ZUKUNFT PFLEGE Ausbildung braucht Anreize! - Volkshilfe Salzburg
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EWALD SACHER Großes Sommerinterview mit dem Präsidenten ARBEITSLOSIGKEIT & CORONA Neue Umfrage #KINDERARMUT ABSCHAFFEN Österreichweite Petition ZUKUNFT PFLEGE © pikselstock - stock.adobe.com Ausbildung braucht Anreize! MAGAZIN FÜR MENSCHEN SALZBURG | TIROL | VORARLBERG 2/2021
EDITORIAL AUF TOUR GEHEN © Franz Baldauf © Christopher Glanzl Die langjährige Arbeit der Volkshilfe beginnt Früchte zu tragen – das Thema Kinderarmut in Österreich ist auf der politischen Agenda weit nach oben ge- rückt. Sozialminister Wolfgang Mückstein hat die von der Volkshilfe entwickelte Kindergrundsicherung in einem Falter-Interview als sein politisches Ziel genannt, die SPÖ auf ihrem Parteitag einen Grund- satzbeschluss gefasst, und auch mit den NEOS gibt es politische Gespräche. Zusätzlich haben wir auf unserer Tour durch alle Bundesländer sehr viele Kon- takte zu interessierten Menschen gehabt und auch die Werbetrommel für unsere Petition zur Einführung der Kindergrundsicherung gerührt, mehr in diesem Magazin. Wir freuen uns über viele Unterschriften. Prof. Ewald Sacher Erich Fenninger Pflegereform lässt auf sich warten Präsident der Volkshilfe Österreich Direktor der Volkshilfe Österreich Aber auch andere wichtige Themen abseits der Kin- derarmut beschäftigen uns. Die Anstrengungen zur Bewältigung der Pandemie haben leider die Bemü- standshilfe diskutiert. Das ist wirklich empörend und hungen zu einer umfassenden Pflegereform in den wird auch von der Volkshilfe entschieden abgelehnt. Hintergrund gerückt. Hier ist die Politik säumig. Aber Wie es den betroffenen Menschen in der Langzeitar- der Personalmangel wird immer drückender, der beitslosigkeit wirklich geht, haben wir in einer Umfra- weitere Ausbau der mobilen Pflege lässt auf sich war- ge herausgefunden. ten. Daher haben wir pflegende Angehörige gefragt, wie sie die Lage einschätzen, und ob sie sich von der Engagement der Zivilgesellschaft Regierung ausreichend unterstützt fühlen. Leider Last, but not least setzen wir uns für geflüchtete nein, soviel sei verraten, alle Antworten finden Sie auf Menschen ein. Neben der Reportage vom Besuch bei den nächsten Seiten. Zusätzlich gibt es Statements den Schutzsuchenden in den Wäldern Nordbosniens aus dem Pflegealltag in drei Einrichtungen und ein hat Lisa Peres ein spannendes Interview mit dem In- ausführliches Präsidenten-Sommer-Interview. itiator der #SOSBalkanroute Petar Rosandić geführt. Die Initiative hilft den gestrandeten und verzweifelten Druck auf arbeitssuchende Menschen Menschen in Bosnien und ist ein tolles Beispiel, was Auch das Thema Arbeitsmarkt beschäftigt uns. Nach engagierte Menschen aus der Zivilgesellschaft mög- traurigen Allzeit-Rekorden in der Arbeitslosenstatistik lich machen. sinken zwar die Zahlen, dafür werden die Betroffe- Prof. Ewald Sacher, nen von der Regierung immer wieder unter Druck Präsident der Volkshilfe Österreich gesetzt. Statt einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes und einer umfassenden Joboffensive wird sogar ein Erich Fenninger, stufenweises Sinken und eine Abschaffung der Not- Direktor der Volkshilfe Österreich Anzeige 3
www.volkshilfe.at INHALT INHALT 05 Demenz und Pflege. Umfrage unter Angehörigen. 05 20 07 Präsident Ewald Sacher. Das große Sommerinterview. 14 #Kinderarmut abschaffen. VH unterwegs auf österreichweiter Petition. 20 Salzburg. Seniorenclubs wieder geöffnet. 07 23 23 Tirol. Arbeitsalltag einer Ervolkshelferin. 25 Vorarlberg. Frühstücksgruß für pflegende Angehörige. 30 Spender*innen vor den Vorhang. 14 30 Gespräch mit Ingrid Streibel-Zarfl. < Volkshilfe Salzburg Innsbrucker-Bundesstraße 37 KURZMELDUNGEN Telefon: 0662 / 42 39 39 Save the Date! Sym- www.volkshilfe-salzburg.at posium „Kinderarmut und Kindergrundsi- < Volkshilfe Tirol cherung“ 11. Oktober 2021, ab 14 Südtiroler Platz 10-12 Uhr in der Arena Wien Telefon: 050 / 8901000 Aus unserem Forschungs- www.volkshilfe.net projekt zur Kindergrund- sicherung wissen wir, wie < Volkshilfe Vorarlberg umfassend Kinder durch ein Aufwachsen in Armut geschädigt werden, aber auch, wie viele positive Ent- Anton-Schneider-Straße 19 wicklungen durch eine regelmäßige finanzielle Absi- Telefon: 05574 / 488 53 cherung möglich sind. Die neuesten Erkenntnisse aus www.volkshilfe-vlbg.at dem Forschungsprojekt wollen wir daher gern mit einem Fachpublikum teilen. Anmeldung unter: veranstaltungen@volkshilfe.at Impressum Teilnahme: kostenlos Herausgeberin: Volkshilfe Österreich 1010 Wien, Auerspergstraße 4 Tel.: 01/402 62 09, Fax: 01/408 58 01 Gesundheits- E-Mail: office@volkshilfe.at, www.volkshilfe.at ministerium schätzt Redaktion: Lisa Peres, Angelika Koller, Ruth Schink, Hanna Lichtenberger, David Albrich, Erwin Berger, Volkshilfe-Expertise Herbert Reithmayr, Doris Heinreich, Manuela Bennat, Am 25. Mai traf Direktor Othmar Schneglberger Erich Fenninger bei ei- Medieninhaber, Verleger, Anzeigenverkauf, Layout und nem Termin im Ministe- Produktion: Die Medienmacher GmbH, Oberberg 128, 8151 rium mit Sozialminister Hitzendorf, Filiale:Römerstr. 8, 4800 Attnang, office@dieme- Wolfgang Mückstein dienmacher.co.at, www.diemedienmacher.co.at zusammen. Bei dem Aus- Druckerei: Euro-Druckservice GmbH Bildnachweis: Volkshilfe Österreich oder wie angegeben tausch wurden aktuelle Themen wie Kinderarmut Neubestellung? Umgezogen? Abbestellung? und die Herausforderungen in der Pflege besprochen. Wenn Sie Fragen oder Wünsche haben, wenden Sie sich bitte an die Volkshilfe Bundesgeschäftsstelle, Auerspergstraße 4, Dabei wurde deutlich, dass die Arbeit der Volkshilfe im 1010 Wien unter 01/402 62 09 oder office@volkshilfe.at Sozialministerium sehr geschätzt wird. 4| 4
PFLEGE ©Dmitry Berkut/ stock.adobe.com VOLKSHILFE-UMFRAGE UNTER PFLEGENDEN ANGEHÖRIGEN Ein Gefühl der Dauersorge. Im April/Mai hat die Volkshilfe eine Umfrage unter 100 armutsbetroffenen pflegenden Angehörigen von an Demenz erkrankten Menschen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Verschlechterung der Lage bei der Pflege zu Hause und stellen der Arbeit der Bundesregierung kein gutes Zeugnis aus. Fast die Hälfte der Befragten beurteilt sie negativ. „Die Stimmen der Betroffenen, machen es deutlich: Die Rahmenbedingungen in der Pflege müssen sich endlich ändern und die Regierung muss vom Reden ins Tun kommen. Es gibt die 64 Maßnahmenpakete der Taskforce Pflege. Sie müssen jetzt endlich um- Abfall an Lebensqualität durch Mehrbelas- gesetzt werden“, fordert Ewald Sacher, Präsident der tung in der Pflege zu Hause Volkshilfe Österreich. Vergleicht man die Angaben zur Lebensqualität vor und nach Corona, fiel die Zufriedenheit in Schulno- Betreuung ist für zwei Drittel der Befragten ten von durchschnittlich 1 bis 2 auf 3 bis 4. Der Ver- aufwändiger geworden lust an Lebensqualität betrifft in einer Pandemie zwar Gefragt, ob die Betreuung bzw. Pflege durch Coro- alle Menschen, der Zusammenhang mit den Aufga- na für sie aufwändiger wurde, antworteten fast zwei ben als Pflegende wird aber doch deutlich: 7 von 10 Drittel mit Ja (61%). Für mehr als ein Drittel (35%) sind Angehörigen (67%) sprechen von körperlichen oder es jetzt 1 bis 2 Stunden mehr Aufwand pro Tag. Für emotionalen Herausforderungen im Rahmen der 14% sind es sogar bis zu 4 Stunden zusätzlich. Hier Pflege durch Corona. wird deutlich, wie sehr das System Pflege schon vor der Corona-Krise vom persönlichen Engagement 8 von 10 Angehörigen (81%) sagen, Corona hat sich abhängig war. auf die Pflege ausgewirkt. 28% sprechen sogar von „starken“ Auswirkungen. 5
www.volkshilfe.at PFLEGE vor der Corona-Krise vom persönlichen Engagement abhängig war und wie wenig flexible Pflegemodelle es gibt, die ein gutes Leben daheim möglich machen. Zufriedenheit mit der Corona-Politik Was muss passieren? Fast die Hälfte der Befragten (44%) beurteilen die „Akut befürchten wir zahlreiche Pflege- Arbeit der Regierung im Bereich Pflege als negativ, Aussteiger*innen. Die dauerhafte Überforderung ist also mit einer 4, oder einer 5. Nur eine Befragte ver- so enorm, dass viele Mitarbeiter*innen aus Verant- gab ein Sehr Gut. Nachgefragt, sagt die Mehrheit, sie wortungsgefühl sagen, bis zum Ende der Pandemie fühle sich im Stich gelassen. Viele wünschen sich ein halten sie noch durch, aber dann werden sie sich breiteres Angebot an Pflege und finden es bedau- eine weniger belastende Tätigkeit suchen“, stellt Fen- ernswert, dass Pflege zu wenig Unterstützung vom ninger fest. Staat bekommt. Fehlende Entlastung „Wir brauchen sofort die komplette Übernahme Gefragt, welche unterstützenden Maßnahmen die der Ausbildungs- und Lebenserhaltungskosten, Angehörigen seit der Corona-Krise nicht mehr oder um mehr Menschen in die Ausbildung zu brin- seltener in Anspruch nehmen, zeigt sich folgendes gen. Wir brauchen bessere Personalschlüssel, Bild: Der Großteil sagt, dass die Unterstützung durch sowohl im stationären, als auch im mobilen Familienmitglieder (37%) und Freunde fehlt (41%). Bereich, das heißt mehr Geld für die Pflege. Und Aber auch Services wie Tageszentrum (14%), mobiler wir brauchen den lang geforderten Ausbau der Pflegedienst (9%), Heimhilfe (7%), 24-Stunden-Be- mobilen Pflege, der mehrstündigen Alltagsbe- treuung (5%) und diverse Therapien (4 bis 9%) wur- gleitung und teilstationärer Einrichtungen!“ so den nicht oder weniger in Anspruch genommen. Fenninger. Hier wird deutlich, wie sehr das System Pflege schon 6
INTERVIEW “DER BERUF PFLEGE HAT SEHR VIELE SCHÖNE SEITEN.” Ewald Sacher ist der am längsten amtierende Präsident der VH NÖ und seit 2019 auch Präsident der Volkshilfe Österreich. Ein Gespräch über seine politische Laufbahn und über das Thema Pflege. Interview: Lisa Peres Wie bist Du zur Volkshilfe gekommen? © Stefan Joham Meine erste Erinnerung an die Volkshilfe ist die als kleines Kind. 1954, da war ich fünf Jahre alt, gab es in Krems ein großes Donauhochwasser. Die Volkshilfe war eine von jenen Hilfsorganisationen, die damals sofort Hilfe anbot undLebensmittel und Bekleidung an die Hochwassergeschädigten verteilte. Teil der Volkshilfe wurdest Du dann über den politi- schen Weg? Meine Funktionärslaufbahn bei der Volkshilfe hat Ende der 70-er, Anfang der 80-er Jahre begonnen, damals stieg ich in Krems in die Kommunalpolitik ein, zuerst als Gemeinde- und Stadtrat, dann 1983 als Vizebürgermeister. Mein Vorgänger Hofrat Dr. Kurt Preiß stellte die Volkshilfe Ende der 70-er Jahre mit seiner Gattin und einem tollen Team auf neue Beine. Da hatte die VH ja schon seit 1947 existiert. In erster Linie war es die Aufgabe der Volkshilfe, Menschen in Notlagen zu unterstützen. Das Thema „Mobile Pflege“ war neu in dieser Zeit? Mobile Pflege war für die Trägerorganisationen noch neu, denn bis dahin haben die Gemeinden die soge- nannten „Gemeindeschwestern“ beschäftigt. Einzel- fälle wurden von ihnen betreut. Ich kann mich noch gut an die Debatte erinnern, da war ich selbst schon im Gemeinderat, dass diese Funktionen aus der Ge- meinde ausgegliedert werden sollten. Ab da wurden damals in Krems – und im ganzen Land NÖ – in der Pflege die heutigen großen Player Hilfswerk, Volkshil- fe und Caritas aktiv. Da hat dann der Ausbau der Mobilen Pflege begon- nen? Die ersten Heimhelferinnen gab es Ende der 1970er- Jahre, diese Frauen hatten eigentlich noch gar kei- ne mit heute vergleichbare Ausbildung. Anfänglich waren das Menschen, die einfach alten Leuten im Haushalt geholfen haben, von „Pflege im medizini- schen Sinne der Betreuung“ war damals noch kaum die Rede. Bis dahin war Pflege die häusliche Angele- genheit innerhalb der Familie. Übrigens: Noch heute erfolgt zu 80% die Betreuung im Familienverband. Es sollte eine menschenwürdige Form der Betreuung geben? Ja, das war völlig neu. Das Vorhaben ist sehr schnell 7
www.volkshilfe.at INTERVIEW gewachsen, mit vielen weiteren MitarbeiterInnen. allem die VH bildet ihre HeimhelferInnen in ihren Ich kann mich noch an die ersten Anfänge erinnern: Ausbildungskursen an der hauseigenen Akademie Autospenden machten uns mobiler, es war ein ge- selbst aus. brauchtes Fahrzeug, mit dem die erste Heimhelferin zu den zu Pflegenden fuhr. Dann wurde es professi- Wie wurde das finanziell gelöst? oneller und es wurden Sponsoren aufgetrieben, wie Der große Wendepunkt und Erfolg war in den zum Beispiel Autohäuser, Firmen, Clubs wie Lions, 1990er-Jahren die Einführung des Pflegegeldes unter Kiwanis u.a.. Bald nahm die mobile Pflege flächen- Sozialminister Josef Hesoun. Das war neu damals deckend in ganz Niederösterreich einen enormen und ist die Grundlage für leistbare Betreuung und Aufschwung. Pflege. Je nach Pflegestufe erhält die zu betreuende Person Pflegegeld zu ihrer Pension, um damit die Wie waren damals die Leitungsfunktionen besetzt? stationäre oder mobile Pflege leistbar zu machen. Einer der ersten Geschäftsführer der VH NÖ, noch Der Großteil der Kosten ist also durch den Patienten Sekretär genannt, war der spätere Gesundheitslan- selbst finanziert. Je nach Bundesland, das ist leider desrat Ewald Wagner. Ihm folgte Elfie Filla als Lan- von Land zu Land verschieden, kommt dann noch dessekretärin. Das fiel in die Zeit, als Traude Votruba der Landesbeitrag pro geleisteter Einsatzstunde hin- Präsidentin der VH NÖ war. Nach ihrer Berufung in zu. Über die Sozialumlagen an das jeweilige Bundes- die Landesregierung als Soziallandesrätin, legte sie land leisten auch die Gemeinden ihren Anteil. ihr Amt als Präsidentin der VH NÖ nieder und Hofrat Kurt Mittersteger, langjähriger Generaldirektor der Im Vergleich zu früher also eine echte Verbesserung? NÖ Gebietskrankenkasse, wurde dann ihr Nachfol- Absolut. Die Finanzierungsgrundlagen haben sich ger; Erich Fenninger wurde zum Geschäftsführer wohl verbessert, eine ausreichende Budgetierung der bestellt. Als Hofrat Mittersteger dann als verdienst- Fördermittel stellt aber die Trägerorganisationen Jahr voller VH-Vorsitzender aus Altersgründen ausschied, für Jahr vor die Herausforderung, mit den Ländern fiel die Wahl auf mich. Seitdem übe ich das Präsiden- - und für gewisse Teilleistungen mit den Krankenkas- tenamt in NÖ aus, das sind heuer 17 Jahre und auch sen – eine ausreichende Honorierung ihrer Leistun- Präsident der Volkshilfe Österreich bin ich jetzt schon gen zu verhandeln. mehr als zwei Jahre. Das heißt, die mobile Pflege ist heute sehr gefragt? Ab wann begann dann der große Aufstieg in der Pflege? Absolut. Immer mehr Leute greifen zur familiären Eine sprunghafte Entwicklung hatten wir ab den Entlastung zum Angebot der Mobilen Pflege und 1980er-Jahren. Vor einigen Jahren wurde durch die nehmen gerne eine Heimhilfe oder eine Diplomkran- Abschaffung des Angehörigen-Regresses der latente kenpflege in Anspruch. Dennoch ist es natürlich eine Platzmangel in den stationären Pflegeeinrichtungen Herausforderung für die Familienangehörigen. Meis- noch größer, die Nachfrage an Plätzen in Heimen tens sind es die Frauen in den Familien, die Töchter, verstärkte sich deutlich. Es wurden seitens der Lan- oder Schwiegertöchter, die pflegen. Aber ich kenne desregierung die Pflegeheime modernisiert und aus- in NÖ auch einen Fall, da ist die Mutter 106 Jahre alt gebaut. Parallel dazu stieg aber auch die Nachfrage und ihr Sohn auch schon über 80 und er betreut sie, nach Mobiler Pflege enorm an. In Kooperation mit mit der Hilfe der VH, noch immer. den Landesbehörden gelang auch der Volkshilfe eine wesentliche Steigerung ihres Marktanteiles an der Wie groß ist die Nachfrage nach der 24h-Betreuung? Mobilen Pflege. Sie steigt kontinuierlich, auch als Alternative zum Pflegeheim. Auch hier wurden neue Finanzierungs- Wie gesagt, die überwiegende Mehrheit der älteren möglichkeiten seitens der Länder und des Bundes Menschen will zu Hause betreut werden. Für viele geschaffen. Es ist leistbar, weil man hierfür einen ist es die menschlichere Form, die Betreuung in den Bundes/ -und Landeszuschuss bekommt. Überall, wo eigenen vier Wänden. Man entwurzelt die zu Betreu- man für die Personenbetreuerin vor Ort einen Wohn- enden nicht mehr aus ihrer geliebten Umgebung. Die platz anbieten an, ist sie möglich. Ergänzend zu die- Nachfrage nach Mobiler Pflege ist eine große Her- ser 24-Stunden-Personenbetreuung wird zusätzlich ausforderung für die Trägerorganisationen, vor allem oft noch Heimhilfe oder Diplompflege notwendig in Bezug auf die Personalsituation, die bewältigt wer- sein, da ja die 24-Stunden-Betreuung keine „medizi- den muss. nische Pflege“ ist. Der Bedarf an Pflegepersonal steigt weiter an? Überall hört man, es herrscht Pflegenotstand… Ja genau, der erhöhte Bedarf muss durch ausrei- Ich bin jemand, der da bei diesem Thema nicht so chende Ausbildung und Angebote für Berufsumstei- einfach ins selbe Horn bläst. Ich warne vor einem gerInnen erfüllt werden. Die Heimhilfe-Ausbildung übergebührlichen Schlechtreden der Situation. Na- liegt teilweise bei den Trägerorganisationen selbst, türlich wird es im Gesundheitswesen immer Notstän- teilweise wird sie von Anbietern durchgeführt. Vor de geben. Zum Beispiel in den Krankenhäusern, wenn 8
INTERVIEW junge ausgebildete Ärzte ins Ausland abwandern und Angehörigen gemacht. Vor allem jene, die Menschen wir zu wenige Praktische Ärzte haben. Aber trotzdem mit Demenz in der Familie betreuen, sprechen von ist das kein Grund, alles nur pessimistisch zu sehen. deutlich erhöhter Belastung. Durch die Ansteckungs- Das gilt auch für die Pflege. gefahr von Corona und der Angst vor Ansteckung mussten in den akuten Lockdown-Phasen natürlich Dennoch herrscht großer Mangel an Personal… viele Pflegedienstleistungen von den Organisationen Ja, das stimmt. Wir müssen einfach die Ausbildungs- zurückgefahren werden (Kurzarbeit) oder wurden möglichkeit intensiv forcieren und eklatant mehr von den Angehörigen reduziert. Mittlerweile aber Ausbildungsplätze schaffen, vor allem im Bereich haben wir nach den Corona-Lockdowns jetzt wie- der Krankenpflege. Diese Ausbildung erfolgt an den der einen deutlichen Anstieg an Einsatzstunden zu Krankenpflegeschulen der Krankenhäuser und mitt- verzeichnen. Die Menschen greifen also wieder wie lerweile für die DGKP´s an den Fachhochschulen. gewohnt auf die Pflegeangebote zurück. Umso mehr wächst die Herausforderung. Die Ausbildungen werden heute nach einem Stufen- system angeboten? Nochmal zusammengefasst: Was muss dennoch im Wichtig ist es, Aufstiegschancen anzubieten. Die Bereich der Pflege unbedingt verbessert werden? erste Stufe ist das neue Berufsbild der Alltagsbe- Die Pflege-Ausbildung muss für die InteressentInnen gleitung. Das ist ein Besuchsdienst, der sich einige finanziell leistbar werden. Die BewerberInnen und Stunden mit dem betroffenen Menschen zusammen- vor allem BerufsumsteigerInnen brauchen schon setzt, ihn begleitet, mit ihm spazieren geht. Diese während ihrer Ausbildung eine finanzielle Absiche- Personen haben eine Kurzausbildung bzw. Einschu- rung, damit sie in dieser Zeit ihren Lebensunterhalt lung. Eine sehr niederschwellige und günstige Sache. bestreiten können. Wenn jemand langzeitarbeitslos Die zweite Stufe ist die der Heimhilfe. Ihre Aufgaben war, dann finanziert das das AMS, aber wenn jemand sind Betreuung, Körperpflege, Essensversorgung, sich ohne Arbeitslosigkeit oder Langzeitarbeitslo- Einkäufe, sowie tägliche Verrichtungen. Die Kurse, in sigkeit entscheidet, diese Ausbildung zu machen, Praxis und Theorie, dauern rund sechs Monate, der bekommt er keine Finanzierung. Bei der Polizei oder Abschluss ist ein Diplom. Wir als VH NÖ bieten diese beim Bundesheer wirst du zum Beispiel auch schon in unserer Organisation selbst an, unser Bemühen während der Ausbildung bezahlt. Wir, die Volkshilfe, dahinter ist, dass wir die künftigen HeimhelferIn- die Arbeiterkammer, die Gewerkschaft und auch die nen schon während ihrer Ausbildung an uns binden SPÖ fordern eine Existenzsicherung während der möchten. Da der Heimhilfe-Beruf vorwiegend Teil- Ausbildung! zeitarbeit ist, ist das für viele eine Chance, Familie Weiters sollten unbedingt die Bedingungen und För- und Job zu vereinen. derungen aller Bundesländer vereinheitlicht werden. Ausserdem soll es eine laufende Anpassung des Pfle- Und wenn man aufsteigen möchte, dann kann man… gegeldes geben, so wie ja auch die Pensionen lau- … weitere Pläne verfolgen und sich weiterbilden zur fend angepasst werden. Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz, oder Diplom- krankenpflege. Es gibt viele Aufstiegsmöglichkeiten. Ewald, solltest Du mal ein Pflegefall werden, wobei Du im Moment wie das blühende Leben aussiehst… Wie motiviert man junge Leute, in diesen Beruf zu …dann möchte ich möglichst daheim betreut wer- gehen? den, ich vertraue da dem System! Am liebsten in mei- Junge Menschen gehen mit einer gewissen Euphorie nem gewohnten, geliebten Zuhause! in diesen Beruf. Die Gefahr besteht, dass sie dann schnell frustriert sind durch die tatsächliche Praxis Danke für das Gespräch! und die Erlebnisse. Es gibt neuerdings auch Bestre- bungen zum Modell der „Pflegelehre“, oder einer Pflege-HTL, die dann zur Matura führt. < Zur Person: Wir müssen die Pflege aber jedenfalls attraktiver ma- Ewald Sacher, 1949 in Krems geboren und wohn- chen. Ich denke, die Motivation kann nur durch eine haft, von Beruf HS-Lehrer und VS-Direktor, 1981 positive Darstellung des Pflegeberufes erfolgen - und Gemeinderat, 1983 bis 2000 Vizebürgermeister natürlich durch das entsprechende faire Einkommen. der Stadt Krems, 1993 Bezirksvorsitzender und Und durch Anerkennung! Keiner interessiert sich für Landtagsabgeordneter der SPÖ, 1999 Klubob- diesen Beruf, wenn er mies verkauft wird. Immer nur mann, von 2003 bis 2008 2. Präsident des NÖ die Belastung und den Druck zu beleuchten, das ist Landtages, ab dann bis 2013 Abgeordneter zum kontraproduktiv. Der Beruf Pflege hat so viele schöne Nationalrat. Präsident der Volkshilfe NÖ seit 2004, Seiten! seit 2019 auch Präsident der Volkshilfe Österreich. Wie sehr hat Corona den Pflegealltag erschwert? www.noe-volkshilfe.at Die Volkshilfe hat eine Umfrage unter pflegenden 9
www.volkshilfe.at PFLEGE PFLEGE UND CORONA Statementreihe aus drei Pflegeeinrichtungen Sabine onären, teilstationären und mobilen Bereich). Es © Tageszentrum Regenbogen Wögerbauer genügt nicht nur Pflegekräfte besser zu entloh- Leitung Tageszent- nen, sondern es muss gleichzeitig auch AUSREI- rum Regenbogen, CHEND (und gut ausgebildet) vorhanden sein. VH OÖ Nur so können Pflegekräfte langjährig gut und zufrieden ihre Arbeit verrichten. Was wurde seit der • Genügend Kurzzeitpflegeplätze und Tageszen- Corona-Krise in Ihrem trumplätze, um pflegende Angehörige besser Bereich der Pflege- entlasten zu können. Das heißt auch Anpassung situation besonders des Pflegegeldes. Bis jetzt müssen sich Angehöri- deutlich? ge um die entsprechende Zuerkennung des Pfle- Im Bereich „Demenz- gegeldes „streiten“. tageszentrum“ wurde • Mehr Mitspracherecht von Demenzbetroffenen gut sichtbar, wie ent- und älteren Menschen. Denn niemand weiß bes- lastend und unterstüt- ser, was diese Personengruppe braucht, als diese zend für pflegende Personengruppe selbst! Angehörige ein Tages- zentrum ist. In den ers- Arbeiten Sie gerne in Ihrem Beruf im ten drei Monaten der Bereich „Pflege“ ? totalen Schließung gab es viele verzweifelte Anrufe Seit 1988 bin ich in der Pflege und Betreuung tätig von Angehörigen und Aussagen wie: „Jetzt sehe ich und je mehr Erfahrung/Fort- und Weiterbildungen erst, wie wichtig ihr für uns seid“ und „Wenn ihr nicht ich in diesem Bereich sammeln durfte, desto grö- bald wieder öffnet, muss ich meinen Mann ins Heim ßer wurde auch die Freude diesen Beruf auszuüben. geben – ich kann nicht mehr“. Die tägliche Arbeit am und mit den älteren und an demenzerkrankten Menschen macht mir deswegen Bitte schildern Sie Ihre Erfahrungen mit Fallbeispielen auch so viel Freude, weil ich die Möglichkeit habe, aus Ihrem Pflege-Alltag viel mitzugestalten und auch innovative Projekte • Nach der Wiederöffnung im Juli 2020 wurde umsetzten darf. Es ist schön zu sehen und zu erleben, sichtbar, dass sich der kognitive Zustand einiger was alles trotz Demenz noch möglich ist und wie viel demenzerkrankten Tagesgäste wesentlich ver- Lebensfreude und Begeisterung diese Personen zei- schlechtert hat. gen können. • Einige Tagesgäste kamen in diesem Zeitraum ins www.volkshilfe-ooe.at Heim oder sind plötzlich verstorben. • Angehörige berichten, dass es für die Betroffenen schwer zu verstehen war, dass sie nicht mehr ihre Freunde im Tageszentrum besuchen dürfen. Manuela Pfohl © VH Tirol • Angehörige haben Politikern via Mail von ihrer Pflegedienstleitung Not berichtet und gebeten, doch die Tageszent- Volkshilfe Pflege- ren wieder zu öffnen. dienste, VH Tirol • Dass wir Mitarbeiter*innen Masken tragen müs- sen ist für unsere demenzerkrankten Tagesgäste Was wurde seit der sehr irritierend. Eine entsprechende Kommunika- Corona-Krise in Ihrem tion wird dadurch äußerst erschwert. Bereich der Pflege- • Das Öffnen, wenn auch nur in eingeschränkter situation besonders Form, war für viele Angehörige eine große Er- deutlich? leichterung (Berufstätigkeit, Entlastung, wieder Es wurde deutlich, wie Struktur). wichtig und wertvoll eine kontinuierliche Nehmen wir an, Sie hätten drei Wünsche frei, die Pflege und Betreu- sofort umgesetzt werden würden, wie würden diese ung, besonders in lauten? Krisenzeiten ist. Viele • Anpassung des Personalschlüssels bei Betreuung Angehörige oder an- und Pflege von Menschen mit Demenz (im stati- dere sozialen Dienst- 10
PFLEGE leister konnten ihre Betreuungen und Besuche nicht Mario Pfundner © bergschaf mehr leisten, weshalb die Unterstützung durch die Leiter der Volkshilfe Volkshilfe noch einmal wichtiger wurde. Steiermark Senioren- zentren Bitte schildern Sie Ihre Erfahrungen mit Fallbeispielen aus Ihrem Pflege-Alltag Was wurde seit der Positive Beispiele sind: Corona-Krise in Ihrem • Menschen, die sich zunehmend einsam fühlten, Bereich der Pflege- erfuhren durch die Einsätze der Volkshilfe Pflege- situation besonders dienste Momente menschlicher Zuwendung und deutlich? wie schön es ist, wenn jemand für sie da ist. Wir in der Volkshilfe • Entlastung von besorgten und verängstigten An- waren über ein Jahr gehörigen, die aufgrund der Situation ihre pflege- lang mit enormen, bedürftigen Familienmitglieder nicht unterstüt- noch nie dagewese- zen/ besuchen wollten. nen Herausforderun- • Stärkung des Teamzusammenhaltes durch das gen konfrontiert. Wir Gefühl, gemeinsam weiterhin für unsere pfle- alle haben uns jeden ge- und betreuungsbedürftigen Klientinnen im Tag den sich ständig Einsatz zu sein. ändernden Anforde- rungen gestellt und alles getan, um unsere Mitar- Negative Beispiele sind: beiterInnen und die Menschen, die wir betreuen, so • Verwirrung im Arbeitsablauf durch sehr kurzfristi- sicher wie möglich durch diese Pandemie zu bringen. ge und sich dauern ändernde Handlungsempfeh- Unsere MitarbeiterInnen vor Ort waren mit einer lungen von Seiten der Gesundheitsbehörden. unglaublichen Selbstverständlichkeit für die von uns • Anfängliche Beschaffungsschwierigkeiten von betreuten Menschen da, obwohl sie dafür das Risiko Schutzausrüstungen. eingehen mussten, selbst zu erkranken. • Zunehmende Vereinsamung, Isolierung und psychische Belastung von Menschen durch die Bitte schildern Sie Ihre Erfahrungen mit Fallbeispielen COVID-19-Schutzmaßnahmen. aus Ihrem Pflege-Alltag Positiv war und ist vor allem, dass uns die Krise zu- Nehmen wir an, Sie hätten drei Wünsche frei, die sammenrücken ließ. Wir haben uns besser kennen- sofort umgesetzt werden würden, wie würden diese gelernt und haben erfahren, dass wir uns auf uns lauten? selbst und aufeinander gut verlassen können. In der • Attraktivierung des Pflegeberufes – nachhaltig, Volkshilfe Zentrale hat ein bunt zusammengewür- zukunftsorientiert. feltes Team von Führungskräften, PflegeexpertInnen • Eine neue Wahrnehmung der mobilen Pflege und und anderen SpezialistInnen rund um die Uhr daran Betreuung in der Öffentlichkeit. gearbeitet, unsere tausenden MitarbeiterInnen und • Die mobile Pflege und Betreuung verstärkt in die betreuten Menschen so gut wie möglich durch diese theoretische und praktische Ausbildung imple- Pandemie zu begleiten. mentieren und somit das Interesse für die Berufs- ausübung in diesem Bereich wecken. Es hat uns natürlich sehr getroffen, dass auch in un- seren Pflegeheimen Menschen an Corona verstorben Arbeiten Sie gerne in Ihrem Beruf im sind. Und das obwohl wir von Anfang an umfassende Bereich „Pflege“ ? Hygienekonzepte umgesetzt und unsere Mitarbeite- „Als Pflegedienstleitung der Volkshilfe Pflegediens- rInnen vollen Einsatz gezeigt haben. Das war und ist te kann ich Pflege und Betreuung mitten im Leben natürlich belastend. unserer KlientInnen ermöglichen und unsere Pflege- leitbild der ganzheitlichen individuellen Pflege und Nehmen wir an, Sie hätten drei Wünsche frei, die Betreuung für und von Menschen verwirklichen! Für sofort umgesetzt werden würden, wie würden diese unsere Kundinnen am besten dort, wo sie sich am lauten? wohlsten fühlen – zuhause. Und für unser Team mit • Mehr Selbstbewusstsein bei allen Menschen, die ausreichend Zeit für die einzelnen Pflegeprozesse bei in der Pflege arbeiten. Sie ALLE waren und sind den Menschen. großartig! Zur Zeit besteht unsere Herausfor- www.volkshilfe.tirol derung darin, unseren MitarbeiterInnen Mut zu machen und sie zu motivieren, im Pflegeberuf zu bleiben. 11
www.volkshilfe.at PFLEGE • Der Schutz der vulnerablen Gruppe der SeniorIn- ist. Rund 35 Milliarden Steuergeld stellten Bund und nen sowie all jener, die sich tagtäglich um deren Länder der Wirtschaft bereits zur Verfügung. Diese Gesundheit kümmern, muss für die Politik an ers- Maßnahmen sind wichtig und nachvollziehbar, weil ter Stelle stehen. Die gemeinsamen Erfolge durch sie die Betriebe und ihre Beschäftigten gut durch die Impfungen und die inzwischen niedrigen die Krise bringen. Es ist uns unverständlich, dass die Infektionszahlen schaffen zwar Entlastung – vor Sozialwirtschaft, die noch dazu einen wesentlichen allem für die MitarbeiterInnen – sind aber leider Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie geleistet hat, keine Garantie dafür, dass es auch im Herbst so von der Politik nicht mit derselben Vehemenz unter- bleibt. stützt wird, denn wir konnten nicht in einen Lock- • Eine Pflegereform mit gleichen Rahmenbedin- down gehen. gungen für alle MitarbeiterInnen und den von ih- nen betreuten Menschen in ganz Österreich. Wir Arbeiten Sie gerne in Ihrem Beruf im kämpfen mit den wirtschaftlichen Auswirkungen Bereich „Pflege“ ? der Pandemie in unseren Pflegeheimen. Die Po- Ich finde es noch immer schön, wenn ich durch litik muss wirtschaftliche Stabilität sicherstellen, meine Arbeit Menschen helfen und Dinge verändern damit wir unseren Versorgungsauftrag weiterhin bzw. positiv beeinflussen kann. In der Pandemie gewährleisten können, nur so ist es möglich, ge- mitanzupacken und nicht nur tatenlos zusehen zu gebenenfalls auch eine 4. Welle zu überstehen. müssen, hat mir wieder einmal vor Augen geführt, • Viel mehr Geld für die Ausbildung und Finanzie- dass ich den richtigen Beruf ergriffen habe. Was wir rung der Lebenserhaltungskosten für Pflegeper- gemeinsam als Volkshilfe-Team bewegt haben, war sonen und einen Abbau der Pflegebürokratie. einfach nur großartig. www.stmk.volkshilfe.at Ein Blick auf die Hilfspakete während der Pandemie für Gastronomie, Hotellerie, Handel und Industrie zeigt, was geht, wenn der politische Wille vorhanden Anzeige 12
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www.volkshilfe.at VORARLBERG, TIROL, SALZBURG Foto © Deepak Sethi/istockphoto.com VOLKSHILFE- PETITION Vom 21. Juni bis 2. Juli tourte Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Ös- terreich mit seinem Team durch ganz Österreich, um sich für die Abschaffung von Kinderarmut und die Einführung einer Kindergrundsicherung stark zu Petition zur Abschaffung von Kinderarmut machen. Die Volkshilfe hat daher eine Petition für die Ein- führung einer Kindergrundsicherung in Österreich Jedes 5.Kind in Österreich von Armut betroffen! gestartet. Sollte diese politische Forderung Realität 350.000 Kinder und Jugendliche leiden in Österreich werden, kann Österreich das erste Land weltweit unter Armut und Ausgrenzung. Die Pandemie hat werden, dass Kinderarmut erfolgreich abgeschafft die Armut und ihre Auswirkungen weiter verschärft. hat. Im Rahmen einer 14-tägigen Tour sollten mög- 47.000 Kinder mehr waren es 2020 im Vergleich lichst viele Menschen über Kinderarmut informiert zum Vorjahr. Mehr als jedes 5. Kind in Österreich ist und natürlich auch mobilisiert werden. von Armut und den begleitenden körperlichen und seelischen Schädigungen betroffen. Unvorstellbar in unserem reichen Land. Wir fordern Kindergrundsicherung! „Wir haben die Idee einer Kindergrundsicherung in einem europaweit einzigartigen Modellprojekt ge- testet. Aus den ersten Forschungsergebnissen ist deutlich ablesbar, dass unsere Kindergrundsicherung wirkt. Wir wissen auch, dass sich das Modell spätes- tens nach zehn Jahren für den Staat rechnet – ge- sündere Kinder und längere Bildungswege, bedeuten auch weniger Krankenstände und weniger Arbeitslo- se in der Zukunft.“, ist Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich überzeugt. UNTERSCHREIBE JETZT! KINDERARMUT-ABSCHAFFEN.AT/PETITION 14
VORARLBERG Fotos © VH Vorarlberg Katharina Wiesflecker, Landesrätin für Soziales, Kinder- und Jugendhilfe Johanna Hefel, FH Vorarlberg Team Kinderarmut mit Petition Michael Meyer, Evangelischer Pfarrer Dornbirn Reinhold Einwallner, SPÖ-Abgeordneter zum Nationalrat Sabine Scheffknecht, NEOS-Abgeordnete zum Vorarlberger Annegret Senn, Landesvorsitzende Volkshilfe Vorarlberg & Landtag Michael Ritsch, Bürgermeister von Bregenz Elke Zimmermann, SPÖ-Landtagsabgeordnete & Thomas Marco Uhl, Vorsitzender Österreichischer Berufsverband Hopfner, SPÖ Klubobmann der Sozialen Arbeit 15
www.volkshilfe.at TIROL Fotos © René C. Kiesler Erich Fenninger, GF VHÖ Benjamin Plach, Gemeinderat & Vorsitzender der SPÖ IBK Kerstin Egger, GF Volkshilfe Tirol mit Erich Fenninger, GF VHÖ Erich Fenninger, GF VHÖ Musikalische Umrahmung: MIM (mim-music.com) David Albrich, Projektmitarbeiter „Kinderarmut abschaffen“ Viktoria Noichl, Sozialarbeiterin/Projektmitarbeiterin, VHÖ 16
SALZBURG KINDERARMUT IN SALZBURG Ein Beitrag von Ingrid Riezler-Kainzner, Präsidentin der VH Salzburg. Vorausschicken muss Dabei sind die Einkommen vergleichsweise niedrig: © Oczlon – Kokon ich, dass Zahlen zu der durchschnittliche Jahresnettobezug (2019) be- diesem Thema meist trug im Pinzgau € 19.721,- und im Pongau € 20.390,-. auf Bundesebene er- Das ist der dritt- bzw. fünftschlechteste Wert aller hoben werden und Bezirke bundesweit! Frauen verdienen noch viel we- daher regional oft nicht niger – bedingt natürlich durch die hohe Teilzeitquo- zur Verfügung stehen. te! Dennoch wissen wir, dass in Salzburg 23.000 Aber auch die Lebenshaltungskosten sind in unse- Kinder, Jugendliche rem Tourismusbundesland sehr hoch! Und Corona und (finanziell) abhän- hat diese Situation noch kritisch verschärft: Die mas- gige, junge Erwachsene siv gestiegene Arbeitslosenrate hat die Einkommen bis 24 armuts- und mit nur 55% Arbeitslosengeld deutlich reduziert. Be- ausgrenzungsgefährdet troffen waren auch hier vor allem Personen im eher sind! niedrigen Einkommenssegment. Das sind immerhin 18% in dieser Altersgruppe! Also Die Schere zwischen arm und reich fast jedes 5. Kind oder junge/r Erwachsene/r ist be- geht also noch weiter auseinander! troffen! Im Alter bis 14 Jahre sind es sogar 20%! Im Land Salzburg muss noch viel getan werden, da- mit Kinderarmut abgeschafft wird! Die wichtigsten Nicht überraschend ist, dass „Ein-Eltern-Haushalte“ Hausaufgaben für die Politik liegen im Bereich Woh- österreichweit mit 45% betroffen sind! Fehlende oder nen, Kinderbetreuung und Vereinbarkeit von Beruf kostenintensive Betreuungseinrichtungen zwingen und Familie! die Alleinerzieher*innen oft in Teilzeitarbeit und da- mit in die Armut! Gerade Kinder sind davon besonders betroffen: sie leiden unter Ausgrenzung, haben oft keine gesunde In Salzburg wird die Situation durch die und ausgewogene Ernährung, leben häufig in über- Rahmenbedingungen noch besonders belegten oder feuchten Wohnungen. Die Folge sind verschärft: körperliche Erkrankungen, existentieller Stress, Kopf- Die Mieten sind besonders in der Stadt Salzburg und Bauchschmerzen und Schlafstörungen. exorbitant teuer und die höchsten in Österreich: so kostet eine ca. 60m² große Wohnung durchschnitt- Die Volkshilfe fordert Kindergrund- lich € 13,58 Kaltmiete pro Quadratmeter! Aber auch sicherung in den Bezirken ist die Miete für Wohnungen in dieser Sie soll die Familienbeihilfe ersetzen und sicher- Größe mit € 12,18 immer noch deutlich über dem stellen, dass alle Kinder in Österreich nicht mehr in österreichischen Durchschnitt. Armut leben und damit die gleichen Zukunftschan- cen haben. Die geringste Zahlung für ein Kind wären Auch die Kosten für die Kinderbetreuung sind sehr monatlich € 200 und diese soll -nach Einkommen hoch. Und das trifft natürlich wieder die Familien: gestaffelt- bis auf maximal € 625 erhöht werden kön- Die Ganztagesbetreuung in Kleinkindgruppen in der nen. Stadt kostete 2019 durchschnittlich € 393, im Lun- gau, Pongau, Pinzgau € 201,20 und im Flachgau und Die Volkshilfe hat dieses Projekt mit 23 Kindern in Tennengau € 127 monatlich. Für das Mittagessen ganz Österreich umgesetzt und wissenschaftlich muss durchschnittlich € 3,50 pro Tag aufgewendet begleitet: aus den ersten Ergebnissen ist ablesbar, werden! Später kosten Ganztagsschule und Mittages- dass sich die Kindergrundsicherung innerhalb von sen rund € 150. 10 Jahren für den Staat rechnet. Gesündere Kinder, längere und bessere Ausbildung bedeuten letztlich Die Arbeiterkammer hat erhoben, dass für Nachhilfe weniger Krankenstände und weniger Arbeitslose in durchschnittlich € 510 pro Jahr ausgegeben werden. der Zukunft! In Salzburg gibt es ungefähr 3.000 Kinder, die Nach- hilfe gebraucht hätten, ihre Eltern die Kosten aller- Alle Infos unter: dings nicht aufbringen konnten. www.kinderarmut-abschaffen.at 17
www.volkshilfe.at SALZBURG Erich Fenninger Ingrid Riezler-Kainzner, Präsidentin Volkshilfe Salzburg Judith Ranftler & Vicky Noichl Conny Ecker Kay-Michael Dankl, Gemeinderat KPÖ Besuch im Jugendzentrum Verein Spektrum Ingrid Riezler-Kainzner, Bgm Stv. Bernhard Auinger, Erich Fenninger, Volkshilfe Ö, NR Abg. Conny Ecker 18
SALZBURG KINDERARMUT ABSCHAFFEN Ein großes Anliegen der Vorstandsmitglieder. Nicole Solarz Wolfgang Gallei Roland Meisl Rosmarie Brühwasser Werner Grasshof Rosa Lohfeyer Barbara Thöny Alois Wind Ingrid Riezler-Kainzner Markus Sturm Hilde Eisl Werner Brandauer Ingrid Riezler-Kainzner 19
www.volkshilfe.at SALZBURG UNSERE SENIOR*INNENKLUBS HABEN WIEDER GEÖFFNET! Endlich! Wir haben alle schon sehnsüchtig darauf gewartet! Nach der Lockerung der gesetzlichen Vorschriften konnten wir, unter strenger Beachtung der noch geltenden Maßnahmen und unter Einhaltung eines umfangreichen Präventionskonzeptes, fast alle Klubs wieder öffnen! Leider verhinderten manch ungünsti- ge Rahmenbedingungen die Öffnung aller Klubs. In den anderen Klubs war die Freude des Wiedersehens dafür groß! Ein kleiner Überblick aus den Klubs in Hallein, Bischofshofen 2 und Tamsweg! Eröffnung Tamsweg Eröffnung Bischofshofen 2 Eröffnung Hallein NEUE LEITERIN IM KLUB ITZLING Ich heiße Sabine Löckinger-Witzemann und freue mich, mitwirken zu dürfen, den Seniorenklub als Ort der Begegnung auszubauen. Mein Lebenslauf beinhaltet eine kreativ -kaufmännische Lehre, den Ab- schluss der Abendmatura, kommunikationswissenschaftliche Studien im In- und Ausland und die Beschäftigung im Sozialbereich, in der Prävention und in der Gesundheitsförderung. Im Zuge meiner beruflichen Tätigkeit durfte ich Erfahrungen in den Bereichen Projektmanagement, Koordinati- on Ehrenamtlicher und Öffentlichkeitsarbeit sammeln, die ich nun gerne in meine Arbeit im Klub einbringe. Ich möchte in meiner Funktion als Klubleiterin Menschen die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten und Hobbys im Dienst der Gemeinschaft anzu- bieten und den Klub als attraktiven Treffpunkt beleben. Dafür, dass ich für dieses Tun in ein Team sehr engagierter und erfahrener Ehrenamtlichen und Kolleg*innen eingebettet bin, bin ich dankbar. 20
SALZBURG NEU AB HERBST IM GENERATIONENKLUB ITZLING Offener Oma-Opa-Enkerl-Treff Eine Idee unserer Präsidentin Ingrid Riezler- Ab Herbst 2021… Kainzner: wollen wir mit einer offenen Gruppe starten. Einmal Immer öfter berichten mir Frauen, aber auch Männer, in der Woche für 2 Stunden vormittags. dass sie jetzt, da sie in Pension sind, sehr aktiv mit- helfen, ihre Enkelkinder zu betreuen. Sie machen es Was braucht es, damit wir starten können? gerne, aber oft fehlt ihnen dann die Zeit, selbst etwas Großeltern, die mit ihren Enkelkindern Lust haben, zu unternehmen oder andere zu treffen. dabei zu sein. Die Kinder sind schon ab ca. 1 Jahr Ich habe sehr lange Eltern-Kind-Gruppen geleitet willkommen! und deshalb wurde eine Idee geboren: Warum bie- ten wir nicht einen Oma-Opa-Enkerl-Treff an? Infos und Anmeldungen bitte bei unserer Klubleiterin Sabine Löckinger-Witzemann. Direkt im Klub oder Aktivitäten in der Gemeinschaft telefonisch unter: 0677/640 76 606 Gemeinsam singen, malen und gestalten, Bewe- gungsspiele machen, Fingerspiele lernen, Geschich- Wir suchen eine pädagogische Leiterin für ten und vieles mehr. Gemeinsam Feste feiern. die Gruppe Gesucht wird noch eine pädagogische Leiterin für die Austausch von Erziehungsfragen Gruppe. Idealerweise eine Kindergartenpädagogin in Erfahrungen austauschen, voneinander lernen. Wie Pension oder eine Eltern-Kind-Gruppenleiterin. Oder geht es mir mit Erziehungsfragen jetzt, wie war es bei auch eine Tagesmutter, die gerne eine Gruppe leiten meinen Kindern? möchte. Dafür gibt es eine Aufwandsentschädigung. 21
www.volkshilfe.at SALZBURG Die Kolleg*innen bedanken sich bei Maria Walkner PENSIONIERUNG MARIA WALKNER 20 Jahre bei der Volkshilfe. Nach zwei Jahrzehnten bei der Volkshilfe tritt unsere den Kund*innen herzustellen. Das sind nur einige der engagierte und loyale Mitarbeiterin, Maria Walkner besonderen Eigenschaften, mit denen Maria Walkner ihren wohlverdienten Ruhestand an. In diesen 20 es geschafft hat, ein großartiges Team im Tennengau ereignisreichen Jahren hat Maria Walkner viel erlebt: aufzubauen. 2001 begann sie als Heimhelferin beim damaligen Heimhilfedienst und stellte ihre Fähigkeiten und die Vielen Dank für diese tolle Leistung Qualität ihrer Arbeit unter Beweis. Als nach einigen Maria Walkner hat in den letzten 20 Jahren mit viel Jahren die Stelle als Einsatzleiterin vakant wurde und Einsatz und Durchhaltevermögen tolle Arbeit geleis- sie sich dafür beworben hatte, war schnell klar, dass tet und dafür möchten wir ihr von Herzen danken! sie für diese Stelle mit ihrem Know-how, ihrem stets In ihrer Pension hat sie jetzt viel Zeit für die Familie, vollen Einsatz und ihrer Freude an dieser Arbeit die aber auch für sich selbst und ihre Hobbies! Um das perfekte Besetzung ist. genießen zu können, wünschen wir ihr Gesundheit, Freude und – gerade jetzt im Sommer – Zeit für den Auch als 2010 die Fusionierung der Volkshilfe, des Pool! mobilen Hilfsdienstes und des Heimhilfedienstes zur Volkshilfe Salzburg erfolgte, erkannte sie die Stärke dieser neuen Marke und hat der Veränderung mit Freude entgegengesehen und diesen Schritt von Anfang an mitgetragen. Stets mit Herz und Seele Immer stand für Maria Walkner der Mensch, also die Kundinnen und Kunden sowie die Mitarbeiter*innen ihres Teams, im Vordergrund. Ihre Arbeit war da- her immer von dem Ziel bestimmt, für jede Kundin und jeden Kunden die geeignete Betreuungs- form zu finden, aber auch auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen einzugehen. Ihr war es immer wichtig, mit den Kund*innen ein Verhältnis herzu- stellen, das auf gegenseitigem Vertrauen basiert. Über das Eingehen auf deren Wünsche, Sorgen und Ängste schaffte sie es, eine persönliche Beziehung zu Auch der Geschäftsführer der Volkshilfe Salzburg, Mag. (FH) Bernhard Behr sagte herzlich „DANKE“! 22
TIROL ARBEITSTAG EINER ERVOLKS- HELFERIN „On The Job“ oder anders: die vielseitigen Tätigkeiten einer ErVOLKSHELFERin hautnah erleben. Pflegedienstleitung Manuela Pfohl gibt einen spannenden Einblick in ihre tägliche Arbeit bei den Alle Bilder © Peter Koren/Volkshilfe Tirol mobilen Diensten der Volkshilfe in Tirol. Ihr Tag beginnt zwischen 7 und 8 Uhr mit Bespre- chungen der mobilen Teams, Abklärung dringender Fragen und eventuellen Umplanungen von Einsätzen. Das Wichtigste für sie ist, dass die Klientinnen und Klienten versorgt sind und ihre Einsätze so bekom- men, wie sie diese brauchen. Während die Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter draußen im Einsatz sind, kümmert sie sich um Anfragen für Neuaufnahmen, Beratungsgespräche mit Betroffenen und Angehö- rigen, Bestellungen von pflegerischen Hilfsmitteln und vieles mehr. Die Aufgaben lassen sich in keinen fixen Tagesablauf einteilen, sie passieren, wie sie not- wendig sind. Und das ist auch das Besondere an ihrer täglichen Arbeit: Jeder Tag ist anders und das macht es aus! Manuela Pfohl ist bereits seit 21 Jahren in der Pflege und Betreuung und seit nun neun Jahren als Pflege- dienstleitung bei der Volkshilfe tätig. „Ein ErVOLKS- erlebnis ist für mich, zu sehen, dass unsere Angebote spürbare Verbesserungen im Leben von Menschen bringen und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Freunde an ihrer Arbeit haben.“ Pflegedienstleiterin Manuela Pfohl. < Fact Box: Angebote Volkshilfe Pflegedienste: • Mobile Dienste in Innsbruck: Hauskranken- pflege, Demenzbetreuung, Heimhilfe, Haus- wirtschaftsdienst • Rat & Tat: Rundum Beratung Pflege & Be- treuung • Demenzhilfe: Beratung & finanzielle Unter- stützung www.volkshilfe.tirol 23
www.volkshilfe.at TIROL FIFI – FAMILIEN IM FOKUS INNSBRUCK Spiel & Spaß für Kinder – Beratungsangebote für die Eltern. „Mobile Familienberatung am Spielplatz“, ist die erste rol, Mobiles Interkulturelles Team, Netzwerk Gesund gemeinsame Aktion des neuen Netzwerks FIFI – Fa- ins Leben, NoRa, Plattform Alleinerziehende, SOS milien im Fokus Innsbruck. Ziel ist es, ausgrenzungs- Kinderwelt, Avomed. gefährdeten bzw. benachteiligten Familien Teilhabe zu ermöglichen. Das Netzwerk, bestehend aus der Volkshilfe Tirol und weiteren sozialen Organisatio- nen, bietet diesen Sommer (von Juni bis September) erstmalig ein vielfältiges, mobiles Beratungsangebot für betroffene Familien auf Spielplätzen in vier Inns- brucker Stadtteilen an. Die Idee hinter dieser mobilen Aktion ist, die Beratung dort zu ermöglichen, wo Familien ihre Zeit verbringen – an öffentlichen Orten, um betroffene Familien zu erreichen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Für die Kinder wird zudem ein buntes Spielprogramm bereitgestellt. Teilhabende Netzwerke sind: Volkshilfe Tirol, DOWAS für Frauen, Eltern-Kind-Treff, Eltern-Kind-Zentrum, Frauen aus allen Ländern, Frau- enhaus Tirol, Frauen im Brennpunkt, Lebenshilfe Ti- 24
VORALRBERG v.l.n.r.: Peter Weiskopf, Geschäftsführer des Lebensraum Bregenz und „Radeln ohne Alter“ von Karl Baur und seinem Rikscha Team: Hedwig, Michaela, Fritz, Karl und Michael FRÜHSTÜCKGRUSS als Anerkennung an pflegende Angehörige. Als Anerkennung und Wertschätzung für die vielen Stunden, die Angehörige täglich an Betreuung und Pflege leisten, wurden an einem Sonntag Frühstücks- taschen an die Haustüre gebracht. Gefüllt mit Ge- bäck, selbstgemachter Marmelade (Erikas Marmelade der Volkshilfe Vorarlberg) und anderen Leckereien wurden über 50 Familien mit einer kleinen Aufmerk- samkeit überrascht. Ein kleines Dankeschön, das viel Freude machte! Wir danken den nachfolgenden Firmen und Institutionen für einen Druckkostenbeitrag: Marktgemeinde Lauterach, 6923 Lauterach Gemeinde Bürs, 6706 Bürs Anzeige Anzeige 25
www.volkshilfe.at ASYL Alle Bilder © Christopher Glanzl #WIRHABENPLATZ! Umbrella March für eine menschliche Asylpolitik. Von Angelika Koller Anlässlich des Weltflüchtlingstags setzten 180 Mit einem wunderbaren Highlight als Zeichen gegen Menschen beim Umbrella March am 18.06.2021 ein diese Missstände startete die ereignisreiche Protest- Zeichen gegen die menschenverachtende Praxis aktion: die Wandergruppe von „Wochenende für an den Außengrenzen der Europäischen Union und Moria Graz“ zog nach rund 150 Stunden Fußweg von der Asylpolitik in Österreich. Zahlreiche Schirme Graz nach Wien unter dem Slogan „Wenn sich in der wurden symbolisch für den Schutz gespannt, den Politik nichts bewegt, bewegen wir uns!“ am Helden- geflüchtete Menschen so dringend brauchen. platz ein! Heidrun Primas berichtete über die phy- Organisiert wurde der Umbrella March von der sischen Erfahrungen während dieser Reise und rief Plattform für eine menschliche Asylpolitik, der anschließend zu einer gemeinsamen solidarischen Asylkoordination Österreich und der Initiative Schweigeminute für geflüchtete Menschen in den Wochenende für Moria. griechischen Lagern auf. Überwältigende Solidarität war am 18.06.2021 am Als zweite Sensation gleich zu Beginn des Protests Heldenplatz spürbar, als sich die Zivilgesellschaft durften wir Toni und Marigt Knittel von der Band zusammenschloss und für eine menschliche Asylpo- Bluatschink aus dem Tiroler Lechtal begrüßen. Die litik eintrat. Während Bundeskanzler Sebastian Kurz beiden vertonten den Text „Es sitzt ein Mann im zeitgleich Amtskolleg*innen der Europäischen Union Kanzleramt“ von Michael Köhlmeier und schafften empfing, um die scharfe Kontrolle der Westbalkan- mit ihrem Lied eine außergewöhnliche Atmosphä- route auszuhandeln, leisteten die Aktivist*innen in re vor der Hofburg. Großartige Redner*innen wie strahlender Sonne Widerstand unter dem Slogan: Susanne Scholl von der Plattform „Omas gegen #WirHabenPlatz! Rechts“ und Sophie von der „Sea-Eye Gruppe Wien“ untermauerten den Appell der Aktivist*innen. Her- 26
ASYL bert Langthaler von der Asylkoordination Österreich nus (Mitbegründer der Sozialdemokrati*innen und nannte klare Forderungen, für die Aktivist*innen am Gewerkschafter*innen gegen Notstandspolitik) laut Umbrella March einstehen: und entschlossen moderiert und von der großartigen • Wir haben Platz! Wir fordern Niederlassungsfrei- Musiker*innengruppe SambAttack rhythmisch be- heit und Arbeitsmarktzugang für Asylberechtigte gleitet. in der gesamten EU. Wir fordern die Aufnahme von 5.000 geflüchteten Menschen aus den Grie- chischen Lagern in Österreich. „Nicht 100, nicht 200 – 5.000!“ • Schluss mit Frontex! Wir fordern den Stopp der finanziellen Mittel für die Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache Frontex und eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe gegen das Unternehmen. • Einhaltung des internationalen Rechts! Wir for- dern die Einhaltung der internationalen Flücht- lings- und Menschenrechte, Bewegungsfreiheit und faire Asylverfahren für Geflüchtete innerhalb der Europäischen Union. • Resettlement Jetzt! Wir fordern die Aufnahme von Geflüchteten in allen EU-Mitgliedsländern Angekommen am Yppenplatz wiesen Christoph nach Maßgabe ihrer wirtschaftlichen Möglichkei- Riedl von der Diakonie Österreich, Asiyeh Panahi ten im Rahmen von Resettlements-Programmen. und Ronny Kokert, Leiter des Projekts Freedom Figh- • Keine Abschiebungen! Wir fordern den Stopp ters, auf zahlreiche Menschenrechtsverletzungen der Abschiebungen in Kriegsgebiete wie Afgha- an den europäischen Außengrenzen hin. Es liege in nistan und Syrien. der Verantwortung österreichsicher Politiker*innen, • Europa muss Verantwortung übernehmen! Wir grundlegenden Menschenrechten Geltung zu ver- fordern den Stopp der europäischen Rüstungsex- schaffen und gemeinsam und solidarisch mit anderen porte sowie Reparationszahlungen an die Opfer europäischen Staaten Lösungen zu finden, um Men- von Kolonialismus und Sklavenhandel. schen wirksam vor Verfolgung, Folter und Krieg zu schützen. Auch die Grüne Nationalratsabgeordnete „Wir wollen einen Weltflüchtlingstag in Zukunft be- Faika El-Nagashi betonte die Notwendigkeit des so- gehen, an dem wir nicht demonstrieren, sondern fei- lidarischen Zusammenhalts: „Unsere Verbundenheit ern. Eine bessere Welt ist möglich!“ Erich Fenninger, miteinander ist unsere Stärke!“ Sprecher der Plattform für eine menschliche Asyl- politik und Direktor der Volkshilfe Österreich sprach Der Gründer von #SOSBalkanroute, Rapper und Ute- vom notwendigen solidarischen Zusammenhalt, um Bock-Menschenrechtspreisträger Petar Rosandić Populismus und menschenverachtende Politik zu alias Kid Pex kam mit zwei wunderbaren, engagierten überwinden. Frauen Amina und Merdija aus der bosnischen Stadt Zenica zum Umbrella March. Nach der Schilderung zahlreicher Erlebnisse an den europäischen Außen- grenzen erhielten sie hohen Zuspruch der protestie- renden Zivilgesellschaft: „Open the Borders! Öffnet die Grenzen! Lasst die Menschen rein!“ Der stimmungsvolle Abschluss der Demonstration und das anschließende Protestcamp am Yppenplatz wurden von der Initiative Wochenende für Moria Wien organisiert. Zahlreiche weitere Organisationen waren vertreten und standen an Info-Tischen zum gemeinsamen Austausch zur Verfügung. Trotz som- merlicher Hitze untermauerte die fortwährende eu- phorische Stimmung die großartigen Möglichkeiten des solidarischen Zusammenhalts. Nach den ersten großartigen Redebeiträgen zog die Demo los. Vom Heldenplatz über die Parteizentrale Vorbildlich hielten die Teilnehmenden die Abstände der ÖVP und das Polizeianhaltezentrum Hernalser so gut wie möglich ein, trugen FFP2-Masken, viele Gürtel bis zum Yppenplatz wurde der Protest von ließen sich zusätzlich vorab testen. Karin Wilflingseder, Rapperin Gazal und Axel Mag- 27
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