KAFFEEKRISE IST DIE NUN VORÜBER? - Oxfam Deutschland
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Eine Initiative der Crispin Hughes / Oxfam Aktuelle Situation der Kaffeebäuerinnen und -bauern Ansätze zur Krisenbewältigung Schlussfolgerungen IST DIE KAFFEEKRISE NUN VORÜBER?
Einleitung 3 Die Kaf feekrise und ihre Folgen 4 Der Höhepunk t der Kaf feekrise 4 Die Ent wicklung des Kaf feepreises und die Ver teilung der Erlöse auf dem Kaf feemark t 4 Die Situation der Kaf feebäuerinnen 5 Die Situation verbessern – er forderliche Maßnahmen 6 Erste Er folge 8 Initiativen zur Krisenbewältigung 9 Der Faire Handel 10 Rainforest Alliance 11 Die 4C-Initiative 11 Das Engagement von Starbucks 13 Die SAI-Plat t form 14 Die Internationale Kaf fee-Organisation (ICO) 14 Fazit und Ausblick 15 In der Mitte des Heftes, zwischen Seite 10 und 11, finden Sie die Selbsteinschätzungs-Profile der Kaffeeröster.
Einleitung 1 Rund 25 Millionen Kaffeebäuerinnen leben weltweit Die vom Kaffeeverkauf. Kleinbäuerinnen und Familienbe- Oxfam- triebe produzieren 75 Prozent des weltweiten Rohkaffees. Studie und Allerdings kämpfen noch viele Kaffeebäuerinnen um der Kaffee-Ret- ihre Existenz, obwohl Kaffee an den Börsen in großen tungsplan fanden Annie Bungeroth / Oxfam Mengen gehandelt wird und die Preise für Rohkaffee bei ihrem Erscheinen im deutlich gestiegen sind. Jahr 2002 unter den Akteuren im Kaffeemarkt große Aufmerksamkeit. Seitdem hat sich einiges getan: Nachdem der Preis für Rohkaffee Ende des Jahres 2001 Die großen Kaffeeröster und -händler haben begon- einen historischen Tiefstand erreicht hatte, veröffentlichte nen, mit verschiedenen Initiativen auf die Kaffeekrise 2 Oxfam die Studie „Bitter! Armut in der Kaffeetasse“ zu reagieren. In einigen Produktionsländern sind und machte damit auf die Existenzkrise von Millionen Krisenbewältigungsmaßnahmen ergriffen wor- von Kaffeebäuerinnen weltweit aufmerksam. Oxfam den und viele Kaffeebäuerinnen sind heute besser schlug in dieser Studie einen Kaffee-Rettungsplan vor organisiert. und forderte alle Akteure im Kaffeemarkt auf, zusam- men zu arbeiten. Gemeinsam sollten alle Beteiligten Eine weitere Entwicklung auf dem Kaffeemarkt ist der die Krise überwinden und dafür sorgen, dass Kaffee- Anstieg der Weltmarktpreise für Rohkaffee. Aller- bäuerinnen ein angemessenes Einkommen erzielen. dings bedeuten gestiegene Weltmarktpreise nicht un- bedingt höhere Einkommen für die Kaffeebäuerinnen Wichtige Forderungen des Kaffee-Rettungsplans von und damit das Ende der Krise. Oxfam waren: Diese Broschüre knüpft an die Oxfam-Kaffeestudie • Die Kaffeeröster sollten sich dazu verpflichten, an- von 2002 an und beleuchtet die weitere Entwicklung. gemessene Preise an die Kaffeebäuerinnen zu zah- Sie stellt zunächst kurz die Situation der Kaffeebäu- len sowie innerhalb eines Jahres mindestens zwei erinnen während der Phase der Niedrigpreise in den Prozent ihrer Rohkaffeelieferungen zu den Bedin- Jahren 2000 bis 2003 dar und geht anschließend auf gungen des Fairen Handels direkt von den Produ- die Entwicklung der Weltmarktpreise sowie die gegen- zentinnen zu kaufen und diesen Anteil schrittweise wärtige Situation der Kaffeebäuerinnen ein. Es wird zu steigern. erläutert, welche Erfolge erzielt wurden und welche • Die Regierungen in den Produktionsländern wurden Maßnahmen zur Verbesserung der Situation weiter- aufgefordert, Diversifizierungs- und Kreditpro- hin notwendig sind. Im zweiten Teil der Broschüre gramme für Kaffeebäuerinnen aufzulegen. wird dann ein kritischer Überblick über wichtige 3 • Die Regierungen in den Konsumländern sollten die Nachhaltigkeitsinitiativen und Lösungsansätze Internationale Kaffee-Organisation (ICO) als Forum gegeben. Anschließend werden die Sichtweisen der zur Krisenbewältigung unterstützen. Ferner sollten Röstkonzerne und ihre Beteiligung an den einzelnen sie Anreize für die Röster schaffen, Verarbeitungs- Nachhaltigkeitsinitiativen dargestellt. Als Fazit wird vorgänge in die Produzentenländer zu verlagern festgestellt, dass sich zwar einiges bewegt hat, eine und den Transfer von technischem Wissen zu endgültige Lösung der Krise am Kaffeemarkt jedoch fördern. Außerdem sollten sie zusätzliche Mittel für noch aussteht. die ländliche Entwicklung in den Produzentenlän- dern bereitstellen. 1 Im gesamten Text steht in der Regel die weibliche Mehrzahl für Männer und Frauen. 3
Die Kaffeekrise und ihre Folgen Der Höhepunkt der Kaffeekrise Die Entwicklung des Kaffeepreises und die Verteilung der Erlöse auf dem Kaffeemarkt „Vor fünf oder sieben Jahren betrug meine Ernte sieben Sack rote Kirschen [unverarbeiteter Kaffee], und das war Im November 2006 stand der Preis für Arabica- ausreichend, um Kleidung und Medikamente zu kaufen, Kaffeesorten auf dem New Yorker Warenterminmarkt wichtige Dienstleistungen zu bezahlen und viele Probleme bei 120,99 US-Cents/lb (lb = englisches Pfund = 453,6 zu lösen. Heute kann ich nicht einmal mit der vierfachen Gramm) und für Robusta-Kaffeesorten am Londoner 11 Verkaufsmenge meine Ausgaben decken. Um einen zuvor Warenterminmarkt bei 69,02 US-Cents/lb. Die aufgenommenen Kredit für den Kauf von Dünger und Preise sind damit im Vergleich zum Jahr 2001 zwar besserem Saatgut für Mais abzubezahlen, war ich ge- deutlich gestiegen, liegen jedoch immer noch un- zwungen, meine Ochsen zu verkaufen – oder ich wäre ins ter den Mindestpreisen, die bis 1989 durch die ICO Gefängnis gekommen.“ vereinbart wurden. Das System der Preisregulation der Mohammed Ali Indris, äthiopischer Kaffeebauer, 2002 ICO hatte zum Ziel, den Kaffeepreis innerhalb einer Bandbreite von 120 US-Cents/lb bis 140 US-Cents/lb Die Kaffeekrise ist auch eine humanitäre Krise. Ende zu halten. Das System scheiterte 1989 an Unstimmig- 12 2001 hatte der Kaffeepreis den tiefsten Stand seit 30 keiten innerhalb der ICO. Jahren erreicht. Weltweit mussten Kaffeebäuerinnen ihre Kaffeebohnen weit unter ihren Produktionskosten Die höheren Weltmarktpreise haben die Kaffeekrise verkaufen. Die Folgen waren unter anderem in Kenia jedoch nicht beendet. Kaffeebäuerinnen profitieren Kinderarbeit, in Peru erhöhter Analphabetismus auf- nicht automatisch von höheren Weltmarktpreisen. 4 grund sinkenden Schulbesuchs , in Honduras Hunger Außerdem ist fraglich, ob sich die Preise auf dem 5 und in Guatemala soziale Unruhen. In Guatemala hohen Niveau halten werden. Der Kaffeemarkt ist fanden viele Saisonarbeitskräfte und Landarbeiter starken Preisschwankungen ausgesetzt. Dafür gibt es keine Arbeit mehr und führten aus Verzweiflung mehrere Ursachen. 6 Landbesetzungen durch. Viele Kleinbäuerinnen und Landarbeiterinnen mussten ihre Heimat verlassen, Seit dem Ende des regulierten Preissystems durch die 7 um an anderen Orten Arbeit zu suchen. In Mexiko ICO wird der Preis allein durch Angebot und Nach- wanderten in einzelnen Kaffeeanbau-Gebieten bis zu frage bestimmt. Je nachdem, wie gut die Ernten sind 8 70 Prozent der Bevölkerung aus. In Mittelamerika ver- (insbesondere in den großen Exportnationen Brasilien loren rund 600.000 Menschen ihre Arbeit im Kaffee- und Vietnam), steigt oder fällt der Preis. 9 sektor. Durch diese Entwicklungen stieg der Anreiz zum Anbau von illegalen Rohstoffen: In Lateinamerika Hohe Preise für Rohkaffee sind außerdem ein Anreiz wurde der Kaffeeanbau zunehmend durch Kokaanbau für zusätzlichen Kaffeeanbau und verschärfen dadurch und in Äthiopien durch den Anbau von Chat ersetzt. die Konkurrenz. Zum Beispiel haben die hohen Preise Viele Kaffeebäuerinnen in Indien mussten wegen von 1996/97 – ausgelöst durch Ernteausfälle in Bra- Überschuldung ihr Land verkaufen. Teils wurden silien – zu einer Überproduktion in den folgenden 10 13 Kaffeebäuerinnen in den Selbstmord getrieben. Jahren und dem Preistief im Jahr 2001 geführt. Eine weitere wichtige Ursache für die Preisschwan- kungen sind die zunehmenden Spekulationsgeschäfte auf den Warenterminmärkten. Immer mehr Speku- lanten versuchen mit Kaffee Geld zu verdienen. Der Anteil der Spekulationsgeschäfte soll mittlerweile bis zu 40 Prozent der Umsätze auf den Kaffeetermin- 14 märkten ausmachen. 4
Insgesamt ist der Kaffeehandel ein Milliardengeschäft, an ernten oder keinen Kaffee mehr anbauen können. In dem die Beteiligten sehr unterschiedlich partizipieren. So West- und Zentralafrika waren beispielsweise Länder stehen dem Erlös für Rohkaffee in Höhe von sieben bis wie Liberia, Benin und andere auf Grund des Preistiefs 17 acht Milliarden US-Dollar in den Exportländern im Jahr zum Ausstieg aus dem Kaffeemarkt gezwungen. 2006 Erlöse von rund 40 Milliarden für den Verkauf von löslichem oder Röstkaffee in den Konsumländern gegen- In Brasilien und Vietnam erfolgte im Kaffeejahr 15 über. Die Kaffeebäuerinnen müssen daher – wie in der 2004/2005 aufgrund von Dürre ein Produktions- Oxfam-Studie „Bitter! Armut in der Kaffeetasse“ gefordert rückgang; die betroffenen Kaffeebäuerinnen hat- – gerechter vom Kaffeemarkt profitieren. ten zunächst keinen Vorteil von den gestiegenen 18 Preisen. Wie in Mittelamerika und Afrika gaben In Deutschland ist die Konzentration des Kaffeege- auch in Indien und anderen asiatischen Ländern viele 19 schäfts besonders ausgeprägt: Es ist als zweitgrößter Kaffeebäuerinnen ihre Plantagen auf. Importeur von Rohkaffee nach den USA zugleich der Des Weiteren sind die Verkaufsmöglichkeiten von Kaf- 16 mit Abstand größte Re-Exporteur von Rohkaffee. fee, der so genannte Marktzugang, nicht überall gleich Das Ungleichgewicht im Kaffeemarkt zeigt sich auch gut: Kleinbäuerinnen in abgelegenen Gebieten sind daran, dass die fünf „global player“, die Röster Nestlé, oft auf reisende Zwischenhändler angewiesen, die ih- 20 Sara Lee, Procter & Gamble, Kraft Foods und Tchibo, nen den Kaffee abkaufen. Das führt dazu, dass sie mit einem gemeinsamen Marktanteil von über 50 Pro- – insbesondere wenn sie verschuldet sind und daher 21 zent, rund 25 Millionen Kaffeebäuerinnen gegenüber verkaufen müssen – oft übervorteilt werden. stehen. In Deutschland sind es außerdem die Billig-Su- permärkte wie ALDI, die mit den Niedrigpreisen ihrer Das Einkommen der Kaffeebäuerinnen hängt auch von eigenen Handelsmarken von meist unter 3,oo Euro pro der Struktur der Lieferkette ab. Innerhalb der Kaffee-Lie- Pfund Kaffee den Preisdruck enorm verstärken und so ferkette sind die Anteile am Endverbraucherpreis sehr die Bezahlung angemessener Rohkaffeepreise an die unterschiedlich: Während der Großteil an die Röster und Kaffeebäuerinnen gefährden. Händler geht, erhalten die Kaffeebäuerinnen sehr wenig. In Äthiopien verbleibt Kaffeebäuerinnen oft nur fünf bis 22 zehn Prozent des Ladenpreises. Die Situation der Kaffeebäuerinnen In Afrika sind es insbesondere die komplexen Strukturen der Lieferkette vor Ort, die verhindern, dass Kleinbäue- 23 Obwohl der Weltmarktpreis ein wichtiger Richtwert ist rinnen einen größeren Anteil am Exporterlös erhalten. und die Preise in den Produktionsgebieten beeinflusst, Transportkosten und andere Transaktionskosten verhin- erhöhen sich bei steigenden Weltmarktpreisen nicht dern, dass sich höhere Weltmarktpreise auf die Einnah- 24 automatisch die Einnahmen der Kaffeebäuerinnen. Dies men der Kleinbäuerinnen auswirken. Während in Brasi- 25 hat mehrere Ursachen. lien und Vietnam mehr als 90 Prozent des FOB-Preises die Bäuerinnen erreichen, sind Zum einen liegt es daran, dass viele es in vielen afrikanischen Kaffeebäuerinnen einfach Ländern nur 10 weniger Kaffee Prozent, der Rest bleibt in der Lieferkette 26 hängen. Im Okto- ber 2005 lag © Jaume Felipe - Fotolia.com außer- dem der 5
Geoff Sayer / Oxfam Weltmarktpreis für Arabica-Kaffee bei 105,05 US-Cents/ stabiler und angemessener Rohkaffeepreis. Dieser sollte lb; der Preis, der den Kaffeebäuerinnen in Äthiopien be- die Produktionskosten decken und es den Kaffeebäuerinnen 27 30 zahlt wurde, betrug hingegen nur 50,59 US-Cents/lb. ermöglichen, zu investieren und Rücklagen zu bilden. Zusätzlich sind weitere Maßnahmen erforderlich. Klein- Viele Kleinbäuerinnen sind außerdem noch durch die Kaf- bäuerinnen müssen Zugang zu Kredit erhalten, um feekrise verschuldet und müssen ihre geringen Einkünfte ihnen die Möglichkeit für Investitionen zu geben. Die- 28 für den Schuldendienst verwenden. In El Salvador führte se Gelder sollten vor allem in Erhaltungsmaßnahmen, die Verschuldung bereits dazu, dass Höfe in Beschlag moderne Produktionsmittel, Trocknungsanlagen und eine genommen wurden, wenn ihre Eigentümer in Zahlungs- bessere Infrastruktur einschließlich besserer Trans- 29 31 verzug gerieten. Die Kleinbäuerinnen können oft nicht portmöglichkeiten fließen. Darüber hinaus benötigen aus eigenen Mitteln die nötigen Investitionen tätigen, um Kaffeebäuerinnen Kapital, um sich in Kooperativen zu effizienter zu produzieren und sich damit besser gegen organisieren und ihre Vermarktungsstrategien zu ver- Preisschwankungen zu schützen. bessern. Außerdem müssen Finanzierungsprogramme für den Schuldendienst aufgelegt werden. Schließlich sind nicht nur die Kaffeepreise, sondern auch die Produktionskosten für die Kleinbäuerinnen Für Kleinbäuerinnen ist zudem ein gutes Risikomanage- gestiegen, so dass höhere Preise nicht automatisch ment wichtig, um sich vor Unwägbarkeiten zu schützen. höhere Gewinne bedeuten. Sie müssen lernen, sich durch finanzielle Maßnahmen gegen Preisschwankungen, Niedrigpreisphasen und 32 Schlechtwetterperioden abzusichern. Die Situation verbessern – notwendige Maßnahmen „Die Qualitätsverbesserung unseres Kaffees hat für uns Priorität, weil der Markt für Qualitätskaffee wächst. Um die Situation der Kaffeebäuerinnen langfristig zu Ohne Möglichkeiten zur Verarbeitung des Kaffees ist es für verbessern, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich. eine Kooperative schwierig, dieses Ziel zu erreichen.“ Kernelement für die Verbesserung der Situation bleibt ein Lucas Silvestre, Genossenschaft Guayab, Guatemala 6
33 Ein wichtiger Faktor ist auch die Qualitätsverbesserung. Für eine erfolgreiche Diversifizierung ist auch wichtig, Die Qualität des angebauten Kaffees kann auf verschie- dass die Industrieländer ihre Agrarsubventionen und Zölle denen Wegen gesteigert werden. Dazu zählen vor allem senken und Einfuhren aus den Entwicklungsländern nicht verbesserte Anbau-, Ernte- und Verarbeitungsmethoden blockieren. und besseres Farmmanagement. Außerdem sind für Qua- Schließlich ist es unbedingt erforderlich, die einheimische litätsverbesserungen Kontrollmaßnahmen und Schulungen Nachfrage nach Kaffee in den Produzentenländern zu zur Geschmacksprüfung von grundlegender Bedeutung. fördern. Nur dann wird es gelingen, Verarbeitungsstufen Schließlich gehört zur Qualitätsverbesserung auch die wie das Rösten in die Produzentenländer zu verlagern Vermittlung von Fachwissen über Schädlingsbekämpfung, und durch die Vermarktung von Röstkaffee höhere Preise 43 Bewässerung und umweltfreundliche Anbaumethoden, zu erzielen. Brasilien ist ein Erfolgsbeispiel: Das Land wie z.B. den Schattenwaldanbau zum Schutz des Mikro- steht sowohl bei der Kaffeeproduktion als auch beim 35 44 Klimas. Kaffeekonsum weit vorne. Der Marktzugang für Kleinbäuerinnen muss ebenfalls Annie Bungeroth / Oxfam verbessert werden. Wenn Organisationen von Kleinbäue- rinnen direkt an Abnehmer aus Konsumländern verkaufen, kann die Lieferkette enorm verkürzt und ein größerer 36 Gewinnanteil in die Produzentenländer verlagert werden. Die Kaffeebäuerinnen konkurrieren jedoch mit großen Ex- porteuren, die finanziell besser ausgestattet sind, langjäh- rige Erfahrung im Kaffeemarkt haben und über bestehende Verträge mit Röstern verfügen. Die Kaffeebäuerinnen benötigen daher Marktinformationen über weltweite Preis- und Produktionsentwicklungen und bessere Ver- 37 marktungsstrategien. Umgekehrt bedeuten Direkteinkäufe der transnationalen Unternehmen nicht immer einen Vorteil für Kleinbäuerinnen, da diese Unternehmen oft nicht mehr als die Einkäufer vor Ort bezahlen und die Lieferkette in 38 diesem Fall nur zu ihren eigenen Gunsten verkürzen. Für ein besseres Risikomanagement, einen besseren Umgang mit Finanzen und eine bessere Verwaltung der Farmen ist es darüber hinaus notwenig, dass Klein- bäuerinnen sich in Kooperativen und anderen Organisa- tionen zusammenschließen. Gerade in Afrika – aber auch in anderen Produktionsländern – fehlen jedoch nach der 39 Liberalisierung des Kaffeemarktes Organisationen und Institutionen, mit deren Hilfe sich die Kleinbäuerinnen 40 gegen Preisschwankungen absichern können. Außerdem ist nur über eine bessere Organisation der Kleinbäuerinnen eine effektive Mitsprache in internationalen Gremien wie 41 der ICO oder der 4C-Assoziation durchzusetzen. Weiterhin sind Diversifizierungsprogramme notwendig, die den Kleinbäuerinnen, die mit ihrem Kaffee keine an- gemessenen Erlöse erzielen können, bei dem Umstieg auf andere Produkte helfen. 7
Erste Erfolge Oxfam International hat außerdem die Gründung der Globalen Allianz zu Rohstoffen und Kaffee (Global Alli- In den vergangenen Jahren haben die Kaffeebäuerinnen ance on Commodities and Coffee – GLACC) unterstützt. sich nicht untätig der katastrophalen wirtschaftlichen Gegenwärtig sind Produzenten-Organisationen aus und sozialen Entwicklung unterworfen, sondern einiges Lateinamerika, Afrika und Asien Mitglieder von GLACC. für die Verbesserung ihrer Situation getan. Die fol- Im April 2004 wurde zu diesem Zweck, mit Oxfams genden Beispiele zeigen, wie vielfältig die Ansätze in finanzieller und technischer Hilfe, in Tegucigalpa/ den einzelnen Ländern sind. Honduras ein Sekretariat eingerichtet. GLACC soll Kleinbäuerinnen eine Stimme im internationalen Kaf- In Peru haben sich Kleinbauernfamilien verstärkt in feemarkt verleihen und dafür sorgen, dass internationale Kooperativen organisiert: Während 1996 nur vier Prozent Einkäufer zu besseren Bedingungen für die Kaffee- der insgesamt 120.000 Familienbetriebe organisiert bäuerinnen einkaufen. waren, hatten sich 2005 bereits 30 Prozent von 150.000 45 Familienbetrieben einer Kooperative angeschlossen. Kaffeebäuerinnen konnten in einigen Ländern ihre Re- Durch die effektivere Organisation der Familien ist gierungen dazu bewegen, auf die Krise zu reagieren und heute eine bessere Vermarktung und Nutzung von Abhilfe zu schaffen. So wurde beispielsweise auf Haiti technischen Mitteln möglich. Außerdem wurden ein nationaler Fonds zur Unterstützung von Kleinbäue- in den Kooperativen erfolgreiche Strategien für den rinnen eingerichtet. In Honduras wurde ein Gesetz zur Anbau und Export von Spezialitätenkaffees entwickelt, Umstrukturierung der Schulden des Kaffeesektors erlas- mit denen höhere Preise erzielt werden. sen und ein Stützpreis eingeführt, der Kaffeebäuerinnen gezahlt wird, solange der Preis unter 90 US-Dollar pro Mit Unterstützung von Oxfam hat sich in Guatemala Doppelzentner bleibt. Die mexikanische Regierung ein nationaler Verband von Kaffeebäuerinnen gebildet, in setzte sich sogar für die volle Umsetzung des Ox- denen sich 44 verschiedene Produzenten-Organisationen fam-Rettungsplans ein. In anderen Ländern wurden 46 und NRO zusammengeschlossen haben. In Haiti, Kaffeesteuern gesenkt. In Äthiopien wurde ein Gesetz der Dominikanischen Republik und El Salvador haben dahingehend geändert, dass es Kaffeebäuerinnen jetzt Kleinbäuerinnen ebenfalls angefangen, sich in Verbän- erlaubt ist, ihren Kaffee direkt an internationale den und Foren zu organisieren. Einkäufer zu verkaufen. © Gabriel Domenichelli - Fotolia.com 8
Soziale Verantwortung von Unternehmen Kraft Foods 1 Tchibo 3 in ihren eigenen Worten Nestlé Procter & Gamble Weltweiter Jahresumsatz: ca. 34 Mrd. US-Dollar in 2005, Anteil Kaffee in 2005: ca. 9 % Weltweiter Jahressumsatz 2005: 4,002 Mrd. Euro, Anteil Kaffee: rund 20 % Weltweiter Jahresumsatz 2005: 73 Mrd. US-Dollar, Anteil löslicher Kaffee: rund 10 % Weltweiter Jahresumsatz 2005: 56,7 Mrd. US-Dollar, Anteil Kaffee: 3 % 2 4 24 25 26 Marktanteil am globalen Kaffeemarkt (wertbezogen): ca. 7,8 % Marktanteil am globalen Kaffeemarkt (wertbezogen): 4,3 % Marktanteil am globalen Kaffeemarkt (wertbezogen): 17 % , löslich: 50 % Marktanteil am globalen Kaffeemarkt (wertbezogen): 5,2 % Kaffeemarken: Jacobs Krönung, Kaffee Hag, ONKO, Jacobs Nachhaltige Entwicklung, Milea, Tassimo, Maxwell House, Kenco u.a. Kaffeemarken: Tchibo, Privat Kaffee, Feine Milde, Gala von Eduscho, Davidoff Café u.a. Kaffeemarken: Nescafé, Nespresso Kaffeemarken: Folgers, Millstone (USA); bekannte Marken in Deutschland: Pampers, Ariel, Always „[…] Nachhaltigkeit besteht für Kraft Foods aus drei Säulen: 1.) ökonomische Gerechtigkeit, d.h. für alle Beteiligten einschließlich der „[…] Soziale Verantwortung versteht Tchibo als Teil einer ganzheitlich nachhaltigen Geschäftspolitik. Der Ansatz umfasst ökonomische, „[…] Nestlé unterstützt die gängige Definition von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft als ‚ein produktiver, wettbewerbsfähiger und „Wir glauben, dass es unsere Verantwortung ist, die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, zum Wohle der Gesellschaft ein- Kaffeebauern angemessene Erlöse, gute landwirtschaftliche Praxis und einen leichteren Zugang zum Markt sicher zu stellen, 2.) soziale 5 ökologische und soziale Verantwortung. […]“ 6 Erklärung zur sozialen effizienter Weg, landwirtschaftliche Produkte anzubauen, bei dem gleichzeitig die Umwelt geschützt und die sozioökonomischen 27 zusetzen und sehen dies als eine langfristige Aufgabe und als Gewinn für beide Seiten. […] Nachhaltige Entwicklung ist ein großes Gerechtigkeit, d.h. Menschenrechte, gute Lebensbedingungen und angemessene Löhne, und 3.) Schutz der Umwelt. […]“ Bedingungen der ansässigen Bevölkerung verbessert werden.“ Thema – aber eine einfache Idee. Es geht darum, allen Menschen heute und in Zukunft eine bessere Lebensqualität zu sichern. Unternehmensverantwortung Unser Ziel bei allem was wir als Unternehmen tun, ist es deshalb, die richtige Balance der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit zu 28 finden: Umwelt, Soziales und Wirtschaftlichkeit.“ „Wir glauben nicht, dass es eine strukturelle Krise im Kaffeesektor gibt. Es gibt jedoch starke Preisschwankungen aufgrund von Verän- „Tchibo ist überzeugt, dass eine strukturelle Veränderung im Kaffeesektor unabhängig von kurzfristigen, zyklischen Preisschwan- „Es gibt hierfür keine einfache Lösung. Sicher ist es erforderlich, Angebot und Nachfrage so zum Ausgleich zu bringen, dass der „Der globale Kaffeemarkt ist in einzigartigem Maße komplex, und die globale Kaffeekrise in den Jahren 2001-2003 war Ausdruck 8 derungen bei Angebot und Nachfrage. Wir werben aktiv und leidenschaftlich dafür, dass der Kaffeekonsum steigt. Wir wollen Kaffeebäu- kungen notwendig ist. Das Unternehmen sieht einen Beitrag zur Verbesserung der Situation der Kaffeebauern und -bäuerinnen in durchschnittliche Kaffeeproduzent ebenso wie die durchschnittlichen Landwirte einen angemessenen Ertrag erzielen kann. Nestlé einer mehrjährigen, sich kumulierenden Überproduktion, die in drastischem Preisverfall und ernsthaften sozioökonomischen erinnen und -bauern bei der Verbesserung des nachhaltigen landwirtschaftlichen Anbaus helfen, damit sie effektiver und unabhängiger 7 Multistakeholder-Projekten. Hierzu zählt unter anderem auch die 4C-Initiative.“ 9 Meinung zur Kaffeekrise und sieht als Teil einer Gesamtlösung eine Liberalisierung des Welthandels, da die Entwicklungsländer in der gegenwärtigen Situation von Konsequenzen für Kaffeebauern mündete. […] Zahllose internationale Studien (Weltbank, ICO, McKinsey/Technoserve, etc.) haben am Kaffeemarkt agieren und mit den Preisschwankungen besser umgehen können.“ der Subventions- und Abschottungspolitik der entwickelten Länder einseitig benachteiligt werden. Die Unternehmen sind gehalten, sich dieser Situation angenommen und versucht, geeignete systematische Lösungswege aufzuzeigen. Entlang dieser Analysen hat der Abhängigkeit der ihrerseits zu einer Lösung beizutragen, sind aber nicht die einzigen, die Verantwortung zu übernehmen haben: Regierungen, Ge- P&G seine Anstrengungen für eine nachhaltige Lieferkette entwickelt, umgesetzt und bereits existierende Bemühungen intensiviert. Kaffeebäuerinnen vom sellschaft, Kaffeeproduzenten sowie die Landwirte selber müssen gleichermaßen einen Beitrag hierfür leisten. Die Landwirte sollten Dies ist ein kontinuierlicher Prozess, der gegenwärtig weiterverfolgt und keineswegs als zeitlich begrenztes Krisenmanagement 30 darin unterstützt werden, ihre Erträge zu steigern. Diejenigen, die das Potenzial haben, die Qualität ihrer Produkte zu verbessern, betrachtet wird.“ schwankenden Weltmarktpreis sollten bei diesem Prozess gezielt gefördert werden. Gleichzeitig ist es aber auch erforderlich, dass die Landwirte gegebenenfalls ihren Anbau in andere Produkte diversifizieren, die ihnen einen höheren Ertrag bringen. Dies sind auch die Beratungsschwerpunkte in der 29 Feldarbeit der landwirtschaftlichen Berater von Nestlé in Entwicklungsländern.“ „Alle Versuche, den Kaffeemarkt auf globaler Ebene zu regulieren, waren erfolglos (z.B. das ICA, das mit Exportquoten gearbeitet hat). „Tchibo sieht in der Regulierung des Kaffeemarktes durch festgesetzte Preise und Exportquoten ein künstliches System. Für Tchibo „Es ist sinnvoll und je nach Marktsituation auch notwendig, die Kaffeebauern vor den Folgen von Preisschwankungen zu schützen. „P&G ist bezüglich einer Marktsteuerung vor dem Hintergrund der Erfahrungen in den regulierten 70er und 80er Jahren sehr 33 Das alte System festgelegter Preise hat zur Überproduktion, steigenden Lagerbeständen und schließlich zur Auflösung des Abkommens geführt. Kraft Foods ist der Auffassung, dass es das Ziel sein sollte, den gesamten Kaffeemarkt nachhaltiger zu gestalten und wird daher muss die Regulierung des Marktes durch Angebot und Nachfrage bestehen bleiben. Planungsrechtliche Elemente wie der Faire Han- del und Marktstrategien sollten jedoch zusammenkommen und haben beide ihren Platz im Markt, wenn sie sich ergänzen und nicht Meinung zur Marktsteuerung Dabei hat es aus unserer Sicht eine hohe Priorität, den Kaffeebauern Mechanismen zur Stabilisierung der Exporterlöse – wie die In- ternational Monetary Fund Financing Compensatory Facility oder das Europäische System zur Stabilisierung der Exporterlöse (Stabex) skeptisch, unterstützt jedoch marktorientierte Lösungen im Rahmen der ICO. Im Rahmen der Lobbyarbeit des US-amerikanischen Kaffeeverbandes ist P&G erfolgreich dafür eingetreten, dass die US-amerikanische Regierung wieder der ICO beitritt.“ weiter mit der Rainforest Alliance, dem Common Code for the Coffee Community (4C) und der SAI-Plattform kooperieren.“ 10 ausgrenzen.“ 11 und marktorientierten 31 – zugänglich zu machen. Eine Regulierung des Kaffeemarktes durch Festlegung von Exportquoten und Mindestpreisen sieht Nestlé nicht als nachhaltige Lösung an, da hierdurch vorhandene Ungleichgewichte verstärkt werden und unter Umständen eine Überpro- Regulierungsinstrumenten duktion gefördert wird, die den Bauern letztlich nicht nützt. Das Unternehmen befürwortet jedoch im Rahmen der ICO-Aktivitäten Maßnahmen zur Verbesserung der Kaffeequalität. Die Qualitätsverbesserung wird letztlich als wichtigste Maßnahme zur Verbesse- 32 rung der Wertschöpfung und Erträge gesehen und von Nestlé auch in der eigenen Lieferkette entsprechend unterstützt.“ 37 „Angebot und Nachfrage werden immer Einfluss auf den Kaffeepreis haben. Kraft Foods glaubt daher, dass es das vorrangige Ziel ist, die „Tchibo ist Mitglied der SAI-Plattform, einem internationalen Kompetenzzentrum für nachhaltige Landwirtschaft von Lebensmittelin- „Nestlé ist Mitbegründer der SAI-Plattform. Nestlé war an der Entwicklung des 4C-Kodex beteiligt und ist Mitglied der im Dezember „Grundsätzlich ist P&G an systematischen Lösungsansätzen mit einer langfristigen Komponente interessiert. [...] P&G steht auf 38 39 40 Fähigkeit der Kaffeebäuerinnen und -bauern zu verbessern, ihre Farmen durch die Preisschwankungen zu führen. Verbesserte landwirt- dustrie und -handel. Tchibo war außerdem beteiligt an der Entwicklung des 4C-Kodex und ist Gründungsmitglied der 4C-Assoziation. 2006 gegründeten 4C-Assoziation. [...] An zentraler Stelle steht bei Nestlé die Strategie des Direkteinkaufs vor Ort in den Erzeugerlän- der Industrieebene im Dialog mit dem Internationalen Institut für Nachhaltige Entwicklung und der UNCTAD . Außerdem ar- 14 schaftliche Methoden, niedrigere Produktionskosten sowie ein verbesserter und schneller Zugang zu notwendigen Marktinformationen Ein besonders wichtiges Element ist dabei das Angebot von Unterstützungsleistungen für die Kaffeebäuerinnen und -bauern. [...] dern. Nestlé kauft in 7 Ländern, wo entsprechende eigene Strukturen bestehen, den Rohkaffee vorrangig direkt von Kaffeebäuerinnen 12 sind die Instrumente, die den Kaffeebäuerinnen und -bauern eine nachhaltige Zukunft bieten. Kraft Foods ist an der SAI-Plattform Der Markt wird zeigen, zu welchem Preis der ‚verifizierte 4C-Kaffee‘ gehandelt wird. Entscheidend ist die höhere Rentabilität und die Meinung zu Maßnahmen zur und -bauern. Dies wird begleitet durch den Einsatz der Agrarexperten des Unternehmens, die die Bauern bei Qualitätsverbesserung, beitet das Unternehmen seit 5 Jahren mit Technoserve zusammen, einer NGO, die einen mikroökonomischen Ansatz gegen Armut in der Dritten Welt verfolgt und unter anderem Kaffeebäuerinnen und -bauern in Lateinamerika dabei hilft, bessere Unternehmer Vorbeugung von 15 41 beteiligt. Das Unternehmen ist Gründungsmitglied der 4C-Assoziation. Darüber hinaus führt Kraft Foods im Kaffeebereich auch eigene Verbesserung der Lebensqualität als Folge nachhaltigen Wirtschaftens. Zusätzlich führt Tchibo im Rahmen der International Coffee Anbaumethoden und Ertragssteigerung beraten. Der Wegfall der Zwischenhändler und Qualitätsverbesserungen des Kaffees führen zu werden. Zusätzlich unterstützt P&G rund 10 kleinere Projekte zur Verbesserung der Bildungs- und Gesundheits-Infrastruktur 13 16 34 42 Nachhaltigkeits-Projekte in Peru, Vietnam und Äthiopien durch.“ Partners (Internationale Kaffeepartner, ICP) Projekte für einen nachhaltigeren Anbau durch. Kooperationspartner sind unter anderem zu entsprechend höheren Erlösen der Kaffeebauern. [...] Insgesamt beschafft Nestlé 15 % des gesamten Rohkaffee-Einkaufs unmit- u.a. in Guatemala, Nicaragua, Honduras und Kolumbien. P&G war nicht direkt in der Entwicklung des 4C-Kodex involviert und die GTZ und andere öffentliche Institutionen wie die EU oder USAID.“ Kaffeepreiskrisen/Beteiligung telbar über den Direkteinkauf von Kaffeebäuerinnen und -bauern sowie Erzeugergemeinschaften, was dazu führt, dass diese einen 35 ist nicht Mitglied in der 4C-Assoziation. Das Unternehmen sieht die Initiative jedoch grundsätzlich als potentiell tragfähige Lösung 43 an Nachhaltigkeitsinitiativen höheren Anteil an der Wertschöpfung und den Gewinnen erhalten. [...] Nestlé hat außerdem gemeinsam mit der Rainforest Alliance ein Qualitäts- und Nachhaltigkeitsprogramm „AAA sustainable quality programme“ für die Marke Nespresso (Röstkaffee in Kapseln) an und führt Sondierungsgespräche mit 4C-Vertretern. P&G unterstützt mit großem Erfolg massive Anstrengungen der Industrie, 44 die Nachfrage zu steigern. Damit soll eine potentielle künftige Überproduktion vermieden werden.“ eingeführt, in dessen Rahmen die Kaffeebäuerinnen und -bauern hinsichtlich der Nachhaltigkeit ihrer Anbaumethoden bewertet und be- raten werden sollen. Gegenwärtig werden jedoch von Nestlé noch keine Kaffeebohnen erworben, die von der Rainforest Alliance zertifiziert 36 wurden. Ferner führt Nestlé einzelne Projekte für einen nachhaltigeren Anbau in verschiedenen Anbauländern durch.“ „Der Preis, den wir zahlen, ist durch den Weltmarktpreis bestimmt und Preiszuschläge im Rahmen der Rainforest Alliance werden „Tchibo vermarktet Kaffees mit dem Fair Trade-Siegel und dem Siegel der Rainforest Alliance und ist Mitglied der 4C-Assoziation, um „Nestlé kauft den Großteil seines Bedarfs an Rohkaffee im freien Handel zu Weltmarktbedingungen, mit Preisaufschlägen für höhere „P&G kauft seinen Kaffee zu Weltmarktpreisen ein. Darüber hinaus kauft das Unternehmen rund 4 % seines Rohkaffees für seine 45 zwischen Verkäufern und Einkäufern ausgehandelt. Solche Preiszuschläge schwanken je nach Qualität und nachhaltiger Produktion zum einen unterschiedliche Produzentengruppen erreichen zu können und zum anderen ein markt- und kundenorientiertes Angebot Qualität. [...] Für die 15 % des Rohkaffees, die direkt bei Kaffeebäuerinnen und -bauern eingekauft werden, zahlt Nestlé grundsätzlich Gourmetmarke „Millstone“ unter den Bedingungen des Fairen Handels, aus organischem Anbau oder mit dem Siegel der Rainforest 19 46 48 zwischen 8 und 12 US-Cents/lb. Außerdem unterliegen die Preiszuschläge dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Seit dem Beginn unserer Zusammenarbeit mit der Rainforest Alliance im Jahr 2003 haben wir unseren Anteil an zertifiziertem Kaffee am Gesamtroh- anzubieten.“ Die jeweiligen Zertifikate werden als Qualitätssiegel betrachtet. „Die Märkte bestimmen die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsprodukte. Tchibo reagiert auf diese Bedürfnisse, entwickelt aber auch Nachfrage durch neue Produkte. Deutschland Einkauf von fair gehandeltem, höhere Preise als Zwischenhändler. Es gibt jedoch keinen einheitlichen, festen Aufschlag, da das Hauptkriterium für den Preis die jeweilige Qualität des Kaffees ist. Nestlé bietet beispielsweise in Großbritannien und Irland Kaffeeprodukte aus Fairem Handel unter Alliance ein und beabsichtigt, diesen Anteil entsprechend der stetig steigenden Nachfrage deutlich zu erhöhen.“ Nach Auffassung von P&G hat dieser Schritt viel zur Bewusstseinsveränderung der US-amerikanischen Konsumenten gegenüber zertifiziertem Kaf- kaffee-Einkauf auf 2 % gesteigert. Wir beabsichtigen, den Anteil an nachhaltigem Kaffee weiter zu steigern. Kraft Foods bietet weltweit 17 20 ist in Bezug auf zertifizierten Kaffee noch ein unterentwickelter Markt.“ Im Großverbraucherbereich ist in Großbritannien, Österreich 21 zertifiziertem oder 4C-Kaffee/ der Marke Nescafé Partners Blend an. [...] Nestlé beabsichtigt, 4C-Kaffee zu kaufen, sobald dieser erhältlich ist. Nestlé nennt aus Wett- 47 49 fee beigetragen. Allerdings werden laut P&G zertifizierte Kaffees im US-amerikanischen Markt nur von Gourmetkonsumenten acht Kaffee-Produkte an, die das Rainforest Alliance-Siegel tragen. Wir haben uns für das Siegel der Rainforest Alliance entschieden, da und Deutschland bereits fair gehandelter Kaffee von Tchibo unter dem Namen Vista erhältlich. In Großbritannien ist für 2007 auch im bewerbsgründen keine konkreten Zahlen für Einkaufsmengen von zertifiziertem Kaffee sowie weitere Einkaufskonditionen.“ nachgefragt, sodass sie derzeit nicht für ein Angebot im Massenmarkt geeignet sind. Hinsichtlich der spezifischen Preisstruktur es Potential für den konventionellen Markt hat. Zurzeit haben wir kein Kaffee-Produkt, welches das Fair Trade-Siegel trägt. Festgesetzte 22 Einzelhandel geplant, die Auswahl der gemahlenen Röstkaffees komplett auf fair gehandelten Kaffee umzustellen. Zusätzlich ist in Gezahlte Preise und des Fairen Handels warnt P&G außerdem davor, dass durch die künstliche Preiszuschlagsstruktur ein erhöhtes Marktpreisniveau Mindestpreise verhindern Anreize zur Verbesserung der Anbaumethoden und Erhöhung der Produktivität und können außerdem zur Überproduktion führen.“ 18 Deutschland, Österreich und der Schweiz im Hochpreissegment der von der Rainforest Alliance zertifizierte Kaffee ‚Schattenwald, ein Preiszuschläge erzeugt würde, was – im Falle einer Ausdehnung vom Gourmet- auf den Massenmarkt – eine massive Kaffee-Überproduktion 50 Schatz der Natur‘ erhältlich. [...] Insgesamt wird 2007 der Anteil zertifizierter Produkte an Tchibos Gesamtmenge 1 % betragen. Es ist stimulieren und damit auf Dauer eine zweite globale Kaffeekrise initiieren könnte. außerdem geplant, steigende Mengen 4C-Kaffee (ohne Siegel) zu kaufen. So ist beispielsweise die Zielvorgabe für nachhaltigen Kaffee insgesamt (gesiegelt und ungesiegelt) für 2008 bei 6 % des Gesamtvolumens des Rohkaffees bei Verfügbarkeit am Markt. Tchibos 23 Endziel ist es, 100 % nachhaltigen Rohkaffee einzukaufen.“
Sichtbare Das Zertifi kat der Rainforest Alliance ist eine Die Initiative geht davon aus, dass Kleinbäuerinnen Oxfams Kaffeekampagne hat auch dazu beigetragen, „Nachhaltiger Kaffeeanbau bedeutet die Einhaltung Der Faire Handel Der fair gehan- Beispiele Auszeichnung, die die Vermarktung des Kaffees er- durch die Einhaltung der Mindeststandards einen dass sich für Kleinbäuerinnen der Zugang zum Fairen ökologischer und sozialer Standards, er ermöglicht es delte Kaffee ist 58 dafür sind die leichtert. Bessere Managementsysteme sollen den Wettbewerbsvorteil haben und bessere Preise für Handel verbessert hat und die Nachfrage nach fair Kaffeebäuerinnen und -bauern, Preise zu erzielen, die Der Faire Handel hat das Ziel, eine nachhaltige mit rund 1,5 Pro- zunehmenden Landwirtinnen dabei helfen, mit den Preisschwan- ihren Kaffee erzielen können. Die Schulungspro- gehandeltem Kaffee gesteigert wurde. Zum Beispiel die Produktionskosten decken und angemessene Ge- Entwicklung für benachteiligte Produzentengrup- zent Marktanteil 48 Angebote an kungen des Marktes umzugehen. Die Gebühren gramme, die 4C finanziert, sollen den Kleinbäu- konnten Guatemala und Äthiopien ihre Exporte von winnmargen mit sich bringen.“ pen und Landarbeiterinnen in den so genannten in den Industrieländern fair gehandeltem für die Zertifi zierung müssen sie selbst tragen. erinnen hierbei helfen. Zugleich sollen sie durch fair gehandeltem Kaffee in die USA von 2002 bis 2004 Entwicklungsländern durch faire Handelsbedin- immer noch ein Nischen- 55 Kaffee bei Röstern und Allerdings dürfen die Rainforest Alliance-Produkte effizientere Anbaumethoden, leichteren Zugang zu um das Dreifache steigern, Peru verkaufte im gleichen Diese Definition umfasst die drei Dimensionen der Nach- gungen und einen verbesserten Zugang zum Markt markt. Zwar steigt dieser bei Einzelhändlern – z.B. das Siegel auch dann tragen, wenn sie nur zu 30 Marktinformationen und besseres Farmmanagement Zeitraum sogar das Fünffache an fair gehandeltem Kaffee haltigkeit: Wirtschaftlichkeit, d.h. angemessene Erlöse für zu fördern. Faire Handelsbedingungen bedeuten die Anteil gegenwärtig weltweit bei der Supermarktkette Lidl. Prozent zertifi zierten Kaffee enthalten. höhere Gewinnspannen erzielen. Es wird erwartet, und die Dominikanische Republik hat 2005 zum ersten Kaffeebäuerinnen, soziale Aspekte, d.h. Menschenrechte Zahlung von Mindestpreisen und Preisaufschlägen (in Großbritannien bereits 56 Die Fast Food-Kette McDonald’s hat ihr dass es im Jahr 2009 162.000 Tonnen 4C-Kaffee Mal fair gehandelten Kaffee in die USA exportiert. Oxfam und Arbeitsstandards, und Umwelt, d.h. ökologische sowie langfristige Handelsbeziehungen. auf vier Prozent ), jedoch photcase.com / Jamonit Kaffeeangebot in den USA teilweise und in Die Rainforest Alliance ist ein Ansatz, der zu einem ver- geben wird. Das entspricht etwa drei Prozent des hat besonders in Nicaragua, Guatemala und Honduras Standards. bleibt das Problem des Un- der Schweiz bereits komplett auf fair gehandel- besserten Marktzugang und zu Qualitätssteigerungen gesamten Rohkaffee-Exports. durch technische und finanzielle Hilfe Kooperativen dabei Das Kernprinzip des Fairen Handels ist die Ver- gleichgewichts zwischen Angebot und Nach- ten Kaffee umgestellt. Es war der Faire Handel, führen kann. Kaffeebäuerinnen erlangen bessere Preise unterstützt, sich besser zu organisieren und ihre Position Mittlerweile gibt es verschiedene Siegel für nachhaltig pfl ichtung der Unternehmen, den Kaffeebäuerinnen frage auf dem Kaffeemarkt: Der beim Fairen der die großen Röster in Bedrängnis gebracht hat und erzielen höhere Einkommen. Ebenso wie fair Der Vorteil dieser Initiative ist ihre Ausrichtung auf im internationalen Kaffeemarkt zu verteidigen. produzierten Kaffee: das Siegel des Fairen Handels, einen Preis zu zahlen, der kostendeckend und stabil Handel gezahlte Mindestpreis hat keine marktre- und damit unter anderem den Anstoß für andere gehandelter Kaffee ist auch der Kaffee der Rainforest den konventionellen Markt und die Integration einer das Siegel für Bio-Kaffee und das Siegel für umwelt- 52 ist. Für Arabica-Kaffee wird gegenwärtig ein Min- gulierende Funktion. Fairer 49 Nachhaltigkeitsinitiativen, wie zum Beispiel 4C, Alliance ein nachhaltig produzierter Kaffee, der einen Vielzahl der Kaffeebäuerinnen, die keinen Zugang freundlichen Kaffee. Der Marktanteil von nachhaltig 53 destgarantiepreis von 1,21 US-Dollar/lb gezahlt. Das Handel ist vielmehr als entwicklungspädago- gegeben hat. Nischenmarkt bedient. Für den Massenmarkt und die Zu den Mitgliedern gehören außerdem der schweize- zum Fairen Handel oder anderen Zertifikaten haben. produziertem Kaffee wurde im Jahr 2003 in Europa auf führt dazu, dass viele Familien aus eigener Kraft ihr gischer Ansatz mit Vorbildcharakter zu verstehen. Oxfam ist ein Partner des Fairen Handels. Oxfam Deutschland verkauft in 22 seiner deutschlandweit Mehrheit der Kaffeebäuerinnen ist dieser Ansatz allein aber keine Patentlösung. rische Einzelhändler Coop und mehrere Produzenten- verbände. Aus dem Kreis der Zivilgesellschaft sind In Ergänzung zum Fairen Handel und zur Rainforest Alliance könnte die Initiative vor allem durch die Initiativen zur zwischen 0,4 und fünf Prozent geschätzt, mit wachsen- 50 der Tendenz. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass Einkommen steigern können – und somit in nach- haltige Anbaumethoden, Bildung und medizinische Für eine dauerhafte Lösung der strukturellen Krise des gesamten Kaffeemarktes sind daher 27 OxfamShops Produkte aus dem Fairen Handel. in der 4C-Initiative die International Union of Food Workers, Oxfam, das Pesticide Action Network UK und Schulungsmaßnahmen einen Beitrag zur Verbes- serung der Situation der Kleinbäuerinnen leisten. Krisenbewältigung diese Kaffeesorten nur einen Nischenmarkt bedienen. 51 Versorgung investieren können. zusätzliche, breit angelegte Initiativen notwendig. Trotzdem ist Oxfam der Auffassung, dass das Die 4C-Initiative die deutsche Christliche Initiative Romero. Allerdings bezweifelt Oxfam, dass die geplanten Mittel Im Folgenden werden verschiedene Nachhaltigkeits- Das Produktsiegel für fair gehandelten Kaffee wird Prinzip des Fairen Handels ein wichtiger Ansatz Rainforest Alliance für die Fortbildung der Kaffeebäuerinnen ausreichen Im Zuge der Bewältigung der Kaffeekrise ist in den letz- initiativen vorgestellt und kurz bewertet. Dabei finden nach den international einheitlichen Richtlinien ist, um vom freien Markt verursachte soziale Die Initiative „Common Code for the Coffee Community“ Die 4C-Initiative hat Mindeststandards für den Kaf- werden. Durch die Einhaltung sozialer Standards ten Jahren der Begriff der Nachhaltigkeit immer stärker mehrere Bewertungskriterien Anwendung. Ein wichtiges der Fairtrade Labelling Organizations Internatio- Schäden zu begrenzen – unabhängig davon, Die Rainforest Alliance (Allianz für den Regen- (4C-Initiative) will einen nachhaltigen Kaffeemarkt feeanbau, die so genannte „Code Matrix“, festgelegt. könnten außerdem die Arbeitsbedingungen vor allem in den Vordergrund gerückt. Die Menge an nachhaltig Kriterium ist die Frage, ob die Initiative die notwendigen nal (FLO) vergeben. Es wird ausschließlich Kaffee ob das Konzept auf den gesamtem Markt zu wald) zertifi ziert den Anbau von Kaffee und schaffen, bei dem Kaffee unter Einhaltung sozialer Daneben wurden “Rules of Participation” (Beteili- von Landarbeiterinnen auf den Kaffeeplantagen ver- produziertem Kaffee mit einem entsprechenden Siegel ist Verbesserungen für die Situation der Kaffeebäuerinnen von Kleinbäuerinnen oder ihren Genossenschaften übertragen ist oder nicht. Darüber hinaus ist anderen Agrarprodukten nach Umwelt- und und ökologischer Mindeststandards angebaut wird gungsregeln) entwickelt, die sich vor allem an die bessert werden. stark gestiegen. Und immer mehr große Röster erklären, ermöglicht. Außerdem wird gefragt, inwieweit die Initiati- zertifi ziert, der unter Einhaltung ökologischer und der Faire Handel geeignet und notwendig, ein 57 Sozialkriterien. Dabei steht die ökologische und die Kaffeebäuerinnen angemessene Erlöse er- Kaffee-Einkäufer richten. Darin verpfl ichten sich eine nachhaltige Kaffeeproduktion, einen nachhaltigen ve zu angemessenen Erlösen für Kaffeebäuerinnen beitra- sozialer Standards der Internationalen Arbeitsorga- Umdenken bei Unternehmen und Verbrauchern 59 Bewirtschaftung im Mittelpunkt. Im Gegensatz halten. Sie ist eine Antwort der Kaffeeindustrie und Industrie und Handel, steigende Mengen an 4C-Kaffee Die niedrigen Mindeststandards und das Fehlen Handel und einen nachhaltigen Vertrieb anzustreben. gen kann. Ist die Initiative geeignet, einen Großteil der nisation (ILO) angebaut wurde. Die Kaffeebäuerinnen anzustoßen. Verbraucher können mit dem Kauf zum Fairen Handel gibt es bei der Rainforest -händler auf die Kaffeekrise und auf die Kaffeekam- einzukaufen, Berichtspflichten einzuhalten und Schu- eines festgelegten Preiszuschlages könnten ein Risiko Kaffeebäuerinnen weltweit zu erreichen? Ein wichtiger müssen sich zur Erlangung des Siegels bei externen von fair gehandeltem Kaffee zeigen, dass sie Ver- Alliance keine Mindestpreise, sondern verhan- pagne von Oxfam. 4C wurde als ein Public-Private- lungsprogramme für Kaffeebäuerinnen zu finanzie- darstellen: Wenn zu viele Produzenten die Kriterien Die Vereinten Nationen definierten bereits 1987 „Nach- Aspekt ist auch die Herstellung eines Gleichgewichts von Instanzen gegen eine Gebühr zertifi zieren lassen. antwortung für die Lebensbedingungen in den delbare Preisaufschläge für den Erfüllungsgrad Partnership Projekt in Zusammenarbeit der deutschen ren. Diese sollen vor allem eine bessere Qualität, einen erfüllen, wird es für den Einzelnen schwer sein, einen haltige Entwicklung“ als eine Entwicklung, welche die Angebot und Nachfrage. Schließlich sollte die Initiative Beim Fairen Handel standen ursprünglich die angemes- Erzeugerländern übernehmen wollen. der Zertifi zierungskriterien. Die Preisaufschläge Bundesregierung mit Industrie- und Handelsunter- erleichterten Marktzugang und stärkere Organisations- Preiszuschlag zu erzielen. Ähnliche Systeme, wie Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Chan- möglichst alle drei Bereiche der Nachhaltigkeit abdecken. senen Erlöse, d.h. der wirtschaftliche Faktor im Vorder- Nicht zuletzt liegt die Bedeutung der Initiative in schwanken zwischen sieben und 20 US-Cents/lb. nehmen, Kaffeebäuerinnen und zivilgesellschaft- strukturen fördern. Von entscheidender Bedeutung ist die Initiative Utz Kapeh in den Niederlanden, haben cen künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Die Vorstellung der Nachhaltigkeitsinitiativen soll dazu grund. Mittlerweile deckt die Bewegung aber auch die seiner Wirkung auf andere Akteure des Kaffee- 47 Der Konzern Kraft Foods war eine der treibenden lichen Organisationen entwickelt. außerdem die Zusage der Einkäufer, Preise zu zahlen, allerdings bereits gezeigt, dass auch ohne festgelegte Bedürfnisse zu befriedigen. Übertragen auf den Kaffee- beitragen, die unten beschriebenen Aktivitäten der vier ökologischen und sozialen Bereiche des Nachhaltigkeits- marktes: Kräfte dieser Initiative. die der Kaffeequalität entsprechen, und die Kosten für Prämien Zuschläge für zertifizierten Kaffee zu erzie- sektor heißt dies: großen Kaffeeröster und ihre Beteiligung an diesen prinzips ab. Der Faire Handel ist grundsätzlich ein not- 60 Die treibenden Kräfte hinter dieser Initiative waren die die Einhaltung der sozialen und ökologischen Mindest- len sind. Initiativen besser einordnen zu können. wendiger und geeigneter Ansatz zur Krisenbewältigung großen Röstkonzerne und die Deutsche Gesellschaft für standards abdecken. und trägt mittlerweile zur Verbesserung der Lebens- Technische Zusammenarbeit (GTZ) . Die 4C-Assoziation Unter den Kaffeebäuerinnen sind die Meinungen zu situation von rund einer halben Million Bäuerinnen 54 wurde Ende 2006 als privatrechtliche Organisation In der 4C-Initiative werden die Kosten für die Über- 4C geteilt. Einige sind der Auffassung, dass die Ini- bei. In den hohen Anforderungen, die für gegründet; bislang sind der Initiative auch prüfung der Standards aus den Mitgliedsbeiträgen tiative nicht genug finanzielle Anreize bietet. Andere die Zertifizierung gestellt werden, und große Röstkonzerne wie Nestlé, Kraft bezahlt. Es gibt, anders als beim Fairen Handel, keine – vor allem afrikanische Produzenten – meinen, dass in der Festlegung von Mindest- Foods, Sara Lee und Tchibo Mindestpreise, aber auch kein Siegel. Die Mindest- 4C ihnen helfen wird, höhere Einkommen zu erzielen. preisen liegen aber auch die beigetreten. standards sind vergleichsweise niedrig angesetzt und Viele Bäuerinnen nehmen eine pragmatische Haltung Grenzen dieser Initiative: sollen möglichst vielen Kleinbäuerinnen die Teilnahme zu 4C ein und wollen nicht bei einer Initiative außen ermöglichen. vor bleiben, an der große Teile der globalen Kaffee- industrie und des Kaffeehandels beteiligt sind. photcase.com / skobakemann Crsipin Hughes / Oxfam 11 12 9 10
Geoff Sayer / Oxfam Oxfam hat sich nach gründlicher Abwägung und in Abstimmung mit seinen Partnern in den Produ- zentenländern dazu entschlossen, der 4C-Initiative beizutreten. Oxfam ist der Auffassung, dass 4C eine gute Ergänzung des Fairen Handels sein könnte, wenn die Verpflichtungen eingehalten und das System des Fairen Handels nicht durch die Verwendung eines Siegels gefährdet wird. Als Mitglied kann Oxfam dazu beitragen, dass Röster und Händler ihren Verpflich- tungen gegenüber den Kaffeebäuerinnen nachkom- men. Oxfam wird regelmäßig nachprüfen, ob sich die Situation der Kaffeebäuerinnen tatsächlich messbar zum Positiven entwickelt. In zwei Jahren soll eine erste Überprüfung der Teilnahme erfolgen. Das Engagement von Starbucks Der Kaffeeröster Starbucks hat mit seinen weltweiten Coffee Shops – allein in Deutschland sind es über 90 – eine erfolgreiche Unternehmensstrategie entwickelt. Starbucks bietet hauptsächlich Spezialitätenkaffees im Hochpreis-Segment an und wirbt mit ihrer spezifischen Herkunft. Die Kaffees tragen Namen wie „Ethiopia Sidamo Coffee“ oder „Guatemala Antigua“. Zur Unternehmensstrategie gehört es auch, mit der sozialen Verantwortung von Starbucks für die Kaffee- bäuerinnen zu werben. Starbucks hat einen Lieferanten- kodex entwickelt, die C.A.F.E. Richtlinien. Diese Richt- Das positive Engagement von Starbucks war jedoch linien bewerten den Kaffee durch ein Punktesystem dadurch überschattet, dass das Unternehmen nicht nach Maßgabe der Einhaltung bestimmter Umwelt- und gewillt war, Kaffeebäuerinnen und ihre Regierungen 61 Sozialstandards bei der Produktion. Je mehr Punkte als gleichberechtigte Marktteilnehmer zu behandeln. Kleinbäuerinnen für ihren Kaffee bekommen, desto So hatte Starbucks bislang die Pläne der äthiopischen höhere Preise und günstigere Verträge erhalten sie. Regierung durchkreuzt und sich einer Lizenzvereinba- Starbucks bezieht über 50 Prozent seines Rohkaffees rung widersetzt, die die Rechte Äthiopiens an seinen 62 nach diesem Lieferantenkodex. Außerdem bietet Star- Kaffeemarken „Sidamo“, „Yirgacheffe“ und „Harar“ für bucks auch ein Sortiment an fair gehandeltem Kaffee an. seine Kaffeesorten aus diesen Regionen sicherstellen würde. Experten gehen davon aus, dass der äthiopische Die relativ hohen Standards der Richtlinien in Kombi- Kaffeesektor durch eine solche Handelsmarkenstrategie nation mit hohen Preisaufschlägen sind grundsätzlich 88 Millionen US-Dollar im Jahr zusätzlich einnehmen ein guter Ansatz. Festgelegte Preisaufschläge sind könnte – vorausgesetzt, Starbucks und andere Unterneh- jedoch nur bei einem Einzelunternehmen kartell- men würden entsprechende Abkommen unterzeichnen. rechtlich zulässig. Für eine Initiative wie 4C, an der Oxfam unterstützt die äthiopische Regierung seit Okto- 63 vier der fünf größten Röster mit einem Marktanteil ber 2006 bei seiner Handelsmarkeninitiative. von knapp 50 Prozent beteiligt sind, wäre der Ansatz Im Juni 2007 hat Starbucks endlich eingelenkt und die kartellrechtlich unzulässig. Rechte Äthiopiens an den Kaffeenamen anerkannt. 13
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