Willkommen in der KITA! Sprachenvielfalt kreativ nutzen - Prof. Dr. Tina Friederich Katholische Stiftungshochschule, München - ConSozial
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Prof. Dr. Tina Friederich Katholische Stiftungshochschule, München Willkommen in der KITA! Sprachenvielfalt kreativ nutzen Nürnberg, 9.11.2017
Überblick über den Vortrag 1. Mehrsprachigkeit – warum überhaupt? 2. Forschungsbefunde zur Sprachlichen Bildung und Mehrsprachigkeit in Kitas 3. Deutschförderung oder Mehrsprachigkeitsförderung? 4. Strategien für den inklusiven Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kitas aus dem Wegweiser Weiterbildung „Inklusive Sprachliche Bildung“ der WiFF 5. Ausblick 09.11.2017 Nürnberg Seite 2
1. Mehrsprachigkeit – warum überhaupt? 3 Gründe für die Förderung von Mehrsprachigkeit • Politische Gründe • Lernvorteile • Kommunikation und Beziehung in den Familien 09.11.2017 Nürnberg Seite 4
1.1 Politische Gründe Europa EU -Ziel, dass jeder Mensch neben der Muttersprache zwei weitere Sprachen können sollte (https://europa.eu/european- union/topics/multilingualism_de) andere Länder mit anderen Sprachen in wenigen hundert Kilometern erreichbar – berufliche Mobilität, Verständigung zwischen den Ländern Mehrsprachigkeit zentral für den Export, Sprachenindustrie ABER: Potenzial wird trotzdem nur ansatzweise erkannt 09.11.2017 Nürnberg Seite 5
1.1 Politische Gründe Eurobarometer-Erhebung: positive Einstellung der EU-Bürger zur Mehrsprachigkeit 98 % betrachten die Beherrschung von Fremdsprachen als nützlich für ihre Kinder. 88 % halten eigene Fremdsprachenkenntnisse für sehr nützlich. 72 % unterstützen das von der EU angestrebte Ziel, dass jeder zwei Fremdsprachen erlernen solle. 77 % geben an, dass die Verbesserung der Sprachkenntnisse eine politische Priorität sein sollte (Eurobarometer 2012) 09.11.2017 Nürnberg Seite 6
1.1 Politische Gründe Deutschland hat großes Potential für Mehrsprachigkeit 18,5 Millionen Menschen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund (Destatis 2017) Derzeit sprechen 12 % aller betreuten unter 3-jährigen und immerhin 19 % der betreuten 3- bis 5-jährigen Kinder zu Hause kein bzw. wenig Deutsch, wobei deutliche regionale Unterschiede sichtbar werden (H1, Abb. H2-10A, Tab. H2-3A). (Quelle: Bildungsbericht 2016) Mehrsprachigkeit ist in vielen Ländern Normalität (z.B. Kanada, Australien, England u.a.), jedoch nicht in Deutschland => Mehrsprachigkeit gilt auch als Risiko 09.11.2017 Nürnberg Seite 7
1.1 Politische Gründe Anzahl bilingualer Kitas in Deutschland die meisten mehrsprachigen Kinder besuchen deutschsprachige/einsprachige Kindertageseinrichtungen verglichen mit einsprachig deutschsprachigen Kindern zeigen sich Defizite 09.11.2017 Nürnberg Seite 8
1.1 Politische Gründe Kinder mit Migrationshintergrund in deutschen Kitas Kinder mit Migrationshintergrund gehören in Deutschland häufiger Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status an Beispiel: Kindern aus sozioökonomisch gut gestellten Familien wird rund 1000 Stunden vorgelesen, Kindern aus sozioökonomisch schlecht gestellten Familien nicht einmal 25 Stunden (Hard & Risley 2003) Kita als erste außerfamiliale Bildungsinstitution hat den Aufrag, ausgleichend und integrierend zu wirken ABER: Unterschiede im Bildungszugang, den Ressourcen und der Förderung Kinder mit Migrationshintergrund besuchen weniger lange und weniger häufig eine Kita als Kinder ohne Migrationshintergrund Kinder mit Migrationshintergrund ballen sich häufig in Kitas 09.11.2017 Nürnberg Seite 9
1.2 Lernvorteile Mehrsprachigkeit kann eine wichtige Ressource für die kognitive und schulische Entwicklung der Kinder sein Internationale Studien Early Childhood Longitudinal Study (ECLS-K) (USA) bilinguale Kinder verbessern sich in Mathe und Lesen im Laufe der ersten Schuljahre Kinder, die Englisch nicht ausreichend konnten, ließen in ihren schulischen Leistungen nach Children of Immigrants Longitudinal Study (CILS) (USA) bilinguale Kinder haben höhere Bildungsaspirationen als Kinder aus Zuwandererfamilien, die ihre Herkunftssprache nicht mehr richtig beherrschen 09.11.2017 Nürnberg Seite 10
1.2 Lernvorteile Deutsche Studien Deutsch Englisch Schülerleistungen International (DESI) Studie bilinguale Kinder sind besser im Fremdsprachenlernen Sozio-emotionale Entwicklung bilingualer Kinder ist besser als solcher Kinder, die die Sprache ihres Herkunftslandes nicht mehr oder nur wenig beherrschen => Bilingualität ist für die kindliche Entwicklung förderlich (im Überblick: Leyendecker et al. 2015, S. 112f.) 09.11.2017 Nürnberg Seite 11
1.2 Lernvorteile Simultaner bilingualer Spracherwerb – ab Geburt zwei Sprachen De Houwer et al. (2013): simultaner Spracherwerb – kaum Unterschiede zu monolingualen Kindern Sukzessiver bilingualer Spracherwerb – die zweite Sprache kommt erst später hinzu Caspar et al. (2014): Kindergarten ab dem 3. Lebensjahr und damit einhergehender Deutscherwerb – bessere Deutschkenntnisse beim Übergang in die Grundschule als Kinder, die ab dem 4. Lebensjahr den Kindergarten besuchen und Deutsch lernten 09.11.2017 Nürnberg Seite 12
1.3 Kommunikation und Beziehung in den Familien 3 Gründe für eine gemeinsame Sprache von Eltern und Kindern Für Kinder ist es weniger stimulierend, wenn sie mit einer Person interagieren, die nicht auf muttersprachlichem Niveau spricht Eltern verlieren spätestens im Jugendalter an Autorität ggü. ihren Kindern, wenn sie die Sprache nicht ausreichend gut beherrschen Eine gemeinsame Sprache ist wichtig für den Zusammenhalt in der Familie und das psycho-soziale Wohlbefinden Entscheidend ist, dass Eltern und Kinder eine gemeinsame Sprache haben, in der sie beide kompetent sind (Leyendecker et al. 2015) 09.11.2017 Nürnberg Seite 13
1. Mehrsprachigkeit – warum überhaupt? Fazit Die Unterstützung einer mehrsprachigen Erziehung hat Vorteile sowohl für die Gesellschaft, die Kinder und die Familien Bessere Erwerbschancen mit 2 Sprachen Bessere Lernchancen Besseres Familienklima 09.11.2017 Nürnberg Seite 14
Forschungsbefunde zur Sprachlichen Bildung und Mehrsprachigkeit in Kitas
2. Forschungsbefunde zur Sprachlichen Bildung und Mehrsprachigkeit in Kitas Realität in vielen Kindertageseinrichtungen: Mehrsprachigkeit gehört zum Kita-Alltag Bei 63% der 4- und 5-Jährigen weicht die Familien- von der Umgebungssprache ab (Quelle: Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2016, S. 166) ABER: nur wenige Kitas sind zweisprachig Problem: in deutschen Kitas gibt es häufig nicht 2-3 Sprachen, sondern viele nebeneinander! 09.11.2017 Nürnberg Seite 16
2. Forschungsbefunde zur Sprachlichen Bildung und Mehrsprachigkeit in Kitas Befunde aus der Forschung Voraussetzung für Lernen: Wohlbefinden: Sicherheit, respektvoller Umgang miteinander, Anerkennung der eigenen Person und der Familie (Prengel 2014) „Sprachentwicklung, Selbstwertgefühl, Vertrauen und Sicherheit gehen Hand in Hand“ (Kieferle 2015, S. 136) Sprachliche Entwicklung ist eng verbunden mit der Qualität der Beziehung und anderen Entwicklungsbereichen z.B. der sozio-emotionalen Entwicklung, der kognitiven Entwicklung und der motorischen Entwicklung 09.11.2017 Nürnberg Seite 17
2. Forschungsbefunde zur Sprachlichen Bildung und Mehrsprachigkeit in Kitas Qualität der Beziehung => Unterschiede im Hinblick auf das Geschlecht des Kindes sowie seinen Migrationshintergrund • Erzieherinnen haben eine höhere Beziehungsqualität zu Mädchen und zu Kindern ohne Migrationshintergrund • Kinder mit einer hohen Erzieherin-Kind-Beziehungsqualität zeigen höhere Werte im rezeptiven Wortschatz in Deutsch, in den Kommunikationsfähigkeiten in Alltagssituationen sowie die niedrigsten Werte im Problemverhalten – auch internationale Studien bestätigen das • Für den rezeptiven Wortschatz und die Kommunikationsfertigkeiten profitieren Kinder mit Migrationshintergrund von besonders guter Beziehungsqualität – insbesondere die Jungen • in der sozial-emotionalen Entwicklung profitieren v.a. Jungen von einer hohen Qualität der Beziehung zur Erzieherin (Mayer, Beckh, Berkic & Becker-Stoll 2015) 09.11.2017 Nürnberg Seite 18
2. Forschungsbefunde zur Sprachlichen Bildung und Mehrsprachigkeit in Kitas Lernen von Sprache ist… • ein genetisch angelegtes Programm, • das Input benötigt, • und Interaktion mit anderen Menschen – Erwachsenen und Kindern Im frühen Alter können Kinder auch mehrere Sprachen parallel oder versetzt erwerben (implizites Lernen = unbewusst). Keine spezielle Förderung nötig, aber Anregung und Kommunikation = ähnlich bedeutsam und sozial relevant! (List 2013) 09.11.2017 Nürnberg Seite 19
2. Forschungsbefunde zur Sprachlichen Bildung und Mehrsprachigkeit in Kitas Rolle der Peers (andere Kinder) Sprachlernen hängt davon ab, ob ein Kind „in eine soziale Gruppe integriert ist“ (Knapp 2015, S. 47) Ob es genügend Anlässe hat, sich in der neuen Sprache auszuprobieren, oder ob es diese umgehen kann z.B. durch andere Kinder, die die gleiche Sprache sprechen oder dass es gelassen wird Kinder mit geringeren Sprachkompetenzen erhalten weniger Zuwendung von päd. Fachkräften und sie interagieren seltener mit ihren Peers (Rice 1993) Kinder spielen weniger gern mit Kindern, deren Sprachvermögen beeinträchtigt ist – gleichzeitig wenden sich diese Kinder häufiger an die Fachkräfte, sie benötigen Unterstützung (Licandro/Lüdtke 2013) Hierarchien der Sprachen sind auch relevant… 09.11.2017 Nürnberg Seite 20
2. Forschungsbefunde zur Sprachlichen Bildung und Mehrsprachigkeit in Kitas 09.11.2017 Nürnberg Seite 21
2. Forschungsbefunde zur Sprachlichen Bildung und Mehrsprachigkeit in Kitas 09.11.2017 Nürnberg Seite 22
Deutschförderung oder Mehrsprachigkeitsförderung?
3. Deutschförderung oder Mehrsprachigkeitsförderung? Aufgabe der Kindertageseinrichtungen § 22, Absatz 3 SGB VIII Der Förderungsauftrag umfasst Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes und bezieht sich auf die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Er schließt die Vermittlung orientierender Werte und Regeln ein. Die Förderung soll sich am Alter und Entwicklungsstand, den sprachlichen und sonstigen Fähigkeiten, der Lebenssituation sowie den Interessen und Bedürfnissen des einzelnen Kindes orientieren und seine ethnische Herkunft berücksichtigen. 09.11.2017 Nürnberg Seite 24
3. Deutschförderung oder Mehrsprachigkeitsförderung? Deutschförderung Wichtig für den zukünftigen Bildungserfolg Wird von den Eltern unterstützt Mehrsprachigkeitsförderung Schwierig aufgrund der vielen Sprachen und der nicht-vorhandenen Sprachkompetenzen der Fachkräfte – nur in bilingualen Kitas möglich Kompromiss Aktive Anerkennung und Wertschätzung der Familiensprache der Kinder Kinder erleben sich in Kindertageseinrichtungen, die nicht ihre Muttersprache schätzen, als wenig kompetent, da sie nicht mehr kommunizieren können Eltern fühlen sich nicht anerkannt und sind daher weniger offen in der Zusammenarbeit 09.11.2017 Nürnberg Seite 25
3. Deutschförderung oder Mehrsprachigkeitsförderung? Positiver Einfluss auf die Entwicklung von Bilingualität Wertschätzung der Familiensprache – sowohl selbst als auch von außen (De Houwer 2013) => Hier kann der Kindergarten helfen Vielfalt und zeitlicher Input sind zentral für den Erwerb zweier Sprachen parallel (Chumak-Horbatsch 2012) – auch vielfältige Sprachpartner => Insbesondere für die deutsche Sprache kann der Kindergarten durch eine alltägliche Sprachförderung, die vielfältig ist und an den Interessen der Kinder ansetzt, viel bewirken! 09.11.2017 Nürnberg Seite 26
3. Deutschförderung oder Mehrsprachigkeitsförderung? Kein entweder oder sondern eine Verknüpfung ist notwendig! Kindertageseinrichtungen bieten: Beziehung und Bindung und damit gute Voraussetzungen für das Lernen Alltägliche, kindorientierte Themen und Input Einen niedrigschwelligen Zugang für Kinder und Eltern => Aber wie kann dieser Spagat gelingen? 09.11.2017 Nürnberg Seite 27
Strategien für den inklusiven Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kitas aus dem Wegweiser Weiterbildung „Inklusive Sprachliche Bildung“ der WiFF
4. Strategien für den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen • Wie ist die Zusammensetzung der Kinder bzw. Familien? • Welche Sprachen werden gesprochen? Wer spricht diese Sprachen? Wie gut werden die Sprachen gesprochen? Wie gut wird Deutsch gesprochen? • Welche Bedürfnisse haben die Eltern der Kinder? Im Hinblick auf sich selbst und im Hinblick auf ihre Kinder? • Was ist die Zielsetzung der Sprachlichen Bildung in der Kita? 09.11.2017 Nürnberg Seite 29
4. Strategien für den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen Inklusive Sprachliche Bildung Inklusion = gesellschaftliche Teilhabe für alle Menschen „die Aufnahme aller Kinder in eine Einrichtung sowie uneingeschränkte Teilhabe und Gemeinsamkeit auch innerhalb der Einrichtung“ (Prengel 2014, S. 38) Inklusion als pädagogisches Modell Bildungsteilhabe als Bestandteil von Inklusion Zugang zu den Einrichtungen als Voraussetzung Teilhabe innerhalb der Einrichtungen sicher stellen durch individuell-adaptive Vermittlung elementarer Bildungsinhalte => Partizipation: Anhören und Einflussnahme der Kinder 09.11.2017 Nürnberg Seite 30
4. Strategien für den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen Voraussetzungen für Bildungsteilhabe • Sicherheit und Schutz der Kinder • Feinfühlige, anerkennende Beziehungen zwischen Erziehenden und Kindern als auch Kindern untereinander (Quelle: Prengel 2016) Sprache ist ein Mittel zur Teilhabe Teilhabe an der Gesellschaft: Information, Kommunikation, Interaktion, Engagement Bildungsteilhabe: Studien zeigen, dass sprachliche Kompetenzen zentral für schulischen und beruflichen Erfolg sind 09.11.2017 Nürnberg Seite 31
4. Strategien für den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen Inklusive Sprachliche Bildung richtet sich an alle Kinder! • Kinder, die keine Auffälligkeiten in ihre sprachlichen Entwicklung zeigen • Kinder, die Auffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen zeigen z.B. aufgrund von Mehrsprachigkeit => Wie wird in der Kita mit Mehrsprachigkeit umgegangen? 09.11.2017 Nürnberg Seite 32
4. Strategien für den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen Expertise der WiFF: Argyro Panagiotopoulou (2016): Mehrsprachigkeit in der Kindheit Download unter www.weiterbildungsinitiative.de/publikationen Zentraler Inhalt: In der Kita hat bislang Mehrsprachigkeit keinen Platz – die Deutschförderung dominiert. Dies kann jedoch einer ganzheitlichen Entwick- lung der Kinder im Weg stehen. 09.11.2017 Nürnberg Seite 33
4. Strategien für den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen Translanguaging bedeutet • Ausgehend von Sprachpraktiken wird die Verwendung von Sprachen oder Registern (wie z.B. Jugendsprache, Dialekt) variiert z.B. mit der Oma wird Griechisch gesprochen, mit der Erzieherin Deutsch und mit Menschen, die beides verstehen, wird auch gemischt • Denn: Sprachen existieren nicht als geschlossene Systeme nebeneinander sondern beeinflussen sich gegenseitig • Vor allem Kinder versuchen, auszudrücken, was sie mitteilen möchten und handeln quer durch die Sprachen hindurch mit sprachlicher Kreativität und Neugier • Hintergrund: Sprache ist ein Teil der Identität des Menschen – beraubt man ihn seiner Sprache, kann er sich nicht mehr angemessen mitteilen • Für Kinder bedeutet das, dass sie Teile ihrer bereits entwickelten Identität brach liegen lassen müssen, wenn sie in die Kita kommen – das kann ihrer Entwicklung schaden! 09.11.2017 Nürnberg Seite 34
4. Strategien für den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen Wegweiser Weiterbildung „Inklusive Sprachliche Bildung“ Aufbau Teil A: Handlungsanforderungen Teil B: Kompetenzprofil Teil C: Weiterbildungsbeispiel Teil D: Literaturempfehlungen 09.11.2017 Nürnberg Seite 35
4. Strategien für den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen Handlungsfeld Kind in der Gruppe Handlungsanforderungen: Beispiele A1 Wohlbefinden aller Kinder in der Gruppe sicherstellen A2 Jedes Kind in der Vielfalt seiner sprachlichen Kompetenzen wahrnehmen, wertschätzen und anerkennen Wie kann das gelingen? Wissen generieren Vergewisserung über die Zielsetzung Strategien entwickeln 09.11.2017 Nürnberg Seite 36
4. Strategien für den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen Wissen generieren • Welche Sprachen sprechen die Familienmitglieder? • Wer spricht was mit wem? • Zu welchen Gelegenheiten? • Wie gut ist ihr Deutsch? • Wie wichtig ist ihnen ihre Sprache? • Welche Vorstellungen haben sie von der sprachlichen Entwicklung ihres Kindes? • Was erwarten sie von der Kita? 09.11.2017 Nürnberg Seite 37
4. Strategien für den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen Vergewisserung über die Zielsetzung Was will die Einrichtung erreichen? Deutschförderung? Förderung von Mehrsprachigkeit? Gute Zusammenarbeit mit den Eltern? Bildungspartnerschaft bei der sprachlichen Entwicklung? => In jedem Fall: Wertschätzung und Anerkennung zur Unterstützung der Bildung des Kindes! 09.11.2017 Nürnberg Seite 38
4. Strategien für den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen Strategien entwickeln • Oberstes Ziel: wir können uns verständigen! Egal wie! Z.B. Andere Eltern oder Kinder, die helfen können, Dolmetscher, Kolleginnen, zentrale Wörter aneignen • Wertschätzung für die Familiensprache zeigen • Eingewöhnung durch muttersprachliche Elemente vereinfachen • Kindern immer wieder zu verstehen geben, dass es o.k. ist, dass sie noch kein Deutsch können, aber jeden Fortschritt loben • Keine Erwartungen wie an einsprachig aufwachsende Kinder • Zulassen von translanguaging-Strategien des Kindes – es lernt nur, wenn es kommuniziert! • Sprachanlässe in Dyaden, Klein- und Großgruppen schaffen • Langsames Hinübergleiten in eine rein deutsche Kommunikation 09.11.2017 Nürnberg Seite 39
Literatur (Auswahl) Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2016): Bildung in Deutschland. Ein indikatorengestützter Bericht mit eine Analyse zu Bildung und Migration. Bielefeld Deutsches Jugendinstitut/Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (Hrsg.) (2016): Inklusive Sprachliche Bildung. Grundlagen für die kompetenzorientierte Weiterbildung, Band 11. München Kieferle, Christa (2015): Unterstützung von Mehrsprachigkeit in inklusiven Kindertageseinrichtungen. In: Reichert-Garschhammer, Eva u.a. (Hrsg.): Inklusion und Partizipation. Vielfalt als Chance und Anspruch. Göttingen. S. 126-140 Leyendecker, Birgit, Willard, J., & Caspar, Ulrike (2015). Die Bedeutung der Muttersprache für die Eltern- Kind Beziehung in zugewanderten Familien. In B.Ö. Otyakmaz & Y. Karakasoglu (Hrsg). Frühe Kindheit in der Migrationsgesellschaft (S. 111 – 123). Wiesbaden: Springer. List, Gudula (2013): Förderung von Mehrsprachigkeit und Erwerb des Deutschen in der Kita. In: Gogolin, Ingrid; Lange, Imke; Michel, Ute; Reich, Hans H. (Hrsg.): Herausforderung Bildungssprache - und wie man sie meistert. Münster u.a.: Waxmann. S. 181-187 Spezial Eurobarometer 386 (2012): Die europäischen Bürger und ihre Sprachen. Download unter http://ec.europa.eu/commfrontoffice/publicopinion/archives/ebs/ebs_386_de.pdf Panagiotopoulou, Argyro (2016): Mehrsprachigkeit in der Kindheit. Perspektiven für die frühpädagogische Praxis, WiFF Expertisen, Band 46. München Prengel, Annedore (2016): Bildungsteilhabe und Partizipation in Kindertageseinrichtungen. Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte, WiFF Expertisen, Band 47. München Prengel, Annedore (2014): Inklusion in der Frühpädagogik. Bildungstheoretische, empirische und pädagogische Grundlagen. Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte. WiFF Expertisen, Band 5, 2., überarbeitete Auflage. München 09.11.2017 Nürnberg Seite 40
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