Wasser für die Feuchtgebiete - Ökologie im Nordrevier RWE Power

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Wasser für die Feuchtgebiete - Ökologie im Nordrevier RWE Power
RWE Power

Ökologie im Nordrevier
Wasser für die Feuchtgebiete
Wasser für die Feuchtgebiete - Ökologie im Nordrevier RWE Power
Braunkohle im Rheinland

         Die RWE Power AG, ein Tochterunternehmen der RWE AG in Essen, ist der
         größte Stromerzeuger in Deutschland und führend in der Gewinnung und
         Veredlung von Energierohstoffen. Das Unternehmen setzt in seiner Strom-
         erzeugung auf einen breiten Mix aus Braunkohle, Steinkohle, Kernkraft,
         Erdgas sowie Wasserkraft und weiteren regenerativen Energieträgern.
         Ein Schwerpunkt der Arbeit von RWE Power ist das rheinische Braun-
         kohlenrevier.

         Braunkohle kann im Rheinland nur im Tagebau,       meisten Wald- und Ackerflächen haben seit jeher
         also in einer offenen Grube gewonnen werden.       keinen Kontakt zum Grundwasser. Sie ziehen
         Das liegt an den lockeren Erdschichten, die über   ihr Wasser aus der Lösslehmschicht, die einen
         den Kohleflözen liegen. Für den Tagebau muss        Teil des Niederschlagswassers speichern kann.
         das Grundwasser bis unter die tiefste Stelle       Löss bedeckt weite Teile der Niederrheinischen
         abgesenkt werden. Dazu sind im Tagebau selbst      Bucht und trägt ihr die hohe Fruchtbarkeit ein.
         und ringsum einige hundert Brunnen in Betrieb.
         Die Grundwasserabsenkung lässt sich nicht auf      In Feuchtgebieten und Mooren, die in den Nie-
         den Tagebau begrenzen. Sie wird in weitem          derungen der Flüsse und Bäche liegen, sind die
         Umkreis messbar, so dass in großen Teilen des      Pflanzen dagegen unmittelbar auf Grund- und Ober-
         Reviers der Grundwasserstand deutlich unter die    flächenwasser angewiesen. Wird dort Wasser ent-
         natürlichen Werte abgesunken ist. Das ist für      zogen, kann Schaden entstehen – wenn man nichts
         den Großteil der Vegetation schadlos. Denn die     dagegen tut.

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Die Vorsorge für Feuchtgebiete ist besonders im     1998 stellen fest, dass von dem Tagebauvorhaben
Zusammenhang mit den Tagebauen Garzweiler I         grundsätzlich kein Schaden für die besonders
und II diskutiert worden. Denn in ihrem Einfluss-    schützenswerten Feuchtgebiete zu befürchten ist.
bereich liegt der Naturpark Schwalm-Nette mit
zahlreichen schützenswerten Feuchtgebieten.         Das Wasser für die Feuchtgebiete
Wasserwirtschaftliche Belange waren deshalb von     Ein kleiner Teil der Ökowassermengen wird aus dem
besonderer Bedeutung im wissenschaftlichen Unter-   Unterlauf der Erft, der RWE-eigenen Trinkwasser-
suchungsprogramm für Garzweiler II und damit        leitung Paffendorf-Neuss-Düsseldorf und aus ört-
auch in dem langjährigen landesplanerischen         lichen Tiefbrunnen entnommen. Es wird auf kurzem
Entscheidungsverfahren. Das Hochhalten des Grund-   Wege nahegelegenen Einleitstellen zugeführt, um
wasserspiegels durch die Versickerung von Wasser    Feuchtgebiete an der Erft, am Hummelsbach, an
zwischen Tagebau und Feuchtgebieten wurde dabei     der Norf, am Nüsterbach, am Doverener Bach und
als wichtigste Maßnahme zur Erhaltung der Feucht-   künftig auch am Millicher Bach zu speisen.
gebiete herausgearbeitet.
                                                    Der größte Teil des Ökowassers stammt jedoch aus
Garzweiler II wurde im März 1995 landesplanerisch   dem unmittelbaren Einzugsbereich des Tagebaus
genehmigt. Im Genehmigungsbescheid heißt es,        Garzweiler. Dort wird es von Hunderten sogenannter
dass die von RWE Power und den Fachbehörden         Sümpfungsbrunnen gehoben, damit die Braunkohle
gemeinsam erarbeitete Versickerung und Direkt-      sicher gewonnen werden kann. Fast die Hälfte
einleitung von Wasser den Bestand und den ökolo-    dieses Wassers gelangt zunächst zu dem seit 1991
gischen Wert des Naturparks sicherstellen werden.   arbeitenden Wasserwerk Jüchen oder zu dem
Auch der Zulassungsbescheid des Rahmenbetriebs-     2004 in Betrieb genommenen Wasserwerk Wanlo.
plans Garzweiler I/II vom Dezember 1997 und die     In Kiesfiltern werden diesem Wasser Eisen- und
wasserrechtliche Sümpfungserlaubnis vom Oktober     Manganverbindungen entzogen. Anschließend

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Versickerungsanlagen

         wird das Wasser zu den Versickerungs- und Einleit-     Das Pipelinesystem wird in gleichem Maße weiter
         stellen gepumpt.                                       ausgebaut, wie sich der Tagebau Garzweiler nach
                                                                Westen fortentwickelt.
         Etwa ab 2030 wird das Ökowasser mit Rheinwasser
         ergänzt, weil die Sümpfung dann zurückgeht. Auch       Versickerungsanlagen
         dieses über eine Rohrleitung aus dem Neusser           Durch die Versickerung von aufbereitetem Wasser
         Süden herbeigeführte Wasser wird zunächst, soweit      ins Erdreich wird der Wasserstand in den schützens-
         erforderlich, in Wasserwerken aufbereitet, ehe es zu   werten Feuchtgebieten an Trietbach, Niers und
         den schützenswerten Feuchtgebieten gelangt.            Schwalm auf einem vom Bergbau unbeeinflussten
                                                                Niveau stabilisiert. Das Versickerungssystem
         Umfangreiches Pipelinesystem                           besteht aus Sickerschlitzen und Sickerbrunnen.
         Von Jüchen aus führt ein weitverzweigtes, zur
         Zeit insgesamt ca. 125 Kilometer langes Rohr-          Die Sickerschlitze liegen in der Regel auf freiem
         leitungssystem zu den Feuchtgebieten. Die Pipe-        Feld in anderthalb bis zwei Kilometern Entfernung
         lines sind 30 bis 100 Zentimeter stark und wurden      von den Feuchtgebieten. Sie sind meist 40 Meter
         unterirdisch entlang von Wirtschaftswegen und          lang, einen Meter breit und rund sechs Meter tief;
         anderen Verkehrswegen verlegt. Die Nutzung der         die Sickerbrunnen haben einen Durchmesser von
         landwirtschaftlichen Flächen ist nicht beeinträch-     einem Meter und sind 10 bis 30 Meter, in beson-
         tigt. Denn RWE Power sorgt nach dem Bau für eine       deren Fällen auch bis 150 Meter tief. Auf dem
         ordnungsgemäße Rekultivierung der Leitungstrasse.      Brunnenkopf sitzt in der Regel ein mit Kies gefüllter

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Die Bodenpassage

Vorfilter von zwei Metern Durchmesser. Auch die           schließlich die Wurzeln der Pflanzen in den Feucht-
Schlitze sind mit Filterkies gefüllt. Beide Anlagen      gebieten erreicht.
werden mit Betonplatten abgedeckt.
                                                         Veränderungen der Vegetation können sich daher
Sowohl die Sickerschlitze als auch die Brunnen           nur in einigen wenigen Teilbereichen einstellen
durchschneiden die wasserstauende, meist aus             und dies auch nur vorübergehend. Betroffen wären
Lösslehm bestehende oberste Bodenschicht und             ausgesprochen nährstoffarme Bereiche, in die
stoßen in den Wasser leitenden, kiesigen Unter-          größere Anteile von Versickerungswasser gelangen.
grund vor. In diesen Bereich versickert das einge-          ��������������������������������
                                                         Dort kann es nach den gutachterlichen Untersu-
leitete Wasser. Stellenweise erreichen die Versicke-        �����������������������
                                                         chungen   zu zeitweiligen Veränderungen in der
rungsbrunnen auch tiefere Grundwasserleiter.             Krautflora kommen. Sobald der Bergbaueinfluss und

Diese Technik ist nicht nur zuverlässig, sondern lässt                                                                  �������������
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sich auch ohne wesentliche Beeinträchtigungen der                     ����������                                        �����������
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Landschaft verwirklichen. Bauarbeiten in oder an
                                                                      �������                             ������ ���
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den Feuchtgebieten sind nicht erforderlich.
                                                            �������
Ihre Leistungsfähigkeit hat sich seit der Inbetrieb-        �����

nahme der ersten Anlage im Jahr 1987 bestätigt.                                                            ��������
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Die Sickerschlitze und -brunnen arbeiten störungs-
frei und wirksam. Sieben Brunnen bzw. ein 100 Meter                                                ����������
langer Sickerschlitz können jährlich eine Million                                                          �������
Kubikmeter Wasser in den Boden bringen. Das                                                                ������������
beweist die mehrjährige Erfahrung. Zur Mitte
des Jahres 2006 waren 86 Sickerschlitze und 171                                                       ��������������
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Sickerbrunnen in Betrieb und es wurden etwa
                                                                                                      �������������������������
65 Millionen Kubikmeter im Jahr 2005 versickert
                                                                                                      �������������������������������
bzw. in Gräben und Bäche eingeleitet.                                                                 ���������������
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                                                                                                      �����������������������������������
Die Bodenpassage                                                                                      ����������
Das versickerte Wasser fließt mit dem natürlichen
Gefälle des Grundwassers langsam den Feucht-                                         Grundwasserstabilisierung durch Versickerung
gebieten zu. Zunächst hat es eine geringfügig
andere Temperatur und etwas andere chemische             damit auch der Einfluss des Versickerungswassers
Eigenschaften als das natürlicherweise vor Ort vor-      zurückgeht, werden sich diese Bereiche wieder zur
handene Wasser: Es ist zum Beispiel etwas wärmer         früheren Artenzusammensetzung zurückentwickeln.
und enthält mehr Hydrogenkarbonat (Härte); es ist        Insgesamt wurde gutachterlich festgestellt, dass die
dagegen weitgehend frei von Nitraten. Das später         Flora der besonders schützenswerten Feuchtgebiete
vom Rhein herangeführte Wasser wird zu leicht            in ihrer heutigen Vielfalt und Wertigkeit erhalten
höheren Chloridwerten führen.                            bleibt.

Doch auf dem mehrjährigen Weg zu den Feucht-             Direkteinleitungen
gebieten vermischt sich das versickerte Wasser mit       Während Sickerbrunnen und -schlitze vorsorgend
dem weitaus größeren Anteil des natürlich vor-           und großräumig wirken, galt es Ende der achtziger
handenen Grundwassers, das sich durch die Nieder-        Jahre, in einigen Bereichen des nördlichen Braun-
schläge neu bildet. Ganz überwiegend bestimmt            kohlenreviers örtlich begrenzte Schutzmaßnahmen
dieses Grundwasser die Wasserqualität, die               zu ergreifen. Das betrifft Bereiche, die vor allem

                                                                                                                               5
Wasser für die Feuchtgebiete - Ökologie im Nordrevier RWE Power
Ökologische Wirkungen

            durch die Grundwasserabsenkung für den Tage-            sich der Grundwasserstand in den schützenswerten
            bau Garzweiler I bereits vorgeschädigt waren,           Feuchtgebieten nicht stärker verändert als inner-
            etwa im Bereich der Norf und entlang der Erft,          halb der jahreszeitlichen Schwankungen üblich. Auf
            in der Niersniederung südlich von Wickrath, am          diese Weise bleiben der Charakter und der hohe
                                                                    ökologische Wert des Naturparks Schwalm-Nette
                                                                    auf Dauer gesichert. Die auch weiterhin anhaltende
                                                                    Grundwasserabsenkung für die Braunkohlengewin-
                                                                    nung im Tagebau Garzweiler I/II ist damit, was
                                                                    ihren Einfluss auf die Ökologie angeht, neutralisiert.

                                                                    Wasser für Haushalte und Industrie
                                                                    Neben dem Erhalt der Feuchtgebiete muss auch die
                                                                    Wasserversorgung von Haushalten und industriellen
                                                                    Abnehmern sichergestellt sein. Generell gilt, dass
                                                                    RWE Power überall dort zu einem Schadensersatz
                                                                    verpflichtet ist, wo die Grundwasserabsenkung in
                                                                    Wasser(entnahme)rechte eingreift. Im Wesentlichen
                                                                    werden die bestehenden Fördermöglichkeiten an
                                                                    Ort und Stelle durch die großräumige Stabilisierung
                                                                    des Grundwasserhaushalts erhalten.

Sickerschlitze östlich von Wegberg                                  Ist dies im Einzelfall nicht möglich, ersetzt oder
                                                                    vertieft RWE Power beeinträchtigte Brunnen. Wenn
            Oberlauf des Mühlenbachs bei Wegberg und an             notwendig, übernimmt das Unternehmen die
            einigen Bächen westlich von Erkelenz. Dort mussten      Kosten für eine Aufbereitung des Wassers oder die
            trockengefallene Teile der Feuchtgebiete wieder         Mehrkosten für einen Anschluss an das öffentliche
            vernässt werden. Dazu wird das Wasser direkt in die     Versorgungsnetz.
            Gewässer und in Grabensysteme eingeleitet und
            mit Sohlschwellen aufgestaut. Die in der heutigen       Überwachung
            RWE Power AG aufgegangene Rheinbraun AG hat             Zur Wirkungskontrolle und Steuerung der wasser-
            sich 1986 gegenüber dem nordrhein-westfälischen         wirtschaftlichen Maßnahmen ist eine umfangreiche
            Umweltministerium verpflichtet, die Beeinträchti-        Überwachung, in der Fachsprache Monitoring
            gungen des Natur- und Wasserhaushaltes durch den        genannt, erforderlich.
            Tagebau Garzweiler I mit jährlich bis zu 55 Millionen
            Kubikmetern Ökowasser auszugleichen.                    Das Unternehmen betreibt ein eigenes Kontroll-
                                                                    und Steuerungssystem, weil es für Wirkung und
            Ökologische Wirkungen                                   Erfolg der Maßnahmen verantwortlich ist. An rund
            Diese Maßnahmen haben Erfolg. Es gelang nicht           3.400 Stellen, davon rund 300 in Feuchtgebieten,
            nur, den Einfluss des Tagebaus auf diese vorgeschä-      messen Techniker die Grundwasserstände und die
            digten Bereiche zu stoppen. Darüber hinaus haben        Wasserqualität. Darüber hinaus finden umfang-
            die Wasserstände in größeren Bereichen ihr natür-       reiche ökologische Untersuchungen statt. Dazu
            liches Niveau wieder erreicht, und die Vegetation ist   gehören u.a. Vegetations-Kartierungen und Unter-
            auf gutem Weg, sich zu regenerieren und mittelfristig   suchungen in vielen Dauerbeobachtungsflächen.
            wieder einen Feuchtgebietscharakter anzunehmen.
                                                                    Dieses Monitoring hilft bei der Feinsteuerung der
            Auch die großräumige Vorsorge durch Sickerschlitze      Maßnahmen. Denn das Wasser für die Feucht-
            und -brunnen funktioniert. Es wurde erreicht, dass      gebiete soll die natürlichen Grundwasserstände

  6
Ausblick

stabilisieren und nicht, etwa durch gezielte Bewäs-   wenn der Tagebau seine größte Tiefe erreicht hat
serung, jahreszeitliche Schwankungen überlagern       – wird das Ausmaß der Grundwasserabsenkung und
und ökologisch vielfältige Pflanzengesellschaften      damit auch der Ökowasserbedarf sukzessive und
gleichschalten.                                       nach der Befüllung des Restlochs mit Wasser nach
                                                      Tagebauende deutlich zurückgehen. Schließlich
Für die über das normale Maß der Behördenaufsicht     wird der Weg frei sein dafür, dass im Nordraum
hinausgehende Überwachung der Einhaltung der          wieder stabile, weitgehend natürliche Grundwasser-
Ziele der Maßnahmen für die Ökologie haben die        verhältnisse herrschen.
Behörden unter Federführung des Ministeriums für
Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Ver-
braucherschutz NRW sowie der Geschäftsstelle des
Braunkohlenausschusses eine „Monitoring-Gruppe“
eingerichtet. Diese Monitoringgruppe hat in den
letzten Jahren den Erfolg der Versickerungs- und
Einleitmaßnahmen immer in vollem Umfang bestätigt.

Ausblick
Das Wasser für die Feuchtgebiete wird über
mehrere Jahrzehnte, aber nicht auf Dauer fließen:
Der Tagebau Garzweiler II wird 2045 zu Ende
gehen. Schon vor diesem Zeitpunkt – etwa ab 2030,

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RWE Power
              Essen • Köln
www.rwe.com

 www.derspringendepunkt.info             06/2006
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