Vergessene Tugenden LEBEN MIT DYNAMIK - Das Magazin der BewegungPlus

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Vergessene Tugenden LEBEN MIT DYNAMIK - Das Magazin der BewegungPlus
September – Oktober 2018

                        Das Magazin der BewegungPlus

Vergessene
Tugenden
       Serie 2018
   LEBEN MIT DYNAMIK
         Teil 4 von 5
Vergessene Tugenden LEBEN MIT DYNAMIK - Das Magazin der BewegungPlus
«DIE TUGEND IST EINE
                                                                                                                                                                                                                                          B E S TÄ N D I G E , F E S T E N E I G U N G ,
                                                                                                                                                                                                                                                DAS GUTE ZU TUN. SIE
                                                                                                              Editorial
                                                                                                                                                                                                                                          ERMÖGLICHT DEM MENSCHEN,

                                                                                  «VOLL RETRO»
                                                                                                                                                                                                                                               N I C H T N U R G U T E TAT E N
                      Inhalt                                                                                                                                                                                                            ZU VOLLBRINGEN, SONDERN SEIN
                                                                                                                                                                                                                                                B E S T E S Z U L E I S T E N .»

                       3–9
                                                                                                                                                                                                                                                 aus dem Katechismus
                                                                                                                                                                                                                                                der Katholischen Kirche
                       THEMA                                                    Dass sich Tugend auf Jugend reimt, enthält ähnlich viel Ironie­
               Vergessene Tugenden                                              prozent wie der Gleichklang von rein und Schwein. Das
                                                                                mag sich, etwas zugespitzt, manch griesgrämiger Zeitgenosse

                         10                                                     beim Titel «vergessene Tugenden» gedacht haben und – im
                                                                                Chor mit weisen Häuptern wie Sokrates oder Aristoteles –                                                             THEMA

                                                                                                                                                                     Der Tugend
                       ERLEBT                                                   die «schlechten Manieren» und die «entsetzliche Unverantwort­
                                                                                lichkeit» der jungen Generation bejammern. Da kommt ein

                     12–15                                                      Heft zu vergessenen Tugenden gerade recht. Endlich wird’s
                                                                                wieder mal gesagt!

                                                                                                                                                                     auf der Spur
                   MISSIONPLUS                                                  Die weniger pessimistischen Leser runzeln womöglich die
                 Mitarbeiterbesuche                                             Stirn: Dass es ausgerechnet eine Ausgabe zu vergessenen
                                                                                Tugenden in unsere Jahresserie «Leben mit Dynamik» geschafft

                         16                                                     hat, mag auf den ersten Blick überraschen. Die Begriffe
                                                                                Gehorsam, Verzicht oder Respekt sowie der ganze Retro-Look
           #MEHRHIMMELAUFERDEN                                                  dieser Ausgabe wird selten mit dem Stichwort «dynamisch»
            BewegungPlus Nidwalden                                              assoziiert. Dass dieser erste Eindruck täuscht, wird auf den                     «Tugend?» Hin und wieder stosse ich mit meinen Deutschklassen im
                                                                                folgenden Seiten deutlich. Und dass die Erinnerung an vergan­                 Literaturunterricht auf dieses altertümlich anmutende Wort. In der Regel

                         17                                                     gene Werte nicht einfach ein Zurückkehren in die holde
                                                                                Vergangenheit, sondern ein Weitergehen und Neudefinieren
                                                                                                                                                                 kennen meine Teenager das Wort kaum, was ja eigentlich ganz gut
                                                                                                                                                              passt, denn «Jugend kennt keine Tugend», wie schon das Sprichwort sagt.
                BEWEGUNGSKIOSK                                                  von bewährten und ja, ab und zu auch missbrauchten Begriffen
                                                                                meint, zeigt gerade der Artikel unserer jüngsten Schreiberin

                         18                                                     auf Seite 8/9.
                                                                                Nicht nur vergessene, sondern auch neue Tugenden wie bei­            Aber ist Tugend wirklich etwas Gestriges, an das wir   «Tugend» meint Kraft
                    YOUTHPLUS                                                   spielsweise das Zahnpasta Sparen sowie die frische Dynamik           uns nur von Erzählungen aus der guten alten Zeit er-  Der zweite griechische Begriff für Tugend ist dynamis.
          Der Tube auf den Zahn gefühlt                                         in der BewegungPlus Nidwalden, Brühwarmes aus Ostasien               innern? Als sprachaffiner Mensch packe ich die Ge-    Tatsächlich steckt in der Tugend also Dynamik, Kraft!
                                                                                oder der bewegende Bericht einer herausfordernden Geburt             legenheit beim Schopf und mache mich auf die Spur     Die Kraft, die es braucht, um eben nach dem Höhe-

                         20                                                     machen diese Ausgabe zu einem farbigen, dynamischen
                                                                                Abbild unserer Bewegung. Ich wünsche viel Vergnügen beim
                                                                                                                                                     nach den etymologischen Wurzeln dieses grossen
                                                                                                                                                     Wortes.
                                                                                                                                                                                                           ren zu streben, ergibt auch die Kraft, die aus einem
                                                                                                                                                                                                           solchen Leben freigesetzt wird. Eckert formuliert
                  SCHLUSSLICHT                                                  Lesen – oder etwas tugendhafter ausgedrückt: Mannigfaltige,                                                                es so: «Tugend kann somit als Dynamik beschrieben
    «Gsunntiget» – Tugend oder Alter Zopf?                                      sittsame Auferbauung!                                                «Tugend» kommt von «taugen»                           werden, die als schöpferische Kraft menschliches
                                                                                                                                                     So einfach lässt sich das auf den Punkt bringen: Tu- Leben in Schwung hält.»
                                                                                                                                                     gendhafte Menschen taugen etwas! Wenn ich von Wenn wir uns auf die vergessenen Tugenden zu-
                                                                                                           Christian Ringli                          den klassisch-christlichen Tugenden Klugheit, Ge- rückbesinnen wollen, dann nicht aus einer Haltung
                                                                                              Redaktion online, online@bewegungplus.ch               rechtigkeit, Mässigung und Tapferkeit ausgehe, dann naiver Nostalgie heraus, weil früher alles so viel
                                                                                                                                                     macht das durchaus Sinn. Auf Leute, die solchen besser war, sondern weil in diesen «hervorragen-
                                                                                                                                                     Werten folgen, ist Verlass. In der Schule sprechen den Eigenschaften» und «vorbildlichen Haltungen»
                                                                                                                                                     wir über die zehn Schlüsselkompetenzen, die für das unglaublich viel Potenzial für ein erfolgreiches Le-
                                                                                                                                                     Zusammenleben und die Zusammenarbeit wichtig ben steckt. Als Paulus den Galatern die Früchte des
                                                                                                                                                     sind. Wer die vernachlässigt, taugt möglicherweise Geistes aufzeigte, tat er dies, indem er sie in Kontrast
                                                                                                                                                     nicht für seine Traumlehrstelle.                      stellte zu dem, was die verdorbene Natur des Men-
                                                                                                                                                                                                           schen «normalerweise» hervorbringt. Mit unseren
                                                                                                                                                     «Tugend» sucht nach Qualität                          Tugenden verhält es sich ähnlich: Sie verlangen, aber
                                                                                                                                                     Im Griechischen gibt es zwei Begriffe für Tugend. Der bewirken auch Höheres, als wir es aus uns heraus
                                                                                                                                                     eine, areté, ist vom Superlativ des Adjektivs agathos selber hervorbringen können.
                                                                                                                                                     (gut) abgeleitet. In seinem Buch «Lebe was du bist»
                                                                                                                                                     schreibt Abt Johannes Eckert: «Tugend ist also die
                                                                                                                                                     Steigerung von gut sein, es geht darum, sein Bestes                               Martin Güdel
Impressum                                                                                                                                            zu finden, zu entwickeln und zu geben. Tugend hat                                 Oberstufenlehrer,
HERAUSGEBER BewegungPlus, zweimonatlich erscheinende bewegungsinterne Zeitschrift, www.bewegung­plus.ch REDAKTION Christian Ringli (Leitung),        somit mit der Suche nach echter Qualität zu tun.»                             BewegungPlus Burgdorf
Thomas Eggenberg, Martin Güdel, Romi Riva, Meinrad Schicker, Melanie Wenk   REDAKTIONSADRESSE Redaktion online, Burgdorfstr. 10, 3510 Konolfingen,   Was für ein Anspruch! Und was für ein Ansporn.                               m.guedel@bewegungplus.ch
031 791 20 58, online@bewegungplus.ch LAYOUT Sheona Meier, nice — visuelle Gestalterei, Zug / A4 Agentur, Rotkreuz FOTOS istockphoto.com
KORREKTORAT Rita Born DRUCK Jordi AG, Belp AUFLAGE 2750 Exemplare INSERATAN­N AHME Peter Wenk, p.wenk@bewegungplus.ch, BewegungPlus Schweiz,
Grabenstrasse 8A, 3600 Thun, T 033 223 11 80, F 033 223 17 26 EINSENDUNGEN für die Nummer November – Dezember 2018: bis 1. September 2018
                                                                                                                                                                                                                                                                             Tugend        3
Vergessene Tugenden LEBEN MIT DYNAMIK - Das Magazin der BewegungPlus
THEMA

                                                                  Gehorsam
                                                                                                                                                                                GESUNDER GEHORSAM
                                                                                                                                                                            WÄ C H S T N U R A U S F R E I H E I T.
                                                                                                                                                                                                                                               Das Ego zurückstellen

                                                                                                                                         Erzwungen oder freiwillig?                                                                 Bei Gehorsam denke ich an eine bestimmte Bezie-
                                                                                                                                         Ein weiteres Kriterium für gesunden Gehorsam ist                                           hungshaltung zwischen mir und andern Menschen
                                                                                                                                         die Freiheit: Gehorsam wird von Gott nicht erzwun-                                         oder zwischen mir und Gott. Auch wenn ich Vorschrif-
                                                                                                                                         gen. Gott ruft Abraham, aber dieser muss nicht                                             ten, Verbote, Gesetze befolge, stehen hinter all diesen
                                                                                                                                         gehorchen. Die Israeliten werden zum Halten der                                            Regelungen wiederum Menschen oder Gott.
                                                                                                                                         Gesetze aufgefordert, aber nicht gezwungen. Jesus                                          Einer Person oder Instanz Gehorsam zu leisten be-
                                                                                                                                         ruft Menschen in seine Nachfolge, aber er zwingt                                           deutet für mich, eigene Interessen aufzugeben und
                                                                                                                                         niemanden. Gesunder Gehorsam wächst nur aus                                                mein Ego zurückzustellen. Kein Mensch muss ge-
                                                                                                                                         Freiheit.                                                                                  horchen, aber auch wenn er es nicht tut, muss er
                                                                                                                                                                                                                                    zumindest bereit sein, die absehbaren und unabseh-
                                                                                                                                         Gehorsam aus Vertrauen und Liebe                                                           baren Folgen seines Handelns zu tragen. Gehorsam
                                                                                                                                         Besonders herausfordernd wird Gehorsam dann,                                               zu sein ist nicht ein einmaliger Vorgang, sondern ein
                                                                                                                                         wenn Gott etwas von uns verlangt, das wir nicht wol-                                       andauernder Prozess. Wahrer Gehorsam gegenüber
                                                                                                                                         len, weil es Verzicht und Leiden bedeutet.                                                 Menschen oder Gott bedingt hinzuhören, zu vertrau-
                                                                                                                                         Der Gehorsam von Jesus gipfelt im Rin- D I E L I E B E I S T                               en, Folge zu leisten und in letzter Konsequenz nach-
                                                                                                                                         gen im Garten Gethsemane: «Nicht mein U R S P R U N G                                      zufolgen – im Guten wie im Schwierigen.
                                                                                                                                         Wille, sondern dein Wille geschehe!»3 Je-
                                                                                                                                         sus wollte nicht leiden und sterben, aber U N D Z I E L V O N
                                                                                                                                         trotzdem war er gehorsam bis zum Tod G E H O R S A M .                                                       Werner Müller
                                                                                                                                         am Kreuz. Hier wird deutlich, dass Ge-                                                                      BewegungPlus Bern
                                                                                                                                         horsam mit Vertrauen zu tun hat. Er hat dem himm-
                                                                                                                                         lischen Vater vertraut und sich deshalb auf diesen
                                                                                                                                         Weg eingelassen. Dazu kommt ein weiterer Gedanke:
                                                                                                                                         Da Gottes Grundgebot die Liebe ist – die Liebe zu ihm
                                                                                                                                         und zum Nächsten – bedeutet das, dass wir dann ge-
                                                                                                                                         horsam sind, wenn wir lieben.

                                                                                                                                         «Man muss Gott mehr gehorchen
   Gehorsam soll also eine                                                                                                               als den Menschen»
(vergessene) Tugend sein?! Ist                                                                                                           Gerade der Gehorsam gegenüber Gott führt in die
  es nicht unverantwortlich,                                                                                                             Freiheit gegenüber Menschen. Falls Erwartungen
                                                                                                                                         und Gesetze im Widerspruch stehen zu dem, was
  Auto­ritäten unkritisch zu                                                                                                             Gott von uns möchte, dürfen wir uns darüber hin-                                    Nicht immer Bock haben
vertrauen und zu tun, was sie                                                                                                            wegsetzen. Gehorsam ist also nicht eine Tugend an
   verlangen? War es nicht                                                                                                               sich, sondern es stellt sich die Frage, wem wir ge-                          Aus Liebe der Stimme Gottes nachzufolgen, ohne
der Gehor­sam von willenlosen                                                                                                            horchen und wozu? Gehorsam ist nur angemessen                                dass ich es im Moment verstehe oder Lust darauf
   Befehlsempfängern, der                                                                                                                gegenüber einer Autorität, die das Gute will und das                         habe – das ist für mich Gehorsam. Meinem Verstand
 Millio­nen von Juden in den                                                                                                             Böse meidet.                                                                 sage ich: «Du musst nicht ‹nachkommen› und mei-
                                                                                                                                                                                                                      nen Gefühlen: «Ihr müsst nicht immer auf alles Bock
      Tod getrie­ben hat?                                                                                                                Gehorsam einfordern?                                                         haben, wir machen das jetzt!» Gehorsam verlangt
                                                                                                                                         Dort, wo wir Verantwortung tragen, dürfen und sol-                           eine klare Entscheidung zu Jesus und Vertrauen,
                                                                                                               JESUS IST ANDERS.
                                                                                                                                         len auch wir gebieten und verbieten. Jesus beauf-                            dass er es gut mit mir meint.
                                                                                                               E R E R WA R T E T        tragt seine Jünger damit, andere alles halten zu                             Ich bete immer wieder: «Mach mein Herz zu dei-
                                                                                                               GEHORSAM, ABER NICHT      lehren, was er geboten hat.4 Doch auch hier bleiben                          nem!» Wir brauchen denselben Fokus, dieselbe
                                                                                                                                         die genannten Merkmale von gesundem Gehorsam                                 Vision. Dann fällt es mir leichter, ihm nachzufolgen.
               Wo Gehorsam mit einer Sklavenmentalität verwech-         Gehorsam weiss nicht, warum er B L I N D E N G E H O R S A M .   relevant: Es kann nicht um blinden Gehorsam gehen –                          Und dann kann ich eigentlich machen, was ich will. ;-)
               selt wird, die alles mit sich geschehen lässt, sind      gehorcht, sondern macht einfach,                                 deshalb erklären wir, warum wir etwas fordern. Ge-
               solche Vorbehalte tatsächlich angebracht. Wenn wir       was befohlen wird. Das ist entwürdigend, denn das                horsam ist immer freiwillig – deshalb zwingen und
               uns jedoch bewusst machen, was Gehorsam ist, dann        verlangt man nur von Sklaven. Jesus ist anders. Er er-           manipulieren wir niemanden. Und Gehorsam und                                                     Lisa Riva
               verliert er seinen negativen Klang. Gehorsam heisst      wartet Gehorsam, aber nicht blinden Gehorsam. Eine               Liebe sind miteinander verwoben – deshalb ist die                                             BewegungPlus Bern
               schlicht und einfach: hören und tun. Gehorsam ist, wer   Schlüsselaussage ist für mich seine Rede in Johan-               Liebe Ursprung und Ziel von Gehorsam. Ein solcher
               ein Gebot hört und es tut. Ungehorsam ist, wer ein       nes 15, wo er zu seinen Jüngern sagt: «Ihr seid meine            Gehorsam ehrt Gott und führt zum Leben.
               Gebot hört und es nicht tut. Die entscheidende Frage     Freunde, wenn ihr tut, was ich sage.»1 Doch dann fügt
               ist, wann Gehorsam sinnvoll ist (und wann nicht).        er hinzu: «Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn
                                                                        ein Sklave weiss nicht, was sein Herr tut. Euch aber                                     Thomas Eggenberg
               Blind oder sehend?                                       habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von                               Präsident BewegungPlus Schweiz
               Ein erstes Kriterium scheint mir die Frage, ob es        meinem Vater gehört, euch kundgetan habe.»2 Er                                       t.eggenberg@bewegungplus.ch              1 Johannes 15,14 2 Johannes 15,15
               um blinden oder sehenden Gehorsam geht. Blinder          weiht uns in seine Pläne ein, lässt uns sehen.                                                                                3 Matthäus 26,39 & 42 4 Matthäus 28,19

4   online 5/2018                                                                                                                                                                                                                                                              Tugend    5
Vergessene Tugenden LEBEN MIT DYNAMIK - Das Magazin der BewegungPlus
THEMA

                                                                   Verzicht                                                                     Ve r z i c h t a u f e i n b i s s c h e n S c h l a f

                                                                                                                                              Durch einen Buchautor wurde ich inspiriert, einen
                                                                                                                                              morgendlichen Spaziergang mit Gott zu testen – ris-
                                                                                                                                              kieren wäre wohl der passendere Begriff. Denn dies
                                                                                                                                              bedeutete, dass mein Wecker von nun an um 04.35
                                                                                                                                              Uhr seinen Dienst verrichtete. Ehrlich gesagt: Ich
                                                                                                                                              glaubte nicht daran, dass ich dies lange durchhalten
                                                                                                                                              würde. Entgegen meiner Erwartung konnte ich mir
                                                                                                                                              bereits in der ersten Woche nicht mehr vorstellen,                             Ve r z i c h t a u f H o c h l e i s t u n g
                                                                                                                                              darauf zu verzichten. Ein neues Lebensgefühl stell-
                                                                                                                                              te sich ein: Erleben, wie der Tag erwacht. Als Erster                   Ich konnte mit meinem eigenen Tempo nicht mehr
                                                                                                                                              den Schnee betreten. Dachs und Fuchs einen schö-                        Schritt halten. So habe ich kürzlich eine spannen-
                                                                                                                                              nen Tag wünschen. Schöpfung bewundern. Themen                           de pflegerische Führungsarbeit abgegeben. Wo ich
                                                                                                                                              vor Gott bringen oder einfach für mich sein. Der Wert                   Neues eingeführt hatte, baut meine Nachfolgerin nun
                                                                                                                                              dieser Momente überwiegt bei Weitem die paar Mi-                        weiter. Ich arbeite jetzt wieder nahe am Krankenbett
                                                                                                                                              nuten Schlaf, auf die ich von nun an verzichte.                         und begleite Menschen auf ihrem letzten Lebensab-
                                                                                                                                                                                                                      schnitt, eigentlich auf dem Weg zum Himmel. Trotz
                                                                                                                                                                                                                      etwas schmerzlichem Lohn- und Statusverzicht geht
                                                                                                                                                                   Marco Fontanelli                                   es mir gut – meistens jedenfalls. Ich bin mir selbst
                                                                                                                                                                   BewegungPlus Thun                                  und dem Leben gegenüber achtsamer geworden. Die
                                                                                                                                                                                                                      Worte aus Offenbarung 3 begleiten mich seit Jahren:
                                                                                                                                                                                                                      «Ich kenne deine Werke; du hast eine kleine Kraft; ich
                                                                                                                                                                                                                      habe dich geliebt; immer.» Gerne lerne ich, Gott so
                                                                                                                                                                                                                      nahe zu bleiben, dass sein Herzschlag meinen Le-
                                                                                                                                                                                                                      bensrhythmus bestimmt.

                                                                                                                                                                                                                                         Sandra Bühler
                                                                                                                                                                                                                                        BewegungPlus Thun

                        Die alltäglichen Werbebotschaften machen klar: Glücklich ist, wer nicht
                            verzichten muss. Bedürfnisse sollen befriedigt werden und zwar                                                    W E R D E M G E N U S S N A C H J A G T,
                        möglichst schnell. Hier nun eine Ermutigung, den Verzicht nicht als Feind
                                                                                                                                         DER SCHMIEDET SICH SELBER DIE FESSEL.
                           eines erfüllten Lebens zu betrachten, sondern als Tor zur Freiheit.                                                                                                                                                            1 Philipper 4,11 – 12
                                                                                                                                                                                                                                                          2 Jesaja 58,4

                                                                                                                                              Gott kann gut auf solche Fastenübungen verzichten.         es formuliert hat: «Wer dem Genuss nachjagt, der
                  Leben bedeutet verzichten. Wer sich beispielsweise      zurechtzukommen und nicht von äusseren Umstän-                      Selbstkasteiung oder Genussfeindlichkeit sind kei-         schmiedet sich selber die Fessel. Freiheit findest du
                  für Kinder entscheidet, verzichtet auf Schlaf und Fi-   den abhängig zu sein: Ich kann Not leiden, ich kann im              ne biblischen Ideale. Heilsamer Verzicht steht immer       nur, wenn du entsagen gelernt hast.»
                               nanzen. Wer keine Kinder will, hat zwar    Wohlstand leben; mit jeder Lage bin ich vertraut. Ich               im Dienst des Lebens. Wir verzichten auf Gutes, um
        G L Ü C K I S T D I E mehr Freiheit bei der Lebensplanung,        kenne Sattsein und Hungern, ich kenne Mangel und                    Besseres zu gewinnen: Wir werden freier, um Gott,          Der schwierigste Verzicht
F R U C H T E R L E R N T E R verzichtet aber auf kostbare Erfahrun-      Überfluss.»1 Verzichten müssen wir zwar alle; aber                  Menschen oder auch uns selbst mehr zu lieben.         Wer verzeiht, verzichtet auf Rache und das Recht, den
                               gen, die das Leben reicher und weniger     nur wer im freiwilligen wie unfreiwilligen (!) Verzicht                                                                   anderen für erlittene Verletzungen und Kränkungen
      G E N Ü G S A M K E I T. einsam machen. Wir können nicht alles      gelernt hat, dankbar und genügsam zu sein, entdeckt                 Verzichten, damit wir nicht                           zu bezichtigen. Wer verzeiht, tritt sein Recht auf
                               haben: Wir müssen uns immer wieder         das Geheimnis des Glücks: Glück ist die Frucht er-                  genusssüchtig werden                                  Rache und Gerechtigkeit an Gott ab. Vergebung ist
                  entscheiden, und an jedem Entscheid klebt ein Preis-    lernter Genügsamkeit. Wer sich «genügen» lässt, fin-                Aus meiner Sicht kann man darum nicht auf etwas wohl der anspruchsvollste und verheissungsvollste
                  schild. Wir können nicht wählen, OB wir verzichten      det im besten Sinne des Wortes «Vergnügen».                         Sündiges verzichten: Alles Lebensfeindliche hat Verzicht zugleich: Er öffnet uns den Weg zur Quelle
                  wollen; wir können höchstens wählen, WORAUF wir                                                                             schlicht nichts in unserem Leben zu suchen. Wer der Freiheit und der (Feindes-)Liebe – und damit zu
                  verzichten wollen. Und auch das nicht immer.            Ein Verzicht, der Gott gefällt                                      darum für eine gewisse Zeit auf Alkohol, Medien- einem erfüllten Leben.
                                                                Jesaja kritisiert im Namen Gottes die damalige Fast-                          konsum oder Nahrungsmittel verzichtet, macht
               Genügsamkeit als Schlüssel zum Glück             entradition, die ihr eigentliches Ziel aus den Augen                          dies nicht, weil etwas davon an und für sich schlecht
               Krankheiten, ein fehlender Partner oder ande- verloren hat: «Ihr fastet zwar, aber ihr                                         wäre. Wer aber auf das Gewohnte für eine gewisse                                Meinrad Schicker
               re Umstände führen nur zu oft zu unfreiwilligem seid zugleich streitsüchtig und schlagt W I R V E R Z I C H T E N A U F        Zeit verzichtet, wird dankbarer und wohl auch mass-                     Vizepräsident BewegungPlus Schweiz
               Verzicht. Paulus schreibt aus dem römischen Ge- sofort mit der Faust drein. Darum kann G U T E S , U M B E S S E R E S         voller leben. Wer sich an den Genuss gewöhnt, wird                          m.schicker@bewegungplus.ch
               fängnis heraus: «Ich habe gelernt, in jeder Lage euer Gebet nicht zu mir gelangen.»2                                           schnell mal genusssüchtig, oder wie Emanuel Geibel
                                                                                                                    ZU GE WINNEN.

6   online 5/2018                                                                                                                                                                                                                                                     Tugend      7
Vergessene Tugenden LEBEN MIT DYNAMIK - Das Magazin der BewegungPlus
Respekt auf Augenhöhe

                                                                                                                                                                                                         Früher waren der Pfarrer, der Lehrer und der Polizist
                                                                                                                                                                                                         Respektspersonen, vor denen sich jeder ehrfürch-
                                                                                                                                                                                                         tig und teilweise auch leicht ängstlich beugte. Seit
                                                                                                                                                                                                         zwanzig Jahren arbeite ich bei der Polizei und habe
                                                                                                                                                                                                         dabei eine starke Veränderung wahrgenommen. Ich
                                                                                                                                                                                                         bin froh, dass man sich den Respekt heute verdienen
                                                                                                                                   R e s p e k t h e i s s t We r t s c h ä t z u n g                    muss. Ich will den Mitmenschen (privat wie auch im
                                                                                                                                                                                                         Beruf) so begegnen, wie auch ich behandelt werden
                                                                                                                                Respekt hat für mich viel mit Wertschätzung zu tun                       möchte: Mit Respekt, nicht wertend oder dominie-
                                                                                                                                und zeigt sich darin, wie ich mein Gegenüber achte                       rend, klar und mitfühlend. Ich will dem Gegenüber
                                                                                                                                oder wahrnehme. Unabhängig davon, ob ich die Per-                        auf gleicher Höhe begegnen. Niemand hat mehr Wert
                                                                                                                                son sympathisch finde oder die Meinung des anderen                       als der andere. Was mir beim Respekt besonders
                                                                                                                                teile, hat sie meinen Respekt verdient. In unserer Ge-                   wichtig ist: Auch wenn mein Vis-à-vis einen Fehler
                                                                                                                                sellschaft wird Respekt oft gefordert und dennoch                        begangen hat, be- oder verurteile ich das nicht. Res-
                                                                                                                                leider nicht immer erwiesen. Ich persönlich erlebe                       pekt bekomme ich dort, wo ich selber Respekt zeige.
                                                                                                                                beispielsweise Respekt, wenn ich mit Menschen zu-
                                                                                                                                sammen bin, die mich in erster Linie als Mensch und
                                                                                                                                Freund betrachten und nicht als Rollstuhlfahrer mit                                      Susanne Schulthess
                                                               THEMA                                                            einer Behinderung. Dementsprechend will auch ich                                   Polizistin, BewegungPlus Burgdorf

                                            Respekt
                                                                                                                                meinen Mitmenschen, gemäss dem Vorbild von Je-
                                                                                                                                sus, respektvoll und wertschätzend begegnen.

                                                                                                                                              Dominik Fankhauser
                                                                                                                                            Kaufmann, EGW Hasle-Rüegsau

                             Gerne möchte ich dich auf eine kleine Zeitreise mitnehmen. Ziel
                                 dieser Unternehmung ist es herauszufinden, wann und
                              weshalb Respekt zu einer vergessenen Tugend wurde und wie
                                   wir ihn vielleicht wieder zurückgewinnen können.
                                                                                                                                                                                                                             Respekt für die Kleinsten
                                                                                                                                                              AUFGRUND DES INDIVIDUALISMUS                            Synonyme für Respekt sind gemäss Duden Wert-
                                                                                                                                                                     IST DER RESPEKT VOM                              schätzung, Rücksicht, Achtung und Aufmerksamkeit.
               Wir setzen den Start unserer Reise beim Ersten          Solche Bemerkungen sind ein typisches Merkmal des                                                                                              In meinem Beruf als Kinderärztin spielen diese Be-
               Weltkrieg an: Respekt zu zeigen bedeutete in dieser     Individualismus und ja, ich denke, dass aufgrund des-                                        A U S S T E R B E N B E D R O H T.                griffe eine wichtige Rolle. Momentan arbeite ich vor
               Zeit, ehrfürchtig zu gehorchen und sich unterzuord-     sen der Respekt vom Aussterben bedroht ist.                                                                                                    allem für Früh- und Neugeborene. In der Behand-
               nen. Leute wurden zum Schweigen aufgefordert und                                                                                                                                                       lung der kleinen Patienten versuche ich, diesen mit
               mussten sich den Entscheidungen anderer beugen.         ... bis zum aus freiem Herzen                            Und nun greife ich in meinen Rucksack und ziehe un-                                   Respekt und Achtung zu begegnen. Zum Beispiel tue
               Respekt wurde diktiert und aufgezwungen. Dieses          gelebten Respekt                                        seren Reisebegleiter, die Bibel, heraus: «Ihr wisst,                                  ich das, indem ich die Kinder mit ihrem Namen nenne
               Verständnis hielt noch einige Jahrzehnte an, so dass    Es wäre nun aber schade, den Wandel hin zum Indivi-      dass es heisst: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber                                  und nicht mit ihrer Diagnose. Wenn ich sie beim Un-
               unsere Senioren in der Gemeinde noch von diesem         dualismus per se als negativ zu betiteln. Ich bin sehr   sage euch: Verzichtet auf Gegenwehr, wenn euch je-                                    tersuchen liebevoll anspreche und Gutes über ihnen
               erlebten Mangel an Selbstbestimmung berichten           dankbar, dass ich in einer Zeit und Gesellschaft lebe,   mand Böses tut! Mehr noch: Wenn dich jemand auf                                       ausspreche, drücke ich damit meine Achtung vor ih-
               können. Dass daraus das Bedürfnis nach Verände-         in der ich selbst über mein Leben bestimmen kann.        die rechte Backe schlägt, dann halte auch die linke                                   nen aus. Sie sind wunderbare Geschöpfe Gottes und
               rung entstand, ist absolut verständlich.                Aber vielleicht ist nun ein nächster Schritt dran, und   hin. Wenn jemand mit dir um dein Hemd prozessie-                                      ich will sie als das wahrnehmen. Auch im Umgang
                                                                       so reisen wir in eine mögliche Zukunft.                  ren will, dann gib ihm den Mantel dazu. ... Wie die Lie-                              mit den Eltern ist es mir wichtig, ihnen mit Respekt
               Vom vorgeschriebenen Respekt zur                        Wie wäre es, wenn wir uns wieder etwas weiter weg        be eures Vaters im Himmel, so soll auch eure Liebe                                    zu begegnen und auf deren kulturellen Hintergrund
               Überbewertung des Ichs ...                              von uns und dafür zu unserem Gegenüber hin bewe-         sein: vollkommen und ungeteilt» (Matthäus 5,38–48).                                   und Wertvorstellungen Rücksicht zu nehmen.
               Wir bewegen uns in Richtung Gegenwart, und es gibt      gen? Wenn wir vermehrt folgende Aussagen hören           Ich habe mir vorgenommen, den Respekt wieder neu
               eine freudige Nachricht: Die ersehnte Veränderung       würden: «Du hesch das ja mega träffend gschiude-         aufleben zu lassen, weil er für mehr Himmel auf Er-
               ist gelungen. Der Mensch mit seinen individuellen Be-   ret. Da muesi gar nüt me drzue sägä.» «Wenn’s für        den unverzichtbar ist.                                                                                 Rahel Aeschimann
               dürfnissen und die Entfaltung seiner Persönlichkeit     di stimmt, de fröit mi das sehr.» «I ha ursprünglich                                                                                                     Kinderärztin, BewegungPlus Burgdorf
               stehen heutzutage im Zentrum. Kaum mehr jemand          öppis angers los gha, aber i mache das gärn für di.»
               lässt sich zu Verhaltensweisen oder Meinungen zwin-     «Dini Meinig u Hautig isch mir wichtig, verzeu doch no                              Melanie Wenk
               gen. «Du muesch sägä, was du dänksch.» «Houpt-          chli witer.» Ich sehne mich danach, dass ein erneuter                      Pastorin BewegungPlus Hindelbank
               sach äs stimmt für di.» «Wenn du das nid wosch,         Wertewandel geschehen darf, indem wir Respekt in                                     melanie.wenk@
               de muesch o nid.» «Dä het nid meh z’sägä aus du.»       Freiheit und aus Liebe zum Mitmenschen leben.                                 bewegungplus-hindelbank.ch

8   online 5/2018                                                                                                                                                                                                                                                 Tugend   9
Vergessene Tugenden LEBEN MIT DYNAMIK - Das Magazin der BewegungPlus
erlebt

                                                                                                                                                                ERLEBT
                             ERLEBT                                                                                                               Ein ganz                                                                       ERLEBT
             Gottes Kraft                                                                      ERLEBT                                         besonderes Buch                                               Unerwartete
           am Patientenbett                                                    Asthma-Anfall                                            Meine Mutter war für mich die wichtigste Person in meinem
                                                                                                                                                                                                         Geburtsvorbereitung
     2014 entschloss ich mich, aus meiner Komfortzone auszubre-                nach der Taufe                                           Leben. Doch vor fünf Jahren musste ich sie für immer los-
                                                                                                                                        lassen – sie starb. Zuvor hatte sie meinem Cousin ein Buch
     chen. Ich wollte mich abhängig von Gott machen und lernen,                                                                         geschenkt von David Wilkerson: «Hungrig nach mehr von Je-        Mit einsetzenden Wehen legte ich mich auf das Sofa und über-
     täglich auf seine Führung angewiesen zu sein. Ich wollte nicht    Bereits als Säugling erkrankte ich an Asthma, was mein Le-       sus». Ich durfte dieses Buch von ihm borgen, und als ich es      legte, wie die kommenden Stunden ablaufen könnten. Meine
     mehr nur auf meine Kraft und meine Erfahrungen zurück-            ben von Beginn an negativ beeinflusste. In der Schulzeit durf-   las, fühlte ich mich Jesus sehr nahe und bekam tatsächlich       Gedanken wurden durch Gottes Reden unterbrochen, zum
     greifen. So wurde ich von der Chauffeuse zur Fachfrau Haus-       te ich nicht alles mitmachen, doch immerhin konnte ich die       mehr Hunger nach ihm. In mir machte sich der Wunsch breit,       ersten Mal in meinem Leben hörte ich Ihn: «Sandra, alles
     wirtschaft und Pflegehelferin.                                    Bezirksschule besuchen. Weil ich durch die Asthma-Anfälle        dieses tolle Buch selbst auch zu besitzen. Und so fragte ich     wird gut. Du musst keine Angst haben.» Das war unmissver-
     Vor zwei Jahren offenbarte mir der Herr: «Ich möchte dich         oft unter starker Atemnot litt und deshalb zur Kur in die Ber-   mich, wie ich es auftreiben könnte. Das Buch ist jedoch schon    ständlich. Ich war hin und weg, erzählte sofort meinem Mann,
     da, wo Trauer und Schmerz ist, damit ich dort Frieden und         ge musste, konnte ich keine Berufslehre absolvieren. Viele       etwas in die Jahre gekommen, und man kann es in keinem           was vorgefallen war – gleichzeitig war ich irritiert. Was aus
     lebendige Hoffnung bringen kann.» Eines Tages stand mir           Freundschaften überlebten diese Unterbrüche nicht.               Büchergeschäft mehr kaufen. Doch dann hatte ich plötzlich        medizinischer Sicht schiefgehen kann, wenn Kinder zur Welt
     ein schwieriger Einsatz bei einer Patientin bevor: Italienerin,   Mit 25 Jahren sehnte ich mich danach, eine eigene Fami-          die glorreiche Idee: Ich könnte das Buch doch auch einfach       kommen, wusste ich vom Studium und von Arbeitserfahrun-
     spricht kein Wort Deutsch, 50-jährig, Atheistin und Krebs im      lie zu gründen. Meine Krankheit war jedoch ein Killer jeder      abschreiben – und zwar von Hand! So war auch das Pro-            gen im Gebärsaal. Der Geburt unseres ersten Kindes ging ich
     Endstadion. Ihre einzige Kommunikation ging von Wimmern           ernstgemeinten Bekanntschaft. Bei einem Apothekenbesuch          gramm für die nächsten Samstag- und Sonntagnachmittage           dennoch zuversichtlich entgegen, Angst hatte ich also schon
     bis Schreien. Tage vor diesem Einsatz betete ich zum Herrn.       lernte ich jedoch eine junge Frau kennen, und wir begannen       klar: Ich schrieb und schrieb und schrieb an «meinem» Buch.      vor Gottes Zusage keine.
     Er solle doch diesen Auftrag an mir vorüberziehen lassen, ich     eine Freundschaft. Mit unserer wachsenden Liebe begannen         Nach über zwei Jahren Fleissarbeit bin ich nun fertig. Das       Einige Stunden später war unser Sohn da, blau und regungs-
     wäre noch nicht so weit. Doch er gab mir zur Antwort: «Hab        aber auch die Nöte in Bezug auf unsere Zukunft. Eine gläu-       Buch ist 257 Seiten lang, wie viele Seiten es von Hand sind,     los. Die Nabelschnur war um seinen Hals gewickelt, und noch
     keine Angst, Ich bin bei dir.» Also ging ich.                     bige Frau erklärte uns mit unserer Not den Weg zu Jesus.         kann ich nicht einmal sagen. Es sind sehr viele ...! Besonders   kritischer: Die Plazenta hatte sich unbemerkt vorzeitig ge-
     Als ich zusammen mit einer Arbeitskollegin dort ankam, fing       Warner stellten uns die Unmöglichkeit einer Ehe vor Augen,       berührend war für mich immer wieder, die erste Seite des         löst und kam direkt mit unserem Sohn zur Welt. Es wurde
     die Frau prompt zu schreien an. Da begann ich, leise ein Lied     doch das brachte uns nur noch näher zu Gott und führte uns       Buches aufzuschlagen. Auf dieser stand eine persönliche          hektisch im Raum. Alle Aufmerksamkeit galt dem Kleinen
     auf Italienisch zu singen. Sie sah mich ganz überrascht an,       in ein persönliches Leben mit Ihm. Wir schlossen uns einer       Widmung von meiner Mutter. Und natürlich war es Jesus            und seiner Atmung. Es fällt mir schwer, diese Situation in
     und meine Arbeitskollegin sagte: «Das ist aber schön!» Ich        Hausgemeinde an und erlebten die Übergabe an Jesus. Meine        selbst, der mein Herz veränderte während dieser vielen Stun-     Worte zu fassen: Eine gute Armlänge waren wir von unserem
     erklärte ihr, dass ich in der BewegungPlus Aarburg im Wor-        Freundin sehnte sich bald nach der Erwachsenentaufe, wäh-        den, als ich an meinem Schreibtisch sass und schrieb. Nun        Sohn entfernt und dennoch so weit weg. Ich war machtlos
     ship mitsinge. Zu meiner Überraschung erzählte sie mir, dass      rend ich noch nicht so weit war.                                 liegt das Buch bereit, um es meinem Cousin zurückzugeben,        und dachte: Es darf nicht sein, was hier passiert. Gleichzeitig
     auch sie zu einer Freikirche gehöre. So beteten und sangen        Kurze Zeit nach unserer Hochzeit bekam ich wieder starke         und ich freue mich, dass ich es jetzt auch selbst besitze, und   blitzte immer wieder Hoffnung auf, wenn ich an die Zusage
     wir während unserer Arbeit für die Frau, und sie entspannte       Asthma-Anfälle, so dass ich nicht mehr arbeiten konnte. In       zwar in meiner eigenen Handschrift.                              dachte, die Gott geschenkt hatte – auch wenn mir nicht klar
     sich und hatte sogar ein Lächeln im Gesicht. Wir spürten die      dieser Not reifte auch bei mir der Entschluss zur Taufe. Ich                                                                      war, was genau Gott mit «gut» meinte.
     Kraft des Heiligen Geistes und die Gegenwart Gottes. Dies         wurde bei der nächsten Gelegenheit getauft. Bei der Heim-                                                                         Seit der Geburt sind fünf Monate vergangen. Unser Sohn hat
     war ein Wunder für mich. Zum Abschied umarmten wir uns            fahrt erlebte ich einen fürchterlichen Asthma-Anfall, doch es                            Andreas                                  sich bestens von den Startschwierigkeiten erholt. Gott wuss-
     und segneten uns gegenseitig. Die Patientin ist im vergange-      war der LETZTE Anfall bis zum heutigen Tag. Welch enorme                           BewegungPlus Hindelbank                        te, was uns erwarten würde, Er bereitete uns darauf vor und
     nen März gestorben. Ich bin sicher, dass unser allmächtiger       Freude! Ich war geheilt durch Jesus Christus. Danach konnte                                                                       wachte in jedem Moment über der Situation. Danke, guter
     Gott sie berührt hatte.                                           ich eine Berufslehre nachholen, und wir bekamen drei Söhne                                                                        Vater im Himmel!
                                                                       und haben jetzt acht Enkel und drei Urenkel. Im Rückblick
                                                                       kann ich sagen: Ja, ich habe einen guten Gott!
                               Gisela                                                                                                                 Wo erlebst du Gottes «Dynamik» in                                            Sandra
                         BewegungPlus Aarburg                                                                                                         deinem Leben? In einem Erlebnis,                                         BewegungPlus Bern
                                                                                                   W.                                               einem Prozess, einer Herausforderung,
                                                                                           BewegungPlus Aarburg                                          in der dich Gott verändert?
                                                                                                                                                               Schreib es uns an
                                                                                                                                                           online@bewegungplus.ch

10      online 5/2018                                                                                                                                                                                                                                          erlebt      11
Vergessene Tugenden LEBEN MIT DYNAMIK - Das Magazin der BewegungPlus
igomission.ch

                                                                                                                                                                                                       DIE INFOPLATTFORM
                                                                                                                                                                                                       FÜR KURZEINSÄTZE
                                                                                                                                                                                                          Gott erleben – Menschen
                                                                                                                                                                                                         dienen – Berufung finden.
                                                                                                                                                                                                       Möchtest du im Herbst einen Kurzeinsatz
                                                                                                                                                                                                        machen? Check auf igomission.ch die
                                                                                                                                                                                                                    Möglichkeiten!

                                                                                                                                                                                                          Im Januar findet eine Senegalreise

                                                                                                                                                                                                                                                                                             Besuche beim Mitarbeitenden machst du mit deiner Spende
                                                                                                                                                                                                             für Pastoren und Gemeinde­-
                                                                                                                                                                                                                 verant­wortliche statt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                 möglich. Was für eine gute Sache! Danke vielmals.
                                                                                                                                                                                                                                                     SPENDENBAROMETER
                                                                                                                                                                                                        Bitte meldet auch geplante Einsätze, die
                                                                                                                                                                                                        ihr als Lokalkirchen organisiert, damit
                                                MITARBEITERBESUCH                                                                                                                                       unsere Koordinatorin den Überblick hat.

      Reise nach Ostasien
                                                                                                                                                                                                              Ab sofort ist die Seite auch
                                                                                                                                                                                                              auf Französisch verfügbar.

                                                                                                                                                                                                             Kontakt: leonie@missionplus.ch
                                                                                                                                                  Jean - Luc
         Besuche von Mitarbeitenden vor Ort sind unersetzbar. Ermutigung, Gemeinschaft, Situationen
             klären, Zukunftspläne evaluieren, Strategien festlegen sind entsprechende Stichworte.                           1973 hatte diese Stadt 30 000 Einwohner, heute sind es
          Die nächsten vier Seiten berichten von zwei Reisen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.                      12 500 000. Eineinhalb Mal die Schweiz. Das hilft, sich
                                                                                                                             klein zu fühlen. Wir spürten schnell die Anstrengung
               Im einen Land werden die Bürger mit modernster Technik ständig überwacht. Im
                                                                                                                             zur Wettbewerbsfähigkeit, den Willen zum Erfolg, äus­
                            anderen wird Reis noch von Kühen im Joch heimgeführt.                                            sere Zeichen von Reichtum, von harter Arbeit ... beein-
                                                                                                                             druckend!                                                                           Jürg
                                                                                                                             Wir hatten das Privileg, drei Kirchen zu besuchen. Un-
                                                                                                                             sere christlichen Freunde treffen sich in kommerziel-       Nebst dem Treffen mit unseren interkulturellen Mitar-
                                                                                                                             len Türmen, die sonntags unbewohnt sind. Ich war im         beitern hielten wir einen Workshop mit einheimischen
                                                                                                                             neunten Stock dabei. Etwa vierzig Menschen waren            Leitern von drei Kirchen. Wir sprachen über brandak-
                                                           Christian                                                         versammelt, um Gott zu feiern. Einige Monate zuvor          tuelle Themen wie: Qualitäten von Leitern, Teament-
                                                                                                                             waren sie in einer einzigen Kirche mit etwa 200 Per-        wicklung, Umgang mit Stress, Schwächen und Nieder-
              Auf 600 m Höhe, zu Besuch auf einem der höchsten       X*, welche als Einzige überhaupt unter einer spezifi-   sonen versammelt. Dann kam die Polizei eines Sonn-          lagen. Über die letzten Jahre ist meine Beziehung zu

                                                                                                                                                                                                                                                                             CHF 1 090 000
                                                                                                                                                                                                                                                       Spendenziel 2018
              Türme der Welt, bekam ich eine Ahnung von der be-      schen unerreichten Volksgruppe arbeitet. Um Zugang      tagmorgens, überprüfte die Identität jedes Teilnehmers      verschiedenen Personen unter ihnen gewachsen. Ihr
              eindruckenden Dimension dieser Metropole*, in der      zu dieser Gruppe zu haben, hat sie ein Nischenpro-      und verbot die Versammlungen. Seitdem haben sie sich        grosser Hunger nach Input und Austausch ist ebenso
              ich gelandet war. Dass ich hier aber mehr Mercedes,    dukt aus einheimischem Rohstoff entwickelt und be-      zu drei kleineren Treffpunkten vervielfacht. Das Lehren     berührend wie ihre Gastfreundschaft und Grosszügig-
              Porsches und Jaguars als je zuvor zu sehen bekä-       schäftigt sieben Frauen dieser Volksgruppe. Das Ge-     von religiösen Inhalten ist nur registrierten Gruppen       keit. Mich beeindruckt, mit welchem Mut diese Christen
              me und Läden wie McDonald’s, TISSOT und Tommy          schäft läuft so gut, dass selbst die Regierung sie an   vorbehalten und die Teilnahme an religiös geprägten         unterwegs sind. Ihre Bereitschaft, einen hohen Preis für
              Hilfiger auf Kundenfang sind, hätte ich nicht erwar-   Ausstellungen einlädt. Vor allem hat sie aber durch     Schulungen und Konferenzen im Ausland untersagt.            ihren Glauben zu bezahlen, fordert mich heraus.
              tet. In dieser weltoffenen Atmosphäre war ich umso     dieses Geschäft eine einmalige Möglichkeit gefunden,    Zudem ist jegliche religiöse Aktivität, der Empfang von     Eine Frau sieht ihre Aufgabe in der Geschäftswelt und
              überraschter zu hören, welche einschneidenden Vor-     viel Zeit mit dort ansässigen Menschen zu verbringen,   Spendengeldern, die Veröffentlichung von Schriften und      führt selber eine Investitionsfirma. Ein negatives Er-

                                                                                                                                                                                                                                                       Soll bis Ende Juni
              schriften im Februar 2018 neu in Kraft traten. Ange-   wo sie ihren Glauben an Jesus weitergeben und Her-      selbst internationaler Austausch ohne Bewilligung vom       eignis führte zu Selbstanklage und starker Verunsi-

                                                                                                                                                                                                                                                                             CHF 545 000
              sichts dieser restriktiven Gesetze habe ich gros­sen   zen erreichen kann. Das ist ihre Art, «Suppe, Seife     «Büro für Religiöse Angelegenheiten» verboten. Unsere       cherung. Unser Zuspruch und Ermutigung kam zum
              Respekt vor all unseren internationalen Mitarbei-      und Seelenheil» zu leben.                               Freunde zahlen einen Preis, um ihren Glauben zu leben.      richtigen Zeitpunkt. Eine von ihr gegründete Business-
              tenden in Ostasien, die für ihren Glauben einiges                                                              Noch kennen wir nicht alle Auswirkungen des neuen           Gruppe bietet christlichen Geschäftsleuten und Füh-
              aufs Spiel setzen. Besonders beeindruckt hat mich                                                              Gesichtserkennungssystems der Behörden für sie. Ein         rungskräften eine Plattform, in der sie thematisieren,
                                                                                                                             grosses Gebetsanliegen! Viel Freiheit für die Wirtschaft,   wie sie ihre Werte im Alltag ausleben können. Eine
                                                                                                                             keine für Politik und Religion! Diese Reise hinterliess     Diskussionsrunde mit jungen Unternehmern zeigte auf,
                                                                                                                             einen tiefen Eindruck auf mich, und ich behalte meine       dass sich diese Menschen trotz völlig anderer Kultur
                                                                                                                             neuen Freunde in meinen Gebeten. Danke, dass ihr mit        mit ähnlichen Fragen über Gemeinde, Partnerwahl und

                                                                                                                                                                                                                                                       Eingegangen bis Ende Juni
                                                                                                                             uns für sie betet.                                          Arbeitsumfeld auseinandersetzen wie wir.
                                                                                                                                                                                         Mir wird neu bewusst, dass wir bei diesem Trip nicht nur

                                                                                                                                                                                                                                                                             CHF 508 800
                                                                                                                                                                                         als Gebende auftraten, sondern ebenso reich beschenkt
                                                                                                                                                                                         wurden.
                                                                                                                             *Bewusst werden zum Schutz unserer
                                                                                                                             Mitarbeitenden weder Namen noch
                                                                                                                             genaue Ortsbezeichnungen genannt.

12   online 5/2018                                                                                                                                                                                                                                  MissionPlus                                                         13
Vergessene Tugenden LEBEN MIT DYNAMIK - Das Magazin der BewegungPlus
Ambavalato                                                                                                               Fulgence, Grosskind, Romi
                                                                                                                                                                                                                                                      und Rasil beim Znacht

                                                                                                                              Abschiedsritual
                                                                                                                                   nach dem
     «Mis Velo cha das»                                                                                                         Gottesdienst
     lautet die Devise
     von Esther

                                                       MITARBEITERBESUCH

           Ambalavato –                                                                                                                                                         Thomas unterwegs

       von Steinen umgeben
                                                                                                                                                                                         ins Dorf

                                                                                                                                                                                                                                                                Lobpreis der
                                                                                                                                                                                                                                                                 Hauskirche
                                  Felsige Hügel umgeben das Dorf und geben ihm den Namen.
                                                                                                                                                                                                       vom Weinstock. Es ist eine Botschaft der Gnade und
                           Die eindrücklichsten Stunden meiner Reise erlebe ich in diesem einfachen,                                                                                                   Güte Gottes, gepredigt von einem Mann, der durch
                                aus Lehmziegeln gefertigten Haus. Im Rahmen meiner Aufgabe                                                                                                             seine Ausstrahlung und Hingabe überzeugt. Er und
                             bei MissionPlus besuche ich Esther und Thomas Beck in Madagaskar.                                                                                                         seine Frau sind echte Menschen des Friedens, die
                                                                                                                                                                                                       das Dorf beeinflussen und durch ihr vorbildliches
                                                                                                                                                                                                       Handeln prägen.

                  Die Dämmerung hat bereits eingesetzt, als wir das         Dreimal am Tag wird Reis gegessen. Josefine und                     Zebus befeuchtet. Dann brechen Thomas und ein          Vielfältige Art der Begleitung
                  Dorf erreichen. Ich bin stolz und erleichtert, dass ich   Solo sitzen mit uns am Tisch, sie haben einen langen                paar Männer zum Nachbardorf auf, ein Marsch von         Meine Gedanken wandern. Gemeinden unter Uner-
                  die abenteuerliche Fahrt über Stock und Stein auf         Fussmarsch hinter sich und werden hier übernach-                    45 Minuten. Regelmässig kommen Leute aus Mora-          reichten gründen ist der Fokus von MissionPlus. Und
                  dem E-Bike geschafft habe. Pedale tretend lerne ich       ten. Sie tragen die Gemeinde mit. Zwei Töchter, ein                 rano in den Gottesdienst. Nun soll auch in diesem       nun sitze ich mittendrin. Zu Beginn waren Becks im
                  eine Lektion des Vertrauens. Blaue Flecken werden         Grosskind, ein Bub von Verwandten, den sie aufge-                   Dorf eine Hausgemeinde gestartet werden. Die Be-        Dorf, um Tsimihety zu lernen und in die Kultur einzu-
                  in den kommenden Tagen stumme Zeugen meines               nommen haben, sitzen mit am Tisch.                                  gleitung von Thomas unterstreicht die Wichtigkeit       tauchen. So haben sie Neslen und Fulgence kennen-
                  gnädig verlaufenen Sturzes sein.                                                                                              dieser Entscheidung. Wie wir später hören, waren        gelernt, es gab nur einzelne Christen im Dorf. Becks
                                                                            Unter dem Sternenhimmel                                             es wenige, noch ist der Beginn zögerlich.               haben mit ihren limitierten Sprachkenntnissen mit
                  Fröhliche Tischgemeinschaft                               Mit im Gepäck ist der kompakte Beamer mit Akku.                                                                             Entdeckerbibelstudium begonnen, zusätzlich zu den
                  Willkommensrufe ertönen, Hühner trippeln über             Auf den Bänken und am Boden sitzen schätzungs-                      Hauskirche in Ambalavato                                Sonntagsgottesdiensten. Esther und Thomas sind
                  die nackte Erde des Hofes, ein paar Schritte weiter       weise 200 Leute. Ein Viertel des Dorfes hat sich unter              Schon länger schreibt ein Mann in ein Notizheft – er neben ihrer anspruchsvollen Arbeit im Spital und
                  scheppert die Reismühle. Die Ernte war gut – die          offenem Sternenhimmel versammelt. Eine gekürzte                     bereitet den Ablauf des Gottesdienstes vor. Kinder an der Schule im Hauptort des Bezirkes etwa jedes
                  Mühle läuft. Fulgence und Neslen haben das Haus           Version des Jesusfilms in ihrer Sprache läuft. Wie                  strömen zur Türe herein, Jugendliche nehmen auf zweite Wochenende in Ambalavato. Ich erlebe, was
                  um einen grösseren Gemeinschaftsraum für die              sehr ähneln die verfilmten Szenen dem einfachen Le-                 den Bänken entlang der Wände Platz. Erwachsene dieses Begleiten für die Hauskirche bedeutet. Becks
                  Gemeinde und einen Raum für Becks erweitert. Ein          ben dieser Madagassen. Bei gewissen Szenen geht                     treten ein. Sonnenlicht dringt durch die kleinen Fens- konnten anregen, dass mehrere den Gottesdienst
                  herzliches Lachen überwindet alle Sprachgrenzen.          ein Raunen durch die Reihen. Der Film ist ein Türöff-               ter. Der Gesang der Hausgemeinde berührt mein gestalten, auf Kinder eingegangen wird, Fragen nach
                  Der grosse Tisch lädt zum Znacht. In Suppentellern        ner und eine Einladung in die örtliche Hausgemein-                  Herz tief. Etwas verspätet huscht eine Frau durch der Predigt gestellt werden können. Ihre Präsenz
                  ist Reis geschöpft. Kleine Schalen enthalten erbsen-      de. Nach einiger Zeit stört ein betrunkener Mann die                die Türöffnung. Esther hat gehofft, dass sie kommt. gibt der einfachen Landbevölkerung Auftrieb.
                  ähnliches Gemüse. Die Sauce aus dem getrockne-            aufmerksame Menge; ein Mitverantwortlicher der                      Es ist die Dorfpräsidentin – sie hat sich kürzlich für
                  ten Fisch, der auf den Märkten seinen penetranten         Gemeinde versucht ihn zu beruhigen.                                 Jesus entschieden. Am Boden hocken um die dreis­ Im Hof findet das Abschiedsritual statt – alle stellen
                  Geruch verströmt, fehlt nicht. Die blauen Plastikbe-                                                                          sig Kinder. Es folgt eine biblische Geschichte für sie. sich auf und jeder gibt jedem die Hand. Die Hauskir-
                  cher werden mit Reiswasser gefüllt – Wasser, das          Grosszügig überlässt mir Thomas seinen Platz im                     Der Mann, der die Geschichte erzählt, ist Analpha­ che von Ambalavato hat mein Herz erobert.
                  nach dem Kochen des Reises in die Pfanne gegeben          Ehebett und schläft mit anderen auf dem Boden –                     bet, raunt mir Esther zu. Fulgence beginnt seine
                  und gekocht wird. Riesig sind die madagassischen          sein Rücken quittiert die gute Tat mit Schmerzen.                   Predigt mit der Frage, wer einen Baum an die Tafel
                  Reisportionen. Unter Gelächter schieben wir Weis­sen      Den Tagesrhythmus bestimmt die Sonne. Der mor-                      zeichne. Ein Jugendlicher ergreift die Kreide. Damit                         Romi Riva
                  mehr als die Hälfte in die grosse Schüssel zurück.        gendliche Reis wird mit ein paar Löffeln Milch von                  erklärt Fulgence die Bedeutung des Gleichnisses                               MissionPlus

14      online 5/2018                                                                                                                                                                                                                                      MissionPlus   15
Vergessene Tugenden LEBEN MIT DYNAMIK - Das Magazin der BewegungPlus
Bewegungskiosk
# m e h r h i m m e l a u fe r d e n

                                                                                                                                                                                               T hun

                                                                                                                                                                           ELIAS KNUPP ORDINIERT
                                                   BEWEGUNGPLUS NIDWALDEN                                                                                                   UND VERABSCHIEDET

                                          Frischer
                                                                                                                                                                   «Ändlich het er’s gschafft!». Elias Knupp wurde am 17. Juni 2018
                                                                                                                                                                   im Rahmen der BewegungPlus zum Pastor ordiniert und bestä-
                                                                                                                                                                   tigt. In der Tat ist es so, dass wir als Gemeinde schon vor diesem

                                          Wind in
                                                                                                                                                                   Tag feststellen durften, dass Elias’ Herz für die Gemeinde, den
                                                                                                                                                                   Gottesdienst (als Lebensstil) und die Menschen, die Gott noch
                                                                                                                                                                   fern sind, schlägt. Mit seiner positiven, lebendigen und authen-
                                                                                                                                                                   tischen Art und Begeisterung hat er viele Gottesdienste und An-

                                         Nidwalden
                                                                                                                                                                   lässe geprägt und geleitet. Elias ist ein Ermutiger, Förderer und              B e g e g n u n g s t a g T h e o l o g i e 2 018
                                                                                                                                                                   Veränderer. Mitreissend predigt und leitet er, nur um auch so zu
                                                                                                                                                                   leben und als Vorbild voranzugehen. Mit grosser Freude dürfen                    EVANGELISATION –
                                                                                                                                                                                                                                                 ZEIGEN, WAS WIR LIEBEN
                                                                                                                                                                   wir als Gemeinde die Berufung auf den Leben von Rebecca und
                                                                                                                                                                   Elias bestätigen und sie als «unsere» Pastoren ziehen lassen.
                                                                                                                                                                   Sie werden nun einige Zeit in der Hillsong Church Konstanz ver-
                                                 2013 beschlossen wir, uns für die weitere Entwick-                                                                bringen, um neu inspiriert zu werden und zu lernen. Wir wün-           Die gut 30 Teilnehmer wurden vom sprachlichen und inhalt-
                                                 lung der Gemeinde nach passenderen Räumlich-                                                                      schen euch Gottes Segen auf eurem Weg!                                 lichen Feuerwerk von Ralph Kunz, Professor für Praktische
                                                 keiten umzusehen. Während dreieinhalb Jahren                                                                                                                                             Theologie an der Universität Zürich, mitten ins Thema des dies-
                                                 suchten wir die passende Lokalität. Türen gingen                                                                                                                                         jährigen Begegnungstag Theologie katapultiert. Mission, so
                                                 auf – und wieder zu, und das mehrmals. Schliesslich                                                                                        Cédric Laghi                                  Kunz, gehe heute nicht ohne Busse, aber auch nicht ohne Ver-
                                                 fanden wir 2017 den passenden Standort in einem                                                                                          BewegungPlus Thun                               teidigung. So müssten wir uns mit der eigenen Schuldgeschichte
                                                 Industriegebäude in Stansstad. Mit sehr hoher Betei-                                                                                                                                     und der «Blutspur der Missionare», die sich durch die Jahrhun-
                                                 ligung der Gemeindeglieder bauten wir das Gebäude                                                                                                                                        derte westlicher Kolonialpolitik ziehe, auseinandersetzen und
                                                 um. Die ganze Bauphase hatte eine starke Wirkung                                                                                                                                         die Opfer zu Wort kommen lassen. Andererseits müssen wir
                                                 in die Gemeinde hinein: Menschen arbeiteten zusam-                                                                                                                                       uns auch gegen die heute herrschende «Antimission», welche
                                                 men auf der Baustelle, die sonst nichts miteinander                                                                                   Ordinationsarbeit                                  jegliche Mission verteufle und oft missionarischer daherkomme
                                                 zu tun hatten. Das stärkte das Wir-Gefühl, denn für                                                                                                                                      als die Mission selbst, wehren. Das erfordert Denkarbeit. An-
                                                 alle war klar: Das ist unser Projekt.                                                                              DER NOTWENDIGE GOTTESDIENST                                           schliessend diskutierten Thomas Eggenberg und Werner Spa-
                                                                                                                                                                                                                                          linger mit Kunz darüber, wie das heute gelebt und gesagt wer-
                                                 Das Endprodukt löste mehr Freude aus als erwartet.                                                                Ich stelle immer wieder fest, dass der Gottesdienst unter Beschuss     den kann. Am Nachmittag regten die Präsentationen von Tom
                                                 Uns wurde klar, dass es etwas mit uns macht, wenn                                                                 steht. Des Öfteren werde ich mit der Frage konfrontiert, warum         Kurt (BewegungPlus Interlaken) über die Erweckung der Azusa
                                                 wir begeistert sind von dem Ort, wo wir uns treffen –                                                             man in den Gottesdienst kommen soll, wenn man genauso gut Got-         Street, von Oliver Thielmann (BewegungPlus Liestal) über das
                                                 einmal abgesehen von all den tollen Menschen, die         einem Gottesdienst kam, war es für ihn wie ein Nach-    tesdienste in einem Café oder in der eigenen Stube mit Freunden        Missionsverständnis der BewegungPlus sowie Naemi Schaub
                                                 wir dort treffen. Es hat Einfluss darauf, ob wir jeman-   Hause-Kommen. Schon nach kurzer Zeit nahmen sie         feiern kann. Für einige Christen ist der Gottesdienst kein Ort mehr,   (BewegungPlus Laufen) über «Jakobus, die Reichen und ich»
                                                 den einladen oder nicht, so wie wir Menschen einla-       eine weitere Nachbarin mit. Einige Zeit später folgte   wo sie regelmässig hingehen. Und oft untergraben wir Kirchen den       zum Weiterdenken und -glauben an.
                                                 den, wenn wir in eine schöne Wohnung gezogen sind.        eine frühere Schulfreundin.                             Gottesdienst mit unseren eigenen Worten.
                                                                                                                                                                   In meiner Arbeit habe ich mich mit der Frage auseinandergesetzt,
                                                 Zum Beispiel David                                        Im vergangenen April feierten wir mit einem Tag der     ob und warum der Gottesdienst im Leben eines Christen notwendig                               Christian Ringli
                                                 Ein solches Vorhaben ist ein grosses Investment,          offenen Tür unser neues Zuhause. Viele wurden ein-      ist. Ich wurde vom Resultat sehr ermutigt. Mir war nicht bewusst,                          BewegungPlus Konolfingen
                                                 und es braucht Mut und Zuversicht, dass Gott noch         geladen, viele kamen, und wir konnten den Menschen      wie viel Gutes in der lokalen Kirche – und besonders im Gottes-
                                                 nicht fertig ist mit uns und den Menschen in unserer      zeigen, wo wir gerne sind und was uns wichtig ist.      dienst passiert, und es ist mir klargeworden, dass der Gottesdienst
                                                 Umgebung. Darum sprachen wir darüber, wie Men-                                                                    unterschätzt wird. Ich glaube, dass der Gottesdienst von Gott ge-        Der Begegnungstag Theologie findet jährlich statt, steht unter
                                                 schen aus Stansstad zu uns kommen können. Und             Der Umzug brachte auch einen neuen Namen mit            wollt ist. Er ist nicht einfach ein «Tool», sondern eine geistliche           der Leitung von Matthias Wenk und Fritz Peyer und
                                                 genau das passierte: David kommt ursprünglich aus         sich: Aus dem Christlichen Treffpunkt Stans wurde       Realität. Ein Ort, wo sich Himmel und Erde berühren.                     hat zum Ziel, Theologiestudenten und theologisch Interessierte
                                                 Trinidad und ist verheiratet mit Monika, einer Nid-       der Christliche Treffpunkt Nidwalden.                                                                                              aus der BewegungPlus Schweiz zu vernetzen. Der nächste
                                                 waldnerin aus Stansstad. David kannte Jesus, hörte                                                                                                                                           Begegnungstag findet am 22. Juni 2019 in Burgdorf statt.
                                                 aber fast ausschliesslich Predigten und Lobpreis aus                                                                                         Elias Knupp
                                                 dem Internet. Er hörte von seinen Nachbarn, dass es                        Christian Stäheli
                                                 an seinem Wohnort eine neue Kirche gebe, welche                      Pastor BewegungPlus Nidwalden                                    Die Arbeit kann direkt bei Elias
                                                 seinen Glauben teile. Als David mit seiner Frau zu                                                                             unter knuppelias@gmail.com bezogen werden

     16                                online 5/2018                                                                                                                                                                                                                 #mehrhimmelauferden / Bewegungskiosk       17
Vergessene Tugenden LEBEN MIT DYNAMIK - Das Magazin der BewegungPlus
YOUTHPLUS

     Der Tube
                                                                                                                                                                                                     Start: September 2018

        auf
                                                                                                                                                                                                  jeweils Freitag 14:00 – 21:00 h
                                                                                                                                                                                                    und Samstag 9:00 - 18:00 h
                                                                                                                             Ausbildungen:

                                                                                                                             Coach EASC

     den Zahn
                                                                                                                                                                     September 2018

                                                                                                                             Mastercoach EASC                        September 2018

                                                                                                                             Supervisor/-in EASC                     September 2018

      gefühlt                                                      Das sei aufgrund der Konsistenz nicht möglich, da die
                                                                                                                           AVC I steht verfolgten Christen bei
                                                                                                                           AVC I hilft Notleidenden                                                      9. Marsch fürs Läbe
                                                                                                                           AVC I macht Jesus Christus bekannt
                                                                   Paste sofort austrocknen und das ganze System ver-
                                                                                                                                                                                  rte.
                                                                                                                                                                                                         der Schmerz
     YouthPlus-Leiter «Stüfä» macht sich Gedanken
                                                                   kleben würde. «Menschen können zum Mond fliegen,                                                      klareewto
                                                                                                                                                                                 a ten.
           über Zahnpastaverpackungen: deren                       aber sie nutzen nur einen Bruchteil ihrer Zahnpasta-                                                  stark
     Effizienz, deren Konsistenz und deren Analogie

                                                                                                                                                                                                         danach!
                                                                   tubenkapazität,» dachte ich mir. Also drehte ich den

                                                                                                                                                                                            ABTREIBUNG
                   zu unbedachten Worten.                          Spiess um und nahm mir vor, wieder achtsamer und
                                                                                                                                                                                                                                               Wir haben
                                                                   gründlicher auf die Tube zu drücken, damit ich, und

                                                                                                                            Brot &Medizin
                                                                                                                                                                                                                                              abgetrieben.
                                                                   natürlich auch meine Kinder, nicht unnötig Zahnpasta
                                                                   verschwenden, denn: Ist die Paste erst mal draus­sen,
             Jeder Mensch gibt in seinem Leben viel Geld für un- kann ich sie nicht wieder reinpressen. Was draussen
                                                                                                                              Bäckerei in               Mobile Klinik                                    15. Sept. 2018, 15 Uhr
              genutzte Zahnpasta aus. Im Schnitt bleiben nach ist, bleibt draussen!
              meinen Einschätzungen 10 Prozent der Paste in der Und so ist es auch mit meinen Worten: Was gesagt
                                                                                                                           Kobane I Syrien              bei Raqqa I Syrien                               Bern, Bundesplatz
              Tube. 10 Prozent klingt nach wenig, aber man muss wurde, kann ich nicht wieder zurücknehmen. Auch
              bedenken, dass auf dem Weg von der Tube zur Zahn- hier gilt: Im Umgang mit Menschen, sei es mit mei-                                                                                       • Kundgebung
              bürste etwa weitere 20 Prozent des Tubeninhalts nen Kindern oder mit den Jugendlichen meiner Ge-                                                                                           • Musik
              im Lavabo landen, und auf dem Weg von der Bürste meinde, will ich achtsam sein mit dem, was ich sage.                                                                                      • Lifestorys
              zum Mund nochmals 10 Prozent verloren gehen. So Meine Worte sollen weder verschwendet noch über-                                                                                           • Petition an den Bundesrat
              gesehen nutzen wir höchstens 60 Prozent unserer flüssig sein. Vielmehr sollen sie erfrischen, gesund
              Zahnpastakapazität. Das weiss ich, weil meine drei und stark machen!
              Kinder täglich Unmengen an Zahnpasta verschmie-
              ren und verschlingen.
              Mich nervte diese Verschwendung, und so schrieb ich                         Stüfä Wenk
              der Migros einen Brief mit der Bitte, sie mögen doch           Leiter von YouthPlus – dem Kinder- und
              eine Zahnpasta herstellen, die ich wie aus einem             Jugendbereich der BewegungPlus Schweiz –
              Seifenspender auf die Bürste pumpen kann. Prompt            sowie Pastor in der BewegungPlus Interlaken       Bäckerei
              folgte aus dem Forschungslabor die Rückmeldung:                        s.wenk@bewegungplus.ch                 und weitere Clips           AVC I Tel. 032 356 00 80
                                                                                                                            QR-Code oder                Postkonto 25-11156-1
                                                                                                                                                                                                         www.marschfuerslaebe.ch
                                                                                                                            auf der Website             www.avc-ch.org         avcschweiz

                                                                                                                                                                                                  Entspannen – Besinnen – Ordnen – Ablegen –

           Professional
                                                                                                                                                                                                        Frei werden – Gott neu begegnen
                                                      Die Gelegenheit, sich intensiv mit
                                                      der Bibel auseinanderzusetzen!                                                                                                                            unter dem Thema
                                                                                                                                                                                             Anstelle von Angst und Frust: Überwiegende Hoffnung
                                                                                                                                                                                                          Dazu laden wir Sie herzlich ein!

                                                      Risiken und Nebenwirkungen:                                                                                                                H e r b s t f a s t e n wo c h e
                                                      Theologisches Profil wird geschärft,
                                                      Horizonte erweitert und Neues gewagt.
                                                                                                                                Diemtigtal / Berner Oberland:                                   4 . – 9 . N ove m b e r 2 018
                                                                                                                                für Sie und Ihre Gemeinde!                                           Jugendheim Aeschi, Fr. 160.00/Person
                                                      www.bewegungplus-burgdorf.ch                                                                                                                 Anmeldung: Gottlieb und Susanne Zürcher
                                                      ➔Kurse / Professional                                                    kurhaus-grimmialp.ch                                               033 671 26 31, godi-zuercher@bluewin.ch

18     online 5/2018                                                                                                                                                                                                                   youthplus / Inserate   19
SCHLUSSLICHT

«Gsunntiget»
     –
 Tugend oder
  Alter Zopf ?
 Gedanken soll ich mir zu vergessenen Tugenden
 machen – so der Auftrag für die nächste online-
 Sitzung. In meine «Gnuschi-Schublade» lege ich
 einen Notizzettel mit dem entsprechenden Betreff.
 Kaum hineingelegt krame ich ihn wieder hervor.
 Ich notiere, was durch meine Gedanken flitzt.
 Höflichkeit. Gute Tischmanieren. Ältere Menschen
 ehren. Rituale. Am Sonntag schöne Kleider
 anziehen. Dann noch: Ein tugendhafter Mensch
 ist jemand, der edel ist, erhaben, grosszügig,
 selbstbeherrscht, ruhig und ausgeglichen. Ich lege
 den Zettel in die Schublade zurück.

 Ist das altmodisch? Alte Mode, nicht im Trend, wie
 das Wort sagt. Wie kommt es, dass mir gerade
 diese Stichworte in den Sinn kommen? Und neulich,
 da war doch dieser junge Bursche, der mir im            und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter
 Zug galant und selbstverständlich den Vortritt ge­      feiner Leinwand, kunstreich gewirkt ...», wage
 lassen hat. Was für eine Geste für das zarte Alter      ich dreist zu schreiben: Gott mag schöne Kleider.
 von 14+. Beim Nachdenken über gute Manieren             Und ich dazu. Und die ziehe ich für den Gottes­
 denke ich mit Entsetzen an diese gut gebildete          dienst besonders gerne an.
 Bekannte, die ihr Essen, auf den Vorderarm gestützt,
 hinunterschlingt, so richtig «ineschuflet». Herr        Bruder Paulus schreibt den Philippern diese Auf­
 Knigge hätte mehr als nur die Stirne gerunzelt.         forderung: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was
                                                         gerecht, was rein, was liebenswert, was einen
 In meiner Erinnerung taucht die Auseinander­            guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob –
 setzung mit meiner damaligen Teenager-Tochter           darauf seid bedacht!
 auf: «Nicht diese zerschlissene Jeans für den Gottes­
 dienst!» Ihre Erwiderung: «Gott chunnt das nid
 druf a!» Diskussion abgeschlossen mangels guter                               Romi Riva
 Gegenargumente. Lese ich dann im zweiten                               r.riva@bewegungplus.ch
 Mosebuch: «Den Priesterschurz aus Gold, blauem
                                                          PS: «Gsunntiget» nennt man in der Region Bern, wenn
                                                             jemand schöne Sonntagskleider angezogen hat
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