Weiter geht's - Einblicke - Umweltfestival
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Einblicke Nr. 8 / März 2021 Das Magazin der Bundesgesellschaft für Endlagerung Schachtanlage Asse II Weiter geht’s Nun beginnen die Genehmigungsverfahren für die Rückholung der radioaktiven Abfälle
Momentaufnahme Das Bild aus dem Jahr 1972 zeigt einen Einlagerungsversuch im Bergwerk Asse. Auf diese Art und Weise gelangten zwischen 1972 und 1977 insgesamt 1301 Fässer mit radioaktiven Abfällen in die Kammer 8a. Dazu wurden sie aus einer darüberliegenden Beschickungskammer (siehe S.4) durch eine Bohrung abgeseilt. Die Einlagerungskammer 8a ist etwa 500 Quadratmeter groß und rund 14 Meter hoch. Sie liegt in einer Tiefe von 511 Metern 2
Editorial Liebe Leserinnen und Leser! Zwölf Jahre sind vergangen, seit die Schachtanlage Asse II im Jahr 2009 eine juristische Zäsur erlebte. War sie bis dahin nur unter den Anforderungen des Bergrechts betrieben worden, gelten seither die Anforderungen des Atom rechts – und damit verbunden: die wissenschaftlichen und technischen Stan dards der kerntechnischen Schadensvorsorge. In den darauffolgenden Monaten wurden verschiedene Optionen der Stilllegung diskutiert. Bis am Ende klar war: Die atomrechtlich geforderte lang fristige Sicherheit von Mensch und Umwelt ist nur zu gewährleisten, wenn alle 125 787 Fässer mit radioaktiven Abfällen zurückgeholt werden. „Die Rück holung der Asse-Fässer ist für mich alternativlos“, sagt auch Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies in unserem Interview auf Seite 8. „Aber schon jetzt ist klar: Dieser hochkomplexe und aufwendige Prozess wird sich über Jahr zehnte hinziehen.“ Der Rückholplan wurde im April 2020 vorgestellt. Mit einer sogenann ten Antragskonferenz im Dezember 2020 folgte der Einstieg in die umfang reichen Genehmigungsverfahren. Diese sind Voraussetzung dafür, dass aus den im Rückholplan beschriebenen Vorhaben Realität wird. Der Übergang von der Planungs- zur Projektphase ist damit eingeläutet. Die sogenannte Lex Asse hilft, die nun anstehenden komplexen Verfah ren und Prozesse zu beschleunigen. „Die Beschleunigungsmöglichkeiten wol len wir nutzen“, sagt Thomas Lautsch, Geschäftsführer der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Ihr Einblicke-Team 3
Von dieser Beschickungs- kammer aus wurden die Fässer in die sechs Meter darunter gelegene Einlagerungskammer 8a abgesenkt (siehe S. 2). Mittlerweile wurde dieser Bereich zurückgebaut 4
Der Plan zur Rückholung Endlich Tempo aufnehmen Antragskonferenz, das klingt vor allem nach reden und weniger nach entscheiden. Tatsächlich ist sie aber ein Sieben-Meilen-Schritt hin zur Bergung der über 125 000 Fässer mit radioaktiven Abfällen Von Michael Prellberg In der Einlagerungskammer 8a – gelegen in Die Kammern liegen in Tiefen von 511, Der Autor ist freier Journalist. Seine 511 Metern Tiefe – war die Radioaktivität 725 und 750 Metern. Um die Fässer ans Beiträge erscheinen unter anderem ungewöhnlich hoch, das zeigten im Jahr Tageslicht zu holen, muss ein neuer Ber in der ZEIT, Capital, im manager 2017 die Messwerte an den Filtern. Also gungsschacht in den Berg getrieben wer magazin und Greenpeace Magazin sollte eine Kamera in die Tiefe geschickt den: Schacht Asse 5. werden und Aufschluss geben, was da unten Das klingt nach einem bergbau los ist. Das war der Plan. Passiert ist: wenig. lichen Vorhaben, das durch das Bergrecht Seit mehr als drei Jahren diskutieren die geregelt ist. Nur steht Asse II mit seinen BGE und die Behörden über den Einsatz radioaktiven Abfällen aber seit 2009 eben der Kamera in der Schachtanlage Asse II – auch unter Atomrecht, und das macht ei und senden damit ein ungutes Signal: Wenn nen g ewaltigen Unterschied. Um es – leicht sich die beteiligten Akteure jahrelang wegen zugespitzt – auf den Punkt zu bringen: einer Kamera beharken, wie wollen sie dann Während im Bergrecht erlaubt ist, was jemals die 125 787 Fässer mit radioaktiven nicht verboten ist, verbietet das Atomrecht Abfällen aus dem Bergwerk holen? alles, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. Die Zeit drängt. Asse II sei „unver züglich stillzulegen“, fordert das Atom Was bisher passierte, gesetz. Doch wie schnell kann „unverzüg war wenig sichtbar lich“ sein, wenn zuvor der Atommüll geborgen werden muss? Die Rückholung Nach dem im April 2020 vorgestellten gestaltet sich schwierig. Tief unter der Rückholplan folgte im Dezember der Kick Erde lagern in 13 meist unzugänglichen off für die konkreten Genehmigungsver Kammern mehr als 47 000 Kubikmeter an fahren: der Wechsel von der Ideen- in die schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Umsetzungsphase. Was in den vergangenen Da viele Behälter im Lauf der Zeit beschä zwölf Jahren passierte, war oft wenig sicht digt wurden und den umgebenden Salzgrus bar. Diskussionen unter Expert*innen. Sze kontaminierten, rechnen Expert*innen gar narien, die verworfen oder weiterverfolgt mit einem zu bergenden Volumen von bis wurden. Pläne, die überarbeitet und fein zu 100 000 Kubikmetern. Nachdem die Ab geschliffen wurden. fälle endlagergerecht verpackt sind, werden Das alles war und ist notwendig, daraus sogar bis zu 200 000 Kubikmeter führte aber nicht immer zu konkreten Maß Abfall. nahmen. Ebenso notwendig: die Abstim 5
mungen zwischen den beteiligten Akteu ren. Im Fall von Asse II sind das vor allem die BGE als Betreiberin, das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsor gung (BASE) als Aufsichtsbehörde und das Niedersächsische Umweltministerium als Genehmigungsbehörde. Sie alle haben ihre spezifischen Aufgaben und nehmen diese ernst. Auch deshalb hat es zwölf Jahre gedauert, bis sämtliche Weichen gestellt wurden und der Zug in Richtung Rück holung so richtig ins Rollen kommt. Dass der „Rückholplan“ beschreibt, wie die Fäs ser aus dem Bergwerk geholt werden sol len, ist klar. Aber was genau ist eine An tragskonferenz? Ein Sieben-Meilen-Schritt nach vorn. In der Antragskonferenz stellte die BGE dem Niedersächsischen Umweltminis terium kurz vor dem Jahreswechsel vor, wie sie die Rückholung schrittweise so umsetzt, dass alle rechtlichen Vorgaben Blick in die Kammer 8a: eingehalten werden. Damit sich das Minis Die Fässer wurden beim terium vorbereiten konnte, ging ihm im Abseilen vermutlich nicht beschädigt – womöglich Herbst 2020 eine „planerische Mitteilung“ aber später infolge des zu. „Im Rückholplan steht, was wir ma Drucks im „Gebindekegel“ chen wollen“, erklärt der zuständige BGE- Abteilungsleiter Frank Printz. „In der pla nerischen Mitteilung steht, wie wir es machen wollen.“ Die Mitarbeiter*innen im Umwelt ministerium hatten also genug Stoff, um mögliche Fragen für die Antragskonferenz im Dezember vorzubereiten. Und sie leite ten die planerische Mitteilung weiter an Die planerische Mitteilung für die Auftakt und damit der eigentlichen Rückholung mehr als ein Dutzend Träger öffentlicher konferenz ist so aufbereitet, dass „eine beschäftigen (siehe S. 10/11). Belange (TöB), die in das Verfahren einge zeitnahe, umsetzbare und rechtssichere Alle Beteiligten wollen so schnell bunden sind. Schließlich sollen alle Be Genehmigung möglich wird“, sagt BGE- wie möglich loslegen. Expert*innen fürch lange gehört und berücksichtigt werden: Geschäftsführer Stefan Studt. Genau diese ten, dass die Schachtanlage Asse jederzeit Naturschutz und Gewerbeaufsicht, Wasser Genehmigungsverfahren sind jetzt ange absaufen kann. Seit einem Wasserzutritt wirtschaft und Geolog*innen – und nicht schoben, denn jetzt können die konkreten im Jahr 1988 werden täglich mehr als zuletzt die betroffenen Kommunen. 18 Be Antragsunterlagen vorbereitet werden. De zwölf Kubikmeter Salzlösung im Bergwerk hörden und Verbände stellten bei der ren zentrale Bestandteile werden Sicher aufgefangen, das zwischen 1967 und 1978 Online-Konferenz ihre Nachfragen. Im heitsnachweise sein. Es geht insbesondere als bundesdeutsches „Versuchsendlager“ Nachgang werden jetzt die ersten Geneh um den Nachweis, dass die lange Betriebs diente. Nahezu alle schwach- und mittel migungsunterlagen erarbeitet. zeit der Rückholung, die Schaffung zusätz radioaktiven Abfälle dieser Zeit wurden in licher Hohlräume und das Öffnen der die Asse eingelagert. Zeitnahe, umsetzbare und Kammern die bestehenden Probleme nicht Die Eignung war immer umstritten. rechtssichere Genehmigung verschärfen. Auf das Salzbergwerk Asse II wirken gewal Sobald die Genehmigungen vorlie tige geodynamische Kräfte, das schwere Dieses Verfahren wirkt komplizierter, als gen, kann mit der Umsetzung konkreter Deckgebirge drückt auf die im Untergrund es ist, denn federführend ist und bleibt das Projekte begonnen werden. Ein wichtiges vorhandenen Hohlräume. Viele Wände und Niedersächsische Umweltministerium. Es Projekt ist der Bau des neuen Schachtes Decken von Asse II befinden sich heute im muss also nicht mit jedem einzelnen Amt Asse 5, über den die Fässer später aus der „Entfestigungszustand“, wie es im Bergbau verhandelt werden, die Fäden laufen beim Tiefe der Erde geholt werden. Zuvor kann heißt: Sie sind nicht mehr stabil. Ministerium als Genehmigungsbehörde bereits die Versorgung mit Frischluft und zusammen. „Diese Konzentration macht damit die gesamte Infrastruktur des Starken Bildern des Scheiterns den Prozess deutlich schlanker“, sagt Um Bergwerks verbessert werden. Deswegen starke Bilder des Gelingens weltminister Olaf Lies (siehe auch das Inter gehört der Bau des neuen Schachtes zum entgegensetzen view mit BGE-Geschäftsführer Thomas Komplex I und wird als Erstes bearbeitet. Lautsch auf S. 8). Die Rückmeldungen Es folgen drei weitere Komplexe, die Die Fässer müssen raus, bevor die Schacht der einbezogenen Akteure werden in Han sich mit dem Transport der radioaktiven anlage Asse II kollabiert: Dieses Wissen nover gesammelt, anschließend gibt es ein Abfälle ans Tageslicht, der Abfallbehand sorgt für Dynamik in den Prozessen. Über Feedback: Plan ist okay, aber bitte an dieser lungsanlage inklusive des Zwischenlagers stürzen will aber auch niemand etwas – und jener Stelle noch nachbessern. und der Öffnung der Einlagerungskammern keine der beteiligten Behörden will die 6
Fehler der 1960er-Jahre wiederholen und BASE-Präsident Wolfram König im Um vorschnelle Entscheidungen treffen, die am weltausschuss des Bundestages im April Ende ein Fiasko bedeuten könnten. Aber 2020. Dem müssten nun „starke Bilder des sie wollen Zug in die Sache bekommen. Gelingens“ entgegengesetzt werden. Genau Alle Deshalb koordiniert das Niedersächsische das ist der Plan. Ist das Genehmigungsver Umweltministerium den Austausch mit fahren eines Tages abgeschlossen, werden Beteiligten den TöB. Damit wird die Gefahr vermie die jetzt im Rückholplan skizzierten Arbei den, sich in Dutzenden von Verfahren mit ten umgesetzt. wollen so unterschiedlichen Behörden und ebenso Mit ersten Bauarbeiten soll es 2023 unterschiedlichem Tempo zu verzetteln. losgehen, die Fässer selbst sollen ab 2033 schnell wie Den Rückholplan zumindest wür aus dem Bergwerk geholt werden. Das digte Umweltminister Lies bereits als klingt so, als käme es auf einen Monat möglich stringent. Er „eröffnet die Chance, den mehr oder weniger nicht an. Doch das Zeitplan nachzuvollziehen“, sagte der täuscht, sagt Grit Gärtner, Leiterin Fach loslegen SPD-Politiker im April 2020. Nun gelte es, fragen im Projekt Asse der BGE, und an einzelnen Stellen noch Details zu klä bringt es auf den Punkt: „Jeder Tag zählt.“ ren. Damit das Genehmigungsverfahren Die Kamera-Posse hat den beteilig möglichst bald beginnen kann. ten Akteuren veranschaulicht, wie wichtig Die Asse habe „starke Bilder des ein gemeinsames, konzentriertes Vorgehen Scheiterns der Endlagerung erzeugt“, die ist. Die Antragskonferenz ist dafür ein über die Region hinaus strahlten, sagte Beleg. Es geht voran: Auf der Basis von Erkundungsbohrungen wird der Standort des Bergungsschachtes Asse 5 festgelegt 7
Interview zum Rückholplan „Wir betreten Neuland“ Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies Die Fragen stellte und der technische Geschäftsführer der BGE Michael Prellberg Wegen der besonderen Umstände der Thomas Lautsch wollen den Rückholplan für die Corona-Pandemie wurde das Interview radioaktiven Abfälle möglichst rasch umsetzen. schriftlich geführt Die Sicherheit steht dabei über allem Was braucht es aus Ihrer Sicht für Thomas Lautsch: Die Rückholung ist ein Dabei liegt es in der Natur eines solch gro ein erfolgreiches Genehmigungsver großes und vielfältiges Projekt. Und wegen ßen Projektes, dass wir auch unbequeme fahren zur Rückholung? der ungewissen Entwicklung des Lösungs Entscheidungen treffen müssen. Die Dis Olaf Lies: Um es vorweg zu neh zutritts ist Eile geboten. Deswegen ist es kussion um die Standortentscheidung für men: Die Rückholung der Asse-Fässer ist gut, dass wir mit den organisatorischen das Zwischenlager ist ein Beispiel dafür. für mich alternativlos und hat für diese Veränderungen im Bereich des Umwelt Wir sollten aber nicht das gemeinsame Landesregierung höchste Priorität. Aber ministeriums einen zentralen und kompe Ziel – die sichere Rückholung des Atom klar ist auch: Dieser hochkomplexe und mülls aus der Schachtanlage Asse II – aus aufwendige Prozess wird sich über Jahr den Augen verlieren. zehnte hinziehen. Die Rückholung der radioaktiven Abfälle aus der Asse ist ein ebenso umfassendes wie komplexes und „Die Lex Asse Welche Rolle spielt der im April 2020 vorgestellte Rückholplan? langjähriges Vorhaben. Umso wichtiger ist es, alle hierfür erforderlichen Rechts- und währleistet Lies: Der Rückholplan ist der erste planerische Ansatz, das Gesamtvorhaben Regelungsbereiche mit in den Blick zu neh men. Die Landesregierung hat daher zur eine höhere der Rückholung und Stilllegung der Asse zu beschreiben und die einzelnen hierzu Bearbeitung des Verfahrens Kräfte gebündelt und neue, effiziente Strukturen geschaffen. Genehmigungs erforderlichen Maßnahmen und Einzelvor haben einzuordnen. Er ist aber noch ziem Mit Andreas Sikorski wurde der Leiter der Abteilung 4 „Atomaufsicht und effizienz“ lich abstrakt und muss in den weiteren Schritten in Ausführungsplanungen und Strahlenschutz“ in meinem Ministerium Olaf Lies schließlich in prüffähigen Genehmigungs von der Landesregierung auch mit der antragsunterlagen konkretisiert werden. Gesamtkoordination der Rückholung der Lautsch: Der Rückholplan macht radioaktiven Abfälle beauftragt und als klar, was wir vorhaben. Natürlich können Gesamtkoordinator Asse II benannt. Au tenten Ansprechpartner haben. Der Erfolg wir heute noch nicht jedes Detail genau ßerdem wurde im Ministerium als der zen des Verfahrens wird von einer engen Ab beschreiben. Wichtig ist jedoch, dass wir tralen Genehmigungsbehörde die Ge stimmung zwischen der BGE und den Ge auch mal einen klaren Anfang formulieren schäftsstelle Asse II eingerichtet. Dort nehmigungs- und Aufsichtsbehörden ab und den Weg beschreiben, den wir bis sollen ab sofort alle Fäden der hochkom hängen. Wir wollen frühzeitig den Umfang 2033 gehen wollen. Der Rückholplan er plexen Genehmigungsverfahren zusam und den Inhalt der vorzulegenden Antrags setzt nicht die detaillierten genehmigungs menlaufen. Eine Schlüsselrolle nimmt unterlagen festlegen. Nur so können wir spezifischen Unterlagen. Er ist aber Grund neben dem Ministerium die Vorhaben diese Unterlagen zielgerichtet und rechts lage für die Abstimmungen mit den trägerin BGE ein, da die sogenannte Lex sicher erarbeiten. Genehmigungsbehörden sowie mit den Asse (§ 57b des Atomgesetzes) dem Antrag Darüber hinaus wird der Erfolg des Interessenvertretungen in der Region. steller die Gestaltungsmöglichkeiten im Projektes maßgeblich auch von der Akzep Auch werden wir den Rückholplan fort Genehmigungsverfahren einräumt. tanz des Projektes in der Region abhängen. schreiben. Wir wollen, dass der Prozess zur 8
Thomas Lautsch (links), technischer Geschäftsführer der BGE, und Olaf Lies (SPD), niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, bei einem Besuch der Schachtanlage Asse II im Jahr 2018 Stabilisierung des Wasserzutritts als auch für den Fall, dass der Zutritt größer und möglicherweise unbeherrschbar wird. Das kann jederzeit passieren. Es ist daher auch unsere Aufgabe, die Maßnahmen der Not fallplanung umzusetzen, so wie im Rückhol plan beschrieben. Wichtig ist also die wei tere Verfüllung und Abdichtung der Grube sowie die Ermöglichung einer Gegenflutung im Falle des Absaufens. So oder so, unsere Aufgabe ist es, Sicherheit zu schaffen. Was sind konkret die nächsten Schritte auf dem Weg zur Genehmi gung der Rückholung? Lautsch: Wir planen, die Rück holung im Wesentlichen in vier Antrags komplexen zu beantragen. Antragskom Entwicklung des Vorhabens für alle Betei ligten nachvollziehbar dokumentiert ist. „Unsere plex I beschäftigt sich mit dem Bau einer Schachtröhre für den neuen Schacht Wie können Sie erreichen, dass Aufgabe ist es, Asse 5 und mit der Anbindung an das be stehende Bergwerk. Für den ersten der vier das Verfahren möglichst schnell abge schlossen werden kann? Sicherheit zu Antragskomplexe haben wir im September eine planerische Mitteilung vorgelegt und Lies: Um den Prozess voranzutrei ben, hat die BGE angekündigt, verschiede schaffen“ diese im Dezember 2020 mit dem Umwelt ministerium und den TöB erstmals disku ne Genehmigungen mit bestmöglicher tiert. Auf Basis der Gespräche werden wir Konzen trationswirkung beantragen zu Thomas Lautsch nun die Antragsunterlagen erstellen. Die wollen. Die sogenannte Lex Asse bietet weiteren Antragskomplexe werden die Er dafür sowohl den erforderlichen Rechts richtung der für die Rückholung notwen rahmen als auch die Möglichkeit, Teil Schritt sind hier für das Jahr 2021 vier digen Infrastruktur über und unter Tage, genehmigungen oder vorläufige Zulassun neue Stellen im Landeshaushalt einge die Abfallbehandlung und Zwischenlage gen zu erteilen. Sie gewährleistet damit bracht worden; weitere Stellen sind entspre rung der Abfälle sowie die eigentliche Ber eine höhere Genehmigungseffizienz. chend dem wachsenden Genehmigungs gung der Abfälle beinhalten. In alle Geneh Lautsch: Vor allem wollen wir ein umfang in nachfolgenden Jahren eingeplant. migungsverfahren werden wir bis 2024 leistungsfähiges Team aufbauen, das mit Es ist vorgesehen, die BGE im Vorfeld der einsteigen. Professionalität und Leidenschaft die Pla konkreten Antragstellung in regelmäßigen Lies: In der ersten sogenannten nungen genehmigungsfähig macht. Dabei gemeinsamen Besprechungen zu beraten Antragskonferenz für die TöB im Dezem sind wir ein gutes Stück vorangekommen, und auch schon zu diesem Zeitpunkt Sach ber 2020 wurde das Gesamtvorhaben vor an den Standorten Salzgitter, Wolfenbüttel verständige heranzuziehen, um eine zügige gestellt und der erste Genehmigungs und Remlingen beschäftigen sich mehr als Bearbeitung der Anträge vorzubereiten. komplex im Rahmen einer planerischen 50 Ingenieure und weitere Expertinnen Lautsch: Eine unserer wesentli Mitteilung erläutert. Dabei wurden die sowie viele Partnerorganisationen mit dem chen Aufgaben wird es sein, bestehende grundlegenden technischen, radiologi Rückholprojekt. Ganz wichtig ist der Wissenslücken zu schließen. Nur so kön schen und rechtlichen Abhängigkeiten und Rückhalt in der Region, so wie wir ihn für nen wir belastbare Genehmigungsunter Zusammenhänge in der planerischen Mit die seismische Kampagne vor einem Jahr lagen erarbeiten. Wir untersuchen dazu in teilung sichtbar gemacht. In einem nächs bereits eindrucksvoll erleben konnten. den kommenden Monaten weiter den tiefen ten Schritt sind die im Komplex 1 darge Lies: Um diesem Ansatz des Geset Untergrund östlich des Bestandsbergwerks. stellten Maßnahmen vom Antragsteller zes und den Planungen der BGE genügen Auch erkunden wir weitere Einlagerungs fachlich und inhaltlich weiter zu untermau zu können, hat das Ministerium – wie be kammern und treiben die Planungen für ern und mit meinem Ministerium und an reits gesagt – organisatorische Anpassun die Bergung der Abfälle weiter voran. Ent deren TöB abzustimmen. Parallel dazu ist gen vorgenommen, aber auch neue Stellen sprechende Vergaben sind initiiert. das separat erforderliche Raumordnungs für die Bearbeitung der Genehmigungs Voraussetzung für die Rückholung verfahren von der BGE mit den zuständi verfahren geschaffen. In einem ersten ist eine bestmögliche Vorsorge sowohl zur gen Behörden zu betreiben. 9
Die Rückholung – das ist der Plan Die radioaktiven Abfälle liegen derzeit auf drei Ebenen in 511, 725 und 750 Metern Tiefe. Bevor diese zurückgeholt werden können, müssen der Bergungsschacht Asse 5, die Abfallbe e handlun n la g er g/ Zwisch Abfallbehandlungsanlage und das Zwischenlager bereitstehen. a c sse 5/ ht A rgwer k Sch holbe Ab 2033 sollen die ersten Fässer an Rüc k die Tagesoberfläche geholt werden e hm bna b etrie sse 5 In tA ach Sch / dlung behan Abfall g er henla Zwisc bereit b s betrie ung allplan Notf ft cha reits allbe Notf stellt e herg ds et ska er an M ng d d ust 12 ief er Z n T mm 75 er r u s in lag sse g de Beginn e n Ein r Fä un Rückholu d er de kun u Er lung Rückho 0 0 203 0 202 10
Meilenstein Schacht Asse 5 Meilenstein Abfallbehandlung/ Asse 5 wird einen Durchmesser Zwischenlager von acht Metern haben und In dieser Anlage werden die Abfälle, bis in eine Tiefe von rund die noch unter Tage umverpackt 850 Metern reichen. Über diesen wurden, radiologisch und stofflich Schacht werden die Abfälle untersucht. Anschließend werden zurückgeholt die Abfälle konditioniert, das heißt, sie werden so verpackt, dass sie bis zur Endlagerung sicher in einem Meilenstein Notfallbereitschaft Zwischenlager aufbewahrt werden Zu den vorsorglichen Maßnahmen können für den sicheren Betrieb gehören unter anderem die Verfüllung von Hohlräumen, der Bau von Barrieren sowie die Kontrolle der Salzlösung. Im Notfall würde das Bergwerk kontrolliert gegengeflutet Meilenstein Rückholung Insgesamt müssen fast 126 000 Fässer zurückgeholt werden – das entspricht einem Volumen von rund 47 000 Kubik metern. Es ist aber davon auszugehen, dass das umgebende Salzgrus durch zerstörte Behälter teilweise konta Vorbereitung der miniert wurde. Die zu entsorgende Rückholung von der Abfallmenge dürfte somit ein Volumen 511-Meter-Ebene von rund 100 000 Kubikmetern umfassen Vorbereitung der Rückholung von der 725-Meter-Ebene Vorbereitung der Rückholung von der 750-Meter-Ebene ung 204 0 Planung 20 Erkundung (inkl. Planung) 50 Genehmigung Bauausführung Rückholung Meilenstein 11
Die B übe GE biet re et Öffe ine frü h Postkartenaktion in Einblicke Nr. 5 bete ntlichke e inte iligung its nsiv Unter dem Motto „Was Sie uns schon immer sagen wollten“ en D einen www ial .bge og an: baten wir unsere Leser*innen in der letzten Asse-Ausgabe um ihre Meinung. Hier finden Sie eine Auswahl: .de https://einblicke.de/postkarten Wir über uns Die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) sucht den Standort für ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle, der die bestmögliche Sicherheit für eine Million Jahre gewährleistet. Außerdem betreibt die BGE die Endlager Konrad und Morsleben sowie die Schachtanlage Asse II und das Bergwerk Gorleben. Im Internet finden Sie weitere Informationen rund um die Schachtanlage Asse II und die Beteiligung der Bürger*innen: • www.bge.de/asse • www.asse-2-begleitgruppe.de Auf der Internetseite des Magazins bieten wir aktuelle Informationen und Berichte sowie barrierefreie PDFs aller Ausgaben. Dort können Sie auch Klassensätze bestellen: www.einblicke.de PDF Hinweis für Blinde und Menschen mit Sehbehinderung Impressum Dieses Magazin gibt Herausgeber: Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH, Eschenstraße 55, 31224 Peine, www.bge.de. V. i. S. d. P.: Manuel Wilmanns; Einblicke-Team: Dagmar Dehmer, Frank Ehrlich, es auch als barrierefreies Helge Essert, Katharina Kiefer, Klaus Wild Verlag: TEMPUS CORPORATE GmbH, Alt-Moabit 94, PDF-Dokument: 10559 Berlin; Projekt- und Redaktionsleitung: Dr. Joachim Schüring; Gestaltung: Susanne Kluge, https://einblicke.de/magazine Chris Delaney (Art Director); B ildredaktion: Kathrin Tschirner; Lektorat: Dr. Katrin Weiden; Herstellung: Dirk Woschei Bildnachweise: Titel: Benedikt.Seidl/modifiziert von Gretarsson und TEMPUS CORPORATE/CC BY-SA 3.0, S. 2: Archiv BGE, S. 4: Janosch Gruschczyk/janosch fotografie, 7: BGE, S. 9: Stefan Sobotta, S. 10/11: Susanne Kluge/TEMPUS CORPORATE Druck: Kern GmbH, Bexbach Die Einblicke sind auf einem FSC-zertifizierten Papier unter Verwendung von Altpapier und wiederaufforstbaren Rohstoffen gedruckt und klimaneutral. Die durch die Herstellung verursachten Treibhausgasemissionen wurden durch Investition in ein Klimaschutzprojekt kompensiert. Erscheinungsdatum: 6.3.2021 Vertrieb: Diese Ausgabe des Magazins erscheint als Beilage in der Wolfenbütteler Zeitung und im Wolfenbütteler Schaufenster
Sie können auch lesen