Tokyo - Japan und Südkorea - DAAD
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Tokyo Maske statt olympisches Feuer Dorothea Mahnke leitet die DAAD-Außenstelle und das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus in Tokyo seit 2017. Die Außenstelle ist für Japan und Südkorea zuständig. Mit dem Rücktritt von Premierminister Shinzo Abe am 28. August 2020 endete eine politische Ära. Von 2012 bis 2020 im Amt, stand er für politische Stabilität und eine wachsende Wirtschaft. Sein 145 Nachfolger Yoshihide Suga löste eine Debatte um die Wissenschaftsfreiheit aus, was ihm sinkende Umfragewerte bescherte. In der Pandemie pausierte der akademische Personenaustausch kom- plett. Der erste Entwurf des 6. Basisplans für Wissenschaft, Technologie und Innovation beschreibt die nächsten fünf Jahre der Forschungspolitik auf dem Weg Japans in eine datenbasierte und nach- haltige Gesellschaft. Das chinesische Schriftzeichen des Jahres Trotzdem haben die Menschen und die Wirt- 2020, das von der japanischen Bevölkerung ge- schaft sehr unter der Pandemie gelitten. Nach wählt und vom obersten Priester des Kiyomizu- wirtschaftlich guten Jahren mit einer niedrigen Tempels in Kyoto im Dezember auf eine große Arbeitslosigkeit kündigte sich schon Anfang Leinwand gezeichnet wurde, bedeutet „Enge“. 2020 eine Rezession an. Ausgelöst durch die Es verweist auf die „drei Engen“ in Menschen- Einführung der umstrittenen Mehrwertsteuer massen, in unbelüfteten Räumen und bei na- im Oktober 2019, manifestierte sie sich endgül- hen Kontakten. Diese zu vermeiden, riefen Poli- tig mit der Coronapandemie und der Verschie- tik und Behörden die Bevölkerung seit März bung der Olympischen Spiele. Diese sollten die auf. Der Aufruf und weitere Maßnahmen, wie Wirtschaft noch mehr ankurbeln und der Welt eine gezielte Clusterverfolgung, ein freiwilli- ein diverses, inklusives und nachhaltiges Land ger Semi-Shutdown von Gesellschaft und Wirt- präsentieren. schaft zwischen April und Mai, konsequentes Maskentragen und der Verzicht auf Reisen innerhalb des Landes, gehörten seitdem zum WIRTSCHAFTLICHE FOLGEN DER CORONAKRISE „New Normal“ des Lebens in Japan. Sie brach- ten das Land vorbildlich durch die erste und Der freiwillige Semi-Shutdown führte zu einem zweite Covid-19-Ansteckungswelle im Frühjahr Rückgang des privaten Konsums und einem Ein- und Sommer. bruch des blühenden Tourismus, des Exports
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020 ASIEN Der Abt des Kiyomizu-Tempels kalligraphiert das Kanji des Jahres 2020. Das Schriftzeichen „Mitsu“ bedeutet Enge. 146 und wichtiger Servicesparten wie der Gastro- Volkswirtschaft der Welt seit 1945, die er mit nomie. Mit umfangreichen Konjunktur- und seinem Wirtschaftsprogramm „Abenomics“ Hilfsprogrammen wurde der Wirtschaft unter angestoßen hatte. die Arme gegriffen, unter anderem mit einmali- gen Zuwendungen pro Einwohner sowie Hilfen Abe war aber schon vor seinem Rücktritt ge- für Familien, Unternehmen und Beschäftigte. schwächt. Die vielen Skandale, bei denen es Ende des Jahres brachte die Regierung einen meist um seine Vetternwirtschaft ging, und sein 15-Monate-Haushaltsplan mit Sonderbudgets zögerliches Auftreten während der ersten bei- bis April 2022 auf den Weg. Insgesamt betrugen den Coronawellen hatten seine Zustimmungs- die drei Zusatzbudgets 76,8 Billionen Yen (614,4 raten in den Keller sinken lassen. So kam der Mrd. Euro), für die neue Schulden aufgenom- Rücktritt selbst nicht überraschend, wohl aber men werden mussten. Bereits vor der Pandemie der Zeitpunkt. Als Nachfolger wurde sein enger stand Japan mit einer Schuldenlast von 238 Pro- Vertrauter und Generalsekretär des Kabinett- zent des BIP an der Spitze aller OECD-Länder. büros, Yoshihide Suga, zum LDP-Parteichef und 99. Premierminister gewählt. REGIERUNGSWECHSEL IM SEPTEMBER 2020 DER JAPANISCHE RAT FÜR WISSENSCHAFT UND Am 28. August trat Premierminister Shinzo Abe DIE DEBATTE UM DIE WISSENSCHAFTSFREIHEIT aus gesundheitlichen Gründen zurück, just nachdem er in derselben Woche der am längs- Zunächst schien es, dass Suga mit neuen Impul- ten amtierende Premierminister Japans seit sen und Projekten punkten konnte. So kündigte Ende des Zweiten Weltkriegs geworden war. Von er nicht nur an, dass Japan bis 2050 klimaneutral 2012 bis 2020 im Amt, stand er für eine Ära der werden wolle, sondern versprach auch die längst politischen Stabilität und der längsten wirt- hinfällige Digitalisierung der Verwaltung. Doch schaftlichen Wachstumsphase der drittgrößten seine Zustimmungswerte fielen rasch ab.
Tokyo Den ersten Sturm der Entrüstung entfachte er an einen Studienabbruch. Die Regierung sprang durch seine Weigerung, sechs Wissenschaftler ein und gewährte Hilfen für 430.000 in Not gera- für den Science Council of Japan (Japanischer tene Studierende. Für ausländische Studierende Rat für Wissenschaft) zu ernennen. Dieser re- setzte sie dafür jedoch einen guten Notendurch- präsentiert 840.000 Wissenschaftlerinnen und schnitt voraus, was Studierendenvereinigungen Wissenschaftler und soll wichtige wissenschafts- scharf kritisierten. politische Fragestellungen diskutieren sowie Empfehlungen an die Regierung liefern. Bisher Zusätzlich unterstützten 93 Prozent der Univer- war die Regierung immer den Vorschlägen des sitäten ihre in- und ausländischen Studieren- Rats gefolgt. Da Suga keine Gründe für seine Ab- den, indem sie Studiengebühren ermäßigten lehnung lieferte, warfen ihm seine Kritiker vor, oder erließen, zinslose Darlehen bereitstell- seine Weigerung sei politisch motiviert mit der ten, bei der Ausstattung mit Computern oder Absicht, regierungskritische Wissenschaftler mit Wi-Fi-Routern halfen oder Essensgutschei- auszuschließen. ne ausgaben. Außerdem schufen sie psycho- logische Angebote für Studierende, die unter Eine Debatte um die Wissenschaftsfreiheit Vereinsamung litten. In der Folge verzeichne- war losgetreten. Die Affäre hielt sich mehrere ten die Universitäten weniger Abbrecher als Wochen in den Schlagzeilen, hinterließ eine 2019. Allerdings wird befürchtet, dass dies nur verärgerte Wissenschaftsgemeinschaft und zog eine Aufschiebung bis zum Sommersemester mehr als 100 von akademischen Gesellschaf- 2021 darstellt. ten verfasste Stellungnahmen nach sich. Sugas Umfragewerte fielen um sieben Prozent. Bis An- fang 2021 sollten die Umfragewerte um weitere INTERNATIONALER AUSTAUSCH UND 147 20 Prozent sinken. Ein Grund war der Anstieg MOBILITÄT PAUSIEREN der Coronazahlen im Dezember. Suga wartete sehr lange damit, tiefer greifende Maßnahmen Der akademische Personenaustausch mit dem während dieser dritten Infektionswelle zu be- Ausland pausierte 2020 fast vollständig. Japa- schließen. nische Studierende im Ausland wurden nach Japan zurückgeholt, soweit ihre Universitä- ten oder die Regierung den Aufenthalt finan- FOLGEN DER CORONAKRISE FÜR DIE JAPANISCHEN ziert hatten. Neue internationale Studierende UNIVERSITÄTEN UND STUDIERENDEN konnten wegen der Grenzschließung nicht ein- reisen, nur zwischen Oktober und Dezember Die Pandemie traf die japanischen Universitä- lockerte Japan die Einreisebeschränkungen ten in den Frühlingsferien. Die meisten der 780 vorübergehend. Hochschulen sperrten ihren Campus und stell- ten auf digitalen Unterricht um. Das stellte für viele eine besondere Herausforderung dar, da Fernunterricht vielerorts ein Novum war. Besonders die Studierenden litten unter dem Shutdown – jüngere Semester fühlten sich iso- liert und konnten keine sozialen Kontakte auf- bauen, älteren Semestern und Graduierten war es aufgrund geschlossener Bibliotheken nicht möglich, ihre Forschungsprojekte weiter zu ver- folgen. Zudem verloren Hunderttausende ihre Einkünfte aus Nebenjobs im Servicebereich und mussten zusätzliche Kosten für ihre digitale Aus- Geschlossene Restaurants in Tokyo während des freiwilligen stattung tragen. Jeder fünfte Studierende dachte Semi-Shutdowns.
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020 ASIEN Networking mit Avataren – das Symposium zur Künstlichen Intelligenz (KI) des DWIH Tokyo Grußwort des DAAD-Präsidenten Prof. Mukherjee. Das deutsch-französisch-japanische Online-Sym- posium zu „Human-centric Artificial Intelligence“ im November schloss mit beeindruckenden Zah- len: 100 Referentinnen und Referenten aus den drei Ländern und über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeugten von einem regen Interes- 148 se an dem Thema. Am letzten Tag veröffentlichten die Teilnehmenden spontan eine gemeinsame Ab- schlusserklärung. Darin bekundeten sie den Wil- Eröffnung des Symposiums durch Botschafterin Ina Lepel. len, die Zusammenarbeit in der KI weiter auszu- bauen und im Rahmen eines dritten Symposiums einem Zusammenschluss aller in Japan aktiven im Jahr 2022 zu diskutieren, wie sich im Anthropo- KI-Forschungsinstitutionen. Es folgte auf das „1st zän durch KI globale Probleme lösen lassen. Das Japanese-German-French DWIH Symposium on Symposium fand in einer interaktiven Virtual-Rea- Artificial Intelligence“ von 2018. lity-Umgebung statt, die es Teilnehmenden und Vortragenden ermöglichte, sich in Konferenzräu- Von deutscher Seite begrüßten die deutsche Bot- men, Breakout-Räumen und sogar an einem virtu- schafterin I. E. Ina Lepel und der DAAD-Präsident ellen Strand über Avatare zu vernetzen. Prof. Dr. Joybrato Mukherjee die Gäste. Prof. Dr. Ina Schieferdecker, Abteilungsleiterin „Forschung Organisiert hatten das Symposium das DWIH für Digitalisierung und Innovation“ im Bundes- Tokyo und die französische Botschaft in Japan ministerium für Bildung und Forschung (BMBF), gemeinsam mit dem AI Japan R&D Network, eröffnete das Symposium mit einem Vortrag zur deutschen KI-Strategie. An einer Podiumsdiskus- sion zu „Geopolitics of AI“ nahm Vito Cecere, Be- auftragter für Außenwissenschafts-, Bildungs- und Forschungspolitik im Auswärtigen Amt als Reprä- sentant für Deutschland teil. In weiteren Sessions standen ökologische Fragestellungen (zum Beispiel AI & Agriculture) wie auch soziale (zum Beispiel AI & Democracy) und technische Themen (High Per- formance Computer) im Zentrum der Diskussion. www.dwih-tokyo.org/ai2 DWIH-Organisationsteam in der virtuellen Welt.
Tokyo Stattdessen schufen einige Universitäten ge- „STEAM“-Fächer, ein neues Akronym, das dem meinsam mit ihren internationalen Partnern ursprünglichen „STEM“ („Science, Techno- virtuelle Austauschangebote und brachten so logy, Engineering and Mathematics“) ein „A“ die Digitalisierung in ihren Institutionen voran. für „Arts“ hinzufügt. Um die Forschungsstärke Sie experimentierten mit Vorlesungen, Semi- Japans zu erhöhen, die im internationalen Ver- naren und Austauschformaten im Netz. Die gleich abzusinken droht, wird die Zusammen- Maßnahmen gingen einher mit einem klaren arbeit von Industrie und Universitäten und die Bekenntnis zur Internationalisierung und zu Förderung von Doktorandinnen und Doktoran- internationalem Austausch, sowohl von den den, deren Zahl immer weiter zurückgeht, als Universitäten als auch von der Regierung – hat- wesentlich erachtet. te Japan doch gerade ein Jahr zuvor eines seiner Internationalisierungsziele von 300.000 inter- nationalen Studierenden übertroffen. In An- UMSETZUNG BEGINNT SOFORT betracht der andauernden Einreisebeschrän- kungen besteht jedoch die Gefahr, dass die Konkrete Schritte zur Erreichung der Ziele hat Internationalisierung der Hochschulen einen die Regierung bereits eingeleitet. So erhöht sie Rückschlag erleidet. in ihrem 15-Monate-Haushalt die Forschungs- gelder für den Supercomputer Fugaku, der auch für die Covid-19-Forschung eingesetzt wird. Ein SOCIETY 5.0 UND DER SECHSTE BASISPLAN FÜR Fonds für innovative Technologien in Höhe von WISSENSCHAFT, TECHNOLOGIE UND INNOVATION zwei Billionen Yen (circa 16 Mrd. Euro) soll bei der Erreichung der Karbonneutralität bis 2050 Um Japan für die Herausforderungen der Zu- unterstützen. 149 kunft fit zu machen, werden alle fünf Jahre die „Basispläne für Wissenschaft und Technologie“ Das „University Fellowship Program“ soll mit erstellt. Als Folge des zweiten Basisplans 2001 2,78 Mrd. Yen (circa 22,24 Mio. Euro) ab 2021 wurde eine Reform der Hochschulen angesto- zunächst 1.000 Doktorandinnen und Dokto- ßen, die noch andauert. Der fünfte Plan 2016 randen neben der Finanzierung ihrer Lebens- formulierte als Kernkonzept die „Society 5.0“, haltungskosten auch eine Unterstützung beim eine inklusive, vernetzte und nachhaltige Infor- Übergang ins Berufsleben gewähren sowie mationsgesellschaft, die den Menschen in den Praktika und gemeinsame Forschungsprojekte Mittelpunkt stellt. mit der Industrie finanzieren. Bisher ist eine wissenschaftliche Laufbahn die einzige mög Der erste Entwurf für den „6. Basisplan für Wis- liche Option für viele Doktorandinnen und senschaft, Technologie und Innovation“ ab 2021 Doktoranden. Die Stipendien sollen zum Teil bekennt sich zu dieser Vision und benennt kon- von Universitäten im Bottom-up-Verfahren ver- krete Schritte für das „Re-Design“ der jetzigen in geben werden und zum Teil als direkte Aus- eine datenbasierte und nachhaltige Gesellschaft. schreibungen in zukunftsträchtigen Themen- Für die Erstellung einer zentralen Plattform zum bereichen erfolgen. Austausch von Daten sowie zur Herstellung von Datensicherheit sei die Digitalisierung der Städte Mit einem anderen wichtigen Vorhaben blickt und deren Transformation in Smart Cities, die Di- die Regierung weiter in die Zukunft: Das gitalisierung der Regierung und des Forschungs- „Moonshot Research and Development Pro- systems sowie die Weiterentwicklung der Super- gram“ fördert ab 2021 Projekte mit hohem computer erforderlich. Potenzial für disruptive Innovationen und soll zur Lösung schwieriger gesellschaftlicher Prob- Besonders beachtlich: Der Plan spricht den leme beitragen. Das Programm definiert sieben Sozial- und Geisteswissenschaften bei der ehrgeizige Ziel-Kategorien, darunter die „Ver- Transformation der Gesellschaft eine rele- wirklichung einer Gesellschaft, in der Menschen vante Rolle zu. Gefördert werden sollen die bis 2050 frei von Beschränkungen von Körper,
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020 ASIEN Gehirn, Raum und Zeit sind“, die „Entwicklung NEUE FINANZIERUNGSMODELLE FÜR DIE von KI-Robotern, die autonom lernen, sich an UNIVERSITÄTSFORSCHUNG ihre Umgebung anpassen, ihre Intelligenz wei- terentwickeln und an der Seite von Menschen Die Eigenfinanzierung der nationalen Uni- agieren“ sowie „die Realisierung eines fehler- versitäten wird derweil vorangetrieben. Ge- toleranten universellen Quantencomputers, der winne durch Investitionen am Finanzmarkt Wirtschaft, Industrie und Sicherheit revolutio- sollen zukünftig bei der Finanzierung von nieren wird“. Forschung helfen. Das größte Vorhaben ist dabei ein Hochschulfonds von zehn Billionen Yen (circa 80 Mrd. Euro), den die Regierung ZWEI NEUE „DESIGNIERTE NATIONALE ab 2022 herausgeben wird. Finanziert wird er UNIVERSITÄTEN“ durch Staatsanleihen, den Verkauf von Gold- reserven und durch die Hochschulen selbst. Währenddessen wird die Reform der nationalen Nachdem die Regelungen für die Veräußerung Universitäten unter dem Motto „Auswahl und von Schuldtiteln für Universitäten gelockert Konzentration“ fortgeführt. 2020 wurden zwei wurden, gab die Universität Tokyo als erste weitere Universitäten – die University of Tsuku- Universität Anleihen in Höhe von 20 Mrd. Yen ba und die Tokyo Medical and Dental Universi- (circa 160 Mio. Euro) heraus. Damit soll unter ty – zu „designierten nationalen Universitäten“ anderem das Hyper-Kamiokando-Neutrino- ernannt. Damit tragen insgesamt neun von 86 Observatorium finanziert werden. Geplant nationalen Universitäten diesen Titel. Sie sollen sind insgesamt Anleihen in Höhe von 100 zukünftig eine besondere Rolle im Reformpro- Mrd. Yen (circa 800 Mio. Euro) in den nächs- 150 zess spielen und sich im weltweiten Wettbewerb ten zehn Jahren. als Leuchtturm-Forschungsuniversitäten be- haupten. Die ausgewählten Universitäten erhal- ten neben einem geringen zusätzlichen Budget DIE DAAD-ARBEIT VOR ORT einen gewissen Grad an finanzieller Autonomie und größere Flexibilität bei Berufungsverfahren Wenn auch fast alle Aktivitäten online statt- und Investitionen wie zum Beispiel Ausgrün- fanden, war 2020 für die DAAD-Außenstel- dungen, Bildung von Start-ups sowie Zusam- le auch unter den veränderten Vorzeichen ein menarbeit mit der Industrie. ereignisreiches Jahr. Sie organisierte gut 50 Die DAAD-Außenstelle Tokyo in der Kirschblüte.
Tokyo Warum es sich lohnt, mehrere Fremdsprachen zu lernen Fünf Länder, fünf Sprachen, ein Ziel: aufzeigen, warum es sehr sinnvoll ist, mehrere Fremd- sprachen zu erlernen. Der DAAD Tokyo und das Goethe-Institut Tokyo veranstalteten gemeinsam mit den Kulturinstituten und Auslandsvertretun- gen der Länder Frankreich, Spanien, China und Südkorea ein zweitägiges Online-Symposium zu diesem Thema. Auf diesem diskutierten Exper- tinnen und Experten in Vorträgen, Workshops und einer Podiumsdiskussion den Mehrwert International besetzte virtuelle Podiumsdiskussion des DAAD von Mehrsprachigkeit. Tokyo mit den Kulturinstituten und Auslandsvertretungen. Im universitären Kontext sprachen sich die Auf diese Weise könne die Tatsache, dass auch Vertreterinnen und Vertreter der fünf beteilig- Japan de facto mehrsprachig ist, in der Mitte ten Sprachen, die an japanischen Hochschulen der Gesellschaft ankommen. die beliebtesten zweiten Fremdsprachen dar- stellen, dafür aus, sich noch mehr als bisher Ein besonderes Highlight für die interessierte gemeinsam für das Erlernen weiterer Fremd- Öffentlichkeit war ein Interview mit dem japani- sprachen nach dem Englischen einzusetzen schen Fußballnationalspieler Kawashima Eiji, der und dies durch sprachvergleichende sowie selbst im Erwachsenenalter mehrere Fremdspra- sprachübergreifende Forschungsprojekte zu chen lernte. Neben den rund 100 aktiven Mitwir- 151 untermauern. Aus bildungspolitischer Sicht kenden, darunter Vertreterinnen und Vertreter plädierte das Podium dafür, das Erlernen einer des japanischen Bildungsministeriums MEXT, zweiten Fremdsprache bereits früher als mit erreichten die englischen und japanischen Live Eintritt in die Universität zu fördern. Gleich- streams an den beiden Veranstaltungstagen ins- zeitig sei von Bedeutung, dass Mehrsprachig- gesamt knapp 1.000 Interessierte. keit als individuelle Kompetenz sowohl gesell- schaftlich als auch ökonomisch Wertschätzung www.daad.jp/mehrsprachigkeit2020 erfahre, etwa im Rahmen der jährlichen Rekru- tierungsverfahren japanischer Unternehmen. Veranstaltungen mit Schwerpunkten im Mar- Onlineseminaren. An den Informationssemina- keting, der Stipendien- und Alumniarbeit, der ren deutscher Hochschulen nahmen über 670 Deutschförderung sowie weitere 18 Veranstal- Studieninteressierte teil. tungen unter dem Dach des DWIH. Das fortdauernde Interesse an Deutschland Die zwei großen Highlights im digitalen Raum spiegelt sich nicht nur in der Nachfrage an Be- waren das zweite deutsch-französisch-japani- ratungen wider – über 750 Studieninteressier- sche DWIH-Symposium zur Künstlichen Intel- te wandten sich an die Außenstelle –, sondern ligenz und das internationale Symposium zur auch in den hohen Bewerberzahlen für die Mehrsprachigkeit (beide siehe Kasten). Im Be- Jahresstipendien. In den sozialen Netzwerken reich Marketing standen zahlreiche Informa- informierte die Außenstelle Tokyo über Studien- tionsveranstaltungen auf dem Programm, die möglichkeiten in Deutschland, veröffentlichte European Higher Education Fair (EHEF) war Erlebnisberichte von deutschen und japani- die größte, diesmal im Format einer Serie aus schen Studierenden und machte Werbung für
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020 ASIEN Veranstaltungen des DAAD und seiner Part- Trotz aller digitalen Möglichkeiten freuten sich ner. Höhepunkte waren die Aktion „Zusammen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer über gegen Corona“ (siehe Info-Kasten) und „Doit- die wenigen Face-to-Face-Veranstaltungen, die su-GO“, in dem japanische Deutschlernende ihr von August bis Dezember unter hohen Auf- deutsches Lieblingswort erklärten. lagen stattfinden konnten. Dazu gehörten für die Stipendiaten des Programms „Sprache und Auch in anderen Bereichen entstanden neue For- Praxis Japan“ eine Exkursion durch Tokyo, ein mate. Deutsche Hochschulen vernetzten sich mit Besuch des Tokyo Rinkai Disaster Prevention japanischen Hochschulen in einem gemeinsam Park und ein Besuch des Roboter-Showrooms mit dem Japan Network for International Educa- Kawasaki Robostage. In Zusammenarbeit mit tion (JAFSA) organisierten „Matchmaking“. Im der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völ- Rahmen des neuen Forums „Kigaru ni Austausch“ kerkunde Ostasiens (OAG) fand eine Ausstel- (entspannter Austausch) halten Stipendiatinnen, lung von Filmen der Künstlerinnen Christin Stipendiaten und Alumni selbst Vorträge über ihre Schlothauer (DAAD-Alumna) und Lisa Woite Interessengebiete. Die Außenstelle organisierte (DAAD-Stipendiatin) im Deutschen Kulturzen- zudem Weiterbildungen für die Karriereplanung trum Tokyo statt. Ein besonderes Bonbon war und Vernetzungstreffen mit den Studierenden des ein Gesprächsabend, auf dem die beiden von Zentrums für Deutschland und Europastudien ihren Erfahrungen als deutsche Filmemache- (DESK) an der Universität Tokyo. rinnen in Japan sprachen. Das traditionelle Weihnachtskonzert fand ebenfalls im Dezem- Die Außenstelle unterstützte Initiativen aus dem ber statt, dieses Mal im kleinen Kreis mit 30 Kreis der rund 150 deutschen Sprachdozentinnen Personen und nicht wie üblich mit 200 Teilneh- 152 und -dozenten in Japan sowie der Japanischen merinnen und Teilnehmern. Gesellschaft für Germanistik. Ein großer Bedarf bestand an kollegialem Austausch über die neuen digitalen Lehrerfahrungen. Entsprechend wur- den regelmäßige Austauschrunden zu Fragen der Onlinelehre initiiert und ein mehrtägiges digita- les Fachseminar über virtuellen Austausch und Telekollaborationsprojekte durchgeführt. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Programms „Sprache und Praxis in Japan“ unternehmen im September 2020 eine Exkursion.
Tokyo コロナに負けるな!Zusammen gegen Corona – eine Social-Media-Aktion Die DAAD-Stipendiatin Mandy Kunfeld schreibt: „Das Foto wurde während der Kirsch- blütenzeit (April 2020) in Shiroishi gemacht. Dieser Ort ist sehr bekannt für die tausend Kirschblütenbäume, die jedes Jahr dort erblühen und normalerweise ein beliebter Ort für ,Hanami‘ (Kirschblüten ansehen mit Picknick). Wegen des Virus waren dieses Jahr so gut wie keine Personen dort, was ich persönlich sehr mochte. Somit konnte man die Schönheit der Kirschblüten auch mal in Ruhe ohne die typisch enormen japanischen Menschenmengen genießen.“ 153 Eine leere Allee in voller Kirschblüte, Sonnen- anbeter in Deutschland, Onlineunterricht im Studentenwohnheim – 15 japanische und deut- sche Austauschstudierende stellten in Fotos ihr Alltagsleben während der Coronazeit dar. Ihre Texte handelten darüber, warum sie wäh- rend dieser Situation nicht in ihre Heimat zu- rückgekehrt sind, wie sie mit dem Stress unter den Corona-Studienbedingungen zurechtka- men und wie sich ihre Sicht auf das Gastland verändert hat. Jeder Beitrag wurde unter dem Hashtag #ZusammengegenCorona auf den so- zialen Medien der Außenstelle gepostet. Durch die Serie erhielten die Austauschstudierenden, über die japanische Medien kaum berichteten, Der DAAD-Stipendiat Shuta Watanabe teilt seinen Pandemie- eine Stimme. Die Aktion erweckte hohe Auf- alltag in der Aktion „Zusammen gegen Corona“: „Ich habe den Eindruck, dass in Deutschland der körperliche Abstand, noch merksamkeit. mehr als ich erwartet hätte, eingehalten wird – viele sind darauf bedacht, nicht nur sich selbst, sondern auch andere vor einer Ansteckung zu bewahren. Es gibt auch Infektionsrisiken, an die man in Japan nicht denken würde: zum Beispiel im Supermarkt, wenn ich Gemüse abwiegen muss.“
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020 ASIEN Daten zum Bildungssystem Japan 3,86 Mio. 83,50 % 2.050 Anzahl der eingeschriebenen Immatrikulationsquote* Anzahl der Bildungsausländer Studierenden in Deutschland (alle Studienstufen) 656 0,83 % 4,73 % 154 Anzahl des wissenschaftlichen Im Ausland Studierende Anteil internationaler und künstlerischen Personals (Anteil an Studierenden Studierender in Deutschland gesamt) 31.903 Die beliebtesten Zielländer Internationale Studierende für Studierende im Land gesamt nach Herkunftsländern Im Ausland Studierende 1. USA/Vereinigte Staaten (Anzahl gesamt) 2. Großbritannien 1. China 3. Australien 2. Vietnam 4. Deutschland 3. Nepal 5. Kanada 4. Republik Korea 5. Indonesien Alle verfügbaren DAAD-Ländersachstände, DAAD-Bildungssystemanalysen und D AAD-Datenblätter alphabetisch nach Ländern sortiert finden Sie unter: www.daad.de/regionalinformationen * Die Immatrikulationsquote in Japan ist nicht in den UNESCO-Statistiken erfasst. Die angegebene Zahl beruht auf einer nationalen Erhebung des japanischen Bildungs- ministeriums MEXT. Es wird keine Vergleichbarkeit mit anderen Ländern gewährleistet.
Tokyo Tabelle 13: DAAD-Geförderte aus dem Ausland und aus Deutschland nach Herkunfts-/Zielland und Förderbereichen Japan A = Geförderte aus dem Ausland D = Geförderte aus Deutschland Japan A 149 I. Individualförderung – gesamt D 111 1. nach Status A 9 Studierende auf Bachelor-Niveau D 31 A 30 Studierende auf Master-Niveau D 57 A 29 Doktorandinnen und Doktoranden D 18 A 81 Wissenschaftler/innen und Hochschullehrer/innen (inkl. Postdoktorandinnen und -doktoranden) D 5 2. nach Förderdauer A 87 < 1 Monat D 3 A 6 1–6 Monate D 28 A 56 > 6 Monate (Langzeitförderung) D 80 A 160 II. Projektförderung – gesamt D 171 1. nach Status A 62 Studierende auf Bachelor-Niveau 155 D 74 A 54 Studierende auf Master-Niveau D 82 A 22 Doktorandinnen und Doktoranden D 2 A 8 Wissenschaftler/innen und Hochschullehrer/innen (inkl. Postdoktorandinnen und -doktoranden) D 13 A 14 andere Geförderte* D 2. nach Förderdauer A 56 < 1 Monat D 38 A 93 1–6 Monate D 93 A 11 > 6 Monate (Langzeitförderung) D 40 A III. EU-Mobilitätsprogramme – gesamt D 1. Mobilität mit Partnerländern A 1. Erasmus-Studierendenmobilität (Auslandsstudium) D A 2. Erasmus-Personalmobilität (Dozentinnen und Dozenten, sonstiges Personal) D A 309 DAAD-Förderung – gesamt (I + II + III) D 282 DAAD-Förderung – Geförderte A und D – gesamt 591 *Personen in studienvorbereitenden Maßnahmen sowie projektbetreuendes Hochschulpersonal In der Aufstellung der Geförderten des DAAD werden drei Förderbereiche unterschieden. In der Individualförderung unterstützt der DAAD schwerpunktmäßig Studierende sowie Wissenschaftler und Hochschullehrer, die sich erfolgreich um ein DAAD-Stipendium beworben haben. In der Projektförderung finanziert der DAAD vornehmlich Pro- gramme zur Förderung weltoffener Hochschulstrukturen. Als Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit vergibt der DAAD schließlich Fördermittel an Studie- rende und Mitarbeiter von Hochschulen, die insbesondere akademische Mobilität ins europäische Ausland unterstützen (EU-Mobilitätsförderung). In der Programmlinie Mobilität mit Partnerländern stehen aus dem Projekt 2018 keine Daten zur Verfügung, da aufgrund der Corona-Pandemie die Projektlaufzeit von Seiten der Europäischen Kommission verlängert wurde (Voriger Zeitraum über 5.000 Personen). Das Projekt endet am 31.07.2021 und danach stehen erst aktuelle Daten zur Verfügung.
Sie können auch lesen