Anzeiger   |   4/2018   7
Titelthema: Bisher unbekannter Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke entdeckt - Ferkelkastration: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
TIHO       aktuelles
BIB-TIPP: URL,
DOI UND URN?
P Eine URL (Uniform Resource Locator)
ist die weltweit eindeutige „elektro-
nische Adresse“ eines Dokumentes im In-
ternet, beispielsweise die Adresse, unter
der Sie den TiHo-Anzeiger abrufen kön-
nen. Wird jedoch der elektronische
Standort des Dokuments verändert, sind
alle Referenzen auf das Dokument in
Form der URL nicht mehr benutzbar.

DOI (Digital Object Identifier) oder URN           WIE VIEL SCHWEIN BRAUCHT
(Uniform Resource Name), beides soge-
nannte Persistent Identifier, sind dage-           DER MENSCH?
gen dauerhaft mit dem Dokument ver-
bunden. Beim Umzug des Dokuments                   P Die KinderUniHannover (KUH) bietet im Wintersemester 2018/19 wieder
auf einen anderen Server, das heißt zu ei-         spannende Vorträge für Mädchen und Jungen ab acht Jahren. Expertinnen und
ner anderen URL-Adresse, bleiben die               Experten der fünf hannoverschen Hochschulen erklären ihnen in kindge-
DOI oder die URN erhalten. Sie sind also           rechten 45-minütigen Vorlesungen interessante Themen und Tatsachen aus
hervorragend zum Zitieren des Doku-                Alltag und Wissenschaft.
ments geeignet.
                                                   An der TiHo wird Professor Dr. Karl-Heinz Waldmann aus der Klinik für kleine
Jeder DOI-Name besteht aus zwei Teilen,            Klauentiere am Dienstag, den 5. Februar 2019 der Frage auf den Grund gehen:
dem Präfix und dem Suffix. Das Präfix              Wie viel Schwein braucht der Mensch? Der Begriff „Schwein“ wird von uns häu-
verweist auf denjenigen, der den Namen             fig aus den unterschiedlichsten Gründen gebraucht, zum Beispiel hat jemand
registriert hat, das Suffix gibt die ID-           mit Glück „Schwein gehabt“ oder, wenn alles ganz dreckig und unordentlich ist,
Nummer des Objekts an. Durch das Vo-               ist das eine „echte Schweinerei“. Diese Ausdrücke haben wir alle schon einmal
ranstellen von dx.doi.org/ kann jede DOI           gehört. Was aber haben sie mit richtigen Schweinen zu tun? Und wofür brau-
zu einer URL umgewandelt werden.                   chen wir eigentlich Schweine? Wie lange haben wir sie schon, wo kommen sie
                                                   her und wie halten wir sie? Diese und andere Fragen wird Professor Waldmann
Eine URN hat die Grundform                         in der Vorlesung, auch mit Hilfe der Kinder, behandeln und erklären.
urn:NID:NSS. NID steht für den Namens-
raum, NSS für die Nummer im Namens-                Die Teilnahme an der KUH ist wie immer kostenlos und erfordert keine Anmel-
raum. Die Auflösung der URN erfolgt                dung. Alle teilnehmenden Kinder erhalten einen „Studierendenausweis“, den
durch die Vergabeeinrichtung. Für die              sie sich vor jeder Vorlesung abstempeln lassen können. Die Vorlesung an der
Deutsche Nationalbibliothek (Namens-               TiHo findet am Dienstag, den 5. Februar 2019 von 17.15 bis etwa 18 Uhr im Hör-
raum nbn:de) zum Beispiel über den Re-             saal des Instituts für Pathologie statt. Einlass ist ab 16.30 Uhr.
solver https://nbn-resolving.org/resol-
ve_urn.htm.                                        Mehr Infos unter www.kinderuni-hannover.de

    DURCHGEBLICKT
    P Wir stellen Ihr tiermedizinisches Wissen auf die Probe: Was ist die Besonderheit auf diesen beiden Röntgenbildern?
    Die Auflösung finden Sie auf Seite 29 in diesem Heft.

8        TIHO-Anzeiger   |   4/2018
Titelthema: Bisher unbekannter Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke entdeckt - Ferkelkastration: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
HÖRSAALKONZERTE                                                               LEHRREICH: AUF
2019                                                                          SCHRITT UND TRITT –
P Die Hörsaalkonzerte sind eine
                                                                              DAS HIRN LERNT MIT!
Kammermusikreihe, die sich mitt-                                              P „Was wollte ich eigentlich hier?“ ist wohl ein
lerweile zu einer kulturellen Insti-                                          Satz, der jedem schon mal durch den Kopf ge-
tution an der TiHo entwickelt hat.                                            gangen ist, nachdem man sich – einem Impuls
Sie begeistert Angehörige der                                                 folgend – in einen anderen Raum begeben hat,
TiHo ebenso wie zahlreiche exter-                                             kurz abgelenkt war und dann die eigentliche
ne Zuhörerinnen und Zuhörer.                                                  „Mission“ vergessen hatte. Die meisten von uns
Seit 20 Jahren werden die Hörsaal-                                            greifen dann zu einer einfachen, aber oft wirk-
konzerte durch Kammermusik be-                                                samen Maßnahme: Sie gehen zurück und gehen
geisterte Musikerinnen und Musi-                                              denselben Weg noch einmal. Dabei nutzen wir
ker getragen, die anspruchsvolle                                              den Kontextbezug, den unser Hirn herstellt: Es
Werke aus der Musikgeschichte                                                 verknüpft Gelerntes mit anderen Bezugspunk-
vorbereiten und aufführen. Dazu                                               ten. Dies geschieht nicht nur inhaltlich, indem
gehören häufig Werke, die im                                                  wir an Vorwissen anknüpfen, sondern ganz be-
kommerziellen Konzertwesen nur                                                sonders auch mit Bezügen zu unserer phy-
selten oder gar nicht zu hören         Di 12.02.2019                          sischen Umgebung, dem Ort, wo wir lernen.
sind. W Gerhard Breves                 Streichquartett von Mozart
                                       Tana Kleinschmidt, Matthias            Dazu haben Godden & Baddeley bereits 1975
In der kommenden Aufführungs-          Schorr, Violine, Birgit Saak, Viola,   einen bemerkenswerten Versuch durchge-
reihe werden insgesamt acht Kon-       Gerhard Breves, Violoncello            führt: 18 Taucherinnen und Taucher wurden in
zerte zu hören sein:                                                          zwei Gruppen geteilt, von denen eine Gruppe
                                       Klaviertrio von Dvořák                 an Land, die andere unter Wasser 36 zufällig
Di 15.01.2019                          Marlene Goede-Uter, Violine,           ausgewählte, zwei- bis dreisilbige Worte lernen
Werke für Violoncello und              Constanze Rölleke, Violoncello,        musste. Für die Überprüfung des Lern-
Klavier von Mendelssohn-Bart-          Eva Spogis, Klavier                    erfolgs wurde jede Gruppe erneut unterteilt,
holdy, Messiaen, Schumann und                                                 sodass am Ende vier Kombinationen mit
Piazzolla                              Di 19.02.2019                          folgenden Ergebnissen (mittlere Anzahl wie-
Christopher Franzius, Violoncello,     Gemischtes Kammermusik-                dergegebener Wörter) vorlagen:
Roland Krüger, Klavier                 programm für Violine, Violon-          • Gelernt an Land, Wiedergabe an Land:
                                       cello und Klavier mit Werken             13,5
Di 22.01.2019                          von Schumann, Beethoven und            • Gelernt unter Wasser, Wiedergabe unter
Klavier zu vier Händen mit             Debussy                                  Wasser: 11,4
Werken von Schubert und                Maike Roßner, Violine, Gottfried       • Gelernt an Land, Wiedergabe unter Wasser:
Dvořák                                 Roßner, Violoncello, Christiane          8,6
Kari Laila Hennig-Selvén und           Frucht, Klavier                        • Gelernt unter Wasser, Wiedergabe an Land:
Thomas Hennig, Klavier                                                          8,4
                                       Di 26.02.2018
Di 29.01.2019                          Hell und Schnell – Virtuose            Die Ergebnisse zeigten, dass bei der Gruppe,
Werke für Streicher, Bläser und        Musik für Violoncello und Kla-         die an Land gelernt hatte, die Wiedergabe an
Klavier von Mozart, Schubert           vier von Boccherini, Popper,           Land merklich besser war als die Wiedergabe
und Haydn                              Franchomme, Beethoven und              unter Wasser. Für die Gruppe, die unter Wasser
Elisabeth Kemper, Klavier, Roland      Strawinsky                             gelernt hatte, verhielt es sich genau umge-
Seifert, Oboe, Rita Hermeyer,          Jan Hendrik Rübel, Violoncello,        kehrt: Die Wiedergabe unter Wasser war deut-
Klarinette, Maya Stockmann,            Elisabeth Kemper, Klavier              lich besser als die an Land. Beide Unterschiede
Horn, Felix Hecker, Fagott, Manuel                                            waren statistisch hoch signifikant. Zwischen
Bode, Thomas Hildebrand, Violi-        Di 05.03.2019                          den übrigen vier Kombinationen hingegen gab
ne, Matthias Schorr, Viola,            Streichquartette von Mozart            es keinen statistisch signifikanten Unterschied.
Gerhard Breves, Violoncello            und Schostakowitsch                    Wichtiger als die „angenehmere“ Lern- bzw.
                                       PHILYRA-Quartett: Birte Rusche-        Prüfungsumgebung war also für den Lerner-
Di 05.02.2019                          paul, Tana Kleinschmidt, Violine,      folg die Übereinstimmung von Lern- und Prü-
Quintette für Klarinette und           Mirjam Strecker, Viola, Hanno          fungsort.
Streichquartett von Schubert,          Steffens, Violoncello
Mozart und Debussy                                                            Rückfragen und Diskussion: Christian Gruber,
Guido Hauser, Klarinette, Silke        Hörsaal im Museumsgebäude              BEST-VET, Tel.: +49 511 953-8129, christian.gru-
Heuermann, Gleb Lagutin, Violine,      der TiHo, Bischofsholer Damm 15        ber@tiho-hanover.de. Hinweise auf weiterfüh-
Esther Becker, Viola, Constanze        Beginn: dienstags, 19:30               rende Literatur gibt es unter:
Rölleke, Violoncello                   Der Eintritt ist frei.                 www.tiho-hannover.de/lehr-reich

                                                                                                      TIHO-Anzeiger   |   4/2018   9
Titelthema: Bisher unbekannter Mechanismus der Blut-Hirn-Schranke entdeckt - Ferkelkastration: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Die Klinik für kleine Klauen-
     tiere präsentierte zwei neu-
     gierige Alpakas.
     Foto: Sonja von Brethorst

WISSEN SCHAFFT SCHÄTZE
Der Tag der offenen Tür an der TiHo lockte am 3. November etwa 1.000 Besucherinnen
und Besucher an den Campus Bünteweg.

P Es gab viel zu sehen und zu erleben.        Room der TiHo, der im Teehaus eingerich-   geplagten Hund „Bolle“ finden. Am
Neben Vorträgen, Führungen und Work-          tet war. Dort eingeschlossen mussten die   schnellsten lösten „Die Unkreativen“ das
shops, die auf dem Campus verstreut           Besucherinnen und Besucher die korrekte    Rätsel. Nach 23 Minuten und elf Sekun-
stattfanden, konnten die Besucherinnen        Diagnose für den von Bauchschmerzen        den riefen sie den Lösungssatz und konn-
und Besucher auf der „Wissensschatz-
insel“ im Foyer des Instituts für Patholo-
gie an 14 verschiedenen Ständen unter
anderem mit dem Blasrohr schießen,
Ebergeruch erschnüffeln oder die Akteure
eines Flohzirkus beobachten.

Besonders beliebt waren die Führungen
durch die Klinik für Pferde. Aufgrund des
großen Andrangs boten die Tierärztinnen
und Tierärzte weit mehr Führungen an als
zunächst geplant. Auch Professor Dr. Ott-
mar Distl und sein Team führten die Gäste
durch ihre Räumlichkeiten und boten im
Institut für Tierzucht und Vererbungsfor-
schung Einblicke in die Genomforschung
bei Haustieren. In der Bibliothek der TiHo
wartete eine ganz spezielle Tierart darauf,
„gezüchtet“ zu werden: Der Bücherigel.
Professorin Dr. Leonhard-Marek und ihr
Team luden zum Basteln auf Buchbasis
ein und präsentierten zudem Kuriositäten
aus ihrem Archiv.                             Die Bibliothek präsentierte aufwendig      Professor Dr. Sandra Goericke-Pesch aus
                                              illustrierte alte Bücher.                  der Reproduktionsmedizinischen Einheit
Wer selbst zum Tiermediziner auf Zeit         Foto: Sonja von Brethorst                  der Kliniken demonstrierte einen Kaiser-
werden wollte, besuchte den Escape                                                       schnitt. Foto Melanie Müller

10      TIHO-Anzeiger   |   4/2018
ten sich so aus dem Raum befreien. Auch in
den Workshops „Keine Angst vor Prüfungen!
Mit Tipps und Tricks erfolgreich bestehen“
von Dr. Elisabeth Schaper aus der E-Lear-
ning-Beratung ging es darum, die richtigen
Lösungen zu finden. Die Teilnehmenden er-
fuhren dort, welche unbewussten Hinweise
Prüferinnen und Prüfer manchmal in Multi-
ple-Choice-Fragen verstecken. Zusätzlich
lud Schaper ihre Gäste ein, das Thema Prü-
fungen aus einer etwas ungewohnten Per-         Der Eingang zum Klinikum am Bünteweg.        Im Teehaus warteten tiermedizinische
spektive zu betrachten: „Überlegen Sie sich     Foto: Sonja von Brethorst                    Rätsel auf die Besucherinnen und Be-
doch mal, welche Gründe es dafür gibt, sich                                                  sucher. Foto: Sonja von Brethorst
auf eine Prüfung zu freuen!“ Dabei kamen
einige Antworten zusammen.

Professor Dr. Josef Kamphues leitet das In-
stitut für Tierernährung der TiHo und steu-
erte mit seinem Team gleich vier Vorträge
bei. Darunter einen mit dem Titel „Schwarz-
brot und Weißbrot – was sagt der Darm bei
Mensch und Tier?“ Zu Beginn sagte er vo-
raus, dass die Zuhörinnen und Zuhörer an-
schließend ihr Konsumverhalten überden-
ken werden. Mit dieser Behauptung könnte
er Recht behalten. Seine Ausführungen über
die unterschiedliche Wirkung von Weizen-
und Roggenprodukten im Dünn- und Dick-
darm waren sehr überzeugend. Besonders
die Buttersäure ist für die positiven Effekte
verantwortlich. „Bei Schweinen“, so Kamp-
hues, „zeigen Untersuchungen, dass sie ru-      Nicole Wagner erklärte im Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung den Aufbau
higer und zufriedener sind, wenn im Darm        der DNA.
mehr Buttersäure gebildet wird, zum Bei-
spiel dank Roggen.“

Zum Abschluss des Tages gab es im Neuen
Pylorus „Antibiotika zum Kaffee“. Dr. Nicole
Werner aus dem Institut für Biometrie, Epi-
demiologie und Informationsverarbeitung
moderierte ein interaktives Fachgespräch,
das die größten Missverständnisse über den
Einsatz von Antibiotika bei Tieren berichti-
gen sollte. Fragen aus dem Publikum waren
dabei ausdrücklich erwünscht. Dazu waren
drei Experten aus verschiedenen Fachrich-       Das Physiologische Institut stellte          Die Wärmebildkamera sieht, was wir nicht
tungen anwesend: Professor Dr. Lothar Krei-     Forschungsarbeiten rund um den Pansen        sehen. Das Fachgebiet Allgemeine Radiolo-
enbrock, Leiter des Instituts für Biometrie,    vor.                                         gie und Medizinische Physik untersucht
Epidemiologie und Informationsverarbei-                                                      Thermographie als bildgebendes Verfah-
tung, Professor Dr. Manfred Kietzmann aus       4Dr. Elisabeth Schaper gab in einem Work-    ren in der Tiermedizin.
dem Institut für Pharmakologie, Toxikologie     shop Tipps und Tricks für Prüfungen.         Fotos: Melanie Müller

und Pharmazie und Dr. Michael Drees, prak-
tizierender Tierarzt aus der Tierarztpraxis
Worpswede. Ihr Fazit: In Europa unterliegt
der Einsatz von Antibiotika bei Tieren vielen
strengen Regeln. Tierärzte nehmen Proben,
bevor sie bestimmte Antibiotika verabrei-
chen oder verschreiben und sie dokumen-
tieren den Einsatz beim lebensmittellie-
fernden Tier genau. Und falls doch mal ein
Tier unerlaubterweise geschlachtet wird,
obwohl es Antibiotika bekommt, sorgen
Kontrollen am Schlachthof für weitere Si-
cherheit. Kurz: Nein, Antibiotika sind nicht
im Schnitzel. W vb, mm
TIHO      campus

          Schützenswert: Ab
          2021 sollen Saug-
          ferkel wie dieses
          nicht mehr ohne
          Betäubung kastriert
          werden. Foto: Sabine/Fo-
          tolia.com

SCHLUSS MIT DEM SCHMERZ
Da das Fleisch geschlechtsreifer Eber unangenehm riecht und schmeckt, kastrieren die meisten
Landwirtinnen und Landwirte ihre männlichen Saugferkel im Alter von drei bis vier Tagen – überwie-
gend ohne Betäubung. Wir sprachen mit dem Leiter der Klinik für kleine Klauentiere, Professor Dr.
Karl-Heinz Waldmann, über mögliche Alternativen zu dieser Praxis und ihre Vor- und Nachteile.

P Das Tierschutzgesetz verbietet es, Tie-     80 bis 100 Kilogramm geschlachtet – also       Tierhalter sein: Die Tiere verwerten das
ren ohne vernünftigen Grund Schmerzen,        bevor sie die Geschlechtsreife erreichen.      Futter besser, höhere Tageszunahmen
Leiden oder Schäden zuzufügen. Um die         In Deutschland ist jedoch von den Hal-         führen zu einer verkürzten Mastdauer.
Bevölkerung mit genusstauglichen Le-          tungssystemen bis zur Standard-Schin-          „So könnten auf das Jahr gesehen mehr
bensmitteln zu versorgen, war es trotz-       kengröße vieles auf eine Mast bis 125 Kilo-    Tiere verkauft werden“, sagt Waldmann.
dem bislang legitim, männliche Saugfer-       gramm ausgelegt. Etwa fünf Prozent aller       Das wiegt leichte Verluste bei der Aus-
kel bis zum achten Lebenstag ohne Betäu-      Eber mit diesem Gewicht entwickeln den         schlachtung der Tiere auf. Neben den
bung zu kastrieren. Der Grund: Sobald         Ebergeruch. Ein züchterischer Ansatz           Landwirten und den Schlachthöfen
Eber um die 110 Kilogramm wiegen, wird        könnte die Anzahl senken: „Züchten wir         müssten sich auch die fleischverarbei-
in ihren Hoden das Geschlechtshormon          mit bestimmten Ebern, die keinen Ge-           tenden Betriebe auf Besonderheiten
Androstenon gebildet und zum Teil im          schlechtsgeruch ausprägen, sinkt der An-       rund um die Ebermast einstellen. Bei-
Körperfett eingelagert. Für einige dafür      teil riechender Tiere bereits nach drei bis    spielsweise eignet sich Eberfleisch auf-
sensible Menschen riecht das Fleisch die-     fünf Generationen“, so Waldmann. „Aller-       grund seiner Fettqualität nicht, um be-
ser Schweine stechend, schweißig oder         dings korreliert dieser positive Effekt lei-   stimmte Wurstwaren herzustellen. Hier-
urinartig. Folglich ist Fleisch mit ausge-    der mit einer schlechteren Fruchtbarkeit       für müssten sie das Fleisch weiblicher
prägtem Ebergeruch untauglich für den         bei den weiblichen Tieren.“ Eber aufzuzie-     Schweine verwenden.
Verzehr und muss entsorgt werden. Um          hen, erfordert zudem ein besonderes Ma-
zu vermeiden, dass stinkendes Fleisch in      nagement. „Eber müssen getrennt von            Impfung gegen den Geschlechtsgeruch
den Handel gelangt, ohne den Saugfer-         den Sauen gehalten werden. Zum einen
keln Schmerzen zuzufügen, werden der-         benötigen sie – im Gegensatz zu kastrier-      Seit 2009 ist europaweit ein Impfstoff
zeit vier Alternativen zur betäubungs-        ten männlichen Schweinen – ein anderes         zugelassen, der mit 98-prozentiger Si-
losen Ferkelkastration diskutiert: Die Jun-   Futter als die weiblichen Tiere. Zum ande-     cherheit verhindert, dass Eber den Ge-
gebermast, eine Impfung gegen den Ge-         ren verhindert der Landwirt so uner-           schlechtsgeruch entwickeln. Das Gona-
schlechtsgeruch und die chirurgische Kas-     wünschte Trächtigkeiten“, erklärt Wald-        dotropin-Releasing-Hormon, kurz GnRH,
tration unter Allgemeinanästhesie oder        mann. Ein weiteres Problem: Untereinan-        wird im Gehirn gebildet und reguliert
unter Lokalanästhesie. Letztere wird auch     der können die Eber aggressives Verhal-        den Geschlechtshormonhaushalt. Der
als „Vierter Weg“ bezeichnet, wenn der        ten zeigen und sich dabei gegenseitig ver-     Impfstoff enthält ein Protein, an das ei-
Landwirt den Eingriff selbst durchführt.      letzen. „Das“, sagt er, „können Tierhalter     ne dem GnRH ähnliche Struktur gebun-
                                              allerdings durch mehr Stallfläche und          den ist. Nach der zweiten Impfung rich-
Jungebermast                                  ausreichende Beschäftigungsmaß-                tet sich das Immunsystem der Eber ge-
                                              nahmen weitgehend verhindern.“                 gen das körpereigene GnRH, die Hoden
In Ländern wie Großbritannien oder Spa-                                                      bilden sich zurück und es entsteht weni-
nien werden Eber unkastriert aufgezogen       Wenn die Bedingungen stimmen, kann             ger Androstenon. Die positiven wirt-
und bereits mit einem Körpergewicht von       die Ebermast durchaus vorteilhaft für die      schaftlichen Effekte der Ebermast glei-

12      TIHO-Anzeiger   |   4/2018
chen die Kosten der Impfung aus und die                                                                ligt sein soll, möchte Waldmann
Fleischqualität entspricht der von Kas-                                                                das System gemeinsam mit Dr.
traten. „Die Wirkung setzt erst nach der                                                               Alexandra von Altrock aus der Kli-
zweiten Impfung ein, die vier bis sechs                                                                nik für kleine Klauentiere und den
Wochen vor der Schlachtung erfolgt. Bis                                                                Anästhesiologie-Expertinnen
dahin müssen die Landwirte mit den Tie-                                                                Professorin Dr. Sabine Kästner
ren genauso umgehen, wie mit unge-                                                                     und Dr. Julia Tünsmeyer so anpas-
impften Ebern“, betont Waldmann. Be-                                                                   sen, dass es sich auch für leich-
denken wegen der Sicherheit – sowohl                                                                   tere und schwerere Ferkel eignet.
für den Anwender als auch für den Ver-
braucher gebe es laut Waldmann nicht:                                                                  Chirurgische Kastration unter
„Der Impfstoff selbst wird sehr schnell                                                                Lokalanästhesie
abgebaut und verbleibt nicht im Schwei-
nefleisch. Und die gebildeten Antikörper                                                               In den Hoden, unter die Haut, auf
gegen das GnRH sind spezifisch für                                                                     die Hautoberfläche, in den Sa-
Schweine – beim Menschen haben sie                                                                     menstrang – es gibt zahlreiche
keinerlei Wirkung.“ Ein geringes theore-                                                               Untersuchungen darüber, wie die
tisches Risiko bestehe lediglich für Män-                                                              Lokalanästhesie für eine Kastrati-
ner, die den Impfstoff verabreichen. „Sie                                                              on durchgeführt werden kann.
müssten sich jedoch mit einer doppelt                                                                  Trotzdem bleibt unklar, ob eine
                                            Professor Dr. Karl-Heinz Waldmann plant
gesicherten Impfapparatur zweimal                                                              der Methoden während der Kastration
                                            mehrere Forschungsprojekte zur Anästhe-
selbst impfen, damit die Wirkung ein-       sie bei der Ferkelkastration. Foto: Philip Bartz
                                                                                               ausreichend wirkt. „Nur mit einem Elek-
tritt.“                                                                                        troenzephalogramm können wir korrekt
                                                                                               messen, ob das Tier Schmerzen hat. Die
Doch selbst, wenn nur noch wenige Eber      Die Inhalationsnarkose mit dem Narko-              Hirnströme während der Kastration am
den Geschlechtsgeruch ausprägen: Spä-       segas Isofluran ist bislang in Deutsch-            wachen Ferkel zu messen, ist jedoch sehr
testens am Schlachthof muss gewähr-         land nicht für das Schwein zugelassen. In          schwierig und wurde bisher nicht durch-
leistet werden, dass kein stinkendes        der Schweiz werden allerdings bereits              geführt“, erklärt Waldmann. „Solange wir
Fleisch auf den Markt kommt. Automa-        verschiedene Geräte gefertigt und einge-           nicht wissen, ob die Ferkel während der
tische Messverfahren sind noch nicht        setzt. Waldmann sagt: „Die Tiere schla-            Kastration unter Lokalanästhesie Schmer-
ausgereift, sodass entsprechend ge-         fen schnell, spüren nichts von der Kas-            zen empfinden und solange wir den idea-
schultes Personal erhitzte Fettproben       tration und können danach direkt wieder            len Wirkstoff, das beste Verteilungsmus-
sensorisch prüfen muss.                     zu ihrer Mutter. Allerdings müssen sie             ter im Gewebe, die korrekte Dosierung
                                            gegen den postoperativen Schmerz be-               und den richtigen Applikationsort nicht
Chirurgische Kastration unter Allge-        reits 20 Minuten vor der Kastration ein            kennen, rate ich davon ab, die Lokalanäs-
meinanästhesie                              Schmerzmittel gespritzt bekommen.“ In              thesie flächendeckend einzusetzen.“ Er
                                            einer Studie, die Waldmann bereits 2013            warnt davor, die Lokalanästhesie als leicht
Völlige Sicherheit vor dem Ebergeruch       mit seinem Team durchführte, waren je-             umsetzbar zu verharmlosen: „Insbeson-
bietet aktuell nur die chirurgische Kas-    doch nur 76 Prozent der Ferkel ausrei-             dere die lokale Betäubung des Samen-
tration. „Seit Jahrhunderten wird sie oh-   chend anästhesiert. Das lag vermutlich             strangs erfordert sehr gute anatomische
ne Betäubung praktiziert: Ein Quer-         daran, dass das Gerät für die Narkose              Kenntnisse und ist bei fehlerhafter Plat-
schnitt oder zwei Längsschnitte in den      von Ferkeln mit 1,5 bis 2,5 Kilogramm              zierung gefährlich für das Ferkel.“
Hodensack, Vorlagern der Hoden, Ab-         Körpergewicht ausgelegt ist. In einem
setzen der Hoden. Die Wunde bleibt of-      Kooperationsprojekt, an dem unter an-              Fazit
fen. Geübte Landwirte benötigen dafür       derem auch das Clinical Skills Lab betei-
in der Regel nur wenige Sekunden“, sagt                                                        „Es wird niemand fordern, dass mit allen
Waldmann. Damit die Ferkel dabei in Zu-                                                        Ebern auf die gleiche Weise verfahren
kunft keine Schmerzen mehr empfin-                                                             wird. Wahrscheinlich werden in Zukunft
den, müssen sie vorher betäubt werden.         Ebergeruchsstoffe                               mehrere Methoden möglich sein, wenn
Eine Narkose einzuleiten, ist bislang                                                          sie ausreichend erforscht und weiterent-
Tierärztinnen und Tierärzten vorbehal-         Neben Androstenon ist auch Skatol,              wickelt wurden, sodass jeder Betrieb eine
ten – ein Kostenfaktor für Ferkel erzeu-       ein Abbauprodukt der Aminosäure                 sichere, praktikable und wirtschaftliche
gende Betriebe. Bislang ist zudem nur          Tryptophan, vermehrt im Fett ge-                Praxis einsetzen kann“, vermutet Wald-
die Injektionsnarkose mit Ketamin und          schlechtsreifer Eber enthalten.                 mann. Gerade in puncto Wirtschaftlich-
Azaperon für Schweine zugelassen. Sie          Beim Erhitzen riecht es nach Fäkali-            keit spielen auch fleischverarbeitende Be-
wirkt gut und der apparative und mate-         en. Studien zeigen jedoch, dass der             triebe, Handel und Verbraucher eine
rielle Aufwand ist gering. Allerdings          Skatolgehalt im Fett sinkt, wenn die            große Rolle. Wissenschaftlich durchge-
schlafen die Ferkel noch bis zu drei           Stallhygiene besonders gut ist. Pro-            führte Studien zeigen, dass ein Großteil
Stunden nach der Narkose und müssen            fessor Dr. Josef Kamphues, der das              der Schweinefleischkonsumenten durch-
isoliert von der Mutter gewärmt wer-           Institut für Tierernährung leitet,              aus dazu bereit wäre, Fleisch von geimpf-
den. Wenn die Kastration innerhalb der         konnte zudem in einem For-                      ten Ebern zu kaufen, wenn ihnen das Ver-
ersten fünf Lebenstage durchgeführt            schungsprojekt zeigen, dass mit                 fahren erklärt wurde. Das zeigt, wie wich-
wird, überleben bis zu drei Prozent der        Roggen gefütterte Tiere weniger                 tig es ist, die Bevölkerung transparent und
Ferkel die Narkose nicht.                      Skatol bilden.                                  verständlich über die Produktion und ak-
                                                                                               tuelle Entwicklungen aufzuklären. W mm

                                                                                                              TIHO-Anzeiger   |   4/2018   13
DIE WISSENSCHAFTLICHEN EINRICHTUNGEN DER TIHO
     Die TiHo besteht aus sechs Kliniken, 18 Instituten, drei Fachgebieten und drei Außenstellen. Wir möchten Ihnen
     diese Einrichtungen mit ihren vielfältigen Aktivitäten und Schwerpunkten, die für die große Bandbreite der Tier-
     medizin stehen, näherbringen. In einer Serie stellen wir sie deshalb nach und nach vor.

     Katharina-Majanne
     Gradert (l.) übt mit The-
     resa Antonia Schnelten
     das Lagern eines
     Hundes zum Röntgen.
     Die beiden studieren im
     siebten Semester.

     Steckbrief des                         TIERARZT AB TAG EINS
     Clinical Skills Lab
                                            Vor fünf Jahren öffnete das Zentrum für klinische Fertigkeiten –
     Gründungsjahr
                                            Clinical Skills Lab seine Türen: Ein Lernlabor, in dem Studierende
     2013                                   tierärztliche Handgriffe erlernen und verbessern können, um sich
                                            auf die Praxis vorzubereiten. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie
     Beschäftigte                           es den Beschäftigten gelingt, das Clinical Skills Lab stets an die ak-
     14 (inkl. Doktoranden und studen-      tuellen Anforderungen des Berufsbildes anzupassen.
     tischen Beschäftigten)

                                            P „Ich war beeindruckt, dass an der TiHo       lität der Lehre an deutschen Hochschulen
     Forschungsschwerpunkte                 so viel getan wird, um die klinischen Fer-     verbessern sollen – darunter auch das
     – Entwicklung und Analyse neuer        tigkeiten der Tiermedizinstudierenden zu       Projekt FERTHIK (Vermittlung von tierme-
       Lernstationen
                                            trainieren.“ Dr. Sandra Wissing leitet seit    dizinischen, klinischen FERtigkeiten und
     – Analysen von Akzeptanz und
                                            gut einem Jahr das Zentrum für klinische       Implementierung von ETHIK in der Tier-
       Wirkung des CSL
                                            Fertigkeiten – Clinical Skills Lab (CSL) und   medizin). Die Mittel der ersten Förderpha-
                                            ist seit ihrem ersten Arbeitstag begeistert    se flossen überwiegend in den Aufbau
     Lehr- und Lernangebote                 von den Möglichkeiten, die es den Studie-      des CSL. In der zweiten Phase entwickelt
     – Lernstationen                        renden eröffnet. Im ersten veterinärme-        Wissings Team es weiter, verbreitert das
     – Summer School                        dizinischen Lernlabor in Deutschland kön-      Lernangebot und analysiert die Auswir-
     – Workshops                            nen sie zahlreiche tierärztliche Tätigkeiten   kungen auf Studierende und Berufsanfän-
     – Wahlpflichtveranstaltungen           üben: Von unterschiedlichen Operations-        ger. Dabei kooperieren die Mitarbeite-
     – Führungen                            nähten über die Geburtshilfe bei Großtie-      rinnen und Mitarbeiter eng mit den Kli-
     – Kommunikationstraining
                                            ren bis hin zu verschiedenen Gesprächssi-      niken, der E-Learning-Beratung und der
     – Objektiv-strukturierte klinische
                                            tuationen mit Tierbesitzerinnen und Tier-      Arbeitsgruppe Ethik des Instituts für
       Prüfungen (OSCEs)
                                            besitzern. Den finanziellen Rahmen             Tierhygiene, Tierschutz und Nutztier-
     – Einführungswoche Praktisches
                                            schafft das Bundesministerium für Bil-         ethologie der TiHo.
       Jahr
     – Chirurgisches Training               dung und Forschung mit seinem „Quali-
                                            tätspakt Lehre“. Es fördert Maßnahmen,         Aber wie entwickelt sich aus einer Idee
                                            die die Studienbedingungen und die Qua-        eine Station, in der Studierende etwas

14        TIHO-Anzeiger   |   4/2018
Praktisches lernen können? Und wie                                                            blase zu nähen. Dazu bestrichen wir ei-
kommen Wissing und ihr Team über-                                                             nen Ballon mit mehreren Schichten La-
haupt auf die Ideen? „Häufig sind es die                                                      tex, damit seine Wand fester wird. Im
Studierenden selbst, die ihre Wünsche an                                                      praktischen Test stellten wir jedoch fest,
uns herantragen“, sagt Wissing. „Bei-                                                         dass sich die künstlichen Wundränder
spielsweise fühlten sich viele Studieren-                                                     nach dem Aufschneiden einrollten. Eine
de unsicher im Umgang mit Heimtieren                                                          echte Blasenwand würde das nicht tun.“
wie Kaninchen oder Ziervögeln. Mit die-                                                       Also variierte Rosenthal den Simulator
sen Tierarten kommen sie in Kleintier-                                                        und fand die Lösung: „Wir hatten einfach
praxen relativ häufig in Kontakt – im Stu-                                                    zu viel Latex aufgetragen. Mit weniger
dium spielen sie jedoch eine eher kleine-                                                     Schichten konnten wir letztendlich ein
re Rolle. Also entwickelten wir im ersten                                                     originalgetreues Modell erzeugen“, so
Schritt entsprechende Modelle und wer-         Dr. Sandra Wissing leitet seit Juni 2017       der Feinmechaniker. Erst wenn Simulator
den Ende des Jahres Lernstationen mit          das Clinical Skills Lab.                       und Stationsanleitung erfolgreich er-
Heimtierschwerpunkt anbieten. Geplant                                                         probt sind, integriert Wissing die Lern-
ist, im nächsten Jahr Stationen zu Ziervö-     se hilft mir dabei der Austausch mit den       station in das Angebot und bewirbt sie
geln zu etablieren.“ Des Weiteren treten       Herstellern, bei anderen Gelegenheiten         bei den Studierenden.
zudem die Tierärztinnen und Tierärzte          finde ich im Internet nützliche Tipps. Und
aus den Kliniken der TiHo an Wissing he-       manchmal muss ich die Dinge einfach            Neben den Lernstationen sind auch
ran, wenn sie merken, dass den Studie-         ausprobieren“, so Rosenthal. Mittlerweile      Wahlpflichtveranstaltungen ein wesent-
renden bestimmte Tätigkeiten besonders         hat er sich Vieles selbst angeeignet und       licher Bestandteil im Lehrkonzept des
schwerfallen. Und auch untereinander           kann die meisten Ideen sehr erfolgreich        CSL. Neu im Programm ist beispielsweise
überlegen die Kolleginnen und Kollegen         umsetzen – auch wenn er dazu gelegent-         eine Wahlpflicht zum Thema Euthanasie.
des CSL – teils basierend auf eigenen Er-
fahrungen als Angestellte in Tierarztpra-
xen: Welche Tätigkeiten sollten Tierärz-           Das sogenannte „peer assisted teaching“, bei dem fortgebildete
tinnen und Tierärzte ab ihrem ersten Tag           Studierende ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen in den
im Berufsleben können?                             Übungen anleiten, ist ein Konzept, das im CSL angewandt und
                                                   ausgebaut werden soll.
Wenn die Idee feststeht, setzt sich Wis-
sing mit ihrem Team zusammen: „Wir dis-
kutieren, welche Materialien wir einset-       lich mehrere Anläufe benötigt.                 „Professor Kunzmann bespricht darin
zen können und ob sie sich kombinieren                                                        mit den Studierenden die ethischen As-
lassen. Außerdem prüfen wir, welche Vo-        Wenn der erste Prototyp eines Simula-          pekte. Die Professorinnen Kästner und
raussetzungen nötig sind, um das Modell        tors fertig ist, wird er von den Mitarbeite-   große Beilage liefern Erkenntnisse aus
zu bauen, die Station einzurichten und sie     rinnen und Mitarbeitern der Kliniken ge-       Klinik und Praxis. Und wir stellen für die
regelmäßig anzubieten.“ Anhand der Ge-         testet. Wie nah sind Aufbau und Textur         praktischen Übungen Modelle verschie-
sprächsergebnisse erarbeiten zwei Team-        am echten Tier, Körperteil oder Organ?         dener Tierarten bereit“, sagt Wissing. Bei
mitglieder ein Konzept, das unter ande-        Lässt sich der Simulator gut anwenden?         Hunden, Kaninchen und Pferden verab-
rem folgende Aspekte beschreibt: Wie           An einem Beispiel erklärt Wissing, dass        reichen Tierärztinnen und Tierärzte die
wird die Station oder der Simulator aufge-     der Prozess manchmal mehrere Anläufe           tödlichen Substanzen über einen peri-
baut sein? Passt die Lernstation zu den        braucht: „Wir haben beispielsweise ei-         pheren Venenkatheter, bei kleineren
Lehrprinzipien der TiHo? Erfüllt es in die-    nen neuen Simulator erstellt, an dem die       Heimtieren ist die intrakardiale Injektion
ser Form wirklich den Bedarf? Und wie          Studierenden üben können, eine Harn-           eine gängige Methode. Eine Euthanasie ist
muss die Anleitung aussehen, die den Stu-
dierenden die Station erklärt? Wissing
bindet die studentischen Hilfskräfte des
CSL bewusst eng in diesen Prozess mit
ein. „Im Moment sind es acht Studieren-
de, die uns unterstützen. Sie liefern Ideen,
sind an der Entwicklung und Umsetzung
neuer Stationen beteiligt und leiten letzt-
endlich ihre Kommilitoninnen und Kom-
militonen in den Übungen an“, berichtet
Wissing. Das sogenannte „peer assisted
teaching“, bei dem fortgebildete Studie-
rende ihre Kommilitoninnen und Kommi-
litonen in den Übungen anleiten, ist ein
Konzept, das im CSL angewandt und aus-
gebaut werden soll. Unerlässlich ist auch
der Beitrag von John Rosenthal: Er ist
Feinmechaniker und fertigt Simulatoren
für das CSL. „Ich hatte ein reines Metall-
handwerk gelernt, nun beschäftige ich
mich mit völlig neuen Materialien. Teilwei-    Feinmechaniker John Rosenthal arbeitet an einem Modell zur Blutentnahme beim Schwein.

                                                                                                             TIHO-Anzeiger   |   4/2018   15
TIHO      campus
für Tierhalter und Tierärzte sehr belas-
tend. Auch wenn diese Situation kaum
nachstellbar ist: Indem die Studierenden
verschiedene Gesprächsszenarien üben,
sich in die Gedankenwelt verschiedener
fiktiver Tierhalter hineinversetzen und
lernen, die Injektion fehlerfrei zu platzie-
ren, sollen sie in der Praxis sicherer und
selbstbewusster agieren können. Auch
der sogenannte Bolzenschuss spielt in der
Wahlpflicht eine Rolle. „Er wird insbeson-
dere bei der Betäubung landwirtschaft-
licher Nutztiere eingesetzt. Das Bolzen-
schussgerät korrekt anzusetzen, ist uner-
                                               Im Vorraum des Kommunikationsraumes: Während Gradert und Schnelten eine Szene aus
lässlich und sollte bereits im Vorfeld an      der Praxis nachstellen, kann Wissing jede ihrer Handlungen beobachten, ihre Kommunikati-
Modellen geübt werden“, so Wissing.            on verfolgen und bewerten.

Aber nicht nur klassische tierärztliche
Fertigkeiten spielen im CSL eine Rolle. Die    Hilfskräften, die zugleich ihre Dissertation   eröffnet und wo Risiken lauern“, so
Studierenden können auch Kommunikati-          im CSL anfertigen. Außer ihr arbeiten          Heimes. Seine Untersuchungen sollen die
onskompetenzen erwerben. „Im Studium           Raphaela Ehrich und Michel Heimes an ih-       Basis bilden, auf der das CSL in Zukunft
müssen die Studierenden bereits so viel        rer Doktorarbeit. Ehrich untersucht dafür,     weiterentwickelt werden kann. Unabhän-
Stoff lernen, dass dieser Aspekt bislang       wie gut sich ein Endoskopie-Simulator eig-     gig davon stehen auch auf Wissings per-
oft zu kurz kam. Dabei“, so Wissing,           net, um die praktischen Fertigkeiten der       sönlicher Wunschliste noch einige weitere
„spielt Kommunikation – sowohl mit den         Studierenden an dem Gerät zu verbessern        Angebote für das CSL: „Toll wäre es,
Tierhaltern als auch mit den Kolleginnen       und so ihr Selbstvertrauen beim Endosko-       irgendwann komplette Szenarien mit
und Kollegen – in Tierarztpraxen eine          pieren eines Pferdes zu erhöhen. Und           einem Simulator abzudecken. Ich stelle
sehr große Rolle.“ Der Kommunikations-         Michel Heimes führt eine qualitative Stu-      mir beispielsweise das Modell eines Ver-
raum, den sie maßgeblich mitentwickelte,
liegt ihr daher besonders am Herzen. In
einem originalgetreu eingerichteten Be-
                                                    „Im Kommunikationsraum können die Studierenden Anamnese-
handlungszimmer sind zwei Kameras und               gespräche trainieren, Konfliktgespräche mit Tierbesitzern üben
ein Deckenmikrofon installiert. Die drei            und Teamgespräche proben.“
Geräte sind mit einem Computer im Vor-
raum verbunden und darüber steuerbar.
Ein Monitor, der verschiedene Perspekti-       die über das CSL durch. Dazu interviewte       kehrsunfall-Patienten vor, den man unter-
ven anzeigt, sowie ein großer Venezia-         er stichprobenartig Personen aus ver-          sucht, stabilisiert, gegebenenfalls intu-
nischer Spiegel ermöglichen es, dass die       schiedenen Gruppen, darunter Studieren-        biert, verbindet und an dem man entspre-
Abläufe im Behandlungsraum von außen           de, Dozierende, Absolventinnen und Ab-         chende bildgebende Verfahren durch-
genau beobachtet werden können. „Im            solventen sowie potentielle Arbeitgeber        führt. Gerade bei Notfallpatienten muss
Kommunikationsraum können die Studie-          aus der Praxis. „Ich möchte herausfinden,      der Ablauf sitzen – und das unter großem
renden Anamnesegespräche trainieren,           wo die verschiedenen Personengruppen           Zeitdruck. Ihn vorher in Ruhe zu verinner-
Konfliktgespräche mit Tierbesitzern üben       aktuell Stärken und Schwächen des Skills       lichen, würde sicher vielen Berufseinstei-
und Teamgespräche proben.“ Damit nicht         Labs sehen, welche Chancen es zukünftig        gern helfen.“ W mm
nur angehende Kleintierärzte von diesem
System profitieren, gibt es auch eine mo-
bile Kommunikationsanlage mit Laptop,
vier Kameras und einem Grenzflächenmi-
krofon, die im gesamten CSL eingesetzt
werden kann, beispielsweise in den Räu-
men mit den Großtiersimulatoren. Be-
sonders hilfreich an dem System ist, dass
die Beobachter der Situation mit Hilfe ei-
ner speziellen Software während oder
nach der Aufnahme Sequenzen markie-
ren können, die besonders gut oder noch        Raphaela Ehrich
verbesserungswürdig waren. „So erhal-          zeigt, wie sie per Ul-
ten die Übenden später ein gezieltes           traschall die „Harn-
Feedback“, sagt Wissing.                       blase“ des Simula-
                                               tors findet, um an-
Wie der Kommunikationsraum fest in das         schließend mit einer
Angebot des CSL integriert werden kann,        Spritze „Urin“ da-
prüft Vivien Bettermann für eine Studie.       raus zu gewinnen.
Sie ist eine von drei wissenschaftlichen       Fotos: Martin Bühler

16      TIHO-Anzeiger   |   4/2018
Am Nahtpad üben die Studierenden
                                                                                     Einzelhefte und fortlaufende Nähte.
                                                                                     Foto: Martin Bühler

SOMMER IM SKILLS LAB
In diesem Jahr fand zum ersten Mal eine Summer School im Clinical Skills Lab statt – ein voller Erfolg.

P Vom 25. bis 28. September richteten das Clinical Skills Lab        ganisiert. Das gesamte Angebot war für die Teilnehmenden
und die Arbeitsgruppe Ethik aus dem Institut für Tierhygiene,        gratis – lediglich die Anreise mussten sie selbst bezahlen. Wis-
Tierschutz und Nutztierethologie in Kooperation mit der E-           sing erläutert: „Summer Schools auszurichten, ist Teil des
Learning-Beratung der TiHo gemeinsam eine Summer School              FERTHIK-Projektes und wird somit vom Bundesministerium für
aus. 36 Tiermedizinstudierende aus ganz Deutschland konnten          Bildung und Forschung gefördert.“ Ziel ist es, den Austausch
in verschiedenen Workshops die Lernstationen des Clinical            zwischen den Studierenden aller veterinärmedizinischen Bil-
Skills Labs kennenlernen, ihre Kommunikationskompetenzen             dungsstätten in Deutschland zu fördern. „Wir wollen Eindrücke
trainieren und sich verschiedene Vorträge anhören. Zum Pro-          gewinnen, wie Studierende anderer Bildungsstätten klinische
gramm gehörten auch Diskussionsrunden zum Thema Ethik in             Fertigkeiten erlernen. Ein Austausch untereinander ist wichtig,
der Tiermedizin und moderne Gesprächsformate wie beispiels-          denn dadurch haben wir die Gelegenheit, uns auch von den
weise ein sogenanntes World Café. Dabei tauschten sich die           Studierenden der tiermedizinischen Fakultäten anderer Stand-
Studierenden in Vierergruppen über Fragen aus, wie „Wie              orte Feedback und Anregungen für unsere Einrichtung einzu-
stellst du dir deine berufliche Zukunft vor?“. Anschließend wur-     holen.“ Laut Wissing wurden bei der Premiere im Sommer all
den die Gruppen Stück für Stück durchmischt, sodass gleichzei-       diese Ziele erreicht: „Die Studierenden haben toll mitgemacht,
tig intensive, persönliche Gespräche entstanden und trotzdem         waren engagiert und motiviert. Und sie haben uns für die Sum-
viele unterschiedliche Eindrücke gesammelt werden konnten.           mer School und für das Skills Lab sehr gute und konstruktive
                                                                     Rückmeldungen gegeben.“ Im FERTHIK-Projekt sind noch zwei
Rund um die Lehr- und Lernveranstaltungen mussten sich die           weitere Summer Schools vorgesehen. Nächstes Jahr ist ge-
Studierenden um nichts kümmern: Unterkünfte, Verpflegung             plant, dass auch Studierende aus Österreich und der Schweiz
und den Transport innerhalb Hannover hatten Dr. Sandra Wis-          dabei sein können und 2020, wenn alles klappt, internationale
sing, die Leiterin des Clinical Skills Lab, und ihr Team zuvor or-   Gäste. W mm

FISCHE: PATIENTEN OHNE FELL
EIN FILM DER TIHO AUF WWW.WISSEN.HANNOVER.DE ZEIGT,
WIE DAS BERUFSFELD EINES FISCHTIERARZTES AUSSIEHT.

Dass Tierärztinnen und Tierärzte sich auch auf Fische speziali-
sieren können, ist vielen, die sich für das Berufsfeld interessie-
ren, nicht bekannt. Dabei gibt es einen großen Bedarf in
Deutschland: Alle Betriebe, die Fische halten, um sie als Le-
                                                                                                                                              Foto: Sonja von Brethorst

bensmittel zu verkaufen, sind auf sie angewiesen, hinzukom-
men Aquarianer und private Fischhalter. Der Film gewährt ei-
nen Einblick in die Tätigkeitsfelder und zeigt, welche Möglich-
keiten für die Diagnose und die Therapie zur Verfügung stehen.

www.wissen.hannover.de

                                                                                                           TIHO-Anzeiger   |   4/2018   17
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