Trägerkonzeption - Uhlandstraße 34 01069 Dresden - Heinrich-Zille-Straße 6 01219 Dresden - Dresden.de
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Inhalt I 5 1. Gelebte Vielfalt – Das Leitbild des Ausländerrates 5 2. Pädagogische Erfahrung mit der Institution Kita 7 2.1 Zusammenarbeit mit Kitas in Dresden-Johannstadt 7 2.2 Kita-Stammtisch 7 3. Mehrsprachigkeit in der Arbeit des Ausländerrates 7 3.1 Mehrsprachigkeit als gelebte Normalität 7 3.2 Mitarbeit im Projekt MIGELO 7 3.3 Mehrsprachigkeitsprojekt 7 II 9 Sozialräumliche Einbindung unserer Kita 9 1. Allgemeine Aussagen zum Sozialraum 9 2. Unsere Kita als Akteur im Sozialraum 9 III 11 1. Leitbild der Kita „Kleiner Globus“ 11 2. Gruppenstruktur der Kita 12 3. Pädagogisch-methodisches Konzept der Kita 12 3.1 Bild vom Kind 12 3.2 Rolle der PädagogInnen 13 3.2.1 BeobachterInnen – BewahrerInnen – BegleiterInnen – BeraterInnen – VermittlerInnen – Vorbild 13 3.2.2 Situationsansatz 13 3.3 Mehrsprachigkeit als Schlüssel zur Welt 13 3.3.1 Immersionsmethode 13 3.3.2 Angebotene Sprachen 14 3.3.3 Wissenschaftliche Begleitung durch die Evangelische Hochschule Dresden 15 3.3.4 Zusammenarbeit mit LogopädInnen und Sprachprojekten 15 3.3.5 Zusammenarbeit mit bilingualen Einrichtungen 15 3.4 Inklusion als pädagogische Grundlage 16 3.4.1 Gelebte Vielfalt 16 3.4.2 Interkulturelle und geschlechterbewusste Pädagogik 16 3.5 Partizipation der Kinder 17 3.6 Kita als Ort der Bildung 17 3.6.1 Somatische Bildung 17 3.6.2 Soziale und kommunikative Bildung, Interkulturelle Kompetenz 18 3.6.3 Naturwissenschaftliche Bildung 20 3.6.4 Mathematische Bildung 21 3.6.5 Ästhetische Bildung 23 3.7 Spiel als Hauptbeschäftigung 24 3.8 Umgang mit Beschwerden der Kinder 24 3.9 Öffnungszeiten, Betreuungszeiten und Tagesablauf 24 1
Inhalt 3.10 Eingewöhnung 24 3.11 Übergang Krippe/Kindergarten 25 3.12 Vorschule als Übergang in die Schule 26 3.13 Erziehungspartnerschaft mit den Eltern 27 3.13.1 Lebenswelt der Familien – Familienzentrum 27 3.13.2 Transparenz und Informationen 27 3.13.3 Mitwirkung 27 3.13.3.1 Elternabend 27 3.13.3.2 Elternbildung 28 3.13.3.3 Elternrat 28 3.13.3.4 Elterncafé 28 3.13.3.5 Feste und Aktivitäten 28 3.13.3.6 Projektwerkstatt 28 3.13.4 Elterngespräche 28 3.13.5 Oma und Opa – Mehrgenerationsangebote 29 IV 31 1. Träger- und Organisationsstruktur 31 1.1 Personaleinsatz 31 1.2 Aufgaben der Kitaleitung 33 1.3 Qualitätssicherung und -entwicklung 34 1.4 Öffentlichkeitsarbeit 35 2. Flankierende Angebote des Ausländerrates Dresden 35 2.1 Elternsprechstunde – Sozialpädagogische Beratung und Begleitung 35 2.2 Migrationsberatungsstelle 37 2.3 Interkulturelle Elternarbeit – Angebote für Eltern 37 2.4 Interkultureller Frauentreff 37 2.5 Sprachkurse 37 2.6 Sportförderung 38 3. Kooperationen mit anderen Trägern, Vereinen und Institutionen 38 3.2 Kinder- und Elternzentrum „Kolibri“ e. V. 38 3.3 Weitere mögliche Projektpartner 38 4. Essensversorgung 39 5. Räumlichkeiten und Materialien 41 V 43 Anhang 43 Materialien 43 Quellen 46 2
„Durch die Mannigfaltigkeit der Sprachen wächst unmittelbar für uns der Reichthum der Welt und die Mannigfaltigkeit dessen, was wir in ihr erkennen.“ Wilhelm von Humboldt 4
I 1. Gelebte Vielfalt – Das Leitbild des Die jahrelange Erfahrung innerhalb der großen Bandbreite von Integrationsarbeit, die weitreichende Vernetzung auf Ausländerrates städtischer, Landes- und bundesdeutscher Ebene sowie die stetige Erneuerung und Verbesserung der eigenen Arbeit bün- Der 1990 gegründete Ausländerrat Dresden e. V. setzt sich deln sich im vereinseigenen Internationalen Begegnungszent- für die Interessen von Menschen mit und ohne Migrations- rum auf der Heinrich-Zille-Straße in Dresden. Wir sind ein über hintergrund1 in Dresden und Umgebung ein, um ein friedli- die Grenzen der Stadt Dresden hinaus anerkannter und ches, respektvolles und gleichberechtigtes Miteinander aller geschätzter Träger von interkulturellen, sozialen und bil- Menschen zu erreichen. Das Ziel unserer Arbeit ist die Förde- dungspolitischen Maßnahmen zur Erreichung einer inklusiven rung der kulturellen, sozialen und politischen Teilhabe von Gesellschaft. Menschen mit Migrationshintergrund und die Stärkung ihrer Selbstvertretung. Unser Menschenbild Das Aufgabenfeld des Ausländerrates umspannt folglich die Wir, der Ausländerrat Dresden e. V., haben ein humanis- Bereiche der individuellen Beratung von Einzelpersonen über tisches Bild vom Menschen. Fördermaßnahmen für spezielle Zielgruppen bis hin zur akti- ven Mitarbeit in lokalen und landesweiten Netzwerken.2 Die Würde des Menschen ist unantastbar. Eine gleichberechtigte Partizipation in allen Bereichen unse- Wir sehen den Menschen als ganzheitliches Wesen (Körper, rer Gesellschaft soll für die in Dresden lebenden Menschen Kognition, Emotion und Motivation), welches sich selbst ver- mit Migrationshintergrund hauptsächlich über entsprechende wirklichen möchte und nach Autonomie strebt. Jeder Mensch Bildungs- und Aufklärungsangebote auf Grundlage des Empo- ist in der Lage, seine Fähigkeiten bestmöglich einzusetzen, um wermentansatzes erreicht werden. Die Stärkung der Position seine Bedürfnisse zu befriedigen. Jeder Mensch lebt in einem von Menschen mit Migrationshintergrund und die Artikulation Spannungsfeld zwischen Autonomie und Abhängigkeit. Jeder ihrer Interessen und Bedürfnisse sind zentrale Punkte unserer Mensch ist von Natur aus gut und konstruktiv. Arbeit. 1 Zu den Menschen mit Migrationshintergrund zählen „alle nach 1949 auf das 2 Eine Aufstellung der Arbeits- und Themenbereiche des Ausländerrates findet heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in sich im Anhang. Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Gebo- renen mit zumindest einem zugewanderten oder aus Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil.“ Quelle: Statistisches Bundesamt, 2010. 5
2. Pädagogische Erfahrung mit der wie die Menschen, die zu uns kommen. Wir sind uns der sprachlichen Vielfalt im Team bewusst und gestalten die Kom- Institution Kita munikation miteinander offen. Mehrsprachigkeit wird als Nor- malität im Arbeitsalltag wahrgenommen und wertgeschätzt, sie ist die Basis unseres täglichen Handelns. 2.1 Zusammenarbeit mit Kitas in Dresden- Johannstadt Die Arbeit mit Eltern, z. B. aus Flüchtlingsfamilien, ist Schwer- 3.2 Mitarbeit im Projekt MIGELO punkt unserer Tätigkeit in Dresden-Johannstadt. So unter- Das bundesweite Projekt MIGELO (Migranten Eltern Lotsen) stützen wir Familien unter anderem bei der Kitaplatzsuche. richtete sich an Eltern mit und ohne Migrationshintergrund. Dafür sind die Einbeziehung von und die Kooperation mit Hauptziel des Projektes war die Stärkung der Eltern durch Kitas von großer Bedeutung. Durch die „UnterAG Kinder“, den Seminare, lokale Bildungsmaßnahmen und Kongresse, damit „Kita-Stammtisch“ (siehe 2.2) und durch gemeinsame Pro- sie die Rolle eines Bildungspartners in verschiedenen Bildungs- jekte mit Kitas aus dem Stadtteil bestehen sehr gute Koopera- bereichen übernehmen können. Für die Ausbildung der Eltern tionen in verschiedenen Bereichen wie Einzelfallbetreuung, zu Lotsen wurden folgende Themen konzipiert: gemeinsame Festgestaltung oder dem Austausch zwischen Fachkräften. • Know-how der Gründung von Elternvereinen • Elterninitiativen als demokratische Formen der Selbstor- ganisation 2.2 Kita-Stammtisch • Traditionelle und neue Erziehungs- und Rollenvorstellun- Der Kita-Stammtisch ist ein regelmäßiges Angebot des Aus- gen in Familien länderrates Dresden und stellt sich als Fachaustausch zu den • Wege zur Stärkung des Schulerfolgs und der Verbesse- übergreifenden Themenbereichen Migration, Integration und rung der Berufsorientierung Familie dar. Im Abstand von etwa sechs Wochen wird die • Einstiege in die Arbeits- und Berufswelt Gesprächsrunde für die pädagogischen Fachkräfte mit migra- • Kommunikation und Kooperation mit Partnern im loka- tionssensiblen Impulsen von ReferentInnen (im Zeitrahmen len Umfeld von 1,5 h, während der Mittagsruhe der Kinder) in jeweils unterschiedlichen Kitas angeboten. Die Themen der einzel- nen Kita-Stammtische werden von den teilnehmenden Päda- Innerhalb des Zeitraumes 2010–2012 wurden in Dresden 12 gogInnen aufgrund eigener Arbeitserfahrung selbst einge- lokale Bildungsmaßnahmen für Eltern sowie ein Kongress bracht. zum Thema: „Der Beitrag von Elterninitiativen und -vereinen zur erfolgreichen Berufsorientierung von Jugendlichen“ durch- Ziel des von zwei Sozialpädagoginnen begleiteten Angebotes geführt und damit ca. 300 Eltern erreicht.3 ist die Sensibilisierung der pädagogischen Fachkräfte in den Kitas für diverse Lebenslagen von Familien mit Migrationshin- tergrund. Dies geschieht durch Vermittlung von Wissen bzw. 3.3 Mehrsprachigkeitsprojekt neuen Erkenntnissen der Forschung zu den entsprechenden „Mehrsprachigkeit als Brücke und Ressource zur Integration in Gebieten sowie die Erweiterung und Stärkung der interkultu- Bildung und Beruf“ rellen Kompetenz der pädagogischen Fachkräfte durch geziel- ten Austausch und inhaltliche Impulse. Dieses dreijährige Projekt findet bundesweit parallel in acht Städten mit verschiedenen Modulen (Seminare, lokale Bildungs- maßnahmen, Kongresse) statt, unser Verein leistet inhaltliche Koordinationsarbeit.4 Im Projekt sollen drei Zielgruppen wei- tergebildet werden und das neu erworbene Wissen anschlie- 3. Mehrsprachigkeit in der Arbeit ßend in professionelle Tätigkeiten übernehmen: des Ausländerrates • MultiplikatorInnen aus den Ethnien der Zugewanderten, die in der Elternarbeit tätig sind, • pädagogische MitarbeiterInnen aus Kitas, Vorschulen, Grund- 3.1 Mehrsprachigkeit als gelebte Normalität schulen und von freien Anbietern, die mit Kindern unter Unsere Mitarbeiter sprechen Arabisch, Aserbaidschanisch, 11 Jahren arbeiten, Deutsch, Englisch, Persisch, Portugiesisch, Rumänisch, Rus- • MitarbeiterInnen von Migrantenorganisationen, die dafür sisch, Spanisch, Türkisch und Vietnamesisch. Wir beraten zum verantwortlich sind, Angebote für Eltern, Kinder und Ju- Thema Mehrsprachigkeit. Unsere Angebote sind mehrsprachig, gendliche zu konzipieren und zu steuern. 3 Das Projekt MIGELO präsentiert sich auf: http://www.migelo.de/, mehr zur 4 Vgl. http://www.phoenix-cologne.com/projekt-sprachenvielfalt.html (Stand Beteiligung des Ausländerrates fi ndet sich unter: http://www.migelo.de/index. 04.03.2013). php/dresden.html (Stand 04.03.2013). 7
Sozialräumliche Einbindung unserer Kita II 1. Allgemeine Aussagen zum 2. Unsere Kita als Akteur im Sozialraum 5 Sozialraum Unsere Kita entsteht im zentrumsnahen Ortsamtsbereich Unsere mehrsprachige Kita ergänzt die Infrastruktur sowie die Plauen, in der Südvorstadt Ost. Aus unserer Sozialraumana- kulturelle und soziale Vielfalt im Stadtteil. Wir haben ein pä- lyse6 leiten wir folgende wichtige Erkenntnisse für unseren dagogisches Angebot für Familien mit und ohne Migrations- Kita-Standort ab: hintergrund, für ausländische Studierende und MitarbeiterIn- nen der HTW und TUD und für Menschen mit Interesse an Die Ortsteile Dresden Plauen, Südvorstadt West und Südvor- einer mehrsprachigen und respektvollen Erziehung ihrer Kin- stadt Ost verfügen über eine gute Infrastruktur. Es existiert der. eine Vielzahl an öffentlichen, sozialen und kulturellen Einrich- tungen, wie Schulen, Kitas, Bibliothek, Feuerwache, Senio- Über die Kinderbetreuung hinaus bereichert unsere Kita als renheime, Traumaambulanz, Beratungsstelle für die Soziale Familienzentrum das kulturelle und soziale Leben im Stadtteil Betreuung von Flüchtlingen, Kunstakademie e. V., Sport- und durch: Freizeiteinrichtungen, Verein der Vietnamesen e. V. und die russisch-orthodoxe Kirche. Sie werden außerdem von der TU • Teilnahme und Organisation gemeinsamer Feste, wie z. B. Dresden (TUD) und der Hochschule für Technik und Wirtschaft Jolkafest, Kindertag, (HTW) geprägt. • Zusammenarbeit mit anderen Kitas, Schulen, Förder- schulen, Rehabilitationsträgern, Traumaambulanz und Aufgrund der Nähe zu den beiden Hochschulen ist davon aus- Vereinen, z. B. dem Verein der Vietnamesen, zugehen, dass sowohl Studierende als auch Mitarbeitende bei- • aufsuchende kleinere Kulturprogramme, z. B. Weihnachts- der Einrichtungen die Kita trotz Wohnortferne wählen werden. singen im Seniorenheim, • das Bereitstellen von Räumen für Veranstaltungen „von Im Ortsamtsbereich Plauen leben derzeit viele Menschen mit Eltern für Eltern“ oder Therapeuten, Migrationshintergrund. • weitere flankierende Angebote des Ausländerrates Dres- den e. V., z. B. Sprachkurse, Elternsprechstunden Bera- Bis 2025 wird ein kontinuierlicher Zuwachs bei Kindern bis 14 tungsangebote, Bildungsveranstaltungen. Jahren prognostiziert. Dies stellt eine planbare Größe für unsere Kita dar. 5 Unsere Ausführungen beziehen sich auf die drei Ortsteile Plauen, Südvorstadt Ost und Südvorstadt West. 6 Siehe unsere Sozialraumanalyse im Anhang. 9
III 1. Leitbild der Kita „Kleiner Globus“ hungs- und Bildungspartnerschaft mit den Eltern, die durch gegenseitige Wertschätzung, Respekt und Vertrauen ge- kennzeichnet ist. Kinder • Die Mitwirkung der Eltern ist in unserer Kita erwünscht. • Jedes Kind ist einmalig und aus diesem Grund beson- ders. • In unserer Kita haben alle Kinder die gleiche Chance sich unabhängig von Geschlecht, Beeinträchtigung, Religion MitarbeiterInnen sowie sozialer und kultureller Herkunft zu entfalten. • Unsere MitarbeiterInnen sind mit den Leitbildern des • Jedes Kind schafft sich selbst sein Bild von der großen Ausländerrates und der Kita vertraut und finden sich in Welt und ist aktiver Gestalter seiner Entwicklung. ihnen wieder. • Unsere pädagogischen Fachkräfte sehen jedes Kind als • Unsere MitarbeiterInnen sind engagiert, kompetent und eigenständige Persönlichkeit und begegnen ihm auf Au- gut ausgebildet. Die Arbeit mit Kindern ist für sie eine genhöhe. Herzensangelegenheit. • Unsere pädagogischen Fachkräfte nehmen Kinder ernst • Unser Team arbeitet wertschätzend und partnerschaftlich und beziehen sie altersentsprechend in Entscheidungen zusammen. im Kita-Alltag ein. • Konflikte nutzen unsere MitarbeiterInnen als Chance zur • Unsere pädagogischen Fachkräfte verstehen sich als Be- Verbesserung der Arbeit in unserer Kita. gleiterInnen und UnterstützerInnen. • Unsere Kita wird gleichermaßen getragen von Leitung, Team, dem Ausländerrat Dresden und den Eltern. • Für den Ausländerrat Dresden als Träger der Kita gehört die kontinuierliche Weiterbildung aller MitarbeiterInnen Familie zum Selbstverständnis. Dabei steht die Förderung der Stär- • Unsere Kita ist ein Ort für die Kinder, Eltern und Familie. ken der pädagogischen Fachkräfte im Vordergrund. Wir arbeiten generationsübergreifend. • Unsere Kita ist geprägt von einer angenehmen Arbeits- • Die Eltern sind die Experten ihrer Kinder. atmosphäre, in der sich unsere MitarbeiterInnen wohl- • Die Arbeit unserer pädagogischen Fachkräfte ist geprägt fühlen und sich entsprechend ihrer Talente einbringen von einer gemeinsamen und gleichberechtigten Erzie- können. 11
Die Zusammensetzung den Gruppen mit den Kinder mit beson- derem Förderbedarf, laut SächsIntegrVO, wird anders aufge- stellt: 1. In einer Gruppe, in der ausschließlich Kinder bis zur Voll- endung des dritten Lebensjahres betreut werden, wer- den insgesamt 11 Kinder aufgenommen. 2. In einer Gruppe, in der ausschließlich Kinder ab Voll- endung des dritten Lebensjahres bis zum Schuleintritt betreut werden, werden maximal 17 Kinder aufgenom- men. 3. In einer altersgemischten Gruppe, in der auch mindes- tens ein Kind bis zum dritten Lebensjahr betreut wird, werden insgesamt 16 Kinder aufgenommen. Laut der SächsIntegrVO sollen nicht mehr als drei Kinder mit Behinderung oder von der Behinderung bedrohte Kinder in einer Gruppe sein. In unseren innovativen Immersionsgruppen arbeiten jeweils zwei ErzieherInnen mit den Muttersprachen Deutsch-Russisch Wofür unsere Kita steht und Deutsch-Englisch. Diese Gruppen werden aufgrund der • Unsere Kita ist ein Ort der Wertschätzung und des Res- Methode strukturell und personell anders aufgestellt. In der pekts aller Menschen. ersten konzeptionellen Phase starten wir mit zwei Immersions- • Unsere Kita ist ein Ort der Begegnung und des Wohlfühlens. gruppen. Nach dem ersten Jahr evaluieren wir unsere Erfah- • Unsere Kita ist ein Ort für Kinder, an dem sie gern sind, rungen und erweitern diese Gruppen. Freunde finden und wichtige Lebens- und Bildungserfah- rungen sammeln. Die Kinder wechseln von der Krippe in den Kindergarten im • Die Kinder unserer Kita erleben Vielfalt als positiven As- Alter von etwa drei Jahren. Im letzten Jahr vor dem Schulein- pekt des Lebens. tritt finden sich alle Vorschulkinder einmal wöchentlich in • Das Handeln unserer ErzieherInnen ist geprägt von Res- einer Vorschulgruppe zusammen. pekt, Verständnis und einer offenen Haltung. • In unseren Immersionsgruppen wachsen Kinder mit meh- reren Sprachen und Kulturen auf. Sie erfahren ihren Alltag in und mit mehreren Sprachen. • Unsere Kita passt sich an Lebenssituationen und Bedürf- 3. Pädagogisch-methodisches nislagen von Familien an und reagiert auf aktuelle gesell- schaftliche Entwicklungen. Konzept der Kita • Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung haben hohe Priorität in unserem Arbeitsalltag. • Unsere Kita arbeitet effizient und nachhaltig. 3.1 Bild vom Kind Jedes Kind ist einmalig und aus diesem Grund besonders. Indem jedem Kind der nötige Halt geboten wird, hat es die 2. Gruppenstruktur der Kita Möglichkeit, seine eigenen Potenziale zu entfalten. Das setzt jedoch voraus, dass diese Potenziale erkannt, wertgeschätzt In unserer Kita betreuen wir 156 Kinder. Unsere Krippe hat und nutzbar gemacht werden. Plätze für 30 Kinder im Alter unter zwei Jahren und 44 Plätze ab zwei Jahren, im Kindergartenbereich ist Platz für 82 Kinder Jedes Kind hat seine eigene Identität. Seine Zugehörigkeit zu im Alter von drei bis sechs Jahren. Der Personalschlüssel einer Altersgruppe oder einer Gruppe von Menschen mit Merk- unserer Einrichtung ergibt sich aus §12 SächsKitaG, sowie malen wie Beeinträchtigung, Geschlecht, Ethnie, Religion usw. SächsIntegrVO, die Gruppenstruktur richtet sich nach den vor- spielt dabei eine große Rolle. Dies gilt es gesondert zu berück- handenen Räumen. sichtigen, um unserem Anspruch auf Chancengleichheit ge- recht werden zu können. Alle Gruppen unserer Kita sind altersübergreifend. Die Stun- denanzahl der ErzieherInnen richtet sich nach der Anzahl der Kinder in unserer Kita, dem Betreuungsstundenumfang und dem individuellen Förderbedarf der Kinder, sie wird in regel- ⸢ „Wenn Du mit mir sprichst, vergiß, daß ich eine Schwarze bin. Und vergiß nie, daß ich eine Schwarze bin.“ mäßigen Abständen neu berechnet und angepasst. ⸥ (Parker 1994: 31) 12
Jedes Kind bekommt die Möglichkeit, mit verschiedenen Lebens- 3.2.2 Situationsansatz entwürfen und Lebensumständen in Berührung zu kommen Der Situationsansatz ist Grundlage unseres täglichen Han- und sein eigenes Weltbild beständig weiter zu entwickeln. delns. Das heißt, dass das Kind im Mittelpunkt unserer Arbeit steht und dass zahlreiche Ideen von den Kindern geplant oder Dazu gehört auch die Wertschätzung und Toleranz anderen spontan in unseren Tagesablauf einfließen. Alle Kinder in Kindern und Erwachsenen gegenüber. Durch die individuellen unserer Einrichtung haben das Recht, in Angelegenheiten, die Merkmale jedes Kindes entstehen schnell gruppendynami- sie betreffen, gehört zu werden bzw. sie haben das Recht auf sche Prozesse, in denen sich Kinder ihrer eigenen Stärken und Partizipation und Mitbestimmung.7 Ihre Meinung wird, ent- Schwächen bewusst werden. sprechend ihres Alters und ihrer Reife, angemessen berück- sichtigt. Kinder wollen und sollen Verantwortung überneh- Nur durch den Prozess der Teilhabe können Werte wie Solida- men. rität und Rücksicht auf nicht so Leistungsfähige erfolgreich vermittelt werden. 3.3 Mehrsprachigkeit als Schlüssel zur Welt ⸢ „Jeder Mensch hat das Recht, in der Gemeinschaft zu leben und in der Gemeinschaft glücklich zu werden. Das beinhaltet, dass keiner aus der Gesellschaft aus- 3.3.1 Immersionsmethode gestoßen werden darf oder zu einer reinen Assimila- Der Begriff Immersion kommt aus dem Lateinischen, wird vor tion an die Gesellschaft gezwungen werden darf. allem in der Sprach- und Erziehungswissenschaft verwendet Jedem Menschen muss – von seiten der Mitmenschen und bedeutet soviel wie „Eintauchen“. Im übertragenen Sinne und Gesellschaft – die volle Teilhabe am gesell- und auf die bi- oder multilinguale Erziehung bezogen, bedeu- schaftlichen Leben ermöglicht werden“ tet dies „Sprachbad“. Das heißt, dass die TeilnehmerInnen die- (RHEKER 1989a, 132) ⸥ ser Lern- und Spracherziehungsmethode – in der Regel han- delt es sich um Kinder – in die Sprache und ihr Sprachumfeld eingetaucht werden. 3.2. Rolle der PädagogInnen In Ländern und Kulturen, die traditionell mehrsprachig sind, wird diese Methode ganz selbstverständlich im Alltag ange- 3.2.1 BeobachterInnen – BewahrerInnen – wendet. In Einwanderungsländern erlernen Einwandererkin- BegleiterInnen-BeraterInnen – VermittlerInnen – der zum Beispiel die Landessprache durch Immersion in Vor- Vorbild schuleinrichtungen. Wir wollen jedem Kind Gelegenheit geben, mit allem, was das Zusammenleben ausmacht, in Berührung zu kommen und Außer Immersion, die eine selbstverständliche Begegnung sich damit auseinander zu setzen. Bei allem, was wir tun, und einen Umgang mit den Sprachen darstellt, werden keine beachten wir die Einzigartigkeit, die Gefühle und Bedürfnisse besonderen Sprachlernmethoden angewandt. Die Sprachen der Kinder. Gemeinsam tauschen wir uns über Wünsche und werden nicht gelernt (im klassischen Sinne des Wortes, wie Ängste aus, akzeptieren sie und suchen nach einer schrittwei- zum Beispiel in der Schule oder in Sprachkursen), sondern sen Lösung bei Problemen. Wir gestatten es jedem Kind, in erworben – auf ganz natürliche Art und Weise. Der Spracher- seinem Tempo und seinen Neigungen gemäß zu lernen und werb folgt den Prinzipien des Mutterspracherwerbs. Je früher dabei seine eigenen Erfahrungen zu sammeln. Dabei achten Kinder in ein solches „Sprachbad“ getaucht werden, desto und schätzen wir die wertvollen Ressourcen, die das Kind mit- besser. Ideal ist es natürlich, wenn die Möglichkeit der Anwen- bringt. Wir stehen nicht über dem Kind, sondern hinter ihm. dung dieser Methode bereits nach der Geburt (oder schon Wir sehen uns als: davor) besteht, ein Erwerb im Kleinkind- und Vorschulalter weist aber vergleichbar gute Ergebnisse auf. Die Immersions- • BeobachterInnen – In der offenen, verdeckten, gezielten methode kann in jedem Alter angewandt werden, die besten oder zufälligen Beobachtung lassen wir die Kinder in Ergebnisse erzielt sie jedoch bei Kindern. einem sicheren Umfeld agieren, erkunden die Interessen und den Entwicklungsstand jedes Kindes • BewahrerInnen – von Freude am Spiel, Tun, Erzählen, Umsetzung in unserer Kita Denken und Fühlen, Lernen, Neugier und Kreativität In unserer multilingualen Kita wird ein Umfeld geschaffen, in • BegleiterInnen – von Entwicklungs- und Bildungsprozes- dem alle Kinder verschiedenen Sprachen im Alltag begegnen. sen und gleichzeitig Insbesondere in unseren Immersionsgruppen wird der Sprach- • VermittlerInnen – von Wissen und Fertigkeiten und Kommunikationsalltag kontinuierlich auf zwei Sprachen • BeraterInnen – Bei Konflikten und dringenden Problemen aufgebaut. Zwei muttersprachliche Fachkräfte arbeiten in der stehen wir den Kindern falls notwendig mit einer hilfrei- Kernzeit, das heißt von 9:00 bis 15:00 Uhr, in unseren Immer- chen Idee zur Seite. siongruppen, um alle Alltagsituationen mit den Kindern sprach- • Vorbild – Kinder beobachten unser Verhalten (wie auch lich simultan zu gestalten und zu begleiten. Die Kinder in die- das der Eltern) und ahmen es nach. Wir sind bemüht, Wer- sen Gruppen begegnen und erleben gleichwertig zwei Sprachen te wie einen ehrlichen, liebe- und respektvollen Umgang und ihre TrägerInnen (ErzieherInnen und andere Kinder, die miteinander, Wertschätzung, gegenseitige Unterstützung zum Teil diese zweite Sprache bereits beherrschen). Sie müs- und freudvolles Miteinander im Alltag vorzuleben und re- sen sich der jeweiligen Sprache bedienen, um sich zu verstän- flektieren unser Verhalten entsprechend. digen und am Gruppengeschehen teilnehmen zu können. Die 7 Vgl. § 22 Abs. 1 und 3 KJHG und § 8 KJHG. 13
Kinder, die in das „Sprachbad“ eingetaucht werden, kommen verschiedene Obstsorten sind zu sehen. Unter jedem Bild steht über diese Methode aktiv in Kontakt mit beiden Sprachen und die Obstbezeichnung. Die Kinder versuchen bekannte Buch- erleben somit die empfohlenen 30 % Sprachzeit (vgl. Asbrock staben zu erkennen. Sie vergleichen die Wörter in Deutsch und u. a. 2011). in Russisch: Sind sie ähnlich vom Klang? Die ErzieherInnen fra- gen die Kinder, welche Gedichte sie über Obst kennen. Prinzip „Eine Person – eine Sprache“: zwei pädagogische Fach- kräfte („A“ und „B“) 3.3.2 Angebotene Sprachen Fachkraft A repräsentiert die Muttersprache bzw. die domi- In der ersten Erprobungsphase der Immersionsmethode in nante Sprache der Kinder, Fachkraft B die neue Sprache. Die unserer Einrichtung wird zum „Eintauchen“ für unsere Kinder Rollen werden so verteilt, dass Fachkraft B im Umgang mit die russische Sprache angeboten. Dies hat vor allem folgende den Kindern nur die neue Sprache verwendet und das auch Gründe: dann tut, wenn sie nicht direkt mit den Kindern beschäftigt ist, aber letztere in der Nähe sind. Fachkraft B muss aber auch • Momentan befindet sich Russisch an 6. Stelle der Welt- die Muttersprache der Kinder so weit beherrschen, dass diese sprachen, die Bedeutung der russischen Sprache nimmt sich mit ihren Wünschen, Klagen oder Kommentaren an Fach- weiter zu. kraft B wenden können. Fachkraft A vertritt die Muttersprache, • Die größte Einwanderungsgruppe in Dresden ist die rus- versteht aber die neue Sprache so weit, dass es zu keinen sischsprachige Gruppe. Missverständnissen in der täglichen Arbeit kommt. • Es wurden bereits mehrere ErzieherInnen mit russischer Muttersprache für unsere Kita angesprochen, pädagogi- Auf diese Weise können die Kinder gar nicht anders, als sich sche Fachkräfte haben reges Interesse für die Tätigkeit in die neue Sprache wenigstens so weit anzueignen, dass sie unserer Einrichtung gezeigt. sich mit beiden PädagogInnen verständigen können. Dabei ist • Für die Zusammenarbeit mit LogopädInnen sind Erhe- es wichtig, dass die Aufgaben und Funktionen so auf beide bungsbögen in verschiedenen Sprachen von großer Be- PädagogInnen verteilt werden, dass das, was den Kindern deutung, russische Erhebungsbögen sind bereits vorhan- besonders viel Spaß macht oder von ihnen besonders begehrt den. wird, nicht nur bei einer Betreuungsperson konzentriert ist. Beispiel: Obstpause Kindergarten8 Kinder bereiten gemein- In einer ersten Phase werden eine Krippengruppe und eine sam mit ErzieherInnen die Obstpause vor. Fachkraft A und Kindergartengruppe nach Immersionsmethode starten, dieser Fachkraft B begleiten alle Handlungen parallel in 2 Sprachen: Prozess wird durch pädagogische Fachkräfte, wissenschaftli- Obst wird gewaschen, geschält, geschnitten, gezählt. Es hän- che BeraterInnen und LogopädInnen begleitet. Nach Abschluss gen didaktische Materialien in beiden Sprachen an der Wand, dieser Phase findet eine Evaluation statt. 8 Ein ausführliches Beispiel für die Krippe befindet sich im Anhang. 14
Nach einem Jahr werden in einer weiteren Phase Englisch Ziele für Immersionsgruppen und eine zusätzliche Sprache, beispielsweise Vietnamesisch, Kompetenzen der ErzieherInnen, die in den Immersionsgrup- eingeführt, Englisch wurde vor allem in Hinblick auf die nahen pen tätig sind, sollen gestärkt und erweitert werden in Hin- Universitätsstandorte ausgewählt. blick auf: • Schulung der pädagogischen Fachkräften, schwerpunkt- 3.3.3 Wissenschaftliche Begleitung durch die mäßig der Sprachentwicklung und Sprachbesonderhei- Evangelische Hochschule Dresden ten bei bilingualen Kindern In Zusammenarbeit mit der EHS, speziell dem apfe Forschungs- • Übersicht über „Stolpersteine“ der fremden Sprache soll institut, werden die Bildungsprozesse des Kita-Alltages, des zugänglich gemacht werden pädagogischen Ansatzes sowie die praktische Realisierung der • Erlernen der physiologischen Sprachentwicklung bei mo- Immersionsmethode evaluiert und wissenschaftlich begleitet. nolingualen Kindern, um eine differenziertere Einschät- Die Umsetzung der wissenschaftlichen Methoden wird im zung des Sprachstandes der ein bis zweisprachigen Kin- pädagogischen Prozess unter Einbeziehung aller Parteien dern vornehmen zu können gemeinsam erarbeitet. 3.3.4 Zusammenarbeit mit LogopädInnen und Sprachprojekten Durch die gute Vernetzung im Stadtteil Johannstadt besteht seit 2011 eine Kooperation mit der logopädischen Praxis Liane Kirchner (Georg-Nerlich-Straße 2). Gern wollen wir diese Koope- ration noch mehr auszubauen und damit die logopädische Begleitung zu einem wichtigen Bestandteil unserer pädagogi- schen Arbeit werden lassen. Studien haben gezeigt, dass die Sprache der Kinder sich ins- besondere dann gut entwickelt, wenn sie sich in einer „sprach- reichen“ Umgebung bewegen. In unserer Einrichtung wollen wir nicht nur durch die Immersionsgruppen diese Umgebung schaffen, sondern auch für alle Kinder ein logopädisch fun- diertes Konzept zur Sprachförderung im Alltag anbieten. Davon profitieren alle Kinder von 0 bis 6 Jahren: deutsch mutter- sprachliche Kinder ebenso wie Kinder, für die Deutsch die zweite oder die dritte Sprache ist. Ziele im Sprach-Alltag Kompetenzen der ErzieherInnen sollen gestärkt werden im Hinblick auf: Die Logopädin beobachtet und dokumentiert Sprech-Prozesse • das Wissen über den Verlauf der kindlichen Sprachent- und die sprachliche Entwicklung der Kinder und pädagogi- wicklung schen Fachkräfte in den Immersionsgruppen, um die Weiter- – ein- und mehrsprachige Entwicklung entwicklung der Immersionsmethode kontinuierlich zu evalu- – Zusammenhänge zwischen allgemeiner Entwicklung ieren und zu verbessern. und Sprachentwicklung – sprachhemmende und sprachfördernde Faktoren der Auch durch den Kita-Stammtisch (Abschnitt I, 2.2) unseres Sprachentwicklung Vereins bestehen Kooperationen zu mehreren Kitas aus der – Sprachvergleiche verschiedener Sprachen Johannstadt, die in verschiedene Sprachprojekte einbezogen • den Einsatz sprachfördernder Verhaltensweisen im KiTa- sind. Alltag – unterschiedliche Strategien beim Erwerb der lexikali- Durch die Übernahme der inhaltlichen Koordination für das schen Systeme bundesweite Projekt „Mehrsprachigkeit als Brücke und Res- • die Reflexionsfähigkeit des eigenen Verhaltens source zur Integration in Bildung und Beruf“ (Abschnitt I, 3.3) – ErzieherInnen als sprachliche Vorbilder besteht eine solide Basis auf theoretischer und praktischer – Anwendung alltagsorientierter Sprachförderung im Kin- Ebene in den Bereichen Sprache, Sprachenvielfalt und Mehr- dergartenalltag sprachigkeit. • die Einschätzung der kindlichen Sprachentwicklung • die Beratung von Eltern bezüglich der Sprachentwicklung ihrer Kinder 3.3.5 Zusammenarbeit mit bilingualen Einrichtungen • Beratung der Eltern über Elternabende Es besteht eine Kooperation und ein fachlicher Austausch mit • Sprachstandarderhebungsbögen und Sprachscreenings dem Bilingua e. V. Dieser Verein betreibt in Berlin 3 bilinguale 15
Kitas nach Immersionsmethode (Sprachen: Russisch-Deutsch). gogische und andere Fachkraft) in der Kita und in deren sozialen Für die Zusammenarbeit mit unserer Kita sind folgende Schwer- Umwelt. Jedes Kind soll mit seinen individuellen Möglichkeiten punkte geplant: in der Kita ohne Diskriminierung leben und lernen und sich in heterogenen Gruppen akzeptiert und andere akzeptierend ent- • Fachaustausch für und von pädagogischen Fachkräften, wickeln können. • gemeinsame Weiterbildungen zur Immersionsmethode, • gegenseitige Hospitation in Einrichtungen. Vielfalt steht in der Kita für all jene Charakteristika und Zu- gehörigkeiten, die unterscheidend zu anderen Menschen ste- hen können, wie unterschiedliche nationale bzw. ethnische Ab dem Jahr 2014 wird eine weitere Kooperation mit einer Zugehörigkeiten und Sprachen, die Geschlechter der Kinder, Deutsch-Italienischen Kindertageseinrichtung aus Köln auf- aber auch sozialstrukturelle Unterschiede in den familiären gebaut. Herkünften, verschiedene Talente und gesundheitliche Res- sourcen sowie das Alter der Kinder. Gruppendynamisch und pädagogisch lassen sich dabei temporäre z. B. geschlechts- 3.4 Inklusion als pädagogische Grundlage und sprachhomogene Gruppenbildungen und Räume inner- Was ist soziale Inklusion? Der Begriff Inklusion stammt aus halb des inklusiven Settings nicht ausschließen. Diese werden dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Einschluss oder pädagogisch genutzt, um Benachteiligungen und Bedürfnisse, Zugehörigkeit. Soziale Inklusion stellt ein pädagogisches Modell aber auch Ängste und Vorurteile zunächst geschützt zur Spra- oder Ziel dar, bei dem die Aufnahme aller Kinder in eine Ein- che bringen und Strategien für das gemeinsame Leben ent- richtung sowie ihre uneingeschränkte Teilhabe am gemein- wickeln und gegebenenfalls einüben zu können. Ebenso wer- schaftlichen Zusammenleben als Kern des pädagogischen den die übergreifenden Gemeinsamkeiten, beispielsweise Handelns begriffen werden. zwischen Mädchen und Jungen bzw. zwischen den verschie- denen nationalen/ethnischen Herkünften in den Blick genom- Inklusion, ein Prozess von Innen, welcher sich durch die Ver- men. einigung bereits vorhandener pädagogischer Kompeten- zen und vorliegender Rahmenbedingungen neu aufstellen lässt. 3.4.2 Interkulturelle und geschlechterbewusste Pädagogik Was meint Inklusion in unserer pädagogischen Praxis? Gemäß dem konzeptionellen Schwerpunkt der Kita legen wir ein Hauptaugenmerk auf die mehrsprachige und interkultu- • Alle Kinder, Eltern sowie MitarbeiterInnen in gleicher Wei- relle Erziehung und Bildung. se wertschätzen und respektieren. • Das Recht der Kinder auf eine qualitative Erziehung, Bil- Jüngere Kinder beantworten die sogenannte Herkunftsfrage dung und Betreuung anerkennen. noch ganz unbefangen mit einer Ortsangabe, während ältere • Die Unterschiede zwischen den Kindern als Chancen für Kindergartenkinder diese Frage bereits als Frage nach der Her- gemeinsames Spielen und Lernen sehen (anstatt als Pro- kunftsgeschichte ihrer Familie verstehen können. Sie verwen- blem). den Vorstellungen von „Nationalität“ sowie von entsprechender • Die Partizipation der Kinder bei Aktivitäten in der Einrich- Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit in ihren Spielhandlun- tung zulassen. gen, dort machen sie gegebenenfalls entsprechende Erfah- • Die Entwicklung der Gemeinschaft fördern, zum Beispiel rungen von Anderssein, stereotypen Zuschreibungen und mög- durch gemeinsame Rituale, Aktivitäten und Gruppenspie- licherweise auch von Abwertung. Interkulturelle Erziehung le. setzt an diesem Punkt an, die von den Kindern wahrgenom- • Leistungsentwicklungen der Kinder anerkennen sowie Ta- menen Unterschiede und Bewertungen zu thematisieren. Sie lente und Begabungen aufgreifen und in Beschäftigungen unterstützt die Kinder gegebenenfalls bei der Entwicklung von einflechten. Mehrfachzugehörigkeiten/Mehrfachidentitäten und entdrama- • Die Barrieren für Spiel, Lernen und Partizipation für alle tisiert Kulturalisierungen. Kinder abbauen, nicht nur für jene mit Beeinträchtigun- gen. Als Querschnittsaufgabe und da Geschlechterbilder in Wahr- • Ein ganzheitliches Bestreben, das Wohlbefinden eines je- nehmungen von Nationalität einfließen können, legen wir den Kindes aufrecht zu erhalten bzw. zu erhöhen. einen weiteren Fokus der Arbeit mit Vielfalt auf die geschlech- terbewusste Pädagogik. Die Inklusion in der Kindertageseinrichtung „Kleiner Globus“ Sehr junge Kinder entdecken ihre unterschiedliche Körper- (sowie generell in Bildungs- und Erziehungseinrichtungen) leis- lichkeit, später die Permanenz ihres Geschlechtes und sie ent- tet einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Inklusion in der wickeln in komplexen Identifikationsprozessen in der Kinder- gesamten Gesellschaft. gruppe und mit den Erwachsenen ihre Geschlechtsidentität. Uns geht es um die reflektierte Begleitung ihrer Geschlechts- identität, die Förderung von erweiterten Entfaltungsmöglich- 3.4.1 Gelebte Vielfalt keiten in der individuellen Entwicklung von Mädchen und Die Vision der Inklusion steht für Chancengerechtigkeit und Jungen, die Verständigung zwischen den Kindern in ihrer Un- gleichberechtigte Teilhabe an den gesellschaftlichen Ressour- terschiedlichkeit sowie letztendlich um die Vermeidung von cen des täglichen Lebens für jedes Kind (sowie für jede päda- Exklusion. 16
Beispiel Umkleidekiste Beispiel 1 In der Spielecke eines Gruppenraumes steht eine besondere Es ist ein Budget vorhanden, mit dem für die Gruppe neues Kiste für alle Kinder. Darin befinden sich verschiedene Klei- Spielzeug angeschafft werden kann. Um zu einer Entschei- dungsstücke: Prinzessinnen- und Märchenkostüme, volkstüm- dung zu kommen, was gekauft werden soll, gibt es die Mög- liche Kleidung aus Vietnam, China und Russland, Feuerwehr- lichkeit der Umfrage. Jedes Kind wird befragt, welches Spiel- und Piratenkostüme, Indianerkostüme, weitere Accessoires zeug es sich für die Gruppe wünscht. Die Ergebnisse werden und Schmuck. Die Kinder haben jederzeit Zugang zu dieser gebündelt und im Morgenkreis zur Abstimmung vorgestellt. Kiste, jedes Kind darf die Kleidungsstücke aussuchen, die ihm Durch eine gründliche Besprechung erhalten die Kinder Ein- gefallen und gerade in seine Spielsituation passen. Kinder blick in den Planungsprozess und sehen auch, welche Vorstel- helfen sich gegenseitig beim Ankleiden. Die Erzieherin/der lungen die anderen Kinder haben. Erzieher unterstützt und beobachtet die Kinder beim Spiel und achtet darauf, dass jedes sich in seiner „Rolle“ wohlfühlt: Beispiel 2 So kann die Kira auch ein Feuerwehrmann sein und der Mohamed eine Prinzessin. Ein Programmpunkt für das Gruppen-Teamgespräch ist die Umgestaltung des Gruppenraumes. Zu diesem Gespräch wer- den interessierte Kinder eingeladen, um mit zu planen. Da erfahrungsgemäß vor allem ältere Kinder Interesse an solchen Planungsprozessen haben, bietet sich die Möglichkeit, die Gruppe der angehenden Schulkinder als „Kinderparlament“ zu etablieren und Planungsaufgaben an sie abzugeben, die sie dann bei Bedarf in begleiteter Form übernehmen können. Mit entscheiden zu dürfen, macht Kinder stolz und selbstbe- wusst. Partizipation von Null-bis Dreijährigen – Wie geht das? Kinder sind ab dem Moment ihrer Geburt aktive Beziehungs- partner, die sich im Wechselspiel und in der täglichen Ausein- andersetzung mit ihrer Umgebung entwickeln. Sie sind von Anfang an in der Lage, ihre Bedürfnisse und ihr Befinden zu äußern. Erst mit zunehmendem Alter können sie jedoch die Beachtung und Erfüllung dieser Bedürfnisse vertreten und ihren Alltag selbstständig gestalten. Dabei sind sie auf Erwach- sene angewiesen und hier wiederum von deren Haltung zu demokratisch-partizipativen Erziehungsund Bildungsprozes- sen abhängig. Auch bei Null- bis Dreijährigen bieten sich – ent- gegen der häufig noch weit verbreiteten Meinung – zahlreiche Möglichkeiten im täglichen Zusammenleben, um einen Grund- stein zu legen, der es den Kindern ermöglicht zu lernen, dass sie eine Stimme als MitgestalterInnen haben. 3.5 Partizipation der Kinder Das Wort „Partizipation“ bedeutet soviel wie Mitbestimmung, Beispiel Partizipation beim Essen Mitwirkung, Teilhabe, Teilnahme oder Einbeziehung. Kinder sol- len im Kita-Alltag eigene Themen einbringen und umfassend Allererste Partizipationserfahrungen machen Kinder bereits mitentscheiden können. als Säuglinge, wenn sie erfahren, dass ihre Signale wahrge- nommen und respektiert werden, so z. B. bei der Nahrungs- Das Konzept der Partizipation geht u. a. auf Ideen von Janusz aufnahme: Signalisiert das Kind, dass es satt ist – etwa durch Korczak und die UN-Kinderrechtskonvention zurück, in der es das Wegdrehen des Kopfes oder indem es seinen Mund nicht heißt, dass Kinder ein Recht darauf haben, ihre Meinung mit- mehr öffnet – gilt es für die pädagogische Fachkraft zu akzep- zuteilen. tieren, dass das Kind satt ist, auch wenn sie glaubt, es hätte noch nicht genug gegessen. So kann bereits ein sehr junges Kind erleben, dass seine Meinung wahrgenommen wird und Was heißt dies für die Kita-Praxis? Wirkung zeigt, was ihm dabei hilft, diese auch zukünftig deut- In der Kita müssen Tag für Tag unzählige Entscheidungen ge- lich zu äußern. Werden seine Äußerungen hingegen nicht beach- troffen werden: von der Zeitplanung eines Kita-Tages bis zu tet, wird es möglicherweise glauben, diese wären nutzlos und den Inhalten des Morgenkreises. eine resignierende Haltung einnehmen. Kinder, welche in die Entscheidungen einbezogen werden, Sinnvoll ist es, den Kindern frühzeitig die Chance zu geben, ihr fühlen sich dadurch auf besondere Weise ernst genommen Essen selbst auf die Teller zu nehmen. Dabei wird ihnen emp- und lernen, Verantwortung zu übernehmen und sich an Pla- fohlen, zunächst kleinere Portionen zu nehmen, die sie jeder- nungsprozessen zu beteiligen. zeit nachfüllen können. Auch hier lernen die Kinder, dass ihnen 17
und ihrem Gefühl vertraut und ihnen eine eigene Entschei- Im Alltag unserer Kita wird den Kindern eine gesunde Lebens- dung zugestanden wird. weise vermittelt. Dazu gehören neben viel Bewegung, vor allem an der frischen Luft, auch eine gesunde Ernährung und eine angemessene Körperpflege. Die pädagogischen Fachkräfte 3.6 Kita als Ort der Bildung haben hierbei eine besondere Vorbildfunktion. Die Grundlage der pädagogischen Arbeit in unserer Kita bildet der Sächsische Bildungsplan. Neben einer entsprechenden Einrichtung und Gestaltung der Innenräume und des Außengeländes obliegt es den pädagogi- Die im Bildungsplan beschriebenen Bildungsbereiche stellen schen Fachkräften und Eltern, diese auf ihre gesundheits-för- zum einen abgeschlossene Einheiten dar, zum anderen sind sie derliche bzw. das Wohlbefinden fördernde Eignung hin zu nicht voneinander losgelöst zu betrachten. Die Förderung der prüfen und weiterzuentwickeln. Beispiele für die Gestaltung Kinder in einem Bereich trägt positiv zur Entwicklung in einem bzw. Möglichkeiten im Außenbereich: anderen bei, wie auch das Vernachlässigen des einen negativ auf die Entwicklung des anderen wirkt. Wird z. B. der Gesund- • Sinnesparcours heitszustand der Kinder gezielt gefördert und gestärkt, so ent- • Balancestrecke wickeln sich auch das Konzentrations- und Wahrnehmungsver- • Bassin, Duschen (im Sommer) mögen sowie die Fähigkeit, sich gedulden zu können. • Hängematten, Spielhaus, Sonnensegel • Ausflüge zum nahen Beutlerpark (je nach Jahreszeit Be- schäftigung mit Schnee, Gras, Sand, Laub) 3.6.1 Somatische Bildung Wir fördern und stärken das Wohlbefinden unserer Kinder und im Innenbereich: ganzheitlich. Unsere Kinder sollen ihren Körper und ihre Umwelt bewusst wahrnehmen. Sie sollen wissen und • Ruheraum und Ruheecken, Klangraum äußern, was ihnen gut tut und was nicht. • Bewegungsraum (Netze, Taue, Matten, …) Kinder wollen sich bewegen sowie ihre Kräfte und ihr Geschick austesten. Sie suchen nach körperlichen Herausforderungen. Wir möchten sie in diesem je individuellen Drang so unterstüt- Bei der Gestaltung von Bewegungsangeboten kooperieren wir zen, dass sie ihre motorischen Fähigkeiten schulen sowie Selbst- mit der Physiotherapie „Balance“ (Hoyerswerdaer Straße 22). vertrauen, Selbstgefühl und Sicherheit gewinnen können. Hier erhalten wir auch Beratung und weiterführende Empfeh- lungen bei physischen Auffälligkeiten von Kindern. Ebenso wichtig wie die aktiven Bewegungsphasen sind die Phasen der Erholung und Entspannung, welche wir den Kin- dern unserer Einrichtung ausreichend ermöglichen. 18
Besonderheiten in der Krippe keit, Ich-Stärkung, Frustrationstoleranz und Konfliktbewälti- Bei den Kindern im Alter bis zu einem Jahr nehmen die kör- gung. Damit Kinder soziale Kompetenzen ausbilden können, perliche Pflege und die Versorgung einen großen Umfang in müssen sie aktiv am sozialen Leben teilhaben und Vertrauen der Betreuung ein. in sich und andere haben können. Es ist Aufgabe unserer päda- gogischen Fachkräfte, durch Aufmerksamkeit und sorgfältiges Kleinkinder machen in den ersten beiden Lebensjahren große Beobachten zu erkennen, welches Kind auf welche Art am Fortschritte in der Grob- und Feinmotorik. Sie lernen z. B. den sozialen Leben teilhat. Sie nehmen Kommunikationssignale Kopf aufrecht zu halten, sich in der Bauchlage mit den Armen wahr und reagieren angemessen mit dem Ziel, dass Kinder abzustützen, sich von einer Lage in die andere zu drehen, zu erfolgreich (miteinander) kommunizieren. greifen, zu sitzen, zu krabbeln, zu stehen, zu hüpfen, Bausteine zu stapeln, zu kritzeln etc. Die pädagogischen Fachkräfte unse- In unserer Kita möchten wir das Kind darin unterstützen, sich rer Kita unterstützen diese Prozesse: Sie sorgen z. B. bei den im sozialen Leben immer selbstständiger, selbstsicherer und Kindern im ersten Lebensjahr für Bewegungsfreiheit und stel- freier, vor allem auch kollegial und solidarisch zu bewegen. len geeignete Gegenstände bzw. Materialien in Greifnähe zur Verfügung, um das Greifen, das Drehen, das Betrachten, das Im Dialog, in der Interaktion mit anderen, eignet sich das Kind Ertasten oder „Erriechen“ zu ermöglichen. Gesten, mimische Äußerungen, Laut-, Wort- und Satzmelodien an. Die Sprache entwickelt sich im kindlichen Spiel, beim Be- Das Fühlen und Wahrnehmen wird vor allem durch Körper- trachten von Bilderbüchern, bei rhythmischen Spielen, Rol- kontakt, insbesondere durch Streicheln und eine ruhige und lenspielen, Bewegungsspielen, beim Singen von Liedern, Ge- ausgeglichene Vorgehensweise gefördert. Die neue Umgebung schichten erzählen usw. „Sprache erweitert den Dialog mit sich wird den Kleinsten durch das wiederholte Zeigen und Beschrei- und der Welt“ (Bildungsplan 2011: 86). Dem Rollenspiel mes- ben gezeigt (z. B. auf einem kleinen morgendlichen Rundgang). sen wir besondere Bedeutung bei. In ihm testet sich das Kind Die Kinder werden mit Spielzeug und durch Sprache (Gesang im Zusammenarbeiten, Mitwirken und in seiner Rolle im Team. bzw. Sprechen) ihrer Entwicklung entsprechend angeregt, Es internalisiert soziale Rollen, Normen und Leitbilder. Durch ihre großen motorischen Schritte (Drehen, Krabbeln, Aufste- die geschlechterbewusste Arbeit und den geschlechterbewuss- hen, Freistehen, Laufen) weiterzuentwickeln. Wir verzichten ten Umgang unserer PädagogInnen mit den Kindern und unter- dabei auf Stützvorrichtungen zum Laufenlernen und animie- einander vermeiden wir es, Rollenklischees zu bedienen und ren nur zu Bewegungen, die vom Kind selbst gewollt sind und zu reproduzieren. motorisch geleistet werden können. In unseren Räumen gibt es viel zu entdecken: Spielhaus, Hüpfpferde, schiefe Ebene, Mit der Immersionsmethode ermöglichen wir unseren Kin- Durchkrabbelröhre, Polster, Taue etc. dern, ihre Erstsprache auch in der Kita anzuwenden und durch Gespräche mit weiteren Bezugspersonen – ErzieherInnen und Bis zum Abschluss des dritten Lebensjahres eignen sich Kin- Kindern – weiter zu entwickeln. Kinder, die als Erstsprache nur der differenzierte motorische Fähigkeiten an und verfeinern Deutsch sprechen, können in unseren Immersionsgruppen eine diese, sie wissen ihren Körper immer besser einzuschätzen, zu Fremdsprache/Zweitsprache kennenlernen und ein Gefühl für steuern und zu kontrollieren. Sie springen und hopsen gern, diese entwickeln. Die Mehrsprachigkeit unserer Kita ist ein laufen auf Zehenspitzen, können einfache Kleidungsstücke Fundament für zukünftiges erfolgreiches Sprachlernen. an- und ausziehen, ziehen Reißverschlüsse auf, benutzen den Löffel usw. Unsere pädagogischen Fachkräfte achten darauf, Unsere ErzieherInnen sind den Kindern ein sprachliches Vor- dass jedes Kind seinem Entwicklungsstand gemäß die Betäti- bild und bieten ihnen möglichst viele Sprechanlässe (z. B. durch gungsmöglichkeiten bekommt, die es zur Entwicklung der häufiges Fragen). Sie sind außerdem dazu angehalten, die Art Selbststeuerung benötigt, d. h. sie stellen vielfältige Bewegungs- und Weise ihrer Ansprachen und Anweisungen an die Kinder räume zur Verfügung. Das einfache Bereitstellen wird immer permanent zu reflektieren, d. h. darauf zu achten, dass klare, mehr ergänzt durch das Anbieten erster sportlicher Anreize, verständliche und positiv formulierte Sätze gesprochen wer- Bewegungslieder und Spiele und motorischer Herausforde- den. Durch den alltäglichen intensiven und lebhaften Kontakt rungen (z. B. Kugelbahn, kleinere Bauklötze zum Stapeln, Klet- mit mehreren Sprachen können sich die Kinder in unseren termöglichkeiten). mehrsprachigen Gruppen diese natürlich aneignen. Sie wer- den mit nachhaltig positiver Wirkung auf späteres Sprachler- nen dafür sensibilisiert, dass es mehr als eine Sprache gibt 3.6.2 Soziale und kommunikative Bildung, und dass diese anders klingen. Interkulturelle Kompetenz Die Sprach- und Kommunikationsförderung und die Früh- Um die literale und mediale Sozialisation positiv zu beeinflus- förderung der interkulturellen Kompetenz hat in unserer sen, legen wir großen Wert auf das Vorlesen, Erzählen, Reimen pädagogischen Arbeit einen hohen Stellenwert. Unsere und Singen in verschiedenen Sprachen und durch verschie- Kinder sollen Vielfalt bzw. Verschiedenheit als positive Nor- dene Personen (z. B. SchülerInnen, SeniorInnen). Für die Ge- malität wahrnehmen. Sie gehört zum Leben, sie macht staltung der Kitaräume, insbesondere bei den Vorschulkindern, es bunter und wertvoller. nutzen wir gemeinsam gemalte Schriftzeichen (Buchstaben Unsere Kita ist für die soziale Bildung der Kinder ein wichtiger aus verschiedenen Sprachen, Phantasiezeichen, …). Compu- Lernort. Soziale Verhaltensweisen werden durch die tägliche terlernspiele im Rahmen von Projekten geben den größe- Kommunikation und Interaktion mit pädagogischen Fachkräf- ren Kindern außerdem die Möglichkeit, sich mit der Technik, ten und anderen Kindern, vor allem im Spiel, erlernt. Dazu der digitalen Welt und deren Möglichkeiten auseinanderzu- gehören z. B. Normen, Werte, Kooperations- und Teamfähig- setzen. 19
Wir halten es für besonders wichtig, dass unsere Kinder für die 3.6.3 Naturwissenschaftliche Bildung Vielfalt in unserer Gesellschaft sensibilisiert werden und diese Wir möchten vor allem die Begeisterung für Dinge und als normal annehmen (verschiedene Lebensentwürfe, Spra- Prozesse fördern und den Kindern vielfältige Begegnungen chen, Kulturen, Religionen, Interessen usw.). Wir tragen mit mit der Natur und natürlichen Phänomenen ermöglichen. unserer pädagogischen Arbeit, vor allem durch gemeinsame Kinder interessieren und begeistern sich für die Dinge und sogenannte cultural awareness and language awareness-Pro- Vorgänge in der Welt. Sie wollen diese erkunden, verstehen jekte9 mit Vereinen, Institutionen und EinzelakteurInnen, v.a. und erklären. Unsere pädagogischen Fachkräfte beobachten, in der Nachbarschaft, zur Frühförderung der interkulturellen wonach Kinder fragen. Sie wertschätzen deren Erkenntnis- Kompetenz der Kinder bei. drang, fördern ihre Neugier und unterstützen sie bei ihrer Suche nach Antworten. Aus den Fragen sowie aus dem Lebens- Wir bauen auf die Partizipation der Kinder im Kitaalltag. Sie zusammenhang und den Erfahrungen und Kenntnissen der können an Planungs- und Entscheidungsprozessen teilhaben, Kinder entwickeln die PädagogInnen Projekte. Diese sind all- die PädagogInnen zeigen Interesse an ihrer Mitwirkung und tagsnah, facettenreich, regen zum Denken und Problemlösen nehmen eine wertschätzende Haltung gegenüber ihren Ideen, an und geben Anlass zu erneuten Fragestellungen und weite- Themen, Vorschlägen usw. ein. ren Projekten. Unterschiedliche Materialien, Gegenstände, Ge- räte, Medien und Umgebungen laden zum Entdecken, Expe- rimentieren und Informieren ein. Wenn Kinder gemeinsam Besonderheiten in der Krippe erforschen, so reden sie darüber. Sie beschreiben und disku- Für die Kinder der Krippe ist der Aufbau einer sicheren Bin- tieren Erfahrenes, sagen ihre Meinung und formulieren Gedan- dung und Vertrauensbasis zu ihren ErzieherInnen besonders ken und neue Fragen. Sie werden angeregt und motivieren wichtig. In unserer Krippe soll eine ruhige und anregende sich gegenseitig. Auch in diesem Prozess spiegelt sich der Atmosphäre herrschen, in der die pädagogischen Fachkräfte enge Zusammenhang zwischen Wahrnehmen, Denken, Emo- den Kindern Beteiligungs- und Kommunikationsmöglichkeiten tionen, Sprache und Bewegung wider. schaffen. Unsere Kinder sollen sich wohlfühlen und in eine vertrauensvolle und aktive Beziehung mit anderen Kindern, In unserer Kita bekommen die Kinder Zeit, (scheinbar kleine) den pädagogischen Fachkräften und ihrer (dinglichen) Umge- Dinge zu entdecken, zu ergründen, auszuprobieren und sich bung treten. Im gemeinsamen Spiel lernen Kinder soziale über diese auszutauschen. Die PädagogInnen treten mit ihnen Regeln. Spiele zu zweit oder in kleinen Gruppen fördern die in einen fragenden Dialog, um sie zu unterstützen und zu Aufmerksamkeit füreinander, erfordern kooperatives Verhal- ermuntern, Entdecktes zu beschreiben und anderen Kindern ten und geben den Kindern die Möglichkeit, sich in der Inter- zu erklären, um selbst weitere Fragen zu stellen und eigene aktion mit anderen auszuprobieren. Gemeinsam ausgehan- Vermutungen und Annahmen zu prüfen. delte und gestaltete Rituale und Feste geben Orientierung und Sicherheit, ebenso wie die Räume, in denen sich die Kin- Um die Natur bzw. natürlichen Kreisläufe (z. B. die Jahreszei- der durch persönliche und selbstgestaltete Elemente wieder- ten, das Wetter, das Erblühen und das Verwelken von Blumen, finden und wohlfühlen. das Ziehen der Zugvögel usw.) entdecken zu können, gehört der Aufenthalt im Freien zum festen Kitaalltag. Kinder können Schon in der Krippe werden unsere Kinder Vielfalt als Norma- so Naturphänomene nah und mit allen Sinnen wahrnehmen lität und Potential wahrnehmen. Sie haben als Bezugsperso- (z. B. Wärme, Kälte, Helligkeit, Dunkelheit) und eine positive nen zwei ErzieherInnen, jeweils mit einer anderen Sprache. emotionale Beziehung zur Natur aufbauen. Eine solche Bezie- Somit hören sie täglich unterschiedliche Wort-, Laut- und hung zur Natur ist Voraussetzung für die Entwicklung eines Satzmelodien in Liedern, Reimen und Geschichten oder ein- ökologischen Bewusstseins. fach nur in der Alltagskommunikation. Die pädagogischen Fach- kräfte in ihrer Vorbildfunktion vermitteln Werte – im Umgang Das Außengelände der Kita, der nahgelegene Beutlerpark, der mit dem jeweiligen Kind, mit anderen Kindern und mit Er- Große Garten und der Zoo als vom Menschen geschaffene und wachsenen. Dieser Umgang ist von Respekt, Achtung, Wert- gestaltete Räume bieten natürliche belebte und unbelebte schätzung, Offenheit, Mitgefühl, Gerechtigkeit und partner- Objekte. Umliegende Wälder und Seen lassen sich im Rahmen schaftlichem Miteinander geprägt. komplexerer Projektvorhaben erschließen (Tagesausflug). Allein das Kind bestimmt das Tempo seiner Sprachentwick- Die Räume der Kita, vor allem die Werkstatt, ermöglichen den lung. Unsere Kita stellt dafür optimale Rahmenbedingungen Kindern eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Mate- bereit. Wie im Sächsischen Bildungsplan beschrieben, ist es rialien, Funktionsweisen und Herstellungs- und Bearbei- gerade für Kinder im Alter bis zu drei Jahren wichtig, ihnen tungsverfahren. Hilfsmittel wie Säge und Feile helfen ihnen gegenüber eine zugewandte und offene Haltung einzuneh- z. B. beim Umformen von Holz. Sie lernen das Material mit men, ein Sprachvorbild zu sein, in ganzen Sätzen und nicht seinen spezifischen Eigenschaften und den Umgang mit Hilfs- verniedlichend zu sprechen, zuzuhören, ausreden zu lassen mitteln kennen. Sie konzentrieren sich und üben sich im und Wortschöpfungen zuzulassen. Koordinieren von Wahrnehmen – Bewegen – Fühlen. Sie sind 9 „Cultural awareness (dt.: Interkulturelle Sensibilisierung) ist das internalisierte Language awareness (LA) ist das Wissen über Sprache und die bewusste Wahr- Verständnis dafür, dass die allgemeine Einstellung einer Kultur einen starken nehmung und Sensibilität beim Sprachlernen, -lehren und -gebrauch. Für den Einfluss auf die Werte, das Verhalten, die Ansichten und den Glauben eines Indi- Bereich Kita ist dabei besonders wichtig, dass LA-Projekte bzw. -Methoden hel- viduums hat. Für die Interaktion und Kommunikation mit Angehörigen fremder fen, aktive Akzeptanz sprachlicher Vielfalt herzustellen und die Neugierde auf und Kulturen wird somit die Akzeptanz kultureller Einflüsse vorausgesetzt. Sensibili- das Interesse an Sprache, Sprachen, sprachlichen Phänomenen, Sprachen- und sierung für eine fremde Kultur bedeutet z. B. andere Verhaltensweisen zu deuten Kulturvielfalt zu wecken. Vgl. Association for Language Awareness (ALA); http:// und zu verstehen und Sicherheit im Umgang mit fremdkulturellen Partnern zu www.lexically.net/ala/la_defined.htm (Stand 17.02.2013) erlangen.“ Institut für Interkulturelle Kompetenz und Didaktik e. V. (IIKD): http:// www.ikud.de/Cultural-awareness-interkulturelle-Sensibilisierung.html (Stand 07.03.2013) 20
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