Weihnachten und Rechtsextremismus - Thesen Quellen Hyperlinks

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Weihnachten und Rechtsextremismus - Thesen Quellen Hyperlinks
Weihnachten
       und
Rechtsextremismus
  Thesen
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              Zusammengestellt von Judith Breuer
    (Projekt „Weihnachten in der politischen Propaganda“)
                    Stand: Oktober 2003
Inhalt
                            Weihnachten und Rechtsextremismus

                    I. Rechtsextremistische Weihnachtspropaganda –
                       auch heute noch gefährlich? ....................... 3
                            Weihnachten – Ein historisch-lexikalisches Stichwort .............................................. 5

                  II. Beispiele publizistischer Weihnachtspropaganda
                      aus dem rechtsextremistischen Umfeld .............. 8
                            „Fêter Noel – Légendes et Traditions“ von Alain de Benoist .................................... 8
                            „Die geweihten Nächte – Rituale der stillen Zeit“ von „Björn“ Ulbrich .................... 8
                            „Hausbuch Deutsche Weihnacht“ von Dietmar Munier .......................................... 14
                            Reprint-Ausgabe der Kalender „Vorweihnachten“ ................................................. 14
                            „Weihnachten – Brauchtum im Artglauben“ von Jürgen Rieger ............................. 15
                            Weitere über das Internet verbreitete Weihnachtspropaganda
                            rechter Gruppierungen ........................................................................................... 16
                            „Wintersonnenwende“ und „Julfest“-Feiern innerhalb der Szene ......................... 16
                            Der „Julleuchter“ ..................................................................................................... 16
                            Zeitungen, Zeitschriften und Illustrierte ................................................................. 17
                            Werbe-/Medienagenturen ...................................................................................... 17

                III. „Erosion der Abgrenzung“ –
                     Die Propaganda wirkt! ............................ 17
                            Kinderbuch: „Winterlicht“ von Diana Monson und Maren Briswalter .................... 18
                            Schulen ................................................................................................................... 19
                            Volkshochschulen/Erwachsenenbildung ................................................................ 19
                            Naturmedizin ..........................................................................................................20
                            Ebay ........................................................................................................................20
                            Einzelpersonen .......................................................................................................20
                            Kirchen ....................................................................................................................20
                            Esoterik, Naturreligion, Heidentum und „Hexen“ .................................................. 21

                  IV. Konsequenzen?
                            Ausstellung „Weihnachten in dunklen Zeiten“ .......................................................22
                            Schulbuch-Projekt „Von wegen Heilige Nacht“ ......................................................22
                            Zusammenfassung ..................................................................................................23
                            Sekundärliteratur zum Thema ................................................................................24

    Weihnachten und Rechtsextremismus
    © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
2   www.verlagruhr.de
Weihnachten und Rechtsextremismus                                        5.
                                   I. Rechtsextremistische
                                   Weihnachtspropaganda –
                                   auch heute noch gefährlich?
Kaum ein Datum spricht gleichzeitig so viele Al-                              Wohlbemerkt: Es handelt sich dabei eben nicht
ters- und Bevölkerungsschichten in unserer Gesell-                            um neutrales Gedankengut, das vielleicht von den
schaft an wie „Weihnachten“. Egal, welcher Aspekt                             Nationalsozialisten „nur“ aufgegriffen und miss-
auch für den Einzelnen im Vordergrund stehen                                  braucht wurde, sondern weitestgehend um Ideen,
mag: Ob tiefe Religiosität oder radikale Ableh-                               Thesen und Texte, die in den parteiamtlichen
nung, besinnliches Familienfest oder Feiertags-                               Dienststellen des NSDAP-Apparates entwickelt
Stress – Weihnachten in Deutschland lässt nieman-                             wurden.
den „kalt“.
                                                                              Doch wer steckt hinter derartigen Veröffentlichun-
Umso verwunderlicher erscheint es, dass die poli-                             gen? Wer genauer hinschaut, entdeckt bekannte
tische Dimension dieser Familienfeier nach wie vor                            Namen: Vordenker und Publizisten der so genann-
unterschätzt wird. Und das, obwohl Missbrauch                                 ten „Neuen Rechten“! (Zu Entstehung, Entwick-
und Manipulation gerade dieses Festes eine lange                              lung, Strategien und Erscheinungsformen der
Tradition aufzuweisen haben, angefangen vom                                   „Neuen Rechten“ siehe Lit. [1] , S. 24.)
Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 über den
Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, den                                  Zu ihren zentralen Merkmalen gehören ein seriö-
Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg bis                                 ses Erscheinungsbild, eine modernisierte Ideologie
hin zum „Kalten Krieg“ und der ’68er Bewegung                                 und verbale Mäßigung. Kein Wunder also, wenn
(vgl. Literatur [2–13], S. 24).                                               ihre Propaganda für den unbedarften Betrachter
                                                                              meilenweit entfernt zu sein scheint von Glatzen
Wer jedoch heute denkt, diese Thematik sei ein                                und Springerstiefeln, braunen Aufmärschen und
Relikt der Vergangenheit, der irrt gewaltig!                                  dumpfen „Ausländer raus!“-Parolen. Denn ins
Gerade in jüngster Zeit häufen sich die Beispiele,                            Visier genommen haben die Weihnachts-Ideologen
in denen dubiose „Weihnachts-Ratgeber“ eine                                   der „Neuen Rechten“ ganz neue Zielgruppen:
Gedankenwelt verbreiten, die in Wortwahl und
Argumentation direkt in die Jahre 1933–45 zurück-                             I   Menschen auf der Suche nach Sinn und
führt (siehe II., S. 8 ff.).                                                      Orientierung abseits einer konsum-
                                                                                  orientierten „Spaßgesellschaft“
Die längst widerlegte Geschichtslüge der National-                            I   Familien, die zusammen mit ihren Kindern neue
sozialisten, Weihnachten und alle damit verbunde-                                 Feierformen für Weihnachten entdecken wollen
nen Inhalte und Symbole seien auf ursprünglich                                I   Menschen aus der ehemaligen DDR, die
germanisches Brauchtum zurückzuführen, wird                                       mit den christlichen Weihnachtstraditionen
darin von den Autoren aufgegriffen und in allen                                   eher weniger vertraut sind
Details wiederbelebt. Vom „Julfest“ und der „Win-                             I   junge Akademiker aus den Geistes- und
tersonnenwende“ ist da zu lesen, von „Runen“ und                                  Sozialwissenschaften
vom „Schimmelreiter“, von „Sippengemeinschaft“                                I   Anhänger alternativer Lebenseinstellungen
und „Ahnengedenken“ – ganze Passagen, wie sie                                     (Esoterik, Heiden, Hexen, Naturreligionen)
in der einschlägigen NS-Feierliteratur nahezu wört-
lich nachzulesen sind.
                                                                                                                             !
       Weihnachten und Rechtsextremismus
       © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
   3   www.verlagruhr.de
Weihnachten und Rechtsextremismus                                         5.
                                      I. Rechtsextremistische Weihnachtspropaganda –
                                      auch heute noch gefährlich?

Mit Sicherheit würde die überwältigende Mehrheit                                    waren u.a. folgende Dienststellen: Hauptkultur-
dieser in Frage kommenden Personen „Rechtes                                         amt in der Reichspropagandaleitung der NSDAP,
Gedankengut“ an sich ablehnen. Doch was, wenn                                       Reichsjugendführung, Schulungsdienst der HJ-
der „Einstieg“ in die Szene so geschickt verschlei-                                 DJ-JM, Reichsfrauenführung, Nationalsozialisti-
ert wird wie am Beispiel Weihnachten? Wer vermu-                                    scher Lehrerbund NSLB, NS-Kulturgemeinde,
tet denn schon rechtsextremistische und verfas-                                     NS-Volkswohlfahrt, Reichsamt „Feierabend“
sungsfeindliche Ansätze in „Hausbüchern für die                                     KdF, Gauarbeitsgemeinschaft für Volkstums-
Weihnachtszeit“?                                                                    arbeit des NS-Volkskulturwerkes, Reichsstelle
                                                                                    zur Förderung des deutschen Schrifttums,
„Schon vor Jahren haben Neonazistrategen ent-                                       Dienststelle Kinderlandverschickung, Deutsche
deckt, dass eine kulturelle Unterwanderung viel                                     Arbeitsfront, Winterhilfswerk, Oberkommando
effektiver ist als das Verteilen von Parteiprogram-                                 der Wehrmacht u.v.m. (siehe [2-13] ).
men und Flugblättern. (…)                                                        2. Die Tatsache, dass sich Elemente dieser natio-
Besonders angesagt in der Szene sind heidnische                                     nalsozialistischen Weihnachts-Ideologie bis in
Sonnenwendfeiern, statt Weihnachten begeht man                                      die heutige Zeit hartnäckig am Leben gehalten
das Julfest. (…) Ausgiebig bedienen sich Neonazis                                   haben. Vor allem die Brauchtumsforschung ist
im Fundus nordischer Mystik, germanischer Runen                                     davon bis heute betroffen. So stellte z.B. die
und heidnischer Riten. Weil es keine gesicherte                                     Regensburger Volkskundlerin Esther Gajek fest
Überlieferung ihrer tatsächlichen Bedeutung gibt,                                   (siehe [6] ): „Die Quellenlage nicht achtend, wur-
lässt sich alles freihändig mit Inhalten füllen. (…)                                de (…) in den dreißiger und vierziger Jahren von
Altgermanische Fantasiewelten sind nicht nur für                                    offiziellen Stellen die Existenz eines germani-
rechte Jugendliche höchst attraktiv, zugleich faszi-                                schen Weihnachtsfestes verbreitet. Das geschah
nierend fremd und doch irgendwie etwas Eigenes.                                     in einer derartigen Vehemenz, dass wir (als
Im weitgehend atheistischen Ostdeutschland fällt                                    Volkskundler und Nicht-Volkskundler) immer
heidnische Esoterik auf besonders fruchtbaren                                       wieder davon eingeholt werden, denn die Hand-
Boden (…).                                                                          bücher und Lexika, die damals entstanden und
Der sächsische Verfassungsschutz warnte schon                                       bis heute verwendet werden, und viele Bücher
vor einem Jahr, dass Heidentum und Germanenkult                                     und Artikel sind voll von dieser Interpretation.“
‚zunehmende Bedeutung für die Nachwuchs-                                         3. Erschwert wird eine saubere Abtrennung und
werbung unter zunächst unpolitischen Jugendli-                                      Stellungnahme gegen das „Julfest“ im natio-
chen‘ gewinnen.“                                                                    nalsozialistischen Sinne außerdem durch die
(Toralf Staud in: DIE ZEIT, vom 31.1.2002)                                          begriffliche Vermischung mit dem skandinavi-
                                                                                    schen „Jul“, eingedeutscht „Julfest“ als Feier der
>       www.nibis.de/nli1/rechtsx/                                                  (v.a.) schwedischen Weihnacht. Dieser „Julfest“-
        InternetGegenRechts_B/staud.html                                            Begriff im Sinne skandinavischer Lebensart ist
                                                                                    hierzulande inzwischen weit verbreitet („IKEA-
Folgende Umstände kommen den neu-rechten                                            Phänomen“) und absolut positiv besetzt!
Ideologen dabei zu Hilfe:                                                           Vgl. dazu auch:
1. Ein umfangreiches „Erbe“ nationalsozialis-                                    > www.rabenclan.de/container/
   tischer Feier-Literatur! Als Ideengeber beteiligt                                   cont_midsommar.htm

          Weihnachten und Rechtsextremismus
          © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
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Ein historisch-lexikalisches Stichwort:                                              5.
                                    Weihnachten

                                                                                                         INFO
Weihnachten
– Ein historisch-lexikalisches Stichwort
Weihnachten – für viele Menschen bedeutet das                                  „germanischen“ Ursprungs des Festes. Nicht be-
zunächst einmal Stress. Geschenke müssen im                                    rücksichtigt wurde dabei aber der große zeitliche
dichten Gedränge der Innenstädte zusammen-                                     Abstand von erster Nennung zur Missionierung
gekauft werden. Der Tannenbaum darf auch nicht                                 oder gar früher germanischer Kultur – immerhin
vergessen werden, ebenso wie ein opulentes Fest-                               doch mindestens 300–500 Jahre.
mahl. Das ist Weihnachten heute – zumindest für
einen Großteil der Deutschen.                                                  813 wurde der 25. Dezember offizieller Kirchen-
                                                                               feiertag. Die Feierlichkeiten anlässlich Christi Ge-
Angefangen jedoch hat alles ganz anders. Vor                                   burt beschränkten sich die folgenden Jahrhunderte
allem an einem anderen Zeitpunkt. Die frühen                                   auf innerkirchliche Zeremonien und Gottesdienste.
Christen nämlich feierten zunächst nur den Todes-                              Allerdings gewann Heiligabend an Bedeutung in
tag und die Auferstehung ihres Herrn am 6. Januar.                             der weihnachtlichen Liturgie.
313 erlaubten die Kaiser Konstantin und Licinius
das Christentum offiziell als Religion.                                        Im 19. Jahrhundert fand eine Verweltlichung des
                                                                               Weihnachtsfestes statt. Es entwickelte sich zu dem
Einen religiösen Gegenpol bildete zu dieser Zeit                               bürgerlichen Familienfest mit den heute bekannten
der aus dem alten Iran stammende Gott Mithras.                                 Komponenten: die Feierlichkeiten während der
Dieser wurde im Römischen Reich als der Sonnen-                                Adventszeit, der Nikolaustag und Heiligabend mit
gott „Sol Invectus“ (lat.: unbesiegte Sonne) ver-                              Bescherung zum Beispiel. Die Weihnachtsstim-
ehrt, man huldigte ihm alljährlich zur Winterson-                              mung wurde der emotionale Indikator für ein
nenwende mit einem großen Volksfest. Dessen                                    gelungenes Fest, abseits jeglicher Sorgen und
Datum war der 25. Dezember. Um die Popularität                                 Krisen. Diese Entwicklung bot Raum zur Instrumen-
dieser Gottheit einzudämmen, legte der römische                                talisierung des Festes. Im Deutsch-Französischen
Bischof Liberius das Geburtsdatum Christi auf                                  Krieg 1870/71 nutzte die Armeeführung Weihnach-
selbigen Tag. Im Zuge der Missionierung der ger-                               ten als Gelegenheit, die Stimmung unter den
manischen Stämme im 6.– 8. Jahrhundert gelangte                                Soldaten zu verbessern.
dieses Datum auch in den deutschsprachigen
Raum. Später entstand hier auch das Wort Weih-                                 Aber auch das Kaiserhaus inszenierte das Fest
nachten aus dem mittelhochdeutschen „ze den                                    öffentlichkeitswirksam – nicht nur zu Kriegszeiten.
wîhen nahten“, „zu den heiligen Nächten“, um                                   Glanz und Gloria färbten auf die Oberschicht ab
1170 erstmals literarisch belegt in einem Vers des                             und es entwickelte sich ein Leitmotiv von der Deut-
Spruchdichters Spervogel.                                                      schen Weihnacht. Die Benutzung des Weihnachts-
                                                                               festes zu Propagandazwecken wiederholte sich im
Gerade die deutsche Herkunft des Wortes „Weih-                                 ersten Weltkrieg in verstärkter Weise.
nachten“ zitierten die Nationalsozialisten oft und
gerne als einen weiteren „Beweis“ des angeblich
                                                                                                                               !
        Weihnachten und Rechtsextremismus
        © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
   5    www.verlagruhr.de
Ein historisch-lexikalisches Stichwort:                                             5.
                                   Weihnachten
                                                                                                              INFO
Gleichzeitig hat der Weihnachtsbaum seine                                     von Stadt zu Stadt verbreitet, aber noch nicht auf
Verbreitung in sämtlichen Regionen und                                        dem Lande. Hohe Beamte und wohlhabende Bür-
Bevölkerungsschichten ironischerweise dieser                                  ger übernahmen und pflegten die neue Mode.
Propaganda zu verdanken.                                                      Neben die bürgerliche Handwerkerwelt trat schon
                                                                              früh ein weiterer sozialer Kreis als Träger weih-
In der Überlieferung sollen die Menschen (in der                              nachtlicher Baumbräuche ins Blickfeld: die euro-
Zeit vor Christi Geburt) nur einzelne, immergrüne                             päische Aristokratie.“
Zweige mit in das Haus genommen haben, die sie                                (Weber-Kellermann, Ingeborg: Das Weihnachts-
seither im Winter beeindruckt hatten und denen                                fest – Eine Kultur- und Sozialgeschichte der
magische Kräfte zugeschrieben wurden. Aber dies                               Weihnachtszeit, Verlag C. J. Bucher, Luzern und
hat nur sehr hypothetisch etwas mit der Weih-                                 Frankfurt/M., 1978, S. 106 – 108)
nachtsbaumtradition zu tun, ebenso wie die Palm-
wedel, die in Ägypten Ende Dezember mit ins Haus                              Erst im 16. Jahrhundert kamen ganze Bäume in
genommen worden sein sollen.                                                  Mode, die erst einmal mit Äpfeln geschmückt wur-
                                                                              den. Der Kerzenschmuck tauchte ca. 100 Jahre spä-
Anstatt wüster Theorien und konstruierter histori-                            ter auf. Bis Anfang des letzten Jahrhunderts war
scher Parallelsetzungen sollte man sich da besser                             der Weihnachtsbaum also hauptsächlich in der
an das Standardwerk von Ingeborg Weber-Keller-                                Oberschicht verbreitet. Für viele Soldaten des ers-
mann halten.                                                                  ten Weltkriegs jedoch war Weihnachten „unter’m
                                                                              Baum“ ein derartig einprägsames Erlebnis, dass
Sie schreibt dazu: „Grüne Zweige in der Mitt-                                 sie diesen Brauch in ihre Heimat mitnahmen.
winterzeit haben (…) seit langem eine lebendige                               Das Fest wurde allerorts gefeiert, Weihnachtsbäu-
Funktion gehabt. Aber von daher – etwa unter dem                              me zierten Unterstände, Quartiere und Lazarette.
Etikett ‚Lebensbaum‘ eine direkte Linie zum Weih-                             Flankiert wurden diese Maßnahmen von einer in-
nachtsbaum zu ziehen und damit eine Kontinuität                               tensiven Berichterstattung in den Medien.
herzustellen, wäre sozialgeschichtlich falsch. Auch
hier gilt, dass Ähnliches nicht dasselbe ist. Seine                           Traurige Perfektion fand der propagandistische
Entwicklungsgeschichte führt auf andere Wege.                                 Missbrauch von Weihnachten jedoch erst, als der
(…) Der heutige Weihnachtsbaum ist (…) das Er-                                im Grunde atheistische Nationalsozialismus das
gebnis der Ausgestaltung des häuslichen Kinder-                               Fest für seine Zwecke entdeckte. „Wer die breite
festes Weihnachten. (…) Die frühesten Belege für                              Masse gewinnen will, muss den Schlüssel kennen,
dieses Symbol stammen aus den Festgebräuchen                                  der zu ihrem Herzen führt“, schrieb Hitler in „Mein
der Zünfte. [Sie zitiert hier Dokumente von 1570                              Kampf“. Nazi-Größen wurden beispielsweise zu
und1597.]                                                                     Weihnachten regelmäßig in entsprechenden Posen
                                                                              zu Propagandazwecken eingesetzt.
Aus diesem geselligen Bereich übernahmen dann
allmählich die Familien das Weihnachtsbäumchen.                               Auf Dauer sollte Weihnachten als christlicher
Das erste bisher bekannte Zeugnis für einen Weih-                             Brauch durch eine „Sonnwendfeier“ ersetzt wer-
nachtsbaum im Privathaus (…) um 1642. Im 17. und
18. Jahrhundert wurde der Weihnachtsbaumbrauch
                                                                                                                             !
       Weihnachten und Rechtsextremismus
       © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
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Ein historisch-lexikalisches Stichwort:                                              5.
                                   Weihnachten
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den. Sie wurde als „authentisches Zeugnis ger-                                allem die Konsumorientierung und der Mangel an
manischer Traditionen“ angesehen und am                                       spiritueller Substanz stimulieren die Suche nach
21. Dezember zelebriert. Nur war der Anlass keine                             alternativen Feierformen. Hier bietet sich ein Nähr-
Erfindung der Nazis, denn bereits in der Bieder-                              boden für ideologische Instrumentalisierungen,
meierzeit waren ähnliche Veranstaltungen üblich.                              der nicht zu unterschätzen ist.
Allerdings sollte die „Sonnwendfeier“ nach natio-
nalsozialistischen Vorstellungen schon etwas ganz                             Schon im „Dritten Reich“ war der Versuch unter-
Besonderes werden; sie sollte überall im Reich                                nommen worden, das Weihnachtsfest mit germani-
nach dem gleichen, genau festgelegten Procedere                               scher Mythologie in Verbindung zu bringen bzw.
ablaufen: Sammeln, Schweigemarsch, Feuer-                                     durch eine Sonnenwendfeier stückweise zu erset-
spruch, Entzünden, Ansprache, Kranzwurf, Ahnen-                               zen. Heute sind rechtsgerichtete Kräfte bestrebt,
gedenken, Lichtersprüche, Führerehrung (siehe                                 das Werk ihrer Vorgänger im Geiste zu vollenden.
auch „Von wegen …“, S. 92).                                                   Eine konstruierte Affinität zwischen dem Weih-
                                                                              nachtsfest und germanischen Kulten ist ein erster
Während des Zweiten Weltkriegs erlebte die                                    Schritt. Gleichzeitig kann über diesen Weg eine
militärische Inszenierung des Weihnachtsfestes                                möglichst breite Masse mit dieser positiv besetz-
ihren Höhepunkt. Die „Soldatenweihnacht“ wurde                                ten Terminologie angesprochen werden.
zu einem Mythos hochstilisiert. Aufwändige Repor-
tagen berichteten von der Front, um die Moral                                 Die Geschichte des Weihnachtsfestes ist geprägt
sowie den Zusammenhalt unter Soldaten und                                     von politischen Einflussnahmen und Versuchen der
Bevölkerung zu stärken.                                                       Instrumentalisierung. Eine Geschichte, die sich bis
                                                                              heute fortsetzt und die Frage nach der Zukunft
Heutzutage ist Weihnachten zunehmend kommer-                                  aufwirft. In diesem Zusammenhang fordern viele
ziellen Einflüssen ausgesetzt. Der Handel hat das                             Kirchenvertreter eine Rückbesinnung auf die
Fest der Feste schon lange als Marketinginstru-                               Ursprünge.
ment zur Umsatzsteigerung entdeckt. Die Kirchen
sind allenfalls noch an Heiligabend gefüllt. Vor                              Wäre weniger nicht tatsächlich mehr?

       Weihnachten und Rechtsextremismus
       © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
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Weihnachten und Rechtsextremismus                                         5.
                                    II. Beispiele publizistischer
                                    Weihnachtspropaganda aus dem
                                    rechtsextremistischen Umfeld
           (Kleine Anmerkung am Rande: Mit Ausnahme des französischen Buches wurden alle
           hier genannten Titel über das Internet-Auktionshaus „ebay“ erworben!)

! „Fêter Noel – Légendes et Traditions“, von Alain de Benoist,
       Edition Pardès, Puiseaux, 1. Auflage 1982, 2. Auflage 1994

Vorreiter in Sachen „rechter“ Weihnachtspropa-                                 Als Quellen zitiert er u.a. die Titel „Weihnachten
ganda war kein Geringerer als Alain de Benoist,                                im Lichte der Rasseerkenntnis“ (1936), „Vor-
„Cheftheoretiker“ der rechtsintellektuellen fran-                              weihnachtliche Feier“ (Deutsche Arbeitsfront,
zösischen „Nouvelle Droite“. Mit „Fêter Noel“                                  1938), „Lichtfeier“ (1940), „Im engsten Ringe –
(„Weihnachten feiern“) widmete er diesem Thema                                 Weg in die Weihnachtszeit“ (Hauptkulturamt in
ein ganzes Buch, reich illustriert und unterhaltsam                            der Reichspropagandaleitung der NSDAP, 1942),
geschrieben (siehe [4, 5] ).                                                   „Nacht unter Sternen“ (Wehrmachtpropaganda-
In den 6 Kapiteln Geschichte/Advent/Weihnachts-                                gruppe beim Wehrmachtbefehlshaber Norwegen,
baum/Dekoration/Mahlzeit/Weihnachtsmann                                        1943) und „Es weihnachtet sehr“ (Dienststelle
greift Benoist auf einschlägige Werke der national-                            Kinderlandverschickung, 1943).
sozialistischen Feierliteratur zurück.

! „Die geweihten Nächte – Rituale der stillen Zeit“, von „Björn“ Ulbrich
       (d.i. Stefan Ulbrich), Arun-Verlag, Engerda 1999
       >     www.idgr.de/lexikon/bio/u/ulbrich-stefan/ulbrich.html
       >     www.klick-nach-rechts.de/ticker/2003/06/arun.htm
       >     www.taz.de/pt/2003/06/16/a0252.nf/text
       >     www.arun-verlag.de/arun/backlist/ebu/weihnacht.html
       >     www.arun-verlag.de/arun/backlist/ebu/weihnacht-probe.html
       >     www.jf-archiv.de/archiv99/509yy32.htm
       >     www.amanita.de/home/buecher/3927940526.html

Der zentrale Satz in diesem „Ratgeber für Weih-                                Dieser „laxe“ Verzicht auf jegliche (!) Quellenan-
nachten“ (so der Untertitel) findet sich in der                                gabe kommt allerdings nicht überraschend: Vor
Danksagung: „Bei allen Nichtgenannten möchten                                  dem Leser ausgebreitet wird in diesem Buch näm-
wir uns vorsorglich entschuldigen. Genauso für                                 lich eine Gedankenwelt, die in Wortwahl und Argu-
den ‚laxen‘ Umgang mit den Quellen, aber eine                                  mentation direkt in die Jahre 1933–45 zurückführt.
kühle wissenschaftliche Zitierweise würde dem
Charakter dieses Werks zuwider laufen.“
                                                                                                                               !
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                                    II. Beispiele publizistischer Weihnachts-
                                    propaganda aus dem rechtsextremistischen Umfeld

Von alldem ist jedoch im Vorwort zunächst noch                                     Brauchtum zurückzuführen, wird darin von den
nichts zu bemerken – ganz im Gegenteil: Wer fände                                  Autoren aufgegriffen und in allen Details wie-
sich nicht angesprochen von Sätzen wie:                                            derbelebt. Vom „Julfest“ und der „Winterson-
                                                                                   nenwende“ ist da zu lesen, von „Runen“ und
„Jeder von uns feiert Weihnachten. (…) Aber wer                                    vom „Schimmelreiter“, von „Sippengemein-
weiß denn noch, warum wir das alles machen! Wer                                    schaft“ und „Ahnengedenken“ – ganze Passa-
ist heute noch in der Lage, einem Kind die Bedeu-                                  gen, wie sie z.B. im „Feierbuch der deutschen
tung der einzelnen Weihnachtsbräuche zu erklä-                                     Sippe“ (1942), in den Richtlinien der „Gau-
ren? Niemand kann dem Vorweihnachts-Rummel                                         arbeitsgemeinschaft für Volkstumsarbeit“,
entgehen. (…) Überall Leuchtsterne, Kränze und                                     in den Arbeitsblättern der Reichsfrauenführung
Lametta, Konsum und Kommerz. (…) Weihnachten                                       oder in Schulungsheften für die Hitlerjugend
wird oft auch zur Belastung für die Familie. Stress                                nachzulesen sind.
mit der Vorbereitung für die Eltern, zum Teil wider-
willige Pflichterfüllung bei den Jugendlichen. (…)                                 Wohlbemerkt: Es handelt sich dabei eben nicht
Irgend etwas läuft da schief. Brauchen wir heute                                   um neutrales Gedankengut, das vielleicht von
überhaupt noch Weihnachten? Sind die alten Feste                                   den Nationalsozialisten „nur“ aufgegriffen und
geeignet, wichtige Fragen der heutigen Zeit zu                                     missbraucht wurde, sondern weitestgehend um
beantworten? (…) Was können wir anders machen,                                     originale Ideen, Thesen und Texte aus den
damit Weihnachten wieder einen tiefen Sinn be-                                     parteiamtlichen Dienststellen der NSDAP.
kommt? (…) Wir wollen versuchen, der Bedeutung
des weihnachtlichen Brauchtums, stellvertretend                                    Hierzu einige konkrete Beispiele:
für die Feste und Rituale des ganzen Jahres, etwas                                 Das Kindergedicht auf S.39 ist eine leicht
näher zu kommen.“                                                                  ab_gewandelte Version der „Lichtersprüche“
                                                                                   im Kalender „Vorweihnachten“, 1942 heraus-
                                                                                   gegeben vom Hauptkulturamt in der Reichs-
Das Buch gliedert sich dann in drei Abschnitte:
                                                                                   propagandaleitung der NSDAP.
1. Die Einführung bildet eine kurze wissenschaft-                                  Aus der gleichen Quelle stammen auch die
   lich-philosophische Abhandlung über den Kos-                                    Bastelvorschläge für die Weihnachtsbaum-
   mos, Jahreskreise, Zeitdimensionen und die                                      spitze (S. 43) oder das so genannte „Sinn-
   Sonne als Ursprung allen Lebens. Sie leitet                                     gebäck“ (S. 46–50), hinter denen sich als
   über zur Geschichte des „Julfestes“ als „alt-                                   „Sonnenrad“ getarnte Darstellungen des
   germanischem Opferfest“.                                                        Hakenkreuzes verstecken.

2. Der Hauptteil versteht sich als „praktischer                                    Die abgebildeten „Julbogen“ (S. 52–57) zeigen
   Ratgeber“ zur „sinnvollen Gestaltung“ des                                       eine verblüffende Übereinstimmung mit dem
   Weihnachtsfestes. Die längst widerlegte Ge-                                     Titelblatt und Beiträgen in der „NS-Frauen-
   schichtslüge der Nationalsozialisten, Weihnach-                                 warte“, Heft 11 von 1938. Aufschlussreich ist
   ten und alle damit verbundenen Inhalte und                                      auch die Beschreibung einer „Sonnwendfeier“
   Symbole seien auf ursprünglich germanisches                                     auf S. 36, in enger Anlehnung an die

                                                                                                                             !
        Weihnachten und Rechtsextremismus
        © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
   9    www.verlagruhr.de
Weihnachten und Rechtsextremismus                                          5.
                                 II. Beispiele publizistischer Weihnachts-
                                 propaganda aus dem rechtsextremistischen Umfeld

1941 veröffentlichten Richtlinien der „Gau-                                     > www.doew.at/thema/thema_alt/
arbeitsgemeinschaft für Volkstumsarbeit“.                                         ns_wissen/wolfram/kurz.html
Das Lied „Hohe Nacht der klaren Sterne“                                         > www.doew.at/thema/thema_alt/
von Hans Baumann (S. 66) darf dabei natürlich                                     ns_wissen/wolfram/wolfram.html
auch nicht fehlen!                                                              > www.volkstanz.at/Others/Personen/
                                                                                  Wolfram_01.html
> www.ammermann.de/
  hans_baumann.htm
                                                                                Und dann ist da noch der von den Autoren vor-
> http://ingeb.org/hbaumann.html
                                                                                gestellte „Julleuchter“ aus Ton: Er wurde 1938
> www.asatru-online.de/lieder/
                                                                                von der Porzellanmanufaktur Allach in limitier-
  honacht.htm
                                                                                ter Auflage hergestellt und diente dem Reichs-
In der Danksagung am Schluss des Buches                                         führer-SS Heinrich Himmler als Weihnachts-
fallen zwei Namen besonders ins Auge:                                           geschenk für verdiente SS-Angehörige. Eine
Otto Huth (1906 – 1998) leitete im Rang eines                                   genaue Replik dieses Leuchters wird schließlich
SS-Obersturmbandführers ein dem „SS-Ahnen-                                      zum Kauf angeboten und kann bei den Autoren
erbe“ unterstelltes Institut für „indogermani-                                  per Versandhandel bestellt werden.
sche Glaubensgeschichte“ in Straßburg.
Er wirkte dort an der ideologischen Umgestal-                                   Die Aussage von Björn Ulbrich „Die Zuordnung
tung des Weihnachtsfestes mit (siehe [2] ).                                     meiner Person zum Rechtsextremismus stützt
Seine Arbeiten wurden noch bis in jüngere Zeit                                  sich ausschließlich auf meine Jugendzeit“ (aus
in der rechten Szene publiziert, u.a. im Umfeld                                 einem Interview während der Frankfurter Buch-
des Thule-Seminars.                                                             messe 1996) bedarf da wohl einer Korrektur …

> www.idgr.de/lexikon/stich/a/ahnenerbe/                                        > www.klammeraffe.org/~hagundhexe/
  ahnenerbe.html                                                                  archiv2/file4.html
> www.thule-seminar.org/HTML/
  ELEMENTE/elemente-start.htm
                                                                            3. Am Schluss des Buches steht dann eine kurze
Richard Wolfram (1901 – 1995) leitete die                                      Zusammenfassung unter dem Titel „Brauchen
ebenfalls dem „SS-Ahnenerbe“ unterstellte                                      wir heute überhaupt noch Religion?“
„Forschungsstätte für germanisch-deutsche
Volkskunde“ in Salzburg. Er war Mitglied der                                    Spätestens hier outen sich Ulbrich und sein
Waffen-SS (seit 1943 im persönlichen Stab                                       Mitautor Holger Gerwin doch noch als Anhänger
Heinrich Himmlers) und setzte seine Karriere                                    einer biologistischen Rassedoktrin, wenn sie
als Volkskundler nach Kriegsende an der Uni-                                    feststellen:
versität Wien fort. Seine Habilitationsschrift                                  „Natürliche Religion kann man nicht auswählen
„Schwerttanz und Männerbund“ von 1936 in-                                       wie ein Parteibuch, sie ist bereits mit der Geburt
spirierte Björn Ulbrich offenbar zu dem entspre-                                stark vorherbestimmt (…) Körper und Geist sind
chenden Kapitel in den „Geweihten Nächten“.                                     eine untrennbare Einheit, und damit haben

                                                                                                                             !
     Weihnachten und Rechtsextremismus
     © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
10   www.verlagruhr.de
Weihnachten und Rechtsextremismus                                           5.
                                     II. Beispiele publizistischer Weihnachts-
                                     propaganda aus dem rechtsextremistischen Umfeld

    auch Charakter und Einstellungen eine starke                                    Das Buch hat, trotz sehr vielseitigen und auf den
    angeborene Komponente. Die sprichwörtliche                                      ersten Blick bunt gescheckten Inhalts einen kla-
    Mentalität und die typischen Eigenschaften der                                  ren, durchgängigen Aufbau: Es beginnt sehr
    Völker nur Erziehungs- und momentanen Um-                                       sachlich, in der Welt unbestreitbarer Fakten und
    welteinflüssen zuschreiben zu wollen, ist Un-                                   endet exzessiv ideologisierend. (…)
    sinn. So besitzen die unterschiedlichen
    Menschentypen auch eine unterschiedliche                                        Auf den letzten ca. 8 Seiten gelangt man dann
    Disposition bezüglich Spiritualität und Religion.                               zum offensichtlichen Ziel des Ganzen: Einer
    Nachhaltige – genetische – Veränderungen sind                                   hochkonzentrierten metapolitischen Theorie
    nur über sehr lange Zeiträume möglich. Die                                      naturreligiöser Spiritualität. Auf diesen ‚krönen-
    Vorstellung, sich quasi durch bloßes Nachden-                                   den Oberbau‘ wird der Leser zielsicher vorberei-
    ken für den einen oder anderen Glauben ent-                                     tet und gleichsam hingeführt: Einmal dadurch,
    scheiden zu können, ist absurd (…) Heidnische                                   dass die Autoren immer wieder einzelne (…)
    Religion ist nicht aggressiv, sie missioniert                                   Partikel rechter Ideologie einstreuen; in erster
    nicht, sondern achtet und respektiert den frem-                                 Linie aber durch den langsamen Aufbau im Ge-
    den Glauben als Ausdruck anderen Mensch-                                        füge des Buches, indem zunächst Dinge vor-
    seins, solange er nicht bedrohlich wird.“                                       gebracht oder vorgestellt werden, gegen die
                                                                                    eigentlich niemand etwas einwenden kann (…)
    In diesem Zusammenhang sind einige Rezensi-                                     Ziel: die schrittweise Einebnung der kritischen
    onen aus der heidnischen (nichtmonotheis-                                       Aufmerksamkeit.
    tischen) Szene beachtenswert, die sich wirklich
    ausgesprochen fundiert und kritisch mit                                         Die (…) Bezüge des Buches zur rechten Szene
    Ulbrichs Buch auseinandersetzen. Erwähnens-                                     und zum Nationalsozialismus spielen natürlich
    und lesenswert sind hier besonders:                                             mit der Unwissenheit der Leser.“

I   „Naturreligiöse Bräuche: Ja – Biologistische                                >      www.derhain.de/
    Volkstümelei: Nein Danke! – Wie Björn Ulbrich                                      GeweihteNaechteUlbrichRezension0702.html
    versucht, Hexen und Heiden Fragmente neu-
    rechten Denkens unterzujubeln“, von Matthias
    Wenger und Webewölfin, Zitate:                                              I   „ARUN-Verlag: Völkisches Gedankengut –
                                                                                    geschickt verpackt in besinnlicher Weihnachts-
    „ ‚Die geweihten Nächte‘ ist, wie die meisten                                   literatur“, von Lucas Corso, Zitate:
    Arun-Produkte in professionellem, anspruchs-
    vollem Layout gestaltet. Mit einer ästhetischen                                 „Hier kommt sie dann doch ganz offensichtlich:
    Integration von Texten und illustrativen Elemen-                                Die Art-Fremdheit. Geschickt verklausuliert und
    ten weckt er das Interesse auch des oberflächli-                                verpackt in einer Sprache, wie sie mittlerweile
    chen Betrachters: Man bemerkt die Vertriebs-                                    im Gedankengut der ‚Meta-Genetik‘ der so ge-
    strategie eines Könners.                                                        nannten ‚Neuen Rechten‘ üblich ist. In diesem

                                                                                                                                  !
         Weihnachten und Rechtsextremismus
         © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
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Weihnachten und Rechtsextremismus                                          5.
                                       II. Beispiele publizistischer Weihnachts-
                                       propaganda aus dem rechtsextremistischen Umfeld

    Absatz zeigt sich typisches völkisches Denken.                                   Schriften betrifft, wird als gering eingeschätzt.
    Die verschiedenen Religionen sind hier be-                                       6. Über die Auflagenhöhe der Bücher des
    stimmten Völkern genetisch zugeordnet – eine                                     „Arun-Verlags“ liegen keine Erkenntnisse vor.“
    moderne Formulierung für die Anschauung, dass                                    (Drucksache 14/3621 vom 16.6.2000)
    Rassen eine ihnen artgemäße, natürliche Reli-
                                                                                  >      www.bundestag.de/presse/hib/2000/
    gion haben. Mitglieder der nordeuropäischen,
                                                                                         0017505.html
    germanischen oder keltischen Rassen leben als
    Christen, Juden oder Moslems also artfremd,
    die Offenbarungsreligionen als Ausdruck                                       Ansehnliche Verkaufszahlen im Internet-Buch-
    orientalischer Mentalität passen nicht zu ihnen.                              handel (ersichtlich z.B. an den Verkaufsrang-Zah-
    Es ist müßig in einer solchen Situation zu fra-                               len der Anbieter) deuten dagegen auf die tatsäch-
    gen, ob es purer Zufall ist, dass in dem Buch                                 lich vorhandene Breitenwirkung dieses Verlages!
    gerade die Juden als Ausgangspunkt für jene                                   Die z.T. euphorischen Leser-Rezensionen speziell
    gemeingefährlichen Offenbarungsreligion ge-                                   zu dem Buch „Die geweihten Nächte“ zeigen
    nannt werden, die zu Vernichtungskriegen und                                  zudem, dass derartiges Gedankengut heute
    Kreuzzügen fähig sind.                                                        tatsächlich wieder auf fruchtbaren Boden fällt!

    Der Eindruck verfestigt sich: Hier denkt jemand                                  Hier einige Zitate:
    in völkischen Kategorien, hier argumentiert
    jemand in Strukturen, die seit 150 Jahren am                                  "„Das Buch hat mich bzgl. meines Glaubens
    rechten Rand der bürgerlichen Gesellschaft                                     nachdenklich gestimmt. Alle die Höhepunkte
    kultiviert werden.“                                                            im „christlichen Jahr“ sind nicht so christlich,
>        www.rabenclan.de/container/                                               wie uns von Kindheit an vermittelt wurde.
         cont_arun1.htm                                                            Mir erscheint die Naturreligion viel logischer
                                                                                   und natürlicher als der Glaube, der von der
                                                                                   kath. und ev. Kirche verbreitet wird.“
I   Die „Heiden und Hexen“ sind in ihrer Einschät-
    zung da jedenfalls deutlich kritischer als die Bun-                           "„Die Autoren der ‚Geweihten Nächte‘ präsentie-
    desregierung, die 2000 in ihrer Antwort auf eine                               ren am Beispiel Weihnachten einen positiven
    „kleine Anfrage“ der PDS-Fraktion zu dem Ergeb-                                und lebendigen Gegenentwurf, ein modernes
    nis kam, die Einwirkungsmöglichkeiten des Arun-                                und natürliches Weltbild auf höchstem Niveau.“
    Verlags auf den Rechtsextremismus seien nur als
    „gering“ einzuschätzen – und das, obwohl noch                                 "„Wer glaubt, Weihnachten sei eine Erfindung
    nicht einmal die Auflagenhöhe der Bücher ermit-                                der Christen, ist gewaltig auf dem Holzweg.
    telt werden konnte …                                                           Jeder Vater, jede Mutter, jeder Lehrer und jeder
                                                                                   Politiker – vor allem jeder Pfarrer sollte sich die-
    „5. Die Einwirkungsmöglichkeiten eines Klein-                                  ses Buch zur Bettlektüre nehmen!“
    verlags mit nur zwanzig aktuellen Angeboten,
    wovon die überwiegende Zahl unpolitische                                      "„Ein Buch für Ästheten …“
                                                                                                                                      !
           Weihnachten und Rechtsextremismus
           © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
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Weihnachten und Rechtsextremismus                                        5.
                                     II. Beispiele publizistischer Weihnachts-
                                     propaganda aus dem rechtsextremistischen Umfeld

"„Es ist faszinierend, wie die Autoren uralte                                   eher verdeckt wie bei dem Weihnachtsbuch ‚Die
 Bräuche in unsere Gegenwart übertragen,                                        geweihten Nächte‘) ist dadurch kleiner geworden.
 sodass sie wieder lebendig werden.“                                            Es wäre ein Missverständnis dies als eine Umkehr
                                                                                der Verlagsausrichtung zu werten, es ist eher eine
"„Die ‚Geweihten Nächte‘ sind echtes Info-                                      konsequente Fortführung.
 tainment! (…) Der Inhalt: nachvollziehbar
 und lehrreich. Die Sprache: klar und einfach,                                  Der ARUN-Verlag war aufgrund der schamanischen
 ansprechend und eingängig.“                                                    und heidnischen Interessen seines Besitzers nie als
                                                                                rechtsradikaler Verlag gedacht. Er veranschaulicht
>      www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/
                                                                                eher jene Grauzone rechter Esoterik, die durchaus
       3927940526/qid%3D1064148204/
                                                                                zum rechtsradikalen Milieu in Deutschland eine
       028-6305406-7938948
                                                                                ideologische Anbindung aufweist und dennoch
Die „Brücke zur gesellschaftlichen Mitte“ scheint                               den Kontakt zum demokratischen Rest der Gesell-
mit diesem Buch tatsächlich erfolgreich geschla-                                schaft sucht. Das Verlags-Programm und die
gen zu sein!                                                                    Werbestrategie des ARUN-Verlags sind der
                                                                                (geglückte) Versuch eines doppelten Mitnahme-
                                                                                effekts: Im traditionell eher links ausgerichteten
Zu guter Letzt hier noch ein aktuelles Zitat aus                                Heidenumfeld um Verständnis für Ideologie-
dem heidnischen Umfeld zur offensichtlichen                                     bestandteile der Neuen Rechten zu werben und
„Querfront-Strategie“ des Arun-Verlags:                                         gleichzeitig im rechtsradikalen Milieu Absatz-
                                                                                märkte für einschlägige Literatur zu nutzten.“
„Im Jahr 2003 liegt das Verlagsangebot bei
mittlerweile über 70 Titeln. Das Verhältnis zu den                              >      www.rabenclan.de/container/
politisch relevanten Schriften (ob nun offen oder                                      cont_arun2.htm

         Weihnachten und Rechtsextremismus
         © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
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Weihnachten und Rechtsextremismus                                           5.
                                    II. Beispiele publizistischer Weihnachts-
                                    propaganda aus dem rechtsextremistischen Umfeld

! „Hausbuch Deutsche Weihnacht“, von Dietmar Munier,
       Orion-Heimreiter-Verlag, 2002

       >     www.idgr.de/lexikon/bio/m/munier-dietmar/munier.html

Mit seiner hochwertigen Ausstattung (Großformat,                               Die Quellen werden dabei
320 S., Hardcover-Einband, durchgehend farbig                                  (im Gegensatz zu den „Ge-
illustriert), vermittelt es dem unbedarften Betrach-                           weihten Nächten“ des
ter durchaus den Eindruck einer ansprechenden                                  Arun-Verlags) zwar in Kurz-
und stimmungsvoll zusammengestellten Publika-                                  form angegeben (und erwe-
tion, die sich vor allem an Familien mit Kindern                               cken damit den Eindruck einer wissenschaftlich
richtet.                                                                       korrekten Zitierweise), die Herausgeberschaft der
                                                                               parteiamtlichen Dienststellen jedoch komplett
Bei genauerer Betrachtung entpuppt es sich als                                 verschwiegen. Geschickt „retuschiert“ wurde auch
eine Reprint-Sammlung von Texten und Illustratio-                              so manches „irritierende“ Detail (s.u.)!
nen, die fast ausnahmslos in Zusammenhang ste-
hen mit der nationalsozialistischen Weihnachts-
ideologie der 30er-/40er-Jahre.
                                                                                               # Original
Die drei wichtigsten und auch seitenzahlenmäßig
(159 von 320 Seiten) bedeutendsten Quellen sind
die Titel „Vorweihnachten“, „Deutsche Kriegs-                                                               Reprint "
weihnacht“ und „Im engsten Ringe – Weg in die
Weihnachtszeit“; damit sind 50% dieses Buches
unverändert übernommenes Original-Material aus
dem Hauptkulturamt in der Reichspropaganda-
leitung der NSDAP !

! Reprint-Ausgabe der Kalender „Vorweihnachten“,
       Faksimile Verlag /Antiquariat Wieland Soyka, Bremen 1982

        Weihnachten und Rechtsextremismus
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                                    II. Beispiele publizistischer Weihnachts-
                                    propaganda aus dem rechtsextremistischen Umfeld

! „Weihnachten – Brauchtum im Artglauben“, von Jürgen Rieger,
       „Artgemeinschaft“, 1. Auflage 1969, 2. Auflage 1998, 3. Auflage 2000
       >       http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=3548758371
       >       www.idgr.de/lexikon/bio/r/rieger-j/rieger.html
       >       www.idgr.de/lexikon/stich/a/artgemeinschaft/artgemeinschaft.html
       >       www.asatru.de/lp_weihn.htm
       >       www.asatru-online.de/f_jul.htm

Auch dieses Heft ist eine „Rundwanderung“ durch
die einschlägige NS-Feierliteratur. Im Gegensatz zu
den beiden vorgenannten „Reprint“-Werken finden
sich hier allerdings auch zahlreiche düstere An-
klänge an den im Verlauf des Zweiten Weltkriegs
entwickelten Mythos der „Soldatenweihnacht“.
Z.B. mit dem Lichterspruch „Ich bringe ein Licht
für alle Soldaten, die tapfer die Pflicht für Deutsch-
land taten“ oder dem markant-gruseligen Gedicht
„Der Toten Soldaten Heimkehr“ von Thilo Scheller,
Volltext siehe:
                                                                               "„Es ist ein Ton erklungen,
> www.welt.de/daten/2000/12/22/
                                                                                darauf mein Herze lauscht …“
      1222ku211003.htx
                                                                                (statt: Es ist ein Ros entsprungen …)
Daneben werden Ressentiments aus dem Kreis                                     "„Alle Jahre wieder steigt das alte Jahr
der Vertriebenen bedient:                                                       in die Erde nieder, müd im weißen Haar.
„Wie im letzten Jahr wollen wir auch in diesem                                  Hinterm Ahnenberge sinkt die Sonne rot,
Jahr wieder zum Juleingang einen deutschen                                      flieht ins Reich der Zwerge vor des Winters Not.“
Stamm mit seinen Bräuchen zur Weihnachtszeit                                    (statt: Alle Jahre wieder kommt das
vorstellen, und zwar die Pommern. Es versteht                                   Christuskind …)
sich, dass wir dabei nicht nur an das derzeit mit
Mecklenburg verbundene Vorpommern denken,                                      Anzumerken ist noch die Abbildung zweier nach
sondern auch an Hinterpommern, das zur Zeit                                    §86a StGB strafbarer Symbole, nämlich des Haken-
polnisch besetzt ist.“                                                         kreuzes und der Sig-Rune (bis 1945 Abzeichen des
                                                                               „Deutschen Jungvolkes“ und daher Kennzeichen
Mit der Umdichtung bekannter christlicher Weih-                                einer verbotenen Organisation). Die Originale die-
nachtslieder greift der Herausgeber schließlich                                ser beiden Abbildungen finden sich in dem Buch
noch höchstpersönlich zu einem altbewährten                                    „Deutsche Weihnachten – Ein Wegweiser für
Propaganda-Trick; wenn auch mit literarisch wohl                               Gemeinschaft und Familie“ von Karl-Heinz Bolay,
höchst zweifelhaftem Ergebnis:                                                 Widukind-Verlag Alexander Boß, Berlin (1941).

        Weihnachten und Rechtsextremismus
        © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
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                                     II. Beispiele publizistischer Weihnachts-
                                     propaganda aus dem rechtsextremistischen Umfeld

! Weitere über das Internet verbreitete Weihnachtspropaganda
        rechter Gruppierungen
Diese Quellen dienen der reinen Dokumentation eines rechten Gedankenguts im Zusammenhang
mit dem Weihnachtsfest. Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass wir uns von den Inhalten
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>      http://heimatschutz.org:16080/kulturkammer/                              >      www.domhain.de/ggg/scripts/hefte3.php
       erste_schriftst_artik_julfest1.htm                                       >      www.thule-seminar.org/HTML/ELEMENTE/
>      http://heimatschutz.org:16080/kulturkammer/                                     elemente5.htm
       erste_schriftst_artik_weihn+wsw.htm                                      >      http://server.by002.net/~hdjinfo/hdj/
>      http://heimatschutz.org:16080/kulturkammer/                                     weihnachten.htm
       erste_feier_sw_wsw99.htm                                                        (Heimattreue Deutsche Jugend)
>      http://heimatschutz.org                                                  >      http:// land.heim.at/podersdorf/220033/
>      www.runenkunde.de/brauchtum/jul.htm                                             Kurios.html
>      www.runenkunde.de/index1.htm                                                    (Zitiert wird hier aus einem Begleitschreiben
>      www.deutscheheidnischefront.de/jul.htm                                          der FPÖ Guntramsdorf, es geht um eine „Blaue
>      www.heidenmacht.de/                                                             Kerze“ als „Weihnachtsgeschenk der Freiheitli-
       germanische_zeitrechnung.html                                                   chen Gemeinderäte“. Dieser Brauch stammt
>      http://silverraven.de/silver/fest-jul.htm                                       ebenfalls aus der NS-Feierliteratur und sollte
>      www.npd-sachsen-anhalt.de/historie.htm                                          Verbundenheit signalisieren mit den Auslands-
>      www.naturglaube.de/umwertung/                                                   deutschen bzw. allen „Volksgenossen, die
       umwertung.htm                                                                   Weihnachten in der Fremde feiern müssen“.)

! „Wintersonnenwende“ und „Julfest“-Feiern innerhalb der Szene
>      http://nwbi.ionichost.com/aktuelles/2002/12/2002-12-15_julfest_der_ks-weserbergland.htm
>      http://die-kommenden.net/dk/presse/02/bi_14_12.htm                                 (Julfest des NPD Kreisverbandes Bielefeld)
>      www.jn-nrw.de/aktion_bericht/aktion_julfest_2002.htm
>      www25.brinkster.com/npdovp/org/asf.htm                           (NPD Kreisverband Ostvorpommern)
>      www.jn-bw.de/aktionen/freizeit/winterfeier01.htm                            (Junge Nationaldemokraten Baden-Württemberg)

! Der „Julleuchter“
       zur Information siehe:                                                   Es gibt zahlreiche Bezugsquellen im Internet, auf
>      www.ns-gedenkstaetten.de/nrw/de/                                         die wir nicht weiter eingehen möchten. Ab und an
       wewelsburg/thema_5/downloadtexte/                                        tauchen immer wieder Exemplare bei ebay auf.

         Weihnachten und Rechtsextremismus
         © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
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Weihnachten und Rechtsextremismus                                       5.
                                   III. „Erosion der Abgrenzung“
                                   – Die Propaganda wirkt!

         Beispiele zur Verbreitung nationalsozialistischer Weihnachtsbegriffe und -Ideologie
         finden sich heute in den unterschiedlichsten Lebensbereichen:

! Zeitungen, Zeitschriften und Illustrierte
Von Zeit zu Zeit „verirren“ sich Fragmente rechter                            Doch selbst wenn es – wie in den folgenden Bei-
Weihnachtsideologie selbst in seriöse Zeitungen                               spielen – nur eine locker eingestreute Verwendung
und Magazine. So war z.B. in einer Verlags-Sonder-                            der Begriffe „Julfest“, „Wintersonnenwende“ und
veröffentlichung der „Westfalenpost“ zu Weih-                                 „germanisch“ ist (um „Stimmung“ zu schaffen),
nachten 2000 (mit Inseraten und Plätzchenrezep-                               so bleibt doch leicht etwas davon im Unterbe-
ten) ein kleiner Beitrag über die „germanischen                               wusstsein gespeichert und wird beim nächsten
Ursprünge“ des Weihnachtsfestes enthalten                                     Mal vielleicht schon als „vertraut“ registriert:
(„Die Wurzeln liegen in der Sonnenwend’“).

Eine Nachfrage bei der Redaktion in Hagen ergab,                              >      www.freundin.de/PFD/PFDW/PFDWN/
dass diese Seiten „außer Haus“ von einer Werbe-                                      PFDWN29/pfdwn29e.htm
Agentur erstellt und keiner „Schlussredaktion“                                >      www.gesundheit.co.at/2000/12/1.htm
mehr unterzogen worden waren!

! Werbe-/Medienagenturen
Die oben genannten Beispiele verdeutlichen,                                >      www.sachskulthuer.de/kultur/brauch/silvester/
welchen Einfluss Werbe- und Nachrichtenagen-                                      julfestrauhnaechte/julfestrauhnaechte.php
turen auf die Berichterstattung haben können.                                     (Kulturmarketing-Agentur)
Ein ähnliches Phänomen tritt auch bei Firmen,
                                                                           >      http://uckermark-erleben.de/kunst_kultur/
Verwaltungen und kommunalen Veröffentlichun-
                                                                                  feiertage/weihnachten/julfest.php
gen auf; wenn die Gestaltung von Internet-Auf-
tritten oder Broschüren an „Dritte“, z.B. in die                           >      Quelle: www.netztaucher.com/pages/
Hände von Marketing-Agenturen, delegiert wird.                                    unternehmen.php
Dies betrifft auch viele „Internet-Adventskalen-                                  (Kulturmarketing-Agentur)
der“, die im Dezember in fast unüberschaubarer                             >      http://g2.www.dortmund.de/inhalt/projekte/
Zahl ins „World Wide Web“ gestellt werden.                                        marktplatz/essentrinken/archiv/
Als Werbeträger sind sie besonders beliebt,                                       weihnachtsessen.htm
da sie Interessenten im günstigsten Fall gleich                                   („Das offizielle Dortmunder
24-mal hintereinander täglich auf die betreffende                                 Stadtinformationssystem“)
Internetseite führen.                                                      >      www.sarnerweb.de/seiten/sarntal/kloeckln.htm

       Weihnachten und Rechtsextremismus
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Weihnachten und Rechtsextremismus                                         5.
                                     III. „Erosion der Abgrenzung“
                                     – Die Propaganda wirkt!

        Kinderbuch:
!       „Winterlicht“, von Diana Monson und Maren Briswalter,
        Esslinger Verlag Schreiber, Esslingen, 8. Auflage 2002

Der zur Klett-Gruppe gehörende Esslinger Verlag                                 gewachsenen Glaubensvorstellungen und -gebräu-
J.F. Schreiber „verlegt schwerpunktmäßig an-                                    che zu entwurzeln, umzuformen und fast völlig in
spruchsvolle Kinder- und Jugendbuchliteratur.                                   Vergessenheit zu bringen.“
Dazu gehören sowohl aufwändig gestaltete
Märchen- und Klassikerausgaben, als auch fanta-                                 Doch nicht nur diese Sätze lassen aufhorchen:
sievoll illustrierte moderne Bilderbücher.“                                     Auch einige Inhalte und Abbildungen des Buches
                                                                                erinnern an Elemente der nationalsozialistischen
>      www.klett.de/geschaeftsbereiche/
                                                                                Weihnachtsideologie: Der Jahreskranz mit den
       belletristik.html#esslinger
                                                                                4 Kerzen, die die Jahreszeiten symbolisieren sol-
Religiöse Themen hatten in dem renommierten                                     len, das Sonnwendfeuer am 21. Dezember und ein
Esslinger Familienunternehmen J. F. Schreiber eine                              ganzseitiger Liedbeitrag des Nazi-Dichters Hans
lange Tradition: 1888 erschien hier das erste drei-                             Baumann sind hier zu nennen.
dimensional aufklappbare „Krippen-Bilderbuch“,                                  Besonders deutlich wird die „Seelenverwand-
heute eine gesuchte bibliophile Rarität. Bekannt                                schaft“ am Beispiel der im Buch vorgestellten
wurde der Verlag insbesondere durch seine Aus-                                  „Gebildebrote“, entsprechend dem „Sinngebäck“
schneide- und Modellbaubogen. Auch hier spielten                                (Sonnenrad, Lebensbaum, Julhirsch, Juleber).
Weihnachtskrippen eine besondere Rolle.                                         Hier weist die Art der Illustration verblüffende
Mit dem Kinderbuch „Winterlicht“ verabschiedet                                  Parallelen auf zu einschlägigen Illustrationen der
sich der Verlag jedoch ganz bewusst von seiner                                  NS-Feierliteratur, insbesondere im Kalender
christlich geprägten Tradition: Dieses „andere                                  „Vorweihnachten“ und den Weihnachtsheften
Weihnachtsbuch“ (so der Untertitel) wird aus-                                   der „NS-Frauenwarte“.
drücklich als Alternativ-Angebot zum christlichen                               Alles nur „reiner Zufall“? Es wirft schon berechtigte
Weihnachtsfest beworben und stößt vor allem im                                  Fragen auf, wenn dieses Buch ausgerechnet von
Umfeld von „Heiden“ und „Hexen“ auf entspre-                                    der als „rechtsextremistisch“ eingestuften
chende Resonanz:                                                                „Artgemeinschaft“ empfohlen wird:

>      www.hexenbuecher.de/jugendbuecher.html                                   >      www.asatru.de/empfiehl.htm

So heißt es im Nachwort des Buches:                                             Ebenso fand es Aufnahme in das Versandhandels-
„Weihnachten, wie wir es kennen, ist kein im Volk                               Angebot von Björn Ulbrich (GAIA-Versand für Na-
gewachsenes, sondern ein von der Kirche gezielt                                 turreligion, Schamanismus und Spirituelle Öko-
eingesetztes Fest. (…) Das ursprüngliche Jul,                                   logie). An exponierter Stelle stand es hier z.B. im
Wintersonnwendfest (…) hieß es umzugestalten.                                   Winter-/Sommerkatalog von 1996/97, nämlich auf
(…) Mit dieser Überlagerung, Vereinnahmung und                                  Seite 2 direkt unter den „SS-Julleuchter“-Repliken!
Umdeutung gelang es – mit Hilfe weiterer Kaschie-                               Eine Bemerkung zum Schluss: Der bisherige
rungen, massiver Verbote und Bestrafungen – im                                  Verkaufserfolg dieses Buches führte inzwischen
Laufe der Jahrhunderte die ursprünglichen, im Volk                              bereits schon zur 8. Auflage(!).

         Weihnachten und Rechtsextremismus
         © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
  18     www.verlagruhr.de
Weihnachten und Rechtsextremismus                                        5.
                                     III. „Erosion der Abgrenzung“
                                     – Die Propaganda wirkt!

! Schulen
>      www.weisefrauenamjakobsberg.de/                                          Welche Unsicherheit oft auch bei den Pädagogen
       wintersonnenwendeundraunaechte.html                                      selbst herrscht, verdeutlicht die folgende Anfrage
                                                                                eines Referendars mit der Bitte um Hilfe bei der
Aber wie sollen z.B. Lehrer ihre Schüler über                                   inhaltlichen Gestaltung einer Unterrichtsstunde
Strategien des Rechtsextremismus aufklären,                                     zum Thema Weihnachten:
wenn nationalsozialistisches Gedankengut selbst
                                                                                >      www.wer-weiss-was.de/theme98/
durch Lehrbücher und pädagogische Fachliteratur
                                                                                       article1386703.html
geistert:
                                                                                Festzustellen ist auch, dass an vielen Schulen heu-
„Unser Weihnachtsfest ist nun allerdings durchaus                               te bei der Behandlung des Themas Weihnachten
nicht allein ein christliches Fest. Es vereint altes                            ein „multikultureller“ Ansatz verfolgt wird.
germanisches Brauchtum mit christlich geprägten                                 Dies ist zwar generell zu begrüßen, führt aber
Vorstellungen. (…) Das christliche Ideengut konnte                              leider oft auch zu einer sehr oberflächlichen
aber die alten Feiergewohnheiten niemals ganz                                   Abhandlung, bei der die einzelnen Länder im
verdrängen. (…) Unser Weihnachtsbaum ent-                                       „Schnelldurchgang“ durchgenommen werden und
stammt ebenfalls altem Götterkult. (…)                                          sich Weihnachten auf wenige Schlüsselbegriffe
                                                                                reduziert: der Weihnachtsbaum (Deutschland),
Am 6. Dezember feiern wir den Nikolaustag. (…)                                  der durch den Kamin kommende Weihnachtsmann
Diese Gestalt, die auch in der Vorweihnachtszeit                                (USA), Plumpudding und Mistelzweig (England),
auftritt, ist ein Nachfahre des alten Germanen-                                 die Hexe Befana (Italien), und eben das Julfest
gottes Wodan. (…) Am 6. Dezember, dem Wodans-                                   (Schweden).
fest, kam dieser Alte früher aus dem Walde …“
in: Praxis Deutsch – Zeitschrift für den Deutsch-
unterricht, Heft 50, November 1981

! Volkshochschulen / Erwachsenenbildung
Die Kursangebote von VHS und ähnlichen Einrich-                                 „Neuen Rechten“ durchaus vorstellbar – trifft sie
tungen der Erwachsenenbildung sind immer auch                                   doch hier auf ein aufgeschlossenes und experi-
interessante Seismographen für gesellschaftliche                                mentierfreudiges Publikum:
Trends. So manches Thema zwischen Selbsterfah-
rung und Freizeitgestaltung fand von hier aus                                   >      www.hdf-stuttgart.de/
schon Zugang und Akzeptanz in einer größeren                                           kurse_details.php?kursnummer=4514
Öffentlichkeit (z.B. Reiki, Tai-chi, Yoga, Bachblüten,                          >      www.ruine-hornstein.de/termine2.php
Bauchtanz etc.). Eine ähnliche „Vorreiter-Rolle“                                >      www.volkssternwarte-marburg.de/
ist auch für die Weihnachtspropaganda der                                              himmel200112.htm

         Weihnachten und Rechtsextremismus
         © Judith Breuer und Verlag an der Ruhr, Postfach 10 22 51, 45422 Mülheim an der Ruhr
  19     www.verlagruhr.de
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