DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung Geschäftsbericht 2018

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DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung Geschäftsbericht 2018
DIE ERSTE österreichische
Spar-Casse Privatstiftung
Geschäftsbericht 2018
DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung Geschäftsbericht 2018
Zeit, Haltung
einzunehmen

Franz Portisch, Boris Marte, Mario Catasta

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      018 war ein spannendes Jahr für die ERSTE Stiftung. Dieser Geschäftsbericht    Die Kooperation mit dem IWM bezeugt auch, dass die strategische Neuorientierung
      blickt in gewohnter Weise auf die Stiftungsaktivitäten der vergangenen Mo-     der Stiftungsarbeit geschafft ist. War bereits im Vorjahr die Entscheidung getroffen
      nate zurück. Wir dürfen Sie einladen, einen Blick ins Innere einer Organi-     worden, wichtige Bereiche der Stiftungsarbeit auszugliedern, so ist dieser Prozess
sation zu werfen, die durch ihren gemeinnützigen Stiftungsauftrag in vielfältiger    2018 erfolgreich zum Abschluss gekommen. Im Bereich Soziale Innovation ist bei-
Interaktion mit der Gesellschaft steht. Doch in diesem Jahr möchten wir an dieser    spielsweise der Verein BeeTwo neu aufgesetzt worden. Er wird bedarfsorientiert,
Stelle zuerst auf eine grundsätzliche Frage eingehen, die inzwischen weltweit von    d. h. in enger Abstimmung mit dem dritten Sektor, digitale Lösungen für soziale
unterschiedlicher Seite gestellt wird und auf die immer mehr Menschen eine ein-      Probleme entwickeln. Aus einem langjährigen Projekt der ERSTE Stiftung h     ­ eraus
deutige Antwort erwarten: Wer gehört eigentlich in unseren Gesellschaften dazu       wurde die NGO co/rizom gegründet. Startvorhaben ist die Entwicklung eines stan-
und wer nicht? Wer darf das bestimmen und wer nicht? Und vor allem: auf Grund-       dardisierten Prozesses, der benachteiligten Communitys hilft, mit traditionellem
lage welcher Werte?                                                                  Handwerk und zeitgenössischem Design ein erfolgreiches Social Business und
                                                                                     unternehmerische Beziehungen mit großen Retail-Firmen zu etablieren.
Diese Frage ist in unserer Arbeit auf eine unerwartete Weise wichtig geworden.
Bisher bestand die Arbeit der ERSTE Stiftung vor allem in dem Versuch, gemeinsam     Während die Projektarbeit an Partnerorganisationen ausgelagert wurde, sind
mit einer starken Zivilgesellschaft in Zentral- und Osteuropa die soziale Teilhabe   innerhalb der ERSTE Stiftung die Wirkungsziele definiert worden, die wir in der
von benachteiligten Gruppen zu stärken, demokratische Strukturen zu verfestigen,     jeweiligen Zusammenarbeit anstreben. Im Bereich Social Banking, einer Koopera-
wo sie noch nicht stark genug sind, und KünstlerInnen das Arbeiten an neuen Ideen    tion mit der Erste Group, ist der Hebel besonders groß, diese Ziele zu erreichen.
zu ermöglichen. Seit Kurzem geht es – nicht nur in Osteuropa – auf einmal wieder     Wir freuen uns über eine Vereinbarung der Erste Group mit dem Europäischen In-
darum, Grundrechte, pluralistische Konzepte des Zusammenlebens sowie die Frei-       vestitionsfonds über EUR 50 Mio. zur Finanzierung von sozialen Organisationen in
heit der Rede, der Wissenschaften und des künstlerischen Ausdruckes zu verteidi-     Österreich und CEE. Auch die Umgestaltung der Website der ERSTE Stiftung in das
gen. Reale und geschürte Ängste führen zum Bedürfnis der Ab- und Ausgrenzung.        erstestiftung.org Magazin, ein zweisprachiges Onlinemagazin für Statements und
Werte, auf die wir uns bei unserer Arbeit berufen, werden in Zweifel gezogen. Wir    Ideen aus der Zivilgesellschaft, entwickelte sich zum großen Erfolg.
glauben daher: Es hat eine Zeit begonnen, in der wir alle eine Haltung einnehmen
müssen. Auch die ERSTE Stiftung.                                                     Höhepunkt des Themenschwerpunkts Kultur war zum Jahresende in Ljubljana die
                                                                                     Verleihung des Igor Zabel Award for Culture and Theory an die polnische Direktorin
Timothy Snyder hat in der Auftaktveranstaltung des Vienna Humanities Festival        des Museums für Moderne Kunst in Warschau, Joanna Mytkowska.
2018 im Rahmen der Wiener Vorlesungen erläutert, warum sowohl Unausweich-
lichkeit wie auch Ewigkeit die falschen Konzepte für politisches Handeln sind. Wir   Das Jahr 2018 endete mit einem Wechsel an der Spitze des Vorstandes. Mit unse-
brauchen vielmehr pragmatische Lösungen für drängende Fragen unserer Zeit. Mit       rem bisherigen Vorstandsvorsitzenden Bernhard Spalt wird ab 2020 ein Kenner
dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) bearbeiten wir daher          der zentral- und osteuropäischen Zivilgesellschaft eine der größten Retail-Banken
politische Probleme und Risiken, denen Europa und seine liberale demokratische       der Region führen. Wir wünschen ihm dafür bereits heute alles Gute und bedan-
Ordnung gegenüberstehen. Europe’s Futures bringt unter der Leitung von Ivan Vej-     ken uns für die wichtige Arbeit, die er für die ERSTE Stiftung in den vergangenen
voda StipendiatInnen aus renommierten europäischen Denkfabriken zusammen.            Jahren geleistet hat.
Ihre Ergebnisse und ihre praktische Umsetzbarkeit sollen in einem europaweiten
Partnernetzwerk diskutiert werden.                                                   2019 feiern Erste Group und ERSTE Stiftung ein großes Jubiläum. 1819 wurde die
                                                                                     Erste österreichische Spar-Casse gegründet. Wir sind gut darauf vorbereitet, dieses
                                                                                     Ereignis würdig zu feiern und aktiv in die Zukunft zu gehen.

                                                                                      Mario Catasta                     Boris Marte                 Franz Portisch
                                                                                     Vorsitzender des                stv. Vorsitzender             Vorstandsmitglied
                                                                                       ­Vorstandes                    des Vorstandes

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DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung Geschäftsbericht 2018
Weichenstellungen
für die Zukunft

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     018 war für die ERSTE Stiftung ein Jahr der Veränderungen und Weichenstel-       Stiftungszweck der Ausrichtung auf das Gemeinwohl inhaltlich und strukturell
     lungen für die Zukunft. Die organisatorische Konsolidierung und Fokussie-        aktualisiert und strategisch weiterentwickelt.
     rung der Stiftung wurde abgeschlossen und die Anpassung der inhaltlichen
Ausrichtung an die geänderten Erfordernisse der Zukunft ist auf gutem Wege.           Die Versammlung des Vereins DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstif-
                                                                                      tung hat im November 2018 den Aufsichtsrat in seiner derzeitigen Zusammenset-
In beiden Leitungsgremien der ERSTE Stiftung gab es einen Wechsel an der Spitze.      zung für eine weitere fünfjährige Funktionsperiode ab April 2019 verlängert und
Ende September vollendete Georg Winckler, mein Vorgänger als Vorsitzender des         Andreas Treichl mit Wirkung ab 1. 1. 2020 als weiteres Mitglied und designierten
Aufsichtsrates der ERSTE Stiftung, das 75. Lebensjahr und schied damit satzungs-      Vorsitzenden gewählt.
gemäß aus dem Aufsichtsrat aus. Ich danke Georg Winckler sehr herzlich für sei-
nen langjährigen und erfolgreichen Einsatz für die ERSTE Stiftung. Seit 2011 hat er   Dank des hervorragenden Jahresergebnisses der Erste Group im Geschäftsjahr
den Vorstand bei der Weiterentwicklung der ERSTE Stiftung umsichtig und ver-          2017 konnte sich die ERSTE Stiftung 2018 über eine Dividendenausschüttung von
antwortungsvoll durch eine Zeit begleitet, in der sowohl eine finanzielle Konsoli-    EUR 1,20 pro Aktie freuen. Neben einer weiteren Reduzierung der Verbindlichkei-
dierung und die Stärkung der Rolle als Hauptaktionär der Erste Group als auch eine    ten der Stiftung wurden die im Vergleich zum Vorjahr gestiegenen Erträge genutzt,
Neuaufstellung des Teams und der programmatischen Ausrichtung zu bewältigen           um die inhaltliche Neuausrichtung voranzutreiben und im bescheidenen Umfang
waren. Auf das Erreichte kann Georg Winckler zu Recht stolz sein. Der Stiftung        Aktien an der Erste Group zuzukaufen.
bleibt er durch seine Tätigkeit als Präsident des Vereins DIE ERSTE österreichische
Spar-Casse Privatstiftung weiterhin eng verbunden.                                    Zu den wichtigen Projekten, die 2018 angestoßen wurden, gehört insbesondere
                                                                                      eine Initiative, die die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Europa
Im Herbst 2018 hat die Erste Group bekannt gegeben, dass mit Jahresende 2019          bewahren und stärken soll, also die Arbeit an Themen, die im erweiterten Heimat-
Andreas Treichl als CEO der Bank ausscheiden wird. Sein designierter Nachfolger       markt der Erste Group und der ERSTE Stiftung von zunehmender Aktualität sind.
Bernhard Spalt hat daraufhin sein Mandat als Vorstandsvorsitzender der ERSTE
Stiftung mit Jahresende 2018 zurückgelegt. Im November hat der Aufsichtsrat der       Im Namen des gesamten Aufsichtsrates bedanke ich mich bei allen Mitarbeite­
ERSTE Stiftung Mario Catasta zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt, der die-       rInnen für die geleistete Arbeit im vergangenen Jahr, wünsche Mario Catasta, dem
se Aufgabe am 1. Jänner 2019 übernommen hat. Neben Mario Catasta als neuem            Vorstand und dem gesamten Team für die nächsten Jahre alles Gute und freue
Vorsitzenden bilden Boris Marte als stellvertretender Vorsitzender und Franz Por-     mich auf die weitere Zusammenarbeit!
tisch unverändert das Führungsteam der Stiftung. Ich danke Bernhard Spalt ganz
herzlich im Namen des gesamten Aufsichtsrates für seine in den letzten Jahren
im Vorstand geleistete Arbeit. Unter seiner Leitung wurde die ERSTE Stiftung in       Manfred Wimmer
einem herausfordernden ökonomischen Umfeld wirtschaftlich gestärkt und ihr            Vorsitzender des Aufsichtsrates

Mitglieder des Aufsichtsrates

Manfred Wimmer (Vorsitzender)
Johanna Rachinger (stv. Vorsitzende)
Bettina Breiteneder
Ilse Fetik
Maximilian Hardegg
Barbara Pichler
Peter Pichler
Markus Trauttmansdorff

                                                                                                                                                                     3
DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung Geschäftsbericht 2018
ERSTE Stiftung:
Hauptaktionärin der Erste Group

                                                         ERSTE Stiftung*
                                 Identifizierte                                     Sparkassen und
                                                         11,28 %
                            Handelspositionen                                       Sparkassenstiftungen*
                                       2,29 %                                       5,71 %
                                BlackRock                                                  Andere Syndizierte*
                                   4,03 %                                                  3,08 %
                             Private
                                                                                                      CaixaBank*
                          Investoren
                                                                                                      9,92 %
                          Österreich
                               5,0 %                                                                     MitarbeiterInnen
                                                                                                         0,78 %

                                                                                                                Stand 31. 12. 2018
                                                                                                                * Die ERSTE Stiftung kontrolliert insgesamt 29,8 %
                                    57,91 %                                                                      der Aktien hinsichtlich der Stimmrechte bei
                        Institutionelle und                                                                     Aufsichtsratswahlen der Erste Group Bank AG und ist
                                                                                                                mit 11,15 % wirtschaftlich an der Erste Group Bank AG
                        private Investoren                                                                      beteiligt.
                              international

Die ERSTE Stiftung ist eine Sparkassen-Privatstiftung gemäß österreichischem Sparkassengesetz.
Entsprechend ihrer Stiftungserklärung hat sie gleichzeitig zwei Funktionen zu erfüllen: dem
Gemeinwohl zu dienen und eine dauerhafte Beteiligung an der Erste Group Bank AG zu halten.

    Erneute Erhöhung der Dividendenerträge                                               überwiegenden Anzahl der österreichischen Sparkassen, zahlreichen Sparkassen-
    Um dem Gemeinwohl zu dienen, soll die ERSTE Stiftung Teile ihrer Dividende aus       stiftungen und Anteilsverwaltungssparkassen (zusammen die „Sparkassengrup-
    der Beteiligung an der Erste Group Bank AG („Erste Group“) in gemeinnützige Pro-     pe“), der CaixaBank S. A. und dem Mehrheitsaktionär der Vienna Insurance Group,
    jekte investieren. Die Höhe der Dividende wird jährlich vom Vorstand der Erste       Wiener Städtische Wechselseitiger Versicherungsverein – Vermögensverwaltung.
    Group vorgeschlagen und von der Hauptversammlung der AktionärInnen be-               Durch diese Vereinbarungen ist die ERSTE Stiftung berechtigt, das Stimmverhal-
    schlossen. Im Jahr 2017 erzielte die Erste Group einen Jahresüberschuss von EUR      ten der Vertragspartner bei Aufsichtsratswahlen zu bestimmen. Die Vereinbarung
    1,32 Mrd., was ihr im abgelaufenen Jahr 2018 ermöglichte, die Dividende gegenüber    zwischen CaixaBank S. A. und ERSTE Stiftung sieht zudem das Recht der CaixaBank
    dem Vorjahr auf EUR 1,20/Aktie um 20 % anzuheben. Dadurch waren erneut Zu-           S. A. vor (die mit 9,9 % an der Erste Group Bank AG beteiligt ist), zwei Mitglieder des
    wendungen an die Begünstigten aus den operativen Erträgen der ERSTE Stiftung         Aufsichtsrates der Erste Group Bank AG zu nominieren. Die Sparkassengruppe, die
    möglich. Zu den Begünstigten, die Zuwendungen der Stiftung erhalten dürfen, ge-      gemeinsam einen syndizierten Anteil von rund 5,7 % hält, hat das Recht, ein Mitglied
    hören ausschließlich gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Organisationen,        des Aufsichtsrates der Erste Group Bank AG zu nominieren. Die Erste Group hat
    nicht aber Einzelpersonen oder kommerzielle Unternehmen. Die von der ERSTE           dank dieser Vereinbarungen eine stabile Gruppe von Aktionären, die knapp unter
    Stiftung initiierten und mitentwickelten Projekte werden daher immer mit Part-       30 % der Anteile hält. Somit kann sich eine der größten Retail-Banken Zentral- und
    nern durchgeführt oder haben Begünstigte, die diesem Kreis zugehörig sind.           Osteuropas auf eine solide Eigentümerstruktur stützen. Die ERSTE Stiftung hat in
                                                                                         der Vergangenheit die Erste Group bei ihren regionalen und überregionalen Inves-
    Rolle der ERSTE Stiftung als Kernaktionärin auf Dauer gestärkt                       titionen unterstützt und dafür wiederholt an Kapitalerhöhungen der Erste Group
    Gemäß Stiftungserklärung soll die ERSTE Stiftung dauerhaft und qualifiziert an der   teilgenommen. Dafür wurden Verbindlichkeiten aufgenommen. Diese konnte die
    Erste Group beteiligt sein. In dieser Rolle wurde die ERSTE Stiftung durch Unter-    ERSTE Stiftung im letzten Jahr weiter reduzieren. Aktuell beträgt der Schuldenstand
    zeichnung mehrerer Syndikatsverträge mit anderen Aktionären gestärkt. Diese          der ERSTE Stiftung rund EUR 255 Mio. Die wirtschaftliche Beteiligung der ERSTE
    Gruppe von Aktionären unter der Führung der ERSTE Stiftung besteht aus der           Stiftung an der Erste Group Bank AG liegt nunmehr bei 11,15 %.

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DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung Geschäftsbericht 2018
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100

             Erste Group-Aktie

             Austrian Traded Index (ATX)

             DJ Euro Stoxx Banks
50

      01. 01. 2018                                                                                                     31. 12. 2018

                                 Kurseinbruch im letzten Quartal
                                 Im ersten Quartal 2018 konnte die Erste Group-Aktie noch an die starke Entwick-
                                 lung des Vorjahres, das die Aktie mit einem Plus von fast 30 % beendet hatte, an-
                                 schließen und ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Die Erste Group-Aktie erreichte mit
                                 EUR 42,38 am 12. März ihren Jahreshöchststand. Ungeachtet des verbesserten ope-
                                 rativen Ergebnisses und der positiven Entwicklung der Kreditqualität verzeichnete
                                 die Erste Group-Aktie, einhergehend mit dem signifikanten Kursrückgang euro-
                                 päischer Bankaktien, letztlich ebenfalls deutliche Kursverluste. Zum Ende des drit-
                                 ten Quartals lag der Aktienkurs der Erste Group-Aktie aufgrund der guten Funda-
                                 mentaldaten noch auf dem Niveau zum Jahresende 2017, während der Dow Jones
                                 Euro Stoxx Banks Index zum selben Zeitpunkt bereits ein Minus von 18,3 % aufwies.

                                 Der im letzten Quartal einsetzende Abverkauf an den internationalen Aktienmärk-
                                 ten und die im Dezember von der rumänischen Regierung angekündigte Einfüh-
                                 rung einer Bankenabgabe sorgten letztlich für einen signifikanten Kursverlust. Die
                                 Aktie der Erste Group verzeichnete am 27. Dezember mit EUR 28,10 ihren tiefsten
                                 Stand im Beobachtungszeitraum. Mit einem Schlusskurs zum Jahresultimo 2018
                                 von EUR 29,05 wies die Aktie seit Jahresbeginn einen Rückgang von 19,5 % aus, wo-
                                 bei alleine 18,8 Prozentpunkte aus der Entwicklung im vierten Quartal resultieren.
                                 Im Vergleich dazu verlor der europäische Bankenindex 33,5 %.

                                                                                                                                      5
DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung Geschäftsbericht 2018
Erfolgreiches Social Business:
                             Die Produkte des rumänischen Labels
                            Mesteshukar ButiQ werden von inter-
                            nationalen Designern entworfen und in
                                  Handarbeit für IKEA produziert.
                                   © Inter IKEA Systems B.V. 2016

Der CEE Impact Day 2018 fand in
Wien am Erste Campus statt. Teil des
Programms war die Preisverleihung
des Social Impact Award Austria.
Foto: Lea Fabienne
DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung Geschäftsbericht 2018
Soziale
Innovation
Impulse setzen durch sozialunternehmerische
Ansätze und digitale Lösungen
Weiterführende Informationen und Weblinks auf unserer Website
www.erstestiftung.org/de/soziale-innovation/

Soziale Ungleichheit, fortschreitende Entsolidarisierung und                              Im Jahr 2018 wurde die Basis zur Einführung eines dritten Programms gelegt: Die
                                                                                          Masterclass bietet Raum zur tiefgehenden Bearbeitung einzelner Themenstellun-
Digitalisierung sind aktuelle Herausforderungen für unsere
                                                                                          gen und ergänzt damit das bisherige Angebot. Der erste Kurs zum Thema Digi-
Gesellschaft. Traditionelle politische und ökonomische Strategien                         talisierung wird im Mai 2019 durchgeführt. Alle drei Programme legen Wert auf
und Modelle greifen vielfach nicht mehr. Daher richtet die ERSTE                          die Expertise der Vortragenden, eine hohe Qualität der Inhalte und ihre Anwend-
                                                                                          barkeit in der Praxis. Sie ermöglichen den Aufbau internationaler Netzwerke mit
Stiftung einen Fokus auf soziale Innovation. Wir unterstützen                             Gleichgesinnten und ExpertInnen und geben Einblicke in aktuelle Entwicklungen
die Entfaltung kreativer und unternehmerischer Potenziale                                 und Trends.
zur Schaffung neuer wirkungsvoller Impulse und innovativer
                                                                                          Auf Basis der Erfahrungen der NGO Academy wurde 2017 eine Studie über die
Lösungen für relevante gesellschaftliche Probleme.                                        Chancen und Herausforderungen der Zivilgesellschaft in Zentral- und Südosteuro­
                                                                                          pa herausgegeben. Sie dient FördergeberInnen, NGOs und internationalen Organi-
                                                                                          sationen als fundierte Informationsquelle und Basis für ihre Entscheidungen. Ein
                                                                                          2018 gestartetes Folgeprojekt ermöglicht ein regelmäßiges Monitoring der Zivilge-

W
             ir tragen zu einer starken Zivilgesellschaft bei, die das Wissen, die Res-   sellschaft in dieser Region. Eine Umfrage unter zivilgesellschaftlichen Organisa-
             sourcen und die Freiheit hat, unsere gesellschaftlichen Herausforderun-      tionen in 15 Ländern soll regelmäßig Einblicke in die Entwicklung der politischen,
             gen unter sich ändernden Rahmenbedingungen mit neuen Lösungsan-              finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen geben und ihre Auswirkungen
sätzen zu bewältigen. Dafür ist es nicht nur notwendig, zusätzliche Kompetenzen           auf die Organisationen aufzeigen.
aufzubauen, sondern auch eingefahrene Denkweisen zu hinterfragen und bestehen-
de Strukturen in Organisationen zu adaptieren. Die ERSTE Stiftung versteht sich als       Partner: Wirtschaftsuniversität Wien, Porticus Stiftung,
enger Partner in diesem Transformationsprozess. Wir schaffen ein breites Bewusst-         „la caixa“ Bank Stiftung
                                                                                                                                                   Soziale Innovation erfordert Austausch
sein für soziales Unternehmertum und stärken die Innovationsfähigkeit von zivil-
                                                                                                                                                und Feedback von vielen unterschiedlichen
gesellschaftlichen AkteurInnen. Wir unterstützen digitale Innovationen zur Lösung                                                                 Stakeholdern. Ein Format dazu bietet die
sozialer Problemstellungen in ihrer Inkubation. Wir entwickeln neue Methoden                                                                             NGO Academy. Foto: Igor Ripak
zur Stärkung und Ermächtigung von benachteiligten Gesell-
schaftsgruppen durch sozialunternehmerische Ansätze und
skalieren diese zielgruppenübergreifend. Wir helfen zivilge-
sellschaftlichen Organisationen durch die Stärkung ihrer Or-
ganisationsstrukturen und Managementkompetenzen in ihrer
Professionalisierung. Und wir ermöglichen über den zielgrup-
pengerechten Zugang zu Finanzinstrumenten und Finanzbil-
dung die Teilhabe an einem ökonomisch selbstbestimmten
Leben als Schlüssel zu finanzieller Inklusion.

NGO Academy

Die NGO Academy unterstützt seit 2013 den zivilgesellschaftli-
chen Sektor in Zentral- und Südosteuropa mit hochwertigen
Weiterbildungsangeboten, um Organisationsstrukturen und
Managementkompetenz von Führungskräften und Mitarbei-
terInnen von NGOs zu stärken. Diese werden in Kooperation
mit dem Kompetenzzentrum für Non-Profit-Organisationen
und Social Entrepreneurship der Wirtschaftsuniversität Wien
umgesetzt: Das Social Innovation and Management Programme
richtet sich besonders an Führungskräfte von NGOs und wird
auf Englisch angeboten, das Regional Programme hat inhaltlich
einen zusätzlichen Schwerpunkt auf lokalen Themenstellun-
gen und umfasst Angebote in bis zu sieben Sprachen.

                                                                                                                                                                                        7
DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung Geschäftsbericht 2018
Die Entwicklung digitaler Lösungen
                                                                                                          mit sozialer Wirkung erfordert das
                                                                                                          Zusammenspiel von heterogenen
                                                                                                          Disziplinen wie hier beim Datathon
                                                                                                          von Teradata, BeeTwo und der WU
                                                                                                          Wien. Foto: Teradata

                                                                                    BeeTwo

                                                                                    Digitalisierung bietet enorme Chancen und Potenziale zur Lösung von sozialen Pro-
                                                                                    blemstellungen. BeeTwo widmet sich diesem Thema und möchte gemeinsam mit
                                                                                    Non-Profit-Organisationen (NPOs) in Österreich diese Potenziale ausschöpfen und
                                                                                    digitale Produkte mit sozialer Wirkung entwickeln. Dafür wurde 2018 das Digital So-
                                                                                    cial Innovation Lab konzipiert. Es bietet einen strukturierten Innovationsprozess zur
                                                                                    Entwicklung innovativer digitaler Produkte mit sozialem Mehrwert direkt bei be-
                                                                                                                      nachteiligten Gruppen und zum Kompetenzaufbau
      co/rizom arbeitet daran, dass Organisationen                                                                    in den Bereichen Innovationsmanagement, Digita-
         von erfolgreichen Social Businesses lernen                                                                   lisierung und agile Arbeitsweisen an. Der Prozess
         können, um z. B. künftig mit großen Einzel-
                    händlern zusammenzuarbeiten.
                                                                                                                      baut auf langjähriger Erfahrung in der Entwicklung
                   © Inter IKEA Systems B.V. 2016                                                                     digitaler Produkte mit dem Dritten Sektor auf und
                                                                                                                      kombiniert diese mit dem Transfer bestehender
                                                                                                                      Methoden aus dem For-Profit-Bereich in den So-
co/rizom                                                                                                              zialsektor.

co/rizom stärkt benachteiligte Gesell-                                                                              Ausgehend von sozialen Themenfeldern und
schaftsgruppen, ermächtigt sie zur Eigen-                                                                           Problemstellungen schaffen teilnehmende NPOs
ständigkeit und trägt so zur Bewahrung                                                                              Prototypen als Lösungsoptionen, von denen im
von kulturellem Erbe und zu regionaler                                                                              weiteren Prozess ein Prototyp zu einem einfachen
Entwicklung bei. In der direkten und in-                                                                            digitalen Produkt (MVP) entwickelt wird. Gemein­
dividuellen Arbeit mit Communitys wird                                                                              sam werden im Anschluss Möglichkeiten zur Wei­
bestehendes traditionelles Handwerk                                                                                 terentwicklung analysiert und definiert, um den
mit professionellem Design kombiniert.                                                                              Fortbestand der entstandenen digitalen Lösung
Zusätzlich werden Kompetenzen in Ma-                                                                                zu sichern. BeeTwo führt den Prozess, unterstützt
nagement und Organisationsentwick-                                                                                  die TeilnehmerInnen aus den NPOs und stellt den
lung aufgebaut. Das ermöglicht die Ent-                                                                             Kompetenzaufbau sicher. Auf diese Weise möchte
wicklung von Sozialunternehmen, die von der Community selbst geführt werden.        es die Entwicklung von digitalen sozialen Innovationen vorantreiben und für NPOs
Diese übernehmen die Vermarktung der hergestellten Produkte auf dem regiona-        eine Brücke zu den Themen Innovation, Digitalisierung und agiles Arbeiten schlagen.
len, nationalen und internationalen Markt.
                                                                                    Partner: BeeTwo
co/rizom arbeitet dabei eng mit den Communitys zusammen. Aus der täglichen Pra-
xis soll eine Methodik entwickelt und uneingeschränkt verbreitet werden, die auf-
zeigt, wie ein solches Vorhaben am besten gelingen kann. Dieses Projekt baut auf    Social Banking und finanzielle Bildung
langjährigen Erfahrungen mit dem Projekt ERSTE Foundation Roma Partnership auf,
wo ähnliche Ansätze in Roma-Communitys erfolgreich angewandt wurden. Das            Verständnis und Eigenständigkeit in finanziellen Fragen ist eine wichtige Vorausset-
bekannteste Beispiel und Vorbild ist Mesteshukar ButiQ. Das Sozialunternehmen       zung für soziale Integration in unserer Gesellschaft. Wer keinen Zugang zu Finanz-
hat ein stationäres Geschäft in Bukarest und ist regelmäßig auf der Romanian De-    instrumenten und Finanzwissen hat, ist oft vom wirtschaftlichen und sozialen Leben
sign Week und der Vienna Design Week vertreten und listet seit 2018 vier Produkte   ausgeschlossen. Mit unseren Aktivitäten in der Finanzbildung und der Zusammen-
im Sortiment von IKEA Rumänien.                                                     arbeit mit den Social Banking-Abteilungen der Erste Group in sieben europäischen
                                                                                    Ländern möchten wir Einzelpersonen, SozialunternehmerInnen und Führungskräf-
2018 konzentrierte sich die Projektarbeit auf ausgewählte Communitys in Albanien,   te im Non-Profit-Bereich in die Lage versetzen, ihre finanziellen Angelegenheiten zu
Georgien und Rumänien. In einem nächsten Schritt werden voraussichtlich Bosnien     verstehen, selbstständig zu regeln und zu planen. Sie müssen mit finanziellen Schief-
und Herzegowina, Mazedonien, Moldawien und Serbien in das Projekt aufgenom-         lagen umgehen und sich wieder von ihnen erholen können. Der einfache Zugang zu
men.                                                                                einer an ihre Bedürfnisse angepassten Auswahl von Finanz­instrumenten ist dafür
                                                                                    eine Grundvoraussetzung. Gemeinsam mit finanzieller Bildung trägt er zur Reduk-
Partner: co/rizom, Nadja Zerunian, SIMPACT                                          tion des Armutsrisikos sowie zu wirtschaftlichem Wachstum, sozialer Inklusion und
                                                                                    Stabilität bei.

                                                                                    Ein Beispiel: 2018 wurde rund 14 Roma-Familien aus Rankovce in der Slowakei die
                                                                                    Teilnahme am Projekt Roma Housing ermöglicht. Als Hilfe zur Selbsthilfe bekommen
                                                                                    Familien die Möglichkeit, ein eigenes Haus zu bauen. Dank begleitender intensiver
                                                                                    Finanzbildungsmaßnahmen sparen die Familien einen Eigenanteil an und erhalten
                                                                                    den verbleibenden erforderlichen Betrag als Mikrokredit. Seit Beginn des Projek-
                                                                                    tes ist die Arbeitslosigkeit im Dorf stark gesunken. Die Social Banking-Abteilung der
                                                                                    slowakischen Erste Group-Tochter Slovenská sporiteľňa ist Mitinitiatorin von Roma
                                                                                    Housing; die ERSTE Stiftung gehört zu den Organisationen, die die Kredite besichern.

8
DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung Geschäftsbericht 2018
Der Erste Financial Life Park (FLiP) ist
ein innovativer Lernort am Erste Campus
   in Wien, der Kindern und Jugendlichen
  finanzielle Bildung vermittelt. Aufgrund
    des großen Erfolges wurde mit Mitteln
  der Sparkassengruppe ein FLiP-Bus an-
geschafft, der in ganz Österreich den Um-
gang mit Geld spielerisch erlebbar macht.
                 Foto: Tobias Raschbacher

                                                     Kuchen und Eierlikör für Social Impact!
                                                     Die Vollpension ist ein Wiener Projekt
                                                       zur Integration von SeniorInnen und
                                                              ein sehr beliebtes Kaffeehaus.
                                                                         Foto: Lea Fabienne

                                                                                               NGO Academy
                                                                                               Größtes und umfassendstes Management-Capacity-Building-
                                                                                               Programm für zivilgesellschaftliche Organisationen in
                                                                                               Zentral- und Osteuropa
                                                                                               40 Veranstaltungen pro Jahr
                                                                                               120 Vortragende und ExpertInnen
                                                                                               420 teilnehmende Organisationen
                                                                                               1.350 teilnehmende Personen
                                                                                               6.000 Teilnehmertage

                                                                                               Auswirkungen auf die TeilnehmerInnen am
                                                                                               Social Innovation and Management Programme
                                                                                               nach einem Jahr
                                                                                               80 % „Wir haben neue Projekte wegen des Programms initialisiert.“
2018 vereinbarten die Erste Group und der Europäische Investitionsfonds (EIF) eine
                                                                                               55–75 % der Kursprojekte werden umgesetzt.
Kooperation, mit der die Social Banking-Abteilungen der Gruppe ein Garantiepro-
gramm über EUR 50 Mio. zur Finanzierung von sozialen Organisationen in Kroatien,               90–100 % der TeilnehmerInnen sind noch miteinander in Kontakt.
Österreich, Rumänien, Serbien, der Slowakei, Tschechien und Ungarn umsetzen kön-
                                                                                               5 % haben im Anschluss an das Programm im professionellen
nen. Für SozialunternehmerInnen und NPOs bedeutet dies einen Zugang zu Krediten
                                                                                               Kontext zusammengearbeitet (z. B. neues Projekt).
mit besseren Konditionen. Bis 2022 sollen davon mindestens 500 Organisationen in
den sieben Ländern profitieren. Besonders innovative, sozial ausgerichtete Organ-              65 % haben anderen TeilnehmerInnen im beruflichen Kontext
isationen in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen und Sozialdienstleistungen                geholfen.
sowie Organisationen, die benachteiligte, margina­lisierte und gefährdete Gruppen              85 % wollen zukünftig zusammenarbeiten oder andere
der Gesellschaft beschäftigen, können sich so finanzieren. Dieses Garantieprogramm             TeilnehmerInnen unterstützen.
zwischen Europäischem Investitionsfonds (EIF) und Erste Group ist Teil des EU-Pro-
                                                                                               100 % würden das Programm „sehr weiterempfehlen“ und haben es
gramms für Beschäftigung und soziale Innovation (EaSI).
                                                                                               für sich und ihre Organisation als sinnvoll empfunden.

Social Impact Award
                                                                                               Social Impact Award 2018
Dieser Preis unterstützt junge InnovatorInnen beim Aufbau sozialer Unternehmen,                255 Workshops und Veranstaltungen mit über 8.000
die sich den herausforderndsten Fragen unserer Zeit stellen. Veranstaltungen und               Teilnehmenden in 88 Städten und 20 Ländern
Workshops dieses Inkubators schärfen das Bewusstsein für soziales Unterneh-
                                                                                               180 höchst talentierte Teams nahmen am Inkubationsprogramm teil
mertum und vermitteln die notwendigen Fähigkeiten, um von vagen Absichten
zu vielversprechenden Vorhaben zu gelangen. Der Social Impact Award ermöglicht                 830 Projektanträge
den Zugang zu Netzwerken und fördert die besten Teams. Junge Menschen be-                      86 Sozialprojekte wurden mit dem Social Impact Award und einem
kommen durch ihre Teilnahme eine Vorstellung von sozialem Unternehmertum                       Preisgeld von insgesamt über EUR 125.000 ausgezeichnet
als potenziellem Karrierepfad. Gleichzeitig erhalten sie den nötigen Input, um ein
Sozialunternehmen zu gründen, Feedback von ExpertInnen und Gleichgesinnten
sowie Know-how, Inkubation und Anschubfinanzierung.

Das Projekt wird derzeit in Albanien, Ägypten, Bosnien und Herzegowina, Georgi-
en, Kasachstan, Kenia, Kosovo, Litauen, Nordmazedonien, Montenegro, Österreich,
Rumänien, Russland, der Schweiz, Serbien, der Slowakei, Südafrika, Tschechien,
Uganda und der Ukraine umgesetzt.

Partner: Social Impact Award

                                                                                                                                                                   9
DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung Geschäftsbericht 2018
Zum Andenken an den ermordeten
                                                                                   slowakischen Investigativjournalisten
                                                                                   Jan Kuciak, 27, und seine Verlobte Martina,
                                                                                   27, wurden am Platz des Slowakischen
                                                                                   Nationalaufstandes in Bratislava Kerzen
                                                                                   aufgestellt (27. Februar 2018),
                                                                                   Foto: Jakub Kotian/TASR via AP

Das Bild zeigt das ausgebrannte
Fahrzeug des kosovo-serbischen
Politikers Oliver Ivanović nach einem
Anschlag im Juli 2017. Am 16. Jänner
2018 gegen 8:10 Uhr war Ivanović
auf dem Weg zur Parteizentrale in
der Stadt Mitrovica im Norden des
Kosovo, als sechs Schüsse aus einem
fahrenden Auto abgegeben wurden.
Er wurde in den Rücken getroffen
und war innerhalb einer Stunde tot.
Anđela Milivojević recherchierte im
Rahmen des Balkan Fellowship
for Journalistic Excellence
die Hintergründe der Gewalt in
Nordkosovo. Ihr Artikel war einer der
drei besten des Jahrgangs 2018.
Foto: KoSSev

                                    An den Hängen des Shebenik-Jabllanice-
                                    Nationalparks in Albanien sind Äste von
                                         gefällten Bäumen gestapelt. Illegaler
                                      Holzeinschlag in gigantischem Ausmaß
                                 zerstört im größten Nationalpark Albaniens
                                       uralte Wälder, die zum Weltnaturerbe
                                   der UNESCO gehören. Die Recherche von
                                       Arlis Alikaj enthüllte 2018 im Rahmen
                                     des Balkan Fellowship for Journalistic
                                   Excellence diesen Raubbau an der Natur.
                                                              Foto: Arlis Alikaj
Kritischer
Journalismus
und freie Medien
Projekte für eine informierte, aufgeklärte Öffentlichkeit
                                                                                                                               Rumänische Männer zeigen christliche Ikonen.
                                                                                                                               Sie nehmen am „Marsch der Normalität“ teil,
Weiterführende Informationen und Weblinks auf
                                                                                                                               den eine ultranationalistische rechtsextreme
unserer Website www.erstestiftung.org/de/journalismus-und-medien/
                                                                                                                               Bewegung in Rumänien und Moldawien
                                                                                                                               organisiert. Claudia Ciobanu hat mit ihrer
                                                                                                                               Reportage über den Kampf global agierender
                                                                                                                               ultrakonservativer Bewegungen am Balkan
                                                                                                                               den besten Artikel des Balkan Fellowship for
                                                                                                                               Journalistic Excellence 2018 geschrieben.
                                                                                                                               Foto: Mihai Stoica

Eine demokratisch organisierte Gesellschaft
funktioniert nur, wenn ihre Mitglieder Zugang
zu fundierten Informationen haben und ihre
Institutionen von unabhängigen Medien kritisch
begleitet werden. Die Projekte der ERSTE
Stiftung fördern Berichterstattung über soziale
Themen, Kulturreportage und investigativen
Journalismus.

I
   n den letzten Jahren haben sich bei vielen Menschen
   massive Zweifel an der Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit
   und Unabhängigkeit traditioneller Medien eingestellt. Die Möglichkeiten         Milena-Jesenská-Stipendien für JournalistInnen
der individuellen Recherche im Internet, die polarisierenden Debatten
in den sozialen Medien, die wirtschaftlichen Interessen von politiknahen           Das Stipendium richtet sich an JournalistInnen, die sich intensiver mit einem
Medienkonzernen ohne Qualitätsanspruch und nicht zuletzt die Diffamierungen        europäischen Kulturthema auseinandersetzen wollen. Es wurde vom Institut
seitens populistischer Gruppierungen und PolitikerInnen („Fake News!“) haben       für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) sowie von der European Cultural
daran einen Anteil. Lange vor diesen Entwicklungen hat die ERSTE Stiftung          Foundation gegründet und wird von Project Syndicate und der ERSTE Stiftung
bereits die Notwendigkeit zur Förderung von kritischem Journalismus erkannt        unterstützt. Die Namensgeberin Milena Jesenská (1896 – 1944) war eine
und mit Partnern Stipendienprogramme ins Leben gerufen. Eine Vertiefung            herausragende tschechische Journalistin, Schriftstellerin und Übersetzerin
dieser Initiativen über die Länder Südosteuropas hinaus in Zentral- und            ihrer Zeit, die im Konzentrationslager Ravensbrück wegen ihres politischen
Osteuropa ist in Planung.                                                          Widerstandes ermordet wurde.

                                                                                   Partner: Institut für die Wissenschaften vom Menschen
Balkan Fellowship for Journalistic Excellence

Das Stipendienprogramm unterstützt seit 2007 investigativen Qualitätsjourna-       Journalismuspreis „von unten“
lismus in Südosteuropa. Es wird von der ERSTE Stiftung und den Open Society
Foundations in Kooperation mit dem Balkan Investigative Reporting Network          Der Journalismuspreis „von unten“ wurde 2010 in Österreich von der Armutskon-
(BIRN) umgesetzt. Mit dem Programm werden qualitativ hochwertige Bericht-          ferenz entwickelt. Er zeichnet jährlich jene JournalistInnen aus, die den vielen
erstattung sowie regionales Networking unter JournalistInnen gefördert. Ein        Facetten von Armut gerecht werden, Betroffene respektvoll behandeln, ihre
Vertiefen ihrer Fertigkeiten und Kenntnisse, insbesondere über europapolitische    Stimmen hör- und sichtbar machen und Hintergründe ausleuchten. Die Jury
Themen, soll zu einer gründlicheren Information der südosteuropäischen Öf-         setzt sich ausschließlich aus Menschen mit Armutserfahrungen zusammen.
fentlichkeit beitragen. Darüber hinaus soll bei den StipendiatInnen das Interes-   Auch deshalb ist die Würdigung für die ausgezeichneten JournalistInnen etwas
se an der Arbeit der Medien in den Nachbarländern geweckt werden. Jedes Jahr       Besonderes. Seit 2015 wird mit Unterstützung der ERSTE Stiftung und des Eu-
werden zehn erfahrene JournalistInnen aus Albanien, Bosnien und Herzegowina,       ropäischen Armutsnetzwerkes an einer internationalen Verbreitung des Prei­
Bulgarien, Griechenland, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Rumänien        ses gearbeitet. Der Journalismuspreis für respektvolle Armutsberichterstattung,
und Serbien von einer Jury ausgewählt. Die besten drei Reportagen werden am        der nicht mit einem Preisgeld verbunden ist, wurde inzwischen auch in Ungarn,
Ende gesondert prämiert und – wie auch weitere Artikel – in zahlreichen Quali-     Kroatien, Serbien, Mazedonien, Rumänien, Finnland und Island verliehen. Großes
tätsmedien veröffentlicht.                                                         Interesse zeigt u. a. auch Montenegro.

Partner: Open Society Foundations, Balkan Investigative Reporting Network          Partner: Armutskonferenz (Österreich), Átlátszónet Foundation/Átlátszónet
Medienpartner: Der Standard, Süddeutsche Zeitung, Neue Zürcher Zeitung             Alapítvány, Mazedonische Plattform gegen Armut, Reţeaua Naţională Antisărăcie şi
                                                                                   Incluziune Socială/RENASIS (Rumänisches Netzwerk gegen Armut und für soziale
                                                                                   Inklusion), Evropska mreža protiv siromaštva – Srbija (Europäisches Netzwerk gegen
                                                                                   Armut – Serbien), Hrvatska mreža protiv siromštva (Kroatisches Netzwerk gegen
                                                                                   Armut)

                                                                                                                                                                         11
Tim Judah, Europe’s Futures Fellow 2018

Die Zukunft Europas
und der Demokratie                                                                                                                            Gerald Knaus, Europe’s Futures Fellow 2018

Initiativen für gesellschaftlichen Zusammenhalt
und rechtsstaatliche Entwicklung
Weiterführende Informationen und Weblinks auf
unserer Website www.erstestiftung.org/zukunft-europa-demokratie/

Die Länder Europas und die Europäische Union stehen aktuell
vor großen Herausforderungen. Eine Häufung von Krisen erzeugt
bei vielen Menschen den Eindruck, dass der gesellschaftliche
Zusammenhalt, die wirtschaftliche Stabilität,
ja sogar der Frieden in Gefahr ist.

D
       ie Krisen in der Eurozone und der EU, der Aufstieg von Nationalismus und     der EU, insbesondere zwischen Österreich, den Ländern der Visegrád 4 und den
       Populismus, die Migrationskrise, Klientel- und Identitätspolitik, die sich   Ländern Südosteuropas. Europe’s Futures hat klare Ziele: eine Europäische Union,
       verstärkenden Spaltungen in Nord-Süd sowie Ost-West und das neue Miss-       die ihre BürgerInnen schützt und sicherere Lebensgrundlagen als bisher bietet; in
trauen gegenüber demokratischen Institutionen bestimmen die Debatten und be-        der die Mitgliedstaaten die fundamentalen Werte einer demokratischen Ordnung
feuern die Ängste der EuropäerInnen. Wir wollen durch verschiedene Initiativen      und Rechtsstaatlichkeit verteidigen; und in der Länder wie Österreich weiterhin
an der Stärkung der europäischen Idee, demokratischer Werte und einer freien        die Demokratisierung und Erweiterung der Union unterstützen.
Gesellschaft mitwirken.
                                                                                    Partner: Institut für die Wissenschaften vom Menschen

                                                                                    Fellows 2018/2019: Luke Cooper (Senior Lecturer, Anglia Ruskin Universität, Cam-
                                                                                    bridge), Tim Judah (Journalist und Autor; Korrespondent The Economist), Zsuzsanna
                                                                                    Szelényi (Politikerin, Demokratieaktivistin, ehemaliges Mitglied des ungarischen
                                                                                    Parlaments), Gerald Knaus (Gründungsvorsitzender der Europäischen Stabilitäts-
                                                                                    initiative), Rosa Balfour (Senior Transatlantic Fellow German Marshall Fund of the
                                                                                    US, Mitglied des Koordinationsausschusses von Women in International Security,
                                                                                    Brüssel), Stefan Lehne (Visiting Scholar, Carnegie Europe; Dozent an der Diploma-
                                                                                    tischen Akademie Wien), Piotr Buras (Leiter des Warschauer Büros des European
                                                                                    Council on Foreign Relations)

                                                                                    Civitates – eine philanthropische Initiative für Demokratie
                                                                                    und Solidarität in Europa

                                                                                    Civitates ist ein Konsortium aus 16 Stiftungen, die sich für die Wahrung der demo-
                                                                                    kratischen Werte in Europa einsetzen. Diese Gruppe glaubt an europäische De-
                                                                                    mokratien, in denen alle BürgerInnen die Möglichkeit haben, auf Informationen
Europe’s Futures: Stefan Lehne, Rosa Balfour, Ivan Vejvoda, Zsuzsanna Szelényi      zuzugreifen, sich Gehör zu verschaffen, sich zu organisieren, aktiv zu werden und
                                                                                    sich uneingeschränkt an demokratischen Prozessen zu beteiligen. Um diese Vision
Europe’s Futures – Ideas for Action                                                 zu verwirklichen, stärkt Civitates die Potenziale der Zivilgesellschaft. Denn deren
                                                                                    Rolle bei der Gestaltung dynamischer und offener europäischer Demokratien, die
Wir brauchen Plattformen für ein erneuertes, ein neu zu erfindendes Europa. Mit     für alle funktionieren, ist unverzichtbar.
dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien und seinen Sozial-
und PolitikwissenschaftlerInnen, mit führenden europäischen Organisationen          Civitates ist im Philanthropy House unter dem Dach des in Brüssel ansässigen Net-
und Thinktanks gehen wir zentrale Themen im Kontext der Europäischen Union          work of European Foundations (NEF) angesiedelt. Zwei Teilfonds konzentrieren
an: Asyl und Migration, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, europäische Erweite-    sich auf die EU-Mitgliedstaaten und die EFTA-Länder. Der Fonds Shrinking Space for
rung und soziale Inklusion. Wir knüpfen ein Netzwerk von wichtigen AkteurInnen      Civil Society will die Zivilgesellschaft dergestalt stärken, dass AkteurInnen befähigt

12
Im Sommer 2018 versammelten sich in der rumänischen Hauptstadt Bukarest Tausende zu
Protestkundgebungen gegen die Korruption in der herrschenden sozialdemokratischen Regierung
(PSD). Foto: Mihai Surdu/unsplash.com

werden, auf die Herausforderungen, die sich aus dem kleiner werdenden Raum für                European Fund for the Balkans
die Zivilgesellschaft ergeben, kollektiv und wirksamer zu reagieren.
                                                                                              Der European Fund for the Balkans (EFB) ist eine 2007 gegründete gemeinsame
Der Fonds Public Discourse & Digitization unterstützt die Zivilgesellschaft dabei, sich       Initiative europäischer Stiftungen, die Projekte zur Stärkung der Demokratie, zur
mit digitaler Desinformation und dem Ökosystem digitaler Information auseinan-                Förderung der europäischen Integration und zur Bekräftigung der Rolle Südost-
derzusetzen, das mit Phänomenen wie den Möglichkeiten der Manipulation des                    europas bei der Bewältigung der aufkommenden Herausforderungen in Europa
öffentlichen Diskurses – etwa dem Mangel an Gatekeepern, Transparenz und Ver-                 konzipieren, durchführen und unterstützen. Der EFB bemüht sich um eine kon-
antwortlichkeit – ringt.                                                                      tinuierliche „Europäisierung“ der Politik und des gesellschaftlichen Lebens der
                                                                                              Länder des westlichen Balkans auf dem Weg zum EU-Beitritt und setzt dabei
Partnerstiftungen: Adessium, Stefan Batory Foundation, Bertelsmann Stiftung, Euro-            schwerpunktmäßig auf Fortbildung, strategische Entwicklung und regionale Ko-
pean Cultural Foundation, Fondation de France, Fritt Ord, King Baudouin Foundation,           operation.
Körber-Stiftung, Luminate, Charles Stewart Mott Foundation, Fondation Nicolas Puech,
Oak Foundation, Open Society Foundations, Robert Bosch Stiftung, Stiftung Mercator            Seit 2016 organisiert der EFB das Western Balkans Civil Society Forum, das seit 2015
                                                                                              einen Beitrag zum sogenannten Berlin-Prozess leistet, einer diplomatischen Ini-
                                                                                              tiative zur Unterstützung einer künftigen Erweiterung der EU durch bilaterale
                                                                                              Partnerschaften. Die Zivilgesellschaft des westlichen Balkans arbeitet hier an re-
                                                                                              gional relevanten Themen und Politiken und überwacht die Fortschritte bei deren
                                                                                              Umsetzung.

                                                                                              Partner: König-Baudouin-Stiftung, Robert Bosch Stiftung

                                                                                              Demokratiewerkstatt

                                                                                              2008 wurde die Demokratiewerkstatt im österreichischen Parlament eingerichtet
                                                                                              und schnell zu einem der erfolgreichsten Projekte für politische Bildung. Junge
                                                                                              ÖsterreicherInnen, die ab dem 16. Lebensjahr wahlberechtigt sind, lernen bereits
                                                                                              vorher in Workshops die parlamentarische Demokratie, parlamentarische Arbeit,
                                                                                              Verabschiedung und Durchsetzung von Gesetzen sowie die Rolle der Medien in
                                                                                              einer pluralistischen Gesellschaft kennen. Die ERSTE Stiftung griff diese Idee auf
                                                                                              und baute ab 2011 die Demokratiewerkstatt Montenegro auf, die 2014 vom montene-
                                                                                              grinischen Parlament übernommen wurde und zu einem festen Bestandteil der
                                                                                              politischen Bildung des Landes wurde. Die Demokratske radionice „Barbara Pramer“
                                                                                              (sic!) besuchten bereits über 60.000 Kinder (= 20 % der Bevölkerung von acht bis 14
                                                                                              Jahre). Seit 2015 entwickeln wir eine Demokratiewerkstatt (Demos-Ti) in Kosovo. Eine
                                                                                              Ausdehnung des Projektes auf weitere Länder Osteuropas ist geplant.

                                                                                              Partner: Müllers Freunde; Parlament Montenegro und Forum Youth and Non-formal
Zsuzsanna Szelényi, Europe’s Futures Fellow 2018                                              Education/Forum MNE (erfolgreich abgeschlossen), Parlament Kosovo und NGO Toka

                                                                                                                                                                               13
„Edi Hila. Painter
                                                          of Transformation“,
                                                          Nationale Kunstgalerie,
                                                          Tirana, 25. Mai –
                                                          29. Juli 2018;
                                                          Foto: Blerta Kombo

              Die Kontakt Kunstsammlung hat mit den sieben Gemälden
              A Tent on the Roof of a Car aus dem Jahr 2017 sowie den 18
              Zeichnungen Poultry von 1970 bis 1977 zwei Hauptwerke des
              Künstlers Edi Hila erworben. Diese wurden auf der documenta
              14 gezeigt. Dank einer institutionellen Kooperation mit Kontakt,
              dem Museum Moderner Kunst in Warschau und der Nationalen
              Kunstgalerie in Tirana konnte das Werk von Edi Hila erforscht
              und für eine erste Retrospektive in Warschau und in Tirana
              zugänglich gemacht werden.

     Edi Hila, „Perforated bag“
     (aus der Serie „Poultry“), 1973

14
„Edi Hila. Painter
                                                                                                                                                        of Transformation“,
                                                                                                                                                        Museum Moderner
                                                                                                                                                        Kunst, Warschau,
                                                                                                                                                        2. März – 6. Mai 2018;
                                                                                                                                                        Foto: Daniel Chrobak

Kontakt                                                                             Die Kontakt Kunstsammlung wurde 2004 von der
                                                                                    Erste Group als unabhängiger Verein gegründet und
                                                                                    widmet sich den künstlerischen Entwicklungen in
Die Kunstsammlung der
Erste Group und ERSTE Stiftung                                                      Mittel-, Ost- und Südosteuropa, die in der jüngsten
                                                                                    Kunstgeschichte sowie im öffentlichen Bewusstsein bis
Weiterführende Informationen und Weblinks auf
unserer Website www.erstestiftung.org/de/kontakt/                                   zu diesem Zeitpunkt kaum verankert waren.

E
      in internationaler Kunstbeirat bestehend aus Silvia Eiblmayr, Georg Schöll-   Kontakt Kunstsammlung
      hammer, Jiří Ševčík, Branka Stipančić und Adam Szymczyk ist für die samm-
                                                                                    Verein zur Förderung der Kunst in Zentral-, Ost- und Südosteuropa
      lungspolitische Positionierung und den Aufbau der Sammlung mitverant-
                                                                                    Künstlerische Leitung: Kathrin Rhomberg
wortlich. Als nomadische Sammlung steht Kontakt als Ganzes oder in Teilen für
                                                                                    Am Belvedere 1, 1100 Wien, Österreich
Museen und Ausstellungshäuser weltweit zur Verfügung, um die oftmals fragile
                                                                                    collection@erstegroup.com, www.kontakt-collection.net
Situation öffentlicher Institutionen zu unterstützen. Mit der wissenschaftlichen
Förderung und Initiierung von Publikationen, Künstlerarchiven und Projekten         Die Kontakt Kunstsammlung umfasst 722 Kunstwerke von 108 KünstlerInnen/
unterschiedlichster Art unterstützt die Kontakt Kunstsammlung eine umfassende       Künstlergruppen; seit Gründung erfolgten 2.790 Leihgaben an 176 Institutionen
Einschreibung der nach wie vor ungenügend erforschten Kunst Mittel-, Ost- und       weltweit.
Südosteuropas in eine globale Kunstgeschichte.                                      Vereinsmitglieder: Banca Comercială Română, Ceská spořitelna, Erste Bank Kroatien,
                                                                                    Erste Bank Ungarn, Erste Group Bank AG, ERSTE Stiftung, Slovenská sporitel’ňa

                                                                                                                                                                                 15
Emília Rigová,
     „A Self-Portrait“,
      2017, Fotografie

tranzit
Ein einzigartiges Netzwerk unabhängiger
Initiativen im Bereich zeitgenössischer Kunst
Weiterführende Informationen und Weblinks auf
unserer Website www.erstestiftung.org/de/tranzit/

tranzit, ein Netzwerk von Kunstinitiativen in Österreich, Rumänien, der Slowakei,
Tschechien und Ungarn, zielt in erster Linie darauf ab, emanzipatorische Praktiken
zu unterstützen und Verbindungen zwischen Kultur und Gesellschaft herzustellen.
tranzit bewegt sich dabei über geografische Regionen, Generationen und politische
Bereiche hinweg.

t
   r anzit wurde 2002 gegründet und ist seitdem eine kritische (und selbstkritische) Plattform, die eta-
   blierte Kanons der europäischen (Kunst-)Geschichte der Nachkriegszeit hinterfragt. tranzit fördert
   zeitgenössische Kunstpraktiken sowie theoretische und soziale Diskurse. tranzit leistet damit einen
Beitrag zur gegenwärtigen Mobilisierung von Solidarität und zum Aufbau von Communitys in einem
Europa voller einengender Nationalismen, des kulturellen Essenzialismus, des wachsenden wirtschaftli-
chen Egoismus und sozialer wie geschlechtsbezogener Ungleichheit.

Jede tranzit-Initiative arbeitet zu eigenen Bedingungen in einer Vielzahl lokaler, kultureller und sozialer
Kontexte. Es werden verschiedene Formate und Methoden eingesetzt, um theoretische, künstlerische
und aktivistische Debatten rund um die heute wichtigen Themen zu kontextualisieren, hervorzubringen
oder zu veranstalten. Die Aktivitäten reichen von Ausstellungen, Themenprojekten, Seminaren und auf
Langzeitforschung basierenden Veröffentlichungen bis hin zu partizipativen Interventionen in den öf-
fentlichen Diskurs.

Artist-in-Residence-Programm Q21/MuseumsQuartier Wien
Jedes Jahr von Februar bis November bietet tranzit gemeinsam mit der ERSTE Stiftung ein Artist-in-
Residence-Programm im Wiener MuseumsQuartier an. Bis zu zehn KünstlerInnen aus Rumänien, der
Slowakei, Tschechien und Ungarn haben die Möglichkeit, in der Stadt zu leben und in einem der Studios
des MuseumsQuartiers zu arbeiten.

16
Oto Hudec, „Reflexionen
über ein Museum“, 2017.                                                                                                                                                Das Unsichtbare Museum ist ein Projekt
Foto: Adam Šakový                                                                                                                                                      von tranzit.sk. Angestoßen hat es der
                                                                                                                                                                       Künstler Oto Hudec. Es ist seine Vision
                                                                                                                                                                       eines Museums der Kultur der Roma und
                                                                                                                                                                       präsentiert Arbeiten von Robert Gabris,
                                                                                                                                                                       Daniela Krajčová, Emília Rigová und Marcela
                                                                                                                                                                       Hadová, gemeinsam mit the women’s club
                                                                                                                                                                       Marka romňakero gendalos. Sie thematisieren
                                                                                                                                                                       die Geschichte und Kulturproduktion
                                                                                                                                                                       der Roma und problematisieren oftmals
                                                                                                                                                                       etablierte Stereotype. In verdichteter Form
                                                                                                                                                                       wollen diese Arbeiten die Sicht auf die
                                                                                                                                                                       Geschichte, Kultur und zeitgenössische
                                                                                                                                                                       Kunst der Roma erweitern. tranzit.sk
                                                                                                                                                                       zeigte die Ausstellung vom 29. November
                                                                                                                                                                       2017 bis zum 27. Jänner 2018. Von 27. bis
                                                                                                                                                                       30. September 2018 war das Unsichtbare
                                                                                                                                                                       Museum in einer Sonderausstellung auf der
                                                                                                                                                                       viennacontemporary 2018 in Wien zu sehen.

                          Stipendien für KuratorInnen und KünstlerInnen
                          Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg
                          In Zusammenarbeit mit tranzit.cz, tranzit.hu, tranzit.ro, tranzit.sk und der Igor Zabel Association bietet
                          die ERSTE Stiftung fünf Stipendien für junge KünstlerInnen und fünf Stipendien für Nachwuchskura-
                          torInnen aus Tschechien, Ungarn, Rumänien, der Slowakei und Slowenien an, die an einem Kurs ihrer
                          Wahl an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg teilnehmen können.

                          tranzit.org                                                                          Asociaţia tranzit.ro
                          office@tranzit.org                                                                   ro.tranzit.org/en/, office.ro@tranzit.org

                          tranzit.at                                                                           tranzit.ro/Bucureşti
                          Georg Schöllhammer                                                                   Raluca Voinea
                          c/o Springerin, Museumsplatz 1, 1070 Wien, Österreich                                Str. Gazelei nr. 44, cod 040514, sector 4, Bukarest, Rumänien
                          at.tranzit.org, office.at@tranzit.org                                                ro.tranzit.org/en/, raluca.voinea@tranzit.org

                          tranzit.cz                                                                           tranzit.ro/Cluj
                          Vít Havránek                                                                         Attila Tordai-S.
                          Dittrichova 9, Prag 2, 120 00, Tschechische Republik                                 Str. Sámuel Brassai nr. 5, cod 400104, Cluj-Napoca, Rumänien
                          cz.tranzit.org/en, office.cz@tranzit.org                                             ro.tranzit.org/en/, attila.tordai@tranzit.org

                          tranzit.hu                                                                           tranzit.ro/Iași
                          Dóra Hegyi                                                                           Livia Pancu
                          Vasas Szakszervezeti Szövetség Székháza, Magdolna utca 5-7., 1086 Budapest, Ungarn   Str. Al. Lăpușneanu 7–9, cod 700057, Iași, Rumänien
                          hu.tranzit.org/en, office@tranzitinfo.hu                                             ro.tranzit.org/en/, livia.pancu@tranzit.org

                          tranzit.sk
                          Judit Angel
                          Beskydská 12, Bratislava, 811 05, Slowakische Republik
                          sk.tranzit.org/en, office.sk@tranzit.org

                                                                                                                                                                                                              17
Der Igor Zabel Award for Culture and Theory 2018
ging an Joanna Mytkowska, Polen (großes Bild).
Die Igor-Zabel-Stipendien wurden an den Verein für
junge Künstler Oberliht (Moldawien), Edith Jeřabkova
(Tschechische Republik) und das Visual Culture
Research Center (Ukraine) vergeben (von oben nach
unten). Fotos: Nada Žgank
Igor Zabel Award for
Culture and Theory
Einer der höchstdotierten,
renommiertesten Kulturpreise
Weiterführende Informationen und Weblinks auf
unserer Website www.erstestiftung.org/de/iza/

Der Igor Zabel Award for Culture and Theory würdigt die
herausragenden Leistungen von Kulturschaffenden, deren Arbeit
die bildende Kunst und Kultur in Zentral-, Ost- und Südosteuropa
unterstützt, weiterentwickelt oder untersucht.

K
       andidatInnen für den Preis sind internationale KuratorInnen,                  Igor Zabel Award for Culture and Theory
       Kunsthistoriker­Innen und -theoretikerInnen, SchriftstellerInnen oder Kri-
       tikerInnen, die in dieser Region leben und/oder arbeiten und deren Arbeit     2008
                                                                                     Gewinnerinnen: What, How & for Whom (WHW)
sich auf Zentral-, Ost- und Südosteuropa bezieht. Mit einem Preisgeld von insge-     Stipendien: Fouad Asfour, Erden Kosova, Prelom Kolektiv
samt EUR 76.000 ist er einer der höchstdotierten und renommiertesten Kultur-         Jury: Eda Čufer, Josef Dabernig, Charles Esche
preise für die Region.
                                                                                     2010
                                                                                     Gewinner: Piotr Piotrowski
Der Preis, der zu Ehren des herausragenden slowenischen Kurators und Kunst-          Stipendien: Maja und Reuben Fowkes, The Peace Institute Ljubljana,
historikers Igor Zabel (1958–2005) benannt wurde, ist eine Initiative der ERSTE      Raluca Voinea, Daniel Grúň
                                                                                     Jury: Edit András, Chus Martínez, Tadej Pogačar
­Stiftung und wird gemeinsam mit dem Verein Igor Zabel Association for Culture
 and Theory alle zwei Jahre verliehen. Der Verein wurde im Februar 2008 in Igor      2012
 Zabels Heimatstadt Ljubljana von seiner Frau Mateja Kos Zabel, seinem Vater Bojan   Gewinnerin: Suzana Milevska
                                                                                     Stipendien: Sabine Hänsgen, Klara Kemp-Welch, European Roma Cultural
 Zabel und der ERSTE Stiftung gegründet. Er möchte die Bedeutung und den an-         Foundation
 haltenden Einfluss von Zabels Arbeit hervorheben, um die Produktion von Wissen      Jury: Alenka Gregorič, Yuri Leiderman, Hanna Wróblewska
 und die Vernetzung in der zeitgenössischen bildenden Kunst und Kultur in Zent-
                                                                                     2014
 ral-, Ost- und Südosteuropa und darüber hinaus zu fördern.                          Gewinnerin: Ekaterina Degot
                                                                                     Stipendien: Karel Císař, Miklavž Komelj, Kirill Medwedew
                                                                                     Jury: Keti Chukhrov, Apolonija Šušteršič, Rainer Fuchs
Für die Auszeichnung kann man sich nicht bewerben. Seit der Preisvergabe im Jahr
2018 wählt eine dreiköpfige internationale Jury den oder die PreisträgerIn und die   2016
EmpfängerInnen von zwei Stipendien auf der Grundlage der Vorschläge von zehn         Gewinner: Viktor Misiano
                                                                                     Stipendien: Viviana Checchia, Anca Verona Mihuleţ, OFF-Biennale Budapest
NominatorInnen aus. Das dritte Stipendium wird vom Preisträger oder der Preis-       Jury: Zdenka Badovinac, Vít Havránek, Roman Ondak
trägerin vergeben. Der oder die PreisträgerIn erhält EUR 40.000. Die drei Stipen-
dien sind mit jeweils EUR 12.000 dotiert. Die Jury und die NominatorInnen werden     2018
von der ERSTE Stiftung und der Igor Zabel Association ernannt.                       Gewinnerin: Joanna Mytkowska
                                                                                     Stipendien: Edith Jeřábková, Oberliht Association, The Visual Culture Research
                                                                                     Center
                                                                                     Jury: Adam Budak, Ana Janevski, Erzen Shkololli

                                                                                     Igor Zabel
                                                                                     Igor Zabel (1958–2005) war ein slowenischer Kurator und
                                                                                     Kunsthistoriker, der Zeit seines Lebens in vielen Feldern
                                                                                     der Theorie und Kultur aktiv war – als Philosoph, Autor,
                                                                                     Essayist, Kurator für moderne und zeitgenössische Kunst,
                                                                                     Literatur- und Kunstkritiker, Übersetzer und Vorbild für
                                                                                     neue Generationen von KuratorInnen und KritikerInnen
                                                                                     zeitgenössischer Kunst.
                                                                                     Igor Zabel Association for Culture and Theory
                                                                                     Programmdirektorin: Urška Jurman
                                                                                     Trg Prekomorskih brigad 1, 1000 Ljubljana, Slowenien
                                                                                     info@igorzabel.org www.igorzabel.org

                                                                                                                                                                      19
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