PREISGERICHTSPROTOKOLL - VERABSCHIEDUNGSHALLE VORCHDORF

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PREISGERICHTSPROTOKOLL - VERABSCHIEDUNGSHALLE VORCHDORF
MARKTGEMEINDE VORCHDORF

        GELADENER, EINSTUFIGER REALISIERUNGSWETTBEWERB
ZUR ERLANGUNG VON BAUKUENSTLERISCHEN VORENTWURFSKONZEPTEN
                       FUER DAS PROJEKT

  VERABSCHIEDUNGSHALLE VORCHDORF

       PREISGERICHTSPROTOKOLL
                    PREISGERICHTSSITZUNG
         DIENSTAG, 18. DEZEMBER 2018, 9:00 – 16:00 UHR
                ORT: VORCHDORF, PFARRSAAL

                 VORCHDORF, AM 18 12 2018

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Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Preisgerichtssitzung:

Sachpreisrichter, Sachpreisrichterin:
Marktgemeinde Vorchdorf                  Buergermeister Dipl.-Ing. Gunter Schimpl
Marktgemeinde Vorchdorf                  Franz Amering
Marktgemeinde Vorchdorf                  Monika Mitterlehner

Fachpreisrichterin, Fachpreisrichter:
Vorsitzende des Preisgerichtes           Arch.in Dipl.-Ing.in Christine Konrad
stellvertretender Vorsitzender           Arch. Dipl.-Ing. Christoph Karl
Schriftfuehrer                           Arch. Dipl.-Ing. Michael Aigner

anwesende Ersatzpreisrichterin, anwesender Ersatzsachpreisrichter:
Marktgemeinde Vorchdorf                RA Ingrid Veress
Marktgemeinde Vorchdorf                Vizebuergermeister Johann Mitterlehner

Beratende Mitglieder: Bulent Arikan, Vizebuergermeister Alexander Schuster, Mag.
Reinhard Ammer, Felix Lenzeder, Bernhard Radner, Amtsleiter Mag. (FH) Matthaeus
Radner.

Vorpruefung: Dipl.-Ing. Ernst Pitschmann, Pettenbach

Nach der Begrueßung durch Buergermeister Dipl.-Ing. Schimpl uebernimmt Archi-
tektin Dipl.-Ing.in Christine Konrad als Vorsitzende des Preisgerichtes die Ge-
spraechsfuehrung. Einleitend stellt sie die Beschlussfaehigkeit des Preisgerichtes
fest. Arch.in Konrad weist auf die Verschwiegenheitspflicht aller Anwesenden
waehrend der Sitzung hin und befragt die Preisgerichtsmitglieder, ob sich jemand
bezueglich der vorgelegten Projekte und der erforderlichen Anonymitaet befan-
gen fuehlt. Dies wird von allen verneint. Auch erinnert die Vorsitzende daran, dass
ein aus der laufenden Beurteilung genommenes Projekt auf Antrag mit einer quali-
fizierten Stimmenmehrheit in die Bewertung zurueck geholt werden kann.

In der Folge werden die Vorpruefberichte an die Mitglieder des Preisgerichtes und
an die beratenden Mitglieder verteilt. Dann begibt man sich zu den Projekten, die
vom Vorpruefer Arch. Pitschmann in nicht wertender Art und Weise vorgestellt wer-
den. Bezueglich der formalen Bedingungen weist der Vorpruefer eingangs darauf
hin, dass die Modellgrundplatten der Projekte 1, 2, 4 und 5 groeßer als die den Teil-
nehmern uebergebenen Grundplatten und zwei Modelle (Projekte 1 und 2) nicht
wie angegeben in weiß ausgefuehrt wurden. Nach kurzer Diskussion entscheidet
man, sie dennoch fuer die Beurteilung heranzuziehen. Diese Vorstellung der Wett-
bewerbsbeitraege dauert bis 10:15 Uhr. Anschließend wird eine Pause bis 10:40 Uhr
abgehalten. Pfarrer Pater Ernst verlaesst kurzfristig die Sitzung bis 11:05 Uhr.

Im folgenden Durchgang werden die Projekte von der Fachpreisrichterin und den
Fachpreisrichtern analysiert, wobei die verschieden gelagerten Erschließungen fuer
das Friedhofspersonal, die Friedhofsbesucher und fuer die Teilnehmer an einem
Begraebnis die Schwerpunkte fuer die anschließende Diskussion bilden; die bera-
tenden Mitglieder werden dazu um ihre spezifischen Stellungnahmen gebeten.
Mittagspause von 12:00 bis 13:00 Uhr.

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Vor dem folgenden Bewertungsdurchgang wird in Erinnerung gerufen, dass das
Preisgericht entsprechend der Ausschreibung drei Preistraeger und einen Nach-
ruecker fuer die Preisraenge zu ermitteln hat. Es wird festgelegt, dass beim ersten
Wertungsdurchgang eine Pro-Stimme zum weiteren Verbleib in der Bewertung
genuegt. Weiters wird darauf hingewiesen, dass ein bereits ausgeschiedenes Pro-
jekt auf Antrag mit Stimmenmehrheit wieder in die Bewertung zurueck geholt wer-
den kann. Dieser erste Wertungsdurchgang bringt folgendes Ergebnis:
Projekt 01:   2 : 4 (Pro/Kontra-Stimmen)
Projekt 02:   3:3
Projekt 03:   2:4
Projekt 04:   5:1
Projekt 05:   0:6
Projekt 06:   1:5
Somit verbleiben die Projekte1, 2, 3, 4 und 6 in der Wertung. Nunmehr werden bei
den in der Bewertung verbliebenen Projekten weitere Stellungnahmen der Preis-
gerichts- und beratenden Mitglieder abgegeben; die Vor- und Nachteile werden
gegenueber gestellt und diskutiert. Zum weiteren Verbleib in der Bewertung ist
nunmehr eine qualifizierte Stimmenmehrheit erforderlich.

Die Abstimmung bringt folgendes Ergebnis:

Projekt 01:   3 : 3 (Pro/Kontra-Stimmen)
Projekt 02:   3:3
Projekt 03:   1:5
Projekt 04:   5:1
Projekt 06:   3:3

Somit bleibt Projekt 04 in der Wertung. Es wird noch einmal im Detail ueber dieses
Projekt diskutiert; danach wird der Antrag gestellt, das Projekt 04 mit dem ersten
Preis auszuzeichnen. Mit 6 : 0 Stimmen wird dieser Antrag angenommen.

Anschließend werden noch einmal die positiven und negativen Aspekte der Pro-
jekte mit Stimmengleichstand (Projekte 01, 02 und 06) abgewogen, um eine Rei-
hung vornehmen zu können. Dann werden folgende Antraege gestellt:

Projekt 02, 2. Rang: 6 : 0 Pro-Stimmen;
Projekt 06, 3. Rang: 5 : 1 Pro-Stimmen;
Projekt 01, Nachruecker: 6 : 0 Pro-Stimmen.

In der Folge werden von der Fachpreisrichterin und den Fachpreisrichtern die Pro-
jektbeurteilungen fuer das Preisgerichtsprotokoll sowie die Formulierung der
Empfehlungen des Preisgerichtes an den Sieger des Wettbewerbes vorgenom-
men. Diese Beschreibungen dauern bis 15:00 Uhr.

Fuer das Siegerprojekt werden folgende Empfehlungen des Preisgerichtes ge-
geben:
Eine behutsame Wegbringung des Sarges aus dem Sichtfeld der Trauergaeste soll
in Absprache mit der Ausloberin erarbeitet werden (bei Feuerbestattungen wich-
tig); die Manipulierflaeche vor den Gruenschnittmulden ist zu optimieren.

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Anschließend wird die Anonymitaet aufgehoben und die Verfasserkuverts werden
geoeffnet.

Verfasser und Verfasserinnen der Wettbewerbsbeitraege:

Projekt 01 (Nachruecker):
Verfasser: Architekten Luger & Maul ZT-GmbH, Wels
Mitarbeit: DI Romana Diringer

Projekt 02 (2. Preis):
Verfasser: F2 Architekten ZT GmbH, Schwanenstadt
Mitarbeit: DI Kristina Koller, DI Julia Bruckmueller

Projekt 03:
Verfasserin: Arch. Dipl.-Ing. Iris Brandstoetter, Wien
Mitarbeit: DI Oliver Ulrich

Projekt 04 (1. Preis):
Verfasser: Gaertner+Neururer ZT GmbH, Voecklabruck
Mitarbeit: DI Anna Gaertner, DI Simon Neururer

Projekt 05:
Verfasser: Arch. Dipl.-Ing. Raimund Dickinger, Vorchdorf
Mitarbeit: Lehmbau: Lehm-Ton-Erde Fa. Rauch, Erdbau: Fa. Lohninger

Projekt 06 (3. Preis):
Verfasser: PAUAT Architekten ZT GmbH, Raab
Mitarbeit: D. Passek, R. Zelic, K. Schuetz

Die Ausstellung der Wettbewerbsbeitrage findet im Marktgemeindeamt Vorchdorf,
Schlossplatz 7, statt.

Zeitpunkt: Montag, 7. Jaenner 2019, bis Freitag, 11. Jaenner 2019, zu den Oeff-
nungszeiten der Marktgemeinde Vorchdorf . Auskuenfte durch die Marktgemeinde
Vorchdorf unter der Telefonnummer 07614.6555, Durchwahl 31.

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PROJEKTBESCHREIBUNGEN, PROJEKTBEURTEILUNGEN
Projekt 01: Verfasser: Architekten Luger & Maul ZT-GmbH, Wels
Mitarbeit: DI Romana Diringer

Projektbeschreibung:
Ueber eine breite Einfahrt an der Schulstraße werden die Stellplaetze an der Suedseite des Pla-
nungsgebietes erreicht; daran anschließend gelangt man ueber einen mit Baeumen dicht be-
pflanzten Hain zu einem durch Mauerscheiben geschlossen wirkenden Außenraum, der den
Verabschiedungsraum an drei Seiten umgibt. Durch den Abbruch des derzeitigen Verabschie-
dungsgebaeudes besteht an der Ostseite des Areals die Moeglichkeit zur Situierung eines Ur-
nenhains sowie sowie weiterer 25 Stellplaetze. Die geplante Verabschiedungshalle wird durch
einen T-foermigen Grundriss gegliedert: im Osten wird der Verabschiedungsraum situiert, der
mit seiner groeßeren Gebaeudehoehe den parallel zur Grundstuecksgrenze verlaufenden
Fluegel mit allen anderen Raeumen ueberragt. Das weit ausladende Dach schafft vor dem
Verabschiedungsraum einen großzuegigen, gedeckten Vorplatz. Die gemauerten Teile sind in
gestampften Daemmbeton und beigegrau gefaerbelt gedacht; die Decken werden glatt und
schalrein ausgefuehrt und dort, wo es erforderlich ist, mit akustisch wirksamen Flaechen belegt.
In den Aufbahrungsraeumen werden die Waende mit Holz vertaefelt.

Projektbeurteilung:
Die geforderten Raeumlichkeiten werden in einem funktional organisierten, T-foermigen
Grundriss untergebracht. Die Inanspruchnahme des oestlich des Friedhofes befindlichen
Grundstueckes fuer die Mulden und den Lagerraum ist nicht moeglich und widerspricht auch
den gewuenschten Ablaeufen im Friedhofsbetrieb. Das Projekt praesentiert sich zur Schulstraße
hin mit einer ansprechend gestalteten Gruenflaeche. Ueber einen breiten Weg entlang der
Friedhofsmauer wird ein leicht trichterfoermiger Platzraum erschlossen, zu dem sich der groß-
zuegig verglaste Verabschiedungsraum hin oeffnet. Durch die Verglasung und speziell durch
seine Lage ist die erforderliche, intime Raumstimmung der Verabschiedung nicht ausreichend
gegeben, die vorgeschlagenen Vorhaenge loesen diese Problematik nicht ausreichend. Die
Positionierung und die Organisation der verschließbaren Apsis werden besonders gewuerdigt.
Die Ablaeufe von Bringung, Aussegnung und Abholung entsprechen den Wuenschen der Aus-
loberin. Die WC Anlage ist zu prominent angeordnet.

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Projekt 02: Verfasser: F2 Architekten ZT GmbH, Schwanenstadt
Mitarbeit: DI Kristina Koller, DI Julia Bruckmueller

Projektbeschreibung:
Unmittelbar an die Einfahrt von der Schulstraße aus schließt sich ein Vorplatz an, der mit einem
sanften Gefaelle zum Haupteingang des abgesenkten Baukoerpers fuehrt. Westlich dieser Ein-
fahrt befaehrt man den Parkplatz. An der Nordseite des Gebaeudes gelangt man zu einem
Nebeneingang fuer den uneinsehbaren Abtransport der Saerge und zu den Absetzmulden.
Vor dem Eingang in die Halle wird eine Flaeche in der Groeße von ca. 40 m² durch den aus-
kragenden Baukoerper ueberdacht und beidseitig von Wasserbecken flankiert. An der Ost-
und Westseite wird der Baukoerper von Gruenhoefen tangiert. Von der gedeckten Vorzone
gelangt man einerseits in den Verabschiedungsraum, andererseits in das Foyer vor den beiden
Aufbahrungsraeeumen. Alle Funktionsraeume liegen in einem Gebaeuderiegel an der Nord-
seite des Hauses. Hinsichtlich der Materialitaet wird die Verwendung von Stein, Beton, Holz und
Metall, kombiniert mit Lichtspielen, Wasser und ganzjaehriger Bepflanzung vorgeschlagen

Projektbeurteilung:
Das Projekt reagiert auf seine heterogene Umgebung und auf die laute Straße in seiner Nach-
barschaft auf unkonventionelle Art. Das Gebaeude wird in einer kuenstlich geschaffenen, zu
seiner Umgebung um 140 cm abgesenkten Ebene positioniert. Der Zugang erfolgt ueber einen
flach nach unten geneigten Vorplatz. Durch die Positionierung in Tieflage soll dem Haus und
seinem unmittelbaren Umfeld ein wuerdevoller, schutzgebender Charakter verliehen werden.
Obwohl der Grundriss besonders gut geloest ist, wirkt die Idee des Gebaeudes in einer „kuenst-
lichen Grube“ unlogisch und hinsichtlich in seiner moeglicherweise falsch zu verstehenden
Symbolik so nicht realisierbar. Auch die teilweise doch relativ steilen Rampen sind funktional
problematisch, zB fuer mobilitaetsbeeintraechtigte BesucherInnen in der Winterzeit. Dennoch
ueberzeugt das Projekt aufgrund seiner architektonischen Erscheinung, der hervorragenden
inneren Organisation und der gewaehlten Materialitaet. Die wohl ueberlegte Lichtfuehrung
und die interessanten Durch- und Ausblicke erzeugen besonders stimmungsvolle Raeume.

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Projekt 03: Verfasser: Arch. Dipl.-Ing. Iris Brandstoetter, Wien
Mitarbeit: DI Oliver Ulrich

Projektbeschreibung:
In Bezug zur Schulstraße liegt westseitig der Parkplatz, ostseitig erstreckt sich ein Vorplatz
entlang der Friedhofsmauer bis zum Haupteingang des im Nordteil des Bauplatzes liegenden
Gebaeudes. Ein Weg fuehrt entlang der Mauer weiter bis zur Pettenbacher Straße. Ueber den
Parkplatz hinweg erfolgt die Zufahrt zum Nebeneingang des Gebaeudes und zum ueber-
deckten Muldenstandplatz. Ein rechteckiges Dach mit einem Ausschnitt fuer einen Steingarten
an der Suedostseite und mit einer Ueberhoehung ueber den schraeg eingeschriebenen Ver-
abschiedungsraum legt sich ueber den Baukoerper. An den Verabschiedungsraum schließen
im Nordwesten und Suedosten die erforderlichen Funktionsraeume an, die ueber eine „Vor-
halle“ miteinander verbunden sind. Diese Grundrisskonfiguration ergibt an drei Stellen weit-
gehend dreieckige, ueberdachte Bereiche, die als Vorplatz, fuer die Anlieferung und zum
Schutz des Nebeneingangs genutzt werden. Der gesamte Entwurf wird in allen Dimensionen
durch ein Muster aus Punkten, die mit Linien verbunden sind, durchzogen. Als Materialien wer-
den fuer die Außenwaende Daemmbeton, im Bereich der „Trauerhalle“ mit metallischen Fas-
sadentafeln, fuer die Fußboeden versiegelte Estriche sowie Holz fuer Tueren und Wand-
bekleidungen vorgeschlagen.

Projektbeurteilung:
Die klare Aufteilung des Bereichs entlang der Straße in Parkplatz und Vorplatz und die Ent-
flechtung der Verkehrsstroeme wird prinzipiell positiv gesehen, wenn auch der Vorplatz zu we-
nig definiert wirkt. Die Positionierung des Baukoerpers rueckt teilweise sehr weit an die Fried-
hofsmauer heran. Die Drehung des Verabschiedungsraums und der Aufbahrungsraeume wird
aeußerst kritisch bewertet, vor allem deshalb, da dadurch die angrenzenden Raeume einen
unguenstigen Zuschnitt erhalten und die der Ausdrehung zugrundeliegende Idee des geaen-
deten Blickwinkels im gebauten Raum zu wenig nachvollziehbar scheint. Die Lage der WC's
am Foyer ist zwar zentral, jedoch etwas zu prominent. Die Loesung der Entziehung des Sargs
aus dem Blickfeld der Trauergaeste findet breite Zustimmung.

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Projekt 04: Verfasser: Gaertner+Neururer ZT GmbH, Voecklabruck
Mitarbeit: DI Anna Gaertner, DI Simon Neururer

Projektbeschreibung:
In der leichten Kruemmung der Schulstraße erfolgt die Zufahrt zum Parkplatz, der auf dem
westlichen Teil des Planungsgebietes liegt. Eine gefaerbte Stampfbetonwand trennt den Park-
platz vom Zugang und Gebaeudevorplatz, der vom massiv umrandeten Hausdach in einer
Flaeche von 64 m² ueberdeckt wird. Das Areal um die bestehende Halle an der Ostseite wird
samt dieser fuer die Anlage eines Urnenfriedhofes vorgeschlagen. Die Baumreihe des Kapel-
lenweges findet entlang der Friedhofsmauer eine Fortsetzung. An der Gebaeudeostseite liegt
der Eingang in den Verabschiedungsraum, der sich suedseitig auf ein Feld mit hochwuech-
sigen Graesern und bluehenden Stauden, nordseitig auf ein laengsgestrecktes Wasserbecken
mit einer raumabschließenden Wand oeffnet. Die beiden Aufbahrungsraeume schließen sich
westseitig an. Die Funktionsraeume gruppieren sich L-foermig um den Gebaeudekern und wer-
den von Nordwesten gesondert erreicht. Groeßere Raumhoehen heben Verabschiedungs-
und Aufbahrungsraeume besonders hervor. Entlang der nordseitigen Grundgrenze werden die
gedeckten Plaetze der Absetzmulden vorgesehen. Bezueglich der Materialitaet wird die im
Grundriss dargestellte „Stampfbetonwand gefaerbt“ erwaehnt.

Projektbeurteilung:
Mit der Situierung des Baukoerpers im Norden wird Platz fuer eine großzuegige Gruenflaeche
zwischen Verabschiedungshalle und Parkplatz geschaffen. Von der Schulstraße kommend wird
die Besucherin, der Besucher mit einer Stampfbetonwand entlang der aufgeweiteten Allee in
den Verabschiedungsraum hinein gefuehrt. Durch das auskragende Vordach ist der Eingang
selbsterklaerend. Man betritt einen neutral gestalteten Verabschiedungsraum mit Innenhof
(Wasserflaeche) und großzuegiger Oeffnung zum Gruenraum. Die Nebenraeume sind mit
niedrigerer Raumhoehe funktional L-foermig an die Verabschiedungsraeume angelagert.
Oeffentliches WC und Gruenschnittmulden sind aus dem Blickfeld, aber gut auffindbar in der
Naehe des Friedhofzuganges situiert. Klare Wegefuehrung und gut proportionierte Freiraeume,
die zwischen Innen und Außen vermitteln, ueberzeugen das Preisgericht. Ein funktional gut ge-
loester Grundriss mit angemessener Materialitaet und Tageslichtfuehrung lassen den baulichen
Rahmen fuer einen wuerdigen Abschied erwarten.

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Projekt 05 Verfasser: Arch. Dipl.-Ing. Raimund Dickinger, Vorchdorf
Mitarbeit: Lehmbau: Lehm-Ton-Erde Fa. Rauch, Erdbau: Fa. Lohninger

Projektbeschreibung:
Die Erschließung des Areals erfolgt an zwei Stellen entlang der Schulstraße; parallel zu dieser
wird der Parkplatz in zwei Aufstellungsreihen vorgesehen. Der von einer Baumreihe begleitete,
verlaengerte Kapellenweg fuehrt von der Kreuzung mit der Schulstraße zum Vorplatz der Ver-
abschiedungshalle. Dieser Platz ist großflaechig ueberdacht und leitet nordseitig zum Haupt-
eingang des freistehenden, runden Baukoerpers mit dem Verabschiedungsraum sowie in ge-
rader Linie zu den Eingaengen der beiden Aufbahrungsraeume. Entlang der nord- und west-
seitigen Grundstuecksgrenze wurde die interne Zufahrt fuer die Friedhofsbetreuung angelegt.
Durch den ueberdachten Vorplatz werden der hoehere, runde Baukoerper des Verabschie-
dungsraumes und die weniger hohen uebrigen Raeume zu einer baulichen Einheit zusammen
gefasst, wobei die Bedeutung der beiden Aufbahrungsraeume durch kreisfoermige Belich-
tungsaufsaetze hervorgehoben wird. Materialitaet: Oberflaechen außen mit einem groben
Rieselputz in weißer Farbe bei den Aufbahrungs- und Funktionsraeumen; fuer den Rundbau
werden Waende aus Stampflehm vorgeschlagen mit einer Oberflaechenstruktur wie der Hin-
tergrund der Plakate; Terrazzofußboden, Holzdecke.

Projektbeurteilung:
Mit einem Garten vom Parkplatz abgerueckt wird die Bauaufgabe in 3 Teile gegliedert: ein
großflaechig gedeckter Vorplatz, an dem eine Aufbahrungshalle mit einem kreisfoermigen
Grundriss sowie 2 weitere Aufbahrungsraeume mit dahinterliegenden Funktionsraeumen situiert
sind. Der Zugang entlang der Gruenschnittmulden wird kritisch gesehen, ebenso die mit wenig
Tageslicht ausgestatteten Besucherbereiche. Die Verabschiedungshalle ist introvertiert gestal-
tet und bietet bei groeßeren Begraebnissen wenig Oeffnung nach außen. Die Sargabsenkung
wird weder zweckmaeßig noch die Symbolik fuer Trauernde passend bewertet.

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Projekt 06: Verfasser: PAUAT Architekten ZT GmbH, Raab
Mitabeit: D. Passek, R. Zelic, K. Schuetz

Projektbeschreibung:
Sowohl der eingeteilte wie auch der allgemein ausgewiesene Parkplatz werden im Bereich der
Kreuzung Schulstraße / Kapellenweg aufgeschlossen. Auf der westlichen Gebaeudeseite liegt
die Zufahrt fuer den Bestatter und den Friedhofsdienst und somit auch zu den Absatzmulden,
die von einem Flugdach ueberdeckt werden. Der Straßenraum entlang der Friedhofsmauer
mit einer ein-seitigen Allee oeffnet sich zu einer geraeumigen Vorzone, die an der Ostseite der
Gebaeude-abfolge großzuegig ueberdeckt und durch eine Reihe lamellenfoermiger Stuetzen
charakterisiert wird. Verabschiedungsraum und Aufbahrungsraeume, mit einer groeßeren
Gebaeudehoehe unter einem gemeinsamen Dach zusammengefasst, werden von dieser
Vorzone direkt begangen. Eine mittige, abgewinkelte Erschließungsachse trennt im
Gebaeudeinneren diese allgemein genutzten Raeume von den Funktionsraeumen an der
Westseite und ermoeglicht zugleich eine mannigfaltige interne Wegefuehrung. Ziegel-
Massivbauweise mit Kalkglaetteputz in den Innenraeumen. Verab-schiedungs- und
Aufbahrungsraeume: außen Ummantelung mit „Holzbrandklinker“; jeweils zwei raumhohe
Eichentore.

Projektbeurteilung:
Die Idee, die zentralen, oeffentliche Raeume des Gebaeudes unter einem sich deutlich ab-
zeichnenden Dach zusammenzufassen, findet Zustimmung, wobei die Belichtung der Kern-
zonen kritisch gesehen wird. Die Anordnung um eine gemeinsame Vorzone bildet zwar eine
schoene Loesung, die unterschiedliche, gedeckte Raeume erzeugt. Dass die vorgestellte Fas-
sade zur Straße hin ausgerechnet die Funktionsraeume nicht ausblendet, ist nicht ganz nach-
vollziehbar; ebenso die prominente Situierung der Parkplaetze und der Umstand, dass diese
teilweise ueber die selbe Zufahrt erschlossen werden, die auch von den Fußgaengern benutzt
wird. Die einheitliche Fassung der Zeremonienraeume spiegelt sich in den Funktionsraeumen
nicht wider; diese wirken eher uninspiriert aufgereiht. Die Mulden liegen sehr abseitig und sind
schwer auffindbar.

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