Kult.kino zu Besuch bei Ramstein Optik - Blick hinter die Kulissen
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kult.kino zu Besuch bei Ramstein Optik Blick hinter die Kulissen
klares Bild entstehen lässt. Kinobetreiberinnen wie erregt, leitet er die Informationen von der Netzhaut Das menschliche Auge. Optiker wissen, worauf sie scharf stellen wollen – ins Gehirn weiter und lässt damit erst ein Bild ent- Ein anatomischer Kurzlehrgang auf Qualität. Sie stellen die Kultur in den Vorder- stehen. grund und blenden Massenware aus. Damit wird Die kult.kinos und Ramstein stellen die Verbindung Andreas Bichweiler, das menschliche Auge auch zum Auge für das Be- vom Auge zum Hirn auf ihre Art her. Dem Kinoerleb- Inhaber Ramstein Optik sondere: Das Team von Ramstein Optik sichtet die nis geben Publikumsdiskussionen und Gespräche (Text von Diana Frei, Journalistin) Brillenkollektionen auf den Messen in Paris, Mailand mit dem Regisseur zusätzliche Tiefe, und das Op- und New York vor Ort und rückt Basels Gesichter mit tikergeschäft bot Jean Tinguely eine künstlerische Die kult.kinos zeigen, was sehenswert ist, und handverlesenen Modellen ins rechte Licht. Entspre- Plattform als Schaufensterdekorateur, liess Fred Ramstein bietet, was den Blick dafür schärft: Filme chend war die Vision der kult.kinos von Anfang an, Spillmann Brillen entwerfen und engagierte den und Brillen, offensichtlich. Die Verwandtschaften zwi- auf eine inhaltlich verschwommene Programmation Wiener Künstler Alfred Hofkunst für eine Schwarz- schen dem Optikergeschäft und den Kinobetreiberin- zu verzichten. Sie zeigen keine Hollywood-Filme, weissgrafik, die als Werbeplakat verwendet wurde. nen reichen aber weiter – so verbindet sie nicht nur für die das Publikum blindlings die Kinosäle stürmt. Ramstein machte das Sehen zur Kunst. das Sehen, sondern auch die gleiche Blickrichtung. Vielmehr bringen die kult.kinos kleine Produktionen auf die Leinwand, in denen Konturen und Kontraste Nun kann das menschliche Auge schliesslich nur Beide haben ein menschliches Auge. Seine Linse zu erkennen sind, sodass man merkt: Das Sehen an auf einen Punkt scharf stellen, und so wollen sich ist ein elastischer Körper, der auf der Netzhaut ein sich ist schon Nervenkitzel. Denn wird der Sehnerv die kult.kinos wie das Optikergeschäft auf ihre Stadt
Tobias Faust (strategischer Allrounder, Querdenker, Betriebsökonom) / Suzanne Schweizer (Geschäftsleitung, Sozialpädagogin) / Olaf Kollodzinsky (Filmpromotion, Kultursoziologe) / Roman Weiss (Sekretariat, Computerspezialist) / Romy Gysin (Geschäftsleitung, Juristin) / Ruth Grünenfelder (Co-Personalleitung, Choreographin, Tänzerin) konzentrieren. Basel ist ihr Gesichtsfeld – das, im Firmenschaufenster Weihnachtsmärchen zeigte. Möchten Sie innerhalb der nächsten Woche gratis zu einer Première eingeladen werden? was beide Augen gleichzeitig überblicken können. Die kult.kinos eröffneten vor dreissig Jahren im da- Dann schicken Sie eine E-Mail mit dem Vermerk «Blick hinter die Nicht, dass die Kinobetreiberinnen und der Opti- maligen Spaghettiwestern-Kino Maxim ihren ersten Kulissen» an: info@kultkino.ch. ker mit Scheuklapppen herumlaufen würden und Saal unter dem Namen Camera. Heute bespielen sie kult.kino ag, Clarastrasse 48, 4058 Basel 061 681 46 33 nicht wüssten, was links und rechts läuft. Aber sie mit den zusätzlichen kult.kinos club, atelier und mo- kult.kino atelier 1 / 2 /3, Theaterpassage 061 272 87 81 kult.kino movie, Clarastrasse 2 061 681 57 77 haben bereits vor Jahrzehnten ihr Auge auf Basel vie insgesamt sieben Leinwände. kult.kino club, Marktplatz 34 061 261 90 60 geworfen und dabei ihr Herz an die Stadt verloren. kult.kino camera, Rebgasse 1 (Claraplatz) 061 681 28 28 Hier sind sie entstanden und gewachsen, und hier Mit ihrer Stadt verwachsen, haben die Kinobetreibe- Sehen Sie die Untertitel wirklich scharf? Falls Sie unsicher sind, liegen sie sicher eingebettet wie der Augapfel in der rinnen und der Optiker jederzeit im Blick, wem sie schicken Sie eine E-Mail oder rufen Sie uns an. Vereinbaren Sie bis Ende Oktober einen Termin für einen kostenlosen Sehtest. Augenhöhle: 1899 gegründet, war Ramstein Optik was zeigen. Als Partner tragen sie dazu bei, dass Wir möchten, dass Sie gute Filme auch gut sehen! über drei Generationen ein Familienunternehmen, in Basel die Sehkraft nicht nachlässt. Und sie ver- Ramstein Optik Ramstein Optik bevor sie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt gessen dabei nie, dass das menschliche Auge ein Sattelgasse 4 EKZ Gartenstadt wurde. Andreas Bichweiler, der hier Jahre zuvor vielseitiges Organ ist. Deshalb nennt man es auch Beim Marktplatz Kaspar-Pfeiffer-Strasse 6 CH - 4001 Basel CH - 4142 Münchenstein Lehrling gewesen war, übernahm die Firma von der Fenster zur Welt. Oder biologische Kamera. Oder Tel. 061 261 58 88 Tel. 061 411 00 20 Gründerfamilie. Er setzte Projekte um, die fortan Spiegel der Seele. info@ramstein-optik.ch ins Auge sprangen – ob nun brillenlose Prominente Idee, Konzept und Gestaltung: wolke7-basel.ch, Hermann Joos Modell standen oder das Basler Marionettentheater Fotografie: Christian Speck, www.formzone.ch
Phone home Antje Leppin, Augenoptikmeisterin und Möchtegern-Stuntfrau (Text von Antje Leppin) Ein verschrumpelter Finger, schräg aufwärts in den Himmel gestreckt. 1982 – Ost-Berlin, Kino am Fried- richshain: «E.T.». Für schlappe 50 Ostpfennige – etwa 50 Rappen. Ein 10-jähriges Mädchen mit blonden Haaren steht mit großen Augen vor dem Kino und ist super aufgeregt. Die bunten Fotos im Schaukasten des Kinos lassen sein Herz vor Vorfreude hüpfen ... Mein erster großer Kino-Kinderfilm. Viele russische und tschechische Märchen hatte ich schon gesehen, kannte den kleinen Maulwurf und «Hase und Wolf». Aber in so einem großen Kino war ich noch nie. Neunzig Minuten später kam ich aus der Vorstellung, immer noch gefesselt von der fantastischen Welt des großen Kinomärchens. Aber nichts schien mehr so zu sein, wie es vorher war. Für mich stand fest: «Ich muss zum Film», oder besser: «Ich werde gleich Schauspielerin». Bei den folgenden Kinderfilm-Castings stellte sich je- doch schnell heraus, dass mein schauspielerisches Talent gegen Null tendierte. Na ja, man kann ja mal träumen. Von meinen kindlichen Wünschen befreit, machte ich den Schulabschluss, entschied mich für die Ausbildung zur Augenoptikerin und arbeitete in diesem Beruf nach der Lehrabschlussprüfung mehrere Jah- re in meiner Heimatstadt Berlin. Eines Tages las ich in der Zeitung eine Annonce, die mich faszinierte. Die Filmstudios in Potsdam-Babelsberg, die älteste Film- fabrik der Welt, suchten für ihre Stuntcrew eine junge Frau. Jetzt sollte mein Traum vom Film also doch noch wahr werden?! Stuntfrau wollte ich doch schon immer werden. Kurzentschlossen sagte ich zu. Risikofreudig war ich ja schließlich auch. Durch jahrelangen Leis- tungssport befand sich mein Körper in bester Verfas- sung. Diesmal konnte wirklich nichts schief gehen. Nach einem Sturz aus sieben Metern Höhe und meh- reren Verletzungen war auch dieser Traum ausge- träumt. Offensichtlich war ich nicht hart genug für den Job. «Na gut, dann nehme ich die Kamera selbst in die Hand», so mein nächster Gedanke. In der Kaske- line-Film-Akademie in Berlin kann jeder Filmbegeis- terte das Handwerk des Filmemachens erlernen. Von Bildaufbau über Kameraführung bis zum Schnitt – in einem Hinterhof im Prenzlauer Berg wird jedes «Ge- heimnis» gelüftet. Wahre Filmluft bei Fernseh- und Kinoproduktionen schnupperte ich als «Blocker» – so werden die netten Menschen genannt, die das Set während den Aufnahmen absichern. Zahlreiche Drehs später, nach literweise dünnem Kaffee, end- losem Warten auf die nächste Szenenwiederholung und kalten Füßen, wurde mir klar: «Geht mir alles viel zu langsam! Nix für mich! Aus der Traum! Schuster bleib bei deinen Leisten!». Seit einigen Jahren lebe und arbeite ich nun in Basel. Während ich mich in meinem Beruf immer weiter qualifizieren konnte, ist Kino für mich das geblieben, was es schon immer war – ein wunderbares Erlebnis. Heute sitze ich als Zuschauerin tief versunken im Ki- nosessel und genieße es, in die Weiten der Filmwelten einzutauchen. Ohne Verletzungsrisiko und stunden- langes Ausharren am Set. Nach neunzig Minuten trete ich entspannt auf die Strasse. Die frische Luft holt mich in die Realität zurück ... Schön, dass es Kino gibt!
Eine Liebesgeschichte Melanie Eberle, Opératrice-Koordinatorin und kreative Allrounderin (Text von Melanie Eberle) Ich habe Filme, Kostüme und andere Wirklichkeiten immer geliebt, habe mich oft in Traumwelten bege- ben, setzte mich mit der anderen Wirklichkeit des Schamanismus auseinander – und stand mit der alltäglichen Wirklichkeit etwas auf Kriegsfuss. Sie entglitt mir immer wieder, ich wusste nicht, wie ich den Übergang von Wachsein – Wachtraum – Anders- welt gut steuern konnte. In dieser Zeit arbeitete ich an der Kinokasse und da gab es einmal eine Panne bei einer Filmvorführung. Ich fragte den Operateur, was passiert sei und er liess mich in die in jenem Betrieb streng gehütete, für mich unzugängliche Vorführka- bine herein – RUMMS! machte es da und ich hatte mich verliebt – nicht etwa in den Operateur, oh nein, in den Projektor! Es gibt keine rationale Erklärung dafür: der Operateur erklärte mir, wie der Objektivwechsel funktioniert, und dass er an diesem Abend eben nicht funktionier- te; da wusste ich, ich muss in meinem Leben Filme vorführen. Ich wollte es nicht, weil ich als Operatrice mehr Geld verdienen würde oder weil ich nicht mehr soviel mit gestressten Kunden zu tun hätte; ich wollte an den Schaltern sein, die das richtige Objektiv ein- stellen. Ich wollte den Knopf drücken, der die Lampe zündete und wie durch ein Wunder Licht durch ein Filmband warf, dass durch die richtige Linse auf der Leinwand zu einer Welt wurde, in die man versinken konnte. Ich wollte diejenige sein, die dafür verant- wortlich ist, dass bei der Entstehung dieser Kinowirk- lichkeit alles stimmte, dass das Objektiv stimmte, die Schärfe, der Bildstrich, die Lautstärke und so weiter. Ich habe dann alles über Projektoren gelernt, was ich in Trockenübung lernen konnte, bin durch Antiquaria- te gezogen und habe Bücher über die Geschichte der Vorführtechnik gesucht, gefunden und verschlungen, ich habe die Form der alten Projektoren geliebt, mich mit wehem Herzen nach dem Geräusch der flattern- den Filmschlaufen gesehnt, ich habe inbrünstig dafür gebetet, Operatrice werden zu können, mir einen Pro- jektor auf den Oberarm tätowieren lassen – aber trotz allen Bemühungen, trotz allem Lernen zuhause – in dem Betrieb sollte mein Traum nicht wahr werden, denn sie wollten keine Operatricen, nur Operateure... Zum Glück! Denn so bin ich dank einer Blindbe- werbung zu den kult.kinos gekommen, ich MUSSTE einfach mein Glück versuchen; schmerzlos war es nicht, es hat mich eine Freundschaft im Team des ehemaligen Arbeitgebers gekostet ... dennoch: et- was Besseres, als im Team des kult.kino aufgenom- men zu werden, hätte mir nicht passieren können – hier hatte ich die Möglichkeit und den Raum meine Liebe zu den Projektoren auszuleben – hier konnte ich sie anfassen und bedienen anstatt nur Comics darüber zu zeichnen – und mache das immer noch, geniesse es, solange es noch dauert und die guten alten Projektoren nicht von der digitalen Techik ver- drängt werden. Die Arbeit im Kino gibt mir extrem viel und hat mir schon viel beigebracht: nicht nur wie ich im Kino das richtige Objektiv einstelle, sondern auch im richtigen Leben; dafür werde ich den ratternden wundersamen Maschinen ewig dankbar sein.
im späten 13. Jahrhundert. Wer erinnert sich nicht die schwarze Decke des Guckkastens stecken. Der Alles eine Frage der Optik – oder an das überschwängliche Lob seiner Augengläser, Camera obscura als Vorläuferin der Kamera wurde weshalb wir an die Zukunft des das der Mönchsdetektiv William von Baskerville bald darauf, erneut in den Niederlanden der Ba- Kinos glauben in Der Name der Rose anstimmt? Die damalige rockzeit, die Laterna Magica zur Seite gestellt. Mit High-tech-Erfindung Brille verlängert die produk- dieser Zauberlaterne war die optische Grundlegung (Text von Hansmartin Siegrist, Film- tive Lebenszeit des Menschen wie das künstliche des Kinos geschaffen. Dessen chemische, feinme- historiker und Auftragsfilm-Produzent) Licht den Tag. Das 17. Jh., das Jahrhundert der chanische und elektrische Voraussetzungen sollten Optik, brachte die Verkürzung der Distanzen durch indessen erst 1895 erfüllt sein, als das Projektoren- Optik hat den Gang der Geschichte verändert. So das Fernrohr und die Verlängerung unseres Auges licht eines Brüderpaars mit dem sinnigen Namen setzte Archimedes mit Hohlspiegeln die Segel der durch das Mikroskop. Wie wunderbar die Linse auch Lumière erstmals eine Filmleinwand mit lebendigen gegnerischen Flotte vor Syracus in Brand. Genützt als Herzstück der Camera Obscura das Leuchten Fotografien erleuchtete. Was uns heute erstaunt: Die hat’s ihm zwar wenig – die Römer eroberten seine der Aussenwelt zum hellen Bild in dunkler Kam- sonst geschäftstüchtigen Erfinder und Industriellen Heimatstadt dennoch und meuchelten den Gelehr- mer umgestaltet, war bei uns im Kino zu sehen: Lumière glaubten ausdrücklich nicht an die Zukunft ten, als er über der Geometrie von Rundflächen – Johannes Vermeer (1632–75) bringt Das Mädchen ihres Kinematographen und verkauften ihr Patent und damit vielleicht über Berechnungen zur Optik – mit dem Perlen-Ohrring ins Staunen (und sich ins Charles Pathé, dem ersten Multi-Medien-Mogul der brütete. Eine weit folgenreichere und vor allem Schwitzen), als der niederländische Maler und sein Filmgeschichte. friedlichere optische Erfindung war jene der Brille schönes Modell ihre Köpfe zur Bilderschau unter
Laserlicht im Spiel: Bilder und Töne lassen sich im gesehen werden. Nicht nur gebeamt im familiären Es bleibt eine Frage der Optik – Computer bearbeiten, speichern, ja herstellen – und Rahmen der couch potatoes, sondern im Kino. Was eine Zukunft dem subjektiven auch auf kreisrunden Scheiben wie der DVD vertrei- im interessierten Welt-Blick durch den Sucher einer Objektiv des Kinos! ben. Drum raunen, wie schon oft, die Unkenrufer Filmkamera entstand, was durch ihr subjektives wieder einmal vom Ende des Kinos – als ob dieses Objektiv aufgenommen wurde, soll durch das helle (Text von Hansmartin Siegrist, Film- den Technologiewandel von Ton- und Farbfilm oder Bildfenster des Filmprojektors wieder aufscheinen historiker und Auftragsfilm-Produzent) die Konkurrenz von Fernsehen und Video nicht ge- dürfen. Im Kino, auf grosser Leinwand, mit trans- meistert hätte. parentem Ton, vor engagiertem Publikum. Denn Heute, 111 Jahre nach Lumières Erfindung des Ki- Geschichtsschreibung, gerade jene des Films, bleibt das Lichtspieltheater, wie es früher so schön hiess, nematographen, einem bahnbrechenden Mix aus immer auch eine Frage der Optik: Wer Kinos mit so bleibt Kult. Optik, Mechanik, Chemie und Elektrizität, scheinen programmatischen Namen wie Atelier, Camera, Club sich die technische Komplexität und die Arbeitstei- und Movie betreibt, ist stolz auf Kunst und Handwerk ligkeit von Film und Kino verringert zu haben, weil des Films, aber auch auf die Tradition seiner Vor- alles in Computer und Bildschirm zusammenzu- gängermedien. Vor allem aber glauben wir an die kommen scheint. Das Zauberwort heisst «digitale Zukunft des Kinos. Denn alle diese Filme, die von ei- Speichermedien» – und erneut ist die Optik, dies- ner neuen, Bildverarbeitungs-kompetenten Genera- mal mit enorm gebündeltem, präzis gesteuertem tion geschaffen werden, wollen gezeigt sein, sollen
Sonja Schöpfer Augenoptikerin und Reisende (Text von Sonja Schöpfer) «Le Grand Bleu» in einem kleinen, improvisierten Openair-Kino irgendwo auf der Welt. Gross die Lein- wand vor Augen, eher unbequem die Klappstühle zum Sitzen. Daneben die Sicht aufs tiefblaue Meer. Das Rauschen des Ozeans in den Ohren, genauso das Zirpen der Zikaden und das Kreischen der Mö- wen. Im Hintergrund das leise Rattergeräusch vom Abspulen der Filmrolle. Die Luft durchtränkt vom Salz- und Fischgeruch. Einen Film nicht nur sehen, sondern fühlen und erleben. Wahrnehmen mit allen Sinnen. Noch lange nach dem Ende des Films war ich ganz benommen von den überwältigenden Bil- dern in dieser unübertrefflichen Atmosphäre. Dies ist für mich Kino der Superlative. Ein ganzes Kino gemietet, für meine Freunde, Be- kannten, Verwandten und natürlich mich. Ein ganz eigenartiges Gefühl, zu wissen, dass ich alle Anwe- senden kenne und für dieses kunterbunt gemisch- te Publikum nur einen einzigen Film aussuchen konnte! Ich hatte mich auf mein Bauchgefühl verlas- sen, einen irischen Steifen mit schwarzem Humor und sattgrüner, schroffer Landschaft gewählt. Ob meine Filmwahl Anklang findet? Glücklicherweise kommt mir kein Gähnen oder gar Schnarchen zu Ohren. Doch bei jedem Lacher weiss ich, wer da- hinter steckt. Die sonstige Anonymität ist komplett aufgehoben! Es hat mir Spass gemacht, meinen dreissigsten Geburtstag auf diese Art und Weise zu erleben. Für mich als «Augenmensch» ist das Sehen zen- tral. Umso spannender waren meine Erfahrungen bei einem Praktikum mit blinden Menschen. Bei dieser Arbeit lernte ich die Welt der Blinden näher kennen. Ich versuchte, ihre Augen zu sein, für sie zu sehen. Angefangen bei für mich ganz Alltäglichem, wie zum Beispiel der Beschreibung der Speisenan- ordnung auf einem Teller. Schwieriger dann, wenn es galt, Farben oder gar Menschen mit Worten zu umschreiben. Wie anders ich in dieser Zeit alles be- trachtet habe. Als stärkster Eindruck aber blieb mir, wie weitsichtig die meisten Blinden sind. Im täglichen Stadtleben werden unsere sehenden Augen überflutet. Bisweilen habe ich das Gefühl, im falschen Film zu sitzen. Zu viele Seheindrücke in zu rascher Abfolge. Oft fehlen mir Zeit und Mus- se, etwas wirklich zu sehen. Den richtigen Fokus zu finden fällt mir nicht immer leicht. Und auch die Einstellung der Schärfe kommt nicht immer wie von selbst. Oder brauche ich in gewissen Situatio- nen diese Unschärfe, um scharf zu sehen? Ich habe gelernt, dass es in allen Dingen, die ich sehe, noch mehr zu entdecken gilt. Am leichtesten fällt mir das «wahre Sehen» auf mei- nen Reisen in berauschender Natur. Und zwischen meinen Reisen beschäftigt mich das Sehen meiner Kunden, nicht nur das physiologische, sondern auch die Sichtweise, die Ansichten, die Einsichten. Auch dies sind oft spannende Reisen, ohne dass ich das Geschäft verlasse.
Das atmende Bild Walter Derungs, Opérateur und Fotokünstler (Text von Eva Kuhn) Ein Augenblick reiht sich an den nächsten, Kader für Kader rattert durch den Projektor, vierundzwanzig pro Sekunde. Wir sitzen gebannt im Saal und werden ins filmische Universum hineingeflochten. Angenommen der Lauf der Story will es so, dass der Protagonist sich ins Bett legt und einschläft. Da schläft er dann auf der Leinwand und wir erwarten einen Schnitt, ei- nen Wechsel des Schauplatzes, die Wiederaufnahme des Handlungsstranges eines Widersachers, einen Zeitsprung, mit dem wir uns am nächsten Morgen mit dem Helden in ein neues Abenteuer begeben oder aber eine sanfte Überblendung, die uns in seine Traumwelt entführt. Nichts dergleichen geschieht. Das Tageslicht schwindet, die an der Decke reflek- tierten Scheinwerfer der Autos wandern über den leicht bewegten, atmenden Körper, hin und wieder ein zuckendes Lid. Jede Regung wird registriert: ein Geräusch aus dem Off − ein Hoffnungsträger für ein eintretendes Ereignis. Doch der Protagonist schläft weiter. Gelegentlich stellen wir uns die Frage, ob sich denn hier überhaupt irgendwas bewegt oder ob die Operatrice uns an der Nase herumführt − es ist, als würde ein Einzelbild wie ein Diapositiv projiziert. Die minimalsten Bewegungen werden bedeutend, jene die das Filmbild vom Standbild unterscheiden und immer als Abweichungen von diesem erfahren wer- den. Unsere Aufmerksamkeit ist verschärft − die Zeit unter der Lupe. Ein labiles Gleichgewicht zwischen Stillstand und Bewegung stellt sich ein. Wir stehen auf einer Schwelle: da, wo das Filmbild einschläft, auf einen ruhigen Atem reduziert wird beziehungsweise da, wo die Fotografie zu atmen beginnt. Durch die Annäherung der beiden Medien − durch die Stauung oder Mortifizierung des bewegten oder die Animati- on, die Beseelung des fixierten Bildes − stellen sich grundlegende Unterschiede von Foto- und Kinema- tografie heraus. Jener der im Foto schläft, wird für immer schlafend bleiben. Ein stummes Fragment, offen für unsere Projektionen und Geschichten. Die Metapher des Foto-Schiessens beschreibt den Akt des Auslösens der Kamera, wobei der fixierte Aus- schnitt aus dem raum-zeitlichen Kontinuum heraus- gelöst und auf den Negativstreifen gebannt wird. Wir sehen denjenigen, der damals, zum Zeitpunkt der Aufnahme geschlafen hat. Das Jetzt des Fotos ist ge- wesen. Das Off der Fotografie ist ausgeschlossen, für immer abgetrennt von dem uns visuell stets zugäng- lichen Ausschnitt. Im Gegensatz dazu kehrt der Au- genblick im Film nicht wieder, vorbei ist vorbei, es sei denn wir sehen den Film ein weiteres Mal. Im Kino befinden wir uns im Zeitmodus der Gegenwart − ein Jetzt reiht sich ans nächste. Jederzeit könnte etwas Unvorhergesehenes eintreten: Ein Zustand der Spannung, der potentiellen Möglichkeit. Das Off bleibt präsent und spielt im filmischen Erleben mit. Ein Öffnen der Tür, ein Zuschlagen eines Fensters, ein Ruf oder auch das Klingeln des Weckers könn- te den Handlungsstillstand jederzeit wieder in Gang bringen. Der Schlaf im Film ist ein flüchtiger. Indem nun aber nichts geschieht, ist das zeitliche Erlebnis, das sich hier einstellt, jenes der Dauer. Die Zeit der Betrachtung und die Zeit des Films gehen synchron − unser Atem passt sich demjenigen des Schlafenden an und unsere Lider werden schwer.
en Feder-Scharnier-Steck-Systems an der Front zu nach kurzen hektischen Jahren sind sie Eigentümer ic! berlin ist eine Lebensauffassung befestigen: Kein Schrauben, kein Schweissen, kein der angesagtesten Brillenfirma! Und 2003, mitten im Löten! und wegen des überwältigenden Erfolges kommt es (Text von Theo Schäfer, Text- und Mit einem einzigen Modell in Händen veranstalte- zur Trennung zwischen den Gründern. Allein, aber Möbelmacher) ten die drei Jungunternehmer Subskriptions-Par- mit ungebrochenem Enthusiasmus, bleibt Ralph tys und verkauften Urkunden, welche drei Monate Anderl, der studierte Kunstpädagoge und Strassen- «I see, Berlin!», sagte der potenzielle japanische später zum Bezug einer Brille ermächtigten. Uner- kunstsammler, der charismatische Blechbrillen- Kunde, als er mit drei Berliner Studenten auf das schrocken baten sie gleichzeitig Schauspieler für ihr verkäufer: «ic! berlin ist eine Lebensauffassung», Dach des Gebäudes trat, in welchem diese an einer Produkt Werbung zu machen. Dies taten sie offenbar wie er gerne betont. Wenn Sie eine ic! berlin in den total neuen Brillenfassung herumwerkelten. Irgend- so überzeugend, dass sich Corinna Harfouch (dem- Händen halten, wissen und fühlen Sie warum. ic! wie war in diesem Moment klar, wie die Brillenkol- nächst in Das Parfum) und Peter Lohmeyer (Das berlin Brillen sind Luxusprodukte, Stück für Stück lektion dereinst heissen müsste – «ic! berlin». Wunder von Bern) finanziell an ic! berlin beteiligten. in Handarbeit gefertigt in der «Alten Backfabrik» in Die Geschichte von ic! berlin ist eine Geschichte, 1997 zeigten sie erstmals ihre Modelle an einer Berlin Mitte. Vorbei sind die Zeiten, als drei Studen- die sich so nur im Berlin nach der Wende abspielen Messe, bekamen den Segen von Design-Übervater ten bei Rotwein und Punkmusik um den Esstisch konnte. Angefangen hatte es mit der Idee, Brillen- Alain Mikli – und ein Jahr später den Oskar der Bril- sassen und die ausgestanzten Teile feilten. Heute fassungen aus Federstahl auszustanzen und so- lenbranche. Unglaublich, aber wahr: Drei Studenten arbeiten Grössen wie Proksch oder Joop an neuen wohl die Gläser wie die Bügel mittels eines schlau- erfinden ein cleveres Scharnier ohne Schrauben und Modellen mit.
«Ich liebe Mickey Mouse mehr als jede Frau, die ich «Begin at the beginning», the king said, gravely, and Kino ist wenn ... je gekannt habe.» go on till you come to the end: then Stopp!» Walt Disney Lewis Carroll: Alice in Wonderland (Berühmte Stimmen zum Kino) «Es gibt keine Regeln für das Filmschaffen, es gibt «Je älter ich werde, desto mehr misstraue ich den «Das Kino ist eine Kiste mit zauberhaftem Gerümpel nur Sünden. Und die Hauptsünde ist Langeweile.» Ideen, um so mehr vertraue ich den Emotionen.» (...) Ersatz für die Träume.» Frank Capra Louis Malle Hugo von Hofmannsthal zum Kinotopp «Beim Drama habe ich einige Fehler gemacht. Ich «Das Kino ist eine Entschuldigung dafür, das eigene «Film ist die wichtigste aller Künste». dachte, Drama sei, wenn die Schauspieler weinen. Leben für ein paar Stunden zu verlassen und das Lenin Aber Drama ist, wenn das Publikum weint.» eines anderen zu leben.» Frank Capra Steven Spielberg «Film ist 24mal die Wahrheit pro Sekunde.» Jean-Luc Godard «In einem Dokumentarfilm ist Gott der Regisseur, in «Gott sei Dank sieht das Publikum nur das End- einem Spielfilm der Regisseur Gott.» produkt». «Kino ist die Verbesserung des Lebens!» A.Hitchcock Woody Allen François Truffaut
Kino? Buch? Oder sich lieber selber etwas ausdenken? Rachel Harper, Augenoptikerin und ... (Text von Rachel Harper) Ob ich gerne ins Kino gehe? Klar, ich liebe das Kino. Gespannt im Kinosaal zu warten bis das Licht ausgeht, und sich dann von einem guten Film auf einer grossen Leinwand verführen zu lassen. Zu vergessen, dass man nicht alleine im Kinosaal sitzt. Die Freuden der Filmfiguren zu teilen, mitzulachen oder mitzutrauern; die Gedanken und Gefühle aus dem Film mit nach Hause zu nehmen. Gibt es etwas Schöneres, als sich verzaubern zu lassen? Ja, vielleicht. Auch ein gutes Buch kann mich ver- zaubern. Die Bücherfreunde kennen das: Am Abend fange ich mit der ersten Seite an, und kann das Buch dann nicht mehr aus den Händen legen bis ich es zu Ende gelesen habe. Oder bis mich die aufgehende Sonne daran erinnert, dass ich vor der Arbeit even- tuell noch eine kurze Stunde schlafen sollte. Bücher begleiten mich schon lange. Meine Eltern haben mir und meinen drei Geschwistern immer Geschichten vorgelesen. Nicht etwa kleine süsse Kinderbücher, sondern richtig dicke Wälzer, oder sechs- oder auch zwölfbändige Romane. Lange Abende und Wochen- enden haben sie sie uns erzählt. Manchmal sogar die ganzen Ferien lang. Ein Fernsehgerät besassen wir nicht, und so liessen wir beim Zuhören unserer Fantasie freien Lauf. Vor ein paar Jahren hatte mein Bruder dann diese wunderbare Idee: Wir vier Geschwister sollten und könnten selber ein Buch schreiben. Immer nur die Geschichten von anderen zu lesen, deren Fehler aufzuzählen und Mängel zu kritisieren – nein, Ideen hätten wir doch genug in unseren Köpfen! Begeis- tert haben wir zugestimmt. Die Umsetzung war dann doch nicht so einfach, wie wir zu Beginn dach- ten. Schon genügend Zeit zu finden war nie leicht, da wir nicht mehr alle in derselben Gegend wohnen und alle ihr eigenes Leben führen. So begannen wir, uns möglichst oft an Sonntagen zu treffen und zu schreiben. Mehrere Male verbrachten wir auch «Schreibferien» zusammen, während denen wir nur geschrieben und über den Fortgang der Geschich- te diskutiert haben. Von einem bestimmten Punkt an dachten wir, es wäre wohl einfacher, ein Dreh- buch zu verfassen, als unsere Ideen lesegerecht in Buchform zu bringen. Sich Szenen bildlich auszu- malen war eben nicht dasselbe, wie sie spannend aufzuschreiben. Vor allem, weil wir sie uns so gut als Filmszenen vorstellen konnten, mit all den Ge- räuschen, der Mimik, der Dynamik. Diese Tage wa- ren intensiv. Wir haben viel gelacht, aber auch sehr ernste Diskussionen geführt. Wenn ich jetzt zurückschaue, dann ist mir die Zeit des gemeinsamen Schreibens und Argumentierens fast wichtiger als das ursprüngliche Ziel. Vielleicht bleibt es bei unseren Entwürfen und Diskussionen, und unser Buch wird nie fertig geschrieben werden. So wird unsere Geschichte ein grossartiger Film bleiben, welcher sich nur in den Köpfen von mir und meinen Geschwistern abgespielt hat. Eigentlich auch eine grossartige Vorstellung ...
Gute Filmmusik Niki Reiser – Musiker und Filmkomponist, unter anderem bekannt für seine enge Zusammenarbeit mit dem Regisseur Dani Levy, dessen Filme von «Du mich auch» bis «Alles auf Zucker» in den kult.kinos liefen. Wenn ich gegen 9 Uhr morgens in meinem Studio auf dem Gundeldinger Feld ankomme, ist mir etwas bang: War das wirklich gut, was ich gestern ange- fangen habe, hält es einer kritischen Analyse stand? Denn das ist das Allererste, was ich mache – das Material vom Vortag hören und sichten, es mit Ab- stand bewerten. So, als ob ich der Regisseur wäre. Natürlich will man, dass etwas wirklich gut ist und man einfach weiterarbeiten kann. Aber das ist halt nicht immer so. Manchmal denkt man sich auch: Gestern muss ich von Sinnen gewesen sein. ... kommentiert die Bilder von aussen Meine Basis für die Musik sind Filmbilder, manch- mal auch nur das Drehbuch. Schwer zu sagen, wie ich zu meinen musikalischen Themen finde; oder sie zu mir. Es ist ein Prozess, der mit Nachdenken beginnt, mit einer Analyse der Emotionen, mit ei- nem grossen Rätsel auch. Am Anfang ist das Rätsel. Dann gibt es eine Phase des Probierens und Schei- terns und Wiederprobierens, des sich Abmühens. Die Lösung wird schliesslich nicht selten aus Ver- zweiflung geboren. Klingt das nach harter Arbeit? Es ist Arbeit. ... und unterwandert sie manchmal Am Vormittag bin ich kreativer. Deshalb sehe ich zu, dass ich vor dem Mittagessen etwas Gutes zustan- de bringe. Sonst wird es danach immer schwieriger. Und ja, es gibt Tage, an denen nichts kommt, wo ich vor dem Klavier sitze und denke: Was mache ich da? Filmmusik schreiben ist manchmal wie sich zum Verlieben zwingen. Paradox. Es gibt Tage, an denen ich mir wünsche einen normalen Beruf zu haben. Aber es gibt auch diese anderen Tage, wo’s läuft, wo die Säfte fliessen und die Ideen spriessen. Dann bin ich sicher, den schönsten und privilegiertesten Beruf der Welt zu haben. Spielen dürfen und dafür Geld bekommen. Abends dann, wenn ich nach 18 Uhr heimwärts gehe, lasse ich die Arbeit im Studio. Man lernt das mit den Jahren. Meine Familie hat mir dabei gehol- fen. Mit dem, was sie anzubieten hat und braucht, indem mir meine Frau und Kinder zeigen, dass es noch ein anderes Leben gibt, jenseits des Films.
Diese Eigenschaft der Lichtbrechung wurde bald zur ger stark abgelenkt werden. Das Glas, das aus dem Weltraum kam Herstellung von Fernrohren, Lupen und Sehhilfen Das Potenzial als innovatives Brillenglas hat Dr. eingesetzt. Heute werden beim Fachoptiker Gläser Andreas Dreher, Laser-Spezialist in Kalifornien, er- (Text von Theo Schäfer, Text- und mit hoher Brechkraft verwendet; denn je stärker kannt. Er entwickelte ein Gerät, mit welchem rasch Möbelmacher) ein Material Licht ablenken kann, desto dünner und und präzise untersucht werden kann, wie Lichtwel- leichter kann damit ein Brillenglas gefertigt werden. len durch das Auge verlaufen, und wo sie wie stark «Star-Wars für die Augen» hat Alois Feusi seinen Die Lichtbrechung des verwendeten Glases war bis vom idealen Weg abweichen. Solche Abweichun- Artikel in der NZZ am Wochenende genannt – aber heute an allen Stellen in der Brille gleich gross. War gen sind bei jedem Menschen einzigartig – wie der er hat damit nicht auf die Filme von George Lucas gleich gross – bis zu dem Moment, als die amerikani- Fingerabdruck. Also müsste doch jedes Brillenglas angespielt. Er hat den Begriff von Ronald Reagan’s sche Firma Ophthonix ein neuartiges Plastikpolymer diese Ablenkungen auch individuell korrigieren! Ge- Programm zur satellitengestützten Abwehr sowjeti- einzusetzen begann. nau dies ermöglichen «i-Zon Gläser» von Ophthonix, scher Atomraketen übernommen. Was hat dies bloss Damit sind wir doch noch bei Star-Wars gelandet. der Firma von Dr. Dreher. In Basel bietet Ramstein mit den Augen und dem Sehen zu tun? Das spezielle Polymer wurde nämlich für das Rake- Optik diese objektive Messung des Strahlengangs Vor der Beantwortung dieser Frage ist ein Blick in tenabwehr-Programm entwickelt. Seine herausra- durch die Augen und die Herstellung dieser neuar- die Geschichte der Brille nützlich. Schon vor Jahr- gende Eigenschaft ist die Variabilität der Brechkraft: tigen Brillengläser an: Als ungekanntes, verblüffend hunderten haben Gelehrte realisiert, dass Glas einen Man kann sie so einstellen, dass Lichtstrahlen in eng neues Sehen bezeichnen «i-Zon» Brillenträger ihre einfallenden Lichtstrahl ablenken oder brechen kann. nebeneinander liegenden Punkten mehr oder weni- Erfahrungen.
heute gerne daran glauben, dass man vor über 100 Entstellte wieder schön oder wenigstens geliebt Kinomagie Jahren noch an alles glaubte, wie die Kleinen im wird. Kino ist der Glaube an Wunder. Und was ist es Kasperletheater – Achtung, das Krokodil! anderes als ein kleines Wunder, wenn wir während (Text von Oliver Lüdi) Kino ist Täuschung. Angefangen bei den 24 Einzelbil- 90 Minuten oder mehr einem Geschehen folgen, das dern pro Sekunde, die unserem Hirn suggerieren, es uns weit mehr interessiert als das Interessanteste Als der Film eben erst geboren war und längst noch sehe gerade einen Film; über diese plane Leinwand, überhaupt (unsere eigenen Sorgen und Nöte), dass nicht sprechen konnte, bei einer Vorführung der auf der sich das runde, pralle, volle Leben abspielt; wir das tun, ohne auf die Uhr zu sehen oder das Pro- Brüder Lumières war es, im Jahr 1895 in Paris. Da bis hin zu den Schauspielern, die uns vormachen sie fil der Nachbarin zu studieren; dass wir hernach aus sollen Zuschauer in Panik geraten sein, als auf der seien gerade verzweifelt, verliebt oder Serienmör- einem halbdunklen Kinosaal in eine fremde Stadt Leinwand ein Zug in einen Bahnhof einfuhr, augen- der. Und Kino ist in seinen besten Momenten Ma- hinauskommen, uns erst einmal und gelegentlich scheinlich auf sie zu, kein Zweifel, in wenigen Au- gie. Verzaubert uns, macht, dass wir hin und weg für längere Zeit nicht zurechtfinden, draussen, in genblicken hätte er sie zermalmt. Warum wird diese sind. Im Kino wird, wer mag, wider besseres Wissen dieser anderen Welt, wo wir doch gerade ganz und Szene aus den Kindertagen des Kinos (von der man und entgegen aller so genannten Lebenserfahrung gar in Berlin, Tokio, Sarajewo oder einem kirgisi- noch nicht einmal sicher weiss, ob sie stimmt), wa- wieder zum Kind; das bangt und hofft und wünscht, schen Dorf lebten, litten oder glücklich waren. rum wird «L‘Arivée d‘un Train en Gare de la Ciotat» dass am Ende alles gut wird, dass – unsere Abnei- so oft zitiert? Vielleicht, weil die Geschichte einfach gung gegen zuckrige Happyends hin oder her – sie schön ist, die Zuschauer damals schön naiv und wir ihn und er sie bekommt, die Bösen bestraft und der
ches Taschentuch, in dem ich mich in den nächsten Mit meinem damaligen besten Freund träumte ich Die Drehbücher habe ich weggeworfen Stunden verstecken konnte. Meinem Vater ist sie von technisch hochstehenden Special Effects und wohl eher wie ein blutleerer lederner Handschuh Plots. Die haben wir auch geschrieben und unseren Andreas Studer, eidg. dipl. Augenoptiker vorgekommen, so wie ich sie gedrückt haben muss. Freunden präsentiert. Die Probeleser waren davon und beinahe Filmer Damals trug ich keine Brille. Was ich wohl noch alles so begeistert, dass wir voller Mut und mit dem En- (Text von Andreas Studer) gesehen hätte? thusiasmus der Jugend weitermachten. In tage- und Filme waren zwar meine Passion, doch eine Leh- nächtelanger Arbeit verloren wir uns im Schreiben Mein erstes Erlebnis im Kino war eine Sonntagsma- re habe ich als Augenoptiker absolviert. Aber: Was von Drehbüchern, nicht einem, sondern mehreren. tinée mit meinen Eltern und meinem Bruder Raeto. habe ich mir von meinem angesparten Lehrlings- Mein Freund zog dann für ein Musikstudium nach «Das hast du alles nur geträumt!» ruft dieser jetzt. lohn geleistet? Eine Videokamera! Toll habe ich sie Boston und kam nie mehr zurück. Und ich – ich habe Nein, wirklich, es war ein Film über wilde Tiere in gefunden. Endlich meinen Vorbildern und Helden die Drehbücher beim letzten Umzug endlich weg- Afrika. In Farbe! Ein überwältigendes Gefühl – auf nacheifern, selber Filme drehen. Zugegeben, es war geworfen. So geht das. Aber immer noch begleiten harten Stühlen zwar, ähnlich denjenigen im alten dann nicht so einfach, nur schon wegen meiner sper- mich das Sehen, die Filme, die Menschen. Im Beruf, Kino Atelier, das ich später lieben lernte. Das Licht rigen Kunststoffbrille. Zu der Zeit brauchte ich eine, in der Freizeit, im Alltag faszinieren sie mich. Sie las- wurde abgedunkelt, der Film begann, riesengross. aber sie war schwarz und total cool. Dieses Problem sen mich in andere Welten einsteigen, in gute und Ein wunderbares, mulmiges Gefühl breitete sich in habe ich mit Kontaktlinsen aus dem Weg geräumt. weniger gute Geschichten hineinsehen und -hören. mir aus, und die Hand meines Vaters war ein wei- Ja, ohne Brille konnte nichts mehr schief gehen: Das hab ich nicht alles nur geträumt, Raeto!
und Bea auseinander zu halten, das heisst zusam- toren erklären und sie dann auch noch bedienen?) Kasse und Kabine menzubringen, also Name und Person oder Funktion. Klar, dass dies technisches Verständnis und das Ver- Eine Kassenfrau – uns dreien fällt keine bessere und mögen erfordert, den Dingen auch mal ihren Lauf zu Bea Hüsler; Kassenfrau, macht eine Aus- treffendere Bezeichnung für diese Tätigkeit ein, die lassen. Legt überzeugend, kenntnisreich und nicht bildung zur Bewegungspädagogin. Talent zur Verkäuferin, Sitzplatzberaterin, Filmkriti- minder sympathisch Eva dar, die auch schon Kas- Eva Kuhn, Opératrice und angehende kerin, aber auch Psychologin, Sozialarbeiterin und senfrau war, daher beide Seiten kennt, und nun fra- Kunst- und Filmwissenschaftlerin Mediatorin erfordert – sollte, so die sympathische ge ich mich wieder: War das nicht doch Bea? Kassenfrau Bea offen sein, keine Angst vor Men- Wie auch immer, beide lieben sie Kino, eher Filme, (Text von Oliver Lüdi) schen haben und Nerven wie Drahtseile. Ausser- die in den kult.kinos laufen, und das sollte so sein, dem sollte sie irgendwann begreifen, dass sie das finden sie. Beide schätzen sie die entspannte und Als ich Eva und Bea zum ersten Mal treffe, reicht es Kino repräsentiert, für Preise, Programm, kein Pop- angenehme Atmosphäre im Team. Beide haben ei- gerade eben fürs Vorstellen und die Frage, wer von corn und mehr gerade sitzen muss. Das geht aber in nen aktuellen Lieblingsfilm («Caché» und «The se- beiden die Operatrice ist, das heisst die Kassenfrau, Ordnung, das macht sogar Spass. cret life of words»), aber das sind längst nicht alle. nämlich Bea. Oder Eva? – ach, meine Namensschwä- Die Operatrice hingegen muss alles wissen und Und beide versuchen manchmal vorauszusagen, che. Auf jeden Fall wurde dann sofort ein schönes können, wovon ein durchschnittliches Kinopublikum wer in der Warteschlange vor der Kasse wohl in Foto gemacht, das sie oben sehen können, wonach keine Ahnung hat. (Oder könnten Sie auf Anhieb die welchen Film geht. Meist liegen sie richtig und das ich noch einmal und länger Gelegenheit erhielt, Eva Unterschiede zwischen Spulen- und Tellerprojek- heisst doch: Sie kennen ihr Publikum. Gut.
Thema. Der verlaufende Gelbfilter für die Schwarz- das passende Brillenglas herausgeschliffen, und Die Brillenmacher weiss-Fotografie wurde sogar von Ramstein erfun- die Ränder je nach Fassung fazettiert, poliert oder den. In Basel berühmt geworden sind die Brillen des gebohrt. Das Zusammenfügen der Teile, das Justie- (Text von Theo Schäfer, Text- und exaltierten Modemachers Fred Spillmann, der seine ren und der Finish werden dann von einem der vier Möbelmacher) Entwürfe als Einzelstücke in der Ramstein Werkstatt Mitglieder des Werkstatt-Teams übernommen. Jetzt anfertigen liess. Bis heute sind immer wieder Desig- ist manuelles Geschick gefragt, denn Glas ist immer Wer macht eigentlich Brillen? Bei Ramstein sind es ner zu Gast, die vom Wissen und von der Kompetenz noch Glas! Gespür und Erfahrung braucht es auch die Optiker des Werkstatt-Teams; denn Augenoptiker der Ramstein Handwerker profitieren. für den feinmechanischen Umgang mit der ganzen sind Brillenmacher, unter anderem. In der vierjähri- Und wie wird jetzt Ihre Brille gemacht? Gläser werden heute üblichen Palette von Materialien, von High- gen Ausbildung lernen die jungen Leute das Hand- nach individuellem Rezept bestellt; mit Ausnahme Tech-Kunststoff bis Platin, von Büffelhorn bis Titan, werk des Brillenmachers von der Pike auf. von wenigen Spezialitäten sind es immer Original- von Federstahl bis Aluminium. Da wird gebogen, ge- Die Werkstatt von Ramstein Optik hat eine lange Gläser von Essilor, dem Erfinder des Gleitsichtglases schliffen, poliert, geklebt, gelötet und gebohrt. Denn Tradition. In den Anfängen der Firmengeschich- Varilux. Geliefert werden sie in kreisrunder Form, die Brillen werden bei Ramstein Optik nicht nasenfertig te war es die Glasschleiferei, die einen dermassen es in die vom Kunden gewählte Fassung einzusetzen angeliefert. Es verlassen nur Glanzstücke die Werk- guten Ruf besass, dass sie den Auftrag zur Herstel- gilt. Was früher eine knifflige Handarbeit war, wird statt, dies gehört zum Berufsstolz des Handwerkers. lung der Objektive für die West Pocket Kameras von heute bei Ramstein Optik von einem computerge- Kodak erhielt. Fotografie war damals ein ganz grosses steuerten Schleifautomaten übernommen. Also wird
nicht passiert, da hätte ich in aller Ruhe während der die nächste Sitzreihe drüber und los gings, und ich Die Geschichte mit den Maltesers Werbung die Maltesers gegessen, mir anschlies- kann Ihnen sagen, hätte Lars von Trier seine Kame- send von den Vorfilmen die eine Hälfte des Gehirns ra da hineingehalten, goldene Palme mindestens, (Text von Ralf Schlatter, Autor und und vom Hauptfilm die andere Hälfte rausblasen vier leicht Verletzte, drei neu übers Kreuz formierte Kabarettist) lassen und wäre zufrieden und mit einem Hirn so Paare, zwei davon gleichgeschlechtlich, Slapstick leicht wie ein Malteser nach Hause gegangen, aber bis zum Abwinken, aber eben, statt Lars von Trier Die Geschichte mit den Maltesers. Also streng ge- eben, kaum fängt der Dogmafilm an, da kommt kam dann, und da staune ich ehrlich gesagt heute nommen mit dem Malteser, also mit einem einzi- dieser Wahnsinnsschwenk, da können diese Holly- noch, der Malteserorden, um die Verletzten zu ver- gen dieser Maltesers, die kennen Sie sicher, diese woodheissluftballonproduktionen nur träumen da- sorgen und als ich taumelnd das Kino verliess, war wahnsinnig leichten Schokoladekügelchen, die von, die dürfen ja erst ab Minute fünfzehn ein lautes der Malteserorden verschwunden, die Leute gingen in der Werbung nur so durch die Luft fliegen, und Wort einbauen, weil dann erst alle Leute im Multi- davon, als wäre nichts geschehen und da erst wurde genau das wurde mir zum Verhängnis. Wobei das plex ihren Platz gefunden haben, aber eben, Dog- mir bewusst, dass ich kein einziges Malteser ge- eigentliche Verhängnis ja der Entscheid war, im mafilm los und dieser Wahnsinnsschwenk aus dem gessen und einen Mordshungerast hatte und dass kult.kino diesen Dogmafilm schauen zu gehen, und Handgelenk und hopp, mein Malteser fliegt in die ich im kult.kino regelmässig Sachen erlebe, die mir aus Angst vor einem Hungerast kaufte ich mir eine Luft, mein Arm hinterher, das Cola des Sitznachbarn garantiert wieder niemand glauben wird. Packung Maltesers und ich bin sicher, wäre ich in auch und dann der Arm des Sitznachbarn hinter einen dieser Multiplexschuppen gegangen, wäre es dem Cola her und dann ich und der Sitznachbar über
Bild oben: Angela Seiler (Augenoptikerin) / Lukas Schmid (Augenoptiker, Werkstatt) / Dominique Blatter (Augenoptikerin) / Andrea Reiter (Augenoptikerin) Bild unten: Karoline Schaffner (Augenoptikerin) / Theo Schäfer (Marketing) / Rahel Brodmann (Augenoptikerin, Sportbrillenspezialistin) / Sonja Topp (Augenoptikerin, dipl. Ingenieur, Leiterin Low Vision-Abteilung)
Bild oben: Nico Markwalder (atelier Kasse) / Antonio Gomez (Operateur club) / Sabil Voigtmann (Kassa-Koordination) / Caroline Burkhardt (Kasse atelier) / Sebastian Refardt (Kasse atelier) / Alban Frei (Ticketkontrolle camera) Bild unten: Noëlle Pia (Kasse camera) / Sabine Berchtold (Kasse club) / Jonas Meier (Operateur atelier) / Jean-Marc Wyss (camera Bar)
Bild oben: Susanne Sauter (Buchhaltung) / Markus Glünkin (Augenoptikermeister) / Claudio Treier (Augenoptiker) / Andrea Sauter (Augenoptikerin) / Arpasela Imhof (Augenoptikerin, Kontaktlinsenspezialistin) Bild unten: Christian Furler (Lehrling) / Mirjam Isler (Administration) / Roberto Pausa (eidg. dipl. Augenoptiker, Leiter Kontaktlinsenabteilung) / Celine Schnell (Lehrtochter) / Sonam Wieland (Lehrling)
Bild oben: Andras Hägler (Ticket movie) / Thomas Brem (Operateur club) / Lena Erikkson (Operatrice club) / Ruis Morais (Operateur camera) / Alice Della Morte (Operatrice movie) / Verena Moser (Operatrice camera) / Kurt Iten (Operateur movie) / Livie Davatz (camera Bar) Bild unten: Seraina Sprecher (Operatrice atelier) / Val Meyer (Ticket atelier) / Sandor Frich (Operateur club) / Isa Mele (Technikerin)
Ramstein Optik zu Besuch bei kult.kino Blick hinter die Kulissen
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