Von der Vision zur konkreten Projektarbeit - Das MORO-Projekt "Metropolregion Stuttgart" - beim ...

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Von der Vision zur konkreten Projektarbeit - Das MORO-Projekt "Metropolregion Stuttgart" - beim ...
Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) „Überregionale
Partnerschaften – Innovative Projekte zur stadtregionalen Kooperation,
Vernetzung und gemeinsamen großräumigen Verantwortung“
                                                                         MORO

Von der Vision zur konkreten Projektarbeit
Das MORO-Projekt „Metropolregion Stuttgart“

                           REGIONALVERBAND

                           NORDSCHWARZWALD
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Impressum
ARGE der Regionalverbände der Europäischen Metropolregion Stuttgart

Geschäftsstelle: Verband Region Stuttgart
Kronenstraße 25, 70174 Stuttgart
Telefon: 0711-22 75 9-0
Telefax: 0711-22 75 9-70

Gestaltung:
Verband Region Stuttgart

Textredaktion:
Sabine Eppler

Lektorat:
geo-lektorat Katrin Viviane Kurten

Druck:
Fischbach-Druck GmbH
Erwin-Seiz-Straße 17
72764 Reutlingen

Alle Rechte vorbehalten.

2 MORO
Von der Vision zur konkreten Projektarbeit - Das MORO-Projekt "Metropolregion Stuttgart" - beim ...
Das Modellvorhaben der Raumordnung
„Überregionale Partnerschaften“
Bund und Länder haben gemeinsam im Rahmen der Ministerkonferenz für Raumordnung Leitbilder und Hand-
lungsstrategien für die künftige Raumentwicklung in Deutschland erarbeitet. Ein wesentliches Element dieser
Leitbilder ist die Förderung von Partnerschaften in den großen Verflechtungsräumen der Metropolregionen und
städtischen Ballungsräume. Dazu wurden Modellvorhaben der Raumordnung mit dem Ziel initiiert, durch inno-
vative Projekte zur stadtregionalen Kooperation und zur Wahrnehmung gemeinsamer Verantwortung verschie-
denste Akteure aus unterschiedlich strukturierten – d. h. hoch verdichteten, metropolitanen wie auch struktur-
schwachen und peripheren – Teilräumen zu vernetzen. Bei den großräumigen Partnerschaften ging es nicht
nur darum, die wirtschaftlichen Potenziale der kooperierenden Räume in Form einer langfristig angelegten,
gemeinsamen Raumentwicklungsstrategie auszubauen. Die beteiligten Akteure sollten vor allen Dingen auch
über größere Distanzen hinweg zusammenarbeiten und erproben, welche spezifischen Organisationsformen
(Governance-Strukturen) einer Großregion dazu verhelfen können, Projekte mit einem konkreten regionalen
Nutzen zu generieren.

Der mit den Modellvorhaben verfolgte Strategieansatz, Potenziale in gemeinsamer solidarischer Verantwortung
zu bündeln und zu vernetzen, hat sich in der Modellregion Metropolregion Stuttgart – wie in nahezu sämtlichen
der sieben bundesweit beteiligten Modellregionen – bewährt. Basierend auf Freiwilligkeit und Selbstorganisa-
tion konnten neue Kooperationsformen geschaffen werden, die hinsichtlich ihres räumlichen Umgriffs von den
Akteuren der jeweiligen Modellregionen selbst festgelegt worden sind. Der langfristig zu erwartende regionale
Mehrwert der großräumigen Partnerschaften wurde, ausgehend von einer gemeinsamen Problemsicht, spezi-
fiziert und im Rahmen eines harmonisierten und abgestimmten Entwicklungsleitbildes über konkrete Projekte
erarbeitet.

In der Metropolregion Stuttgart fanden auf diesem Wege fünf unterschiedlich strukturierte Regionen von Baden-
Württemberg auf Arbeitsebene zueinander. Das Ergebnis war ein gemeinsames regionales Entwicklungskon-
zept, das mit konkreten Projekten untermauert wurde und Impulse bislang nicht genutzter Möglichkeiten der
Zusammenarbeit innerhalb der Großregion lieferte. Ich würde mich freuen, wenn dieser begrüßenswerte Ansatz
zu großräumigen Partnerschaften auf Initiative der Metropolregion Stuttgart – wie auch in den anderen Modell-
regionen – in Zukunft eigenständig weiterentwickelt und fortgeführt werden würde.

                     Manfred Sinz
                   Ministerialdirigent
             Bundesministerium für Verkehr,
               Bau- und Stadtentwicklung

                                                                                                     MORO 3
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Innovation durch Kooperation – das Markenzeichen der Europäischen
Metropolregion Stuttgart
Zwei Jahre lang arbeiteten die fünf Regionalverbände in der Metropolregion Stuttgart und die Wirtschaftsförde-
rung Region Stuttgart GmbH unter dem Dach des Modellvorhabens der Raumordung (MORO) „Überregionale
Partnerschaften“ eng zusammen. Von 2008 bis 2010 förderte der Bund im Rahmen von MORO bundesweit sie-
ben Modellregionen, eine davon unter dem Titel „Metropolregion Stuttgart“. In dieser Zeit entwickelte sich eine
neue Form der überregionalen Kooperation, die bereits im Landesentwicklungsplan von 2002 grob skizziert ist:
eine großräumige Partnerschaft, deren dynamische Entwicklung mit viel Spannung verfolgt werden konnte; ein
Prozess, der permanent neue Gestaltungsmöglichkeiten bot und die Metropolregion auch in Zukunft voranbrin-
gen wird.

In den zwei Jahren der Förderung durch MORO konnten dreierlei Vorhaben abgeschlossen oder angestoßen
werden: Ein gemeinsames Regionales Entwicklungskonzept steht, dessen Umsetzung durch konkrete Projekte
sehr vielversprechend angelaufen ist, und die Zusammenarbeit von wirtschaftlichen Clusterinitiativen und Netz-
werken ist auf einem guten Weg.

     Angela Bernhardt,                           Dirk Büscher,                           Thomas Eble,
    Verbandsdirektorin                          Verbandsdirektor                       Verbandsdirektor
Regionalverband Neckar-Alb              Regionalverband Nordschwarzwald         Regionalverband Ostwürttemberg

4 MORO
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Die erfolgreiche Kooperation der Planungsinstitutionen über Verwaltungsgrenzen hinweg ist ein Markenzeichen
der Metropolregion Stuttgart. Das Modellvorhaben hat wesentlich dazu beigetragen, indem es u. a. intensive
Diskussions- und Abstimmungsprozesse im Rahmen gemeinsamer Projekte ermöglichte. Die Kooperations-
partner koordinierten Siedlungsentwicklungen, entwarfen die Grundlagen einer Logistikkonzeption, realisierten
einen „Bahntag“, formulierten Forderungen zur Einbindung der Metropolregion in das Schienennetz und konzi-
pierten Cluster- und Netzwerkveranstaltungen. Dies sind nur einige Beispiele für die konkrete Umsetzung des
Konzepts einer intensiven Kooperation zwischen den Regionen.

Wer die Wettbewerbsfähigkeit verbessern will, muss die Zusammenarbeit der Regionen fördern und ausbauen.
Dies gilt ganz allgemein, aber insbesondere für die Metropolregion Stuttgart. Als exportorientierter Hightech-
Standort müssen wir alle Synergien nutzen, die die Regionen bieten, um bei Innovationen und technischen Stan-
dards in der ersten Liga mitzuspielen. Die Entwicklung darf nicht ins Stocken geraten. Begonnenes fortsetzen,
Neues entwickeln, Zusammenarbeit pflegen und verstetigen – und zwar auf allen Ebenen: Das muss unsere
künftige Arbeit bestimmen. „Nicht Konkurrenz, sondern Kooperation“ ist das Motto für das Miteinander in der
Europäischen Metropolregion Stuttgart.

           Klaus Mandel,                          Dr. Walter Rogg,                     Jeannette Wopperer,

         Verbandsdirektor               Geschäftsführer Wirtschaftsförderung            Regionaldirektorin

 Regionalverband Heilbronn-Franken            Region Stuttgart GmbH                  Verband Region Stuttgart

                                                                                                       MORO 5
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Inhaltsverzeichnis

     Das MORO-Projekt „Metropolregion Stuttgart“

             Großräumige Verantwortungsgemeinschaften als
             Antwort auf globale Entwicklungen                             9

             Die Europäische Metropolregion Stuttgart – eine von sieben
             MORO-Regionen                                                 11

             Eine Metropolregion mit ganz eigener Charakteristik           14

             Die Europäische Metropolregion Stuttgart in Zahlen            16

     Inhalte und Projekte

             Das Regionale Entwicklungskonzept der Europäischen
             Metropolregion Stuttgart                                      18

             Schwerpunktthemen der Europäischen Metropolregion Stuttgart   20

             Neue Lösungsstrategien für überregionale Probleme – am
             Beispiel Landnutzung und Klimawandel                          22

             Das Schienennetz – ein entscheidender Baustein der
             Gateway-Strukturen                                            24

             Logistik in der Europäischen Metropolregion Stuttgart         26

             Netzwerk- und Clusterförderung – Bündelung der Kompetenzen    28

     Ausblick

             Ergebnisse und Ausblick des MORO-Projekts
             „Metropolregion Stuttgart“                                    31

     Adressen und weitere Informationen                                    33

     Bildnachweis                                                          34

                                                                                MORO 7
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Das MORO-Projekt
„Metropolregion Stuttgart“

8 MORO
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Großräumige Verantwortungsgemeinschaften als Antwort auf
globale Entwicklungen
Globale Herausforderungen wie der Klimawandel, die        Vier Fragestellungen als Grundlage für die Ar-
Verknappung natürlicher Ressourcen und die Globa-         beit im MORO-Modellvorhaben:
lisierung in ihren vielen Facetten machen großräumi-
ge Verantwortungsgemeinschaften immer dringlicher.           Wie können Wachstum und Innovationsfähig-
Die Europäischen Metropolregionen sollen dabei als           keit praktisch erreicht werden?
Motoren der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozi-      Wie können sich – neben den großen Bal-
alen und kulturellen Entwicklung fungieren. Sie wer-         lungsgebieten und Agglomerationen von wirt-
den als die Initiatoren von Innovationskompetenz und         schaftlich relevanten Unternehmen und
Wachstum gesehen. Eine davon ist die Europäische             Einrichtungen – ländlich strukturierte Gebiete
Metropolregion Stuttgart.                                    in den Wachstumsprozess einklinken und ihn
                                                             auch selbst fördern?
Die Leitbilder der Raumordnung                               Welchen Beitrag können regionale Koopera-
                                                             tionen leisten?
Die Lissabon-Strategie aus dem Jahr 2000 – ab dem            Bei welchen Themen kann der neue räum-
Jahr 2011 durch die Strategie Europa 2020 abgelöst           liche Zuschnitt „Metropolregion“, im Sinne
und weiterentwickelt – soll die EU-Länder zum dy-            einer überregionalen Partnerschaft, einen
namischsten und innovativsten Wirtschaftsraum der            Zusatznutzen bringen?
Welt entwickeln.
                                                          An diesen Fragestellungen orientierte sich seit 2008
Ein deutscher Beitrag zur Umsetzung und Unterstüt-        die Arbeit im Rahmen des Bundesprojekts „Überregi-
zung dieser Strategie sind die Leitbilder der Minis-      onale Partnerschaften“.
terkonferenz für Raumordnung aus dem Jahr 2006.
Sie geben den Handlungsrahmen und die politischen         Als zentrale Voraussetzung für die Förderung im
Strategien der deutschen Raumordungspolitik vor.          Rahmen dieses Projekts mussten die Regionen und
                                                          Verwaltungseinheiten bereits eigene Organisations-
Im Leitbild 1 „Wachstum und Innovation“ wird die          kompetenz entwickelt haben bzw. sich auch darüber
Bedeutung von Metropolregionen und ihr Beitrag für        definieren.
die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und Eu-
ropas hervorgehoben. Gleichzeitig wird aber auch eine
auf Ausgleich gerichtete Raumordungspolitik verfolgt.
Neben den Metropolregionen und anderen Ballungs-
räumen sollen auch weitere, eher ländlich strukturierte
Gebiete in den Wachstums- und Innovationsprozess
eingebunden werden und dazu beitragen.

MORO – das Modellvorhaben der Raumord-
nung „Überregionale Partnerschaften“

Im Jahr 2008 wurde das Modellvorhaben der Raum-
ordnung (MORO) „Überregionale Partnerschaften –
Innovative Projekte zur stadtregionalen Koopera-
tion, Vernetzung und gemeinsamen großräumigen
Verantwortung“ vom Ministerium für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung (BMVBS) und dem Bundesin-
stitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
ins Leben gerufen.

Das Modellvorhaben sollte die Erprobung und Umset-
zung des Leitbildes „Wachstum und Innovation“ un-
terstützen.

                                                                                                      MORO 9
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Großräumige Verantwortungsgemein-
schaften – ein neuer Ansatz der Kooperation

Neu an dem auf Bundesebene initiierten MORO-Pro-
jekt „Überregionale Partnerschaften“ war die Koopera-
tionsform verschiedener Teilregionen. Anstatt die Ko-
operation auf ähnliche und nah beieinanderliegende
Gebiete zu fokussieren, wurde eine Raumordnungs-
politik entwickelt, in der international bedeutende Zen-
tren, städtische und ländliche, zentrale und periphere
sowie wirtschaftlich starke und schwache Regionen
zusammenarbeiten.

Strukturell und ökonomisch ganz unterschiedliche
Regionstypen sollten im Rahmen ihrer Möglichkeiten
und durch ihre spezifischen Stärken dazu beitragen,
Wachstum und Innovation in der Gesamtregion zu för-
dern.

Bei einem solchen Ansatz ist es notwendig, in allen
Teilregionen Potenziale zu erkennen, zu bündeln und
zu vernetzen. „Großräumige Verantwortungsgemein-
schaften“ – als Strategie verstanden – setzen darauf,
dass die „starken“ Regionen ihrer Aufgabe als Moto-
ren noch besser gerecht werden und gleichzeitig eine
partnerschaftliche Verantwortung mit benachbarten
Regionen entwickeln.

10 MORO
Die Europäische Metropolregion Stuttgart – eine von sieben
MORO-Regionen
Die Europäische Metropolregion Stuttgart konnte, als      renzfähigkeit weiterzuentwickeln und zu stärken (LEP,
eine von sieben Modellregionen, die Förderung durch       S. 44). In diesem Sinne hatten sich die fünf beteiligten
das MORO-Projekt „Überregionale Partnerschaften“          Regionalverbände der Metropolregion bereits darüber
in Anspruch nehmen. Insgesamt hatten sich 60 Regi-        verständigt, gemeinsame Zielsetzungen, unterschied-
onen und Verwaltungseinheiten beworben.                   liche Ansätze und Interessenkonflikte herauszuarbei-
                                                          ten und zu diskutieren.
Die räumliche Dimension der Europäischen
Metropolregion Stuttgart                                  Am Anfang stand eine Bestandsaufnahme der Zu-
                                                          sammenarbeit in diesem locker abgegrenzten Metro-
Während der zweijährigen Dauer des Modellvorha-           polraum. Ziel war es, aus der Lebenswirklichkeit der
bens konnten wichtige Handlungsansätze für die            Menschen und der Wirtschaft in diesem Raum, die
weitere Entwicklung der Europäischen Metropolregi-        nicht an Verwaltungs- oder Regionsgrenzen enden,
on Stuttgart erarbeitet werden. Die erste Ausweisung      weitere Möglichkeiten für eine großräumige Zusam-
der Europäischen Metropolregion erfolgte bereits          menarbeit zu finden und sich an gemeinsamen Pro-
1995 durch die Ministerkonferenz für Raumordnung          jekten zu orientieren.
(MKRO) und umfasste in erster Linie den Bereich der
Region Stuttgart – wobei bereits damals themenbezo-       Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit stand die Ent-
gen Projekte gemeinsam mit Partnern außerhalb die-        wicklung und Konkretisierung eines gemeinsamen
ses Raumes bearbeitet wurden. Mit dem Landesent-          Regionalen Entwicklungskonzepts.
wicklungsplan Baden-Württemberg wurde 2002 diese
Abgrenzung auf „insbesondere den Verdichtungsraum         Kernthemen, Zielsetzungen und Zuständig-
Stuttgart einschließlich der Räume um Heilbronn und       keiten des MORO-Projekts „Metropolregion
um Reutlingen/Tübingen und seine Randzone“ erwei-         Stuttgart“
tert.
                                                          Kernthemen für alle Beteiligten waren die Infrastruk-
Schon im „Raumordnungspolischen Handlungsrah-             tur, Freiräume und die Siedlungsentwicklung.
men“ von 1995 wird als Leitvorstellung formuliert, dass   Parallel wurden in Projekten der regionalen Wirt-
eine feste räumliche Abgrenzung weder möglich noch        schaftsförderung Akteure aus den Bereichen Virtual
sinnvoll ist, die Orientierung an einem Verdichtungs-     Engineering/Photonic, Design und Unternehmensfi-
raum und dessen Randzone allerdings unerlässlich er-      nanzierung vernetzt.
scheint. Demgemäß umfasste der Kooperationsraum
im Rahmen dieses Modellvorhabens neben der Re-            Das gemeinsame Vorhaben der beteiligten Akteure ist
gion Stuttgart auch die vier angrenzenden Regionen        dabei als themenbezogener Netzwerkansatz, basie-
Heilbronn-Franken, Neckar-Alb, Nordschwarzwald            rend auf folgenden Prinzipien, zu verstehen:
und Ostwürttemberg. Das Gebiet beinhaltet 43% der
Fläche Baden-Württembergs mit mehr als 400 Städ-              Kooperation
ten und Gemeinden sowie 20 Stadt- und Landkreisen.            Arbeitsteilung
5,3 Millionen Menschen leben hier – etwa die Hälfte           Erzielung von Synergien
der Einwohner des Landes.                                     Vermeidung von Überlastung.

Der Landesentwicklungsplan von 2002 setzt                 Zielsetzungen
erste Maßstäbe für die Entwicklung der Met-
ropolregion                                               Die Partner der Europäischen Metropolregion Stutt-
                                                          gart sahen in dem Modellvorhaben der Raumordung
Mit dem Landesentwicklungsplan (LEP) hatte das            (MORO) eine Möglichkeit, ihre überregionale Zusam-
Land Baden-Württemberg bereits im Jahr 2002 Ziel-         menarbeit zu stärken und durch konkrete Projekte zu
setzungen für die Entwicklung der Europäischen Met-       untermauern.
ropolregion Stuttgart (EMS) entwickelt und ihr „beson-
dere regionale Entwicklungsaufgaben“ bescheinigt.         Zielsetzungen der Zusammenarbeit waren:

Der LEP sieht es als erstrebenswert an, die Europä-           die Erarbeitung von gemeinsamen konzeptionel-
ische Metropolregion Stuttgart – aufgrund „ihrer her-         len Grundlagen,
ausragenden Funktionen im internationalen Maßstab             die Stärkung der spezifischen Schwerpunkte ein-
und ihrer besonderen Bedeutung für die gesellschaft-          zelner Teilräume und
liche, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwick-       die gezielte Bearbeitung von Schwächen mittels
lung des Landes“ – in ihrer Leistungs- und Konkur-            der gemeinsamen Umsetzung konkreter Projekte.

                                                                                                       MORO 11
12 MORO
Zuständigkeiten

Für die Beteiligten war es bei alldem sehr wichtig,
dass die Eigenständigkeit der Partner anerkannt wur-
de. Die Kooperation der sehr unterschiedlich struktu-
rierten Teilräume wurde dezentral organisiert: Es sollte
gewährleistet sein, dass Ziele und Anforderungen an
die einzelnen Teilregionen partnerschaftlich unterei-
nander abgestimmt werden. Bei den Einzelprojekten
sollte sichergestellt werden, dass die Interessen der
Zentren ebenso wie die der eher ländlich geprägten
Teilräume gleichermaßen zum Tragen kommen.

Die konkrete Zusammenarbeit der Regionalverbände
Heilbronn-Franken, Neckar-Alb, Nordschwarzwald,
Ostwürttemberg und des Verbands Region Stuttgart
fand in regelmäßigen Lenkungskreistreffen statt, in
denen sich die Verwaltung abstimmte. Die politische
Abstimmung und Zusammenarbeit erfolgte bei den Äl-
testenräten der fünf beteiligten Regionen.

Der Verband Region Stuttgart übernahm im Rahmen
von MORO „Metropolregion Stuttgart“ die Gesamtko-
ordination. Für das Projektmanagement waren pako-
ra.net – Netzwerk für Stadt und Raum und die Univer-
sität Stuttgart zuständig.

Jeweils ein Regionalverband zeichnete für die im Rah-
men von MORO entwickelten Projekte verantwortlich.
Unter Federführung der Wirtschaftsförderung Region
Stuttgart GmbH kooperierten auf der Projektebene
Netzwerk- und Clusterinitiativen.

Ein vielversprechender Freilandversuch

Die überregionale Kooperation im Rahmen von MORO
war nicht immer einfach. Die Regionalverbände in der       Die Kompetenzen der Regionalverbände
Metropolregion sind zugleich Nachbarn, aber – auf
bestimmten Themenfeldern – eben auch Konkurren-            Der Verband Region Stuttgart hat als einziger
ten. Bereits innerhalb der einzelnen Regionalverbän-       Regionalverband des Landes ein direkt gewähl-
de bestehen heterogene Strukturen, die sich aus den        tes Regionalparlament und ist neben der Regi-
Raum- und Verwaltungsstrukturen, der Geschichte            onalplanung und Landschaftsrahmenplanung
und den landsmannschaftlichen Verbundenheiten              auch für die Aufgabengebiete regionale Wirt-
ergeben. Dazu kommen große Unterschiede bei den            schaftsförderung, regionalbedeutsamer öffent-
Aufgaben- und Zuständigkeitsbereichen.                     licher Personennahverkehr, Teile der Abfallent-
                                                           sorgung, des regionalen Tourismusmarketings,
MORO war ein Freilandversuch, wie Partnerschaft –          Regionalverkehrsplans und Landschaftsparks
und damit auch Vertrauen – aufgebaut werden kann.          verantwortlich.
Die bisherigen Erfahrungen in der Metropolregion
Stuttgart sind ermutigend.                                 Alle anderen Verbände bewegen sich im We-
                                                           sentlichen im Bereich der Regional- und Land-
                                                           schaftsrahmenplanung, können aber – wie im
                                                           Landesplanungsgesetz vorgesehen – in allen
                                                           regionalbedeutsamen Angelegenheiten, insbe-
                                                           sondere bei der Wirtschaftsförderung und beim
                                                           Tourismusmarketing, Mitglied in Körperschaften,
                                                           Gesellschaften und Einrichtungen werden.

                                                                                                  MORO 13
Eine Metropolregion mit ganz eigener Charakteristik

Eine dezentrale Siedlungsstruktur, eine breit ange-
legte Verkehrsinfrastruktur, äußerst vielfältige und
reizvolle Landschaftsräume, wirtschaftliche Potenz,
hoher technologischer Standard, ein innovatives Mi-
lieu in vielen Bereichen, eine erstklassige Adresse für
Wissenschaft und Forschung – all dies prägt die Euro-
päische Metropolregion als Ganzes.

Die dezentrale Siedlungsstruktur beschreibt das
Nebeneinander großer ländlicher Teilräume und Ver-
dichtungsräume, die sich über die Gesamtregion ver-
teilen.

                                                          Die Vielfalt der Landschaft ist historisch gewachsen
                                                          und ergibt sich aus den natürlichen Voraussetzungen.
                                                          Ein breites Spektrum natürlicher Gegebenheiten und
                                                          unterschiedlicher kultureller Einflüsse, als Ergebnis
                                                          einer kleinteiligen territorialen Entwicklung, wirken bis
                                                          heute: kulturhistorische Baudenkmäler wie Burgen,
                                                          Schlösser, Kirchen, Klöster oder historische Stadtbil-
                                                          der; auch Konfessionen, Traditionen, Feste und Erb-
                                                          teilungssitten prägen den spezifischen Charakter des
                                                          Landschaftsgefüges und ergeben eine Vielfalt, die ih-
                                                          resgleichen sucht.

Eine diversifiziert angelegte Verkehrsinfrastruk-
tur sorgt für kurze und schnelle Wege innerhalb der
Metropolregion sowie für eine effektive Anbindung
an andere Städte und Regionen. Landesflughafen,
Neckarhäfen, ICE-Knoten Stuttgart, die Autobahnen
A6, A7, A8 und A81 sind nur die wichtigsten Adern
des Verkehrssystems. Mit dem Ausbau der Hochge-
schwindigkeitstrasse nach Ulm und dem Bahnknoten
Stuttgart 21 im Rahmen des europäischen Eisenbahn-
korridors Magistrale für Europa (Paris–Strasbourg–
Stuttgart–Wien–Bratislava) – als zentrale West-Ost-
Achse – wird die Region in Zukunft noch besser mit
internationalen Zentren von hoher wirtschaftlicher und
kultureller Bedeutung in West- und Osteuropa verbun-
den werden.

14 MORO
Ihre Wirtschaftskraft und die innerregionalen             gie- und Gründerzentren. Sie stellen die Verbindung
wirtschaftlichen Verflechtungen sind die herausra-        zwischen Wissenschaft, Unternehmen und Kommu-
genden Merkmale der Europäischen Metropolregion           nen her, erreichen regionale Integration, erzeugen
Stuttgart. Auch hier gilt der Satz: Das Ganze ist mehr    Standort- und Unternehmensvorteile und schaffen ein
als die Summe seiner Teile – vom Ausgleich zwischen       innovatives Umfeld.
städtisch und ländlich geprägten Gebieten profitiert
die Gesamtregion.                                         Last, not least punktet die Metropolregion bei Wis-
                                                          senschaft und Forschung: Erstklassige, großteils
Leitbranchen der Metropolregion sind der Fahrzeug-        historisch gewachsene und renommierte Hochschul-
bau, IT, Maschinenbau und Elektrotechnik.                 standorte mit vielen Universitäten, Fachhochschulen
Darüber hinaus gibt es bedeutende Cluster im Be-          und Pädagogischen Hochschulen umfassen fast alle
reich der Biotechnologie, u. a. in Stuttgart, Tübingen,   möglichen Fachgebiete und bieten der Industrie einen
Esslingen und Reutlingen.                                 interessanten Pool an künftigen Mitarbeitern.

                                                          Der Blick über den Tellerrand

                                                          Eine besondere Dynamik bekommen die Aktivitäten
                                                          der Region durch die intensive Kooperation über die
                                                          Regionsgrenzen hinweg.

                                                          Ein Beispiel: die BioRegio STERN – Stern steht für
                                                          die Zusammenarbeit der fünf Biotechnologie-Stand-
                                                          orte Stuttgart, Tübingen, Esslingen, Reutlingen und
                                                          Neckar-Alb.

                                                          Weitere Beispiele sind der Ausbau der Neckarschleu-
                                                          sen, die Tourismusförderung und die Entwicklung der
                                                          grünen Infrastruktur in den Landschaftsparks oder die
                                                          Zusammenarbeit im Bereich der Hochschulen.

Weitere Schwerpunkte liegen in den Bereichen:

   Papiertechnologie, Photonik und Oberflächen
   technologie in der Region Ostwürttemberg,
   Logistik und Handel sowie die Kompetenzclus-
   ter Glas und Verpackungsindustrie in der Region
   Heilbronn-Franken,
   Medizintechnik im Raum Hechingen,
   Textilindustrie und Textilmaschinenbau in der
   Region Neckar-Alb,
   Waagenindustrie im Zollernalbkreis,
   Medizin/Dentaltechnik, Kunststoffindustrie,
   Holz- und Möbelindustrie, industrielle
   Prozesstechnologie, Metallindustrie und
   die Schmuck- und Uhrenindustrie in der
   Region Nordschwarzwald.

Viele Firmen haben sich mit ihrer Zentrale fest in der
Metropolregion etabliert. Sie profitieren von einem der
ökonomisch stärksten Teilräume Europas und gege-
benenfalls von der Nähe zur politischen Führung des
Landes.

Der hohe technologische Standard zeigt sich in
Kompetenz- und Innovationszentren sowie Technolo-

                                                                                                    MORO 15
Die Europäische Metropolregion Stuttgart in Zahlen

Bevölkerung:                                                     Fläche:
Einwohner gesamt (2009):            5,3 Mio. Einw.               Gesamtfläche: 15.429 km² (2009), davon
Bevölkerungsdichte (2009):          343 Einw. / km²
Ausländeranteil (2009):             13 %

Bevölkerungsentwicklung
       von 1998 bis 2009:           + 2,9 %
       von 2009 bis 2025:           - 2,7 %

Bevölkerungsstruktur (2009)
       unter 18 Jahren:             964.104 (18,2 %)
       18 bis unter 65 Jahre:       3,3 Mio. (62,6 %)
       65 Jahre und älter:          1,0 Mio. (19,2 %)

Wirtschaft:
Bruttoinlandsprodukt (2007):            179 Mrd. €
Vergleich Baden-Württemberg:            358 Mrd. €               Vergleich: Fläche von Baden-Württemberg    35.751 km²
Bruttoinlandsprodukt je
Erwerbstätige (2007):                   316.423 €
                                                                 Tourismus:
Beispiele Global Player mit Sitz in der Metropolregion:
Daimler, Porsche, Audi, Bosch, Würth, Trumpf, Zeiss              Gästeübernachtungen (2000):        14,3 Mio.
                                                                 Gästeübernachtungen (2009):        14,5 Mio.
Beispiele Erfindungen aus der Europäischen Metro-
polregion Stuttgart: Auto, Zündkerze, Fotoecke, Büro-
kopierer, Prothesenfuß, Scheibenlaser                            Wissenschaft und Forschung:
Weinanbau: 11.337 Hektar,                                        Universitäten und Hochschulen:             30
d.h. ca. 11,5 % der Weinbaufläche Deutschlands                   (Darunter Exzellenz-Universitäten in
                                                                 Stuttgart und Tübingen)
                                                                 Hochschulen in Baden-Württemberg:          72
Arbeitsmarkt:
                                                                 Fraunhofer- und Max-Planck-Institute:      12
Erwerbstätige gesamt (2007):                       2,7 Mio.
Vergleich Baden-Württemberg                        5,5 Mio.
                                                                 Bildung:
Sozialversicherungspflichtig beschäftigte
Arbeitnehmer (2009):                                1,9 Mio.     Studierende (2009):        102.525
Vergleich Baden-Württemberg:                        3,9 Mio.     Baden-Württemberg:         259.237

                                                                 Abgänger von öffentlichen und privaten
Wirtschaftszweige:                      Sozialversicherungs-     Schulen (2008)
                                        pflichtig Beschäftigte          Gymnasien:         16.166
                                                                        Realschulen:       21.215
Verarbeitendes Gewerbe:                             647.588             Hauptschulen:      20.184
Dienstleistungen:                                   462.748
                                                                 Patentanmeldungen (2005): 7.280
Handel, Instandhaltung und Reparatur
von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern:            268.192
Verkehr und Nachrichtenübermittlung:                127.740
                                                                 Verkehr:
Öffentliche Verwaltung; Sozialversicherung:         103.444      Fluggäste (2009):           8,9 Mio.
Baugewerbe:                                          97.078      Im Vergleich:
                                                                 Frankfurt                 50,9 Mio.
Kredit- und Versicherungsgewerbe:                    77.185      München                   32,7 Mio.
Erziehung und Unterricht; private Haushalte:         56.451      Hamburg                   12,2 Mio.
                                                                 Köln/Bonn                  9,7 Mio.
Gastgewerbe:                                         19.235
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei:                  6.645     Luftfracht (2009): 25.011 Tonnen

                                                                 Autobahnen: A3, A6, A7, A8, A81

16 MORO
Inhalte und Projekte
Das Regionale Entwicklungskonzept der Europäischen
Metropolregion Stuttgart
Die fünf Regionen der Metropolregion arbeiteten zu-      stützen sind. Durch funktionale Arbeitsteilung sollten
nächst auf der Grundlage des Landesentwicklungs-         Synergien erreicht und erkennbare Schwächen abge-
plans 2002 an einer Bestandsaufnahme der Zusam-          baut werden.
menarbeit. Ziel war es, aus der Lebenswirklichkeit der
Menschen und der Wirtschaft in diesem Raum weitere       Die Analyse umfasste insbesondere die Bereiche in-
Möglichkeiten für eine großräumige Zusammenarbeit        ternationales Gewerbe, hochwertige Infrastruktur und
zu finden und konkrete Projekte zu entwickeln. Le-       Knotenpunkte für Handel und Gewerbe, für Kultur und
benswirklichkeit endet nicht an Vebands- oder Regi-      Freizeit, für Bildung, Wissenschaft und Forschung und
onsgrenzen.                                              nicht zuletzt die Verkehrsinfrastruktur.

Ausgehend von einem raumordnerischen Ansatz              Teil 1: „Grundlagen und Ziele“
steckten die fünf Regionen der Metropolregion Ar-
beitsbereiche ab, mittels derer                          Zu den zentralen Kapiteln des Regionalen Entwick-
                                                         lungskonzepts
   die Förderung und Vertiefung der internen
   Kooperation,                                             Freiraumfunktionen,
   die Positionierung im internationalen Wettbewerb,        Siedlungsentwicklung,
   die Integration durch den Ausbau von                     Verkehrsinfrastruktur,
   Gateway-Infrastrukturen und Netzwerken
   und                                                   wurden in Teil 1, „Grundlagen und Ziele“, Ober- und
   die Initiierung neuer projektbezogener                Teilziele formuliert, die in einer gemeinsamen Ältes-
   Initiativen unterstützt werden sollten.               tenratssitzung im September 2008 verabschiedet
                                                         wurden.
Die Herausforderungen und Rahmenbedingungen,
die dabei zu beachten waren, können mit folgenden        Oberziele für die Siedlungsentwicklung sind bei-
Stichworten umrissen werden:                             spielsweise die Bewältigung der Folgen des demo-
                                                         grafischen Wandels und die Wahrung der Entwick-
   Bevölkerungsentwicklung                               lungschancen bei gleichzeitiger Intensivierung der
   Siedlungsentwicklung                                  Anstrengungen, den Flächenverbrauch zu reduzieren.
   Wettbewerb der Standorte
   Globalisierung der Wirtschaft                         Oberziel für die Entwicklung der Gateway- und
   Steigender Verkehrsbedarf                             Verkehrsinfrastrukturen ist die optimale Einbindung
   Öffentliche Aufgaben und Finanzen                     in großräumige Netze und die Vernetzung innerhalb
                                                         der Metropolregion.
Mittels einer Analyse metropolitaner Funktionen wur-
den Wege aufgezeigt, wie durch eine Bündelung der
Kräfte vorhandene Stärken auszubauen und zu unter-

18 MORO
Teil 2: „Handlungswege und Maßnahmen“                    Situation beschrieben, mögliche Ziele aufgezeigt und
                                                         Schwerpunkte der Zusammenarbeit benannt werden.
Im Rahmen von MORO „Großräumige Verantwor-               Die Regionen formulierten gemeinsame Zielvorstel-
tungsgemeinschaften“ wurde das Regionale Ent-            lungen, Handlungswege, Maßnahmen und Projekte
wicklungskonzept verfeinert und dessen 2. Teil,          für eine nachhaltige und abgestimmte Entwicklung
„Handlungswege, Maßnahmen und Projekte für eine          in der Regional- und Infrastruktur sowie bei der Frei-
nachhaltige und abgestimmte Entwicklung der Infra-       raumfunktion der Europäischen Metropolregion Stutt-
struktur und der Freiraumfunktionen der Europäischen     gart.
Metropolregion Stuttgart“, weiter ausgearbeitet. Damit
liegt mittlerweile eine Grundlage für die Schwerpunkt-   Wichtiges und Wertvolles ist in dieser Zeit einer sich
setzung in gemeinsamen Projekten der Zusammen-           vertiefenden Zusammenarbeit entstanden. Das Wich-
arbeit vor.                                              tigste sind dabei die Begegnungen der Entschei-
                                                         dungsträger in der Metropolregion, die Erkenntnis der
Mit dem Regionalen Entwicklungskonzept (REK) sind        Bedeutung der Metropolregion im europäischen Zu-
die fünf Regionen erstmals über die reine Beschrei-      sammenhang und die Erkenntnis der Notwendigkeit
bung des Raumes der Metropolregion und seiner            einer tieferen und breiteren Zusammenarbeit in allen
Funktionen hinausgegangen. Zum ersten Mal konn-          Bereichen.
te, über die Grenzen der Region Stuttgart hinweg, die

                                                                                                    MORO 19
Schwerpunktthemen der Europäischen Metropolregion Stuttgart

Die Europäische Metropolregion Stuttgart wächst zu-     „Landnutzung und Veränderung durch Klimawan-
sammen – nicht durch Vorschriften, Pläne und Ge-       del“ war ein Thema, das die Regionalplaner auch in
setze, sondern über gemeinsame Aufgaben und Pro-       Zukunft stark beschäftigen wird. Zur Lösung von Fra-
jekte.                                                 gen der Flächenausweisung wurden gegenseitige
                                                       Konsultationen vereinbart, die Kommunen erhielten
Die ersten wichtigen Themen für die gemeinsame Ar-     Informationen und Beratungsangebote, und im Rah-
beit sind im Regionalen Entwicklungskonzept nieder-    men nationaler und europäischer Förderprogramme
gelegt.                                                wurden gemeinsam Fördermittel beantragt.
                                                       (Verband Region Stuttgart)
Dabei kann und muss nicht alles für die gesamte Me-
tropolregion geplant werden; viele Aufgaben lassen     „Zukünftige Siedlungsentwicklung“ war ein ande-
sich aber besser verwirklichen, wenn alle Partner an   res Thema, das die ganze Metropolregion betrifft und
einem Strang ziehen und die Aufgaben gemeinsam         angesichts des fortschreitenden Flächenverbrauchs
lösen.                                                 auch immer mehr Bedeutung bekommt. „Vom B-Plan
                                                       zum Plan B“ titelte dieses Projekt, das Beratungsleis-
Fünf Regionen – fünf Schwerpunktprojekte –             tungen für Kommunen entwickeln und Instrumente
fünf „Kümmerer“                                        und Erfahrungen erarbeiten sollte. Diese Wissensda-
                                                       tenbank wird die Akteure begleiten.
Die fünf Regionen hatten sich, auf der Basis des Re-   (Regionalverband Heilbronn-Franken)
gionalen Entwicklungskonzepts, auf fünf besonders
wichtige Projekte geeinigt, die sie vordringlich ge-
meinsam angehen wollten. Für jedes Projekt war ein
anderer Regionalverband zuständig.

20 MORO
„Logistik in der Europäischen Metropolregion“
                                                         sollte zwischen den Regionen abgestimmt werden.
                                                         Denn Wirtschaft funktioniert nicht ohne Gütertrans-
                                                         porte und entsprechende Dienstleistungen. Auch hier
                                                         ging es um eine Verbesserung der Anbindung der
                                                         Metropolregion Stuttgart und ihre Einbindung in groß-
                                                         räumige Netze, aber auch um die Verlagerung von
                                                         Güterverkehr und die Bewahrung der Lebensqualität
                                                         innerhalb der Metropolregion.
                                                         (Regionalverband Neckar-Alb)

                                                         Um großräumig abgestimmte Projekte umzusetzen,
                                                         sind oft „dicke Bretter“ zu bohren, und meist ist ein
                                                         langer Atem unerlässlich. In der Europäischen Met-
                                                         ropolregion Stuttgart lässt sich davon offensichtlich
                                                         niemand entmutigen. Die bisherige erfolgreiche Zu-
                                                         sammenarbeit der fünf Regionen im Rahmen des
                                                         MORO-Projekts „Metropolregion Stuttgart“ belegt,
                                                         dass diese bereit und in der Lage sind, gemeinsam
                                                         ihre zukünftige Entwicklung anzugehen. Es wird wei-
                                                         tere Projektrunden geben, in denen neue Ideen zum
                                                         Tragen kommen – zum Nutzen der Einzelregionen
                                                         und der Metropolregion als Ganzes.

                                                         Einige der oben skizzierten Schwerpunktprojekte und
                                                         ihre bisherigen Erfolge werden auf den folgenden Sei-
                                                         ten vorgestellt.

Drei Schwerpunktprojekte zur „Gateway-Funkti-
on1“ der Metropolregion:

„DSL-Abdeckung und UMTS-Erreichbarkeit“ sind,
sowohl in ländlichen Gebieten als auch im städtischen
Kontext, noch nicht so weit ausgebaut, wie es für die
Hightech-orientierte Metropolregion Stuttgart notwen-
dig ist. Hier galt es, Kräfte zu bündeln und gemeinsam
für eine flächendeckende und optimale Versorgung
einzutreten.
(Regionalverband Ostwürttemberg)

„Schienenverkehr in der Europäischen Metropol-
region Stuttgart“ war ein Schwerpunktprojekt, durch
das die Anbindung der Metropolregion an nationale
und internationale Verkehrs- und Wirtschaftsknoten-
punkte verbessert werden sollte. Auch innerregiona-
le Verbindungen und Vernetzungen sollten optimiert
werden.

Denn Metropolregionen konkurrieren deutschland-
weit, aber auch international um Wirtschaftskraft und
Arbeitsplätze. Dazu ist eine optimale Einbindung in
großräumige Verkehrsnetze unerlässlich. Je größer        _________________________________________
und wichtiger eine Region ist, mit umso mehr Nach-       1 Unter „Gateway-Funktionen“ ist alles zu verstehen, was die
druck kann sie – etwa bei der langfristigen Verkehrs-    Mobilität fördert, den Zugang zu Forschung und Informationen zu
                                                         Menschen und Märkten gewährleistet sowie der Kommunikation
planung – ihre Interessen z. B. gegenüber dem Bund       dient: beispielsweise der Flug-, Schienen- und Straßenverkehr und
vertreten. Die Metropolregion hat hier viel mehr Ge-     andere Transportmöglichkeiten; Messen, Kongresse, Symposien
wicht als die bisherigen kleineren Gebietseinheiten.     und andere Veranstaltungen, die die Kommunikation fördern; oder
                                                         die Ausstattung als Medienstandort (Rundfunk- und Verlagsanstal-
(Regionalverband Nordschwarzwald)                        tungen), verfügbare Datennetze (DSL) etc.

                                                                                                             MORO 21
Neue Lösungsstrategien für überregionale Probleme –
an den Beispielen Landnutzung und Klimawandel
Europäische Metropolregionen gelten als neues Mo-
dell der Raumordnung. Raum für erweiterte Aktivitä-
ten und funktionale Austauschbeziehungen. Sich ver-
ändernde Stadt-Land-Beziehungen können im Sinne
„großräumiger Verantwortungsgemeinschaften“ für
alle Teilräume der Metropolregion vorteilhaft genutzt
werden.

Zentrale Herausforderungen dabei sind:

   die Auswirkungen des Klimawandels,
   die demographische Entwicklung und
   die Globalisierung der Wirtschafts-
   beziehungen.

Schon die Regionalpläne berücksichtigen raumrele-
vante Aspekte dieser Entwicklungen. Aber sowohl ih-     Voraussetzungen für eine sinnvolle
ren Inhalt als auch die praktische Anwendung betref-    Raumplanung
fend sind Regionalpläne sehr heterogen: Das liegt in
der Natur der Sache. Denn die Aufgabe von Regional-     Von zentraler Bedeutung ist es zunächst, die Vorga-
plänen ist es, landesplanerische Vorgaben an spezifi-   ben in den Randbereichen der fünf beteiligten Regio-
sche regionale Rahmenbedingungen anzupassen.            nen abzustimmen, um Reibungen entlang der Binnen-
                                                        grenze der Metropolregion zu vermeiden.
Geht es darum, die Entwicklung innerhalb einer Metro-
polregion zu koordinieren, müssen die Möglichkeiten     Im Zuge des MORO-Prozesses untersuchten die
des „Landmanagements“ deutlich intensiver aufeinan-     Raumplaner daher zunächst formale Planaussagen,
der abgestimmt werden. Die Instrumente müssen sich      die von „grenzüberschreitender“ Relevanz sind:
methodisch weiterentwickeln und um weitere Steue-
rungsmöglichkeiten ergänzt werden.                         die Ausweisung von Zentralen Orten,
                                                           überregionale (Siedlungs-)Achsen und Frei-
                                                           raumfunktionen und
                                                           die Ausweisung von Siedlungsbereichen und
                                                           deren Umsetzung im Zuge der kommunalen
                                                           Bauleitplanung.

                                                        Die beteiligten Träger der Regionalplanung stimmten
                                                        bereits bei der konzeptionellen Arbeit die entspre-
                                                        chenden Planwerke im Detail ab. Außerdem verein-
                                                        barten sie, sich auch bei der Anwendung dieser Pläne
                                                        häufiger intensiv zu konsultieren und die Abstimmung
                                                        in ihre Arbeitsabläufe fest zu verankern.

                                                        Nachhaltige Raumentwicklung braucht die
                                                        direkte Kommunikation vor Ort

                                                        Eine nachhaltige Raumentwicklung für mehrere Teilre-
                                                        gionen und die Umsetzung regionalplanerischer Ziel-
                                                        vorgaben ist nicht allein mit formalen Instrumenten zu
                                                        erreichen. Möchte man gemeinsame Ziele erfolgreich
                                                        umsetzen, so reicht das klassische Planungsinstru-
                                                        mentarium nicht aus. Anwendungsorientierte Elemen-
                                                        te und eine intensive Beratung der Kommunen und
                                                        Betriebe sind dabei unerlässlich.

                                                        Im Rahmen von MORO wurden dazu exemplarisch
                                                        mehrere Teilaspekte beleuchtet.

22 MORO
Konkrete Arbeitsbeispiele                                Praxiserfahrung der Ballungsräume kam auf diesem
                                                         Wege auch kleineren Gemeinden und ländlichen Ge-
Die Einflüsse des Klimawandels auf die Situation vor     bieten zugute.
Ort nehmen zu. Adaptionsstrategien zur Anpassung
an den Klimawandel werden damit dringend notwen-         Zweites Beispiel: Auf Initiative von und mit inhaltli-
dig – Klimaaspekte dürfen bei der Regionalplanung        cher wie finanzieller Unterstützung der regionalen
nicht mehr ausgeblendet werden. Auch eine Koor-          Ebene wurde ein exemplarisches interkommunales
dinierung der Maßnahmen zum Hochwasserschutz             Handlungskonzept zur Sicherung der Grundversor-
oder die Beratung der Kommunen im Bereich klima-         gung, auch bei rückläufiger Bevölkerungsentwicklung,
sensibler Stadtentwicklung sind unerlässlich.            aufgelegt.

Erstes Beispiel: Die Gemeinden der Europäischen          Dabei hatte die überregionale Ausrichtung und die
Metropolregion Stuttgart konnten sich in einer gemein-   explizite Betrachtung auch „regional-grenzüberschrei-
samen Veranstaltung über Möglichkeiten zur bauleit-      tender“ Potenziale oberste Priorität. Beides war aus-
planerischen Umsetzung von Adaptionsstrategien im        schlaggebend für einen deutlichen Fortschritt gegen-
Bereich der Klimafolgenanpassung informieren. Die        über der bisherigen Vorgehensweise.

                                                                                                    MORO 23
Das Schienennetz – ein entscheidender Baustein der Gateway-
Strukturen
Besonders Europäische Metropolregionen müssen im            ein Metropolnetz (Metropol-Schnellzüge
Hinblick auf ihre Wettbewerbsfähigkeit einen möglichst      IRE/RE) und
optimalen Zugang zu technologischem Know-how, zu            innerregionale Verbindungen.
Produktion und Handel sowie zu Kommunikation und
Information, d. h. zu den sogenannten Gateway-Funk-      Die Teilregionen unserer Metropolregion müssen sich
tionen, bereitstellen.                                   ganz unterschiedlichen Herausforderungen stellen.
                                                         Regionale Notwendigkeiten lassen sich, aufgrund der
Verkehrswege sind ein Baustein in der Erreichbar-        Komplexität des Systems „Bahn“, oft nur in der Koope-
keit und sie sind die Lebensadern unserer Wirtschaft.    ration mit benachbarten Regionen lösen. Sie reichen
Ohne sie ist wirtschaftliches Wachstum nicht denkbar.
Gut ausgebaute und funktionierende Verkehrswege             von der Verbesserung der eingeschränkten
sind darum die Basis einer nachhaltigen Regionalent-        Erreichbarkeit (Heilbronn, Tübingen und
wicklung. Und das Schienennetz ist neben der Straße         Reutlingen)
ein zentraler Bestandteil der Verkehrsinfrastruktur.        über die Sicherung bzw. Optimierung der vor -
                                                            handenen Einbindung in das Fernverkehrsnetz
Im Rahmen des Modellvorhabens der Raumordnung               (TGV-Anbindung, Erhalt der IC-Anbindung von
wurde der Ausbau des Schienennetzes und dessen              Pforzheim und der Wiedereinführung der
langfristiger Betrieb als ein wichtiges Schwerpunkt-        Tagesrandverbindungen Stuttgart-Aalen-
thema in der Europäischen Metropolregion Stuttgart          Nürnberg)
eingestuft.                                                 bis hin zur Realisierung von Leuchtturmprojekten
Er ist gekennzeichnet durch                                 zur Verbesserung der Erreichbarkeit im euro-
                                                            päischen Kontext.
   die Einbindung in das hochrangige europä-
   ische Hochgeschwindigkeitsnetz (Fernverkehr           Um die Erreichbarkeit in der gesamten Metropolregi-
   1. Stufe),                                            on und die gemeinsame strategische Positionierung
   großräumige überregionale Verkehrsverbindun-          als Europäische Metropolregion zu optimieren, müs-
   gen (Fernverkehr 2. Stufe),                           sen die unterschiedlichen Probleme in den Teilregi-

24 MORO
Das Schienennetz der Europäischen Metropolregion Stuttgart

onen und die Defizite der Schiene Schritt für Schritt        sorgen, dass die Europäische Metropolregion Stutt-
analysiert und abgebaut werden. Die Europäische              gart in ihrem Auftreten und Handeln sichtbar wahr-
Metropolregion Stuttgart hat dazu gemeinsame und             genommen wird. Zur Erreichung der bahnpolitischen
eindeutige bahnpolitische Ziele definiert.                   Forderungen veranstaltete die Metropolregion eine
                                                             gemeinsame Veranstaltung „Perspektiven des Schie-
Die fünf Einzelregionen der Europäischen Metropol-           nenpersonenverkehrs in der Europäischen Metropol-
region vertreten zusammen über fünf Millionen Men-           region Stuttgart“ am 11. Mai 2010, unter Einbindung
schen. Gemeinsam können sie ihre Interessen ge-              politisch Verantwortlicher, der Verkehrskostenträger
genüber Bund, Land und Bahn mit mehr Nachdruck               und der Besteller von Leistungen.
vertreten, als dies jeder einzelnen Region für sich
möglich wäre.                                                Die Metropolregion Stuttgart – ein Modell für
                                                             ganz Deutschland
Zentrales Anliegen der Metropolregion: Der
Stundentakt zwischen den Zentren                             Der regionalpolitische Anspruch eines Stundentakts
                                                             im Kernnetz und bei der Anbindung an das überre-
Aus Sicht der Vertreter der Metropolregion Stuttgart         gionale Fernverkehrsnetz geht mit den Zielen der
sollte mit höchster Priorität der Stundentakt zwischen       Initiative „Deutschland-Takt“ konform. Angestrebt ist
den regionalen Zentren und den wichtigen Bahnkno-            ein durchgängig integral getaktetes Angebot, um die
tenpunkten eingeführt werden. Als ebenso dringlich           Grunderschließung von Großstädten (Oberzentren)
wird es angesehen, die Metropolregion durch schnel-          und touristischen Zentren sicherzustellen. Aufgrund
le, lang laufende Verbindungen besser zu erschließen         der räumlichen Struktur der Metropolregion und ihrer
(vgl. Abb. Fernverkehr und Schnellzüge). Netzaus-            Einbindung in das süddeutsche, aber auch in das ge-
bau und Angebotsverbesserungen sind die zentralen            samtdeutsche und angrenzende internationale Bahn-
Stichworte hierzu.                                           netz (Frankfurt, Würzburg, Nürnberg, München, Zü-
                                                             rich, Basel) bietet es sich an, die Anforderungen und
Die regionalen Akteure der Metropolregion sind be-           Wirkungen des „Deutschland-Takts“ modellhaft in der
strebt, durch gemeinsames Handeln Prozesse zu                Europäischen Metropolregion Stuttgart zu untersu-
dynamisieren, Synergien freizusetzen und dafür zu            chen.

                                                                                                       MORO 25
Logistik in der Europäischen Metropolregion Stuttgart

Die Europäische Metropolregion Stuttgart ist einer der   Dass dies im Sinne einer nachhaltigen und wirtschaft-
bedeutendsten Wirtschaftsstandorte Deutschlands.         lichen, aber auch ökologisch und landschaftlich ver-
Ein Schwerpunktthema in einer solchen Region ist         träglichen Entwicklung geschieht, wird angesichts zu-
zweifellos die Logistik.                                 nehmender Umweltbelastungen und der Zersiedelung
                                                         unserer Landschaft immer wichtiger.
Die Metropolregion Stuttgart hat einen überdurch-
schnittlich hohen Anteil an produzierendem Gewerbe.      Seit 2009 arbeiten die Regionalverbände in
Nicht nur die Kernregion beherbergt viele Firmennie-     der Metropolregion an einem MORO-Zusatz-
derlassungen. In allen fünf Regionen gibt es hoch        projekt zum Thema Logistik
qualifizierte Betriebe, die auf schnelle und zuver-
lässige Anlieferungen der Zulieferindustrie und des      Logistikflächen sind knapp und teuer, die Konkurrenz
Rohstoffhandels angewiesen sind. Ebenso wichtig          bei der Flächennutzung nimmt zu, die Verkehrsströme
ist, dass die fertigen Produkte und Dienstleistungen     wachsen. Ergo: Abstimmung zwischen den Teilregio-
auf schnellen und wirtschaftlich sinnvollen Wegen die    nen und ein regionenübergreifender Handlungsrah-
jeweiligen Kunden erreichen. Dies sind Standortfak-      men in der Metropolregion sind dringend erforderlich.
toren, die über die Konkurrenzfähigkeit unserer Unter-
nehmen entscheiden.                                      Seit Mai 2009 arbeiteten daher der Verband Region
                                                         Stuttgart, die vier umliegenden Regionalverbände
Bei der hohen Exportorientierung der Metropolregion      Neckar-Alb, Nordschwarzwald, Heilbronn-Franken
ist eine optimale Anbindung in alle Richtungen und an    und Ostwürttemberg sowie die Wirtschaftsförderung
die großen „Hubs“ – seien es die Häfen in Hamburg,       Region Stuttgart GmbH gemeinsam an einem MO-
Rotterdam oder Genua sowie internationale Flugdreh-      RO-Zusatzprojekt zum Thema Logistik. Im Rahmen
kreuze etc. – von existenzieller Bedeutung. Sämtliche    von MORO „Überregionale Partnerschaften“ konnten
Verkehrsträger – Straße, Schiene, Schiff und Luftraum    beim Bund für den Schwerpunkt „Logistik in der Euro-
– müssen aufeinander abgestimmt werden.                  päischen Metropolregion“ zusätzliche Mittel akquiriert
                                                         werden.

26 MORO
Die Frage, wie die Zusammenarbeit im Logistikbereich
der Metropolregion verbessert und kontinuierlich fort-
gesetzt werden kann, spielte dabei eine zentrale Rolle.
Aufgabe war es, langfristige Strategien zu entwickeln,
alle Beteiligten einzubinden und die Möglichkeiten der
Regionalplanung im Sinne einer raumverträglichen
Logistik zu nutzen. Hilfreich war dabei auch der „Blick
über den Tellerrand“, um erfolgreiche Lösungsansätze
aus anderen Regionen einzubeziehen.

Vier Workshops zu den verschiedenen Facet-
ten des Themas Logistik

Bis Mitte 2010 werden vier Workshops mit Vertretern
aus Wirtschaft, Wissenschaft und Regionalplanung
die Grundlagen für das weitere Vorgehen durchge-
hen. Themen dabei waren

   die Lage: der wirtschafts- und verkehrsgeo-
   graphische Einzugsbereich und der Gütermix;
   die Lieferketten: die Bedeutung der einzelnen
   Standorte, inklusive der mit Priorität behandelten
   Routen zu den Hubs;
   die erforderlichen Umschlagsflächen: für
   den Umschlag von der Schiene auf die Straße
   oder umgekehrt, aber auch zwischen Straße,
   Schiene und Binnenschifffahrt;
   die allgemeine Flächenausweisung: für logisti-
   sche Nutzung in den Regionalplänen der Metro-
   polregion.
                                                          Der vierte Workshop befasste sich schließlich expli-
Der erste Workshop „Güterströme und Lenkungs-             zit mit der Frage einer möglichen Verstetigung der Zu-
möglichkeiten“ befasste sich mit den aktuellen            sammenarbeit im gesamten Logistikbereich. Denn bei
Rahmenbedingungen für die Logistik in der Metro-          keinem der genannten Themen sind kurzfristige Lö-
polregion Stuttgart. Überregional tätige Spediteure       sungsansätze hilfreich. Zu diesem Workshop waren
diskutierten mit Vertretern aus der Regionalplanung,      aufgrund seiner zentralen Bedeutung auch Vertreter
der Deutschen Bahn AG, der Wirtschaft und der Wis-        der zuständigen Ministerien des Landes beteiligt.
senschaft.
                                                          Alle Beteiligten werteten die genannten Workshops
Der zweite Workshop „Flächen und Standorte“               als Erfolg, denn sie förderten das Verständnis der
thematisierte Standortanforderungen, Flächennach-         Teilnehmer für die Ziele des jeweiligen Gegenübers
frage und Flächensicherung für die Logistik. Projekt-     sowie deren jeweilige Rahmenbedingungen und Be-
entwickler, Vertreter der Kommunen, Spediteure und        schränkungen und ermöglichten vielfältige Kontakte
weitere Akteure wurden in den Diskussionsprozess          untereinander. Aus den Workshops heraus entwickel-
einbezogen. Die Teilnehmer erörterten die Steuerung       ten sich auch Ansatzpunkte für eine weitere übergrei-
von Flächenangebot und -nachfrage, Standortqualitä-       fende Zusammenarbeit und Abstimmung: Schwer-
ten, Preise und die Dynamik von Flächenbedarf und         lastrouten, Optimierung der Schnittstellen zwischen
Flächenanforderungen.                                     unterschiedlichen Verkehrsträgern, neue Ansätze bei
                                                          der Flächennutzung und schließlich – ganz wichtig –
Der dritte Workshop zum Thema „Großräumige An-            gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit auf allen Gebieten
bindung“ behandelte in erster Linie die großräumige       mit dem Ziel, das Image der Logistik zu verbessern
Vernetzung: Wie ist die Europäische Metropolregion        und die Logistik als eine unentbehrliche Dienstleis-
Stuttgart mit anderen (Metropol-)Regionen vernetzt?       tung für effektive und erfolgreiche Unternehmen im
Welche Destinationen und Verkehrsträger werden in         Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern.
Zukunft stärker nachgefragt? Wo gibt es Engpässe?

                                                                                                     MORO 27
Netzwerk- und Clusterförderung – Bündelung der Kompetenzen

Die wirtschaftliche Entwicklung der Metropolregion        Photonics BW und Virtual Dimension Center (VDC)
Stuttgart wird in Zukunft einerseits von der Innovati-    Fellbach – Technologiefelder der Zukunft
onsfähigkeit und der Innovationsbereitschaft von Wirt-
schaft und Wissenschaft bestimmt und andererseits         Die Technologiefelder ‚Photonic‘ und ‚Virtual Engineer-
von einer Bündelung der Kompetenzen. Effektive            ing‘ sind wichtige Arbeitsfelder der Zukunft in For-
Netzwerk- und Clusterförderung sind entscheidend          schung und Industrie der Metropolregion Stuttgart.
für die künftige Wettbewerbsfähigkeit und eine pros-      Innovationen entstehen dabei häufig an den Schnitt-
perierende Wirtschaftskraft.                              stellen verschiedener Technologien und werden durch
                                                          den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit
Ziel des MORO-Teilprojekts war es vor diesem Hin-         in Kooperationen und Netzwerken gefördert und be-
tergrund, die in den Teilregionen bereits existierenden   schleunigt. Die Zusammenarbeit der Netzwerke VDC
Netzwerke und Clusterinitiativen untereinander be-        und Photonics BW wird die Wettbewerbsfähigkeit und
kannter zu machen und ihre Zusammenarbeit sowie           Technologiekompetenz der Metropoloregion im eu-
die Zusammenarbeit der einzelnen Netzwerkmitglie-         ropäischen bzw. globalen Wettbewerb entscheidend
der zu intensivieren.                                     steigern:
                                                          Das Landesnetzwerk Photonics BW, mit Sitz in der
Im November 2007 fand die erste Netzwerkkonferenz         Region Ostwürttemberg, fördert die branchenüber-
der Europäischen Metropolregion Stuttgart statt. Ihre     greifende Zusammenarbeit von Forschern, Herstellern
Ergebnisse lieferten die Grundlage für weitere An-        und Anwendern im Bereich ‚Optische Technologie‘.
strengungen im Rahmen des MORO-Projekts „Metro-           Das VDC Fellbach ist ein Regionales Kompetenz- und
polregion Stuttgart“.                                     Innovationszentrum der Region Stuttgart, das Unter-
                                                          nehmen, Forschungseinrichtungen sowie weitere Ak-
Drei Themenfelder fanden besondere Beachtung:             teure im Technologiefeld ‚Virtuelles Engineering‘ ver-
                                                          netzt.
   Zusammenarbeit der Netzwerke
   Photonics BW und Virtual Dimension Center
   (VDC) Fellbach
   Zusammenarbeit der Busines-Angel
   Netzwerke
   Zusammenarbeit im Bereich Design

                                                          Ziele der Kooperation

                                                          Ziel einer solchen Zusammenarbeit war es, die Mit-
                                                          glieder der Netzwerke über die Anwendungsmöglich-
                                                          keiten des jeweils anderen Technologiebereichs zu
                                                          informieren, sie zu konkreten Innovationsprojekten
                                                          anzuregen sowie gemeinsam mit den Mitgliedern Ko-
                                                          operationsprojekte durchzuführen.

                                                          Die Kooperation zwischen diesen beiden Netzwerken
                                                          fand auf mehreren Ebenen statt:

                                                          Eine Vernetzung der Facharbeitsgruppen von Photon-
                                                          ics BW mit den Special Interest Groups (SIG) des VDC
                                                          – etwa durch gemeinsame Veranstaltungen – förderte
                                                          den fachlichen Austausch zwischen den beteiligten
                                                          Unternehmen und Forschungseinrichtungen.

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