Mit MINT in die Zukunft! - Der MINT-Aktionsplan des BMBF
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
1 Inhaltsverzeichnis Vorwort 2 Einleitung 4 Handlungsfeld 1: MINT-Bildung für Kinder und Jugendliche 10 Handlungsfeld 2: MINT-Fachkräfte 14 Handlungsfeld 3: Chancen von Mädchen und Frauen in MINT 18 Handlungsfeld 4: MINT in der Gesellschaft 22 Impressum 25
2 MIT MINT IN DIE ZUKUNFT! Vorwort Kinder sind neugierig und experimentierfreudig: Sie bauen Sandburgen, bis das Meer sie wegspült. Sie sammeln Maikäfer, stecken sie in Opas Zigarrenkisten und beobach- ten, was passiert. Weil es einfach spannend ist. Die Freude und der Spaß an Wissen- schaft und Technik liegen unseren Kindern in der Wiege. Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Mit 14 ist bei vielen die Neugier erloschen. Das ist nicht nur schade für den Einzelnen, es ist gleichzeitig ein Problem für unsere Volkswirtschaft. Wenn Deutschland weiterhin in Wissenschaft, Forschung und Inno- vation zur Spitze gehören will, brauchen wir mehr Menschen, die sich für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – kurz: MINT – begeistern. Genau das ist das Ziel unseres MINT-Aktionsplans: Von der Kita über die Schule, die außerschulischen Aktivitäten, über die Berufsberatung, die Ausbildung oder das Studi- um bis hin zum Berufseinstieg und der Weiterbildung, wollen wir Kinder, Jugendliche und Erwachsene für MINT interessieren. Allein mit den geplanten neuen Aktivitäten investieren wir bis 2022 rund 55 Millionen Euro in die MINT-Bildung in Deutschland. Wir sind überzeugt: Dieses Geld ist gut angelegt, um den Wohlstand unseres Landes zu bewahren. Die ganze Gesellschaft ist gefragt, Leidenschaft und Freude an MINT-Themen – einmal geweckt – ein Leben lang weiter zu tragen. Deshalb bitte ich Sie: Bringen Sie sich ein und begeistern Sie andere für MINT. Denn in diesem Wissen liegt unsere Zukunft. Mit den besten Grüßen Anja Karliczek Mitglied des Deutschen Bundestages Bundesministerin für Bildung und Forschung
4 MIT MINT IN DIE ZUKUNFT! Einleitung Gute Bildung ist entscheidend dafür, selbstbestimmt die Problemlösungsfähigkeit und trägt zu elementarer zu leben und verantwortungsvoll zu handeln, Chancen Technik- und Wissenschaftsmündigkeit bei. zu nutzen und Herausforderungen zu begegnen. In der modernen, digital geprägten Welt kommt dabei der MINT-Bildung ist zentral für die Gesellschaft. Bahn- MINT-Bildung eine zentrale Rolle zu. Denn Technik brechende naturwissenschaftliche Erkenntnisse wie und Informatik, digitale Anwendungen und Dienstleis- die Entdeckung der Elektrizität, technische Errungen- tungen prägen Alltag und Beruf auch derjenigen, die schaften wie die Erfindung des Automobils, des Com- nicht in einem MINT-Beruf arbeiten. puters oder des Internets verändern sie. Dank des me- dizinischen Fortschritts ist die Lebenserwartung stark Im Fokus steht derzeit vor allem die Digitalisierung mit gestiegen; Seuchen konnten weltweit eingedämmt ihren mannigfaltigen Chancen und Perspektiven für werden. Der technische Fortschritt prägt die Art, wie Lebensqualität, Teilhabe, Wohlstand und Wachstum; wir uns fortbewegen und wie wir kommunizieren, und und mit ihren Gefahren und Risiken. Wir müssen bei- naturwissenschaftliche Erkenntnis trägt dazu bei, dass des verstehen, um damit verantwortungsvoll umgehen der Hunger in vielen Teilen der Welt zurückgedrängt und die Digitalisierung gestalten zu können. Nicht wurde. MINT-Bildung trägt zum Verständnis der Welt jeder und jede muss programmieren können oder und zur Offenheit für neue Technologien bei. die technischen Feinheiten eines Prozessors kennen. Entscheidend ist ein systemisches Verständnis digita- MINT-Bildung ist zentral für die wirtschaftliche ler Anwendungen und Prozesse: wie ein Algorithmus Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit. Eine innovati- oder wie Software funktionieren, welche komplexen onsstarke Volkswirtschaft wie Deutschland und eine Suchoptionen es gibt und auf welche Daten eine App Europäische Union im internationalen Wettbewerb zugreift. Kenntnisse der Mathematik, der Informatik, benötigen hervorragend ausgebildete Fachkräfte. der Naturwissenschaften und der Technik sind vielfach unerlässlich. Deshalb setzen sich in Deutschland seit vielen Jahren Bürgerinnen und Bürger, Stiftungen, Verbände, die Politik in Bund und Ländern und die Wirtschaft für Begriffserläuterung: MINT i die MINT-Bildung ein. Zusätzlich zum schulischen MINT-Angebot ist eine vielfältige MINT-Landschaft entstanden. Das Initialwort MINT setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der Begriffe Mathematik, Infor- Zahlen belegen, dass das Engagement Wirkung zeigt. So matik, Naturwissenschaften und Technik. Der Begriff bescheinigt die OECD Deutschland im internationalen MINT ist eine zusammenfassende Bezeichnung von Vergleich einen Spitzenplatz in der MINT-Bildung.1 Da- Unterrichts- und Studienfächern sowie Berufen aus nach hat Deutschland die höchste Studienanfängerquo- den vier genannten Bereichen. Im Englischen lautet te bei den MINT-Fächern. Die Zahl der Studienanfänger das Initialwort STEM (Science, Technology, Enginee- im ersten Fachsemester hat sich in den Fächergruppen ring, and Mathematics). Mathematik/Naturwissenschaften und Ingenieur- wissenschaften in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Deutschland weist zugleich die höchste Absolventenquote im MINT-Bereich auf.2 36 Prozent MINT-Bildung ist zentral für jeden Einzelnen. Neben aller Absolventen, und damit 12 Prozentpunkte mehr dem Sachwissen bedeutet MINT Methodenwissen. Na- als im OECD-Durchschnitt, erwarben 2016 einen Hoch- turwissenschaftlich zu denken heißt, aus Beobachtun- schulabschluss oder einen berufsorientierten tertiären gen Theorien zu entwickeln, die überprüft, verifiziert Bildungsabschluss in einem MINT-Fach. oder widerlegt werden können. MINT-Bildung fördert 1 Bildung auf einen Blick 2017. 2 Bildung auf einen Blick 2018.
Einleitung 5 Aber wir stehen weiterhin vor großen Herausforderun- Wir tragen konkret und systematisch dazu bei, dass das gen: Interesse der Kinder und Jugendlichen an MINT-The- men nicht abreißt. Dafür müssen die Akteure vor Ort ∙∙ Kinder lassen sich für MINT-Themen leicht begeis- noch enger, systematischer und nachhaltiger zusam- tern. Allerdings geht das Interesse an naturwissen- menarbeiten. Lehrerinnen und Lehrer müssen hervor- schaftlich-technischen Zusammenhängen im Laufe ragend qualifiziert sein. Praxisorientierte Forschung der Kindheit allzu oft verloren, wenn Kinder zu arbeitet Gelingensbedingungen guter MINT-Bildung Jugendlichen werden. Die Flamme der Begeisterung heraus. erlischt. Wir tragen dazu bei, dass es in Deutschland auch mor- ∙∙ In der MINT-Bildung kommt der Schule eine her- gen und übermorgen genug hoch qualifizierte Fach- ausragende Bedeutung zu. Allerdings begeistert der kräfte im MINT-Bereich gibt. Schulabgänger müssen Unterricht in den MINT-Fächer häufig zu wenig und gut informiert sein und in eine Ausbildung hinein zu wenig nachhaltig. Außerschulische Aktivitäten begleitet werden, die ihren Fähigkeiten entspricht. Be- können notwendige Veränderungen in der Schule rufliche und akademische Ausbildung müssen attraktiv unterstützen. sein und noch durchlässiger werden. ∙∙ Noch immer verfügen zu viele Schulabgängerinnen Wir stärken Mädchen und Frauen, damit sie ihre und Schulabgänger über zu wenige Informationen MINT-Interessen vertiefen können und sich selbst über MINT-Berufe. Viele MINT-Themen gelten im- mehr zutrauen. Vernetzungs- und Fördermaßnahmen mer noch als eher unattraktiv. müssen die besonderen Belange von Mädchen und Frauen berücksichtigen. ∙∙ M INT-Studienfächer verzeichnen überdurchschnitt- liche Abbruchraten. Wir stärken das gesellschaftliche Bewusstsein für die zentrale Bedeutung von MINT-Themen. Dafür werden ∙∙ Mädchen unterschätzen häufig ihre Fähigkeiten in wir die große Vielfalt des MINT-Engagements noch den MINT-Fächern, Frauen sind in vielen MINT- sichtbarer machen, die Akteure vernetzen und den Bereichen unterrepräsentiert. Transfer qualitätsgesicherter guter Beispiele vorantrei- ben. ∙∙ Eine stark steigende Nachfrage nach MINT-Fachkräf- ten trifft auf ein weniger stark steigendes Angebot. Daraus ergeben sich vier Handlungsfelder. Zusammen- genommen bilden sie den strategischen Handlungs- ∙∙ MINT-Themen erfahren noch nicht die Wertschät- rahmen für die MINT-Bildung. Vielfältige, zum Teil seit zung, die ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftli- vielen Jahren laufende Fördermaßnahmen des BMBF chen Bedeutung entspricht. werden dabei mit neuen übergreifenden Initiativen verschränkt. Diese bereichern die bestehende Land- ∙∙ Der Transfer von Erfahrungen und guten Beispielen schaft um neue Impulse und stärken die MINT-Bildung erfolgt unsystematisch. Die Potenzialbildung ist als Ganzes im Sinne der Vernetzung und des Transfers. nicht ausgeschöpft. Das BMBF wird dabei eng mit anderen MINT-Akteuren zusammenarbeiten. Diesen Herausforderungen stellt sich das Bildungs- und Forschungsministerium im Rahmen seiner Zu- ständigkeiten mit diesem Aktionsplan.
6 MIT MINT IN DIE ZUKUNFT! Handlungsfeld 1: MINT-Bildung für Fachkräften wächst. Differenziert nach Qualifikation, Kinder und Jugendliche Region und Branche können nicht alle Stellen rasch besetzt und damit ökonomisch nicht alle Potenziale Kinder sind grundsätzlich neugierig, interessieren sich des MINT-Bereichs ausgeschöpft werden. Das betrifft für Zahlen und Mengen, die Umwelt, Technik und akademische und nicht-akademische MINT-Berufe. Computer. Diese Neugier muss sich erst einmal zu Tatsächlich ist die Bereitschaft von 15-jährigen Schüle- Hause und im Kindergarten entfalten können. Denn rinnen und Schüler in Deutschland, einen MINT-Beruf bereits sehr früh kann die Begeisterung für Technik zu ergreifen, eher gering ausgeprägt. Sie empfinden die und Wissenschaft geweckt werden. Die nächste Her- MINT-Berufe häufig als zu wenig attraktiv. Zugleich ausforderung besteht darin, diese Begeisterung und ein sind sie über die berufliche Vielfalt und die Entwick- wachsendes vertieftes Interesse über die frühen Jahre lungsmöglichkeiten zu wenig orientiert. hinaus zu bewahren. Aktuell nehmen sie im Laufe der Schulzeit vielfach ab. Das liegt nicht nur, aber auch am Das BMBF trägt wesentlich dazu bei, dass sich das Unterricht, in dem häufig noch zu wenig der Bogen ändert. Wir modernisieren die berufliche Ausbildung zu spannenden Fragen aus dem Alltag und zu prakti- und steigern ihre Attraktivität u. a. durch den Einsatz schen Anwendungen geschlagen wird (Þ PISA 2015). digitaler Methoden zur Wissensvermittlung (Þ S. 15 f.). Außerschulischen Initiativen gelingt das häufig besser. Gemeinsam mit BMAS und der Bundesagentur für Ar- Während die Bedeutung von engagierten und fundiert beit tragen wir auf Bundesseite die Initiative „Abschluss ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern außer Frage und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungs- steht, können außerschulische Initiativen konkrete abschluss“. Davon profitieren gerade auch die MINT- praxisnahe Angebote machen. Wir stärken sie, damit Berufe. Mit dem Berufsorientierungsprogramm (BOP) das Interesse von Kindern und Jugendlichen verstetigt unterstützen wir gezielt Schülerinnen und Schüler, ihre wird und ihr Wissen sich festigen kann. individuellen Potenziale zu erkennen – die insbeson- dere im MINT-Bereich häufig unterschätzt werden Für die Neugier in jungen Jahren steht wie kein anderes (Þ S. 15). das vom BMBF geförderte Erfolgsprojekt „Haus der kleinen Forscher“ (Þ S. 11). Die Schüler- und Jugend- wettbewerbe wie Jugend forscht und der Informatik- Handlungsfeld 3: Chancen von Biber fordern begabte Jugendliche heraus (Þ S. 11 f.). Mädchen und Frauen in MINT Mit der neuen Maßnahme „MINT-Angebote für Jugendliche“ geht das BMBF nun einen entscheiden- Die Berufswahl ist soziokulturell beeinflusst, also von den Schritt in Richtung Breitenförderung. Wir fördern Rollenbildern und kulturellen Vorstellungen von „ty- regionale Cluster zentraler MINT-Akteure vor Ort und pisch männlichen“ und „typisch weiblichen“ Berufen. ihre Angebote, damit wir das Interesse vor allem in der Das hält junge Frauen vielfach von MINT-Berufen ab, Altersstufe am Leben halten, in der es am häufigsten zumal vielen nicht bewusst ist, welche Möglichkeiten verloren geht: bei den 10- bis 16-Jährigen (Þ S. 13). die verschiedenen Berufe bieten. Klischeehafte Dar- Um künftig genauer zu verstehen, wie das am besten stellungen von technischen Berufen, Ausbildungs- und gelingt, fördern wir die entsprechende Forschung. Studienstrukturen und wenige weibliche Vorbilder wirken oft abschreckend. Um mehr Mädchen und Frauen für MINT zu gewinnen, müssen sich gesell- Handlungsfeld 2: MINT-Fachkräfte schaftliche Rahmenbedingungen verändern. Verfestig- te, traditionelle Rollenbilder und geschlechtsspezifische 7,7 Millionen Menschen übten 2017 einen so genann- Zuschreibungen von Berufen und Tätigkeiten müssen ten MINT-Beruf3 aus. Damit waren mehr als ein Viertel strukturell aufgebrochen werden. Dazu trägt das BMBF der Beschäftigten in Deutschland in diesem Berufs- mit verschiedenen Maßnahmen bei. feld tätig. Das ist viel, aber die Nachfrage an MINT- 3 Dies umfasst die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Eine Übersicht über MINT-Berufe findet sich z. B. in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit, hier z. B. die Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt – MINT-Berufe, Nürnberg, September 2018.
Einleitung 7 Mit dem Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Beru- im Rahmen der strategischen Vorausschau (Foresight) fen – „Komm, mach MINT“ gewinnen wir seit 2008 ge- und die Analyse von deren Chancen und Risiken in meinsam mit Partnern aus Politik, Wirtschaft, Wissen- der Innovations- und Technikanalyse (ITA). Um die schaft, Medien und Verbänden mehr junge Frauen für vielfältigen Angebote sichtbarer zu machen, sie noch die akademischen MINT-Zukunftsberufe (Þ S. 20 ff.). besser zu vernetzen und die Orientierung zu erleich- Mit der Initiative „Erfolg mit MINT – Neue Chancen tern, werden wir ein neues MINT-E-Portal aufbauen. Es für Frauen“ fördern wir Vorhaben, die Mädchen und wird zugleich zum Transfer guter Beispiele beitragen Frauen mit Migrationshintergrund sowie mit Behin- (Þ S. 22 f.). derungen für Berufe im MINT-Kontext begeistern. Mit der Förderlinie „Erfolg mit MINT – Neue Chancen für Zu den Angeboten für eine breite Öffentlichkeit Frauen“ engagiert sich das BMBF zudem für hochqua- gehören die bundesweiten Wissenschaftsjahre ebenso lifizierte weibliche Nachwuchskräfte in akademischen wie unsere Roadshows: Der InnoTruck berichtet über MINT-Berufen. Um stereotype Geschlechterrollen zu Innovationen und macht Lust auf Technik, und die MS überwinden, hat das BMBF die „Initiative Klischeefrei – Wissenschaft informiert über Kernfragen der Wissen- Nationale Kooperationen zur Berufs- und Studienwahl schaftsjahre. Hinzu kommen Formate, bei denen sich frei von Geschlechterklischees“ gestartet. Der Mäd- Bürgerinnen und Bürger aktiv einbringen können chen-Zukunftstag „Girls’ Day“ der Bundesregierung (Þ S. 23). Dieser MINT-Aktionsplan ist eng mit anderen wirkt sich positiv auf das Interesse von Mädchen an Strategien und Vorhaben verzahnt. Zusammengenom- MINT-Berufen aus. Und das Professorinnenprogramm men erzeugen sie Wechselwirkungen für eine dynami- von Bund und Ländern trägt seit 2008 erfolgreich dazu sche und tatkräftige MINT-Bildung in der Gesellschaft: bei, mehr Frauen nach der Promotion in der Wissen- schaft zu halten (Þ S. 21). ∙∙ Alle in der Hightech Strategie der Bundesregierung (HTS) genannten großen gesellschaftlichen Heraus- forderungen verknüpfen inhaltliche Neuerungen mit Handlungsfeld 4: MINT in der der Entwicklung von Zukunftskompetenzen. Inso- Gesellschaft weit konkretisiert der Aktionsplan den Beitrag des BMBF zur HTS. Insbesondere leistet er eine unver- Veränderungsprozesse prägen unsere Gesellschaft. Wer zichtbare Grundlage für die aufgeführten Missionen. gesellschaftlichen Wandel aktiv gestalten will, muss Denn: Deutschland benötigt eine ausreichende An- wissen, worum es geht. Voraussetzung dafür ist ein zahl an Fachkräften und eine für naturwissenschaft- Grundverständnis von naturwissenschaftlich-techni- lich-technische Zusammenhänge offene Gesellschaft, schen Zusammenhängen und das Bewusstsein für die um auch zukünftig ein führender Innovations- und hohe Bedeutung von MINT-Themen. MINT-Bezüge Forschungsstandort zu sein. innerhalb der großen Zukunftsthemen müssen in der Öffentlichkeit als solche wahrgenommen werden und ∙∙ Der MINT-Aktionsplan konkretisiert zugleich den im gesellschaftlichen Diskurs präsent sein. Das BMBF Beitrag des BMBF zur Digitalstrategie und zur trägt dazu bei, dass unsere Gesellschaft Neuem aufge- Strategie zur Künstlichen Intelligenz der Bundesre- schlossen gegenübertritt und sich für Zukunftstech- gierung. Beide betonen die Bedeutung guter Bildung, nologien und Innovationen interessiert und begeistert. Ausbildung und Weiterbildung für mehr Fach- und Ein Baustein ist die Beschreibung möglicher Zukünfte Spitzenkräfte.
Einleitung 9 sich zugleich als virtueller Marktplatz für Vernet- zungs- und Transferaktivitäten etablieren und gute MINT-Praxis in die Fläche bringen. Die Plattform wird von einer Geschäftsstelle administriert, die sich als Servicestelle auch bei Fragen zu Qualitätssiche- rungsprozessen einbringt. Neue Initiativen im MINT- Aktionsplan MINT-Forschung Was macht erfolgreiche MINT-Bildung aus? Diese Das Herzstück des MINT-Aktionsplanes bilden die eigentlich einfache Frage ist bislang nicht syste- neuen Initiativen zur Stärkung der MINT-Bildung, matisch beantwortet. Wir fördern Forschung zu die als übergeordnete Querschnittaufgaben sämt- Gelingensbedingungen guter MINT-Bildung und liche Handlungsfelder einbeziehen. Hierfür werden identifizieren Maßnahmen, die – in Deutschland wir bis 2022 rund 55 Millionen Euro investieren. wie auch in anderen Ländern - erfolgreich zum langfristigen Aufbau von MINT-Interessen und Die MINT-Angebote für Jugendliche Kompetenzen beitragen. Forschungsprojekte sollen Wir dürfen die Begeisterung von Jugendlichen für auch zur Entwicklung von Qualitätssicherungsinst- naturwissenschaftlich-technische Zusammenhän- rumenten beitragen, anhand derer MINT-Initiativen ge nicht abreißen lassen. Deshalb werden wir für systematisch die Wirkung ihrer Projekte reflektieren die Zielgruppe der 10- bis 16-Jährigen regelmäßig und ihre Projekte entsprechend weiterentwickeln stattfindende, wiederkehrende und betreute Ange- können. bote in der MINT-Bildung deutschlandweit fördern. Ein breiter und niederschwelliger Zugang, der über MINT-Kommunikationskonzept punktuelle Formate hinausgeht, soll so selbstver- Das Kommunikationskonzept zum Aktionsplan ständlich werden wie Sportvereine oder musische ist darauf ausgerichtet, MINT bekannt zu machen Aktivitäten. Dafür wählen wir in einem wettbewerb- und mehr Aufmerksamkeit für MINT-Themen zu lichen Verfahren die besten regionalen Cluster aus, schaffen. Im Fokus stehen Jugendliche und junge in denen die maßgeblichen Akteure vor Ort eine Erwachsene. MINT soll als etwas Positives und Gesamtstrategie für MINT-Angebote entwickeln Alltägliches wahrgenommen werden: MINT steht und durch konkrete Maßnahmen umsetzen. Sie für entdecken, ausprobieren, erfinden und expe- leisten einen Beitrag dazu, Jugendliche für natur- rimentieren. Hierfür ist eine umfangreiche und wissenschaftliche-technische Zusammenhänge zu vielfältige Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen begeistern und sie für MINT-Berufe zu gewinnen. geplant. Dabei geht es weniger um eine klassische und zeitlich stark befristete Werbekampagne als um MINT-E-Plattform und Vernetzungsstelle nachhaltige Online- und Social-Media Formate, um Wir bauen eine onlinegestützte, bundesweite Mobilisierungs- und Mitmachangebote. MINT-Plattform auf. Sie soll der MINT-Bildung einen kraftvollen Impuls geben, indem sie erst- → Diese neuen sowie die bestehenden Leucht- malig Transparenz über die Vielfalt der Initiativen turminitiativen werden in den Handlungsfeldern herstellt und Orientierung schafft. Das Portal soll besonders herausgehoben.
10 MIT MINT IN DIE ZUKUNFT! Handlungsfeld 1: MINT-Bildung für Kinder und Jugendliche Kinder sind neugierig, sie interessieren sich für Fach- und Lehrkräfte. Die Schulen sind auf eine gute Mengen, die Umwelt und Technik, aber die Freude an Infrastruktur für zeitgemäßen Unterricht ebenso an- naturwissenschaftlichen Fächern ist bei Jugendlichen gewiesen wie auf entsprechend geschulte Lehrerinnen in Deutschland unterdurchschnittlich ausgeprägt, so und Lehrer. Der DigitalPakt von Bund und Ländern PISA 2015. Gleiches gilt, wenn nach der Bedeutung verbindet beide Elemente. Damit erreichen wir die der Fächer für die persönliche Zukunft gefragt wird Schülerschaft in der Breite. Die Qualitätsoffensive Leh- („instrumentelle Motivation“), oder wenn die subjekti- rerbildung stärkt die künftigen Lehrerinnen und Leh- ve Überzeugung ermittelt wird, konkrete naturwissen- rer. Mit „Leistung macht Schule“ und „Jugend forscht“ schaftliche Problemstellungen erfolgreich bewältigen fördern wir MINT-Talente und schlagen die Brücke zu zu können („Selbstwirksamkeitserwartungen“). Gleich- anspruchsvollen Karrieren im MINT-Bereich. Gleich- wohl liegt das allgemeine Interesse der Jugendlichen an zeitig unterstützen wir außerschulische Lernorte wie naturwissenschaftlichen Themen wie lebenden Syste- die Schülerlabore mit ihrem Bundesverband „Lernort men oder Erd- und Weltraumsystemen leicht über dem Labor“. Und mit unserer neuen Initiative „MINT-An- OECD-Durchschnitt. Hier müssen wir ansetzen. gebote für Jugendliche“ fördern wir Regional-Cluster, stärken die regionalen Akteure und verzahnen die Um das Interesse über die ganze Bildungsbiographie MINT-Aktivitäten für die 10- bis 16-Jährigen. lebendig zu halten, benötigen wir in ganz Deutschland altersgerechte und den individuellen Fähigkeiten ent- sprechende Angebote vom Kindergarten über den Pri- Gute MINT-Bildung in Kindergarten marschulbereich bis in die berufsentscheidenden Jahre. und Schule Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fokussiert dabei gemäß den föderalen Zuständigkeiten auf den vorschulischen und den außerschulischen Was wir wollen Bereich, die Zusammenarbeit mit den Ländern im Das Interesse an MINT-Themen kann und sollte schon schulischen Bereich und die Förderung praxisorien- in der frühen Kindheit geweckt und in den sich daran tierter Forschung. Für die frühe Förderung in Kinder- anschließenden Schuljahren gefestigt werden. Fach- garten und Grundschule steht das seit 2008 vom BMBF kundiger Unterricht muss praktische Relevanz aufwei- geförderte „Haus der kleinen Forscher“, Deutschlands sen, den alltäglichen Nutzen der Themen hervorheben, größte MINT-Fortbildungsinitiative für pädagogische die Inhalte in wirtschaftliche Zusammenhänge stellen und Bezüge zu neuen Technologien und aktuellen Entwicklungen in der Gesellschaft darlegen. Dies gilt insbesondere für die Schlüsselphase der Interes- sens- und Identitätsbildung junger Menschen, in der sich Berufsvorstellungen konkretisieren. Das Lernen mit digitalen Medien auf der Grundlage geeigneter pädagogischer Konzepte eröffnet insbesondere für den MINT-Bereich neue Chancen und Möglichkeiten. Eine zeitgemäße, spannende Vermittlung mit Hilfe digitaler Angebote trägt dazu bei, das Interesse wach zu halten. Dazu brauchen wir überall in Deutschland und für alle Schulformen fachlich und didaktisch gut ausgebildete Lehrkräfte. Eine hervorragende Ausbildung, eine span- nende, praxisnahe Vermittlung der MINT-Inhalte und gute Angebote über den Kernunterricht hinaus tragen dazu bei, dass die gesellschaftliche Anerkennung für MINT-Pädagoginnen und -Pädagogen wächst und die entsprechenden Berufe für viele attraktiver werden.
HANDLUNGSFELD 1: MINT-BILDUNG FÜR KINDER UND JUGENDLICHE 11 Was wir tun Ausbildung von MINT-Lehrerinnen und -Lehrern im Die frühkindlichen und schulischen Bildungseinrich- Fokus. tungen nehmen eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung von MINT-Kompetenzen ein. Dabei fallen die Gestal- Entscheidend für gute MINT-Bildung sind außerdem tung von Bildungs- und Lehrplänen, die Lerninhalte gute digitale Infrastrukturen. Der DigitalPakt Schule und Unterrichtsmittel wie die Fort- und Weiterbildung wird wesentlich dazu beitragen. in die Zuständigkeit der Länder. Das BMBF schöpft sei- ne verfassungsmäßigen Möglichkeiten voll aus, um zu einer guten MINT-Bildung in Kindergarten und Schule Zentraler Gedanke des DigitalPakt Schule ist eine beizutragen. Arbeitsteilung zwischen Bund und Ländern: Der Bund finanziert digitale Lerninfrastrukturen, während Bereits vor der Schulzeit werden die Begeisterung für die Länder eine Qualifizierungsoffensive für Lehrkräf- Technik und Wissenschaft geweckt. Dafür engagiert te starten. Zusätzlich sind die Länder verantwortlich sich die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen für pädagogische Konzepte zum digitalen Lernen. Forscher“ seit 2006. Ziel des DigitalPakts Schule ist es, aus pädagogischen Anforderungen der Schulen heraus die Nutzung digitaler Medien und Werkzeuge in der Schule zu Mit einem bundesweiten Fortbildungsprogramm ermöglichen und Schulen dazu zu bewegen, die in unterstützt das „Haus der kleinen Forscher“ päd- der Digitalisierung liegenden Chancen zu ergreifen agogische Fach- und Lehrkräfte dabei, den Entde- und umzusetzen. Der Forschungsschwerpunkt „Digi- ckergeist der Kinder zu fördern und sie qualifiziert talisierung im Bildungsbereich“ flankiert die Förde- beim Forschen und Erkunden zu begleiten. Die rung digitaler Infrastrukturen wissenschaftlich. Das Bildungsinitiative leistet damit einen wichtigen BMBF finanziert zudem ein Pilotprojekt zum Aufbau Beitrag zur Nachwuchsförderung im MINT-Bereich. einer Schul-Cloud am Hasso-Plattner-Institut in Durch die Ausweitung der Initiative auf die 6- bis Potsdam. Die Schul-Cloud wir bereits in zahlreichen 10-Jährigen partizipieren jetzt auch Erzieherinnen MINT-EC-Schulen genutzt. Darüber hinaus wird die und Erzieher, die in Ganztagsschulen, Kindertages- Schul-Cloud im Rahmen eines Kooperationsvertrages einrichtungen, Horten und Freizeiteinrichtungen mit der Landesinitiative n21 in adaptierter Form als Kinder dieses Alters betreuen. Niedersächsische Bildungscloud pilotiert. Entscheidend für eine gute MINT-Bildung sind her- Darüber hinaus tragen die vom BMBF finanzierten, vorragend ausgebildete pädagogische Fachkräfte. Der im schulischen Kontext stattfindenden Schüler- und Bund trägt gemeinsam mit den Ländern dazu bei, dass Jugendwettbewerbe wesentlich dazu bei, das MINT- die Lehrerbildung weiter verbessert wird: Im Rah- Interesse zu wecken und Potenziale zu entdecken und men der Qualitätsoffensive Lehrerbildung werden zu fördern. Die Wettbewerbe sind in der Eingangsstufe innovative Konzepte und Reformen an Hochschulen niedrigschwellig ausgerichtet, um möglichst viele gefördert. Ein Schwerpunkt liegt auf der Verzahnung Kinder und Jugendliche anzusprechen. An der Spit- der Phasen der Lehrerbildung, der qualitativen Verbes- ze haben die Beiträge der Kinder und Jugendlichen serung des Praxisbezugs und darauf, neue Zielgruppen oftmals Hochschulniveau. Die Wettbewerbe erreichen für das Lehramtsstudium zu gewinnen. Qualitätssi- jährlich über eine halbe Million Kinder und Jugend- cherung und die Nachhaltigkeit der Projekte spielen liche. Dazu tragen auch die bundesweiten Mathema- eine entscheidende Rolle. Das Fördervolumen der bis tikwettbewerbe und die Olympiaden in den Natur- 2023 laufenden Initiative beträgt insgesamt bis zu 500 wissenschaften besonders bei. Der Teilnehmerkreis Millionen Euro. Rund 25 Prozent der bislang bewillig- richtet sich zunehmend an jüngere Zielgruppen. So ten Projekte haben Qualitätsverbesserungen bei der haben die bundesweiten Informatikwettbewerbe mit
12 MIT MINT IN DIE ZUKUNFT! dem Informatik-Biber ein erfolgreiches Juniorformat Mit der Initiative „Leistung macht Schule“ sollen in eingeführt, das bereits in der Grundschule ansetzt und den kommenden zehn Jahren die schulischen Ent- hundertausende Schülerinnen und Schüler erreicht. wicklungsmöglichkeiten talentierter Kinder und Jugendlicher im Regelunterricht auch im Bereich der Der bekannteste Nachwuchswettbewerb für Natur- MINT-Fächer gefördert werden. So wird ein vom BMBF wissenschaften, Mathematik und Technik ist Jugend geförderter interdisziplinärer Forschungsverbund mit forscht. Schulleitungen und Lehrkräften an zunächst 300 Schu- len bundesweit Strategien, Konzepte und Unterrichts- materialien erarbeiten, die auch die diagnostischen und Jugend forscht will junge Menschen für MINT- didaktischen Kompetenzen von MINT-Lehrkräften Themen begeistern und ihre berufliche Orientie- stärken. rung unterstützen. Mittlerweile gehören etwa 250 Unternehmen und Institutionen in Deutschland – Diese anerkannten, überregionalen MINT-Maßnahmen vom Mittelständler bis zum weltweit agierenden werden weiterhin finanziell gefördert und sind wesent- Großkonzern und Forschungseinrichtungen – zu licher Bestandteil des MINT-Aktionsplanes. Ergänzt den Partnern und Sponsoren. werden sie durch neue, verstärkte Forschungsaktivi- täten. Im Netzwerk Teilchenwelt haben sich Wissenschaft- Wir fördern künftig zusätzlich unter dem Dach lerinnen und Wissenschaftler aus 26 Forschungsins- des Rahmenprogramms „Empirische Bildungsfor- tituten in ganz Deutschland und dem europäischen schung“ die Erforschung von Gelingensbedingun- Forschungslabor in der Teilchenphysik (CERN) zusam- gen: Welche Maßnahmen tragen erfolgreich zum mengeschlossen, um aktuelle Themen der Astro- und Aufbau von Interessen und Kompetenzen bei? Um Teilchenphysik Jugendlichen und Lehrkräften zugäng- MINT-Bildung effizient und effektiv zu gestalten, lich zu machen. Auch zahlreiche Aktivitäten der auße- ist eine Ausweitung der sozialwissenschaftlichen runiversitären Forschungseinrichtungen richten sich Begleitforschung und der vergleichenden Evaluati- an Schülerinnen und Schüler. Dazu gehört das Roberta- onsforschung unerlässlich. Die Forschungsvorhaben Teacher-Training der Fraunhofer-Gesellschaft. sollen eine internationale Perspektive berück- sichtigen und untersuchen, wie die wirkungsvolle Neben der Breitenförderung unterstützen Bund und Vermittlung von MINT-Kompetenzen in anderen Länder gemeinsam leistungsstarke und potentiell Ländern erfolgt. besonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler.
HANDLUNGSFELD 1: MINT-BILDUNG FÜR KINDER UND JUGENDLICHE 13 Gute außerschulische ten, Museen und Vereine. Der Wettbewerb ist Teil des MINT-Angebote Schülerwettbewerbs „Invent a Chip“, der Jugendlichen der Jahrgangsstufen 8–13 die Grundlagen des Chipde- signs näherbringt. Was wir wollen Der digitale Wandel verändert das Freizeitverhalten, Das vom BMBF finanzierte und stark nachgefragten die Arbeitswelt und Bildungsmuster. Lernen und Magazin „forscher – Das Magazin für Neugierige“ die Aneignung von Wissen findet nicht mehr nur an richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen acht klassischen Orten und zu bislang üblichen Zeiten und zwölf Jahren und präsentiert gut lesbar und span- statt, sondern überall: zuhause, unterwegs, abends, an nend komplexe Zusammenhänge und neue Entde- Wochenenden. Zugleich vermischen sich Bildung und ckungen aus Wissenschaft und Forschung. Unterhaltung, das Spielerische und die intellektuelle Anstrengung. Schulische Lerninhalte müssen deshalb Das BMBF unterstützt den Bundesverband der stärker als bisher mit außerschulischen Initiativen Schülerlabore in Deutschland „Lernort Labor“, um verzahnt werden. Eine breite gesellschaftliche Veran- damit zur Qualitätsverbesserung der Schülerlabore an kerung von Themen sowie die Förderung von Talenten Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Mitmach- im MINT-Bereich lassen sich nicht allein durch die museen beizutragen. Institution Schule erreichen, wie der Vergleich mit Sportvereinen oder Musikschulen belegt, sondern über Mit der neuen Maßnahme „MINT-Angebote für die Einbindung von anhaltenden, regionalen Angebo- Jugendliche“ gehen wir in die Fläche. Damit tragen ten vor Ort. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Ini- wir maßgeblich dazu bei, dass die Begeisterung von tiative häufig von Non-Profit-Organisationen ausgeht, Jugendlichen für naturwissenschaftlich-technische die mit Firmen oder Hochschulen kooperieren und von Zusammenhänge im Alter zwischen 10 und 16 nicht der Wirtschaft und der öffentlichen Hand finanziert abreißt. werden. Was wir tun Mit den „MINT-Angeboten für Jugendliche“ werden Wir stärken außerschulische MINT-Angebote. Der wir in einem wettbewerblichen Verfahren deutsch- 2018 gestartete Wettbewerb „Labs for Chips“ fördert landweit 30–40 MINT-Cluster fördern. Zentrale Technikbegeisterung und Freude an der (Mikro-) Akteure schließen sich regional zusammen, um eine Elektronik bei Kindern und Jugendlichen. Er richtet MINT-Gesamtstrategie zu entwickeln und regel- sich an Lernorte wie Schülerlabore, Offene Werkstät- mäßig stattfindende, wiederkehrende und betreute Angeboten in der MINT-Bildung zu konzipieren und umzusetzen. Ein breiter und niederschwelliger Zugang, der über punktuelle Formate hinausgeht, soll so selbstverständlich werden wie Sportvereine oder musische Aktivitäten. Die Cluster leisten damit auch einen wesentlichen Beitrag dazu, Jugendliche für MINT-Berufe zu gewinnen. Die Maßnahme ist auf sechs Jahre angelegt und umfasst zwei Förder- phasen à 3 Jahren.
14 MIT MINT IN DIE ZUKUNFT! Handlungsfeld 2: MINT-Fachkräfte In Deutschland gibt es derzeit zwar keinen flächende- 2. Der Trend zum Studium hat das Verhältnis zwischen ckenden Fachkräftemangel, wohl aber bestehen Eng- beruflicher und akademischer Bildung verändert. pässe bei bestimmten Qualifikationen, in bestimmten Während sich immer mehr junge Menschen für ein Regionen und Branchen. Betroffen sind akademische Studium entscheiden, sinkt die Zahl der Anfänger in und nicht-akademische MINT-Berufe. Als führender der beruflichen Bildung. Dies betrifft auch die Ausbil- Innovations- und Technologiestandort ist Deutschland dungsverhältnisse in MINT-Berufen. Allerdings stieg kontinuierlich auf gut qualifizierte Fachkräfte angewie- der Anteil der Ausbildungsverträge in MINT-Berufen sen. Auf drei Ebenen stehen wir vor großen Herausfor- proportional, und zwar in den letzten zehn Jahren derungen: auf knapp ein Drittel aller Ausbildungsverträge. Gleichwohl haben Unternehmen zum Teil Schwierig- 1. Jugendliche schätzen die Bedeutung und die Rele- keiten, geeignete Bewerberinnen und Bewerber für vanz von Naturwissenschaften für ihr zukünftiges freie Ausbildungsplätze und Stellen zu finden. Leben als wenig attraktiv ein, so PISA 2015. Das Interesse an MINT-Ausbildungsberufen ist zwar vor- 3. Studiengänge in den MINT-Fächern sind vielfach handen. Gleichwohl ist die volle Bandbreite der über stark nachgefragt. Allerdings sind die Studie- 300 Ausbildungsberufe den meisten Schulabgängern nabbruch- bzw. Schwundquoten in diesen Studien- wenig bekannt. In den 25 am stärksten besetzten gängen besonders hoch. Ausbildungsberufen finden sich auch MINT-Berufe wie z. B. bei jungen Männern der Kraftfahrzeug- Das BMBF stellt sich auf allen drei Ebenen seiner mechatroniker oder der Elektroniker. Allerdings Verantwortung. Wir stärken das Interesse für und das rangieren im Alltag stark präsente Berufe (Berufs- Wissen über die MINT-Berufe, vor allem durch unsere bildungsbericht 2018) wie Kaufmann/Kauffrau im Initiative „Abschluss und Anschluss – Bildungsketten Einzelhandel oder Verkäufer/in bei der Rangliste der bis zum Ausbildungsabschluss“ und das Berufsorientie- Ausbildungsberufe nach Anzahl der Neuabschlüsse rungsprogramm (BOP). Wir modernisieren die berufli- ganz oben. Damit geht auch einher, dass die guten bis che Ausbildung und steigern ihre Attraktivität – gerade überdurchschnittlichen Verdienst- und Karriereaus- auch im MINT-Bereich. Und wir unterstützen die sichten bei der Vielzahl der existierenden MINT- Hochschulen dabei, die Abbruchquoten zu verringern Ausbildungsberufe oft nicht realisiert werden. und die Lehre zu verbessern.
Handlungsfeld 2: MINT-Fachkräfte 15 Das Interesse für MINT-Berufe zung des BMBF für die Bundesarbeitsgemeinschaft stärken Berufswahlpass und die BMBF-geförderte Entwick- lung des digitalen Berufswahlpasses. Was wir wollen Wir bringen die Fähigkeiten und Interessen junger Menschen mit den am Arbeitsmarkt nachgefragten Im Programm zur „Förderung der Berufsorientierung Qualifikationen zusammen. Ein Berufsorientierungs- in überbetrieblichen und vergleichbaren Berufsbil- angebot über die ganze Bandbreite existierender dungsstätten“ – kurz Berufsorientierungsprogramm Ausbildungsberufe trägt wesentlich dazu bei, dass (BOP) – werden Jugendliche bereits in der Schule Vorstellungen und Vorurteile mit der Realität und kon- (Sekundarstufe II) individuell gefördert, und zwar mit kreten Tätigkeiten abgeglichen werden. Berufsorientie- einer Potenzialanalyse, bei der sie persönliche Stärken rungsmaßnahmen müssen MINT-Berufe differenziert und Interessen erkennen und mit handlungsorientier- und an den tatsächlichen Gegebenheiten orientiert ten Werkstatttagen, die mindestens drei Berufsfelder darstellen. Sie müssen daher auch jene Berufe berück- abdecken. sichtigen, die für Jugendliche auf den ersten Blick nicht im Vordergrund stehen. Eine professionelle Beratung Das BMBF setzt sich für die Erhöhung der Durchlässig- sollte die Eltern in die Berufswahl einbeziehen. keit zwischen den verschiedenen Bildungsbereichen ein. Nach einer handlungsorientierten Berufsaus- Wir wollen außerdem die Durchlässigkeit zwischen bildung oder einem eher theoretisch orientierten beruflicher und akademischer Bildung verbessern und Hochschulstudium z. B. im MINT-Bereich sollten mehr damit Karriereoptionen im jeweils anderen Bereich Möglichkeiten bestehen, Bildungsphasen im jeweils an- schaffen. Auch in diesem Fall sind zahlreiche Akteure deren Bildungssystem zu absolvieren. Dies unterstüt- gefragt: Unternehmen, Kammern, Verbände und alle zen wir mit dem Aufstiegsstipendien für Studierende staatlichen Ebenen. mit Berufserfahrung oder dem Bund-Länder-Wettbe- werb „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“. Was wir tun Die Entwicklung weiterbildender Studienangebote Um Jugendliche besser in Ausbildung zu bringen, zumeist für den MINT-Bereich spielt dabei ebenso eine trägt das BMBF zusammen mit dem BMAS und der entscheidende Rolle wie die einer digitalen Lernkul- Bundesagentur für Arbeit (BA) auf Bundesseite die tur. Sie kann auch im grundständigen Studienbereich Bund-Länder-Initiative „Abschluss und Anschluss – Anwendung finden. Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss“. Priorität für die Fachkräftesicherung Ziel der Bildungsketten ist die präventive und ganzheitliche Sicherung des Bildungserfolgs junger Menschen durch die Schaffung einer strukturier- Was wir wollen ten Förderpolitik aller Beteiligten und der Länder Die Sicherung der Fachkräftebasis gehört zu den zent- in der Berufs- und Studienorientierung sowie im ralen Zukunftsaufgaben Deutschlands. Die Potenziale Übergang Schule – Beruf. Hiervon profitieren auch der beruflichen und der akademischen Bildung müssen MINT-Berufe. Im Zentrum stehen die ineinander besser ausgeschöpft werden. MINT-Fachkräfte sichern greifenden Begleitinstrumente wie Berufsorien- Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit und tragen tierung, individuelle Berufseinstiegsbegleitung, maßgeblich dazu bei, wirtschaftlichen Wohlstand und ausbildungsbegleitende Hilfen und die assistierte die Innovationsfähigkeit in Deutschland zu erhalten. Ausbildung. Hinzukommen u. a. die Unterstüt- Wir müssen die berufliche Bildung mit ihren Qualifi- kationsangeboten und Qualifikationswegen gegenüber anderen Bildungszweigen noch attraktiver gestalten.
16 MIT MINT IN DIE ZUKUNFT! Sie muss sich als gleichwertig zum Hochschulbereich Schulabgänger sowie für Studienabbrecher (u.a. mit beweisen. Dazu tragen wir bei, auch dadurch, dass wir dem BMBF-Online-Portal www.studienabbruch-und- die berufliche Ausbildung auf digitale Qualifikationsan- dann.de). forderungen und Integration neuer digitaler Lehr- und Lernkompetenzen ausrichten. Die Dachinitiative „Berufsbildung 4.0“ steht für Die Wirtschaft ist in der Verantwortung, die Qualität eine frühzeitige Ausrichtung der beruflichen Aus- von Ausbildungsmaßnahmen zu sichern und zu erhö- und Fortbildung auf die Digitalisierung der Wirt- hen. Dabei ist eine gute Balance zwischen beruflich und schaft. Dazu zählen insbesondere Initiativen zur akademisch Qualifizierten für den Wirtschaftsstandort Analyse der Auswirkungen der Digitalisierung auf Deutschland auch im MINT-Bereich unverzichtbar. Qualifikationsanforderungen („Fachkräftequalifi- Unternehmen und Betriebe müssen Einblicke in den kation und Kompetenzen für die digitalisierte Arbeit MINT-Berufsalltag geben. Stichworte sind Praktika von morgen“, von BMBF und BIBB), das Sonder- unterschiedlicher Länge, Tage der offenen Tür und programm zur Förderung von Digitalisierung in Betriebsbesichtigungen für Eltern und Jugendliche. Sie überbetrieblichen Berufsbildungsstätten und müssen ihre Unternehmenskultur so gestalten, dass Kompetenzzentren, das Förderprogramm „Digitale ganz unterschiedliche Personen ihre unterschiedlichen Medien in der beruflichen Bildung“ zur Förderung Talente einbringen und entwickeln können. Dazu trägt des Einsatzes digitaler Medien in der beruflichen eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie wesent- Aus- und Weiterbildung mit zahlreichen Förderbe- lich bei. kanntmachungen, aber auch Ansätze zur Unter- stützung von kleinen und mittleren Betrieben im Was wir tun Transformationsprozess zur Wirtschaft 4.0 sowie Die berufliche Aus- und Weiterbildung ist eine wesent- zur Einführung IT-gestützter Kompetenzmessver- liche Grundlage für Wirtschaftswachstum und Wohl- fahren in der beruflichen Bildung (ASCOT +). stand in Deutschland. Wir stärken sie. Vielfältige Maß- nahmen dienen nicht ausschließlich, aber auch dem Ziel der Fachkräftesicherung im MINT-Bereich. Dies gilt Wir wollen möglichst alle Fachkräftepotenziale er- ganz besonders für die kontinuierliche Modernisierung schließen. Ein Augenmerk liegt dabei auf Geflüchteten, der beruflichen Ausbildung, zum Beispiel im Rah- die eine Bleibeperspektive in Deutschland haben. Im men des Innovationswettbewerbs für eine exzellente Rahmen des KAUSA-Netzwerkes werden jungen Mig- berufliche Bildung sowie durch die Digitalisierung der ranten und Migrantinnen und Geflüchteten die Chan- Berufsbildung. Über Informationsoffensiven bewerben cen der betrieblichen Ausbildung im Handwerk auf- wir die Attraktivität der beruflichen Bildung – für gezeigt. Mit dem Programm „Berufsorientierung für Flüchtlinge“ (BOF) werden nicht mehr schulpflichtige junge Geflüchtete durch intensive Sprachvermittlung, fachliche Berufsorientierung und Berufsvorbereitung an eine Ausbildung oder Einstiegsqualifizierung heran- geführt. Dadurch ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in MINT-Berufen von Geflüchteten
Handlungsfeld 2: MINT-Fachkräfte 17 dynamisch angestiegen. MINT eröffnet damit Perspek- Attraktivität und Relevanz für Arbeitsmarkt und Praxis tiven für die Integration in Deutschland. überzeugen. Gerade auch MINT-Studiengänge müssen kontinuierlich daraufhin überprüft werden, ob sie den Bei der Sicherung der Fachkräftebasis sind Unterneh- Anforderungen der Gegenwart entsprechen und gesell- men, Verbände und Sozialpartner, Politik und Ge- schaftliche Herausforderungen adressieren. sellschaft gemeinsam gefordert. Daher engagiert sich das BMBF in Initiativen, die von einem breiten gesell- Was wir tun schaftlichen Konsens getragen werden. Dazu gehören Die Zuständigkeiten für die Hochschulen und die Aus- die Aktualisierung der Allianz für Aus- und Weiter- gestaltung von Studiengängen liegen bei den Ländern. bildung und eine neue Weiterbildungskultur, um alle Das BMBF trägt im verfassungsrechtlichen Rahmen bei Beschäftigten darin zu unterstützen, Kompetenzen zu einem leistungsfähigen Wissenschaftssystem und und Qualifikationen im digitalen Wandel up-to-date zu zu guter Lehre. Wir unterstützen Länder und Hoch- halten. Dazu wollen wir gemeinsam mit dem BMAS im schulen in ihren Bemühungen, Studienabbrüche zu Dialog mit den relevanten Partnern bis zum Sommer verringern und Studienerfolg zu ermöglichen. eine Nationale Weiterbildungsstrategie erarbeiten. Unternehmen und Kammern beziehen wir vor Ort in unsere neue Initiative „MINT-Angebote für Jugendli- Mit dem Hochschulpakt 2020 unterstützen Bund che“ in regionalen Clustern ein. und Länder die Aufnahme zusätzlicher Studienan- fängerinnen und -anfänger an den Hochschulen. Gerade in neuen Technologiefeldern wie Künstlicher Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Steigerung des Intelligenz, Quanten- oder Batterietechnologien muss Anteils der Erstsemester in den MINT-Fächern. die Technologieentwicklung eng mit Maßnahmen zur Gleichzeitig sollen zielgerichtete Maßnahmen dazu Sicherung der notwendigen Fachkräftebasis verzahnt beitragen, dass mehr Studierende qualitätsgesichert werden. Auch die zunehmende Bedeutung datenbasier- zu einem erfolgreichen Abschluss geführt werden. ter Methoden und Werkzeuge in verschiedenen Tech- So werden seit 2016 jährlich zehn Prozent der Mit- nologiebereichen macht dies erforderlich. Das BMBF tel zur Verbesserung des Studienerfolgs eingesetzt. fördert deshalb technologiefeldspezifische Maßnah- men zur Fachkräfteausbildung im MINT-Bereich. Hier- zu zählen etwa die Förderung von Nachwuchsgruppen im Bereich Nanomaterialien, die Ausbildung von Nach- Mit dem Bund-Länder-Programm für bessere Studi- wuchskräften in der IT-Sicherheit am „CISPA-Stanford enbedingungen und mehr Qualität in der Lehre – dem Center for Cybersecurity“, das Nachwuchsprogramm Qualitätspakt Lehre – unterstützt der Bund bis 2020 „Drive-E“ für Studierende im Bereich Elektromobilität Projekte zur Verbesserung von Studienbedingungen oder die Förderung internationaler Forschungsauf- und Lehrqualität. Ein Schwerpunkt bei der Verwen- enthalte von Masterstudierenden der Informatik im dung der Mittel liegt bei den MINT-Fächergruppen. Rahmen der Maßnahme „FIT weltweit“. Das BMBF wird Die Hochschulen haben mit Hilfe dieses Programms weitere Maßnahmen im Zuge der Umsetzung der Stra- wichtige Maßnahmen ergriffen, um neue Lehr- und tegie der Bundesregierung für Künstliche Intelligenz Lernformate zu entwickeln, die Betreuungssituation sowie des Rahmenprogramms „Quantentechnologien – von Studierenden, z. B. durch spezielle Mentoringpro- von den Grundlagen zum Markt“ aufsetzen. gramme, zu fördern und den Studienerfolg zu sichern. Dies geschieht durch eine verbesserte Studieneingangs- phase und die Berücksichtigung der vielfältigen Start- Erfolg im MINT-Studium voraussetzungen und Vorkenntnisse, die Studierende mitbringen. Was wir wollen Außerdem fördert das BMBF Forschung zu Studie- Wer gut informiert seine Studienwahl trifft und weiß, nabbruch und Studienerfolg und Projekte zur Beratung was ihn erwartet, bricht das Studium später seltener von Studienzweiflern und -abbrechern. ab. Zugleich müssen die Studienfächer durch Qualität,
18 MIT MINT IN DIE ZUKUNFT! Handlungsfeld 3: Chancen von Mädchen und Frauen in MINT rufen, dem sogenannten Gender Gap. Junge Frauen entscheiden sich häufig für Berufe des Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesens, für den kaufmän- nischen Bereich oder den Verkauf. Unter den am häufigsten gewählten dualen Berufen junger Frauen findet sich kein gewerblich-technischer Beruf. Frauen bevorzugen auch andere Studiengänge als Männer. Folgen bei den Männern nach der auf Platz 1 der beliebtesten Studiengänge gelegenen BWL direkt Maschinebau, Informatik und Elektrotechnik, sind es bei Frauen nach BWL, Germanistik, Medizin, Jura und Pädagogik. Die Berufs- und Studienwahl ist und bleibt die freie Entscheidung eines und einer jeden – doch sollten ge- rade auch Frauen und Mädchen die Möglichkeit haben, ihre Entscheidungen informiert zu treffen. Vielen von Zu wenige Mädchen und Frauen verfolgen ihre MINT- ihnen ist bislang gar nicht bewusst, welche Möglichkei- Interessen, zu wenige ergreifen einen MINT-Beruf. Wir ten die verschiedenen MINT-Berufe bieten. Klischee- stehen vor drei miteinander verschränkten Herausfor- hafte Darstellungen von technischen Berufen, Ausbil- derungen: dungs- und Studienstrukturen und wenig weibliche Vorbilder wirken zu häufig abschreckend. Auf indivi- 1. Die Berufswahl ist von Rollenbildern und kulturellen dueller Ebene führt das häufig dazu, dass Mädchen und Vorstellungen von „typisch männlichen“ und „ty- Frauen ihre MINT-Interessen nicht weiterverfolgen. pisch weiblichen“ Berufen beeinflusst. Das hält junge Dies trägt auch dazu bei, dass Frauen im Durchschnitt Frauen vielfach von MINT-Berufen ab, zumal vielen weniger verdienen als Männer, indem sie sich häufi- nicht bewusst ist, welche Möglichkeiten die verschie- ger für schlechter bezahlte Berufe entscheiden. Dies denen Berufe bieten. ist eine Erklärung für das sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap. Überdurchschnittliche Verdienst- und 2. Die Freude an den MINT-Fächern und die subjektive Karriereaussichten bei der Vielzahl der existierenden Überzeugung, naturwissenschaftliche Problemstel- MINT-Berufe (Þ Handlungsfeld 2) können gerade von lungen erfolgreich bewältigen zu können, liegt auch Frauen häufig nicht realisiert werden. Auf gesamt- bei der Gesamtheit der Jugendlichen in Deutschland wirtschaftlicher Ebene wird das Potenzial von Frauen unter dem OECD-Durchschnitt (Þ Handlungsfeld 1). auf dem Arbeitsmarkt in MINT-Berufen bislang nicht Bei Mädchen ist beides noch deutlich schwächer ausgeschöpft. Um die Fachkräftebasis in Deutschland ausgeprägt als bei Jungen, so PISA 2015. Jungen ha- zu stärken, müssen mehr Frauen für MINT-Berufe ben deutlich mehr Freude und Interesse an Natur- gewonnen werden. wissenschaften, sehen eher deren Bedeutung für ihr zukünftiges Leben und trauen sich mehr zu. Hinge- Was wir wollen gen haben sogar die leistungsstärksten Mädchen ein Das BMBF geht die genannten Herausforderungen schwaches Selbstvertrauen in ihre Fähigkeit, wissen- konkret an. schaftliche und mathematische Probleme zu lösen. Wir unterstützen Mädchen und Frauen dabei, Ihre 3. Was in der Schule beginnt, verschärft sich im Laufe MINT-Talente zu entdecken und ihre MINT-Interessen des Bildungswegs und mündet in der Kluft beim zu verfolgen – von den frühen Jahren über Studien- Anteil von Frauen und Männern in den MINT-Be- oder Ausbildungswahl bis hin zur Berufsentscheidung.
HANDLUNGSFELD 3: CHANCEN VON MÄDCHEN UND FRAUEN IN MINT 19 Zugleich wollen wir insgesamt mehr Frauen für die Stereotypen lassen sich nicht von heute auf morgen MINT-Fächer gewinnen. Damit beides gelingt, müssen und nicht von einzelnen Akteuren ändern. Es bedarf traditionelle Rollenbilder und geschlechtsspezifische des langen Atems und der kontinuierlichen Zusam- Zuschreibungen von Berufen und Tätigkeiten struktu- menarbeit aller Beteiligten. Wir suchen den Austausch rell aufgebrochen werden. Wir tragen dazu bei. mit den im MINT-Bereich Engagierten, den Unterneh- men und den Ländern als den für die Schulen Verant- Wir fördern bessere Informationen. Auf ihrer Grundla- wortlichen. Auch der MINT-Unterricht muss sich an ge werden sich Schülerinnen und Schulabgängerinnen den Lebenswelten von Mädchen ausrichten und seine und deren Eltern noch stärker bewusst, wie attraktiv Inhalte geschlechtergerecht kommunizieren. Letztlich und abwechslungsreich MINT-Themen und MINT- ist jeder und jede aufgefordert zu reflektieren, inwie- Berufe gerade auch für Mädchen und Frauen sind. Wie fern durch Verhalten, Gestik und Mimik Rollenstereo- bei Jungen auch, ist es häufig der konkrete Praxisbezug, type transportiert werden. der das Interesse steigert: Ob bei sportlichen Aktivi- täten, bei Kosmetikartikeln oder beim Gebrauch des Wenn wir zugleich das positive Image von MINT-Beru- Smartphones – MINT-Themen sind allgegenwärtig. Mit fen stärken, über Chancen und Verdienstmöglichkeiten den von uns geförderten Angeboten stärken wir nicht informieren und die Vereinbarkeit von Familie und Be- nur das Interesse von Mädchen und jungen Frauen ruf stärken, werden mehr Frauen eine MINT-Karriere an MINT, sondern auch ihr Selbstbewusstsein, mit anstreben und einschlagen. MINT- Fragen souverän umzugehen. Und wir stärken weibliche Rollenvorbilder. Bessere Informationen, Was wir tun mehr Selbstbewusstsein, Vorbilder: So ermutigen wir Das BMBF unterstützt mit zahlreichen Projekten und Mädchen und junge Frauen, MINT-Leistungskurse oder Initiativen die Aufklärung über spannende Betäti- MINT-Berufskarrieren zu wählen. gungsfelder und die Bewusstseinsbildung, dass MINT- Berufe gerade auch für Frauen außerordentlich attrak- Gemeinsam mit den anderen MINT-Akteuren brechen tiv sind. Gemeinsam mit dem federführenden BMFSFJ wir traditionelle Rollenbilder und geschlechtsspezi- fördern wir den bundesweiten jährlichen Girlsʼ Day – fische Zuschreibungen von Berufen und Tätigkeiten strukturell auf. Damit befördern wir einen gesell- schaftlichen Wandel zur Überwindung nach wie vor existierender Vorurteile und Geschlechterstereotypen. Wir sensibilisieren die am Studien- und Berufsorientie- rungsprozess Beteiligten.
Sie können auch lesen