Wir helfen Menschen - Das Samariterstift Leonberg lädt zum White Dinner ein White Dinner - Samariterstiftung

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Wir helfen Menschen - Das Samariterstift Leonberg lädt zum White Dinner ein White Dinner - Samariterstiftung
Wir helfen Menschen

               Magazin
               Ausgabe 2, September 2014

White Dinner                     30 Jahre            Visionen
Das Samariterstift               Achtsamer Umgang    Umweltschutz gehört
­Leonberg lädt zum               mit Menschen, die   zum Leitbild der
 White Dinner ein                Hilfe brauchen      Samariterstiftung
 Seite 14                        Seite 16            Seite 20 Magazin
                                                       2/2014         1
Wir helfen Menschen - Das Samariterstift Leonberg lädt zum White Dinner ein White Dinner - Samariterstiftung
Editorial

                 »      Der Mensch wird schöpferisch
                                    in Verbindung mit Gott.
                                                                     «
                                                 Paul Olaf Bodding

2   Samariterstiftung
Wir helfen Menschen - Das Samariterstift Leonberg lädt zum White Dinner ein White Dinner - Samariterstiftung
Liebe Leserinnen und Leser,
wir hoffen, Sie erinnern sich gern an Ihren Urlaub. Ur-     Gott seine Menschen. Indem wir kreativ und vertrauens-
laub ist etwas Besonderes, in gewissem Sinn andere Zeit.    voll und leidenschaftlich sind, sind wir im tiefen Wortsinn
Urlaub bedeutet weniger Verpflichtungen, mehr freie         lebendig, quicklebendig.
Zeit und vielfältige Spielräume, um das Leben in der
Urlaubszeit anders zu gestalten. Aber geht das nur im       Ja, wir tragen die göttliche Lust, Neues zu schaffen
Urlaub? Ist die Möglichkeit, Dinge anders zu sehen und      in uns. Das zeigt eindrücklich die neue künstlerische
anzugehen, neue Perspektiven zu entwickeln und alte         Gestaltung unseres bekannten Leitbildes durch Max G.
Muster hinter sich zu lassen dem Urlaub vorbehalten?        Bailly (S. 18/19). Natürlich ist nicht jeder von uns ein
Der eigentliche Ort des kreativen Gestaltens ist doch der   Künstler, der großartige Gemälde malt oder eine Künst-
Alltag. Urlaub ist Urlaub – und damit andere, besonde-      lerin, die wunderbare Gedichte wie Leni Grebe schreiben
re Zeit. Alltag ist Alltag – und damit gewöhnliche Zeit.    kann (S. 6/7). Aber das ist in Ordnung, denn Kreativität
Aber, vielleicht bringen wir ja gerade mit unserer Kre-     für die Bewältigung des Alltags haben wir trotzdem alle
ativität, unserer schöpferischen Kraft, bunte Farbtupfer    reichlich.
ins Alltagsgrau und ermutigende Erfahrungen in das ge-
wöhnlich Alltägliche.                                       Diese Kreativität brauchen wir auch, um Fragen des Zu-
                                                            sammenlebens in Quartieren und Sozialräumen neu zu
Das neue MAGAZIN zeigt eindrucksvoll, wie Menschen          beantworten. Um gesellschaftliche Herausforderungen
im Alltag kreativ werden und sich alltäglichen Herausfor-   zu erkennen und nachhaltig zu bearbeiten. Um Bezie-
derungen stellen. Zum Beispiel, um Wege in die Selbst-      hungen zu knüpfen und aufrecht zu erhalten, damit bür-
ständigkeit zu finden, wie beim Schattentheater-Projekt     gerschaftliches Engagement als Rückgrat der Zivilgesell-
(S. 12/13).                                                 schaft wirksam und erfahrbar wird (S. 26/27).

Ob und wie wir unsere Kreativität nutzen, ob wir ange-      Jeder Mensch ist einzigartig und das macht unser Zu-
sichts der Herausforderungen für neue Erfahrungen und       sammenleben so unglaublich vielfältig. Da entsteht dann
Erkenntnisse offen sind, ob wir mutig sind und Chancen      eine Idee, wie das GORILLA-Projekt (S. 34/35) – und es
sehen wollen, das müssen wir selbst entscheiden. Das        bleibt nicht bei der Idee. Kreativität in der Umsetzung,
Tandem-Projekt zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen           Vertrauen in das Gelingen und Leidenschaft für die Men-
(S.32/33) ist eine genutzte Chance, die neue Erfahrun-      schen lassen es Wirklichkeit werden.
gen und Erkenntnisse ermöglicht hat.
                                                            Das aktuelle MAGAZIN eröffnet Blicke in kreative Räume.
So, wie Gott die Natur geschaffen hat, hat er auch uns      Besondere Blicke. Ermutigende Blicke. Der Alltag bleibt
Menschen gemacht. Nicht nur sinnvoll und praktisch,         Alltag und wird nicht zum Urlaub. Aber zum Ort der kre-
sondern voll überfließender Kreativität, fähig zum Ver-     ativen Gestaltung von Arbeit und Zusammenleben, dazu
trauen und mit einem Schuss Leidenschaft. So wollte         kann der Alltag durch uns schon werden.

                                                            Gute Wünsche für einen kreativen Alltag!

                                                            Frank Wößner                    Sabine von Varendorff
                                                            Vorstandsvorsitzender           Redaktionsleitung

                                                                                       2/2014 Magazin                 3
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WIR                                               HELFEN
                          Max G. Bailly
                          Im Licht des Lebens
                          und der Nächstenliebe

    Nürtingen
    Das Umweltteam hat
    Visionen
                            18                    Schattentheater
                                                  Schatten werfen
                                                  macht Spaß

      20
    Termine
    Impressum
                          Termine
                          Impressum
                                                      12
                                                  Leonberg
                                                  White Dinner

      22                                              14
4     Samariterstiftung
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MENSCHEN
 Tuishi Pamoja                                        Die Stiftung
 Kinder der Grundschule                               ZEIT FÜR MENSCHEN
                                                      präsentiert:
 Schlossberg spielen mit

    10
 der Behindertenhilfe                                 Auf 14 Seiten die­Stiftung
                                                      ZEIT FÜR Menschen
 Ostalb Theater
                                                      erleben.

                                                      Das Magazin finden
                                                      Sie im Anschluss an
                                                      das Magazin der
                                                      Samariterstiftung.

                            Leni Grebe
                            Lachen schafft
                            Freiräume für

2    6
                            Lösungen

 Tagesklinik im Schlössle   Parlez-vous français
 Menschen helfen,           – un peu?
 sich selbst besser         Beschäftigte der

4 16 8
                                                                   Zeit nehmen. Zeit schenken. ZEIT FÜR MENSCHEN

 zu verstehen               Werkstatt an der Schanz                            Magazin              Ausgabe 2, September 2014

                            besuchen Frankreich

                                                                              10
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                                                         Deutschlandstart          Tandem-Projekt      Magic Lounge
                                                         ZfM und die Samariter-    Haupt- und          Benefiz-Gala mit dem
                                                         stiftung bringen          Ehrenamt im         Ass der deutschen
                                                         GORILLA zur Jugend        Miteinander         Zauber-Künstler
                                                         Seite 4                   Seite 9             Seite 10
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Leni Grebe                 Buis-les-Baronnies                          Tuishi Pamoja
           06 – 07                        08 – 09                                  10 – 11

MENSCHEN
Lachen schafft
Freiräume für Lösungen
                        Alles nicht vergessen                          Leni Grebe im Haus im Mühlen-
                        Danke!                                         viertel glaubt immer noch an
                        Kuchenstücke, Rinderbraten
                                                                       das Gute im Leben
                        Eisnachtisch und andere gute Taten,
                        viele liebe Fragen dürfen wir hier sagen,
                        früher schlafen, später schlafen,              Wie macht sie das? Lachen und
                        Suppe essen, früher duschen, später duschen,   einen unbändigen Spaß haben,
                        alles wird hier nicht vergessen,               nach allem, was das Leben ihr ge-
                        fernsehgucken, Schleim verschlucken,           nommen hat? Leni Grebe wird im
                        alles was die alten Menschen brauchen,         kommenden Frühjahr 100 Jahre alt.
                        alle Menschen, freie Menschen                  Ihren Vater hat sie im ersten Welt-
                        immer an ihr Wohlsein denken,                  krieg verloren. Sie wuchs alleine mit
                        keiner wird hier zu was gezwungen              ihrer Mutter auf. Ihren Mann verlor
                        und abends wird auch noch gesungen.            sie in Stalingrad. Der junge Soldat
                        Im Namen aller möcht‘ ich danken.              hat seinen Sohn immer nur auf Hei-
                        Vieles, vieles haben wir zu danken             maturlaub gesehen, seine Tochter
                        am letzten Tag im Jahr                         sah er nie. Leni Grebe verlor auch
                        Mir geht’s bei euch wunderbar!                 die Kleine fast durch eine lebensbe-
                                                        Leni Grebe
                                                                       drohliche Krankheit. Aber da war
                                                                       das Leben dann doch gnädig.

                                                                       Kummer und Sorgen haben die
                                                                       Mutter von Leni Grebe früh altern
                                                                       lassen. Schließlich erkrankte sie an
                                                                       Alzheimer und stahl sich aus die-
                                                                       ser Welt. Leni Grebe hat sie zehn
                                                                       Jahre gepflegt. „In der Zeit blieb
                                                                       kaum Raum für mich. Ich traute
                                                                       mich nicht, sie alleine zu lassen“,
                                                                       sagt die betagte Dame. Sie hat die
                                                                       Mutter bis zu deren Tod und fast
                                                                       bis zur Selbstaufgabe gepflegt. Ein
                                                                       freies und glückliches Leben kann
                                                                       anders aussehen. Aber Leni Grebe
                                                                       wollte kein anderes Leben. Sie hat
                                                                       nie mehr geheiratet, den Ehering
                                                                       trägt sie noch heute. „Er hat seinen
                                                                       Ring in Stalingrad doch auch dabei
                                                                       gehabt“, sagt sie. Der Mutter ist sie
                                                                       nicht böse, weil so viele Jahre von
                                                                       deren Pflege geprägt waren.

6   Samariterstiftung
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Schattentheater                          White Dinner                        Jubiläum Tagesklinik
          12 – 13                               14 – 15                                   16 – 17

Nein, Leni Grebe hat sich selbst in      Urenkel und Ur-Urenkel. Ja! Leni          Stift liegen. Da hält sie fest, was ihr
ganz schlimmen Zeiten immer wie-         Grebe hat das Beste, auch in              nachts so an Ideen kommt. „Es ist
der selbst berappelt. Vielleicht trägt   scheinbar ausweglosen Situatio-           glatt, was mir da manchmal ein-
sie ihre weißen Haare deshalb so         nen, immer doch noch gefunden.            fällt“, freut sich die Poetin über ihre
kurz, damit der Schalk in ihrem Na-      Mit ihrem Mann hat sie sich in            Kreativität. Eines ihrer jüngsten Ge-
cken noch Platz findet. Denn Leni        den Kriegsjahren jeden Tag ge-            dichte war ein Dankgedicht an das
Grebes eiszapfenblaue, klare Augen       schrieben. „Das war fast wie ein          Haus im Mühlenviertel, wo sie nun
blitzen flink und lustig. Sie lacht so   Gespräch“, erinnert sie sich. Nach        seit vergangenem Jahr eine Heimat
gern. Erich Kästner ist der leiden-      ihrem Herzinfarkt, mit etwas über         gefunden hat. „Immer wird in der
schaftlichen Leserin ein lieber Gast.    80 Jahren, und als Schwimmen              Presse über die schlimmen Zustän-
Aus der Psychologie ist bekannt,         und Radfahren nicht mehr ging,            de in Altenheimen geschrieben. An
dass Humor und Kreativität eng           hat sie sich selbst für das Pflege-       die armen Pflegekräfte denkt dabei
zusammen hängen. Lachen kann             heim im Mühlenviertel in Tübin-           kein Schwein“, empört sie sich. Es
Denk- und Kreativblockaden min-          gen entschieden. Als die Finger so        gehe hier aber lustig, ja mehr noch
dern. Sorgen und Kummer, Stress          krumm waren, dass Klavierspielen          herzlich zu. „Sie sind hier einfach
und Ärger verlangen bisweilen all        nicht mehr ging, hat sie 25 Jahre         lieb von Innen heraus“, stellt sie
unsere Kraft, um mit der Situation       im damaligen Haus am Österberg            fest.
fertig zu werden. Für ausgefeilte        den Singkreis geführt. Noch heute
Strategien bleibt da genau so we-        gibt sie auch in der Singgemeinde         Diese unerschütterliche Zuversicht
nig Zeit, wie für kreative Höhenflü-     im Haus im Mühlenviertel abends           ins Gute jeder Lebenssituation ist
ge. Das ist aber kontraproduktiv,        nach dem Nachtessen den Ton an.           etwas, an dem Leni Grebe auch
denn gerade jetzt hätten wir Kreati-     Dafür, dass es klappt, übt sie die be-    andere teilhaben lassen will. Sie
vität und Lösungen dringend nötig.       kannten Kirchen- und Wanderlieder         kümmert sich um neue Hausge-
Humor und Lachen können diese            für sich alleine, wenn sie im Bett        meinschaftsankömmlinge, sie spürt,
Endlosschleifen und Blockaden auf-       liegt. „Singen hebt die Laune ganz        dass die Nachbarin von schweren
brechen, alles in ein helleres Licht     arg“, weiß die Sängerin.                  Kriegserinnerungen traumatisiert
tauchen.                                                                           ist, sie ahnt, warum der Tischgast
                                         Außerdem hat sie noch ein Talent:         nicht essen kann und will. Dann
Die Probleme verschwinden nicht,         das Schreiben. In der Familie weiß        sitzt sie bei den Leuten. Verbringt
nein. Aber wer über sie wie Leni         jeder, dass von Tante Leni zu jedem       so lange Zeit mit ihnen, bis jene
Grebe lachen kann, gewinnt – und         Geburtstag oder Jubiläum ein selbst-      zu reden anfangen. Mit einem wis-
sei es nur für einen kurzen Moment       verfasstes Gedicht kommt. „Nur zu         senden Lachen hört sie jenen zu,
– genug Abstand, um sie lockerer         meinem hundertsten Geburtstag             die das Lachen verlernt hatten. Sie
und weniger verbissen zu sehen,          müssen jetzt andere reimen“, lacht        zeigt ihnen wieder das Gute.
sie so lösen zu können. „Die Oma         sie spitzbübisch. Damit keiner ihrer
hat aus allem immer noch das Beste       Einfälle verloren geht, hat sie auf ih-
gemacht“, sagen zahlreiche Enkel,        rem Nachttisch ein Heft und einen                       Sabine von Varendorff
Wir helfen Menschen - Das Samariterstift Leonberg lädt zum White Dinner ein White Dinner - Samariterstiftung
Buis-les-Baronnies                         Tuishi Pamoja                      Schattentheater
               08 – 09                                10 – 11                              12 – 13

MENSCHEN
Parlez-vous français
– un peu?
Der Gedanke der Partnerschaft kennt
keine Grenzen: Beschäftigte der Werkstatt
an der Schanz besuchen Frankreich

Kein Wort Französisch hat Tho-          Menschen mit Behinderung? Im-         Schon im vergangenen Frühsom-
mas Spahlinger gekonnt und jetzt?       merhin gibt es in Buis eine Wä-       mer war eine Gruppe junger Fran-
Er parliert eifrig und mit bester       scherei und ein Krankenhaus, in       zosen zu Gast in Münsingen. Denen
Aussprache: „Parlez-vous francais,      welchen Menschen mit Behin-           hat es gleich super gefallen und sie
monsieur?“ Der junge Mann grinst        derung leben. „Der Gomadinger         haben sofort eine Gegeneinladung
und ist stolz. Das hat er auf seiner    Bürgermeister hat mir von diesen      ausgesprochen. Doch so eine weite
fünftägigen Reise nach Frankreich       Arbeitsplätzen von Menschen mit       Reise, immerhin liegt Buis 800 Kilo-
gelernt. Gemeinsam mit zehn             Handicap dort in der Gemeinde         meter entfernt, ist eine Herausfor-
weiteren Beschäftigten der Werk-        berichtet. Da lag es nahe, mal zum    derung. „Wir mussten unsere Be-
statt an der Schanz ging es nicht ir-   Telefonhörer zu greifen und zu        wohnerinnen und Bewohner auch
gendwo hin in Frankreich. Der Rei-      schauen, ob auch hier eine Partner-   darauf vorbereiten“, sagt Mörike.
sebus kutschierte die Mannschaft        schaft angebahnt werden kann“,        „Sie müssen doch sehr selbststän-
nach Buis-Les-Baronnies in der fran-    erzählt Markus Mörike, Dienststel-    dig sein können“, ergänzt er.
zösischen Provence. Die französi-       lenleiter für Grafeneck und Münsin-
sche Kleinstadt mit 2.251 Einwoh-       gen, von den Anfängen der Aus-        Der Versuch, eine Partnerschaft zu
nern liegt am Rande der Provence        tausch-Idee. Erste Kontakte wurden    den französischen Kollegen aufzu-
im Departement Drôme. Das Klima         mit dem APAJH aufgenommen, der        bauen, ist etwas ganz Neues. „Das
dort ist besonders günstig, so dass     Organisation, die die Behinderten-    hat es so noch nicht gegeben“, be-
Oliven und Wein angebaut werden         arbeit in Frankreich betreut und      richtet Tina Pfisterer, Jobcoach in
können. Buis-les-Baronnies ist die      koordiniert. Die Partnerorganisati-   der Werkstatt an der Schanz, die,
Partnergemeinde von Gomadin-            on APAJH (Association pour Adultes    außer Markus Mörike, die zehnköp-
gen.                                    et Jeunes Handicapés) zeigte sich     fige Gruppe begleitet hat. „Frank-
                                        aufgeschlossen von der Idee, auch     reich ist toll“, sagt Sigrun Gothe.
Schulen pflegen die Partnerschaft,      Menschen mit Behinderungen an         Die 48-jährige, die seit 20 Jahren
Vereine, Kirchengemeinden, warum        der Gemeindepartnerschaft und         in der Werkstatt beschäftigt ist,
also nicht auch die Werkstatt für       den dazugehörigen gegenseitigen       war beeindruckt von den „riesi-
                                        Besuchen teilhaben zu lassen.         gen Schalen mit Milchkaffee“, die

8     Samariterstiftung
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White Dinner                       Jubiläum Tagesklinik                         Leitbild
           14 – 15                                16 – 17                                18 – 19

es im Nachbarland morgens zum            in Valence, stand im Mittelpunkt      ist. Außerdem tut es Mitarbeiten-
Frühstück gibt und die „bol“ hei-        der Fahrt das gegenseitige Kennen-    den und Beschäftigten gut, sich
ßen. Was den deutschen Gästen            lernen der persönlichen Situationen   mal ganz anders als im Alltag zu
weniger gefallen hat war, dass dort      als Mensch mit Einschränkungen in     erleben. Potenziale, die keiner ver-
ziemlich stramm durchgearbeitet          den beiden Gemeinden. Trotz der       mutet hätte, werden in der Fremde
werden muss. „Hier haben wir jede        Sprachbarriere gelang es ausge-       plötzlich sichtbar. Es hat Spaß ge-
Stunde eine Pause und können uns         zeichnet, mit Händen und Füßen        macht! Die FankreichfahrerInnen
ausruhen“, sagt Matthias Wörz.           oder mit Übersetzung der kundi-       sind zu einem richtigen Team zu-
Seit seiner schweren Kopfoperation       gen Begleiter, Kontakt zueinander     sammengewachsen“, zieht Markus
vor sechs Jahren ist er in der Werk-     zu finden und die Lebenswirklich-     Mörike eine absolut positive Bilanz
statt an der Schanz beschäftigt.         keit, das andere Essen, die ande-     dieses Experimentes. „Mut tut gut“,
„Ich weiß jetzt ganz genau, dass         re Umgebung, andere Sitten und        nach diesem Motto lohnt es sich,
p-o-m-m-e-s-f-r-i-t-t-e-s original aus   Gebräuche kennenzulernen und zu       auch einmal Neuland zu betreten
Frankreich kommen“, sagt er und          verstehen. Während eine Teilneh-      und den Horizont auf eine andere,
betont jeden einzelnen Buchsta-          merin zu Beginn der Fahrt man-        als die übliche Weise zu erweitern.
ben der französischen Kartoffel-         ches hier „komisch“ fand, stand am    „Die Beschäftigten haben wirklich
stäbchen. Natürlich hätten die in        Ende die Einsicht, dass manches       an Selbstbewusstsein gewonnen.“
Frankreich besser geschmeckt als in      anders, aber deswegen nicht un-
Deutschland.                             bedingt schlechter sein müsse. Alle                Sabine von Varendorff
                                         Teilnehmer zeigten jedenfalls gro-
Außer touristischen Highlights wie       ßes Interesse, diese Partnerschaft
einer Fahrt auf den Mont Ventoux,        fortzuführen. „Ich habe mich schon
die Besichtigung von Bergdörfern,        wieder für nächstes Jahr angemel-
einer Stadtführung, dem Empfang          det“, sagt Matthias Wörz. „Es war
beim Bürgermeister und dem Be-           interessant mal zu vergleichen, was
such in einer Olivenmanufaktur in        in Frankreich genauso ist wie bei
Buis, sowie einer Schokoladenfabrik      uns und was völlig unterschiedlich

                                                                                     2/2014 Magazin               9
Wir helfen Menschen - Das Samariterstift Leonberg lädt zum White Dinner ein White Dinner - Samariterstiftung
Tuishi Pamoja                       Schattentheater                          White Dinner
                10 – 11                             12 – 13                                 14 – 15

HELFEN

„Wir sind Freunde für immer “
Kinder der Grundschule Schlossberg spielen mit Menschen der Behindertenhilfe Ostalb Theater

Tuishi pamoja (sprich tuischi        geht es um Vorurteile, Freundschaft     vernünftig reden, und mit kurzen
pamodscha) ist Swahili und be-       und Toleranz – Themen, die auch         Hälsen kann man nicht viel im Kopf
deutet WIR WOLLEN ZUSAMMEN           Menschen mit und ohne Behinde­          haben. Doch da wird es eng in
LEBEN. Wir wollen zusammen
­                                    r­ung betreffen. Themen, die dort,      der Savanne, denn die Löwen sind
leben, spielen und Spaß haben,
­                                    wo sie nicht auf den Tisch kommen       los. Sie preschen durch das hohe
wir, die Kinder der Grundschule      und unausgesprochen bleiben, für        Gras, genauer gesagt unterstützt
Schlossberg in Bopfingen und die     mächtig viel Ärger sorgen können.       von wildem Trommelwirbel durch
Schauspieler und Schauspielerinnen   Das zeigt die Handlung des Musi-        die Stuhlreihen im Zuschauersaal,
der Theater AG der Behinderten­      cals eindrücklich. Raffi, das Giraf-    und die Zebras und Giraffen sprit-
hilfe Ostalb. Gemeinsam und mit      fenkind mit seinem safrangelben         zen auseinander. Jedes Tier rennt
Unterstützung der Band „Happy        Fell mit braunen Flecken und Zea,       so schnell es kann auf und davon.
People“, in der Menschen mit Be-     das Zebrakind in schwarz-weißen         Dann bleibt Raffi alleine in der Wild-
hinderung mächtigen ­   Rhythmus     Streifen, haben von ihren j­eweiligen   nis zurück. Wenn da nicht die drei
und Sound machen, haben fast         Herdenführern und ihren Eltern mit      Erdmännchen wären, die sich fra-
200 Aktricen und Akteure das         der Muttermilch eingesogen, dass        gen, warum man nur so dumm sein
gleichnamige Musical einstudiert     Streifen doof machen und braune         kann und sich in der gefährlichen
und unter tosendem Applaus in        Flecken hässlich sind. Jede Gruppe      Nacht alleine durchschlägt und sich
der Halle der Grundschule Schloss-   hält sich für das Beste. Mit lang-      nicht mit dem Zebra, welches in
berg aufgeführt. In Tuishi pamoja    halsigen Tieren kann man nicht          der anderen Ecke der Savanne sitzt,

10    Samariterstiftung
Jubiläum Tagesklinik               Leitbild                            Umweltteam
       16 – 17                     18 – 19                               20 – 21

                       zusammentut, dann wäre das nie         und groovig in die afrikanische
                       was mit der Freundschaft zwischen      ­Musikseele führt. Schulleiter Holger
                       Raffi und Zea geworden – und die         Fedyna ist stolz auf das Geleistete:
                       Herde der Zebras und der Giraffen       „Das ist bisher unser größtes Pro-
                       wären weiter auf ewig schweigend        jekt, welches wir gemeinsam mit
                       nebeneinanderher gelaufen.              der Behindertenhilfe Ostalb auf
                                                               die Beine gestellt haben.“ Nahe-
                       Nichts kann die Situation zwischen      zu 200 Mitspielerinnen und Mit-
                       Menschen mit und ohne Behinde-          spieler mussten choreographiert,
                       rung besser beschreiben! Einfach        begleitet, gestützt und getröstet
                       aufeinander zu gehen und sich           werden. Denn ob mit Beeinträchti-
                       kennenlernen! Martina Reimann           gung oder ohne, das Lampen­fieber
                       spielt die Mutter der Zea. Melissa      war bei ­ allen gleich groß. Nicht
                       Hieber hat sich schnell an ihre Büh-    gezählt ü
                                                                       ­ brigens die vielen helfen-
                       nenmutter gewöhnt, die wegen            den ­Hände hinter der Bühne, am
                       ihrer Beeinträchtigungen manches        Mischpult, der Beleuchtung, am
                       Mal den Text nicht ganz deutlich        Schminktisch, an der ­Nähmaschine.
                       aussprechen kann. „Wir spielen
                       ganz normal miteinander“, erzählt      In der Politik wird Land auf und
                       die Zehnjährige. Im Vorraum der        Land ab von Inklusion nur geredet.
                       Bühne sitzt Heike Kaiser. Sie leitet   In der Schlossberger Stauferhalle
                       zusammen mit Hartmut Kambach           ist sie gelebt und gefeiert worden.
                       die Theater AG und kennt das gan-      Tosender Applaus und Freuden-
                                                              ­
                       ze Stück. Wenn’s hängt, flüstert       tränen als Lohn für die gelungene
                       die Souffleuse so lange vor, bis der   Arbeit. Beim Abschlusssong „Tuishi
                       Text wieder läuft. Nadine Schips       pamoja, daima mikele“ haben alle
                       leitet den Schulchor, der fetzig       mitgegroovt.

                                                                            Sabine von Varendorff

                                                                    2/2014 Magazin               11
Schattentheater                          White Dinner              Jubiläum Tagesklinik
                12 – 13                                14 – 15                        16 – 17

HELFEN                          Theatergruppe „Nachtkerzen“
                                der Wohnstätte gibt Wissen an Schulen weiter

Schatten werfen
macht Spaß
„Wende dein Gesicht der Sonne zu,       Oktavia ­Eichel vor drei Jahren mit
dann fallen die Schatten hinter         den Proben für das Stück „Gewit-
dich“, singen die Aborigines in         ternacht“. Weit mehr als ein Jahr
Australien. Dort scheint die Sonne      haben die Akteure das Stück im-
natürlich viel intensiver als hier-     mer und immer ­    wieder geprobt.
zulande. Doch Schatten gibt es         Silvana Dürschmied, freie Choreo-
hier auch. Vor allem den Schatten,     graphin, kennt die ­Bewohnerinnen
der sich auf Seele und Gemüt legt      und Bewohner der Wohnstätte von
und Menschen krank macht, der ist      einem gemein­    samen Filmprojekt
unangenehm. Wie passend, dass          und weiß, dass bei ihnen, vielleicht
sich die Theatergruppe „Nachtker-      mehr als bei anderen Menschen, die
zen“ der Wohnstätte in Oberen­         Befindlichkeiten oft schwanken. Die
singen mit dem Menschenschatten-       Choreographie des Schattenspieles
spiel befasst. Seit bald drei Jahren   ist immer wieder neu zusammen­
proben die Ensemble-Mitglieder,        gesetzt worden, Bilder kamen hin-
allesamt Menschen, die chronisch       zu und Szenen wurden gestrichen.
psychisch erkrankt sind und in der     Bühnenbild und Ausstattung sind
Wohnstätte in Oberensingen leben       selbst zusammengebaut. Requisi-
oder lebten, das Spiel mit Licht und   ten wie Gitarre, Presslufthammer
Schatten. Jetzt geben sie ihr Exper-   oder große Scheren sind in der
tenwissen an Nürtinger Schulkinder     Ergotherapie eigenhändig herge-
weiter.                                stellt worden. In Kooperation mit
                                       der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule
Doch bis Gabriele Baumann,             ist ein riesengroßer Stuhl entstan-
Cornelia Besser, Marlene Blessing,     den. Dass eine solch ­   aufwändige
Lothar Grötzinger, Heidi ­Grünwedl,    Produktion tatsächlich ­   umgesetzt
Efstatios Papadopoulos, ­    Marian    werden konnte, verdankt die
Sisul, Georgios Sokolakis und          Wohn­stätte auch einer Spende der
Michaela Waltner zu Experten für
­                                      ­Stiftung ZEIT FÜR MENSCHEN, die
das Schattenspiel geworden sind         die ­neunköpfige ­Schauspieltruppe
war es ein weiter Weg. Angefan-        unterstützt. Dass es danach dann
                                       ­
gen hatte die Gruppe um Regis-         weiterging und das Stück seither,
seurin Silvana Dürschmied und          nach der Premiere in der freien
Leitbild                            Umweltteam                               Termine
               18 – 19                              20 – 21                                 22 – 23

Walddorfschule in Nürtingen noch         sagte Michaela Weber zur zehnjäh-       die Kinder in Heimen und unter un-
fünf weitere Male aufgeführt wurde,      rigen Christina und machte es ihr       schönen Bedingungen groß gewor-
verdankt die Theatergruppe ­  einer      genau vor. Die Viertklässlerin schau-   den ist.
stolzen Spende von 6.500 Euro            te aufmerksam zu und probierte es
des Lions-Club Plochingen und er-        dann ebenso. Für das Ensemble der       Das gemeinsame Spiel mit Licht
neut dem Engagement der Stiftung         Wohnstätte ist das eine ungewohn-       und Schatten lässt beide Seiten rei-
ZEIT FÜR MENSCHEN, die 3.000             te Rolle, Wissen an Kinder weiter-      fen. Die Kinder, die sich im Schul-
Euro für ein Inklusionsprojekt mit       zugeben. Es ist ein wenig seltsam,      sozial-Unterricht bereits mit dem
Nürtinger Schulen zur Verfügung          dass nun sie, die Erwachsenen, die      Thema Emotionen befasst haben,
stellt.                                  Ratgeber sind. Es hat aber Spaß ge-     lernen hier hautnah, wie gleich
                                         macht und in die neue Rolle müs-        Menschen sind, egal ob mit oder
Die neunköpfige Schauspieler-            sen sich alle erst einmal einfinden.    ohne Krankheit. Die Wohnstätt-
Truppe lädt Kinder und Jugend-           Es ist ein Prozess des gegenseitigen    ler erfahren, dass sie, obwohl sie
liche ein, sich das Schattenthea-        Lernens.                                krank sind, etwas zu sagen, ja wei-
terspielen anzueignen. Dass das                                                  terzugeben haben. Im besten Sinn
nicht ganz leicht ist, haben jetzt die   Doch wie hieß es bei der Spenden-       entwickeln sich also alle weiter. Im
Viertklässler der Friedrich-Glück-       übergabe durch den Lions-Club:          Moment tüfteln die Schauspieler
Schule in Nürtingen erfahren. Die        „Sie sollen sich auch als Schauspie-    gemeinsam mit Wohnstättenlei-
Zehnjährigen haben selbst vor der        ler weiterentwickeln können“, so        terin Oktavia Eichel und Silvana
großen Leinwand im Saal des Ge-          der Präsident Martin Kielkopf. Als      Dürschmied an einem Stück über
meindehauses in Oberensingen das         Lehrerinnen und Lehrer machen sie       die „Schlösslesmädchen“ des Frie-
Spielen versucht. Wenn sie zu weit       sich schon sehr gut. Sie erklären ge-   derikenheims, früher Jugendhilfe-
weg vor der Leinwand turnten, sa-        nau und beobachten ihre Schütz-         einrichtung, bevor es zum heutigen
hen sie verschwommen aus. Aber           linge. Hier und da eine Korrektur       Schlössle wurde. Schon damals leb-
es gibt noch ganz andere Dinge zu        und das Spiel klappt. Sie lassen sich   ten hier Menschen, die sonst kaum
beachten. Das Spiel mit Licht und        aber auch von der Unbeschwertheit       Platz in der Gesellschaft fanden.
Schatten ist also kein leichtes. Da-     der Kinder anstecken. Während der       Und schon seinerzeit wurde hier
mit die Szenen in ihrer Bedeutung        gemeinsamen Probenarbeiten wird         Theater gespielt. Warum also nicht
und passend zur Begleitmusik gut         viel gelacht und gealbert. „Ich wün-    die Geschichte mit der Gegenwart
rüberkommen, müssen die Bewe-            sche mir, dass diese Kinder lange so    verbinden? Auch das neue Projekt
gungen ziemlich exakt sein. „Die         unbeschwert bleiben können“, sagt       verspricht spannend zu werden.
Bänderbälle können auch so über          Marian Sisul, der sich kurz daran
dem Kopf geschwungen werden“,            erinnert, dass er im selben Alter wie                Sabine von Varendorff
White Dinner                    Jubiläum Tagesklinik   Leitbild
               14 – 15                              16 – 17         18 – 19

HELFEN
In Leonberg wird zum ersten Mal auf dem Hof
der Samariterstiftung ein „White Dinner“ gefeiert

Wir feiern den Sommer
Medienkundige kennen die Dame:         so beliebt, dass es auf der Avenue     Neues auszuprobieren“, fügt sie
ganz in Weiß, mit einem groß-          des Champs-Élysées gefeiert wer-       hinzu. Strukturen wie Hauszuge-
krempigen Hut und einem flattern-      den musste.                            hörigkeiten und ähnliches werden
den Hauch von Sommerkleid. Sie                                                so einfach aufgebrochen. „Diese
schaukelt unbeschwert und genießt      In diesem Sommer ist es als White      Idee der Vernetzung ist doch der
kokosummantelte Kügelchen. Im          Dinner in Leonberg angekommen.         Kerngedanke der Quartiersarbeit“,
Hintergrund wiegen sich Palmen         Gleich geblieben ist der völlig un-    erklärt die Hausleiterin. Die Famili-
vor azurblauem Meer. Wer denkt,        kommerzielle und unpolitische          en, die ihre Kinder im Kindergarten
so sehen Sommerfreuden aus, der        Charakter des Festes. Geändert         haben, die Menschen der Kirchen-
war nicht beim ersten White Dinner     hat sich, dass heute in Leonberg       gemeinde, die Ehrenamtlichen, die
in Leonberg.                           wirklich Jeder daran teilnehmen        in den Häusern arbeiten, sie alle
                                       konnte. „Weil das so ist, passt ein    haben von der Idee erzählt, und
Auf dem Parkgelände des Sama-          White Dinner ganz besonders gut        es hat sich ein buntes Volk zusam-
riterstifts zwischen den Häusern       zu unserem Quartier hier in der        mengefunden. Jeder hat mit Jedem
74 und 72 hatte das Samariterstift     Seestraße“, sagt Irmgard Vogel,        gesprochen, es wurden Rezepte
Tische und Stühle aufgestellt. Rund    Hausleiterin des Samariterstiftes in   ausgetauscht und Probierhäppchen
um die frisch gepflanzte Kastanie      Leonberg und Organisatorin des         verteilt. „Hier im Quartier beginnt
in der Mitte des Platzes gruppier-     ersten White Dinners. Sie hatte von    etwas zu wachsen“, spürt nicht
ten sich die Sitzgelegenheiten und     ihrer Tochter, die in Hamburg lebt,    nur Irmgard Vogel. Der Quartier-
nach und nach wurde es immer           von dieser Art der Veranstaltung       gedanke sei das, was am ehesten
voller. Lauer Sommerabend, leise       gehört und fand, „das ist genau        an die überlebten Strukturen frühe-
Musik und jede Menge neugie-           das Richtige für unser Quartier“.      rer Großfamilien heranreiche und
rige Gäste. Die Lampen wippten         Ein unkompliziertes Fest ohne viel     was auch an ähnliche Funktionen
im Dreivierteltakt oder doch eher      Drumherum, aber mit unzähligen         anknüpfen könne. Wer im Quar-
in der sanften Sommerbrise. Wer        Chancen, Barrieren zwischen Alt        tier lebe, könne auf verschiedene
konnte, hatte sich in Weiß einge-      und Jung, zwischen Hausbewoh-          Arten und an unterschiedlichsten
kleidet und brachte weiße Tisch-       nern und anderen Mietern abzu-         Kontaktpunkten Hilfe, Unterstüt-
wäsche mit – ganz im Sinn des          bauen. Für die Bewohnerinnen und       zung oder Gesellschaft anfordern.
Erfinders des ersten Festes, dieser    Bewohner der Häuser 72 und 74          „Das ist gelebte, lebendige Nach-
Art. Die Gartenparty des begüter-      sowie aus den Wohnungen des be-        barschaft“, sagt Irmgard Vogel. Das
ten Franzosen Francois Pasquier, zu    treuten Wohnens hatte die Samari-      Leben im Quartier sei ein sehr sozi-
der er 1988 gleichermaßen wohl-        terstiftung selbst den Tisch gedeckt   ales. Da Jeder mit Jedem in Kontakt
habende Gäste eingeladen hatte,        und Picknickkörbe mit allerlei Le-     stehe, würden Ausgrenzungen auf-
war so überfüllt, dass er kurzerhand   ckerem gefüllt. Die anderen Gäste      gehoben, Barrieren abgebaut und
alle Gäste aufforderte, mit Pick-      haben Käse, Rotwein, Cracker und       Teilhabe möglich. „Ich freue mich
nickkörben in den Bois de Boulo-       mixed Pickles selbst mitgebracht.      auf den Tag, an dem es heißt „Wir“
gne umzuziehen und dort weiter                                                vom Quartier. Wenn wir so von-
zu feiern. Die komplett in Weiß        Aber auch wer nicht komplett in        einander sprechen, dann ist echt
gekleideten Partygäste fanden das      Weiß gekleidet war, war herzlich       etwas entstanden“, blickt Irmgard
Freiluftfest im Wald so schön, dass    willkommen. „Wir sind einfach          Vogel in die Zukunft. Damit sich
es fortan zur Tradition der Haute-     gewissermaßen unters Volk ge-          dieser Prozess weiter entwickeln
Volée gehörte, einmal im Sommer        gangen“, sagt Irmgard Vogel. Alle      kann, wird es auch im kommenden
ein Fest im Freien und ganz in Weiß    haben sich im Zentrum des ge-          Jahr wieder ein White Dinner rund
zu feiern. Das „Dîner en blanc“        meinsamen Quartiers getroffen.         um die Kastanie geben.
war geboren und zog rund um die        Ein Miteinander wurde möglich.
Welt. Vor zehn Jahren war es schon     „Es ist ein schönes Gefühl mal was

                                                                                           Sabine von Varendorff

                                                                                    2/2014 Magazin              15
Jubiläum Tagesklinik                          Leitbild                           Umweltteam
               16 – 17                                18 – 19                              20 – 21

helfen
Tagesklinik im Schlössle feiert ein buntes Fest zum 30. Geburtstag

                  Menschen helfen, sich
                  selbst besser zu verstehen
                                      Seit 2013 arbeitet er als Psycho-        sagte der Referent. Die hohe Kunst
                                      logischer Psychotherapeut in eige-       der Achtsamkeit sei es, wenn der
                                      ner Praxis in Stuttgart. „30 Jahre       Klient merke, dass er nicht auf
                                      Tagesklinik sind eine große Leis-        alles reagieren muss, was ihm
                                      tung“, lobte er das Geburtstags-         gerade in den Sinn kommt. Denn
                                      kind. Mit der Arbeit der Tagesklinik,    Gedanken seien wie Erscheinun-
                                      und vor allem dem speziellen An-         gen. „Sie kommen und gehen auch
                                      gebot in Oberensingen und Esslin-        wieder.“ Er zitierte Mark Twain,
                                      gen, habe die Samariterstiftung als      der von sich sagt: „Mein Leben ist
                                      Träger der Häuser einen Trend vor-       voller Missgeschicke, von denen
                                      weggenommen. So sei die bewuss-          die meisten nie stattfanden.“ Da-
                                      te Konzeption mit Gruppenarbeit          mit versuchte er zu erklären, dass
                                      und einer Haltung, bei der es um         das ewige Grübeln über ärgerliche,
                                      das klare Bewusstwerden und Wahr-        angstmachende oder gar bedroh-
                                      nehmen geht, eine gute Möglich-          liche Situationen diese nicht löse,
                                      keit, den Autopiloten auszuschal-        sondern sie vielmehr verstärke.
                                      ten, mit dem wir alle unterwegs          Etwa 40.000 Gedanken produziere
                                      sind. „Viele haben in unserer Klinik     das menschliche Hirn am Tag, dabei
                                      zum ersten Mal die Gelegenheit ge-       arbeite es selbstständig. Gedanken
Der Weg zu uns selbst ist kein        habt, darüber nachzudenken, wie          kontrollieren zu wollen sei ein zum
leichter. Seit 30 Jahren kümmern      sehr sie sich jeden Tag selbst ver-      Scheitern verurteiltes Unterfangen.
sich Experten in der Tagesklinik in   letzten, weil sie sich so verhalten,     Negative Gedanken seien Ereignis-
Oberensingen um Menschen, die         wie sie es tun.“, schilderte Dr. Peter   se in unseren Köpfen, aber keine re-
aus verschiedensten Gründen in ein    Czisch, Leiter der Tagesklinik, seine    alen Fakten. Eine große Rolle spiele
dunkles Loch gerutscht sind, deren    Eindrücke. Er hob hervor, dass sich      dabei, dass der Mensch gemeinhin
Seelenleben Licht und Frohsinn erst   dabei Ärzte wie Fachkräfte als Team      alles bewerten würde, was er denkt.
wieder lernen muss. Der Geburts-      begreifen, das ständig durch die         Negativ sei ein Gedanke erst durch
tag ist mit einem bunten Fest und     Rückmeldungen der Klienten dazu          Bewertung. Wer schließlich dage-
einem beachtenswerten Festvor-        lerne. In der Tagesklinik lernten        gen ankämpfe, sich schlecht zu füh-
trag gefeiert worden. Dr. Matthias    nicht nur die Klienten den Raum für      len, weil er etwas Negatives denkt,
Hammer sprach zum Thema „Ent-         innere Veränderungen wahrzuneh-          sei völlig gefangen. Er versuche Si-
deckung der Achtsamkeit“ und          men. Dieses Wahrnehmen ist eine          tuationen zu vermeiden, die dazu
regte sichtlich zum Nachdenken        innere Einstellung, eine Haltung,        führen, dass er negativ denkt und
an. Hammer arbeitete bis 2013 als     die bei Matthias Hammer „Acht-           sich schlecht fühlt. Doch dadurch
Leiter der Rehabilitationsabteilung   samkeit“ heißt. „Achtsamkeit ist         schneide er sich selbst den Weg ab,
für psychisch kranke Menschen des     auf das bewusste Erleben des ak-         um neue, also bessere Erfahrungen
Rudolf-Sophien-Stifts in Stuttgart.   tuellen Augenblicks ausgerichtet“,       machen zu können. „Achtsamkeit

16    Samariterstiftung
ist lernbar“, sagte Hammer. Acht-     Klientin Christine Rösler aus Filder-   ist völlig anders finanziert als die
samkeit sei für die Psychohygiene     stadt ausgiebig gelobt wurden. Bei      Alten- oder Behindertenhilfe. Es
von Klienten ebenso wie für die       Selbstgebackenem aus dem Back-          gibt kaum ähnliche Angebote im
Behandler eine Methode, dem Aus-      häusle und Begleitung durch Ak-         Land“, sagte Jürgen Schlepckow,
gebranntsein vorzubeugen. Wer         kordeontöne konnten Besucherin-         Vorstand der Samariterstiftung. „In
sich von den Empfindungen des         nen und Besucher einen schönen          der Versorgung des Landkreises ist
Klienten berühren lasse, entwickle    Nachmittag verbringen. Im Sinn          das Angebot der Samariterstiftung
Mitgefühl. Er höre zu, sei wirklich   des Festvortrages waren sie alle        zwar klein. Mit dem Landkreis Ess-
präsent und damit auch bei sich       sehr achtsam mit sich selbst.           lingen selbst gibt es einen großen
selbst. Vielleicht hat der Vortrag                                            Anbieter im Bereich der Psychiatrie,
über die Achtsamkeit mit dazu bei-    Bis 1975, als die Leonberger Für-       aber wir sind trotzdem ein wichti-
getragen, dass nach dem Festvor-      sorgeheime mit der Samariterstif-       ger Baustein. Die Tagesklinik mit ih-
trag die vielen schönen Dinge auf     tung Stuttgart fusionierten, war das    ren Strukturen ist ein Farbtupfer auf
dem Kunsthandwerkmarkt rund           Schlössle eine „Anstalt für gefallene   der Landkreis-Karte in Sachen psy-
um die Tagesklinik oft bestaunt       Mädchen“, ein Fürsorgeheim. So          chiatrische Versorgung. Farbtupfer
und die kostbaren Schätze aus der     ist die Geschichte des Schlössles       sehen gut aus. Die Samariterstif-
Schmuckschatulle, der Holzwerk-       während der vergangenen 90 Jahre        tung ist bereit, weitere Verantwor-
statt oder der Floristen-Stube so-    auch eine Geschichte der Samari-        tung zu übernehmen“, versicherte
wie dem „Atelier“ der ehemaligen      terstiftung selbst. „Die Tagesklinik    Schlepckow.

                                                                                           Sabine von Varendorff

                                                                                    2/2014 Magazin              17
Leitbild                           Umweltteam                               Termine
                18 – 19                              20 – 21                                22 – 23

WIR
Im Licht des Lebens
und der Nächstenliebe
Max G. Bailly illustriert das Leitbild der Samariterstiftung
und schlägt Brücken zwischen Text und Bild

In unseren Lebenseinstellungen         einzelnen Häuser sowie deren An-       von ihm zurückstrahlende, Leben
spiegelt sich, was uns im Leben        gehörige.                              spendende Sonnenlicht trugen auf
wichtig ist, wie wir die Welt wahr-                                           hintergründige Weise diese Bilder-
nehmen und warum wir uns immer         Damit das Begreifen einfacher wird,    serie mit. Bailly setzte sich mit dem
wieder in einer ganz bestimmten        hat die Samariterstiftung nun einen    Material der Samenhüllen ausein-
Weise verhalten. Es sind erlernte      sehr bildhaften Weg beschritten.       ander und es erwuchs etwas sehr
Grundmuster, die darauf basieren,      Der Unterensinger Künstler Max         Geheimnisvolles. Schon vor 17 Jah-
was uns unsere Vorfahren und die       G. Bailly, der seit mehr als zwölf     ren, so sagt der Künstler selber über
Gesellschaft vermittelt haben und      Jahren die künstlerischen Aktionen     sein Werk, war es eine Werkgruppe,
welche Schlussfolgerungen wir          der Stiftung auf vielfältige Weise     die ihn tief mit sich und seinem Le-
aus unseren Erfahrungen gezogen        begleitet hat, verwendet Arbeiten      ben selbst in Berührung gebracht
haben. Auch in der Samariterstif-      eines Zyklus, der 1997 am Boden-       hat. Heute hat ihn die Auseinander-
tung gibt es solche Grundeinstel-      see entstand, um die Leitsätze der     setzung mit seinem eigenen Werk
lungen. Die Prinzipien, Sichtwei-      Samariterstiftung plastisch zu ma-     erneut in einen ganz eigenen Bann
sen, Maximen, Einstellungen oder       chen. Aus einer Werkgruppe von         gezogen. Bailly hat nämlich zu je-
Grundsätze sind in den Leitsätzen      35 Arbeiten wurden neun einzelne       dem einzelnen der Materialbilder,
der Stiftung festgeschrieben. Sie      Werke ausgesucht, Arbeiten die in      die jeweils einem der Themen des
sind das Rüstzeug für die tägliche     ihrer Prägnanz eindrucksvoll zum       neu gestalteten Leitbildes zugeord-
Arbeit. „Ein Leitbild zu haben ist     Leitbild der Stiftung passen. Bailly   net sind, eine kleine Invention ge-
sehr gut!“, sagt Vorstandsvorsitzen-   hat sich in Nürtingen einen Na-        schrieben. Invention kommt aus der
der Frank Wößner, „ein Leitbild zu     men als Kurator der Ausstellungen      musikalischen Formenlehre und be-
haben, das lebt, ist eine große Auf-   „Bunt wie das Leben“ in der Galerie    deutet Einfall oder Entdeckung. In
gabe“, fährt er fort. Er appelliert:   im Foyer in der Hauptverwaltung        der Wirtschaftswissenschaft ist da-
„Unser Leitbild braucht uns und wir    gemacht, die, wechselweise und         mit eine tatsächlich neuartige Idee
brauchen unser Leitbild – für einen    zweimal im Jahr, Werke von regio-      gemeint. Bailly hat sehr prägnant
guten Weg in die Zukunft.“ Es mag      nalen Künstlern und von Bewohne-       mit diesen kleinen Inventionen die
heißen, wie es will, Unternehmens-     rinnen und Bewohnern der Häuser        Texte mit dem dazu passenden Bild
philosophie, Leitbild oder corpo-      der Samariterstiftung zeigten.         verknüpft. Dafür hat er eine präzi-
rate identity, damit es leben kann,                                           se und sehr konzentrierte Sprache
muss der Einzelne verstehen, was       1997 also entdeckte der Künstler       gewählt, wie ein Beispiel zeigt:
er davon hat. Wie kann man eine        im Garten seines Feriendomizils die    „Das Oval, das Kreuz – der Leib.
Philosophie täglich leben, wie kann    silbrigen, nahezu transparenten Sa-    Das Dreieck – geöffnete Arme, seg-
man sie weitergeben? Diese Fragen      menhüllen der lunaria annua (auch      nend, helfend. Das blaue Rechteck
berühren die Mitarbeitenden der        Silberblatt, Silbertaler oder Mond-    – das Haupt, der klare Geist“, steht
Samariterstiftung ebenso wie die       viole genannt) mit ihren dunklen       unter dem Bild mit der glänzen-
Bewohnerinnen und Bewohner der         Samenkörnern. Der Mond und das         den, viergeteilten Samenkapsel, die

18    Samariterstiftung
behindert ist“, erinnert er sich an
                                                                               die klaren und offenen Menschen
                                                                               dort, und „wie befangen und kom-
                                                                               pliziert kam ich mir selber manch-
                                                                               mal vor“. Bailly ist jetzt 77 Jahren
                                                                               alt, er hat den zweiten Weltkrieg
                                                                               und die Folgen sehr deutlich mit-
                                                                               bekommen. Ihm sind noch heute
                                                                               traumatische Erinnerungen gegen-
                                                                               wärtig. „Wenn ich nicht zur Kunst
in der Mitte ein Kreuz freigibt, die   immer wieder neu an den Auftrag         gefunden hätte, wäre manches
auch auf einem mit der Spitze nach     Jesu: Gehe hin und tue dasselbe“.       ungeklärt geblieben, der künstleri-
unten gerichteten Dreieck liegt,                                               sche Weg war auch immer ein we-
welches wiederum im Hintergrund        „Es ist mir ein Herzensanliegen für     nig Therapie an mir selber.“ Dass
ein lichtes blaues Rechteck frei-      die Samariterstiftung zu arbeiten“,     er nicht stehen geblieben ist und
gibt. Diese Invention und die Col-     sagt Bailly.“ Es war eine konzent-      diese positive Erfahrung für sich
lage sind dem Leitsatz und dem         rierte Arbeit, die Texte der Inventi-   behalten hat, sondern das befrei-
Text zugeordnet, in dem gesagt         onen so zu verdichten, wie sie jetzt    ende am Künstlerischen auch an
wird, woher die Samariterstiftung      sind“, berichtet der Künstler von       andere weitergeben hat, spricht für
kommt und was sie tut. Es ist die      seinem Wirken, „aber jetzt vernei-      den Maler. In einem Text des neu-
Rede von der Wurzel der Stiftung       ge ich mich und sage Danke, weil        en Leitbildes heißt es: „Gott liebt
im 19. Jahrhundert. Es wird erklärt,   aus diesem Dialog ein gegenseiti-       den Menschen unabhängig davon,
wie wichtig tätige Nächstenliebe       ges Geschenk geworden ist und es        wie er ist und was er kann. Auch
für die Christen ist. Es werden die    ist wie eine kleine Fügung, damals      im Scheitern und in Schuld ist der
beiden Initiativen beschrieben aus     das kreiert zu haben, was das neu       Mensch von Gott angenommen.“
denen die Samariterstiftung, wie       gestaltete Leitbild heute begleiten     Die Texte des Leitbildes, die Bilder
wir sie heute kennen, hervor ging.     kann.“ Bailly empfindet es als Be-      und die Inventionen dazu verbin-
Schließlich wird auf das Gleichnis     reicherung, in den Jahren seiner        den sich zu einem Neuen, aber sie
vom barmherzigen Samariter ver-        Kurator-Tätigkeit so viele verschie-    ordnen sich einem sehr Alten unter:
wiesen. Wer den Leitsatz liest und     dene künstlerisch tätige Menschen       der Gewissheit einer Idee, die uns
über die Invention das Bild genau-     getroffen zu haben. Er hat auch mit     zusammenhält. Denn das Helfen
er betrachtet, der wird spüren, was    behinderten Beschäftigten aus der       und das Begleiten des Samariters
die Botschaft des Evangeliums für      Werkstatt am Neckar in Malkursen        und der Samariterin, das ist der
die Samariterstiftung bedeutet.        zusammengearbeitet – und dabei          Auftrag, das ist das Leitbild, eben
Pfarrer Frank Wößner formulierte       viel gelernt. „Ich habe mich manch-     das Bild das uns leitet.
es so: „Unser Name erinnert uns        mal gefragt, wer hier eigentlich

                                                                                            Sabine von Varendorff

                                                                                     2/2014 Magazin             19
Leitbild                           Umweltteam                               Termine
                 18 – 19                              20 – 21                                22 – 23

WIR

Das Umweltteam hat Visionen
Samariterstiftung hat den Schutz der Schöpfung im Leitbild verankert

Der grüne Gockel sagt auf               Doch es ist kein leichter Weg in        ausgewählte Elektro-Großhändler
Wiedersehen. Seit 2008 sind die         bestehende Systeme neue Ideen           günstigere Einkaufsmöglichkeiten
vier Nürtinger Einrichtungen der        einzuspeisen. Das Umweltteam            für LED-Technik geben. Bis dann
Samariterstiftung – Dr. Vöhringer       braucht jede Menge Motivations-         aber tatsächlich keine Glühbirne in
Heim, Tagesklinik im Schlössle,         kraft, zündende Ideen und Durch-        der Stiftung mehr leuchtet, ist es
Wohnstätte Oberensingen und             haltevermögen. Die Jahresaufgabe        noch ein weiter Weg. „Wir suchen
Hauptverwaltung – Konvoi-Mit-           Umwelt 2014 „Weitestgehende             immer wieder nach neuen kreati-
glieder des kirchlichen Umweltma-       Umstellung auf umweltfreundliche        ven Möglichkeiten, Umweltschutz
nagements und führen das EMAS-          und gefahrstoffarme Reinigungs-         greifbar, erfahrbar zu machen“,
Sigel, den grünen Gockel. Am 30.        und Desinfektionsmittel im Bereich      sagt Ingrid Friesenhan. Umwelt-
November in diesem Jahr läuft die       der Reinigungsausschreibung.“ Die       schutz müsse von den Mitarbeiten-
Zertifizierung aus. Doch das ist mit-   Regelung ist über eine Prozessbe-       den, den Bewohnern, Beschäftigten
nichten das Ende von Grün für die       schreibung bzw. eine Verfahrensan-      und Angehörigen als für sie persön-
Stiftung. Umweltschutz, genauer         weisung dokumentiert und befin-         lich von Vorteil wahrgenommen
gesagt, der Schutz der Schöpfung,       det sich derzeit in der Umsetzung.      werden können. „Nur dann wird
ist im Leitbild der Samariterstiftung   Für das Jahr 2015 wird die Jahres-      Umweltschutz auch gewürdigt.“
verankert. Jetzt sind also neue Ideen   aufgabe Umwelt voraussichtlich          Seit 2008 hat das tatkräftige Team
gefragt, wie praktizierter Umwelt-      folgendermaßen lauten: „Der Ein-        sich immer wieder mit grünen The-
schutz in der gesamten Stiftung         satz von energieeffizienten LED         men beschäftigt. Recyclingpapier,
aussehen kann. Das Umweltteam           Leuchtmitteln in den Häusern der        umweltfreundliche Schreibgeräte,
hat da ganz konkrete Visionen.          Samariterstiftung ist gesteigert.“      der Papierverbrauch allgemein,
                                        Zurzeit bewegt die Umweltschützer       und vieles mehr stand schon auf
Bislang haben sich vor allem die        der Gedanke, dass die Leuchtmit-        der Agenda des Umweltteams. Die
vier Nürtinger Einrichtungen im         tel, die in der Stiftung in tausenden   Beobachtung: Dort wo es quasi
Bereich Umweltschutz groß her-          von Kilowattstunden leuchten und        „Umweltbeauftragte“ gibt, lässt
vorgetan. Das soll jetzt anders wer-    glimmen, überprüft werden. Sie          sich Umweltschutz gut platzieren.
den. Ingrid Friesenhan, Karin Frieß,    könnten mit umweltfreundlicheren        Das hat also in den vier Nürtinger
Regina Munz, Joachim Gelzinus,          LED-Leuchtmitteln ersetzt werden.       Einrichtungen, die zum EMAS-Kon-
Christa Reutter, Oktavia Eichel und     Aber Glühbirne raus und LED rein        voi gehörten, bestens funktioniert.
Ines Kroner, die Mitglieder des Um-     – so einfach geht das nicht. „Wir       „In den mit Zahlen festgehaltenen
weltteams, wollen in Abstimmung         müssen überzeugende Basisarbeit         Jahren von 2008 bis 2011 konn-
mit dem Vorstand jetzt den Schutz       leisten“, sagt Karin Frieß. Dazu ge-    ten wir bei der Heizenergie jähr-
der Schöpfung in der gesamten           hört viel Engagement. Im, durch         lich 500.000 kWh einsparen, beim
Stiftung gut und effektiv veran-        das Baureferat und an Haustechnik       Strom jährlich 60.000 kWh und
kern. „Wir wollen ein Umweltziel        erweitertem Team, wird derzeit ein      beim Papier 1.000 kg im Jahr“, be-
für die ganze Stiftung, das für alle    Lichttechnik-Leitfaden erarbeitet,      richtet Karin Frieß. Deshalb sucht
Häuser gilt, als Jahresziel der Stif-   der unter anderem beim Forum            das Team jetzt nach Ideen und
tung formulieren“, sagt Christa         Haustechnik, an dem alle Haus-          Möglichkeiten in jedem Haus der
Reutter. Gelebter Umweltschutz          meister der Stiftung teilnehmen,        Stiftung einen „Umweltbeauftrag-
stünde Christen gut zu Gesicht.         vorgestellt wird. Danach soll es über   ten“ zu ernennen. „Wir wünschen

20    Samariterstiftung
uns für diese Aufgabe der Stiftung      du vor einer Stadt lange Zeit lie-
noch mehr Verbindlichkeit“, erklä-      gen musst, gegen die du kämpfst
ren die Team-Mitglieder. So bemü-       um sie zu erobern, so sollst du ihre
hen sie sich, mit dem zentralen Ein-    Bäume nicht verderben und mit
kauf umzusetzen, dass die Häuser        Äxten umhauen, denn du kannst
jetzt die Reinigungsmittel einkau-      davon essen; darum sollst du sie
fen, die ohne Gefahrstoffe für die      nicht fällen“ (5. Mose 20,19). Um-
Umwelt auskommen – und natür-           weltschutz ist demnach also sehr
lich trotzdem den hohen Ansprü-         wohl eine Aufgabe die zum Christ-
chen an Hygiene und Sauberkeit          sein gehört. In diesem Sinn wird die
genügen. „Umweltschutz ist keine        Samariterstiftung beispielgebend
leichte Aufgabe, weil es in letzter     einen guten Weg gehen und en-
Konsequenz immer um Bewusst-            gagierte Umweltschützer in jedem
seins- und Verhaltensänderungen         ihrer Häuser unterstützen.
geht“, stellt Oktavia Eichel fest.
Aber es ist im Sinn des Stiftungs-                   Sabine von Varendorff
zweckes, das eigene Bewusstsein
und Verhalten immer wieder zu
überprüfen und anzupassen. „Der
Dienst der Stiftung geschieht auf
dem Boden des Evangeliums von
Jesus Christus, wie es in der heili-
gen Schrift bezeugt ist“, heißt es
im Vorwort zum Leitbild der Stif-
tung. „Wir achten darauf, im Sinne
unserer Schöpfungsverantwortung
ökologisch zu handeln“, heißt es
darin dann weiter. Auf den ersten
Blick hat die Bibel mit dem Um-
weltschutz nicht sehr viel zu tun.
Und doch, es finden sich auch in
der Heiligen Schrift bereits grüne                                             INFO:
Gedanken. So stellt das wahllose
Abholzen von Bäumen heutzutage                                                 Informationen zum Umweltteam
eine der größten Umweltkatastro-                                               und zum Thema Umweltbeauftragter
phen dar. Dadurch werden Wälder                                                bei Karin Frieß
dezimiert, die Erosion verstärkt und                                           Hauptverwaltung Samariterstiftung
viele natürliche Lebensräume zer-                                              karin.friess@samariterstiftung.de
stört. Die Bibel zielt auf den Erhalt                                          Telefon 07022-505-262
von Bäumen, wenn sie sagt: „Wenn

                                                                               2/2014 Magazin          21
Schattentheater                                  White Dinner                              Jubiläum Tagesklink
                       12 – 13                                         14 – 15                                       16 – 17

         WIR
September                                          Oktober
26.09.14                                                                                                19.10.14
13.30 bis 18 Uhr                                                                                        11.30 Uhr
Auf Menschen zu-                                                                                        Benefiz-Gala Leonberg
gehen – Freunde und                                                                                     Thorsten Strotmann wird mit einer ganz
Förderer gewinnen                                                                                       besonderen Benefiz-Gala auftreten.
Impulsreferat und Austausch                                                                             Theater im Spitalhof, Klosterstraße 2,
von Erfahrungen zum Thema                                                                               Leonberg
„Förderer gewinnen“
Hauptverwaltung Samariterstiftung
Schlossweg 1, 72622 Nürtingen                                                                           21.10.14
Anmeldung erbeten:
Andreas Schlegel,
                                                                                                        19.00 Uhr
Telefon 07022- 505-268                                                                                  Theaterstück „­Pygmalion
                                                                                                        oder schade um die
29.09.14                                           02.10.14                                             ­schöne Helena“ und
                                                                                                         ­Impulsvortrag zum
Ganztags                                           Ganztags                                               ­Thema „Mit einer
Start des                                          Fortsetzung des                                         ­psychischen Erkrankung
GORILLA Projektes                                  GORILLA Projektes                                        leben“
in Deutschland                                     in Deutschland                                       Aufführung der Hofschaumbühne
Inklusionsprojekt mit zwei Workshops für jeweils insgesamt 80 S
                                                              ­ chülerinnen                             mit anschließendem Impulsvortrag.
und Schüler der Neckarrealschule Nürtingen, der Geschwister Scholl                                      Theater im Alten Schlachthaus,
­Realschule, Nürtingen sowie der Bodelschwingh-Schule, einer Schule für                                 Schwäbisch Hal
 ­Schüler mit einer Lernbehinderung und der Johannes-Wagner Schule, einer
  Schule für Hörgeschädigte
vor Ort in den betreffenden Schulen

                                                    10.10.14
                                                    19.00 Uhr
                                                    Feuerbach und
                                                    der Wein
                                                    Ein Abend mit Jürgen Kaiser
                                                    Café „Kitz“, Service- und
                                                    ­Quartiers­büro,
                                                    Stuttgart-Feuerbach, Kitzbüheler Weg 7

HINWEIS: Die Bilder auf den Terminseiten stammen von der Künstlerin Christine Rösler aus Filderstadt. Sie wurden aus Anlass des Jubiläums der Tagesklinik
erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Christine Rösler ist selbst Patientin in der Tagesklinik gewesen.

        22       Samariterstiftung
Leitbild                   Umweltteam                                        Termine
             18 – 19                      20 – 21                                         22 – 23

November
10.11.14                                     Impressum
Jubiläumsfeier                                                              Wir helfen Menschen
                                                                                                                 Magazin
zehn Jahre KoSoLep                                                          Magazin
(Kooperation Soziales Lernen                 Herausgeber: 		                Samariterstiftung | Schlossweg 1 | 72622 Nürtingen
                                             		                             Telefon 07022/505-200 | Telefax 07022/505-255
in Projekten),                               		                             www.samariterstiftung.de | www.zeitfuermenschen.de
Bildungszentrum                              Verantwortlich im Sinn
der Robert Bosch GmbH                        des Presserechts (v.i.S.d.P): Frank Wößner
                                             Redaktion: 		 Sabine von Varendorff (Redaktionsleitung), Christian
                                             		            Fischer, Dieter-Ulrich Niederberger,
                                             		            Eckhard Rahlenbeck, Sigrid Wirth, Susanne Gilde,

10. & 11.11.14                               		Gabriele Munz, Doris Horn
                                             E-Mail an die Redaktion:       sabine.vonVarendorff@samariterstiftung.de

19.00 Uhr                                    Redaktions-Telefon: 		         07022 505-204
                                             Konzeption / Layout : 		       Beenker & Kollegen, Stuttgart
Musical „Alles cool“                         Realisierung: 		               Beenker & Kollegen, Stuttgart
Mehr als 100 Schülerinnen und                Druck: 		Gmähle-Scheel Print-Medien GmbH
Schüler verschiedener Schularten             		        (FSC-zertifiziertes Papier)
studierten das Stück ein.                    Erscheinungsweise:             3x jährlich

Stadthalle Nürtingen K3N                     Artikel im MAGAZIN geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder.
                                             Für unverlangt eingesandte Artikel, Fotos u. ä. wird keine Haftung übernommen.

                                             Rechte

12.11.14                                     Alle im MAGAZIN veröffentlichten Beiträge, Fotos, Grafiken u. Ä. sind urheberrecht-
                                             lich geschützt. Die Reproduktion, ganz oder in Teilen, durch Nachdruck, fototechni-
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18.00 Uhr                                    sche Systeme bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung der Redaktion

Jahresversammlung,                           Bildnachweise
                                             Titel Samariterstiftung: fotolia, Titel ZfM: von Varendorff, S. 2 u. 3 fotolia, S. 4 u. 5
Pfullinger Stiftung                          Max G. Bailly, Christine Rösler und von Varendorff, S. 6 u. 7 von Varendorff, S. 8 u.
                                             9 J. M. Rosier/Wikipedia, Buis-Les-Baronnies, Markus Mörike und von Varendorff,
In der Mensa des                             S. 10 u. 11 von Varendorff, S. 12 u. 13 von Varendorff und eingesandt, S. 14 u. 15
Friedrich-Schiller-Gymnasiums                Hermann Strotmann, Reinhard Gradmann, BEENKER & KOLLEGEN, S. 16 u. 17
Klostergarten 1, 72793 Pfullingen            von Varendorff, S. 18 u. 19 von Varendorff und Max G. Bailly, S. 20 u. 21
                                             von Varendorff, S. 22 u. 23 Christine Rösler, S. 28 u. 29 Susanne Dedich und
                                             von Varendorff, S. 30 u. 31 ­Thorsten Strotmann, S. 32 Fezer, S. 33 Archiv
                                             Bürgerhospital, S. 34 u. 35 Archiv Samariterstiftung, S. 36 u. 37 GORILLA-Projekt,

20.11.14                                     S. 39 von Varendorff, Titel ZfM von Varendorff

9.30 Uhr bis 16 Uhr
BELA Fachtag
Samariterstiftung als Mitveranstalter
Stadthaus Ostfildern
Gerhard-Koch-Straße 1
73760 Ostfildern
                                                                            Termine

                                                                                     2/2014 Magazin                      23
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