Vitamin-B12-Mangel im höheren Lebensalter - Pathogenetische Aspekte eines weit verbreiteten Problems

 
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Vitamin-B12-Mangel im höheren Lebensalter
Pathogenetische Aspekte eines weit verbreiteten Problems
Alexander Ströhle, Maike Wolters und Andreas Hahn, Abteilung Ernährungsphysiologie und Human-
ernährung, Institut für Lebensmittelwissenschaft, Zentrum Angewandte Chemie der Universität Hannover

Ältere Menschen – insbesondere hoch betagte Personen – unterlie-                   lung von Methylmalonyl-CoA zu
gen aus unterschiedlichen Gründen einem erhöhten Risiko für Nähr-                  Succinyl-CoA, einem Metaboliten des
stoffdefizite. Neben altersbedingten Veränderungen an Organsyste-                  Citratcyclus. Eine wichtige Funktion
                                                                                   besitzt dieser Reaktionsweg beim Ab-
men und chronischen Erkrankungen trägt hierzu auch die Einnahme
                                                                                   bau ungeradzahliger Fettsäuren so-
verschiedener Medikamente bei. Ein in dieser Hinsicht vielfach be-                 wie beim katabolen Stoffwechsel der
troffener Nährstoff ist Vitamin B12, dessen Absorption bei älteren                 verzweigtkettigen Aminosäuren Valin
Personen häufig eingeschränkt ist [2, 73]. Aktuellen Untersuchun-                  und Isoleucin. Eine weitere Adenosyl-
gen zufolge ist eine Unterversorgung mit Vitamin B12 als Risikofak-                cobalamin-abhängige Reaktion ist die
tor für neurodegenerative Erkrankungen anzusehen [49, 58]. Ver-                    Umlagerung der Aminogruppe von
schiedene Fachgremien empfehlen daher, der Vitamin-B12-Versor-                     -Leucin zu -Leucin, eine Reaktion,
gung älterer Personen verstärkt Beachtung zu schenken und Risiko-                  die durch das Enzym Leucin-2,3-Ami-
                                                                                   no-Mutase katalysiert wird.
patienten frühzeitig zu identifizieren.
Die folgenden Ausführungen sollen die Problematik des altersasso-                  Cobalamine werden ausschließlich
ziierten Vitamin-B12-Defizits auf unterschiedlichen Ebenen näher be-               von Mikroorganismen gebildet [47].
leuchten. Dabei bilden die zu Grunde liegenden pathogenetischen                    Gute Vitamin-B12-Quellen sind Nah-
Mechanismen den Schwerpunkt dieser Arbeit.                                         rungsmittel tierischer Herkunft wie
                                                                                   Fleisch (besonders Innereien), Fisch,
                                                                                   Muscheln, Eier sowie Milch und
Vitamin B12 – Struktur, Bio-             als die eigentlichen physiologischen      Milchprodukte. In pflanzlicher Nah-
                                         Wirkformen anzusehen, die im              rung findet sich gewöhnlich kein Co-
chemie und Vorkommen                     menschlichen Organismus an drei en-       balamin, lediglich bakteriell kontami-
Mit seinem porphyrinähnlichen Cor-       zymatischen Stoffwechselreaktionen        nierte Produkte sowie milchsauer ver-
rin-Ringsystem weist Cobalamin (Vi-      beteiligt sind [63]:                      gorene Erzeugnisse (z. B. Sauerkraut)
tamin B12) die mit Abstand komplexe-                                               weisen Spuren des Vitamins auf, die
ste Struktur aller klassischen Nähr-     ■ Methionin-Synthase-Reaktion             für die Versorgung allerdings nicht
stoffe auf. Alle Vitamin-B12-aktiven     Das im Cytosol lokalisierte Methylco-     ausreichen. Algen, die häufig als
Verbindungen leiten sich formal von      balamin ist Koenzym der Methionin-        pflanzliche Vitamin-B12-Träger ausge-
diesem Ausgangsmolekül ab und wer-       Synthase, die die Remethylierung von      lobt werden, enthalten vorwiegend
den daher auch als Corrinoide be-        Homocystein zu Methionin kataly-          unwirksame Analoga, die zudem in
zeichnet. Im Gegensatz zur Porphy-       siert. Neben Cobalamin ist Folsäure in    der Lage sind, die Stoffwechselfunk-
rinstruktur des roten Blutfarbstoffs     Form von 5-Methyltetrahydrofolsäure       tionen des biologisch aktiven Vitamins
(Häm), der als zentrales Atom Eisen      (5-MTHF) an dieser Reaktion beteiligt.    zu blockieren. Auch Hefe enthält kein
enthält, besitzen die Cobalamine ein     Sie dient als eigentlicher Methylgrup-    für den Menschen verfügbares Vit-
Cobaltatom. Daran können unter-          pendonator, Cobalamin ist dagegen         amin B12. Die immer wieder angeführ-
schiedliche Reste gebunden sein, so      nur der intermediäre Akzeptor der         te bakterielle Synthese im Kolon spielt
dass zwischen Cyano-, Aquo-, Hy-         Methylgruppe. Durch diese Reaktion        für die Versorgung des Menschen ver-
droxy-, Methyl- und Adenosylcobala-      wird aus 5-MTHF wieder Tetrahydro-        mutlich keine Rolle, da das Vitamin
min zu unterscheiden ist.                folsäure (THF) bereitgestellt, die dann   auf Grund seiner Größe und seines be-
   Cyanocobalamin ist eine syntheti-     wiederum für andere folatabhängige        sonderen Absorptionsmechanismus
sche Verbindung, die in der Natur        Reaktionen zur Verfügung steht. Fehlt     aus tieferen Darmabschnitten nicht
nicht vorkommt. Sie findet in pharma-    Cobalamin, ist die Bereitstellung der     mehr verwertet werden kann [21].
zeutischen Präparaten Verwendung         reaktionsfähigen THF blockiert („Me-
und ist, im Vergleich zu den anderen     thylfalle“), so dass es zu einem indi-    Digestion und Absorption
B12-Verbindungen, relativ stabil gegen   rekten Folsäuremangel kommt.
chemische und physikalische Einflüs-                                               von Vitamin B12 – luminale
se. Aquocobalamin ist von ausgespro-     ■ Mutase-Reaktionen                       und zelluläre Prozesse
chen hydrophiler Natur, besitzt eine     In Form des mitochondrial lokali-
gute Speicherungsfähigkeit und wird      sierten Adenosylcobalamins ist Vita-      Im Vergleich zu anderen Vitaminen ist
daher als Depotform angesehen [3].       min B12 an der Umlagerung von Alkyl-      die intestinale Absorption der Cobala-
Adenosyl- und Methylcobalamin sind       resten beteiligt, z. B. bei der Umwand-   mine ein sehr komplexer, mehrstufi-

90                                                                                    Ernährungs-Umschau 51 (2004) Heft 3
In der Diskussion

                                                                                        dung. Freies Cobalamin wird dann in
                                                                                        sekretorische Vesikel aufgenommen,
                                                                                        wo es an Transcobalamin II (TC-II)
                                                                                        bindet und über die basolaterale
                                                                                        Membran ins Blut und von dort in die
                                                                                        Zielgewebe gelangt [56].

                                                                                        Ätiopathogenese des
                                                                                        Vitamin-B12-Mangels
                   Cubilin
                                                                                        Auf Grund der komplexen Mechanis-
                                                                                        men ist die Digestion und Absorption
                                                                                        von Vitamin B12 ein störanfälliger Pro-
                                                                                        zess, der insbesondere bei einer Reihe
                                                                                        gastrointestinaler Erkrankungen be-
                                                                                        einträchtigt ist (s. Tab. 1). Bei älteren
Abb. 1: Schematische Darstellung der intestinalen Absorption von Vitamin B12 [56]
                                                                                        Personen ist das Vitamin-B12-Defizit
                                                                                        vorwiegend auf eine unzureichende
ger Vorgang. In der Nahrung liegen die      geht ebenfalls eine Bindung mit dem         Bildung von Magensaft zurückzu-
Cobalamine z. T. frei, vorwiegend je-       IF ein [57].                                führen. Hauptursache hierfür sind
doch in Form eines Vitamin-Protein-            Im terminalen Ileum erfolgt die zel-     entzündliche Prozesse der Magenmu-
Komplexes vor. Freies Cobalamin wird        luläre Aufnahme in das Mukosa-              kosa, die primär auf dem Boden einer
bereits im Mund durch spezifische           epithel, wobei spezifische Rezeptoren       atrophischen Gastritis vom Typ B ent-
Glykoproteine (Haptocorrine) des            der Bürstensaummembran den IF-              stehen [10, 50, 51]. Basierend auf um-
Speichels gebunden und gelangt in           B12-Komplex erkennen und binden.            fangreichen Studien, wird davon aus-
dieser Form in den Dünndarm. Coba-          Dabei assoziiert dieser an Cubilin, das     gegangen, dass – in Abhängigkeit der
lamine, die proteingebunden in der          zusammen mit einem weiteren Pro-            zu Grunde liegenden Definition bzw.
Nahrung enthalten sind, werden              tein, dem Megalin, die Ca2+-abhängi-        der Labormarker – zwischen 20 und
zunächst im Magen unter der Einwir-         ge, Rezeptor-vermittelte Endozytose         50 % der Senioren von einer atrophi-
kung von Pepsin und Magensalzsäure          einleitet (s. Abb. 1). Bedingt durch den    schen Gastritis betroffen sind [58].
hydrolytisch freigesetzt. Gleichzeitig      niedrigen pH-Wert in den gebildeten         Insbesondere im höheren Lebensalter
sezernieren die Parietalzellen der Ma-      Endosomen, beginnt bereits hier die         ist die Erkrankung weit verbreitet,
genmukosa ein weiteres Cobalamin-           intravesikuläre Freisetzung von Coba-       wie beispielsweise die Framingham-
bindendes Glykoprotein, den Intrin-         lamin aus seinem IF-B12-Rezeptor-           Heart-Study eindrucksvoll belegen
sic Faktor (IF). Dieser gewährleistet       komplex. Während die abgespaltenen          konnte. Während der Anteil der be-
die Absorption des Cobalamins im            Cubilin-Megalin-Verbindungen ver-           troffenen Personen in der Gruppe der
Ileum. Daneben bilden auch die              mutlich über Vesikel zurück zur apika-      60- bis 69-Jährigen 24 % betrug, lag
Haptocorrine, die mit dem Speichel in       len Plasmamembran gelangen, reifen          die Prävalenz bei den über 80-Jähri-
den Magen gelangt sind, mit einem           die Endozytosekörper zu Lysosomen           gen bei 37 % [32]. Ähnliche Befunde,
großen Teil des freigesetzten Cobala-       heran. Protonen-ATPasen, die aus den        die diese altersabhängige Beziehung
mins Komplexe. Allerdings werden            Trans-Golgi-Zysternen stammen, ha-          belegen, ergaben sich auch in anderen
diese Haptocorrin-B12-Komplexe im           ben in den Zellorganellen eine weitere      Untersuchungen [13, 14, 19, 24, 61,
Ileum – unter Einwirkung von Pan-           Absenkung des pH-Wertes zur Folge           69]. Funktionell ist die Erkrankung da-
kreasproteasen – enzymatisch gespal-        und beschleunigen die Abspaltung            durch gekennzeichnet, dass die HCl-
ten. Das dabei freigesetzte Cobalamin       des Cobalamins aus seiner Verbin-           und Pepsinogen-Sekretion, im fortge-
                                                                                        schrittenen Stadium auch die Sekreti-
Tab. 1: Ursachen einer Vitamin-B12-Malassimilation [56]                                 on des Intrinsic-Factor (IF), vermin-
                                                                                        dert ist. Proteingebundenes Vitamin-
 Ursache                                Pathophysiologie                                B12 kann somit nur noch unzurei-
                                                                                        chend freigesetzt und absorbiert wer-
 Atrophische Gastritis vom Typ A        Autoimmun bedingte Zerstörung der Parietal-
                                        zellen mit nachfolgendem Mangel an IF
                                                                                        den, so dass die Bioverfügbarkeit
                                                                                        deutlich sinkt [51]. Zudem ist die ein-
 Atrophische Gastritis vom Typ B        Verminderte HCl- und Pepsiongensekretion
                                                                                        geschränkte Säureproduktion des Ma-
 Partielle oder totale Gastrektomie
                                                                                        gens mit einer Alkalisierung des
 Pankreasinsuffizienz                   Mangel an pankreatischer Protease               Dünndarmmilieus verbunden, wo-
 Zollinger-Ellison-Syndrom              Niedriger pH-Wert im Dünndarm, dadurch          durch die physiologische Barriere ge-
                                        beeinträchtigte Freisetzung von Cobalamin aus   genüber Mikroorganismen aufgeho-
                                        seinem Haptocorrinkomplex                       ben wird. So treten Bakterien aus tie-
 Ileumresektion                         Abnahme der absorptiven Oberfläche, Verlust     feren Darmabschnitten vermehrt ins
 Tropische Sprue                        an Cubulin                                      Jejunum und Ileum über und besie-
 Overgrowth-Syndrom                     Mikrobielle Aufnahme und Inaktivierung von      deln diese Regionen in unphysiologi-
                                        Vitamin B12                                     schem Umfang (bakterielle Überwu-
 AIDS                                   HIV-bedingte Enteropathie                       cherung; Overgrowth-Syndrom). Da-
                                                                                        bei ist vor allem eine Kolonisation mit
 Hypothyreose                           Abnahme der Cubulinkonzentration (?)
                                                                                        Campylobacter, Yersinien und Clostri-

Ernährungs-Umschau 51 (2004) Heft 3                                                                                           91
In der Diskussion

dien zu beobachten. Diese entneh-         gehen davon aus, dass ca. 10 % der ge-     niziöse Anämie) weit seltener für das
men Vitamin B12 aus dem Chymus,           sunden Personen unter 30 Jahren infi-      altersassoziierte Vitamin-B12-Defizit
überführen es in unwirksame Cobal-        ziert sind, während Personen in höhe-      verantwortlich zu machen [10]. In der
amide und setzen so die Cobalamin-        rem Lebensalter (>60 Jahre) mit einem      Praxis wird die perniziöse Anämie al-
verfügbarkeit weiter herab [53].          Anteil von 60 % wesentlich häufiger        lerdings gerade bei älteren Personen
  Generell ist die Atrophie der Ma-       betroffen sind [44]. Als besonders ge-     nicht hinreichend berücksichtigt.
genschleimhaut keine Folge des nor-       fährdet gelten Personen mit einem          Kennzeichnend für die atrophische
malen Alterungsprozesses, sondern         niedrigen sozioökonomischen Status         Gastritis vom Typ A ist die ausgeprägte
beruht oftmals auf einer Infektion        [36].                                      Schleimhautatrophie im Bereich des
mit Helicobacter-pylori-Keimen [2,           Verglichen mit der atrophischen         Fundus und Korpus, die von einer Zer-
51]. US-amerikanische Schätzungen         Gastritis vom Typ B, ist der Typ A (per-   störung der Parietalzellen begleitet ist.
                                                                                     Pathogenetisch ist die Erkrankung auf
                                                                                     einen autoimmunen Prozess zurück-
 Statusbestimmung und Diagnostik des Vitamin-B12-Mangels
                                                                                     zuführen, in dessen Verlauf Antikörper
 Zur Statusbestimmung und Diagnostik des Vitamin-B12-Mangels existiert eine          gegen Parietalzellen (APAC) und IF ge-
 Reihe von Parametern, die sich hinsichtlich ihrer Aussagekraft und Spezifität       bildet werden und den Untergang
 voneinander unterscheiden. Im Folgenden werden die wichtigsten kurz darge-          des Gewebes bedingen. Dies hat eine
 stellt.                                                                             Achlorhydrie sowie einen Mangel an
                                                                                     IF zur Folge, wodurch die Absorption
 1. Vitamin B12 in Serum oder Plasma                                                 von Vitamin B12 beeinträchtigt wird.
 ■ Unterer Normwert für Erwachsene: 150 pmol/l (200 pg/ml) [26].                     Die Fähigkeit des restlichen IF, zur
 ■ Normale Grenzwerte sind nicht gleichbedeutend mit einem ausreichenden             Vitamin-B12-Rückresorption aus der
   Vitamin-B12-Status, da die Serumwerte bei einem sich entwickelnden Mangel         Galle beizutragen, ist durch die Anti-
   zu Lasten der Speicher aufrechterhalten werden [11].                              körper-Aktivität drastisch reduziert
 ■ Auf Grund dieser Befunde wurde als Normwert eine Cobalaminkonzentrati-            [66].
   on im Serum von ≥220 pmol/l angesehen [74].
 ■ Wird eine Serumkonzentration von 220 pmol/l unterschritten, sind weitere          Cobalamin-Pharmaka-
   diagnostische Maßnahmen wie die Bestimmung der MMA- und der Homocy-
   steinkonzentration bzw. die probeweise Verabreichung von Vitamin B12 sinn-        Interaktionen
   voll.
                                                                                     Neben den erwähnten Veränderungen
 2. Homocysteinkonzentration in Serum oder Plasma                                    der Magenphysiologie beeinträchtigt
 ■ Die Homocysteinkonzentration ist ein unspezifischer Parameter des Vitamin-        eine Reihe von Medikamenten den
   B12-Status.                                                                       Vitamin-B12-Stoffwechsel [54]. Gerade
 ■ Bei der Bewertung der Homocysteinkonzentration ist zu berücksichtigen,            ältere Menschen, vor allem multimor-
   dass die aus dem Serum analysierten Werte etwas höher liegen als die aus          bide Personen, erhalten häufig derar-
   dem Plasma [67].                                                                  tige Präparate. Die Problematik der
 ■ In aller Regel wird die Gesamt-Homocysteinkonzentration im Plasma gemes-          Vitamin-Pharmaka-Interaktion        ge-
   sen; diese setzt sich aus freiem Homocystein (reduziertes plus oxidiertes Ho-     winnt insbesondere bei der Polyphar-
   mocystein in der Nicht-Protein-Fraktion des Plasmas) sowie proteingebunde-        makatherapie an Bedeutung. In der
   nem Homocystein zusammen [67].
                                                                                     geriatrischen Betreuung findet sie je-
 ■ Wünschenswerte Konzentration an Gesamt-Homocystein: ≤10 µmol/l. Bei
                                                                                     doch vielfach noch zu wenig Beach-
   Werten von >12–30 µmol/l wird von einer moderaten Hyperhomocysteinämie
   gesprochen [71].
                                                                                     tung. Die Absorption von Vitamin B12
 ■ Falsch erhöhte Werte: Niereninsuffizienz, Hypothyreose, Vitamin-B6- und Fol-      wird vor allem durch Protonen-Pum-
   säuremangel, thermolabile Variante der Methylentetrahydrofolatreduktase           pen-Inhibitoren wie Omeprazol und
   (MTHFR), Cystathionin--Synthase-Mangel, Dehydratation [1].                       Lansoprazol negativ beeinflusst. Die-
 ■ Auf Grund der unzureichenden Spezifität muss die Ursache einer erhöhten           se, bei der Therapie des Zollinger-Elli-
   Homocysteinkonzentration grundsätzlich durch ergänzende Parameter wie             son-Syndroms, der Reflux-Ösophagi-
   MMA (siehe unten) oder Vitaminkonzentrationen im Plasma abgeklärt wer-            tis und der peptischen Ulzera zum
   den.                                                                              Einsatz kommenden Pharmaka, ver-
                                                                                     mindern die gastrale Säure-Sekretion
 3. Serum-Methylmalonsäure (MMA)
                                                                                     und damit die o. a. Freisetzung von
 ■ MMA-Konzentration im Serum ist ein spezifischer Parameter der Vitamin-B12-        Vitamin B12 aus Lebensmitteln [8, 65].
   Versorgung.                                                                       Von praktischer Relevanz ist dabei die
 ■ Normbereich gesunder Erwachsener: 73–271 nmol/l [43].
                                                                                     Tatsache, dass nur die Aufnahme des
 ■ Falsch erhöhte Werte: Niereninsuffizienz, Dehydratation [1].
                                                                                     proteingebundenen Vitamin B12 her-
 ■ Falsch erniedrigte Werte: Darmsterilisation [1].
                                                                                     abgesetzt ist, während die Absorption
 Bei Verdacht auf einen Vitamin-B12-Mangel bietet es sich an, das in Abb. 2 dar-     kristalliner Vitamin-B12-Formen unbe-
 gestellte diagnostische Fließschema zu verwenden. Sind die Serumkonzentratio-       einflusst bleibt. Auch H2-Rezeptoren-
 nen erniedrigt, ist ein Mangel nachgewiesen und keine weitere Labordiagnostik       Blocker (Cimetidin, Ranitidin) ver-
 notwendig. Sind die Werte im Normbereich, ist eine Homocystein- oder MMA-           mindern die Vitamin-B12-Freisetzung
 Bestimmung wünschenswert. Bei erhöhten Homocysteinwerten kann probewei-             aus Lebensmitteln. Allerdings wird
 se eine kombinierte Folat- und Vitamin-B12-Substitution erfolgen. Ist nur MMA       hierdurch der Vitamin-B12-Status of-
 erhöht, kann ein funktioneller Vitamin-B12-Mangel postuliert und das Vitamin        fensichtlich nicht wesentlich beein-
 substitutiert werden.                                                               flusst [65]. Zu den weiteren Medika-
                                                                                     menten, die die Vitamin-B12-Absorpti-

92                                                                                       Ernährungs-Umschau 51 (2004) Heft 3
In der Diskussion

                                                                                         blastäre Anämie vielfach nicht in Er-
                                                                                         scheinung [62]. Finden dagegen die
                                                                                         heute als wünschenswert erachteten
                                                                                         Serum-Cobalamin-Spiegel im Bereich
                                                                                         von 220–258 pmol/l (300–350 pg/ml)
                      MMA > 271 mmol/i                                                   [35, 46, 72] oder sensitivere Parameter
                    (oder Hcy > 12  mol/l)                                              wie die Konzentration an Homocy-
                                                                                         stein und Methylmalonsäure Verwen-
                                                                                         dung, dann steigt die Prävalenz des
                                                              MMA ↓ (oder Hcy↓)          Vitamin-B12-Mangels auf bis zu 43 %
                                                                                         an [2, 72]. Als besonders problema-
                                                                                         tisch erweist sich die Tatsache, dass
                                                                                         ein Vitamin-B12-Defizit häufig mit ei-
                                                                                         ner Folsäureunterversorgung verge-
                                                                                         sellschaftet ist, wie verschiedene epi-
                                                                                         demiologische Studien zeigen [7, 12,
                                                                                         34, 45, 59]. So wurde bei 66 % der Stu-
                                                                                         dienteilnehmer des Framingham-Kol-
                                                                                         lektivs, die niedrige Serumfolat und
                                                                                         erhöhte Homoysteinwerte aufwiesen,
                                                                                         auch erhöhte MMA-Konzentrationen
Abb. 2: Fließschema zur Diagnose eines Vitamin-B12-Mangels [73; modifiziert nach 5]
                                                                                         beobachtet [62].

on negativ tangieren, zählen der Cho-         13 % einen Vitamin-B12-Mangel auf.         Pathophysiologische
lesterinsenker Colestyramin, die Anti-        Diagnosekriterien zur Klassifizierung      Bedeutung des Vitamin-B12-
biotika Chloramphenicol und Neomy-            des Mangels waren in diesem Fall
cin sowie das Antidiabetikum Metfor-          eine Serum-Cobalaminkonzentrati-
                                                                                         Mangels
min [17, 22]. Unter der Therapie mit          on ≤221pmol/l und ein MMA-Wert             Ein Defizit an Vitamin B12 beeinträch-
Metformin ist die intestinale Verfüg-         >271 nmol/l [46].                          tigt eine Reihe physiologischer Prozes-
barkeit der zur Absorption von Vita-             Höchst problematisch ist die Vita-      se und manifestiert sich auf unter-
min B12 notwendigen freien Calciu-            min-B12-Zufuhr allerdings bei Perso-       schiedlichen Organebenen. Klassische
mionen reduziert. Diesem Effekt lässt         nen, die sich rein pflanzlich ernähren     Veränderungen betreffen Gewebe mit
sich begegnen, indem Vitamin-B12-             (Veganer). Bei diesem Personenkreis        einer hohen Zellteilungsrate, die be-
reiche Lebensmittel bzw. ein entspre-         finden sich sehr häufig Zeichen eines      sonders deutlich am erythropoeti-
chendes Supplement zusammen mit               Vitamin-B12-Mangels [20, 31]. Unter-       schen System ausgeprägt sind. Hier
geeigneten Calciumquellen (z. B.              suchungen unserer Arbeitsgruppe be-        führt ein Cobalaminmangel zur inter-
Milch und Milchprodukte) aufgenom-            stätigen diese Befunde. Im Rahmen          mediären Verarmung an biologisch
men werden [4].                               der „Deutschen Vegan-Studie“ war der       aktivem THF und beeinträchtigt damit
                                              Vitamin-B12-Status bei 26 % der 149        die DNA-Synthese und die Zellteilung.
Alimentär bedingte                            vegan lebenden Personen als unzurei-       Schleimhautveränderungen, wie sie
                                              chend zu bewerten [70].                    im oberen Verdauungstrakt zu beob-
Unterversorgung                                                                          achten sind, werden ebenfalls auf ein
Im Gegensatz zu den oben genannten                                                       intrazelluläres Defizit an THF zurück-
Ursachen für ein Vitamin-B12-Defizit          Prävalenz des                              geführt. Weiterhin ist ein Cobalamin-
ist die unzureichende Aufnahme mit            Vitamin-B12-Mangels im                     mangel mit Schäden am Nervengewe-
der Nahrung nur von untergeordne-             höheren Lebensalter                        be verbunden, wobei insbesondere
tem Stellenwert. Untersuchungen an                                                       die Myelinschicht betroffen ist (funi-
älteren Kollektiven in Deutschland            Die Angaben zur Häufigkeit eines Vi-       kuläre Myelose). Allerdings treten die-
zeigen, dass die empfohlene Zufuhr            tamin-B12-Mangels bei Senioren vari-       se Symptome erst bei ausgeprägtem
von 3 µg/Tag problemlos erreicht wird         ieren in erheblichem Umfang und be-        Vitamin-B12-Mangel in Erscheinung
[18]. So nehmen Frauen ab 65 Jahren           wegen sich in einem Bereich zwischen       und sind daher nur bei wenigen Per-
täglich etwa 4,8 µg und Männer etwa           10 % und 43 % [2, 6, 7, 23, 29, 62, 72].   sonen zu beobachten.
5,9 µg über die Nahrung auf [64]. Dies        Diese stark voneinander abweichen-            Weitaus bedeutsamer sind neuro-
deckt sich mit eigenen Erhebungen an          den Ergebnisse lassen sich u. a. auf die   psychiatrische Symptome, die bereits
174 Frauen im Alter zwischen 60 und           unterschiedlichen diagnostischen Kri-      mit einer leichten Beeinträchtigung
70 Jahren, deren tägliche Cobalamin-          terien zurückführen, die den einzel-       des Vitamin-B12-Status in Zusammen-
zufuhr bei 5,1 µg/Tag lag [72]. Dass die      nen Studien zu Grunde liegen (s. Info-     hang stehen und auf unterschiedliche
Nahrungszufuhr nur einen gerin-               kasten). Wird der frühere Grenzwert        Mechanismen zurückzuführen sind (s.
gen Einfluss auf das Auftreten eines          eines als normal erachteten Serum-         Tab. 2).
Vitamin-B12-Mangels hat, zeigt auch           Vitamin-B12-Spiegels von >150 pmol/l          So sind etwa kognitive Störungen
eine weitere Untersuchung an älte-            (200 pg/ml) als Beurteilungskriterium      häufig mit einem Vitamin-B12-Mangel
ren Personen. Obwohl 46 % der Senio-          herangezogen, dann sind nur 10–15 %        bzw. erhöhten Konzentrationen an
ren angaben, regelmäßig Cobalamin             der älteren Personen als unterversorgt     Homocystein und Methylmalonsäure
als Supplement bzw. angereicherte             einzustufen. Dabei treten die klassi-      in Verbindung zu bringen [73]. Dabei
Lebensmittel zu verzehren, wiesen             schen Mangelsymptome wie megalo-           ist offenbar der Homocysteinspiegel

Ernährungs-Umschau 51 (2004) Heft 3                                                                                          93
In der Diskussion

Tab. 2: Pathobiochemische Veränderungen im Vitamin-B12-Mangel, die an der Entste-   Hier ist der Vitamin-B12-Status bei
hung neuropsychiatrischer Symptome beteiligt sind [73]                              etwa 30 % aller depressiven Patienten
                                                                                    unzureichend [25].
 ■ Bildung reaktiver Sauerstoffspezies aus Homocystein ↑                               Darüber hinaus besteht der Ver-
 ■ Homocysteininduzierte Schädigung von Neurotransmitter-Rezeptoren ↑
                                                                                    dacht, dass eine unzureichende Vita-
                                                                                    min-B12-Versorgung die Entstehung
 ■ Homocysteininduzierte Apoptose von Nervenzellen ↑                                bzw. den Verlauf von Demenzerkran-
 ■ Bildung von S-Adenosylmethionin (SAM) ↓, Bildung von S-Adenosylhomocystein       kungen (z. B. Morbus Alzheimer) ne-
   (SAH) ↑                                                                          gativ beeinflusst. So findet sich bei Pa-
 ■ SAM-abhängige Methylierung von Phospholipiden, Myelin und Neurotransmitter-      tienten mit diagnostizierter Alzhei-
   vorstufen ↓                                                                      mer- oder vaskulärer Demenz eine
                                                                                    auffallende Häufung erhöhter Ho-
                                                                                    mocysteinwerte [15, 39, 40]. Dieser
ein wesentlicher Prädiktor für die geis-   65 Jahre einschloss, befanden sich in    Befund wird durch die umfangreichen
tige Leistungsfähigkeit [48]. Schätzun-    der Gruppe mit Vitamin-B12-Mangel        Daten des Framingham-Kollektivs
gen gehen davon aus, dass bei Älteren      doppelt so viele Personen mit Depres-    unterstützt, wonach sich das Risiko
die Varianz in kognitiven Leistungs-       sionen wie in der Gruppe mit Vitamin-    einer Alzheimer-Demenz bei Plasma-
tests, unabhängig vom Intelligenz-         B12-Werten im Normbereich [42]. Auch     Homocysteinkonzentrationen          über
quotienten, zu etwa 11 % auf die           In einer niederländischen Untersu-       14 µmol/l nahezu verdoppelt [60].
Homocysteinkonzentration zurückzu-         chung mit 3 884 Senioren war das Auf-       Bislang fehlen groß angelegte Inter-
führen ist [9].                            treten depressiver Symptome mit der      ventionsstudien, die den Nutzen einer
   Ein Vitamin-B12-Defizit scheint         Vitamin-B12- und Homocysteinkon-         Vitamin-B12-Medikamention bei neu-
auch die Stimmungslage zu beein-           zentration im Blut assoziiert. Beson-    rokognitiven Störungen und Demen-
trächtigen. In einer epidemiologi-         ders ausgeprägt ist dieser Zusammen-     zerkrankungen zweifelsfrei belegen
schen Studie, die 700 Personen über        hang bei hospitalisierten Personen.      [28]. Da der Vitamin-B12-Stoffwechsel
                                                                                    eng mit dem der Folsäure vergesell-
                                                                                    schaftet ist und ein Defizit jeweils zu
 Zusammenfassung
                                                                                    erhöhten Homocysteinkonzentratio-
 Vitamin-B12-Mangel im höheren Lebensalter                                          nen führt, erweist es sich als schwie-
                                                                                    rig, den Einfluss der beiden Vitamine
 Pathogenetische Aspekte eines weit verbreiteten Problems
                                                                                    voneinander abzugrenzen. Klinische
 A. Ströhle, M. Wolters, A. Hahn, Hannover                                          Interventionsstudien zur kombinier-
 Ältere Personen sind häufig von einem Vitamin-B12-Defizit betroffen. Wird der      ten Therapie mit Folsäure und Vitamin
 frühere Grenzwert eines ausreichenden Serum-Vitamin-B12-Spiegels von etwa          B12 lieferten widersprüchliche Ergeb-
 150 pmol/l (200 pg/ml) als Beurteilungskriterium herangezogen, dann sind be-       nisse. So zeigte sich in einigen Unter-
 reits 10–15 % der älteren Personen als unterversorgt einzustufen. Finden dage-     suchungen eine Verbesserung der ko-
 gen die als wünschenswert erachteten Serum-Cobalamin-Spiegel im Bereich von        gnitiven Leistungsfähigkeit nach Ver-
 220–258 pmol/l (300–350 pg/ml) oder sensitivere Parameter wie die Konzentra-       abreichung von Vitamin B12 und Fol-
 tionen an Homocystein und Methylmalonsäure Verwendung, dann steigt die             säure [38, 41, 68], während in anderen
 Prävalenz des Vitamin-B12-Mangels auf bis zu 43 % an. Bei älteren Personen ist     Studien keine positiven Ergebnisse zu
 das Vitamin-B12-Defizit vorwiegend auf eine unzureichende Bildung von Ma-          erzielen waren [16, 27, 33]. Vermutlich
 gensaft (HCl und Pepsinogen) zurückzuführen, wodurch die Absorption der in         spielt für den Erfolg der Therapie ins-
 der Nahrung enthaltenen Cobalamin-Protein-Komplexe deutlich reduziert ist.         besondere die frühzeitige Intervention
 Hauptursache hierfür sind entzündliche Prozesse der Magenmukosa, die primär        eine Rolle [37].
 auf dem Boden einer atrophischen Gastritis vom Typ B entstehen. Etwa 20–50 %
 der Senioren sind hiervon betroffen. Zudem ist die eingeschränkte Säurepro-        Empfehlungen für die
 duktion des Magens mit einer Alkalisierung des Dünndarmmilieus verbunden,          Praxis
 in deren Folge sich ein Overgrowth-Syndrom entwickeln kann und die Vitamin-
 B12-Verfügbarkeit weiter reduziert. Daneben hemmen eine Reihe von Medika-          Die Problematik der Vitamin-B12-Ver-
 menten die intestinale Absorption von Vitamin B12. Hierzu zählen Protonen-         sorgung hat verschiedene Institutio-
 Pumpen-Inhibitoren (Omeprazol und Lansoprazol) und H2-Rezeptoren-Blocker           nen dazu veranlasst, eine Empfehlung
 (Cimetidin, Ranitidin) sowie der Cholesterinsenker Cholestyramin, verschiedene     zur generellen Supplementierung von
 Antibiotika und das Antidiabetikum Metformin. Bereits eine leichte Beeinträch-     Cobalamin bei älteren Menschen aus-
 tigung des Vitamin-B12-Status steht im Zusammenhang mit neuropsychiatrischen       zusprechen. So wurde die aus den
 Symptomen (Konzentrationsstörungen, depressive Stimmungslage). Darüber             amerikanischen „Dietary Guidelines
 hinaus besteht der Verdacht, dass eine unzureichende Vitamin-B12-Versorgung        for the Americans“ abgeleitete Ernäh-
 die Entstehung bzw. den Verlauf von Demenzerkrankungen (z. B. Morbus Alz-          rungspyramide in einer modifizierten
 heimer) negativ beeinflusst. Dies gilt insbesondere dann, wenn gleichzeitig ein    Version für Menschen im Alter von
 Defizit an Folsäure besteht. Auf Grund der unsicheren Bedarfsdeckung sollte die    über 70 Jahren veröffentlicht. Diese
 Vitamin-B12-Versorgung älterer Personen (≥60 Jahre) engmaschig überwacht           überarbeitete Pyramide unterscheidet
 und eine generelle Supplementierung von Vitamin B12 (≥50 µg/ Tag) in Erwä-         sich von der herkömmlichen dahinge-
 gung gezogen werden.                                                               hend, dass die tägliche Supplementie-
                                                                                    rung von Vitamin B12, D und Calcium
 Ernährungs-Umschau 51 (2004), S. 90–95                                             (sowie Folsäure in Form angereicher-
                                                                                    ten Mehls wie in den USA vorgeschrie-

94                                                                                      Ernährungs-Umschau 51 (2004) Heft 3
In der Diskussion

ben) empfohlen wird [52]. Auch das                         AM, Herbert V: Increased intake of calcium                 national Life Science Institute Press, Was-
                                                           reverses vitamin B12 malabsorption induced                 hington DC, 7th Edition, pp 191-205 (1996)
US-amerikanische „Food and Nutriti-                        by metformin. Diabetes Care 23 (2000) 1227-          23.   Herrmann W, Schorr H, Bodis M, Knapp JP,
on Board“ empfiehlt älteren Men-                           1231                                                       Muller A, Stein G, Geisel J: Role of homocy-
schen die Verwendung von Vitamin-                     5.   Bischoff SC: Vitamin-B12-Mangel im Alter: Ur-              steine, cystathionine and methylmalonic
B12-Supplementen und/oder den Ver-                         sachen und Konsequenzen. Aktuel Ernähr                     acid measurement for diagnosis of vitamin
                                                           Med 27 (2002) 29-35                                        deficiency in high-aged subjects. Eur J Clin
zehr entsprechend angereicherter Le-                  6.   Bjorkegren K, Svardsudd K: Elevated serum                  Invest 30 (2000) 1083-1089
bensmittel (z. B. Getreideprodukte),                       levels of methylmalonic acid and homocy-             24.   Hurwitz A, Brady DA, Schaal SE, Samloff IM,
da die Absorption von Vitamin B12 in                       steine in elderly people. A population-based               Dedon J, Ruhl CE: Gastric acidity in older
kristalliner Form durch eine atrophi-                      intervention study. J Intern Med 246 (1999)                adults. JAMA 278 (1997) 659-662
                                                           317-324                                              25.   Hutto BR: Folate and cobalamin in psychia-
sche Gastritis vom Typ B nicht be-                    7.   Bjorkegren K, Svardsudd K: Serum cobala-                   tric illness. Compr Psychiatry 38 (1997) 305-
einflusst wird [2]. Allerdings zeigen                      min, folate, methylmalonic acid and total                  314
Untersuchungen, dass die Verwen-                           homocysteine as vitamin B12 and folate tis-          26.   Institute of Medicine, Food and Nutrition Bo-
dung entsprechender Nahrungsergän-                         sue deficiency markers amongst elderly Swe-                ard: Dietary reference intakes for thiamine,
                                                           des – a population-based study. J Intern Med               riboflavin, niacin, vitamin B6, folate, vitamin
zungsmittel oder angereicherter Le-                        249 (2001) 423-432                                         B12, pantothenic acid, biotin, and choline. A
bensmittel zwar die Prävalenz des                     8.   Bradford GS, Taylor CT: Omeprazole and                     report of the Standing Committee on the
Vitamin-B12-Mangels bei Senioren                           vitamin B12 deficiency. Ann Pharmacother 2                 Scientific Evaluation of Dietary Reference In-
senkt, das Risiko auf Grund der oft-                       (1999) 641-643                                             takes and its Panel on Folate, Other B Vita-
                                                      9.   Budge M, Johnston C, Hogervorst E, de Jager C,             mins, and Choline and Subcommittee on
mals zu geringen Dosierung jedoch                          Milwain E, Iversen SD, Barnetson L, King E,                Upper Reference Levels of Nutrients. Natio-
grundsätzlich bestehen bleibt [30, 35,                     Smith AD: Plasma total homocysteine and                    nal Academy Press, Washington D.C. (1998)
46, 55]. Selbst eine Supplementie-                         cognitive performance in a volunteer elderly         27.   Johnson MA, Hawthorne NA, Brackett WR, Fi-
rung im Bereich von bis zu 50 µg/ Tag                      population. Ann N Y Acad Sci 903 (2000) 407-               scher JG, Gunter EW, Allen RH, Stabler SP: Hy-
                                                           410                                                        perhomocysteinemia and vitamin B-12 defi-
reicht offenbar nicht aus, eine adä-                 10.   Carmel R: Cobalamin, the stomach, and                      ciency in elderly using Title IIIc nutrition ser-
quate Versorgung (Serum-Cobalamin                          aging. Am J Clin Nutr 66 (1997) 750-759                    vices. Am J Clin Nutr 77 (2003) 211-220
>220 pmol/l) älterer Menschen sicher-                11.   Carmel R: Current concepts in cobalamin de-          28.   Joosten E: Homocysteine, vascular dementia
zustellen [46].                                            ficiency. Annu Rev Med 51 (2000) 357-375                   and Alzheimer’s disease. Clin Chem Lab Med
                                                     12.   Charlton KE, Kruger M, Labadarios D, Wol-                  39 (2001) 717-720
   Offizielle Ernährungsorganisatio-                       marans P, Aronson I: Iron, folate and vitamin        29.   Klee GG: Cobalamin and folate evaluation:
nen wie die Deutsche (DGE), Öster-                         B12 status of an elderly South African popu-               measurement of methylmalonic acid and
reichische (ÖGE) und Schweizerische                        lation. Eur J Clin Nutr 51 (1997) 424-430                  homocysteine vs vitamin B12 and folate. Clin
(SGE) Gesellschaft für Ernährung ha-                 13.   Cheli R, Simon L, Aste H, Figus IA, Nicolo G,              Chem 46 (2000) 1277-1283
                                                           Bajtai A, Puntoni R: Atrophic gastritis and in-      30.   Koehler KM, Romero LJ, Stauber PM, Pareo-
ben sich bislang nicht für eine gene-                      testinal metaplasia in asymptomatic Hunga-                 Tubbeh SL, Liang HC, Baumgartner RN,
relle Vitamin-B12-Supplementierung                         rian and Italian populations. Endoscopy 12                 Garry PJ, Allen RH, Stabler SP: Vitamin sup-
älterer Menschen ausgesprochen.                            (1980) 105-108                                             plementation and other variables affecting
Eine solche Maßnahme wird nur je-                    14.   Christiansen PM: The incidence of achlorhy-                serum homocysteine and methylmalonic
                                                           dria and hypochlorhydria in healthy subjects               acid concentrations in elderly men and wo-
nen Personen empfohlen, die eine                           and patients with gastrointestinal diseases.               men. J Am Coll Nutr 15 (1996) 364-376
diagnostisch gesicherte atrophische                        Scand J Gastroenterol 3 (1968) 497-508               31.   Krajcovicova-Kudlackova M, Blazicek P, Kop-
Gastritis aufweisen [18]. Demzufolge                 15.   Clarke R, Smith AD, Jobst KA, Refsum H, Sut-               cova J, Bederova A, Babinska K: Homocystei-
wäre es notwendig, alle ältere Perso-                      ton L, Ueland PM: Folate, vitamin B12, and se-             ne levels in vegetarians versus omnivores.
                                                           rum total homocysteine levels in confirmed                 Ann Nutr Metab 44 (2000) 135-138
nen (>60 Jahre) einem umfangreichen                        Alzheimer disease. Arch Neurol 55 (1998)             32.   Krasinski SD, Russell RM, Samloff IM, Jacob
und kostenintensiven Screening zu                          1449-1455                                                  RA, Dallal GE, McGandy RB, Hartz SC: Fundic
unterziehen, was jedoch wenig prakti-                16.   Clarke, R., Harrison, G., Richards, S.: Vital Tri-         atrophic gastritis in an elderly population.
kabel erscheint.                                           al Collaborative Group: Effect of vitamins                 Effect on hemoglobin and several serum nu-
                                                           and aspirin on markers of platelet activation,             tritional indicators. J Am Geriatr Soc 34
   Auf Grund der hohen Prävalenz des                       oxidative stress and homocysteine in people                (1986) 800-806
Vitamin-B12-Mangels und der Tatsa-                         at high risk of dementia. J. Intern. Med. 254        33.   Kwok T, Tang C, Woo J, Lai WK, Law LK, Pang
che, dass ein entsprechendes Defizit                       (2003) 67-75.                                              CP: Randomized trial of the effect of supple-
vermutlich mit der Entstehung neuro-                 17.   Desouza C, Keebler M, McNamara DB, Fonse-                  mentation on the cognitive function of older
                                                           ca V: Drugs affecting homocysteine metabo-                 people with subnormal cobalamin levels. Int.
kognitiver Störungen verbunden ist,                        lism: impact on cardiovascular risk. Drugs 62              J. Geriatr. Psychiatry 13 (1998) 611-616
ist eine generelle Supplementierung                        (2002) 605-616                                       34.   Lindeman RD, Romero LJ, Koehler KM, Liang
von Vitamin B12 (>50 µg/Tag) [46] bei                18.   Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Öster-                HC, LaRue A, Baumgartner RN, Garry PJ: Se-
älteren Personen (≥60 Jahre) in Erwä-                      reichische Gesellschaft für Ernährung,                     rum vitamin B12, C and folate concentrations
                                                           Schweizerische Gesellschaft für Ernährungs-                in the New Mexico elder health survey: corre-
gung zu ziehen. Eine solche Maßnah-                        forschung, Schweizerische Vereinigung für Er-              lations with cognitive and affective func-
me ist mit keinen gesundheitlichen                         nährung (Hrsg.): Referenzwerte für die Nähr-               tions. J Am Coll Nutr 19 (2000) 68-76
Risiken verbunden und daher auch im                        stoffzufuhr. Umschau Braus, Frankfurt a. M.,         35.   Lindenbaum J, Rosenberg IH, Wilson PW, Sta-
Hinblick einer Nutzen-Risiko-Abwä-                         S. 131-135 (2000)                                          bler SP, Allen RH: Prevalence of cobalamin
                                                     19.   Feldman M, Cryer B, McArthur KE, Huet BA,                  deficiency in the Framingham elderly popu-
gung von Vorteil.                                          Lee E: Effects of aging and gastritis on gastric           lation. Am J Clin Nutr 60 (1994) 2-11
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   Mangels: nur scheinbar ein Kinderspiel.           20.   Haddad EH, Berk LS, Kettering JD, Hubbard                  323 (2001) 920-922
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Ernährungs-Umschau 51 (2004) Heft 3                                                                                                                                95
In der Diskussion

      berg B: Hyperhomocysteinaemia - a com-             59. Selhub J, Jacques PF, Wilson PW, Rush D, Ro-
      mon finding in a psychogeriatric population.           senberg IH: Vitamin status and intake as pri-
      Eur J Clin Invest 26 (1996) 853-859                    mary determinants of homocysteinemia in
40.   Nilsson K, Gustafson L, Hultberg B: The plas-          an elderly population. JAMA 270 (1993) 2693-
      ma homocysteine concentration is better                2698
      than that of serum methylmalonic acid as a         60. Seshadri S, Beiser A, Selhub J, Jacques PF, Ro-
      marker for sociopsychological performance              senberg IH, D’Agostino RB, Wilson PW, Wolf
      in a psychogeriatric population. Clin Chem             PA: Plasma homocysteine as a risk factor for
      46 (2000) 691-696                                      dementia and Alzheimer’s disease. N Engl J
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      ment of cognitive functions after cobala-          61. Siurala M, Isokoski M, Varis K, Kekki M: Pre-
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      50 (2002) 146-151                                  Prof. Dr. Andreas Hahn
56.   Seetharam B,Yammani RR: Cobalamin trans-
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                                                         Universität Hannover
      tors. Expert Rev Mol Med 5 (2003) 1-18             Institut für Lebensmittelwissenschaft
57.   Seetharam B: Receptor-mediated endocyto-           Abteilung für Ernährungsphysiologie
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                                                         Wunstorfer Str. 14
      B vitamins, homocysteine, and neurocogni-          30453 Hannover
      tive function in the elderly. Am J Clin Nutr 71    E-Mail:
      (2000) 614S-620S                                   andreas.hahn@lw.uni-hannover.de

96                                                                                                              Ernährungs-Umschau 51 (2004) Heft 3
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