Wir verlosen 10 x 2 Kombitickets für - ALBERTINA MODERN - Strabag
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10 Titelthema www.strabag.com Wir verlosen 10 x 2 Kombitickets für ALBERTINA MODERN und Künstlerhaus Vereinigung. Einfach eine E-Mail an teams@strabag.com schreiben und Daumen drücken.
Titelthema teams. Nr. 2 / 2020 11 KÜNSTLERHAUS Was lange währt, wird endlich (wieder) gut Ein einstiges Vorzeige- und Prestige- projekt verfällt über die Jahre und gerät schließlich in Vergessenheit. Nach einer dreijährigen Renovierungsphase wurde dem Künstlerhaus in Wien wieder neues Leben eingehaucht. Für Hans Peter Haselsteiner war das nicht nur ein Projekt, sondern eine Mission. Österreich. „Es war eine Schande, dass dieses Haus so herunter- gekommen ist“, sagt Hans Peter Haselsteiner im „Wien heute“- Interview im Februar 2020 über das Künstlerhaus in Wien, das sich im Besitz der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreich – „Künstlerhaus Vereinigung“ – befindet. Der Kunstlieb- haber und STRABAG-Großaktionär sieht es als seine Pflicht, sich für öffentliche Anliegen einzusetzen. Er nahm sich persönlich des Projekts an und finanziert über seine Familienprivatstiftung die Renovierungskosten, die sich auf rund € 51 Mio. belaufen. Am 5. / 6.3.2020 konnte die Künstlerhaus Vereinigung im Ober- geschoss noch mit ihrer Ausstellung „Alles war klar“ die neuen Räumlichkeiten präsentieren, die für den 12.3. geplante Eröffnung der ALBERTINA MODERN fiel bereits dem Corona-Lockdown zum Opfer. Zwei Monate später, am 27.5.2020, öffnete schließlich die ALBERTINA MODERN ihre Türen für die Öffentlichkeit. Mit rund 60.000 Werken von 5.000 Künstlerinnen und Künstlern zählt sie weltweit zu den großen Museen für die Kunst der Gegenwart. Corona- bedingt musste leider von einer großen Eröffnungsfeier abgesehen werden, dennoch ist der Ansturm auf die neue ALBERTINA-Zweig- stelle enorm. Hans Peter Haselsteiner freut die positive Resonanz der Eröffnungsausstellung „The Beginning. Kunst in Österreich 1945 –1980“. Für ihn ist die ALBERTINA MODERN aber nicht nur ein Projekt, sondern wie ein zweites Zuhause. „Ich arbeite nun im Dachgeschoss des Künstlerhauses mit einem Blick über den Karlsplatz, den ich genieße.“
12 Titelthema www.strabag.com Historischer Bestand „state-of-the-art“ Ein 150 Jahre altes Gebäude zu sanieren, fördert Überraschungen zutage und ist am Ende meist aufwendiger als vermutet. Siegfried Schrenk übernahm im Juni 2018 die Qualitätssicherung des Vorhabens – im Interview spricht er über ein einzigartiges Projekt mit besonderen Ansprüchen und gibt uns Einblicke, wie eine Neubauabteilung einen Altbau saniert. Herr Schrenk, beschreiben Sie uns bitte den Umfang Welche Rolle spielen hier die Bauphysik und die Statik? des Projekts. Das Gebäude war doch nicht einsturzgefährdet? INTERVIEW Siegfried Schrenk: Mit der Renovierung des Künstler- Nein, das nicht. Aber in den vergangenen 150 Jahren hauses verfolgten wir zwei Ziele: Zum einen wollten wir haben sich Normen und Vorschriften geändert – z. B. die historischen Elemente wiederherstellen – speziell liegt die Bodenbelastung heute bei 400 kg/m². Das liegt betrifft das die Eingangshalle: Vestibül, die Haupttreppe mitunter an den gestiegenen Ausstellungsanforderungen oder auch das Ranftlzimmer, heute der Salon Karlsplatz. wie dem Gewicht der Skulpturen. Es fehlte an Wärme- Es sollte der Zustand aus dem Jahr 1868 wiederhergestellt dämmung, es brauchte weitere Fluchtstiegen und Wege. werden. Zum anderen wurden die Ausstellungsräume Dazu kamen Themen wie Brandschutz, Klimaanlage, im Keller, im Erdgeschoss und im ersten Stock zu soge- Belichtung und Barrierefreiheit. Die Auflage war zudem, nannten „White Cubes“ umgebaut, gemeint sind groß- die ICOM-Standards zu erfüllen (International Council flächige und modernst ausgestattete Ausstellungsräume, of Museums). Das sind definierte Standards für Museen, state-of-the-art hinsichtlich Technik, Klima und Belichtung. damit gewisse Exponate ausgestellt werden dürfen. Sie kamen 2018 zu diesem Projekt. Warum erst Stichwort Brandschutz in einem Museum – worauf so spät? muss hier geachtet werden, um die Kunstwerke Ursprünglich ging man von einer anderen Dimension zu schützen? aus. Oberstes Ziel der Renovierungsarbeiten war, den Die ICOM-Standards sehen unter anderem auch Originalbestand so weit wie möglich zu erhalten, fehlende zum Brandschutz Anforderungen vor, werden aber nicht Stellen zu ergänzen bzw. falsche Restaurierungen näher definiert. In unserem Fall wurde entschieden, zu verbessern. Der Bestand war aber in einem deutlich dass zum Schutz der Werke im gesamten Gebäude von schlechteren Zustand als angenommen. Auch bedingt oben kein Wasser kommen darf. Das war eine Heraus- durch den zukünftigen Verwendungszweck wuchsen die forderung im Rahmen der Haustechnik, da eine klassische Anforderungen und Ansprüche und damit kam es auch Sprinkleranlage somit nicht infrage kam. Der Brand- zu personellen Veränderungen. schutz bzw. die Entfluchtung funktionieren nun mittels Rauchgasverdünnung: Im Brandfall wird Sauerstoff Inwiefern war der Bestand in einem deutlich in die Räume gepumpt, die Rauchgase werden somit schlechteren Zustand, als man annahm? Beruhte „verdünnt“. Dadurch bleibt mehr Zeit zum Evakuieren. die Planung nicht auf einer Bestandsanalyse? Nein, nicht wirklich – im Zuge der Planung wurde gebaut. Und inwiefern betraf diese Vorgabe die Haustechnik Eine Vorgehensweise, die wir so in der Form auch nicht genau? wieder machen würden. Aber der Bestand war hier Wie gesagt, es darf kein Wasser von oben kommen – sicherlich die größte Herausforderung: historische Wände, das bedeutet, in den Ausstellungsbereichen darf es keine Abdichtungen, Decken und Fundamente. Unsere Vorgabe wasserführende Haustechnik geben. Das betraf neben war es, historischen Bestand zu retten und nur wenn dem Brandschutz auch die Entwässerungssysteme der nötig zu ersetzen. Dazu waren wir im ständigen Aus- Dächer, diese wurden dreifach abgesichert. Die Wasser- tausch mit dem Bundesdenkmalamt. leitungen bestehen aus geschweißten Leitungen, unter- halb der gedämmten Rohrleitungstrassen befinden sich Können Sie uns ein Beispiel geben? durchgehende Tropftassen und darin liegen Sensoren, Ein gutes Beispiel sind die Dächer. Der Plan war, an die einen Wassereintritt melden würden. den Dächern nichts zu machen – das heißt nur Bleche runter, den einen oder anderen Holzsparren und Schalungs- Das klingt alles sehr speziell – sind das flächen ertüchtigen und neue Bleche wieder rauf. Aber Standardlösungen? aufgrund der Bauphysik, Brandschutztechnik und Statik Die Technik ja, aber aufgrund des Bestands wurde diese musste schlussendlich fast alles neu gemacht werden. individuell dem Projekt angepasst. Das führte zu einem mehrmonatigen Baustopp – auf den wir nicht vorbereitet waren. „Barrierefrei“ war 1865 sicher noch kein Thema? Barrierefrei sieht z. B. vor, dass man überall hinkommt, ohne Treppen nutzen zu müssen. Aus diesem Grund haben wir einen Hauptlift für die Besucherinnen und
Titelthema teams. Nr. 2 / 2020 13 Besucher installiert, einen Lastenlift und neun Treppen- gefolgt von einer gemeinsamen Begehung am Objekt lifte, auch Plateaulifte genannt, um die Niveauunterschiede mit unserem Planungsteam, Vertretern der Auftrag- in den Ausstellungsräumen sowie den Zugängen ins geberschaft, externen Sachverständigen, Vertretern Gebäude selbst auszugleichen. Die Türen wurden mit relevanter Nachunternehmen. Wir klärten alle offenen einer Annäherungsautomatik ausgestattet, damit sie Punkte und definierten die nächsten Schritte. Das nahm selbsttätig öffnen und vor allem wieder schließen. Die zwar einen ganzen Tag in Anspruch und ist auch für ICOM-Standards sehen vor, dass die Räume „dicht“ sein eine Neubauabteilung keine übliche Vorgehensweise, müssen, um Temperaturschwankungen zu vermeiden. aber hier hat es sehr gut funktioniert und war für mich auch sicher das Spannendste: gemeinsam an einem Die Türen sind einzelzertifiziert – was versteht man Projekt zu arbeiten und die Teams zu koordinieren. darunter? Die STRABAG-Tochter Metallica steuerte die Türen bei – Hatten Sie nie Bauchschmerzen bei diesem Projekt? alles Prototypen, teilweise auch mit Einzelzulassung. Die Nein, die darf man nicht haben. Wir haben jede Heraus- Ansprüche waren extrem hoch: Neben den bauphysika- forderung bis ins Detail zerlegt und gemeinsam überlegt: lischen Anforderungen, dem Brand- und Einbruchschutz Was wissen wir, wen können wir einbinden, was brauchen musste die Optik „licht und luftig“ sein. Die Türen sollten wir, was können wir tun? kaum wahrgenommen werden und doch ästhetisch wirken. Ihr Fazit rückblickend? Ich bin stolz darauf, was wir geschafft haben. Unser Wie zeitintensiv waren die historischen Ergebnis und unsere Zusammenarbeit lassen sich Restaurierungen? herzeigen – dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten Sie haben rund zwölf Monate in Anspruch genommen, bedanken, allen voran auch unserem Bereichsleiter fünf bis sieben Restauratorenteams teilten sich auf die Wolfgang Dvorak, der uns hierbei maßgeblich den unterschiedlichen Fachgebiete wie die Wandmalereien Rücken gestärkt hat. oder den Terrazzoboden auf – auch die Dreifarbigkeit der Fassade wurde wiederhergestellt. In Relation zu den Gesamtkosten war der Aufwand für die Restaurierungen mit rund € 1,7 Mio. gering, dennoch: Die Wieder- herstellung alter Substanz war mit Sicherheit das Highlight an diesem Projekt. Wie koordiniert man ein solches Projekt? Unser Kernteam bestand aus dem Bauleiter Begim Ramceski, unserem Technikerteam Anna Volpini de Maestri und Mirza Omerovic, dem Polier Patrick Plank und mir. Zeitweise waren auch Christian Hasslitzer, Andreas Kappel, Franz Peham und Andreas Hofer invol- viert. Mittwoch war unser Abstimmungstag. Gestartet wurde immer mit der Projekt- und Baubesprechung, Meilensteine Kick-off im Oktober 2015 Bauansuchen gem. § 62 W BO 20 Vorlaufzeit: 19 Monate Räumung: 6/2016 –10/2016 Fundamentertüchtigung und Vorarbeiten: 10/2016 – 4/2017 Baubescheid: 4.5.2017 Baubeginn: 15.5.2017 Abbrucharbeiten: 6/2017 – 5/2018 Rohbau: 5/2017 – 4/2018 Hard Facts Neubau der Dächer: März – April 2018 und Sept.– Dez. 2018 Baustopp: April – Sept. 2018 Bestandsfläche: 4.733 m² Innenausbau: 1/2019 –1/2020 Zubau: Unterirdisch und Aufstockung: 1.441 m² Fertigstellung Gebietsaußenanlagen: bis Juni 2020 Trockenbau: 2.350 m² Gesamtübergabe: 6.2.2020 Museumsausstellungsfläche: 2.350 m² Bauzeit: 34 Monate Gesamtkosten: € 51 Mio.
14 Titelthema www.strabag.com Ein historisches Juwel – wie 1868 Rund ein halbes Jahr wurde in den Archiven geforscht. Die zentrale Frage: Wie können wir dem Künstlerhaus seinen wunderbaren Eingangsbereich wieder zurückgeben? Für Restauratorinnen und Restauratoren gibt es keine schönere Aufgabe, als historische Juwele wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Die Restaurierungen sind zum Großteil so speziell und teilweise einzigartig, dass nur noch eine Handvoll Menschen dazu fähig ist. Hier bekommen Sie einen kleinen Einblick in diese Kunsthandwerke: Holz Unter dem Altbestand fanden sich sehr viele Holzelemente wie Türen, Wandverzierungen, mehr als 100 Deckenleisten und 40 Fensterflügel. Das Holz war in einem guten Zustand – nur wurde es über die vergangenen 160 Jahre nicht gut behandelt. Die Restauratoren und Restaurato- rinnen mussten das Holz zuerst fein abschleifen, dann wurde repariert, grundiert, gefärbt und schlussendlich wieder versiegelt. Ziel war es, die alte Oberfläche zu erhalten. Die Elemente sollten nachher nicht wie neu aussehen – man darf dem Holz sein Alter ansehen –, aber es soll gepflegt sein. Alle Türen sind mit echtem Holz furniert. Bis auf zwei Türen, die ersetzt werden mussten, konnten alle restauriert werden. Die Massierung der Türen ist echte Handarbeit, gemalt mit Pinseln vom Profi.
Titelthema teams. Nr. 2 / 2020 15 Wandmalerei aufwendige Technik aus dem 19. Jahrhundert, um den damals hohen Marmorbedarf zu decken. Vorteil dieser Herstellung: Man ist von Naturfarben unabhängig und kann die Farbmischungen und Strukturen nach persön- Nach historischem Vorbild wurden alle Wandmalereien lichen Vorlieben gestalten. In ein Zentimeter dicken per Hand und mittels Schablonen rekonstruiert. Scheiben wird der Stuckmarmor auf das Mauerwerk aufgetragen. Nach dem Aushärten folgt ein Grobschliff, Als Stuck (von ital. stucco) wird die plastische Aus- Fehlstellen werden ausgespachtelt und schließlich wird formung von Baustoffen aller Art auf verputzten Wänden, die Oberfläche mit immer feiner werdenden Schleifsteinen Gewölben und Decken bezeichnet. Sie ist bis heute geschliffen. Abschließend folgt ein Ausschlämmen mit eine wichtige Technik für die Gestaltung von Innenräumen etwas dünnflüssigem Gips im Leimwasser, bevor final und Fassaden. Stuck umfasst alle Arbeiten mit Mörteln, mit einem Polierstein mechanisch unter Anwendung von einer einfachen Fassadengestaltung mit Gesimsen von geringem Druck verdichtend poliert wird. bis hin zu großflächigen Wand- und Deckengestaltungen mit opulenten, plastischen Formen des Barocks und Rokoko. Hier unterscheidet man zwei Techniken: Stucco lustro ist eine Kalkputztechnik, bei der mehrere Schichten farbiger Edelputz (Marmorsand/Marmormehl- Sumpfkalkschichten) nass-in-nass auf die Wand auf- getragen werden. Die fertige Fläche wird abschließend mit venezianischer Seife eingestrichen und mit einer blanken, heißen Glättkelle geglättet oder abgestuckt. Stucco lustro zeichnet sich durch den hohen Glanz aus, ist aber ein oberflächliches Imitat und daher preisgünstiger als der Stuckmarmor. Scagliola oder auch Stuckmarmor ist ebenfalls ein Imitat eines echten Marmors und wird vom Stuckateur oder der Stuckateurin per Hand hergestellt. Eine Schwierige Frage: Welche war die Ursprungsfarbe? Bei sechs bis sieben Übermalungen – welche davon war die Erstschicht? Dieser Frage ist Christian Benedik, Architekturexperte der ALBERTINA, nachgegangen. Schicht für Schicht wurden die Farben abgetragen, bis die unterste Farbe (Erstschicht) definiert werden konnte. Basierend auf den Original- plänen von August Weber war ersichtlich, dass die Fassade eine feine, stets changierende Zweifarbigkeit vorsah. Spannend war auch, dass die Dekorelemente an der Fassade – nach dem Bau des Musikvereins – nicht mit Schlämme grundiert und übermalt wurden (auch „ungefasst“ genannt). So hat der Dekor auch jetzt wieder den ursprünglichen Braunton des Materials. Im Vestibül fand man die Farben Blau, Beige, Rot. Und ganz darunter Gold.
16 Titelthema www.strabag.com Vergoldung Kronleuchter Der 16-flammige Prachtluster ist ein Original aus dem Jahr 1868 und ein Einzelstück. Er besteht aus vielen Bronzegussteilen wie Skulpturen, Ornamenten und Mascarons, auch Fratzenköpfe genannt. Diese sind entweder aus Bronze gegossen oder wurden nach dem Guss nachgeschlagen, bevor sie feuervergoldet wurden. Die Feuervergoldung wurde bereits in der Antike praktiziert und war bis ins 19. Jahrhundert die wichtigste Metallvergoldungstechnik. Für diese Technik wird ein Goldamalgam – ein Gemisch aus Feingold und Queck- silber – verwendet. Der amalgamierte Gegenstand wird Die ursprünglichen Vergoldungen wurden in den über ein schwach glühendes Holzkohlefeuer abgeraucht, vergangenen Jahren überstrichen. Die Substanz wurde während man das Amalgam verteilt und glättet. Beim wieder freigelegt und neue Vergoldungen angebracht. Als Erwärmen verdampft der größte Teil des Quecksilbers Material wurde Schlagmetall verwendet – wie schon 1868. und das Gold bleibt zurück. Durch Diffusion eines Teils Dabei handelt es sich um ein „unechtes Blattgold“ – eine des Golds in das Grundmetall verbindet sich die Gold- dünn gewalzte Metalllegierung, die aufgrund ihrer Farbe schicht fest mit diesem. Die Oberfläche ist wegen ihrer echtes Gold imitieren soll. Vor dem Vergolden wird Rauheit nicht goldglänzend, sondern mattgelb. Den mit einer Grundierung vorbereitet und es wird ein Kleber unvergleichlichen weichen und edlen Glanz erhielten aufgetragen, der einige Stunden trocknen muss. Am feuervergoldete Stücke erst durch eine aufwendige nächsten Tag wird das Blattmetall über ein Vergolderkissen Handpolitur. Bedingt durch die gesundheitsgefährdenden (ein gepolstertes, mit Leder bespanntes Brett mit Halte- Quecksilberdämpfe wurde das Verfahren seit der zweiten schlaufe am Boden) aufgeblasen und mittels Anschießer Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die galvanische und Aufholzpinsel (spezielle Pinsel) aufgetragen und in Vergoldung ersetzt. Heute können nur noch wenige Form gebracht. Zum Schutz wird die Fläche noch mit Kleinbetriebe – unter strengen Umweltauflagen – mittels Lack überzogen. Interessantes Detail: Die hier arbeitende Feuervergoldung restaurieren bzw. neu anfertigen. Restauratorin ist die letzte amtierende Stuckvergolderin in Österreich. Zur Restaurierung wurde der Luster demontiert, in die Werkstatt gebracht und in mehr als 100 Einzelteile zerlegt. Neben der Reinigung mussten einzelne Bronze- teile nachgegossen bzw. ersetzt werden. Das gewollt matte Finish verleiht dem Luster seinen typischen Charakter aus der damaligen Zeit. Ursprünglich wurde die Beleuchtung über Gas betrieben, heute ist der Luster elektrifiziert.
Titelthema teams. Nr. 2 / 2020 17 Terrazzoboden vorgearbeiteten Mosaikteile aufgelegt und angepasst wurden. Schließlich erfolgten die Reinigung und Ver- fugung der Mosaike. Der Terrazzoleger streute zwischen den Mosaikteilen ein Steingranulat in unterschiedlichen Größen auf den Boden und ließ es in gefärbten Beton ein. Nachdem es verdichtet wurde, muss es austrocknen, bevor der Boden abgeschliffen werden kann. Rund drei Wochen beanspruchten die Arbeiten allein im rechten Seitenflügel, dem heutigen Café. Der Terrazzoboden ist nicht mehr original. Er musste entsprechend rekonstruiert werden – von Fachkräften aus Italien, wo auch die einzige Mosaikschule existiert. Mosaik ist eine beliebte Form der Bildenden Künste, bei der durch Zusammenfügen von verschiedenfarbigen oder unterschiedlich geformten Teilen Muster oder Bilder entstehen. Jeder Stein wird einzeln per Hand geschlagen und geklebt. Das Mosaikmuster wurde in einer italienischen Werkstatt angefertigt und für den Transport und für das Verlegen vor Ort auf Stoffbahnen geklebt. Wie bei einem Puzzle wurde der Boden ver- messen und in Abschnitte eingeteilt, worauf dann die Ein Geschenk an die Künstlerinnen und Künstler Ende 1857 hatte Kaiser Franz Joseph I. die Entscheidung getroffen, die Stadtmauern in Wien abtragen zu lassen und die Wiener Ringstraße als repräsentative Prachtstraße umzuplanen. Um das ehemalige Militärareal bestmöglich zu verwerten, wurden die meisten Grundstücke an private Investoren verkauft. Grundstücke „in der zweiten Reihe“ wurden verschenkt mit der Auflage, dass die Beschenkten dort innerhalb einer bestimmten Frist Gebäude errichten sollten. So kam es auch, dass 1865 der Bau des Künstlerhauses, gegenüber der Karlskirche, am Ufer des damals noch offen fließenden Wienflusses, begonnen wurde. Es war dasselbe Jahr, in dem Kaiser Franz Joseph I. die neue Wiener Ringstraße eröffnete. Architekt war der damals 28-jährige August Weber. Beim Stil orientierte er sich an einer Renaissancevilla von Jacopo Sansovino, einem italienischen Bildhauer und Architekten. Interessantes Detail: Kaiser Franz Joseph I. setzte damals den Schlussstein – den Keilstein am höchsten Punkt eines Bogens, einer Kuppel oder eines Rippengewölbes. Seit seiner Eröffnung am 1.9.1868 – nach einer nur dreijährigen Bauphase – diente das Gebäude nicht nur für Kunstausstellungen. 1882 wurde es um die beiden Seitenflügel erweitert, in denen 1949 ein Kino und in den 1970er-Jahren ein Theater untergebracht wurden. 1911 wurde der Ehrenhof an der ehemaligen Eingangsseite in der Elisabethstraße – heutige Bösendorferstraße – mit dem „Plastikersaal“, der für fast ein Jahrhundert der größte Ausstellungssaal Wiens war, geschlossen. Immer wieder folgten aufwendige Umbauarbeiten. Im Ersten Weltkrieg wurde das Gebäude zu einem Lazarett umfunktioniert, im Zweiten Weltkrieg als Getreidelager genutzt. 1945 diente es der sowjetischen Militärkommandatur als Unterkunft. Auch wenn in den Jahren danach immer wieder Bereiche des Gebäudes renoviert oder umgebaut wurden, fehlte aber für eine umfangreiche Generalsanierung bislang das Geld.
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