WELTRAUM ZUKUNFTSRAUM - Strategie des bmvit für österreichische Weltraumtätigkeiten - FFG

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WELTRAUM ZUKUNFTSRAUM - Strategie des bmvit für österreichische Weltraumtätigkeiten - FFG
WELTRAUM
ZUKUNFTSRAUM

Strategie des bmvit für
österreichische Weltraumtätigkeiten
WELTRAUM ZUKUNFTSRAUM - Strategie des bmvit für österreichische Weltraumtätigkeiten - FFG
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        Vorwort
        Die Geschichte als Basis,
        die Zukunft als Verantwortung

    Der erste Mensch im All und der erste Mensch auf dem Mond, Live-Bilder aus der Umlaufbahn von unserem
    Planeten im Fernsehen und die spektakulären Fotos vom Mars, Pläne für eine Raumstation auf dem Mond und
    die Idee von einer Reise zu unserem Nachbarplaneten: Der Weltraum ist eine faszinierende Projektionsfläche
    für Grenzen sprengende Visionen, und die Raumfahrt ist das Instrument, sie nach und nach wahr werden
    zu lassen. Die Raumfahrt entspricht damit dem Wesen des Menschen, stets nach Neuem zu forschen, die
    Grenzen der bekannten Welt zu durchbrechen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Und damit eröffnet sie neue
    Perspektiven, neue Wege der Erkenntnis, schafft neues Wissen.

    Seit der erste Satellit ins All startete sind gut 50 Jahre     für nutzenorientierte Anwendungen entstehen, in denen
    vergangen, ein halbes Jahrhundert, in dem sich die             Millionen Menschen Arbeit und Einkommen finden.
    Raumfahrt zu einem für die Menschheit unentbehrlichen
    Instrument des Fortschritts entwickelt hat. Die                Die globale Raumfahrt und insbesondere die
    Erkenntnisse, die sie uns gebracht hat, eröffnen uns neue      europäische stehen heute vor einer ökonomischen und
    Perspektiven und Weltsichten. Die nutzenorientierten           institutionellen Schwelle zu einer neuen Entwicklungsstufe.
    Anwendungen, die sich von ihr ableiten, haben unseren          Weltraumtechnologien und -systeme erreichen zunehmend
    Alltag von Grund auf verändert.                                das Stadium der Reife. In den nächsten Jahren werden
                                                                   mit dem europäischen Satellitennavigationsprogramm
    Die Weltraumtechnologien sind Schlüsseltechnologien            Galileo und dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm
    unserer modernen wissensbasierten Industrie- und               GMES (Global Monitoring for Environment and Security /
    Informationsgesellschaft. Sie sind Realität gewordene          Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung) europäische
    Visionen, die uns heute im Alltagsleben Nutzen stiften –       Weltrauminfrastrukturen entstehen, die wesentlich in den
    wirtschaftlich, gesellschaftlich, wissenschaftlich und auch    Alltag von NutzerInnen hineinwirken werden. Forschung
    als politischer Brückenschlag zwischen den Kontinenten.        und Entwicklung vor allem im Rahmen der Europäischen
                                                                   Weltraumorganisation ESA werden weiterhin einen
    Satellitengestützte Telekommunikation, Navigation              wichtigen Aspekt der Weltraumtätigkeiten darstellen,
    und Erdbeobachtung haben unsere Art, miteinander zu            die betriebliche Nutzung dieser Großsysteme und ihre
    kommunizieren und uns zu bewegen, radikal verändert,           Implementierung werden aber in den kommenden Jahren
    und ermöglichen es, unseren Lebensraum mit bisher              stark an Bedeutung gewinnen – forciert vor allem von der
    unerreichter Genauigkeit und räumlicher Auflösung              Europäischen Union.
    digital abzubilden. Sie lassen uns Phänomene wie den
    Klimawandel besser verstehen und messen, helfen,               Die satellitengestützte Nutzung und Erforschung
    uns vor Naturkatastrophen und anderen potenziellen             des erdnahen und erdfernen Raumes werden uns
    Bedrohungen zu schützen und bieten uns                         helfen, Lösungen für wesentliche gesellschaftliche
    Informationsvorsprung.                                         Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu erarbeiten.
                                                                   Der Weltraum ist unser Zukunftsraum. Die Raumfahrt
    Zahlreiche Weltraumanwendungen sind zur Selbst-                ist ein Versprechen für unsere Zukunft. Dazu brauchen
    verständlichkeit geworden und aus dem täglichen Leben          wir Visionen für ihre Entwicklung, dafür brauchen wir
    nicht mehr wegzudenken: Die Grundlagenforschung                Strategien für ihre Nutzung. ●
    verwendet Beobachtungen von Satelliten und erweitert
    unseren Blick in den Kosmos. Die überwiegende Mehrheit
    der Fernsehprogramme wird über Satellit verteilt.
    Nachrichtensatelliten versorgen infrastrukturschwache
    Gebiete mit Internet. Unsere Mobilfunkinfrastruktur würde
    ohne die Zeitsynchronisation der Navigationssatelliten
    nicht funktionieren. Die Wettervorhersage hat dank der
    Satellitentechnik eine bisher nicht gekannte Zuverlässigkeit
    erreicht. Die Raumfahrt lässt damit auch neue Märkte
3    Vorwort
6    Zusammenfassung / Executive Summary

der österreichische Weltraumsektor
11 Einleitung
12 40 Jahre Weltraumtätigkeiten in Österreich
17 Bereit zu einem Entwicklungssprung

Schwerpunkte und Kompetenzen des
österreichischen Weltraumsektors
20 Weltraumtechnologien
22 Anwendungen der Weltraumtechnologien
25 Weltraumwissenschaften

Ziele für die Weiterentwicklung der
österreichischen Weltraumtätigkeiten
30   Orientierung in dynamischen Zeiten
31   Vision und Ziele
32   Ziel 1: Österreich als international anerkannter und sichtbarer Partner in Europa
35   Ziel 2: Ein wettbewerbsfähiger österreichischer Weltraumsektor
39   Ziel 3: Orientierung an Anwendungspotenzialen
42   Ziel 4: Die Grundlagen für österreichische Weltraumtätigkeiten bereitstellen

Leitlinien und massnahmen
50 Leitlinien
52 Organisation und Zusammenarbeit
53 Ausrichtung der bmvit-Weltraumtätigkeiten

58 Anhang
Zusammenfassung                                                                                                       6

    Executive Summary

Moderne Weltraumtechnologien sind aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken. Fernsehen,
Telekommunikation, Navigation oder Wettervorhersage sind heute ohne Satelliten nicht möglich.
Die Bedeutung satellitengestützter Informationen und Dienstleistungsangebote für viele
gesellschaftspolitisch relevante Bereiche, wie z. B. Klimaforschung und Monitoring, Wettervorhersagen,
Verkehr, Sicherheit und Katastrophenmanagement wird immer deutlicher.

Seit dem Start des ersten Satelliten haben sich die Gründe,    1. Österreich als international anerkannter
Raumfahrttätigkeiten durchzuführen erweitert: Zu                  und sichtbarer Partner in Europa
wissenschaftlicher, politischer und strategischer Motivation   2. Ein wettbewerbsfähiger österreichischer
sind in den letzten Jahren stark nutzungsorientierte              Raumfahrtsektor
Überlegungen hinzugekommen. Weltraumsysteme, die               3. Für die Erde ins All – Österreichische
bisher vor allem wissenschaftliche Nutzer angesprochen            Weltraumtätigkeiten orientieren sich
haben, werden nun für operationelle Nutzergruppen                 an den Anwendungspotenzialen der
zur Verfügung gestellt, wie Satellitenkommunikation,              satellitenbasierten Daten
Meteorologie, Satellitennavigation, Klimabeobachtung           4. Die Grundlagen für österreichische
und Landnutzung. Durch die operationelle, nachhaltige             Weltraumtätigkeiten bereitstellen
Bereitstellung von Satelliteninfrastruktur stellen sich neue
Fragen der Nutzung.                                            Aus diesen Zielen ergaben sich aus der Diskussion
                                                               Leitlinien für österreichische Positionierungen in den
Gleichzeitig verändert sich das internationale Umfeld:         Verhandlungen zur europäischen Weltraumpolitik und
Neue, aufstrebende Großmächte wie China und Indien             zur Erarbeitung einer europäischen Industriepolitik, der
drängen in den Markt. Weltraummächte wie die USA               Beibehaltung eines wettbewerbsfähigen österreichischen
und Russland definieren ihre Prioritäten neu. Das              Weltraumsektors, sowie zur Nutzung der europäischen
ökonomische, wissenschaftliche und geopolitische               Weltrauminfrastruktur durch österreichische Akteure
Umfeld verändert sich.                                         (Seiten 50 bis 51).

Europas Raumfahrt stellt sich in diesem neuen Umfeld       Aus diesen Zielen ergaben sich weiters Maßnahmen für
neu auf: Die Europäische Union nimmt den Weltraum          eine klare, transparente und effiziente Organisation und
auf ihre Agenda. Im seit Dezember 2009 gültigen Vertrag    Zusammenarbeit der an Weltraumtätigkeiten beteiligten
von Lissabon ist eine zwischen der Europäischen Union      und davon betroffenen Akteure in Österreich in den
und ihren Mitgliedsländern geteilte Kompetenz für die      Bereichen Koordination und Zusammenarbeit, Monitoring
Raumfahrt festgeschrieben und die Bedeutung der ESA        und Evaluierung, programmatische langfristige Planung,
in diesem Dreieck gesondert erwähnt.                       Umsetzung des internationalen Weltraumrechts und
                                                           regulatorische Unterstützung des Weltraumsektors
Nach Jahren des Aufbaus von Weltraumexpertise in           in Österreich (Seite 52). Maßnahmen für eine
Österreich, die eindrucksvoll im jüngst vom bmvit          zielgerichtete programmatische Ausrichtung der bmvit-
publizierten Kompetenzatlas der österreichischen           Weltraumtätigkeiten zu folgenden Themen: Sicherstellung
Weltraumindustrie und -forschung unter www.                einer ausreichenden Finanzierung, Programmatik,
spacetechnology.at dargestellt wird, sowie einer           Schwerpunktsetzungen in der ESA sowie bei den
umfassenden Definition der bisher erarbeiteten             geplanten EU-Weltraumprogrammen, Weiterentwicklung
technologischen und wissenschaftlichen Kompetenzen         des Österreichischen Weltraumprogramms,
(Seiten 20 bis 27), wurden in einer umfassenden Diskussion Förderung der Anwendung von satellitenbasierten
mit vielen Akteuren der Weltraumindustrie und -forschung, Weltraumtechnologien, Positionierungen in der
der Forschungsförderungsgesellschaft FFG und mit den von Definition der Weltrauminfrastrukturen sowie Beiträge
Weltraumtätigkeiten betroffenen Bundesministerien und      zu den Betriebsphasen der Weltrauminfrastrukturen,
Institutionen die Weiterentwicklung der österreichischen   Schwerpunkte der bilateralen und multilateralen
Weltraumtätigkeiten mit folgenden Zielen definiert:        Zusammenarbeit, Beiträge zur europäischen Weltraum-
7

        Ziel 1                                                      Ziel 2
        Anerkannter und                                             Wettbewerbsfähiger
        Sichtbarer Partner                                          Raumfahrtsektor

    Aufbauend auf den bisher erzielten Erfolgen                 Wettbewerbsfähige österreichische Unternehmen sind
    in Wissenschaft, Forschung, Technologie und                 entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette
    Anwendungen wird Österreich thematisch fokussiert           in allen Segmenten der Weltraumtätigkeiten tätig.
    eine seiner Wirtschaftskraft und seiner Position als        Besonderes Augenmerk wird auf das Potenzial
    mittlerer Raumfahrtstaat entsprechende Stellung in          der Weltraumanwendungen für die Schaffung von
    der Europäischen Weltraumpolitik einnehmen, um              qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen gelegt, sowie
    so in ausgewählten Teilbereichen eine internationale        auf Technologien, die eine strategisch vorteilhafte
    Führungsrolle zu übernehmen und dadurch die FTI-            Positionierung österreichischer Unternehmen
    Strategie des „Innovation Leader“ im Gesamtsystem der       im internationalen Wettbewerb ermöglichen.
    Innovationspolitik zu unterstützen. Bei gemeinsamen         Erste Positionierungen in den Betriebsphasen der
    Weltraumtätigkeiten nehmen österreichische Akteure          europäischen Weltrauminfrastrukturprogramme
    verstärkt Führungs- und Koordinationsrollen ein.            erfolgen basierend auf bestehenden Kompetenzen in
                                                                österreichischen Firmen und Forschungseinrichtungen.

        Ziel 3                                                      Ziel 4
        orientierung                                                Grundlagen für
        an Anwendungs-                                              weltraumtätigkeiten
        potenzialen                                                 bereitstellen

    Das Potenzial der Weltraumanwendungen                       Die österreichischen Kompetenzen und die hohe
    wird nachhaltig für die Kommerzialisierung von              Expertise im Bereich der grundlagenorientierten
    hochwertigen Produkten und Dienstleistungen                 und anwendungsorientierten Weltraumwissenschaft
    und für die Verbesserung der Lebensqualität und             und -forschung werden durch Aufbau von Kapazitäten,
    der Sicherheit der ÖsterreicherInnen genutzt.               Vernetzung und Internationalisierung weiter gestärkt.
    Österreichische Verwaltungsebenen nutzen die                Die Faszination von Wissenschaft und Raumfahrt
    europäischen Weltrauminfrastrukturen.                       wird genutzt, um vor allem bei jungen Menschen
                                                                Forschungsgeist und Neugierde und ihr Interesse
                                                                an Naturwissenschaften zu wecken.

    politik, Förderung der grundlagenorientierten Weltraum-     ESA-Ratstagung auf Ministerebene im November 2012,
    wissenschaften sowie Beiträge von Weltraumforschung         sowie der Vorbereitung und Umsetzung der
    und Raumfahrt für die Aus- und Weiterbildung von            EU-Weltraumprogramme im Rahmen des mehrjährigen
    österreichischen ExpertInnen (Seiten 53 bis 55).            Finanzrahmens von 2014 bis 2020.

    Die Strategie wird als Grundsatzdokument den                Investitionen in Raumfahrtaktivitäten sind auch in
    Handlungsspielraum des bmvit bis 2020 anleiten,             Zeiten der wirtschaftlichen Krise eine Investition in die
    insbesondere auch eine Grundlage für die österreichischen   Zukunft. Das bvmit ist überzeugt, dass diese Zukunft,
    Positionierungen in den bevorstehenden Meilensteinen in     die europäische Partner wie EU und ESA schaffen, von
    der Entwicklung der europäischen Raumfahrt darstellen;      Österreich auf Basis der bisher aufgebauten Kompetenzen
    den programmatischen Entscheidungen der                     aktiv mitgestaltet werden soll. ●
der österreichische
Weltraumsektor
10
11
         Einleitung
         Grenzen überschreitende Vision
         und Nutzen stiftende Realität

     Moderne Weltraumtechnologien sind aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken. Fernsehen,
     Telekommunikation, Navigation oder Wettervorhersage sind heute ohne Satelliten nicht möglich. Die
     Bedeutung satellitengestützter Informationen und Dienstleistungsangebote für viele gesellschaftspolitisch
     relevante Bereiche, wie z. B. Klimaforschung und Monitoring, Wettervorhersagen, Verkehr, Sicherheit
     und Katastrophenmanagement wird immer deutlicher. Neue, aufstrebende Großmächte, wie China und
     Indien drängen in den Markt. Weltraummächte wie die USA und Russland definieren ihre Prioritäten neu.
     Gemeinsame Ziele in den internationalen Weltraumtätigkeiten werden angesprochen. Das ökonomische,
     wissenschaftliche und geopolitische Umfeld verändert sich.

     Europas Raumfahrt stellt sich in diesem neuen Umfeld         Sicht, sowie auch aus der Nutzerperspektive optimal
     neu auf: Die Europäische Union nimmt den Weltraum auf        zu vertreten.
     ihre Agenda. Im seit Dezember 2009 gültigen Vertrag
     von Lissabon ist eine zwischen der Europäischen Union        Mit Blick auf die vor uns liegende Dekade bis 2020
     und ihren Mitgliedsländern geteilte Kompetenz für            soll aufbauend auf den bisherigen Erfolgen der
     die Raumfahrt festgeschrieben und die Bedeutung der          österreichischen Weltraumindustrie, Wissenschaft und
     Europäischen Weltraumorganisation ESA in diesem Dreieck      Forschung eine Strategie des bmvit für österreichische
     gesondert erwähnt. Europa sendet damit ein klares Signal     Weltraumtätigkeiten entwickelt werden, die
     aus, dass es die strategische Bedeutung der Raumfahrt           • die bisher aufgebauten industriellen und
     anerkennt und die Verantwortung dafür wahrnimmt.             wissenschaftlichen Kapazitäten und Fähigkeiten
     Europa will als Wirtschaftsmacht im globalen Wettbewerb      weiterentwickelt,
     über eine adäquate Weltrauminfrastruktur verfügen.              • die neuen europäischen und internationalen
                                                                  Rahmenbedingungen berücksichtigt,
     Mit der geteilten Kompetenz der Europäischen Union              • die Abstimmung mit dem gesamten österreichischen
     mit ihren Mitgliedsstaaten wird Raumfahrt neben einem        Forschungssystem gewährleistet,
     Forschungs- und Entwicklungsthema ein Politikfeld, in           • eine verstärkte Fokussierung aufgrund
     dem alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union – und       der ökonomischen Situation erfordert und der
     somit auch Österreich – angesprochen sind, eine Politik      wirkungsorientierten Verwaltungsführung Rechnung trägt,
     in diesem Bereich zu entwickeln. Mit den geplanten              • alle insbesondere durch die Entwicklung und den
     Weltraumtätigkeiten im mehrjährigen Finanzrahmen             Betrieb der Weltraumsysteme betroffenen Ressorts
     der Europäischen Union ab 2014 vor allem zu den              einbezieht und engagiert,
     Betriebsphasen der Satelliteninfrastrukturen Galileo und        • die Ergebnisse der Analysen und Evaluierungen
     GMES, erweitert sich das Aktionsspektrum für Österreich,     verwertet, und
     das nun auch eine Haltung zur stärkeren budgetären              • neue Ziele und Maßnahmen zu deren Umsetzung
     Einbindung des EU-Haushalts in Weltraum-Themen               definiert. ●
     entwickeln bzw. eine Positionierung im Rahmen von
     Betriebsstrukturen vornehmen muss.

     Das bmvit als für Raumfahrt zuständiges Ressort
     ermöglicht österreichischen Unternehmen, universitären
     und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und
     zukünftigen Nutzern der Anwendungen satellitenbasierter
     Technologien die aktive Teilnahme am Bau und
     der Nutzung der Weltrauminfrastrukturen. Mit der
     vorliegenden Strategie eröffnet das bmvit die Diskussion
     über Zukunftsleitlinien, um in einem gemeinsamen
     österreichischen Auftreten die österreichischen Interessen
     sowohl aus öffentlicher, industriell-wissenschaftlicher
40 Jahre                                                                                                               12

    Weltraumtätigkeiten
    in Österreich
    Die Wissenschaft geht voran                              Die Beiträge Österreichs zur Europäischen Weltraum-
Österreichs Einstieg in die Raumfahrt lässt sich mit         organisation ESA konnten in den letzten Jahren von rund
dem Jahr 1969 datieren, demselben, in dem die US-            30 Mio. € in 2008 auf rund 54 Mio. € in 2011 angehoben
amerikanische Apollo-Mission den ersten Menschen auf         werden. Schwerpunkte sind Erdbeobachtung, Technologie-
den Mond brachte. Im November 1969 flogen erstmals in        entwicklungen und Telekommunikation. (Siehe Grafik 1)
Österreich entwickelte Apparaturen für wissenschaftliche
Experimente an Bord einer Höhenforschungsrakete ins All.     Das aktuelle österreichische Beteiligungsportfolio an
                                                             den ESA-Wahlprogrammen wurde im Rahmen der ESA-
Dem waren freilich schon über Jahre hinweg                   Ratstagung auf Ministerebene 2008 genehmigt und
wissenschaftliche Aktivitäten in der Weltraumforschung       basiert auf umfangreichen Analysen und Vorschlägen
in Wien, Graz und Innsbruck vorangegangen, die durch         der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft
die Gründung des Instituts für Weltraumforschung der         FFG. Die Grafik vergleicht die aliquoten Anteile in den
Österreichischen Akademie der Wissenschaften ÖAW in          unterschiedlichen Planungskorridoren der ESA bei der
Graz in den siebziger Jahren eine institutionelle Basis      Zeichnung während der letzten ESA Ministerkonferenz
und einen wichtigen Anschub erhielten. Dieses war auch       (November 2008) und zeigt deutlich die österreichische –
Träger einer intensiven wissenschaftlichen Kooperation mit   auch finanzielle – Schwerpunktsetzung im Vergleich
Partnerorganisationen in der Sowjetunion, die schließlich    zum durchschnittlichen Zeichnungsverhalten aller
im Austromir-Projekt mit Franz Viehböck als Teilnehmer       Mitgliedsstaaten der ESA. Priorität wurde in Österreich den
der Besatzung der Raumstation MIR 1991 einen Höhepunkt       Themen Erdbeobachtung und Klimaforschung, Telekom
fand. Heute ist das Institut mit über 80 MitarbeiterInnen    und Technologieentwicklungen eingeräumt, während
eines der größten der Österreichischen Akademie der          auf gesamteuropäischer Ebene die Aufwendungen
Wissenschaften und genießt höchste internationale            für die bemannte Raumfahrt und die Entwicklung
Reputation.                                                  der Trägersysteme nahezu ähnlich hoch sind wie
                                                             die Mittel in der Erdbeobachtung. Diese Möglichkeit
    Seit 25 Jahren Mitglied in der ESA                       der unterschiedlichen Beteiligungen bei den ESA-
In der Weiterentwicklung der Weltraumtätigkeiten             Wahlprogrammen stellt für Österreich den großen Vorteil
kam zu dieser starken wissenschaftlichen Orientierung        dar, nationale Schwerpunktsetzungen im Sinne einer
verstärkt auch ein technisch-ökonomisches Interesse          engen Verzahnung zum nationalen Innovationssystem auf
an der Raumfahrt hinzu. Dies führte rasch zu einer           internationaler Ebene zu verwirklichen. (Siehe Grafik 2)
Annäherung an die 1975 gegründete Europäische
Weltraumorganisation ESA. Anfang der 1980er Jahre trat       Die Rückflüsse von Aufträgen aus den ESA-Programmen an
Österreich der ESA als assoziiertes Mitglied bei, 1987       österreichische Akteure entwickelten sich in den letzten
folgte der Vollbeitritt. Seither arbeiten österreichische    Jahren sehr positiv und liegen mit Stand März 2012 über
Forschungsinstitute und Unternehmen aktiv an der             dem von der ESA für alle Mitgliedsstaaten garantierten
Entwicklung von Weltraummissionen zur Ergründung             Mindestrückflusswert von 96 % bei 99 %. (Siehe Grafik 3)
des Universums, des Sonnensystems und des Erdsystems
mit, liefern weltraumbasierte Messinstrumente, Teile von         Aktive österreichische Beteiligung in den
Satelliten und Trägersystemen und entwickeln nützliche           Forschungsprogrammen der Europäischen Union
Anwendungen aus den weltraumbasierten Infrastrukturen.       Mit der Integration in die Europäische Union eröffnete
                                                             sich für Österreich auch die Möglichkeit, an den
Unter den ESA-Staaten wird Österreich zusammen mit           EU-Forschungsrahmenprogrammen teilzunehmen, die
Schweiz, Schweden, Norwegen und Finnland als mittlerer       seit 2002 auch Forschungsprojekte im Bereich Raumfahrt
Raumfahrtstaat definiert, verglichen zu Frankreich,          finanzieren.
Deutschland, Italien und Vereinigtes Königreich (über
500 Mio. € Beiträge pro Jahr), Spanien, Belgien und          Die Rückflüsse aus dem Weltraumprogramm des laufenden
Niederlande (über 100 Mio. € pro Jahr) und Dänemark,         EU-Forschungsrahmenprogramms liegen mit Datenstand
Portugal, Irland, Griechenland, Luxemburg, etc. (unter 50    November 2011 über der Höhe des Finanzierungsanteils:
Mio. € Beiträge pro Jahr).                                   der österreichische Anteil an rückholbaren Fördermitteln
13   1 Das österreichische esa-BuDGet 2011

                     Erdbeobachtung                 Launcher                    Applikation           Telekommunikation             Navigation
                       € 14.233.181                € 2.594.931                  € 324.000                 € 9.398.385               € 319.324

         Technologie und              Human Space                   Wissenschaft              CSG-Kourou                 Security            General Budget
           Exploration             Flight/Microgravity              € 10.263.644              € 1.281.728               € 305.000             € 4.663.038
           € 9.760.596                  € 887.616

       Grafik 1: Das österreichische ESA-Budget 2011, Quelle: FFG

     2 österreichische schwerpunkte in Der esa

       50%
       45%
       40%
       35%
       30%
       25%
       20%
       15%
       10%
        5%
        0%
               Earth Observation       Launcher            HSF and                Robotic          Telekom          Technologie     Navigation             SSA
                                                          Microgravity          Exploration

                                                                                                                                            ESA Envelope
       Grafik 2: Österreichische Schwerpunkte in der ESA/Beteiligungsportfolio 2008, Quelle: FFG                                            AT Beteiligungsvorschlag

     3 österreichische rückflüsse aus esa-proGrammen

       Dez. 2007           Dez. 2008          Dez. 2009             Dez. 2010          Dez. 2011        Dez. 2014
        0,92 M€            0,94 M€            0,96 M€               0,98 M€             0,97 M€          1,03 M€

       Grafik 3: Rückflüsse von Aufträgen aus ESA-Programmen an österreichische Akteure, Quelle: FFG
4 österreichische anteile an Den eu-forschunGsrahmenproGrammen                                                                                                             14

     80                                                                                                                                                     10%

                                                                                                                                                             9%
     70
                                                                                                                                                             8%
     60            6,3%
                € 2,4 Mio.                                                                                                                                   7%
     50
                                                                                                                                                             6%
                                                                                                                        4%
     40                                                                                                              € 4,8 Mio.                              5%
                                                            3,4%                       3,4%
                                                         € 1,8 Mio.                 € 4,8 Mio.                                                               4%
     30
                                                                                                                                                             3%
     20                                                                                                  1,2%
                                       0,8%                                                           € 0,6 Mio.                           0,9%              2%
                                    € 0,4 Mio.                                                                                           € 0,3 Mio.
     10
                                                                                                                                                             1%

      0                                                                                                                                                      0%
 Anzahl           FP6                 FP6               FP6                           FP7                FP7            FP7                FP7
Projekte      2002-SPACE-1        2003-SPACE-1      2005-SPACE-1                  SPACE-2007-1       SPACE-2009-1   SPACE-2010-1       SPACE-2011-1

                                                                                                                       Bewilligte Projekte mit AT-Beteiligung
     Grafik 4: Österreichischer Anteil an rückholbaren Fördermitteln                                                   Bewilligte Projekte ohne AT-Beteiligung
     im 6. und 7. EU-Forschungs-Rahmenprogramm, Quelle: PROVISO                                                        Österreichischer Rückflussindikator

5 österreichisches weltraumproGramm asap förDerunGen 2005–2011

                                                                                             ÖWP 2006 Projekte                                        ASAP 5 Projekte
           ÖWP 2005 Projekte                                                                                             ASAP 5 GMES

                                                                      ÖWP 2006 BGLM

                          2005                                                            2006                                             2007
                        6.690, €
                        6.690,0                                                         6.734,6 €                                        7.899,9 €

                                                                                                                                                           ASAP 5 BGLM
                                ÖWP 2005 BGLM

                                                                                                                                  ASAP 5 KZI

           ASAP 6 KZI
                                       ASAP 6 Projekte                                                                                    ASAP 8 Projekte

                          2008                                                            2010                                            2011
                        9.437,5 €                                                       7.324,2 €                                       4.400,0 €

 ASAP 6 GMES
                                                                                                                              ASAP 8 BGLM
                                                                      ASAP 7 Projekte
                                                                                                 ASAP 7 BGLM

                               ASAP 6 BGLM

                                                                                                                    BGLM: Begleitmaßnahmen
     Grafik 5: Österreichisches Weltraumprogramm ASAP                                                               KZI: Konzeptinitiative
     Förderungen 2005–2011 (keine Ausschreibung 2009), Quelle: FFG                                                  GMES: Global Monitoring for Environment and Security
15   liegt bei 3 %, verglichen zum durchschnittlichen              es noch großes Wachstumspotenzial. Die regionale
     österreichischen Finanzierungsanteil im laufenden             Lage prädestiniere die österreichischen Akteure
     EU-Finanzrahmen 2007–2013 von 2,3 %. (Siehe Grafik 4)         dabei für Leitthemen wie Katastrophenschutz und
                                                                   Verkehrstelematik. Zudem habe der Technologietransfer
         Das Österreichische Weltraumprogramm                      der Ergebnisse industrieller und wissenschaftlicher
         als Vorbereitung und Einstieg in                          Forschung in die Breite noch Entwicklungspotenzial.
         Weltraumkooperationen                                     Nachfrageseitig ist der Weltraummarkt immer noch
     Um den österreichischen Akteuren den Zugang zu                vorwiegend institutionell geprägt. Der kommerzielle
     internationalen Märkten zu erleichtern und ihre               Markt ist – mit Ausnahme der satellitengestützten
     Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, werden sie dabei seit        Telekommunikation – noch schwach entwickelt. Die
     2002 zudem vom Österreichischen Weltraumprogramm              ESA-Programme stellen noch immer den größten Markt
     ASAP des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation           für österreichische Akteure dar.
     und Technologie bmvit unterstützt. Das nationale
     Förderprogramm dient als Einstieg in Weltraumtätigkeiten,         Organisation und Zuständigkeiten
     fördert weltraumrelevante Technologien und die Nutzung        Die österreichischen Weltraumtätigkeiten (ESA,
     von Satellitendaten und dient als Qualifizierung für ESA-     EU-Forschungsprogramme, EUMETSAT und das
     und EU-Programme, für den kommerziellen Bereich,              nationale Weltraumprogramm ASAP) ressortieren
     und zur Realisierung von transnationalen Kooperationen        im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und
     außerhalb der Programme der ESA und der Europäischen          Technologie bmvit und werden von der Agentur
     Union.                                                        für Luft- und Raumfahrt der Österreichischen
                                                                   Forschungsförderungsgesellschaft FFG umgesetzt.
     Seit 2002 wurden im Rahmen des Österreichischen               Eine interministerielle Gruppe gewährleistet die
     Weltraumprogramms ASAP in bisher insgesamt acht               ressortübergreifende Koordinierung und Abstimmung
     Ausschreibungen 241 Projekte mit einer Fördersumme von        der österreichischen Weltraumpolitik und stimmt
     rund 55 Millionen Euro finanziert. (Siehe Grafik 5)           österreichische Positionen für internationale Gremien
                                                                   ab. Die Vereinigung Austrospace (Association of Austrian
     Das Österreichische Weltraumprogramm versteht sich als        Space Industries), eine Vereinigung zur Förderung der
     Hebel zu den internationalen Programmen der EU und            österreichischen Weltraumindustrie, vertritt die Interessen
     der ESA, bilateralen Programmen und zum kommerziellen         der österreichischen Weltraumakteure in Wissenschaft,
     Markt. Durch diese nationale Fördermöglichkeit wurden         Forschung und Industrie. ●
     bilaterale Kooperationen mit Industrieunternehmen
     und Raumfahrtagenturen in Deutschland, Frankreich,
     USA, Russland, Indien, Japan und China ermöglicht.            1   Österreichischer Weltraumplan 2000
     2011 betrugen die Budgets für ASAP 4,4 Mio. € verglichen      2   Prognos: Evaluierung der österreichischen Beteiligung an ESA
     zum österreichischen ESA-Beitrag von rund 54 Mio. €.              Wahlprogrammen sowie des österreichischen Weltraumprogrammes des
                                                                       BMVIT, Berlin 2008
     (Siehe Grafik 6)

         Evaluierung der bmvit-Weltraumtätigkeiten
     Im Jahr 2008 wurden sämtliche Weltraum-Aktivitäten und
     Unterstützungsmaßnahmen (österreichische Beteiligung
     an den ESA-Wahlprogrammen und das Österreichische
     Weltraumprogramm) des bmvit einer externen Evaluierung
     durch ein internationales Expertenteam unterzogen.
     Diese stellt der bisher verfolgten Weltraumstrategie 1
     in Österreich ein gutes Zeugnis aus: „Die österreichische
     Raumfahrtstrategie hat bisher versucht, die vorhandenen
     wissenschaftlichen und industriellen Potenziale soweit wie
     möglich in die nationale Förderung einzubinden. Das ist vor
     allem mit Blick auf die dominanten Akteure aus Wissenschaft
     und Industrie gut gelungen.“ 2

     Die Evaluierung sieht die Stärken des österreichischen
     Weltraumsektors in der starken, internationalen
     Spezialisierung (48 % der Unternehmen erzielen zwischen
     80 und 100 % des Umsatzes im Export) und den in der
     Anwendung von Satellitentechnik sehr aktiven kleinen
     und mittleren Unternehmen KMU (81 % der im Bereich
     satellitenbasierte Dienste tätigen Unternehmen sind
     KMU). In den Anwendungsmöglichkeiten – insbesondere
     im Bereich der Informationstechnologien – gäbe
6 österreichs weltraumproGramm als heBel                                                                                                                                                                                       16

                                                                                                                                                                                                                  SP

                                                                                                                                                                                                                 on
                                                                                                                                                                                                            P, G

                                                                                                                                                                                                             ati
                                                                                                                                                                                                          lor
                                                                                                                                                                                                        GST

                                                                                                                                                                                                        xp
                                                                                                                                                                                                     eE
                                                                                                                                                                                                    RP,

                                                                                                                                                                                                   ch
                                                                                                                                            TES

                                                                                                                                                                                               e, T

                                                                                                                                                                                               tis
                                                                                          Erdbeobachtung

                                                                                                                                                                                             bo
                                                               rt

                                                                                                                                                                    amm
                                                                                                                                      P, AR
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                            ren

                                                                                                            Navigation
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                                                                                                                                m., IA
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                                                                     te R
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                                                                                Launc

                                                                                                                         Teleko

                                                                                                                                                             lo g
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                                                                                                                                                                                spr
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                                                                                                                                                         hno
                                        ati

                                                                                                                                                                             aft
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                                     itu

                                                                                                                                                                          sch
                                                                                                                                                     Tec
                                   eS

                                                                                                                                                                        en
                                                  c  a

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                                                                                                                                                                                         ES
                                                                                                                                                                                           A-
                                                                                                                                                                                             Pr
                                                                                                                                                                                               o

                                                                                                                                                                                                          gr
                                                                                                                                                                                                            am
                                                                                                                                                                                                              me
                                                                                                                                                                        Kom nationale Programm
                                                                                                                                                                         inte
                                                                                                                                                                             merzie
                                                                                                                                                                             r
                                                                                                                                                                                   ller Markt un

                                                   ASAP                  Wissenschaft                Anwendung              Technologie
                                  me
                            rogram

                                                                                                                                                                                                d
                                                                                                                                                                                                  e
                        EU-P

                                                                                                                                                                        EU
                                                                                                                                                                             ME
                                                                                                                                                                                    TSA
                                                                                                                                                                                       T-P
                                                                                                                                                           Ko                             rog
                              stige                                                                                                                           m                                           ram
                                                                                                                                                                    m
                         Son                                                                                                                                         er                                      me
                                                                                                                                                                         zie
                                                                                                                                             Ko

                                                                                                                                                                              lle
                                                                                                                                                                                   rT
                                                                                                                                               mm

                                            leo                                                                                                                                      ele
                                                                                                                         Bila

                                          li
                                                                                                                                                     erz

                                       Ga                                                                                                                                                    ko
                                                                                                                                                                                                 m
                                                                                                                           tera

                                                                                                                                                        i

                                                                                                                                                                                                      m
                                                                                                                                                         ell

                                                                                                                                                                                                       un
                                                                                                                                                             er
                                                                                                                               le u

                                                                                                                                                                                                           ika
                                                        ns

                                                                                                                                                                D

                                                                                                                                                                                                                tio
                                                       tio

                                                                                                                                                                  ien
                                                                                                                                   nd m

                                                                                                                                                                                                                   ns
                                                     ra

                                                                                                                                                                     stl

                                                                                                                                                                                                                      m
                                                                       ns
                                                  pe

                                                                                                                                                                                                                        ar
                                                                                                                                                                         eis
                                              lO

                                                                                                                                         ulti
                                                                       io

                                                                                                                                                                                                                          kt
                                                                                                                                                                             t
                                                                    dat

                                                                                   GMES

                                                                                                                                                                            un
                                           tia

                                                                                                                                              la

                                                                                                                                                                               g
                                        Ini

                                                                   oun

                                                                                                                                              tera

                                                                                                                                                                                  sm
                                       ES

                                                                                                                                                                                    ark
                                                               ce F

                                                                                 pace,

                                                                                                                                                  le P
                                   GM

                                                                                                                                                                                          t
                                                                                                                                                      rog
                                                             Spa

                                                                                FP7-S

                                                                                                                                                          ram
                                                          ce,
                                                           a

                                                                                                                                                              m
                                                       -Sp

                                                                                                                                                           e
                                                    FP7

  Grafik 6: Das Österreichische Weltraumprogramm als Hebel zu
  internationalen und europäischen Weltraumprogrammen, Quelle: FFG
17
         Bereit zu einem
         Entwicklungssprung

                                                                                                                                                    45,9
                                                                                                                                               27
                                                                                                                                                    1,5    291

                                                                                                                                                           61
     7 weltraumindustrie in österreich
                                                                                                                                               12

                                                                                                                       8        8,7
                                   Forschungseinrichtungen FoE (n=30)                      9
                      Anzahl der                                                                                       2        1,7     28
                                   Unternehmen (n=44)
                                                                                                                                        16
                                   FoE (n=23)                                                   3,2         24         6        7              15   44,4   231
               RF-Umsatz in M€                                                                                                          12
                                   Unternehmen (n=39)                                      9    3,2     24
                                   FoE (n=30)
         RF-MitarbeiterInnen                                                                                                             238
                                   Unternehmen (n=41)

                                                                                                                           15    23,7
                                                                        7

                                                    39                      0,9       25
                                       5     3,8                        3
                                                                            0,4       16                                         11,3
          11      0     1              2     0,1     5                                                                                   164
          3                                                             4   0,5                                            10
                                       3                                               9
           1            1                    3,7    34
                                                                                                                           5     12,4    74
                                                                                               42     0,2        2
                                                                                               3
                                                                                                1     0,1        1
                                                                                               1      0,1        1

         Grafik 7: Verteilung der Weltraumindustrie und -forschung
         in Österreich, Stand 2010, Quelle: Brimatech Services GmbH

     Am Beginn seiner fünften Dekade präsentiert sich                             Weltraumstrategie dar. 114 Organisationen sind 2010 ³
     Österreichs Weltraumsektor als international anerkannter                     in der Weltraumtechnologie tätig. Davon haben 74
     Player in einer Reihe von Schwerpunktbereichen. Eine                         Organisationen (65 %) an der Erhebung teilgenommen.
     vitale Szene von Klein- und Mittelbetrieben ist als                          Hochgerechnet auf alle 114 Organisationen ergibt
     Entwickler und Anbieter innovativer Anwendungen                              sich ein jährlicher Umsatz von 125 Mio. € und 934
     der Weltraumtechnologien erfolgreich tätig. Mit neuen                        MitarbeiterInnen in der Raumfahrt. Das größte Segment
     Technologien werden auch Beiträge zur Lösung einiger                         sind Raumfahrtobjekte (bezogen auf den Umsatz/das
     drängender gesellschaftlicher Herausforderungen                              Forschungsbudget). Die meisten Organisationen findet
     im 21.Jahrhundert geleistet. Eine Reihe von                                  man im Segment der satellitenbasierten Anwendungen.
     Industrieunternehmen bietet auf den internationalen                          Das geistige Kapital schlägt sich in durchschnittlich rund
     Märkten Systemkomponenten zu Weltraumsystemen                                20 Patenten und knapp über 1.000 Publikationen pro
     erfolgreich an. Eine traditionsreiche und gleichzeitig beim                  Jahr nieder. Die Organisationen, die an der Erhebung
     Erschließen von Neuland erfolgreiche wissenschaftliche                       teilgenommen haben, erwirtschaften einen kumulierten
     Weltraumforschung in Österreich bietet dabei die                             Weltraumumsatz von 86 Mio. €, 647 MitarbeiterInnen sind
     Grundlage zur Erreichung einer technologischen                               in der Raumfahrt tätig, davon 74 % in der Forschung und
     Spitzenposition.                                                             Entwicklung. Der Schwerpunkt der Weltraumtätigkeiten
                                                                                  liegt in den Bundesländern Wien und Steiermark. ●
     Die Erfassung und Beschreibung der österreichischen
     Weltraumindustrie und -forschung 2010 3 liefert
     eine aktuelle Kompetenzübersicht, analysiert das                             3        BRIMATECH Services GmbH: Ö-SPACE Österreichische Weltraumindustrie
     Kooperationspotenzial und stellt eine Grundlage der                                   und -forschung: Datenbank der Marktteilnehmer, Wien 2011
18
19

     Schwerpunkte und
     Kompetenzen des
     österreichischen
     Weltraumsektors
     Durch die Integration in die ESA-Programme und mit der Unterstützung durch
     das nationale Weltraumprogramm konnten industrielle und wissenschaftliche
     Kapazitäten auf- und ausgebaut und Spezialisierungen erarbeitet werden,
     wodurch Österreich in wichtigen Bereichen der Raumfahrttechnologie
     und Weltraumforschung internationale anerkannte Kompetenzen und
     Spitzenpositionen erreicht hat. Die nachfolgenden Darstellungen wurden in
     drei Workshops mit Akteuren der österreichischen Weltraumforschung und
     -industrie diskutiert und erarbeitet.
Weltraumtechnologien                                                                                                 20

Internationale Führungspositionen                           gelungen, mit Mechanismen auch auf dem kommerziellen
                                                            Markt für Telekommunikations-Satelliten in Europa,
In Österreich konnten in den vergangenen Jahren             Amerika und Asien Fuß zu fassen.
international anerkannte und sichtbare Kompetenzen
speziell in den Bereichen der Weltraumtechnologie und           Elektronik für Steuerungs- und
der wissenschaftlichen Datenanalyse aufgebaut werden,           Signalverarbeitungsaufgaben
sowie in folgenden Technologiebereichen:                    Auf allen derzeit in Entwicklung und Bau befindlichen
                                                            Erdbeobachtungssatelliten von ESA und EU (SWARM –
    Thermische und mechanische Subsysteme                   Satellitenmission zur Messung der Stärke, Orientierung
    für Satelliten und Trägerraketen                        und zeitlichen Veränderung des Erdmagnetfeldes;
    (Thermalisolation, Strukturelemente,                    GMES – Global Monitoring for Environment and Security;
    Mechanismen)                                            EarthCare – Earth Clouds, Aerosols and Radiation Explorer,
                                                            Satellitenmission zur Untersuchung von Aerosolen,
    Elektronik für Steuerungs- und                          Wolken und die Wechselwirkung von Strahlung in der
    Signalverarbeitungsaufgaben an Bord                     Erdatmosphäre) sorgen Navigationsempfänger aus
    von Satelliten                                          Österreich für die hochgenaue Positionsbestimmung.
                                                            Die starke Marktstellung mit dieser Technologie kommt
    Subsysteme für Test und Betrieb                         in einem Entwicklungsauftrag für den – für ausländische
    von Satelliten                                          Anbieter nur sehr schwer zugänglichen – japanischen
                                                            Weltraummarkt zum Ausdruck. Auf den ersten erfolgreich
                                                            gestarteten, operationellen Satelliten des europäischen
Erfolge in den vergangenen Jahren                           Navigationssystems Galileo erfolgen die Erzeugung der
                                                            Navigationssignale und die Steuerung zahlreicher Abläufe
Als erfolgreiche Beispiele für die Positionierungen         mit Hilfe von Elektronik-Baugruppen aus Österreich.
von österreichischen Unternehmen in diesen Schwer-
punktbereichen im letzten Jahrzehnt sind zu erwähnen:           Subsysteme für Test und Betrieb von Satelliten
                                                            Bei beinahe allen derzeit in Entwicklung und Bau
    Thermische und mechanische Subsysteme                   befindlichen Satelliten von ESA und EU sorgen Testsysteme
Die Thermalisolation, die Raumflugkörper und ihre           aus Österreich für die entscheidende Qualität im
Subsysteme vor den extremen Temperaturunterschieden         Integrations- und Test-Prozess; 30 % aller Satelliten-
im Weltall schützt, kommt in fast allen ESA-Missionen       Transponder weltweit werden mit Hilfe von Signal-
sowie zahlreichen anderen Weltraumprojekten aus             Monitoring-Technologie aus Österreich automatisch und
Österreich, und die führende Marktstellung in Europa        kontinuierlich überwacht, um Funkstörungen sowie deren
wurde sehr erfolgreich für den Technologietransfer          Quellen identifizieren und lokalisieren zu können und
in terrestrische Tieftemperatur-Anwendungen (z. B.          damit Satelliten-Betreibern die unverzügliche Reaktion
Medizintechnik) genutzt. Bei jedem Start der europäischen   auf Anomalien bei der Signalübertragung zu ermöglichen.
Trägerrakete Ariane 5 versorgen Treibstoffleitungen aus
Österreich das Haupt-Triebwerk mit Flüssigwasserstoff und
Flüssigsauerstoff.                                          Perspektiven für 2020

Mit dem aufgebauten Know-how für Flüssigwasserstoff         Mit diesen Erfolgen wurden die Voraussetzungen
wurde der Technologie-Transfer in die Automobilindustrie    für den Ausbau der Marktposition im kommenden
und die Zivilluftfahrt begonnen. In zahlreichen             Jahrzehnt geschaffen, wobei neue Chancen auch
Projekten der ESA kommen Präzisions-Mechanismen             auf den aufstrebenden Weltraummärkten in Asien
und Strukturelemente aus Österreich zum Einsatz (z. B.      und Lateinamerika gesehen werden. In allen
Herschel/Planck und BepiColombo, einer Raumsonde zur        Schwerpunktbereichen können höchst attraktive
Untersuchung des Magnetfeldes des Merkur), und durch        Möglichkeiten identifiziert werden, von denen hier
die erfolgreiche Qualifikation in ESA-Programmen ist es     nur einige als Beispiele angeführt sind:
21       Thermische und mechanische Subsysteme                      liegt nahe. Beim Monitoring von Satelliten muss das
     Für alle Satelliten besteht großes Interesse an leichteren     Problem der Beeinflussung von Satellitensignalen
     Thermalisolationen mit gleichzeitig verbesserten               gelöst werden, wofür angestrebt wird, einerseits die
     thermischen und elektrischen Eigenschaften, wofür              Methoden der Erkennung und Ortung von Störsignalen zu
     die Entwicklung von innovativen Konzepten und                  verbessern und andererseits bei der Standardisierung der
     Materialien benötigt wird. Eine neue, wiederzündbare           Satellitensignalübertragung mitzuarbeiten.
     Oberstufe der Ariane-Rakete erfordert die Entwicklung
     von Tiefsttemperatur-Treibstoffleitungen, für die die              Innovative Antriebs- und Energiesysteme
     vorhandene, langjährige Erfahrung und bewährte                     für zukünftige Satelliten
     Zusammenarbeit exzellente Voraussetzungen darstellen.          In den letzten Jahren wurden in Österreich Feldemissions-
     Leistungsfähigere Erdbeobachtungs-Instrumente                  Triebwerke entwickelt, die die Erzeugung kleinster Schübe
     (z. B. für den geostationären Wettersatelliten Meteosat        mit höchster Präzision für die genaue Positionierung
     Third Generation und den Satelliten für operationelle          wissenschaftlicher Satelliten erlauben. Weitere
     Meteorologie und Klimabeobachtung Metop                        Entwicklungen betreffen chemische Triebwerke mit
     2nd Generation) brauchen komplexe Präzisions-                  umweltverträglichen Treibstoffen, Mini-Triebwerke für
     Mechanismen, bei deren Entwicklung die industriellen           Kleinstsatelliten und Wasserstoff-Brennstoffzellen-Systeme,
     Aktivitäten stark von der ausgezeichneten Wissensbasis         die Batterien als Energiespeicher ersetzen könnten.
     und der Test-Infrastruktur profitieren können, die
     sowohl von österreichischen Universitäten und                  Im Februar 2013 wurde, als Zeichen einer neuen Qualität
     außeruniversitären Forschungseinrichtungen als auch            der österreichischen Weltraumforschung, der erste
     von spezialisierten Dienstleistungsunternehmen angeboten       in Österreich entwickelte, hergestellte und getestete
     werden. Immer höhere Anforderungen an Werkstoffe               Nanosatellit BRITE (Bright Star Target Explorer) Austria/
     erzeugen einen Bedarf an Neuentwicklungen, die für             TUGSAT-1 gestartet. Im Rahmen der BRITE-Mission wird
     Österreich ein Potenzial für zukünftige Produkte darstellen,   der sieben Kilogramm schwere Satellit helle Sterne mittels
     wie Verbundwerkstoffe für thermostabile Strukturen oder        Spezialkamera erforschen. Der Nanosatellit in Würfelform
     selbstschmierende Lagerelemente.                               (20×20×20 cm) wurde von der Technischen Universität
                                                                    Graz in Kooperation mit der Universität Wien und der
         Elektronik für Steuerungs- und                             Universität Toronto entwickelt und gebaut. Die TU Wien
         Signalverarbeitungsaufgaben                                ist mit dem Aufbau einer zweiten Bodenstation am
     Das immer höhere Auflösungsvermögen von                        Projekt beteiligt. Dieser Forschungssatellit für die
     Erdbeobachtungsinstrumenten wird in mehr                       Astronomie ist damit auch ein Anschauungsprojekt
     zukünftigen Anwendungen zur Notwendigkeit der                  heimischer Weltraumtechnologie. Zusammen mit
     hochgenauen Positionsbestimmung der Satelliten führen,         dem baugleichen Zwillingssatelliten UniBRITE der
     wodurch ein steigender Bedarf an hoch integrierten             Uni Wien und zwei weiteren kompatiblen Satelliten
     Navigationsempfängern entsteht, die mit GPS und Galileo        aus Polen und Kanada entsteht so die weltweit erste
     kompatibel sind. Solche Empfänger bilden auch den Kern         Nanosatellitenkonstellation. ●
     einer neuen Generation von Meteorologie-Instrumenten,
     die GPS/Galileo-Signale für atmosphärische Messungen
     nutzen (z. B. bei der Fortsetzung des Satellitenprogramms
     für Meeresbeobachtung Jason CS (Continuity of Service)
     und bei den Satelliten für operationelle Meteorologie und
     Klimabeobachtung Metop 2nd Generation). Verbesserte
     zukünftige Navigations-Satelliten werden die steigende
     Leistungsfähigkeit von Signalverarbeitungstechnologien
     für die autonome Kompensation von Verzerrungen der
     Übertragungskette bei der Signalerzeugung nutzen.

         Subsysteme für Test und Betrieb von Satelliten
     Standard-Plattformen für den Bau von Testeinrichtungen
     für Satelliten werden schnellere Durchlaufzeiten beim
     Bau der Testanlage und im Assemblierungs/Integrations/
     Test-Prozess ermöglichen. Aspekte wie Test von hohen
     Datenübertragungsraten, Genauigkeit, Größe der Anlage
     sowie Reduktion von Lärm und Stromverbrauch rücken
     immer mehr in den Vordergrund; neueste Entwicklungen
     auf dem Halbleitersektor und in der Software Algorithmik
     werden entscheidende Impulse in diese Richtung geben.
     Testanlagen und Software für den Betrieb von Satelliten
     haben viele Gemeinsamkeiten – der Bedarf einer
     Vereinheitlichung dieser Software im „Common Core“
Anwendungen der                                                                                                      22

    Weltraumtechnologien

Internationale Führungspositionen                             Erdbeobachtung
                                                          Erdbeobachtungsanwendungen haben in den letzten
    Erdbeobachtung                                        Jahren nicht nur in Österreich, sondern weltweit rasant
Österreichische Firmen und Forschungseinrichtungen        an Bedeutung gewonnen. Auf der einen Seite gibt es
haben eine internationale Schlüsselposition in den        immer mehr NutzerInnen, die hochwertig verarbeitete
Anwendungssegmenten Raumplanung, Hydrologie,              Erdbeobachtungsdaten in ihren Modellen und
Umweltmonitoring und Krisenmanagement erworben            Anwendungen integrieren. Auf der anderen Seite können
und konnten sich auf diesen Gebieten als internationale   die von neuen Erdbeobachtungssatelliten gelieferten
Marktführer positionieren. Dieser Erfolg ist vor allem    Daten nur mehr mit einer hochleistungsfähigen
auf den Aufbau operationeller IT-Infrastrukturen und      IT-Infrastruktur bewältigt werden. Bereiche, in denen
Dienstleistungen zurückzuführen.                          österreichische Akteure herausragende Leistungen
                                                          erzielen konnten, sind:
    Navigation                                               • Im Bereich der Raumplanung ist es unter anderem
Sowohl Forschungsinstitutionen als auch                   dank der engen Kooperation zwischen Industrie
Unternehmen sind an vorderster Front beteiligt, um        und Forschung gelungen, dass sich österreichische
durch Dienstleistungen und Produktentwicklungen           Dienstleistungsanbieter wie die Firma GeoVille als
die NutzerInnenzahl der satellitengestützten              europäische Marktführer positionieren konnten.
Navigation signifikant zu erhöhen und eine optimale          • Im Bereich der Hydrologie war Österreich bei der
Wertschöpfung des zukünftigen Galileo Systems             Entwicklung von operationellen Echtzeitservices zur
zu gewährleisten.                                         Erfassung von Schnee und Bodenfeuchtigkeit erfolgreich.
                                                          So führen die Zentralanstalt für Meteorologie und
    Satellitenkommunikation                               Geodynamik ZAMG und die Technische Universität Wien
Österreichische Institutionen aus Industrie und           in dem von der Europäischen Organisation für die Nutzung
Forschung nehmen eine international sichtbare             meteorologischer Satelliten EUMETSAT betriebenen
und anerkannte Position in der Entwicklung,               „Satellite Application Facility in Support to Operational
Optimierung und Nutzung von satellitengestützten          Hydrology“ den Bereich des Bodenfeuchtigkeitsmonitoring
Kommunikationssystemen (bis 50 GHz) für fixe und          an. Bei der Entwicklung von automatisierten
mobile Anwendungen ein, wobei sicherheitsrelevante        Prozessierungsketten und Services zur Überwachung von
Applikationen im Vordergrund stehen.                      Schneedecken ist die Firma ENVEO höchst erfolgreich.
                                                             • Im Anwendungssegment Waldmonitoring und
                                                          Forstinventuren (regional bis weltweit) haben sich
Erfolge in den vergangenen Jahren                         österreichische Institutionen ebenfalls profilieren können.
                                                          Beispiele für auf SAR- (Synthetic Aperture Radar),
Neben der entwickelten Weltraumtechnologie und            LIDAR- (Light Detektion and Ranging) und optische Daten
der Forschung wurde in den letzten Jahren das heute       basierende Prozessierungsketten, die von Joanneum
ungeheuer breite Nutzungsspektrum von Satellitendaten     Research, der Technischen Universität Graz und der
entwickelt: z. B. Navigationsanwendungen (GPS             Technischen Universität Wien entwickelt wurden, beziehen
im Mobiltelefon, Auto, Schiff, Flugzeug und Bahn,         sich auf das alpine Waldmonitoring, das Erfassen von
Flottenmanagement, etc.), Beiträge zur Wettervorhersage   Walddegradation sowie das Tropenwaldmonitoring für die
und der Telekommunikation oder auch der zeitlichen        Klimainitiative REDD (Reducing Emissions from Deforestation
Synchronisation von Computernetzen.                       and Degradation).
                                                             • Bei der Entwicklung von operationellen
In einigen dieser Bereiche konnten mit Hilfe des          Prozessierungsketten zur geometrischen und
nationalen Weltraum-Förderprogramms ASAP neue             radiometrischen Vorverarbeitung von Erdbeobachtungs-
und innovative Entwicklungen unterstützt werden,          daten sind österreichische Akteure international sehr aktiv.
z. B. bei den Anwendungen der Erdbeobachtung,             So waren bzw. sind in Österreich entwickelte Algorithmen
der satellitengestützten Navigation und der               und Software Bestandteil von Vorverarbeitungsketten
Satellitenkommunikation.                                  verschiedenster Sensorsysteme.
23       Navigation                                               Perspektiven für 2020
     Österreichische Unternehmen und Forschungsinstitutionen
     (v.a. Joanneum Research und TeleConsult) haben               In der Zukunft soll im Erdbeobachtungsbereich noch
     umfangreiches Know-how in folgenden Bereichen:               stärker auf den Aufbau vollkommen automatischer
         • Verbesserung der Störsicherheit und Genauigkeit von    Prozessierungsketten und Dienstleistungen gesetzt
     Satellitennavigationssystemen sowie der Entwicklung von      werden. Nur so wird es möglich sein, die ungeheuren
     neuen Navigationsempfängern.                                 Datenmengen der neuesten Satellitengeneration, wie
         • Entwurf von neuen Empfängern, die auch in gestörten    vor allem der Satelliten des geplanten europäischen
     Umgebungen zuverlässig arbeiten. Aufbauend auf               Erdbeobachtungsprogramms GMES (Global Monitoring
     umfangreichen Messkampagnen wurde die eingeschränkte         for Environment and Security), zu bewältigen und den
     Genauigkeit von Navigationsempfängern in exponierten         NutzerInnen in einer sinnvollen Art und Weise zur
     Gebieten (z. B. durch Radaranlagen, Fernsehsender oder       Verfügung zu stellen. Hierbei müssen Algorithmen
     terrestrische Funksysteme) ermittelt. Diese Expertise        und Software zur Datenprozessierung laufend an die
     wird erfolgreich für „Location-Based Services“               Anforderungen dieser Sensorsysteme angepasst werden.
     (z. B. Navigationsunterstützung für Blinde,                  Auch die Hardware- und deren Betriebserfordernisse
     Informationssysteme für Freizeit und Tourismus,              steigen dermaßen, dass nur spezialisierte Rechenzentren
     Führungssysteme für den Katastrophenschutz) eingesetzt.      die Prozessierung und Archivierung bewältigen können.
         • Automatische Flugzeug-Präzisionslandungs-
     einrichtungen. Dafür wurden umfangreiche Tests und           In der Navigation wird der Schwerpunkt der zukünftigen
     Untersuchungen durchgeführt, um zu bestimmen, an             Aktivitäten in der Nutzung der europäischen
     welchen Stellen des Flugzeugs die Navigationsantennen        Navigationssysteme EGNOS und Galileo, eingebettet
     anzubringen sind, um bestmögliche Genauigkeit zu             in Globale Satellitensysteme GNSS (Global Navigation
     erreichen.                                                   Satellite Systems), liegen. Die Weiterentwicklung
                                                                  der Empfängertechnologie („Software-based
          Satellitenkommunikation                                 Receivers“) wie auch die verstärkte Vermarktung von
     Österreichische Institutionen ( Joanneum Research            Anwendungssoftware für Multisensorsysteme für
     und TU Graz) sind führend an der Entwicklung und             Dienstleistungen, beispielsweise für ältere oder kranke
     Realisierung von breitbandigen Kommunikationssystemen Personen, werden hierbei besondere Beachtung finden.
     und -diensten via Satellit beteiligt. Beispiele sind         Die Satellitennavigation wird generell eine wichtige
     kostengünstige Internet-basierte Terminals, die TV,          Rolle im Bereich „Ambient Assisted Living“ spielen.
     Internet und Telefonie auch in Gebieten ermöglichen,         Das umgebungsunterstützte Leben umfasst Methoden,
     wo keine ausreichende Infrastruktur vorhanden ist.           Konzepte, (elektronische) Systeme, Produkte sowie
     Erfolgreich wurde mit Industriefirmen und dem größten        Dienstleistungen, welche das alltägliche Leben älterer und
     Satellitennetzbetreiber ein System für Wohnmobile            auch benachteiligter Menschen situationsabhängig und
     entwickelt, das Internet, TV und Telefon überall und zu sehr unaufdringlich unterstützen.
     geringen Kosten bereitstellt. Die gleiche Technologie hat
     erfolgreiche Anwendung im Katastrophenschutz erlangt.        Je mehr Satelliten mit dem Empfänger Kontakt haben,
                                                                  desto besser und stabiler ist das Signal. Dies kann
     Mit Flugzeugen erfasste Situationsbilder können              vor allem bei schwierigen, alpinen oder auch in stark
     in Echtzeit über beliebig große Distanzen zu den             verbauten, urbanen Gebieten hilfreich sein. Dazu haben
     Einsatzleitstellen übertragen werden und erlauben so den     sich bislang EU und USA auf ein gemeinsames offenes
     Entscheidungsträgern die unmittelbare Lageerfassung          Signal von Galileo und GPS III geeinigt. Die Entwicklung
     und den optimalen Einsatz von Einsatzkräften. Im             von hochgenauen Positionierungstechniken in Echtzeit ist
     Bereich der Verteilung großer Datenmengen von                ein weiteres Zukunftsgebiet.
     Fernerkundungssatelliten haben österreichische Firmen
     und Forschungseinrichtungen (gcs und Universität             Kommunikation via Satellit stellt in Gebieten ohne
     Salzburg) internationale Reputation erlangt.                 ausreichende Infrastruktur Dienste bereit und ist eine
                                                                  entscheidende Technologie zur Vermeidung der „Digitalen
     Bandbreitenintensive Anwendungen wie HD-TV und               Kluft“. Schlüssel zum Erfolg sind kostengünstige Endgeräte.
     3D-TV erfordern die Nutzung höherer Frequenzbereiche,        Mobile Anwendungen für Fahrzeuge (Flugzeuge, Züge,
     da die traditionellen Frequenzbänder bereits stark           Schiffe) werden verstärkt mit Satellitenkommunikation
     ausgelastet und teilweise gesättigt sind. Mit ALPHASAT,      abgedeckt. In der Zukunft wird die effektive Nutzung
     einem Satelliten der ESA, der Mobilkommunikation u.a.        und Erschließung neuer Frequenzbereiche für die
     mit Handys ermöglicht, ist Österreich führend an der         kommerzielle Nutzung hohe Bedeutung erlangen.
     Entwicklung neuer Verfahren und Technologien tätig, die      Neben der Mikrowellentechnik rückt die optische
     die zuverlässige Übertragung sicherstellen und damit neue Übertragung verstärkt in den Vordergrund (z. B. für die
     Applikationen ermöglichen. Kleinere Antennen können          Zuspielung von TV-Programmen zum Satellit durch die
     verwendet werden, wodurch sich das Einsatzspektrum,          Satellitennetzbetreiber). In all diesen Bereichen wurden
     vor allem im Mobilbereich (z. B. Breitbandkommunikation      bereits wesentliche Vorarbeiten geleistet und Know-how
     für Flugzeuge) deutlich erweitert.                           in Österreich aufgebaut.
Integrierte Applikationen: Durch die Zusammenführung     einsetzen. In Zukunft werden diese Aktivitäten weiter     24
mehrerer Weltraumkomponenten werden neue                 ausgebaut und Schwerpunkte auf die nationale und
Anwendungen ermöglicht bzw. die Qualität existierender   internationale Vermarktung gelegt. Hierbei stehen die
Anwendungen deutlich gesteigert. Als Beispiel seien      Bedürfnisse der NutzerInnen und BedarfsträgerInnen im
Sicherheitsanwendungen genannt mit Schwerpunkt           Vordergrund. Ein wichtiges Ziel ist die Überleitung von
Katastrophenschutz. In diesem Themenbereich hat sich     erfolgreichen Prototypen in kommerzielle Produkte,
Österreich besonders stark engagiert, unterstützt auch   z. B. für den flächendeckenden Einsatz von Search- and
durch andere nationale Forschungsprogramme, die          Rescue-Systemen. ●
Weltraumtechnologien für spezifische Anwendungen
25
         Weltraumwissenschaften

     Internationale Führungspositionen                              Physikalische Weltraumforschung
                                                                Österreich gehört insbesondere auf Basis erfolgreicher
     In der Wissenschaft haben österreichische                  Forschungsgruppen des Instituts für Weltraumforschung
     Institutionen in ausgewählten Bereichen internationale     IWF der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
     Führungspositionen erreicht bzw. stehen an der Schwelle    in Graz zu den Top-3 Ländern bei Zitaten/Fachartikel
     zu einem weiteren Entwicklungssprung. Prominente           und Zitaten/Einwohner und liegt auf Platz 1 bei
     Beispiele sind:                                            Artikeln/Einwohner im Feld „Planetary Exploration“;
                                                                das IWF ist der größte internationale Partner bei der
         Physikalische Weltraumforschung                        Weltraumplasmaphysik-Mission MMS der NASA; das
     Weltraumplasmaphysik, Sonnenphysik, solar-terrestrische    IWF ist auch federführend bei der Entwicklung von
     Beziehungen und Weltraumwetter; Planetologie,              zwei Instrumenten zur Erforschung des Merkur bei der
     Planetenatmosphären und -magnetosphären; Erforschung       europäisch-japanischen BepiColombo Mission (Raumsonde
     von Exoplaneten                                            zur Untersuchung des Magnetfeldes des Merkur); eine
                                                                Forschungsgruppe der Universität Graz ist eine der
         Astrophysik                                            führenden Gruppen im Forschungsfeld Sonnenaktivitäts-
     Sternenentstehung, Asteroseismologie, Spätstadien der      Monitoring und Weltraumwetter. Bei der Erforschung
     Sternenentwicklung, Exoplaneten, Galaxienentwicklung,      unseres Sonnensystems ist Österreich bezogen auf die
     Kosmologie                                                 Bevölkerungszahl unter den am häufigsten zitierten
                                                                Nationen. (Siehe Grafik 8)
         Erdbeobachtung des
         Klima- und Umweltwandels                                   Astrophysik
     Globale Fernerkundung der Atmosphäre, der Hydrologie       Forschung in Asteroseismologie und zu Spätstadien der
     und des Schwerefelds der Erde zur Erforschung kritischer   Sternentwicklung an der Universität Wien genießen
     Änderungen im Klima- und Erdsystem; regionale              international große Anerkennung, insbesondere
     Fernerkundung von Siedlungs- und Landnutzung               als Folge instrumenteller Beiträge zu und Nutzung
     zur Erforschung kritischer Änderungen im direkten          von Weltraummissionen wie CoRoT (COnvection,
     Lebensraum der Menschen                                    ROtation and planetary Transits), ein von der
                                                                französischen Raumfahrtbehörde CNES betriebenes
         Nutzung der GNSS Satellitensignale                     Weltraumteleskop, und Herschel, ein von der ESA
     Globale Navigationssatellitensysteme GNSS (Global          entwickeltes Infrarotweltraumteleskop. Durch strategische
     Navigation Satellite System) zur Ableitung einer neuen     Neuberufungen von ProfessorInnen in Wien wurde als
     Nutations- und Präzessionstheorie der Erde und den         neuer Schwerpunkt das Thema Sternentstehung etabliert,
     damit verbundenen Erkenntnissen über den Aufbau des        mit großem Potenzial für Weltraumnutzung (Herschel,
     Erdkörpers                                                 Space Infra-Red Telescope for Cosmology and Astrophysics
                                                                SPICA 2019; James Webb Space Telescope JWST 2018).
         Quantenphysik im Weltraum
     Überprüfung der Gültigkeit der Quantenphysik in bisher         Erdbeobachtung
     unerforschten Bereichen wie z. B. über riesige Distanzen   Eine Forschungsgruppe der Technischen Universität
     bzw. bei großen Massen; Beziehung der Quantenphysik zur    Graz und des Instituts für Weltraumforschung der
     allgemeinen Relativitätstheorie                            Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz
                                                                ist eine der führenden Gruppen der 2009 gestarteten ESA
                                                                Schwerefeld-Mission GOCE (Gravity field and steady-state
     Erfolge in den vergangenen Jahren                          ocean circulation explorer); eine Forschungsgruppe der
                                                                Universität Innsbruck hat die Hydrologie-Mission CoreH2O
     Herausragende Erfolge im vergangenen Jahrzehnt             (Cold Regions Hydrology High-resolution Observatory)
     (auf Basis der bisherigen Weltraumstrategie) in diesen     der ESA vorgeschlagen und führt die Vorbereitungen
     drei Wissenschafts-Schwerpunktbereichen waren zum          an; eine Forschungsgruppe der Universität Graz hat die
     Beispiel:                                                  Klimamonitoring-Mission ACCURATE (Atmospheric Climate
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