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UNGARN Energetische Gebäudesanierung, intelligente Gebäudetechnologien, Niedrigstenergiegebäude Zielmarktanalyse 2023 mit Profilen der Marktakteure www.german-energy-solutions.de
Impressum Herausgeber AHK Ungarn Telefon: +36-1-345-7600 | Fax: +36-1-315-0744 E-Mail: info@ahkungarn.hu | Internet: www.duihk.hu Kontaktpersonen Ilona Balogh, stellv. Geschäftsführerin, Bereichsleiterin Marktberatung Erika Szabó, Projektleiterin Marktberatung Stand Dezember 2022 Gestaltung und Produktion AHK Ungarn Bildnachweis AHK Ungarn, pixabay.com Redaktion Erika Szabó Urheberrecht und Haftungsausschluss Das Werk einschließlich all seiner Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Herausgebers. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
Inhaltsverzeichnis I. Tabellenverzeichnis ............................................................................................................................................................. iii II. Abkürzungen ........................................................................................................................................................................ iii III. Währungsumrechnung......................................................................................................................................................... iv IV. Energieeinheiten ................................................................................................................................................................... iv Zusammenfassung ........................................................................................................................................................................ 1 1. Kurze Einstimmung zum Land ............................................................................................................................................. 1 1.1 Politische Situation .......................................................................................................................................................... 1 1.2. Wirtschaftliche Entwicklung ...........................................................................................................................................2 1.2.1. Konjunkturentwicklung ...............................................................................................................................................2 1.2.2. Außenhandel ................................................................................................................................................................2 1.2.3. Ausländische Direktinvestitionen ...............................................................................................................................3 1.2.4. Haushaltsdefizit und Verschuldung ...........................................................................................................................3 1.3. Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland........................................................................................................................3 1.4. Investitionsklima .............................................................................................................................................................3 1.5. Soziokulturelle Besonderheiten im Umgang mit lokalen Partnern...............................................................................4 2. Marktchancen ........................................................................................................................................................................ 5 2.1 Einführung ....................................................................................................................................................................... 5 2.2 Marktchancen ..................................................................................................................................................................6 3. Zielgruppe in der deutschen Energiebranche ..................................................................................................................... 8 4. Potenzielle Partner und Wettbewerbsumfeld ......................................................................................................................9 4.1 Akteure auf dem Wärmepumpenmarkt ..........................................................................................................................9 4.2 Photovoltaik ................................................................................................................................................................... 10 4.3 Heiztechnik .................................................................................................................................................................... 11 4.4 Smart-Home-Lösungen ................................................................................................................................................. 11 5. Technische Lösungsansätze ................................................................................................................................................ 12 5.1 Energieverbrauch von Gebäuden, Gebäudebestand .................................................................................................... 12 5.2 Wohnungsneubau .......................................................................................................................................................... 13 5.3 Preise auf dem Wohnungsbau- und Renovierungsmarkt ............................................................................................ 13 5.4 Energiekosten ................................................................................................................................................................. 13 5.5 Heizsysteme von Immobilien in Ungarn ...................................................................................................................... 15 5.6 Intelligente Lösungen, Smart Home ............................................................................................................................. 16 5.7 Wärmepumpen .............................................................................................................................................................. 16 5.8 Solarenergie.................................................................................................................................................................... 17 5.9 Niedrigstenergiegebäude ............................................................................................................................................... 17 i
6. Relevante rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen ...................................................................................... 18 6.1. Förderprogramme, Finanzierung ................................................................................................................................. 19 6.1.1 Aufbau- und Resilienzfazilität (RRF) ......................................................................................................................... 19 6.1.2 Széchenyi Plan Plusz................................................................................................................................................... 19 6.1.3 Grüner Kredit der Europäischen Investitionsbank .................................................................................................. 20 6.1.4 Das integrierte Energieeffizienzprogramm .............................................................................................................. 20 6.1.5 Die EU-geförderte Initiative „RenoHUb“ ................................................................................................................. 20 6.1.6 Förderprogramme, Finanzierungsmittel der vergangenen Jahre ............................................................................ 21 6.1.7 ESCO ............................................................................................................................................................................ 21 6.2. Öffentliches Vergabeverfahren und Ausschreibungen, Zugang zu Projekten ........................................................... 22 6.3. Netzanschlussbedingungen und Genehmigungsverfahren ........................................................................................ 24 6.3.1 Bauinvestitionen ........................................................................................................................................................ 24 6.3.2 Solaranlagen .............................................................................................................................................................. 24 6.3.3 Wärmepumpen .......................................................................................................................................................... 24 6.3.4 Gaskessel.....................................................................................................................................................................25 6.4. Marktbarrieren und Hemmnisse ................................................................................................................................. 26 6.5. Fachkräfte ...................................................................................................................................................................... 26 6.6. Zahlungs- und Vertriebsstruktur ................................................................................................................................. 28 6.6.1 Zahlungsstruktur ....................................................................................................................................................... 28 6.6.2 Vertriebsstruktur ....................................................................................................................................................... 28 7. Markteintrittsstrategien und Risiken ................................................................................................................................ 29 8. Schlussbetrachtung inkl. SWOT-Analyse ........................................................................................................................... 31 Profile der Marktakteure ............................................................................................................................................................33 Quellenverzeichnis ......................................................................................................................................................................53 ii
I. Tabellenverzeichnis Tabelle 1. Durchschnittliche Gaspreise in der Generaldienstleistung ab 01.10.2022 (HUF/MJ) …………………………..………14 Tabelle 2. Durchschnittliche Strompreise im Rahmen der Generaldienstleistung ab 01.08.2022 (HUF)……………………….14 II. Abkürzungen B2B Business to Business BIP Bruttoinlandsprodukt Bt. ungarische Kommanditgesellschaft CO2 Kohlendioxid DACH-Raum das Gebiet Deutschland, Österreich und Schweiz DK Demokratische Koalition DUIHK Deutsch-Ungarische Industrie- und Handelskammer EIB European Investment Bank ESCO Energy Service Company EU Europäische Union EUR Euro ÉVOSZ Landesfachverband der Bauunternehmer Fidesz „Jungdemokraten“ (rechtskonservative Partei) gAG geschlossene Aktiengesellschaft HMKE Haushaltskleinkraftwerk HUF Hungarian Forint IEA Internationale Energieagentur KDNP Christlich-konservative Christdemokraten Kft. Gesellschaft mit beschränkter Haftung KG Kommanditgesellschaft KKt. offene Handelsgesellschaft (OHG) KMU Kleine und mittlere Unternehmen KSH Zentralamt für Statistik kVA Kilovoltampere kWh Kilowattstunde MEHI Ungarisches Institut für Energieeffizienz MEKH Ungarische Regierungsbehörde für Energie- und Versorgungswirtschaft MFB Ungarische Entwicklungsbank AG Mio. Millionen MJ Megajoule MNB Ungarische Nationalbank Mrd. Milliarden MW Megawatt MwSt. Mehrwertsteuer NATO Nordatlantisches Verteidigungsbündnis Nr. Nummer PJ Petajoule PV Photovoltaik iii
RRF Aufbau- und Resilienzfazilität Rt. Aktiengesellschaft sog. so genannte SV-Abgaben Sozialversicherungsabgaben SWOT Stärken-, Schwächen-, Chancen-, Risiken-Analyse VOSZ Landesverband der Unternehmer V4 Visegrad-Länder (Tschechien, Polen, Slowakei, Ungarn) Zrt. geschlossene Aktiengesellschaft III. Währungsumrechnung Amtlicher Wechselkurs der Ungarischen Nationalbank MNB am 01.12.2022: 1 EUR = 410,00 HUF IV. Energieeinheiten J Joule Häufig für Angabe von thermischer Energie (Wärme) W Watt die physikalische Einheit der Leistung Wh Wattstunde Häufig für Angabe von elektrischer Energie (Strom) SKE Steinkohle-Einheiten Energie, die bei der Verbrennung von Steinkohle (gemessen in Tonnen) frei wird RÖE Rohöl-Einheiten Energie, die bei der Verbrennung von Rohöl (gemessen in Tonnen) frei wird iv
Zusammenfassung In Ungarn können etwa 40 % des Endenergieverbrauchs auf den Energieverbrauch von Gebäuden und ein Drittel auf Haushalte zurückgeführt werden. Haushalte verbrauchen mehr Energie als Industrie und Verkehr. Was den Energieverbrauch pro Wohnung betrifft, so gehört Ungarn zu den zehn größten Energieverbrauchern in der EU. Die Ungarn verbrauchen viel Gas, hauptsächlich um zu heizen. Dieses wird fast ausschließlich aus Russland bezogen. In Ungarn gibt es etwa 4,5 Mio. Wohnungen in fast 3 Mio. Gebäuden, von denen weniger als 4 Mio. bewohnt sind. Bei 95 % der Wohngebäude handelt es sich um Einfamilienhäuser, von denen fast ¾ vor 1980 nach den sehr niedrigen Wärmestandards dieser Zeit gebaut wurden, wovon ein erheblicher Teil im Lauf der Jahre nicht modernisiert worden ist. Um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, müssten ab jetzt jährlich 100.000 bis 130.000 Immobilien modernisiert werden. Dies würde einer Erneuerungsrate von etwa 3 % entsprechen. Der ungarische Wohnungsbestand hat seit 1991 die jährliche Erneuerungsrate von 1 % nur einmal überschritten. Basierend auf den 2021 ausgestellten Energieausweisen fielen 40 % der Zertifikate (Gebäude) in die Kategorien GG- JJ (201-501 %). Nur 19 % der Gebäude waren energetisch modern (CC) und 6,9 % der Gebäude hatten mindestens eine Einstufung in die Kategorie BB. Obwohl die energetische Sanierungsrate in den Haushalten nicht unter dem europäischen Durchschnitt liegt, dominieren vor allem Teilsanierungen und keine kompletten, sog. tiefgreifenden Sanierungen. Für die Modernisierungen werden oft keine Energiepläne erstellt. Eine Besonderheit der postsozialistischen Region ist, dass der Anteil der Eigenheimbesitzer bei über 90 % liegt. Das bedeutet, dass jede Wohnung einen anderen Eigentümer hat, was bei der Renovierung eine Schwierigkeit bedeuten kann. Die öffentlichen Gebäude befinden sich überwiegend im Besitz des ungarischen Staates und der Selbstverwaltungen. In den vergangenen Jahren standen Förder- bzw. Finanzierungsmittel zur Steigerung der Gebäudeeffizienz nur begrenzt zur Verfügung. Lediglich für begrenzte Zeit bereitgestellte günstige Darlehensprogramme sowie die nicht rückzahlbaren Zuschüsse des „Warme Zuhause“-Programms förderten die Gebäudeeffizienz. Im EU- Haushaltszyklus 2021-2027 sind jedoch bereits 77 Mrd. Euro allein für die energetische Modernisierung des Wohnungsbaubestandes vorgesehen. Aus der Wiederaufbau- und Resilienzfazilität der EU (RRF) sind die Bereitstellung weiterer Finanzmittel vorgesehen. 1. Kurze Einstimmung zum Land 1.1 Politische Situation Ungarn ist eine parlamentarische Republik, seit 1999 Mitglied der NATO und seit 2004 Mitglied der Europäischen Union. Das ungarische Parlament („Nationalversammlung“) wird für eine Legislaturperiode von vier Jahren in einer Kombination aus Verhältnis- und Mehrheitswahlrecht gewählt. Bei den Parlamentswahlen im April 2022 konnte die seit 2010 regierende Koalition aus den rechtskonservativen „Jungdemokraten“ (Fidesz) und den christlich-konservativen Christdemokraten (KDNP) erneut eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Parlamentsmandate erringen. Damit konnte Viktor Orbán nach 1998-2002 1
und 2010-2022 eine fünfte Amtsperiode als Ministerpräsident antreten. Größte Oppositionspartei im Parlament ist die linksorientierte Demokratische Koalition (DK). Seit Mai 2022 ist die Fidesz-Politikerin Katalin Novák Staatspräsidentin. 1.2. Wirtschaftliche Entwicklung Ungarns Wirtschaftsstruktur ist die einer modernen Dienstleistungsgesellschaft mit einem hohen Industrieanteil. Der Dienstleistungssektor (einschließlich öffentlicher Dienstleistungen) erbringt zwei Drittel der Bruttowertschöpfung, die Industrie (verarbeitendes Gewerbe, Bauwirtschaft, Energie- und Wasserversorgung) rund 28 %. Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig auf zuletzt ca. 4 % zurückgegangen.1 Im verarbeitenden Gewerbe dominieren der Fahrzeugbau, die elektronische und elektrotechnische Industrie sowie die Lebensmittelindustrie. Zwei Drittel aller produzierten Industriegüter werden im Ausland abgesetzt. Die Unternehmenslandschaft ist durch eine gewisse „Dualität“ geprägt. Rund 96 % aller Firmen beschäftigen weniger als 10 Mitarbeiter,2 doch die übrigen 4 % erbringen 77-78 % der Wertschöpfung und der Exporte.3 Überdurchschnittlich produktiv sind insbesondere ausländische Investoren, mehr als die Hälfte der 50 umsatzstärksten Unternehmen des Landes ist in ausländischem Besitz. 1.2.1. Konjunkturentwicklung Nach einem starken Einbruch der Wirtschaftsleistung nach dem Systemwechsel (bis ca. 1996) wuchs die Wirtschaft des Landes zwischen etwa 1997 und 2005 jährlich um etwa 4 %. Zwischen 2006 und 2012 verlangsamte sich das Wachstum deutlich infolge von strukturellen Problemen, die 2008-2012 noch durch die weltweise Finanzkrise verstärkt wurden. Seit 2013 konnte die Wirtschaft wieder starke Wachstumsraten aufweisen, auch diese Phase wurde jedoch durch die Corona- Krise 2020 erneut abrupt unterbrochen. 2021 hat sich die Wirtschaft jedoch schnell wieder erholt und mit über 7 % eine der höchsten Wachstumsraten in der EU erreicht.4 2022 haben die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verursachten Verwerfungen (u.a. Energiekrise, Nachfragerückgang, Störungen in internationalen Lieferketten) das Wachstum erneut gebremst, es dürfte aber mit 4-5 % immer noch sehr robust ausfallen. Für 2023 ist jedoch eine weitere deutliche Abschwächung zu erwarten. 5 Ungarns Wirtschaft ist deutlich stärker exportorientiert als die der meisten anderen Industrieländer. Dies ermöglicht in Zeiten guter Konjunktur zusätzliches Wachstumspotenzial in der Exportwirtschaft, bedeutet aber auch eine überdurchschnittliche Anfälligkeit für die Folgen von Wachstumseinbrüchen im Ausland. 1.2.2. Außenhandel Der Außenhandel ist für Ungarn einer der wichtigsten Faktoren der wirtschaftlichen Entwicklung. Das Ausfuhrvolumen hat sich von 2004 (EU-Beitritt) bis 2021 mehr als verdoppelt. Der Export von Waren und Leistungen entspricht knapp 82 % des BIP (2021), was auch im internationalen Vergleich ein herausragender Wert ist (Deutschland: 47 %).6 Im Unterschied zu einigen anderen Ländern der Region Mittel- und Osteuropa konnte Ungarn seit 2009 beträchtliche Ausfuhrüberschüsse erzielen (teilweise in Höhe von 8 % des BIP). 2022 wird wohl erstmals wieder ein Defizit entstehen, 1 Zentralamt für Statistik (KSH), Anteil von BIP, 2022 2 Zentralamt für Statistik (KSH), Anzahl Unternehmen, 2022 3 Zentralamt für Statistik (KSH), Leistungsindikatoren der Unternehemn, 2022 4 DUIHK, BIP, 2022 5 DUIHK, Konjunkturprognose, 2022 6 Eurostat, Hauptaggregate des BIP, 2022 2
vor allem in Folge der dramatisch angestiegenen Kosten für Energieimporte. Etwa 77 % der ungarischen Warenexporte gehen in die EU. 7 Rund 55 % aller Exportgüter sind Maschinen und Ausrüstungen.8 1.2.3. Ausländische Direktinvestitionen Der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in Ungarn betrug Ende 2021 92,6 Mrd. Euro, das entspricht ca. 9.560 Euro je Einwohner. Rund 18 % der Direktinvestitionen entfallen auf deutsche Firmen, weitere 55 % stammen aus den übrigen Ländern der EU-27.9 1.2.4. Haushaltsdefizit und Verschuldung Zwischen 2013 und 2019 lag das Haushaltsdefizit dauerhaft unter der Maastricht-Grenze von 3 %.10 2020-21 verursachten pandemiebedingte Mehrausgaben und Mindereinnahmen einen massiven Anstieg der jährlichen Neuverschuldung auf mehr als 7 % des BIP. Auch 2023 wird die Neuverschuldung voraussichtlich noch 5-6 % betragen. Bis 2019 konnte die Gesamtverschuldung des Staates auf 65 % des BIP gesenkt werden, stieg dann aber 2020 mit der Corona-Krise wieder massiv auf fast 80 % an.11 1.3. Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland Deutschland ist für Ungarn der mit Abstand wichtigste Wirtschaftspartner, sowohl im Außenhandel als auch hinsichtlich ausländischer Direktinvestitionen. Deutschland ist Abnehmer von fast 27 % aller ungarischen Exporte (2021). Auf den Plätzen 2-4 der wichtigsten Absatzmärkte folgen Italien, Rumänien und die Slowakei. Bei den ungarischen Einfuhren entfallen knapp 24 % auf deutsche Lieferanten, gefolgt von China, Österreich und der Slowakei. 12 Aus deutscher Sicht ist Ungarn die Nr. 13 unter den wichtigsten Handelspartnern, noch vor Ländern wie Japan, Türkei oder Schweden. Für viele deutsche Unternehmen ist Ungarn als Produktionsstandort oder als Beschaffungsmarkt von großer strategischer Bedeutung und spielt damit eine wichtige Rolle in den internationalen Lieferketten der deutschen Wirtschaft.13 Deutsche Unternehmen verfügten Ende 2021 in Ungarn über einen Direktinvestitionsbestand (FDI) von ca. 17 Mrd. Euro,14 das entspricht etwa 18 % aller FDI in Ungarn. Deutsche Firmen erbringen rund 15 % der gesamten Bruttowertschöpfung der Privatwirtschaft in Ungarn. Gemessen an der Wertschöpfung ist der Fahrzeugbau der wichtigste Sektor innerhalb der deutschen Investitionen in Ungarn (Anteil ca. 28 %), gefolgt vom übrigen verarbeitenden Gewerbe (ca. 25 %), den Handel (17 %) und dem Bereich Information/Kommunikation (13 %).15 1.4. Investitionsklima Die ungarische Wirtschaftspolitik ist seit vielen Jahren bemüht, vorteilhafte Bedingungen für Investitionen in- und ausländischer Investoren zu schaffen. Die kontinuierlichen Investitionen ausländischer Unternehmen in Ungarn bestätigen die Analysen und Umfragen der DUIHK, wonach sich die Standortbedingungen in den vergangenen Jahren 7 Zentralamt für Statistik (KSH), Aussenhandel , 2022 8 Zentralamt für Statistik (KSH), Aussenhandel nach Hauptproduktgruppen, 2022 9 Ungarische Nationalbank (MNB), Direktinvestitionen, 2022 10 Zentralamt für Statistik (KSH), Bericht über die Staatsverschuldung Rückwirkende Daten, 2022 11 Zentralamt für Statistik (KSH), Bericht über die Staatsverschuldung, 2022 12 Zentralamt für Statistik (KSH), Außenhandel mit Waren nach Ländern, 2022 13 Statistisches Bundesamt, Aussenhandel, 2022 14 Ungarische Nationalbank (MNB), Direktinvestitionen in Ungarn, 2022 15 Zentralamt für Statistik (KSH), Statistik der in Ungarn tätigen Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen, 2022 3
weiter verbessert haben. Allerdings werden in einigen Sektoren die ergriffenen regulatorischen Maßnahmen von ausländischen Marktteilnehmern vermehrt als diskriminierend empfunden. Die Infrastruktur – Verkehr/Logistik, Kommunikation, Energie – ist in Ungarn gut ausgebaut und wird von den Unternehmen auch im Vergleich zu anderen Ländern der Region als positiv bewertet. Auch das Umfeld für Forschung und Entwicklung ist breit aufgestellt und von hoher Qualität. Ebenso wird die einheimische Zulieferbasis von den Investoren überwiegend als Standortvorteil gesehen.16 DUIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2022: https://www.ahkungarn.hu/filehub/deliverFile/7ed6dc8f-50cf-47b9-95d4- 0b3ecbcb0e34/1942635/2022-11-17%20DUIHK%20Konjunkturumfrage%202022.%20Herbst_1942635.pdf Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote in Ungarn ist eine der niedrigsten in der EU. Das bedeutet allerdings, dass die Verfügbarkeit von Fachkräften aus Arbeitgebersicht nicht immer zufriedenstellend ist. Dies hat in den letzten Jahren wesentlich zu einem steigenden Druck auf die Arbeitskosten geführt. Zur Kompensation wurde die Abgabenlast schrittweise verringert, zum einen durch die Senkung der Lohnsteuer, zum anderen durch eine deutliche Reduzierung der SV-Abgaben für Arbeitgeber. In den letzten Jahren wurden verstärkt Anstrengungen unternommen, um das Bildungssystem – vor allem die Berufsbildung und die akademische Ausbildung – stärker an den Bedarfen der Wirtschaft auszurichten. Auch mit aktiver Unterstützung der DUIHK wird z.B. das Berufsbildungssystem schrittweise entsprechend dem deutschen dualen Modell umgestaltet. Wirtschaftspolitik: Die Körperschaftsteuer ist heute mit 9 % die geringste in der EU, allerdings kommen noch andere Steuerarten hinzu, die diesen Vorteil teilweise relativieren. Ein wichtiger Wachstumsfaktor sind die Fördermittel aus den Kohäsionsfonds der Europäischen Union (i.d.R. für KMU). Großunternehmen werden vielfach aus nationalen Budgetmitteln bei Investitionsprojekten gefördert (im Durchschnitt mit ca. 25 %). In jüngster Zeit verlagert sich dabei der Schwerpunkt von der Schaffung neuer eher zur Schaffung hochwertigerer Arbeitsplätze. In mehreren Sektoren wird von der Wirtschaftspolitik eine Dominanz von einheimischen Unternehmen angestrebt (z.B. Banken, Einzelhandel, Energie, Medien). Vor diesem Hintergrund werden bestimmte regulatorische Maßnahmen (z.B. die wiederholte Anwendung von sektorspezifischen Sondersteuern) aufgrund ihrer konkreten Ausgestaltung von ausländischen Unternehmen teilweise als diskriminierend empfunden. 1.5. Soziokulturelle Besonderheiten im Umgang mit lokalen Partnern Das Gefühl von Würde und Stolz ist ebenso Bestandteil der ungarischen Mentalität wie Sensibilität und ein schwankendes Selbstbewusstsein. Geschäftsetikette und Protokoll17 Vernetzung und Kommunikation ▪ Ungarn bevorzugen persönliche Treffen gegenüber unpersönlicheren Kontaktformen wie Korrespondenz. ▪ Es ist oft hilfreich, wenn der Partner von jemandem vorgestellt wird, der den Partner kennt und dem er/sie vertraut. ▪ Ungarn sind emotional. Sie sagen, was sie denken und sie erwarten das auch von anderen. ▪ Soziale Zusammenkünfte spielen eine wichtige Rolle beim Aufbau von Beziehungen. Etikette der Geschäftsverhandlungen ▪ Es ist wichtig, einen Termin im Voraus schriftlich zu vereinbaren. ▪ Genauigkeit wird ernst genommen. Wenn man voraussichtlich zu spät kommt, soll man den Gesprächspartner sofort anrufen und ihn über die Verspätung informieren. 16 DUIHK, Konjunktur, 2022 17 www.sikerexport.hu , 2020 4
▪ Ziel der ersten Kontaktgespräche ist es, dass sich die Parteien kennenlernen und von der Glaubwürdigkeit des anderen überzeugt werden. Die eigentlichen Verhandlungen beginnen mit einem lockeren Einführungsgespräch. ▪ Geschäfte zu machen ist ein langsamer Prozess. ▪ Ungarn sind neugierig auf jedes Detail und möchten alles verstehen, bevor eine Einigung erzielt wird. ▪ Verträge sollten klar und präzise sein. ▪ Der Vertrag gilt als Absichtserklärung. Im Falle einer Änderung der Umstände wird erwartet, dass der Vertrag an die geänderten Bedingungen angepasst wird. 2. Marktchancen 2.1 Einführung In Ungarn gehören Gebäude zu den größten inländischen CO2-Emittenten und Energieverbrauchern. Rund 27 % des gesamten Endenergieverbrauchs entfallen auf Wohngebäude, ca. 6 % auf öffentliche Gebäude. Was den Energieverbrauch pro Wohnung betrifft, so gehört Ungarn zu den zehn größten Energieverbrauchern in der EU. 18 Ende 2020 führte das Ungarische Institut für Energieeffizienz MEHI eine landesweite repräsentative Umfrage unter Privathaushalten über die energetische Modernisierung der Wohngebäude durch. Die Umfrage ergab, dass zwischen 2016 und 2020 insgesamt 57 % der Haushalte solche Investitionen in die Energieeffizienz getätigt haben. Es wird jedoch geschätzt, dass etwa die Hälfte der energetischen Sanierungen nicht zu nennenswerten Energieeinsparungen geführt haben. Für die Mehrzahl der Projekte war nämlich kein Energieplan erstellt worden und die Investitionen haben nicht zu grundlegenden Renovierungen beigetragen.19 Grund für die Modernisierungen war bei allen drei Maßnahmenarten (Wärmedämmung, Heizungsmodernisierung, Austausch von Türen und Fenstern) vor allem, dass die älteren Geräte und Elemente kaputt, in schlechtem Zustand oder veraltet waren. 76 % der energetischen Modernisierung waren nur Teilinvestitionen, also weit entfernt von der Ausschöpfung von Energieeinsparpotenzialen. Nur 48 % der Befragten sagten, dass ihre Energierechnung niedriger geworden ist.20 Laut der MEHI-Umfrage planen zwischen 2021 und 2025 weitere 1,4 Mio. Haushalte irgendeine Form der energetischen Modernisierung (eine Zahl, die angesichts des dramatischen Anstiegs der Energiepreise in diesem Jahr noch höher ausfallen könnte). Es ist laut MEHI daher dringend erforderlich, die Renovierung von Wohngebäuden auf tiefgreifende Renovierungen zu verlagern. Es bedarf langfristiger staatlicher Unterstützung, Sensibilisierung und technischer Hilfe. 21 Das Ungarische Institut für Energieeffizienz MEHI schätzt, dass im Jahr 2050 noch mindestens 75 Prozent der rund 4 Mio. größtenteils veralteten ungarischen Wohnungen und Häuser stehen werden, und laut Habitat for Humanity sollten 70-90 Prozent des gesamten Gebäudebestands energieeffizienter gemacht werden. Dies würde einer Erneuerungsrate von etwa 3 % entsprechen. Der ungarische Wohnungsbestand hat seit 1991 die jährliche Erneuerungsrate von 1 % nur einmal überschritten.22 18 Ministerium für Innovation und Technologie, Langfristige Sanierungsstrategie, 2021 19 Ungarisches Institut für Energieeffizienz Non-Profit GmbH (MEHI), Energieeffiziente Gebäude: Wie kann man sich nicht täuschen?, 2021 20 Ebd. 21 Ebd. 22 Ungarisches Institut für Energieeffizienz Non-Profit GmbH (MEHI), Wohnnebenkostenpanik wegen des Krieges hat alle aus ihrem jahrzehntelangen Rückstand geweckt, 2022 5
2.2 Marktchancen Erdgas ist der wichtigste Energieträger für die Energieversorgung in Wohnungen, fast 76 % der Haushalte heizen damit. Nahezu 80 % der öffentlichen Gebäude werden mit Erdgas betrieben. Gleichzeitig stammen fast 80 % des eingesetzten Erdgases aus Importen.23 Aufgrund der Vervielfachung der Strom- und Gaspreise als Folge der Energiekrise in Europa im Jahr 2022 wird der seit 2013 begrenzte Preis für Privatverbraucher ab dem 1. August 2022 nur noch bis zur Höhe des durchschnittlichen Haushaltsverbrauches bereitgestellt. Voraussichtlich werden sich die Strompreise verdoppeln und die Gaspreise versiebenfachen. Die steigenden Energiepreise veranlassen die Verbraucher zu Investitionen in die Energieeffizienz – eine Entwicklung, die sich seit dem Sommer 2022 auf dem Markt deutlich beobachten lässt. In der langfristigen Gebäudesanierungsstrategie (2021) wurde das Ziel festgelegt, dass bis 2050 90 % der Gebäude nahezu null Energiebedarf haben sollen. Von diesem Ziel ist Ungarn jedoch noch weit entfernt: Nach den Daten für 2020 sind mehr als 60 % der großen Wohngebäude, 77 % der kleinen Wohngebäude und mehr als die Hälfte der Plattenbauten nicht isoliert.24 Basierend auf den 2021 ausgestellten Energieausweisen fielen 40 % der Zertifikate (Gebäude) in die Kategorien GG-JJ (201-501 %). 19 % der Gebäude sind energetisch modern (CC) und nur 6,9 % der Gebäude erfüllen die immer strenger werdenden Gebäudeenergieverordnungen (mindestens Kategorie BB). Diese Daten beziehen sich in erster Linie auf zum Verkauf stehende Gebäude, unter denen Neubauten und sanierte Gebäude überrepräsentiert sind. 25 Eine jüngste Entwicklung ist die Auflage der Kommission, dass jeder Mitgliedsstaat bis Ende 2022 ein neues REPowerEU- Kapitel in seinen Konjunkturplan aufnehmen muss, in dem erläutert wird, wie die Mittel dem Land helfen würden, seine Abhängigkeit von russischen Energiequellen zu verringern. Neben den direkten Subventionen plant die Regierung auch, der Finanzierung über das sog. ESCO-Modell (Energy Services Company) eine wichtige Rolle zu geben.26 In der gegenwärtigen Situation gibt es für die politischen Entscheidungsträger einen strategischen Grund, die energieeffiziente Erneuerung des Wohnungsbestands mit allen möglichen Mitteln zu fördern, was auch in der langfristigen Gebäudesanierungsstrategie Ungarns festgesetzt ist. Bei Neubauten gelten die Anforderungen der Niedrigstenergiegebäude jedoch erst ab dem Sommer 2024, da die Regierung hinausgeschoben hat, den Energiebedarf für neue Häuser auf ein höheres Niveau anzuheben. Seit 2010 wurden nur geringe Summen an Ausschreibungsgeldern speziell für die Verbesserung der Energieeffizienz von Wohngebäuden freigegeben. Um die festgelegten strategischen Ziele (einen emissionsfreien Gebäudebestand) erreichen zu können, werden jedoch im EU-Haushaltszyklus 2021-2027 Gelder für diesen Zweck bereitgestellt: 77 Mrd. Euro sind allein für die energetische Sanierung des Wohnungsbestandes vorgesehen. Ausschreibungen erfolgen insgesamt in acht operativen Teilprogrammen des Programms Széchenyi Plusz. Die andere EU-Quelle ist der RRF (Aufbaufonds). Zur Senkung des Energieverbrauchs von Gebäuden sieht man in Ungarn hauptsächlich in den folgenden Bereichen Potenziale: Die Verbesserung des Wärmedurchgangskoeffizienten von Gebäudehüllen kann durch die Dämmung von Fassaden und Dächern, den Einbau geeigneter Fenster oder den Austausch alter Fenster erreicht werden. In diesem Bereich gibt es eine erhebliche Lücke und ein großes Potenzial, insbesondere im Bereich der Wärmedämmung ungarischer Gebäude. 23 Ministerium für Innovation und Technologie, Langfristige Sanierungsstrategie, 2021 24 Ungarisches Institut für Energieeffizienz Non-Profit GmbH (MEHI), Energieeffiziente Gebäude: Wie kann man sich nicht täuschen?, 2021 25 https://entan.e-epites.hu/, 2022 26 Ebd. 6
Die veralteten, energieverschwendenden Heizungssysteme müssen modernisiert werden, hier besteht erheblicher Nachholbedarf. Je nach Heizsystem gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: ▪ Schaffung oder Verbesserung der Möglichkeit zur Steuerung der Heizung ▪ Bei Zentralheizung und Fernwärme wäre für jede Wohnung die Installation von lokalen Steuergeräten oder Zählern (auch intelligente Zähler) notwendig und in diesem Zusammenhang sollten die Heizkosten auf der Grundlage des tatsächlichen Verbrauchs bezahlt werden, damit die Nutzer zum Energiesparen motiviert werden. In Wohnungen mit Zentral- und Fernwärmeheizung wurden bereits zum Teil Thermostate und Kostenverteiler installiert, um den Verbrauch zu regulieren bzw. zu kontrollieren, aber in vielen Wohnungen fehlen diese Geräte noch. ▪ Im Falle einer Zentralheizung pro Wohnung ist die Temperaturregelung pro Raum eine Lösung. ▪ Für die individuelle Heizung können Thermostate installiert werden. In vielen Fällen fehlen diese noch an den Heizkörpern, so dass Temperatur und Verbrauch nicht wirksam reguliert werden können. Durch den Einsatz intelligenter Steuerungen wird die Thermoregulierung noch genauer. Diese sind bisher vor allem in Neubauten zu finden, erfreuen sich aber zunehmender Beliebtheit, und es besteht ein erhebliches Marktpotenzial in diesem Bereich. ▪ Eine Modernisierung der Elemente des Heizungssystems wäre auch in vielen Wohnungen notwendig: o Modernisierung von nicht wärmeerzeugenden oder -abgebenden Elementen, z.B. mit Hilfe von Umwälzpumpen oder einer Netzregulierung o Einbau moderner Wärmestrahler o Moderne Wärmeerzeuger (Heizkessel, Wärmepumpen, Konvektoren) haben einen deutlich besseren Wirkungsgrad. Es gibt viele veraltete Heizkessel und die Verbreitung von Wärmepumpen hat sich erst vor wenigen Jahren beschleunigt. Im Jahr 2021 wurden mehr als 6.000 Wärmepumpen installiert und im Jahr 2022 bzw. für die kommenden Jahre wird ein schnelles Wachstum erwartet. Konvektoren werden in ca. 800.000 Haushalten zum Heizen verwendet. Es handelt sich dabei überwiegend um alte, ineffiziente Geräte, durch deren Austausch oder durch das Installieren einer anderen Heizmethode (z.B. Luftwärmepumpe) erheblich Energie eingespart werden kann. ▪ Im Falle des Austausches des gesamten Heizsystems ist es möglich, die optimale Anlage auszuwählen (Der Anschluss an das Fernwärmenetz kann auch in dicht bebauten städtischen Gebieten zu Energieeinsparungen führen.). Bei Einfamilienhäusern können moderne Biomasse- oder Holzvergaser und Hackschnitzelkessel eingesetzt werden. Modernisierung von Kühl- und Lüftungssystemen ▪ Eine moderne Lösung ist die Installation von Lüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung, die einen hohen thermischen Wirkungsgrad haben. Diese Geräte sind vor allem in Neubauten zu finden, in Niedrigstenergiegebäuden, wie sie ab 2024 nur noch errichtet werden dürfen, sind sie unverzichtbar. ▪ Wärmepumpensysteme, die sich rasch ausbreiten, können Gebäude kühlen und heizen, Warmwasser aufbereiten und auch thermische Energie für den Betrieb von Lüftungsanlagen liefern. Die Beleuchtung kann modernisiert werden, indem veraltete Leuchten durch LED-Leuchten ersetzt werden. Bei öffentlichen Gebäuden kann die Beleuchtung 25-40 % des Gesamtenergieverbrauchs ausmachen. So kann der Austausch von Beleuchtungskörpern bis zu 20-35 % des gesamten Stromverbrauchs einsparen. Die Verbreitung von LED- Beleuchtungssystemen hat bereits vor Jahren begonnen, ist aber noch nicht abgeschlossen. Der Energieverbrauch lässt sich u.a. durch die Steuerung der Beleuchtung mit Anwesenheitssensoren und dem Einsatz intelligenter Systeme noch weiter senken. Bei der Modernisierung des Warmwasserbereitungssystems mit modernen Elektrokesseln bzw. wenn der Heizkessel Warmwasser produziert, muss die Modernisierung zusammen mit der Heizungsanlage durchgeführt werden. Moderne, energieeffiziente Geräte wie Elektrokessel, Gas-Brennwertkessel und Hackschnitzelkessel haben in Ungarn einen bedeutenden Markt. Gerade in den letzten Jahren hat sich die Installation von Solarmodulen auf Gebäuden weit verbreitet. Ihr Einbau ist besonders empfehlenswert z.B. bei Elektroheizungen oder Wärmepumpen, Kühl- und Lüftungsanlagen, die zunehmend eingesetzt werden. In Ungarn gibt es nach wie vor einen großen Markt für Zubehör und Geräte für Solaranlagen (die zu einem großen Teil importiert werden). 7
Der Einsatz verschiedener intelligenter Gebäudemanagementlösungen kann dank einer präzisen Steuerung zu erheblichen Energieeinsparungen führen. Intelligente Gebäudemanagementsysteme können oft komponentenweise installiert werden, so dass sie auch bei einer Teilmodernisierung eingebaut werden können. Momentan werden jedoch intelligente Gebäudemanagementlösungen eher nur in Neubauten und öffentlichen Gebäuden eingesetzt. 27 3. Zielgruppe in der deutschen Energiebranche Ungarn liegt in der gemäßigten Klimazone. Das Klima ist sehr wechselhaft mit starken jährlichen Temperaturschwankungen, wobei der kälteste Monat (Januar) in den letzten zehn Jahren eine monatliche Durchschnittstemperatur von 1,3 °C und der wärmste Monat (Juli) in den letzten zehn Jahren eine monatliche Durchschnittstemperatur von 23,7 °C aufwies. Das bedeutet, dass die Gebäude über einen Zeitraum von 5 bis 6 Monaten im Jahr geheizt werden müssen. Im Sommer stellen überhitzte Gebäude häufig ein Problem dar. Die Folgen der starken Temperaturschwankungen treffen besonders Altbauten bzw. nicht nach den neuesten Wärmestandards errichtete Gebäude, die sich mit einem hohen Energieverbrauch und als Konsequenz auch mit erhöhten Heiz- und Kühlkosten abfinden müssen. Die größte Senkung des Energiebedarfs in Altbauten kann durch Isolierung, den Austausch von Fenstern und Türen und die Modernisierung von Heizsystemen erreicht werden. Durch eine sog. tiefgreifende Renovierung können Energieeinsparungen von bis zu 60-80 % beim Energieverbrauch erzielt werden. Im Einklang mit der Richtlinie 2010/31/EU soll bis 2050 ein EU-weiter emissionsfreier Gebäudebestand geschaffen werden. In der langfristigen Gebäudesanierungsstrategie Ungarns (2021) wurde das Ziel festgelegt, dass bis 2050 90 % der Gebäude in Ungarn nahezu null Energiebedarf haben sollen. Die Regelung der Niedrigstenergiegebäude erfolgt in drei nationalen Verordnungen. Die Grundvoraussetzungen für die Erlangung von BB und höheren (z.B. AA) Klassifikationen sind neben dem geringen Wärmeenergieverbrauch die hohe Wärmedämmkapazität der Außenflächen des Gebäudes sowie die Versorgung mit erneuerbaren Energien zu mindestens 25 %. AA oder eine bessere Klassifikation kann nur in folgenden Fällen erteilt werden: ▪ wenn die wetterabhängige Regelung des Wärmeerzeugers gelöst ist, ▪ wenn die Regelung des Kühl- und Heizungssystems in jeder Räumlichkeit gelöst ist, ▪ wenn der Energieverbrauch von eigenständigen oder separat vermieteten Gebäuden durch die Bereitstellung von mindestens Kostenverteilern oder durch einzelne Messgeräte separat gemessen wird. Das Potenzial auf dem ungarischen Markt zur Modernisierung von alten Gebäuden sowie zum Bau von Neugebäuden ist sehr groß. Es besteht ein hoher Bedarf an modernen, energieeffizienten Produkten und Lösungen zur Senkung des Energiebedarfes der Gebäude. Die eingebauten Bauprodukte, Geräte und Systeme werden überwiegend aus dem Import bezogen oder von Tochterunternehmen von ausländischen Unternehmen in Ungarn hergestellt (z.B. Isoliermaterialien). In Kapitel 2 ist beschrieben, in welchen Bereichen Potenziale zur Senkung des Energieverbrauchs von Gebäuden bestehen. Hervorzuheben sind für Anbieter aus Deutschland die Wärmepumpensysteme, intelligente Lüftungssysteme, Heizungssteuerungen, Beleuchtung und Energiespeicher. Zielgruppe in der deutschen Energiebranche sind diesmal hauptsächlich Anbieter von ▪ Lüftungs- und kühltechnischen Anlagen ▪ Lüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung ▪ Messgeräten ▪ Energiespeichern 27 Ministerium für Innovation und Technologie, Langfristige Sanierungsstrategie, 2021 8
▪ Wärmepumpensystemen: o Hauptsächlich Luft-Wasser- und Luft-Luft-Wärmepumpen o Systemkomponenten wie Wärmetauscher, Umwälzpumpen, Steuerungen und Speicher ▪ Heiztechnischen Anlagen: o Steuergeräte, Regler, (intelligente) Wärmezähler o Intelligente Steuerungen o Thermostate o Umwälzpumpen o Moderne Heizkörper o Moderne Wärmeerzeuger wie Heizkessel (Gas- und Elektrokessel) und Konvektoren o Heizungsarmaturen ▪ Warmwasserbereitungsanlagen: o Energieeffiziente Elektrokessel o Gas-Brennwertkessel o Hackschnitzelkessel ▪ Modernen Isoliersystemen: o Isoliermaterialien o Befestigungsmaterialien o Putze o Klebstoffe o Schutznetze ▪ Lösungen zum intelligenten Gebäudemanagement, Smart-Home-Lösungen ▪ Gebäudeautomatisierungslösungen ▪ Solarsystemen: o PV-Module o Solarkabel, Steckverbindungen o Wechselrichter o Montagesysteme ▪ Intelligenten Beleuchtungssystemen. 4. Potenzielle Partner und Wettbewerbsumfeld 4.1 Akteure auf dem Wärmepumpenmarkt28 Auf dem Markt gibt es etwa 20 bedeutende Händler und Markenvertretungen. Die tatsächliche Anzahl der Unternehmen, die sich mit Wärmepumpenvertrieb und/oder deren Installation beschäftigen, liegt wesentlich höher. Wärmepumpen werden oft von Unternehmen angeboten, die im Bereich Klimatisierung tätig sind. Auf dem Markt dominieren die Anlagen deutscher und japanischer Hersteller. Die großen Hersteller sind mit eigener Tochtergesellschaft oder Markenvertretung in Ungarn präsent. Die Wärmepumpen von Panasonic, Stiebel Eltron, Daikin und Ariston sind besonders verbreitet, aber auch die von Vaillant und Viessmann sind sehr gefragt. Eine namhafte Firma, die bereits seit 20 Jahren in der Installation von Wärmepumpen tätig ist und auch im Bereich der Erdwärmesonden große Erfahrungen aufweist, ist die HGD Kft. Die Geo Concept Kft. spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle in der Installation von geothermischen und Luft-Wasser- Wärmepumpen in Ungarn. In Ungarn gibt es drei Unternehmen, die sich mit der Fertigung von Wärmepumpen beschäftigen. Sie spielen auf dem Markt jedoch eine eher unbedeutende Rolle. Die Hajdú Zrt. stellt Wärmepumpen-Warmwasserspeicher her. Neben der Erzeugung von Warmwasser können diese Geräte auch eine Rolle bei der Belüftung, Klimatisierung und Entfeuchtung spielen. Die Geowatt Kft. hat 2009 eine eigene Wärmepumpenfamilie (Vaporline) entwickelt, die zur Heizung, aktiven/passiven Kühlung und Warmwasserversorgung sowohl in alten als auch in neuen Gebäuden geeignet ist. Für die 28 Eigene Recheche der DUIHK 9
Fertigung der Anlagen werden importierte Kühlkompressoren (hauptsächlich von Copeland) sowie überwiegend importierte Systemkomponenten verwendet. Die Wärmepumpen von Vulcano Energia sind kompakte Luft-Wasser- Wärmepumpen von hoher Leistung zum Heizen und zur Warmwasserbereitung. Die Systemkomponenten werden größtenteils importiert, die meisten Hersteller haben hierzulande eine eigene Vertretung bzw. Vertriebspartner. Die wichtigsten Hersteller der Systemkomponenten sind: Grundfos und Wilo für Umwälzpumpen, Alfa-Laval, Danfoss, SWEP, Zilmet, Saunier Duval und der ungarische Produzent Vara-Fég Kft. (Fég-Spirec) für Wärmetauscher und Danfoss, Honeywell und Herz für Steuerungen. Die Speicher kommen in erster Linie von der ungarischen Hajdú Zrt., Solarbayer, Drazice und Emmeti. Lieferant für Metall- und Kunststoffrohre ist die thyssenkrupp Materials Hungary Zrt. Hersteller für Kunststoffrohre sind Wavin Hungary Kft. und Pipelife Hungária Kft. 4.2 Photovoltaik Im Bereich der Solarenergie gibt es Schätzungen nach rund 1.000 Unternehmen am Markt. Sie beschäftigen sich mit der Planung, der Installation und bieten oft auch den Produktvertrieb und dadurch eine komplette Dienstleistung an. Reine Vertriebsunternehmen gibt es weniger. Zu den bedeutendsten Unternehmen gehören Manitu Solar Kft., Tiszta Energiák Kft., Wagner Solar Hungária Kft., Optimum Solar Zrt., Gátiba Solar und Greentechnic Kft. Die Solarity Hungary Kft. ist ein großer Distributor und Großhändler, der in Ungarn bereits über eine Handelsvertretung vertreten ist. Sie bietet PV- Anlagen, Wechselrichter, Tragstrukturen und verschiedenes Zubehör an. Die Anzahl der Unternehmen, die sich mit dem Verkauf bzw. der Installation von Solarkollektoren beschäftigen, ist gering. Der Markt stagniert, viele Unternehmen haben das Produkt nicht mehr im Portfolio oder sich auf den Vertrieb und die Installation von PV-Anlagen umgestellt. Solarmodule kommen zu über 90 % aus China, aber auch aus Taiwan. In Ungarn gibt es einen Solarzellenhersteller, die Firma Korax Solar. Korax stellt seit 2006 monokristalline und polykristalline Solarzellen her. Ferner bietet Korax die Tragstrukturen der deutschen Firma Renusol und die Wechselrichter der deutschen Hersteller SMA und Fronius aus Österreich an. Die verschiedenen Elemente der Solarsysteme werden überwiegend importiert. Solarkabel und Steckverbindungen werden hauptsächlich aus Asien eingeführt. Marktführender Kabelhersteller in Ungarn ist die Prysmian MKM Magyar Kábel Művek Kft. Zu den meistverkauften Wechselrichtern auf dem ungarischen Markt gehören Fronius und Growatt sowie Huawei, SAJ, Solaredge. SMA hat wegen der mangelhaften Unterstützung des Produktes etwas an Popularität verloren, was die Wechselrichter für Kleinanlagen betrifft. Der ungarische Distributor von Solaredge ist die Wagner Solar Kft. Die Wagner Solar Kft. ist außerdem Vertriebs- und Servicepartner von Fronius aus Österreich in Ungarn und importiert die Solar- Montagesysteme von Schletter, die Wechselrichter von Solax und die Solarmodule von REC sowie SolarWatt aus Deutschland. Der ungarische Importeur und Distributor von Growatt ist die EU-Solar Zrt.29 Auf dem Montagesystemmarkt für Solaranlagen gehört die Würth Szereléstechnika Kft. zu den führenden Unternehmen Ungarns. Die Solarbefestigungssysteme des deutschen Unternehmens wurden 2012 in Ungarn eingeführt. 30 Auf dem Markt werden auch die Montagesysteme der deutschen K2 Systems GmbH, die mehrere Vertriebspartner in Ungarn hat (u.a. Manitu Solar Kft.), angeboten. Die Aluminiumprofilsysteme von Profinal werden in Ungarn ebenfalls verwendet, ebenso wie die Montagesysteme von mp-tec GmbH & Co. KG und Schletter. In den letzten Jahren haben sich auch ungarische Unternehmen auf die Produktion von Unterkonstruktionen spezialisiert. Ungefähr 30 % der verkauften Produkte werden in Ungarn hergestellt. Es ist hier z.B. TESZ-97 Kft. zu erwähnen.31 29 Interview mit IPS-Tec Hungary Kft. sowie eigene Recherche der DUIHK, 2022 30 Würth Szereléstechnika Kft., 2022 31 Interview mit IPS-Tec Hungary Kft. sowie eigene Recherche der DUIHK, 2022 10
4.3 Heiztechnik32 Aufgrund der bedeutenden Rolle der Gasheizung in Ungarn haben Gaskessel einen großen Markt. Die großen ausländischen Hersteller von Gas-Brennkesseln mit moderner Technologie sind alle in Ungarn vertreten: Ariston, Immergas, Bosch, Vaillant, Saunier Duval, Westen, aber auch Remeha, Beretta und Unical sind auf dem Markt präsent. Es gibt auch ungarische Produzenten. FÉG ist ein Hersteller mit einer langen Tradition in Ungarn, das Unternehmen ist der wichtigste Hersteller des Landes in diesem Segment. Heute werden die FÉG-Geräte auch in mehreren mittel- und osteuropäischen Ländern verkauft. In seinem Produktportfolio sind seit kurzer Zeit auch Elektroboiler zu finden. Ein weiterer ungarischer Hersteller ist HAJDU, der auf eine lange Tradition in der Produktion von Haushaltsgeräten zurückblicken kann. Die Kessel wurden 2008 ins Produktportfolio aufgenommen. 4.4 Smart-Home-Lösungen33 Auf dem Smart-Home-Markt hinkt Ungarn den internationalen Trends noch etwas hinterher. 34 Es gibt aber immer mehr Teilnehmer am Markt, die Smart-Home-Lösungen anbieten. Der führende ungarische Akteur auf dem Smart-Home-Markt ist ein Startup-Unternehmen, die Chameleon Smart Home AG, die im Jahr 2017 gegründet wurde. Ziel war es, geschlossene Systeme durch eine sichere, systemunabhängige und ausbaufähige Lösung zu ersetzen, die dem Nutzer ein hohes Maß an Freiheit bietet, da die Komponenten des Systems auch von anderen Herstellern bezogen werden können. Chameleon als unabhängiger Smart-Home-Integrator verfügt über eigens entwickelte und hergestellte Hardware. Alle innovativen und intelligenten Funktionen können über eine App bedient werden.35 Das Unternehmen stellt eine flexible Basisinfrastruktur zur Verfügung, an die Produkte beliebiger Hersteller angebunden werden können.36 Unter den Smart-Home-Systemen sind als ausländische Anbieter vor allem das österreichische Loxone und das kroatische Zipato zu erwähnen. Die SBT Pro Novo GmbH, die sich mit der Entwicklung und Implementierung von Smart-Home-Systemen beschäftigt, benutzt die Produkte von Loxone.37 Die Két-Vill 2007 Bt., die als Großhändler Produkte für den Smart-Home-Bereich anbietet, ist ein „goldener Partner“ von Loxone in Ungarn.38 Zipato verfügt in Ungarn über fünf Distributoren,39 u.a. Boston Technologies und SmartBuild GmbH, die gleichzeitig wichtige Akteure des ungarischen Smart-Home-Marktes sind. SmartBuild GmbH ist Partner des großen Immobilienentwicklers METRODOM. Über 3.000 Wohnungen von METRODOM wurden bereits mit den Technologien der Smart Build Kft. ausgestattet. 40 Die Boston Technologies Kft. bietet u.a. Lösungen für intelligente Heizungssteuerungssysteme an. Unter den Partnern des Unternehmens sind u.a. der tschechische ELKO EP, der polnische FIBARO und Somfy zu finden.41 Die ungarische Vertretung von ELKO EP wird von der ELKO EP Hungary GmbH, der ungarischen Tochtergesellschaft des tschechischen Unternehmens übernommen, die in Ungarn das komplexe iNELS Smart-Home System anbietet. 32 Eigene Recherche der DUIHK 33 Eigene Recherche der DUIHK 34 www.digitalhungary.hu, 2021 35 Ebd. 36 Chameleon Smart Home Zrt., 2022 37 SBT Pro Novo Kft, 2023 38 Két-Vill 2007 Bt., 2023 39 https://www.zipato.com/, 2023 40 Smartbuild Kft., 2022 41 Boston Technologies Kft., 2022 11
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