ADAPTHERA Das Rheuma Netzwerk - Autoren: Andreas Schwarting und Brigitte Pfeiff

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ADAPTHERA Das Rheuma Netzwerk - Autoren: Andreas Schwarting und Brigitte Pfeiff
ADAPTHERA
Das Rheuma Netzwerk

Autoren: Andreas Schwarting und Brigitte Pfeiff
© MSD/Bardehle
Brigitte Pfeiff mit Juror Dr. Thomas Lang

2. Preis:

ADAPTHERA
Das Rheuma Netzwerk

Autoren: Andreas Schwarting und Brigitte Pfeiff

Management Summary
Ziel des Rheuma-Netzwerks ADAPTHERA ist eine verbesserte, flächendeckende Versorgung von Rheu-
ma-Patienten in Rheinland-Pfalz. Gemeinsam mit den Förderpartnern sowie den Partnern aus Forschung
und dem Bereich der Patientenversorgung strebt ADAPTHERA eine koordinierte und fachgebietsüber-
greifende Behandlung an. Begleitende biomedizinische Forschungsprojekte, Schulungskonzepte sowie
der Aufbau eines ADAPTHERA-Rheuma-Registers sollen die Versorgungsqualität zusätzlich verbessern.

Zum Netzwerk gehört eine Vielzahl an Leistungserbringern aus den Bereichen der Primärversorgung und
der Rheumatologie, insbesondere der rheumatologischen Schwerpunktpraxen und dem Hausärztever-
band Rheinland-Pfalz. Initiatoren waren Brigitte Pfeiff vom Verein AIRA e.V. (heute PFEIFF mar.com) und

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ADAPTHERA · Das Rheuma Netzwerk

Prof. Dr. Andreas Schwarting vom SANA Rheumazentrum Rheinland-Pfalz, das seit 1. Januar 2013 unter
ACURA Kliniken Rheinland-Pfalz firmiert.

Seit Beginn der dreijährigen Pilotphase im Jahr 2010 wird ADAPTHERA als „Landesleitprojekt Rheuma“
im Rahmen der Initiative Gesundheitswirtschaft Rheinland-Pfalz gefördert. Das ADAPTHERA Ver-
sorgungsnetzwerk wird dabei vom Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rhein-
land-Pfalz unterstützt, in das begleitende biomedizinische Forschungsprojekt fließen Fördermittel des
Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Klimaschutz und Landesentwicklung Rheinland-Pfalz. Durch
die Kooperationsvereinbarung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz können alle im Land
Versicherten eingeschrieben und so innerhalb der Versorgungskette „Rheumatoide Arthritis“ behandelt
werden.

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                                                                                     Pa nte
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                                 Mainz (Uni Med)
                                                           ARRP

                                                                                                   r ng
                                         IMBEI,
                                                           Kassenärztliche Vereinigung
            Institut für Medizinische Biometrie,
                                                           Rheinland-Pfalz
                  Epidemiologie und Informatik
                 an der Universitätsmedizin der            ACURA Kliniken Rheinland-Pfalz AG
       Johannes Gutenberg – Universität Mainz              Rheumatologische Ambulanz
                   Bioinformatik Uni Mainz                     der Uni Mainz

                                  IZKS                                Rheumaorthopädie Diakonie-
                                                                       krankenhaus Bad Kreuznach
             Apothekeder Uni Med
                                                                          Rheumaorthopädie Mainz
                                                                          WHO Zentrum für Rheuma-
                                             ADAPTERA                     Pathologie
                                                                          Rheumaliga Rheinland-Pfalz

                                      Ministerium für Soziales, Arbeit,
                                       Gesundheit und Demographie
                                  Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz,
                                        Energie und Landesplanung
                                     Forschende Pharma-Unternehmen
                              Innovative Diagnostik- und Biotech-Unternehmen

Abbildung 1 –
Das Netzwerk ADAPTHERA
Quelle: Eigene Darstellung.                  Förderpartner

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ADAPTHERA · Das Rheuma Netzwerk

Vom Startzeitpunkt der Patientenaufnahme im Januar 2012 bis August 2013 nahmen im Rahmen der
fachgebietsübergreifenden Patientenversorgung bereits 202 Patienten an dem Projekt teil.

Einleitung
Das Netzwerk ADAPTHERA ist ein neuartiges Kooperationsmodell, das gleichzeitig die zahlreichen und
unterschiedlichen Defizite in den Sektoren Versorgung und Forschung anspricht. Es versteht sich als
„Netz für Netzwerke“ (Schwarting, Pfeiff, 2013). Auf dem Gebiet der Rheumatoiden Arthritis werden die
unterschiedlichsten Partner in der Patientenversorgung und der Forschung sowie entsprechende Förder-
partner zusammengebracht (s. Abbildung 1). In der folgenden Beschreibung steht die Patientenversor-
gung im Mittelpunkt.

Versorgungsherausforderung
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen betreffen in Deutschland etwa 1,5 Millionen Menschen, das
sind rund zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung (Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, 2013).
Rheumatoide Arthritis (RA) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die frühe Diagnose eine entschei-
dende Rolle spielt. Wenn die Krankheit zu spät erkannt wird, sind die betroffenen Gelenke oft unheilbar
zerstört. Immens sind dabei nicht nur die Auswirkungen auf den einzelnen Betroffenen, sondern auch die
gesamtgesellschaftlichen Kosten dieser Erkrankung. Die Krankheit trifft nicht nur ältere Menschen, son-
dern häufig auch Frauen und Männer mitten im erwerbsfähigen Alter (Schwarting/Pfeiff, 2013a). Daher
spielen nicht nur die hohen Behandlungskosten eine Rolle; auch der häufig vollständige Verlust der Ar-
beitskraft muss miteinbezogen werden.

Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren stark erweitert. Heute können die
Schmerzen nicht nur gelindert werden, es ist vielmehr möglich, eine vollständige Remission der Erkran-
kung zu erreichen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert wird. Diese
Entwicklung schlägt sich in neuen Diagnosekriterien nieder, die kürzlich auf internationaler Ebene entwi-
ckelt wurden. Hauptziel ist es, die Frühdiagnose zu erleichtern – denn nur dann ist eine erfolgverspre-
chende Therapie möglich (Bundesärztekammer/Kassenärztliche Bundesvereinigung, 2010).

Für die Versorgung bedeutet das: Die Krankheit muss früher erkannt und behandelt werden. Das zentrale
Problem ist ein unnötiger Zeitverlust. Auf der Stufe der hausärztlichen Versorgung gibt es häufig immer
noch Informationsdefizite. Daher verstreicht oft schon vor der Überweisung zur richtigen Versorgungs-
ebene wertvolle Zeit. In der Folge ist dann die zeitnahe Terminvergabe beim Rheumatologen ein Problem.
Die Patienten werden also zu spät beim spezialisierten Rheumatologen vorstellig, der verlässlich diagnos-
tizieren und die Krankheit für die anschließende Behandlung sinnvoll klassifizieren kann (Aletaha et al.,
2010). In der Folge hat schon ein Jahr nach den ersten Krankheitszeichen die Hälfte der betroffenen
Menschen Schäden an den Gelenken, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Nach zehn Jahren sind
dann etwa 60 Prozent der Erkrankten nicht mehr arbeitsfähig.

Die Herausforderung besteht also darin, Menschen, die neu an rheumatisch-entzündlichem Rheuma
erkranken, schnell zu erkennen und umgehend spezialisiert zu behandeln (Boekle, 2013). Allein in Rhein-
land-Pfalz umfasst diese Personengruppe der Neuerkrankten geschätzt jährlich bis zu 3.000 Menschen.
Genauere Zahlen liegen nicht vor, da es bis jetzt kein einheitliches Rheumaregister gibt. Eine Erhebung
dieser Fallzahlen ist ein weiteres Teilziel im Rahmen von ADAPTHERA. Dieser Herausforderung wird

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ADAPTHERA · Das Rheuma Netzwerk

nun mit einem bundesweit einzigartigen Pilotprojekt begegnet. Eine koordinierte Kooperationsstruktur
ermöglicht Menschen bei Ausbruch ihrer Erkrankung einen schnelleren Zugang zur fachärztlichen Be-
handlung. Die Versorgung wird dazu in einem landesweiten, sektorenübergreifenden Netzwerk koordi-
niert.

Entstehungsgeschichte
Initiatoren waren Brigitte Pfeiff vom Verein AIRA e.V. (heute PFEIFF mar.com) und Prof. Dr. Andreas
Schwarting vom SANA Rheumazentrum Rheinland-Pfalz, das seit 1. Januar 2013 unter ACURA Kliniken
Rheinland-Pfalz firmiert. Am 1. Januar 2012 wurde dann der Versorgungsvertrag für das Netzwerk ADAP-
THERA unterschrieben. Bis heute konnten folgende Partner für das Netzwerk gewonnen werden (Schwar-
ting, Pfeiff, 2013a):

•	
  Kassenärztliche Vereinigung und Hausärzteverband Rheinland-Pfalz

•	
  Rheumaexperten Rheinland-Pfalz

•	
  Rheumaliga Rheinland-Pfalz

•	
  Universitätsmedizin Mainz mit dem Schwerpunkt Rheumatologie, IZKS (interdisziplinäres Zentrum zur
  Koordinierung klinischer Studien) und IMBEI (Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und
  Informatik)

•	
  ARRP (Arbeitsgemeinschaft der Rheumatologen Rheinland-Pfalz)

•	
  Rheumaorthopädie (Diakonie Bad Kreuznach, Universitätsmedizin Mainz, Stiftsklinikum Koblenz, West-
  pfalzklinikum Kaiserslautern)

•	
  WHO Rheumapathologiezentrum der Uni Mainz

•	
  Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz

•	
  Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz

Kernelemente

Versorgungskonzept
Die rechtliche Grundlage für das Versorgungskonzept ADAPTHERA ist ein Kooperationsvertrag mit der
Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz. Der Vertrag wurde für alle gesetzlich Versicherten ge-
schlossen. Das Modell setzt bereits bei den Hausärzten der kassenärztlichen Versorgung an. Es unter-
stützt sie dabei, Verdachtsfälle der Rheumatoiden Arthritis zu erkennen. Ist ein Patient identifiziert, bei
dem Rheumatoide Arthritis bestehen könnte, wird dem Arzt bei der Überweisung geholfen. Innerhalb
kürzester Zeit wird so ein Termin bei einem geeigneten Facharzt oder bei nicht anders lösbaren Engpäs-
sen auch in einer entsprechenden Klinik, die zur ambulanten Versorgung zugelassen ist, ermöglicht.

Die Vertragsärzte erbringen gegenüber den Patienten Leistungen im Rahmen der regulären Versorgung.
Darüber hinaus werden Leistungen im Netzwerk ADAPTHERA zusätzlich angeboten und vergütet. Rheu-
matologen, die im Netzwerk ADAPTHERA aktiv sind, können bei gesetzlich versicherten Patienten, die
an ADAPTHERA teilnehmen, also zusätzliche Ziffern abrechnen.

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ADAPTHERA · Das Rheuma Netzwerk

ADAPTHERA zeichnet sich durch einen sehr einfachen und niedrigschwelligen Zugang für Patienten
als auch für Leistungserbringer aus. Hausärzte treten dem Netzwerk automatisch bei, wenn sie die
ADAPTHERA Sonderziffer das erste Mal gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung abrechnen. Es
muss dabei nicht nach Krankenkassen unterschieden werden. Das ADAPTHERA-eigene Faxformular,
mit dem die Hausärzte ihre Patienten an Rheumatologen weiterleiten, beinhaltet nur vier zu bestätigen-
de Fragen.

Zielgruppe
Die Rheumatoide Arthritis betrifft rund ein Prozent der Bevölkerung und ist damit die häufigste Autoim-
munerkrankung. Bei Frauen ist sie rund zwei- bis dreimal häufiger als bei Männern. Die meisten Men-
schen erkranken zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr. ADAPTHERA richtet sich an alle Menschen
in Rheinland Pfalz, die neu an Rheumatoider Arthritis erkranken. Allein in Rheinland-Pfalz umfasst diese
Personengruppe der Neuerkrankten jährlich bis zu 3.000 Menschen. Eine Teilnahme ist unabhängig von
einer speziellen Krankenversicherung für alle möglich. Hausärzte können Patienten der gesetzlichen Kran-
kenversicherungen einfach aufnehmen, ohne einen speziellen Vertrag unterzeichnen zu müssen. Damit
gibt es nun für die gesamte Zielgruppe in diesem Bundesland einen barrierefreien Zugang zu einem um-
fassenden Versorgungskonzept.

Versorgungselemente
Eine wesentliche Ursache für die späte zielgerichtete Behandlung Rheumatoider Arthritis ist eine Unter-
versorgung mit Rheumatologen in Deutschland. Dies ist vor allem in einem Flächenland wie Rheinland-
Pfalz ein großes Problem. Nach Berechnungen der Rheumaliga bräuchte dieses Bundesland allein
50 (zusätzlich zu den derzeit 14) weitere niedergelassene Rheumatologen für ein optimales Arzt-Rheuma-
patienten-Verhältnis (Schwarting/Pfeiff, 2013). Dieses Problem kann leider realistisch nicht durch eine
massive Ausweitung von Rheumatologen gelöst werden. Stattdessen wird angestrebt, die bestehenden
Ressourcen bestmöglich zu nutzen.

Dies wird durch eine Struktur erreicht, die durch bessere Vernetzung die zielgerichtete Behandlung von
Fällen mit Priorität erlaubt. Das ist die Leistung des Netzwerks ADAPTHERA: es integriert die gesamte
Versorgungskette „Rheumatoide Arthritis“ horizontal, vom Hausarzt bis zur Universitätsmedizin. Vertikal
werden alle Stufen der Versorgung abgedeckt: von Früherkennung über die ambulante und stationäre
Therapie bis hin zur Rehabilitation. Damit wird eine zentrale Terminkoordinierung möglich. Die Patienten
erhalten den schnellstmöglichen Termin zur Vorstellung beim Rheumatologen – oder alternative Vorschlä-
ge, wenn Rheumatoide Arthritis ausgeschlossen werden kann. Durch diesen Vorfilter werden nur echte
Verdachtsfälle zu den beteiligten Rheumatologen weitergeleitet.

Somit ist ein wichtiges Element des Modells ein abgestuftes Screeningprogramm. Patienten mit ersten
Anzeichen von früher Arthritis werden vom Primärversorger (Hausarzt, Orthopäde etc.) an die Schwer-
punkt-Rheumatologen in der Früharthritis-Klinik überwiesen. Bestätigt sich die Diagnose, werden die
Patienten in das Pilotprojekt übernommen. Hier werden dann auch die klinischen Daten erfasst und
das serologische und gegebenenfalls bioptische Material gesammelt. Der Rheumatologe erarbeitet
dann gemeinsam mit dem Patienten und dem Hausarzt einen angemessenen Therapieplan (Biermann,
2012). Lässt sich die Diagnose (noch) nicht bestätigen, wird der Patient für eine spätere Wiedervorstel-
lung erfasst. Die einzelnen Elemente und der Ablauf im Modell sind in Abbildung 2 noch einmal darge-
stellt.

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ADAPTHERA · Das Rheuma Netzwerk

Abbildung 2 – Risikoadaptierte individualisierte Rheumatherapie

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                                                Versorgungssektor (Internisten,
                                                       Orthopäden, etc.)

              Leitstelle SRZ/KK                          Frühe Arthritis
                                                  Einschreibung in das Modell
                                                          Screening I

              Dokumentation
         Wissenschaftliche Leitstelle

                                                                                           Termin innerhalb von
                                                                                               1–2 Wochen
                                                             positiv

                                  negativ
                                                                                                             Rheumaorthopädie
                                                       Früharthritis Klinik

                                                           Screening II
                                                       (rheumatologische                                          Biopsie
                                                         Basisdiagnostik)

                   Arthritis – Verdacht nicht                                         Arthritis – Verdacht
                             bestätigt                                                      bestätigt

                      Ausscheiden aus dem                                                        Risikoadaptiertes
                             Modell                                                              interdisziplinäres
                                                                                                Versorgungskonzept

Quelle: Eigene Darstellung.

Mehrwert
Die einzigartige, umfassende Kooperation ermöglicht rund 4,5 Millionen Einwohnern in Rheinland-
Pfalz – ungeachtet ihrer Versicherung – den Zugang zu einer optimierten Versorgung von Rheumatoider
Arthritis. Durch verbesserte Koordination in einem sektorenübergreifenden Netzwerk wird kostbare Zeit
gespart. In den ersten zwölf Monaten Laufzeit wurden die Patienten im Netzwerk im Mittel 23,7 Tage
nach dem ersten Besuch beim Hausarzt, beim Rheumatologen vorgestellt. Dies ist ein großer Zeitgewinn
im Vergleich zum deutschen Durchschnitt von 13 Monaten (Schwarting, Pfeiff, 2013). Es ist dieser Zeit-
vorsprung, der in vielen Fällen vollständige Remission überhaupt erst möglich macht.

Durch die vollständige Integration aller Versorgungsebenen wird der Patient über den gesamten Krank-
heitsverlauf lückenlos begleitet. Alles wird aus einer Hand geboten: Primärversorger (Hausarzt, Ortho-
päde), die Versorgungsebene Facharzt Rheumatologie, die Akutversorgung stationär und die Versor-
gungsebene Rehabilitation. Grabenkämpfe zwischen der Versorgung in der Fläche und klinischen oder
universitären Einrichtungen werden so vermieden.

Die Patienten erleben koordinierte und transparente Übergänge zwischen den beteiligten Sektoren der
Behandlungskette. Klare Vorgaben für die Teilnahme am Versorgungsnetzwerk führen außerdem zu einer
Verkürzung der Wartezeiten an den Schnittstellen, beispielsweise für Erstvorstellungstermine beim Fach-
arzt für Rheumatologie. Insgesamt stieg die Quote fachärztlich betreuter Patienten mit Rheumatoider
Arthritis. Die verbesserte Koordination verringert unkontrollierte Verschreibungen und die damit verbun-
denen vermeidbaren Nebenwirkungen medikamentöser Therapie.

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ADAPTHERA · Das Rheuma Netzwerk

Gleichzeitig werden durch den breiten, niedrigschwelligen Zugang schnell und ausreichend Patientenda-
ten für eine Weiterentwicklung der Therapie gewonnen. Somit können Behandlung und Forschung im
Netzwerk sinnvoll verknüpft werden. Gemeinsam wird eine individuell optimierte Therapie entwickelt, die
schon zu Beginn der Erkrankung die Aussage über die wirksamste Therapiestrategie für den individuellen
Patienten ermöglicht (Becker et al., 2013). Die dafür notwendige Datenerhebung nutzt gängige Software
und findet via iPad statt. Alle an ADAPTHERA teilnehmenden rheumatologischen Praxen wurden hierfür
mit iPads ausgestattet. Diese sind einfach bedienbar für Ärzte, Praxisassistenten und Patienten. Sie mo-
tivieren zur Teilnahme und sichern damit eine gute Qualität der Daten.

Finanzierung
Die Finanzierungsstrategie bindet bewusst mehrere Quellen ein. Hierdurch sollen das ADAPTHERA
Rheuma-Netzwerk und die entstehenden Versorgungsstrukturen gesichert werden – nachhaltig und
möglichst unabhängig von politischen Strategiewechseln.

Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz unterstützte den Start
von ADAPTHERA maßgeblich und fördert das Versorgungsnetzwerk in der dreijährigen Pilotphase als
„Landesleitprojekt Rheuma“ im Rahmen der Initiative Gesundheitswirtschaft Rheinland-Pfalz.

Hinzu kommen erhebliche Eigenmittel der Initiatoren: Mittel, die der Optimierung des Netzwerks und der
Versorgungsforschung zur Verfügung stehen.

Die dritte Säule der Finanzierung neben Fördermitteln und Eigenmitteln sind aktiv eingeworbene Fremd-
mittel (Sponsorengelder, Spenden und Einnahmen aus kooperativen Forschungsprojekten).

Allein für den Aufbau der Struktur des Versorgungsnetzwerks stehen so insgesamt rund 550.000 Euro
zur Verfügung. Gesetzliche Krankenkassen wurden bisher bewusst nicht in die Finanzierung der Pilotpha-
se eingebunden, um ein barrierefreies und flächendeckendes Angebot zu schaffen – wichtig für die Be-
troffenen und die Qualität der Versorgungsforschung.

Für die ADAPTHERA Forschungsprojekte und den Aufbau des ADAPTHERA RheumaRegisters fließen in
der Pilotphase bis März 2014 zusätzlich rund 1.485.000 Euro aus Eigenmitteln der Initiatoren und durch
Förderung des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Klimaschutz und Landesentwicklung Rheinland-
Pfalz ebenfalls im Rahmen der Initiative Gesundheitswirtschaft Rheinland-Pfalz.

Management
Das Schlüsselelement für eine erfolgreich individualisierte Rheumatherapie ist eine kontinuierliche Koor-
dination der im Netzwerk zusammengeschlossenen Partner. Nur so werden nämlich eine reibungs-
lose Zusammenarbeit, ein optimales Patientenmanagement und ein lückenloser Datenaustausch mög-
lich. Die Koordination ist allerdings eine Herausforderung, da die Beteiligten sehr verschieden sind und
sehr unterschiedliche Aktivitäten im Netzwerk wahrnehmen. Sie wird bei ADAPTHERA daher von einer
Koordinationszentrale übernommen. Diese leistet das Netzwerk-Management, also die Koordination der
Netzwerkpartner im Versorgungsnetzwerk, sowie das Patientenmanagement. Außerdem sichert sie die
Qualität der Versorgungsabläufe und entwickelt das Netzwerk fortwährend weiter.

Auch koordiniert die Zentrale die gemeinsame interne und externe Kommunikation aller an der Initiative
beteiligten Partner. Vor allem kümmert sie sich um verschiedenste Austauschmöglichkeiten der Partner
untereinander (Newsletter, Meetings etc.), um die Präsentation des gesamten Netzwerks nach außen
und die Akquise neuer Partner, Handlungsfelder oder Projekte. Aber auch für Patienten oder die interes-

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ADAPTHERA · Das Rheuma Netzwerk

sierte Öffentlichkeit wird ein Informationsangebot bereitgestellt. Solch eine Aufklärung ist speziell bei
dieser Erkrankung wichtig für eine erfolgreiche Therapie. Häufig ist die lange Zeitspanne bis zur ziel­
gerichteten Therapie nicht nur mit langen Wartezeiten bei spezialisierten Ärzten zu erklären, eine Rolle
spielen oft auch Angst und mangelnde Aufklärung der Patienten (Schwarting, Pfeiff, 2013). Um hier Ab-
hilfe zu schaffen, wird mittels verschiedener Kanäle auf die Erkrankung und das Netzwerk aufmerksam
gemacht. Neben einer umfangreichen Homepage wird im Internet beispielsweise auch ein Film auf
YouTube angeboten (Roeingh, 2013). Direkt vor Ort ist das Netzwerk mit Aktionen bei großen Arbeit­
gebern vor Ort – sogar eine Rheuma-Bustour wird durchgeführt. Auch telefonisch ist die Koordinations-
zentrale über eine direkte Patienten-Hotline erreichbar. Die ADAPTHERA Koordinationszentrale ist damit
zentraler Ansprechpartner für Patienten, Ärzte und Öffentlichkeit, aber auch für Spender, Sponsoren oder
zukünftige Partner.

Für die Koordination der im Netzwerk stattfindenden medizinischen Forschung und Versorgungsforschung
hat das Netzwerk neben der ADAPTHERA Koordinationszentrale eine Studienzentrale eingerichtet.
Hier werden auch der Aufbau, die Betreuung und die Weiterentwicklung der Datenbank ADAPTHERA
RheumaRegister vorangetrieben. Damit soll eine fortlaufende Verbesserung der Versorgung von Rheuma-
patienten ermöglicht werden.

Evaluation
Das ADAPTHERA Rheuma-Netzwerk wurde im Rahmen der Bewilligung der Fördermittel mehrfach ex-
tern begutachtet, sowohl durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung als auch durch Deut-
sche-Forschungsgemeinschaft-Gutachter des Wissenschaftsministeriums Rheinland-Pfalz. Nach den
ersten zwölf Monaten wurden die Ergebnisse Anfang 2013 evaluiert und auf Zielerreichung überprüft.
Insgesamt wurden bis zum 31. August 2013 500 Patienten von den Primärversorgern zugewiesen. 202
davon erfüllten nach dem Termin beim Rheumatologen die Kriterien zur Aufnahme in das Rheumanetz-
werk ADAPTHERA (s. Abbildung 3). 66 Prozent waren Frauen, der Altersgipfel lag bei 55 Jahren. Sie
werden seit der Erstvisite den Qualitätszielen des Netzwerks entsprechend engmaschig begleitet und
alle drei Monate gesehen (Schwarting et al., 2013).

Abbildung 3 – Qualität der Zuweisungen

                                    98
                                    Kriterien nicht erfüllt
          190
          nach Akuttermin
          ausgeschlossen

                                     202
                                     frühe RA

Quelle: Eigene Darstellung.

Durch umfangreiche Kommunikationsmaßnahmen und auf Grund des einfachen Zugangs für Patienten und
Primärversorger haben sich Patienten aus dem gesamten Bundesland angemeldet. Die untenstehende
Grafik veranschaulicht noch einmal die flächendeckende Versorgung früher Rheumatoide Arthritis Patienten
im Netzwerk.

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ADAPTHERA · Das Rheuma Netzwerk

Abbildung 4 – Flächendeckende Versorgung
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                                                                                                                    1

                                                               1                    2 2                  Betzdorf
                                                                                                            2
                                                                   1
                                         31
                                                                           2                                    1
                                                  5
                                                                                                                        4
                                                           2                    1
                                                                                    1
                                                                           19 410 26
                                                                                                                1       2
                                 Bad Neuenahr/ 1                                        2
                                   Ahrweiler                                                                    Montabaur
                       3                     Koblenz
                                             3                         2           5
                                                 3                                          Bad Ems

                                                                                                     3
                                 Cochem                                                                                              23
                                                 1                 1                                  3
                               1     1                                         4
                                                  3                                                     3               5
   3                                     1                     1                                                                            4
               Wittlich                                                                         3                               5 2
                   3                                                       1                                 46
                                                                                                              1
                                                                                        1            8                                          1
       4       2
                                                                                                                            1
                                                                                                                                  Mainz 2
                           1 1                            Simmern 4 2 2
           271
                                                                                                                Bingen1
                           1                                                                             1
                                         3                                 3
           1                     2                                                     Bad Kreuznach
                                                                                                                                                5
                                                      1            2
           Trier                                                                                                            Alzey                   5
                                                                                                                                                        Worms
                                                            10                                          1               1
                                                                                                                                            1    2
                                                                                            1       11 10
                                                                   2                                                                         1 1
                                                                                                                                 1
                                                                                        3                                                               2
                                             Kusel                                 1
                                                                                   3                            Bad Dürkheim                                Ludwigshafen
                                                                                                     1
                                                                   2                                                             10
                                                                       Kaiserslautern                                           4 1
                                                                                                1
                                                                                    2
                                                               5                                                        4 3 6               1 1             Speyer
                                                                                                                                            5
                                                                                                     8
                                                                                                                                           4 4
                                                                                                                                          1
                                 Zweibrücken                                                                                                  8
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                                                                                                  3

Quelle: Eigene Darstellung.

Nächste Schritte
Gegen Ende der Pilotphase besteht nun die Möglichkeit, das Netzwerk weiter auszubauen. Neben der
Rheumatoiden Arthritis ist geplant, andere rheumatische Erkrankungen einzuschließen. Aufgrund der
gut laufenden Kooperationen lassen sich weitere Krankheitsbilder verhältnismäßig einfach als weiteres
Modul angliedern. Ein Ziel ist es – in Analogie zur Rheumatoiden Arthritis – die Frühdiagnose aller rheu-
matischen Erkrankungen zu verbessern. In Kooperation mit Arbeitgebern entsteht gerade ein Konzept zur
allgemeinen Prävention muskuloskelettaler Erkrankungen, dessen Ergebnisse die Darstellung der Epide-
miologie und Versorgung von Rheuma-Patienten vervollständigen werden.

Die Rehabilitation chronisch kranker Patienten spielt eine große Rolle. Daher wird eine Rehabilitationsbe-
handlung für jeden ADAPTHERA Patienten angestrebt. Damit kann umfassender geholfen werden, als es
die Akutmedizin mit ihren vor allem medikamentösen Ansätzen tun kann. Die Rehabilitation umfasst phy-
siotherapeutische Aspekte (Kraft, Haltung, Ausdauer), ergotherapeutische und psychologische Aspekte
(Anti-Stress Training) sowie sozialmedizinische Aspekte (berufliche Situation, GdB, Umschulung etc.). Ein
Teilprojekt (s.u.) wird sich mit dem Effekt der Schulung auf die Compliance der Patienten im Verlauf aus-
einandersetzen.

ADAPTHERA hat den Aufbau eines sich dynamisch entwickelnden Rheumaregisters zum Ziel. Über die
bestehenden Datensammlungen auf dem Gebiet der Rheumatoiden Arthritis hinaus soll dieses Register
nicht nur Patienten- und Versorgungsdaten sammeln, sondern sie auch mit dem Erfolg gewählter diag-
nostischer und therapeutischer Strategien verbinden (bis hin zum Anwendungsverhalten von Arzneimit-
teln, siehe Maiwald, 2013). Damit könnte die Versorgung in diesem Bereich umfassend evaluiert und
optimiert werden.

Nach dem PDCA-Zyklus des Qualitätsmanagements („plan-do-check-act“) werden aus identifizierten
Schwachstellen des Netzwerkes kontinuierlich Verbesserungsvorschläge abgeleitet und umgesetzt. Soll-
te es sich etwa in Zukunft herausstellen, dass im Bereich einzelner Primärversorger zu häufig falsche
positive Verdachtsdiagnosen gestellt werden, wird die Rheumaliga Rheinland-Pfalz in einzelnen Regionen
teilnehmende Kollegen gezielt nachschulen – als Partner im ADAPTHERA Projekt, mit ihrem Patient-
Partner Programm und zusammen mit Rheumatologen.

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ADAPTHERA · Das Rheuma Netzwerk

Ansprechpartner

Prof. Dr. Andreas Schwarting                                   Brigitte Pfeiff
Ärztlicher Direktor                                            ADAPTHERA Marketing + Kommunikation
ACURA Kliniken Rheinland-Pfalz AG                              Telefon: 0170 – 4478 684
Kaiser-Wilhelm-Straße 9–11                                     E-Mail: ADAPTHERA@email.de
55543 Bad Kreuznach
Telefon: 0671 – 93-2230
E-Mail: andreas.schwarting@kh-acura-kliniken.com

Literatur
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ADAPTHERA (2013a). Flächendeckende Versorgung. Posterbeitrag. Erhältlich über ADAPTHERA.
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   sorgungsnetzwerk in Rheinland-Pfalz: Identifizierung von Biomarker-Profilen in Patientenproben mit diagnostizierter früher
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Roeingh, Friedrich (2013). Wendelsheimer „Aesku.Kipp Institut“ setzt mit „ADAPTHERA“ auf Aufklärung und bessere Patien-
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Schwarting, Andreas; Pfeiff, Brigitte; Amberger, Christopher; Pick, Dorothea; Hesse, Martin; Jendro, Michael Christian; Engels,
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   Harald; Ultes-Kaiser, Sigrid; Menke, Julia; Hazenbiller, Anna; Bergmann, Gudrun; Nichelmann, Valentina (2013). Das rheu-
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Schwarting/Pfeiff (2013a). Bewerbung um den MSD Gesundheitspreis 2013. Erhältlich über ADAPTHERA.

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