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Einblicke                                         Nr. 8 / März 2021

    Das Magazin der Bundesgesellschaft für Endlagerung

                                            Schachtanlage Asse II

                                       Weiter
                                       geht’s
                                                 Nun beginnen die
                                         ­Genehmigungsverfahren
                                                für die Rückholung
                                           der radioaktiven Abfälle
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Momentaufnahme

    Das Bild aus dem Jahr 1972 zeigt einen Einlagerungsversuch im Bergwerk Asse. Auf diese Art
    und Weise gelangten zwischen 1972 und 1977 insgesamt 1301 Fässer mit radioaktiven Abfällen in
    die Kammer 8a. Dazu wurden sie aus einer darüber­liegen­den Beschickungskammer (siehe S.4)
    ­durch eine Bohrung abgeseilt. Die Einlagerungskammer 8a ist etwa 500 Quadratmeter groß und
     rund 14 Meter hoch. Sie liegt in einer Tiefe von 511 Metern

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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!

Zwölf Jahre sind vergangen, seit die Schachtanlage Asse II im Jahr 2009 eine
juristische Zäsur erlebte. War sie bis dahin nur unter den Anforderungen des
Berg­rechts betrieben worden, gelten seither die Anforderungen des Atom­
rechts – und damit verbunden: die wissenschaftlichen und technischen Stan­
dards der kerntechnischen Schadensvorsorge.
         In den darauffolgenden Monaten wurden verschiedene Optionen der
Stilllegung diskutiert. Bis am Ende klar war: Die atomrechtlich geforderte lang­
fristige Sicherheit von Mensch und Umwelt ist nur zu gewährleisten, wenn alle
125 787 Fässer mit radioaktiven Abfällen zurückgeholt werden. „Die Rück­
holung der Asse-Fässer ist für mich alternativlos“, sagt auch Niedersachsens
Umweltminister Olaf Lies in unserem Interview auf Seite 8. „Aber schon jetzt
ist klar: Dieser hochkomplexe und aufwendige Prozess wird sich über Jahr­
zehnte hinziehen.“
         Der Rückholplan wurde im April 2020 vorgestellt. Mit einer sogenann­
ten Antragskonferenz im Dezember 2020 folgte der Einstieg in die umfang­
reichen Genehmigungsverfahren. Diese sind Voraussetzung dafür, dass aus
den im Rückholplan beschriebenen Vorhaben Realität wird. Der Übergang
von der Planungs- zur Projektphase ist damit eingeläutet.
         Die sogenannte Lex Asse hilft, die nun anstehenden komplexen Verfah­
ren und Prozesse zu beschleunigen. „Die Beschleunigungsmöglichkeiten wol­
len wir nutzen“, sagt Thomas Lautsch, Geschäftsführer der Bundesgesellschaft
für Endlagerung (BGE).

                                                           Ihr Einblicke-Team

                                                                                   3
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Von dieser Beschickungs-
      kammer aus wurden die
    Fässer in die sechs Meter
            darunter gelegene
     ­Einlagerungskammer 8a
        abgesenkt (siehe S. 2).
    Mittlerweile wurde dieser
         Bereich zurückgebaut

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Der Plan zur Rückholung

Endlich Tempo
aufnehmen
Antragskonferenz, das klingt vor
allem nach reden und weniger nach
entscheiden. Tatsächlich ist sie aber
ein Sieben-­Meilen-Schritt hin zur
Bergung der über 125 000 Fässer mit
radioaktiven Abfällen

Von Michael Prellberg                    In der Einlagerungskammer 8a – gelegen in         Die Kammern liegen in Tiefen von 511,
Der Autor ist freier Journalist. Seine   511 Metern Tiefe – war die Radioaktivität         725 und 750 Metern. Um die Fässer ans
Beiträge erscheinen unter anderem        ungewöhnlich hoch, das zeigten im Jahr            Tageslicht zu holen, muss ein neuer Ber­
in der ZEIT, Capital, im manager         2017 die Messwerte an den Filtern. Also           gungsschacht in den Berg getrieben wer­
magazin und Greenpeace Magazin           sollte eine Kamera in die Tiefe geschickt         den: Schacht Asse 5.
                                         werden und Aufschluss geben, was da unten                  Das klingt nach einem bergbau­
                                         los ist. Das war der Plan. Passiert ist: wenig.   lichen Vorhaben, das durch das Bergrecht
                                         Seit mehr als drei Jahren diskutieren die         geregelt ist. Nur steht Asse II mit seinen
                                         BGE und die Behörden über den Einsatz             radioaktiven Abfällen aber seit 2009 eben
                                         der Kamera in der Schachtanlage Asse II –         auch unter Atomrecht, und das macht ei­
                                         und senden damit ein ungutes Signal: Wenn         nen g­ ewaltigen Unterschied. Um es – leicht
                                         sich die beteiligten Akteure jahrelang wegen      zugespitzt – auf den Punkt zu bringen:
                                         einer Kamera beharken, wie wollen sie dann        Während im Bergrecht erlaubt ist, was
                                         jemals die 125 787 Fässer mit radio­aktiven       nicht verboten ist, verbietet das Atomrecht
                                         Abfällen aus dem Bergwerk holen?                  alles, was nicht ausdrücklich erlaubt ist.
                                                  Die Zeit drängt. Asse II sei „unver­
                                         züglich stillzulegen“, fordert das Atom­          Was bisher passierte,
                                         gesetz. Doch wie schnell kann „unverzüg­          war wenig sichtbar
                                         lich“ sein, wenn zuvor der Atommüll
                                         geborgen werden muss? Die Rückholung              Nach dem im April 2020 vorgestellten
                                         gestaltet sich schwierig. Tief unter der          Rückholplan folgte im Dezember der Kick­
                                         Erde lagern in 13 meist unzugänglichen            ­off für die konkreten Genehmigungsver­
                                         Kammern mehr als 47 000 Kubikmeter an              fahren: der Wechsel von der Ideen- in die
                                         schwach- und mittelradio­aktiven Abfällen.         Umsetzungsphase. Was in den vergangenen
                                         Da viele Behälter im Lauf der Zeit beschä­         zwölf Jahren passierte, war oft wenig sicht­
                                         digt wurden und den umgebenden Salzgrus            bar. Diskus­sionen unter Expert*innen. Sze­
                                         kontaminierten, rechnen Expert*innen gar           narien, die verworfen oder weiterverfolgt
                                         mit einem zu bergenden Volumen von bis             wurden. Pläne, die überarbeitet und fein­
                                         zu 100 000 Kubik­metern. Nachdem die Ab­           geschliffen wurden.
                                         fälle endlagergerecht verpackt sind, werden                Das alles war und ist notwendig,
                                         daraus sogar bis zu 200 000 Kubikmeter             führte aber nicht immer zu konkreten Maß­
                                         Abfall.                                            nahmen. Ebenso notwendig: die Abstim­

                                                                                                                                      5
mungen zwischen den beteiligten Akteu­
ren. Im Fall von Asse II sind das vor allem
die BGE als Betreiberin, das Bundesamt
für die Sicherheit der nuklearen Entsor­
gung (BASE) als Aufsichtsbehörde und
das Niedersächsische Umweltministerium
als Genehmigungsbehörde. Sie alle haben
ihre spezifischen Aufgaben und nehmen
diese ernst.
          Auch deshalb hat es zwölf Jahre
gedauert, bis sämtliche Weichen gestellt
wurden und der Zug in Richtung Rück­
holung so richtig ins Rollen kommt. Dass
der „Rückholplan“ beschreibt, wie die Fäs­
ser aus dem Bergwerk geholt werden sol­
len, ist klar. Aber was genau ist eine An­
tragskonferenz?
          Ein Sieben-Meilen-Schritt nach
vorn. In der Antragskonferenz stellte die
BGE dem Niedersächsischen Umweltminis­
­terium kurz vor dem Jahreswechsel vor,
 wie sie die Rückholung schrittweise so
 umsetzt, dass alle rechtlichen Vorgaben                Blick in die Kammer 8a: ­
 eingehalten werden. Damit sich das Minis­              Die Fässer wurden beim
 terium vorbereiten konnte, ging ihm im                 Abseilen vermutlich nicht
                                                        beschädigt – womöglich
 Herbst 2020 eine „planerische Mitteilung“
                                                        aber später infolge des
 zu. „Im Rückholplan steht, was wir ma­                 Drucks im „Gebindekegel“
 chen wollen“, erklärt der zuständige BGE-­
 Abteilungsleiter Frank Printz. „In der pla­
 nerischen Mitteilung steht, wie wir es
 machen wollen.“
          Die Mitarbeiter*innen im Umwelt­
 ministerium hatten also genug Stoff, um
 mögliche Fragen für die Antragskonferenz
 im Dezember vorzubereiten. Und sie leite­
 ten die planerische Mitteilung weiter an       Die planerische Mitteilung für die Auftakt­     und damit der eigentlichen Rückholung
 mehr als ein Dutzend Träger öffentlicher       konferenz ist so aufbereitet, dass „eine        beschäftigen (siehe S. 10/11).
 Belange (TöB), die in das Verfahren einge­     zeitnahe, umsetzbare und rechts­sichere                 Alle Beteiligten wollen so schnell
 bunden sind. Schließlich sollen alle Be­       Genehmigung möglich wird“, sagt BGE-­           wie möglich loslegen. Expert*innen fürch­
 lange gehört und berücksichtigt werden:        Geschäftsführer Stefan Studt. Genau diese       ten, dass die Schachtanlage Asse jederzeit
 ­Naturschutz und Gewerbeaufsicht, Wasser­      Genehmigungsverfahren sind jetzt ange­          absaufen kann. Seit einem Wasserzutritt
  wirtschaft und Geolog*innen – und nicht       schoben, denn jetzt können die konkreten        im Jahr 1988 werden täglich mehr als
  zuletzt die betroffenen Kommunen. 18 Be­      Antragsunterlagen vorbereitet werden. De­       zwölf Kubikmeter Salzlösung im Bergwerk
  hörden und Verbände stellten bei der          ren zentrale Bestandteile werden Sicher­        aufgefangen, das zwischen 1967 und 1978
  ­Online-Konferenz ihre Nachfragen. Im         heitsnachweise sein. Es geht insbesondere       als bundesdeutsches „Versuchs­endlager“
   Nachgang werden jetzt die ersten Geneh­      um den Nachweis, dass die lange Betriebs­       diente. Nahezu alle schwach- und mittel­
   migungsunterlagen erarbeitet.                zeit der Rückholung, die Schaffung zusätz­      radioaktiven Abfälle dieser Zeit wurden in
                                                licher Hohlräume und das Öffnen der             die Asse eingelagert.
 Zeitnahe, umsetzbare und                       Kammern die bestehenden Probleme nicht                  Die Eignung war immer umstritten.
­rechtssichere Genehmigung                      verschärfen.                                    Auf das Salzbergwerk Asse II wirken gewal­
                                                         Sobald die Genehmigungen vorlie­       tige geodynamische Kräfte, das schwere
Dieses Verfahren wirkt komplizierter, als       gen, kann mit der Umsetzung konkreter           Deckgebirge drückt auf die im Untergrund
es ist, denn federführend ist und bleibt das    Projekte begonnen werden. Ein wichtiges         vorhandenen Hohlräume. Viele Wände und
Niedersächsische Umweltministe­rium. Es         Projekt ist der Bau des neuen Schachtes         Decken von Asse II befinden sich heute im
muss also nicht mit jedem einzelnen Amt         Asse 5, über den die Fässer später aus der      „Entfestigungszustand“, wie es im Bergbau
verhandelt werden, die Fäden laufen beim        Tiefe der Erde geholt werden. Zuvor kann        heißt: Sie sind nicht mehr stabil.
Ministerium als Genehmigungsbehörde             bereits die Versorgung mit Frischluft und
zusammen. „Diese Konzentration macht            damit die gesamte Infrastruktur des             Starken Bildern des Scheiterns
den Prozess deutlich schlanker“, sagt Um­       ­Bergwerks verbessert werden. Deswegen          starke Bilder des Gelingens
weltminister Olaf Lies (siehe auch das Inter­    gehört der Bau des neuen Schachtes zum         entgegensetzen
view mit BGE-­Geschäftsführer Thomas             ­Kom­plex I und wird als Erstes bear­beitet.
Lautsch auf S. 8). Die Rückmeldungen                     Es folgen drei weitere Komplexe, die   Die Fässer müssen raus, bevor die Schacht­
der einbezogenen Akteure werden in Han­           sich mit dem Transport der radioaktiven       anlage Asse II kollabiert: Dieses Wissen
nover gesammelt, anschließend gibt es ein         Abfälle ans Tageslicht, der Abfallbehand­     sorgt für Dynamik in den Prozessen. Über­
Feedback: Plan ist okay, aber bitte an dieser     lungsanlage inklusive des Zwischenlagers      stürzen will aber auch niemand etwas –
und jener Stelle noch nachbessern.                und der Öffnung der Einlagerungskammern       ­keine der beteiligten Behörden will die

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Fehler der 1960er-Jahre wiederholen und       BASE-Präsident Wolfram König im Um­
vorschnelle Entscheidungen treffen, die am    weltausschuss des Bundestages im April
Ende ein Fiasko bedeuten könnten. Aber        2020. Dem müssten nun „starke Bilder des
sie wollen Zug in die Sache bekommen.         Gelingens“ entgegengesetzt werden. Genau

                                                                                            Alle
Deshalb koordiniert das Niedersächsische      das ist der Plan. Ist das Genehmigungsver­
Umweltministerium den Austausch mit           fahren eines Tages abgeschlossen, werden

                                                                                            Beteiligten
den TöB. Damit wird die Gefahr vermie­        die jetzt im Rückholplan skizzierten Arbei­
den, sich in Dutzenden von Verfahren mit      ten umgesetzt.

                                                                                            wollen so
unterschiedlichen Behörden und ebenso                 Mit ersten Bauarbeiten soll es 2023
unterschiedlichem Tempo zu verzetteln.        losgehen, die Fässer selbst sollen ab 2033

                                                                                            schnell wie
        Den Rückholplan zumindest wür­        aus dem Bergwerk geholt werden. Das
digte Umweltminister Lies bereits als         klingt so, als käme es auf einen Monat

                                                                                            möglich
stringent. Er „eröffnet die Chance, den       mehr oder weniger nicht an. Doch das
Zeitplan nachzuvollziehen“, sagte der         täuscht, sagt Grit Gärtner, Leiterin Fach­

                                                                                            loslegen
SPD-­Politiker im April 2020. Nun gelte es,   fragen im Projekt Asse der BGE, und
an einzelnen Stellen noch Details zu klä­     bringt es auf den Punkt: „Jeder Tag zählt.“
ren. Damit das Genehmigungsverfahren                  Die Kamera-Posse hat den beteilig­
möglichst bald beginnen kann.                  ten Akteuren veranschaulicht, wie wichtig
        Die Asse habe „starke Bilder des      ein gemeinsames, konzentriertes Vorgehen
Scheiterns der Endlagerung erzeugt“, die      ist. Die Antragskonferenz ist dafür ein
über die Region hinaus strahlten, sagte       ­Beleg.

                                                                                                           Es geht voran:
                                                                                                        Auf der Basis von
                                                                                                   Erkundungsbohrungen
                                                                                                        wird der Standort
                                                                                                  des Bergungsschachtes
                                                                                                        Asse 5 festgelegt

                                                                                                                       7
Interview zum Rückholplan

„Wir betreten
Neuland“
Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies                                                Die Fragen stellte
und der technische Geschäftsführer der BGE                                                   Michael Prellberg
                                                                                             Wegen der besonderen Umstände der
Thomas Lautsch wollen den Rückholplan für die                                                Corona-Pandemie wurde das Interview
radioaktiven Abfälle möglichst rasch umsetzen.                                               schriftlich geführt
Die Sicherheit steht dabei über allem

    Was braucht es aus Ihrer Sicht für          Thomas Lautsch: Die Rückholung ist ein       Dabei liegt es in der Natur eines solch gro­
ein erfolgreiches Genehmigungsver­              großes und vielfältiges Projekt. Und wegen   ßen Projektes, dass wir auch unbequeme
fahren zur Rückholung?                          der ungewissen Entwicklung des Lösungs­      Entscheidungen treffen müssen. Die Dis­
      Olaf Lies: Um es vorweg zu neh­           zutritts ist Eile geboten. Deswegen ist es   kussion um die Standortentscheidung für
men: Die Rückholung der Asse-Fässer ist         gut, dass wir mit den organisatorischen      das Zwischenlager ist ein Beispiel dafür.
für mich alternativlos und hat für diese        Veränderungen im Bereich des Umwelt­         Wir sollten aber nicht das gemeinsame
Landes­regierung höchste Priorität. Aber        ministeriums einen zentralen und kompe­      Ziel – die sichere Rückholung des Atom­
klar ist auch: Dieser hochkomplexe und                                                       mülls aus der Schachtanlage Asse II – aus
aufwendige Prozess wird sich über Jahr­                                                      den Augen verlieren.
zehnte hinziehen. Die Rückholung der
­radioaktiven Abfälle aus der Asse ist ein
 ebenso umfassendes wie komplexes und
                                                „Die Lex Asse                                    Welche Rolle spielt der im April
                                                                                             2020 vorgestellte Rückholplan?
 lang­jähriges Vorhaben. Umso wichtiger ist
 es, alle hierfür erforderlichen Rechts- und
                                                währleistet                                        Lies: Der Rückholplan ist der erste
                                                                                             planerische Ansatz, das Gesamtvorhaben
 Regelungsbereiche mit in den Blick zu neh­
 men. Die Landesregierung hat daher zur
                                                eine höhere                                  der Rückholung und Stilllegung der Asse
                                                                                             zu beschreiben und die einzelnen hierzu
 Bearbeitung des Verfahrens Kräfte gebündelt
 und neue, effiziente Strukturen geschaffen.
                                                Genehmigungs­                                erforderlichen Maßnahmen und Einzelvor­
                                                                                             haben einzuordnen. Er ist aber noch ziem­
            Mit Andreas Sikorski wurde der
 Leiter der Abteilung 4 „Atomaufsicht und
                                                effizienz“                                   lich abstrakt und muss in den weiteren
                                                                                             Schritten in Ausführungsplanungen und
 Strahlenschutz“ in meinem Ministerium                                          Olaf Lies    schließlich in prüffähigen Genehmigungs­
 von der Landesregierung auch mit der                                                        antragsunterlagen konkretisiert werden.
 ­Gesamtkoordination der Rückholung der                                                              Lautsch: Der Rückholplan macht
  radioaktiven Abfälle beauftragt und als                                                    klar, was wir vorhaben. Natürlich können
  Gesamtkoordinator Asse II benannt. Au­        tenten Ansprechpartner haben. Der Erfolg     wir heute noch nicht jedes Detail genau
  ßerdem wurde im Ministerium als der zen­      des Verfahrens wird von einer engen Ab­      beschreiben. Wichtig ist jedoch, dass wir
  tralen Genehmigungsbehörde die Ge­            stimmung zwischen der BGE und den Ge­        auch mal einen klaren Anfang formulieren
  schäftsstelle Asse II eingerichtet. Dort      nehmigungs- und Aufsichtsbehörden ab­        und den Weg beschreiben, den wir bis
  ­sollen ab sofort alle Fäden der hochkom­     hängen. Wir wollen frühzeitig den Umfang     2033 gehen wollen. Der Rückholplan er­
   plexen Genehmigungsverfahren zusam­          und den Inhalt der vorzulegenden Antrags­    setzt nicht die detaillierten genehmigungs­
   menlaufen. Eine Schlüsselrolle nimmt         unterlagen festlegen. Nur so können wir      spezifischen Unterlagen. Er ist aber Grund­
   ­neben dem Ministerium die Vorhaben­         diese Unterlagen zielgerichtet und rechts­   lage für die Abstimmungen mit den
    trägerin BGE ein, da die sogenannte Lex     sicher erarbeiten.                           Ge­nehmigungsbehörden sowie mit den
    Asse (§ 57b des Atomgesetzes) dem Antrag­           Darüber hinaus wird der Erfolg des   Interessenvertretungen in der Region.
    steller die Gestaltungsmöglichkeiten im     Projektes maßgeblich auch von der Akzep­     Auch werden wir den Rückholplan fort­
    Genehmigungsverfahren einräumt.             tanz des Projektes in der Region abhängen.   schreiben. Wir wollen, dass der Prozess zur

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Thomas Lautsch (links),
                                                                                            technischer Geschäftsführer
                                                                                            der BGE, und Olaf Lies (SPD),
                                                                                            nieder­sächsischer Minister für
                                                                                            Umwelt, Energie, Bauen und
                                                                                            Klimaschutz, bei einem Besuch
                                                                                            der Schachtanlage Asse II im
                                                                                            Jahr 2018

                                                                                            Stabilisierung des Wasserzutritts als auch
                                                                                            für den Fall, dass der Zutritt größer und
                                                                                            möglicherweise unbeherrschbar wird. Das
                                                                                            kann jederzeit passieren. Es ist daher auch
                                                                                            unsere Aufgabe, die Maßnahmen der Not­
                                                                                            fallplanung umzusetzen, so wie im Rückhol­
                                                                                            plan beschrieben. Wichtig ist also die wei­
                                                                                            tere Verfüllung und Abdichtung der Grube
                                                                                            sowie die Ermöglichung einer Gegenflutung
                                                                                            im Falle des Absaufens. So oder so, unsere
                                                                                            Aufgabe ist es, Sicherheit zu schaffen.

                                                                                                Was sind konkret die nächsten
                                                                                            Schritte auf dem Weg zur Genehmi­
                                                                                            gung der Rückholung?
                                                                                                   Lautsch: Wir planen, die Rück­
                                                                                            holung im Wesentlichen in vier Antrags­
                                                                                            komplexen zu beantragen. Antragskom­
Entwicklung des Vorhabens für alle Betei­
ligten nachvollziehbar dokumentiert ist.     „Unsere                                        plex I beschäftigt sich mit dem Bau einer
                                                                                            Schachtröhre für den neuen Schacht

    Wie können Sie erreichen, dass           Aufgabe ist es,                                Asse 5 und mit der Anbindung an das be­
                                                                                            stehende Bergwerk. Für den ersten der vier
das Verfahren möglichst schnell abge­
schlossen werden kann?                       Sicherheit zu                                  Antragskomplexe haben wir im September
                                                                                            eine planerische Mitteilung vorgelegt und
       Lies: Um den Prozess voranzutrei­
ben, hat die BGE angekündigt, verschiede­    schaffen“                                      diese im Dezember 2020 mit dem Umwelt­
                                                                                            ministerium und den TöB erstmals disku­
ne Genehmigungen mit bestmöglicher                                                          tiert. Auf Basis der Gespräche werden wir
Konzen­  trationswirkung beantragen zu                                Thomas Lautsch        nun die Antragsunterlagen erstellen. Die
wollen. Die sogenannte Lex Asse bietet                                                      weiteren Antragskomplexe werden die Er­
dafür sowohl den erforderlichen Rechts­                                                     richtung der für die Rückholung notwen­
rahmen als auch die Möglichkeit, Teil­       Schritt sind hier für das Jahr 2021 vier       digen Infrastruktur über und unter Tage,
genehmigungen oder vorläufige Zulassun­      neue Stellen im Landeshaushalt einge­          die Abfallbehandlung und Zwischenlage­
gen zu erteilen. Sie gewährleistet damit     bracht worden; weitere Stellen sind entspre­   rung der Abfälle sowie die eigentliche Ber­
eine höhere Genehmigungseffizienz.           chend dem wachsenden Genehmigungs­             gung der Abfälle beinhalten. In alle Geneh­
        Lautsch: Vor allem wollen wir ein    umfang in nachfolgenden Jahren eingeplant.     migungsverfahren werden wir bis 2024
leistungsfähiges Team aufbauen, das mit      Es ist vor­gesehen, die BGE im Vorfeld der     einsteigen.
Professionalität und Leidenschaft die Pla­   konkreten Antragstellung in regelmäßigen               Lies: In der ersten sogenannten
nungen genehmigungsfähig macht. Dabei        gemeinsamen Besprechungen zu beraten           Antragskonferenz für die TöB im Dezem­
sind wir ein gutes Stück vorangekommen,      und auch schon zu diesem Zeitpunkt Sach­       ber 2020 wurde das Gesamtvorhaben vor­
an den Standorten Salzgitter, Wolfenbüttel   verständige heranzuziehen, um eine zügige      gestellt und der erste Genehmigungs­
und Remlingen beschäftigen sich mehr als     Bearbeitung der Anträge vorzubereiten.         komplex im Rahmen einer planerischen
50 Ingenieure und weitere Expertinnen                Lautsch: Eine unserer wesentli­        Mitteilung erläutert. Dabei wurden die
sowie viele Partnerorganisationen mit dem    chen Auf­gaben wird es sein, bestehende        grundlegenden technischen, radiologi­
Rückholprojekt. Ganz wichtig ist der         Wissens­lücken zu schließen. Nur so kön­       schen und rechtlichen Abhängigkeiten und
Rückhalt in der Region, so wie wir ihn für   nen wir belastbare Genehmigungsunter­          Zusammenhänge in der planerischen Mit­
die seismische Kampagne vor einem Jahr       lagen erarbeiten. Wir untersuchen dazu in      teilung sichtbar gemacht. In einem nächs­
bereits eindrucksvoll erleben konnten.       den kommenden Monaten weiter den tiefen        ten Schritt sind die im Komplex 1 darge­
        Lies: Um diesem Ansatz des Geset­    Untergrund östlich des Bestandsbergwerks.      stellten Maßnahmen vom Antragsteller
zes und den Planungen der BGE genügen        Auch erkunden wir weitere Einlagerungs­        fachlich und inhaltlich weiter zu untermau­
zu können, hat das Ministerium – wie be­     kammern und treiben die Planungen für          ern und mit meinem Ministerium und an­
reits gesagt – organisatorische Anpassun­    die Bergung der Abfälle weiter voran. Ent­     deren TöB abzustimmen. Parallel dazu ist
gen vorgenommen, aber auch neue Stellen      sprechende Vergaben sind initiiert.            das separat erforderliche Raumordnungs­
für die Bearbeitung der Genehmigungs­                Voraussetzung für die Rückholung       verfahren von der BGE mit den zuständi­
verfahren geschaffen. In einem ersten        ist eine bestmögliche Vorsorge sowohl zur      gen Behörden zu betreiben.

                                                                                                                                     9
Die Rückholung –
das ist der Plan
Die radioaktiven Abfälle liegen derzeit auf
drei Ebenen in 511, 725 und 750 Metern Tiefe.
­Bevor diese zurückgeholt werden können,
 müssen der Bergungsschacht Asse 5, die                                                                        Abfallbe
                                                                                                                      e
                                                                                                                        handlun
                                                                                                                        n la g er
                                                                                                                                  g/­

                                                                                                               Zwisch
 Abfallbehandlungsanlage und das
 Zwischenlager bereitstehen.                                    a c
                                                                        sse
                                                                            5/
                                                                    ht A rgwer
                                                                               k
                                                             Sch holbe
 Ab 2033 sollen die ersten Fässer an                          Rüc
                                                                  k

 die Tagesoberfläche geholt werden
                                                                                          e
                                                                                       hm
                                                                                   bna
                                                                            b etrie sse 5
                                                                         In         tA
                                                                                ach
                                                                          Sch
                                                                                                                                       /­
                                                                                                                            dlung
                                                                                                                      behan
                                                                                                               Abfall       g er
                                                                                                                      henla
                                                                                                               Zwisc bereit
                                                                                                                       b s
                                                                                                                betrie

                                                                                                         ung
                                                                                                  allplan
                                                                                              Notf                  ft
                                                                                                                 cha
                                                                                                           reits
                                                                                                     allbe
                                                                                                 Notf stellt
                                                                                                       e
                                                                                                  herg
                                                        ds
                                      et ska er an
                                   M ng d d ust

                                                     12
                                              ief er
                                                   Z

                                           n T mm
                              75 er r u s
                            in lag sse g de

                                                                                                                                            Beginn
                                                 e
                                               n
                              Ein r Fä un

                                                                                                                                            Rückholu
                                          d

                                        er
                                de kun

                                        u
                                   Er

                                                                                                                                lung
                                                                                                                         Rückho
                                 0

                                                                                                                   0
                                                                                                            203
                                                                      0
                                                                  202

10
Meilenstein Schacht Asse 5        Meilenstein Abfallbehandlung/
          Asse 5 wird einen Durchmesser     Zwischenlager
          von acht Metern haben und         In dieser Anlage werden die Abfälle,
          bis in eine Tiefe von rund        die noch unter Tage umverpackt
          850 Metern reichen. Über diesen   wurden, radiologisch und stofflich
          Schacht werden die Abfälle        untersucht. Anschließend werden
          zurückgeholt                      die Abfälle konditioniert, das heißt,
                                            sie werden so verpackt, dass sie
                                            bis zur Endlagerung sicher in einem
                                                                                    Meilenstein Notfallbereitschaft
                                            Zwischenlager aufbewahrt werden
                                                                                    Zu den vorsorglichen Maßnahmen
                                            können
                                                                                    für den sicheren Betrieb gehören
                                                                                    unter anderem die Verfüllung von
                                                                                    Hohlräumen, der Bau von Barrieren
                                                                                    sowie die Kontrolle der Salzlösung.
                                                                                    Im Notfall würde das Bergwerk
                                                                                    kontrolliert gegengeflutet
                                                                                                                             Meilenstein Rückholung
                                                                                                                             Insgesamt müssen fast 126 000 Fässer
                                                                                                                             zurückgeholt werden – das entspricht
                                                                                                                             einem Volumen von rund 47 000 Kubik­
                                                                                                                             metern. Es ist aber davon auszugehen,
                                                                                                                             dass das umgebende Salzgrus durch
                                                                                                                             zerstörte Behälter teilweise konta­
      Vorbereitung der                                                                                                       miniert wurde. Die zu ent­sorgende
      Rückholung von der                                                                                                     Abfallmenge dürfte somit ein Volumen
      511-Meter-Ebene                                                                                                        von rund 100 000 Kubikmetern
                                                                                                                             umfassen

      Vorbereitung der
      Rückholung von der
      725-Meter-Ebene

                 Vorbereitung der
                 Rück­holung von der
                 750-Meter-Ebene

ung

                  204
                           0

                                                                                                 Planung
                                                     20

                                                                                                 Erkundung (inkl. Planung)
                                                        50

                                                                                                 Genehmigung

                                                                                                 Bauausführung

                                                                                                 Rückholung

                                                                                                 Meilenstein

                                                                                                                                                             11
Die
                                                                                                                       B
                                                                                                                  übe GE biet
                                                                                                                      re       et
                                                                                                                 Öffe ine frü
                                                                                                                              h
     Postkartenaktion in Einblicke Nr. 5                                                                       bete ntlichke e
                                                                                                            inte iligung its­
                                                                                                                nsiv
     Unter dem Motto „Was Sie uns schon immer sagen wollten“                                                        en D einen
                                                                                                                www      ial
                                                                                                                     .bge og an:
     baten wir unsere Leser*innen in der letzten Asse-Ausgabe
     um ihre Meinung. Hier finden Sie eine Auswahl:
                                                                                                                          .de
     https://einblicke.de/postkarten

Wir über uns
Die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) sucht den
Standort für ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle, der die
bestmögliche Sicherheit für eine Million Jahre gewährleistet.
Außerdem betreibt die BGE die Endlager Konrad und Morsleben
sowie die Schachtanlage Asse II und das Bergwerk Gorleben.

 Im Internet finden Sie weitere Informationen rund um die
­Schachtanlage Asse II und die Beteiligung der Bürger*innen:

• www.bge.de/asse
• www.asse-2-begleitgruppe.de

  Auf der Internetseite des Magazins bieten wir aktuelle
I­nformationen und Berichte sowie barrierefreie PDFs aller
 ­Ausgaben. Dort können Sie auch Klassensätze bestellen:

www.einblicke.de

                                                                                                  PDF

                                                                                                 Hinweis für Blinde
                                                                                                 und Menschen
                                                                                                 mit Sehbehinderung
Impressum
                                                                                                  Dieses Magazin gibt
Herausgeber: Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH, Eschenstraße 55, 31224 Peine,
www.bge.de. V. i. S. d. P.: Manuel Wilmanns; Einblicke-Team: Dagmar Dehmer, Frank Ehrlich,
                                                                                                  es auch als barrierefreies
Helge Essert, Katharina Kiefer, Klaus Wild Verlag: TEMPUS CORPORATE GmbH, Alt-Moabit 94,         ­PDF-Dokument:
10559 Berlin; Projekt- und Redaktionsleitung: Dr. Joachim Schüring; Gestaltung: Susanne Kluge,    https://einblicke.de/magazine
Chris Delaney (Art Director); B­ ildredaktion: Kathrin Tschirner; Lektorat: Dr. Katrin Weiden;
Herstellung: Dirk Woschei Bildnachweise: Titel: Benedikt.Seidl/modifiziert von Gretarsson und
TEMPUS CORPORATE/CC BY-SA 3.0, S. 2: Archiv BGE, S. 4: Janosch Gruschczyk/janosch
fotografie, 7: BGE, S. 9: Stefan Sobotta, S. 10/11: Susanne Kluge/TEMPUS CORPORATE
Druck: Kern GmbH, Bexbach

Die Einblicke sind auf einem FSC-zertifizierten Papier unter Verwendung von Altpapier und
wiederaufforstbaren Rohstoffen gedruckt und klimaneutral. Die durch die Herstellung
verursachten Treibhausgasemissionen wurden durch Investition in ein Klimaschutzprojekt
kompensiert.

Erscheinungsdatum: 6.3.2021 Vertrieb: Diese Ausgabe des Magazins erscheint als Beilage
in der Wolfenbütteler Zeitung und im Wolfenbütteler Schaufenster
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