Urinschnelltests (Immunoassays) auf Drogen und Medikamente
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praxis Urinschnelltests (Immunoassays) auf Drogen und Medikamente Wissenswertes für den Arzt Matthias Pfäfflia, Franz Oswalda, Wolfgang Weinmannb Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern; a Abteilung Verkehrsmedizin, -psychiatrie und -psychologie; b Abteilung Forensische Toxikologie und Chemie Grundsätzlich wird zwischen instrumentellen und nicht- instrumentellen Immunoassays unterschieden. Erstere Quintessenz werden in Auftragslaboratorien von Fachpersonal unter P Urinschnelltests sind ein häufig genutztes, einfaches und kostengüns- Verwendung von Analyseapparaten eingesetzt, Letztere tiges Verfahren zur Dokumentation einer (Nicht-)Einnahme von Drogen können vom Arzt und von medizinischem Hilfspersonal und Medikamenten. vor Ort durchgeführt werden – zum Beispiel mittels Test- streifen oder -kassetten, die innerhalb Minutenfrist das P Urinschnelltests können bei einer Reihe häufig verwendeter Medika- mentenwirkstoffe falsch-positive Reaktionen zeigen. Testresultat anzeigen («on site»-Tests, Abb. 1 x). Die nachfolgenden Ausführungen gelten prinzipiell sowohl P Die Resultate von Urinschnelltests haben aufgrund der möglichen für die instrumentellen als auch für die nicht-instru- Kreuzreaktionen lediglich hinweisenden, jedoch nicht beweisenden Cha- mentellen Urinschnelltests. rakter. Urinschnelltests werden als Einzelsubstanz- oder als P Vom Betroffenen bestrittene positive Resultate müssen mittels einer Gruppentest angeboten. Dabei ist zu beachten, dass Ein- Bestätigungsanalyse überprüft werden. zeltests im Allgemeinen eine höhere Sensitivität haben als Gruppentests. So kann beispielsweise ein Schnelltest P Eine passive Cannabisexposition als Ursache eines positiven Cannabis- auf die Amphetamingruppe nach Konsum von Ecstasy Urinschnelltests ist im Allgemeinen als Schutzbehauptung anzusehen. (3,4-Methylendioxy-methylamphetamin) negativ ausfal- P Opiatkonsum, Codeineinnahme und Genuss von Mohnsamen (Mohn- len, während ein Ecstasy-Einzeltest ein positives Resultat kuchen etc.) können nicht mittels (nicht-apparativen) Schnelltests unter- zeigt. Andererseits kann ein Einzeltest nicht nur positiv schieden werden. auf die gesuchte Substanz, sondern auch auf verwandte Substanzen aus der gleichen chemischen Gruppe aus- fallen (in unserem Beispiel z.B. ein Ecstasy-Einzeltest auf Methamphetamin). Auf diese Problematik einer Kreuzreaktion wird noch näher eingegangen. Urinschnelltests haben einen herstellerabhängigen Cut- Immunoassays auf Drogen und Medikamente – im Fol- off-Wert für die nachzuweisende Substanz (z.B. 300 ng/ genden als Urinschnelltests bezeichnet – werden im kli- ml Morphin für einen Opiat-Test). Der Cut-off-Wert ist nischen Alltag häufig verwendet. Sie dienen unter an- definiert als Grenze, oberhalb deren ein Resultat als posi- derem der schnellen diagnostischen Hilfe bei Verdacht tiv angesehen wird. Liegt der gesuchte Stoff im Urin vor, auf eine Intoxikation mit Drogen oder Medikamenten, jedoch unterhalb der Cut-off-Konzentration, fällt der als Screening auf einen Drogen-/Medikamentenmiss- Test negativ aus. Der Cut-off-Wert ist unter anderem ab- brauch und zur Abstinenzkontrolle bei bekannter Sub- hängig von chemisch-analytischen Eigenschaften des stanzproblematik. Trotz ihrer häufigen Verwendung Testverfahrens, Überlegungen zu Kreuzreaktionen und bestehen bei klinisch tätigen Ärzten oft Unsicherheiten den Ergebnissen des Vergleichs der Testergebnisse mit bezüglich der Interpretation der Resultate von Urin- Bestätigungsverfahren. Die Hersteller der Tests richten schnelltests [1, 2]. Im Folgenden soll deshalb auf einige sich bei der Festlegung der Cut-off-Werte weiter nach für die ärztliche Tätigkeit relevante Aspekte von Urin- Empfehlungen entsprechender Behörden/Fachgremien schnelltests eingegangen werden. (z.B. der US-amerikanischen Substance Abuse and Men- tal Health Administration). Bei Gruppentests unterschei- den sich die Cut-off-Werte der einzelnen nachweisbaren Analytische Grundlagen Substanzen; dieser Sachverhalt muss in die Interpreta- Matthias Pfäffli tion der Resultate einbezogen werden. Neben Urin- Der Nachweis von Drogen und Medikamenten beruht schnelltests existieren auf den gleichen analytischen bei Urinschnelltests auf einer Antigen-Antikörper-Re- Grundlagen basierende Testsysteme beispielsweise für Die Autoren haben aktion (deshalb «Immunoassays»). Die verschiedenen Speichel («oral fluid») und Blut. keine finanzielle Tests unterscheiden sich dabei durch die eingesetzten Im Handel werden heute Urinschnelltests auf die gän- Unterstützung und keine anderen Antikörper und die Nachweisreaktion der Antigen-Anti- gigen Drogen, Substitutionsmittel (Methadon, Buprenor- Interessenkonflikte körper-Reaktion. Für weiterführende Informationen phin) sowie eine Vielzahl von Medikamenten resp. Wirk- im Zusammenhang bezüglich der testspezifischen Antigen-Antikörper-Re- stoffgruppen angeboten. Für eine Reihe klinisch und mit diesem Beitrag aktion und deren Detektion wird auf die spezialisierte forensisch relevanter Substanzen sind jedoch keine Urin- deklariert. Literatur verwiesen. schnelltests erhältlich, unter anderem für Z-Hypnotika Schweiz Med Forum 2013;13(16):318–322 318
praxis fallen nach Sistierung eines länger dauernden, regel- mässigen Konsums noch vier und mehr Wochen danach positiv aus. Das analytische Nachweisfenster für körper- fremde Substanzen in verschiedenen biologischen Ma- trices zeigt Abbildung 2 x. Die Auswahl der zu unter- suchenden Matrix soll sich nach der Fragestellung richten [7, 8]. Nachweis einer akuten Substanzwirkung versus Konsum Ein positives Resultat in einem Urinschnelltest spricht für einen Konsum der entsprechenden Substanz, sagt jedoch nichts darüber aus, ob die geprüfte Person zum Zeitpunkt der Uringewinnung unter dem Einfluss der entsprechenden Substanz stand. Eine akute Substanz- wirkung kann nur mittels Nachweis der Substanz im Blut belegt werden [5]. Falsch-positive Resultate Falsch-positive Resultate sind definiert als positives Testresultat bei Nichtvorhandensein der geprüften Sub- stanz/Substanzgruppe im Urin. Verschiedene Substan- zen können mit einem verwendeten Testsystem im Sinne einer immunologischen Kreuzreaktion interferie- ren und so falsch-positive Resultate ergeben. Der Cut- Abbildung 1 off-Wert für eine kreuzreagierende Substanz liegt nor- Anwendung einer Urinschnelltestkassette (Foto F. Oswald). malerweise deutlich oberhalb desjenigen der eigentlich gesuchten Substanz. Eine Übersicht der in der Literatur für verschiedene (instrumentelle und nicht-instrumen- telle) Urinschnelltests beschriebenen Kreuzreaktionen gibt Tabelle 1 p. Es empfiehlt sich, beim Hersteller oder Anbieter eines verwendeten Tests Informationen zu den bekannten, produktspezifischen Kreuzreaktionen ein- zuholen. Am häufigsten treten falsch-positive Resultate bei Am- phetamin-Gruppentests auf. Urinschnelltests auf Kokain (Antikörper gegen den Metaboliten Benzoylecgonin) zei- gen so gut wie nie Kreuzreaktionen. Die Auswirkungen falsch-positiver Resultate dürfen nicht unterschätzt werden. Ein Verlust des Vertrauens in der Arzt-Patienten-Beziehung ist programmiert, wenn ein Abbildung 2 Patient zu Unrecht eines von ihm abgestrittenen Kon- Analytisches Nachweisfenster für körperfremde Substanzen in verschiedenen biologischen sums zum Beispiel einer illegalen Droge beschuldigt Matrices (nach [32]). wird. Im strafrechtlichen Rahmen (z.B. Überprüfung einer Massnahme) oder im verkehrsrechtlichen Setting (z.B. Belassen des Führerausweises nur unter Einhalten wie Zolpidem, Zopiclon und Zaleplon sowie für GHB/ einer Abstinenz) können falsch-positive Resultate schwer- GBL (g-Hydroxybuttersäure/g-Butyrolacton, Verwendung wiegende Konsequenzen haben. Aus diesem Grund wird als Partydroge und als «K.O.-Tropfen») [3–6]. bei Zweifeln eine Bestätigungsanalyse eines positiven Testergebnisses empfohlen [7–11]. Nachweiszeit Bestätigungsanalyse Im Allgemeinen können Drogen und Medikamente ca. 2–3 Tage nach Einnahme einer Einzeldosis mittels Urinschnelltests haben aufgrund ihrer Funktionsweise Urinschnelltest nachgewiesen werden. Langwirksame und der damit verbundenen, geschilderten Problematik Benzodiazepine und Barbiturate können deutlich län- lediglich hinweisenden, jedoch nicht beweisenden Cha- ger nachweisbar sein. Urinschnelltests auf Cannabis rakter. Falls ein Patient auch nach eindringlicher Kon- Schweiz Med Forum 2013;13(16):318–322 319
praxis frontation mit einem positiven Testresultat eine ent- resp. seines Metaboliten im Urin. Sie sind in erster Linie sprechende Substanzeinnahme abstreitet, sind positive bedingt durch den herstellerabhängigen Cut-off-Wert Resultate in Urinschnelltests deshalb immer mit einer des Tests, die Urinkonzentration des gesuchten Stoffs, die beweissicheren Methode zu verifizieren. In Frage kom- Reaktivität der eingesetzten Antikörper für die gesuchte men verschiedene chemisch-toxikologische Verfahren, Substanz sowie die Bildung nicht reagierender Kon- üblicherweise chromatographische Trennverfahren mit jugate des nachzuweisenden Stoffs. So zeigen beispiels- massenspektrometrischem Substanznachweis wie z.B. weise Benzodiazepin-Gruppentests oft negative Resultate Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS), nach Einnahme von Bromazepam, Clonazepam oder Hochleistungsflüssigkeitschromatographie-Massenspek- Lorazepam. trometrie (LC-MS) oder -Tandemmassenspektrometrie Falsch-negative Resultate im weiteren Sinn können auch (LC-MS-MS). Solche Bestätigungsanalysen sind an spe- dadurch bedingt sein, dass die Zeit zwischen Substanz- zialisierten Laboratorien verfügbar und müssen am glei- einnahme und Urinasservation für eine Ausscheidung chen Untersuchungsgut durchgeführt werden wie der der Substanz oder ihrer Metaboliten im Urin zu kurz ist. Urinschnelltest selbst. Falls der Urinschnelltest in ei- Deshalb schliesst ein negativer Urinschnelltest nie eine nem externen Labor durchgeführt wird, hat der Arzt also akute Intoxikation aus! Sorge zu tragen, dass eine Urinprobe zwecks allfälliger Falsch-negative Resultate können auch Folge einer Ma- Bestätigungsanalyse asserviert und bis zum Versand nipulation des Urins durch die geprüfte Person sein sachgerecht aufbewahrt wird. Die meisten Drogen resp. [11–13]. ihre Stoffwechselprodukte sind im Urin mehrere Tage im Kühlschrank (bei +4 °C) stabil. Bei längerer Lagerung bis zum Versand sollten Urinproben wenn möglich tief- Manipulation der Urinprobe gefroren gelagert werden. Einfacher ist das Vorgehen bei einer selbständigen Es können drei Gruppen von Manipulationen unter- Durchführung in der Praxis: Der geprüfte Urin kann bei schieden werden: die Substitution der Probe, die In-vitro- Bedarf unmittelbar nach dem Schnelltest einer Bestäti- Manipulation und die In-vivo-Manipulation [14–16]. gungsanalyse zugeführt werden [6, 8, 12, 13]. Substitution der Probe Die Substitution des eigenen Urins geschieht am häu- Falsch-negative Resultate figsten mittels eines substanzfreien Fremdurins. Dieser wird von der geprüften Person in kleinen Behältnissen Falsch-negative Resultate sind definiert als negatives aller Art transportiert. Dem Erfindungsgeist sind hierbei Testresultat bei Vorhandensein des gesuchten Stoffes keine Grenzen gesetzt: So wird in der Literatur eine Methode beschrieben, bei welcher ein mit Fremdurin gefülltes Kondom in der Genitalregion festgeklebt und mittels eines kommerziellen Handwärmers auf Körper- Tabelle 1 temperatur erwärmt wird. Durch Punktion des Kondoms Übersicht der Arzneiwirkstoffe, die falsch-positive Resultate in Urinschnelltests verursachen können (aus [7–11]). (z.B. mittels Fingernagel) wird dann ein realitätsnaher Urinstrahl erhalten. Weiter sind im einschlägigen Han- Urinschnelltest auf Falsch-positive Resultate möglich durch del «Penis-Attrappen» erhältlich, die mit Fremdurin ge- Amphetamine Amantadin, Bupropion, Chlorpromazin, füllt werden können. Als Kuriosum beschrieben wird die (Amphetamin oder Methamphetamin) Cyclohexylamin (Metabolit von Cyclamat), retrograde Füllung der Blase mit Fremdurin unter Ver- Desipramin, Ephedrin, Fluoxetin, Labetalol, Mebeverin, Methylphenidat, Phenylephrin, wendung eines Urinkatheters. Im Handel können auch Phenylpropanolamin, Promethazin, «Instanturine» erworben werden, also Pulver, die in Was- Pseudoephedrin, Ranitidin, Selegilin, ser aufgelöst den Anschein von Urin erwecken sollen. Thioridazin, Trazodon, Trimipramin Die üblicherweise praktizierten Formen der Substitution Barbiturate Ibuprofen, Naproxen können durch eine Urinasservation unter Sichtkontrolle, Benzodiazepine Sertralin die Bestimmung der Urintemperatur sowie des Kreati- ninwerts im Urin erkannt und vermieden werden. Buprenorphin Chloroquin, Dihydrocodein, Tramadol LSD Ambroxol, Sertralin, Fentanyl In-vitro-Manipulation Methadon Clomipramin, Chlorpromazin, Diphenhydr- In der Literatur ist eine Vielzahl von Substanzen aufge- amin, Doxylamin, Quetiapin, Thioridazin, führt, die den Urin «detoxifizieren», also zu einem nega- Verapamil tiven Resultat führen sollen. Neben Haushaltsprodukten Opiate Dextromethorphan, Doxepin, Fluorochino- wie Abflussreiniger, Bleichmittel, Seife, Essig, Ammo- lone (Ofloxacin, Levofloxacin), Chinin, Phenothiazine, Rifampicin niak, Kochsalz und Augentropfen (Visine®) sind spezielle «Urinreiniger» erhältlich, die beispielsweise Glutaralde- Phencyclidin Dextromethorphan, Diphenhydramin, Doxylamin, Ibuprofen, Imipramin, Ketamin, hyd, Nitrite oder Peroxide enthalten. Diese Chemikalien Thioridazin, Tramadol, Venlafaxin können – abhängig von der nachzuweisenden Substanz Tetrahydrocannabinol Dronabinol, Efavirenz, Ibuprofen, Naproxen, und vom verwendeten Testsystem – sehr wohl zu einer Pantoprazol, Tolmetin Testverfälschung im Sinne eines falsch-negativen Resul- Trizyklische Antidepressiva Carbamazepin, Diphenhydramin, Quetiapin tats führen. Die häufigste Form der In-vitro-Manipulation ist jedoch die Verdünnung des Urins mit Leitungswasser. Schweiz Med Forum 2013;13(16):318–322 320
praxis Zum Ausschluss einer Manipulation sollte die Urinasser- Tabelle 2 vation deshalb immer unter Sichtkontrolle durchgeführt Befunde, die für eine Urinmanipulation sprechen. werden; zusätzlich sollten zumindest die Kreatininkon- Identitätsprüfung der Person! zentration als Mass für eine Verdünnung und die Urin- Allgemeine Verdachtsmomente Urintemperatur 500 mg/l Betroffene versuchen häufig, einen positiv ausgefallenen pH 11 Urinschnelltest durch Passivrauchen von Cannabis zu Nachweis von urinfremden erklären. Nach einer passiven Cannabisexposition kön- Stoffen (Bleichmittel, quarternäre Ammonium- nen zwar der Hauptwirkstoff Tetrahydrocannabinol verbindungen z.B. aus (THC) und dessen Metaboliten (Hydroxy-THC, THC- Reinigungsmitteln, Carbonsäure) im Blut und Urin nachgewiesen werden, Glutaraldehyd u.Ä.) jedoch im Allgemeinen deutlich unterhalb der üblicher- Verdünnung Kreatinin im Urin 02 mg/dl, weise verwendeten Cut-offs für Urinschnelltests. Studien, aber 1,0010, aber
praxis Mohnsamen Korrespondenz: Mohnsamen können Morphin und weitere Opiatalkaloide Dr. med. Matthias Pfäffli enthalten. Der Konsum von Mohnsamen oder von Mohn- Abteilungsleiter Facharzt für Rechtsmedizin, Verkehrsmediziner SGRM samen enthaltenden Nahrungsmitteln kann daher zu Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern einem positiven Opiat-Schnelltest führen. Bezüglich Ab- Abteilung Verkehrsmedizin, -psychiatrie und -psychologie grenzung eines Morphin-/Heroinkonsums gelten die ent- Sulgenauweg 40 sprechenden, im Abschnitt «Substitutionsbehandlung» CH-3007 Bern gemachten Überlegungen [28–31]. matthias.pfaeffli[at]irm.unibe.ch Verdankung Literatur Die Autoren danken Frau Dr. med. S. Jünemann, Fachärztin für Kinder- Die vollständige nummerierte Literaturliste finden Sie unter und Jugendmedizin, Basel, für die kritische Durchsicht des Manuskripts. www.medicalforum.ch. Wa s l i e g t v o r ? assoziation? Eine 38-jährige Frau kommt kurz nach der 3. Ent- bindung zu ihrem Arzt mit Dyspnoe, Husten und Fieber. Sie erhält ein Antibiotikum. Bald darauf kommt sie erneut, zusätzlich mit keuchender Atmung und Kurzatmigkeit, insbesondere nachts. Retrosternales Brennen wird als retrosternaler Reflux interpre- 1725–30.) tiert. Die Symptome halten während der nächsten zehn Jahre cheoplastie die Situation – zumindest vorderhand! (NEJM. 2012;366: in wechselnder Intensität an. Die Patientin stoppt ihren Nikotin- brachten keine Besserung. Zuletzt verbesserte eine chirurgische Tra- abusus, vergeblich. Inzwischen hat sie ein Körpergewicht von wenn es über lange Jahre so aussieht! Verschiedene Stent-Einlagen 128 kg. Weitere fünf Jahre vergehen. Glukokortikoide und ein Lumen zusammen. Tracheomalazie. Es ist nicht alles Asthma, selbst Beta-Antagonist helfen nicht. Sie wechselt den Arzt. Alle 3–4 Mo- in der Expiration und beim Husten zu einem dünnen, mondähnlichen nate muss sie hospitalisiert werden. Einmal wird sie beatmet. Die tisch bronchoskopiert und siehe da: Trachea und Hauptbronchien fallen therapie und noch immer keine Lösung. Die Patientin wird fiberop- Lungenfunktionstests und ein CT fallen normal aus. Was soll das? Auflösung: Jahre keuchender Atmung, Jahre vergeblicher Asthma- Bruno Truniger Schweiz Med Forum 2013;13(16):318–322 322
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