Mit MINT in die Zukunft! - Der MINT-Aktionsplan des BMBF

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Mit MINT in die Zukunft! - Der MINT-Aktionsplan des BMBF
Mit MINT in die Zukunft!
Der MINT-Aktionsplan des BMBF
Mit MINT in die Zukunft! - Der MINT-Aktionsplan des BMBF
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Inhaltsverzeichnis

Vorwort                                                     2

Einleitung                                                 4

Handlungsfeld 1: MINT-Bildung für Kinder und Jugendliche   10

Handlungsfeld 2: MINT-Fachkräfte                           14

Handlungsfeld 3: Chancen von Mädchen und Frauen in MINT    18

Handlungsfeld 4: MINT in der Gesellschaft                  22

Impressum                                                  25
Mit MINT in die Zukunft! - Der MINT-Aktionsplan des BMBF
2                                                                                        MIT MINT IN DIE ZUKUNFT!

Vorwort

Kinder sind neugierig und experimentierfreudig: Sie bauen Sandburgen, bis das Meer
sie wegspült. Sie sammeln Maikäfer, stecken sie in Opas Zigarrenkisten und beobach-
ten, was passiert. Weil es einfach spannend ist. Die Freude und der Spaß an Wissen-
schaft und Technik liegen unseren Kindern in der Wiege.

Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Mit 14 ist bei vielen die Neugier erloschen.
Das ist nicht nur schade für den Einzelnen, es ist gleichzeitig ein Problem für unsere
Volkswirtschaft. Wenn Deutschland weiterhin in Wissenschaft, Forschung und Inno-
vation zur Spitze gehören will, brauchen wir mehr Menschen, die sich für Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaften und Technik – kurz: MINT – begeistern.

Genau das ist das Ziel unseres MINT-Aktionsplans: Von der Kita über die Schule, die
außerschulischen Aktivitäten, über die Berufsberatung, die Ausbildung oder das Studi-
um bis hin zum Berufseinstieg und der Weiterbildung, wollen wir Kinder, Jugendliche
und Erwachsene für MINT interessieren. Allein mit den geplanten neuen Aktivitäten
investieren wir bis 2022 rund 55 Millionen Euro in die MINT-Bildung in Deutschland.
Wir sind überzeugt: Dieses Geld ist gut angelegt, um den Wohlstand unseres Landes zu
bewahren.

Die ganze Gesellschaft ist gefragt, Leidenschaft und Freude an MINT-Themen – einmal
geweckt – ein Leben lang weiter zu tragen. Deshalb bitte ich Sie: Bringen Sie sich ein
und begeistern Sie andere für MINT. Denn in diesem Wissen liegt unsere Zukunft.

Mit den besten Grüßen

Anja Karliczek
Mitglied des Deutschen Bundestages
Bundesministerin für Bildung und Forschung
Mit MINT in die Zukunft! - Der MINT-Aktionsplan des BMBF
Mit MINT in die Zukunft! - Der MINT-Aktionsplan des BMBF
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Einleitung
Gute Bildung ist entscheidend dafür, selbstbestimmt        die Problemlösungsfähigkeit und trägt zu elementarer
zu leben und verantwortungsvoll zu handeln, Chancen        Technik- und Wissenschaftsmündigkeit bei.
zu nutzen und Herausforderungen zu begegnen. In der
modernen, digital geprägten Welt kommt dabei der           MINT-Bildung ist zentral für die Gesellschaft. Bahn-
MINT-Bildung eine zentrale Rolle zu. Denn Technik          brechende naturwissenschaftliche Erkenntnisse wie
und Informatik, digitale Anwendungen und Dienstleis-       die Entdeckung der Elektrizität, technische Errungen-
tungen prägen Alltag und Beruf auch derjenigen, die        schaften wie die Erfindung des Automobils, des Com-
nicht in einem MINT-Beruf arbeiten.                        puters oder des Internets verändern sie. Dank des me-
                                                           dizinischen Fortschritts ist die Lebenserwartung stark
Im Fokus steht derzeit vor allem die Digitalisierung mit   gestiegen; Seuchen konnten weltweit eingedämmt
ihren mannigfaltigen Chancen und Perspektiven für          werden. Der technische Fortschritt prägt die Art, wie
Lebensqualität, Teilhabe, Wohlstand und Wachstum;          wir uns fortbewegen und wie wir kommunizieren, und
und mit ihren Gefahren und Risiken. Wir müssen bei-        naturwissenschaftliche Erkenntnis trägt dazu bei, dass
des verstehen, um damit verantwortungsvoll umgehen         der Hunger in vielen Teilen der Welt zurückgedrängt
und die Digitalisierung gestalten zu können. Nicht         wurde. MINT-Bildung trägt zum Verständnis der Welt
jeder und jede muss programmieren können oder              und zur Offenheit für neue Technologien bei.
die technischen Feinheiten eines Prozessors kennen.
Entscheidend ist ein systemisches Verständnis digita-      MINT-Bildung ist zentral für die wirtschaftliche
ler Anwendungen und Prozesse: wie ein Algorithmus          Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit. Eine innovati-
oder wie Software funktionieren, welche komplexen          onsstarke Volkswirtschaft wie Deutschland und eine
Suchoptionen es gibt und auf welche Daten eine App         Europäische Union im internationalen Wettbewerb
zugreift. Kenntnisse der Mathematik, der Informatik,       benötigen hervorragend ausgebildete Fachkräfte.
der Naturwissenschaften und der Technik sind vielfach
unerlässlich.                                              Deshalb setzen sich in Deutschland seit vielen Jahren
                                                           Bürgerinnen und Bürger, Stiftungen, Verbände, die
                                                           Politik in Bund und Ländern und die Wirtschaft für

    Begriffserläuterung: MINT
                                               i           die MINT-Bildung ein. Zusätzlich zum schulischen
                                                           MINT-Angebot ist eine vielfältige MINT-Landschaft
                                                           entstanden.
    Das Initialwort MINT setzt sich zusammen aus den
    Anfangsbuchstaben der Begriffe Mathematik, Infor-      Zahlen belegen, dass das Engagement Wirkung zeigt. So
    matik, Naturwissenschaften und Technik. Der Begriff    bescheinigt die OECD Deutschland im internationalen
    MINT ist eine zusammenfassende Bezeichnung von         Vergleich einen Spitzenplatz in der MINT-Bildung.1 Da-
    Unterrichts- und Studienfächern sowie Berufen aus      nach hat Deutschland die höchste Studienanfängerquo-
    den vier genannten Bereichen. Im Englischen lautet     te bei den MINT-Fächern. Die Zahl der Studienanfänger
    das Initialwort STEM (Science, Technology, Enginee-    im ersten Fachsemester hat sich in den Fächergruppen
    ring, and Mathematics).                                Mathematik/Naturwissenschaften und Ingenieur-
                                                           wissenschaften in den vergangenen zehn Jahren fast
                                                           verdoppelt. Deutschland weist zugleich die höchste
                                                           Absolventenquote im MINT-Bereich auf.2 36 Prozent
MINT-Bildung ist zentral für jeden Einzelnen. Neben        aller Absolventen, und damit 12 Prozentpunkte mehr
dem Sachwissen bedeutet MINT Methodenwissen. Na-           als im OECD-Durchschnitt, erwarben 2016 einen Hoch-
turwissenschaftlich zu denken heißt, aus Beobachtun-       schulabschluss oder einen berufsorientierten tertiären
gen Theorien zu entwickeln, die überprüft, verifiziert     Bildungsabschluss in einem MINT-Fach.
oder widerlegt werden können. MINT-Bildung fördert

1    Bildung auf einen Blick 2017.
2    Bildung auf einen Blick 2018.
Mit MINT in die Zukunft! - Der MINT-Aktionsplan des BMBF
Einleitung                                                                                                       5

Aber wir stehen weiterhin vor großen Herausforderun-      Wir tragen konkret und systematisch dazu bei, dass das
gen:                                                      Interesse der Kinder und Jugendlichen an MINT-The-
                                                          men nicht abreißt. Dafür müssen die Akteure vor Ort
∙∙ Kinder
   ­	      lassen sich für MINT-Themen leicht begeis-     noch enger, systematischer und nachhaltiger zusam-
   tern. Allerdings geht das Interesse an naturwissen-    menarbeiten. Lehrerinnen und Lehrer müssen hervor-
   schaftlich-technischen Zusammenhängen im Laufe         ragend qualifiziert sein. Praxisorientierte Forschung
   der Kindheit allzu oft verloren, wenn Kinder zu        arbeitet Gelingensbedingungen guter MINT-Bildung
   Jugendlichen werden. Die Flamme der Begeisterung       heraus.
   erlischt.
                                                          Wir tragen dazu bei, dass es in Deutschland auch mor-
∙∙ In
   ­	 der MINT-Bildung kommt der Schule eine her-         gen und übermorgen genug hoch qualifizierte Fach-
   ausragende Bedeutung zu. Allerdings begeistert der     kräfte im MINT-Bereich gibt. Schulabgänger müssen
   Unterricht in den MINT-Fächer häufig zu wenig und      gut informiert sein und in eine Ausbildung hinein
   zu wenig nachhaltig. Außerschulische Aktivitäten       begleitet werden, die ihren Fähigkeiten entspricht. Be-
   können notwendige Veränderungen in der Schule          rufliche und akademische Ausbildung müssen attraktiv
   unterstützen.                                          sein und noch durchlässiger werden.

∙∙ Noch
   ­	   immer verfügen zu viele Schulabgängerinnen        Wir stärken Mädchen und Frauen, damit sie ihre
   und Schulabgänger über zu wenige Informationen         MINT-Interessen vertiefen können und sich selbst
   über MINT-Berufe. Viele MINT-Themen gelten im-         mehr zutrauen. Vernetzungs- und Fördermaßnahmen
   mer noch als eher unattraktiv.                         müssen die besonderen Belange von Mädchen und
                                                          Frauen berücksichtigen.
∙∙ M
   ­	 INT-Studienfächer verzeichnen überdurchschnitt-
   liche Abbruchraten.                                    Wir stärken das gesellschaftliche Bewusstsein für die
                                                          zentrale Bedeutung von MINT-Themen. Dafür werden
∙∙ Mädchen
   ­	       unterschätzen häufig ihre Fähigkeiten in      wir die große Vielfalt des MINT-Engagements noch
   den MINT-Fächern, Frauen sind in vielen MINT-          sichtbarer machen, die Akteure vernetzen und den
   Bereichen unterrepräsentiert.                          Transfer qualitätsgesicherter guter Beispiele vorantrei-
                                                          ben.
∙∙ Eine
   ­	   stark steigende Nachfrage nach MINT-Fachkräf-
   ten trifft auf ein weniger stark steigendes Angebot.   Daraus ergeben sich vier Handlungsfelder. Zusammen-
                                                          genommen bilden sie den strategischen Handlungs-
∙∙ MINT-Themen
   ­	              erfahren noch nicht die Wertschät-     rahmen für die MINT-Bildung. Vielfältige, zum Teil seit
   zung, die ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftli-   vielen Jahren laufende Fördermaßnahmen des BMBF
   chen Bedeutung entspricht.                             werden dabei mit neuen übergreifenden Initiativen
                                                          verschränkt. Diese bereichern die bestehende Land-
∙∙ Der
   ­	  Transfer von Erfahrungen und guten Beispielen      schaft um neue Impulse und stärken die MINT-Bildung
   erfolgt unsystematisch. Die Potenzialbildung ist       als Ganzes im Sinne der Vernetzung und des Transfers.
   nicht ausgeschöpft.                                    Das BMBF wird dabei eng mit anderen MINT-Akteuren
                                                          zusammenarbeiten.
Diesen Herausforderungen stellt sich das Bildungs-
und Forschungsministerium im Rahmen seiner Zu-
ständigkeiten mit diesem Aktionsplan.
Mit MINT in die Zukunft! - Der MINT-Aktionsplan des BMBF
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Handlungsfeld 1: MINT-Bildung für                                                     Fachkräften wächst. Differenziert nach Qualifikation,
Kinder und Jugendliche                                                                Region und Branche können nicht alle Stellen rasch
                                                                                      besetzt und damit ökonomisch nicht alle Potenziale
Kinder sind grundsätzlich neugierig, interessieren sich                               des MINT-Bereichs ausgeschöpft werden. Das betrifft
für Zahlen und Mengen, die Umwelt, Technik und                                        akademische und nicht-akademische MINT-Berufe.
Computer. Diese Neugier muss sich erst einmal zu                                      Tatsächlich ist die Bereitschaft von 15-jährigen Schüle-
Hause und im Kindergarten entfalten können. Denn                                      rinnen und Schüler in Deutschland, einen MINT-Beruf
bereits sehr früh kann die Begeisterung für Technik                                   zu ergreifen, eher gering ausgeprägt. Sie empfinden die
und Wissenschaft geweckt werden. Die nächste Her-                                     MINT-Berufe häufig als zu wenig attraktiv. Zugleich
ausforderung besteht darin, diese Begeisterung und ein                                sind sie über die berufliche Vielfalt und die Entwick-
wachsendes vertieftes Interesse über die frühen Jahre                                 lungsmöglichkeiten zu wenig orientiert.
hinaus zu bewahren. Aktuell nehmen sie im Laufe der
Schulzeit vielfach ab. Das liegt nicht nur, aber auch am                              Das BMBF trägt wesentlich dazu bei, dass sich das
Unterricht, in dem häufig noch zu wenig der Bogen                                     ändert. Wir modernisieren die berufliche Ausbildung
zu spannenden Fragen aus dem Alltag und zu prakti-                                    und steigern ihre Attraktivität u. a. durch den Einsatz
schen Anwendungen geschlagen wird (Þ PISA 2015).                                      digitaler Methoden zur Wissensvermittlung (Þ S. 15 f.).
Außerschulischen Initiativen gelingt das häufig besser.                               Gemeinsam mit BMAS und der Bundesagentur für Ar-
Während die Bedeutung von engagierten und fundiert                                    beit tragen wir auf Bundesseite die Initiative „Abschluss
ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern außer Frage                                     und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungs-
steht, können außerschulische Initiativen konkrete                                    abschluss“. Davon profitieren gerade auch die MINT-
praxisnahe Angebote machen. Wir stärken sie, damit                                    Berufe. Mit dem Berufsorientierungsprogramm (BOP)
das Interesse von Kindern und Jugendlichen verstetigt                                 unterstützen wir gezielt Schülerinnen und Schüler, ihre
wird und ihr Wissen sich festigen kann.                                               individuellen Potenziale zu erkennen – die insbeson-
                                                                                      dere im MINT-Bereich häufig unterschätzt werden
Für die Neugier in jungen Jahren steht wie kein anderes                               (Þ S. 15).
das vom BMBF geförderte Erfolgsprojekt „Haus der
kleinen Forscher“ (Þ S. 11). Die Schüler- und Jugend-
wettbewerbe wie Jugend forscht und der Informatik-                                    Handlungsfeld 3: Chancen von
Biber fordern begabte Jugendliche heraus (Þ S. 11 f.).                                ­Mädchen und Frauen in MINT
Mit der neuen Maßnahme „MINT-Angebote für
Jugendliche“ geht das BMBF nun einen entscheiden-                                     Die Berufswahl ist soziokulturell beeinflusst, also von
den Schritt in Richtung Breitenförderung. Wir fördern                                 Rollenbildern und kulturellen Vorstellungen von „ty-
regionale Cluster zentraler MINT-Akteure vor Ort und                                  pisch männlichen“ und „typisch weiblichen“ Berufen.
ihre Angebote, damit wir das Interesse vor allem in der                               Das hält junge Frauen vielfach von MINT-Berufen ab,
Altersstufe am Leben halten, in der es am häufigsten                                  zumal vielen nicht bewusst ist, welche Möglichkeiten
verloren geht: bei den 10- bis 16-Jährigen (Þ S. 13).                                 die verschiedenen Berufe bieten. Klischeehafte Dar-
Um künftig genauer zu verstehen, wie das am besten                                    stellungen von technischen Berufen, Ausbildungs- und
gelingt, fördern wir die entsprechende Forschung.                                     Studienstrukturen und wenige weibliche Vorbilder
                                                                                      wirken oft abschreckend. Um mehr Mädchen und
                                                                                      Frauen für MINT zu gewinnen, müssen sich gesell-
Handlungsfeld 2: MINT-Fachkräfte                                                      schaftliche Rahmenbedingungen verändern. Verfestig-
                                                                                      te, traditionelle Rollenbilder und geschlechtsspezifische
7,7 Millionen Menschen übten 2017 einen so genann-                                    Zuschreibungen von Berufen und Tätigkeiten müssen
ten MINT-Beruf3 aus. Damit waren mehr als ein Viertel                                 strukturell aufgebrochen werden. Dazu trägt das BMBF
der Beschäftigten in Deutschland in diesem Berufs-                                    mit verschiedenen Maßnahmen bei.
feld tätig. Das ist viel, aber die Nachfrage an MINT-

3   Dies umfasst die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Eine Übersicht über MINT-Berufe findet sich z. B. in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit,
    hier z. B. die Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt – MINT-Berufe, Nürnberg, September 2018.
Mit MINT in die Zukunft! - Der MINT-Aktionsplan des BMBF
Einleitung                                                                                                     7

Mit dem Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Beru-          im Rahmen der strategischen Vorausschau (Foresight)
fen – „Komm, mach MINT“ gewinnen wir seit 2008 ge-        und die Analyse von deren Chancen und Risiken in
meinsam mit Partnern aus Politik, Wirtschaft, Wissen-     der Innovations- und Technikanalyse (ITA). Um die
schaft, Medien und Verbänden mehr junge Frauen für        vielfältigen Angebote sichtbarer zu machen, sie noch
die akademischen MINT-Zukunftsberufe (Þ S. 20 ff.).       besser zu vernetzen und die Orientierung zu erleich-
Mit der Initiative „Erfolg mit MINT – Neue Chancen        tern, werden wir ein neues MINT-E-Portal aufbauen. Es
für Frauen“ fördern wir Vorhaben, die Mädchen und         wird zugleich zum Transfer guter Beispiele beitragen
Frauen mit Migrationshintergrund sowie mit Behin-         (Þ S. 22 f.).
derungen für Berufe im MINT-Kontext begeistern. Mit
der Förderlinie „Erfolg mit MINT – Neue Chancen für       Zu den Angeboten für eine breite Öffentlichkeit
Frauen“ engagiert sich das BMBF zudem für hochqua-        gehören die bundesweiten Wissenschaftsjahre ebenso
lifizierte weibliche Nachwuchskräfte in akademischen      wie unsere Roadshows: Der InnoTruck berichtet über
MINT-Berufen. Um stereotype Geschlechterrollen zu         Innovationen und macht Lust auf Technik, und die MS
überwinden, hat das BMBF die „Initiative Klischeefrei –   Wissenschaft informiert über Kernfragen der Wissen-
Nationale Kooperationen zur Berufs- und Studienwahl       schaftsjahre. Hinzu kommen Formate, bei denen sich
frei von Geschlechterklischees“ gestartet. Der Mäd-       Bürgerinnen und Bürger aktiv einbringen können
chen-Zukunftstag „Girls’ Day“ der Bundesregierung         (Þ S. 23). Dieser MINT-Aktionsplan ist eng mit anderen
wirkt sich positiv auf das Interesse von Mädchen an       Strategien und Vorhaben verzahnt. Zusammengenom-
MINT-Berufen aus. Und das Professorinnenprogramm          men erzeugen sie Wechselwirkungen für eine dynami-
von Bund und Ländern trägt seit 2008 erfolgreich dazu     sche und tatkräftige MINT-Bildung in der Gesellschaft:
bei, mehr Frauen nach der Promotion in der Wissen-
schaft zu halten (Þ S. 21).                               ∙∙ Alle in der Hightech Strategie der Bundesregierung
                                                             (HTS) genannten großen gesellschaftlichen Heraus-
                                                             forderungen verknüpfen inhaltliche Neuerungen mit
Handlungsfeld 4: MINT in der                                 der Entwicklung von Zukunftskompetenzen. Inso-
Gesellschaft                                                 weit konkretisiert der Aktionsplan den Beitrag des
                                                             BMBF zur HTS. Insbesondere leistet er eine unver-
Veränderungsprozesse prägen unsere Gesellschaft. Wer         zichtbare Grundlage für die aufgeführten Missionen.
gesellschaftlichen Wandel aktiv gestalten will, muss         Denn: Deutschland benötigt eine ausreichende An-
wissen, worum es geht. Voraussetzung dafür ist ein           zahl an Fachkräften und eine für naturwissenschaft-
Grundverständnis von naturwissenschaftlich-techni-           lich-technische Zusammenhänge offene Gesellschaft,
schen Zusammenhängen und das Bewusstsein für die             um auch zukünftig ein führender Innovations- und
hohe Bedeutung von MINT-Themen. MINT-Bezüge                  Forschungsstandort zu sein.
innerhalb der großen Zukunftsthemen müssen in der
Öffentlichkeit als solche wahrgenommen werden und         ∙∙ Der MINT-Aktionsplan konkretisiert zugleich den
im gesellschaftlichen Diskurs präsent sein. Das BMBF         Beitrag des BMBF zur Digitalstrategie und zur
trägt dazu bei, dass unsere Gesellschaft Neuem aufge-        Strategie zur Künstlichen Intelligenz der Bundesre-
schlossen gegenübertritt und sich für Zukunftstech-          gierung. Beide betonen die Bedeutung guter Bildung,
nologien und Innovationen interessiert und begeistert.       Ausbildung und Weiterbildung für mehr Fach- und
Ein Baustein ist die Beschreibung möglicher Zukünfte         Spitzenkräfte.
Mit MINT in die Zukunft! - Der MINT-Aktionsplan des BMBF
8   MIT MINT IN DIE ZUKUNFT!
Einleitung                                                                                                       9

                                                        sich zugleich als virtueller Marktplatz für Vernet-
                                                        zungs- und Transferaktivitäten etablieren und gute
                                                        MINT-Praxis in die Fläche bringen. Die Plattform
                                                        wird von einer Geschäftsstelle administriert, die sich
                                                        als Servicestelle auch bei Fragen zu Qualitätssiche-
                                                        rungsprozessen einbringt.
  Neue Initiativen im MINT-
  Aktionsplan                                           MINT-Forschung
                                                        Was macht erfolgreiche MINT-Bildung aus? Diese
  Das Herzstück des MINT-Aktionsplanes bilden die       eigentlich einfache Frage ist bislang nicht syste-
  neuen Initiativen zur Stärkung der MINT-Bildung,      matisch beantwortet. Wir fördern Forschung zu
  die als übergeordnete Querschnittaufgaben sämt-       Gelingensbedingungen guter MINT-Bildung und
  liche Handlungsfelder einbeziehen. Hierfür werden     identifizieren Maßnahmen, die – in Deutschland
  wir bis 2022 rund 55 Millionen Euro investieren.      wie auch in anderen Ländern - erfolgreich zum
                                                        langfristigen Aufbau von MINT-Interessen und
  Die MINT-Angebote für Jugendliche                     Kompetenzen beitragen. Forschungsprojekte sollen
  Wir dürfen die Begeisterung von Jugendlichen für      auch zur Entwicklung von Qualitätssicherungsinst-
  naturwissenschaftlich-technische Zusammenhän-         rumenten beitragen, anhand derer MINT-Initiativen
  ge nicht abreißen lassen. Deshalb werden wir für      systematisch die Wirkung ihrer Projekte reflektieren
  die Zielgruppe der 10- bis 16-Jährigen regelmäßig     und ihre Projekte entsprechend weiterentwickeln
  stattfindende, wiederkehrende und betreute Ange-      können.
  bote in der MINT-Bildung deutschlandweit fördern.
  Ein breiter und niederschwelliger Zugang, der über    MINT-Kommunikationskonzept
  punktuelle Formate hinausgeht, soll so selbstver-     Das Kommunikationskonzept zum Aktionsplan
  ständlich werden wie Sportvereine oder musische       ist darauf ausgerichtet, MINT bekannt zu machen
  Aktivitäten. Dafür wählen wir in einem wettbewerb-    und mehr Aufmerksamkeit für MINT-Themen zu
  lichen Verfahren die besten regionalen Cluster aus,   schaffen. Im Fokus stehen Jugendliche und junge
  in denen die maßgeblichen Akteure vor Ort eine        Erwachsene. MINT soll als etwas Positives und
  Gesamtstrategie für MINT-Angebote entwickeln          Alltägliches wahrgenommen werden: MINT steht
  und durch konkrete Maßnahmen umsetzen. Sie            für entdecken, ausprobieren, erfinden und expe-
  leisten einen Beitrag dazu, Jugendliche für natur-    rimentieren. Hierfür ist eine umfangreiche und
  wissenschaftliche-technische Zusammenhänge zu         vielfältige Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen
  begeistern und sie für MINT-Berufe zu gewinnen.       geplant. Dabei geht es weniger um eine klassische
                                                        und zeitlich stark befristete Werbekampagne als um
  MINT-E-Plattform und Vernetzungsstelle                nachhaltige Online- und Social-Media Formate, um
  Wir bauen eine onlinegestützte, bundesweite           Mobilisierungs- und Mitmachangebote.
  MINT-Plattform auf. Sie soll der MINT-Bildung
  einen kraftvollen Impuls geben, indem sie erst-       → Diese neuen sowie die bestehenden Leucht-
  malig Transparenz über die Vielfalt der Initiativen   turminitiativen werden in den Handlungsfeldern
  herstellt und Orientierung schafft. Das Portal soll   besonders herausgehoben.
10                                                                                       MIT MINT IN DIE ZUKUNFT!

Handlungsfeld 1: MINT-Bildung für Kinder
und Jugendliche
Kinder sind neugierig, sie interessieren sich für         Fach- und Lehrkräfte. Die Schulen sind auf eine gute
Mengen, die Umwelt und Technik, aber die Freude an        Infrastruktur für zeitgemäßen Unterricht ebenso an-
naturwissenschaftlichen Fächern ist bei Jugendlichen      gewiesen wie auf entsprechend geschulte Lehrerinnen
in Deutschland unterdurchschnittlich ausgeprägt, so       und Lehrer. Der DigitalPakt von Bund und Ländern
PISA 2015. Gleiches gilt, wenn nach der Bedeutung         verbindet beide Elemente. Damit erreichen wir die
der Fächer für die persönliche Zukunft gefragt wird       Schülerschaft in der Breite. Die Qualitätsoffensive Leh-
(„instrumentelle Motivation“), oder wenn die subjekti-    rerbildung stärkt die künftigen Lehrerinnen und Leh-
ve Überzeugung ermittelt wird, konkrete naturwissen-      rer. Mit „Leistung macht Schule“ und „Jugend forscht“
schaftliche Problemstellungen erfolgreich bewältigen      fördern wir MINT-Talente und schlagen die Brücke zu
zu können („Selbstwirksamkeitserwartungen“). Gleich-      anspruchsvollen Karrieren im MINT-Bereich. Gleich-
wohl liegt das allgemeine Interesse der Jugendlichen an   zeitig unterstützen wir außerschulische Lernorte wie
naturwissenschaftlichen Themen wie lebenden Syste-        die Schülerlabore mit ihrem Bundesverband „Lernort
men oder Erd- und Weltraumsystemen leicht über dem        Labor“. Und mit unserer neuen Initiative „MINT-An-
OECD-Durchschnitt. Hier müssen wir ansetzen.              gebote für Jugendliche“ fördern wir Regional-Cluster,
                                                          stärken die regionalen Akteure und verzahnen die
Um das Interesse über die ganze Bildungsbiographie        MINT-Aktivitäten für die 10- bis 16-Jährigen.
lebendig zu halten, benötigen wir in ganz Deutschland
altersgerechte und den individuellen Fähigkeiten ent-
sprechende Angebote vom Kindergarten über den Pri-        Gute MINT-Bildung in Kindergarten
marschulbereich bis in die berufsentscheidenden Jahre.    und Schule
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung
fokussiert dabei gemäß den föderalen Zuständigkeiten
auf den vorschulischen und den außerschulischen           Was wir wollen
Bereich, die Zusammenarbeit mit den Ländern im            Das Interesse an MINT-Themen kann und sollte schon
schulischen Bereich und die Förderung praxisorien-        in der frühen Kindheit geweckt und in den sich daran
tierter Forschung. Für die frühe Förderung in Kinder-     anschließenden Schuljahren gefestigt werden. Fach-
garten und Grundschule steht das seit 2008 vom BMBF       kundiger Unterricht muss praktische Relevanz aufwei-
geförderte „Haus der kleinen Forscher“, Deutschlands      sen, den alltäglichen Nutzen der Themen hervorheben,
größte MINT-Fortbildungsinitiative für pädagogische       die Inhalte in wirtschaftliche Zusammenhänge stellen
                                                          und Bezüge zu neuen Technologien und aktuellen
                                                          Entwicklungen in der Gesellschaft darlegen. Dies
                                                          gilt insbesondere für die Schlüsselphase der Interes-
                                                          sens- und Identitätsbildung junger Menschen, in der
                                                          sich Berufsvorstellungen konkretisieren. Das Lernen
                                                          mit digitalen Medien auf der Grundlage geeigneter
                                                          pädagogischer Konzepte eröffnet insbesondere für den
                                                          MINT-Bereich neue Chancen und Möglichkeiten. Eine
                                                          zeitgemäße, spannende Vermittlung mit Hilfe digitaler
                                                          Angebote trägt dazu bei, das Interesse wach zu halten.
                                                          Dazu brauchen wir überall in Deutschland und für alle
                                                          Schulformen fachlich und didaktisch gut ausgebildete
                                                          Lehrkräfte. Eine hervorragende Ausbildung, eine span-
                                                          nende, praxisnahe Vermittlung der MINT-Inhalte und
                                                          gute Angebote über den Kernunterricht hinaus tragen
                                                          dazu bei, dass die gesellschaftliche Anerkennung für
                                                          MINT-Pädagoginnen und -Pädagogen wächst und die
                                                          entsprechenden Berufe für viele attraktiver werden.
HANDLUNGSFELD 1: MINT-BILDUNG FÜR KINDER UND JUGENDLICHE                                                         11

Was wir tun                                              Ausbildung von MINT-Lehrerinnen und -Lehrern im
Die frühkindlichen und schulischen Bildungseinrich-      Fokus.
tungen nehmen eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung
von MINT-Kompetenzen ein. Dabei fallen die Gestal-       Entscheidend für gute MINT-Bildung sind außerdem
tung von Bildungs- und Lehrplänen, die Lerninhalte       gute digitale Infrastrukturen. Der DigitalPakt Schule
und Unterrichtsmittel wie die Fort- und Weiterbildung    wird wesentlich dazu beitragen.
in die Zuständigkeit der Länder. Das BMBF schöpft sei-
ne verfassungsmäßigen Möglichkeiten voll aus, um zu
einer guten MINT-Bildung in Kindergarten und Schule        Zentraler Gedanke des DigitalPakt Schule ist eine
beizutragen.                                               Arbeitsteilung zwischen Bund und Ländern: Der
                                                           Bund finanziert digitale Lerninfrastrukturen, während
Bereits vor der Schulzeit werden die Begeisterung für      die Länder eine Qualifizierungsoffensive für Lehrkräf-
Technik und Wissenschaft geweckt. Dafür engagiert          te starten. Zusätzlich sind die Länder verantwortlich
sich die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen          für pädagogische Konzepte zum digitalen Lernen.
Forscher“ seit 2006.                                       Ziel des DigitalPakts Schule ist es, aus pädagogischen
                                                           Anforderungen der Schulen heraus die Nutzung
                                                           digitaler Medien und Werkzeuge in der Schule zu
  Mit einem bundesweiten Fortbildungsprogramm              ermöglichen und Schulen dazu zu bewegen, die in
  unterstützt das „Haus der kleinen Forscher“ päd-         der Digitalisierung liegenden Chancen zu ergreifen
  agogische Fach- und Lehrkräfte dabei, den Entde-         und umzusetzen. Der Forschungsschwerpunkt „Digi-
  ckergeist der Kinder zu fördern und sie qualifiziert     talisierung im Bildungsbereich“ flankiert die Förde-
  beim Forschen und Erkunden zu begleiten. Die             rung digitaler Infrastrukturen wissenschaftlich. Das
  Bildungsinitiative leistet damit einen wichtigen         BMBF finanziert zudem ein Pilotprojekt zum Aufbau
  Beitrag zur Nachwuchsförderung im MINT-Bereich.          einer Schul-Cloud am Hasso-Plattner-Institut in
  Durch die Ausweitung der Initiative auf die 6- bis       Potsdam. Die Schul-Cloud wir bereits in zahlreichen
  10-Jährigen partizipieren jetzt auch Erzieherinnen       MINT-EC-Schulen genutzt. Darüber hinaus wird die
  und Erzieher, die in Ganztagsschulen, Kindertages-       Schul-Cloud im Rahmen eines Kooperationsvertrages
  einrichtungen, Horten und Freizeiteinrichtungen          mit der Landesinitiative n21 in adaptierter Form als
  Kinder dieses Alters betreuen.                           Niedersächsische Bildungscloud pilotiert.

Entscheidend für eine gute MINT-Bildung sind her-        Darüber hinaus tragen die vom BMBF finanzierten,
vorragend ausgebildete pädagogische Fachkräfte. Der      im schulischen Kontext stattfindenden Schüler- und
Bund trägt gemeinsam mit den Ländern dazu bei, dass      Jugendwettbewerbe wesentlich dazu bei, das MINT-
die Lehrerbildung weiter verbessert wird: Im Rah-        Interesse zu wecken und Potenziale zu entdecken und
men der Qualitätsoffensive Lehrerbildung werden          zu fördern. Die Wettbewerbe sind in der Eingangsstufe
innovative Konzepte und Reformen an Hochschulen          niedrigschwellig ausgerichtet, um möglichst viele
gefördert. Ein Schwerpunkt liegt auf der Verzahnung      Kinder und Jugendliche anzusprechen. An der Spit-
der Phasen der Lehrerbildung, der qualitativen Verbes-   ze haben die Beiträge der Kinder und Jugendlichen
serung des Praxisbezugs und darauf, neue Zielgruppen     oftmals Hochschulniveau. Die Wettbewerbe erreichen
für das Lehramtsstudium zu gewinnen. Qualitätssi-        jährlich über eine halbe Million Kinder und Jugend-
cherung und die Nachhaltigkeit der Projekte spielen      liche. Dazu tragen auch die bundesweiten Mathema-
eine entscheidende Rolle. Das Fördervolumen der bis      tikwettbewerbe und die Olympiaden in den Natur-
2023 laufenden Initiative beträgt insgesamt bis zu 500   wissenschaften besonders bei. Der Teilnehmerkreis
Millionen Euro. Rund 25 Prozent der bislang bewillig-    richtet sich zunehmend an jüngere Zielgruppen. So
ten Projekte haben Qualitätsverbesserungen bei der       haben die bundesweiten Informatikwettbewerbe mit
12                                                                                     MIT MINT IN DIE ZUKUNFT!

dem Informatik-Biber ein erfolgreiches Juniorformat      Mit der Initiative „Leistung macht Schule“ sollen in
eingeführt, das bereits in der Grundschule ansetzt und   den kommenden zehn Jahren die schulischen Ent-
hundertausende Schülerinnen und Schüler erreicht.        wicklungsmöglichkeiten talentierter Kinder und
                                                         Jugendlicher im Regelunterricht auch im Bereich der
Der bekannteste Nachwuchswettbewerb für Natur-           MINT-Fächer gefördert werden. So wird ein vom BMBF
wissenschaften, Mathematik und Technik ist Jugend        geförderter interdisziplinärer Forschungsverbund mit
forscht.                                                 Schulleitungen und Lehrkräften an zunächst 300 Schu-
                                                         len bundesweit Strategien, Konzepte und Unterrichts-
                                                         materialien erarbeiten, die auch die diagnostischen und
     Jugend forscht will junge Menschen für MINT-        didaktischen Kompetenzen von MINT-Lehrkräften
     Themen begeistern und ihre berufliche Orientie-     stärken.
     rung unterstützen. Mittlerweile gehören etwa 250
     Unternehmen und Institutionen in Deutschland –      Diese anerkannten, überregionalen MINT-Maßnahmen
     vom Mittelständler bis zum weltweit agierenden      werden weiterhin finanziell gefördert und sind wesent-
     Großkonzern und Forschungseinrichtungen – zu        licher Bestandteil des MINT-Aktionsplanes. Ergänzt
     den Partnern und Sponsoren.                         werden sie durch neue, verstärkte Forschungsaktivi-
                                                         täten.

Im Netzwerk Teilchenwelt haben sich Wissenschaft-          Wir fördern künftig zusätzlich unter dem Dach
lerinnen und Wissenschaftler aus 26 Forschungsins-         des Rahmenprogramms „Empirische Bildungsfor-
tituten in ganz Deutschland und dem europäischen           schung“ die Erforschung von Gelingensbedingun-
Forschungslabor in der Teilchenphysik (CERN) zusam-        gen: Welche Maßnahmen tragen erfolgreich zum
mengeschlossen, um aktuelle Themen der Astro- und          Aufbau von Interessen und Kompetenzen bei? Um
Teilchenphysik Jugendlichen und Lehrkräften zugäng-        MINT-Bildung effizient und effektiv zu gestalten,
lich zu machen. Auch zahlreiche Aktivitäten der auße-      ist eine Ausweitung der sozialwissenschaftlichen
runiversitären Forschungseinrichtungen richten sich        Begleitforschung und der vergleichenden Evaluati-
an Schülerinnen und Schüler. Dazu gehört das Roberta-      onsforschung unerlässlich. Die Forschungsvorhaben
Teacher-Training der Fraunhofer-Gesellschaft.              sollen eine internationale Perspektive berück-
                                                           sichtigen und untersuchen, wie die wirkungsvolle
Neben der Breitenförderung unterstützen Bund und           Vermittlung von MINT-Kompetenzen in anderen
Länder gemeinsam leistungsstarke und potentiell            Ländern erfolgt.
besonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler.
HANDLUNGSFELD 1: MINT-BILDUNG FÜR KINDER UND JUGENDLICHE                                                            13

Gute außerschulische                                       ten, Museen und Vereine. Der Wettbewerb ist Teil des
MINT-Angebote                                              Schülerwettbewerbs „Invent a Chip“, der Jugendlichen
                                                           der Jahrgangsstufen 8–13 die Grundlagen des Chipde-
                                                           signs näherbringt.
Was wir wollen
Der digitale Wandel verändert das Freizeitverhalten,       Das vom BMBF finanzierte und stark nachgefragten
die Arbeitswelt und Bildungsmuster. Lernen und             Magazin „forscher – Das Magazin für Neugierige“
die Aneignung von Wissen findet nicht mehr nur an          richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen acht
klassischen Orten und zu bislang üblichen Zeiten           und zwölf Jahren und präsentiert gut lesbar und span-
statt, sondern überall: zuhause, unterwegs, abends, an     nend komplexe Zusammenhänge und neue Entde-
Wochenenden. Zugleich vermischen sich Bildung und          ckungen aus Wissenschaft und Forschung.
Unterhaltung, das Spielerische und die intellektuelle
Anstrengung. Schulische Lerninhalte müssen deshalb         Das BMBF unterstützt den Bundesverband der
stärker als bisher mit außerschulischen Initiativen        Schülerlabore in Deutschland „Lernort Labor“, um
verzahnt werden. Eine breite gesellschaftliche Veran-      damit zur Qualitätsverbesserung der Schülerlabore an
kerung von Themen sowie die Förderung von Talenten         Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Mitmach-
im MINT-Bereich lassen sich nicht allein durch die         museen beizutragen.
Institution Schule erreichen, wie der Vergleich mit
Sportvereinen oder Musikschulen belegt, sondern über        Mit der neuen Maßnahme „MINT-Angebote für
die Einbindung von anhaltenden, regionalen Angebo-         ­Jugendliche“ gehen wir in die Fläche. Damit tragen
ten vor Ort. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Ini-    wir maßgeblich dazu bei, dass die Begeisterung von
tiative häufig von Non-Profit-Organisationen ausgeht,       Jugendlichen für naturwissenschaftlich-technische
die mit Firmen oder Hochschulen kooperieren und von         Zusammenhänge im Alter zwischen 10 und 16 nicht
der Wirtschaft und der öffentlichen Hand finanziert         abreißt.
werden.

Was wir tun                                                  Mit den „MINT-Angeboten für Jugendliche“ werden
Wir stärken außerschulische MINT-Angebote. Der               wir in einem wettbewerblichen Verfahren deutsch-
2018 gestartete Wettbewerb „Labs for Chips“ fördert          landweit 30–40 MINT-Cluster fördern. Zentrale
Technikbegeisterung und Freude an der (Mikro-)               Akteure schließen sich regional zusammen, um eine
Elektronik bei Kindern und Jugendlichen. Er richtet          MINT-Gesamtstrategie zu entwickeln und regel-
sich an Lernorte wie Schülerlabore, Offene Werkstät-         mäßig stattfindende, wiederkehrende und betreute
                                                             Angeboten in der MINT-Bildung zu konzipieren
                                                             und umzusetzen. Ein breiter und niederschwelliger
                                                             Zugang, der über punktuelle Formate hinausgeht,
                                                             soll so selbstverständlich werden wie Sportvereine
                                                             oder musische Aktivitäten. Die Cluster leisten damit
                                                             auch einen wesentlichen Beitrag dazu, Jugendliche
                                                             für MINT-Berufe zu gewinnen. Die Maßnahme ist
                                                             auf sechs Jahre angelegt und umfasst zwei Förder-
                                                             phasen à 3 Jahren.
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Handlungsfeld 2: MINT-Fachkräfte
In Deutschland gibt es derzeit zwar keinen flächende-      2. Der Trend zum Studium hat das Verhältnis zwischen
ckenden Fachkräftemangel, wohl aber bestehen Eng-             beruflicher und akademischer Bildung verändert.
pässe bei bestimmten Qualifikationen, in bestimmten           Während sich immer mehr junge Menschen für ein
Regionen und Branchen. Betroffen sind akademische             Studium entscheiden, sinkt die Zahl der Anfänger in
und nicht-akademische MINT-Berufe. Als führender              der beruflichen Bildung. Dies betrifft auch die Ausbil-
Innovations- und Technologiestandort ist Deutschland          dungsverhältnisse in MINT-Berufen. Allerdings stieg
kontinuierlich auf gut qualifizierte Fachkräfte angewie-      der Anteil der Ausbildungsverträge in MINT-Berufen
sen. Auf drei Ebenen stehen wir vor großen Herausfor-         proportional, und zwar in den letzten zehn Jahren
derungen:                                                     auf knapp ein Drittel aller Ausbildungsverträge.
                                                              Gleichwohl haben Unternehmen zum Teil Schwierig-
1. Jugendliche schätzen die Bedeutung und die Rele-           keiten, geeignete Bewerberinnen und Bewerber für
   vanz von Naturwissenschaften für ihr zukünftiges           freie Ausbildungsplätze und Stellen zu finden.
   Leben als wenig attraktiv ein, so PISA 2015. Das
   Interesse an MINT-Ausbildungsberufen ist zwar vor-      3. Studiengänge in den MINT-Fächern sind vielfach
   handen. Gleichwohl ist die volle Bandbreite der über       stark nachgefragt. Allerdings sind die Studie-
   300 Ausbildungsberufe den meisten Schulabgängern           nabbruch- bzw. Schwundquoten in diesen Studien-
   wenig bekannt. In den 25 am stärksten besetzten            gängen besonders hoch.
   Ausbildungsberufen finden sich auch MINT-Berufe
   wie z. B. bei jungen Männern der Kraftfahrzeug-         Das BMBF stellt sich auf allen drei Ebenen seiner
   mechatroniker oder der Elektroniker. Allerdings         Verantwortung. Wir stärken das Interesse für und das
   rangieren im Alltag stark präsente Berufe (Berufs-      Wissen über die MINT-Berufe, vor allem durch unsere
   bildungsbericht 2018) wie Kaufmann/Kauffrau im          Initiative „Abschluss und Anschluss – Bildungsketten
   Einzelhandel oder Verkäufer/in bei der Rangliste der    bis zum Ausbildungsabschluss“ und das Berufsorientie-
   Ausbildungsberufe nach Anzahl der Neuabschlüsse         rungsprogramm (BOP). Wir modernisieren die berufli-
   ganz oben. Damit geht auch einher, dass die guten bis   che Ausbildung und steigern ihre Attraktivität – gerade
   überdurchschnittlichen Verdienst- und Karriereaus-      auch im MINT-Bereich. Und wir unterstützen die
   sichten bei der Vielzahl der existierenden MINT-        Hochschulen dabei, die Abbruchquoten zu verringern
   Ausbildungsberufe oft nicht realisiert werden.          und die Lehre zu verbessern.
Handlungsfeld 2: MINT-Fachkräfte                                                                                  15

Das Interesse für MINT-Berufe                                 zung des BMBF für die Bundesarbeitsgemeinschaft
stärken                                                       Berufswahlpass und die BMBF-geförderte Entwick-
                                                              lung des digitalen Berufswahlpasses.

Was wir wollen
Wir bringen die Fähigkeiten und Interessen junger
Menschen mit den am Arbeitsmarkt nachgefragten              Im Programm zur „Förderung der Berufsorientierung
Qualifikationen zusammen. Ein Berufsorientierungs-          in überbetrieblichen und vergleichbaren Berufsbil-
angebot über die ganze Bandbreite existierender             dungsstätten“ – kurz Berufsorientierungsprogramm
Ausbildungsberufe trägt wesentlich dazu bei, dass           (BOP) – werden Jugendliche bereits in der Schule
Vorstellungen und Vorurteile mit der Realität und kon-      (Sekundarstufe II) individuell gefördert, und zwar mit
kreten Tätigkeiten abgeglichen werden. Berufsorientie-      einer Potenzialanalyse, bei der sie persönliche Stärken
rungsmaßnahmen müssen MINT-Berufe differenziert             und Interessen erkennen und mit handlungsorientier-
und an den tatsächlichen Gegebenheiten orientiert           ten Werkstatttagen, die mindestens drei Berufsfelder
darstellen. Sie müssen daher auch jene Berufe berück-       abdecken.
sichtigen, die für Jugendliche auf den ersten Blick nicht
im Vordergrund stehen. Eine professionelle Beratung         Das BMBF setzt sich für die Erhöhung der Durchlässig-
sollte die Eltern in die Berufswahl einbeziehen.            keit zwischen den verschiedenen Bildungsbereichen
                                                            ein. Nach einer handlungsorientierten Berufsaus-
Wir wollen außerdem die Durchlässigkeit zwischen            bildung oder einem eher theoretisch orientierten
beruflicher und akademischer Bildung verbessern und         Hochschulstudium z. B. im MINT-Bereich sollten mehr
damit Karriereoptionen im jeweils anderen Bereich           Möglichkeiten bestehen, Bildungsphasen im jeweils an-
schaffen. Auch in diesem Fall sind zahlreiche Akteure       deren Bildungssystem zu absolvieren. Dies unterstüt-
gefragt: Unternehmen, Kammern, Verbände und alle            zen wir mit dem Aufstiegsstipendien für Studierende
staatlichen Ebenen.                                         mit Berufserfahrung oder dem Bund-Länder-Wettbe-
                                                            werb „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“.
Was wir tun                                                 Die Entwicklung weiterbildender Studienangebote
Um Jugendliche besser in Ausbildung zu bringen,             zumeist für den MINT-Bereich spielt dabei ebenso eine
trägt das BMBF zusammen mit dem BMAS und der                entscheidende Rolle wie die einer digitalen Lernkul-
Bundesagentur für Arbeit (BA) auf Bundesseite die           tur. Sie kann auch im grundständigen Studienbereich
Bund-­Länder-Initiative „Abschluss und Anschluss –          Anwendung finden.
Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss“.

                                                            Priorität für die Fachkräftesicherung
  Ziel der Bildungsketten ist die präventive und
  ganzheitliche Sicherung des Bildungserfolgs junger
  Menschen durch die Schaffung einer strukturier-           Was wir wollen
  ten Förderpolitik aller Beteiligten und der Länder        Die Sicherung der Fachkräftebasis gehört zu den zent-
  in der Berufs- und Studienorientierung sowie im           ralen Zukunftsaufgaben Deutschlands. Die Potenziale
  Übergang Schule – Beruf. Hiervon profitieren auch         der beruflichen und der akademischen Bildung müssen
  MINT-Berufe. Im Zentrum stehen die ineinander             besser ausgeschöpft werden. MINT-Fachkräfte sichern
  greifenden Begleitinstrumente wie Berufsorien-            Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit und tragen
  tierung, individuelle Berufseinstiegsbegleitung,          maßgeblich dazu bei, wirtschaftlichen Wohlstand und
  ausbildungsbegleitende Hilfen und die assistierte         die Innovationsfähigkeit in Deutschland zu erhalten.
  Ausbildung. Hinzukommen u. a. die Unterstüt-              Wir müssen die berufliche Bildung mit ihren Qualifi-
                                                            kationsangeboten und Qualifikationswegen gegenüber
                                                            anderen Bildungszweigen noch attraktiver gestalten.
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Sie muss sich als gleichwertig zum Hochschulbereich        Schulabgänger sowie für Studienabbrecher (u.a. mit
beweisen. Dazu tragen wir bei, auch dadurch, dass wir      dem BMBF-Online-Portal www.studienabbruch-und-
die berufliche Ausbildung auf digitale Qualifikationsan-   dann.de).
forderungen und Integration neuer digitaler Lehr- und
Lernkompetenzen ausrichten.
                                                             Die Dachinitiative „Berufsbildung 4.0“ steht für
Die Wirtschaft ist in der Verantwortung, die Qualität        eine frühzeitige Ausrichtung der beruflichen Aus-
von Ausbildungsmaßnahmen zu sichern und zu erhö-             und Fortbildung auf die Digitalisierung der Wirt-
hen. Dabei ist eine gute Balance zwischen beruflich und      schaft. Dazu zählen insbesondere Initiativen zur
akademisch Qualifizierten für den Wirtschaftsstandort        Analyse der Auswirkungen der Digitalisierung auf
Deutschland auch im MINT-Bereich unverzichtbar.              Qualifikationsanforderungen („Fachkräftequalifi-
Unternehmen und Betriebe müssen Einblicke in den             kation und Kompetenzen für die digitalisierte Arbeit
MINT-Berufsalltag geben. Stichworte sind Praktika            von morgen“, von BMBF und BIBB), das Sonder-
unterschiedlicher Länge, Tage der offenen Tür und            programm zur Förderung von Digitalisierung in
Betriebsbesichtigungen für Eltern und Jugendliche. Sie       überbetrieblichen Berufsbildungsstätten und
müssen ihre Unternehmenskultur so gestalten, dass            Kompetenzzentren, das Förderprogramm „Digitale
ganz unterschiedliche Personen ihre unterschiedlichen        Medien in der beruflichen Bildung“ zur Förderung
Talente einbringen und entwickeln können. Dazu trägt         des Einsatzes digitaler Medien in der beruflichen
eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie wesent-        Aus- und Weiterbildung mit zahlreichen Förderbe-
lich bei.                                                    kanntmachungen, aber auch Ansätze zur Unter-
                                                             stützung von kleinen und mittleren Betrieben im
Was wir tun                                                  Transformationsprozess zur Wirtschaft 4.0 sowie
Die berufliche Aus- und Weiterbildung ist eine wesent-       zur Einführung IT-gestützter Kompetenzmessver-
liche Grundlage für Wirtschaftswachstum und Wohl-            fahren in der beruflichen Bildung (ASCOT +).
stand in Deutschland. Wir stärken sie. Vielfältige Maß-
nahmen dienen nicht ausschließlich, aber auch dem
Ziel der Fachkräftesicherung im MINT-Bereich. Dies gilt    Wir wollen möglichst alle Fachkräftepotenziale er-
ganz besonders für die kontinuierliche Modernisierung      schließen. Ein Augenmerk liegt dabei auf Geflüchteten,
der beruflichen Ausbildung, zum Beispiel im Rah-           die eine Bleibeperspektive in Deutschland haben. Im
men des Innovationswettbewerbs für eine exzellente         Rahmen des KAUSA-Netzwerkes werden jungen Mig-
berufliche Bildung sowie durch die Digitalisierung der     ranten und Migrantinnen und Geflüchteten die Chan-
Berufsbildung. Über Informationsoffensiven bewerben        cen der betrieblichen Ausbildung im Handwerk auf-
wir die Attraktivität der beruflichen Bildung – für        gezeigt. Mit dem Programm „Berufsorientierung für
                                                           Flüchtlinge“ (BOF) werden nicht mehr schulpflichtige
                                                           junge Geflüchtete durch intensive Sprachvermittlung,
                                                           fachliche Berufsorientierung und Berufsvorbereitung
                                                           an eine Ausbildung oder Einstiegsqualifizierung heran-
                                                           geführt. Dadurch ist die sozialversicherungspflichtige
                                                           Beschäftigung in MINT-Berufen von Geflüchteten
Handlungsfeld 2: MINT-Fachkräfte                                                                                 17

dynamisch angestiegen. MINT eröffnet damit Perspek-      Attraktivität und Relevanz für Arbeitsmarkt und Praxis
tiven für die Integration in Deutschland.                überzeugen. Gerade auch MINT-Studiengänge müssen
                                                         kontinuierlich daraufhin überprüft werden, ob sie den
Bei der Sicherung der Fachkräftebasis sind Unterneh-     Anforderungen der Gegenwart entsprechen und gesell-
men, Verbände und Sozialpartner, Politik und Ge-         schaftliche Herausforderungen adressieren.
sellschaft gemeinsam gefordert. Daher engagiert sich
das BMBF in Initiativen, die von einem breiten gesell-   Was wir tun
schaftlichen Konsens getragen werden. Dazu gehören       Die Zuständigkeiten für die Hochschulen und die Aus-
die Aktualisierung der Allianz für Aus- und Weiter-      gestaltung von Studiengängen liegen bei den Ländern.
bildung und eine neue Weiterbildungskultur, um alle      Das BMBF trägt im verfassungsrechtlichen Rahmen bei
Beschäftigten darin zu unterstützen, Kompetenzen         zu einem leistungsfähigen Wissenschaftssystem und
und Qualifikationen im digitalen Wandel up-to-date zu    zu guter Lehre. Wir unterstützen Länder und Hoch-
halten. Dazu wollen wir gemeinsam mit dem BMAS im        schulen in ihren Bemühungen, Studienabbrüche zu
Dialog mit den relevanten Partnern bis zum Sommer        verringern und Studienerfolg zu ermöglichen.
eine Nationale Weiterbildungsstrategie erarbeiten.
Unternehmen und Kammern beziehen wir vor Ort in
unsere neue Initiative „MINT-Angebote für Jugendli-        Mit dem Hochschulpakt 2020 unterstützen Bund
che“ in regionalen Clustern ein.                           und Länder die Aufnahme zusätzlicher Studienan-
                                                           fängerinnen und -anfänger an den Hochschulen.
Gerade in neuen Technologiefeldern wie Künstlicher         Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Steigerung des
Intelligenz, Quanten- oder Batterietechnologien muss       Anteils der Erstsemester in den MINT-Fächern.
die Technologieentwicklung eng mit Maßnahmen zur           Gleichzeitig sollen zielgerichtete Maßnahmen dazu
Sicherung der notwendigen Fachkräftebasis verzahnt         beitragen, dass mehr Studierende qualitätsgesichert
werden. Auch die zunehmende Bedeutung datenbasier-         zu einem erfolgreichen Abschluss geführt werden.
ter Methoden und Werkzeuge in verschiedenen Tech-          So werden seit 2016 jährlich zehn Prozent der Mit-
nologiebereichen macht dies erforderlich. Das BMBF         tel zur Verbesserung des Studienerfolgs eingesetzt.
fördert deshalb technologiefeldspezifische Maßnah-
men zur Fachkräfteausbildung im MINT-Bereich. Hier-
zu zählen etwa die Förderung von Nachwuchsgruppen
im Bereich Nanomaterialien, die Ausbildung von Nach-     Mit dem Bund-Länder-Programm für bessere Studi-
wuchskräften in der IT-Sicherheit am „CISPA-Stanford     enbedingungen und mehr Qualität in der Lehre – dem
Center for Cybersecurity“, das Nachwuchsprogramm         Qualitätspakt Lehre – unterstützt der Bund bis 2020
„Drive-E“ für Studierende im Bereich Elektromobilität    Projekte zur Verbesserung von Studienbedingungen
oder die Förderung internationaler Forschungsauf-        und Lehrqualität. Ein Schwerpunkt bei der Verwen-
enthalte von Masterstudierenden der Informatik im        dung der Mittel liegt bei den MINT-Fächergruppen.
Rahmen der Maßnahme „FIT weltweit“. Das BMBF wird        Die Hochschulen haben mit Hilfe dieses Programms
weitere Maßnahmen im Zuge der Umsetzung der Stra-        wichtige Maßnahmen ergriffen, um neue Lehr- und
tegie der Bundesregierung für Künstliche Intelligenz     Lernformate zu entwickeln, die Betreuungssituation
sowie des Rahmenprogramms „Quantentechnologien –         von Studierenden, z. B. durch spezielle Mentoringpro-
von den Grundlagen zum Markt“ aufsetzen.                 gramme, zu fördern und den Studienerfolg zu sichern.
                                                         Dies geschieht durch eine verbesserte Studieneingangs-
                                                         phase und die Berücksichtigung der vielfältigen Start-
Erfolg im MINT-Studium                                   voraussetzungen und Vorkenntnisse, die Studierende
                                                         mitbringen.

Was wir wollen                                           Außerdem fördert das BMBF Forschung zu Studie-
Wer gut informiert seine Studienwahl trifft und weiß,    nabbruch und Studienerfolg und Projekte zur Beratung
was ihn erwartet, bricht das Studium später seltener     von Studienzweiflern und -abbrechern.
ab. Zugleich müssen die Studienfächer durch Qualität,
18                                                                                       MIT MINT IN DIE ZUKUNFT!

Handlungsfeld 3: Chancen von Mädchen
und Frauen in MINT
                                                             rufen, dem sogenannten Gender Gap. Junge Frauen
                                                             entscheiden sich häufig für Berufe des Gesundheits-,
                                                             Erziehungs- und Sozialwesens, für den kaufmän-
                                                             nischen Bereich oder den Verkauf. Unter den am
                                                             häufigsten gewählten dualen Berufen junger Frauen
                                                             findet sich kein gewerblich-technischer Beruf.
                                                             Frauen bevorzugen auch andere Studiengänge als
                                                             Männer. Folgen bei den Männern nach der auf Platz
                                                             1 der beliebtesten Studiengänge gelegenen BWL
                                                             direkt Maschinebau, Informatik und Elektrotechnik,
                                                             sind es bei Frauen nach BWL, Germanistik, Medizin,
                                                             Jura und Pädagogik.

                                                           Die Berufs- und Studienwahl ist und bleibt die freie
                                                           Entscheidung eines und einer jeden – doch sollten ge-
                                                           rade auch Frauen und Mädchen die Möglichkeit haben,
                                                           ihre Entscheidungen informiert zu treffen. Vielen von
Zu wenige Mädchen und Frauen verfolgen ihre MINT-          ihnen ist bislang gar nicht bewusst, welche Möglichkei-
Interessen, zu wenige ergreifen einen MINT-Beruf. Wir      ten die verschiedenen MINT-Berufe bieten. Klischee-
stehen vor drei miteinander verschränkten Herausfor-       hafte Darstellungen von technischen Berufen, Ausbil-
derungen:                                                  dungs- und Studienstrukturen und wenig weibliche
                                                           Vorbilder wirken zu häufig abschreckend. Auf indivi-
1. Die Berufswahl ist von Rollenbildern und kulturellen    dueller Ebene führt das häufig dazu, dass Mädchen und
   Vorstellungen von „typisch männlichen“ und „ty-         Frauen ihre MINT-Interessen nicht weiterverfolgen.
   pisch weiblichen“ Berufen beeinflusst. Das hält junge   Dies trägt auch dazu bei, dass Frauen im Durchschnitt
   Frauen vielfach von MINT-Berufen ab, zumal vielen       weniger verdienen als Männer, indem sie sich häufi-
   nicht bewusst ist, welche Möglichkeiten die verschie-   ger für schlechter bezahlte Berufe entscheiden. Dies
   denen Berufe bieten.                                    ist eine Erklärung für das sogenannte unbereinigte
                                                           Gender Pay Gap. Überdurchschnittliche Verdienst- und
2. Die Freude an den MINT-Fächern und die subjektive       Karriereaussichten bei der Vielzahl der existierenden
   Überzeugung, naturwissenschaftliche Problemstel-        MINT-Berufe (Þ Handlungsfeld 2) können gerade von
   lungen erfolgreich bewältigen zu können, liegt auch     Frauen häufig nicht realisiert werden. Auf gesamt-
   bei der Gesamtheit der Jugendlichen in Deutschland      wirtschaftlicher Ebene wird das Potenzial von Frauen
   unter dem OECD-Durchschnitt (Þ Handlungsfeld 1).        auf dem Arbeitsmarkt in MINT-Berufen bislang nicht
   Bei Mädchen ist beides noch deutlich schwächer          ausgeschöpft. Um die Fachkräftebasis in Deutschland
   ausgeprägt als bei Jungen, so PISA 2015. Jungen ha-     zu stärken, müssen mehr Frauen für MINT-Berufe
   ben deutlich mehr Freude und Interesse an Natur-        gewonnen werden.
   wissenschaften, sehen eher deren Bedeutung für ihr
   zukünftiges Leben und trauen sich mehr zu. Hinge-       Was wir wollen
   gen haben sogar die leistungsstärksten Mädchen ein      Das BMBF geht die genannten Herausforderungen
   schwaches Selbstvertrauen in ihre Fähigkeit, wissen-    konkret an.
   schaftliche und mathematische Probleme zu lösen.
                                                           Wir unterstützen Mädchen und Frauen dabei, Ihre
3. Was in der Schule beginnt, verschärft sich im Laufe     MINT-Talente zu entdecken und ihre MINT-Interessen
   des Bildungswegs und mündet in der Kluft beim           zu verfolgen – von den frühen Jahren über Studien-
   Anteil von Frauen und Männern in den MINT-Be-           oder Ausbildungswahl bis hin zur Berufsentscheidung.
HANDLUNGSFELD 3: CHANCEN VON MÄDCHEN UND FRAUEN IN MINT                                                         19

Zugleich wollen wir insgesamt mehr Frauen für die          Stereotypen lassen sich nicht von heute auf morgen
MINT-Fächer gewinnen. Damit beides gelingt, müssen         und nicht von einzelnen Akteuren ändern. Es bedarf
traditionelle Rollenbilder und geschlechtsspezifische      des langen Atems und der kontinuierlichen Zusam-
Zuschreibungen von Berufen und Tätigkeiten struktu-        menarbeit aller Beteiligten. Wir suchen den Austausch
rell aufgebrochen werden. Wir tragen dazu bei.             mit den im MINT-Bereich Engagierten, den Unterneh-
                                                           men und den Ländern als den für die Schulen Verant-
Wir fördern bessere Informationen. Auf ihrer Grundla-      wortlichen. Auch der MINT-Unterricht muss sich an
ge werden sich Schülerinnen und Schulabgängerinnen         den Lebenswelten von Mädchen ausrichten und seine
und deren Eltern noch stärker bewusst, wie attraktiv       Inhalte geschlechtergerecht kommunizieren. Letztlich
und abwechslungsreich MINT-Themen und MINT-                ist jeder und jede aufgefordert zu reflektieren, inwie-
Berufe gerade auch für Mädchen und Frauen sind. Wie        fern durch Verhalten, Gestik und Mimik Rollenstereo-
bei Jungen auch, ist es häufig der konkrete Praxisbezug,   type transportiert werden.
der das Interesse steigert: Ob bei sportlichen Aktivi-
täten, bei Kosmetikartikeln oder beim Gebrauch des         Wenn wir zugleich das positive Image von MINT-Beru-
Smartphones – MINT-Themen sind allgegenwärtig. Mit         fen stärken, über Chancen und Verdienstmöglichkeiten
den von uns geförderten Angeboten stärken wir nicht        informieren und die Vereinbarkeit von Familie und Be-
nur das Interesse von Mädchen und jungen Frauen            ruf stärken, werden mehr Frauen eine MINT-Karriere
an MINT, sondern auch ihr Selbstbewusstsein, mit           anstreben und einschlagen.
MINT- Fragen souverän umzugehen. Und wir stärken
weibliche Rollenvorbilder. Bessere Informationen,          Was wir tun
mehr Selbstbewusstsein, Vorbilder: So ermutigen wir        Das BMBF unterstützt mit zahlreichen Projekten und
Mädchen und junge Frauen, MINT-Leistungskurse oder         Initiativen die Aufklärung über spannende Betäti-
MINT-Berufskarrieren zu wählen.                            gungsfelder und die Bewusstseinsbildung, dass MINT-
                                                           Berufe gerade auch für Frauen außerordentlich attrak-
Gemeinsam mit den anderen MINT-Akteuren brechen            tiv sind. Gemeinsam mit dem federführenden BMFSFJ
wir traditionelle Rollenbilder und geschlechtsspezi-       fördern wir den bundesweiten jährlichen Girlsʼ Day –
fische Zuschreibungen von Berufen und Tätigkeiten
strukturell auf. Damit befördern wir einen gesell-
schaftlichen Wandel zur Überwindung nach wie vor
existierender Vorurteile und Geschlechterstereotypen.
Wir sensibilisieren die am Studien- und Berufsorientie-
rungsprozess Beteiligten.
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