Wägen hilft die Naturgesetze zu verstehen - Praktische Experimente für die Lehre Physik Chemie Biologie

Die Seite wird erstellt Matthias Popp
 
WEITER LESEN
Wägen hilft die Naturgesetze zu verstehen - Praktische Experimente für die Lehre Physik Chemie Biologie
Classroom Experiments

                                                Praktische
                                            Experimente für
                                                  die Lehre

                                                    Physik
                                                   Chemie
                                                   Biologie

                                          Wägen hilft
                        die Naturgesetze zu verstehen
Wägen hilft die Naturgesetze zu verstehen - Praktische Experimente für die Lehre Physik Chemie Biologie
Inhaltsverzeichnis

                     Vorwort
                                                                                          3

                     Geschichte
                                                                                          8

                     Physik
                          Dichte fester Körper aus Volumen und Gewichtsmessung            6
                          Dichte fester Stoffe (Auftriebsmethode)                         7
                          Die Temperaturabhängigkeit der Dichte des Wassers               9
                          Dichte der Luft                                                11
                          Dichte der Gase                                                12
                          Auftrieb in Gasen                                              13
                          Dichte flüssiger Stoffe                                        15
                          Kraft und Gegenkraft                                           16
                          Umlenkkraft                                                    17
                          Widerstandskraft im Luftstrom                                  20
                          Kräfte am Tragflügel                                           22
                          Die Abhängigkeit der magnetischen Feldstärke einer Spule
                          von der Stromstärke                                            25
                          Weicheisen im Magnetfeld                                       26

                     Chemie
                          Wieviel Natriumhydrogenkarbonat enthält eine Brausetablette?   28
                          Fettbestimmung in Soja und Nüssen                              29
                          Kalkbestimmung in Gesteins- und Bodenproben                    30
                          Kristallwasserbestimmung in Salzen                             31
                          Thermolyse von Salzen                                          33
                          Synthese von Kupfersulfid                                      35
                          Molmassenbestimmung von Flüssiggas                             37
                          Verdunstungsgeschwindigkeit                                    39
                          Homogene Katalyse: Die Zersetzung von H2O2                     41

                     Biologie
                          Transpiration bei Pflanzen                                     45
                          Wasserdampfaufnahme bei Flechten                               47
                          Wasseraufnahme und -abgabe bei Moosen                          48
                          Wasser- und Aschegehalt verschiedener Pflanzenorgane           49
                          Rund um die alkoholische Gärung                                51

                                                                                              1
Wägen hilft die Naturgesetze zu verstehen - Praktische Experimente für die Lehre Physik Chemie Biologie
Vorwort

                                    Anschauliche Experimente im Unterricht und selbständiges Üben in Praktika: das sind für die
                                    naturwissenschaftlichen Fächer noch immer jene Bestandteile, welche theoretischen Über-
                                    legungen zu Naturgesetzen so richtig Fleisch und Blut verleihen; was über Anschauung erkenn-
                                    bar wird, lässt sich nicht nur leichter in abstrakte Formeln umsetzen, es bleibt im Schüler-
                                    gedächtnis auch besser haften.

                                    Mit Hilfe einer elektronischen Waage können Sie Ihren Schülern und Studenten eindrücklich
                                    vorführen, was es mit den Gesetzen, Formeln und Phänomenen in Physik, Chemie und
                                    Biologie auf sich hat.

                                    Wir haben vor allem darauf geachtet, dass die einzelnen Versuche mit wenig Aufwand und
                                    einfachen Mitteln aufzubauen sind. Jedes einzelne Experiment haben wir ausserdem mehrfach
                                    getestet. Bei der Durchführung können Sie sich ganz auf das Unterrichten konzentrieren,
                                    denn die einfache Handhabung der elektronischen Waagen beansprucht Sie nur am Rande.
                                    Nichts desto trotz bitten wir Sie, den Allgemeinen Sicherheitshinweis zu beachten.

                                    Uns bleibt, Ihnen gutes Gelingen und viel Vergnügen zu wünschen.

                                    Mettler-Toledo AG
                                    CH-8606 Greifensee

   Allgemeiner Sicherheitshinweis   Diese Broschüre bietet Beispiele, wie praktische Experimente für die Lehre aufgebaut werden
                                    können. Aufbau, verwendete Materialien und Substanzen und angegebene Mengen sind rein
                                    exemplarisch. Die Verantwortung für Aufbau uns korrekte Durchführung der Experimente wird
                                    einzig von der Person, welche die Experimente durchführt, getragen. METTLER TOLEDO lehnt
                                    diesbezüglich jede Haftung ab.

                                    Die Experimente dürfen nur durch dazu befähigte Personen oder unter der Aufsicht befähigter
                                    Personen durchgeführt werden.

                                    Die Bedienungsanleitung aller benutzten Geräte (Präzisionswaagen, Bunsenbrenner, Wind-
                                    erzeuger,…) ist zu beachten.

                                    Verschiedene in den Experimenten erwähnte Stoffe sind gefährlich, giftig oder explosiv.
                                    Die Verwendung solcher Stoffe kann zudem von Gesetzeswegen oder durch das interne Schul-
                                    reglement verboten oder beschränkt sein, oder strengen (Sicherheits-)Vorschriften unterworfen
                                    sein. Die Verantwortung für die Verwendung aller Substanzen und die Einhaltung der Vorschrif-
                                    ten trägt einzig der Verwender. Alle Sicherheitsvorschriften und -hinweise sind zu beachten.

                                                                                                                                  3
Geschichte

                        Metrologie,   Genaue Messmittel sind die Grundlage wissenschaftlichen Forschens, spielen aber auch im
             die Kunst des Messens    menschlichen Leben ganz allgemein eine hervorragende Rolle. Sie sind für uns alle im
                                      täglichen Geschehen wichtig.
                                      Wer Länge, Zeit und Gewicht genau messen kann, ist vertrauenswürdig. Wer Masse und
                                      Gewichte festlegen darf, besitzt Macht.

                                      Während sich Zeit und Längenmasse biologisch und physikalisch ableiten lassen, geschah
                                      die Festlegung von Gewichtseinheiten willkürlich. So besassen Länder, Fürstentümer und
                                      Städte bis weit in die Neuzeit hinein ihre eigenen Gewichtseinheiten und -normen.

                                      Erst mit der Meterkonvention 1875, die inzwischen über 50 Länder unterzeichnet haben,
                                      ist ein einheitliches Mass- und Gewichtssystem möglich geworden.

                                                                             Unsere bekannte Basiseinheit 1 Kilogramm entspricht
                                                                             der Masse des Internationalen Kilogramm-Prototyps.
                                                                             Dieses «Urkilogramm» wird im Internationalen Büro für
                                                                             Mass und Gewicht in Sèvres bei Paris unter klimatisch
                                                                             strengsten Bedingungen aufbewahrt. Es ist ein Zylinder
                                                                             von 39 cm Höhe und Durchmesser aus einer Legierung
                                                                             von 90% Platin und 10% Iridium, die eine gleich-
                                                                             bleibende Masse garantiert. Nationale Standards werden
                                                                             in Intervallen von 25 Jahren mit diesem Urkilogramm
                                                                             verglichen, doch nicht zu oft, damit das Urkilogramm
                                                                             nicht unnötig abgenützt wird.

                                      Die Geschichte der Waage reicht weit zurück. Reste der ältesten bekannten Waage wurden in
                                      einem prähistorischen Grab in Ägypten entdeckt: Sie wird auf etwa 5000 Jahre vor unserer
                                      Zeitrechnung datiert. Einzelne Gewichtssteine sind sogar aus noch früherer Zeit bekannt. Man
                                      kann annehmen, dass der Mensch seit mehr als 7000 Jahren Waren wägt.

              Kulturgeschichtliches   Die bekannteste Waagenform ist die gleicharmige Balkenwaage. Bei ihr wird ein Wägegut im
                                      Verhältnis 1:1 mit den Normgewichten verglichen. Doch auch einfache Balkenwaagen mit nur
                                      einem Hebel oder ungleicharmige Balkenwaagen mit einem anderen Übersetzungsverhältnis
                                      sind auf historischen Abbildungen häufig anzutreffen. Andere wichtige Waagenformen sind
                                      z.B. die Brückenwaage für Fahrzeuge, die bekannte Briefwaage oder Federwaagen, bei der die
                                      Gewichtskraft auf einer Skala angezeigt wird.

                                      Die Waage ist der Menschheit nicht nur als eines der geläufig-
                                      sten und vielgestaltigsten Messgeräte vertraut, sondern seit jeher
                                      auch als Sinnbild für Gleichheit und gerechte Bewertung.
                                      So gehört die Waage als Symbol für eine ausgewogene
                                      Beurteilung genauso zur Göttin Justitia wie das richtende
                                      Schwert.

4
Eine anderer interessanter symbolischer Gebrauch der Waage ist derjenige
                                         der Seelenwägung der alten Ägypter und der Griechen. Altägyptische
                                         Mumienschreine und Totenpapyri enthalten viele Darstellungen von Seelen-
                                         wägungen, die bei der Urteilsbildung im Totengericht diente. Je nach dem
                                         Ergebnis fällt die Seele, auf der Waage repräsentiert durch ein kleines
                                         Gefäss, während der zu Richtende selbst dabeisteht, einem Gott der Ver-
                                         dammnis zur Vernichtung oder einem Gott des Lichts zur Bewahrung
                                         anheim. Die Seele wird dabei mit der Wahrheit aufgewogen, die in Gestalt
                                         einer Feder (Hieroglyphe für Wahrheit) auf der anderen Waagschale liegt.

                      Eine ähnliche Darstellung aus der christlichen
                      Heiligenverehrung ist diejenige des Hl. Michael als
                      gerechter Fürsprecher beim Jüngsten Gericht.

Umgangssprachliches   Dass Leichtes oder sogar Unmaterielles grosses Gewicht haben kann, zeigt sich vor allem
                      dann, wenn es jemandem gelingt, mit einem Wort eine (ge)wichtige Entscheidung herbei-
                      zuführen. Aber auch ein falsches Wort kann schwerwiegende Folgen haben. Dass man aber
                      deshalb noch nicht ganz aus dem Gleichgewicht geraten muss, dafür sorgt ein guter Freund,
                      der einem besonders gewogen ist. Der rät uns dann vielleicht: «Erst wäg’s, dann wag’s!»
                      Und überhaupt sind Leute, die jedes Wort auf die Goldwaage legen, zwar klug, müssen aber
                      als ungemütliche und pedantische Zeitgenossen angesehen werden.

                                                                                                                    5
Physik
                               Dichte fester Körper aus Volumen
                               und Gewichtsmessung

             Unterrichtsziel   Mit diesem Versuch werden die Begriffe Masse und Dichte veranschaulicht; auch dient er zur
                               Einführung in die Wägetechnik.

                   Aufgabe     Aus den Abmessungen regelmässig geformter fester Körper ist das Volumen zu berechnen.
                               Durch Wägung wird die Masse ermittelt. Aus Volumen und Masse wird die Dichte errechnet.

                   Material    METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01g)
                               Quader-, kugel-, kegel- oder zylinderförmige Körper (nichtporös)
                               Längenmasse, Schieblehren, Mikrometerschrauben

              Durchführung     Jeder Schüler erhält einen Körper, stellt die Abmessungen fest und berechnet das Volumen.
                               Dann wiegt er den Körper (unter Aufsicht des Lehrers) und wertet anschliessend seine
                               Resultate aus.

                Auswertung     Die Dichte ist der Quotient von Masse und Volumen
                                   m
                               ρ = V Einheiten: g/cm3, kg/m3

                               Bei Schülerversuchen können die einzelnen Körper der Reihe nach von allen Schülern
                               (evtl. Gruppen zu 2 Schülern) ausgewertet werden.

         Schlussbetrachtung    Die relative Unsicherheit des Resultats solle mit einer Unsicherheitsberechnung abgeschätzt
                               werden:
                               – Wiegeunsicherheiten unwesentlich
                               – Genauigkeit der geometrischen Form?
                               – Relative Unsicherheit der Längenmessungen?
                               – Relative Unsicherheit der Wägung?

                   Beachte     – Die Waage zeigt nur bei Wägegut einer Dichte von 8000kg/m3 die Masse exakt an.
                                 Beim Bestimmen der Dichte von Styropor muss eine Auftriebskorrektur durchgeführt werden,
                                 da sonst ein relativer Fehler von 6% auftritt.
                               – Bei bekannter Dichte dünner Drähte oder Folien kann durch Wägung eine Dickenbestim-
                                 mung durchgeführt werden (Kupferdraht, Alu-Folie).
                               – Aus zylinder- oder kugelförmigen Körpern bekannter Dichte kann berechnet werden.

6
Dichte fester Stoffe
                   (Auftriebsmethode)
 Unterrichtsziel   Mit diesem Versuch werden die Begriffe Masse, Auftrieb und Dichte veranschaulicht.

       Aufgabe     Für unregelmässig geformte feste Körper ermittle man aus dem Auftrieb das Volumen und
                   durch Wägung die Masse. Daraus berechne man die mittlere Dichte des Körpers.

       Material    METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0.01g) mit einem METTLER TOLEDO Dichtekit
                   alternativ
                   Becherglas mit Wasser
                   Stativ mit Muffe und Querstange
                   Faden
                   weitmaschiges Körbchen aus feinem Draht
                   Pinzette
                   beliebig geformte Körper (z.B. Schraube, Schlüssel, Münze)

Versuchsaufbau     Das leere Körbchen hängt
                   an einem Faden so im
                   Wasser, dass es die Becher-                                                          Faden
                   wand nicht berührt.

                                            Stativ                                                      Drahtkörbchen

  Durchführung     Die Waage wird austariert. Der Körper wird neben den Becher auf die Waagschale gelegt und
                   seine Masse m bestimmt. Nun bringt man den Körper mit einer Pinzette in das Körbchen. Es
                   darf dabei kein Wasser verspritzt werden oder an der Pinzette zurückbleiben. Luftblasen am
                   Körbchen und am Inhalt sind unbedingt zu entfernen! Das Wägegut erfährt die Auftriebskraft FA
                   nach oben und drückt mit gleich grosser Gegenkraft F das Wasser nach unten. Die Waage
                         ~ an, und es gilt F = m
                   zeigt m                     ~ · g.
                                            A

    Auswertung                                                                  ~g
                   Nach dem Satz von Archimedes ist FA = VKörper · ρFlüss · g = m
                                                                ~
                                                                m
                                                    VKörper =
                                                                  ρFlüss
                                                                                 ~
                                                                                 m                  m
                                                                    m
                   Und die Dichte                     ρKörper =             =            = ρFlüss · ~
                                                                  VKörper       ρFlüss              m

                                                      Beispiel:     Radmutter von
                                                                    Wassertemperatur     20 °C
                                                                    Masse der Mutter m = 52.74 g
                                                                    Auftrieb         ~ = 06.74 g
                                                                                     m
                                                                                52.74 g
                                                      ρ = 1.00 g/cm3 ·                  = 7.83 g / cm3
                                                                                 6.74 g

                                                                                                                        7
Physik

         Schlussbetrachtung   Bei 20 °C ist die Dichte von Wasser um 0,2% kleiner als 1 g/cm3. Auch ohne Berücksichti-
                              gung der Temperaturabhängigkeit der Dichte kann man selbst bei kleinen Münzen das
                              Volumen und die mittlere Dichte auf besser als 1% Unsicherheit.
                              Bei Gold- und Silbermünzen kann der Feingehalt errechnet werden, wenn die (mittlere) Dichte
                              des zulegierten Stoffs bekannt ist. Dafür gilt:

                                                                   Masse      Volumen        (mittlere Dichte)

                                     Münze                         m          V              ρ
                                     Gold, Silber                  mx         Vx             ρx
                                     Rest                          mR                        ρR

                                       m = mx + mR
                                     V · ρ = V x · ρ x + (V – Vx ) · ρ R

                                     Vx ρ – ρ R
                                       =                or m x / m = …
                                     V   ρx – ρR

8
Die Temperaturabhängigkeit
                  der Dichte des Wassers
Unterrichtsziel   Die Dichte des Wassers ändert sich mit der Temperatur. Seine höchste Dichte erreicht es bei
                  4 °C (Anomalie des Wassers).

      Aufgabe     Man bestimme mit Hilfe eines Senkkörpers und einer Waage die Dichte des Wassers im
                  Temperaturbereich von 0 bis 50 °C. Die Messergebnisse sollen auch graphisch erfasst werden.

      Material    METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01 g)
                  Senkkörper 50 oder 100 ml, nach Möglichkeit aus Quarz und mit eingeschliffenem Thermo-
                  meter
                  Becherglas 1000 ml
                  evtl. Thermometer 0 bis 50 °C, eingeteilt in 1/10 oder 1/5 Grad
                  Heizplatte
                  Styroporplatte zur Wärmeisolierung
                  Handtuch
                  Eiswürfel

 Durchführung     Zur Wärmeisolierung bringt man eine Styroporplatte auf die Waagschale. Um elektrostatische
                  Interferenzen zu verhindern, muss sichergestellt werden, dass das Styropor die Waagschale
                  nicht überragt.
                  Zum Füllen wird der Senkkörper in das Becherglas mit dem Eiswasser getaucht und der
                  Stopfen (evtl. das eingeschliffene Thermometer) unter Wasser aufgesetzt.
                  Die Wassertemperatur ϑ wird gemessen.
                  Dann wird der Senkkörper aus dem Wasser gehoben, abgetrocknet und auf die Waage
                  gestellt. Die Masse m des Wassers wird notiert.
                  Das restliche Eis wird aus dem Wasser entfernt und dieses langsam erwärmt. Im Bereich von
                  0 bis 10 °C wird etwa alle zwei Grad eine weitere Messung von ϑ und m durchgeführt, später
                  noch in Intervallen von etwa 10 Grad. Dazu wird der Senkkörperinhalt jeweils ins Becherglas
                  zurückgegossen und das Wasser gut umgerührt.

   Auswertung     Mit einem Senkkörper aus Jenaerglas (Längenausdehnungszahl α = 3.2 · 10 –6/K), das bei
                  20 °C auf 50 cm3 geeicht ist, sollten die folgenden Messwerte gefunden werden:

                                                               Temperatur       Masse            Dichte
                                                               ϑ in ºC          m in g           ρ in g/cm3

                                                                       0        49.991           0.999 84
                                                                       2        49.996           0.999 94
                                                                       4        49.997           0.999 97
                                                                       6        49.996           0.999 94
                                                                       8        49.992           0.999 85
                                                                      10        49.984           0.999 70
                                                                      20        49.910           0.998 21
                                                                      30        49.783           0.995 65
                                                                      40        49.612           0.992 22
                                                                      50        49.405           0.988 05

                                                                                                                9
Physik

         Schlussbetrachtung   Mit Senkkörper und Waage kann man die Dichte der verschiedensten Flüssigkeiten bestimmen,
                              z.B. Hexan, Äthylalkohol, Chloroform.

                   Beachte    – Gemäss Tabelle ändert sich im Temperaturintervall 0 bis 4 °C die Dichte des Wassers um
                                0,00013 g/cm3, entsprechend 0,13‰.
                                Im selben Intervall ändert sich das Volumen von Jenaerglas um 0,04‰, dasjenige von
                                Quarzglas siebenmal weniger stark.
                                Besteht der Senkkörper nicht aus Quarzglas, ist eine Volumenkorrektur angezeigt.
                              – Füllt man den Senkkörper mit Wasser von etwa 2 °C, so kann man beobachten, dass beim
                                Erwärmen das Wasser in der Kapillare des Stopfens zurückgeht. Umschliesst man den
                                Senkkörper mit der warmen Hand, erfolgt die Kontraktion innerhalb weniger Sekunden.
                              – Die Dichte des Wassers bei 20 °C ist besonders genau zu messen, weil dies die Eichtem-
                                peratur für Büretten, Pipetten und Messzylinder ist. Sie ist um etwa 2‰ kleiner als bei 4°C.

10
Dichte der Luft

Unterrichtsziel   Auch Luft besitzt Masse und Dichte!

      Aufgabe     Ein Kolben wird evakuiert, und aus der Masse der evakuierten Luft und ihrem Volumen ist die
                  Dichte der Luft zu bestimmen. Es soll auf Normalbedingungen umgerechnet werden.

      Material    METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01 g)
                  Vakuumpumpe (Wasserstrahlpumpe)
                  Glaskolben mit 2 Hähnen (ca. 1 Liter)
                  Eimer mit Wasser
                  Messzylinder (1 Liter)
                  Thermometer (Wassertemperatur)
                  Thermometer (Zimmertemperatur)
                  Barometer (nicht auf Meereshöhe korrigiert)

 Durchführung     Um die Berechnungen zu vereinfachen, soll das Wasser die gleiche Temperatur haben wie die
                  Zimmerluft. Der mit Luft gefüllte trockene Kolben wird auf der Waage eintariert. Dann wird er
                  evakuiert und gewogen. Die Masse m der evakuierten Luft wird notiert.
                  Anschliessend wird der Kolben in den Eimer mit Wasser gehalten, der Hahn langsam geöffnet
                  und solange mit Wasser gefüllt, bis im Kolben der gleiche Druck wie aussen herrscht.
                  Der Wasserspiegel im Kolben steht dann auf gleicher Höhe wie der Wasserspiegel im Eimer.
                  Das Volumen V des in den Kolben eingedrungenen Wassers ist gleich dem Volumen der eva-
                  kuierten Luft, es kann mit einem Messzylinder oder durch Wägung ermittelt werden.

   Auswertung     Die Dichte ermittelt man als Quotient von Masse und Volumen

                             ρ= m             in g/dm3 oder kg/m3
                                V

                  Masse der evakuierten Luft                        m    in g
                  Volumen der evakuierten Luft                      V    in dm3
                  Raumtemperatur                                    ϑ    in ºC
                                              und daraus            T    in K
                  Luftdruck                                         p    in mbar
                  Für die Dichte bei Raumtemperatur folgt

                             ρ= m
                                V

                  und für die Normdichte

                                   m       1013 mbar              T
                            ρo =       ·                    ·
                                   V           p                273.1K

                            (Literaturwert 1.293 kg/m3)

      Beachte     – Erfolgt die Volumenmessung mit einem Messzylinder, wird die Messung bestenfalls auf
                    1% Unsicherheit genau.
                  – Luftfeuchtigkeit und CO2-Gehalt sind schwer zu korrigieren; ihr Einfluss liegt auch bei
                    ca. 1%.

                                                                                                                11
Physik
                           Dichte der Gase

         Unterrichtsziel   Mit diesem Versuch wird die Dichte eines gasförmigen Stoffes veranschaulicht.

               Aufgabe     Aus Volumen und Masse eines gasförmigen Stoffes ist dessen Dichte zu bestimmen und auf
                           Normalbedingungen umzurechnen.

               Material    METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01 g)
                           Erlenmeyerkolben (ca. 1 Liter)
                           Messzylinder (ca. 1 Liter)
                           Gefäss mit Wasser
                           CO2, He, H2 oder O2 aus der Stahlflasche
                           Zimmerthermometer
                           Barometer (nicht auf Meereshöhe korrigiert)

          Durchführung     Der mit Luft gefüllte Erlenmeyerkolben wird tariert. Über einen Gummischlauch mit Glasrohr,
                           das bis zum Kolbenboden reicht, lässt man einige Sekunden lang Gas einströmen. Wenn die
                           Anzeige der Waage sich nicht mehr ändert, unterbricht man die Gaszufuhr und liest die Masse
                           ∆ m ab. Anschliessend wird der Erlenmeyerkolben mit Wasser gefüllt und das Volumen V mit
                           einem Messzylinder bestimmt. Genauer und ebenso bequem findet man das Volumen mit
                           Hilfe der Waage und der Wasserdichte 1.00 g/cm3.

            Auswertung     Die Gasdichte ist der Quotient von Gasmasse und Volumen. Die Gasmasse ist nicht direkt
                           gemessen worden, sondern wird berechnet:

                           m Gas = m (Kolben mit Gas) – m (Kolben mit Luft) + m Luft
                                = ∆m + m Luft

                           Massenunterschied von Gas und Luft                 ∆m         in g
                           Masse der Luft (nicht gemessen)                   m Luft      in g
                           Volumen des Erlenmeyerkolbens                         V       in dm3
                           Raumtemperatur                                       ϑ        in ºC
                                                         und daraus              T       in K
                           Luftdruck                                             p       in hPa

                                                                                 m Gas       ∆m + m Luft
                           Bei Versuchsbedingungen ist die Gasdichte ρ Gas   =           =
                                                                                  V            V

                           und bei Normbedingungen       ρo Gas = ∆m    ·
                                                                             1013 mbar
                                                                                              ·
                                                                                                    T
                                                                                                            +   ρo Luft
                                                                   V              p               273.1 K

                                                           mit ρo Luft = 1.293 g/dm3

               Beachte     – Der Erlenmeyerkolben muss völlig trocken sein.
                           – Die Stahlflaschen mit den Gasen sollten Raumtemperatur haben.
                           – Gase, die leichter als Luft sind (z.B. Helium), lässt man von unten in den umgekehrten
                             Erlenmeyerkolben einströmen.

12
Auftrieb in Gasen

Unterrichtsziel   Wird ein Körper in Luft gewogen, so ist die Auftriebskraft so gross wie die Gewichtskraft der
                  verdrängten Luft.
                  Dasselbe gilt für andere gasförmige und flüssige Medien. Bei der Massebestimmung von
                  Körpern mit geringer Dichte muss deshalb eine Auftriebskorrektur vorgenommen werden.

      Aufgabe     – Man ermittle die Auftriebsdifferenz eines mit Luft gefüllten Literkolbens zwischen Luft und
                    Helium.
                  – Man ermittle die Auftriebsdifferenz eines mit Helium gefüllten Literkolbens zwischen Luft und
                    Helium.

      Material    METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01 g)
                  1 Rundkolben 1 I, mit Stopfen (zur Hälfte eingebohrt)
                  1 kleiner Eimer (5 l)
                  Stativmaterial
                  Helium bzw. Kohlendioxid aus einer Stahlflasche
                  20 cm langes Metallrohr Β 6 mm, auf Fuss

                                                                               Explosionsgefahr

 Durchführung     Das Rohr wird in den Stopfen mit entsprechender Bohrung gesteckt und auf die Waage gestellt.
                  Nun wird der Rundkolben auf dem Stopfen befestigt und das Gewicht abgelesen. Als nächstes
                  stülpt man den Eimer über den Kolben und lässt von unten Helium in den Eimer strömen bis
                  das Gewicht konstant ist. Der Kolben ist «schwerer» geworden!
                  Nun wird der Kolben mit Helium gefüllt und wieder auf die Waage gestellt.
                  Die Waage zeigt eine kleinere Masse an, weil die Masse des Heliums im Kolben kleiner ist,
                  als die der Luft. Wird der Kolben wieder mit einer Heliumatmosphäre umgeben, so zeigt die
                  Waage die gleiche Masse an, wie wenn der luftgefüllte Kolben von Luft umgeben wäre.

                                                                                                                  13
Physik

         Auswertung    Die mittlere Molmasse von Luft (28,8 g/mol) ist etwa 7mal grösser als diejenige von Helium.
                       Auf den Literkolben wirken somit recht verschiedene Kräfte:

                              die Gewichtskraft von etwa 1,15 g Luft bzw. diejenige von etwa 0,16 g Helium.

                       Die untersuchten Kräfte können wie folgt schematisch dargestellt werden:

         Erweiterung   Die entsprechenden Versuche lassen sich mit Kohlendioxid CO2 an Stelle von Helium
                       durchführen.
                       Weil CO2 spezifisch schwerer ist als Luft, muss die Anordnung umgekehrt werden:

                       – Zuunterst steht der Eimer.
                       – Der Rundkolben hängt an der Waage und taucht in den Eimer.
                       – Die Waage steht auf Stativmaterial oder einfacher auf einem Hocker mit Grifföffnung.
                         Der Rundkolben wird am Haken angehängt, der sich am Boden der Waage befindet.
                         Zuerst muss allerdings die Waage eingeschaltet worden sein.

                       Der Literkolben fasst etwa 1,75 g Kohlendioxid. Demnach sind die «Gewichtsunterschiede»
                       mit CO2 gut halb so gross wie mit He; dies zeigt der Vergleich der Molmassen:

                                                               44 – 28.8
                                                                           = 0.61
                                                                28.8 – 4

                                                                                                                     14
14
Dichte flüssiger Stoffe

        Unterrichtssziel   Aus Volumen- und Massenmessung ist die Dichte flüssiger Stoffe zu bestimmen.

               Aufgabe     Verschiedene Flüssigkeiten wie Wasser, Alkohol, Hexan, Benzin werden auf ihre Dichte
                           untersucht.

               Material    METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01 g)
                           Messzylinder, Messkolben, Pipetten, Senkkörper, Bechergläser
                           Verschiedene Flüssigkeiten, siehe oben

                           Messzylinder              Messkolben           Pipette               Pyknometer

          Durchführung     Die Glasgeräte wie Senkkörper, Becherglas oder Messzylinder werden austariert und
                           anschliessend mit der zu untersuchenden Flüssigkeit gefüllt. Die Masse wird notiert.

            Auswertung     Die Dichte wird als Quotient von Masse und Volumen ermittelt.

                                        ρt = m
                                             V
                           ρt     =   Dichte bei der Temperatur t
                           m      =   Masse
                           V      =   Volumen
                           t, ϑ   =   Temperatur der Flüssigkeit

     Schlussbetrachtung    Da die Dichte flüssiger Stoffe temperaturabhängig ist, muss die Temperatur angegeben werden.
                           Bei sehr genauen Messungen ist bereits eine Auftriebskorrektur erforderlich.

               Beachte     Die Flüssigkeit darf für Schülerversuche nicht ätzend oder giftig sein.
                           Tetrachlorkohlenstoff, Benzol sowie konzentrierte Laugen und Säuren sind unzulässig.

15
                                                                                                                      15
Physik
                              Kraft und Gegenkraft

                    Thema     «Kräfte treten immer paarweise auf. – Übt ein Körper eine Kraft auf einen andern aus, so wirkt
                              der andere auf den ersten mit einer Kraft, die
                              a) gleich gross
                              b) entgegengesetzt gerichteten ‹Gegenkraft›
                              c) auf gleicher Wirkungslinie ist.»                                                       1
                              (Newtons Gesetz von Actio und Reactio)                                                    2

         Versuchsanordnung             1 METTLER TOLEDO Präzisionswaage
                                         (Ablesbarkeit 0,01 g)                                                          3
                                       2 Hocker, Stativmaterial oder ähnliches
                                       3 angehängter Körper                                                             4
                                       4 Becher mit Flüssigkeit, z.B. Wasser
                                       5 verstellbare Hebebühne («Laborboy»)
                                       6 METTLER TOLEDO Präzisionswaage
                                                                                                                        5
                                         (Ablesbarkeit 0,01 g)

                                                                                                                        6

              Durchführung    a) Die beiden Waagen werden nach Vorschrift unbelastet (!) in Betrieb genommen.
                              b) An die obere Waage wird der Körper angehängt, auf die untere die Hebebühne mit Becher
                                 und Flüssigkeit aufgelegt.
                              c) Jetzt kann der Becher so gehoben werden, dass der hängende Körper mehr und mehr in
                                 die Flüssigkeit eintaucht.
                              d) Wie die obere Waage anzeigt, wird der Körper von der Flüssigkeit nach oben gedrückt und
                                 wird scheinbar leichter.
                                 Wie die untere Waage anzeigt, wird die Flüssigkeit (und der Becher und die Hebebühne)
                                 vom eintauchenden Körper nach unten gedrückt und wird scheinbar schwerer.
                                 Die beiden Veränderungen sind absolut gleich gross.

                     Kritik   a) Negativ:
                                 Der Einsatz von zwei elektronischen Waagen mit projizierten Anzeigen erscheint sehr auf-
                                 wendig. An einer mittleren oder grösseren Schule sollte die zweite Waage leicht in einer
                                 anderen Fachabteilung zu finden sein.
                              b) Positiv:
                                 1) Der Versuchsaufbau ist ohne weitere Erklärungen verständlich.
                                 2) Die Handhabung der Apparatur ist einfach und ohne Tücken.
                                 3) Bei der Vorführung kann ohne unnötigen Zeitverlust gearbeitet werden.
                                 4) Das Interesse der Schüler bleibt wach, weil man durch das Heben und Senken sowie
                                    durch späteres neues Tarieren ständig neue Wertepaare findet, deren Gesetzmässigkeit
                                    teils mit und teils sogar ohne Kopfrechnung geprüft werden kann.
                                 5) Andere Versuche zu «Actio» und «Reactio» sind meistens weniger einleuchtend und
                                    verlangen umständliche Erklärungen.

                              So rechtfertigt sich der grössere Aufwand.
                                                                                                                               16
16
Umlenkkraft

      Unterrichtsziel   Für die Richtungsänderung einer Strömung
                        braucht es eine Normalkraft
                        (quer zur Geschwindigkeitsrichtung).

            Aufgabe     Man untersuche die Kraft, welche in
                        einem rechtwinklig gebogenen Rohr
                        das strömende Wasser umlenkt.

            Material    METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01g)
                        Plastic-Schlauch, Durchmesser aussen z.B. 12 mm,
                        innen 8 mm; Länge nach Bedarf
                        Schlaucholive am Wasserhahn
                        Erstes Führungsrohr etwa 20 cm lang, Innendurchmesser knapp grösser als der Aussen-
                        durchmesser des Schlauches
                        Rutschfestes Stativ und Klemmen zur waagrechten Halterung des Rohres
                        Plastic-Kessel 5 Liter
                        METTLER TOLEDO Waage z.B. Wägebereich 0...6 kg oder Messzylinder 1000 ml
                        Stoppuhr
                        Zweites Führungsrohr auf Holzkonstruktion (zur Befestigung des Schlauches auf der Waage),
                        z.B.

     Versuchsaufbau                                                        1 Plastic-Schlauch
                                                                           2 Erstes Führungsrohr an Stativmaterial
                                                                             befestigt
                                                                           3 Zweites Führungsrohr auf Holzkonstruktion
                                                                           4 Gewichtsstück hält 3 auf der Waage fest
                                                                           5 Plastic-Kessel
                                                                           6 Becken mit Wasserablauf

                                 Experimentiertisch

17
                                                                                                                    17
Physik

                         Das erste Führungsrohr wird am Stativ in gleicher Höhe befestigt wie das zweite auf der Waage.
                         Die Halterung des Schlauches soll sich auf der Waage nicht verschieben können; sie muss
                         möglicherweise mit einem Zusatzgewicht belastet werden. Ein längerer Schlauch lässt sich
                         zwar bequem verlegen. Aber eine doppelte Länge verkleinert die maximale Fliessgeschwindig-
                         keit etwa auf die Hälfte und die maximale Kraft etwa auf einen Viertel!

          Theoretische   Bei diesem Versuch ist es von wesentlicher Bedeutung, dass die Schale einer METTLER
         Überlegungen    TOLEDO Kompensationswaage auch bei veränderlicher Belastung in genau gleicher Höhe
                         über dem Tisch verbleibt. So muss sich der Plastic-Schlauch nicht verformen und die Mess-
                         ungen werden nicht durch Verformungskräfte gestört.
                         Das Wasser wird vom Schlauch umgelenkt und übt folglich eine Gegenkraft nach oben rechts
                         auf den Schlauch aus. Mit der Waage wird die vertikale Kraftkomponente F gemessen.
                         Sie hängt von der mittleren Strömungsgeschwindigkeit v– des Wassers ab, welche aus dem
                         Durchflussvolumen ∆V während der Zeit ∆ t und aus dem Schlauch-lnnenquerschnitt A:
                                                                 v– =     ∆V / ∆t
                                                                            A

         Durchführung    a) Man lässt das Wasser ganz schwach so fliessen, dass gerade keine Luftblasen vom
                            Schlauchende her in den Schlauch aufsteigen, und tariert die Waage aus.
                         b) Man öffnet den Wasserhahn etwas und misst die Kraft F.
                         c) Während einer geeignet gewählten Zeitspanne ∆ t hält man den leeren Kessel in den
                            Wasserstrahl. Gleichzeitig sollte man die Anzeige der Waage im Auge behalten; denn der
                            Druck in der Wasserversorgung kann sich kurzfristig ändern.
                         d) Das Wasservolumen im Kessel wird entweder mit einem Messzylinder bestimmt oder –
                            schneller und genauer – auf einer zweiten Waage gewogen.
                         e) Die Schritte b) bis d) werden mit anderen Fliessgeschwindigkeiten wiederholt.
                            Tabelle mit F, ∆ t, ∆ V, v–

           Auswertung    Unter der nicht genau zutreffenden, vereinfachenden Annahme, dass jedes Wasserteilchen
                         dieselbe Driftgeschwindigkeit                      ∆V / ∆t
                                                                v = v– =                   (1)
                                                                              A

                         besitzt, hat man für das Volumen, welches in der Zeit δ t durch
                         den Querschnitt A fliesst,            δ V = A · v · δt.
                         Die entsprechende Masse               δm = ρ · δV
                         besitzt den Impuls                    δ p = v · δm = ρ · A · v 2 · δt.

                         Anfänglich ist er horizontal gerichtet, später nach unten. Also wird in der Zeit δt durch die Kraft
                           Ý
                         (–F ) des Schlauches eine Impulsänderung nach unten erzeugt:

                                                                  F · δt = δp = ρ · A · v 2 · δt

                                                                                               (∆V / ∆t )2
                                                                  F = ρ · A · v2= ρ ·             A

                                                                         (∆m /∆t )2
                                                                  F=                                  (2)
                                                                          ρ·A

                                                                 ~=      F        (∆m /∆t )2          (3)                      18
                         und die Ablesung auf der Waage          m            =
                                                                         g        ρ·A·g
18
Der gemessene Zusammenhang zwischen
                                                                    ∆m /∆t und m~ I (F) lässt sich am besten auf doppel-
                                                                    logarithmischem Papier darstellen:

                            Eingetragen ist eine Gerade mit der Steigung 2. Die Messpunkte liegen recht nahe bei der
                            Geraden, so dass der quadratische Zusammenhang zwischen ∆m /∆t und m       ~ bestätigt wird.
                            Die Werte der obigen Tabelle sind selbstverständlich nicht erfunden, sondern tatsächlich
                            gemessen worden und zwar mit einem Plastic-Schlauch von 8 mm Innenquerschnitt.
                            Wie passen sie zur Gleichung (3)? Zum Beispiel ergibt die fünfte Messung mit

                                                              }
                            ∆m /∆ t      =   99.8 g/s
                            ρ Wasser     =   1.00 g/cm3             eingesetzt in (3)
                            A Schlauch       π · (0.40 cm)2         ~
                                                                    m
                                         =                             berechnet = 20.2 g statt
                            g            =   981 cm/s 2             ~
                                                                    m gemessen = 20.0 g ±0.2 g

                            Die Übereinstimmung scheint erstaunlich gut; aber die Wasserteilchen bewegen sich trotzdem
                            nicht alle gleich schnell!

     Final considerations   Der Versuch ist in 20 Minuten durchführbar. Er bietet Gelegenheit, die Begriffe «Wirkung und
                            Gegenwirkung», «Impulsänderung gleich Kraftstoss», «zweifach-logarithmische Teilung» zu
                            wiederholen.

19
                                                                                                                           19
Physik
                               Widerstandskraft im Luftstrom

             Unterrichtsziel   In strömenden Medien erfährt ein Körper eine Widerstandskraft F, die von der Grösse (A) und
                               der Form (cr) des Körpers sowie von der Dichte ρ und der Relativgeschwindigkeit v des
                               strömenden Mediums abhängt.

                   Aufgabe     Man untersuche die Widerstandskraft auf verschiedene Körper im Luftstrom eines Winderzeugers.

                   Material    METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01g)
                               Winderzeuger
                               Womöglich: Prandtlsches Staurohr mit Manometer zur Messung der Luftgeschwindigkeit
                               Verschiedene Widerstandskörper (mit Befestigungsstäbchen)
                               – von möglichst gleicher Anströmfläche (Hauptspant); z.B. Kreisscheibe, Kugel, halbe Voll-
                                 kugel, halbe Hohlkugel, stromlinienförmiger Körper, Fahrzeugmodelle
                               – von gleicher Form; z.B. kleine, mittlere, grosse Kreisscheiben oder rechteckige Platten
                               – Stäbchen allein, ohne Widerstandskörper
                                 Halterung der Widerstandskörper, z.B.

                               1)   Tonnenfuss mit zusätzlicher Querbohrung ∅ 8,2 mm
                               2)   Aluminium-Stange ∅ 8,0 mm, 400 mm lang
                               3)   Bohrung zur Aufnahme der Stäbchen der Widerstandskörper
                               4)   M3-Schraube zur Sicherung gegen Verdrehung
                               5)   evtl. Gegengewicht

                               Zum Schutz der Waage gegen Luftströmungen, z.B. ein Karton 60 cm x 60 cm x 40 cm
                               – offen gegen den Experimentierenden;
                               – am Tisch mit zwei Klammern zu befestigen;
                               – mit einem solchen Ausschnitt in der Grundfläche,
                                 dass die Waage unmittelbar auf dem Tisch steht;
                               – mit einer kleinen seitlichen Öffnung für die
                                 Aluminium-Stange (2) der Halterung.

         Versuchsanordnung     Verwendet man einen starken Winderzeuger,
                               kann man nicht auf den Schutzkarton verzichten,
                               denn der Luftstrom wird an der Zimmerdecke
                               reflektiert und es würden Luftwirbel von oben
                               her auf die Waagschale treffen.
                               (Mit Kerzenflamme nachzuprüfen!)

                               1. Winderzeuger
                               2. Karton
                               3. Widerstandskörper in Halterung

                                                                                                                               20
20
Durchführung    a) Vorversuch: Man stelle mit einem Staurohr fest, in welchem Bereich der Luftstrom gleiche
                             Geschwindigkeit besitzt.
                          b) Hinweis für alle weiteren Versuche: Im folgenden will man die Widerstandskraft F(Körper)
                             messen, die der Körper allein erfährt. Der Luftstrom drückt aber auch gegen die Halterung;
                             und die Waage zeigt F(Messung) an. Somit muss mit einer zweiten Messung ohne den
                             Körper, also nur mit dem Stäbchen, die Kraft F(Stäbchen) bestimmt werden. Es ist dann
                             F(Körper) = F(Messung) – F(Stäbchen).
                          c) An einem Körper misst man die Widerstandskraft F bei verschiedenen Luftgeschwindig-
                             keiten v. – Tabelle mit v, F(Messung), F(Körper).
                             Evtl. Körpergrösse oder Körperform anders wählen und wiederholen.
                          d) Bei gleichbleibender Windgeschwindigkeit bestimmt man F(Körper) für verschieden grosse
                             Körper (A) gleicher Form.
                             Tabelle mit A, F(Körper), F(Körper)/A.
                             Evtl. mit Körpern anderer Form wiederholen.
                          e) Bei gleichbleibender Windgeschwindigkeit bestimmt man F(Körper) für verschieden
                             geformte Körper gleicher Anblasfläche (Hauptspant) A.
                             Tabelle mit Formskizze, F(Körper).
                             Evtl. mit anderer Windgeschwindigkeit wiederholen.
                          f) Der Zeitbedarf für die einzelne Messung liegt bei ein bis zwei Minuten und richtet sich sehr
                             stark nach der Handfertigkeit und Übung des Experimentierenden.

            Auswertung    Die Theorie liefert bei turbulenter Strömung

                                                               ρ
                          für den Staudruck        p Stau =        · v2     ρ = Dichte des strömenden Mediums
                                                               2
                                                                            c r = Widerstandsparameter (Formfaktor)
                                                                            A = Hauptspant (Fläche der Körperprojektion
                          und für die              F = cr · p Stau · A            auf eine senkrecht zur Strömungsrichtung
                          Widerstandskraft                                        stehende Ebene)

                          Man erwartet folglich
                          bei c) Proportionalität zwischen v 2 und den Widerstandskräften [F(Messung),
                                   F(Stäbchen), F(Körper)];

                          bei   d) einen konstanten Quotienten F(Körper)/A;

                          bei        w > cw
                                e) cwl         l     >cw
                                                           •       > cw

     Schlussbetrachtung   Der Versuch ist gut geeignet zur Demonstration im Unterricht, da rasch gearbeitet werden kann.

21
                                                                                                                       21
Physik
                           Kräfte am Tragflügel

         Unterrichtsziel   Ein asymmetrisch angeströmter Körper erfährt neben der Widerstandskraft F W in Stromrichtung
                           auch eine Kraftkomponente quer dazu. Diese Normalkraft ist beim Tragflügel die Auftriebskraft F A.

               Aufgabe     Man untersuche bei der ebenen Platte und beim Tragflügel die erwünschte Auftriebskraft F A,
                           die unerwünschte Widerstandskraft F W sowie ihre Quotienten F A /F W in Abhängigkeit vom
                           Anstellwinkel α.

               Material    METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01g)
                           Winderzeuger
                           Womöglich: Prandtlsches Staurohr mit Manometer zur Messung der Luftgeschwindigkeit
                           Tragflügelmodell, mit sehr dünnen parallelen Leitblechen und drehbarer Halterung
                           Brettchen (aus Holz, Kunststoff oder Metall) mit Leitblechen und drehbarer Halterung
                           Rutschfester Stativfuss mit senkrechter Bohrung
                           Halterung für die waagrechte Befestigung der Modelle, z.B. ein Holzklotz

                                                 1)   Stange, die das Modell drehbar trägt
                                                 2)   Holzklotz 180 mm x 100 mm x 30 mm
                                                 3)   Bohrung, der Stange 1) angepasst
                                                 4)   evtl. Schraube; sichert die Stange 1) gegen Verdrehung
                                                 5)   Stange, 10 mm ∅, satt in den Klotz eingepasst
                                                 6)   Gegengewicht etwa 1 kg, z.B. Tonnenfuss

                           Zum Schutz der Waage gegen Luftströmungen, z.B. ein Karton 60 cm x 60 cm x 40 cm
                           – offen gegen den Experimentierenden;
                           – am Tisch mit zwei Klammern zu befestigen;
                           – mit einem solchen Ausschnitt in der Grundfläche, dass die Waage unmittelbar auf dem
                             Tisch steht;
                           – mit einer kleinen seitlichen Öffnung für die Stange 1)

                                                                                                                                22
22
Versuchsanordnung   Die Messung der Auftriebskraft
                         und diejenige der Widerstands-
                         kraft benötigen unterschiedliche
                         Anordnungen:

                                             Auftriebskraft

                         Widerstandskraft

                                                                             Verwendet man einen starken Wind-
                                                                             erzeuger kann man nicht auf den Schutz-
                                                                             karton verzichten, denn der Luftstrom wird
                                                                             an der Zimmerdecke reflektiert, und es
                                                                             würden Luftwirbel von oben her auf die
                                                                             Waagschale treffen. (Mit Kerzenflamme
                                                                             nachzuprüfen!)

          Durchführung   a) Man untersuche mit dem Prandtlschen Staurohr die Geschwindigkeitsverteilung im Luft-
                            strom vor dem Winderzeuger.
                         b) Auftriebskraft FA: Theoretisch lässt sie sich berechnen als

                                                              CA= Auftriebsparameter, formabhängig
                                                              A = Hauptspant (Fläche der Körperprojektion auf eine
                         FA = cA · A · ρ · v 2                    senkrecht zur Strömungsrichtung stehende Ebene)
                                       2                      ρ = Luftdichte
                                                              v = Windgeschwindigkeit
                                                                  (Relativgeschwindigkeit der Luft bzgl. dem Körper)

                         Untersuchen Sie die Abhängigkeit der Auftriebskraft von der Windgeschwindigkeit!
                         Tabelle mit v, FA, Grafiken.
                         Evtl. mit anderem Profil oder anderem Anstellwinkel wiederholen.

                         c) Für die folgenden Messungen wird die Luftgeschwindigkeit fest gewählt; am Ort des Profils
                            sei sie v *.
                            Zuerst für das Brettchen, dann für den Tragflügel wird die Auftriebskraft in Abhängigkeit
                            vom Anstellwinkel α gemessen.

23
                                                                                                                       23
Physik

                              d) Widerstandskraft Fw : Auch sie ist proportional zum Staudruck
                                                                ρ
                                                     (pStau =       · v 2), also Fw ~ v 2.
                                                                2

                                 Dies sollte nach Möglichkeit geprüft werden.

                              e) Da der Luftstrom nicht nur den Versuchskörper trifft, sondern auch dessen Halterung,
                                 muss in einem Vorversuch ohne den Körper, d.h. mit der Halterung allein,
                                 Fw (Halterung) gemessen werden. Spätere Messungen Fw (total) sind zu korrigieren:
                                                  Fw (Modell) = Fw (total) – Fw (Halterung)

                              f) Für die folgenden Messungen wird die Luftgeschwindigkeit am Ort des Versuchskörpers
                                 wieder wie oben v = v * eingestellt. Dann wird beim Brettchen und beim Tragflügel die
                                 Widerstandskraft Fw (total) in Abhängigigkeit vom Anstellwinkel α gemessen.
                                 Tabelle mit α, Fw (total), Fw (Modell), Grafiken.

                 Zeitbedarf   Für die Messungen allein benötigt ein geübter Experimentator gegen 45 Minuten.
                              Zusammen mit den Auswertungen braucht eine Schülergruppe drei bis vier Stunden.

                Auswertung    Es ist üblich, FA und Fw des Tragflügels in
                              einem Polaren-Diagramm nach Lilienthal
                              darzustellen. Für die weitere Interpretation
                              der Ergebnisse ziehe man Fachliteratur zu
                              Rate, beispielsweise Kursunterlagen für
                              Segelflugschüler.

         Schlussbetrachtung   Die Apparatur ist einfach zu bedienen, aber
                              es muss sehr aufmerksam gearbeitet und
                              sorgfältig ausgewertet werden. Trotz seinen
                              erhöhten Ansprüchen ist der Versuch im
                              Schülerpraktikum beliebt.

                                                                                                                         24
24
Die Abhängigkeit der magnetischen Feld-
                        stärke einer Spule von der Stromstärke
      Unterrichtsziel   Die magnetische Feldstärke einer Spule ist proportional zur Stromstärke.

            Aufgabe     Man messe die Kraft, die ein kleiner Stabmagnet im Magnetfeld einer Spule erfährt, in Abhängig-
                        keit von der Stromstärke in der Spule.

            Material    METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01 g)
                        Eisenlose Spule (z.B. 7 cm lang, 4 cm Durchmesser, 250 Windungen)
                        Gleichstromquelle, die etwa 5 bis 10 A liefern kann
                        Schiebewiderstand (z.B. 6 Ω), falls die Spannung der Gleichstromquelle nicht eingestellt
                        werden kann
                        Schalter
                        Strommessgerät
                        Elektrische Kabel
                        Stativmaterial
                        Kleiner Permanentmagnet, z.B. zylindrisches Stäbchen
                        Unmagnetischer Stab (Aluminium, Holz), ca. 15 cm lang; In unmagnetischem leichtem Fuss

     Versuchsaufbau

                                                                           M     Magnet      Q     Stromquelle
                                                                           S     Stab        SCH   Schalter
                                                                           F     Fuss        R     evtl. Schiebewiderst.
                                                                                             A     Strommessgerät

                        Den Magneten klebt man mit etwas Fett an die obere Stirnseite des Stabes. Die Lage der Spule
                        wählt man so, dass sich der Magnet gerade an einem Spulenende befindet.

       Durchführung     Zuerst prüft man, ob das Magnetfeld der Spule die Waage direkt beeinflusst und sich die
                        Anzeige beim Einschalten des Stromes ändert: Man erkennt, dass METTLER TOLEDO Waagen
                        weitgehend unempfindlich auf fremde Magnetfelder sind!
                        Weiter ist zu beachten, dass sich der Magnet während einer Messreihe gegenüber der Spule
                        nicht verschieben darf, denn das Spulenfeld ist inhomogen. In dieser Hinsicht ist bei einer
                        Waage, die nach dem Kompensationsprinzip arbeitet, mit keinerlei Schwierigkeiten zu rechnen,
                        weil die Waagschale bei jeder Belastung in annähernd gleicher Höhe über dem Tisch bleibt.
                        Nachdem die Waage austariert worden ist, wird die Stromstärke l schrittweise erhöht. Die zu-
                        sammengehörenden Werte von l und F (für die Kraft) werden tabelliert und später graphisch
                        dargestellt. Es zeigt sich, dass die Kraft streng proportional zur Stromstärke ist. Somit ist auch
                        die magnetische Feldstärke proportional zur elektrischen Stromstärke.

25
                                                                                                                           25
Physik
                             Weicheisen im Magnetfeld

           Unterrichtsziel   Weicheisen wird im fremden Magnetfeld magnetisiert und erfährt eine anziehende Kraft, wenn
                             das Feld inhomogen ist.

                 Aufgabe     Man messe die Kraft, die ein Stück Weicheisen im Magnetfeld einer Spule erfährt, in Abhängig-
                             keit von der elektrischen Stromstärke in der Spule.

                 Material    Genau dasselbe Material wie im vorangehenden Versuch Seite 25. Es wird lediglich der Magnet
                             durch ein Stück Weicheisen ersetzt, z.B. durch eine Eisenschraube von etwa gleicher Grösse.

          Versuchsaufbau     Wie beim Versuch Seite 25.

         Durchführung und    Das Messverfahren entspricht völlig demjenigen von Versuch Seite 25. Aber der Zusammen-
              Auswertung     hang zwischen l und m (für F) erweist sich als keineswegs proportional.

                             Gemessenes Beispiel, mit Imbus-Schraube M8, 25 mm lang:

                                                                             Die Kräfte für 3 A und 6 A lassen einen
                                                                             quadratischen Zusammenhang vermuten:
                                                                                                 ~ = k · l2
                                                                                                 m

                                                                             Dies kann man am einfachsten mit einer
                                                                             graphischen Darstellung auf doppel-
                                                                             logarithmischem Papier prüfen:

                             Die eingezeichnete Gerade hat eine Steigung
                             von genau 2. Da die Messpunkte recht gut zur
                             Geraden passen, ist die Vermutung bestätigt:
                             F ~ l2

                Folgerung    Im Versuch Seite 25 erfährt ein Permanent-
                             magnet im fremden Magnetfeld eine zur
                             elektrischen Stromstärke proportionale Kraft.
                             Hier aber wird das Eisenstück zuerst durch
                             das Spulenfeld magnetisiert.
                             Dann erfährt es die entsprechende Kraft F,
                             welche einerseits von der magnetischen Feld-
                             stärke H des Spulenfeldes abhängt und ande-
                             rerseits von der Magnetisierung J des Eisen-
                             stücks.
                             Aus den Proportionen F ~ H •J und H ~ l und
                             F ~ l 2 schliesst man auf J ~ l, d.h. dass im
                             betrachteten Feldstärkebereich das Eisenstück
                             proportional zur magnetischen Feldstärke
                             magnetisiert wird.

26
27
Chemie
                                    Wieviel Natriumhydrogenkarbonat
                                    enthält eine Brausetablette?
                          Theorie   Brausetabletten (Vitamintabletten, Limonaden usw.) enthalten neben dem eigentlichen Wirk-
                                    stoff auch Zucker, Aroma- und Lebensmittelfarbstoff sowie Weinsäure und Natriumhydrogen-
                                    karbonat. Bringt man eine solche Tablette in Wasser, so reagiert das Natriumhydrogenkarbo-
                                    nat mit der Weinsäure zum gut löslichen Natriumtartrat, zu Kohlenstoffdioxid und Wasser.
                                    Das Kohlenstoffdioxid entweicht als Gas, und die Tablette löst sich auf.

                                                          H    H                         H    H

                                    2 NaHCO3 + HOOC       C    C    COOH → NaOOC         C    C    COO Na + 2 CO2 + 2 H2O

                                                         CH CH                          O HO H
                                    Natriumhydrogen-    Weinsäure                     Natriumtartrat        Kohlenstoffdioxid
                                    carbonat

                                    Aus der Menge des entstehenden Kohlenstoffdioxids kann auf den Gehalt an Natriumhydrogen-
                                    karbonat geschlossen werden.

                         Material   METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01 g), Weithals-Erlenmeyerkolben 300 ml,
                                    Glasstab, Brausetabletten, Taschenrechner, Einweg-Trinkbecher, Trockentüchlein, Abfalleimer.

                Durchführung des    1. Fülle ca. 2 dl Leitungswasser in den Erlenmeyerkolben, trockne ihn aussen gut ab, stelle
                       Versuches       ihn auf die Waage und tariere.
                                    2. Lege eine Brausetablette neben dem Erlenmeyerkolben auf die Waagschale, stelle ihre
                                       Masse fest und notiere das Resultat.
                                    3. Tariere erneut mit der Tablette.
                                    4. Bringe die Tablette sorgfältig (ohne Spritzer) ins Wasser, warte das Ende der Reaktion ab,
                                       rühre mit dem Glasstab gut um und stelle die Masse des entwichenen Kohlenstoffdioxids
                                       fest. Notiere das Resultat.
                                    5. Die Lösung wird weggegossen.
                                    6. Spüle den Erlenmeyerkolben gründlich aus und trockne ihn aussen sorgfältig ab.
                                       Er ist für den nächsten Versuch bereit.

         Resultate und Auswertung   Masse der Tablette: a = …g; Masse des CO2:b = …g

                                    1 g entwickeltes CO2 entspricht einem NaHCO3-Gehalt von 1.91 g
                                    b g entwickeltes CO2 entspricht einem NaHCO3-Gehalt von 1.91· b g

                                                                                                  1.19 · b · 100
                                    Der prozentuale Anteil von NaHCO3 in der Tablette beträgt:
                                                                                                         a
                                                                                                                 %

                   Zahlenbeispiel   Bei einem Versuch wurden gefunden:
                                    Masse der Tablette: a = 4.38 g; Masse des CO2 : b = 0.23 g

                                    Der prozentuale Anteil von NaHCO3 in der Tablette beträgt:
                                    1.91 · 0.23 · 100 % = 10.03 % ~ 10%
                                           4.38

27
28
Fettbestimmung in Soja und Nüssen

                 Theorie   Viele pflanzliche Nahrungsmittel wie Sojabohnen, Erdnüsse, Haselnüsse, Sonnenblumenkerne
                           usw. enthalten pflanzliche Fette, die man durch Extraktion mit einem lipophilen Lösungsmittel
                           relativ leicht gewinnen kann.
                           Diese Nahrungsmittel sind auch in grossem Umfang für die Produktion von Speiseölen und
                           Speisefetten wichtig.
                           Zur Bestimmung des Fettgehalts werden die fein gemahlenen Nüsse, Kerne oder Bohnen mit
                           Petrolether, Hexan o.ä. extrahiert. Um allfällig vorhandenes Wasser zu binden, gibt man
                           wasserfreies Magnesiumsulfat zu. Durch Filtrieren der Lösung und Verdampfen des Lösungs-
                           mittels gewinnt man das reine Fett, welches gewogen wird.

                Material   METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0.01g), Erlenmeyerkolben 100 ml mit
                           Schliffstopfen oder ein entsprechender Messzylinder, Petrolether oder Hexan, Magnesiumsulfat
                           wasserfrei, Trichter, Filterpapier oder Watte, Becherglas 100 ml, Pipette 10.0 ml.
                           Soja-, Haselnuss- oder Erdnussmehl.

           Durchführung    1. Ungefähr 3 g Soja-, Haselnuss- oder Erdnussmehl werden genau abgewogen.
           des Versuchs    2. Man bringt das Mehl in den Erlenmeyerkolben oder in den Messzylinder, übergiesst es mit
                              40 ml Petrolether oder Hexan, gibt 5 g wasserfreies Magnesiumsulfat zu und schüttelt
                              während 5 Minuten von Zeit zu Zeit kräftig durch. Zum Druckausgleich öffnet man vor und
                              nach dem Schütteln kurz den Schliffstopfen.
                           3. Man filtriert einen Teil der erhaltenen Suspension über das Filterpapier oder über Watte in
                              ein trockenes, verschliessbares Gefäss (z.B. ein Erlenmeyerkolben mit Stopfen oder ein
                              Becherglas, das mit einem Uhrglas zugedeckt wird). Das Verschliessen verhindert ein Ver-
                              dunsten des Lösungsmittels.
                           4. Jetzt pipettiert man genau 10.0 ml der filtrierten Lösung in ein vorher gewogenes Becher-
                              gläschen und dampft die Probe im Abzug im heissen Wasserbad ein, bis der Geruch nach
                              Lösungsmittel vollständig verschwunden ist.
                           5. Nach dem Auskühlen der Probe wird wieder gewogen.

Resultate und Auswertung   Aus der Einwaage des Nahrungsmittels (a = … g) und der Masse des Rückstandes
                           (b = … g), der aus dem reinen Fett besteht, lässt sich der Fettgehalt bestimmen:
                                              Fettgehalt = 100 · 4 · b %
                                                                 a

          Zahlenbeispiel   Bei einer Einwaage von a = 3.00g Haselnussmehl wurde nach dem Eindampfen von 10.0 ml
                           der filtrierten Extraktionslösung ein Rückstand von b = 0.52 g Fett gefunden, was einem Fett-
                           gehalt von ca. 70% entspricht.

                                                                                                                       28
                                                                                                                        29
Chemie
                                     Kalkbestimmung in Gesteins-
                                     und Bodenproben
                           Theorle   Der Kalk aus Gesteins- und Bodenproben kann durch Reaktion des Calciumkarbonats mit
                                     Salzsäure bestimmt werden. Das Calciumkarbonat wird zu Calciumchlorid, Wasser und Koh-
                                     lenstoffdioxid umgesetzt, wobei das aus der Reaktionslösung entweichende Kohlenstoffdioxid
                                     gewogen wird:
                                                              CaCO3 + 2 HCI Õ Ca2+ + 2 Cl- + H2O + CO2

                                     Dies ist eine einfache und recht genaue Bestimmungsmethode.

                          Material   METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0.01 g), Erlenmeyerkolben 100 ml,
                                     konz. HCI, dest. Wasser, Gummigebläse, Kalkstein (etwa 1 g), Mörser mit Pistill.

         Durchführung des Versuchs   1. Man füllt etwa 10 ml dest. Wasser und etwa 8 ml konz. HCI in den Erlenmeyerkolben.
                                     2. Man stellt den Kolben mit der Salzsäure auf die Waage und tariert.
                                     3. Man legt den Kalkstein neben dem Kolben auf die Waagschale, bestimmt dessen Masse
                                        und tariert erneut.
                                     4. Der Kalkstein (z.B. Bodenprobe) wird im Mörser in kleinere Stücke zerlegt.
                                     5. Anschliessend bringt man die Kalksteinbrocken in die Lösung. Es beginnt sofort eine heftige
                                        Reaktion, wobei das Kohlenstoffdioxid entweicht.
                                     6. Nach Beendigung der Reaktion bläst man mit Hilfe des Gummigebläses und einer Pipette
                                        etwas Luft in den Gasraum des Kolbens, um noch vorhandenes CO2 auszutreiben.
                                     7. Es wird erneut gewogen und der CO2-Verlust festgestellt.

                                                                                  Versuchsaufbau:
                                                                                  Erlenmeyerkolben
                                                                                  mit Salzsäure
                                                                                  und Kalkstein-
                                                                                  brocken

          Resultate und Auswertung   1.58 g Kalkstein entwickelten 0,386 g CO2. Aufgrund der Reaktionsgleichung und des ent-
                                     sprechenden stöchiometrischen Ansatzes

                                                        CaCO3 + 2 HCI Ý Ca2+ + 2Cl- + H2O + CO2
                                                        100 g/mol                           44 g/mol
                                                        1.58 g                              xg

                                     sollten sich aus 1.58 g reinem CaCO3 x =     1.58 g · 44 g / mol   = x = 0.695 g CO2
                                                                                     100 g / mol

                                     bilden. Da sich aber nur 0.386 g CO2, also 55.54% von 0.695 g entwickelt haben, beträgt
                                     der Calciumkarbonatgehalt im betreffenden Kalkstein 55.54%.

                          Hinweis    Die Genauigkeit der Methode kann mit reinem CaCO3 überprüft werden.

29
30
Kristallwasserbestimmung in Salzen

                  Theorie   Viele Salze enthalten in ihrer kristallisierten Form gebundenes Wasser, das durch Erhitzen
                            entfernt werden kann. Die Wassermoleküle werden dabei vom hydratisierten Salz abgespalten
                            und verdampfen. Zurück bleibt das wasserfreie Salz:

                                                                      erhitzen
                                              hydratisiertes Salz                wasserfreies Salz + Wasser

                            Wenn man den Wasserverlust durch Wägung exakt bestimmt, lässt sich die Anzahl der ge-
                            bundenen Wassermoleküle des sogenannten «Kristallwassers» berechnen.
                            Hinweis: Bei allzu starkem oder zu langem Erhitzen kann eine Nebenreaktion eintreten. Wird
                            z.B. der Kristallwassergehalt von Kupfer(ll)-sulfat bestimmt, so kann aus dem wasserfreien
                            Salz unter Abspaltung von Schwefeltrioxid Kupfer(ll)-oxid gebildet werden, was sich an einer
                            Dunkelfärbung des weissen Produktes bemerkbar macht:

                                                                      erhitzen
                                              CuSO4 (wasserfrei)                 CuO + SO3

                            Diese Nebenreaktion führt zu einer geringeren Masse beim Reaktionsprodukt, also zu einem
                            scheinbar grösseren Wasserverlust, was bei der Berechnung mehr Kristallwasser ergibt, als in
                            Wirklichkeit vorliegt.

                 Material   METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01 g), Porzellantiegel mit Deckel, Drei-
                            bein, Brenner, Tondreieck (passend zum Tiegel), Tiegelzange, Glasstab, kristallisierte Salze
                            wie Kupfersulfat, Alaun, Gips usw.

Durchführung des Versuchs   1. Den leeren Tiegel mit dem Deckel über dem Brenner 2 – 3 Min. erhitzen, um ein konstantes
                               Leergewicht zu erreichen («konstant glühen»).
                            2. Nach dem Abkühlen wird der Tiegel mit Deckel leer gewogen.
                            3. Nun wird ca. 1 g des kristallisierten Salzes in den Tiegel gefüllt und genau abgewogen.
                            4. Jetzt erhitzt man den Tiegel mit kleiner, nichtleuchtender Flamme. Den offenen Tiegel hält
                               man mit der Tiegelzange und rührt mit dem Glasstab gut um.
                            5. Wenn das Salz entwässert ist, was entweder an der Farbveränderung wie beim Kupfersulfat
                               oder an der vollständigen Reaktion (keine Wasserdampfentwicklung, keine «Kraterbildung»)
                               zu beobachten ist, verschliesst man den Tiegel und
                               lässt auf Zimmertemperatur abkühlen.
                            6. Nach dem Abkühlen wird wieder gewogen.
                            7. Man wiederhole den Versuch
                               mit 2, 3 und 4 g Einwaagen.

                                                                    Versuchsaufbau

 Resultate und Auswertung   1. Man berechnet aus den genauen Einwaagen und den Massen der Rückstände den
                               jeweiligen Wasserverlust in g.
                            2. Man trägt in einer Grafik den Wasserverlust gegen die jeweilige Einwaage auf. Die Mess-
                               punkte sollten innerhalb einer gewissen Streuung auf einer Geraden liegen, die durch den
                               Koordinaten-Nullpunkt geht.
                               Dies ist gleichzeitig eine Überprüfung der Messgenauigkeit.
                                                                                                                           30
                                                                                                                            31
Chemie

                          3. Aus der Reaktionsgleichung und dem entsprechenden stöchiometrischen Ansatz

                            hydratisiertes Salz Õ         wasserfreies Salz +          Wasser
                            a = …g                        b = …g                       c = …g
                            (Einwaage)                    (Rückstand)                  (Wasserverlust)

                            geht für die Anzahl x Moleküle gebundenen Kristallwassers hervor:
                                                 c · MMSalz        (a–b) · MMSalz
                                            x=              =
                                                 (a–c) · 18           b · 18

                          wo MM Salz die Molmassenzahl des wasserfreien Salzes bedeutet.

                          4. Man berechnet x für jeden einzelnen Versuch und vergleicht mit Literaturwerten.

         Zahlenbeispiel   Bei einem Versuch mit kristallisiertem Kupfer(ll)-sulfat wurden folgende Werte gefunden:

                                      Einwaage des Salzes: a = 2.48 g; Rückstand: b = 1.57 g
                                      Wasserverlust: c = (a–b) g = 0.91 g
                                              0.91 · 159.5
                                       x=                     = 5.14
                                               1.57 · 18

                          Ein molekülwasserfreies Kupfersulfat kristallisiert also mit 5 Molekülen Kristallwasser;
                          Formel: CuSO4 · 5 H2O.

31
32
Thermolyse von Salzen

         Theorie   Unter einer Thermolyse versteht man die Zerlegung eines Stoffs mit Hilfe von Wärmeenergie
                   («Hitzespaltung»). Thermolysen können mitunter unkontrolliert und heftig verlaufen, oder es
                   laufen bei höheren Temperaturen, wie sie für die Thermolyse nötig sind, Nebenreaktionen oder
                   Parallelreaktionen ab, so dass eine stöchiometrische Auswertung von Wägeresultaten kompli-
                   ziert oder nicht mehr möglich ist. Für stöchiometrische Untersuchungen eignen sich besonders
                   solche Stoffe, die schon bei mässiger Erwärmung quantitativ zerfallen. Die folgenden Ver-
                   suchsvorschriften wurden an den beiden Modellsubstanzen Natriumhydrogenkarbonat und
                   Magnesiumkarbonat erprobt. Auf das «historische» Experiment der Thermolyse von Queck-
                   silber(ll)-oxid wurde aus ökologischen und sicherheitstechnischen Gründen verzichtet.

                   Bei der Thermolyse von Natriumhydrogenkarbonat bildet sich unter Abspaltung von Wasser-
                   dampf und Kohlenstoffdioxid Natriumkarbonat («Soda»):
                                                        ∆T
                                      2 NaHCO3                     Na2CO3 + H2O + CO2

                   Dieser Prozess spielt bei der technischen Sodafabrikation eine wichtige Rolle (Herstellung von
                   «kalzinierter Soda»).
                   Bei der Thermolyse von Magnesiumkarbonat wird Kohlenstoffdioxid abgespalten:
                                                      ∆T
                                       MgCO3                    MgO + CO2

                   Diese Reaktion verläuft analog der Herstellung von gebranntem Kalk aus Calciumkarbonat:
                                                     ∆T
                                      CaCO3                     CaO + CO2

                   Die Thermolyse von Magnesiumkarbonat ist also eine Modellreaktion zum technisch wichtigen
                   Kalkbrennen in der Zementfabrikation. Der Zerfall von MgCO3 in das Oxid verläuft aber bei
                   tieferen Temperaturen, so dass dieser für die Untersuchung im Labor oder im Demonstrations-
                   unterricht besser geeignet ist.

        Material   METTLER TOLEDO Präzisionswaage (Ablesbarkeit 0,01g), Dreibein, Brenner, Tondreieck,
                   Porzellantiegel (wenn möglich in mehrfacher Ausführung), Tiegelzange, Magnesiumkarbonat,
                   Natriumhydrogenkarbonat (wasserfrei).

Durchführung der   1. s. Versuch S. 31, aber: «ohne Deckel»
       Versuche       Man wägt den leeren Tiegel, füllt ca. 0.5 g Magnesiumkarbonat oder Natriumhydrogen-
                      karbonat ein und wägt nochmals.
                   2. Der Tiegel wird nun mit der nichtleuchtenden Flamme vorsichtig erwärmt. Wasserdampf
                      und Kohlenstoffdioxid werden dabei abgespalten und aus dem Reaktionsgemisch entfernt,
                      was an einer «Kraterbildung» beobachtet werden kann. Das Erhitzen der Probe muss am
                      Anfang vorsichtig erfolgen, damit kein Material durch die Gasentwicklung aus dem Tiegel
                      spritzt.
                   3. Wenn die Reaktion am Abklingen ist, was an einer geringeren Gasentwicklung festgestellt
                      wird, heizt man kräftig auf Rotglut. Wenn keine Gasbildung mehr zu sehen ist, unterbricht
                      man das Heizen.
                   4. Man lässt auf Zimmertemperatur abkühlen und wägt den Tiegel mit dem erhaltenen
                      Reaktionsprodukt.
                   5. Man wiederholt den Versuch mit 1 g, 1.5 g, 2 g und 2.5 g Einwaagen.

                                                                                                               32
                                                                                                                  33
Sie können auch lesen