Wildnis "Wild und wir" - vom Wildgarten zur Erlebniswelt - Wildnispark Zürich

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Wildnis "Wild und wir" - vom Wildgarten zur Erlebniswelt - Wildnispark Zürich
Frühling/Sommer 2019

                                      Wildnis
                                                Nr. 19

«Wild und wir»
– vom Wildgarten
zur Erlebniswelt
S.4

Wildnis Nr. 19 Frühling/Sommer 2019                          1
Wildnis "Wild und wir" - vom Wildgarten zur Erlebniswelt - Wildnispark Zürich
Agenda
                                           Erlebnis-Samstage                Tag der offenen Tür            Rangertag –
                                           jeden ersten Sa von              der Naturzentren               darüber und
                                           April bis Oktober                So 26. Mai                     dazwischen
                    24. März bis           Besucherzentrum in               Besucher­zentrum in            So 18. August
                    27. Oktober 2019
                                           Sihlwald 14−16 Uhr               Sihlwald 13−17 Uhr             Langenberg
                                                                            Gratiseintritt und Führungen   13.30–16.30 Uhr
                                                                            im Naturmuseum. Im Rahmen      Kurzführungen zu Pflanzen
                                           Fantastisch                      von Abenteuer StadtNatur.      und ­Tieren ausserhalb der
    Eine Ausstellung des Naturama Aargau
                                           und schön –                                                     Tier­anlagen.
                                           Tier­geschichten
Eröffnungstag                              So 28. April                     Jungtiertag
So 24. März                                Langenberg                       – Jung und
Besucherzentrum in                         13.30−16.30 Uhr                  wild So 23. Juni
Sihlwald                                   In Fabeln und Geschichten        Langenberg
9 –17.30 Uhr                               verzaubern uns Tiere seit        13.30–16.30 Uhr
Feierliche Eröffnung der Sai­              ­jeher. Tauchen Sie in eine      Unsere kleinsten Vierbeiner
son und Vernissage der neuen               ­fabelhafte Tierwelt ein.        im Rampenlicht.
Sonderausstellung «Wild auf
Wald». Mit Kurzführungen,
Apéro, Basteln aus Naturma­                                                 Kurs Tiere zeichnen
terialien. Programm zwischen                                                Sa 29. Juni Langen­
14 und 16 Uhr.                                                              berg 14–17 Uhr                 21. Sihlwald-Kino
                                                                            Mit einheimischen Tieren als   Besucherzentrum in
                                                                            Vorlage die Grundlagen des     Sihlwald
Tierpfleger-                                                                tierischen Zeichnens erler­
tag – Futter                                                                nen. Für Erwachsene,
und füttern                                                                 CHF 80.– mit Anmeldung.        Pilztag
So 31. März                                                                                                So 29. September
Langenberg                                                                                                 Besucherzentrum in
13.30−16.30 Uhr                            Jubiläumsfest                    13. Schweizer                  Sihlwald 11–17 Uhr
Wir ermöglichen Ihnen einen                – 150 Jahre                      Wandernacht                    Ein Genuss für alle Sinne mit
Blick hinter die Kulissen und              Langenberg                       Sa 13. Juli Sihlwald           Ständen voll mit frischen
zeigen Ihnen unsere art­                   So 19. Mai                       bis Langenberg                 ­Pilzen.
gerechte Futtertierhaltung.                Langenberg                       17.45–23.30 Uhr
                                           11−17 Uhr                        Geführte Nachtwanderung zu
                                           Rückblicke, Einblicke und        Wölfen und rauschenden         ☛ Diese und weitere
                                           Ausblicke in unseren Tierpark.   ­Bächen. Ein ­Genuss für       Angebote: wildnispark.ch/
          Jubiläums-Spezial                                                 ­Erwachsene und Kinder.        jahresprogramm

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Wildnis "Wild und wir" - vom Wildgarten zur Erlebniswelt - Wildnispark Zürich
Inhalt                                                                                      Editorial

«Wild und wir» – vom Wildgarten zur Erlebniswelt                                                       Wir feiern 150 Jahre Wildnis­
Mit einer Ausstellung unter freiem Himmel feiern wir                                                   park Zürich Langenberg – ein
das 150-jährige Jubiläum des Langenbergs. S. 4                                                         spannendes Jubiläums­
                                                                                                       programm erwartet Sie!
Alpenbewohner mit Pfiff Rund die Hälfte des                                                            Die Geschichte des Langen­
­Jahres verschläft das Murmeltier – in den restlichen                                                  bergs widerspiegelt die ge­
Monaten hat das Tier viel zu tun. S. 9                                                                 sellschaftlichen Veränderun­
                                                                             gen in der Mensch-Tier-Beziehung. Früher wurden Bä­
Orellis Odyssee als Freilichttheater In unserem                              ren im Graben gehalten und den Gästen an Ketten vor­
­Jubiläumstheater steht das Leben des eigenwilligen                          geführt. Heute leben sie zusammen mit Artgenossen in
Langenberg-Gründers im Zentrum. S. 13                                        naturnahen Anlagen, die ihnen genügend Bewegungs­
                                                                             freiheit und Rückzugsmöglichkeiten bieten. War das
Neues aus dem Wildnispark                  Wild auf Wald.                    ­Zootier früher eine Jahrmarktattraktion, begegnen wir
Tierpfleger vor Ort.         S. 14                                           ihm heute auf Augenhöhe. Die Jubiläumsausstellung,
                                                                             die wir am Jubiläumsfest vom 19. Mai eröffnen, rollt die
Wildnis – hier und jetzt             Katharina Conradin sagt,                150-jährige Geschichte des Tierparks auf dem Langen­
dass Wildnis vor der Haustüre beginnt. S. 15                                 berg eindrücklich auf. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 4.

Futtertiere – mehr Tier als Futter Die artgerechte                           Am Anfang des Langenbergs stand 1869 die Vision von
Futtertierhaltung im Langenberg ist wegweisend.                              Stadtforstmeister Carl Anton Ludwig von Orelli. Er woll­
S. 16                                                                        te der Bevölkerung der Stadt Zürich und Umgebung eine
                                                                             «bleibende Stätte des Genusses» vermachen. Dem
Kinderseite         Frühlingserwachen im Wald. S. 18                         gleichsam aussergewöhnlichen wie eigenwilligen
                                                                             ­Langenberg-Gründer ist unser Jubiläumstheater –
Mein Wildnispark-Tipp Tania Cambeiro fühlt sich                              ­inszeniert und aufgeführt durch das turbine theater –
auf dem Urzeit-Rundweg in die Vergangenheit zurück                           gewidmet. Alle Informationen zum Freilichttheater in
versetzt. S. 19                                                              der alten Bärenanlage sind auf Seite 13 zu finden.

Titelbild: Wisent im Langenberg. Bild: Fredy Tschui. Rückseite: Wildnis im   Neben den Blicken in die Vergangenheit sollen auch die
Sihlwald. Bild: Wildnispark Zürich. Heftmitte: Murmeltier. Bild: i-Stock.
                                                                             Gegenwart und die Zukunft des Tierparks nicht zu kurz
Impressum «Wildnis» Nr. 19:                                                  kommen. An speziellen Jubiläumsanlässen gewähren
© Wildnispark Zürich, Redaktion: Bianca Guggenheim, Martin Kilchen-
mann | Bilder: Wildnispark Zürich, Martin Birrer Design GmbH (S. 4–7),       wir Ihnen einen Einblick in die Arbeit unserer Tierpfleger
ZVG (S. 14 oben, S. 15), Mike Dalbert (Keimlinge S. 18), A. Wey-Bomhard
(S. 18) | Gestaltung: Angelika Wey-Bomhard | Mitarbeit an dieser Nummer:
                                                                             und unseres Tierarztes. Stolz präsentieren wir Ihnen
Karin Hindenlang, Carmen Herzog. | Klimaneutral und mit Ökostrom ge-         auch unsere Pläne für die Weiterentwicklung des Parks.
druckt, Papier: Cyclus Print aus 100% Altpapier | Die «Wildnis» erscheint
2x jährlich. Abdruck mit Quellenangabe und Belegexemplar erwünscht:          Ich freue mich darauf, mit Ihnen gemeinsam unseren
Stiftung Wildnispark Zürich, Wildnis, Frühling 2019 | Die nächste
­«Wildnis» Nr. 20 erscheint im September 2019 | Stiftung Wildnispark         runden Geburtstag zu feiern.
 ­Zürich, Alte Sihltalstrasse 38, 8135 Sihlwald, Tel. 044 722 55 22,
  info@wildnispark.ch, www.wildnispark.ch, Konto 80-151-4,
  IBAN CH14 0070 0110 0017 3782 3                                            Herzlich, Ihre Karin Hindenlang

Wildnis Nr. 19 Frühling/Sommer 2019                                                                                                    3
Wildnis "Wild und wir" - vom Wildgarten zur Erlebniswelt - Wildnispark Zürich
Von der Jahrmarktattraktion
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                                                                 die Jubiläumsausstellung zeigt
                                                                 mit Bildern und ­Beispielen
                                                                 die 150-jährige Entwicklung des
                                                                 Langenbergs vom Wildgarten
                                                                 zum wissenschaftlich geführten
                                                                 Zoo.

«Wild und wir» – vom Wild
Der Langenberg, 1869 als Paradies für                            ­Mitte der Holzrahmen und bilden den Anfang einer Freilicht­
Mensch und Tier entstanden, kommt der                            ausstellung. Anschliessend folgen Pfähle, mal weit auseinan­
Gründungsidee mit der «Vision Tierpark                           derliegend und dann wieder eng beieinander bilden sie eine Art
2030» wieder erstaunlich nahe. Die rund                          Gang. Einsehbar von aussen und doch mit versteckten Elemen­
um die Uhr begehbare Freilichtausstellung                        ten. Letztere machen Lust auf mehr – was wohl dort zu sehen
«Wild und wir» zum 150-jährigen Jubiläum                         ist? Wer genau hinschaut, erkennt auf den zweiten Blick einen
des Langenbergs lässt Vergangenheit und                          klar definierten Weg durch die Balkenwelt, auf welchem es viel
Zukunft lebendig werden.                                         zu entdecken gibt.

Grosse, hohe Holzrahmen und Pfähle in unterschiedlichen          Im «Garten Eden»
Grössen – allesamt künstlerisch inszeniert – stehen mitten auf   Nur wenig oberhalb der Steinbockanlage beginnt die Ausstel­
der Wiese im Zentrum des Langenbergs. Unübersehbar präsen­       lung zum 150-jährigen Jubiläum des Langenbergs. Die Grün­
tiert sich zwischen den Parkplätzen und dem Restaurant etwas     dungszeit des Tierparks wird im untersten Teil der Wiese dieser
Neues. Vier unterschiedlich grosse Fernrohre hängen in der       einzigartigen, jederzeit frei zugänglichen Freilichtausstellung

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Wildnis "Wild und wir" - vom Wildgarten zur Erlebniswelt - Wildnispark Zürich
garten zur Erlebniswelt
 für Klein und Gross erlebbar: Wer durch die hohen Holzrahmen       ­Rehen und Gämsen, umgeben von einem Zaun. Mensch und Tier
 spaziert, fühlt die Weite zwischen den hier eher weit auseinan­    wohnten hier gemeinsam in einem «Garten Eden». Der Langen­
 derstehenden Stangen. Inmitten intakter Natur, umgeben von         berg unterschied sich mit dieser Haltung stark von damaligen
 den heute im Langenberg lebenden Wildtieren, fühlen sich           Zoos, in denen Tiere meist einzeln hier Gittern in Käfigen zur
 ­Besuchende unweigerlich in längst vergangene Zeiten zurück­       Schau gestellt wurden.
 versetzt. Wer durch die schwebenden Kaleidoskope schaut,
 blickt von Orellis Visionen direkt und dreidimensional entgegen.   Eingesperrt und ausgestellt
 Sie sind mit Kaleidoskop-Effekten verändert und schaffen so        Nach dieser freien und weitläufigen Anordnung der Holzrahmen
 verspielte Blicke in die Eingebungen des Langenberg-Gründers.      folgen bereits nach wenigen Schritten Pfähle. Sie stehen eng
 Von Orelli wollte vor 150 Jahren einen «Paradiesgarten» für        beieinander. Weisen klar den Weg und lassen wenig Freiheit auf
 Mensch und Tier schaffen. Ein Ort, wo wilde Tiere und Men­         diesem Spaziergang von gestern in die Zukunft. Unweigerlich
 schen zusammen Zeit verbringen können, so sein Traum. Diese        wird Besuchenden über das Gefühl des Eingesperrtseins
 Vision realisierte von Orelli mit der Gründung des «Wildgartens»   ­klargemacht, wie die Tiere bereits wenige Jahrzehnte nach der
 – einer grosszügigen Anlage mit Rothirschen, Damhirschen,          Gründung lebten. Von Orellis «Garten Eden» bestand nur

 Wildnis Nr. 19 Frühling/Sommer 2019                                                                                                 5
Wildnis "Wild und wir" - vom Wildgarten zur Erlebniswelt - Wildnispark Zürich
wenige­Jahre über seinen      Um 1900 zogen exo­tische          und seine Macht über die Natur unter anderem
Tod im Jahre 1890 hinaus:     Tiere viel Publikum an.           so zur Schau gestellt. Der Weg vom Wildtier zum
Um die Jahrhundertwende       Sie befriedigten die Sehn-        Kuscheltier war geebnet. Der mittlere Teil der
ins 20. Jahrhundert kamen     sucht nach Abenteuer und          schlichten und attraktiven Jubiläumsausstellung
neue Tierarten in den Lan­    fremden Welten.                   ist diesen Jahren gewidmet. Nebst der durch die
genberg. Insbesondere                                           Balkenanordnung erlebbaren Enge führen Text
exotische Tiere zogen viel                                      und Bild durch diese zweite prägende Zeit des
Publikum an. Sie befriedigten die Sehnsucht nach Abenteuer      Langenbergs.
und fremden Welten in einer Zeit, in der sich die wenigsten
Menschen Reisen leisten konnten. Neu wurden Sika- und Axis­     Auf dem Weg zu einem modernen Zoo
hirsche aus Asien, Wapitihirsche aus Nordamerika, Antilopen     In der Zeit des zweiten Weltkrieges kam es zu ei­
und Zebras aus Afrika, Lamas aus Südamerika und einheimi­       nem erneuten Umdenken. Durch Verhaltensbe­
sche Mufflons in kleinen Gehegen gehalten. Mit den vielen ge­   obachtungen inspiriert wird das Zoo-Gehege neu
zeigten Tierarten glich der Langenberg immer mehr damaligen     als Ersatzlebensraum für Tiere anerkannt und
Zoos. Die Tiere wurden so ausgestellt, dass sie von möglichst   entsprechend gestaltet. Damit zum Beispiel
Nahem beobachtet werden konnten. Im Zirkus, in Zoos und         Steinböcke ihre Kletterkünste artgerecht ausle­
Tierparks wurden viele Wildtiere zur Unterhaltung dressiert –
so auch im Langenberg. Der damalige Direktor führte die neu     Visualisierung der
                                                                ­Jubiläumsausstellung,
eingezogenen Bären bald schon vor und zeigte, wie folgsam sie    die ab 19. Mai 2019
waren. In dieser Zeit wurde die Überlegenheit des Menschen       zugänglich ist.

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Wildnis "Wild und wir" - vom Wildgarten zur Erlebniswelt - Wildnispark Zürich
ben konnten, wurde im Jahre 1948 im          Nach 1948 wird das                   Balkenanordnung und das riesige Panoramabild
Langenberg ein künstlicher Fels errich­      ­Füttern nicht mehr nur als          in diesem letzten Ausstellungsteil lassen die Zu­
tet. In den Folgejahren wurden für die        Nahrungsaufnahme an­                kunft für einen Moment mit der Gegenwart ver­
verschiedenen Wildtiere artgerechte           gesehen, sondern auch als           schmelzen. Es wird erlebbar, was in den kom­
Strukturen gefördert. Zusätzlich wird das     wichtige Beschäftigung              menden Jahren im Langenberg geplant ist: In vier
Füttern neu nicht mehr als reiner Akt der     für die Tiere.                      Erlebniswelten können Besucherinnen und Be­
Nahrungsaufnahme, sondern als wichti­                                             sucher eintauchen, sie laden mit Nischen und
ge Beschäftigung für die Tiere angese­                                            Aussichtspunkten zum Verweilen ein und bieten
hen. Im Langenberg wurde es den Tieren durch verschiedene          Zeit und Raum, um die Einzigartigkeit und Schönheit der umge­
Einrichtungen ermöglicht, ihr spezifisches Jagdverhalten auch      benden Natur zu entdecken. Als Erlebniswelten geplant sind
in Gefangenschaft auszuleben. Der Tierpark ist heute ein wis­      eine Wasserwelt für Fischotter, Wasseramsel und Fische an der
senschaftlich geführter Zoo, in welchem neben der Tierhaltung      Sihl beim Besucherzentrum; eine Waldwelt, in der sich die
die Bildung, Forschung und der Artenschutz klar zu den Haupt­      Grossraubtiere Wolf, Braunbär und Luchs begegnen; eine Wie­
aufgaben zählen.                                                   senwelt mit grossen Herden und Grenzgängern zwischen Wald­
                                                                   rand und offenen Flächen. Eine Alpenwelt mit Kletterkünstlern,
«Vision Tierpark 2030»                                             Langschläfern und toller Fernsicht in die nahen ­Alpen wird als
Im letzten Teil wird Besuchenden ein Einblick in die Zukunft des   erstes Projekt umgesetzt. Mit diesem letzten Teil in der Frei­
Langenbergs ermöglicht. «Eintauchen – verweilen – entde­           lichtausstellung wird klar: Hier werden weit mehr als 150 Jahre
cken» heisst das Motto der «Vision Tierpark 2030». Die unter­      im Zeitraffer einsehbar und hautnah erlebbar.
schiedliche Balkenhöhe, der fühlbare Weitblick in der freien       ✺ Bianca Guggenheim

Wildnis Nr. 19 Frühling/Sommer 2019                                                                                                  7
Wildnis "Wild und wir" - vom Wildgarten zur Erlebniswelt - Wildnispark Zürich
wildnispark.ch

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Wildnis "Wild und wir" - vom Wildgarten zur Erlebniswelt - Wildnispark Zürich
Alpenbewohner mit Pfiff
Murmeltiere haben zwi­                                                                  nen mehrere Pfiffe in Serie zu erhöhter
schen Frühling und Herbst                                                               Wachsamkeit gegenüber einem Feind,
einiges zu tun: zeitig er­                                                              der sich am Boden nähert. Zwar wirken
wachen, sich paaren, Rang­                                                              Murmeltiere eher plump und gedrungen,
ordnungen klären. Fressen,                                                              doch verschwinden sie blitzschnell im
pfeifen, nicht gefressen                                                                Bau, sobald ein Warnpfiff ertönt.
werden. Speck ansetzen.
Heuen für den Winter.                                                                   Munggensommer
                                                                                        Der Umgang innerhalb der Murmeltier­
Frühling – die Sonne scheint. In den Ber­   Alpenmurmeltier                             familie ist nun freundlich. Zärtlichkeiten
gen liegt noch Schnee. Ein halbes Jahr      (Marmota marmota)                           werden ausgetauscht, die Munggen
haben die Murmeltiere geschlafen, ehe       Aussehen: Fell schiefergrau                 ­beschnüffeln sich immer wieder gegen­
sie durch ihre innere Uhr geweckt wer­      bis rötlichgelb                             seitig. Der Duft verrät, wer zur Familie
den. Kaum sind die Männchen munter,         Grösse: 45 – 58cm                           gehört. Beobachtet werden können sie
paaren sie sich mit Mutter, Töchtern und    Gewicht: 3 – 6kg                            auch beim Sonnenbaden auf grösseren
Schwestern. Doch der Frühling ist hart      Lebensraum: Alpweiden bis zu                Steinen. Im Sommer meiden Murmeltiere
für Munggen. Gut bedient ist, wer jetzt     3000 m.ü.M.                                 die warmen Mittagsstunden und machen
noch Fettreserven hat. Denn auf dem         Fortpflanzung: Paarungszeit                 stattdessen Siesta im Bau. Schon bei
Schnee sind die Tiere Feinden ausge­        im April/Mai                                ­einer Temperatur von 20 Grad geraten sie
setzt. Zu fressen finden Murmeltiere le­    Bestand Schweiz: Im ganzen                  in Hitzestress, da sie keine Schweiss­
diglich selbst ausgegrabene, zarte Wur­     Alpenraum verbreitet                        drüsen haben und auch nicht wie Hunde
zeln. Und auch in der Familie herrscht                                                  hecheln können, um sich zu kühlen. Dass
Stress. Wer darf bleiben, wer muss ge­                                                  sie sich unter dem Boden wohlfühlen, ist
hen? Es wird gekämpft um Revier, Rang       Doch da! Plötzlich – weitherum hörbar –     eines ihrer Geheimisse, um in den Bergen
und Paarungen. Trächtig werden mehrere      ein schriller Pfiff. Unverkennbar stammt    zu überleben. Gleichzeitig sollten sie
Weibchen. Die Chefin setzt die anderen      dieser von einem Murmeltier in der Nähe.    jetzt möglichst viel fressen, denn der
jedoch derart unter Druck, dass diese       Auf den Hinterfüssen stehend warnt es       Bergsommer ist kurz. Aus der vielfältigen
ihre Embryonen verlieren und sie fast       so Artgenossen und blickt wachsam. Zu­      Alpenflora wählen Murmeltiere instinktiv
­immer alleine Nachwuchs hat. Diese Ge­     sätzlich zum offenen Gelände der Alp­       Futterpflanzen mit besonders hohem
burtenkontrolle verhindert die Übernut­     weiden machen seitlich liegende Augen       Omega-6-Gehalt aus. Nahrhaftes Futter
zung des Areals. In einer mit Moos ge­      sein Blickfeld so weit, dass es Feinde an   ist besonders entscheidend für die Jun­
polsterten Kammer werden die Jungtiere      Boden und Himmel gut entdecken kann.        gen. Sie müssen in rund zehn Wochen ge­
blind und nackt geboren.                    Zudem ist sein Gehör scharf. Was wie        nug Fettpolster für den Winter anlegen.
                                            menschliche Pfiffe durch die Finger tönt,   Bis dahin wiegen sie das 50-fache ihres
Wenn Murmeltiere pfeifen                    sind eher Schreie, die im Kehlkopf er­      Geburtsgewichtes. Erst ist noch Heu­
Die Jungen, inzwischen rund sechs Wo­       zeugt und mit offenem Mund ausgestos­       ernte angesagt. Wenn die Munggen bis
chen alt, verlassen nun den Bau. Draus­     sen werden. Ein einzelner «Pfiff» bedeu­    zu 15 kg Heu in den Bau eintragen, naht
sen lernen sie von Mutter und Tanten, wo    tet höchste Alarmstufe und steht für        der nächste Winter.
sie die richtigen Futterpflanzen finden.    ­einen Feind aus der Luft. Hingegen mah­    ✺ Carmen Herzog

Wildnis Nr. 19 Frühling/Sommer 2019                                                                                                9
Wildnis "Wild und wir" - vom Wildgarten zur Erlebniswelt - Wildnispark Zürich
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Wildnis Nr. 19 Frühling/Sommer 2019   11
Damit die Natur ihre
     Freiräume behält.
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12
«Wildgarten – Orellis Odyssee»
als Freilichttheater

Schon um 18 Uhr ging er ins Bett, nach
Mitternacht stand er bereits wieder auf.
Ein Buchenscheit war sein Kopfkissen.
Carl Anton Ludwig von Orelli, der eigen­
willige Gründer des Langenbergs, steht im
Fokus unseres Jubiläumstheaters.

Im Rahmen des 150-jährigen Jubiläums des Wildnispark Zürich
Langenberg stellt das Turbine Theater den Gründer des Langen­
berg in den Vordergrund. Die zur Bühne umfunktionierte alte
Bärenanlage im Langenberg bildet eine eindrückliche Kulisse
für die 14 Vorstellungen des Theaterstücks. Da, wo die Bären
vor vielen Jahrzehnten auf nacktem Fels lebten, findet zwi­
schen dem 18. Mai und dem 12. Juni 2019 ein Freilichttheater
statt. Schauspieler und Vokalisten spielen das u
                                               ­ mtriebige,
schicksalhafte Leben Carl Anton Ludwig von Orellis nach.

Das Leben des Langenberg-Gründers war einem steten Wandel
unterworfen. Nach einer missglückten Ehe und einer persön­
lichen Krise gelang es dem Waldliebhaber, die Vision eines        Freilichttheater in der alten Bärenanlage: Im Zentrum
Wildgartens in die Tat umzusetzen. In diesem wohnte er bis zu     steht der Gründer des Langenbergs.
seinem Lebensende. Von Orelli, einst ein humorvoller und welt­
gewandter Gastgeber, entwickelte sich zunehmend zu einem
launischen Einsiedler. Schon um 18 Uhr ging er ins Bett und
stand nach Mitternacht wieder auf. Seine Bibliothek umfasste      Eine Produktion der Stiftung Wildnispark Zürich in
1601 Bücher. Er nahm Eis- und Schneebäder, schlief auf zotti­     Zusammenarbeit mit dem turbine theater.
gem Bärenfell mit einem Buchenscheit als Kopfkissen. Die          14 Vorstellungen vom 18.5. bis 12.6.2019 in der
­Zuschauenden erhalten in diesem spannenden Theater einer­        ­alten Bärenanlage im Tierpark Langenberg.
seits Einblick in die historischen Fakten, andererseits erleben    Buch und Regie: Peter Nikaus Steiner.
sie den längst verstorbenen, bizarren und doch enorm innovati­     Tickets: turbinetheater.ch, Albis D
                                                                                                     ­ rogerie/Langnau
ven Gründer des Langenbergs beinahe hautnah.                       am Albis, Wildnispark-Shop Langenberg und
✺ Bianca Guggenheim                                                ­Besucherzentrum in Sihlwald.

Wildnis Nr. 19 Frühling/Sommer 2019                                                                                       13
Wild auf Wald
                                                                 Im Wald gibt es viel zu entdecken. Dort huscht gerade ein Eich­
                                                                 hörnchen mit einer Nuss den Stamm empor, hier wächst ein
                                                                 leuchtender Pilz im Laub, irgendwo in den grünen Kronen klopft
                                                                 ein Specht. Es summt und brummt – ein Wald ist voller Leben.

                                                                 Die Ausstellung «Wild auf Wald» bringt den Lebensraum Wald in
                                                                 unser Naturmuseum. Es erwarten Sie heimliche Waldbewohner,
                                                                 Wissenswertes über Bäume, überraschende Lebensgemein­
                                                                 schaften, Witziges und Nachdenkliches zum Thema Wald.
                                                                 Schärfen Sie in unserem Museumswald Ihre Sinne und wagen
                                                                 Sie sich danach in den Naturerlebnispark Sihlwald.

                                                                 Sonderausstellung im Natur­museum des Wildnis-
                                                                 park Zürich vom 24.März bis 27. Oktober 2019.
                                                                 Eine Ausstellung des ­Naturama Aargau.

Neue Sonderausstellung im Natur­
                               museum.

Tierpfleger vor Ort
– Bären
Bis zum Saisonende ermöglichen wir ­Ihnen eine spezielle
­Begegnung mit ­unseren Bären. Erhalten Sie Tierpfleger-Infor­
mationen aus erster Hand, gewinnen Sie einen Einblick in die
Haltung und Fütterung unserer Braunbären. Erfahren Sie, war­
um die Bären im Langenberg gelegentlich «Bäreneis» erhalten.
Was genau ist die Winterruhe, die Bären in der kalten Saison
machen?

Die Begegnung mit den Bären findet vom 24. März
bis am 27. Oktober jeweils mittwochs um 14 Uhr
bei der Bärenanlage im Langenberg statt und
­dauert rund 20 Minuten. Der Anlass ist gratis, eine
 Anmeldung ist nicht nötig.                                      Braunbär im Langenberg mit einem «Bäreneis».

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Wildnis ist ein schillernder Begriff. Intuitiv                  der biologischen Vielfalt. Statt einer Mischung aus offenen Wei­
denken wir an grossflächige, scheinbar                          deflächen, Gebüsch und Wald wächst anfangs ein uniformer
­unberührte Gebiete. An die Weiten Alaskas,                     Wald aus ­wenigen Arten. Doch die Natur denkt nicht in Zeiträu­
 Sibiriens oder des Amazonas, an Wölfe,                         men von 50 Jahren. Würden wir auf Eingriffe verzichten, würde
 ­Bären oder Jaguare.                                           langfristig durch natürliche Prozesse wie Lawinen, Windwürfe
                                                                oder Waldbrände ein vielfältiges Mosaik an Lebensräumen mit
Auf übergeordneter Ebene besteht ein gewisser Konsens           der entsprechenden Biodiversität entstehen.
­darüber, dass solche Gebiete schützenswert sind, und selbst­   Wenn wir also Wildnis auch in der Schweiz schützen wollen –
verständlich geht es beim Wildnisschutz darum, grossflächige    wofür wir zweifelsohne eine ethische Verantwortung tragen –
­Gebiete vor menschlichem Einfluss zu schützen. Doch dabei      müssen wir primär unser Denken ändern: Weg von der Vorstel­
dürfen wir zwei Aspekte nicht vergessen:                        lung grossflächiger Schutzgebiete (die nur im Hochgebirge
                                                                möglich wären) hin zu einem Naturschutz, der einfach einmal

Wildnis – hier
                                                                zulässt, was geschieht. Dies beginnt vor unserer eigenen Haus­
                                                                türe: In unseren Gärten, in kleinen, verwildernden Gebieten oder
                                                                in Pionierprojekten wie dem Sihlwald.

und jetzt!
                                                                ✺ Katharina Conradin

                                                                                                        Katharina Conradin

Erstens: Es ist klar, dass wir quan­
                                                                                               Wildnis –
                                                                                            Gedanken und
titative und qualitative Indikatoren                                                          Gesichter
be­nötigen, um Wildnis zu vermes­
sen und zu vergleichen. Wenn wir
jedoch zu stark versuchen, Wildnis
in ein Raster zu pressen und auf
Quadrat­kilometer zu reduzieren,
vergeben wir die Chance, Wildnis in                                                                     Katharina Con­ra­din
unseren Breitengraden zu erhal­                                                                         ist promovierte
ten. Und damit unterlassen wir es                                                                       Geographin und war
auch, die Menschen in ihrer nächs­                                                                      von 2011 bis März
ten Umgebung für den Eigenwert                                                                          2018 Geschäftslei-
der Natur zu begeistern, was eine                                                                       terin der Alpen-
Grundvoraussetzung für den Na­                                                                          schutzorganisation
turschutz ist.                                                                                          «mountain wilder­
                                                                                                        ness» Schweiz.
Zweitens: Auch wenn der klassi­                                                                         Heute ­arbeitet sie in
sche Artenschutz in der Schweiz                                                                         der Umweltbera-
höchste Bedeutung hat: Die Natur                                                                        tung und ist Präsi-
entwickelt sich ganz ohne mensch­                                                                       dentin der inter­
liches Zutun. Ein Beispiel: Wenn                                                                        nationalen Alpen-
Alpen verganden, führt dies auf                                                                         schutzkommission
kurze Sicht lokal zu e
                     ­ iner Abnahme                                                                     CIPRA.

Wildnis Nr. 19 Frühling/Sommer 2019                                                                                           15
Unsere Futterratten, -kaninchen und                                Artgerechte Kükenhaltung
­-küken verbringen ihren Lebtag so, wie ihn                        «In den Boxen, in denen früher die Ratten lebten, lagern wir
auch jedes andere Tier im Langenberg ver­                          heute Werkzeug», sagt Wigger. Damals kamen auch bei uns so­
bringen darf: In artgerechter Haltung mit                          genannte Makrolonboxen, in welchen viele Futtertiere ihren
abwechslungsreichen Beschäftigungs­                                Lebtag verbringen, zum Einsatz. Die heutige Haltung ist damit
möglichkeiten.                                                     nicht zu vergleichen. Auch die Futterküken haben seit ein paar
                                                                   Jahren nicht nur viel mehr Platz, sondern auch eine neue, artge­
Leise ist klassische Musik aus einem gekachelten, etwa 12          rechte Umgebung. «Unter die Wärmelampen legen wir kleine
Quadratmeter grossen Raum zu vernehmen. Hier wohnen rund           Tannenbäume, die mit ihren hängenden Ästen Höhlen für die
100 Ratten in einem Ratten-Paradies hinter Plexiglas. «Unsere      ganz jungen Küken bilden», erklärt der Tierpfleger und ergänzt,
Futtertiere haben ein wunderbares Leben», sagt Andreas Wig­        dass dies ein von den Küken häufig benutzter Ersatz für die
ger, stellvertretender Leiter des Betriebs Tiere im Langenberg.    Mutterwärme darstelle. Mitten im Raum liegt ein grosser toter
Die scheuen Tiere verstecken sich sofort beim Betreten des         Baum mit vielen Ästen, eine beliebte Sitzgelegenheit für die
Raumes. Möglichkeiten dafür haben sie mehr als genug: Äste,        ­Küken. Eine artgerechte Kükenhaltung ermöglicht den Tieren
Bretter, Erde, Hobelspäne und Karton sind bis auf die halbe        die Ausübung angeborener Verhaltensweisen, wie beispielswei­
Raumhöhe kreuz und quer gestapelt. «Die Raumgestaltung             se das Scharren bei der Futtersuche. Der sandige Boden in der
überlassen wir den Ratten, das können sie gut», sagt der Tier­     Anlage macht das möglich. «Werden Küken zur Fütterung unse­
pfleger und lacht. «Die Tiere finden hier artgerechte Beschäfti­   rer Raubtiere benötigt, holt sie ein Tierpfleger aus einem abge­

                        Futtertiere – mehr Tier
gungsmöglichkei­
ten, sie leben in
natürlichen sozia­
len Strukturen und
haben Rückzugs- und Klettermöglichkeiten, Rinde zum Abna­          trennten Bereich», sagt Andreas Wigger. In diesen gingen die
gen sowie Material zum Nester bauen». Der Tierpfleger ist stolz    Tiere gerne, denn die Vorrichtung ist im Alltag Futterstation.
auf die schweizweit einzigartige Futtertierhaltung.
                                                                   Genaue Tierkenntnisse
Geduld und Achtsamkeit beim «Abschöpfen»                           «Weil unsere Raubtiere eine abwechslungsreiche Nahrung
Die scheuen Ratten bleiben auch bei einer solch tierfreundli­      brauchen, verfüttern wir ihnen neben den Küken und Ratten zu­
chen Haltung Futtertiere. Irgendwann werden sie somit zur          sätzlich Kaninchen», erklärt der Tierpfleger. Raubtiere, das sind
Mahlzeit unserer Raubtiere. Auch das ist so schonend wie mög­      alle Fleisch fressenden Wildtiere im Langenberg – die Bären,
lich vorbereitet: Rote Plexiglas-Fütterungsboxen schliessen die    Füchse, Luchse, Wildkatzen, Wölfe sowie auch die Fischotter.
Rattenanlage nach vorne hin ab. «Durch rotes Plexiglas können      Die Kaninchenanlage ist bezüglich ihrer Grösse und der gebote­
wir hineinsehen, da Ratten aber nicht durch rot hindurch sehen,    nen Abwechslung kaum zu toppen: Die in geschlechtlich ge­
sehen sie nicht hinaus», erklärt Wigger. Ein Metallkorb mit        mischten Gruppen lebenden Tiere nutzen neben einer Innenan­
Frischfutter sowie Pellets sind so darin angebracht, dass die      lage zusätzlich eine grosszügige Aussenanlage mit unzähligen
Tiere das Essen nicht in die Verstecke mitnehmen können.           Möglichkeiten zum Graben und Hüpfen. Die Kaninchen werden
«Wenn ich Tiere zum Verfüttern ‘abschöpfe’, muss ich achtsam       per Bolzenschuss erlegt. «Auch bei den Kaninchen müssen wir
und manchmal auch geduldig sein. Denn trächtige oder säugen­       sehr genau schauen, welche wir ­verfüttern können», sagt And­
de Weibchen dürfen nicht entfernt werden. Unsere Tiere sind        reas Wigger und erklärt, dass vom Tierpfleger bei e
                                                                                                                     ­ iner artge­
sehr zutraulich und lassen sich deshalb gut raus nehmen. Ihnen     rechten Futtertierhaltung einiges erwartet wird. «Wir müssen
ist in unserer Gegenwart nie Schlechtes widerfahren», erklärt      wissen, welche Tiere säugen oder trächtig sind.» Diese dürfen
Andreas Wigger.                                                    wir nicht töten.

16
«Die Raumgestaltung
 ­ berlassen wir den Ratten,
 ü
 das können sie gut», sagt
 der Tierpfleger und lacht.

 Der Kreislauf im Langenberg
 Die Wildtierfütterung mit Kaninchen und
 Ratten im Langenberg ist deshalb nicht
 bis ins Detail planbar. Auf die Küken kann
 besser ausgewichen werden, da in dieser
 Anlage nur männliche Tiere hausen. Das
 Abschöpfen ist dadurch unproblema­
 tisch. Im Langenberg werden alle abge­
 schöpften, aber nicht sofort verfütterten
 Futtertiere tiefgekühlt. Letztere sind da­
 durch bei zu geringen Mengen an Frisch­
 futter rasch verfügbar.

als Futter
 Auch wenn ein Griff in die Makrolon­
 boxen oft einfacher wäre – Ziel sei es, im
 Langenberg einen eigenen kleinen
 ­Lebenskreislauf aufrecht zu erhalten,
 ­erklärt Wigger. «Unser Fleisch bleibt im
 Langenberg. Wenn wir den Hirschbe­
 stand aufgrund der jährlichen Vermeh­
 rung reduzieren müssen, werden unsere
 Raub­tiere oder das Restaurant mit die­
 sem Fleisch versorgt. Externe werden
 nicht beliefert», erklärt der stellvertre­
 tende Leiter des Betriebs Tiere und ist
 überzeugt von dieser Philosophie.
 ✺ Bianca Guggenheim

 Auch jene Tiere, die den Raubtieren
 verfüttert werden, haben im Langen-
 berg Anrecht auf eine artgerechte
 Haltung.

 Wildnis Nr. 19 Frühling/Sommer 2019          17
..
Fruhlings erwachen
Baumkeimling
             im Wald
 Erkennst du die Keimlinge? Aus diesen kleinen Pflänzchen
 wachsen einmal stattliche Bäume. Es sind alles Bäume,
                                                                                                           Hast
 die auch im Sihlwald vorkommen.
                                                                                                      du Lust auf mehr
                                                                                                 Tier- und Pflanzenrätsel
                                                                                              zum Sihlwald?
                                                                                             Am 24. März ist Eröffnung der Son­
                                                                                         derausstellung «Wild auf Wald» im
                                                                                         Besucherzentrum Sihlwald. Besuche

                                                                       B _ RK _              die Ausstellung und entdecke Span­
                                                                                              nendes in den Kinderkisten. Am
                                   _ S_ HE                                                       Empfang erhältst du den
  AH _ _ N                                                                                            Schlüssel dazu.

Illustration ­Keimlinge:
Mike Dalbert, treeline.ch

                                                      B___E
                            U__E                                                 _ ICH _ _

         ..
 Pflanzenratsel
 Nach dem langen und kalten Winter erwacht der Wald

                                                                                                                               Bärlauc
 zu neuem Leben. Kennst du diese Pflanze?
                                                                                                                                      h
 Im Frühling breitet sich die gesuchte Pflanze wie ein grosser, grüner Teppich
 auf dem Boden über weite Flächen im Sihlwald aus. Ein kräftiger Knoblauch-Geruch
 steigt dir beim Waldspaziergang in die Nase. Nach der Winterruhe essen auch
 die Bären in ihrer Anlage im Langenberg gerne die grünen Blätter. Sie kurbeln
 so ihrer Verdauung wieder an. Viele Waldspaziergänger bereiten zu Hause
 aus den gesammelten Blättern Pesto zu.

 Um welche Pflanze aus dem Sihlwald handelt es sich?

18
Mein Wildnispark-Tipp
von Tania Cambeiro, Projektleiterin Sponsoring Zürcher Kantonalbank

Auf dem Urzeit-Rundweg des Langenbergs                          «Genau deshalb schätze ich es so, dass ich bereits nach sehr
fühlt sich Tania Cambeiro um Jahrhunderte                       kurzer Fahrzeit von Zürich aus im Langenberg mitten in der
zurückversetzt. Die Ruhe im Westteil des                        ­Natur bin», erklärt sie.
Parks geniesst die Stadtzürcherin ganz                          Cambeiro geht ihrem Sohn und Mann zuliebe aber immer auch
­besonders.                                                     ins Zentrum des Langenbergs – zu den Bären, den Steinböcken,
                                                                den Wölfen und auf den Spielplatz. «Der Abschluss eines
«Ich mag die Wisente, sie erinnern mich an längst vergangene    ­Langenberg-Besuchs muss für mich aber immer im Westteil
Zeiten», sagt Tania Cambeiro und schaut gedankenversunken       stattfinden. Gefüllt mit dieser Ruhe und Mystik machen wir uns
vom Langenberg über die Hügel in Richtung Stadt Zürich. «Der    dann auf den Rückweg nach Zürich».
Urzeit-Rundweg im Westteil des Langen­
bergs ist mein Lieblingsweg im Park»,
verrät die 30-Jährige. Ihr knapp zwei­
jähriger Sohn bestaune in der Feuerhöhle
auf dem höchsten Punkt des Rundwegs
gerne die Malereien. «Hier wird Ge­
schichte lebendig», sagt sie begeistert.
Gedanklich fühle sie sich in der Feuer­
höhle sofort in eine steinzeitliche Jagd­
szene zurückversetzt. «Ich komme aus
Spanien. In der Höhle von Altamira habe
ich bereits als Kind beeindruckende Höh­
lenmalereien mit Wisenten bestaunt», so
Cambeiro. Besuche sie mit ihrem Sohn
und ihrem Mann die Wisente und die
Feuerhöhle, so fühle sie sich mit ihren                 «Die Tiere strahlen
Wurzeln verbunden und denke an ihre                     Ruhe und Gelassen­
Kindheit zurück.                                        heit aus»
«Wisente sind mystische Tiere für mich»,
sagt die junge Frau und erklärt, dass die
Stärke der Tiere in Verbindung mit einem so sanft­
mütigen Charakter sie sehr beeindruckt. «Die Tiere
strahlen Ruhe und Gelassenheit aus», so Cambeiro.
Die Stille in diesem Teil des Parks geniesse sie so­
wieso sehr. Im Langenberg West erhole sie sich sehr
rasch vom Alltagsstress. «Hier schalte ich ab und
nehme die Stille in mir auf» ergänzt sie. Als «Stadt­
kind» habe sie im Alltag bereits genug «Action».

Wildnis Nr. 19 Frühling/Sommer 2019                                                                                            19
im Rhythmus der Natur

     Wussten Sie…
     …dass das Totholz im
     Naturwald Sihlwald
     351 Totholz liebenden
     Käferarten einen
     ­Lebensraum bietet?

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