Wir verlosen 10 x 2 Kombitickets für - ALBERTINA MODERN - Strabag

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10                    Titelthema           www.strabag.com

Wir verlosen
10 x 2 Kombitickets für
ALBERTINA MODERN
und Künstlerhaus
Vereinigung.
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Titelthema                           teams. Nr. 2 / 2020                        11

               KÜNSTLERHAUS

Was lange währt,
wird endlich
(wieder) gut
               Ein einstiges Vorzeige- und Prestige-
               projekt verfällt über die Jahre und gerät
               schließlich in Vergessenheit. Nach
               einer dreijährigen Renovierungsphase
               wurde dem Künstlerhaus in Wien
               wieder neues Leben eingehaucht. Für
               Hans Peter Haselsteiner war das nicht
               nur ein Projekt, sondern eine Mission.

               Österreich. „Es war eine Schande, dass dieses Haus so herunter-
               gekommen ist“, sagt Hans Peter Haselsteiner im „Wien heute“-
               Interview im Februar 2020 über das Künstlerhaus in Wien, das sich
               im Besitz der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler
               Österreich – „Künstlerhaus Vereinigung“ – befindet. Der Kunstlieb-
               haber und STRABAG-Großaktionär sieht es als seine Pflicht,
               sich für öffentliche Anliegen einzusetzen. Er nahm sich persönlich
               des Projekts an und finanziert über seine Familienprivatstiftung die
               Renovierungskosten, die sich auf rund € 51 Mio. belaufen.

               Am 5. / 6.3.2020 konnte die Künstlerhaus Vereinigung im Ober-
               geschoss noch mit ihrer Ausstellung „Alles war klar“ die neuen
               Räumlichkeiten präsentieren, die für den 12.3. geplante Eröffnung
               der ALBERTINA MODERN fiel bereits dem Corona-Lockdown zum
               Opfer. Zwei Monate später, am 27.5.2020, öffnete schließlich die
               ALBERTINA MODERN ihre Türen für die Öffentlichkeit. Mit rund
               60.000 Werken von 5.000 Künstlerinnen und Künstlern zählt sie
               weltweit zu den großen Museen für die Kunst der Gegenwart. Corona-
               bedingt musste leider von einer großen Eröffnungsfeier abgesehen
               werden, dennoch ist der Ansturm auf die neue ALBERTINA-Zweig-
               stelle enorm. Hans Peter Haselsteiner freut die positive Resonanz
               der Eröffnungsausstellung „The Beginning. Kunst in Österreich
               1945 –1980“. Für ihn ist die ALBERTINA MODERN aber nicht nur
               ein Projekt, sondern wie ein zweites Zuhause. „Ich arbeite nun
               im Dachgeschoss des Künstlerhauses mit einem Blick über den
               Karlsplatz, den ich genieße.“
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12               Titelthema                                                                                              www.strabag.com

Historischer Bestand „state-of-the-art“
                 Ein 150 Jahre altes Gebäude zu sanieren, fördert Überraschungen
                 zutage und ist am Ende meist aufwendiger als vermutet.
                 Siegfried Schrenk übernahm im Juni 2018 die Qualitätssicherung
                 des Vorhabens – im Interview spricht er über ein einzigartiges
                 Projekt mit besonderen Ansprüchen und gibt uns Einblicke,
                 wie eine Neubauabteilung einen Altbau saniert.

                 Herr Schrenk, beschreiben Sie uns bitte den Umfang             Welche Rolle spielen hier die Bauphysik und die Statik?
                 des Projekts.                                                  Das Gebäude war doch nicht einsturzgefährdet?
     INTERVIEW   Siegfried Schrenk: Mit der Renovierung des Künstler-           Nein, das nicht. Aber in den vergangenen 150 Jahren
                 hauses verfolgten wir zwei Ziele: Zum einen wollten wir        haben sich Normen und Vorschriften geändert – z. B.
                 die historischen Elemente wiederherstellen – speziell          liegt die Bodenbelastung heute bei 400 kg/m². Das liegt
                 betrifft das die Eingangshalle: Vestibül, die Haupttreppe      mitunter an den gestiegenen Ausstellungsanforderungen
                 oder auch das Ranftlzimmer, heute der Salon Karlsplatz.        wie dem Gewicht der Skulpturen. Es fehlte an Wärme-
                 Es sollte der Zustand aus dem Jahr 1868 wiederhergestellt      dämmung, es brauchte weitere Fluchtstiegen und Wege.
                 werden. Zum anderen wurden die Ausstellungsräume               Dazu kamen Themen wie Brandschutz, Klimaanlage,
                 im Keller, im Erdgeschoss und im ersten Stock zu soge-         Belichtung und Barrierefreiheit. Die Auflage war zudem,
                 nannten „White Cubes“ umgebaut, gemeint sind groß-             die ICOM-Standards zu erfüllen (International Council
                 flächige und modernst ausgestattete Ausstellungsräume,         of Museums). Das sind definierte Standards für Museen,
                 state-of-the-art hinsichtlich Technik, Klima und Belichtung.   damit gewisse Exponate ausgestellt werden dürfen.

                 Sie kamen 2018 zu diesem Projekt. Warum erst                   Stichwort Brandschutz in einem Museum – worauf
                 so spät?                                                       muss hier geachtet werden, um die Kunstwerke
                 Ursprünglich ging man von einer anderen Dimension              zu schützen?
                 aus. Oberstes Ziel der Renovierungsarbeiten war, den           Die ICOM-Standards sehen unter anderem auch
                 Originalbestand so weit wie möglich zu erhalten, fehlende      zum Brandschutz Anforderungen vor, werden aber nicht
                 Stellen zu ergänzen bzw. falsche Restaurierungen               näher definiert. In unserem Fall wurde entschieden,
                 zu verbessern. Der Bestand war aber in einem deutlich          dass zum Schutz der Werke im gesamten Gebäude von
                 schlechteren Zustand als angenommen. Auch bedingt              oben kein Wasser kommen darf. Das war eine Heraus-
                 durch den zukünftigen Verwendungszweck wuchsen die             forderung im Rahmen der Haustechnik, da eine klassische
                 Anforderungen und Ansprüche und damit kam es auch              Sprinkleranlage somit nicht infrage kam. Der Brand-
                 zu personellen Veränderungen.                                  schutz bzw. die Entfluchtung funktionieren nun mittels
                                                                                Rauchgasverdünnung: Im Brandfall wird Sauerstoff
                 Inwiefern war der Bestand in einem deutlich                    in die Räume gepumpt, die Rauchgase werden somit
                 schlechteren Zustand, als man annahm? Beruhte                  „verdünnt“. Dadurch bleibt mehr Zeit zum Evakuieren.
                 die Planung nicht auf einer Bestandsanalyse?
                 Nein, nicht wirklich – im Zuge der Planung wurde gebaut.       Und inwiefern betraf diese Vorgabe die Haustechnik
                 Eine Vorgehensweise, die wir so in der Form auch nicht         genau?
                 wieder machen würden. Aber der Bestand war hier                Wie gesagt, es darf kein Wasser von oben kommen –
                 sicherlich die größte Herausforderung: historische Wände,      das bedeutet, in den Ausstellungsbereichen darf es keine
                 Abdichtungen, Decken und Fundamente. Unsere Vorgabe            wasserführende Haustechnik geben. Das betraf neben
                 war es, historischen Bestand zu retten und nur wenn            dem Brandschutz auch die Entwässerungssysteme der
                 nötig zu ersetzen. Dazu waren wir im ständigen Aus-            Dächer, diese wurden dreifach abgesichert. Die Wasser-
                 tausch mit dem Bundesdenkmalamt.                               leitungen bestehen aus geschweißten Leitungen, unter-
                                                                                halb der gedämmten Rohrleitungstrassen befinden sich
                 Können Sie uns ein Beispiel geben?                             durchgehende Tropftassen und darin liegen Sensoren,
                 Ein gutes Beispiel sind die Dächer. Der Plan war, an           die einen Wassereintritt melden würden.
                 den Dächern nichts zu machen – das heißt nur Bleche
                 runter, den einen oder anderen Holzsparren und Schalungs-      Das klingt alles sehr speziell – sind das
                 flächen ertüchtigen und neue Bleche wieder rauf. Aber          Standardlösungen?
                 aufgrund der Bauphysik, Brandschutztechnik und Statik          Die Technik ja, aber aufgrund des Bestands wurde diese
                 musste schlussendlich fast alles neu gemacht werden.           individuell dem Projekt angepasst.
                 Das führte zu einem mehrmonatigen Baustopp –
                 auf den wir nicht vorbereitet waren.                           „Barrierefrei“ war 1865 sicher noch kein Thema?
                                                                                Barrierefrei sieht z. B. vor, dass man überall hinkommt,
                                                                                ohne Treppen nutzen zu müssen. Aus diesem Grund
                                                                                haben wir einen Hauptlift für die Besucherinnen und
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Titelthema                                                               teams. Nr. 2 / 2020        13

Besucher installiert, einen Lastenlift und neun Treppen-      gefolgt von einer gemeinsamen Begehung am Objekt
lifte, auch Plateaulifte genannt, um die Niveauunterschiede   mit unserem Planungsteam, Vertretern der Auftrag-
in den Ausstellungsräumen sowie den Zugängen ins              geberschaft, externen Sachverständigen, Vertretern
Gebäude selbst auszugleichen. Die Türen wurden mit            relevanter Nachunternehmen. Wir klärten alle offenen
einer Annäherungsautomatik ausgestattet, damit sie            Punkte und definierten die nächsten Schritte. Das nahm
selbsttätig öffnen und vor allem wieder schließen. Die        zwar einen ganzen Tag in Anspruch und ist auch für
ICOM-Standards sehen vor, dass die Räume „dicht“ sein         eine Neubauabteilung keine übliche Vorgehensweise,
müssen, um Temperaturschwankungen zu vermeiden.               aber hier hat es sehr gut funktioniert und war für mich
                                                              auch sicher das Spannendste: gemeinsam an einem
Die Türen sind einzelzertifiziert – was versteht man          Projekt zu arbeiten und die Teams zu koordinieren.
darunter?
Die STRABAG-Tochter Metallica steuerte die Türen bei –        Hatten Sie nie Bauchschmerzen bei diesem Projekt?
alles Prototypen, teilweise auch mit Einzelzulassung. Die     Nein, die darf man nicht haben. Wir haben jede Heraus-
Ansprüche waren extrem hoch: Neben den bauphysika-            forderung bis ins Detail zerlegt und gemeinsam überlegt:
lischen Anforderungen, dem Brand- und Einbruchschutz          Was wissen wir, wen können wir einbinden, was brauchen
musste die Optik „licht und luftig“ sein. Die Türen sollten   wir, was können wir tun?
kaum wahrgenommen werden und doch ästhetisch
wirken.                                                       Ihr Fazit rückblickend?
                                                              Ich bin stolz darauf, was wir geschafft haben. Unser
Wie zeitintensiv waren die historischen                       Ergebnis und unsere Zusammenarbeit lassen sich
Restaurierungen?                                              herzeigen – dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten
Sie haben rund zwölf Monate in Anspruch genommen,             bedanken, allen voran auch unserem Bereichsleiter
fünf bis sieben Restauratorenteams teilten sich auf die       Wolfgang Dvorak, der uns hierbei maßgeblich den
unterschiedlichen Fachgebiete wie die Wandmalereien           Rücken gestärkt hat.
oder den Terrazzoboden auf – auch die Dreifarbigkeit
der Fassade wurde wiederhergestellt. In Relation zu den
Gesamtkosten war der Aufwand für die Restaurierungen
mit rund € 1,7 Mio. gering, dennoch: Die Wieder-
herstellung alter Substanz war mit Sicherheit das
Highlight an diesem Projekt.

Wie koordiniert man ein solches Projekt?
Unser Kernteam bestand aus dem Bauleiter
Begim Ramceski, unserem Technikerteam Anna Volpini
de Maestri und Mirza Omerovic, dem Polier Patrick Plank
und mir. Zeitweise waren auch Christian Hasslitzer,
Andreas Kappel, Franz Peham und Andreas Hofer invol-
viert. Mittwoch war unser Abstimmungstag. Gestartet
wurde immer mit der Projekt- und Baubesprechung,

Meilensteine
Kick-off im Oktober 2015
Bauansuchen gem. § 62 W BO 20
Vorlaufzeit: 19 Monate
Räumung: 6/2016 –10/2016
Fundamentertüchtigung und Vorarbeiten: 10/2016 – 4/2017
Baubescheid: 4.5.2017
Baubeginn: 15.5.2017
Abbrucharbeiten: 6/2017 – 5/2018
Rohbau: 5/2017 – 4/2018                                                      Hard Facts
Neubau der Dächer: März – April 2018 und Sept.– Dez. 2018
Baustopp: April – Sept. 2018                                                 Bestandsfläche: 4.733 m²
Innenausbau: 1/2019 –1/2020                                                  Zubau: Unterirdisch und Aufstockung: 1.441 m²
Fertigstellung Gebietsaußenanlagen: bis Juni 2020                            Trockenbau: 2.350 m²
Gesamtübergabe: 6.2.2020                                                     Museumsausstellungsfläche: 2.350 m²
                                                                             Bauzeit: 34 Monate
                                                                             Gesamtkosten: € 51 Mio.
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14   Titelthema                                                                www.strabag.com

Ein historisches Juwel –
wie 1868
     Rund ein halbes Jahr wurde in den Archiven geforscht. Die zentrale
     Frage: Wie können wir dem Künstlerhaus seinen wunderbaren
     Eingangsbereich wieder zurückgeben? Für Restauratorinnen und
     Restauratoren gibt es keine schönere Aufgabe, als historische
     Juwele wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

                                       Die Restaurierungen sind zum Großteil so speziell und
                                       teilweise einzigartig, dass nur noch eine Handvoll
                                       Menschen dazu fähig ist. Hier bekommen Sie einen
                                       kleinen Einblick in diese Kunsthandwerke:

                                       Holz

                                       Unter dem Altbestand fanden sich sehr viele Holzelemente
                                       wie Türen, Wandverzierungen, mehr als 100 Deckenleisten
                                       und 40 Fensterflügel. Das Holz war in einem guten
                                       Zustand – nur wurde es über die vergangenen 160 Jahre
                                       nicht gut behandelt. Die Restauratoren und Restaurato-
                                       rinnen mussten das Holz zuerst fein abschleifen, dann
                                       wurde repariert, grundiert, gefärbt und schlussendlich
                                       wieder versiegelt. Ziel war es, die alte Oberfläche zu
                                       erhalten. Die Elemente sollten nachher nicht wie neu
                                       aussehen – man darf dem Holz sein Alter ansehen –, aber
                                       es soll gepflegt sein. Alle Türen sind mit echtem Holz
                                       furniert. Bis auf zwei Türen, die ersetzt werden mussten,
                                       konnten alle restauriert werden. Die Massierung der
                                       Türen ist echte Handarbeit, gemalt mit Pinseln vom Profi.
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Titelthema                                                                teams. Nr. 2 / 2020    15

Wandmalerei

                                                               aufwendige Technik aus dem 19. Jahrhundert, um den
                                                               damals hohen Marmorbedarf zu decken. Vorteil dieser
                                                               Herstellung: Man ist von Naturfarben unabhängig und
                                                               kann die Farbmischungen und Strukturen nach persön-
Nach historischem Vorbild wurden alle Wandmalereien            lichen Vorlieben gestalten. In ein Zentimeter dicken
per Hand und mittels Schablonen rekonstruiert.                 Scheiben wird der Stuckmarmor auf das Mauerwerk
                                                               aufgetragen. Nach dem Aushärten folgt ein Grobschliff,
Als Stuck (von ital. stucco) wird die plastische Aus-          Fehlstellen werden ausgespachtelt und schließlich wird
formung von Baustoffen aller Art auf verputzten Wänden,        die Oberfläche mit immer feiner werdenden Schleifsteinen
Gewölben und Decken bezeichnet. Sie ist bis heute              geschliffen. Abschließend folgt ein Ausschlämmen mit
eine wichtige Technik für die Gestaltung von Innenräumen       etwas dünnflüssigem Gips im Leimwasser, bevor final
und Fassaden. Stuck umfasst alle Arbeiten mit Mörteln,         mit einem Polierstein mechanisch unter Anwendung
von einer einfachen Fassadengestaltung mit Gesimsen            von geringem Druck verdichtend poliert wird.
bis hin zu großflächigen Wand- und Deckengestaltungen
mit opulenten, plastischen Formen des Barocks und
Rokoko.

Hier unterscheidet man zwei Techniken:
Stucco lustro ist eine Kalkputztechnik, bei der mehrere
Schichten farbiger Edelputz (Marmorsand/Marmormehl-
Sumpfkalkschichten) nass-in-nass auf die Wand auf-
getragen werden. Die fertige Fläche wird abschließend
mit venezianischer Seife eingestrichen und mit einer
blanken, heißen Glättkelle geglättet oder abgestuckt.
Stucco lustro zeichnet sich durch den hohen Glanz aus,
ist aber ein oberflächliches Imitat und daher preisgünstiger
als der Stuckmarmor.

Scagliola oder auch Stuckmarmor ist ebenfalls ein
Imitat eines echten Marmors und wird vom Stuckateur
oder der Stuckateurin per Hand hergestellt. Eine

Schwierige Frage: Welche war die Ursprungsfarbe?
Bei sechs bis sieben Übermalungen – welche davon war die Erstschicht? Dieser Frage ist Christian Benedik,
Architekturexperte der ALBERTINA, nachgegangen. Schicht für Schicht wurden die Farben abgetragen,
bis die unterste Farbe (Erstschicht) definiert werden konnte. Basierend auf den Original-
plänen von August Weber war ersichtlich, dass die Fassade eine feine, stets changierende
Zweifarbigkeit vorsah. Spannend war auch, dass die Dekorelemente an der Fassade –
nach dem Bau des Musikvereins – nicht mit Schlämme grundiert und übermalt wurden (auch
„ungefasst“ genannt). So hat der Dekor auch jetzt wieder den ursprünglichen Braunton
des Materials. Im Vestibül fand man die Farben Blau, Beige, Rot. Und ganz darunter Gold.
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16   Titelthema                                                                                            www.strabag.com

                                                                  Vergoldung

     Kronleuchter
     Der 16-flammige Prachtluster ist ein Original aus dem
     Jahr 1868 und ein Einzelstück. Er besteht aus vielen
     Bronzegussteilen wie Skulpturen, Ornamenten und
     Mascarons, auch Fratzenköpfe genannt. Diese sind
     entweder aus Bronze gegossen oder wurden nach dem
     Guss nachgeschlagen, bevor sie feuervergoldet wurden.

     Die Feuervergoldung wurde bereits in der Antike
     praktiziert und war bis ins 19. Jahrhundert die wichtigste
     Metallvergoldungstechnik. Für diese Technik wird ein
     Goldamalgam – ein Gemisch aus Feingold und Queck-
     silber – verwendet. Der amalgamierte Gegenstand wird         Die ursprünglichen Vergoldungen wurden in den
     über ein schwach glühendes Holzkohlefeuer abgeraucht,        vergangenen Jahren überstrichen. Die Substanz wurde
     während man das Amalgam verteilt und glättet. Beim           wieder freigelegt und neue Vergoldungen angebracht. Als
     Erwärmen verdampft der größte Teil des Quecksilbers          Material wurde Schlagmetall verwendet – wie schon 1868.
     und das Gold bleibt zurück. Durch Diffusion eines Teils      Dabei handelt es sich um ein „unechtes Blattgold“ – eine
     des Golds in das Grundmetall verbindet sich die Gold-        dünn gewalzte Metalllegierung, die aufgrund ihrer Farbe
     schicht fest mit diesem. Die Oberfläche ist wegen ihrer      echtes Gold imitieren soll. Vor dem Vergolden wird
     Rauheit nicht goldglänzend, sondern mattgelb. Den            mit einer Grundierung vorbereitet und es wird ein Kleber
     unvergleichlichen weichen und edlen Glanz erhielten          aufgetragen, der einige Stunden trocknen muss. Am
     feuervergoldete Stücke erst durch eine aufwendige            nächsten Tag wird das Blattmetall über ein Vergolderkissen
     Handpolitur. Bedingt durch die gesundheitsgefährdenden       (ein gepolstertes, mit Leder bespanntes Brett mit Halte-
     Quecksilberdämpfe wurde das Verfahren seit der zweiten       schlaufe am Boden) aufgeblasen und mittels Anschießer
     Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die galvanische            und Aufholzpinsel (spezielle Pinsel) aufgetragen und in
     Vergoldung ersetzt. Heute können nur noch wenige             Form gebracht. Zum Schutz wird die Fläche noch mit
     Kleinbetriebe – unter strengen Umweltauflagen – mittels      Lack überzogen. Interessantes Detail: Die hier arbeitende
     Feuervergoldung restaurieren bzw. neu anfertigen.            Restauratorin ist die letzte amtierende Stuckvergolderin
                                                                  in Österreich.
     Zur Restaurierung wurde der Luster demontiert, in die
     Werkstatt gebracht und in mehr als 100 Einzelteile
     zerlegt. Neben der Reinigung mussten einzelne Bronze-
     teile nachgegossen bzw. ersetzt werden. Das gewollt
     matte Finish verleiht dem Luster seinen typischen
     Charakter aus der damaligen Zeit. Ursprünglich wurde
     die Beleuchtung über Gas betrieben, heute ist der
     Luster elektrifiziert.
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Titelthema                                                            teams. Nr. 2 / 2020                 17

Terrazzoboden

                                                           vorgearbeiteten Mosaikteile aufgelegt und angepasst
                                                           wurden. Schließlich erfolgten die Reinigung und Ver-
                                                           fugung der Mosaike. Der Terrazzoleger streute zwischen
                                                           den Mosaikteilen ein Steingranulat in unterschiedlichen
                                                           Größen auf den Boden und ließ es in gefärbten Beton
                                                           ein. Nachdem es verdichtet wurde, muss es austrocknen,
                                                           bevor der Boden abgeschliffen werden kann. Rund drei
                                                           Wochen beanspruchten die Arbeiten allein im rechten
                                                           Seitenflügel, dem heutigen Café.

Der Terrazzoboden ist nicht mehr original. Er musste
entsprechend rekonstruiert werden – von Fachkräften
aus Italien, wo auch die einzige Mosaikschule existiert.
Mosaik ist eine beliebte Form der Bildenden Künste,
bei der durch Zusammenfügen von verschiedenfarbigen
oder unterschiedlich geformten Teilen Muster oder
Bilder entstehen. Jeder Stein wird einzeln per Hand
geschlagen und geklebt. Das Mosaikmuster wurde in
einer italienischen Werkstatt angefertigt und für den
Transport und für das Verlegen vor Ort auf Stoffbahnen
geklebt. Wie bei einem Puzzle wurde der Boden ver-
messen und in Abschnitte eingeteilt, worauf dann die

Ein Geschenk an die Künstlerinnen und Künstler
Ende 1857 hatte Kaiser Franz Joseph I. die Entscheidung getroffen, die Stadtmauern in Wien abtragen zu lassen und die Wiener
Ringstraße als repräsentative Prachtstraße umzuplanen. Um das ehemalige Militärareal bestmöglich zu verwerten, wurden die
meisten Grundstücke an private Investoren verkauft. Grundstücke „in der zweiten Reihe“ wurden verschenkt mit der Auflage,
dass die Beschenkten dort innerhalb einer bestimmten Frist Gebäude errichten sollten. So kam es auch, dass 1865 der Bau des
Künstlerhauses, gegenüber der Karlskirche, am Ufer des damals noch offen fließenden Wienflusses, begonnen wurde. Es war
dasselbe Jahr, in dem Kaiser Franz Joseph I. die neue Wiener Ringstraße eröffnete.

Architekt war der damals 28-jährige August Weber. Beim Stil orientierte er sich an einer Renaissancevilla von Jacopo Sansovino,
einem italienischen Bildhauer und Architekten. Interessantes Detail: Kaiser Franz Joseph I. setzte damals den Schlussstein –
den Keilstein am höchsten Punkt eines Bogens, einer Kuppel oder eines Rippengewölbes.

Seit seiner Eröffnung am 1.9.1868 – nach einer nur dreijährigen Bauphase – diente das Gebäude nicht nur für Kunstausstellungen.
1882 wurde es um die beiden Seitenflügel erweitert, in denen 1949 ein Kino und in den 1970er-Jahren ein Theater untergebracht
wurden. 1911 wurde der Ehrenhof an der ehemaligen Eingangsseite in der Elisabethstraße – heutige Bösendorferstraße – mit dem
„Plastikersaal“, der für fast ein Jahrhundert der größte Ausstellungssaal Wiens war, geschlossen.

Immer wieder folgten aufwendige Umbauarbeiten. Im Ersten Weltkrieg wurde das Gebäude zu einem Lazarett umfunktioniert,
im Zweiten Weltkrieg als Getreidelager genutzt. 1945 diente es der sowjetischen Militärkommandatur als Unterkunft. Auch wenn
in den Jahren danach immer wieder Bereiche des Gebäudes renoviert oder umgebaut wurden, fehlte aber für eine umfangreiche
Generalsanierung bislang das Geld.
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