USA ROLAND REGNER - Institut für Angewandte Trainingswissenschaft

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ROLAND REGNER
USA

„Americans never quit”1

Rolle und Funktion des USOC im olympischen Sport

In den USA gehört Leistungssport nicht zu den originären Staatszielen. Deshalb gibt
es hier, anders als in anderen Ländern, auch kein Sportministerium oder eine ver-
gleichbare staatliche Einrichtung und darüber hinaus gibt es auch keine direkte fi-
nanzielle Unterstützung (außer für ausgewählte paralympische militärische Pro-
gramme und bei einem drohenden Bankrott des USOC) für den Leistungssport.
Das United States Olympic Committee (USOC) wurde 1978 mit der Verabschiedung
des „Ted Stevens Olympic and Amateur Sports“-Gesetzes als föderale gemeinnüt-
zige Körperschaft mit der Führung des olympischen Sports beauftragt. Dafür erhielt
das USOC das Recht zur landesweiten Vermarktung der olympischen Symbole und
Wortmarken.
Die Verantwortung des USOC erstreckt sich auch auf den paralympischen Sport. Mit
der zunehmenden Bedeutung der Paralympics hatten die USA 2010 ein „Warrior-
Games“ genanntes Wettkampfformat für Kriegsversehrte installiert. Die jährliche
Ausrichtung der Wettkämpfe ist jedoch inzwischen in die inhaltliche und finanzielle
Verantwortung des Verteidigungsministeriums übergegangen.
Die Frage, ob es sich beim USOC um eine privatrechtliche oder staatlich gesteuerte
Organisation handelt, ist, genau wie die Position der Studentensportorganisationen
(wie NCAA, NAIA), schon mehrfach Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzun-
gen gewesen. Besonders augenscheinlich wird dieses juristische Dilemma, wenn
sich Sportler, denen Dopingvergehen vorgeworfen werden, unter Berufung auf ihre
verfassungsmäßig garantierten Grundrechte gegenüber staatlich finanzierten und
kontrollierten Einrichtungen, wie dem USOC oder der Antidoping-Agentur USADA,
zur Wehr setzen. Die weitere Öffnung der Olympischen Spiele für Profisportler (z. B.
die Aufnahme von Golf und Rugby in das olympische Programm, die Freigabe des
Boxturniers für Profiboxer, Basketball, Fußball, Tennis) bietet Stoff für völlig neue
und im Zusammenhang mit Olympia eher nicht bekannte Konfliktstoffe, wie den
Rückzug hoch dotierter Profis mit Alibibegründungen, z. B. im Golf und Basketball,
die Nichtfreistellung von vertraglich gebundenen Spielern für die Nationalmannschaf-
ten oder auch Boykottdrohungen ganzer Mannschaften wegen Lohndiskriminierung
(wie im Fall der USA-Fußballerinnen [2]) u. a. m.

1 Ein Ausspruch, den der Fünf-Sterne-General Douglas MacArthur als Präsident des amerikanischen Olym-
  pischen Komitees, dem Manager des amerikanischen Boxteams zu den Olympischen Spielen 1928 mit auf
  den Weg gab, als dieser vorschlug, das Team wegen einer unfairen Entscheidung gegen einen amerikani-
  schen Boxer zurückzuziehen (berichtet in der New York Times vom 09.08.1928, S. 13) und der noch heute
  auf der Website des Team USA zu finden ist [1].

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Das USOC ist weder ein Sportverband mit eigenen Sportlern noch eine Forschungs-
einrichtung, die leistungsrelevante trainingsmethodische oder technologische Pro-
jekte bearbeitet. Die Zielstellung des USOC besteht vielmehr darin, alle am Leis-
tungssport beteiligten Interessenvertreter und Akteure zu einem leistungsfähigen
Team zusammenzufügen und dessen internationales erfolgreiches Auftreten finan-
ziell, materiell und organisatorisch zu unterstützen. Zur Lösung spezieller Aufgaben-
stellungen werden funktionale Einheiten von in Abhängigkeit vom jeweiligen Inhalt
dauerndem oder zeitlich begrenzten Bestand gebildet, die aus Angestellten, freien
Mitarbeitern und externen Spezialisten bestehen.
Unter Geschäftsführer (CEO) Scott Blackmun und dem Verwaltungsratsvorsitzenden
Larry Probst ist es dem USOC gelungen, sich auch äußerlich sichtbar mit seinem
neuen Markenzeichen „Team USA“ [3] in den letzten 10 Jahren von seinem durch
organisatorische Instabilität, diverse Skandale und internationale Isolation beschä-
digten Ruf zu befreien. Eine ausgeprägte Reisediplomatie und die Einigung mit dem
IOC über die Neuaufteilung der Einnahmen aus den Rechten des USOC an den
olympischen Symbolen trugen zu einer Renaissance olympischer Ideale in den USA
bei. Die Erinnerung an die Olympischen Spiele 1984 von Los Angeles ist noch wach
und das Trauma gescheiterter Bewerbungen um die Ausrichtung Olympischer Spiele
gerät über eine neuerliche Bewerbung von Los Angeles für 2024 langsam in Verges-
senheit. Sowohl in der nationalen Presse als auch in der internationalen Sportöffent-
lichkeit werden die USA heute als ein Global Player im internationalen Sportgeschäft
wahrgenommen, der das Potenzial hat, eine führende Rolle im Weltsport einzuneh-
men, und der leistungsmäßig grundsätzlich in der Lage sein sollte, der immer stärker
werdenden Konkurrenz, vor allem aus China, erfolgreich entgegenzutreten. Dabei ist
die Sicht der Führungsriege des USOC keinesfalls ausschließlich auf nationale Inte-
ressen beschränkt. Als ehemalige und zum Teil aktive Repräsentanten der Leitungs-
etagen international agierender Konzerne befinden sich die obersten Funktionsträger
des amerikanischen Leistungssports mit den Spitzen von Wirtschaft und Politik auf
Augenhöhe. Sie verstehen es, sich als Mitglied der internationalen olympischen Fa-
milie zu präsentieren und die Bedingungen für die Verwirklichung eigener Ziele zu
optimieren, ohne ihren Sonderstatus aufzugeben.
Die neue Strategie des USOC verfolgt in diesem Zusammenhang folgende Richtun-
gen
   Entwicklung eines leistungsorientierten Fördersystems,
   Unterstützung kleiner, weniger leistungsfähiger Sportarten und deren Verbände,
   Stärkung der internationalen Präsenz im IOC und in den internationalen Sport-
    verbänden,
   Arbeit an den verkaufsfördernden Attributen des Leistungssports (Teamgeist,
    sportliche Fairness, Persönlichkeit, Spitzenleistung, Vorbildwirkung, mediale Prä-
    senz),
   Stärkung der Basis, Erschließung personeller und finanzieller Ressourcen,
   Vermeidung finanzieller und „ansehensschädigender“ Risiken.

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In der praktischen Umsetzung dieser Strategie bietet das UOSC keine Grundfinan-
zierung für leistungssportliche Karrieren, sondern fördert gezielt und mit entspre-
chender Kontrolle Projekte, die existenziell abgesichert sind. Es gibt dabei „Anschub-
finanzierungen“, in die sich das USOC stärker einbringt, es ist jedoch immer daran
interessiert, Partner zu finden, die den Routinebetrieb absichern.

Struktur und personelle Führung des USOC

De facto werden die großen US-Sportverbände und deren olympische Repräsen-
tanz, das USOC, von Personen geführt, deren finanzieller Hintergrund und soziale
Weltsicht sich in den Chefetagen global agierender Konzerne der Entertainmentin-
dustrie entwickelt haben. Larry Probst ist seit Oktober 2008 Vorsitzender des Ver-
waltungsrats des USOC. Er ist größter persönlicher Anteilseigner und seit März 2013
Executive Chairman des US-amerikanischen Computerspielverlags Electronic Arts
(EA), eines weltweit agierenden Unternehmens mit einem Jahresumsatz von mehr
als drei Milliarden USD (etwa 2,67 Mrd. €), für das er bereits von 1991-2007 als CEO
und Präsident tätig war [4]. Probst ist seit 2013 persönliches Mitglied des IOC und
steht dort an der Spitze eines 16-köpfigen Gremiums, welches das 600-Millionen-
Dollar-Projekt eines Olympic Channel, dessen Start mittlerweile am 21.08.2016, dem
Abschlusstag der Rio-Spiele erfolgte, vorantreiben soll. Zu den vom IOC eingesetz-
ten Spezialisten für Unterhaltung und Kommunikation gehört neben dem ehemaligen
NBC-Sportchef Dick Ebersol auch Randi Zuckerberg, die Schwester des Facebook-
Gründers Mark Zuckerberg. Die unter www.olympicchannel.com erreichbare eng-
lischsprachige NBC-eigene Streaming-Media-Plattform mit Untertiteln in neun Spra-
chen soll das Interesse an den Olympischen Spielen und den Sportarten des olym-
pischen Programms ganzjährig aufrecht erhalten.
Dem ehrenamtlichen Verwaltungsrat des USOC gehören neben Probst fünf weitere
unabhängige Mitglieder, drei Vertreter des Athletes Advisory Council (AAC), drei Ver-
treter des Rates der nationalen Sportverbände (National Gouverning Bodies Council
– NGBC) sowie ex officio die US-amerikanischen IOC-Mitglieder und der Geschäfts-
führer des USOC an.
Anita L. DeFranz gehört dem Gremium seit Juli 2004 an. Die Bronzemedaillengewin-
nerin im Rudern bei den OS 1976 ist Vizepräsidentin der internationalen Ruderföde-
ration, Mitglied des IOC seit 1986 und gehört seit 2013 zum wiederholten Male dem
IOC Executive Board an, dem u. a. die Auswahl der Kandidatenstädte für die Olym-
pischen Spiele obliegt. Sie ist außerdem Mitglied der Koordinierungskommission für
die Spiele 2020 in Tokio. Der Name DeFranz hat auch in Juristenkreisen einen guten
Klang, seit 1980 ihre Klage gegen das USOC wegen des auf Druck der Carter-Ad-
ministration verfügten Olympiaboykotts vor dem Obersten Gerichtshof verhandelt
wurde.

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Der stellvertretende Chef des Verwaltungsrats, Robert Bach, war bis 2010 Microsoft-
Präsident für Unterhaltung und Geräte, eine Position, in der er mit weltweit 9.000 Mit-
arbeitern einen Umsatz von 8 Mrd. USD (7,11 Mrd. €) realisierte.
James Benson ist CEO der Finanzdienstleistungs- und Investmentfirma Benson
Botsford LLC und war zuvor CEO der John Hancock Life Insurance Company, einem
ehemaligen Olympiasponsor.
Ursula M. Burns ist seit 2009 CEO der Xerox Corporation und darüber hinaus Vor-
standsvorsitzende der American Express Corporation, der Exxon Mobil Corporation
und der Ford Foundation.
Daniel L. Doctoroff, der dem Gremium seit 2015 angehört, war Gründer der
NYC2012 Bewerbungsgesellschaft und von 2011-2014 CEO von Bloomberg L.P.,
der Firma des Bürgermeisters von New York, Michael Bloomberg.
Nina Kemppel ist eine ehemalige erfolgreiche Skilangläuferin und war als leitende
Mitarbeiterin der Coraggio Group im Management Consulting insbesondere auf die
langfristige Umstrukturierung und Wachstumsstrategien von Non-Profit-Organisatio-
nen spezialisiert.
Die ehemalige Eishockeyspielerin, vierfache Olympiamedaillengewinnerin und Har-
vard-Absolventin Angela Ruggiero ist seit 2010 Mitglied des USOC-Verwaltungsrats.
Sie ist Mitglied des IOC und seit August 2016 Vorsitzende der Athletenkommission.
Außerdem war sie eine Zeit lang Senior Management Mitarbeiterin bei Bridgewater
Associations, einer Hedgefond-Investmentfirma, die weltweit Vermögenswerte von
über 160 Mrd. USD (142,2 Mrd. €) verwaltet.
Susanne Lyons, seit 2010 im USOC Board of Directors hat über 25 Jahre Erfahrung
im Marketingbereich und war zuletzt als Chief Marketing Officer bei VISA USA tätig.
Steve Mesler ist seit 2015 neu im Verwaltungsrat. Als dreifacher Olympiastarter ge-
hörte er 2010 dem siegreichen Viererbob des Teams USA an. Er hat Erfahrungen
als Sportkommentator und ist CEO von „Classroom Champions“, einer Firma, die
Motivationskurse mit erfolgreichen Leistungssportlern an Universitäten und Schulen
organisiert.
Bill Marolt war Vizepräsident des Internationalen Skiverbands (FIS) und bis 2014
Präsident der U.S. Ski- und Snowboard Association.
Dave Ogrean, geschäftsführender Direktor des USA-Eishockeyverbands und zeit-
weilig auch des USA-Footballverbands verfügt über umfangreiche Erfahrungen in
den Bereichen Management, Fundraising, Marketing, Medien und Strategieentwick-
lung.
Die olympische Tischtennisspielerin Whitney Ping ist neu im Gremium. Sie begann
ihre Arbeit 2012 als Athletes‘ Advisory Council Direktor. Sie ist Vizepräsidentin von
Bain Capital, einer Firma, die Privatbeteiligungen verwaltet.
Kevin White, seit 2015 im Team, verfügt über mehr als 30 Jahre Leitungserfahrung
im Collegesport an verschiedenen Universitäten und war lange Jahre als Leichtath-
letiktrainer aktiv. Er war auch Mitglied des Steueraktivs der Chicaco-2016-Bewerber-
gruppe.

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Robert L. Wood, vormals Vorsitzender des Direktoriums der National Gymnastic
Foundation, war lange Zeit als CEO namhafter Chemiefirmen tätig. Als enger Mitar-
beiter des CEO der DOW Chemical Company arbeitete er mit einem Geschäftsport-
folio von über 5 Mrd. USD (4,44 Mrd. €).
Die operative Geschäftsleitung liegt in der Verantwortung von Geschäftsführer Scott
Blackmun und 12 geschäftsführenden Direktoren.

Abb. 1. Zusammensetzung des geschäftsführenden Vorstands des USOC, Stand 2016 (kursiv die jeweiligen
        Jahre des Eintritts/Funktionsbeginns) [5; 6]

Scott Blackmun stand bereits von Oktober 2000 bis September 2001 als Interims-
CEO an der Spitze des USOC. Er war zwischenzeitlich von 2001-2010 für die An-
schutz Entertainment Group (AEG) tätig, wo er als leitender Geschäftsführer (COO)
u. a. als Berater an der erfolgreichen Olympiabewerbung von London beteiligt war.
Die AEG ist einer der weltweit führenden Anbieter im Sport- und Showgeschäft und
war 2012 in den Schlagzeilen, als der Milliardär Philip Anschutz, der 100 Stadien und
Hallen auf der ganzen Welt und mehr als 25 Profisportklubs besitzt, versucht hatte,

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das Unternehmen für rund 5,4 Mrd. €2 zu verkaufen. Blackmun ist außerdem Mitglied
der IOC-Marketing-Kommission und Vorstandsmitglied der einflussreichen National
Foundation for Fitness, Sports and Nutrition.
In den USA steht das USOC in Bezug auf die olympischen Sportarten im Zentrum
einer ganzen Reihe von Organisationen und Vereinigungen, die in unterschiedlicher
Art und Weise an der Entwicklung des nationalen Leistungssports beteiligt sind. Das
USOC vereint 31 nationale Fachverbände olympischer Sommersportarten und acht
Wintersportverbände. Nicht olympische Sportarten werden, wenn sie bestimmte Vor-
gaben erfüllen, vom USOC anerkannt und können dann als Mitglieder Hilfen und
Serviceleistungen (Bereitstellung von Literatur, Unterstützung bei Ausbildungmaß-
nahmen, Bereitstellung von Technik, Durchführung von Leistungsdiagnostik u. a.) in
Anspruch nehmen. Gegenwärtig gibt es sechs solche anerkannten Sportorganisati-
onen, darunter Tanz, Football und Frisbee.

Abb. 2. Übersicht über die am „Leistungssportsystem“ in den USA beteiligten Sportorganisationen

2 Umrechnungssatz 1 $ = 0,8886 €, gilt für alle nachfolgenden Angaben in Euro.

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Neben dem USOC gibt es in den USA keine Sportdachorganisation, in der alle olym-
pischen und paralympischen Sportverbände gemeinsam vertreten sind.
Es gibt aber verschiedene übergreifende Sportstrukturen, in denen sich Sportorga-
nisationen zusammengeschlossen haben und mit denen das USOC zusammenar-
beitet. Diese haben beim USOC den Status angegliederter Organisationen. Zu ihnen
zählen olympische und paralympische Trainingszentren (z. B. das US National Whi-
tewater Center in Charlotte, North Carolina oder die Utah Athletic Foundation in Park
City, Utah), olympische Entwicklungsprogramme (wie der Boys and Girls Club of
Metro Atlanta in Atlanta, Georgia) sowie allgemeine Partner (wie Triangle Sports
Commission oder World Sport Chicago) und Multisportorganisationen (US Armed
Forces Sports, USA Deaf Sports Federation, Young Men’s Christian Association oder
Jewish Community Centers Association) [7]. Durch Einbeziehung von deren Vertre-
tern in die eigenen Führungsstrukturen, den Abschluss von Vereinbarungen, das An-
gebot organisatorischer und inhaltlicher Unterstützung (bei der Ausrichtung von Ver-
anstaltungen und der Verbreitung von Informationen und Ausbildungsunterlagen)
wird versucht, die Zusammenarbeit mit diesen Organisationen zu vertiefen und z. T.
auch Erfahrungen aus diesen Organisationen, z. B. bei der Generierung finanzieller
Unterstützung, für die eigene Arbeit zu nutzen.

Das American Development Model (ADM)

Aus dem Selbstverständnis einer gewissen Verantwortung gegenüber der amerika-
nischen Nation hinsichtlich deren gesundheitsbewusster Lebensweise und der Hal-
tung zum aktiven Sporttreiben in allen Altersbereichen und Leistungsstufen entwi-
ckelte das USOC Richtlinien, die es 2014 im Angesicht zunehmender Tendenzen
körperlicher Inaktivität und wachsender gesundheitlicher Probleme, aufbauend auf
den Erfahrungen anderer Länder, als gemeinsam mit den nationalen Sportverbän-
den erarbeitetes sogenanntes American Development Model mit dem Untertitel „Re-
building Athletes in America“ vorlegte. Aus Sicht des USOC und der Sportverbände
führen diese bedenklichen Entwicklungen letztlich zu weniger Sportlern im System,
die nach olympischen und paralympischen Erfolgen streben, weniger Möglichkeiten
und Nachfragen für Sportprogramme und weniger Chancen, der amerikanischen Ju-
gend über den Sport wertvolle Lehren für das Leben zu vermitteln. Dies kann mittel-
fristig insbesondere für Sportarten mit geringer materieller und personeller Basis zum
existenziellen Problem werden.
Das ADM besteht im Wesentlichen aus vier Teilen (Statement, NGB Programming,
Ressources and Visual Model) und verfolgt das ultimative Ziel, positive Erfahrungen
für amerikanische Sportler auf allen Leistungsstufen zu entwickeln. Der Einsatz des
ADM unterstützt Klubs, Trainer und Eltern dabei, das Potenzial zukünftiger Spitzen-
sportler zu maximieren und Gesundheit und Wohlbefinden künftiger Generationen
zu verbessern. Es ist eine Art Manifest, in dem USOC und NGBs gemeinsam fünf
Schlüsselprinzipien aufstellen, die der amerikanischen Jugend dabei helfen sollen,

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Sport zur Realisierung eines aktiven und gesunden Lebensstils zu treiben und als
Athleten ihr Potenzial maximal auszuschöpfen:
1. Universeller Zugang, um Möglichkeiten für alle Sportler zu schaffen,
2. dem Entwicklungsstand entsprechende Aktivitäten zur Entwicklung grundlegen-
   der motorischer Fertigkeiten,
3. Multisport oder Teilnahme an vielseitigen Aktivitäten,
4. Spaß, Engagement und zunehmend anspruchsvolle Atmosphäre,
5. qualitatives Coaching auf allen Ebenen.

Mit dem ADM sollen sich über frühe positive Erfahrungen mehr Kinder über längere
Zeit im Sport engagieren. Dazu ist es nötig:
    sowohl die allgemeine Sportlerpopulation als auch den Pool an Spitzenathleten
     zu vergrößern,
    Grundlagenfähigkeiten auszubilden, die den Transfer zwischen verschiedenen
     Sportarten ermöglichen,
    angemessene Bahnen für die Ausschöpfung des individuellen sportlichen Poten-
     zials zu schaffen,
    eine Generation zu entwickeln, die gern Sport treibt und körperliche Aktivität liebt
     und die diese Leidenschaft an künftige Generationen weitergibt.

Es werden fünf Stufen zu einer besseren Sporterfahrung aufgestellt:
1.   Erkunden, Lernen und Spielen (0-12 Jahre).
2.   Entwicklung und Herausforderung (10-16 Jahre).
3.   Training und Wettkampf (13-19 Jahre).
4.   Teilnahme und Erfolg – oder Streben nach Höchstleistungen (15+).
5.   Erfolg haben und Erfahrungen weitergeben (Mentor) (lebenslang).

Auf Stufe vier, wenn der Sportler die Hochschule erreicht, sollte eine Entscheidung
zwischen einer forcierten leistungssportlichen Entwicklung oder Sporttreiben für Er-
folg und Spaß getroffen werden. Die erste Wahl ist auf Maximierung des sportlichen
Potenzials gerichtet und erfordert eine ganzjährige oder längerfristige Trainingspla-
nung und strikte Fokussierung auf den Sport in der Wettkampfsaison. Die Entfaltung
des Talents, ganzjährige Planung der Leistungsentwicklung sowie die Führung durch
erfahrene Elitetrainer und die Orientierung auf Spitzenleistungen sind für diesen Weg
kennzeichnend. Es werden Empfehlungen für NGBs, Sportklubs, Sportler und Eltern
gegeben. Die NGBs sollen in diesem Rahmen sportartspezifische Entwicklungsver-
läufe entwickeln und diese nachvollziehbar darstellen, die Beteiligung an den Sport-
arten erhöhen und die Zahl der Aussteiger und Abbrecher senken (wobei Entwick-
lung über dem Erfolg stehen sollte), vielfältige Möglichkeiten für ein allgemeines
Grundlagentraining schaffen, sportartspezifische Trainingspläne für jeden Alterbe-
reich entwickeln (unter Nutzung geeigneter Trainingsmittel), eine altersgemäße und
den physischen Fähigkeiten entsprechende konditionelle Entwicklung garantieren
und eine auf den anerkannten nationalen Standards basierende Trainerausbildung

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anbieten. Diese Überlegungen spiegeln sich natürlich auch in den Leistungsverein-
barungen zwischen USOC und NGBs wider.
Inhaltlich liegt beim ADM der Fokus auf der Umsetzung bekannter Prinzipien des
langfristigen sportlichen Leistungsaufbaus bzw. der langfristigen sportlichen Entwick-
lung unter Berücksichtigung der Besonderheiten der Sportkultur in den Vereinigten
Staaten von Amerika. Die Notwendigkeit, das Herangehen an Organisation, Planung
und Umsetzung sportlicher Aktivität in den USA grundsätzlich zu überdenken, steht
seit etwa 15 Jahren auf der Tagesordnung. Durch die Ergebnisse einer Project-Play-
Initiative des Aspen Instituts aus dem Jahre 2013 hat das Problem noch einmal an
Dringlichkeit gewonnen. Sportführer diskutierten hier die Schlüsselprobleme des
amerikanischen Sports:
    fallende Teilnehmerzahlen an sportlichem Training und Wettkämpfen,
    Fettleibigkeitskrise,
    Mangel an körperlicher Aktivität,
    geringere Lebenserwartung [8].

Finanzielle Grundlagen des Leistungssports und Trends zum Entertain-
ment

Das USOC, dessen finanzielle Grundlagen sich aus der Vermarktung der olympi-
schen Symbole, dem Verkauf von Fernsehrechten und Spenden generieren, muss
immer auch die wirtschaftlichen Interessen seiner Hauptgeldgeber bedienen, die oft-
mals eine direkte Beziehung zum Mediensektor haben [9]. Die Entwicklung der Über-
tragungstechnik und der Einschaltquoten nehmen Einfluss auf das Programm der
Olympischen Spiele. Kürzere Strecken, mehr Akrobatik (Skateboard, Surfen), mehr
Disziplinen, in denen man in direkter Konfrontation gegeneinander und nicht gegen
die Uhr läuft (Sportklettern) und die Wiederaufnahme „typisch amerikanischer Spiel-
sportarten“ wie Baseball und Softball verändern das Bild der Spiele und stellen neue
Herausforderungen dar [10]. Das USOC hat die zurückliegenden, von ihm aktiv un-
terstützten Programmerweiterungen als Chance erkannt und konsequent in seine
Strategie eingebaut. Insgesamt kann man in den USA im Leistungssportbereich ei-
nen starken Trend zum Entertainment beobachten. In dieses Bild fügt sich auch die
Veranstaltung „Road to Rio“ ein. Die Neuauflage der „Road to …“-Serie, die diesmal
schon im Jahr vor den Spielen begann, wurde von der Turnerin Nastia Lukin mode-
riert und machte Station in neun Städten der USA. Die traditionsgemäß von der Li-
berty-Mutual-Versicherung präsentierte Roadshow bot den Fans des Teams USA
landesweit die Chance, erfolgreiche Leistungssportler zu treffen und unter Nutzung
von Virtual-Reality-Technik persönliche Eindrücke von Sportarten, wie Stabhoch-
sprung, Beachvolleyball, Gerätturnen und Wasserspringen, zu gewinnen. Zum Be-
ginn des 100-Tage-Countdowns am 27. April 2016 gab es wieder eine spektakuläre
Show auf dem Times Square in New York. Präsidentengattin Michelle Obama nutzte

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ihren Auftritt innerhalb der sechsstündigen Veranstaltung, um für ihr „Let’s Move“-
Programm zu werben. Obama, die einen US-Trainingsanzug trug, sagte:
     „Einer der Gründe, warum ich heute hier ein Teil der 100-Tage-Feier sein wollte, ist, dass wir
     nicht nur darüber reden, Gold nach Hause zu bringen. Die Olympischen Spiele inspirieren auch
     die jungen Menschen hier zu Hause, wirklich aktiv zu werden und sich am Beispiel unserer olym-
     pischen und paralympischen Athleten mit ihrem Engagement, ihrer Entschlossenheit, ihrem Stre-
     ben nach Exzellenz zu orientieren …. Lasst Euch nicht von den falschen Vorstellungen anderer
     Leute davon abhalten, eure Ziele zu erreichen. Ihr müsst nicht in eine bestimmte Schublade pas-
     sen, ihr könnt kommen, wie ihr seid. Wir müssen nicht gleich aussehen, uns gleich kleiden und
     auch nicht dieselben kulturellen Werte haben, um erfolgreich zu sein“ [11].

Am 2. August gab Barack Obama die Namen der Mitglieder der Präsidentendelega-
tion zu den Spielen bekannt. Als Leiter der Delegation nahm Außenminister John
Kerry an der Eröffnungsveranstaltung teil. Zur Delegation gehörte auch der neunma-
lige Olympiasieger im Schwimmen, Mark Spitz [12].
Nach den Spielen gibt es unzählige Veranstaltungen und Fernsehauftritte, bei denen
Olympiateilnehmer des Teams USA in den verschiedensten Rollen auftreten. Ein
Höhepunkt wird die Verleihung der Best of Award am 28. September 2016 im Rah-
men einer riesigen, von DOW präsentierten, an die Oscarverleihung erinnernden
Show mit über 1.000 Mitgliedern der Olympischen Familie und Ehrengästen sein.
In zeitlicher Nähe zu diesem Event finden auch wieder die „Team USA Athlete Ce-
lebration“, ein Zusammentreffen mit Kongressabgeordneten und der offizielle Emp-
fang des Teams USA durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Barack
Obama, statt. Im Wahlkampf spielen die Erfolge des Team USA nur insofern eine
Rolle, als sie vom republikanischen Kandidaten Donald Trump vollständig ignoriert
werden, weil sie nicht zu seiner „Make America Great Again!“-Kampagne passen.
Die USOC-Website unter dem neuen, seit 2010 registrierten Markenzeichen „Team
USA“ hatte laut SimilarWeb im Juli 2016 etwa 2,9 Mio. Aufrufe. Etwa 84 % der Be-
sucher kamen dabei aus den USA [13]. Dabei gelingt es den Machern des Internet-
auftritts dank zahlreicher Aktionen und Hintergrundinformationen zunehmend, eine
patriotisch gefärbte emotionale Verbindung zwischen den amerikanischen „Verbrau-
chern“ und dem Team USA aufzubauen und ein ziemlich beständiges Interesse von
monatlich mindestens 1,5 Mio. Aufrufen zu generieren.
Um die olympische Fangemeinde effektiv anzusprechen, ist das USOC eine Partner-
schaft mit dem Internetdienstleister blue state digital eingegangen. Mithilfe der fort-
schrittlichen Softwaretools wurde ein völlig neues Niveau der Kommunikation mit den
Fans realisiert. Mit optimal angepassten, einfach zu bedienenden digitalen Formula-
ren und personalisierten E-Mail-Aktionen konnte die Zahl aktiver Unterstützer ver-
vierfacht werden, während die Zahl der auf den E-Mail-Listen stehenden Adressen
jährlich um das Fünffache wuchs [14].
Die finanzielle Situation des USOC verbessert sich jeweils in den Olympiajahren
nach einem relativen Rückgang im Jahr zwischen den Olympischen Spielen durch
den Zufluss von Mitteln aus Sponsorenverträgen und dem Verkauf der Fernseh-
rechte.

Olympiaanalyse Rio de Janeiro 2016                                                                     27
Auf der Website des Teams USA werden 11 weltweite (Coca Cola, ATOS, Bridges-
tone, DOW Chemical, General Electrics, McDonalds, Omega, Panasonic, Samsung,
Procter & Gamble und VISA) Sponsoren aufgeführt [15].
Hinzu kommen 28 nationale Sponsoren (24 Hour Fitness, Adecco, airweave, AT&T,
BMW-USA, BP, Budweiser, Chobani, Citi, Deloitte, DeVry University, Dick’s, Hart-
ford, Hershey, Highmark, Hilton, jetset sports, Kellogs, Liberty Mutual, milk life, NBC,
Nike, Oakley, Ralph Lauren, Smuckers, Ameritrade, United und USG [United States
Gypsum Company]).
31 Firmen erwarben die Erlaubnis, ihre Produkte als offiziell vom USOC lizenzierte
Waren zu vermarkten. Neben Fitnessprodukten, Schmuck und Fanartikeln gehören
dazu auch US-Olympiamünzen und Rio-2016-Olympiamünzen. 1984 bildete der Ver-
kauf von Olympiasilbermünzen die wesentliche Grundlage für den mit den Spielen
erwirtschafteten Überschuss, der noch heute den finanziellen Grundstock der U.S.
Olympic Foundation (USOF) bildet.
Das Nettovermögen der Organisation lag Ende 2015 bei etwa 172 Mio. USD
(152,84 Mio. €). Nach Angaben aus der Steuererklärung des USOC von 2015 um-
fasst das größte Programm des USOC, in dessen Rahmen Athleten direkt unterstützt
werden, einen Betrag von etwa 76 Mio. USD (67,53 Mio. €). Davon werden 63 Mio.
USD (55,98 Mio. €) über die Verbände vergeben.
Darüber hinaus bezahlte das USOC Beträge unterschiedlicher Höhe an einzelne
Sportklubs und olympische Trainingszentren, wie das St. Antonio Fencing Centre,
die Lakeshore Foundation in Birmingham (Alabama), das River Runner Team in
Texas, das GIG Harbour Canoe Kayak Team und im Rechnungsjahr 2015 2 Mio.
USD (1,78 Mio. €) an das LA 2024 Exploratory Committee [16].

28                                                                          REGNER: USA
Tab. 1. Jährliche finanzielle Zuwendungen des USOC an die nationalen Sportverbände (NGB) der Sommer-
        sportarten (in €)
                                                 2012           2013            2014           2015
 USA Archery                                   782.000        693.000         777.000        698.000
 USA Badminton Association                     223.000        170.000         154.000        122.000
 USA Basketball                                907.000        936.000         922.000        924.000
 USA Boxing Federation                         586.000        540.000         453.000        817.000
 USA Canoe & Kayak Team                        470.000        409.000         602.000        291.000
 USA Cycling                                 1.371.000      1.144.000       1.167.000      1.193.000
 USA Diving Inc.                             1.353.000        923.000         919.000        960.000
 US Equestrian Federation                    1.085.000        888.000         946.000        896.000
 USA Fencing Association                       797.000        834.000         847.000        720.000
 USA Field Hockey Association                  754.000        526.000         541.000        849.000
 USA Golf Federation                                 0         25.000          25.000         25.000
 USA Gymnastics                              2.409.000      1.664.000       1.679.000      1.745.000
 USA Judo Inc.                                 607.000        733.000         747.000        682.000
 USA Pentathlon Inc.                           285.000        408.000         349.000        523.000
 US Rowing Association                       1.548.000      1.236.000       1.187.000      1.673.000
 USA Rugby                                     514.000        578.000         569.000        831.000
 US Sailing Association                      1.268.000      1.206.000       1.661.000        932.000
 USA Shooting                                2.144.000      1.778.000       1.884.000      2.250.000
 US Soccer Federation                          688.000        698.000         665.000        687.000
 USA Swimming                                3.700.000      2.488.000       2.422.000      2.881.000
 US Synchro                                    330.000        343.000         331.000        198.000
 USA Table Tennis                              206.000        215.000         345.000        179.000
 USA Taekwondo                                 626.000        510.000         492.000        392.000
 USA Team Handball                             177.000        265.000         267.000         95.000
 US Tennis Association                          76.000         89.000          89.000        191.000
 USA Track & Field                           4.169.000      2.752.000       2.618.000      2.844.000
 USA Triathlon                                 724.000      1.017.000         933.000        983.000
 USA Volleyball Association                  1.575.000      1.504.000       1.608.000      1.719.000
 USA Water Polo                              1.183.000        887.000         870.000      1.220.000
 USA Weightlifting                             220.000        193.000         249.000        249.000
 USA Wrestling                               1.312.000      1.342.000       1.344.000      1.388.000

Tab. 2. Zahl der beim USOC in den Jahren 2010-2015 angestellten (A) und freien Mitarbeiter (F) sowie Lohn-
        kosten (L) (in €)
          2010             2011             2012             2013             2014            2015
 A        593.000          600.000          595.000          613.000          608.000         602.000
 F         84.000           80.000          292.000          125.000          216.000         120.000
 L     33.503.000       35.726.000       39.045.000       39.496.000       41.788.000      43.597.000

Bei jährlichen Einnahmen von durchschnittlich 204 Mio. € zahlt das USOC seinen ca.
700 Mitarbeitern 43,6 Millionen € an Lohn. Scott Blackmun steht dabei mit einem
Gehalt von 890.000 € (eine Mio. USD) an der Spitze. 14 weitere Führungspositionen
sind mit jeweils über 178.000 € dotiert, während 121 Mitarbeiter mehr als 89.000 €
pro Jahr verdienen.
Einzelne Spitzenathleten, z. B. in der Leichtathletik, können jährlich leistungsbasierte
Stipendien von über 100.000 € aus unterschiedlichen Quellen erzielen. Viele bekom-
men jedoch bedeutend weniger. So lag das durchschnittliche Einkommen von

Olympiaanalyse Rio de Janeiro 2016                                                                     29
150 US Leichtathleten, die zu den Top Ten ihrer jeweiligen Disziplin gehörten, im
Jahr 2015 bei 15.100 € [17].
2015 unterstützte das USOC über 1.600 Spitzenathleten, und es will diese Zahl bis
2020 auf ca. 2.700 Sportler erhöhen, was in etwa der Zahl aller Mitglieder US-ame-
rikanischer Nationalmannschaften entspräche. Tab. 3 zeigt die Ausgaben des USOC
für die direkte Sportlerunterstützung in den Jahren 2012-2016. Die Ausgaben für Prä-
mien, die das USOC im Rahmen der „Operation Gold“ für Medaillen und Top-Acht-
Platzierungen bei internationalen Hauptwettkämpfen zahlt, sind in Olympiajahren
deutlich höher, weil dort jede einzelne Medaillenleistung berücksichtigt wird, während
in den „Zwischenjahren“ nur die jeweilig höchste Prämie zur Auszahlung kommt. Die
Höhe der Prämien beträgt für eine Goldmedaille 22.215 € (25.000 USD), für Silber
13.329 € (15.000 USD) und für Bronze 8.900 € (10.000 USD). Diese Beträge sind
seit 2006 unverändert. Mit dem Gewinn einer Medaille oder auch durch Teilhabe an
einem solchen Erfolg, z. B. als Läufer in einer Staffel im Vorkampf, erwirbt der Sport-
ler einen Anspruch auf die Prämierung. Die Prämien zählen für die Sportler als regu-
läre Einnahmen, die je nach persönlicher Situation zu versteuern sind. Hierzu gibt es
eine laufende Debatte zwischen USOC und Lobbyisten im Kongress, die darauf ab-
zielt, diese Besteuerung der Olympiaprämien abzuschaffen.
Tab. 3. Sportlerbezogene Ausgaben des USOC in den Jahren 2012-2015 und Anzahl der unterstützten Sport-
        ler (in €)
                                     2012               2013            2014              2015
 Athlete Performance Pool        10.151.934          11.325.320      10.852.276         11.924.015
 Trainingsbeihilfen                   1.662               1.675           1.783              1.629
 Sportlerversicherung und me-     4.550.637           5.475.577       7.052.480          7.147.507
 dizinische Unterstützung             1.148               1.622           1.688              1.736
 „Operation Gold“-Prämien für     5.360.702           1.623.028       1.981.993          1.879.656
 Topplatzierungen                       483                 541             497                619
 Ausbildungsbeihilfen für           448.939           1.019.222       1.270.229          1.283.035
 Collegeabschlüsse                      171                 186              64                189
 Gesamt                          20.512.212          19.443.147      21.156.918         22.234.213

Tab. 4. Geschäftsbilanz des USOC 2012-2015 (in €)
                                    2012                 2013           2014              2015
 Einnahmen                      300.689.585         149.500.506     240.164.007       125.791.581
 Ausgaben                       219.533.743         173.916.758     197.614.960       177.106.426
 Gewinn/Verlust                  81.155.842         - 24.416.252     42.549.047       -51.314.845
 Nettovermögen                  201.113.502         177.254.663     219.820.078       152.996.951

Für Miete, Verpflegung und Bereitstellung von Trainingskapazität in den olympischen
Trainingszentren für die von den Verbänden ausgewählten Sportler gibt das USOC
jährlich etwa 27 Mio. € aus. Demgegenüber stehen Einnahmen aus den Trainings-
zentren in Höhe von 5 Mio. €. Für paralympische Sportprogramme, einschließlich
Basisprogrammen für behinderte Kinder und Kriegsversehrte, investierte das USOC
14,2 Mio. €.

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Darüber hinaus wurden andere, nicht näher beschriebene Programme mit
36,43 Mio. € bezuschusst, womit sich die Ausgaben für Programmservices im Jahr
2015 auf ca. 146 Mio. € summierten.
Laut dem Rechnungsprüfungsbericht über die Jahre 2013-2015 lagen die Gesamt-
einnahmen des USOC aus Beiträgen, Spenden, TV-Rechten, Markenrechten, Li-
zenzvergaben und Kapitalanlagen bei 547 Mio. €. Die Gesamtausgaben lagen bei
555 Mio. €. Die Bilanz wird durch vermehrte Zuflüsse aus dem Rechteverkauf und
aus dem Vertrag mit NBC/Comcast im Olympiajahr 2016 ausgeglichen [18]. Der Ver-
trag mit NBC enthält allerdings einige Klauseln, die für die Zahlung des Betrags erfüllt
sein müssen. Wenn, aus welchen Gründen auch immer, Olympische Spiele nicht
stattfinden sollten oder die USA nicht mit einer offiziellen Mannschaft an den Spielen
teilnehmen, würden keine Zahlungen erfolgen. Ein Olympiaboykott wäre für das
USOC ein unkalkulierbares Risiko.
Die Ausgaben des USOC in diesem Zeitraum für Programmleistungen für die
Mitglieder von insgesamt 443 Mio. € setzten sich wie folgt zusammen: Mitgliedersup-
port – 198 Mio. €, U.S. Paralympics 52 Mio. €, Olympische Trainingszentren
78 Mio. €, Nationale Events 2,22 Mio. €, internationale Wettkämpfe 28 Mio. €, Sport-
wissenschaft 3,11 Mio. €, Dopingkontrollen 12 Mio. €, PR 8,89 Mio. €, Sportmedizin
14,2 Mio. €, Bildungs- und Archivleistungen 11,56 Mio. €, internationale Beziehun-
gen 10,67 Mio €, Trainerprogramme 1,77 Mio. €, Broadcasting-Kosten 6,22 Mio. €
[18].
2014 wurden Verträge mit IOC und NBC über den Verkauf und die Bezahlung der
U.S.-Fernsehrechte für die Sommer- und Winterspiele von 2022-2032 abgeschlos-
sen. Demzufolge wird NBC über die gesamte Laufzeit des Vertrags 6,8 Mrd. € zah-
len, von denen 12,75 % direkt an das USOC gehen [19]. Das USOC erhält also über
eine Laufzeit von 11 Jahren aus dieser Vereinbarung im Durchschnitt jährlich 79,1
Mio. €. Die Vereinbarung mit dem IOC sieht außerdem vor, dass das USOC sich bis
2020 mit insgesamt 40 Mio. € und danach 2020-2040 aller vier Jahre mit 17,8 Mio. €
an den Aufwendungen des IOC für die Ausrichtung der Spiele beteiligt [18]. Die Ein-
nahmen aus den Fernsehverträgen und die Zuwendungen durch Sponsoren des IOC
und nationale Sponsoren des USOC decken im Prinzip die Betriebskosten des
USOC und einige wichtige Programme ab. Für weitere Vorhaben, die das USOC
verfolgt, wären also auch zusätzliche Einnahmen zu generieren. Dazu gibt es von-
seiten des USOC verschiedene Ansätze und Überlegungen.
Um einen beständigeren Mittelzufluss abzusichern, beschloss die Führung des
USOC im März 2013 die Neuformierung der U.S. Olympic and Paralympic Founda-
tion (USOPF) und der U.S. Olympic Endowment (USOE). Die Foundation verwaltet
einen Fonds, dessen Gewinne in olympische Projekte investiert werden, während in
die USOE Zuwendungen einfließen, die zweckbestimmt sein können und die zu
100 % an das USOC, Sportverbände, Sportler, Mannschaften oder auch Sportler ei-
nes bestimmten Bundesstaats ausgezahlt werden können. Die Stiftung soll jährlich

Olympiaanalyse Rio de Janeiro 2016                                                   31
mehr als 31 Mio. € einbringen [20]. Damit folgt Blackmun einer Empfehlung der Un-
ternehmensberatung Bentz Whaley Flessner, die er mit der Suche nach Möglichkei-
ten zur Verbesserung der philanthropischen Unterstützung des USOC beauftragt
hatte. Seit ihrer Gründung rangiert die USOPF an der Spitze der strategischen Prio-
ritätenliste des USOC. Bisher hatte das USOC mit einer 20 Mitarbeiter umfassenden
Fundraisinggruppe agiert, die 2012 ca. 15 Mio. € einnahm. Nun wurde eine Gruppe
von 52 Treuhändern rekrutiert, die sich verpflichten, pro Jahr jeweils über 267.000 €
zu spenden. Der Verwaltungsrat wird aus 60 Personen bestehen, die mehr als
445.000 € beisteuern. Dem Vorstand gehören Spender mit Beiträgen über 666.500 €
an. Dabei orientiert sich das USOC an der US Ski- und Snowboard Foundation, die
75 Vorstandsmitglieder hat.
An der Spitze der USOPF steht mit Gordon Crawford ein ehemaliger Fondsmanager,
der selbst über eine umfangreiche Sammlung olympischer Memorablia verfügt und
das Olympiaarchiv des USOC in Colorado Springs leitet. Nach seiner Aussage wer-
den die gesamten Einnahmen der Stiftung jährlich an das USOC transferiert, was
dem einzigen Zweck der Stiftung entspricht. Die Stifter nehmen keinen Einfluss auf
die Verwendung des Geldes, sie gehen jedoch davon aus, als Gäste des USOC zu
künftigen Spielen eingeladen zu werden. Die finanziellen Ressourcen will das USOC
vorrangig für die Förderung von Spitzenleistungen und Innovationen für das Team
USA „auf und neben dem Spielfeld“ einsetzen. Aus wirtschaftlicher Sicht ist dies eine
Strategie der Premiumkundenbindung. Für generöse Zuwendungen liefert das
USOC Rollenbeispiele vorbildlichen patriotischen amerikanischen Verhaltens. Die
Sportler werden zum wichtigsten Investitionsgut des USOC.
Die Mitglieder des Teams USA verpflichten sich bei ihrer Nominierung für einen
Olympiastart vertraglich zur Einhaltung bestimmter Standards. Die Nichteinhaltung
dieser Vereinbarungen wird konsequent verfolgt, wie die Sanktionen des Schwimm-
verbands und des USOC gegen Ryan Lochte und drei weitere Sportler belegen. Im
Einzelnen wurden folgende disziplinarische Maßnahmen und Sanktionen veranlasst.
1. Eine zehnmonatige Wettkampfsperre für nationale und internationale Wett-
   kämpfe, womit eine Teilnahme an der WM 2017 nicht mehr möglich sein wird;
2. Entzug der monatlichen Zuwendungen von USOC und Schwimmverband für die
   Zeit der Sperre;
3. Suspendierung des direkten Zugangs zu Trainingszentren und Einrichtungen des
   USOC;
4. Wegfall der Prämiengelder für die olympische Goldmedaille durch USOC und
   USA Swimming;
5. Ableistung von 20 Stunden gemeinnütziger Arbeit;
6. Nichtteilnahme am Empfang des Olympiateams im Weißen Haus;
7. Nichtteilnahme am jährlichen „Golden Goggles“ Event von USA Swimming [21].

An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass viele olympische Sportarten
in den USA zu den „Low-Interest-Sportarten“ zählen und es für diese zuweilen

32                                                                        REGNER: USA
schwierig ist, zwischen den Olympischen Spielen aus dem Schatten der „Major Ga-
mes“ hervorzutreten. Baseball, Football und Eishockey spielen, insbesondere was
die finanzielle Ausstattung anbelangt, in einer anderen Liga. Es ist bekannt, dass
z. B. im Baseball einzelne Spieler Zehnjahresverträge abschließen, deren Volumen
in etwa dem Jahresbudget des USOC in einem Olympiajahr entspricht. Es gibt aber
auch Sportler in den olympischen Sportarten, die den Status von Superstars errei-
chen und die jährliche Einnahmen generieren, die wesentlich über den Einnahmen
einzelner Sportverbände liegen. An der Spitze stehen hier die Basketballer der NBA,
wie Kevin Durant mit einem Gehalt von 16 Mio. € und jährlichen Werbeeinnahmen
von 12,5 Mio. € [22].
Die Einnahmen anderer Olympiastarter durch Leistungsprämien für Medaillenge-
winne fallen da eher bescheiden aus (z. B. je 244.000 € für Kyle Snyder und Helen
Maroulis aus dem „Living The Dream Medal Fund“ des Ringerverbands und den Me-
daillenprämien des USOC, 125.000 € für Michael Phelps für seine sechs Medaillen,
102.000 € für die Schwimmerin Katie Ledecky, 98.000 € für die Turnerin Simone Bi-
les, 79.200 € für die Leichtathletin Alison Felix, 71.000 € für die Schwimmerin Simone
Manuel, 62.000 € für Nathan Adrian/Schwimmen und 49.000 € für Aly Raisman/Tur-
nen [23], wobei die Prämien der Schwimmer wegen des für Rio ausgelobten Gold-
Bonus von 67.000 € noch höher ausfallen [24]).
Eine Möglichkeit für Leichtathleten, Einnahmen über Preisgelder zu generieren, ist
die Diamond League. Trotzdem sich 2016 nach dem Wechsel einer Veranstaltung
von New York nach Rabat mit Eugene nur noch ein Austragungsort auf dem ameri-
kanischen Kontinent befand und die Mehrzahl der Athleten (743) aus europäischen
Ländern kam, wurde der größte Teil der Preisgelder (> 1,42 Mio. €) an amerikanische
Sportler ausgezahlt [25].
Obwohl USOC und Spitzenverbände zahlreiche Hilfen und Programme anbieten, um
die Sportler in Trainings- und Alltagsfragen zu unterstützen, stehen ab einem be-
stimmten Leistungsniveau Fragestellungen auf der Tagesordnung, die über normale
leistungssportliche Betreuungsleistungen hinausgehen. Spitzenathleten, wie Michael
Phelps, Simone Biles, Aly Raisman und Phelps Trainer, Bob Bowman, stehen des-
halb bei Management- und Marketingfirmen wie „Octagon“ unter Vertrag, die gleich-
zeitig deren Rechte exklusiv gegenüber Dritten vertreten [26].

Zur Olympiabewerbung 2024 – Los Angeles

Die Leitung des USOC hat schon bei mehreren Gelegenheiten und in verschiedenen
Zusammenhängen darauf hingewiesen, dass es für den amerikanischen olympi-
schen Sport von ganz großer Bedeutung wäre, die Olympischen Sommerspiele zu-
rück in die USA zu holen. Die Spiele auf diese Art in den Mittelpunkt des medialen
Interesses zu rücken, würde dem olympischen Gedanken und dem olympischen Bu-
siness einen enormen Auftrieb verleihen. Nach dem überraschenden Rückzug von
Boston gab der Stadtrat von Los Angeles zwei Wochen vor Meldeschluss beim IOC

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mit 15:0 Stimmen dem Bürgermeister Eric Garcetti die Vollmacht, die Kandidatur vo-
ranzutreiben. Garcetti versicherte, dass keine Steuergelder benötigt würden und
stattdessen ein Reingewinn von 143 Mio. € erwirtschaftet werden kann. Das Natio-
nale Olympische Komitee der USA bestätigte umgehend, dass Los Angeles als US-
Bewerber für das Großereignis in neun Jahren ins Rennen geschickt wird.
      „L.A. hat die nachgewiesene Erfahrung, die Spiele auszurichten, und weiß, wie man Weltklasse-
      veranstaltungen für Athleten und außergewöhnliche Erlebnisse für die Fans abliefert“ [49],

sagte USOC-Chef Scott Blackmun [27]. Nach der Zustimmung der Stadt gibt es noch
vier weitere große Aufgaben auf dem Weg von der Kandidaten- zur Olympiastadt:
    Entwicklung eines klareren Finanzierungsplans (die vom USOC übermittelten
     Pläne weisen Ausgaben in Höhe von 4,1 Mrd. USD (3,643 Mrd. €) und Einnah-
     men in Höhe von 4,83 Mrd. USD (4,29 Mrd. €) aus).
    Bau des olympischen Dorfs für etwa 1 Milliarde USD (888,6 Mio. €) – wobei das
     im Plan genannte und derzeit im Besitz von Philip Anschutz befindliche Gelände
     möglicherweise nicht zur Verfügung steht.
    Rekonstruktion des Olympiastadions und
    Überwindung des europäischen Einflusses auf das IOC.

Ungeachtet dessen werden mit Sicht auf die Olympischen Spiele 2024 bereits Pro-
jekte in Angriff genommen, die als zusätzliche Argumente für eine erfolgreiche Be-
werbung gelten können. So wurde am 31.08.2016 im Rahmen des Landside Access
Modernisation Programms die Modernisierung des Los Angeles International Airport
(LAX) auf den Weg gebracht. Der Chef der LA 2024 Gruppe Casey Wassermann
kommentierte das 4,9-Mrd.-€-Projekt:
      „Der LAX-Modernisierungsplan ist ein weiteres Beispiel dafür, wie LA 2024 eine risikoarme, nach-
      haltige und innovative Vision für die Spiele bietet, die sich in die in der Stadt laufenden Verände-
      rungen und Investitionen in die Zukunft einfügt“ [28].

In die Reihe der Aktivitäten fügen sich auch die ersten Spiele der LA Rams in der
National Football League (NFL) nach ihrer Rückkehr nach Los Angeles ein. Das Auf-
taktspiel fand vor über 91.000 Zuschauern im Los Angeles Memorial Coliseum, das
eine Schlüsselrolle in der Olympiabewerbung spielt, statt. Die LA-2024-Gruppe sah
darin einen Beweis für die Fähigkeit der Stadt zur reibungslosen und sicheren Durch-
führung von Großveranstaltungen. Los Angeles beherbergt 10 Profisportteams und
hat 2 x Olympische Spiele, ein Fußballweltmeisterschaftsfinale sowie sieben NFL-
Superbowls ausgerichtet. 2021 wird der NFL-Superbowl in einem mit privaten Mitteln
errichteten neuen Stadion ausgetragen, welches dann ggf. auch als Austragungs-
stätte für die Olympischen Spiele dienen wird. Die Stadt hat mehr Sporthallen, Sta-
dien und Arenen als jede andere amerikanische Metropolregion [29].

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Das Team USA in Rio – Fakten und Zahlen

Seit 1920 werden in den USA jedes Mal vor den Olympischen Sommerspielen US
Olympic Trials abgehalten. Die Sieger und Zweitplatzierten dieser Events werden für
den Olympiastart nominiert und müssen dann noch durch das USOC bestätigt wer-
den. Am 23.07.2016 gab das USOC die Namen von 555 Athleten des US-Olympia-
teams für die Olympischen Sommerspiele in Rio bekannt. (Am 31.07 wurde die Zahl
der Sportler auf 554 korrigiert.) Das Team umfasste 292 Frauen und 262 Männer.
Dies war die bisher größte Anzahl von Sportlerinnen die jemals in der olympischen
Geschichte für ein Land an den Start ging.
Die Sportler der USA starteten in 244 von 306 Medaillenwettbewerben und waren in
27 olympischen Sportarten vertreten. USOC-Geschäftsführer Scott Blackmun sagte:
     „Heute applaudieren wir einer vielfältigen und großartigen Gruppe der besten Athleten unserer
     Nation, die das Team USA in Rio vertreten wird. Sport und besonders die olympische Bewegung
     hatten immer die einzigartige Fähigkeit, unsere Nation zu begeistern und die Welt zu vereinen.
     Das wird bei diesen Olympischen Spielen nicht anders sein. 555 Amerikaner werden ihr Bestes
     geben und unsere Nation stolz machen. Ich bin besonders begeistert von der historischen Leis-
     tung unserer Frauendelegation, die ein echter Beweis für die Stärke und die zunehmende Zahl
     von Frauensportmöglichkeiten in den Vereinigten Staaten ist“ [30].

Das USOC veröffentlichte den US-Olympiateamkader 2016 während der von der Li-
berty Mutual Versicherung präsentierten Road-to-Rio-Tour in Venice Beach. Die vier-
fache Olympiasiegerin im Schwimmen und stellvertretende Vorsitzende der LA-
2024-Bewerbergruppe, Janet Evans, moderierte die Liveankündigung, die auf
@TeamUSA über Periscope gestreamt wurde [31].
189 Sportler des US-Olympiateams nahmen zum wiederholten Mal an Olympischen
Spielen teil, darunter drei sechsmalige Olympiastarter (Phillip Dutton/Reiten, Emil
Milev und Kim Rhode/Schießen), sieben fünfmalige Olympiastarter (Tony Aze-
vedo/Wasserball, Glenn Eller/Schießen, Bernard Lagat/Leichtathletik, Steven Lopez/
Taekwondo, Michael Phelps/Schwimmen, Kerri Walsh Jennings/Beachvolleyball und
Venus Williams/Tennis), 17 viermalige Olympiateilnehmer, 50 dreimalige und 112
zweimalige Olympiastarter. Unter den „Rückkehrern“ waren 106 Medaillengewinner,
davon 66 Olympiasieger und 43 Sportler, die schon mehrere Medaillen gewonnen
haben. Von den 66 Olympiasiegern versuchten 51, ihre Titel von London zu verteidi-
gen, darunter 19 in Einzeldisziplinen im Radsport (1), Schwimmen (5), Schießen (2),
Ringen (1), Judo (1), Boxen (1), Wasserspringen (1), Gerätturnen (2), Tennis (1) und
in der Leichtathletik (4).
Ein Vergleich mit den entsprechenden Zahlen von 2012 (sieben sechsmalige,
21 fünfmalige, 57 viermalige, 206 dreimalige und 228 zweimalige Olympiateilneh-
mer) zeigt, dass die Erneuerungsrate gegenüber dem vergangenen Olympiazyklus
zugenommen hat. 365 USA Athleten nahmen erstmalig an Olympischen Spielen teil,
wobei einige von ihnen auch bereits zum Teil mehrmals an den Olympic Trials teil-
genommen hatten, ohne sich für die Spiele zu qualifizieren.

Olympiaanalyse Rio de Janeiro 2016                                                                    35
Neun Athleten hatten zuvor an den Youth Olympic Games teilgenommen (Shakur
Stevenson (Sieger im Boxen, 2014), Nicole Ahsinger (Trampolin, 2014), Michael
Hixon (Wasserspringen, 2010), Katharine Holmes (Fechten, 2010), Alex Massialas
(Fechten, 2010), Nathan Schrimsher (Moderner Fünfkampf, 2010), Richelle Ste-
phens (Rugby, 2014), Laura Zeng (RSG, 2014) und Lily Zhang (Tischtennis, 2014).
75 % der Sportler der Olympiamannschaft hatten ihre Wurzeln im Collegesport, da-
von 44 Schwimmer und 126 Leichtathleten. Im Basketball (24), Wasserspringen (10),
Fechten (14), Hockey (16), Volleyball (24), Rudern (41), Triathlon (6) und Wasserball
(21) gingen ausschließlich aktuelle und ehemalige Collegesportler an den Start.
16 Athleten hatten einen militärischen Hintergrund. Von diesen kamen fünf Schützen
aus dem U.S. Army Marksmanship Unit und sieben Sportler waren Teilnehmer des
U.S. Army World Class Athlete Program (WCAP) (Leichtathletik, Schießen, Moder-
ner Fünfkampf). In den USA wird nur ein geringer Anteil von Nichtprofis im Leistungs-
sport über das Militär gefördert. Durch das WCAP werden solche Sportler, die bereits
Soldaten der US Army sind, in den Perioden vor den Olympischen Spielen gefördert.
Diese ausgewählten Athleten können sich jeweils drei Jahre vor den Olympischen
Spielen auf das Training und die Vorbereitung ihrer Wettkämpfe konzentrieren, ohne
dabei ihren sonstigen Arbeitsverpflichtungen beim Militär nachkommen zu müssen.
Die Sportler repräsentierten 46 Bundesstaaten, wobei Kalifornien mit 124 Sportlern
traditionell das größte Kontingent stellte. Den ältesten und jüngsten Olympioniken
des Teams – Reiter Phillip Dutton, 52 und Tischtennisspieler Kanak Jha, 16 – trenn-
ten 36 Jahre. Das Durchschnittsalter des Teams lag bei 27 Jahren.
Die meistdekorierten Starter waren Michael Phelps und die Leichtathletin Allyson Fe-
lix. Phelps war der Fahnenträger des Teams USA bei der Eröffnungsfeier. Beim ab-
schließenden Einmarsch der Sportler wurde das Team von der Turnerin Simone Bi-
les angeführt.
Familienbande und Traditionen spielen im Team USA eine große Rolle. 35 Sportler
hatten familiäre Verbindungen zu Olympiastartern vergangener Jahre [32].

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Tab. 5. Anzahl und durchschnittliches Alter amerikanischer Sportlerinnen und Sportler in den Sportarten
Sportart                                 Männer           Frauen            Gesamt             Alter
Badminton                                   3                4                 7               26,0
Basketball                                 12               12                24               29,0
Bogenschießen                               3                1                 4               24,5
Boxen                                       6                2                 8               21,0
Fechten                                     6                8                14               26,0
Fußball                                     0               18                18               28,0
Gewichtheben                                1                3                 4               28,0
Golf                                        4                3                 7               30,0
Hockey                                      0               16                16               27,0
Judo                                        3                3                 6               27,0
Kanusport                                   3                2                 5               29,0
Leichtathletik                             64               65               129               27,0
Moderner Fünfkampf                          1                2                 3               24,0
Radsport                                    8               13                21               28,0
Reiten                                      6                6                12               38,0
Ringen                                     10                4                14               26,0
Rudern                                     21               20                41               28,0
Rugby                                      12               12                24               27,0
Schießen                                   13                7                20               30,0
Schwimmen                                  25               22                47               24,0
Segeln                                      8                7                15               28,0
Synchronschwimmen                           -                2                 2               23,0
Taekwondo                                   2                2                 4               28,0
Tennis                                      5                6                11               28,0
Tischtennis                                 3                3                 6               22,0
Triathlon                                   3                3                 6               29,0
Turnen                                      6               12                18               22,0
Volleyball                                 16               16                32               30,0
Wasserball                                 13               13                26               25,0
Wasserspringen                              5                5                10               24,0
Total                                     262               292              554               26,9

Als Chef de Mission des Teams USA fungierte, wie bereits in Sotschi, der USOC-
Leistungssportchef Alan Ashley, der zur Teampräsentation ausführte:
      „Weder für die „Rückkehrer“ noch für die Olympianeulinge ist die Verwirklichung des olympischen
      Traums eine leichte Reise. Sich die Berufung in die US-Olympia-Mannschaft zu erarbeiten, erfor-
      dert Jahre intensiver Fokussierung, unermüdlichen Einsatz und unsägliche Opfer. Ich möchte all
      jenen danken, die geholfen haben, unsere Athleten bei der Verfolgung ihrer Olympiaträume zu
      unterstützen. Während der Spiele werden wir auch weiterhin das gleiche Maß an Unterstützung
      aufrechterhalten, um unseren Athleten im Streben nach herausragenden Leistungen auf der
      Weltbühne zu helfen“ [32].

Olympiaanalyse Rio de Janeiro 2016                                                                        37
Ergebnisse des Teams USA

Für das Team USA endeten die Spiele von Rio mit einer Rekordbilanz. Alan Ashley,
Leistungssportchef des USOC seit 2010 [33], ehemaliger Vizepräsident des US Ski-
und Snowboardverbands (USSA) mit eigenen Wettkampf- und Trainererfahrungen
im Biathlon, hatte mehrfach öffentlich erklärt, dass das USOC keine speziellen Me-
daillenziele verkündet. Trotzdem gibt es intern durchaus konkrete Vorstellungen, die
sich einerseits aus den Leistungsvereinbarungen mit den Verbänden und anderer-
seits aus der Analyse der zurückliegenden Wettkampfhöhepunkte ableiten.
Zum siebenten Mal in der Geschichte der Olympischen Spiele und zum ersten Mal
seit 1948 gewannen die USA jeweils mehr Gold-, Silber- und Bronzemedaillen als
Sportler anderer Nationen. Das Team USA erzielte mit insgesamt 121 Medaillen
(46 Gold, 37 Silber, 38 Bronze) beinahe doppelt so viele Medaillen wie Großbritan-
nien. Mit 51 Medaillen Vorsprung gegenüber China wurde ein wichtiges nationales
Ziel, die Demonstration der Überlegenheit über die asiatische Großmacht, erreicht.
Dies war nach 1924 mit 61 Medaillen der zweithöchste Vorsprung in der Medaillen-
wertung bei Nicht-Boykott-Spielen. Mit 2.526 Medaillen führen die Amerikaner auch
den Allzeitmedaillenspiegel der Olympischen Spiele an. Mit insgesamt 1.023 Gold-
medaillen werden alle anderen Nationen deutlich distanziert [34; 35]. Der Blick auf
diesen Allzeitmedaillenspiegel war den Amerikanern diesmal besonders wichtig, weil
sie erwartungsgemäß zur Halbzeit der Spiele die 1.000. Goldmedaille verbuchen
konnten. Diesen historischen Erfolg erzielte die 400-m-Lagenstaffel der Frauen, ein
Ereignis, das gleichzeitig den erstmaligen Gewinn einer Olympischen Goldmedaille
im Schwimmen durch eine afroamerikanische Sportlerin darstellte. USOC-CEO Scott
Blackmun kommentierte die Leistungen wie folgt:
     „Die Rio-Spiele waren etwas ganz Besonderes und aus Sicht der Resultate sind wir unglaublich
     glücklich, dass wir dort sind, wo wir sind und wir feiern den Erfolg unserer Athleten. Diese Spiele
     wurden geprägt von den inspirierenden Leistungen unserer Athleten, den Bildern von ihnen auf
     dem Siegerpodest und dem Erfolg des Organisationskomitees“ [35].

Die erfolgreiche Teilnahme festigte die Position des Teams USA, welches seit 1996
zum sechsten Mal in Folge an der Spitze des Medaillenspiegels stand. Insgesamt
trugen 213 amerikanische Athleten zur Medaillenausbeute bei. 32 Sportler gewan-
nen mehrere Medaillen und 13 mehrere Goldmedaillen. In 22 der 30 Sportarten, in
denen US-Athleten an den Start gingen, konnten sie Medaillenleistungen realisieren.
19 US-Athleten kamen als Olympiasieger von London in individuellen Sportarten zu
den Spielen, sieben Sportlern gelang es, ihren Titel erfolgreich zu verteidigen (Kristin
Armstrong im Straßenradsport, Ashton Eaton im leichtathletischen Zehnkampf,
Kayla Harrison im Judo, Katie Ledecky im 800-m-Freistilschwimmen, Michael Phelps
über 200-m-Lagen, Claressa Shields im Boxen und Christian Taylor im Dreisprung)
[36].
     „Ich denke, es gibt nichts Besseres, als amerikanischen Athleten Goldmedaillen umzuhängen
     und der Star-Spangled-Banner-Hymne zu lauschen“, sagte USOC-Chef Larry Probst. „Alles in
     allem waren das tolle Spiele, die Sportstätten waren spektakulär, die freiwilligen Helfer waren
     sehr freundlich und haben eine fantastische Arbeit geleistet“ [56].

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