Wildbienen Lebensweise Gefährdung Bedeutung Schutz - Land Salzburg
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Die Honigbiene ist die bekannteste Bienenart und die einzige, die ganzjährig in einem Staat lebt. Impressum: Medieninhaber: Land Salzburg | Herausgeber: Abteilung 5 – Natur- und Umweltschutz, Gewerbe vertre- ten durch Mag. Gundi Habenicht | Text: Dr. Johann Neumayer | Bildnachweis: Sofern nicht anders an- gegeben stammen alle Bilder von Dr. Johann Neumayer. Weitere Bildautoren sind: Dr. Paul Westrich, Walter Wallner, Henk Wallays, Mag. Otto Leiner, Göran Halmström, Mag. Gundi Habenicht, Franz Höneg- ger, Dr. Susanne Stadler | Grafik: Landesmedienzentrum/Grafik | Druck: Druckerei Land Salzburg | Anschrift: Postfach 527, 5010 Salzburg | Downloadadresse: www.salzburg.gv.at/wildbienen.pdf Stand: Juli 2018 | Gedruckt auf Desistar.
Biologie und Lebensweise Die Verwandtschaft Artenzahlen Die Honigbiene kennt jeder Mensch, Weltweit wurden bisher fast 20.000 ihre „wilden Verwandten“ schon we- Bienenarten beschrieben. Tausende niger. Doch wie sind sie entstanden sind der Wissenschaft noch gänzlich und wie leben sie? unbekannt, denn jährlich werden viele für die Wissenschaft neue Arten 3 Bienen gehören wie die Ameisen entdeckt. Aus Österreich sind derzeit und die Wespen zu den bestachelten 696 Arten bekannt und in Salzburg Hautflüglern (Hymenoptera - Aculea- wurden bisher 309 Arten gefunden. ta). Ihr gemeinsames Merkmal ist die Umbildung des Eilegeapparates der Weibchen zu einem Giftstachel. Im Zuge der ersten rasanten Ent- wicklung der Blütenpflanzen im Krei- dezeitalter - also zur Zeit der Hoch- blüte der Dinosaurier – spezialisierte sich ein Zweig der Grabwespen da- rauf, Blütenpollen als Eiweißquelle für die Larven zu nutzen. Mit diesem Überstieg von Fleisch auf Pollen als Nahrungsquelle waren die Bienen ge- boren. Bis heute brauchen alle welt- weit vorkommenden Arten, mit ganz wenigen Ausnahmen, Blütenpol- len als Eiweißquelle und Nektar als Kohlehydratquelle zum Leben. Die- se Abhängigkeit macht sie aber auch zu den verlässlichsten Bestäubern im Tierreich: bei jedem Besuch von Blüten tragen sie Pollen weiter, mit dem sie die nächsten Blüten bestäu- ben. Durch die Bestäubung entste- hen wiederum Früchte und Samen. Fast alle heimischen Bienen leben aus- schließlich von Nektar und Pollen – Große Wollbiene Anthidium manicatum.
4 Die Glockenblumen-Scherenbiene lebt Alle Wespenbienen (Nomada spp.) schmuggeln ihre solitär und baut ihre Nester in Käferfraß- Eier in die Nester der jeweiligen Wirtsart. gängen in Totholz. „Einsam oder gemeinsam?“ Die Honigbiene hingegegen lebt aus- schließlich im Sozialgefüge des Bie- Die allermeisten Bienenarten leben nenstocks. Eine Königin könnte allein einzeln (= solitär) und nicht in Staaten gar nicht überleben. Die Staaten ver- wie die Honigbiene oder die Hummeln. mehren sich durch Schwarmbildung. Bei uns lassen sich alle Varianten des Soziallebens der Bienen finden: Das Brut- und Sozialgeschehen bei Bienen ist Sache der Weibchen, denn Bei den solitären Arten versorgt ein auch alle Arbeiterinnen der sozialen Weibchen die Nachkommenschaft Bienenarten sind unfruchtbare Weib- allein. Diese schlüpfen im nächsten chen. Die Männchen spielen nur ein Jahr, lange nach dem Tod des Mut- kurzes Intermezzo bei der Paarung. tertieres. Wo bauen Wildbienen die Bei Hummeln und einigen Furchen- bienenarten beginnt das Weibchen Nester? ebenfalls allein mit der Nestgrün- Die Nester werden artspezifisch an- dung und der Aufzucht der ersten gelegt: Larven. Diese schlüpfen aber bereits nach einer kurzen Verpuppungszeit Mehr als 50 % der mitteleuropäischen und bilden gemeinsam mit ihrer Mut- Arten graben Röhren und Brutzellen ter, die damit zur Königin wird, ei- im Boden, wobei einzelne Arten nur nen meist einjährigen Staat. in Sand, lehmiger Erde, auf flachem Boden oder in Steilwänden nisten.
5 Viele Wildbienen legen ihre Nester im Erdboden an. © Susanne Stadler Gut 15 % der Arten legen ihre Nester in Käferbohrgängen in Totholz an. Einige Arten nisten in leeren Schne- ckenschalen, andere in markgefüll- ten Stängeln zB von Königskerzen oder Brombeeren. Einige weitere Arten bauen steinhar- te Mörtelnester und eine Art baut ein frei hängendes Nest aus Baumharz. Die meisten Hummelarten bauen ihre Wachsnester in Kleinsäugernestern, einige aber auch in dicht verwobe- nem trockenem Pflanzenmaterial un- ter Grasbülten oder in Moospolster. Fast ein Drittel der Arten versorgt ihre Brut nicht selber: sie schmugge- len ihre Eier als „Kuckucksbiene“ in das Nest einer spezifischen Wirtsart oder übernehmen als Kuckuckshum- Grabwespen sind die nächsten Verwandten der Bienen. Viele besuchen ebenfalls Blüten, mel mehr oder weniger gewaltsam die aber ihre Brut füttern sie mit Insekten, die Herrschaft in einem Hummelstaat. sie mit einem Stich lähmen.
6 Wicken sind für die Hummelbestäu- bung gebaut. Sie lassen sich nur mit Krafteinsatz öffnen. Rolle von Bienen für die Bestäubung Ein bedeutender Teil der mensch- der Insektenbestäubung auf weltweit lichen Ernährung basiert auf insek- über 150 Mrd € geschätzt. tenbestäubten Pflanzen, wie zB alle heimischen Obst- und Beerenfrüch- Doch weit über dem Wert für den te, Tomaten, Käferbohnen, Erbsen, Menschen steht die Bedeutung der Gurken, Zucchini, fast alle Gewürz-, Bestäuber für ganze Landökosyste- Tee- und Heilkräuter. me. Diese würden zusammenbre- chen, wenn sich die insektenbestäub- Auch Feldfrüchte wie Kürbis, Raps, ten Pflanzen nicht mehr fortpflanzen Sonnenblumen oder Pferdebohnen könnten. Insektenbestäubung ist ein sind insektenbestäubt. Darüber hi- ökologischer Schlüsselprozess und naus können viele Pflanzen, de- Bienen spielen dabei eine wesentli- ren Blätter, Wurzeln, Stängel oder che Rolle. Knollen uns als Nahrung dienen, nur durch Insektenbestäubung Samen Die Honigbiene alleine kann natür- ausbilden, wie Salate, alle Kohlge- lich nicht alle Pflanzenarten bestäu- wächse, Zwiebel und Lauch. Schon ben. Pflanzen benötigen je nach Blü- 2009 wurde der ökonomische Wert tenbau unterschiedliche Bestäuber:
Nicht nur Bienen bestäuben. Diese Schweb- fliege (Scaeva sp.) frisst Pollen eines Dol- denblütlers und bestäubt dabei die Blüten. Einige werden von kleinen Bienen- arten mit oft nur 5 oder 6 mm Kör- perlänge bestäubt, andere nur von schweren Brummern wie den Hum- 7 meln. Weitere wichtige Bestäuber sind Fliegen, Schmetterlinge und Kä- fer. Erst wenn ein ganzes Spektrum an bestäubenden Insektenarten, darunter die Bienen, zur Verfügung steht, ist die Bestäubung gesichert. ter Extrembedingungen entstehen in der Natur artenarme Gemeinschaften. Pflanzenartenvielfalt und Vielfalt an Während also Artenvielfalt der Nor- Bestäubern bedingen sich gegenseitig. malzustand ist, werden unsere Land- In naturnahen Ökosystemen stellt sich schaften zusehends artenärmer, weil Vielfalt meist von selbst ein. Nur un- die Bedingungen extremer werden. Nur große Bienen wie diese Holzbiene - Xylocopa violacea - können Salbeiblüten bedienen.
Warum sind Wildbienen gefährdet? Bienen leben überwiegend in land- wenige Pflanzenarten stand. Mit dem wirtschaftlich genutzten Flächen. Übergang von ein- oder zweimähdi- Der rasante landwirtschaftliche Wan- gen oft mageren Wiesen zu fetten del konnte für die Wildbienen nicht Mehrschnittwiesen ist ein dramati- ohne Folgen bleiben. Sicher nach- scher Rückgang von Blütenpflanzen weisbar ist der Rückgang bei den verbunden. Damit wird den Bienen Hummeln: Von den 32 Hummelarten, die Nahrungsgrundlage entzogen. 8 die in Salzburg nachgewiesen sind, Dazu ist oftmals das Fehlen von Rai- sind zwei völlig verschwunden und nen, Säumen, Hecken und struktu- einige weitere sehr selten geworden. rierten, artenreichen Waldrändern Darüber hinaus gibt es deutliche Le- gravierend. Denn diese bieten auch bensraumverluste, sodass man auf dann ein Blütenangebot, wenn der vielen Flächen nur mehr wenige Al- Großteil der Wiesen gemäht ist. lerweltsarten findet. (Zu) Gepflegte Gärten Übernutzte Landschaften Rasenroboter, Düngung und Gift er- Änderungen in der Landbewirtschaf- zeugen in Gärten oft das gleiche Bild tung und zunehmende Verbauung wie auch auf öffentlichen Grünflä- von Flächen führen zum Verlust blü- chen: Blütenarmut. Das macht Bie- tenreicher Lebensräume. Der hohen nen zu schaffen, den wilden noch Düngeintensität und bis zu sechs mehr als der Honigbiene, der ja die Grasschnitten halten nur mehr ganz Imker/innen beistehen. In Fettwiesen bildet der Löwenzahn den In ausgeräumten Landschaften bleibt nach einzigen – oft sehr kurzlebigen – Blütenflor. der Mahd keine Blüte übrig.
Gesetzlicher Schutz Wildbienen 2017 wurden in Salzburg 16 Wildbie- nenarten unter gesetzlichen Schutz gestellt. Ausgewählt wurden Salz- burger Arten, die als gefährdet ein- 9 gestuft und auf bestimmte Lebens- räume angewiesen sind. Der gesetzliche Schutz beschränkt sich örtlich auf geschützte Lebens- räume gemäß § 24 Salzburger Natur- schutzgesetz 1999 idgF. Von den ge- setzlich geschützten Lebensräumen im Land Salzburg haben die Mager- und Trockenstandorte eine heraus- ragende Bedeutung für Wildbienen. Einzelne gefährdete Arten leben auch in Feuchtgebieten oder an den Erdanrissen von Fließgewässern im Tiefland. Die Alpenhummel besiedelt ausschließlich das alpine Ödland. Hornisse Nahe Verwandte der Bienen sind die Wespen. Unter ihnen zählt die Hor- nisse (Vespa crabro) zu den geschütz- ten Arten im Bundesland Salzburg. Der Schutz der Hornisse ist jedoch in Hausgärten, Gebäuden, Jagdanla- gen wie Wildfütterungen und Hoch- ständen sowie der Ausübung der Fi- scherei dienenden baulichen Anlagen ausgenommen. Eine Schwarzbürstige Blattschneiderbiene Megachile nigriventris tapeziert ihr Nest mit Blättern aus. Sie nistet häufig in Holz- spalten z.B. in Zaunpfosten, Brückengelän- dern und an Holzhäusern.
Artenschutz ist Lebensraumschutz Bienen kann man nur schützen, wenn man ihre Lebensräume schützt. Zu überwiegenden Teilen bewohnen Bienen nicht nur Schutzgebiete, son- dern die offene Landschaft sowie 10 auch Hecken und Feldgehölze. Viele Arten sind Kulturfolger und seit Jahrtausenden durch die Landbewirt- schaftung des Menschen gefördert worden. Daher ist es aus Sicht des Bienenschutzes wichtig, extensiv ge- nutzte Flächen und Saumstrukturen zu erhalten oder wieder zu schaffen. Das hilft auch Vögeln und Säuge- tieren, sowie dem Tourismus, denn ausgeräumte Landschaften sind mo- noton und werden von den meisten Menschen nicht als schön empfun- den. Die gesetzlich geschützten Arten sollen aufmerksam machen, welche wertvollen Lebensräume nicht weiter zerstört werden dürfen und sie sollen helfen, den Erfolg von Naturschutz- maßnahmen zu dokumentieren. Hochstauden bieten ein üppiges Blütenangebot vom Hochsommer bis zum ersten Frost.
11 Schilfhalme und Bambusrohre sind ein begehrter Nistplatz. Hier wartet ein Männchen der Roten Mauerbiene Osmia bicornis auf die schlüpfenden Weibchen. Ruderalflächen beeindrucken durch Wenn der Rasen nicht gedeihen mag… . Diese ihr kurzzeitiges Blütenangebot und Fläche bietet mit der Gundelrebe Nahrung für den Reichtum an Blütenbesuchern. Hummeln und Pelzbienen und offene Bodenstel- len als Nistplätze für viele Bodennister.
12 Um hohe Eiweißgehalte zu erzielen, werden Wiesen oft gemäht. Solche Wiesen sind fast blüten- frei und für Bienen wertlos. Bienenschutz in der Landwirtschaft Blühende Randstreifen Wiesen in einen landwirtschaftlichen In der großflächigen Grünlandwirt- Betrieb einbindet. schaft ist es insbesondere im Flach- land wichtig, dass Strukturen wie Blühstreifen an den Acker-, Wiesen- und Wegrändern sowie Hecken die Landschaft bereichern. Diese sorgen Nutzungsvielfalt fördert Pro- für ein kontinuierliches Blütenange- duktvielfalt und Artenvielfalt! bot und nützen vielen Arten als Aus- breitungskorridor. Sie fördern auch Regionale Lebensmittel, wie Singvögel und Niederwildarten. die Streuobstnutzung, sind ge- lebter Bienenschutz! Leben ist Abwechslung: Abgestufte Wiesennutzung Unbedingt nötig dazu ist der Dialog Weiters profitieren Bienen sehr von mit Bäuerinnen und Bauern sowie einer abgestuften Wiesennutzung, eine breite Bewusstseinsbildung über die neben Intensivertragswiesen den Wert artenreicher Lebensräume, auch wenig gedüngte, zweimähdige auch in der Kulturlandschaft.
13 Blütenreiche Streuobstwiese, in der die Blühstreifen entlang der Wiesenränder sind Knautien-Sandbiene Blüten besucht und eine ausgezeichnete Möglichkeit, Bienen auch nistet. Obstprodukte von heimischen Bau- dann Nahrung zu bieten, wenn die Wiese ern zu kaufen ist Wildbienenschutz! gemäht ist. © Gundi Habenicht Die Waldpelzbiene Anthophora furcata Wo Wiesen, Steuobstbestände und Wald- baut ihre Nester in morschem Holz und ränder die Landschaft strukturieren, ist sie bevorzugt Lippenblütler. meist anzutreffen.
Bienenschutz auf öffentlichen Flächen Ohne wirtschaftliche Notwendigkeit und teils mit hohem Aufwand wer- 14 den öffentliche Flächen wie Parks, Grünflächen um Schulen und Kinder- gärten aber auch Gewerbegebiete und Straßenränder oft als Rasen ge- pflegt. Bunte Vielfalt im Ort Rasenflächen sind dort sinnvoll, wo Sport betrieben wird oder wo Flä- chen sehr intensiv betreten werden. Überall sonst sollte Platz für Blumen- wiesen, Säume, Fruchthecken und Karden sind Hummelmagneten Vieles mehr sein. Natur und Gewerbe schließt sich nicht aus Auch Gewerbegebiete und Betriebsa- reale müssen keine sterilen Grünflä- chen zwischen den Gebäuden haben, sondern können Platz für Natur bie- ten und sogar Friedhöfe können Orte des Lebens werden. Straßen für alle Eine wichtige ökologische Rolle kön- nen Straßenränder und –böschungen einnehmen, vor allem an wenig be- fahrenen Straßen. Sie können zu blü- henden Wegzeichen werden und das Wegrand im Ortszentrum als Gerüst eines Netzes an Landschafts- Bienenparadies strukturen bilden.
Der Straßenrand als magerer Wiesenstandort. 15 Blühflächen bringen Leben mitten in die Großstadt. Wichtig ist, die Grünflächen nicht mehrere „Bienenhotels“. Zumindest zu düngen, nur ein oder zwei Mal im Baumstämme bis 2 m Höhe sollten Jahr zu mähen und das Mähgut abzu- kein Sicherheitsproblem darstellen transportieren. und können auch im Siedlungsraum zum Lebensraum werden. Denn wirk- Wenn allerdings der Boden stark mit lich artenreich wird ein Baum oft Nährstoffen angereichert ist, wer- erst, wenn er tot ist. den Blütenpflanzen kaum eine Chan- ce gegen die Gräser haben und eine Bei all diesen Aktivitäten ist das gän- Blumenwiese wird sich ohne Erdaus- gige Schönheitsideal hinderlich, das tausch erst in Jahrzehnten einstel- Vielfalt, Spontanes und Absterben- len. des als hässlich einstuft. Die natur- nahe Pflege öffentlicher Flächen ist Eine schwierige Frage - nicht nur, auch eine pädagogische Aufgabe, aber auch aus Haftungsgründen - ist denn ohne eigenes Erleben kann kein das Zulassen des Absterbens von Bäu- Verständnis für Natur wachsen. Ge- men und Sträuchern. Totholzbesie- meinden können so zu Vorbildern für delnde Bienenarten sind darauf an- andere Grundbesitzer werden. gewiesen und ein toter Baum ersetzt
16 Wildrosen sind eine hervorragende Pollen- Ein naturnaher, artenreicher Garten kann über 50 quelle versch. Bienenarten beherbergen. © Franz Hönegger Bienenschutz im Garten Je vielfältiger der Garten genutzt In größeren Gärten ist der Spielraum wird, desto reicher an Pflanzenarten natürlich größer: Hecke, Obstgarten, und an Bienen wird er sein. Auch in feuchte und trockene Bereiche, eine kleinen Gärten haben ein Gemüsebe- Blumenwiese, ein blühender Saum, et, Kräuter, ein Obstbaum oder Bee- ein Gemüsegarten, ein Komposthau- rensträucher, ein Wiesenstückchen fen und ein Teich können je nach und ein “wildes Eck“ Platz. Flächenangebot und Vorlieben der Besitzer Platz finden. Sanfte Pflege Wichtig ist, dass die menschliche Hand regulierend, aber nicht bra- chial eingreift. Pedanterie zerstört viel. Wenn sich neue Pflanzen ansie- deln, oder ein Baum abstirbt, muss nicht alles radikal beseitigt werden, sondern natürliche Prozesse sollten maßvoll gesteuert werden. Solch ein Garten bietet weder Honigbienen noch Wildbienen Nahrung
Heimische Pflanzen Das wesentliche Maß für die Natur- nähe eines Gartens ist die Anzahl an heimischen Pflanzenarten. Während der Vegetationsperiode reißt in na- turnahen Gärten das Blütenangebot nie ab und es werden sich immer Bie- nenarten finden. 60 bis 100 Bienen- arten können in naturnahen Gärten auch im Stadtgebiet auftreten, wenn man ein Blütenangebot, auch für die Spezialisten bereithält (zB Glo- 17 ckenblumen, Natternkopf, Schmet- terlingsblütler, Kreuzblütler, Lauch- Nisthilfen für holzbewohnende Bienenarten ermöglichen spannende Beobachtungen und gewächse, Weiden…). Man beachte, helfen seltenen Arten. dass die meisten Blumen aus dem Gartenmarkt steril und daher für Bie- Umgebung vorhanden ist, sollten sie nen nutzlos sind. im Lauf weniger Jahre dicht besie- delt werden. Allerdings nisten nur 15 % der Bienenarten in Totholz. Vie- Selbst gebastelte Hilfen le bauen ihr Nest im Boden und be- „Bienenhotels“ sind ein ausgezeich- nötigen schütter bewachsene Boden- netes pädagogisches Werkzeug, um stellen erleben zu können, was sich an Le- ben vor der Haustür abspielt. Sinn- Übrigens können mit wenig Aufwand voll sind Hartholzblöcke oder -äste, auch Kleinstgärten und Balkone bie- in die man seitlich Löcher zwischen nenfreundlich gestaltet werden: Ein- 3 mm und 8 mm bohrt und Schilf- fach gängige Küchenkräuter in Kisten halme. Wenn die Nisthilfen sonnig ansetzen: Ob Thymian, Oregano, Sal- und regengeschützt aufgestellt wer- bei, Ysop, Borretsch, Weinraute, La- den und genug Blütenangebot in der vendel, Rosmarin, Schnittlauch, Dill, Fenchel oder Basilikum, sie alle sind hervorragende Bienennährpflanzen. Wenn dann statt gängiger Balkon- pflanzen auch Glockenblumen oder Fetthennen Platz finden, ist das Bie- nenparadies auf wenigen Quadrat- metern perfekt. Keine Panik, wenn sich in der Sandkiste der Kinder Wild- bienen oder Grabwespen ansiedeln: Alle solitären Bienen und Wespen greifen nie an, ja viele können einen Menschen gar nicht stechen, selbst In einer Blumenwiese gibt es dagegen Nah- wenn man sie in die Hand nimmt. rung in Hülle und Fülle
18 Senf-Blauschillersandbiene beim Blütenbesuch. Gefährdung Was hilft Der typische Lebensraum - die un- ■■ Renaturierung von Flüssen verbauten Flussufer mit Erdanrissen und Kreuzblütlerbestände in Ufer- ■■ Naturnahe Grünraumpflege in Ge- nähe - sind nur mehr in Rudimen- meinden ten vorhanden. Dies hat zum Rück- gang dieser Art massiv beigetragen, ■■ Naturnahe Sukzession in Schotter- ebenso auch die Einebnung von Bö- gruben schungen und die Beseitigung aller ungepflegten Ecken in den Dörfern.
Senf-Blauschillersandbiene Andrena agilissima (SCOPOLI, 1770) Größen- Sandbienen (Andrena) vergleich Honigbiene Wildbiene Aussehen Nahrungsangebot Die Senf-Blauschillersandbiene ist Als Nahrungsspezialist sammelt die durch den blauschwarz glänzenden Senf-Blauschillersandbiene Pollen nur Hinterleib, die stark verdunkelten an Kreuzblütlern wie Ackersenf, Bar- Flügel, durch weiße Haarflecken an barakraut, Raps und Hederich. Wenn 19 den Brustseiten und den Seiten der Nistplätze in der Nähe vorhanden sind, Segmente 3 bis 5, sowie durch den können Rapsfelder genutzt werden. Blütenbesuch an gelben Kreuzblüt- lern gut zu erkennen. Sie ist et- was größer als eine Honigbiene. Die schlankeren Männchen patrouillieren in reißendem Flug (Artname: agilissi- ma – rastlos) an Kreuzblütlern. Verbreitung Die Senf-Blauschillersandbiene ist in Süd- und Mitteleuropa bis Polen ver- breitet und kommt auch in Nordafri- ka vor. Als wärmeliebende Art ist sie in Mitteleuropa nur in tieferen Lagen Natürliche Flussufer bieten Nistplätze und Nahrung. anzutreffen. In Salzburg findet man sie sehr vereinzelt entlang von un- Lebensweise verbauten Tieflandbächen im Alpen- Die Tiere fliegen von Mai bis Anfang vorland und an der Salzach. Juli. Nach der Verpaarung legen die Weibchen ihre Nester an Steilhän- gen an. Bevorzugt werden Rohbo- Lebensraum denstellen, die durch überstehende Die Art benötigt Flächen mit Kreuz- Steine oder Wurzelteller vor Regen blütlern und steilen Abbruchkanten. geschützt sind. Oft nisten mehrere Ideale Lebensräume sind unverbaute Weibchen gemeinsam in kleinen Ag- Flusstäler, sekundär auch Schotter-, gregationen oder mehrere Weibchen Sand- und Lehmgruben. Gärten wer- nützen einen Nesteingang, versorgen den ebenfalls besiedelt, wenn sie in aber jeweils ihre eigene Brut (kom- räumlicher Nähe zu einem Vorkom- munales Nisten). Als spezifischer men stehen und alles bereitstellen, Brutparasit tritt die Wespenbiene was diese Art benötigt. Nomada melathoracica auf.
20 Dunkle Lockensandbiene © Henk Wallays Gefährdung Was hilft Sandböden mit Weidensukzession ka- ■■ Renaturierung von Flüssen men in Salzburg natürlicherweise nur (Salzach) an den Flussläufen der Täler vor. Dort wurden sie durch Flussregulierungen ■■ naturnaher Hochwasserschutz weitgehend zerstört. Umso wichtiger sind die sekundären Lebensräume in ■■ Naturdynamik in Abbaugebieten Abbaugebieten.
Dunkle Lockensandbiene Größen- Andrena apicata (SMITH, 1847) vergleich Sandbienen (Andrena) Honigbiene Wildbiene Aussehen Nahrungsangebot Die Dunkle Lockensandbiene ist ca. Als Nahrungsspezialist sammelt die honigbienengroß und bräunlich be- Dunkle Lockensandbiene Pollen nur haart. Sowohl Kopf und Brust, als von Weidenarten. Da die einzelnen 21 auch die ersten Rückensegmente sind Weidenarten nur jeweils für eine kur- braun behaart, die Hinterleibsspit- ze Zeit blühen, ist das Vorkommen ze schwarz. Sie erscheint als eine der mehrerer Arten notwendig, so wie sie ersten Wildbienen und ist an Weiden bei Sukzessionsprozessen natürlicher- gebunden. Durch die schwarze Behaa- weise auftreten. rung der Hinterleibsspitze ist sie von den anderen Weidenspezialisten zu unterscheiden. Verbreitung Die Art ist vom Mittelmeergebiet bis Südschweden und östlich bis an den Pazifik verbreitet. In Mitteleuropa ist sie nur sehr zerstreut zu finden. In Salzburg wurde sie im Salzachtal nördlich von Salzburg nachgewiesen. Artenreiche Weidengebüsche bieten Nahrung. Lebensraum Als Lebensraum benötigt die Dunk- Lebensweise le Lockensandbiene Weidenbestän- Die Tiere fliegen je nach Witterung de auf sandigem Boden, in dem bereits ab Ende Februar bis Mai. sie ihre Nester anlegt. Unverbaute Die Weibchen legen ihre Nester in Flussufer boten geeignete Struktu- mehr oder weniger verdichteten ren in großem Ausmaß, auch Sand- Sandböden an, gerne auch entlang und Kiesgruben können geeignete von Wegen und an Böschungen. Als Lebensräume sein. Die Art sollte von Brutparasiten treten zwei Wespen- Flussrenaturierungen und vom Zulas- bienenarten, Nomada leucophthal- sen der natürlichen Sukzession in Ab- ma und N. ferruginata auf, die bei- baugebieten profitieren. de auch an anderen Sandbienenarten parasitieren.
22 Esparsetten-Kleesandbiene © Paul Westrich Gefährdung pflanzen und andererseits durch den dichteren Pflanzenwuchs auch zu ei- Der Lebensraum – klee- und horn- nem Verschwinden der Nistgelegen- kleereiche Wiesen in warmen Lagen heiten. – war historisch weit verbreitet. Die landwirtschaftliche Intensivierung im Was hilft Grünland führt wohl schon seit Jahr- zehnten einerseits zu einem massi- ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung ven Verlust der wichtigsten Futter-
Esparsetten-Kleesandbiene Andrena gelriae (VAN DER VECHT 1927) Größen- Sandbienen (Andrena) vergleich Honigbiene Wildbiene Aussehen Nahrungsangebot Die Tiere sind zwischen 9 und 11 mm Als Pollenquelle sind nur Schmetter- groß. Beide Geschlechter sind am lingsblütler (Fabaceae) nachgewiesen, Vorderkörper hellbraun bis sandfar- besonders gerne werden Hornklee (Lo- ben behaart, am Hinterleib sind sie tus corniculatus), Futter-Esparsette 23 fast unbehaart und besitzen nur sch- (Onobrychis viciifolia) und Roter Wie- male aber dichte, helle Haarbinden. senklee (Trifolium pratense) genutzt. Das Gesicht und die gattungstypi- schen, behaarten Gruben entlang der Augen sind hell behaart. Im Freiland Lebensweise ist diese Art nicht sicher von anderen In der Zeit von Mai bis Juli sind die Sandbienen zu unterscheiden. Tiere beim Pollensammeln zu beob- achten. Über die genaue Struktur der Nester ist bisher fast nichts be- Verbreitung kannt. Als Brutparasit wird die Wes- Wegen Schwierigkeiten in der Be- penbiene Nomada rhenana vermu- stimmung der Weibchen kann das tet, die bei mehreren verwandten Verbreitungsgebiet nur mit Vorbe- Arten parasitiert. halt angegeben werden. Soweit be- kannt, verteilen sich die Vorkommen mit größeren Lücken von Portugal über Spanien und Südfrankreich bis nach Südschweden, Finnland, Kau- kasus und den Ural. Im Süden sind sichere Funde bis nach Friaul, Bul- garien und den Südosten der Türkei bekannt. Weitere Vorkommen gibt es im Mittelsibirischen Bergland. Lebensraum Die bisherigen Funde in Salzburg stammen von trockenwarmen Mager- wiesen und Waldrändern, bevorzugt in tiefen Lagen. Kleereiche Wiesen sind der Lebensraum der Esparsetten-Kleesandbiene.
24 Knautien-Sandbiene © Walter Wallner Gefährdung ist die Art in Salzburg nur mehr ver- einzelt in extensiven Wiesen und an Der typische Lebensraum sind Wiesen-Randstrukturen zu finden. die über Jahrhunderte genutzten Glatthaferwiesen mit zweimaliger Was hilft Heunutzung. Diese sind in den letz- ten Jahrzehnten in Gunstlagen fast ■■ naturnahe Pflege von Straßenrän- völlig von Vielschnittwiesen abgelöst dern und öffentlichen Grünflä- worden, in denen Witwenblumen, chen wie die meisten anderen Wiesenblu- men nicht überleben konnten. Daher ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung
Knautien-Sandbiene Andrena hattorfiana (FABRICIUS, 1781) Größen- Sandbienen (Andrena) vergleich Honigbiene Wildbiene Aussehen scher Lebensraum sind die klassischen Die Knautien-Sandbiene ist durch drei zweimähdigen Heuwiesen. Merkmale auch im Feld gut zu erken- nen: Die Rotfärbung einiger Hinter- leibsegmente, den Blütenbesuch an Nahrungsangebot 25 Witwenblumen und die Größe: Sie ist Als Nahrungsspezialist sammelt die mit 13-16 mm deutlich größer als eine Knautien-Sandbiene Pollen nur an Wit- Honigbiene. Ausnahmsweise kom- wenblumen und nach deren Verblühen men manchmal auch Individuen ohne an Skabiosen. Beide Pflanzengattun- oder mit nur sehr geringer Rotfärbung gen gehören zu den Kardengewächsen. vor. Dann sind die schwarz glänzen- An Witwenblumen findet man auch re- den Hinterleibsegmente zusammen gelmäßig die Männchen. mit den übrigen Merkmalen ein gutes Erkennungsmerkmal. Die Männchen sind zusätzlich am auffälligen weißen Kopfschild zu erkennen Verbreitung Die Knautien-Sandbiene ist in ganz Europa, vom Mittelmeer bis Südskan- dinavien, verbreitet und erreicht im Südosten des Verbreitungsgebiets den Kaukasus. Sie ist vom Flachland bis in Mittelgebirgslagen anzutref- Wiese mit Knautien und Skabiosen fen. In Salzburg ist sie nur an weni- gen Stellen im Flachgau und Pinzgau nachgewiesen. Vorkommen sind aber Lebensweise in allen Bezirken bis ca. 1500 m mög- Die Tiere fliegen von Mai bis August. lich. Die Weibchen legen ihr Nest an kah- len bis schütter bewachsenen Boden- stellen in trockenwarmen Bereichen, Lebensraum v. a. an Böschungen, Wegrändern und Die Knautien-Sandbiene ist eine typi- Rainen, an. Die spezifische Kuckucks- sche Bewohnerin extensiver aber auch biene ist die Wespenbiene Nomada relativ intensiv gedüngter Wiesen mit armata, deren einziger bekannter nicht zu häufiger Schnittfolge. Ihr typi- Wirt die Knautien-Sandbiene ist.
26 Grauschuppige Sandbiene © Paul Westrich Gefährdung Was hilft Aufgrund der sehr engen Bindung an ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung Glockenblumen und mageres Grün- land ist die Grauschuppige Sandbie- ■■ blütenreiche Wiesen ne stark durch die landwirtschaftli- che Intensivierung, wie Düngung und ■■ naturnahe Hecken- und vielmalige Mahd, gefährdet. Schütter Waldsäume bewachsene Bodenstellen als Nist- platz sind Mangelware geworden. ■■ magere, offene Bodenstellen
Grauschuppige Sandbiene Andrena pandellei (PEREZ, 1903) Größen- Sandbienen (Andrena) vergleich Honigbiene Wildbiene Aussehen Nahrungsangebot Im Feld können nur die Weibchen der Zur Verproviantierung der Larven wird knapp honigbienengroßen Art sicher nur Pollen von Glockenblumen, bevor- von anderen unterschieden werden. zugt der Wiesen-Glockenblume (Cam- Wie der Name schon sagt, besitzen panula patula) verwendet. 27 die Weibchen auf der Brustkorbober- seite schuppenartige Haare, die ei- nen feinen samtartigen Glanz besit- Lebensweise zen. Diese Schuppen sind immer grau Die von Anfang Mai bis Ende Juni flie- bis dunkelbraun. genden Bienen legen wie alle Sand- bienen selbstgegrabene Neströhren auf kahlen oder schütter bewachse- Verbreitung nen Flächen an. Als Kuckucksbienen Die bekannten Vorkommen erstre- treten sicher die Wespenbiene Noma- cken sich über das Mittelmeerge- da braunsiana und wahrscheinlich N. biet, von Portugal über die Ukraine striata auf. Beide sind hinsichtlich ih- bis zum Kaukasus. Die nördlichsten rer Wirtswahl relativ unspezifisch. Vorkommen liegen in den Niederlan- den und Südpolen. In Salzburg gibt es Funde aus der Umgebung der Stadt Salzburg. Lebensraum Die Grauschuppige Sandbiene benö- tigt als Lebensraum warmes, mageres Grünland wie Magerrasen, z. T. auch naturnahe Hecken und Waldsäume. Die Art ist durch die hohen Tempera- turansprüche in erster Linie in Talla- gen zu finden. Wie die beiden vorigen Arten nutzte auch diese Art ehemals weit verbreitete und für die damali- gen Verhältnisse „intensiv“ genutzte Wiesen. Glockenblumen sind die einzige Pollen- quelle der Grauschuppigen Sandbiene
28 Alpenhummel beim Blütenbesuch am Rudolphi-Steinbrech Gefährdung Die Alpenhummel ist durch den Klimawandel bedroht. Sowohl in Skandinavien wie in den Alpen kann sie nicht unbeschränkt nord- wärts bzw. „nach oben“ wandern. Was hilft ■■ Intensivierter Klimaschutz ■■ Vermeidung der Lebensraum- zerstörung in hochalpinen Ge- bieten Die Polsterpflanzenstufe ist der Lebens- raum der Alpenhummel
Alpenhummel Bombus alpinus (LINNAEUS, 1758) Größen- Echte Bienen (Apidae) vergleich Honigbiene Körbchensammler (corbiculate Bienen) Wildbiene Königin Aussehen Nahrungsangebot Große Hummelart mit durchgehend Die Alpenhummel nutzt die nek- rot behaartem Hinterleib ab dem 2. tar- und pollenreichsten hochalpinen Hinterleibssegment. Übrige Behaa- Pflanzenarten, insbesondere Pols- 29 rung vollständig schwarz, bei den terpflanzen, zB den Gegenblättri- Männchen sind zwei schwache gel- gen Steinbrech, Rudolphi-Steinbrech, be Binden am Rücken des Brustab- Fetthennen-Steinbrech, Stängelloses schnitts vorhanden. Leimkraut aber auch Glockenblumen und großblütige Hornkrautarten. Verbreitung Alpen, skandinavische und sibirische Lebensweise Gebirge sowie Polargebiete. Das Vor- Nach der Schneeschmelze erschei- kommen in den Karpaten erscheint nen im Juni die sehr großen Königin- erloschen. Die am stärksten kältead- nen aus der Winterruhe. Nach aus- aptierte Bienenart Europas erreicht giebiger Nektaraufnahme an alpinen bei uns im Gebirge die nivale Region Frühjahrsblühern machen sie sich auf und in Skandinavien das Nordkap. In Nistplatzsuche. Dazu muss ein Maus- Salzburg ist sie in den Hohen Tauern nest erobert werden, in dem die ers- von der Grenze zu Tirol ostwärts bis te Nestanlage aus einem Pollenklum- ins Ankogelgebiet zu finden, kommt pen und einem großen Honigbecher aber überall nur direkt am Alpen- erfolgt. Ca. 8 Eier werden in diesen hauptkamm vor. Pollenklumpen gelegt und von der Kö- nigin gewärmt. Innerhalb von dreiein- halb Wochen entwickelt sich die erste Lebensraum Arbeiterinnenbrut, die allein von der Die meisten Funde stammen aus dem Königin versorgt und warm gehalten Höhenbereich zwischen 2500 und wird. Nach wenigen Arbeiterinnen- 3000 m, dh der Polsterpflanzenstu- bruten werden große Jungköniginnen fe der Alpen. Es scheint, dass die Art und Männchen produziert, die im Lauf mit zunehmender Erwärmung höher des August schlüpfen. Nach zweiein- hinauf wandert. Damit droht eine halb Monaten ist der gesamte Nestzy- massive Verkleinerung und Fragmen- klus abgeschlossen und die Jungköni- tierung des Lebensraumes als Folge ginnen machen nach der Verpaarung des Klimawandels. neun Monate Winterruhe.
30 Deichhummelkönigin © Göran Holmström durch keinen genetischen Austausch Gefährdung mit anderen Populationen mehr ha- ben, spielt eine gravierende Rolle. In Die Deichhummel ist in ganz Europa den letzten Jahren gelangen in Salz- massiv zurückgegangen. Obwohl die burg wie in fast ganz Österreich keine Gründe nicht restlos geklärt sind, ist Neufunde mehr, doch ist ein Vorkom- ein Zusammenhang mit dem Verlust men nicht auszuschließen. großflächiger Feuchtgebiete und land- wirtschaftlicher Intensivierung sehr Was hilft wahrscheinlich. Auch die Isolierung der meisten Populationen, die da- ■■ Schaffung von Trittsteinbiotopen
Deichhummel Bombus distinguendus (GEOFFROY, 1785) Größen- Echte Bienen (Apidae) vergleich Honigbiene Körbchensammler (corbiculate Bienen) Wildbiene Königin Aussehen Nahrungsangebot Durchgehend gelb behaarte Hum- Die Deichhummel sammelt wie die mel mit schwarzem Band zwischen meisten Hummeln Nektar und Pollen den Flügeln. Gesichtsbehaarung gelb. von einer Vielzahl an Pflanzenarten. 31 Männchen sind wie Königinnen und Der lange Rüssel befähigt sie zur Nut- Arbeiterinnen gefärbt. zung nektarreicher langröhriger Blü- ten. Sie benötigt ein kontinuierliches Blütenangebot an Schmetterlingsblüt- Verbreitung lern und Lippenblütlern. Von der Nord- und Ostseeküste durch die Taigazone Eurasiens bis an den Pazifik mit Vorposten auf den Aleu- Lebensweise ten und in W-Alaska. Im Binnenland Die Königinnen erscheinen spät im an Offenlandstandorten insbesonde- Jahr. Sie besiedeln neben Mausnes- re in großräumigen Streuwiesen und tern auch Nester höhlenbewohnen- Moorbereichen. Die meisten Vorkom- der Vogelarten und sind auch fähig, men in Mitteleuropa sind in den letz- aus feinem Material in Grasbüscheln ten Jahrzehnten erloschen, da die und Moosbulten Nester zu bauen. Die großflächigen ungestörten Feucht- Völker bleiben mit insgesamt maxi- wiesenbereiche inzwischen ver- mal 120 Arbeiterinnen relativ klein schwunden oder stark gestört sind. und erreichen den Höhepunkt mit der Die einzigen Nachweise für das Bun- Produktion von Jungköniginnen und desland Salzburg stammen aus dem Männchen ab Mitte Juli. Trumer Seenland. Auch im benach- barten Irrseegebiet (OÖ) gibt es Vor- kommen. Lebensraum In Mitteleuropa ausschließlich in groß- flächigen Feuchtgebieten vor allem im Umfeld der Alpenvorlandseen. Große Feuchtwiesenkomplexe sind der Lebensraum der Deichhummel.
32 Grashummelarbeiterin Gefährdung Was hilft Während die alpinen Vorkommen zu- ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung, mindest oberhalb der Waldgrenze Anreicherung Blütenangebot derzeit kaum gefährdet erscheinen, ist im Tiefland ein deutlicher Rück- ■■ Anlage von Feldrainen und Säumen gang zu verzeichnen. ■■ Nistplatzstrukturen schaffen
Grashummel Bombus ruderarius (MÜLLER, 1776) Größen- Echte Bienen (Apidae) vergleich Honigbiene Körbchensammler (corbiculate Bienen) Wildbiene Königin Aussehen chen weite Höhenverbreitung: Funde Schwarze Hummel mit roter Hinter- stammen von der pannonischen Tief- leibsbehaarung ab dem 4. Rückenseg- ebene bis auf 2200 m Seehöhe. ment. Von anderen Arten mit diesem Färbungsmuster unterscheidet sich 33 die Grashummel durch die rote Körb- Nahrungsangebot chenbehaarung. Die Grashummel sammelt Nektar und Pollen an einer Vielzahl von Pflan- zenarten. Der lange Rüssel befähigt Verbreitung sie zur Nutzung nektar- und pollen- Die Grashummel ist von Nordafrika reicher langröhriger Blüten, insbe- über West-, Mittel- und Osteuropa sondere Schmetterlingsblütler und bis Südskandinavien verbreitet. Im Lippenblütler. Osten wird das Mittelsibirische Berg- land und im Südosten der Nordiran erreicht. Als klassische Offenlandart besiedelt sie sowohl Gebirgssteppen als auch Flachlandsteppen und wald- freies Grün- und Ackerland, wenn genügend Blütenangebot vorhanden ist. In Salzburg ist sie selten in ex- tensiven Wiesen des Alpenvorlandes Blütenreiche Talwiesen und alpine Matten zu finden. Häufiger ist sie in südex- sind Lebensraum der Grashummel ponierten Bergwiesen und –weiden Lebensweise insbesondere des Lungaus. Die Königinnen erscheinen von April im Tiefland bis Anfang Juni im Hochgebir- ge. Die Nester werden oberirdisch, Lebensraum bevorzugt in trockenem Mulm von Im Flachland werden alle waldfreien Grasbüscheln oder in Moospolstern an- Lebensräume besiedelt, die ein aus- gelegt. Die Grashummel hat einen aus- reichendes kontinuierliches Blüten- gesprochen kurzen Nestzyklus von 2,5 angebot bieten: Extensiv genutzte bis 3 Monaten, sodass im Tiefland die Wiesen und klein strukturierte Acker- Männchen und Jungköniginnen schon baulandschaften mit hohem Blüten- im Juni erscheinen, im Hochgebirge im angebot in Rainen und Säumen. In den Laufe des August. Die Völker bleiben Alpen werden südexponierte Berg- mit insgesamt maximal 100 Arbeiterin- mähder und Almweiden, besonders nen sehr klein. Als Parasit tritt vor al- in regenärmeren Gebieten bevorzugt. lem die Feld-Kuckuckshummel Bombus Die Grashummel hat eine ausgespro- campestris auf.
34 Arbeiterin der Grubenhummel Gefährdung Was hilft Die Grubenhummel war nie häufig, ■■ extensive Pflege vorn Rainen, wird in den letzten Jahrzehnten aber Weg- und Straßenrändern nur mehr äußerst selten gefunden. Die flächendeckende Intensivierung ■■ Anlage vorn Hecken der landwirtschaftlichen Nutzung der tieferen Regionen führte zu einem ■■ Anlage von Blühstreifen massiven Rückgang des Nahrungsan- gebotes.
Grubenhummel Bombus subterraneus (LINNAEUS, 1758) Größen- Echte Bienen (Apidae) vergleich Honigbiene Körbchensammler (corbiculate Bienen) Wildbiene Königin Aussehen trockene Standorte, va extensiv ge- Die Königinnen und Arbeiterinnen nutztes Grünland und strukturreiche zeigen eine schwarze Grundfärbung Agrarlandschaften des Tieflandes bis mit zwei gelben Binden am Brust- zur Montanstufe. abschnitt. Die Segmente 4 bis 6 sind 35 weiß behaart und die Segmente 2 und 3 zeigen am Hinterrand weiße Haar- fransen. Im Unterschied zur ähnlich gefärbten und häufigen Gartenhum- mel ist auf dem ersten Hinterleibs- segment keine gelbe Binde vorhan- den. Auch fehlen der Gartenhummel die Fransen auf den Segmenten 2 und 3. Die Männchen sind ganz anders Extensiv genutzte Wiesen - Lebensraum gefärbt: Sie sind durchgehend gelb- für die Grubenhummel und viele weitere Bienenarten. braun behaart mit einer schwarzen Binde zwischen den Flügeln. Von den sehr ähnlichen Männchen der Feld- Nahrungsangebot Kuckuckshummel unterscheiden sie Die Grubenhummel ist eine langrüs- sich durch den langen Kopf. selige Hummelart, die viele Blüten nutzen kann. Sie benötigt ein durch- gehendes Angebot langröhriger, nek- Verbreitung tar- und pollenreicher Blüten, insbe- Die Grubenhummel ist von Spanien sondere Schmetterlingsblütler und bis Ostsibirien und Nordchina ver- Lippenblütler. Sie nutzt regelmäßig breitet. Südwärts reicht die Verbrei- Rotklee als Nahrungspflanze, der bei tung bis Süditalien, nordwärts bis intensiver Wiesennutzung stark zu- Südskandinavien. In Salzburg wurde rückgeht. die Art nur im Alpenvorland nach- gewiesen. Da die Art in Deutschland auch in Mittelgebirgen gefunden Lebensweise wurde, ist die Besiedlung der Randal- Die Königinnen erscheinen relativ pen nicht ausgeschlossen. Inneralpin spät im Jahr, erst im Mai. Die Nes- ist die Art aber nicht zu erwarten. ter werden unterirdisch in Kleinsäu- gernestern mit oft langen Zugangs- röhren (Name) angelegt. Die Völker Lebensraum werden mittelgroß mit 100 bis 300 Die klassische Offenlandart besie- Arbeiterinnen. Der Nestzyklus dauert delt in Mitteleuropa waldfreie und von Mai bis August.
36 Nest der Sandhummel © Otto Leiner Gefährdung Was hilft Die Lebensräume der Sandhummel, ■■ große zusammenhängende Feucht- die früher großflächigen Moor- und weisen erhalten Feuchtwiesenflächen, sind heute stark fragmentiert. Damit ist auch die ■■ Schaffung von kleinflächigen Mo- Sandhummel selten geworden. saiken mit einem durchgehenden Blütenangebot in Nestnähe
Sandhummel Bombus veteranus (FABRICIUS, 1793) Größen- Echte Bienen (Apidae) vergleich Honigbiene Körbchensammler (corbiculate Bienen) Wildbiene Königin Aussehen vor allem extensiv genutzte Wiesen Die Sandhummel ist durchgehend besiedelt werden. Sie ist eine charak- grau-gelb (sandfarben) behaart mit teristische Hummelart der Streu- und einer schwarzen Binde zwischen Feuchtwiesen der Alpenvorlandseen. 37 den Flügeln. Auch die Gesichtsbe- haarung ist grau-gelb. Am Hinter- Nahrungsangebot leib wechseln sich je ein schmales Band schwarzer Haare und eine Bin- Die Sandhummel ist wie fast alle ge- de grau-gelber Haare ab. Es sind kei- fährdeten Hummelarten eine lang- ne roten Haare vorhanden. Das un- rüsselige Hummelart, die nektar- und terscheidet die Sandhummel von der pollenreiche, langröhrige Blüten als häufigeren Bunthummel. Nahrung braucht. Insbesondere wer- den Schmetterlingsblütler (Rotklee, Wicken… ) und Lippenblütler genutzt. Verbreitung Die Sandhummel ist von Frankreich bis in die Mongolei verbreitet. In Skandinavien erreicht sie den Polar- kreis, es gibt aber keine gesicherten Nachweise im Mediterrangebiet. Ein europäischer Verbreitungsschwer- punkt liegt an der Nord- und Ost- seeküste. Das europäische Verbrei- tungsmuster deckt sich mit dem der Mooshummel, von der aus Salzburg jedoch kein gesichertes Vorkommen mehr bekannt ist. In Salzburg exis- Die Sandhummel lebt in Streuwiesen und tieren Vorkommen in den größeren feuchten Magerwiesen. Moor- und Feuchtwiesenkomplexen des Alpenvorlands Lebensweise Die Königinnen erscheinen spät, erst im Mai. Die Nester werden bevorzugt ober- Lebensraum irdisch in Grasbülten und Moospolstern Der Name „Sandhummel“ bezieht sich angelegt. Die Völker bleiben mit ma- auf die Färbung, nicht auf den Lebens- ximal 130 Arbeiterinnen klein und der raum. Die Sandhummel bewohnt wald- Nestzyklus endet Anfang August. freie Standorte des Flachlandes, wobei
38 Gebirgs-Natternkopfbiene © Paul Westrich de Bewirtschaftung führt dazu, dass Gefährdung der zweijährige Natternkopf keine of- fenen Bodenstellen zum Keimen mehr Die Gebirgs-Natternkopfbiene besie- findet und verschwindet. delt extensiv genutzte Blumenwiesen und Weiden. Diese werden heutzuta- ge manchmal intensiver genutzt oder Was hilft aber noch häufiger aus der Nutzung genommen und aufgeforstet. Bei- ■■ Erhaltung von Felseinsprengseln des zerstört den Lebensraum der Art. als Nistplatz Schon die Sprengung von die Bewirt- schaftung störenden Felseinspreng- ■■ Fortführung der extensiven Wie- seln kann dazu führen, dass die Art senpflege an Steilhängen keinen Nistplatz mehr findet. Fehlen-
Gebirgs-Natternkopfbiene Hoplitis lepeletieri (PÉREZ, 1879) Größen- Bauchsammelbienen (Megachilidae) vergleich Honigbiene Wildbiene Aussehen Nahrungsangebot Die Gebirgs-Natternkopfbiene ist gut Die Gebirgs-Natternkopfbiene ist ein honigbienengroß, braun behaart und Nahrungsspezialist, der Pollen aus- hat eine grauweiße Bauchbürste. Sie schließlich vom Natternkopf sam- ist von einigen verwandten Bienen- melt. Da dieser nur in relativ tro- 39 arten, die ebenfalls an Natternkopf ckenen Teilen der Alpen vorkommt, fliegen, nur mittels Lupe oder Mik- erklärt dies ihre Verbreitung. roskop zu unterscheiden, wobei gute Makroaufnahmen durchaus hilfreich für die Bestimmung sein können. Verbreitung Die Art hat ein relativ kleines Areal von Nordspanien bis Rumänien ent- lang der Gebirge. Der Apennin wird südlich nur bis Ligurien besiedelt, die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft in den deutschen Mittelge- Blütenpflanzenreiche Bergwiesen sind birgen. In Salzburg sind Vorkommen Lebensraum der Gebirgs-Natternkopf- aus dem Lungau belegt. biene Lebensweise Lebensraum Die Tiere fliegen von Ende Juni bis In ihrem Lebensraum benötigt die Ge- Anfang August. Nach der Verpaarung birgs-Natternkopfbiene Felsen, Bau- bauen die Weibchen ein aufwändiges material in Form von Steinchen und Freinest aus Steinchen, Lehm und Kör- Lehm, sowie Bestände des Nattern- persekreten, das in Vertiefungen von kopfs (Echium vulgare). Vor allem Fels- Felsen befestigt wird. Es enthält zwi- steppen, Abwitterungshalden, sowie schen ein und zehn Brutzellen und wird Weideflächen und Extensivwiesen mit ausgesprochen hart. Nach Fertigstel- eingesprengten Felsen sind Lebens- lung der letzten Brutzelle, werden alle raum dieser Art. Charakteristisch ist mit einer gemeinsamen Mörtelschicht die Art für inneralpine Trockentäler. überzogen. Leere Brutzellen alter Nes- ter werden wiederverwendet.
40 Glockenblumen-Mauerbiene © Paul Westrich biene ungeeignet. Durch die strenge Gefährdung Bindung an Glockenblumen als Pol- lenquelle wird die Gefährdung noch Die Hauptursache für die Gefährdung verstärkt, da auch eine enge räum- der Art vor allem in Tallagen ist der liche Bindung zwischen geeigneten fortschreitende Verlust geeigneter Nistgelegenheiten und ausreichend Lebensräume durch landwirtschaftli- großen Glockenblumenbeständen be- che Intensivierung, wie zB Düngung, stehen muss. intensive Beweidung und Stickstoffe- intrag aus der Luft. Durch diese Fak- toren werden trockene und magere Was hilft Wiesen zunehmend nährstoffreicher und für die Glockenblumen-Mauer- ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung
Glockenblumen-Mauerbiene Hoplitis mitis (NYLANDER, 1852) Größen- Bauchsammelbienen (Megachilidae) vergleich Honigbiene Wildbiene Aussehen Lebensweise Die 7 bis 9 mm großen Tiere sind am Die Glockenblumen-Mauerbiene fliegt Brustabschnitt rotbraun behaart und von Juni bis August. Die Nistzellen wer- besitzen am Hinterleib schmale, hel- den in vorhandenen Hohlräumen ange- le Haarbinden. Die restliche Behaa- legt, dabei werden sowohl Hohlräume 41 rung und die Bauchbürste sind hell- in Holz, Felsspalten und unter Steinen weißlich. Im Freiland ist die Art nicht genutzt, gelegentlich sogar unter Gras- immer sicher von anderen Arten zu horsten und in trockenem Laub. unterscheiden. Verbreitung Die bekannten Vorkommen reichen von Portugal über Mittel- und Osteu- ropa bis nach Sibirien, Jakutien und Zentralasien. In Salzburg ist die Art verbreitet, aber durch die speziel- len Lebensraumansprüche sehr sel- ten geworden. Lebensraum Die bevorzugten Lebensräume sind Felsrasen, Magerrasen mit Felsen, Glockenblumenreiche Bergwiese warme magere Waldsäume und He- cken, aber auch Abwitterungshalden Als Nistmaterial werden bevorzugt und Gleisanlagen. Wenn Nistmöglich- Blätter von Sonnenröschen (Helianthe- keiten und Nahrungsangebot in geeig- mum spp.) oder Fingerkraut (Potentil- neter Exposition vorhanden sind, kann la spp.) verwendet, diese werden mit die Art bis über die Waldgrenze vor- zerkautem Pflanzenmaterial und Spei- kommen. chelsekret wie kleine Dachziegel über- einander geklebt, sodass sie am Ende fast wie ein kleiner Fichtenzapfen aus- Nahrungsangebot sehen. Die Männchen fliegen Glocken- Die einzige Pollenquelle, die die Art blumenbestände auf der Suche nach nutzt, sind Glockenblumen (Campa- Weibchen ab, da dort beide Geschlech- nula spp.). ter auch die Nacht verbringen.
42 Schilfgallen-Maskenbiene © Paul Westrich an Schilfgallfliegen besteht, können Gefährdung auch nicht alle Schilfbestände genutzt werden. Wie viele auf Feuchtlebensräume spe- zialisierte Arten wird auch die Schilf- gallen-Maskenbiene durch die land- Was hilft wirtschaftliche Intensivierung in Form von Trockenlegung von Feuchtwiesen, ■■ Renaturierung/Anlage von Klein- Verrohrung von Kleingewässern und gewässern mit Röhrichtzonen intensiver Nutzung der Ufergebiete beeinträchtigt. Da eine enge Bindung ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung
Schilfgallen-Maskenbiene Hylaeus pectoralis (FÖRSTER, 1871) Größen- Seiden- und Maskenbienen (Colletidae) vergleich Honigbiene Wildbiene Aussehen sie auf Doldenblütlern, Brombee- Die nur einen halben Zentimeter gro- ren und Disteln beobachtet. Im Ge- ßen Tiere sind bis auf Teile der Bei- gensatz zu den meisten anderen Bie- ne, sowie zwei kleine Flecken auf nen besitzen sie keinen besonderen der Brustseite und im Gesicht, ganz Sammelapparat für Pollen, sondern 43 schwarz gefärbt. Bei den Männchen verschlucken ihn und würgen ihn im ist das ganze Gesicht creme-weiß Nest wieder hervor. gefärbt, bei den Weibchen nur zwei keilförmige Bereiche am Innenrand der Augen. Die Arten der Gattung Lebensweise Hylaeus können mit freiem Auge Die Bienen fliegen in der Zeit von Mai nicht sicher unterschieden werden. bis September, möglicherweise ent- wickeln sich in der Zeit auch zwei Ge- nerationen. Die Weibchen legen die Verbreitung Nester in alten Gallen von Schilfgall- Die Art kommt in ganz Mittel- und Nord- fliegen (Lipara sp.), selten auch in europa vor, außerdem sind Vorkommen hohlen Schilfstängeln an. In einer Gal- über Kleinasien und Sibirien bis nach le kann das Weibchen der Schilfgal- Japan bekannt. In Salzburg findet man len-Maskenbiene bis zu acht Nistzel- sie sehr selten im Alpenvorland. len angelegen, die Galle wird danach mit zerkautem Pflanzenmaterial ver- schlossen. Das Nistsubstrat Schilf legt Lebensraum die Lebensraumnutzung fest. Zusätz- Wie der Name nahelegt, kommt die lich wird ein Blütenangebot im Nah- Schilfgallen-Maskenbiene va in Feucht- bereich der Nester benötigt. gebieten mit Schilfbewuchs, also Röh- richten, Feuchtwiesen, Mooren, Flus- sauen, Uferstreifen und sonstigen Feuchtlebensräumen, vor. Dabei wer- den ausschließlich die landseitigen Zo- nen von Röhrichten besiedelt. Die be- kannten Vorkommen liegen großteils in den Tallagen. Nahrungsangebot Die Art ist nicht an eine bestimm- te Pollenquelle gebunden, oft wird Lockeres Röhricht ist der Lebensraum der Schilf-Maskenbiene
44 Schwarze Mörtelbiene an einer Vogelwicke Gefährdung Was hilft Die größte Bedrohung für die Art, die ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung: im letzten Jahrhundert nördlich der Erste Mahd nicht vor Anfang Juli. Alpen große Rückgänge erlitten hat, ist die Lebensraumverarmung. Insbeson- ■■ Erhaltung von offenen Bodenstellen dere zu frühe Mahd und die Vernich- tung von offenen Bodenstellen zerstö- ■■ Schaffung von Trittsteinbiotopen ren das benötigte Lebensraummosaik. Außerdem gibt es in den intensiv ge- ■■ Gezielte Aussaat von Esparsette nutzten Talräumen kaum mehr Aus- und Wicken breitungsmöglichkeiten, so dass auch genetische Verarmung droht. ■■ extensive Wiesenbewirtschaftung
Schwarze Mörtelbiene – Megachile parietina (GEOFFROY, 1785) Größen- Bauchsammelbienen (Megachilidae) vergleich Honigbiene Wildbiene Aussehen pflanzen, Felsen oder Mauern zur Der Name Schwarze Mörtelbiene ist Befestigung des Nestes und offene eigentlich nur auf die Weibchen zu- Bodenstellen als Materialentnahme- treffend: Die mit ca. 14 bis 18 mm stelle für den Nestbau. Nördlich der relativ großen Tiere sind tiefschwarz Alpen werden nur Gebiete mit tro- 45 gefärbt mit schwarzen Haaren und ckenwarmem Kleinklima besiedelt. sogar die Flügel sind dunkel gefärbt. Einzig die Bauchbürste zum Pollen- sammeln ist innen rot. Im Gegensatz Nahrungsangebot dazu sind die etwas kleineren Männ- Obwohl die Art verschiedene Pflanzen- chen rotbraun behaart, das Gesicht familien als Pollenquelle nutzen kann, ist hell behaart, nur die Hinterleibs- werden Schmetterlingsblütler, va Wi- spitze ist schwarz. cken, Hornklee und Esparsette, stark bevorzugt. Des Weiteren ist die Nut- zung von Raublattgewächsen, Lippen- Verbreitung blütlern und Rosengewächsen bekannt. Die bekannte Verbreitung umfasst das Mittelmeergebiet, Mitteleuropa bis nach Zentralasien. In Mitteleuro- Lebensweise pa sind nur noch wenige Vorkommen Männchen und Weibchen schlüpfen nördlich der Alpen vorhanden, ur- nach einer zweijährigen Entwick- sprünglich verlief die Vorkommens- lung ca. Anfang Mai und verpaaren grenze durch das mittlere Deutsch- sich. Danach beginnt das Weibchen land, heute ist die Art in Bayern mit dem Nestbau an einem Felsen. ausgestorben. In Ostösterreich ist die Oft werden die steinharten Reste Bestandessituation besser. Die Salz- der alten Nester wieder verwendet. burger Vorkommen an Felsen im Sal- Die Nester sind Freibauten aus ei- zachtal bilden eine Restpopulation. nem Mörtel aus Steinchen, Erde und Es sind nur zwei Vorkommen in der Drüsensekreten. Sie enthalten bis 20 Stadt Salzburg und in Kuchl bekannt. Brutzellen und sehen in fertigem Zu- stand wie eine abgeflachte Halbku- gel aus. Nahrungs- und Nisthabitat Lebensraum liegen im Regelfall nicht weiter als Die Schwarze Mörtelbiene bevor- 300 m auseinander. Der Lebenszyk- zugt Gebiete, die die folgenden Le- lus der Schwarzen Mörtelbiene endet bensraumstrukturen in räumlicher im Juni. Als Kuckucksbiene tritt v. a. Verzahnung bieten: Bestände an Es- Stelis nasuta in Erscheinung, die aber parsette und Wicken als Nahrungs- in Salzburg nicht nachgewiesen ist.
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