Vision Teufelsmoor Ideenskizze zum Bundeswettbewerb Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung - Landkreis Osterholz

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Vision Teufelsmoor Ideenskizze zum Bundeswettbewerb Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung - Landkreis Osterholz
Vision Teufelsmoor
Ideenskizze zum Bundeswettbewerb
Naturschutzgroßprojekte und ländliche
Entwicklung

            L andkreis O sterholz
                    D er L andrat
Vision Teufelsmoor Ideenskizze zum Bundeswettbewerb Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung - Landkreis Osterholz
Vision Teufelsmoor Ideenskizze zum Bundeswettbewerb Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung - Landkreis Osterholz
Vision Teufelsmoor
Ideenskizze zum Bundeswettbewerb
Naturschutzgroßprojekte und ländliche
Entwicklung

                    Landkreis Osterholz
                            Der Landrat
          Planungs- und Naturschutzamt
                       Osterholzer Straße 23
                27711 Osterholz-Scharmbeck

                                 Bearbeitung:
            Dipl.-Ing. Johannes Kleine-Büning
                    Dipl.-Ing. Herbert Springer
                     Dipl.-Ing. Ulrich Ortmann

           Planungsgruppe Landespflege
                       Kleine Düwelstraße 21
                             30171 Hannover

                                 Bearbeitung:
                      Dipl.-Ing. Bernd Blanke
                     Dipl.-Ing. Michael Rössig
                    Dietrich zur Nedden M. A.

                                 Januar 2008
Vision Teufelsmoor Ideenskizze zum Bundeswettbewerb Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung - Landkreis Osterholz
Vision Teufelsmoor Ideenskizze zum Bundeswettbewerb Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung - Landkreis Osterholz
Inhalt
1     Woher kommen wir? – Kurzbeschreibung der Region Teufelsmoor........................................ 1
1.1 Abgrenzung der Region.............................................................................................................................................. 1
1.2 Bundesweite naturschutzfachliche Bedeutung................................................................................................. 2
1.3 Sozio-ökonomische Situation................................................................................................................................... 9
1.4 Probleme und Chancen für den integrierten Naturschutz...........................................................................11
2     Wohin wollen wir? – Vision für die Region Teufelsmoor..........................................................13
2.1 Vision für eine integrierte Entwicklung...............................................................................................................13
2.2 Naturschutzfachliche Ziele und Umsetzungsideen........................................................................................14
2.3 Sozio-ökonomische Ziele und Umsetzungsideen...........................................................................................16
3     Wie packen wir es gemeinsam an? – Partnerschaft in der Region.........................................18
3.1 Akteure und Organisation........................................................................................................................................18
3.2 Koordination des weiteren Prozesses...................................................................................................................20

Abbildungen und Fotos
Abb. 1: Lage des Projektgebiets inmitten des deutschen Teils der atlantischen Region.............................. 2
Abb. 2: Hochmoorkörper und Böden im Projektgebiet............................................................................................ 3
Abb. 3: Struktur des Projektgebiets um 1900 (Preußische Landesaufnahme 1899)....................................... 4
Abb. 4: Heutige Nutzungsstruktur Biotopkomplexe.................................................................................................. 5
Abb. 5: Schutzgebiete und sonstige Sicherungen nach Naturschutz- und Wasserrecht.............................. 6
Abb. 6: Regenerierendes Hochmoor im Torf­abbaugebiet Günnemoor.............................................................. 8
Abb. 7: Leitbild für eine integrierte Entwicklung.......................................................................................................14
Abb. 8: Sozio-ökonomische Aktivitäten (Bestand, Idee)..........................................................................................17
Abb. 9: Partnerschaftliche Zusammenarbeit maßgeblicher Akteure.................................................................19
Abb. 10: Erprobtes Management aus einer Hand – Der Landkreis Osterholz als Projektträger.................20

Foto 1: Torfmoosrasen auf regenerierendem Hochmoor........................................................................................ 3
Foto 2: Kranich (Foto: Schlechtweg)................................................................................................................................. 4
Foto 3: Der Barkenhof in Worpswede steht in enger Verbindung mit den Worpsweder Künstlern,
        die das Teufelsmoor weltberühmt gemacht haben. ................................................................................10
Foto 4: Eine Wiedervernässung ist auch in Bereichen mit starkem Birkenaufwuchs möglich..................15

Anhang
1   Gefährdete Lebensraum- und Biotoptypen sowie Pflanzen- und Tierarten........................................ A-2
2   Hervorzuhebende Planungen (Deckblätter)................................................................................................... A-8
3   Quellenverzeichnis.................................................................................................................................................... A-9

          Absichtserklärung zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit.................................................................. B-1
Vision Teufelsmoor Ideenskizze zum Bundeswettbewerb Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung - Landkreis Osterholz
Vision Teufelsmoor Ideenskizze zum Bundeswettbewerb Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung - Landkreis Osterholz


1     Woher kommen wir? – Kurzbeschreibung der Region Teufelsmoor

1.1 Abgrenzung der Region
Das bundesweit bekannte Teufelsmoor im „Moorland Niedersachsen“ nördlich von Bremen ist der In-
begriff eines Moores schlechthin. Seine Faszination entdecken und genießen Natur- und Kulturfreunde
gleichermaßen. Zum einen wegen der Besonderheiten und der Schönheit der Landschaft. Zum anderen
wegen seines außergewöhnlichen Lichtes und des Flairs von Worpswede. Denn als „Künstlerkolonie im
Teufelsmoor“ ist der Ort durch die Werke und Biographien u. a. von Paula Modersohn-Becker und Hein-
rich Vogeler international berühmt.
Biogeographisch liegt das Teufelsmoor in der atlantischen Region Europas (Abb. 1). Die klimatischen
Verhältnisse begünstigten hier in der Nacheiszeit mächtige Moorbildungen. Genau genommen han-
delt es sich beim Teufelsmoor um einen Moorkomplex. In der ursprünglichen Schmelzwassertalung,
die heute von Hamme und Beek durchflossen wird, entwickelte sich unter dem Einfluss von Gezeiten
und Überschwemmungen zunächst ein riesiges Niedermoor, auf dem später große „Tal-Hochmoore“
aufwuchsen (Tüxen 1990).
Das Projektgebiet umfasst das Teufelsmoor im engeren Sinne, d. h. den naturnahesten Teil der Teufels-
moorlandschaft der – vollständig im Landkreis Osterholz gelegen – sich von der Ortschaft Teufelsmoor
nordwärts bis hin zum Rande der Osterholzer Geest erstreckt. Die Grenzen des sehr homogenen Projekt-
gebietes entsprechen weitgehend den Grenzen der naturräumlichen Einheit der Hamme-Hochmoore.
Das Projektgebiet Teufelsmoor besteht aus ausgedehnten, weitgehend zusammenhängenden Hoch-
moorkörpern (vgl. Abb. 2): das Moor bei Niedersandhausen, das Hamberger Moor, die Randmoore des
Torf­kanals, das Günnemoor und das Önersmoor. Die Niederungen der Beek und ihre Nebengewässer
trennen diesen Hochmoorkomplex in drei Teilbereiche. In den Niederungen stehen Niedermoorböden
an.
Die Hochmoorkörper wurden im Laufe der Landschaftsgeschichte durch Torfabbau mehr oder weniger
stark verändert. Außergewöhnlich sind sie aber dennoch, denn im Gegensatz zu den Moorbereichen
südlich von Worpswede, die im 18. Jahrhundert durch die systematische Kolonisation des „königlichen
Moorkommissars“ Jürgen Christian Findorff kultiviert wurden, blieben im Projektgebiet weite Teile land-
wirtschaftlich ungenutzt. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren große Bereiche unangetastet (vgl.
Abb. 3).
Im Übrigen herrscht im Projektgebiet die Grünlandnutzung vor (vgl. Abb. 4).
Zum Projektgebiet gehören auch einige ländlich geprägte Siedlungen, u. a. Teufelsmoor, Verlüßmoor,
Bornreihe und Niedersandhausen, die für die Besiedelung und die traditionelle Nutzung des Moores
Zeugnis ablegen.
Das Projektgebiet ist in besonderem Maße schutzwürdig. Dies belegen die Naturschutzprogramme des
Landes Niedersachsen, insbesondere das Niedersächsische Moorschutzprogramm, der Landschaftsrah-
menplan des Landkreises Osterholz und mehrere Fachgutachten. Dem besonderen Wert des Gebietes
für den Naturschutz ist in der Vergangenheit durch Ausweisung von Natura 2000-Gebieten, Natur-
schutz- und Landschaftsschutzgebieten teilweise bereits Rechnung getragen worden.
Die besonders schutzbedürftigen Teile des Projektgebietes werden in Kap. 2.2 als Kerngebiete im Sinne
des Förderprogramms für Naturschutzgroßprojekte näher beschrieben (vgl. Abb. 7).
Das Projektgebiet liegt in der Nachbarschaft zum Gebiet des Naturschutzgroßprojektes „Hammeniede-
rung“, wobei sich beide Projekte inhaltlich erheblich unterscheiden: Beim„Hammeprojekt“ geht es vorwie-

                                                                              Landkreis Osterholz
Vision Teufelsmoor Ideenskizze zum Bundeswettbewerb Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung - Landkreis Osterholz


                        1   Watten und
                            Marschen
                                          3   Stader Geest
                                                                                                                  Projekt-
                                          Projektgebiet
                                                                   Heide und Wendland

                                                                                                                  gebiet

       2   Ostfriesisch-Olden-
                                                                                        L ANDKREIS
                                                                   Lüneburger

           burgische Geest

                                                                                                                   e
                                                                                                               mm
                                                                                                             Ha
                                                                   5

              4   Ems-Hunte-Geest und
                  Dümmer-Geestniederung
                                                                                                                       O STERHOLZ
                                                     6    Weser-Aller-
                                                          Flachland

                                                                                                 B REMEN
                                                             7   Börden
                     8.1 Osnabrücker                                                     We
                                          8.2 Weser- und                                    ser                                          Wümme
                         Hügelland
                                              Leine-Bergland

Abb. 1: Lage des Projektgebiets inmitten des                                            Biogeografische Regionen Europas
        deutschen Teils der atlantischen Region                                                   Arktisch                             Boreal
                                                                                                  Alpin                                Kontinental
gend um die Sicherung eines offenen Grünlandge-
                                                                                                  Anatolisch                           Mediterran
bietes im Marsch-/Niedermoorbereich, das Projekt-                                                 Atlantisch                           Pannonisch
gebiet Teufelsmoor besteht dagegen überwiegend                                                    Schwarzmeerküste                     Steppe
aus Hochmoorlebensräumen, deren Schutz und                                              Quelle: European Environment Agency (EEA): EUNIS GIS Tool,
                                                                                                http://eunis.eea.europa.eu/gist-tool.jsp, Stand: 10.01.2008
Entwicklung hier im Vordergrund stehen.

1.2 Bundesweite naturschutzfachliche Bedeutung
Die bundesweite naturschutzfachliche Bedeutung der Kernbereiche des Projektgebietes (vgl. Kap. 2.1
und Abb. 7) wird im Folgenden anhand der Kriterien der Förderrichtlinie (BMU 1993) dargestellt:

Großflächigkeit
Das Projektgebiet umfasst 2.840 Hektar. Die Kerngebiete umfassen 1.850 Hektar, davon 1.130 ha für den
mit dem Projekt primär verfolgten Hochmoorschutz. Durch die Großflächigkeit der Kerngebiete ist eine

     Landkreis Osterholz
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              Projektgebiet

              Hochmoor

              Niedermoor

              Gley-Podsol

              Gley mit Nieder-
              moorauflage
                                                     Önersmoor

                                                                    Günnemoor

                                 Hamberger
                                   Moor

                                                   Torfkanal und
                                                    Randmoore
                    Moor bei
                Niedersandhausen

                                                                                Kartengrundlage: TK50-Rasterdaten © LGN

Abb. 2: Hochmoorkörper und Böden im Projektgebiet
Foto 1: Torfmoosrasen auf regenerierendem Hochmoor

wirkungsvolle Abpufferung gegenüber beeinträchtigenden Außenein-
flüssen genauso gegeben wie vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten.

Repräsentanz
Innerhalb Deutschlands ist Nordwestdeutschland, soweit es in der at-
lantischen biogeographischen Region liegt, das klassische Gebiet der
großräumigen regenwassergespeisten Hochmoore. Nirgendwo sonst
in Europa sind Moore so riesigen Ausmaßes in dieser u. a. in Bezug auf
die Moormächtigkeiten speziellen Ausprägung zu finden. Wie oben be-
schrieben, stellt das Teufelsmoor einen besonderen geologischen Typus
dar; es ist der größte Tal-Hochmoorkomplex in Niedersachsen. Das Pro-
jektgebiet umfasst die Flächen des Teufelsmoores mit der größten Na-
turnähe und der besten Regenerationsfähigkeit.

                                                                          Landkreis Osterholz
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                          Abb. 3: Struktur des Projektgebiets um 1900 (Preußische Lan-
                                  desaufnahme 1899)
                          Foto 2: Kranich (Foto: Schlechtweg)

                          Die Lebensräume der Hoch- und Niedermoore sind nahezu vollstän-
                          dig vertreten: offene Hochmoor-Degenerationsstadien (u. a. Pfeifen-
                          graswiesen), frühe Regenerationsstadien sowie Regenerationsstadi-
                          en mit bereits naturnaher Hochmoorvegetation, nährstoffarme und
                          -reiche Sümpfe, nährstoffarmes und -reiches, teilräumig regelmäßig
                          überschwemmtes Feucht- und Nassgrünland, Bruch- und Moorbir-
                          kenwälder (vgl. Abb. 4 und Anhang).
                          Zahlreiche moortypische Pflanzenarten sind vertreten (vgl. Anhang).
                          Darunter sind die typischen Hochmoorarten wie Sonnentau, Moosbee-
                          re, Rosmarinheide, Weißes Schnabelried und Moorlilie, aber auch me-
                          sothraphente Arten wie Lungenenzian, Kamm- und Königsfarn, Faden-

    Landkreis Osterholz


        Herrichtung zur Regeneration                   Sonderstandorte (Nadelforst,
                                                       Heidelbeerkultur, Teiche u. a.)
         Regenerierendes Hochmoor                        Baulich geprägte Fläche

        Nasse bis feuchte Hochmoor-
                                                 Regelmäßig überschwemmter Bereich
           Degenerationsstadien

    Trockene Hochmoorvegetationsstadien

              Moorbirkenwald
  Niedermoorvegetation mit vorherrschend
  Bruchwald, Nassgebüschen und Sümpfen
                 Grünland

                   Acker                                                        Önersmoor

                                                                                             Günnemoor

                                           Hamberger
                                             Moor

                                                                             Torfkanal und
                                                                              Randmoore
                               Moor bei
                           Niedersandhausen

Abb. 4: Heutige Nutzungsstruktur Biotopkomplexe

Segge und Grünliche Waldhyazinthe. An gefährdeten Tierarten kommen u. a. vor: unter den Brutvögeln
Kranich, Schwarzhalstaucher, Löffelente, Wachtelkönig, Bekassine, Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Rot-
schenkel, Kiebitz, Braunkehlchen, Raubwürger; unter den Gastvögeln vor allem Kranich, nordische Schwä-
ne, Gänse und Enten; unter den Insektenarten Große Moosjungfer, Hochmoor-Mosaikjungfer, Hochmoor-
Bläuling (syn. Moosbeeren-Bläuling) und Kleiner Moorbläuling (syn. Lungenenzian-Bläuling). Der Brutvo-
gelbestand im bereits regenerierenden Teil des Günnemoores (s. u.) hat in den letzten Jahren landesweite
Bedeutung erlangt, die Rastvogelzahlen des Kranichs haben 2007 hier erstmals die Grenze zur nationalen
Bedeutung überschritten.
Das Projektgebiet gehört zum „Zuwanderungsgebiet“ des Fischotters. Die Hochmoorkörper sind im
Niedersächsischen Moorschutzprogramm als „Fläche mit besonderer Bedeutung für den Naturschutz“
dargestellt. Die Beekniederung ist im Feuchtgrünlandschutzprogramm des Landes ausgewiesen. Hoch-
moorkörper und Niederungsbereiche erfüllen gemäß Landschaftsrahmenplan des Landkreises Oster-

	 Das Günnemoor steht zurzeit an Rangposition drei der niedersächsischen Kranichrastplätze.

                                                                                                   Landkreis Osterholz


          Projektgebiet

          Vogelschutzgebiet

          Flora-Fauna-Habitat-Gebiet

          Naturschutzgebiet

          Landschaftsschutzgebiet

          Abtorfungsgebiet; Hochmoorregeneration
          vertraglich gesichert
          Überschwemmungsgebiet

                                                                                 Kartengrundlage: TK50-Rasterdaten © LGN

Abb. 5: Schutzgebiete und sonstige Sicherungen nach Naturschutz- und Wasserrecht

holz großflächig die Voraussetzung zur Ausweisung als Naturschutzgebiet, die randlichen Bereiche des
Projektgebietes sind danach landschaftsschutzgebietswürdig.
Wegen der hohen Schutzbedürftigkeit wurden bereits teilräumig mehrere Schutzgebiete eingerichtet (vgl.
Abb. 5), wobei die Natura 2000-Gebiete über das Projektgebiet hinausgehen:
1. FFH-Gebiet DE 2718-332 (landesinterne Nummer 33)
2. EU-Vogelschutzgebiet V35
3. Naturschutzgebiet „Moor bei Niedersandhausen“ (Lü 132)
4. Naturschutzgebiet „Torfkanal und Randmoore“ (Lü 78)
5. Landschaftsschutzgebiet „Hamberger Moor“ (OHZ 11)
Im Niederungsbereich von Hamme und Beek wird ferner zurzeit vom Land Niedersachsen wasserrecht-
lich ein Überschwemmungsgebiet ausgewiesen (vgl. Abb. 5).

     Landkreis Osterholz


Für ein seit 1919 bestehendes ca. 240 ha großes Torfabbaugelände ist zudem seit 1998 die Herrichtung zur
Hochmoorregeneration durch öffentlich-rechtlichen Vertrag abgesichert (vgl. Abb. 5). Die kombinierten
Herrichtungs- und Abbauarbeiten werden noch in diesem Jahr beendet. Ein mehrjährig begleitendes
Monitoring konnte bereits beeindruckende Erfolge der Herrichtung belegen (vgl. Abb. 6 und Anhang).
Sehr gelungen sind auch Maßnahmen zur Hochmoorregeneration im Hamberger Moor. Ferner wurde in
jüngster Zeit eine Vernässungsmaßnahme im Niedersandhauser Moor durchgeführt.

Naturnähe
Vor allem im Bereich der Hochmoorkörper ist eine Vielzahl naturnaher Biotope einschließlich des dazu-
gehörigen Arteninventars anzutreffen (vgl. Abschnitt Repräsentanz und Anhang).
Die Hochmoorböden sind überwiegend durch den Torfabbau vergangener Tage geprägt. Dennoch sind
wegen der ursprünglichen großen Torfmächtigkeiten heute noch fast überall mehrere Meter Torf vor-
handen. Vom Torfabbau unberührte, sog. „Heile-Haut-Flächen“ (einschließlich größerer Weißtorfvorrä-
te) finden sich noch im Önersmoor sowie im Umfeld der Abtorfungsfläche Günnemoor.
Eine Besonderheit des Projektgebietes liegt darin, dass überwiegend günstige Voraussetzungen für
eine Vernässung vorliegen, denn der Grundwasserspiegel liegt in vielen Bereichen knapp unter der Ge-
ländeoberfläche und etwa die Hälfte der Beekniederung wird regelmäßig überschwemmt. Zudem ist
das Projektgebiet durch gespanntes Grundwasser gekennzeichnet. Allerdings ragen einige bisher nicht
oder kaum angestochene Flächen der Hochmoore aus ihrer Umgebung heraus, sodass ihre Vernässung
erhöhten Aufwand erfordern wird.

Gefährdung
Aus naturschutzfachlicher Sicht ist das Projektgebiet folgenden Gefährdungen ausgesetzt:
• An erster Stelle ist die Entwässerung zu nennen. Sie beeinträchtigt vor allem die auf nasse Boden-
verhältnisse angewiesenen Lebensräume des Hochmoores. Betroffen sind vor allem die offenen De-
generationsstadien, die in Richtung trockener Moorbirkenwald sukzessieren, und Bruchwaldstandorte
(vgl. Abb. 4). Die Entwässerung in den Grünlandbereichen ermöglicht eine intensive landwirtschaftliche
Nutzung (zu den Folgewirkungen s. u.).
Die Entwässerung der Moore ist klimawirksam, weil in Folge der dadurch ermöglichten Sauerstoffzufuhr
die Torfsubstanz abgebaut und das Treibhausgas CO2 emittiert wird. Außerdem werden die Gewässer
durch Nährstoffausträge belastet.
• Die landwirtschaftliche Nutzung hat sich aufgrund der agrarpolitischen Zwänge in den letzten
Jahrzehnten zunehmend intensiv entwickelt. Sie wirkt sich je nach Art und Weise sowie ihrer Intensität
unterschiedlich auf den Lebensraum Grünland aus. Das Spektrum kann von positiven Wirkungen bis zu
Beeinträchtigungen reichen. Artenreiche und nährstoffarme Feucht- und Nasswiesen haben in der Ver-
gangenheit im Bestand abgenommen und sind daher besonders schutzbedürftig. Die teilweise erheb-
lichen Bestandsrückgänge bei den Wiesenvögeln sind ein eindeutiger Indikator für diese Entwicklung.
Die landwirtschaftliche Nutzung auf Moorböden führt zur Verstärkung der oben beschriebenen Produk-

	 Die Heile-Haut-Flächen dokumentieren das natürliche Bodenprofil. Dieses unterliegt jedoch aufgrund der landwirtschaft-
   lichen Nutzung und Entwässerung einem Degenerationsprozess. Weil sie nicht abgetorft wurden, ragen die Flächen über
   ihre Umgebung heraus.
	 Rückgänge im Bereich des EU-Vogelschutzgebiets V35 sind bei Wachtelkönig, Rotschenkel, Braunkehlchen, Uferschnepfe
   und Großer Brachvogel zu verzeichnen. Zunahmen sind lediglich bei der Bekassine und dem Weißstorch festzustellen; die
   Kiebitzbestände sind konstant geblieben.

                                                                                           Landkreis Osterholz


                                                    Abb. 6: Regenerierendes Hochmoor im Torf­
                                                            abbaugebiet Günnemoor

Die Bilder zeigen die Entwicklung, welche die Ab-
baustätte Günnemoor in den letzten 10 Jahren
genommen hat. Die Abtorfung ist fast beendet.
2008 sind alle Flächen wiedervernässt.

Auf dem Gelände sind verschiedene Stufen der Regeneration zu sehen, mit geschlossenen Torfmoosde-
cken und Hochmoorarten (Sonnentau), gelegentlich auch mesotrophe Arten (Sumpf-Calla).

     Landkreis Osterholz


tion des Treibhausgases CO2 und kann zudem zur Belastung von Gewässern führen. Dies gilt besonders
für Niedermoorböden. Diese Effekte werden weiter verstärkt, wenn anstelle der üblichen Grünlandnut-
zung Ackernutzung erfolgt. Eine zunehmende Ackernutzung ist vor dem Hintergrund steigender Preise
für Getreide und Mais und dem sich abzeichnenden Trend, „Energiepflanzen“ zu produzieren, auch im
Teufelsmoor zu befürchten. Bestimmte Energiepflanzen, z. B. Mais, können im Übrigen eine beträcht-
liche Höhe erreichen. Sie beeinträchtigen damit das typische offene Bild der Moorlandschaft.
• Der industrielle Torfabbau auf Hochmoorflächen stellt potenziell eine weitere Gefährdung dar.
Der bisher genehmigte Abbau im Günnemoor kommt zwar noch in diesem Jahr zum Abschluss. Sei-
tens der Torffirma gibt es aber weitergehende Abbaupläne. Auch wenn heutzutage i. d. R. naturnahe
Flächen vor Torfabbau geschützt werden können und im Übrigen Abbauflächen nach Abbau wie-
dervernässt und der Regeneration zugeführt werden, stellt Torfabbau grundsätzlich eine erheb-
liche Beeinträchtigung und dauerhafte Zerstörung der in Jahrtausenden aufgewachsenen Torf-
moose dar. Diese ist umso erheblicher, je tiefer der Abbau ausgeführt wird. Denn der Abbau großer
Torfmächtigkeiten hat lang anhaltende Störungen für Flora, Fauna, Landschaftsbild und nicht zuletzt
für die vor Ort lebenden Menschen zur Folge. Außerdem wird umso mehr Treibhausgas produziert,
je mehr Torf abgebaut wird, da sich dieser dann im Rahmen seiner gärtnerischen Nutzung zersetzt.
Soweit die oberflächliche Entnahme von Torf auf landwirtschaftlich genutzten, eutrophierten Standor-
ten zur Herrichtung von Regenerationsflächen genutzt werden soll, müssen die ökologischen Vor- und
Nachteile sorgfältig abgewogen werden.
• Als Gefährdungsfaktor ist auch eine ungeregelte Erholungsnutzung zu nennen. Das Projektgebiet
wird von zahlreichen Spaziergängern und Radfahrern aufgesucht. Aufgrund eines sehr mangelhaften
Angebotes an erforderlichen Wegeverbindungen, interessanten Rundwegen und Aussichtspunkten
sind Bemühungen zur Besucherlenkung bisher weitgehend gescheitert. Dies hat erhebliche Beein-
trächtigungen vor allem für störempfindliche Tierarten zur Folge. Durch eine Lenkung und Regelung
der Erholungsnutzung können die Beeinträchtigungen aber wirksam abgewendet werden.

Beispielhaftigkeit
Das Projektgebiet bietet das Potenzial für die Planung und Ausweisung sowie das Management eines
der größten nordwestdeutschen Hochmoorschutzgebiete in der moortypischen atlantischen bio­
geografischen Region in hochrangiger Qualität. Bei Aufnahme in das Förderprogramm könnte den o. g.
Gefährdungen wirksam begegnet werden.
Das dafür erforderliche naturschutzfachliche und organisatorische Know-how, die Kooperationsfähig-
keit zur Erlangung integrierter Problemlösungen und der dafür notwendige lange Atem wären durch
die bereits beim „Hammeprojekt“ erfolgreich erprobte Projektträgerschaft des Landkreises Osterholz
gegeben (vgl. Kap. 3.2).

1.3 Sozio-ökonomische Situation
In sozio-ökonomischer Hinsicht stehen folgende Punkte im Vordergrund:
• Die Bevölkerungszahlen im Landkreis Osterholz sind nach deutlichem Wachstum in den 1990er
und Folgejahren leicht rückläufig. Dies betrifft auch die ländlichen Siedlungen im Projektgebiet.
• Die ökonomische Situation der Bevölkerung im Landkreis Osterholz ist relativ günstig: Das verfüg-
bare Einkommen privater Haushalte liegt 6 % über dem Landesdurchschnitt und 2,6 % über dem bun-
desweit mittleren Wert. Die Arbeitslosenrate insgesamt liegt deutlich unter dem Landesdurchschnitt.

                                                                              Landkreis Osterholz
10

In der bereits im Mittelalter entstandenen Ortschaft Teufelsmoor und den in den folgenden Jahrhun-
derten entstandenen Moorsiedlungen im und am Rande des Projektgebietes (Altendamm, Nieder-
sandhausen, Ströhe, Spreddig, Verlüßmoor, Bornreihe) leben sowohl traditionsbewusste Familien auf
althergebrachten Hofstellen als auch Zugezogene, die meist außerhalb der Landwirtschaft tätig sind.
Daraus ergibt sich, dass die ökonomische Situation der Menschen im Bereich des Projektgebietes sehr
differenziert ist.
• Ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor im gesamten Teufelsmoorraum und damit auch im Projektgebiet
war Jahrhunderte lang der Torfabbau. Zur derzeitigen und ggf. zukünftigen Situation im Projektgebiet
vgl. Kap. 1.2 (Stichwort Repräsentanz und Gefährdung).
Die Landwirtschaft im Landkreis Osterholz bildet nach wie vor die Existenzgrundlage zahlreicher bäu-
erlicher Familienbetriebe und ist zudem ein wichtiger landeskultureller Faktor. Dies gilt für das soziale
Miteinander auf dem Lande als auch für die Pflege der Kulturlandschaft. Die Anzahl der Nebenerwerbs-
betriebe ist relativ hoch, was als Indikator für eine enge Verbundenheit der ländlichen Bevölkerung
mit Grund und Boden gewertet werden kann. Die Haupterwerbsbetriebe weisen Flächengrößen auf,
die deutlich über dem Landesdurchschnitt liegen. Im Vergleich zur allgemeinen Situation im Landkreis
muss die Lage der Landwirtschaft im Projektgebiet selbst aufgrund der deutlichen Ungunst der land-
wirtschaftlichen Standorte als ausgesprochen schwierig bezeichnet werden.
                                         Schwerpunkt für den – vornehmlich kulturbezogenen – Tou-
                                         rismus und die Naherholung im Landkreis Osterholz ist ein-
                                         deutig Worpswede und dessen Umfeld, zu dem das Projektge-
                                         biet gehört. Die Bekanntheit als Künstlerort und die Nähe zu
                                         Bremen machen die Magnetwirkung Worpswedes aus. Cha-
                                         rakteristisch ist, dass viele Besucher die in den Bildern der be-
                                         kannten Worpsweder Maler dargestellte Moorlandschaft erle-
                                         ben möchten und gezielt das Projektgebiet aufsuchen.
                                         • Seit geraumer Zeit sind im Projektgebiet und dessen unmit-
                                         telbarer Umgebung erfreulicherweise auch alternative wirt-
                                         schaftliche Aktivitäten im Rahmen des landwirtschaftlichen
                                         Strukturwandels zu verzeichnen, die das landschaftliche Po-
                                         tenzial des Teufelsmoores gezielt zu nutzen versuchen und
Foto 3: Der Barkenhof in Worps-          eine Neuorientierung erkennen lassen. Zu nennen sind u. a.
        wede steht in enger Ver-         ein Hofcafé und ein Ferienhof (beide in der Ortschaft Teufels-
        bindung mit den Worps-           moor), eine durch die Beschäftigung von Behinderten mit so-
        weder Künstlern, die das         zialem Ansatz geführte Gaststätte mit Ferienhausangebot an
        Teufelsmoor weltberühmt          der Hamme, eine Heidelbeerplantage mit Möglichkeiten zum
        gemacht haben.                   Selbstpflücken, Probierstube und Hofladen östlich des Gün-
                                         nemoores sowie ein Demeter-Betrieb mit Hofladen in Verlüß-
                                         moor (vgl. Abb. 8). Für diese innovativen Beispiele einer regi-
                                         onalen wirtschaftlichen Neuaufstellung wäre es eine wichtige
                                         Unterstützung, wenn es gelänge, die Schönheit der Landschaft
                                         im Teufelsmoor dauerhaft zu sichern und die Moorlandschaft
                                         durch Schutz- und Regenerationsmaßnahmen für Besucher
                                         wieder erlebbar zu machen.

     Landkreis Osterholz
11

1.4 Probleme und Chancen für den integrierten Naturschutz
Wie in jeder Kulturlandschaft, so ist auch im Projektgebiet Teufelsmoor Naturschutz nur im Zusammen-
hang mit den Nutzungen realisierbar, die das natürliche Potenzial der Landschaft ökonomisch in Wert
setzen. Im Projektgebiet sind dies für kurze Zeit noch die durch den privatwirtschaftlichen Torfabbau
geprägte Nutzung der Torfvorräte, bisher und auch in Zukunft die landwirtschaftliche Nutzung und in
steigendem Maße die Erholungsnutzung im Rahmen von Tourismus und Fremdenverkehr. Für den inte-
grierten Naturschutz im Projektgebiet ergeben sich dadurch folgende Probleme und Chancen:

• Einerseits führt industrieller Torfabbau zu den in Kap. 1.2 aufgeführten gravierenden Gefährdungen
bzw. Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes einschließlich des Klimas und des Landschaftsbildes so-
wie der darauf beruhenden landschaftsbedingten Erholungseignung; andererseits ist zukünftig ohne
Entnahme von oberflächennahem Torf die naturschutzfachlich gebotene Hochmoorregeneration ins-
besondere auf eutrophierten landwirtschaftlichen Flächen in der nötigen Dimension nicht realisierbar.
Einerseits ist Torf ein nach wie vor gefragtes Wirtschaftsgut, an dessen Wertschöpfung neben der Torfin-
dustrie auch örtliche Grundstückseigentümer partizipieren; andererseits beeinträchtigt sein industriel-
ler Abbau die Erholungsnutzung und damit die diesbezügliche Wertschöpfung. Einerseits wird weiterer
industrieller Torfabbau von nahezu allen Akteuren vor Ort abgelehnt; andererseits ist derzeit nicht si-
cher, ob weitere Torfabbaubegehren der vor Ort tätigen Torffirma vor dem Hintergrund der geltenden
gesetzlichen Bestimmungen zukünftig an jedem Standort zurückgewiesen werden können.
Ein Beispiel dafür, wie es gelingen kann, auf den ehemals vom industriellen Raubbau betroffenen Tor-
fabbaubereichen erfolgreich eine Moorregeneration zu erreichen, zeigt der vom Landkreis Osterholz
mit der vor Ort tätigen Torffirma nach anfänglich erheblichen Auseinandersetzungen erfolgreich abge-
schlossene öffentlich-rechtliche Vertrag über die Herrichtung der Abbaustätte im Günnemoor und die
daraufhin erfolgte konstruktive Zusammenarbeit bei der Durchführung der Herrichtungsmaßnahmen.
Diese Kooperationserfahrung, das bei den Herrichtungsmaßnahmen gewonnene Know-how der bis-
her im industriellen Abbau tätigen Beschäftigten und der Unteren Naturschutzbehörde sowie teilweise
auch die örtlichen technischen Voraussetzungen können insofern durchaus als eine Chance für den
Naturschutz im Projektgebiet gewertet werden und zeigen, dass für das oben umrissene Konfliktfeld
dennoch Problemlösungen erreicht werden können.

• Einerseits führt die Intensivierung der Landwirtschaft zu den in Kap. 1.2 aufgeführten Gefährdungen
bzw. Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes; andererseits ist ohne Land-
wirtschaft der Erhalt der grünlandgeprägten Moorlandschaft und hier auch der wertvollen Feuchtwie-
senbereiche faktisch nicht realisierbar. Einerseits besteht in der Landwirtschaft generell der Trend zur
Intensivierung, der jetzt noch durch die weltweit steigende Nachfrage nach landwirtschaftlichen Pro-
dukten und insbesondere auch nach Energiepflanzen verstärkt wird; andererseits erfordern der Erhalt
und die Wiederherstellung artenreicher Feuchtwiesenlebensgemeinschaften eine deutliche Extensivie-
rung. Einerseits setzen die ungünstigen landwirtschaftlichen Standortbedingungen, die landwirtschafts-
eigenen Regeln der guten fachlichen Praxis sowie teilweise auch naturschutz- und wasserrechtliche
Bestimmungen weitergehenden Intensivierungen im Projektgebiet deutliche Grenzen; andererseits las-
sen sich Extensivierungen oder die Verlagerung intensiver Bewirtschaftungen auf ökologisch unemp-
findliche Standorte außerhalb der Kerngebiete nicht ohne finanzielle Aufwendungen durchführen.

                                                                              Landkreis Osterholz
12

Dass für das so umrissene Konfliktfeld dennoch Problemlösungen bei ausreichenden Projektlauf-
zeiten erreicht werden können, zeigen das vom Landkreis Osterholz durchgeführte Naturschutzgroß-
projekt „Hammeniederung“ sowie die durch die Unterzeichung der Absichtserklärung zur regionalen
Partnerschaft durch das Niedersächsische Landvolk und die Landwirtschaftskammer verdeutlichte
grundsätzliche Bereitschaft der Landwirtschaft zur Kooperation. Erfolgreich im Naturschutzgroßpro-
jekt „Hammeniederung“ erprobte Instrumente der Problemlösung sind beispielsweise der Erwerb von
Tauschflächen und landwirtschaftsgerechte Flächentausche durch Flurneuordnung, der lagerichtige
Flächenerwerb und die Rückverpachtung unter Nutzungsauflagen bei Pachtreduktion sowie potenziell
auch die Langfristpacht und in Naturschutzgebieten teilweise der Erschwernisausgleich. Dass im Falle
einer Förderung des Projektes „Vision Teufelsmoor“ im Rahmen des Wettbewerbes idee.natur zusätz-
lich andere Instrumente, insbesondere die Möglichkeit von Ausgleichszahlungen, zur Verfügung stehen
würden, stellt eine besondere Chance dar. Neben Langfristpachtverträgen sind auf Dauer angelegte
Ausgleichszahlungen ein geeignetes Mittel, um einerseits flächenbezogene Naturschutzziele umsetzen
zu können und andererseits z. B. Eigenjagden, auf deren Aufrechterhaltung Eigenjagdbesitzer in aller
Regel bestehen, zu erhalten. Dies ist im Projektgebiet bedeutsam, da hier sieben Eigenjagden betroffen
sind. Generell zeigt die Erfahrung: Je heterogener die landwirtschaftlichen Betriebsstrukturen und die
daraus resultierenden Betriebserfordernisse und Kooperationspotenziale sind, umso vielfältiger sind
auch mögliche Ansätze für Problemlösungen. Da das Projektgebiet Teufelsmoor eine sehr heterogene
Landwirtschaftsstruktur aufweist, bestehen unter Berücksichtigung einer längeren Projektlaufzeit gute
Chancen für landwirtschaftlich akzeptable, ggf. sogar ausgesprochen förderliche Lösungen.

• Einerseits basiert die Erholungsnutzung im Projektgebiet auf der Eigenart und Schönheit der Moor-
landschaft; andererseits lässt die heutige Landschaftsstruktur den Vergleich mit den von den Worps-
weder Malern überlieferten Landschaftsbildern kaum mehr zu. Immer wieder wird dies nicht nur von
Naturliebhabern unter den Erholungssuchenden, sondern auch von vielen Worpsweder Kulturtouristen
bedauert. Die Erholungseignung des Teufelsmoores ist damit direkt von den Erfolgen des Naturschutzes
abhängig. Dies gilt sowohl für die Wiederherstellung offener, weiträumiger, ungenutzter Moorbereiche
durch Hochmoorregeneration als auch für die Abwehr weiterer Beeinträchtigungsfaktoren, wie etwa
Maisanbau auf Standorten, die nach den landwirtschaftlichen Regeln der guten fachlichen Praxis dafür
nicht geeignet sind.
Dass Naturschutz und Erholungsnutzung sich im Projektgebiet in diesem Sinne in einer Art „Win-Win-
Situation“ gegenseitig stützen können, wird als große Chance für eine nachhaltige Entwicklung ge-
wertet. Teilweise ist dies bereits Realität. Denn die vom Naturschutz hergerichteten Bereiche, z. B. im
Hamberger Moor, sind schon heute landschaftliche Attraktionen. Landschaftserleben und Naturgenuss
zu ermöglichen, wird im Übrigen als Aufgabe des Naturschutzes betrachtet. Dass dabei mögliche Ge-
fährdungen, wie sie in Kap. 1.2 beschrieben werden, durch Besucherlenkung erfolgreich vermieden wer-
den können, zeigt das vom Landkreis initiierte naturverträgliche Freizeitwegekonzept für die örtlichen
Natura 2000-Gebiete (vgl. Anhang).

     Landkreis Osterholz
13

2     Wohin wollen wir? – Vision für die Region Teufelsmoor

2.1 Vision für eine integrierte Entwicklung
 Wir schreiben das Jahr 2020 im Teufelsmoor:
 Weit schweift der Blick über baumfreie, wassergetränkte und ungenutzte Hochmoorflächen. Das Moor
 wächst wieder! Großräumig breiten sich Torfmoosteppiche aus. Soweit das Auge reicht, fruchtet weiß das
 Wollgras. Naturnahe Hochmoorstadien wurden vor weiterer Austrocknung gesichert. An die Stelle der Zer-
 störung des Moores durch industriellen Torfabbau traten seit Projektbeginn Maßnahmen zur Hochmoor-
 regeneration. Beeinträchtigte Hochmoorbereiche konnten erfolgreich hergerichtet werden.
 Die baumfreien Hochmoorbereiche gehen in extensiv genutzte Pfeifengraswiesen über oder werden von
 Moorbirkenwäldern gesäumt. Nach erfolgter Wiedervernässung entwickeln sie sich zu wertvollen Bruch-
 wäldern. Naturliebhaber von nah und fern begeistert die Vielfalt an hochmoortypischen Pflanzen- und
 Tierarten. Kulturtouristen können das von den alten Worpsweder Malern überlieferte Landschaftsbild wie-
 der erkennen. Die in der Region lebenden Menschen und ihre künftigen Nachfahren erleben die Moorland-
 schaft wieder, die seit Jahrhunderten ihre Identität prägt.
 Die zwischen den Hochmooren gelegenen offenen Niederungsbereiche werden weiterhin als Grünland
 genutzt. Artenreiche Feucht- und Nasswiesen prägen hier das Bild. Durch Kooperation mit der Landwirt-
 schaft konnte ihr Anteil deutlich erhöht werden. Im Winter locken die überschwemmten Beekwiesen große
 Trupps nordischer Gastvögel an.
 Das Umfeld der Hochmoore und Niederungen ist ebenfalls durch Grünland geprägt, präsentiert sich
 aber weit strukturreicher: Grünlandflächen, Moorbirkenwäldchen, Moorbänke, Gräben, Wirtschafts- und
 Wohngebäude sowie Einrichtungen für Naturerlebnis, Kultur und Erholung. In den Ortschaften hat eine
 verträgliche wirtschaftliche Regionalentwicklung erfolgreich Fuß gefasst und trägt zur heimischen Wert-
 schöpfung bei. Die nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung bildet die ökonomische Basis der örtlichen
 Landwirte. Sanfter Tourismus und Naherholung haben an Bedeutung gewonnen. Das eingerichtete „Haus
 im Moor“ ist zugleich touristischer Anziehungspunkt und Zentrum des bürgerschaftlichen Engagements.
 Naturverträgliche „Wege ins Moor“ machen das Teufelsmoor zu einem Erlebnis für Gäste von nah und fern.
 Die Vielfalt landschaftsbezogener wirtschaftlicher Aktivitäten hat zugenommen.
 Gleichsam im Rahmen eines Konversionsprozesses ist es gelungen, örtliche Erfahrungen und Kompe-
 tenzen aus den Tätigkeitsfeldern der ehemaligen Torfindustrie sowie der dort Beschäftigten erfolgreich
 für Aktivitäten im Bereich der Hochmoorregeneration und Wiedervernässung und damit gezielt für eine
 möglichst naturverträgliche Moorregeneration zu nutzen. Dadurch sind teilweise sogar neue wirtschaft-
 liche Perspektiven eröffnet worden.
 Durch zahlreiche weitere örtliche Initiativen konnten die Ortschaften im Teufelsmoor zu einer zukunftsori-
 entierten und dauerhaft lebenswerten Heimat für die Menschen vor Ort und nachfolgende Generationen
 entwickelt werden.
 Das von einem breiten Kreis an lokalen Akteuren mitgetragene Naturschutzgroßprojekt wirkt nachhaltig
 als Motor der Regionalentwicklung. Dazu haben insbesondere die millionenschwere finanzielle Förderung
 des Bundesumweltministers und des Bundeslandwirtschaftsministers, die Kooperationsbereitschaft der
 Menschen vor Ort sowie ein kompetentes Projektmanagement des Landkreises geführt.

So sieht sie aus: Unsere Vision für die Zeit nach erfolgreicher Durchführung des Naturschutzgroß-
projektes „Teufelsmoor“.

                                                                                 Landkreis Osterholz
14

                                          Önersmoor

                                                     Günnemoor

                       Hamberger
                         Moor

                                              Torfkanal und
                                               Randmoore                       Kerngebiet für Hochmoor-
                                Obere Beek-                                    schutz und -regeneration
                                                                                                              1.132 ha
                                 niederung                                      sowie naturverträgliche
                                                                                       Erholung
                                                                               Kerngebiet für Moorgrün-
                 Moor bei                                                         landschutz, extensive
                                                                                   Landwirtschaft und          718 ha
             Niedersandhausen                                                  naturverträgliche Erholung
                                                                                Entwicklungsgebiet für
                                                                               Dorferneuerung, nachhal-
                                                                                tige Landwirtschaft und        992 ha
                                                                                   sanften Tourismus

                                                                                     Gesamtfläche             2.843 ha

                                                                                    Schutzbereich
                                                                                   Siedlungsflächen

                                                                                Kartengrundlage: TK25-Rasterdaten © LGN

Abb. 7: Leitbild für eine integrierte Entwicklung

2.2 Naturschutzfachliche Ziele und Umsetzungsideen
Um die in Kap 2.1 ausgemalte Vision Wirklichkeit werden zu lassen, bedarf es für den integrierten, d. h.
mit den örtlichen Nutzungen in Einklang zu bringenden Naturschutz einer konkreter gefassten Zielvor-
stellung. Diese wird im Folgenden, der Ebene einer Ideenskizze angemessen, zunächst im Sinne eines
Leitbildes formuliert. So soll ein offener Prozess der Konsensfindung zwischen den Akteuren bei der
Ausarbeitung des Projektantrages im Rahmen der Stufe 2 des Wettbewerbes gewährleistet werden.
Dies gilt insbesondere für die genaue Festlegung und räumliche Abgrenzung der Kernzonen sowie ih-
rer konkreten Nutzungsbeschränkungen, um vor allem landwirtschaftliche Belange angemessen be-
rücksichtigen zu können.
Das in diesem Sinne auf der Basis von Fachgutachten (vgl. Anhang) entwickelte Leitbild gliedert das
Projektgebiet in drei Zonen (vgl. Abb. 7):

• Kerngebiet für Hochmoorschutz- und -regeneration sowie naturverträgliche Erholung
Die 1.130 ha große in der Abbildung braun dargestellte Zone ist überwiegend für den Schutz wert-
voller Hochmoorstadien und die Hochmoorregeneration vorgesehen. Industrieller Torfabbau soll nicht
mehr möglich sein. Zu trockene Standorte sollen grundsätzlich wiedervernässt werden. Dies gilt sowohl für
offene als auch für bewaldete Hochmoorbereiche. Der Anteil der offenen Hochmoorbereiche soll den ur-
sprünglichen Verhältnissen angenähert werden. Dazu sind stark verbuschte Bereiche zu entkusseln. Für die

     Landkreis Osterholz
15

Regeneration heute landwirtschaftlich genutzter
Hochmoorflächen müssen die mit Nährstoffen an-
gereicherte Grasnarbe und die oberste Torfschicht
entfernt werden. In einigen Bereichen ist auch die
Herstellung eines vernässungsfähigen Reliefs er-
forderlich. Um Beeinträchtigungen angrenzender
Wohnnutzung zu vermeiden, soll Maschineneinsatz
im Rahmen der Biotopeinrichtungsmaßnahmen im
Umkreis von mindestens 200 m um die Wohnge-
bäude grundsätzlich nicht stattfinden.
Das am Rande der Hochmoorkomplexe zu erhal-
tene nährstoffarme Grünland (insbesondere Pfei-       Foto 4: Eine Wiedervernässung ist auch in
fengraswiesen) und ggf. weitere nutzungsabhän-                Bereichen mit starkem Birkenauf-
gige Degenerationsstadien erfordern eine sehr                 wuchs möglich.
extensive landwirtschaftliche Nutzung.
Die Hochmoore sollen durch naturgemäß wenige, dafür aber besonders attraktive Wege und durch
Aussichtspunkte gut erlebbar sein.

• Kerngebiet für Moorgrünlandschutz, extensive Landwirtschaft und naturverträgliche Erholung
In der 720 ha großen in der Abbildung grün dargestellten Zone sollen gezielt Kooperationspotenziale
der Landwirtschaft genutzt werden, um extensives Feucht- und Nassgrünland verstärkt zu entwickeln. Die
Bedeutung der Grünlandbereiche soll u. a. für Wiesenlimikolen erhalten bzw. wiederhergestellt werden.
Gleichzeitig sollen die Grünlandbereiche die Biotopfunktion der Hochmoorstandorte ergänzen. So wer-
den erstere beispielsweise vom Kranich schon heute als Nahrungsfläche und letztere als Nistplatz genutzt.
Bei der Gestaltung des Fuß- und Radwegenetzes ist vor allem auf Vogelarten mit großen Fluchtdistan-
zen Rücksicht zu nehmen.

• Entwicklungsgebiet für Dorferneuerung, nachhaltige Landwirtschaft und sanften Tourismus
In der 990 ha großen in der Abbildung gelb dargestellten Zone sollen landschaftstypische Nutzungen
und wirtschaftliche Aktivitäten möglich sein und ggf. gefördert werden. Hierzu zählen insbesondere die
ordnungsgemäße, ökonomisch nachhaltige Landwirtschaft, Maßnahmen des sanften Tourismus und Ak-
tivitäten im Zusammenhang mit der laufenden „Verbunddorferneuerung Teufelsmoor“, insbesondere die
Vertiefungsplanung „Haus im Moor“ oder das Konzept „Wege ins Moor“ (vgl. Kap. 2.3). Industrieller Tor-
fabbau soll u. a. zum Schutz der vorhandenen Wohnnutzung vor Lärm, Staub und Gebäude schädigenden
Wirkungen sowie zur Vermeidung von Beeinträchtigung der Erholungsnutzung ausgeschlossen werden.

Die Grundflächen im Projektgebiet befinden sich fast ausschließlich im Privateigentum. Um die im Rah-
men des Leitbildes vorgestellten Zielsetzungen in erheblichen Teilen erreichen zu können, wird es daher
erforderlich sein, ca. 1.100 ha durch den Projektträger zu erwerben, langfristig anzupachten oder mit Aus-
gleichszahlungen zu belegen (grob geschätzte Kosten 6 Mio. Euro). Die Flächenankäufe bzw. die entspre-
chenden Alternativmaßnahmen werden sich dabei ganz überwiegend auf die landwirtschaftlichen Nutz-
flächen beziehen. Kosten für die Biotopeinrichtung (z. B. Staueinrichtungen) könnten sich nach einer sehr
groben Schätzung je nach örtlichen Kooperationsmöglichkeiten für die Maßnahmen zur Herrichtung von
Bereichen für die Hochmoorregeneration auf ca. 1 Mio. Euro bis max. 3 Mio. Euro begrenzen lassen.

                                                                                Landkreis Osterholz
16

2.3 Sozio-ökonomische Ziele und Umsetzungsideen
Ziel ist es, das Naturraumpotenzial möglichst optimal in Wert zu setzen und durch nachhaltige Nut-
zungen dauerhaft zu sichern.

Grundsätzliche Ziele sind
• die Sicherung der bäuerlichen Landwirtschaft
• die Entwicklung des sanften Tourismus mit Schwerpunkt „Natur und Kultur/Teufelsmoor und Worps-
wede“ sowie der Naherholungsmöglichkeiten
• die Erschließung neuer Erwerbsquellen für die heimische Bevölkerung

Zur Zielerreichung sollen die im Falle der Projektdurchführung gegebenen Möglichkeiten, förderfä-
hige investive und nicht-investive Maßnahmen der ländlichen Entwicklung durchzuführen, umfassend
genutzt werden. Fachlich kann dabei auf umfangreiche Vorarbeiten der im Jahr 2000 durchgeführten
Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung „Osterholzer Geest – Hammeniederung“ zurückgegriffen wer-
den. Dasselbe gilt für die anschließend unter Federführung des Amtes für Landentwicklung eingeleite-
te und seit mehreren Jahren laufende „Verbunddorferneuerung Teufelsmoor“, die großen Anklang in
der Bevölkerung findet. Bezüglich der Maßnahmendurchführung erscheint das Instrument der revol-
vierenden Regionalfonds als besonders interessant. Sich dadurch ergebende innovative Einsatzmög-
lichkeiten zur Unterstützung des regionalwirtschaftlichen Neuorientierungsprozesses im Rahmen des
örtlichen Strukturwandels – ggf. auch ergänzt durch die Einbeziehung von Aktivitäten der lokalen Kre-
ditinstitute – sollen im Rahmen der weiteren Projektumsetzung entwickelt werden.

Abb. 8 gibt einen plakativen Überblick über bereits vorhandene und im Rahmen der Projektumsetzung
geplante Nutzungen und Aktivitäten, die einen deutlichen Bezug zur Moorlandschaft aufweisen. Teil-
weise handelt es sich um Ideen aus Vorarbeiten im Rahmen der Dorferneuerung, teilweise um neue
Ideen aus dem Wettbewerbsprozess. Im Rahmen des Projektes sollen sie – soweit möglich und zweck-
mäßig – koordiniert werden und als Ganzes das Profil der Region prägen. Dafür ist eine gemeinsame
Marketingstrategie zu entwickeln.
Detaillierte Entwicklungsvorstellungen bieten die Vertiefungsplanungen der „Verbunddorferneuerung
Teufelsmoor“, nämlich „Haus im Moor“ und „Wege ins Moor“, ferner das „Wegekonzept Hammeniede-
rung/Teufelsmoor“ und das Konzept „Moorkulturroute“ (vgl. Anhang). Für deren konkrete Realisierung
bedarf es jedoch noch kräftiger konzeptioneller und finanzieller Umsetzungsunterstützung.

Vorstellbar sind darüber hinaus folgende wirtschaftliche Optionen mit Bezug zur Moorlandschaft:
• Außerhalb der Kernzonen wären in moderatem Rahmen weitere Heidelbeerkulturen und Baumschu-
len für Rhododendren denkbar. Beide Pflanzengattungen gedeihen besonders gut auf Moorböden.
• Eine naturverträgliche Biomassenutzung könnte ggf. durch Verwertung von spät gemähtem, als Fut-
ter nicht mehr verwendbarem Schnittgut aus den Randbereichen der Hochmoorkomplexe und den
extensiven Grünlandbereichen der Niederungen in Biogasanlagen erfolgen.
• Schwachholz, gewonnen aus entkusselten oder als Niederwald genutzten Birkenbeständen, könnte
ggf. zur zunehmend nachgefragten Brennstoffproduktion verwendet werden.

     Landkreis Osterholz
17

                                                                                             1

                                                                          6

                                                                              10                        15

                                                                                    2
                                           13
                              5
                                      1
                                                                                        14

                                      16                                          10 3
                                                                                    9
                                                                           17                     11
                                                                                             8         18 19
                                                          12

                                                                              1
                                  1
                                                                                4
                                                               7           Kartengrundlage: TK50-Rasterdaten © LGN

  Auch im Teufelsmoor liegt der Teufel im Detail:

    1 Dem Ersten der Tod, dem Zweiten die Not,                 11 Tür und Tor
                                                                  Park- und Rastplatz, Hinweistafeln, Moorbahnmodell
        dem Dritten das Brot
        Von mühseligen Anfängen zur heutigen Landwirt-
        schaft                                                 12 Berg und Tal
                                                                  Bargschütt; Wiederherstellung eines historischen
                                                                    Staus (neue Idee)
    2 Vom  Moorfrevel zum Moorschutz
      Von der Abbaugenehmigung aus Kaisers Zeiten über
        vertragliche Vereinbarung zur guten Kooperation        13 Entkusseln und Vernässen
                                                                  Holzgewinnung auf zu vernässenden Flächen
    3 Vom   Backtorf zum Qualitätssubstrat
      Betriebsgelände Torfwerk                                 14 Moor   and More
                                                                  Heiltorfgewinnung für  Gesundheit und Wellness in
        Radeln und Rasten                                           Worpswede (neue Idee)
    4   Ferienhof
                                                               15 Pflücken   und Schmecken
                                                                  Selbstpflücker-Heidelbeerplantage,
        Futtern und Füttern
    5   Heimatmuseum Moorkate                                       Hofladen mit Probierstube
        Verpflanzen und Verkaufen                                   Stechen und Ringeln
    6   Demeterhof und Hofladen
                                                               16   Führung des Heimatvereins zum Torfstich
        Torte und Tiere                                             Wege ins Moor
    7   Hofcafé Brinkhof
                                                               17   Besucherlenkung (konkrete Idee) und Führungen
        Lernen und Entdecken                                        durch die Biologische Station Osterholz
    8   Projekt „Haus im Moor“ (konkrete Idee)                      Vom Torfkahn in die Moorbahn
                                                               18   Vom Hammeanleger mit der Torfbahn zum Haus im
        Kunst und Kultur
    9   Galerie und Atelier                                         Moor (neue Idee)

   10
        Blick ins Moor                                         19 Schamaika
                                                                  Gaststätte mit sozialem Anspruch
        Aussichtsturm (konkrete Idee)

Abb. 8: Sozio-ökonomische Aktivitäten (Bestand, Idee)

                                                                                             Landkreis Osterholz
18

• Das so genannte „Torfmoosfarming“, also die Produktion von Torf als Qualitätssubstrat durch initiier-
tes Wachstum von Torfmoosen, könnte auf Teilflächen eine sinnvolle Nutzungsalternative zur landwirt-
schaftlichen Nutzung und zum Torfabbau sein. Eine entsprechende Anfrage der Universität Greifswald
nach Kooperation auf diesem Gebiet im Rahmen des Wettbewerbs idee.natur liegt dem Landkreis Os-
terholz bereits vor. Die Universität beabsichtigt, ihre bisherigen auf wenige Hektar begrenzten Flächen-
versuche auf geeigneten Standorten in großem Maßstab fortzuentwickeln. Im Projektgebiet wären sol-
che Versuche auf heute landwirtschaftlich genutzten Flächen in einer Dimension von einigen hundert
Hektar grundsätzlich denkbar.
• Eine besondere Idee stellt die Schaffung einer Verbindung vom „Haus im Moor“ mit der Gaststät-
te „Schamaika“ an der Hamme mittels einer für die Personenbeförderung geeigneten „Torfbahn“ oder
mittels Pferdefuhrwerk dar. Von „Schamaika“ aus bestünde dann die Möglichkeit, mit dem traditionellen
Torfkahn durch das Gebiet des Naturschutzgroßprojektes „Hammeniederung“ bis nach Bremen zu
schippern. Die Wasserwegeverbindung wurde durch torfkahngerechte Anleger und Gestaltungsmaß-
nahmen in den ehemaligen Torfhäfen im Rahmen des europäischen Projektes „Canal Link/Blue Routes“
in den letzten Jahren gezielt verbessert.

Die gesamtkonzeptionelle Realisierung der „Vision Teufelsmoor“ im Rahmen des Bundeswettbewerbes
idee.natur bietet dabei in Zusammenhang mit den Förderinstrumentarien aus der Dorferneuerung und
den unterstützenden Möglichkeiten im Rahmen der jüngst vom Land anerkannten neuen LEADER-Re-
gion „Kulturlandschaften Osterholz“, die das gesamte Gebiet des Landkreises umfasst, die einmalige
Chance, neue und im Raum bereits vorhandene Ideen und Entwicklungsvorstellungen aufzugreifen, zu
verzahnen und im Einklang mit den Naturschutzzielvorstellungen zu realisieren.

3      Wie packen wir es gemeinsam an? – Partnerschaft in der Region

3.1 Akteure und Organisation
Als Projektträger bewirbt sich der Landkreis Osterholz. Es ist beabsichtigt, alle relevanten örtlichen Ak-
teure in die partnerschaftliche Zusammenarbeit einzubinden. Dies soll in Form eines großen formellen
projektbegleitenden Arbeitskreises und mehrerer fachspezifischer vertiefender Arbeitskreise erfolgen.
Einen Überblick über die Akteure vermittelt Abb. 9. Im Übrigen wird auf die Absichtserklärung der Ak-
teure zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit verwiesen. Sie macht das breite Spektrum der Koope-
ration deutlich. Hervorzuheben ist besonders die Bereitschaft der beiden landwirtschaftlichen Institu-
tionen, die Wettbewerbsbeteiligung des Landkreises zu unterstützen. Der Landkreis wertet dies als Ver-
trauensbeweis und Verpflichtung, die landwirtschaftlichen Problemstellungen intensiv zu bearbeiten
und faire Lösungen herbeizuführen.
Die Fachleute der ehrenamtlichen Biologischen Station Osterholz (BIOS) sind profunde Kenner der Re-
gion. Die Koordinierungsstelle für naturschutzrechtliche Verbandbeteiligung (KNV) vertritt eine Vielzahl
von Verbänden (Kreisgruppen): neben den klassischen Naturschutzverbänden BUND und NABU auch
Jägerschaft, Fischerei und Heimatvereine.
Das Amt für Landentwicklung ist zuständige Stelle für die Dorferneuerung und wäre im Falle der Pro-
jektdurchführung für die Bodenneuordnung zuständig. Die Niedersächsische Landgesellschaft ist eine
Landessiedlungsgesellschaft. Sie ist als möglicher kompetenter Partner für den Flächenankauf und
Erwerb von Tauschflächen im Rahmen der Projektrealisierung prädestiniert und in der Vergangenheit

     Landkreis Osterholz
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