Vorbericht der März-Auktion 2019 - Renuo AG

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Vorbericht der März-Auktion 2019 - Renuo AG
Vorbericht der März-Auktion 2019
Hommage an zwei verratene Künstler

Eines der sowohl inhaltlich als auch technisch komplexesten Werke, das
an der kommenden Auktion angeboten wird, ist zweifelsohne das gross-
formatige Blumenbild in Enkaustik auf Leinwand von Tony Scherman mit
dem Titel «A Hubert Robert et à Max Jacob» von 1999 (Kat. Nr. 3162). Der
Künstler wird 1950 in Toronto geboren und verbringt einen Grossteil seiner
Kindheit und Jugend in Frankreich und London, wo er das Royal College
of Art besucht. 1976 kehrt er mit seiner Frau in seine Geburtsstadt zurück.
1974, noch als Kunststudent, beginnt Scherman mit Wachs zu arbeiten;
anfangs mit Bienenwachs, was sich aber als zu spröde herausstellt. Seit
1986 trägt er mikrokristallines Wachs, das er mit Farbpigmenten mischt,
direkt und schichtenweise auf die Leinwand auf. So gelingt es dem Künst-
ler, eine lichtdurchflutete und strukturreiche Oberfläche entstehen zu las-
sen. Das hier angebotene Blumenstillleben ist den beiden Künstlern Hu-
bert Robert (1733–1808) und Max Jacob (1876–1944) gewidmet. Beide
werden auf ihre Weise verraten: der Royalist Hubert muss (offenbar durch
den Verrat des Malers David) ins Gefängnis und Max Jacob kann, trotz der
Intervention von befreundeten Künstlern, nicht aus den Fängen der Natio-
nalsozialisten befreit werden. Das Werk (25’000/35‘000.–) gehört zu einer
Serie, die Scherman „About 1789“ betitelt hat und die sich intensiv mit
dem Aufstieg und dem Fall historischer Existenzen aus den oben genann-
ten Epochen befasst. Das kann sich direkt durch ein Portrait, aber auch
indirekt über einen Hinweis in deren ganz persönlichen Lebensgeschichte
manifestieren. Im Fall der Blumen sind diese wohl als eine Widmung, als
eine Ehrerweisung zu verstehen.

Wertvolles Osterei

                                                 Ein Osterei der besonderen Art findet sich unter dem feinen Angebot der «Objets de Vertu». Es han-
                                                 delt sich um das «Madonna Lilly Egg» in der Art von Fabergé (Kat. Nr. 228). Das Original - 1899 von
                                                 Michael Perchin gefertigt - schenkt Zar Nikolaus seiner Frau Alexandra Feodorowna. Heute befindet
                                                 sich das erlesene Stück in der Rüstkammer des Moskauer Kremls. Das vorliegende Ei (gemarkt
                                                 E. Meister Zürich) aus den 1980er Jahren muss sich, was Qualität und Ausführung der Goldschmie-
                                                 dearbeit betrifft, keinesfalls hinter der Vorlage verstecken. Die Preziose mit rechteckigem Sockel ist
                                                 in quatre-couleurs Gold gearbeitet. Das Ei ist mit gelbem Transluzidemail auf guillochiertem Fond
                                                 überzogen und seine Montierung ist mit Brillanten von total ca. 11,64 ct. besetzt. Aus Quarzit ist hin-
                                                 gegen der bekrönende Lilienstrauss geschnitten. Für dieses Kleinod ist eine Schätzung von 45‘000
                                                 bis 60‘000.– Franken angesetzt. Erwähnenswert ist ausserdem ein deutscher Vogelautomat (Kat. Nr.
                                                 241) aus der Zeit um 1900. Das Gehäuse aus Silber ist in Form eines Flügels gestaltet, aus dem ein
                                                 zwitschernder Vogel in buntem Federkleid hervorspringt. Der originelle Automat kommt für 3‘500.–
                                                 bis 5‘000.– Franken unter den Hammer.

Geometrische Formensprache

Aus dem hochkarätigen Juwelenangebot ist eine Gruppe von sechs
Schmuckstücken des bekannten Zürcher Juweliers Trudel hervor-
zuheben. Christoph Trudel (von Männedorf) übernimmt 1967 die
Nachfolge der Firma Meinrad Burch-Korrodi und führt das Geschäft
im Herzen von Zürich (Zinnengasse) bis 1980. Wie schon sein Vor-
gänger widmet sich Trudel zunächst schwerpunktmässig dem Ent-
werfen von sakralen Gerätschaften und Ausstattungsstücken für die
Kirche. In den späteren Jahren liegt sein Hauptinteresse jedoch in der
Herstellung von exklusivem Schmuck. Die meist auf geometrischen
Grundformen basierenden Schmuckstücke veredelt er durch gekonn-
tes Einfügen und Fassen kostbarer Steine oder Perlen. Eine neue Trä-
gerin sucht beispielsweise eine Engelshautkorallen-Diamant-Parure
(Kat. Nr. 2161) aus den 1980er Jahren. Das aparte Set aus 750
Roségold ist mit ovalen Engelshautkorallen, Brillanten und Diamant-
Carrés geschmückt (20’000/30‘000.–). Ebenfalls aus Roségold ist
eine Spinell-Brillant-Brosche (Kat. Nr. 2159) geschmiedet, die mit 8
pinkroten, oval facettierten Spinellen und 15 Brillanten besetzt ist. Sie
wird für 3‘500 bis 5‘000.– Franken ausgerufen.

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Kostbares Gehäuse für Reliquien

Bereits im frühen Christentum entwickelt sich die Verehrung
der aufgrund ihres Glaubens verfolgten und getöteten Märtyrer.
Dabei werden ihren sterblichen Überresten besondere Kräfte
zugesprochen. Erste Kirchengebäude entstehen über den
Gräbern dieser Heiligen. Später geht man dazu über, die Wun-
der bewirkenden Reliquien in kostbaren Schreinen aufzube-
wahren. Zentrum der Herstellung von Kästchen und liturgischen
Geräten wird im 13. Jahrhundert Limoges, wo die Technik
des Email champlevé ihre grösste Blüte erlebt. Zur Auktion
gelangt ein Reliquienkästchen (Kat. Nr. 614), das in der Art
von Limoges des frühen 13. Jahrhunderts gearbeitet ist. Das
rechteckige Holzgehäuse ist allseitig von vergoldeten Kupf-
erplatten mit farbigem Email champlevé auf lapislazuliblauem
Fond bedeckt. Während die Vorderseite und die Stirnwände
eine Majestas Domini und verschiedene Heilige zeigt, ist die
Rückseite mit farbigen Kreuzblüten geschmückt. Das vorlie-
gende Objekt (40‘000.–/50‘000.–) ist mit einem Reliquien-
kästchen vergleichbar, das sich in der Schatzkammer der
Kirche St. Margaret in Düsseldorf-Gerresheim befindet. Es
handelt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um eine Replik
des Goldschmieds Conrad Anton Beumers (1837–1921).

Augsburger Qualität

                                                                 Eine weitere Emailtechnik ist die farbige Emailmalerei über Kupfer. Im 18. Jahr-
                                                                 hundert werden in diesem Verfahren unzählige von kleinen Plaketten geschaffen.
                                                                 Diese finden einerseits Verwendung als Einlagen von Anhängern, Trachtendelis
                                                                 oder Dosen, andererseits dienen sie zur Verzierung liturgischer Geräte wie Abend-
                                                                 mahlskelchen. Aus diesem Grund sind in der Mehrheit religiöse Motive wie Heili-
                                                                 ge, Leben und Passion Christi oder Szenen aus dem Alten Testament abgebildet.
                                                                 Am gesuchtesten sind – damals wie heute – Plaketten aus Augsburg. Die Qua-
                                                                 lität und Feinheit ihrer Malerei sowie ihr Detailreichtum sind unübertroffen. Ein
                                                                 schönes Beispiel ist eine ovale Plakette (Kat. Nr. 617) mit der Darstellung
                                                                 «Susanna im Bade» (160/240.–).

Elegantes Möbelpaar

Die Möbel-Offerte spannt den Bogen von der gotischen
Truhe über Barock-Kommoden bis zu Stühlen aus dem
Biedermeier. Bemerkenswert ist ein Paar Louis XVI-
Kommoden (Kat. Nr. 3638), aus Nussbaum, Eben- und
Rosenholz. Der zweischübige Korpus ist vierseitig ge-
feldert furniert, die Schubladen und die Platte sind mit
rosettenförmigen Medaillons intarsiert. Die eleganten
Möbelstücke sind nicht nur wegen ihrer ausgezeichneten
Ausführung interessant, sondern auch aufgrund der Tat-
sache, dass sie als Paar angeboten werden können. Ur-
sprünglich als Paare gefertigt, werden Kommoden spä-
ter auseinandergerissen, weil sie bei einer Erbteilung in
unterschiedlichen Besitz gelangen. Das Kommoden-Paar
hat eine attraktive Taxe von 2‘000.– bis 3‘000.– Franken.
Ebenfalls als Rarität darf man eine Appenzeller Holzräder-
Wanduhr (Kat. Nr. 3900) mit der Signatur «Jacob Schefer
Tüffen 1796» bezeichnen. Die Zifferfront ist mit einem
von Markus Fischli gemalten Alpaufzug geschmückt. Das
aussergewöhnliche Stück sucht für 5‘000.– bis 8‘000.–
Franken einen neuen Besitzer.

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Perlmutt und anatolische Eisenbahn

Eine ausserordentliche Provenienz weist ein grosser osmanischer Kasten (Kat. Nr.
1001) aus dem späten 19. Jahrhundert auf. Das Holzgehäuse ist allseitig mit durch-
brochen gearbeiteten, beschnitzten Perlmutt-Täfelchen belegt. Auf der Rückseite
befindet sich eine arabische Inschrift: «Gearbeitet in Bethlehem von Saadun Khalil»
sowie die Jahreszahl 1309 (1892). Das prachtvolle Stück (8’000/10‘000.–) stammt
aus dem Besitz von Edouard Huguenin (1856 La Chaux du Milieu – Istanbul 1926),
der zunächst als Beamter der neuenburgischen Jurabahn tätig ist, bevor er 1879
in den Dienst der anatolischen Eisenbahn tritt. Dieser steht er ab 1908 als General-
direktor vor. Darüber hinaus sitzt Huguenin im Verwaltungsrat der Bagdad-, Izmir-,
Mersin-Adana- und Saloniki-Monastir-Bahn, die er nach dem Vorbild der Schweizer
Bahnen reorganisiert. Er erfreut sich der Gunst des Sultans Abdul Hamid, der ihm
den Pascha-Titel samt dem Osmanje- und Mecidiye-Orden verleiht. Ausserdem ist
er Kommandeur der Ehrenlegion. Einen ähnlich aufwendigen Dekor zeichnet auch
einen Isfahan-Seirafian (Kat. Nr. 907) aus. Auf beigegelbem Grund figurieren durch-
gehend und in unendlichem Rapport filigrane Blütenkompositionen mit Vögeln und
Schmetterlingen. Die helle Hauptbordüre ist mit Blattzweigen, Blütenranken und Vö-
geln geschmückt. Der persische Teppich (um 1960) kommt für 6‘000.– bis 9‘000.–
Franken zur Versteigerung.

Fruchtbare Begegnung

                                                                       Das Talent des Schweizer Künstlers Andreas Walser (Chur 1908–1930
                                                                       Paris) zeigt sich schon in jungen Jahren. Walser ist begierig zu lernen und
                                                                       zwar nicht im akademischen Sinn, sondern er hält sich im Gegenteil an die
                                                                       besten seiner Zeitgenossen, deren Formsprache er studiert und erprobt. So
                                                                       orientiert er sich zunächst an der Pastelltechnik Augusto Giacomettis. Im Juni
                                                                       1928 besucht er Ernst Ludwig Kirchner in Davos Frauenkirch und ist überwäl-
                                                                       tigt von dessen Werk. «Alles ist in der Fläche aufgebaut. Kirchner kennt die
                                                                       Tiefe nicht. Auf den einen Bildern spielt das Licht, auf den andern der Schat-
                                                                       ten», beschreibt Walser seine Eindrücke. Von dieser fruchtbaren Begegnung
                                                                       zeugt Walsers expressionistisches Gemälde «Der barmherzige Samariter» aus
                                                                       demselben Jahr (Kat. Nr. 3026). Der sehr jung in Paris verstorbene Künst-
                                                                       ler schenkt das Bild im Sommer 1928 Peter Lietha, der ihm beim Transport
                                                                       seiner Bilder von Seewis nach Chur hilft. Durch Erbschaft gelangt es in heuti-
                                                                       gen Besitz. Das eindrückliche Werk kommt für 15‘000.– bis 25‘000.– Franken
                                                                       unter den Hammer.

Vogelgezwitscher im Frühling

Frühlingsgefühle weckt Pablo Picassos (Malaga 1881–1973 Mougins)
Keramikteller «Bird no. 96» von 1963. Der runde Teller (Kat. Nr. 3219) in
Engobe und Emaille unter teilweise gebürsteter Glasur ist auf dem Bo-
den betitelt, nummeriert und bezeichnet: «Edition Picasso Madoura». Das
gut erhaltene Stück ist auf 3‘000.– bis 4‘000.– Franken geschätzt. We-
niger zerbrechlich ist die durchbrochen gearbeitete Bronzefigur (Kat. Nr.
3342, 2’000/3‘000.–) des Schweizer Bildhauers Giuliano Pedretti (Basel
1924–2012 Samedan). Der älteste Sohn des Malers Turo Pedretti besucht
in den Jahren 1942–43 die Kunstgewerbeschule Zürich. Aufgrund seiner
Farbenblindheit wendet er sich schon früh der Plastik zu. Zu seinen Vorbil-
dern gehört Alberto Giacometti, den er ab 1953 häufig in Paris aufsucht.
Pedrettis Oeuvre umfasst mehr als 300 Plastiken, die sich zum Teil im
Kunstmuseum Bern oder im Kunstmuseum Chur befinden.

Termine

Ausstellung
9. bis 15. März 2019

Auktion
18. und 20. bis 22. März 2019

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