TRISTIA 26. OKTOBER 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

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TRISTIA 26. OKTOBER 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL
TRISTIA

              2 6 . O K TO B E R 2 018
E L B P H I L H A R M O N I E G RO S S E R S A A L
TRISTIA 26. OKTOBER 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL
Freitag, 26. Oktober 2018 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal
Elbphilharmonie für Abenteurer | 1. Konzert

MUSICAETERNA
CHORUS & ORCHESTRA OF PERM OPERA
VITALY POLONSKY CHORLEITUNG
MICHAEL MEYLAC SPRECHER

DIRIGENT      TEODOR CURRENTZIS

Philippe Hersant (*1948)
Tristia (2016)
Choroper für gemischten Chor und Instrumentalensemble
auf 33 Texte von Ossip Mandelstam, Warlam Schalamow und
aus russischen und französischen Gefangenenlagern
ca. 80 Min. / keine Pause

Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder
zu fotografieren.

Ein Nach- oder Wiedereinlass in den Saal ist nur nach
Freigabe durch das Einlasspersonal möglich.
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WILLKOMMEN

  Der griechische Dirigent Teodor Currentzis und
  seine in Perm beheimateten music Aeterna-
  Ensembles haben in der Musikwelt einen abso-
  luten Hype ausgelöst – mit ihren radikalen,
  immer maximal intensiven Interpretationen.
  Da war es nur konsequent, dass Currentzis vor
  einigen Jahren auf ein Chorwerk des Kompo-
  nisten Philippe Hersant stieß, das Gedichte
  französischer Häftlinge vertont. Auf seine
  Anregung baute Hersant das Stück zur abend-
  füllenden Choroper »Tristia« aus, indem er
  Texte russischer Dichter einwob, die im Gulag-
  System litten. So entstand eine lose Abfolge
  von Szenen und Gedichten, in denen Trauer
  und Wut über die Umstände aufscheinen, aber
  auch die (illusorische?) Hoffnung auf eine freie,
  bessere Zukunft.
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DIE MUSIK

                 ODE AN DIE FREIHEIT
                 Philippe Hersant: Tristia

                    Die Zisterzienser-Abtei von Clairvaux, gelegen 250 km südöstlich von Paris, hat in
                    ihrer 900-jährigen Geschichte freiwillige und unfreiwillige Weltabgeschiedenheit
                    gesehen. Gegründet als Ort der mystischen Kontemplation, wurde sie nach der
                    Aufhebung des Klosters 1806 als Staats­gefängnis weitergeführt und verwandelte
                    sich in einen der grausamsten Massenkerker Europas. Bis heute dient sie als
                    Haftanstalt; immerhin wurden die Zellen in den 1960er Jahren in einen Neben-
                    flügel verlegt. Zwischen diesen beiden Polen, die das Gebäude repräsentiert,
                    zwischen Meditation und Trostlosigkeit, bewegt sich Philippe Hersants Chor-          Der Komponist Philippe Hersant
                    werk Tristia.
                       Der Kern des Stücks steht direkt mit dem Gefängnis in Verbindung. Denn 2004
                    startete in Clairvaux das Festival Ombres et Lumières (»Schatten und Licht«), das    zeichnet wurden. Obwohl Hersant besonders der französischen Musikszene ver-
                    die wechselvolle Historie der Abtei thematisierte – auch durch Gedichte heuti-       bunden ist, vertonte er auch Texte klassischer deutscher Dichter sowie außer­
                                                       ger Häftlinge, die im Rahmen von Workshops        europäischer Sprachen. Hersant ist Cineast und leidenschaftlicher Leser; seine
                                                       entstanden. Der Komponist Philippe Hersant        Arbeiten für den Film und zwei Opern zeugen von seiner Affinität zum bildhaften
Die Abtei von Clairvaux                                vertonte anschließend ein Dutzend von ihnen,      Ausdruck. Seine weitgehend tonale Musik bietet eine direkte emotionale Anspra-
                                                       die sogar auf CD eingespielt wurden. Was dann     che. Dazu kommt ein ausgeprägter Sinn für spirituelle Wirkungen, musikalisch
                                                       folgte, war ein kleines Wunder. Hersant berich-   verstärkt durch die Verwendung alter Kirchentonarten.
                                                       tet: »Teodor Currentzis hat sie gehört und mich      Diese Kombination von Textsensibilität, Klangschönheit und Spiritualität war
                                                       gebeten, sie auf ein Werk von 75 Minuten aus-     es vermutlich, die Teodor Currentzis an Hersants Chorsätzen angezogen hat.
                                                       zudehnen. So wurde Tristia geboren.«              Der griechische Dirigent, Musikdirektor des Opernhauses im russischen Perm,
                                                                                                         verknüpfte seinen Kompositionsauftrag jedoch mit einer inhaltlichen Weiterent-
                                                                                                         wicklung. Zum Teil auf seine Anregung geht die Idee zurück, das Originalwerk
                                                    Spiritualität und politisches Statement
                                                                                                         auf Basis der französischen Häftlingstexte um russische Gedichte zu erweitern,
                                                    Der 1948 geborene Philippe Hersant studierte         die von Dichtern stammen, die Opfer des sowjetischen Gulag-Systems wurden.
                                                    in Paris, wurde gefördert von Henri Dutilleux        Dazu zählen etwa Warlam Schalamow und Ossip Mandelstam, der 1938 im
                                                    und hatte Stipendien in Madrid und in seiner         Arbeitslager starb.
                                                    Geburtsstadt Rom. Seinen Job als Produzent              Der Komponist verstand diese Auswahl dezidiert als politisches Statement,
                                                    beim Radiosender France Musique flankierte           wie er in einem Interview verriet, »auch wenn ich das nicht gezielt beabsichtigt
                                                    er bald mit eigenen Kompositionen, die seit          habe. Schließlich kann man nicht außer Acht lassen, was in Russland derzeit
                                                    den 90er Jahren mit etlichen Preisen ausge-          geschieht.« Currentzis formulierte es so: »Wir müssen auf die Freiheit in unse-
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DIE MUSIK

rem Leben achtgeben. Sie ist das Kostbarste, was wir haben.« In Perm steht         Atem. Einer von ihnen sehnt sich auf Korsisch nach seiner Heimat, ein anderer
das einzige Gulag-Museum Russlands, das die Geschichte der mörderischen            gibt sich das Pseudonym »Takezo«, nach einem Samurai des 17. Jahrhunderts,
sowjetischen Arbeitslager aufarbeitet, seit einigen Jahren aber wieder massi-      und übt sich in der Kunst der Haikus, japanischer Kurzgedichte. Aus dem Chor-
ven staatlichen Kontrollen ausgesetzt ist.                                         kollektiv treten immer wieder kleinere Formationen hervor, die durch das varia-
                                                                                   ble Instrumentalensemble begleitet werden. »Ich wollte den intimen Charakter
                                                                                   des Projekts bewahren«, sagt Hersant. Jeder Autor erhält so eine individuelle
Moderne Gefangenenchöre
                                                                                   Stimme; keiner der 33 Sätze gleicht in der Besetzung dem anderen.
Als eine der Inspirationsquellen für Tristia nannte Hersant die Oper Aus einem        Der Titel Tristia (»Klagelieder«) spielt auf Mandelstams gleichnamige Gedicht-
Totenhaus, die Leoš Janáčeks auf Basis von Dostojewski schrieb – eine lose         sammlung von 1922 an. Mandelstams Poeme von Abschied, Schuld, Exil und
Abfolge von Szenen und Schicksalen in einem russischen Strafgefangenen­-           Liebe beziehen sich wiederum auf die Briefsammlung Tristia, die der römische
lager, versehen mit dem Motto: »In jeder Kreatur ein Funke Gottes.« Ein Gedanke,   Dichter Ovid während seiner Verbannung am Schwarzen Meer schrieb. Als zweite
den wohl auch Tristia für sich reklamieren kann. Es setzt die Workshop-Arbeiten    wichtige Anregung diente Hersant Dantes Göttliche Komödie aus dem frühen
der französischen Gefangenen aus Clairvaux (die nur beim Vornamen genannt          14. Jahrhundert mit der berühmten Darstellung der Höllenkreise – ein Buch,
werden) gleichberechtigt neben einige der schönsten russischen Gedichte. Mit       das auch Mandelstam und Schalamow heilig hielten. »Man könnte sagen, dass
entschiedener Ernsthaftigkeit verleiht Hersant jedem seiner Autoren Raum und       es auch in Tristia verschiedene ›Kreise‹ oder Zyklen gibt«, erklärt Hersant, »ein
                                                                                   wenig wie in Dantes Hölle.«

Schlafsaal für ca. 60 Personen im Museum »Gulag 36« in Perm                        Die Höllenkreise von Tristia

                                                                                   Der erste Kreis stellt mit den kurzen Miniaturen 1 bis 10 die Grundthemen des
                                                                                   Werks vor: »Tristesse, Eingesperrtsein, geheime Hoffnungen«, so Hersant. Vor-
                                                                                   angestellt ist ein Prosatext von Warlam Schalamow, der 17 Jahre in den Lagern
                                                                                   des Gulag saß: Der Pfad beschreibt die wichtige Funktion von Poesie in tiefs-
                                                                                   ter Einsamkeit – und ihr Verschwinden beim Auftauchen eines Störfaktors. Das
                                                                                   Akkordeon beginnt einstimmig, wie umhertappend, zwingt sich dann zu einem
                                                                                   Walzer. Aus seiner monotonen Linie destilliert Hersant ein Motiv, das im gesam-
                                                                                   ten Stück präsent ist. Die Leere und Todesangst des folgenden Gedichts In der
                                                                                   Einsamkeit reflektiert ein Solo-Alt.
                                                                                      Nun folgen Texte der Clairvaux-Häftlinge. Das Grau als vorherrschende Farbe
                                                                                   im Alltag der Gefangenen schimmert in Entre noir et blanc durch, nur ganz spar-
                                                                                   sam von der Mundharmonika begleitet, wie das Akkordeon ein »Instrument der
                                                                                   armen Leute«. Das ist kein Spott, sondern ein klanglich wirkungsmächtiges
                                                                                   Eingehen auf den Kontext – ebenso wie ein Wiegenlied oder tonloses Flüstern.
                                                                                      Der zweite Kreis von Tristia ist der kargen japanischen Haiku-Poesie des
                                                                                   Häftlings Takezo gewidmet und teils mithilfe pentatonischer Melodien in fern-
                                                                                   östliches Kolorit getaucht. Das Fagott ist hier ständiger Begleiter; in Fantômes
                                                                                   (Geister) schamanenhaft rufend, wie der Geist, der im Text unter den Lidern des
                                                                                   Schlafenden aufsteigt.
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DIE MUSIK

Verhaftet, fotografiert
und deportiert von
der Geheimpolizei:
Warlam Schalamow
(links, 1929) und Ossip
Mandelstam (1934)

Der dritte Kreis beginnt in größter Niedergeschlagenheit mit dem Gedicht           schwarze Meditation begeben. Das folgende Gedicht der Gefan-
Schwarze Kerze von Ossip Mandelstam. Bei seiner Deportation ins Straflager 1934    genen Nina wird mit Grabesstimme zu dumpfen Schlägen und
wurde der jüdische Lyriker von seiner Frau Nadeshda begleitet. Hier singen zwei    choralartigen Bläsern rezitiert.
solistische Altstimmen im Wechsel, als wenn eine der anderen Leid trägt, und           Die letzten drei Gedichte von Tristia deuten laut Hersant eine
ein unablässig wiederholtes kleines Motiv flackert schwach wie ein Kerzenlicht.    Erlösung an. Eine musikalische Hommage an die Dante-Zeit ist
   Das folgende Le temps qui passe lässt die quälend langsam verrinnende Zeit      Der Stieglitz: Mandelstams Verse erscheinen als Ballata des 14.
im monotonen Alltag eines Häftlings spürbar werden. Wie das Ticken einer Uhr       Jahrhunderts. Auch sein Ich habe mich im Himmel verirrt spielt
wiederholt das Cello ein kurzes Motiv; zudem halten die Sänger Metronome,          auf Dante an. Hersant setzt die Verse des großen Poeten, der
die in unterschiedlichen Geschwindigkeiten schlagen. Auch die nächsten Sätze       das Lager nicht überlebte, als eine ganz in sich versunkene
begleitet das Solocello, mal als tanzender Schmetterling oder flatternder Vogel,   Klangmeditation – ein russisches »Ich bin der Welt abhanden
mal als Schmerzensstimme. In Portrait d’un misérable fährt Hersant zum ersten      gekommen«. Den Ausklang bildet ein buddhistischer Traum des
Mal prächtige Klänge auf: Zu »himmlischen Glockenklängen« feiert der Gefan-        Clairvaux-Häftlings Takezo: eine alte japanische Melodie von
gene seine Auferstehung mit einem inbrünstigen Kirchengesang.                      größter Ruhe, die am Ende im Nichts verschwindet.
   Im vierten Kreis erweitert sich die instrumentale Palette um Blech und              »Stellen Sie Fragen, die Ihnen vorher nie in den Sinn gekom-
Schlagwerk. Hersant nähert sich hier dem Milieu russischer »Bauernmusik«           men sind«, fordert Philippe Hersant sein Publikum auf, und
an, wie er auch den Rhythmus der russischen Gedichte als Inspirationsquelle        zitiert Anne-Marie Sallé, die Festivalleiterin von Clairvaux, die
benennt. Die Musik zu Schon wieder im Gefängnis kommt als derbes Marschlied        mit ihren Gedicht-Workshops den Grundstein von Tristia legte:
mit Trommelklängen daher, in der Folge werden Militärmusik und ihre groteske       »Seine Schuld zu zahlen, ja. Aber der Sinn einer Strafe ist doch,
Persiflage im Stile von Dmitri Schostakowitsch genutzt. Schließlich stimmt ein     dass sie zur Aussicht auf Erlösung führt – auf ein anderes mög-
Männerchor a cappella ein grimmiges Trinklied auf einen Fluss im ostsibirischen    liches Leben, sobald die Schulden bezahlt sind.«
Gebirge an; in den dortigen Arbeitslagern schuf Warlam Schalamow unter unvor-
stellbaren Bedingungen sein schriftstellerisches Werk.                                                                   KERSTIN SCHÜSSLER-BACH
   Den fünften Kreis benennt Hersant als den »dramatischsten«, inklusive text­
licher Anspielungen auf Dante. In Ich werde alt (Nr. 26) spielt die armenische
Duduk-Oboe einsame Melodie, während vier tiefe Männerstimmen sich in nacht-
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GESANGSTEXTE
Russische Texte sind nur in der deutschen Übersetzung abgedruckt; französische auch im Original.

1. DER PFAD                                                                                        2. IN DER EINZELZELLE
Text: Warlam Schalamow                                                                             Text: Leonid Martinow

In der Taiga hatte ich einen wunderbaren Pfad. Ich hatte ihn selbst angelegt im                    Schon lange sitz ich in der Einzelzelle,
Sommer, als ich Brennholz für den Winter sammelte. Um die Hütte herum gab                          Und das Gewölbe droht mich zu erdrücken,
es viel Reisig; Lärchen, grau und wie aus Pappmaché, steckten im Sumpf wie                         Ich sieche dahin, ich spucke Blut,
Pfähle.                                                                                            Angstträume lassen mich nicht ruhen.
                                                                                                   Offenbar ist es mein Los,
Ich benutzte meinen Pfad fast drei Jahre lang. Darauf ließen sich gut Gedichte
                                                                                                   Hier zugrunde zu gehen.
schreiben. Wenn ich, zurückgekehrt von einer Reise, wieder darauf ausschritt,
                                                                                                   Stimmt es – sagt es mir doch –,
stellte sich auf diesem Pfad ganz gewiss eine Strophe ein. Ich hatte mich an
                                                                                                   Dass ich die Freiheit nie wiedersehe?
den Pfad gewöhnt, ich hielt mich dort auf wie in einem Arbeitszimmer im Wald.

Während zweier Herbste ging ich vor dem Schnee auf diesen Pfad – um eine
tiefe Spur zu hinter­lassen, die vor meinen Augen für den ganzen Winter erstarrt.
                                                                                                   3. ENTRE NOIR ET BLANC                     3. ZWISCHEN SCHWARZ UND WEISS
Und im Frühjahr, wenn der Schnee getaut war, sah ich meine Abdrücke vom
                                                                                                   Text: Yassine
vorigen Jahr, trat in die alten Spuren, und die Gedichte schrieben sich wieder
leicht.                                                                                            Je ne suis pas tout noir,                  Ich bin nicht ganz schwarz,
                                                                                                   Je ne suis pas tout blanc,                 ich bin nicht ganz weiß,
Im Winter stand mein Kabinett natürlich leer: Der Frost lässt einen nicht denken,
                                                                                                   Mais entre noir et blanc.                  sondern zwischen Schwarz und Weiß.
schreiben kann man nur im Warmen. Im Sommer konnte ich alles herzählen,
                                                                                                   Mon univers est gris.                      Meine Welt ist grau.
und alles war viel bunter als im Winter auf diesem Zauberpfad – das Krumm-
                                                                                                   Ciel gris, murs gris, pensées grises       Grauer Himmel, graue Wände, graue Gedanken,
holz, die Lärchen und die Heckenrosen brachten stets ein Gedicht, und wenn
                                                                                                   Bonjour tristesse !                        bonjour tristesse!
mir nicht fremde Gedichte von entsprechender Stimmung einfielen, dann
murmelte ich ein eigenes, das ich, zurück in der Hütte, aufschrieb.

Im dritten Sommer lief über meinen Pfad ein Mensch. Ich war gerade nicht zu
                                                                                                   4. SOURCE DE VIE                           4. QUELLE DES LEBENS
Hause, ich weiß nicht, ob es ein umherwandernder Geologe war oder ein Berg-
                                                                                                   Text: Djamel
briefträger oder ein Jäger – der Mensch hinterließ die Spuren seiner schweren
Stiefel. Von da an konnte ich auf diesem Pfad keine Gedichte mehr schreiben.                       Généreuse et féconde                       Als freigiebige und fruchtbare
Die fremde Spur war im Frühjahr hinterlassen worden, und den ganzen Sommer                         Source de vie sans cesse renouvelée        unaufhörlich erneuerte Quelle des Lebens
schrieb ich auf diesem Pfad keine einzige Zeile. Zum Winter wurde ich an einen                     La terre met au monde                      bringt die Erde
anderen Ort versetzt, und es tat mir auch nicht leid – der Pfad war hoffnungslos                   L’éternelle beauté                         die ewige Schönheit hervor.
verdorben.

Manches Mal habe ich versucht, über diesen Pfad ein Gedicht zu schreiben,
doch es ist mir trotz allem niemals gelungen.
TRISTIA 26. OKTOBER 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL
G E S A N G ST E X T E

5. COULEURS                                      5. FARBEN                                       8. MESSAGE PERSONNEL                           8. PERSÖNLICHE BOTSCHAFT
Text: Adrien                                                                                     Text: Dumè

Ma boîte de peinture,                            Mein Malkasten                                  Sous haute surveillance                        Unter strenger Aufsicht
Quand je l’ouvre elle me parle …                 spricht zu mir, wenn ich ihn öffne …            J’appelle une voix aimée                       rufe ich eine geliebte Stimme an,
Elle dit en bleu que le ciel est beau,           Er sagt auf Blau, dass der Himmel schön ist,    Souvenir du passé.                             Erinnerung an die Vergangenheit.
Chuchote en rouge que la vie du dehors bouge,    wispert auf Rot, dass das Leben draußen tobt,   Elle me répond et me murmure                   Sie antwortet und flüstert mir
Me chante en rose                                singt auf Rosa, dass die Zukunft                Des mots tendres et volés.                     zärtliche, gestohlene Worte zu.
  que l’avenir me donnera autre chose …             mir anderes schenken wird …
Quand je l’ouvre,                                Wenn ich ihn öffne,
C’est un frisson d’été, de couleur, de bonheur   ist’s ein Gefühl von Sommer, Farbe, Glück,
                                                                                                 9. VOIE SANS ISSUE (II)                        9. WEG OHNE AUSWEG (II)
Qui m’évade de mon malheur.                      das mich aus meinem Unglück befreit.
                                                                                                 Text: Denis

                                                                                                 Voie sans issue,                               Weg ohne Ausweg,
                                                                                                 Chemin de ronde,                               Rundweg,
6. VOIE SANS ISSUE (I)                           6. WEG OHNE AUSWEG (I)
                                                                                                 Tourne, tourne, tourne                         kreise, kreise, kreise
Text: Denis
                                                                                                 En des milliers de pas                         mit Tausenden von Schritten,
Voie sans issue,                                 Weg ohne Ausweg,                                Qui ne mènent nulle part                       die nirgendwohin führen.
Chemin de ronde,                                 Rundweg,
Tourne, tourne, tourne                           kreise, kreise, kreise
En des milliers de pas                           mit Tausenden von Schritten,
                                                                                                 10. ENTRE TERRE ET CIEL                        10. ZWISCHEN ERDE UND HIMMEL
Qui ne mènent nulle part                         die nirgendwohin führen.
                                                                                                 Text: Vincent

                                                                                                 Graviers éparpillés,                           Verstreute Kiesel,
                                                                                                 Tranchant des barbelés,                        Schärfe der Stacheldrahtzäune,
7. BALLON PRISONNIER                             7. VÖLKERBALL
                                                                                                 Acier des pylones,                             Stahl der Pfeiler,
Text: Neimo
                                                                                                 Œil du cyclone,                                Auge des Zyklons,
Dors, dors mon beau ballon                       Schlafe, schlafe, mein schöner Ball,            Filins entrelacés dans les nuages              verschlungene Taue in den Wolken
Car ce soir les murs sont là                     denn heute Abend sind die Wände da,             Sont les limites de mon regard.                sind alles, was ich sehen kann.
Pour te protéger.                                um dich zu schützen.                            Au loin, très loin ,                           Fern, ganz fern,
                                                                                                 au delà des hauts murs noircis par le temps,   jenseits der hohen, schwarzen Mauern,
Bientôt viendra l’été                            Bald kommt der Sommer,
                                                                                                 un arbre, le ciel, la vie …                    ein Baum, der Himmel, das Leben …
Qui nous verra encore tous là                    dann werden wir alle wieder da sein
Pour la balle au prisonnier.                     zum Völkerballspiel.

Printemps, été, automne, hiver                   Frühling, Sommer, Herbst, Winter,
                                                                                                 11. QUELQUES MOTS                              11. EIN PAAR WORTE
Tout est monotone                                alles ist dasselbe
                                                                                                 Text: Takezo
Et pourtant différent.                           und doch verschieden.
                                                                                                 Quelques mots                                  Ein paar Worte
Dors mon beau ballon                             Schlafe, mein schöner Ball,
                                                                                                 Couchés sur du papier                          zu Papier gebracht
Car il est tard,                                 denn es ist spät,
                                                                                                 Juste pour oublier                             einfach um zu vergessen.
Les murs sont là pour veiller sur ton sommeil.   die Wände wachen über deinen Schlaf.
TRISTIA 26. OKTOBER 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL
G E S A N G ST E X T E

12. FANTÔMES                                        12. GEISTER                                 16. LE TEMPS QUI PASSE             16. DIE VERSTREICHENDE ZEIT
Text: Takezo                                                                                    Text: Sébastien

Mes paupières se sont fermées.                      Meine Lider sind geschlossen,               A la lueur de l’été                Im Licht des Sommers,
Du passé, les fantômes reviennent                   aus der Vergangenheit kommen die Geister,   Privé de liberté                   der Freiheit beraubt,
  me hanter,                                          mich zu quälen,                           Je ne peux que rêver               kann ich nur träumen,
Jusqu’à l’effroi me glacer.                         mich vor Entsetzen erstarren zu lassen.     Enchaîné pour l’éternité           auf ewig gefesselt
                                                                                                A la métamorphose des saisons.     an den Wandel der Jahreszeiten.
                                                                                                L’automne me met en sommeil        Der Herbst bringt mich zum Schlafen,
                                                                                                L’hiver, le froid m’engourdit      im Winter erstarre ich vor Kälte,
13. REGRETS                                         13. REUE
                                                                                                Et j’attends le printemps          ich warte auf den Frühling,
Text: Takezo
                                                                                                Pour revivre un instant.           um einen Moment wiederaufzuleben.
Destin brisé,                                       Ruiniertes Leben,                           Le temps passe et se ressemble,    Die Zeit verstreicht und bleibt sich gleich,
Chairs brûlées,                                     verbrannte Stühle,                          J’ai rêvé de liberté               ich habe von Freiheit geträumt,
Que de regrets.                                     so viel Reue.                               D’une porte qui s’ouvre            von einer Tür, die sich öffnet,
                                                                                                De moi qui suis un autre           von mir als jemand anderem,
                                                                                                D’un retour à la vie …             von einer Rückkehr ins Leben …

14. MURS                                            14. MAUERN
Text: François
                                                                                                17. MÉTAMORPHOSE                   17. METAMORPHOSE
Sans fin, sans début                                Ohne Ende, ohne Anfang,
                                                                                                Text: Manu
Vertige du temps                                    der Taumel der Zeit.
Sans fin s’inscrit en nous le vertige du temps      Endlos erfasst uns der Taumel der Zeit,     A l’ombre de mes ailes pliées,     Versteckt im Halbdunkel
Sans limite, sans début, sans fin                   ohne Grenzen, ohne Anfang, ohne Ende.       Dans ce cocon endormi              dieses schlafenden Kokons,
                                                                                                Une chenille s’éveille,            erwacht eine Raupe,
                                                                                                Un papillon montre ses ailes       ein Schmetterling zeigt seine Flügel,
                                                                                                Chamarrées de couleurs si belles   die mit schönsten Farben geschmückt sind,
15. SCHWARZE KERZE
                                                                                                C’est l’extase …                   es ist ein Rausch …
Text: Ossip Mandelstam
                                                                                                Hors de ce monde sans vie          fort aus dieser leblosen Welt
Deine Schultern so schmal, rotgepeitscht an der Wand,                                           Il s’élève vers l’infini …         erhebt er sich ins Unendliche …
Rotgepeitscht an der Wand, und vom Frostwind verbrannt.

Deine kindliche Hand, die das Plätteisen hebt,
                                                                                                18. DU RIEN À L’HOMME              18. VOM NICHTS ZUM MENSCHEN
Die das Plätteisen hebt, und die Stricke verwebt.
                                                                                                Text: Antonios

Deine Füße so zart, müssen nackt übers Glas,                                                    Du rien à l’homme                  Vom Nichts zum Menschen,
Müssen nackt übers Glas, und den Sand blutig-nass.                                              De la vie à la poussière           vom Leben zum Staub,
                                                                                                Entre être et devenir              zwischen Sein und Werden,
Als ein Kerzenlicht schwarz, muss ich brennen für dich,                                         Métamorphose éphémère              vergänglicher Wandel,
Muss ich brennen für dich, und nicht beten darf ich.                                            Tu régénères la vie                du erneuerst das Leben
                                                                                                Entre souffrance et apaisement.    zwischen Schmerzen und Linderung.
G E S A N G ST E X T E

19. PORTRAIT D’UN MISÉRABLE                       19. PORTRÄT EINES ELENDEN                            20. JE RÊVE                                   20. ICH TRÄUME
Text: Ali                                                                                              Text: Djamel

Arrachés à l’herbe des cimetières oubliés,        Dem Gras vergessener Friedhöfe entrissen,            Je rêve …                                     Ich träume …
Érodés par un soleil trompeur et desséché,        gebleicht von einer erbarmungslosen Sonne,           Je suis un géant sur terre                    Ich bin ein Riese auf der Erde,
Mes os étaient recouverts de roses tristes        waren meine Knochen von traurigen Rosen              Mais personne ne me voit                      aber niemand sieht mich,
Dont l’haleine sinistre,                             bedeckt, deren unheilvoller Geruch,               Je suis libre,                                ich bin frei,
Fidèle compagne de mes nuits sans espoir,         treuer Begleiter meiner hoffnungslosen Nächte,       De partout et de nulle part,                  von überall und nirgendwo
Me guidait vers des chemins noirs et tortueux.    mich auf dunkle, verschlungene Wege führte.          J’apporte la vie où elle n’est plus           bringe ich Leben, wo es nicht mehr ist,
Comme d’un vêtement souillé                       Wie schmutziger Kleidung,                            Mais je sème aussi le chaos autour de moi.    aber ich verbreite auch Chaos um mich.
  et trop longtemps porté,                           zu lange getragen,                                Me faufilant dans l’infiniment petit,         Ich schlängele mich in das unendlich Kleine,
Mon corps animal et vieilli                       entledigte sich mein tierhafter, gealterter Körper   A mon passage, les arbres font la révérence   wenn ich vorübergehe, neigen sich die Bäume
Se défaisait d’une peau rugueuse et durcie.       seiner runzeligen, verhärteten Haut.                 Comme devant un roi,                          wie vor einem König,
                                                                                                       Dans les océans des vagues géantes            im Meer wollen mich riesige Wellen
Une clarté rédemptrice m’envahit                  Ein helles Licht der Erlösung umgab mich.
                                                                                                       Veulent m’engloutir,                          verschlingen,
Les carillons célestes célébrèrent                Das Glockengeläut des Himmels feierte
                                                                                                       Je suis l’architecte du désert                ich bin der Baumeister der Wüste,
  ma résurrection.                                  meine Auferstehung.
                                                                                                       Magicien façonnant les dunes de sable.        der Zauberer, der die Sanddünen formt.
J’étais souffrance.                               Ich war Leiden,
                                                                                                       Du murmure au rugissement de la tempête       Vom sanften Säuseln bis zum Heulen des Sturms
Je devins compassion.                             ich wurde Mitgefühl.
                                                                                                       Je chante ma symphonie                        singe ich meine Sinfonie,
Après avoir trempé ma plume                       Nachdem ich meine Feder                              Je suis le vent                               ich bin der Wind,
   dans l’eau du Styx,                              in das Wasser des Styx getaucht hatte,             Je suis le souffle de la vie.                 ich bin der Atem des Lebens.
Érato et Aphrodite me prirent sous leurs ailes.   nahmen sich Erato und Aphrodite meiner an.
Je malaxais les mots                              Ich knetete die Worte,
   pour les mettre en musique,                      um sie zu Musik zu machen,
                                                                                                       21. ACELLUCCIU                                21. KLEINER VOGEL
Ivre de vivre dans la volupté de l’instant,       berauscht vom Leben, der Lust des Augenblicks.
                                                                                                       Text: Dumè
Ma révolte fut ma plus solide entrave,            Meine Revolte war meine stärkste Fessel,
Et c’est l’Amour qui m’en libéra.                 und die Liebe wird mich von ihr befreien.            Petit oiseau qui a des ailes                  Kleiner Vogel, du hast doch Flügel,
                                                                                                       Pourrais-tu t’envoler pour moi                könntest du für mich fortfliegen
                                                                                                       Et porter un message à ceux que j’aime ?      und denen, die ich liebe, eine Botschaft bringen?
                                                                                                       Petit oiseau mon ange                         Kleiner Vogel, mein Engel,
19a. PARS SUR LES FLOTS                           19a. ZIEH HIN AUF DEN WOGEN
                                                                                                       Qui vient picorer sur ma fenêtre              du kommst, an mein Fenster zu picken
Text: Hadi                                        Übersetzung: Karin Zeleny
                                                                                                       Et m’apporter ce que moi seul                 und mir zu bringen,
Pars sur les flots                                Zieh hin auf den Wogen,                              Peux comprendre.                              was ich allein verstehen kann.
Ne te retourne pas                                Dreh Dich nicht um,
                                                                                                       Parfois je t’encage avec moi                  Manchmal sperre ich dich mit mir ein,
Avance sur le chemin                              Reise weiter auf dem Weg
                                                                                                       Avant de te laisser t’envoler.                bevor ich dich fortfliegen lasse.
De la métamorphose                                Der Metamorphose,
                                                                                                       Petit oiseau grâce à toi                      Kleiner Vogel, durch dich,
Ecoute le murmure silencieux                      Lausche dem stillen Rauschen
                                                                                                       Qui ne me craint pas,                         der mich nicht fürchtet,
De ton futur                                      Deiner Zukunft,
                                                                                                       Je suis un homme qui rêve d’être toi          bin ich ein Mensch, der träumt, du zu sein,
Avance sur la vague                               Reise weiter auf der Welle,
                                                                                                       Pour déployer mes ailes                       um meine Flügel auszubreiten
Qui te portera vers la mer                        Die Dich zum Meer trägt
                                                                                                       Et renaître loin de mon désespoir.            und fern von meiner Verzweiflung neu zu leben.
Vers un non-retour                                Zu einer Nicht-Wiederkehr,
Sur le chemin de l’amour                          Auf dem Weg der Liebe
Et de nouvelles aventures.                        Und neuer Abenteuer.
G E S A N G ST E X T E

22. SCHON WIEDER IM GEFÄNGNIS                                                                       24. EIN TOAST AUF DAS FLÜSSCHEN AJAN-URJACH
Text: Anonym                                                                                        Text: Warlam Schalamow

Schon wieder bin ich im Gefängnis,                Er sagt: »Fickfackerei!                           Ich hebe das Glas auf den Pfad im Wald,           Auf die Sonne, die mürrisch vom Himmel blickt,
Die Sonne scheint nicht mehr für mich.            Ich hab dich schon wieder erwischt!               Auf die, die unterwegs fallen,                    Auf das, was sich ringsum tut.
Auf der Pritsche, Pritsche, Pritsche sitze ich!   Erwischt, erwischt, kapiert? – erwischt!«         Auf die, die den Pfad nicht durchstehen können,   Auf die beschneiten, weißen Epitaphe,
                                                                                                    Doch sie werden zum Durchstehen gezwungen.        Das Werk des verständigen Schneesturms.
Und die Schönlinge draußen in der Freiheit        Und schon wieder weicht der Wächter
Zechen die Nacht hindurch bis in die Früh         Mit dem Gewehr, Gewehr, Gewehr!                   Auf ihre bläulichen harten Lippen,                Auf die Ration von feuchtem, klebrigen Brot,
Mit Dirnen, Dirnen, Dirnen!                       Die ganze Nacht nicht von mir.                    Auf die Gleichheit ihrer Gesichter,               Verschlungen in aller Hast,
                                                                                                    Auf die abgerissenen, bereiften Pelze,            Auf den bleichen, den allzu hohen Himmel,
Doch bessere Zeiten brachen an,                   Was war ich damals für ein Depp –
                                                                                                    Auf die Hände ohne Handschuh.                     Auf das Flüsschen Ajan-Urjach!
Und wir schrien: »Hurra!                          Trug ein geklautes Jackett
Wir sind frei, frei, frei!«                       Und Schuhe, verdammt, und Schuhe.                 Auf das Maß für Wasser – die Konservendose,
                                                                                                    Den Skorbut, der in den Zähnen steckt.
Die Waggons sind zum Bersten voll,                Auf der Pritsche sitz ich und fang Flöhe,
                                                                                                    Auf die Zähne der sie frühmorgens weckenden
und ich hüpfe wie eine Schlampe mit Melone        Kartoffeln schälen will ich nicht.
                                                                                                    feisten, gesättigten Hunde.
auf den Schwellen, Schwellen, Schwellen!          Alpträume, Alpträume, kapiert? – Alpträume!

Einst geh ich in den Laden –
Ein Bürger kommt auf mich zu,
                                                                                                    25. MEIN GELIEBTER GEFANGENER
Ein Spitzel, ein Spitzel, ein Spitzel!
                                                                                                    Text: Svetlana Chilova

                                                                                                    Mein geliebter Gefangener, ich mochte Sie         Da steht er und wartet auf den Moment,
                                                                                                    Genauso, wie Sie waren,                           dass sich unsere Blicke kreuzen,
23. DER GEFANGENE UND DER WÄCHTER (EINE FABEL)
                                                                                                    Als ich Sie, so ausgezehrt,                       Um mir zuzunicken
Text: M. Tanyguin
                                                                                                    Zum ersten Mal sah.                               Und Abschied zu nehmen bis morgen.
Ein junger Häftling kam einst in den Knast –      Da sprach der Häftling dreist zum Wächter:        Mein Herz stockte,                                Und ich stampfe den sandigen Boden,
Nicht zur Erholung, für Räubereien vielmehr       »Eure Mauern sind aber hoch! Und wie              Als ich bemerkte,                                 Auf der Schulter eine Schaufel.
(Nicht meine Sache zu wissen, wofür Verbre-       großgewachsen erst eure Wachleute sind!           Dass Sie immer hungrig                            In Latschen Größe fünfundvierzig
cher büßen müssen).                               Kommt es öfters vor, dass Gauner entlaufen?       Und gar nicht modisch waren.                      Und in geflicktem Kleid.
                                                  Drum sind wohl auch die Gitter so stark?«
Einst hatte er Ausgang, doch nicht im Garten,                                                       Er war ein fröhlicher Mann,                       Doch er mochte mich so wie ich war,
sondern im Hof der kleinen Haftanstalt. Und       Er lobte den kleinen Soldaten, er biederte sich   Der im Gefängnis den Spaßvogel gab,               Ein wenig seltsam,
als der Bube sah, dass er alleine war,            an; er beteuerte, ans Fliehen wage er gar         Wenn er schelmisch kundtat:                       Fast immer hungrig
beschloss er kurzerhand zu türmen.                nicht zu denken. Doch in den Karzer kam er        »Ach, ich bin unsterblich verliebt!«              Und gar nicht modisch.
                                                  trotzdem.                                         Er war ein fröhlicher Mann,
Der Zaun nicht hoch, der Wächter recht klein,
                                                                                                    Der immer sagte: »Das ist nicht schlimm …«
Kein Hindernis weit und breit, und der Ärmste     Zwar hat diese Fabel kein glückliches Ende,
                                                                                                    Aber seine Augen waren
beschloss, die Mauer zu erklimmen. Noch           Doch ihre Botschaft ist unmissverständlich:
                                                                                                    trauriger als die Traurigkeit.
hatte er den Fuß nicht angesetzt, als der         Was du verdient hast, wirst du auch kriegen,
Wächter, der nicht pennte, den Braten roch.       Und über die Mauer darfst du nicht springen.

Nur ein Sprung über die Mauer, und der
Gefangene wäre frei gewesen. Doch das
Bajonett blitzte, der Gewehrabzug klackte.
G E S A N G ST E X T E

26. ICH WERDE ALT                                                                                   29. IM HERZEN DER ÄRA
Text: Kirill Podrabiniek                                                                            Text: Ossip Mandelstam
                                                                                                    Im Herzen der Ära: Ich – der Weg ist trübe,
Ich werde alt                                    Ich werde alt,
                                                                                                    Die Zeit entfernt das Ziel, mein Feld,
Und erwarte nichts mehr.                         Und das Letzte Gericht steht noch bevor!
                                                                                                    Den Stab von Eschenholz, von müdem,
Ich sehe die Pritschen                           Es sind meine Pritschen,
                                                                                                    Und Bettlerblüte Kupfergeld.
Des Nachts im Fieberwahn.                        Die warten auf mich irgendwo.

Ich bin wieder jung
Und strotze vor Kraft –
                                                                                                    30. GEFANGENENTRANSPORT
Gefängniszelle, Zone, Vollzug,
                                                                                                    Text: Mikhaïl Frolovski
Längst sind verflossen die Jahre.
                                                                                                    Von Pfiff bis Pfiff,                              Sie schlurfen und trotten umher,
                                                                                                    Von sechs Uhr morgens bis acht Uhr abends,        Sie halten inne, sie reden und reden,
                                                                                                    Huschen von Gitter zu Gitter                      Gleich Homers trauernden Schatten harren sie
27. ZUM JAHRESTAG MEINER VERHAFTUNG
                                                                                                    Schatten, die früher Menschen waren,              Des leiblichen Odysseus,
Text: Nina
                                                                                                    Jetzt ist es nur noch eine eingepferchte Herde.   Der das Tor zur Hölle aufreißt,
Ein furchtbares Jahr, grausam und elend!         Wie viele solcher Tage wird es noch geben,                                                           An dem die verzweifelte Hoffnung pocht,
                                                                                                    Füße, Füße,
Die düsteren Tage verheißen nur endloses Leid:   schwerer, liebloser Tage ohne einen Gruß!                                                            Um den Schatten ihre Körper mit warmem Blut,
                                                                                                    Lauter Füße trampeln auf dem Boden,
Die Gedanken wie im Schraubstock gespannt,       Die Einsamkeit inmitten fremder Menschen?                                                            Mit Knochen und Haut zurückzugeben.
                                                                                                    In den Augen spiegelt sich die Ferne.
Die Lebenskräfte schwinden,                      Die Tränen? Die Not? Die Trauer ohne Lichtblick?
                                                                                                    Worte sind wie Asche, doch rühre sie nicht an,    Sie schlurfen und trotten umher,
Qualvoll ziehen sich die schlaflosen Nächte.     Und über allem das böse Genie: das Gefängnis
                                                                                                    Denn unter der Asche lodert rot die Trauer.       Sie halten inne … Und Worte sind wie Asche,
                                                 Mit Schießscharten, Gittern und Riegeln.
                                                                                                                                                      Und ihre Augen ähneln sich,
                                                                                                                                                      Wie die von Brüdern.

28. DAS INSTRUMENT
Text: Warlam Schalamow
                                                                                                    31. DER STIEGLITZ
Wie primitiv ist doch                            Und alles, was Dante brauchte                      Text: Ossip Mandelstam
Unser simples Instrument:                        Zum Errichten des Tors
                                                                                                    Stieglitz, eins mit mir, den Kopf nach hinten
Papier für zehn Kopeken,                         In den Höllentrichter,
                                                                                                    Schaust du auf die Welt, ganz neu:
Ein eiliger Bleistift.                           der sich ins Eis stemmt.
                                                                                                    Ob er dir ins Auge schlägt, der Winter,
Das ist alles, was Menschen brauchen,                                                               Gleich wie mir, so stachlig wie die Spreu?
Um ein Schloss zu bauen,
                                                                                                    Was für Luft da herrscht auf seinem Scheitel:
Ein echtes Luftschloss,
                                                                                                    Schwarzer, roter, weißer Ort!
Über dem Lebensgeschick.
                                                                                                    Wachsam schaut er aus nach beiden Seiten –
                                                                                                    Schaut nur kurz. Flog fort.
G E S A N G ST E X T E

32. HAB MICH VERIRRT AM HIMMEL
Text: Ossip Mandelstam

Hab verirrt mich am Himmel – was nun?
Wem er nah ist, der soll mir’s erklären …
So viel leichter war klangreiches Tun
Euch neun Dante’schen Sphären.

Bin dem Leben nie mehr zu entwöhnen,
Vom Erschlagen, Liebkosen nun träumt –
Dass in Ohren und Augenraum-Höhlen
Florentinisches Sehnen aufschäumt.

Ich will nichts auf den Schläfen, will keinen
Stechend-zärtlichen Lorbeerbehang –
Besser spaltet mein Herz, dieses meine,
Auf zu Scherben von tiefblauem Klang.

Wenn ich, ausgedient, bald schon hier sterbe:
Allen Lebenden lebenslang Freund
Soll sich Widerhall himmlischer Erde
Hoch und weit in dem Körper zerstreun.

33. QUIÉTUDE DE L’ÂME                                 33. RUHE DER SEELE
Text: Takezo

                                                      Weder Hass noch Schmerz,
Ni peine ni haine
                                                      Zen für die Ruhe,
Le zen au zen
                                                      weder Gitterstäbe noch Ketten.
Ni barreaux ni chaînes

Nachweise / Quellen
Warlam Schalamow: Werkausgabe. Herausgegeben von Franziska Thun-Hohenstein / aus dem
Russischen von Gabriele Leupold. © MSB Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft mbH
Ossip Mandelstam: Die Woronescher Hefte (Letzte Gedichte 1935–1937). Aus dem Russischen
übertragen und herausgegeben von Ralph Dutli. © 1996 Ammann Verlag, Zürich
Alle übrigen Übersetzungen aus dem Russischen von Irene Ueberwolf
Übersetzungen aus dem Französischen von Reinhard Lüthje
DIE KÜNSTLER
                               Der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis gehört zu
                               den aufregendsten und erfolgreichsten Künstlern der Gegen-
                               wart. Als Leiter der Nowosibirsk Oper gründete er 2004 im
                               tiefsten Sibirien das Ensemble musicAeterna. Als er 2011 an die
DIRIGENT   TEODOR CURRENTZIS   Oper in Perm berufen wurde, nahm er sein Ensemble mit. Seit-
                               dem hat er dort ein kulturelles Gegengewicht zu den beiden
                               ­Metropolen Moskau und Sankt Petersburg geschaffen. Beson-
                                ders das von ihm gegründete Diaghilev Festival ist berühmt für
                                seine Innovationskraft und lockt immer mehr internationale
                                Künstler nach Perm, darunter auch Star-Regisseur Robert               Teodor Currentzis ist in dieser
                                Wilson, der dort mit musicAeterna La Traviata inszenierte. Das        Saison Residenzkünstler der
                                                                                                      Elbphilharmonie (deren Dach
                                2006 von Teodor Currentzis ins Leben gerufene Territory Modern
                                                                                                      er bereits inspiziert hat). Nach
                                Art Festival in Moskau zählt mittlerweile zu den progressivsten       dem heutigen Abend kehrt er
                                Festivals Russlands.                                                  mit weiteren vier Programmen
                                   Mit seinen Ensembles bereist Teodor Currentzis die Welt.           nach Hamburg zurück:
                                In der Elbphilharmonie treten sie in dieser Saison mit gleich         19.12.2018
                                drei Programmen auf: Am vergangenen Sonntag mit Verdis                SWR Symphonieorchester
                                La traviata, nun mit Hersants Tristia, im April zwei Mal mit Verdis   Schnittke, Tschaikowsky: 5. Sinfonie
                               Requiem. Mit diesen Werken geht es unter anderem auch nach             01. & 02.04.2019
                               Wien, Berlin, Madrid, Mailand, Paris und Brüssel. Besondere            musicAeterna
                               Erfolge feierten sie erst kürzlich mit zwei Beethoven-Sinfonien        Verdi: Requiem
                               bei den BBC Proms und mit der Neuproduktion von Mozarts                04.06.2019
                               La clemenza di Tito bei den Salzburger Festspielen.                    Mahler Chamber Orchestra /
                                   Seit dieser Saison ist Teodor Currentzis zudem Chefdirigent        Brahms: Requiem
                               des neuen SWR Sinfonieorchesters, mit dem er in dieser Saison          21.06.2019
                               ebenfalls für zwei Konzerte nach Hamburg kommt. Als Gast-              SWR Symphonieorchester
                               dirigent leitet er regelmäßig Orchester wie das Mahler Chamber         Schostakowitsch: 7. Sinfonie
                               Orchestra, die Wiener Symphoniker und die Camerata Salzburg.           »Leningrader«

                               Beim Festival d’Aix-en-Provence begeisterte er mit Chor und
                               Orchester der Opéra National de Lyon in Tschaikowskys Jolanthe
                                sowie Strawinskys Persephone. Verdis Lady Macbeth führte er
                               am Opernhaus Zürich in der Regie von Barrie Kosky auf.
                                   Eine Vielzahl seiner CDs sind preisgekrönt; so erhielt die
                               DVD-Einspielung von Purcells Indian Queen in der Regie von
                               Peter Sellars den Echo Klassik 2017 ebenso wie schon 2016 Stra-
                               winskys Le sacre du printemps. Im selben Jahr ernannte die
                               Zeitschrift Opernwelt Teodor Currentzis zum besten Dirigenten
                               des Jahres.
D I E K Ü N ST L E R

                                    Die russische Provinzstadt Perm – etwa 1200 km nordöstlich
                                    von Moskau gelegen – wandelte sich dank Teodor Currentzis
                                    und seiner musicAeterna-Ensembles in den letzten Jahren zu
                                    einem der innovativsten Musikzentren Russlands. 2004 gründete
                                    er den Chor und das Orchester in Novosibirsk, seit 2011 sind sie
                                    Residenzchor und -orchester der Oper Perm.
                                        Der Chor wird von Currentzis als Künstlerischem Leiter
                                    und Vitaly Polonsky als Erstem Chorleiter geführt. Regelmäßig
                                    arbeitet er mit Gast­dirigenten zusammen, vor allem mit Spe-
                                    zialisten der Alten Musik wie Paul Hillier, Andrea Marcon und
                                    Vincent Dumestre.
                                        Das Repertoire des Chores umfasst neben russischer Chor-
                                    musik des 18. und 19. Jahrhunderts eine Vielzahl an Stilen und
                                    Musikepochen vom Barock bis hin zu Uraufführungen zeitge-
                                    nössischer Werke. Currentzis gab für den Chor mehrere Kompo-
                                    sitionen in Auftrag, etwa Dmitri Kourliandskis Nosferatu (2014),
                                    Alexei Syumaks Cantos (2016) oder Philippe Hersants Tristia.
                                        Häufig auf Reisen, ist der Chor gern gesehener Gast bei den
                                    großen Festspielen wie dem Festival d‘Aix-en-Provence oder der
                                    Ruhrtriennale. Zusammen mit dem Orchester feierte der Chor
                                    in Mozarts La clemenza di Tito bei den Salzburger Festspielen

MUSICAETERNA CHORUS OF PERM OPERA   große Erfolge; 2019 wird der Chor mit dem Freiburger Barock­
                                    orchester für Idomeneo nach Salzburg zurückkehren.
                                        Die Diskografie des Chores umfasst Aufnahmen von Mozarts
                                    Le nozze di Figaro und Così fan tutte, Strawinskys Les noces und
                                    die mit dem Echo Klassik gekrönte DVD von Purcells The Indian
                                    Queen in der Regie von Peter Sellars und unter der Leitung von
                                    Teodor Currentzis.
                                        Der musicAeterna-Chor ist Residenzchor an der Staatsoper
                                    Perm. Das Ensemble wird gefördert vom Kulturministerium der
                                    Region Perm.
D I E K Ü N ST L E R

                                       Wie den Chor gründete Teodor Currentzis im Jahr 2004 auch das
                                       Orchester musicAeterna in Nowosibirsk. Seit 2011 ist es fester
                                       Bestandteil des Opernhauses Perm. Das Orchester führt dort
                                       regelmäßig Opern, Ballette und sinfonische Konzerte auf und
                                       reist sowohl innerhalb Russlands wie international: Moskau und
                                       Sankt Petersburg sind ebenso das Ziel wie Wien, Paris, London,
                                       Brüssel oder Berlin. Das Repertoire des Orchesters umfasst ein
                                       großes Spektrum an Stilen und Musikepochen, vom Barock bis
                                       hin zu Uraufführungen zeit­genössischer Werke.
                                          Regelmäßig ist das Orchester musicAeterna bei den großen
                                       internationalen Festspielen wie der Ruhrtriennale, dem Festi-
                                       val d’Aix-en-Provence, dem Klarafestival in Brüssel oder dem
                                       Festival der Goldenen Maske in Moskau zu Gast. Mit Mozarts
                                       Oper La clemenza di Tito debütierte musicAeterna 2017 unter
                                       Teodor Currentzis bei den Salzburger Festspielen und führte
                                       dort in Folge eine Reihe weiterer Werke auf, darunter Mozarts
                                       Requiem, Gustav Mahlers Erste Sinfonie, Alban Bergs Violinkon-
                                       zert sowie den vollständigen Zyklus aller Beethoven-Sinfonien.
                                       Für 2020 ist bereits Richard Wagners Tristan und Isolde unter der
                                       Regie von Romeo Castellucci geplant.
                                          Die Fülle an CD-Einspielungen belegt die Vielseitigkeit
                                       des Ensembles: zum Beispiel mehrere Mozart-Opern, darun-
                                       ter auch Le nozze di Figaro, die mit dem Preis der Deutschen
                                       Schallplattenkritik und dem Echo Klassik 2014 ausgezeichnet
                                       wurde. Auch Igor Stravinskys Le sacre du printemps erhielt einen
                                       Echo Klassik; die Aufnahme von Tschaikowskys Sechster Sinfo-
                                       nie Pathétique gewann einen Diapason d’Or.

MUSICAETERNA ORCHESTRA OF PERM OPERA      Das musicAeterna-Orchester ist Residenzorchester an der
                                       Staatsoper Perm. Das Ensemble wird gefördert vom Kultur­
                                       ministerium der Region Perm.
BESETZUNG

SOPRAN                   TENOR                     VIOLINE
Irina Bagina             Anton Bagrov              Ivan Svatkovskii
Ganna Baryshnikova       Nikolai Fedorov
Katsiaryna Dandukova     Aleksandr Gainutdinov     VIOLONCELLO
Anastasiia Fomichenko    Sergey Godin              Alexey Zhilin
Iuliia Gryzlina          Ivan Gorin
Elena Iurchenko          Vitalii Kalachev          KONTRABASS
Aleksandra Kozhedub      Sergey Kostarev           Carlos Navarro
Anastasiia Kursanina     Albert Kucherbaev
Arina Mirsaetova         Konstantin Pogrebovskii   FLÖTE
Despoina Panagiotou      Serafim Sinitcyn          Laura Pou
Elena Podkasik           Aleksandr Somov
Viktoriia Rudakova       Aleksei Tseloukhov        FAGOTT
Valeriia Safonova        Artem Volkov              Talgat Sarsembaev       MICHAEL MEYLAC                     SPRECHER
Iuliia Saifulmuliukova
                                                                           Michael Meylac ist Dichter, Übersetzer, Philologe, Kunsthistori-
Albina Shakirova         BASS                      TROMPETE
                                                                           ker und Feuilletonist mit dem Schwerpunkt russische Literatur.
Eleni Lydia Stamellou    Denis Bagrov              Zhassulan Abdykalykov
                                                                           Geboren 1945 in Taschkent, der Hauptstadt der früheren sow-
Victoria Vaksman         Ilyas Duisen              Pavel Kurdakov
                                                                           jetischen Republik Usbekistan, studierte der Sohn eines Lite-
                         Aleksandr Egorov
                                                                           raturkritikers in St. Petersburg. 1983 wurde er antisowjetischer
ALT                      Aleksei Fitisenko         POSAUNE
                                                                           Umtriebe bezichtigt und wegen des Besitzes verbotener Bücher
Anastasiia Erofeeva      Evgenii Ikatov            Gerard Costes
                                                                           vom KGB verhaftet. Bis 1987 war er politischer Gefangener in
Nadezda Goncharuk        Dmitrii Kamaletdinov      Vladimir Kishchenko
                                                                           einem Gulag, bevor er im Rahmen der Perestroika freigelassen
Anastasiia Guliaeva      Almaz Khaibrakhmanov
                                                                           wurde. Anfang der 1990er Jahre übersiedelte er nach Frank-
Alfiya Khamidullina      Pavel Kharalgin           TUBA
                                                                           reich, wo er seither lebt. Er ist emeritierter Professor der Uni-
Andrey Nemzer            Anton Mosolov             Roman Kochergin
                                                                           versität Straßburg. Er publizierte unter anderem zwei Bände
Mariia Oparina           Petr Safroshkin
                                                                           mit Interviews mit russischen Künstler, unter anderem Tänzer
Ivan Petrov              Viktor Shapovalov         AKKORDEON
                                                                           der »Ballets russes«.
Asiya Rakhmatullina      Timofei Suchkov           Sergej Tchirkov
Elena Shestakova         Aleksei Svetov
Anastasiia Shumanova                               DUDUK / CHORSÄNGER
Olga Strelnikova         CHORLEITUNG               Vasilii Korostelev
Anna Sycheva             Vitaly Polonsky
Elena Tokareva                                     SCHLAGWERK
Maria Zaikina                                      Nicolai Dulskii
Elvira Gracheva                                    Roman Romashkin
                                                   Andrey Volosovskiy
VORSCHAU

MUSIK, FILM, WEIN: GREATEST HITS
Wer neue, ungewohnte Beziehungen zwischen Komponisten
                                                                                                                  WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN
– wie im heutigen Konzert – oder Künsten schätzt, sollte sich
das Festival »Greatest Hits« schon einmal im Kalender vormer-
                                                                                                                  PRINCIPAL SPONSORS   PRODUCT SPONSORS                  FÖRDERSTIFTUNGEN
ken. Denn auch hier gibt es so erstaunliche wie plausible Quer-
                                                                                                                  BMW                  Coca-Cola                         Kühne-Stiftung
verbindungen zu erleben. Zum Auftakt wird auf Kampnagel der                                                       Montblanc            Hawesko                           Körber-Stiftung
Stummfilm »Die Stadt ohne Juden« aus dem Jahr 1924 gezeigt,                                                       SAP                  Lavazza                           Hans-Otto und
der erst kürzlich auf einem Pariser Flohmarkt wiederentdeckt                                                      Julius Bär           Meßmer                            Engelke Schümann Stiftung
wurde. Dazu hat die Komponistin Olga Neuwirth eine neue Film-                                                                          Ricola                            Haspa Musik Stiftung
                                                                                                                                       Ruinart                           Hubertus Wald Stiftung
musik geschrieben. Im Kleinen Saal der Elbphilharmonie spielt
                                                                                                                                       Störtebeker                       Ernst von Siemens Musikstiftung
das Ensemble Resonanz ihr neues Werk »Alleo«, das sich auf                                                                                                               Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung
Bachs gleichfalls erklingendes »Brandenburgisches Konzert«                   Olga Neuwirth                                                                               Mara & Holger Cassens Stiftung
Nr. 4 bezieht. Und zum Abschluss auf Kampnagel erkundet ein                                                                            CLASSIC SPONSORS                  Programm Kreatives Europa
siebenstündiges (!) »Symposion« den rauschhaften Zusammen-                                                                             Aurubis                           der Europäischen Union
                                                                                                                                       Bankhaus Berenberg                Adam Mickiewicz Institut
hang zwischen Musik und Wein.
                                                                                                                                       Commerzbank AG
                                                                                                                                                                         Stiftung Elbphilharmonie
                                                                                                                                       DZ HYP
                                                                                                                                       GALENpharma                       Freundeskreis Elbphilharmonie
28.11.–1.12.2018 | www.greatest-hits-hamburg.de
                                                                                                                                       Hamburger Feuerkasse              + Laeiszhalle e.V.
                                                                                                                                       Hamburger Sparkasse
                                                                                                                                       Hamburger Volksbank
                                                                                                                                       HanseMerkur Versicherungsgruppe
                                                                                                                                       HSH Nordbank
                                                                                                                                       Jyske Bank A/S
                                                                                                                                       KRAVAG-Versicherungen
                  IMPRESSUM                                                                                                            M.M.Warburg & CO
                  Herausgeber: HamburgMusik gGmbH
                  Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant
                  Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura Etspüler                                         ELBPHILHARMONIE CIRCLE
                  Lektorat: Reinhard Helling
                  Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer
                  Druck: Flyer-Druck.de

                  Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, antje.sievert@kultur-anzeigen.com

                  BILDNACHWEIS
                  Kloster Clairvaux (unbezeichnet); Philippe Hersant (Saif Ouzounoff); Museum »Gulag 36« in
                  Perm (Hellmann /Bowerstone); Warlam Schalamow (Polizeifoto, 1929); Ossip Mandelstam (Polizei­
                  foto, 1934); Teodor Currentzis (Peter Hundert); musicAeterna orchestra (Olya Runeva);
                  musicAeterna chorus (Nikita Chuntomo); Michael Meylac (unbezeichnet); Olga Neuwirth
                  (Harald Hoffmann)
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