Wildbienen Lebensweise Gefährdung Bedeutung Schutz - Land Salzburg

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Wildbienen Lebensweise Gefährdung Bedeutung Schutz - Land Salzburg
Naturschutz

              Wildbienen
                  Lebensweise
                  Gefährdung
                  Bedeutung
                  Schutz
Wildbienen Lebensweise Gefährdung Bedeutung Schutz - Land Salzburg
Die Honigbiene ist die bekannteste Bienenart und die einzige, die ganzjährig
in einem Staat lebt.

Impressum:
Medieninhaber: Land Salzburg | Herausgeber: Abteilung 5 – Natur- und Umweltschutz, Gewerbe vertre-
ten durch Mag. Gundi Habenicht | Text: Dr. Johann Neumayer | Bildnachweis: Sofern nicht anders an-
gegeben stammen alle Bilder von Dr. Johann Neumayer. Weitere Bildautoren sind: Dr. Paul Westrich,
Walter Wallner, Henk Wallays, Mag. Otto Leiner, Göran Halmström, Mag. Gundi Habenicht, Franz Höneg-
ger, Dr. Susanne Stadler | Grafik: Landesmedienzentrum/Grafik | Druck: Druckerei Land Salzburg |
Anschrift: Postfach 527, 5010 Salzburg | Downloadadresse: www.salzburg.gv.at/wildbienen.pdf
Stand: Juli 2018 | Gedruckt auf Desistar.
Wildbienen Lebensweise Gefährdung Bedeutung Schutz - Land Salzburg
Biologie und Lebensweise

Die Verwandtschaft                            Artenzahlen
Die Honigbiene kennt jeder Mensch,            Weltweit wurden bisher fast 20.000
ihre „wilden Verwandten“ schon we-            Bienenarten beschrieben. Tausende
niger. Doch wie sind sie entstanden           sind der Wissenschaft noch gänzlich
und wie leben sie?                            unbekannt, denn jährlich werden
                                              viele für die Wissenschaft neue Arten   3
Bienen gehören wie die Ameisen                entdeckt. Aus Österreich sind derzeit
und die Wespen zu den bestachelten            696 Arten bekannt und in Salzburg
Hautflüglern (Hymenoptera - Aculea-           wurden bisher 309 Arten gefunden.
ta). Ihr gemeinsames Merkmal ist die
Umbildung des Eilegeapparates der
Weibchen zu einem Giftstachel.

Im Zuge der ersten rasanten Ent-
wicklung der Blütenpflanzen im Krei-
dezeitalter - also zur Zeit der Hoch-
blüte der Dinosaurier – spezialisierte
sich ein Zweig der Grabwespen da-
rauf, Blütenpollen als Eiweißquelle
für die Larven zu nutzen. Mit diesem
Überstieg von Fleisch auf Pollen als
Nahrungsquelle waren die Bienen ge-
boren. Bis heute brauchen alle welt-
weit vorkommenden Arten, mit ganz
wenigen Ausnahmen, Blütenpol-
len als Eiweißquelle und Nektar als
Kohlehydratquelle zum Leben. Die-
se Abhängigkeit macht sie aber auch
zu den verlässlichsten Bestäubern
im Tierreich: bei jedem Besuch von
Blüten tragen sie Pollen weiter, mit
dem sie die nächsten Blüten bestäu-
ben. Durch die Bestäubung entste-
hen wiederum Früchte und Samen.

     Fast alle heimischen Bienen leben aus-
  schließlich von Nektar und Pollen – Große
           Wollbiene Anthidium manicatum.
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    Die Glockenblumen-Scherenbiene lebt          Alle Wespenbienen (Nomada spp.) schmuggeln ihre
    solitär und baut ihre Nester in Käferfraß-   Eier in die Nester der jeweiligen Wirtsart.
    gängen in Totholz.

    „Einsam oder gemeinsam?“                      Die Honigbiene hingegegen lebt aus-
                                                  schließlich im Sozialgefüge des Bie-
    Die allermeisten Bienenarten leben            nenstocks. Eine Königin könnte allein
    einzeln (= solitär) und nicht in Staaten      gar nicht überleben. Die Staaten ver-
    wie die Honigbiene oder die Hummeln.          mehren sich durch Schwarmbildung.
    Bei uns lassen sich alle Varianten des
    Soziallebens der Bienen finden:               Das Brut- und Sozialgeschehen bei
                                                  Bienen ist Sache der Weibchen, denn
    Bei den solitären Arten versorgt ein          auch alle Arbeiterinnen der sozialen
    Weibchen die Nachkommenschaft                 Bienenarten sind unfruchtbare Weib-
    allein. Diese schlüpfen im nächsten           chen. Die Männchen spielen nur ein
    Jahr, lange nach dem Tod des Mut-             kurzes Intermezzo bei der Paarung.
    tertieres.
                                                  Wo bauen Wildbienen die
    Bei Hummeln und einigen Furchen-
    bienenarten beginnt das Weibchen
                                                  Nester?
    ebenfalls allein mit der Nestgrün-            Die Nester werden artspezifisch an-
    dung und der Aufzucht der ersten              gelegt:
    Larven. Diese schlüpfen aber bereits
    nach einer kurzen Verpuppungszeit             Mehr als 50 % der mitteleuropäischen
    und bilden gemeinsam mit ihrer Mut-           Arten graben Röhren und Brutzellen
    ter, die damit zur Königin wird, ei-          im Boden, wobei einzelne Arten nur
    nen meist einjährigen Staat.                  in Sand, lehmiger Erde, auf flachem
                                                  Boden oder in Steilwänden nisten.
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Viele Wildbienen legen ihre Nester im Erdboden an. © Susanne Stadler

                                               Gut 15 % der Arten legen ihre Nester
                                               in Käferbohrgängen in Totholz an.
                                               Einige Arten nisten in leeren Schne-
                                               ckenschalen, andere in markgefüll-
                                               ten Stängeln zB von Königskerzen
                                               oder Brombeeren.

                                               Einige weitere Arten bauen steinhar-
                                               te Mörtelnester und eine Art baut ein
                                               frei hängendes Nest aus Baumharz.
                                               Die meisten Hummelarten bauen ihre
                                               Wachsnester in Kleinsäugernestern,
                                               einige aber auch in dicht verwobe-
                                               nem trockenem Pflanzenmaterial un-
                                               ter Grasbülten oder in Moospolster.

                                               Fast ein Drittel der Arten versorgt
                                               ihre Brut nicht selber: sie schmugge-
                                               len ihre Eier als „Kuckucksbiene“ in
                                               das Nest einer spezifischen Wirtsart
                                               oder übernehmen als Kuckuckshum-
Grabwespen sind die nächsten Verwandten
der Bienen. Viele besuchen ebenfalls Blüten,   mel mehr oder weniger gewaltsam die
aber ihre Brut füttern sie mit Insekten, die   Herrschaft in einem Hummelstaat.
sie mit einem Stich lähmen.
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                                                     Wicken sind für die Hummelbestäu-
                                                     bung gebaut. Sie lassen sich nur
                                                     mit Krafteinsatz öffnen.

    Rolle von Bienen für die Bestäubung
    Ein bedeutender Teil der mensch-       der Insektenbestäubung auf weltweit
    lichen Ernährung basiert auf insek-    über 150 Mrd € geschätzt.
    tenbestäubten Pflanzen, wie zB alle
    heimischen Obst- und Beerenfrüch-      Doch weit über dem Wert für den
    te, Tomaten, Käferbohnen, Erbsen,      Menschen steht die Bedeutung der
    Gurken, Zucchini, fast alle Gewürz-,   Bestäuber für ganze Landökosyste-
    Tee- und Heilkräuter.                  me. Diese würden zusammenbre-
                                           chen, wenn sich die insektenbestäub-
    Auch Feldfrüchte wie Kürbis, Raps,     ten Pflanzen nicht mehr fortpflanzen
    Sonnenblumen oder Pferdebohnen         könnten. Insektenbestäubung ist ein
    sind insektenbestäubt. Darüber hi-     ökologischer Schlüsselprozess und
    naus können viele Pflanzen, de-        Bienen spielen dabei eine wesentli-
    ren Blätter, Wurzeln, Stängel oder     che Rolle.
    Knollen uns als Nahrung dienen, nur
    durch Insektenbestäubung Samen         Die Honigbiene alleine kann natür-
    ausbilden, wie Salate, alle Kohlge-    lich nicht alle Pflanzenarten bestäu-
    wächse, Zwiebel und Lauch. Schon       ben. Pflanzen benötigen je nach Blü-
    2009 wurde der ökonomische Wert        tenbau unterschiedliche Bestäuber:
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Nicht nur Bienen bestäuben. Diese Schweb-
   fliege (Scaeva sp.) frisst Pollen eines Dol-
  denblütlers und bestäubt dabei die Blüten.

Einige werden von kleinen Bienen-
arten mit oft nur 5 oder 6 mm Kör-
perlänge bestäubt, andere nur von
schweren Brummern wie den Hum-                                                             7
meln. Weitere wichtige Bestäuber
sind Fliegen, Schmetterlinge und Kä­-
fer. Erst wenn ein ganzes Spektrum
an bestäubenden Insektenarten,
darunter die Bienen, zur Verfügung
steht, ist die Bestäubung gesichert.              ter Extrembedingungen entstehen in
                                                  der Natur artenarme Gemeinschaften.
Pflanzenartenvielfalt und Vielfalt an             Während also Artenvielfalt der Nor-
Bestäubern bedingen sich gegenseitig.             malzustand ist, werden unsere Land-
In naturnahen Ökosystemen stellt sich             schaften zusehends artenärmer, weil
Vielfalt meist von selbst ein. Nur un-            die Bedingungen extremer werden.

Nur große Bienen wie diese Holzbiene - Xylocopa violacea - können Salbeiblüten bedienen.
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Warum sind Wildbienen gefährdet?
    Bienen leben überwiegend in land-                wenige Pflanzenarten stand. Mit dem
    wirtschaftlich genutzten Flächen.                Übergang von ein- oder zweimähdi-
    Der rasante landwirtschaftliche Wan-             gen oft mageren Wiesen zu fetten
    del konnte für die Wildbienen nicht              Mehrschnittwiesen ist ein dramati-
    ohne Folgen bleiben. Sicher nach-                scher Rückgang von Blütenpflanzen
    weisbar ist der Rückgang bei den                 verbunden. Damit wird den Bienen
    Hummeln: Von den 32 Hummelarten,                 die Nahrungsgrundlage entzogen.
8   die in Salzburg nachgewiesen sind,               Dazu ist oftmals das Fehlen von Rai-
    sind zwei völlig verschwunden und                nen, Säumen, Hecken und struktu-
    einige weitere sehr selten geworden.             rierten, artenreichen Waldrändern
    Darüber hinaus gibt es deutliche Le-             gravierend. Denn diese bieten auch
    bensraumverluste, sodass man auf                 dann ein Blütenangebot, wenn der
    vielen Flächen nur mehr wenige Al-               Großteil der Wiesen gemäht ist.
    lerweltsarten findet.
                                                     (Zu) Gepflegte Gärten
    Übernutzte Landschaften
                                                     Rasenroboter, Düngung und Gift er-
    Änderungen in der Landbewirtschaf-               zeugen in Gärten oft das gleiche Bild
    tung und zunehmende Verbauung                    wie auch auf öffentlichen Grünflä-
    von Flächen führen zum Verlust blü-              chen: Blütenarmut. Das macht Bie-
    tenreicher Lebensräume. Der hohen                nen zu schaffen, den wilden noch
    Düngeintensität und bis zu sechs                 mehr als der Honigbiene, der ja die
    Grasschnitten halten nur mehr ganz               Imker/innen beistehen.

    In Fettwiesen bildet der Löwenzahn den          In ausgeräumten Landschaften bleibt nach
    einzigen – oft sehr kurzlebigen – Blütenflor.   der Mahd keine Blüte übrig.
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Gesetzlicher
Schutz
Wildbienen
2017 wurden in Salzburg 16 Wildbie-
nenarten unter gesetzlichen Schutz
gestellt. Ausgewählt wurden Salz-
burger Arten, die als gefährdet ein-                9
gestuft und auf bestimmte Lebens-
räume angewiesen sind.
Der gesetzliche Schutz beschränkt
sich örtlich auf geschützte Lebens-
räume gemäß § 24 Salzburger Natur-
schutzgesetz 1999 idgF. Von den ge-
setzlich geschützten Lebensräumen
im Land Salzburg haben die Mager-
und Trockenstandorte eine heraus-
ragende Bedeutung für Wildbienen.
Einzelne gefährdete Arten leben
auch in Feuchtgebieten oder an den
Erdanrissen von Fließgewässern im
Tiefland. Die Alpenhummel besiedelt
ausschließlich das alpine Ödland.

Hornisse
Nahe Verwandte der Bienen sind die
Wespen. Unter ihnen zählt die Hor-
nisse (Vespa crabro) zu den geschütz-
ten Arten im Bundesland Salzburg.
Der Schutz der Hornisse ist jedoch
in Hausgärten, Gebäuden, Jagdanla-
gen wie Wildfütterungen und Hoch-
ständen sowie der Ausübung der Fi-
scherei dienenden baulichen Anlagen
ausgenommen.

     Eine Schwarzbürstige Blattschneiderbiene
     Megachile nigriventris tapeziert ihr Nest
     mit Blättern aus. Sie nistet häufig in Holz-
     spalten z.B. in Zaunpfosten, Brückengelän-
     dern und an Holzhäusern.
Wildbienen Lebensweise Gefährdung Bedeutung Schutz - Land Salzburg
Artenschutz ist
     Lebensraumschutz
     Bienen kann man nur schützen, wenn
     man ihre Lebensräume schützt. Zu
     überwiegenden Teilen bewohnen
     Bienen nicht nur Schutzgebiete, son-
     dern die offene Landschaft sowie
10   auch Hecken und Feldgehölze.

     Viele Arten sind Kulturfolger und seit
     Jahrtausenden durch die Landbewirt-
     schaftung des Menschen gefördert
     worden. Daher ist es aus Sicht des
     Bienenschutzes wichtig, extensiv ge-
     nutzte Flächen und Saumstrukturen
     zu erhalten oder wieder zu schaffen.

     Das hilft auch Vögeln und Säuge-
     tieren, sowie dem Tourismus, denn
     ausgeräumte Landschaften sind mo-
     noton und werden von den meisten
     Menschen nicht als schön empfun-
     den.

     Die gesetzlich geschützten Arten
     sollen aufmerksam machen, welche
     wertvollen Lebensräume nicht weiter
     zerstört werden dürfen und sie sollen
     helfen, den Erfolg von Naturschutz-
     maßnahmen zu dokumentieren.

                                              Hochstauden bieten ein üppiges Blütenangebot
                                              vom Hochsommer bis zum ersten Frost.
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Schilfhalme und Bambusrohre sind ein begehrter Nistplatz. Hier wartet ein Männchen der
Roten Mauerbiene Osmia bicornis auf die schlüpfenden Weibchen.

Ruderalflächen beeindrucken durch      Wenn der Rasen nicht gedeihen mag… . Diese
ihr kurzzeitiges Blütenangebot und     Fläche bietet mit der Gundelrebe Nahrung für
den Reichtum an Blütenbesuchern.       Hummeln und Pelzbienen und offene Bodenstel-
                                       len als Nistplätze für viele Bodennister.
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     Um hohe Eiweißgehalte zu erzielen, werden Wiesen oft gemäht. Solche Wiesen sind fast blüten-
     frei und für Bienen wertlos.

     Bienenschutz in der Landwirtschaft
     Blühende Randstreifen                        Wiesen in einen landwirtschaftlichen
     In der großflächigen Grünlandwirt-           Betrieb einbindet.
     schaft ist es insbesondere im Flach-
     land wichtig, dass Strukturen wie
     Blühstreifen an den Acker-, Wiesen-
     und Wegrändern sowie Hecken die
     Landschaft bereichern. Diese sorgen             Nutzungsvielfalt fördert Pro-
     für ein kontinuierliches Blütenange-            duktvielfalt und Artenvielfalt!
     bot und nützen vielen Arten als Aus-
     breitungskorridor. Sie fördern auch             Regionale Lebensmittel, wie
     Singvögel und Niederwildarten.                  die Streuobstnutzung, sind ge-
                                                     lebter Bienenschutz!
     Leben ist Abwechslung:
     Abgestufte Wiesennutzung                     Unbedingt nötig dazu ist der Dialog
     Weiters profitieren Bienen sehr von          mit Bäuerinnen und Bauern sowie
     einer abgestuften Wiesennutzung,             eine breite Bewusstseinsbildung über
     die neben Intensivertragswiesen              den Wert artenreicher Lebensräume,
     auch wenig gedüngte, zweimähdige             auch in der Kulturlandschaft.
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Blütenreiche Streuobstwiese, in der die     Blühstreifen entlang der Wiesenränder sind
Knautien-Sandbiene Blüten besucht und       eine ausgezeichnete Möglichkeit, Bienen auch
nistet. Obstprodukte von heimischen Bau-    dann Nahrung zu bieten, wenn die Wiese
ern zu kaufen ist Wildbienenschutz!         gemäht ist. © Gundi Habenicht

Die Waldpelzbiene Anthophora furcata       Wo Wiesen, Steuobstbestände und Wald-
baut ihre Nester in morschem Holz und      ränder die Landschaft strukturieren, ist sie
bevorzugt Lippenblütler.                   meist anzutreffen.
Bienenschutz
     auf öffentlichen
     Flächen
     Ohne wirtschaftliche Notwendigkeit
     und teils mit hohem Aufwand wer-
14   den öffentliche Flächen wie Parks,
     Grünflächen um Schulen und Kinder-
     gärten aber auch Gewerbegebiete
     und Straßenränder oft als Rasen ge-
     pflegt.

     Bunte Vielfalt im Ort
     Rasenflächen sind dort sinnvoll, wo
     Sport betrieben wird oder wo Flä-
     chen sehr intensiv betreten werden.
     Überall sonst sollte Platz für Blumen-
     wiesen, Säume, Fruchthecken und          Karden sind Hummelmagneten
     Vieles mehr sein.

                                              Natur und Gewerbe schließt
                                              sich nicht aus
                                              Auch Gewerbegebiete und Betriebsa-
                                              reale müssen keine sterilen Grünflä-
                                              chen zwischen den Gebäuden haben,
                                              sondern können Platz für Natur bie-
                                              ten und sogar Friedhöfe können Orte
                                              des Lebens werden.

                                              Straßen für alle
                                              Eine wichtige ökologische Rolle kön-
                                              nen Straßenränder und –böschungen
                                              einnehmen, vor allem an wenig be-
                                              fahrenen Straßen. Sie können zu blü-
                                              henden Wegzeichen werden und das
     Wegrand im Ortszentrum als               Gerüst eines Netzes an Landschafts-
     Bienenparadies                           strukturen bilden.
Der Straßenrand als magerer Wiesenstandort.
                                                                                     15

                                       Blühflächen bringen Leben mitten in die
                                       Großstadt.

Wichtig ist, die Grünflächen nicht     mehrere „Bienenhotels“. Zumindest
zu düngen, nur ein oder zwei Mal im    Baumstämme bis 2 m Höhe sollten
Jahr zu mähen und das Mähgut abzu-     kein Sicherheitsproblem darstellen
transportieren.                        und können auch im Siedlungsraum
                                       zum Lebensraum werden. Denn wirk-
Wenn allerdings der Boden stark mit    lich artenreich wird ein Baum oft
Nährstoffen angereichert ist, wer-     erst, wenn er tot ist.
den Blütenpflanzen kaum eine Chan-
ce gegen die Gräser haben und eine     Bei all diesen Aktivitäten ist das gän-
Blumenwiese wird sich ohne Erdaus-     gige Schönheitsideal hinderlich, das
tausch erst in Jahrzehnten einstel-    Vielfalt, Spontanes und Absterben-
len.                                   des als hässlich einstuft. Die natur-
                                       nahe Pflege öffentlicher Flächen ist
Eine schwierige Frage - nicht nur,     auch eine pädagogische Aufgabe,
aber auch aus Haftungsgründen - ist    denn ohne eigenes Erleben kann kein
das Zulassen des Absterbens von Bäu-   Verständnis für Natur wachsen. Ge-
men und Sträuchern. Totholzbesie-      meinden können so zu Vorbildern für
delnde Bienenarten sind darauf an-     andere Grundbesitzer werden.
gewiesen und ein toter Baum ersetzt
16

     Wildrosen sind eine hervorragende Pollen-    Ein naturnaher, artenreicher Garten kann über 50
     quelle                                       versch. Bienenarten beherbergen. © Franz Hönegger

      Bienenschutz im Garten
      Je vielfältiger der Garten genutzt           In größeren Gärten ist der Spielraum
      wird, desto reicher an Pflanzenarten         natürlich größer: Hecke, Obstgarten,
      und an Bienen wird er sein. Auch in          feuchte und trockene Bereiche, eine
      kleinen Gärten haben ein Gemüsebe-           Blumenwiese, ein blühender Saum,
      et, Kräuter, ein Obstbaum oder Bee-          ein Gemüsegarten, ein Komposthau-
      rensträucher, ein Wiesenstückchen            fen und ein Teich können je nach
      und ein “wildes Eck“ Platz.                  Flächenangebot und Vorlieben der
                                                   Besitzer Platz finden.

                                                   Sanfte Pflege
                                                   Wichtig ist, dass die menschliche
                                                   Hand regulierend, aber nicht bra-
                                                   chial eingreift. Pedanterie zerstört
                                                   viel. Wenn sich neue Pflanzen ansie-
                                                   deln, oder ein Baum abstirbt, muss
                                                   nicht alles radikal beseitigt werden,
                                                   sondern natürliche Prozesse sollten
                                                   maßvoll gesteuert werden.

      Solch ein Garten bietet weder Honigbienen
      noch Wildbienen Nahrung
Heimische Pflanzen
Das wesentliche Maß für die Natur-
nähe eines Gartens ist die Anzahl an
heimischen Pflanzenarten. Während
der Vegetationsperiode reißt in na-
turnahen Gärten das Blütenangebot
nie ab und es werden sich immer Bie-
nenarten finden. 60 bis 100 Bienen-
arten können in naturnahen Gärten
auch im Stadtgebiet auftreten, wenn
man ein Blütenangebot, auch für
die Spezialisten bereithält (zB Glo-                                                    17
ckenblumen, Natternkopf, Schmet-
terlingsblütler, Kreuzblütler, Lauch-       Nisthilfen für holzbewohnende Bienenarten
                                            ermöglichen spannende Beobachtungen und
gewächse, Weiden…). Man beachte,            helfen seltenen Arten.
dass die meisten Blumen aus dem
Gartenmarkt steril und daher für Bie-       Umgebung vorhanden ist, sollten sie
nen nutzlos sind.                           im Lauf weniger Jahre dicht besie-
                                            delt werden. Allerdings nisten nur
                                            15 % der Bienenarten in Totholz. Vie-
Selbst gebastelte Hilfen                    le bauen ihr Nest im Boden und be-
„Bienenhotels“ sind ein ausgezeich-         nötigen schütter bewachsene Boden-
netes pädagogisches Werkzeug, um            stellen
erleben zu können, was sich an Le-
ben vor der Haustür abspielt. Sinn-         Übrigens können mit wenig Aufwand
voll sind Hartholzblöcke oder -äste,        auch Kleinstgärten und Balkone bie-
in die man seitlich Löcher zwischen         nenfreundlich gestaltet werden: Ein-
3 mm und 8 mm bohrt und Schilf-             fach gängige Küchenkräuter in Kisten
halme. Wenn die Nisthilfen sonnig           ansetzen: Ob Thymian, Oregano, Sal-
und regengeschützt aufgestellt wer-         bei, Ysop, Borretsch, Weinraute, La-
den und genug Blütenangebot in der          vendel, Rosmarin, Schnittlauch, Dill,
                                            Fenchel oder Basilikum, sie alle sind
                                            hervorragende Bienennährpflanzen.
                                            Wenn dann statt gängiger Balkon-
                                            pflanzen auch Glockenblumen oder
                                            Fetthennen Platz finden, ist das Bie-
                                            nenparadies auf wenigen Quadrat-
                                            metern perfekt. Keine Panik, wenn
                                            sich in der Sandkiste der Kinder Wild-
                                            bienen oder Grabwespen ansiedeln:
                                            Alle solitären Bienen und Wespen
                                            greifen nie an, ja viele können einen
                                            Menschen gar nicht stechen, selbst
In einer Blumenwiese gibt es dagegen Nah-   wenn man sie in die Hand nimmt.
rung in Hülle und Fülle
18

     Senf-Blauschillersandbiene beim Blütenbesuch.

     Gefährdung                                      Was hilft
     Der typische Lebensraum - die un-               ■■ Renaturierung von Flüssen
     verbauten Flussufer mit Erdanrissen
     und Kreuzblütlerbestände in Ufer-               ■■ Naturnahe Grünraumpflege in Ge-
     nähe - sind nur mehr in Rudimen-                   meinden
     ten vorhanden. Dies hat zum Rück-
     gang dieser Art massiv beigetragen,             ■■ Naturnahe Sukzession in Schotter-
     ebenso auch die Einebnung von Bö-                  gruben
     schungen und die Beseitigung aller
     ungepflegten Ecken in den Dörfern.
Senf-Blauschillersandbiene
Andrena agilissima (SCOPOLI, 1770)                                               Größen-
Sandbienen (Andrena)                                                             vergleich
                                                                                 Honigbiene
                                                                                 Wildbiene

Aussehen                                Nahrungsangebot
Die Senf-Blauschillersandbiene ist      Als Nahrungsspezialist sammelt die
durch den blauschwarz glänzenden        Senf-Blauschillersandbiene Pollen nur
Hinterleib, die stark verdunkelten      an Kreuzblütlern wie Ackersenf, Bar-
Flügel, durch weiße Haarflecken an      barakraut, Raps und Hederich. Wenn              19
den Brustseiten und den Seiten der      Nistplätze in der Nähe vorhanden sind,
Segmente 3 bis 5, sowie durch den       können Rapsfelder genutzt werden.
Blütenbesuch an gelben Kreuzblüt-
lern gut zu erkennen. Sie ist et-
was größer als eine Honigbiene. Die
schlankeren Männchen patrouillieren
in reißendem Flug (Artname: agilissi-
ma – rastlos) an Kreuzblütlern.

Verbreitung
Die Senf-Blauschillersandbiene ist in
Süd- und Mitteleuropa bis Polen ver-
breitet und kommt auch in Nordafri-
ka vor. Als wärmeliebende Art ist sie
in Mitteleuropa nur in tieferen Lagen   Natürliche Flussufer bieten Nistplätze und Nahrung.
anzutreffen. In Salzburg findet man
sie sehr vereinzelt entlang von un-     Lebensweise
verbauten Tieflandbächen im Alpen-      Die Tiere fliegen von Mai bis Anfang
vorland und an der Salzach.             Juli. Nach der Verpaarung legen die
                                        Weibchen ihre Nester an Steilhän-
                                        gen an. Bevorzugt werden Rohbo-
Lebensraum                              denstellen, die durch überstehende
Die Art benötigt Flächen mit Kreuz-     Steine oder Wurzelteller vor Regen
blütlern und steilen Abbruchkanten.     geschützt sind. Oft nisten mehrere
Ideale Lebensräume sind unverbaute      Weibchen gemeinsam in kleinen Ag-
Flusstäler, sekundär auch Schotter-,    gregationen oder mehrere Weibchen
Sand- und Lehmgruben. Gärten wer-       nützen einen Nesteingang, versorgen
den ebenfalls besiedelt, wenn sie in    aber jeweils ihre eigene Brut (kom-
räumlicher Nähe zu einem Vorkom-        munales Nisten). Als spezifischer
men stehen und alles bereitstellen,     Brutparasit tritt die Wespenbiene
was diese Art benötigt.                 Nomada melathoracica auf.
20

     Dunkle Lockensandbiene © Henk Wallays

     Gefährdung                               Was hilft
     Sandböden mit Weidensukzession ka-       ■■ Renaturierung von Flüssen
     men in Salzburg natürlicherweise nur        (Salzach)
     an den Flussläufen der Täler vor. Dort
     wurden sie durch Flussregulierungen      ■■ naturnaher Hochwasserschutz
     weitgehend zerstört. Umso wichtiger
     sind die sekundären Lebensräume in       ■■ Naturdynamik in Abbaugebieten
     Abbaugebieten.
Dunkle Lockensandbiene                                                         Größen-
Andrena apicata (SMITH, 1847)                                                  vergleich
Sandbienen (Andrena)                                                           Honigbiene
                                                                               Wildbiene

Aussehen                                 Nahrungsangebot
Die Dunkle Lockensandbiene ist ca.       Als Nahrungsspezialist sammelt die
honigbienengroß und bräunlich be-        Dunkle Lockensandbiene Pollen nur
haart. Sowohl Kopf und Brust, als        von Weidenarten. Da die einzelnen            21
auch die ersten Rückensegmente sind      Weidenarten nur jeweils für eine kur-
braun behaart, die Hinterleibsspit-      ze Zeit blühen, ist das Vorkommen
ze schwarz. Sie erscheint als eine der   mehrerer Arten notwendig, so wie sie
ersten Wildbienen und ist an Weiden      bei Sukzessionsprozessen natürlicher-
gebunden. Durch die schwarze Behaa-      weise auftreten.
rung der Hinterleibsspitze ist sie von
den anderen Weidenspezialisten zu
unterscheiden.

Verbreitung
Die Art ist vom Mittelmeergebiet bis
Südschweden und östlich bis an den
Pazifik verbreitet. In Mitteleuropa
ist sie nur sehr zerstreut zu finden.
In Salzburg wurde sie im Salzachtal
nördlich von Salzburg nachgewiesen.

                                         Artenreiche Weidengebüsche bieten Nahrung.
Lebensraum
Als Lebensraum benötigt die Dunk-        Lebensweise
le Lockensandbiene Weidenbestän-         Die Tiere fliegen je nach Witterung
de auf sandigem Boden, in dem            bereits ab Ende Februar bis Mai.
sie ihre Nester anlegt. Unverbaute       Die Weibchen legen ihre Nester in
Flussufer boten geeignete Struktu-       mehr oder weniger verdichteten
ren in großem Ausmaß, auch Sand-         Sandböden an, gerne auch entlang
und Kiesgruben können geeignete          von Wegen und an Böschungen. Als
Lebensräume sein. Die Art sollte von     Brutparasiten treten zwei Wespen-
Flussrenaturierungen und vom Zulas-      bienenarten, Nomada leucophthal-
sen der natürlichen Sukzession in Ab-    ma und N. ferruginata auf, die bei-
baugebieten profitieren.                 de auch an anderen Sandbienenarten
                                         parasitieren.
22

     Esparsetten-Kleesandbiene © Paul Westrich

     Gefährdung                                  pflanzen und andererseits durch den
                                                 dichteren Pflanzenwuchs auch zu ei-
     Der Lebensraum – klee- und horn-            nem Verschwinden der Nistgelegen-
     kleereiche Wiesen in warmen Lagen           heiten.
     – war historisch weit verbreitet. Die
     landwirtschaftliche Intensivierung im       Was hilft
     Grünland führt wohl schon seit Jahr-
     zehnten einerseits zu einem massi-          ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung
     ven Verlust der wichtigsten Futter-
Esparsetten-Kleesandbiene
Andrena gelriae (VAN DER VECHT 1927)                                            Größen-
Sandbienen (Andrena)                                                            vergleich
                                                                                Honigbiene
                                                                                Wildbiene

Aussehen                                 Nahrungsangebot
Die Tiere sind zwischen 9 und 11 mm      Als Pollenquelle sind nur Schmetter-
groß. Beide Geschlechter sind am         lingsblütler (Fabaceae) nachgewiesen,
Vorderkörper hellbraun bis sandfar-      besonders gerne werden Hornklee (Lo-
ben behaart, am Hinterleib sind sie      tus corniculatus), Futter-Esparsette          23
fast unbehaart und besitzen nur sch-     (Onobrychis viciifolia) und Roter Wie-
male aber dichte, helle Haarbinden.      senklee (Trifolium pratense) genutzt.
Das Gesicht und die gattungstypi-
schen, behaarten Gruben entlang der
Augen sind hell behaart. Im Freiland     Lebensweise
ist diese Art nicht sicher von anderen   In der Zeit von Mai bis Juli sind die
Sandbienen zu unterscheiden.             Tiere beim Pollensammeln zu beob-
                                         achten. Über die genaue Struktur
                                         der Nester ist bisher fast nichts be-
Verbreitung                              kannt. Als Brutparasit wird die Wes-
Wegen Schwierigkeiten in der Be-         penbiene Nomada rhenana vermu-
stimmung der Weibchen kann das           tet, die bei mehreren verwandten
Verbreitungsgebiet nur mit Vorbe-        Arten parasitiert.
halt angegeben werden. Soweit be-
kannt, verteilen sich die Vorkommen
mit größeren Lücken von Portugal
über Spanien und Südfrankreich bis
nach Südschweden, Finnland, Kau-
kasus und den Ural. Im Süden sind
sichere Funde bis nach Friaul, Bul-
garien und den Südosten der Türkei
bekannt. Weitere Vorkommen gibt es
im Mittelsibirischen Bergland.

Lebensraum
Die bisherigen Funde in Salzburg
stammen von trockenwarmen Mager-
wiesen und Waldrändern, bevorzugt
in tiefen Lagen.                         Kleereiche Wiesen sind der Lebensraum der
                                         Esparsetten-Kleesandbiene.
24

     Knautien-Sandbiene © Walter Wallner

     Gefährdung                              ist die Art in Salzburg nur mehr ver-
                                             einzelt in extensiven Wiesen und an
     Der typische Lebensraum sind            Wiesen-Randstrukturen zu finden.
     die über Jahrhunderte genutzten
     Glatthaferwiesen mit zweimaliger        Was hilft
     Heunutzung. Diese sind in den letz-
     ten Jahrzehnten in Gunstlagen fast      ■■ naturnahe Pflege von Straßenrän-
     völlig von Vielschnittwiesen abgelöst      dern und öffentlichen Grünflä-
     worden, in denen Witwenblumen,             chen
     wie die meisten anderen Wiesenblu-
     men nicht überleben konnten. Daher      ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung
Knautien-Sandbiene
Andrena hattorfiana (FABRICIUS, 1781)                                          Größen-
Sandbienen (Andrena)                                                           vergleich
                                                                               Honigbiene
                                                                               Wildbiene

Aussehen                                    scher Lebensraum sind die klassischen
Die Knautien-Sandbiene ist durch drei       zweimähdigen Heuwiesen.
Merkmale auch im Feld gut zu erken-
nen: Die Rotfärbung einiger Hinter-
leibsegmente, den Blütenbesuch an           Nahrungsangebot                           25
Witwenblumen und die Größe: Sie ist         Als Nahrungsspezialist sammelt die
mit 13-16 mm deutlich größer als eine       Knautien-Sandbiene Pollen nur an Wit-
Honigbiene. Ausnahmsweise kom-              wenblumen und nach deren Verblühen
men manchmal auch Individuen ohne           an Skabiosen. Beide Pflanzengattun-
oder mit nur sehr geringer Rotfärbung       gen gehören zu den Kardengewächsen.
vor. Dann sind die schwarz glänzen-         An Witwenblumen findet man auch re-
den Hinterleibsegmente zusammen             gelmäßig die Männchen.
mit den übrigen Merkmalen ein gutes
Erkennungsmerkmal. Die Männchen
sind zusätzlich am auffälligen weißen
Kopfschild zu erkennen

Verbreitung
Die Knautien-Sandbiene ist in ganz
Europa, vom Mittelmeer bis Südskan-
dinavien, verbreitet und erreicht im
Südosten des Verbreitungsgebiets
den Kaukasus. Sie ist vom Flachland
bis in Mittelgebirgslagen anzutref-         Wiese mit Knautien und Skabiosen
fen. In Salzburg ist sie nur an weni-
gen Stellen im Flachgau und Pinzgau
nachgewiesen. Vorkommen sind aber           Lebensweise
in allen Bezirken bis ca. 1500 m mög-       Die Tiere fliegen von Mai bis August.
lich.                                       Die Weibchen legen ihr Nest an kah-
                                            len bis schütter bewachsenen Boden-
                                            stellen in trockenwarmen Bereichen,
Lebensraum                                  v. a. an Böschungen, Wegrändern und
Die Knautien-Sandbiene ist eine typi-       Rainen, an. Die spezifische Kuckucks-
sche Bewohnerin extensiver aber auch        biene ist die Wespenbiene Nomada
relativ intensiv gedüngter Wiesen mit       armata, deren einziger bekannter
nicht zu häufiger Schnittfolge. Ihr typi-   Wirt die Knautien-Sandbiene ist.
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     Grauschuppige Sandbiene © Paul Westrich

     Gefährdung                                Was hilft
     Aufgrund der sehr engen Bindung an        ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung
     Glockenblumen und mageres Grün-
     land ist die Grauschuppige Sandbie-       ■■ blütenreiche Wiesen
     ne stark durch die landwirtschaftli-
     che Intensivierung, wie Düngung und       ■■ naturnahe Hecken- und
     vielmalige Mahd, gefährdet. Schütter         Waldsäume
     bewachsene Bodenstellen als Nist-
     platz sind Mangelware geworden.           ■■ magere, offene Bodenstellen
Grauschuppige Sandbiene
Andrena pandellei (PEREZ, 1903)                                                   Größen-
Sandbienen (Andrena)                                                              vergleich
                                                                                  Honigbiene
                                                                                  Wildbiene

Aussehen                                 Nahrungsangebot
Im Feld können nur die Weibchen der      Zur Verproviantierung der Larven wird
knapp honigbienengroßen Art sicher       nur Pollen von Glockenblumen, bevor-
von anderen unterschieden werden.        zugt der Wiesen-Glockenblume (Cam-
Wie der Name schon sagt, besitzen        panula patula) verwendet.                       27
die Weibchen auf der Brustkorbober-
seite schuppenartige Haare, die ei-
nen feinen samtartigen Glanz besit-      Lebensweise
zen. Diese Schuppen sind immer grau      Die von Anfang Mai bis Ende Juni flie-
bis dunkelbraun.                         genden Bienen legen wie alle Sand-
                                         bienen selbstgegrabene Neströhren
                                         auf kahlen oder schütter bewachse-
Verbreitung                              nen Flächen an. Als Kuckucksbienen
Die bekannten Vorkommen erstre-          treten sicher die Wespenbiene Noma-
cken sich über das Mittelmeerge-         da braunsiana und wahrscheinlich N.
biet, von Portugal über die Ukraine      striata auf. Beide sind hinsichtlich ih-
bis zum Kaukasus. Die nördlichsten       rer Wirtswahl relativ unspezifisch.
Vorkommen liegen in den Niederlan-
den und Südpolen. In Salzburg gibt es
Funde aus der Umgebung der Stadt
Salzburg.

Lebensraum
Die Grauschuppige Sandbiene benö-
tigt als Lebensraum warmes, mageres
Grünland wie Magerrasen, z. T. auch
naturnahe Hecken und Waldsäume.
Die Art ist durch die hohen Tempera-
turansprüche in erster Linie in Talla-
gen zu finden. Wie die beiden vorigen
Arten nutzte auch diese Art ehemals
weit verbreitete und für die damali-
gen Verhältnisse „intensiv“ genutzte
Wiesen.

                                         Glockenblumen sind die einzige Pollen-
                                         quelle der Grauschuppigen Sandbiene
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     Alpenhummel beim Blütenbesuch am Rudolphi-Steinbrech

     Gefährdung
     Die Alpenhummel ist durch den
     Klimawandel bedroht. Sowohl in
     Skandinavien wie in den Alpen
     kann sie nicht unbeschränkt nord-
     wärts bzw. „nach oben“ wandern.

     Was hilft
     ■■ Intensivierter Klimaschutz

     ■■ Vermeidung der Lebensraum-
        zerstörung in hochalpinen Ge-
        bieten                                      Die Polsterpflanzenstufe ist der Lebens-
                                                    raum der Alpenhummel
Alpenhummel
Bombus alpinus (LINNAEUS, 1758)                                             Größen-
Echte Bienen (Apidae)                                                       vergleich
                                                                            Honigbiene
Körbchensammler (corbiculate Bienen)                                        Wildbiene
                                                                            Königin

Aussehen                                 Nahrungsangebot
Große Hummelart mit durchgehend          Die Alpenhummel nutzt die nek-
rot behaartem Hinterleib ab dem 2.       tar- und pollenreichsten hochalpinen
Hinterleibssegment. Übrige Behaa-        Pflanzenarten, insbesondere Pols-         29
rung vollständig schwarz, bei den        terpflanzen, zB den Gegenblättri-
Männchen sind zwei schwache gel-         gen Steinbrech, Rudolphi-Steinbrech,
be Binden am Rücken des Brustab-         Fetthennen-Steinbrech, Stängelloses
schnitts vorhanden.                      Leimkraut aber auch Glockenblumen
                                         und großblütige Hornkrautarten.

Verbreitung
Alpen, skandinavische und sibirische     Lebensweise
Gebirge sowie Polargebiete. Das Vor-     Nach der Schneeschmelze erschei-
kommen in den Karpaten erscheint         nen im Juni die sehr großen Königin-
erloschen. Die am stärksten kältead-     nen aus der Winterruhe. Nach aus-
aptierte Bienenart Europas erreicht      giebiger Nektaraufnahme an alpinen
bei uns im Gebirge die nivale Region     Frühjahrsblühern machen sie sich auf
und in Skandinavien das Nordkap. In      Nistplatzsuche. Dazu muss ein Maus-
Salzburg ist sie in den Hohen Tauern     nest erobert werden, in dem die ers-
von der Grenze zu Tirol ostwärts bis     te Nestanlage aus einem Pollenklum-
ins Ankogelgebiet zu finden, kommt       pen und einem großen Honigbecher
aber überall nur direkt am Alpen-        erfolgt. Ca. 8 Eier werden in diesen
hauptkamm vor.                           Pollenklumpen gelegt und von der Kö-
                                         nigin gewärmt. Innerhalb von dreiein-
                                         halb Wochen entwickelt sich die erste
Lebensraum                               Arbeiterinnenbrut, die allein von der
Die meisten Funde stammen aus dem        Königin versorgt und warm gehalten
Höhenbereich zwischen 2500 und           wird. Nach wenigen Arbeiterinnen-
3000 m, dh der Polsterpflanzenstu-       bruten werden große Jungköniginnen
fe der Alpen. Es scheint, dass die Art   und Männchen produziert, die im Lauf
mit zunehmender Erwärmung höher          des August schlüpfen. Nach zweiein-
hinauf wandert. Damit droht eine         halb Monaten ist der gesamte Nestzy-
massive Verkleinerung und Fragmen-       klus abgeschlossen und die Jungköni-
tierung des Lebensraumes als Folge       ginnen machen nach der Verpaarung
des Klimawandels.                        neun Monate Winterruhe.
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     Deichhummelkönigin © Göran Holmström

                                              durch keinen genetischen Austausch
     Gefährdung                               mit anderen Populationen mehr ha-
                                              ben, spielt eine gravierende Rolle. In
     Die Deichhummel ist in ganz Europa       den letzten Jahren gelangen in Salz-
     massiv zurückgegangen. Obwohl die        burg wie in fast ganz Österreich keine
     Gründe nicht restlos geklärt sind, ist   Neufunde mehr, doch ist ein Vorkom-
     ein Zusammenhang mit dem Verlust         men nicht auszuschließen.
     großflächiger Feuchtgebiete und land-
     wirtschaftlicher Intensivierung sehr     Was hilft
     wahrscheinlich. Auch die Isolierung
     der meisten Populationen, die da-        ■■ Schaffung von Trittsteinbiotopen
Deichhummel
Bombus distinguendus (GEOFFROY, 1785)                                           Größen-
Echte Bienen (Apidae)                                                           vergleich
                                                                                Honigbiene
Körbchensammler (corbiculate Bienen)                                            Wildbiene
                                                                                Königin

Aussehen                                  Nahrungsangebot
Durchgehend gelb behaarte Hum-            Die Deichhummel sammelt wie die
mel mit schwarzem Band zwischen           meisten Hummeln Nektar und Pollen
den Flügeln. Gesichtsbehaarung gelb.      von einer Vielzahl an Pflanzenarten.         31
Männchen sind wie Königinnen und          Der lange Rüssel befähigt sie zur Nut-
Arbeiterinnen gefärbt.                    zung nektarreicher langröhriger Blü-
                                          ten. Sie benötigt ein kontinuierliches
                                          Blütenangebot an Schmetterlingsblüt-
Verbreitung                               lern und Lippenblütlern.
Von der Nord- und Ostseeküste durch
die Taigazone Eurasiens bis an den
Pazifik mit Vorposten auf den Aleu-       Lebensweise
ten und in W-Alaska. Im Binnenland        Die Königinnen erscheinen spät im
an Offenlandstandorten insbesonde-        Jahr. Sie besiedeln neben Mausnes-
re in großräumigen Streuwiesen und        tern auch Nester höhlenbewohnen-
Moorbereichen. Die meisten Vorkom-        der Vogelarten und sind auch fähig,
men in Mitteleuropa sind in den letz-     aus feinem Material in Grasbüscheln
ten Jahrzehnten erloschen, da die         und Moosbulten Nester zu bauen. Die
großflächigen ungestörten Feucht-         Völker bleiben mit insgesamt maxi-
wiesenbereiche inzwischen ver-            mal 120 Arbeiterinnen relativ klein
schwunden oder stark gestört sind.        und erreichen den Höhepunkt mit der
Die einzigen Nachweise für das Bun-       Produktion von Jungköniginnen und
desland Salzburg stammen aus dem          Männchen ab Mitte Juli.
Trumer Seenland. Auch im benach-
barten Irrseegebiet (OÖ) gibt es Vor-
kommen.

Lebensraum
In Mitteleuropa ausschließlich in groß-
flächigen Feuchtgebieten vor allem im
Umfeld der Alpenvorlandseen.

                                          Große Feuchtwiesenkomplexe sind der
                                          Lebensraum der Deichhummel.
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     Grashummelarbeiterin

     Gefährdung                             Was hilft
     Während die alpinen Vorkommen zu-      ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung,
     mindest oberhalb der Waldgrenze           Anreicherung Blütenangebot
     derzeit kaum gefährdet erscheinen,
     ist im Tiefland ein deutlicher Rück-   ■■ Anlage von Feldrainen und Säumen
     gang zu verzeichnen.
                                            ■■ Nistplatzstrukturen schaffen
Grashummel
Bombus ruderarius (MÜLLER, 1776)                                                Größen-
Echte Bienen (Apidae)                                                           vergleich
                                                                                Honigbiene
Körbchensammler (corbiculate Bienen)                                            Wildbiene
                                                                                Königin

Aussehen                                 chen weite Höhenverbreitung: Funde
Schwarze Hummel mit roter Hinter-        stammen von der pannonischen Tief-
leibsbehaarung ab dem 4. Rückenseg-      ebene bis auf 2200 m Seehöhe.
ment. Von anderen Arten mit diesem
Färbungsmuster unterscheidet sich                                                      33
die Grashummel durch die rote Körb-      Nahrungsangebot
chenbehaarung.                           Die Grashummel sammelt Nektar und
                                         Pollen an einer Vielzahl von Pflan-
                                         zenarten. Der lange Rüssel befähigt
Verbreitung                              sie zur Nutzung nektar- und pollen-
Die Grashummel ist von Nordafrika        reicher langröhriger Blüten, insbe-
über West-, Mittel- und Osteuropa        sondere Schmetterlingsblütler und
bis Südskandinavien verbreitet. Im       Lippenblütler.
Osten wird das Mittelsibirische Berg-
land und im Südosten der Nordiran
erreicht. Als klassische Offenlandart
besiedelt sie sowohl Gebirgssteppen
als auch Flachlandsteppen und wald-
freies Grün- und Ackerland, wenn
genügend Blütenangebot vorhanden
ist. In Salzburg ist sie selten in ex-
tensiven Wiesen des Alpenvorlandes       Blütenreiche Talwiesen und alpine Matten
zu finden. Häufiger ist sie in südex-    sind Lebensraum der Grashummel
ponierten Bergwiesen und –weiden         Lebensweise
insbesondere des Lungaus.                Die Königinnen erscheinen von April im
                                         Tiefland bis Anfang Juni im Hochgebir-
                                         ge. Die Nester werden oberirdisch,
Lebensraum                               bevorzugt in trockenem Mulm von
Im Flachland werden alle waldfreien      Grasbüscheln oder in Moospolstern an-
Lebensräume besiedelt, die ein aus-      gelegt. Die Grashummel hat einen aus-
reichendes kontinuierliches Blüten-      gesprochen kurzen Nestzyklus von 2,5
angebot bieten: Extensiv genutzte        bis 3 Monaten, sodass im Tiefland die
Wiesen und klein strukturierte Acker-    Männchen und Jungköniginnen schon
baulandschaften mit hohem Blüten-        im Juni erscheinen, im Hochgebirge im
angebot in Rainen und Säumen. In den     Laufe des August. Die Völker bleiben
Alpen werden südexponierte Berg-         mit insgesamt maximal 100 Arbeiterin-
mähder und Almweiden, besonders          nen sehr klein. Als Parasit tritt vor al-
in regenärmeren Gebieten bevorzugt.      lem die Feld-Kuckuckshummel Bombus
Die Grashummel hat eine ausgespro-       campestris auf.
34

     Arbeiterin der Grubenhummel

     Gefährdung                             Was hilft
     Die Grubenhummel war nie häufig,       ■■ extensive Pflege vorn Rainen,
     wird in den letzten Jahrzehnten aber      Weg- und Straßenrändern
     nur mehr äußerst selten gefunden.
     Die flächendeckende Intensivierung     ■■ Anlage vorn Hecken
     der landwirtschaftlichen Nutzung der
     tieferen Regionen führte zu einem      ■■ Anlage von Blühstreifen
     massiven Rückgang des Nahrungsan-
     gebotes.
Grubenhummel
Bombus subterraneus (LINNAEUS, 1758)                                             Größen-
Echte Bienen (Apidae)                                                            vergleich
                                                                                 Honigbiene
Körbchensammler (corbiculate Bienen)                                             Wildbiene
                                                                                 Königin

Aussehen                                trockene Standorte, va extensiv ge-
Die Königinnen und Arbeiterinnen        nutztes Grünland und strukturreiche
zeigen eine schwarze Grundfärbung       Agrarlandschaften des Tieflandes bis
mit zwei gelben Binden am Brust-        zur Montanstufe.
abschnitt. Die Segmente 4 bis 6 sind                                                    35
weiß behaart und die Segmente 2 und
3 zeigen am Hinterrand weiße Haar-
fransen. Im Unterschied zur ähnlich
gefärbten und häufigen Gartenhum-
mel ist auf dem ersten Hinterleibs-
segment keine gelbe Binde vorhan-
den. Auch fehlen der Gartenhummel
die Fransen auf den Segmenten 2 und
3. Die Männchen sind ganz anders        Extensiv genutzte Wiesen - Lebensraum
gefärbt: Sie sind durchgehend gelb-     für die Grubenhummel und viele weitere
                                        Bienenarten.
braun behaart mit einer schwarzen
Binde zwischen den Flügeln. Von den
sehr ähnlichen Männchen der Feld-       Nahrungsangebot
Kuckuckshummel unterscheiden sie        Die Grubenhummel ist eine langrüs-
sich durch den langen Kopf.             selige Hummelart, die viele Blüten
                                        nutzen kann. Sie benötigt ein durch-
                                        gehendes Angebot langröhriger, nek-
Verbreitung                             tar- und pollenreicher Blüten, insbe-
Die Grubenhummel ist von Spanien        sondere Schmetterlingsblütler und
bis Ostsibirien und Nordchina ver-      Lippenblütler. Sie nutzt regelmäßig
breitet. Südwärts reicht die Verbrei-   Rotklee als Nahrungspflanze, der bei
tung bis Süditalien, nordwärts bis      intensiver Wiesennutzung stark zu-
Südskandinavien. In Salzburg wurde      rückgeht.
die Art nur im Alpenvorland nach-
gewiesen. Da die Art in Deutschland
auch in Mittelgebirgen gefunden         Lebensweise
wurde, ist die Besiedlung der Randal-   Die Königinnen erscheinen relativ
pen nicht ausgeschlossen. Inneralpin    spät im Jahr, erst im Mai. Die Nes-
ist die Art aber nicht zu erwarten.     ter werden unterirdisch in Kleinsäu-
                                        gernestern mit oft langen Zugangs-
                                        röhren (Name) angelegt. Die Völker
Lebensraum                              werden mittelgroß mit 100 bis 300
Die klassische Offenlandart besie-      Arbeiterinnen. Der Nestzyklus dauert
delt in Mitteleuropa waldfreie und      von Mai bis August.
36

     Nest der Sandhummel © Otto Leiner

     Gefährdung                               Was hilft
     Die Lebensräume der Sandhummel,          ■■ große zusammenhängende Feucht-
     die früher großflächigen Moor- und          weisen erhalten
     Feuchtwiesenflächen, sind heute
     stark fragmentiert. Damit ist auch die   ■■ Schaffung von kleinflächigen Mo-
     Sandhummel selten geworden.                 saiken mit einem durchgehenden
                                                 Blütenangebot in Nestnähe
Sandhummel
Bombus veteranus (FABRICIUS, 1793)                                                Größen-
Echte Bienen (Apidae)                                                             vergleich
                                                                                  Honigbiene
Körbchensammler (corbiculate Bienen)                                              Wildbiene
                                                                                  Königin

Aussehen                                 vor allem extensiv genutzte Wiesen
Die Sandhummel ist durchgehend           besiedelt werden. Sie ist eine charak-
grau-gelb (sandfarben) behaart mit       teristische Hummelart der Streu- und
einer schwarzen Binde zwischen           Feuchtwiesen der Alpenvorlandseen.              37
den Flügeln. Auch die Gesichtsbe-
haarung ist grau-gelb. Am Hinter-        Nahrungsangebot
leib wechseln sich je ein schmales
Band schwarzer Haare und eine Bin-       Die Sandhummel ist wie fast alle ge-
de grau-gelber Haare ab. Es sind kei-    fährdeten Hummelarten eine lang-
ne roten Haare vorhanden. Das un-        rüsselige Hummelart, die nektar- und
terscheidet die Sandhummel von der       pollenreiche, langröhrige Blüten als
häufigeren Bunthummel.                   Nahrung braucht. Insbesondere wer-
                                         den Schmetterlingsblütler (Rotklee,
                                         Wicken… ) und Lippenblütler genutzt.
Verbreitung
Die Sandhummel ist von Frankreich
bis in die Mongolei verbreitet. In
Skandinavien erreicht sie den Polar-
kreis, es gibt aber keine gesicherten
Nachweise im Mediterrangebiet. Ein
europäischer     Verbreitungsschwer-
punkt liegt an der Nord- und Ost-
seeküste. Das europäische Verbrei-
tungsmuster deckt sich mit dem der
Mooshummel, von der aus Salzburg
jedoch kein gesichertes Vorkommen
mehr bekannt ist. In Salzburg exis-      Die Sandhummel lebt in Streuwiesen und
tieren Vorkommen in den größeren         feuchten Magerwiesen.
Moor- und Feuchtwiesenkomplexen
des Alpenvorlands                        Lebensweise
                                         Die Königinnen erscheinen spät, erst im
                                         Mai. Die Nester werden bevorzugt ober-
Lebensraum                               irdisch in Grasbülten und Moospolstern
Der Name „Sandhummel“ bezieht sich       angelegt. Die Völker bleiben mit ma-
auf die Färbung, nicht auf den Lebens-   ximal 130 Arbeiterinnen klein und der
raum. Die Sandhummel bewohnt wald-       Nestzyklus endet Anfang August.
freie Standorte des Flachlandes, wobei
38

     Gebirgs-Natternkopfbiene © Paul Westrich

                                                de Bewirtschaftung führt dazu, dass
     Gefährdung                                 der zweijährige Natternkopf keine of-
                                                fenen Bodenstellen zum Keimen mehr
     Die Gebirgs-Natternkopfbiene besie-        findet und verschwindet.
     delt extensiv genutzte Blumenwiesen
     und Weiden. Diese werden heutzuta-
     ge manchmal intensiver genutzt oder        Was hilft
     aber noch häufiger aus der Nutzung
     genommen und aufgeforstet. Bei-            ■■ Erhaltung von Felseinsprengseln
     des zerstört den Lebensraum der Art.          als Nistplatz
     Schon die Sprengung von die Bewirt-
     schaftung störenden Felseinspreng-         ■■ Fortführung der extensiven Wie-
     seln kann dazu führen, dass die Art           senpflege an Steilhängen
     keinen Nistplatz mehr findet. Fehlen-
Gebirgs-Natternkopfbiene
Hoplitis lepeletieri (PÉREZ, 1879)                                               Größen-
Bauchsammelbienen (Megachilidae)                                                 vergleich
                                                                                 Honigbiene
                                                                                 Wildbiene

Aussehen                                  Nahrungsangebot
Die Gebirgs-Natternkopfbiene ist gut      Die Gebirgs-Natternkopfbiene ist ein
honigbienengroß, braun behaart und        Nahrungsspezialist, der Pollen aus-
hat eine grauweiße Bauchbürste. Sie       schließlich vom Natternkopf sam-
ist von einigen verwandten Bienen-        melt. Da dieser nur in relativ tro-           39
arten, die ebenfalls an Natternkopf       ckenen Teilen der Alpen vorkommt,
fliegen, nur mittels Lupe oder Mik-       erklärt dies ihre Verbreitung.
roskop zu unterscheiden, wobei gute
Makroaufnahmen durchaus hilfreich
für die Bestimmung sein können.

Verbreitung
Die Art hat ein relativ kleines Areal
von Nordspanien bis Rumänien ent-
lang der Gebirge. Der Apennin wird
südlich nur bis Ligurien besiedelt,
die nördliche Verbreitungsgrenze
verläuft in den deutschen Mittelge-       Blütenpflanzenreiche Bergwiesen sind
birgen. In Salzburg sind Vorkommen        Lebensraum der Gebirgs-Natternkopf-
aus dem Lungau belegt.                    biene

                                          Lebensweise
Lebensraum                                Die Tiere fliegen von Ende Juni bis
In ihrem Lebensraum benötigt die Ge-      Anfang August. Nach der Verpaarung
birgs-Natternkopfbiene Felsen, Bau-       bauen die Weibchen ein aufwändiges
material in Form von Steinchen und        Freinest aus Steinchen, Lehm und Kör-
Lehm, sowie Bestände des Nattern-         persekreten, das in Vertiefungen von
kopfs (Echium vulgare). Vor allem Fels-   Felsen befestigt wird. Es enthält zwi-
steppen, Abwitterungshalden, sowie        schen ein und zehn Brutzellen und wird
Weideflächen und Extensivwiesen mit       ausgesprochen hart. Nach Fertigstel-
eingesprengten Felsen sind Lebens-        lung der letzten Brutzelle, werden alle
raum dieser Art. Charakteristisch ist     mit einer gemeinsamen Mörtelschicht
die Art für inneralpine Trockentäler.     überzogen. Leere Brutzellen alter Nes-
                                          ter werden wiederverwendet.
40

     Glockenblumen-Mauerbiene © Paul Westrich

                                                biene ungeeignet. Durch die strenge
     Gefährdung                                 Bindung an Glockenblumen als Pol-
                                                lenquelle wird die Gefährdung noch
     Die Hauptursache für die Gefährdung        verstärkt, da auch eine enge räum-
     der Art vor allem in Tallagen ist der      liche Bindung zwischen geeigneten
     fortschreitende Verlust geeigneter         Nistgelegenheiten und ausreichend
     Lebensräume durch landwirtschaftli-        großen Glockenblumenbeständen be-
     che Intensivierung, wie zB Düngung,        stehen muss.
     intensive Beweidung und Stickstoffe-
     intrag aus der Luft. Durch diese Fak-
     toren werden trockene und magere           Was hilft
     Wiesen zunehmend nährstoffreicher
     und für die Glockenblumen-Mauer-           ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung
Glockenblumen-Mauerbiene
Hoplitis mitis (NYLANDER, 1852)                                                Größen-
Bauchsammelbienen (Megachilidae)                                               vergleich
                                                                               Honigbiene
                                                                               Wildbiene

Aussehen                                  Lebensweise
Die 7 bis 9 mm großen Tiere sind am       Die Glockenblumen-Mauerbiene fliegt
Brustabschnitt rotbraun behaart und       von Juni bis August. Die Nistzellen wer-
besitzen am Hinterleib schmale, hel-      den in vorhandenen Hohlräumen ange-
le Haarbinden. Die restliche Behaa-       legt, dabei werden sowohl Hohlräume         41
rung und die Bauchbürste sind hell-       in Holz, Felsspalten und unter Steinen
weißlich. Im Freiland ist die Art nicht   genutzt, gelegentlich sogar unter Gras-
immer sicher von anderen Arten zu         horsten und in trockenem Laub.
unterscheiden.

Verbreitung
Die bekannten Vorkommen reichen
von Portugal über Mittel- und Osteu-
ropa bis nach Sibirien, Jakutien und
Zentralasien. In Salzburg ist die Art
verbreitet, aber durch die speziel-
len Lebensraumansprüche sehr sel-
ten geworden.

Lebensraum
Die bevorzugten Lebensräume sind
Felsrasen, Magerrasen mit Felsen,         Glockenblumenreiche Bergwiese
warme magere Waldsäume und He-
cken, aber auch Abwitterungshalden        Als Nistmaterial werden bevorzugt
und Gleisanlagen. Wenn Nistmöglich-       Blätter von Sonnenröschen (Helianthe-
keiten und Nahrungsangebot in geeig-      mum spp.) oder Fingerkraut (Potentil-
neter Exposition vorhanden sind, kann     la spp.) verwendet, diese werden mit
die Art bis über die Waldgrenze vor-      zerkautem Pflanzenmaterial und Spei-
kommen.                                   chelsekret wie kleine Dachziegel über-
                                          einander geklebt, sodass sie am Ende
                                          fast wie ein kleiner Fichtenzapfen aus-
Nahrungsangebot                           sehen. Die Männchen fliegen Glocken-
Die einzige Pollenquelle, die die Art     blumenbestände auf der Suche nach
nutzt, sind Glockenblumen (Campa-         Weibchen ab, da dort beide Geschlech-
nula spp.).                               ter auch die Nacht verbringen.
42

     Schilfgallen-Maskenbiene © Paul Westrich

                                                an Schilfgallfliegen besteht, können
     Gefährdung                                 auch nicht alle Schilfbestände genutzt
                                                werden.
     Wie viele auf Feuchtlebensräume spe-
     zialisierte Arten wird auch die Schilf-
     gallen-Maskenbiene durch die land-         Was hilft
     wirtschaftliche Intensivierung in Form
     von Trockenlegung von Feuchtwiesen,        ■■ Renaturierung/Anlage von Klein-
     Verrohrung von Kleingewässern und             gewässern mit Röhrichtzonen
     intensiver Nutzung der Ufergebiete
     beeinträchtigt. Da eine enge Bindung       ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung
Schilfgallen-Maskenbiene
Hylaeus pectoralis (FÖRSTER, 1871)                                                   Größen-
Seiden- und Maskenbienen (Colletidae)                                                vergleich
                                                                                     Honigbiene
                                                                                     Wildbiene

Aussehen                                  sie auf Doldenblütlern, Brombee-
Die nur einen halben Zentimeter gro-      ren und Disteln beobachtet. Im Ge-
ßen Tiere sind bis auf Teile der Bei-     gensatz zu den meisten anderen Bie-
ne, sowie zwei kleine Flecken auf         nen besitzen sie keinen besonderen
der Brustseite und im Gesicht, ganz       Sammelapparat für Pollen, sondern                 43
schwarz gefärbt. Bei den Männchen         verschlucken ihn und würgen ihn im
ist das ganze Gesicht creme-weiß          Nest wieder hervor.
gefärbt, bei den Weibchen nur zwei
keilförmige Bereiche am Innenrand
der Augen. Die Arten der Gattung          Lebensweise
Hylaeus können mit freiem Auge            Die Bienen fliegen in der Zeit von Mai
nicht sicher unterschieden werden.        bis September, möglicherweise ent-
                                          wickeln sich in der Zeit auch zwei Ge-
                                          nerationen. Die Weibchen legen die
Verbreitung                               Nester in alten Gallen von Schilfgall-
Die Art kommt in ganz Mittel- und Nord-   fliegen (Lipara sp.), selten auch in
europa vor, außerdem sind Vorkommen       hohlen Schilfstängeln an. In einer Gal-
über Kleinasien und Sibirien bis nach     le kann das Weibchen der Schilfgal-
Japan bekannt. In Salzburg findet man     len-Maskenbiene bis zu acht Nistzel-
sie sehr selten im Alpenvorland.          len angelegen, die Galle wird danach
                                          mit zerkautem Pflanzenmaterial ver-
                                          schlossen. Das Nistsubstrat Schilf legt
Lebensraum                                die Lebensraumnutzung fest. Zusätz-
Wie der Name nahelegt, kommt die          lich wird ein Blütenangebot im Nah-
Schilfgallen-Maskenbiene va in Feucht-    bereich der Nester benötigt.
gebieten mit Schilfbewuchs, also Röh-
richten, Feuchtwiesen, Mooren, Flus-
sauen, Uferstreifen und sonstigen
Feuchtlebensräumen, vor. Dabei wer-
den ausschließlich die landseitigen Zo-
nen von Röhrichten besiedelt. Die be-
kannten Vorkommen liegen großteils
in den Tallagen.

Nahrungsangebot
Die Art ist nicht an eine bestimm-
te Pollenquelle gebunden, oft wird        Lockeres Röhricht ist der Lebensraum der
                                          Schilf-Maskenbiene
44

     Schwarze Mörtelbiene an einer Vogelwicke

     Gefährdung                                 Was hilft
     Die größte Bedrohung für die Art, die      ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung:
     im letzten Jahrhundert nördlich der           Erste Mahd nicht vor Anfang Juli.
     Alpen große Rückgänge erlitten hat, ist
     die Lebensraumverarmung. Insbeson-         ■■ Erhaltung von offenen Bodenstellen
     dere zu frühe Mahd und die Vernich-
     tung von offenen Bodenstellen zerstö-      ■■ Schaffung von Trittsteinbiotopen
     ren das benötigte Lebensraummosaik.
     Außerdem gibt es in den intensiv ge-       ■■ Gezielte Aussaat von Esparsette
     nutzten Talräumen kaum mehr Aus-              und Wicken
     breitungsmöglichkeiten, so dass auch
     genetische Verarmung droht.                ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung
Schwarze Mörtelbiene –
Megachile parietina (GEOFFROY, 1785)                                        Größen-
Bauchsammelbienen (Megachilidae)                                            vergleich
                                                                            Honigbiene
                                                                            Wildbiene

Aussehen                                 pflanzen, Felsen oder Mauern zur
Der Name Schwarze Mörtelbiene ist        Befestigung des Nestes und offene
eigentlich nur auf die Weibchen zu-      Bodenstellen als Materialentnahme-
treffend: Die mit ca. 14 bis 18 mm       stelle für den Nestbau. Nördlich der
relativ großen Tiere sind tiefschwarz    Alpen werden nur Gebiete mit tro-         45
gefärbt mit schwarzen Haaren und         ckenwarmem Kleinklima besiedelt.
sogar die Flügel sind dunkel gefärbt.
Einzig die Bauchbürste zum Pollen-
sammeln ist innen rot. Im Gegensatz      Nahrungsangebot
dazu sind die etwas kleineren Männ-      Obwohl die Art verschiedene Pflanzen-
chen rotbraun behaart, das Gesicht       familien als Pollenquelle nutzen kann,
ist hell behaart, nur die Hinterleibs-   werden Schmetterlingsblütler, va Wi-
spitze ist schwarz.                      cken, Hornklee und Esparsette, stark
                                         bevorzugt. Des Weiteren ist die Nut-
                                         zung von Raublattgewächsen, Lippen-
Verbreitung                              blütlern und Rosengewächsen bekannt.
Die bekannte Verbreitung umfasst
das Mittelmeergebiet, Mitteleuropa
bis nach Zentralasien. In Mitteleuro-    Lebensweise
pa sind nur noch wenige Vorkommen        Männchen und Weibchen schlüpfen
nördlich der Alpen vorhanden, ur-        nach einer zweijährigen Entwick-
sprünglich verlief die Vorkommens-       lung ca. Anfang Mai und verpaaren
grenze durch das mittlere Deutsch-       sich. Danach beginnt das Weibchen
land, heute ist die Art in Bayern        mit dem Nestbau an einem Felsen.
ausgestorben. In Ostösterreich ist die   Oft werden die steinharten Reste
Bestandessituation besser. Die Salz-     der alten Nester wieder verwendet.
burger Vorkommen an Felsen im Sal-       Die Nester sind Freibauten aus ei-
zachtal bilden eine Restpopulation.      nem Mörtel aus Steinchen, Erde und
Es sind nur zwei Vorkommen in der        Drüsensekreten. Sie enthalten bis 20
Stadt Salzburg und in Kuchl bekannt.     Brutzellen und sehen in fertigem Zu-
                                         stand wie eine abgeflachte Halbku-
                                         gel aus. Nahrungs- und Nisthabitat
Lebensraum                               liegen im Regelfall nicht weiter als
Die Schwarze Mörtelbiene bevor-          300 m auseinander. Der Lebenszyk-
zugt Gebiete, die die folgenden Le-      lus der Schwarzen Mörtelbiene endet
bensraumstrukturen in räumlicher         im Juni. Als Kuckucksbiene tritt v. a.
Verzahnung bieten: Bestände an Es-       Stelis nasuta in Erscheinung, die aber
parsette und Wicken als Nahrungs-        in Salzburg nicht nachgewiesen ist.
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