Wirtschaft - IHK Aschaffenburg

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Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
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                                                                                                       Juli/August 2019

  Bayerischen Untermain
            am
                                                                                              www.aschaffenburg.ihk.de

Im Fokus

Innovation
Open Innovation Lab

„Alte Schlosserei“

BIHK­Studie:
Autoindustrie

   Die aktuelle Ausgabe der „Wirtschaft am Bayerischen Untermain“ ab 25. Juli unter www.aschaffenburg.ihk.de.

                Industrie- und Handelskammer
                Aschaffenburg
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
Unser KOLUMNENTITEL

Fortschritt                                                                                   die
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                                                                             p ro g ramm on
                                                                           r               i
                                                                     Förde aft der Reg
                                                                            ch
                                                                      Wirts
                                                                                   %    p. a. *
                                                                        ab 0 , 7 5
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                                                                               is 30 .09.20
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   2                                                       WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN               Mai 2019
Schließung vorbehalten. Stand: 12.06.2019
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
EDITORIAL

     Forschung und Entwicklung
     Innovationen sichern Erfolg
     unseres Wirtschaftsstandorts
                                 Der Bayerische Untermain ist auf einem gu-      vative Geschäftsmodelle. Zum Netzwerk des DGZ
                                 ten Weg, seine Rolle als Innovationsregion      gehören unter anderem 20 regionale Partnerunter-
                                 zu stärken. Die Innovationskraft unserer        nehmen und die IHK.
                                 überwiegend mittelständischen Unterneh-
                                 men sichert den Erfolg unseres Wirtschafts-     Als „wertvollen Innovationsmotor für die Region“
                                 standorts. Unsere Unternehmer engagieren        bezeichnete Bayerns Wissenschaftsminister Bernd
                                 sich in der IHK-Vollversammlung, dem „Par-      Sibler kürzlich das Open Innovation Lab (OIL) der
                                 lament der regionalen Wirtschaft“, dafür,       Technischen Hochschule Aschaffenburg. Die For-
                                 dass das Thema „Innovation“ auf der Priori-     schungseinrichtung für kleine und mittlere Unter-
                                 tätenliste ganz oben steht.                     nehmen wurde im Mai im bundesweiten Wettbe-
                                                                                 werb der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“
                                 Johannes Oswald, Miltenberger Unterneh-         ausgezeichnet.
                                 mer, Mitglied der IHK-Vollversammlung, des
                                 DIHK-Ausschusses Industrie und Forschung        Wir brauchen die Kraft solcher „Innovationsmoto-
                                 sowie des Hightech-Forums der Bundesre-         ren“ am Bayerischen Untermain. Die IHK Aschaffen-
                                 gierung, ist einer der Autoren des Papiers      burg setzt sich daher auch in Zukunft gemeinsam
                                 „Wege zum 3,5-Prozent-Ziel“. Darin wer-         mit den anderen bayerischen IHKs für politische
                                 den Impulse gegeben, wie Investitionen in       Rahmenbedingungen ein, die Innovationen unter-
                         Forschung und Entwicklung (FuE) angeregt werden         stützen und keine bürokratischen Hürden aufbauen.
                         können. Hintergrund ist das Ziel der Bundesregie-                                                     ■
                         rung, den Anteil der FuE-Investitionen bis 2025 auf
                         3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern
                         und somit Innovationen zu fördern.

                         Nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in der Re-
                         gion engagieren sich Wirtschaft und Wissenschaft,
                         um Innovationen zu ermöglichen und weiter voran-
                         zutreiben. Anfang Juni wurde das Digitale Gründer-
                         zentrum (DGZ) „Alte Schlosserei“ in Aschaffenburg                       Friedbert Eder
                         eröffnet. Es versteht sich als Anlaufstelle für inno-                   Präsident IHK Aschaffenburg

Juli/August 2019   WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                          3
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
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Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
INHALT

                                                                        Dr. Babette

                                                                        eines Werk
                                                                         eine Hoch
                                                                         ultrakurzpu
                                                                                     Götzen­

                                                                                    le
                                                                                      Einspannen
                                                                        dorfer beim cks in
                                                                                     stü
                                                                                      istungs­
                                                                                       lsanlage.
                                                                           Titelfoto: Ra
                                                                                        iner Wohlfa
                                                                                                     hrt
                                                                                                              !               PR-Beilagen, PR-Anzeigen und
                                                                                                                              Advertorial-Strecken geben
                                                                                                                              nicht unbedingt die Meinung der
                                                                                                                              IHK Aschaffenburg wieder.

      EDITORIAL                                                                                               Produkt- und Markenpiraterie
                                                                                                              Keine Entwarnung in Sicht�������������������������������������������������������������18
      Forschung und Entwicklung
      Innovationen sichern Erfolg                                                                             Cyber-Sicherheit
      unseres Wirtschaftsstandorts��������������������������������������������������������� 3                Investition in den Geschäftserfolg�����������������������������������������������19

      In KÜRZE�������������������������������������������������������������������������������������������6   Unsere IHK
                                                                                                              SERIE: Unsere IHK-Ausschüsse
      Im FOKUS                                                                                                Ausschuss für Industrie
                                                                                                              und industrienahe Dienstleistungen��������������������������������������������20
      Open Innovation Lab (OIL)
                                                                                                              IHK-Verkehrsausschuss
      Innovationspreis für Forschungseinrichtung der TH��������������8
                                                                                                              Gremium informierte sich über
      Hightech-Forum                                                                                          Luftschadstoffbelastung in Aschaffenburg������������������������������ 21
      „Wege zum 3,5-Prozent-Ziel“�����������������������������������������������������11
                                                                                                              Verkehrsentwicklung Aschaffenburg
                                                                                                              Gebietsausschuss Aschaffenburg-Stadt�������������������������������������22
      Digitales Gründerzentrum
      „Alte Schlosserei“ –                                                                                    Tourismus
      Anlaufstelle für innovative Geschäftsmodelle���������������������� 12                                  Aktuelles Reiserecht für Hotellerie und Gastgeber����������������24
                                                                                                              Amtliche Bekanntmachung
                                                                                                              Neues Mitglied der IHK-Vollversammlung��������������������������������24
                                                                                                              Projektwoche Triple-S
                                                                                                              Gymnasiasten präsentieren ihre Projekte����������������������������������26
                                                                                                              MINT in der Praxis
                                                                                                              Lehrer informierten sich über die Augen-Laser-Technik�����27

                                                                                                              Unsere WIRTSCHAFTSREGION
                                                                                                              Nachrichten aus der Region, Firmengeschehen, regionale
                                                                                                              Veranstaltungshinweise, Jubiläen, Geburtstage und mehr
                                                                                                              Industriekultur am Bayerischen Untermain
                                                                                                              „Baukultur“- Motto der Tage der Industriekultur�����������������28

      BIHK-Studie: Autoindustrie                                                                              Unser SERVICE
      Technologiewandel setzt Leitbranche unter Druck������������� 14                                        Wissenswertes für die unternehmerische Praxis, Weiter-
      Innovation in der Metropolregion                                                                        bildungskalender, Buchtipps und weitere Informationen��������������38
      „Design to Business“-
      Konferenz im Offenbacher „Capitol“��������������������������������������� 15
      Wirtschaftsjunioren Aschaffenburg
      Whisky 4.0 –
      traditionelles Handwerk modern interpretiert��������������������� 16
                                                                                                                        facebook.com/ihkaschaffenburg

Juli/August 2019                    WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                                                                            5
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
In KÜRZE

                                                                         „Woche der Industrie 2019“
                                                                         bietet Einblicke in die Branche
                                                                         BERLIN. Mit zahlreichen Veranstaltungen macht auch in die-
                                                                         sem Jahr die „Woche der Industrie“ deutschlandweit die ganze
                                                                         Bandbreite des Verarbeitenden Gewerbes für die Öffentlichkeit
                                                                         erlebbar. Die Besucher erhalten exklusive Einblicke in die Arbeit
                                                                         von Industrieunternehmen. Sie können sich über Produkte und
                                                                         Innovationen informieren, aber auch über die Herausforderun-
                                                                         gen, vor denen die Branche steht. Mehrere hundert Akteure
                                                                         beteiligen sich vom 9. bis zum 24. September an der Gemein-
                                                                         schaftsaktion mit eigenen Events und Ideen. Auch der DIHK
        Dipl.-Betriebswirt (FH)
                                                                         und viele IHKs sind dabei. 2019 steht die Aktionswoche unter
             Michael Wangler
                                                                         dem Motto „Industrie verbindet“. So soll die Integrationskraft
            Rechtsanwalt und
                                                                         der Branche zum Ausdruck kommen. Schließlich verknüpft
    Fachanwalt für Arbeitsrecht
                                                                         Industrie beispielsweise Ökonomie mit Ökologie, Deutschland
    Fachanwalt für Steuerrecht
                                                                         mit der Welt oder Analoges mit Digitalem. Und nicht zuletzt
                                                                         verbindet sie durch ihre Produkte auch Menschen.

                                                                         Unternehmen, die in diesem Kontext zeigen möchten, was In-
                                                                         dustrie konkret leistet, können sich mit eigenen Veranstaltun-
                                                                         gen an der Woche der Industrie beteiligen. Alle für Planung,
                                                                         Umsetzung und Bewerbung eines Events erforderlichen Infos
                                                                         hat der Initiator der Aktionswoche, das Bündnis „Zukunft der
                                                                         Industrie“, in einem Partnerpaket unter https://bit.ly/2XfZ654
                                                                         zusammengestellt. Weitere Infos über das Bündnis, in dem sich
                                                                         Bundeswirtschaftsministerium, Wirtschafts- und Arbeitgeber-
                                                                         verbände, Kammern und Gewerkschaften zusammengeschlos-
      EIN ARBEITNEHMER
▲

                                                                         sen haben, gibt es unter www.woche-der-industrie.de.       ■

       hat keinen Anspruch auf halbe Urlaubstage oder                    Globale Führungskräfte-Ausbildung:
       sonstige Bruchteile von Urlaubstagen, so das                      DIHK und Wirtschaftsuniversität ESMT
       LAG Baden-Württemberg am 06.03.219.                               kooperieren
                                                                         BERLIN. Bei der Qualifizierung internationalen Fach- und
                                                                         Führungspersonals arbeiten der DIHK und die European School
       Haben Sie Fragen? Wir beraten Sie gerne.
                                                                         of Management and Technology GmbH (ESMT) Berlin künftig
                                                                         zusammen. Die Kooperation führt die Angebote und Expertise
                                                                         der ESMT im Bereich der Aus- und Weiterbildung von Füh-
                                                                         rungskräften mit dem vom DIHK koordinierten internationalen
                                                                         Netzwerk von Auslandshandelskammern mit 140 Standorten
                                                                         in 92 Ländern zusammen. Angesichts weltweiter protektionis-
                                                                         tischer Tendenzen messen beide Partner dem Wissenstrans-
                                                                         fer und der Förderung von Bildung als Brücke zwischen den
                                                                         Ländern eine entscheidende Bedeutung bei. „Die Kooperation
                                                                         ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Fachkräftesicherung
                                                                         und zur Stärkung der Weltmarktführer aus dem Mittelstand
                                                                         vor Ort“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansle-
                                                                         ben. Und ESMT-Präsident Jörg Rocholl betonte: „Zusammen
                                                                         mit dem DIHK und den AHKs werden wir unsere Präsenz in
    Emrich Wangler Blank          Emrich Wangler Blank                   den Ländern vor Ort ausbauen, um noch mehr talentierten,
    Wendelbergstraße 4            Dr.-Birkner-Str. 2                     jungen Menschen weltweit eine exzellente Bildung zu bieten.
    63739 Aschaffenburg           97816 Lohr am Main                     Durch unsere Hidden Champions Institute haben wir zudem
    Telefon 06021 – 44325-0       Telefon 09352 – 50045-0
    Telefax 06021 – 44325-11      Telefax 09352 – 50045-11
                                                                         das Know-how, die vielen mittelständischen deutschen Welt-
    info@EWBE.de                  www.EWBE.de                            marktführer durch thematisch maßgeschneiderte Weiterbil-
                                                                         dungsprogramme weiter voranzubringen.“                  ■

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Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
In KÜRZE

Neues aus Berlin und Brüssel
Digitalisierung steigert Weiterbildungsbedarf
BERLIN. Mit der „Nationalen Weiterbil-
dungsstrategie“ trägt die Politik nach An-
sicht von DIHK-Präsident Eric Schweitzer
der wachsenden Bedeutung des Themas
Rechnung. „Weiterbildung ist eine zentrale
Antwort auf die fortschreitende Digitali-
sierung der Arbeitswelt“, sagte Schweitzer
anlässlich der Vorstellung der Strategie.
Dies bestätigten auch die Erhebungen der
IHK-Organisation: „Werden Betriebe nach
der Auswirkung der Digitalisierung ge-
fragt, rangieren mehr Weiterbildungsmaß-
nahmen bei 87 Prozent der Unternehmen
auf Platz eins“, so Schweitzer.

Es sei richtig, dabei die verschiedenen
Akteure in Politik, Wirtschaft und Ge-
werkschaften einzubeziehen. „Die IHK-        Die Digitalisierung erfordert Investitionen in die Weiterbildung.               Foto: Getty Images
Organisation engagiert sich hier vor allem
für die Stärkung der Höheren Berufsbil-      strategie könne nur einen Rahmen bilden und      dung lebe weiterhin vor allem vom individuel-
dung“, sagte der DIHK-Präsident. Klar sei    Impulse setzen für regional unterschiedliche     len Engagement der Betriebe und Erwerbstäti-
zugleich: Eine Nationale Weiterbildungs-     Herausforderungen und Antworten. Weiterbil-      gen vor Ort.                              ■

Neues Fachkräfte­                               Hürden. Damit die neuen Möglichkeiten             Veranstaltungen in ganz Deutschland und
                                                insgesamt genutzt werden könnten, seien           Brüssel organisiert. Hinzu kamen auf der
einwanderungsgesetz –                           Begleitmaßnahmen im In- und Ausland               Sonderwebseite zur Europawahl und in
Licht und Schatten                              sinnvoll.                           ■            den Social-Media-Kanälen mehr als 70
                                                                                                  Statements von Unternehmern, darunter
BERLIN. Mit dem Fachkräfteeinwande-                                                               auch das Statement von Friedbert Eder,
rungsgesetz reagiert die Bundesregierung                                                          Präsident der IHK Aschaffenburg, zu den
auf die zunehmenden Personalengpässe            Kampagne der IHK-                                 konkreten wirtschaftlichen Vorteilen, die
in den Unternehmen. Dass bei der Zu-                                                              Europa ihren Betrieben bietet. Außerdem
wanderung beruflich Qualifizierter aus
                                                Organisation zur Europawahl                       unter anderem: mehr als 70 EU-Projektta-
Drittstaaten die Beschränkung auf einige        stößt auf positives Echo                          ge an Berufsschulen, 1.800 Antworten auf
Engpassberufe aufgehoben wird, bewer-                                                             das IHK-Unternehmensbarometer zur Eu-
tet der DIHK als grundsätzlich gut für          BRÜSSEL. Eine erfolgreiche Bilanz ihrer           ropawahl, Europapolitische Positionen der
die Betriebe. Gleiches gilt für die grund-      gemeinsamen Kampagne zur Europawahl               IHK-Organisation zu 21 Themenfeldern
sätzliche Möglichkeit, auch zur Arbeits-        haben der DIHK und die Hauptgeschäfts-            sowie Beiträge zur Europawahl in allen
platzsuche nach Deutschland kommen              führer der 79 IHKs bei ihrem Treffen Mit-         73 IHK-Zeitschriften. Die EU-Kommission
zu können. Allerdings sieht der DIHK hier       te Juni in Brüssel gezogen. Unter dem             sieht in diesen und vergleichbaren Akti-
nach entsprechenden Rückmeldungen               Hashtag     #GemeinsamEuropaGestalten             vitäten einen wesentlichen Grund für die
aus der Praxis der Unternehmen hohe             hatte die IHK-Organisation mehr als 50            wieder gestiegene Wahlbeteiligung.    ■

Juli/August 2019          WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                               7
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
Im FOKUS

Im bundesweiten Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ wurde das Open Innovation Lab (OIL) der Technischen Hochschule


Open Innovation Lab (OIL)
Innovationspreis für
Forschungseinrichtung der TH
Dr. Babette Götzendorfer, Technische Hochschule Aschaffenburg                               André Edelmann (Arbeitsgruppe Angewand-
                                                                                            te Lasertechnik und Photonik (AG alp) und
OBERNBURG. Im bundesweiten Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“               Open Innovation Lab) nahmen den Preis im
wurde das Open Innovation Lab (OIL) der Technischen Hochschule Aschaffenburg als            Mai von Bundesarbeitsminister Hubertus
„Ausgezeichneter Ort 2019“ geehrt. Das OIL ist damit unter 600 Bewerbern einer von          Heil in Berlin im Palais Populaire entgegen.
zehn Preisträgern und das einzige ausgezeichnete Projekt in Bayern.
                                                                                            Die Auszeichnung zielt auf Projekte, die
Der diesjährige Wettbewerb stand unter         Deutschland und Europa“. Der Vizepräsident   den Herausforderungen der Digitalisierung
dem Motto „digitalisieren.revolutionieren.     für Forschung Prof. Dr. Hanns-Georg Stark    und Automatisierung mit kreativen Ideen
motivieren – Ideen für Arbeit und Bildung in   sowie Prof. Dr. Ralf Hellmann und Dr.-Ing.   entgegentreten und somit Innovationen be-

8                                                          WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                      Juli/August 2019
Im FOKUS

                                                                                                                                                          - Anzeige -
                                                                                                                      Zur Sache:

                                                                                                        Arbeitgeber muss Arbeitnehmer
                                                                                                       Urlaub für die Vergangenheit zahlen

                                                                                                      Der Verfall von Urlaub kann nach Ablauf des Kalen-
                                                                                                      derjahres i.d.R. nur eintreten, wenn der Arbeitgeber
                                                                                                      den Arbeitnehmer zuvor konkret aufgefordert hat, den
                                                                                                      Urlaub zu nehmen; darüber hinaus ihn klar und recht-
                                                                                                      zeitig darauf hingewiesen hat, dass der Urlaub an-
                                                                                                      dernfalls mit Ablauf des Urlaubsjahres oder Übertra-
                                                                                                      gungszeitraums verfällt. Dies hat der EuGH 2018 ent-
                                                                                                      schieden. Nach einem Urteil des LAG Köln gilt dies
                                                                                                      auch für vergangene Urlaubsjahre (jedenfalls für die
                                                                                                      in der Verjährungsfrist liegenden letzten 3 Jahre). Das
                                                                                                      LAG Köln sprach einem Arbeitnehmer aus diesen Grü-
                                                                                                      den Urlaubsabgeltung für nicht genommenen Urlaub
                                                                                                      der letzten 3 Jahre zu.

                                                                                                  Der Autor Michael Wangler ist Rechtsanwalt
                                                                                                  und Partner der Kanzlei Emrich Wangler Blank,
                                                                                                  Aschaffenburg, Telefon-Nr.: 06021 44325-0

 Aschaffenburg als „Ausgezeichneter Ort 2019“ geehrt.
 Foto: Philipp Wüst, TH Aschaffenburg

                                      schleunigen und umsetzbar machen. Das OIL setzt dies
                                      dabei vor allem durch einen schnellen und intensivierten
                                      Technologietransfer von der Hochschule in die Indust-
                                      rie um. In Kooperationen mit kleinen und mittleren Fir-
                                      men (KMU), deren Innovationsfähigkeit aufgrund man-
                                      gelnder Ressourcen oftmals begrenzt ist, werden neue
                                      Kompetenzfelder erschlossen und Hightech-Verfahren
                                      in bestehende Prozesse implementiert. Aber auch große
                                      Unternehmen nutzen im aktiven Austausch die außer-
                                      gewöhnliche Ausstattung des OIL zur Erhöhung ihres
                                                                                                 Farbe hat fünf Buchstaben
                                      Innovationspotenzials.
                                                                                                      SCHMITT & ORSCHLER GmbH & Co.
                                      Für die Durchführung kooperativer Projekte besitzt das
                                      OIL auf über 1.500 Quadratmetern einen breit auf-                      Farben und Heimtex KG
                                      gestellten Maschinenpark auf industriellem Niveau.              Daimlerstraße 7 . 63741 Aschaffenburg
                                      Schwerpunkte liegen dabei auf den Bereichen der ad-                    Telefon: (0 60 21) 491-0
                                      ditiven Fertigung, der Lasermaterialbearbeitung, Mess-
                                      technik und Sensorik. Die Ausstattung des OIL erlaubt
                                                                                                        E-Mail: aschaffenburg@sundo.de
                                      es, komplette Prozessketten inklusive messtechnischer
                                      Qualifizierung abzubilden. Ein interdisziplinäres Team
                                      aus Ingenieuren, Materialwissenschaftlern, Physikern                                                      www.sundo.de

                                      Juli/August 2019          WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                9
Im FOKUS

und Chemikern stellt in mehreren Arbeits-       trietaugliche Laserstrahlanlagen mit Faser-     Systemen in Polymeren und Hybridpolyme-
bereichen seine Kompetenz und Ressourcen        laser, Festkörperlasern, CO2-Lasern, Excimer-   ren für vielfältige sensorische Anwendungen
bereit.                                         Lasern und Ultrakurzimpulslasern (UKP La-       als auch photonische Technologien inklusive
                                                ser). Damit wird der spektrale Bereich von      UV-SCIL, Photolithografie und 3D-Femtose-
So stehen im Bereich der additiven Fertigung    Ultraviolett bis zum mittleren Infrarot bei     kunden-Laserdirektschreiben.
alle industriell relevanten 3D-Druckverfahren   Leistungsklassen von bis zu 4 kW abgedeckt.
sowohl für die Herstellung von Kunststoff-      Dieser Maschinenpark ermöglicht es dem OIL,     Seit Beginn des OIL vor vier Jahren steigt die
als auch für Metallbauteile zur Verfügung.      alle industriellen Prozesse wie Schneiden,      Zahl der interessierten Firmen stetig an. Die
Darüber hinaus können diverse Nachbehand-       Bohren, Schweißen, Abtragen, Drehen und         Kunden und Projektpartner stammen sowohl
lungsverfahren wie das heiß-isostatische        Modifizieren durchführen zu können. Mit         aus regionalen Kleinstbetrieben bis hin zu in-
Pressen mit variablem Temperaturmanage-         Hinblick auf weitreichende Neuanschaffun-       ternational operierenden Unternehmen mit
ment unter hohem Druck oder Untersuchun-        gen im Bereich modernster highpower UKP         mehreren Tausend Mitarbeitern. Die Firmen
gen der Pulverqualität sowie eine komplette     Laser können nun auch hoch präzise Prozesse     aus Bereichen wie Automotive, Medizintech-
messtechnische Bauteilanalyse zur Quali-        wie Trepanierbohren und Oberflächenstruk-       nik, Maschinenbau und Robotik schätzen die
tätssicherung durchgeführt werden. Inter-       turierungen bei effizienter Bearbeitungsge-     Niedrigschwelligkeit des Angebots in Kombi-
essierte Unternehmen können dadurch die         schwindigkeit durchgeführt werden.              nation mit der aufeinander abgestimmten um-
individuellen Anwendungsmöglichkeiten des                                                       fassenden Gesamtausstattung des OIL. Einen
3D-Druckes anhand konkreter praxisnaher         Zusätzlich betreibt die Gruppe um Prof. Hell-   Überblick über die vielfältigen Angebote des
Kooperationen evaluieren und somit die Im-      mann vielfältige Forschungsaktivitäten im       OIL gibt es unter www.alp-aschaffenburg.de.
plementierung neuer Fertigungstechnologien      Bereich der Lasertechnik und Photonik. Diese
in bestehende Prozesse effizient gestalten.     umfassen die Lasermaterialbearbeitung in-       Das Open Innovation Lab wird von der Euro-
                                                klusive der dazugehörigen Prozess-Sensorik,     päischen Union aus dem Europäischen Fonds
Im Bereich der Laserstrahlmaterialbearbei­      die Entwicklung von integrierten optischen      für regionale Entwicklung (EFRE) und vom
tung verfügt das OIL über mehr als 20 indus­-   Bragg-Gittern und mikrooptofluidischen          Freistaat Bayern gefördert.            ■

Ein Zahnrad, das im 3D-Druckverfahren gefertigt wurde.                                                                       Foto: Rainer Wohlfahrt

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Im FOKUS

Hightech-Forum
„Wege zum
3,5-Prozent-Ziel“
Das Hightech-Forum hat unter Feder­führ­
ung der Mitglieder Prof. Dr. Dr. Andreas
Barner (Stifterverband), Dr. Martin
Brudermüller (BASF) und Johannes
Oswald (Oswald Elektromotoren), Mit-
glied im DIHK-Ausschuss Industrie und
Forschung, das erste Impulspapier „Wege
zum 3,5-Prozent-Ziel" veröffentlicht.
Das Hightech-Forum ist das zentrale
Beratungs­gremium der Bundesregierung
zur Umsetzung der Hightech-Strategie
2025.

Das Papier gibt Impulse, wie Investitionen in
Forschung und Entwicklung (FuE) angeregt
werden können. Hintergrund ist das Ziel der
Bundesregierung, den Anteil der FuE-Inves-
titionen bis 2025 auf 3,5 Prozent des Brut-
toinlandsprodukts zu steigern, das durch die    Das Thementeam „3,5-Prozent-Ziel", Johannes Oswald (Oswald Elektromotoren, l.),
Hightech-Strategie 2025 strategisch unter-      Dr. Martin Brudermüller (BASF, 2. v. l.) und Prof. Andreas Barner (Stifterverband, 2. v. r.),
mauert wird. Im Fokus des Papiers stehen        mit den beiden Vorsitzenden des Hightech-Forums, Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund
gesellschaftliche, ökonomische, fiskalische,    Neugebauer (3. v. l.) und Staatssekretär Christian Luft (r.), und Ministerin Anja
technologische und rechtliche Aspekte der       Karliczek.                                                          Foto: BMBF / Hans-Joachim Rickel
Innovations- und Forschungsförderung als
indirekte Einflussfaktoren auf das 3,5-Pro-     oder wie neue Beteiligungsformate für die           sowie der Beratung durch die federführenden
zent-Ziel. Dazu zählen etwa Überlegungen,       Gesellschaft Innovationen stärker befördern         Mitglieder des Hightech-Forums.         ■
wie die Innovationskapazität des Mittel-        können. Das Papier beruht auf Impulsen aus
standes erhöht werden kann, welche neuen        einem Expertenworkshop mit 40 Experten aus          Weiterführende Informationen sind unter
Ansätze der Innovationsförderung bestehen       Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft           www.hightech-forum.de abrufbar.

                                                                                                                     ENBEFRAGU
                                                                                                                   ND         N
                                                                                                                    >> Note
                                                                                                              KU

                                                                                                                                    G

                                                                                                                                    *
                                                                                                             DE

                                                                                                                                    S

                                                                                                                  KU
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                                                                                                                       NDEN IM FO
                                                                                                               N

Juli/August 2019          WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                                    11
Im FOKUS

Judith Gerlach, bayerische Staatsministerin für Digitales (Mitte), im Gespräch mit Gründern.                              Fotos: DGZ „Alte Schlosserei“

Digitales Gründerzentrum
„Alte Schlosserei“ – Anlaufstelle
für innovative Geschäftsmodelle
Dr. Marianne Hock, DGZ „Alte Schlosserei“                                                        des Marktes und des Wettbewerbs und dem
                                                   DGZ-Partnerunternehmen:                       Pitchtraining vor Investoren umfassende Un-
ASCHAFFENBURG. „Gründer ist keine                                                                terstützung. Hierfür bietet die „Alte Schlosse-
Berufsbezeichnung. Es ist die Geistes­             3e Solutions GmbH; Applied Security           rei“ Beratungsangebote, Coaching, Mentoring
haltung von Menschen, die die Zukunft              GmbH; APE Engineering GmbH;                   und Workshops zu Themen wie Lean-Start-up,
verändern möchten.“ Dieser Spruch,                 Aschaffenburg Versorgungs GmbH;               Design Thinking und Business Model Canvas
welcher von Guy Kawasaki, einem                    Elektro Braun GmbH; Gleich GmbH;              an. Zudem werden regelmäßig zu Themen wie
Tech-Star aus dem Silicon Valley, stammt,          Juwelier Vogl GmbH; Karl-Georg                Finanzierung für Start-ups, Pitches vor Inves-
schmückt das neu eröffnete Digitale                Schobert Präszisions-Messzeug GmbH;           toren, gute Businesspläne Informationsver-
Gründerzentrum (DGZ) „Alte Schlosserei“            Autohaus Kunzmann; Lifestyle Web-             anstaltungen durchgeführt. Veranstaltungen
und verkörpert die Kultur, die hier                consulting GmbH; PASS IT-Consulting           wie die „Kaminabende“, bei denen alle sechs
gefördert und gelebt werden soll. Start-           GmbH & Co. KG; PSI Software AG;               Wochen ein Start-up aus dem Nähkästchen zu
ups, die eine Vision für digitale und              Raiffeisenbank Aschaffenburg eG;              einem bestimmten Thema plaudert, sollen in
innovative Geschäftsmodelle haben, finden          Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau;              Aschaffenburg eine Start-up Community för-
dort eine Anlaufstelle, in der sie gefördert       Vtours GmbH; WIKA Alexander Wie-              dern, in der Start-ups voneinander lernen und
und unterstützt werden.                            gand SE & Co. KG; Peter Communica-            sich gegenseitig unterstützen.
                                                   tion Systems GmbH; Main-Netz Media
In den neu eröffneten Räumlichkeiten des DGZ       GmbH; Creditreform Aschaffenburg              Das Netzwerk des DGZ „Alte Schlosserei“
„Alte Schlosserei“ stehen den Start-ups güns-      Schurk KG; Intargia Managementbera-           besteht aus 20 Partnerunternehmen aus der
tige Coworking- und Office-Spaces, ein Kon-        tung GmbH.                                    Region, der IHK Aschaffenburg, der HWK, der
ferenz- und Workshop-Raum, Kreativ­     ecken                                                    Zentec, der TH Aschaffenburg sowie Stadt-
sowie eine Lounge mit Küche rund um die                                                          werke Aschaffenburg, Stadt Aschaffenburg
Uhr zur Verfügung. Das Herzstück der „Alten     hier von der anfänglichen Idee hin zur Ausar-    und Landkreise Aschaffenburg und Milten-
Schlosserei“ ist der Transfer von Know-how      beitung eines Geschäftsmodells, dem Entwi-       berg. Durch eine solche Vernetzung entsteht
und das große Netzwerk. Start-ups erhalten      ckeln und Testen eines Prototypen, der Analyse   ein einzigartiges Ökosystem, in welchem jun-

12                                                           WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                          Juli/August 2019
Im FOKUS

ge und bestehende Unternehmer zusammen-
kommen, sich austauschen und vernetzen           Die Gründerinnen:
können. Gerade die Vernetzung von jungen,
hoch innovativen Existenzgründern mit be-        Good Karma
reits bestehenden Unternehmen und Netz-          Gegründet und unter der Leitung von Julia-Rosa Reis (29) bietet Good Karma eine
werkpartnern verspricht große Impulse für        inter­nationale Foto-Shooting-Plattform für die Vermarktung von Marken. Durch die
die Region.                                      neue Platt­form werden Prozesse in der Supply Chain standardisiert, sodass Marken zu
                                                 einem Paketpreis Foto-Shootings selbst produzieren können. Die gebürtige Aschaffen-
Durch den Verbund mit den anderen 18 Di-         burgerin leitet seit sechs Jahren ihre Produktions-Agentur Karma & Konfetti.
gitalen Gründungszentren in Bayern, Bay-         (www.gogoodkarma.com)
StartUP und Gründerland Bayern bietet die
„Alte Schlosserei“ auch überregionale Vernet-    Näh-gern-gut
zungsmöglichkeiten mit zahlreichen Investo-      Mit über 35 Jahren Erfahrung in der Bekleidungsindustrie und als Lehrende an der
ren (Business Angels und VCs) und interes-       ehamaligen Bekleidungsfachschule Aschaffenburg, möchte Elsa Grunwald (59) ihr Fach-
santen Start-ups.                                wissen jetzt digital weitergeben. Besonders das Nähen liegt seit einigen Jahren wieder
                                                 im Aufwärtstrend. Grunwald setzt hier an und nutzt das Internet, um möglichst viele
Immer mehr Start-ups nutzen bereits das viel-    Nutzer zu erreichen. Auf ihrem Youtube Channel werden in naher Zukunft Nähtutorials
fältige Angebot des Digitalen Gründerzent-       für Anfänger und Fortgeschrittene, mit Tricks und Tipps aus der Industrie, zu finden sein.
rums. Insgesamt befinden sich mittlerweile       Über ihre Homepage pflegt sie einen Blog. Weitere Angebote, wie eine Shop-Plattform
16 Start-ups im Coaching, wovon drei Teams       mit Dritten, werden momentan noch entwickelt. (www.naeh-gern-gut.de)
durch Gründerinnen geleitet werden.       ■
                                                 My Beauty Bay
Weitere Informationen gibt es                    My Beauty Bay bietet einen Marketplace für die Beauty-Industrie. Unterschiedlichste
bei Dr. Marianne Hock,                           kosmetische Dienstleistungen (Pediküre, Maniküre, Make-up) werden auf der Plattform
Leiterin der Alten Schlosserei,                  angeboten. Die Plattform bietet dem Endverbraucher eine erhöhte Transparenz sowie
Telefon 06021 301-377,                           eine vereinfachte Suche. Die Gründerin Ariane Hohmann (22) und ihr dreiköpfiges
E-Mail: marianne.hock@dgz-ab.de                  Team befinden sich momentan in der Entwicklungsphase dieser Geschäftsidee.
oder unter www.dgz-ab.de.

Bei der Eröffnung der „Alten Schlosserei" präsentierten zahlreiche Gründer ihre Projekte.

Juli/August 2019          WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                                13
Im FOKUS

BIHK-Studie: Autoindustrie
Technologiewandel
setzt Leitbranche unter Druck
MÜNCHEN. Die bayerische Autoindustrie               bayerische Autobranche laut Studie durch die
steht wegen immer strengerer Emissionszie-          anstehende Revolution im autonomen und            Zur Förderung des autonomen Fahrens sollte
le in ihren Hauptmärkten und den dadurch            vernetzten Fahren unter Druck, die derzeit        zügig ein innovationsfreundlicher Regulie-
ausgelösten Wettlauf um Alternativen zum            vornehmlich durch US-amerikanische Anbie-         rungsrahmen geschaffen werden, darunter
Verbrennungsmotor vor einem tiefgreifen-            ter getrieben werde. Es entstehe zwar ein be-     rechtliche Grundlagen für Pilotprojekte in
den strukturellen Wandel. Eine Studie des           trächtliches Marktpotenzial, etwa für Künstli-    ganzen Regionen oder Städten. Dazu regen
Münchner ifo Instituts im Auftrag des               che-Intelligenz-Systeme, Dienstleistungen und     die Experten an, das Eigentum von Daten aus
Bayerischen Industrie- und Handelskam-              Hardware wie Sensoren. Andererseits drohe die     dem Fahrzeugbetrieb zu klären. Es wird be-
mertags (BIHK) ergibt, dass rund 137.000            Gefahr, dass die derzeitigen, mitunter bislang    fürchtet, dass sonst die deutschen Hersteller
Arbeitsplätze und damit mehr als jeder              branchenfremden Technologieführer aufgrund        von US-amerikanischen Konzernen wie Google,
dritte Beschäftigte in der Autoindustrie im         von Skalen- und Netzwerkeffekten eine domi-       Amazon oder Microsoft abhängig werden, weil
Freistaat grundsätzlich vom anstehenden             nante Marktstellung erreichen.                    diese als Betreiber von Cloud-Datenbanken die
Technologiewandel betroffen sind. Je                                                                  Daten-Hoheit erlangen. Den Beschäftigten in
stärker Unternehmen vom konventionellen             Die Studie nennt konkreten politischen Hand-      der Autobranche müsse mit Qualifizierungs-
Antriebsstrang abhängig sind, umso größer           lungsbedarf, um den Wandel in der bayerischen     maßnahmen beim Strukturwandel geholfen
sei die Gefährdung. Allein bei den Zuliefe-         Leitbranche erfolgreich zu begleiten. Die Auto-   werden, damit sie die neuen Anforderungen
rern stünden in Bayern bis zu 55.000                ren lehnen Subventionen für die Batteriefer-      meistern können. Dafür sei eine aktive Einbin-
Arbeitsplätze auf dem Spiel, heißt es in der        tigung ab, weil mit ihnen nur wenige Arbeits-     dung der Wirtschaft notwendig, wie sie bereits
Studie.                                             plätze und wenig Wertschöpfung gesichert          im Bayerischen Zukunftsforum Automobil der
                                                    werden könnten. Stattdessen fordern sie einen     Staatsregierung erfolge.
Die Prognosen sind laut ifo Institut allerdings     klaren Fokus auf Material- und Batteriefor-
mit hoher Unsicherheit verbunden, da sich           schung für das elektrische Fahren.                In der bayerischen Autobranche sind insgesamt
der tatsächliche Erfolg von Elektroautos am                                                           rund 340.000 Mitarbeiter beschäftigt, wenn die
Markt noch nicht absehen lasse. Alternative                                                           automobilorientierten Anteile der Zulieferbe-
Antriebsformen sind für die Autohersteller aber                                                       triebe aus Kunststoff-, Metall- und Elektronik-
unerlässlich, um beispielsweise die künftigen                                                         industrie sowie von Dienstleistern einberechnet
Emissionsgrenzwerte in der EU oder in China                                                           werden. Im Kern der Autoindustrie, also bei den
einzuhalten. Die zulässigen EU-Emissionen für                                                         Herstellern, die ganz überwiegend Fahrzeuge
die Neuwagenflotten der Hersteller werden                                                             und Fahrzeugteile herstellen, arbeiten 208.000
schrittweise bis 2030 mehr als halbiert. Die                                                          Beschäftigte. Die Kernbranche allein erwirt-
Vorgaben bedeuten, dass Neuwagen ab 2030                                                              schaftete 2018 einen Umsatz von 106,5 Mil-
im Durchschnitt nicht mehr als 59 Gramm                                                               liarden Euro und steht damit für mehr als ein
Kohlendioxid je 100 Kilometer Fahrleistung                                                            Viertel der bayerischen Industrieproduktion.
ausstoßen dürfen. Dies entspricht einem Ver-
brauch von 2,6 Liter Benzin oder 2,2 Liter Diesel
auf 100 Kilometer.

Nach Expertenmeinung sind diese Ziele aus-
schließlich mit konventionellen Motoren wohl
unerreichbar. Hersteller dürfen zwar weiter
Verbrennungsmotoren mit höheren als den                                                               Die Studie ist online unter
geforderten Durchschnittswerten anbieten,                                                             www.aschaffenburg.ihk.de/
müssen aber gleichzeitig einen entsprechenden                                                         ifo-studie-fahrzeugbau abrufbar.
Anteil von Fahrzeugen mit niedrigen oder ohne
Emissionen verkaufen. Rein batteriebetriebe-
ne Fahrzeuge gehen mit null CO2-Emissionen
in die Flottenbilanz ein. Außerdem kommt die

14                                                                WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                          Juli/August 2019
Im FOKUS

Bei der Konferenz informierten sich rund 200 Gäste über Design und Innovationen.                                      Foto: www.herrmann-fotografie.de

Innovation in der Metropolregion
„Design to Business“-Konferenz
im Offenbacher „Capitol“
OFFENBACH. Unter dem Motto „Design Future“ waren rund 200 Teilnehmer ins                          Henseler machte dabei deutlich, dass die Ver-
Offenbacher „Capitol“ zur 5. Konferenz des von der IHK Offenbach am Main                          änderungen in der Wirtschaft ein neues Den-
koordinierten hessenweiten Unternehmernetzwerks „Design to Business“ gekommen.                    ken fordern: „Bei der Digitalisierung geht es
                                                                                                  nicht um Technologie, sondern um den Men-
In ihrem Grußwort betonte die Präsidentin der    deutung der Designbranche für die hessische      schen.“ Im weiteren Programm erläuterten
IHK Offenbach, Kirsten Schoder-Steinmüller:      Wirtschaft: „Gerade Start-ups können von         Experten von Unternehmen und Designagen-
„Innovation entsteht, wo verschiedene Pers-      Techniken und Kompetenz der Designer enorm       turen, wie sie den aktuellen Herausforderun-
pektiven aufeinandertreffen. ,Design to Busi-    profitieren. Denn bei Design geht es nicht nur   gen für die Zukunft begegnen.
ness‘ ist eine Plattform, um sich zu aktuellen   um die schöne Form, sondern um gute Ge-
Herausforderungen auszutauschen und diese        staltung, die ein Produkt besser handhabbar      In sechs „Design Camp“-Workshops tausch-
gemeinsam aktiv anzugehen. Einmal im Jahr        macht – und das ist ein Wettbewerbsvorteil.“     ten sich die Teilnehmer der Konferenz dann
bringen wir gemeinsam mit unseren Partnern       Gemeinsam diskutierten er und Patrick Diemer,    zu aktuellen Innovationsthemen aktiv aus. Im
mittelständische Unternehmen, die Design-        Geschäftsführer der Lufthansa Airplus GmbH       „Design to Business“-Netzwerk arbeiten über
branche und Hochschulen zusammen – bran-         aus Neu-Isenburg, Kai Peters, Geschäftsführer    30 Designbüros zusammen.                  ■
chenübergreifend und interdisziplinär.“          der Mühlheimer S&P GmbH, sowie Prof. Wolf-
                                                 gang Henseler, Digitalisierungsexperte und
In einer anschließenden Talkrunde betonte        Geschäftsführer der Offenbacher Digitalagen-
Dr. Philipp Nimmermann, Staatssekretär im        tur Sensory-Minds GmbH, über Chancen und         Weitere Informationen gibt es
Hessischen Wirtschaftsministerium, die Be-       Herausforderungen der Digitalisierung.           unter www.design-to-business.de

Juli/August 2019           WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                                   15
Im FOKUS

Besichtigung der Single Malt Destillerie St. Kilian in Rüdenau.                                                                    Fotos: Katrin Limes

Wirtschaftsjunioren Aschaffenburg
Whisky 4.0 – traditionelles
Handwerk modern interpretiert
Die Wirtschaftsjunioren Aschaffenburg            ihren zahlreichen erfolgreichen Unternehmen       auf den gleichnamigen irischen Frankenapos-
besuchten gemeinsam mit Junioren-Kolle-          als attraktiver Wirtschaftsstandort inner-        tel zurück – gewissermaßen eine Hommage
gen aus Frankfurt und einigen Mitgliedern        halb der Metropolregion Frankfurt­RheinMain       an eines der traditionsreichen Mutterländer
des Industrie- und Handelsclubs (IHC)            etabliert hat.                                    des Whiskys und die Verbindung zu seiner
Aschaffenburg die Single-Malt-Destillerie                                                          neuen fränkischen Heimat.
St. Kilian in Rüdenau. Längst hat es sich        Der Whisky war es dabei allerdings bisher
herumgesprochen, was Andreas Thümmler            nicht, der sich als Exportschlager aus Unter-     Mario Rudolf verantwortet als Geschäftsfüh-
als „geistiger Vater“ zusammen mit               franken hervorgetan hat. Umso bemerkens-          rer die Geschicke des Unternehmens und ist
Geschäftsführer Mario Rudolf und dem             werter ist das, was die „Junioren“ an diesem      als Master Distiller gleichzeitig Herr über die
gesamten St.-Kilian-Team hier in den             Tag zu sehen bekommen: Eine leerstehende          hochautomatisierten Produktionsanlagen. Als
letzten Jahren aufgebaut hat.                    Fabrikhalle hat Thümmler, der als Investment-     gelernter Braumeister hatte er bereits viel
                                                 banker weltweit Millionendeals verhandelt         Know-how und Erfahrung im Gepäck, als er
Und längst strömen Whisky-Freunde aus ganz       hat, in eine der größten und fortschrittlichs-    Teil des Projekts St. Kilian wurde. Das Hand-
Deutschland, aber auch weit über die Landes-     ten Single-Malt-Destillerien Kontinental-         werkszeug für einen guten Whisky konnte
grenzen hinaus in das idyllisch gelegene Dorf    europas verwandelt. Dort, wo früher Kleider       er unter anderem direkt in den schottischen
zwischen Spessart und Odenwald mit seinen        hergestellt wurden, fließt nun durch circa 45     Highlands erwerben. Rudolf ist überzeugt:
gut 700 Einwohnern. Hier nach Churfranken,       Kilometer Rohrleitungen und mit Hilfe mo-         „Vor allem die Menschen, die den Whisky
wo Liebhaber der Region neben der wunder-        dernster Technik alles, was man für einen gu-     produzieren, prägen den Charakter und den
baren Landschaft zum Beispiel längst den         ten Whisky benötigt. Seit dem 10. Mai 2019        Geschmack.“
ausgezeichneten Reben- und Gerstensaft für       wird nun auch ganz offiziell Whisky abgefüllt
sich entdeckt haben. Hier in eine lebens- und    – drei Jahre Reifezeit im Fass schreibt das Ge-   Ungefähr 200.000 Liter New Make werden bei
liebenswerte Gegend, die sich andererseits mit   setz vor. Der Name „St. Kilian“ geht übrigens     St. Kilian pro Jahr mit viel Liebe zum Detail

16                                                             WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                          Juli/August 2019
und großer Leidenschaft, gleichzeitig aller-
dings unter höchsten technischen Standards
produziert. Abseits der Führung gibt Rudolf
dazu weitere Einblicke. „Die Qualität der Zu-
taten und der Fässer, aber auch die klimati-
schen Bedingungen sind von entscheidender
Bedeutung – nicht unbedingt das Alter des
Tropfens.“ Whisky ist ein Naturprodukt und
Brennen eine Handwerkskunst, beides spürt
man in den Hallen von St. Kilian, bei der Füh-
rung mit Andreas Thümmler und im Gespräch
mit Mario Rudolf.

Die beiden sind aber keine romantischen
Träumer, sondern Profis in ihrem jeweiligen                    Andreas Thümmler an der Spirit-Tankstelle. Um bei der Abfüllung in die Fässer den
Fach. „Für die gesamte Anlage reden wir über                   Verlust möglichst gering zu halten, orientierte sich das Team von St. Kilian an einer
eine Investition in Millionenhöhe“, macht                      Tankstelle.
Rudolf deutlich. Die High-Tech-Anlage direkt
aus Schottland und über 100 Kilometer Ka-                      Als sich die begeisterten Gäste aus Aschaf-             der Teilnehmer, dass hier eine Symbiose von
bel erlauben eine nahezu vollständige digitale                 fenburg und Frankfurt nach einer eindrucks-             Handwerk und digitaler Technik gelungen
Steuerung – von den Malzsilos bis zur Ab-                      vollen Führung und der obligatorischen Ver-             ist. Industrie 4.0 mit einem traditionsreichen
füllung. Das Team von St. Kilian arbeitet auf                  kostung wieder zum Aufbruch rüsten, liegt               Produkt von der Insel – hier ist etwas ganz
höchstem Niveau und überlässt nichts dem                       nicht nur der unverwechselbare Geruch von               Besonderes entstanden, hier zwischen Oden-
Zufall.                                                        „Angels‘ Share“ in der Luft. Es ist das Gefühl          wald und Spessart, im idyllischen Rüdenau.■

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                                                                                                                    Raiffeisen-Volksbank
Juli/August 2019                   WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                                          17
www.rvab.de/firmenkunden                                                                                              Aschaffenburg eG
Im FOKUS

Produkt- und Markenpiraterie
Keine Entwarnung in Sicht
Dr. Doris Möller, DIHK e. V., Berlin             den häufig die Vorgaben zur Produktsicherheit    dürfen nur seriösen Partnern überlassen wer-
                                                 oder zu Schadstoffgrenzen nicht eingehalten      den. Ein umfassendes Schutzrechtsmanage-
Deutschland ist das von Marken- und              und können für Verbraucher gefährlich sein.      ment, das gewerbliche Schutzrechte (Marken/
Produktpiraterie am stärksten betroffene         Dafür stehen auch die Zahlen des EU-Schnell-     Patente/Designrechte/Gebrauchsmuster) ge-
Industrieland in der EU. Dies bestätigt die      warnsystems für gefährliche Nichtlebensmittel.   nauso einschließt wie den Geschäftsgeheim-
aktuelle Zollbilanz: Der Wert der sicherge-      2018 wurden für Deutschland 62 Prozent Wa-       nisschutz, ist ein Muss! Der Zoll kann nämlich
stellten Waren beträgt fast 200 Millionen        ren, bei denen es sich meist auch um Fälschun-   an den Außengrenzen der EU nur dann für Un-
Euro. An den Grenzen wurden rund 37.700          gen gehandelt hat, wegen Verletzungsgefahren     ternehmen tätig werden, wenn Schutzrechte
Beschlagnahmungen (2017: 21.500)                 aus dem Verkehr gezogen. Insbesondere bei        bestehen. Auch die Überprüfung der eigenen
vorgenommen. Circa 75 Prozent der                Medikamenten, die über das Internet gekauft      Organisationsstruktur sollte auf Lücken, die
sichergestellten Waren - Bekleidung,             werden, ist Vorsicht geboten! Der DIHK emp-      zum Abfluss von Know-how beitragen können,
Schuhe, Handtaschen, Sonnenbrillen und           fiehlt daher Verbrauchern und Unternehmen,       kritisch überprüft werden.
Schmuck - kamen aus China und Hong-              im Fachhandel einzukaufen und die dortige
kong. Trotz der guten Arbeit der Zollbehör-      Beratung in Anspruch zu nehmen. Im Übrigen       Ein Austausch mit anderen Betroffenen über
den kann keine Entwarnung gegeben                bieten Geschäfte vor Ort auch Umtauschkondi-     Branchen hinweg kann wichtige Hilfe bieten
werden.                                          tionen - die Fälscher dagegen nicht.             zum Beispiel durch eine Mitgliedschaft im Ak-
                                                                                                  tionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie
Die Fälscher machen auch vor Medikamenten        Was tun? Unternehmen sind gut beraten, sich      (APM) e.V. Die Erfahrungen, die andere bereits
und Nahrungsmitteln nicht halt. Die Anonymi-     ihre Geschäftspartner sorgfältig auszusuchen     beim Kampf gegen Marken- und Produktpira-
tät des Kaufs im Internet und auf Plattformen    und vor der Vergabe von Aufträgen Informa-       terie gemacht haben, können für das eigene
beflügelt den Handel mit Plagiaten. Dabei wer-   tionen einzuholen. Samples oder Prototypen       Unternehmen nützlich sein.                 ■

Die Fälscher machen auch vor Medikamenten und Nahrungsmitteln nicht halt.                                              Foto: Schlierner - stock.adobe.com

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Im FOKUS

Cyber-Sicherheit
Investition in den Geschäftserfolg
Arne Schönbohm, Präsident des Bundes-              ren. Das betrifft das Unternehmen, aber auch     tens ein firmenweites Informationssicher-
amtes für Sicherheit in der Informations-          dessen Produkte.                                 heitsmanagement etablieren und drittens
technik (BSI), äußert sich im Interview                                                             sicherstellen, dass die notwendigen Investi-
über die Gefahr von Cyber-Angriffen, wie           Was sollte die Chefetage hier zugunsten          tionen getätigt werden. Dabei gilt es, nicht
sich Firmen darauf am besten technisch             eines Verbesserungsprozesses anstoßen?           nur das Unternehmen zu betrachten, sondern
und organisatorisch vorbereiten und im             Entscheidend ist, den Ist-Zustand zu ana-        auch die hergestellten Produkte.
Ernstfall richtig reagieren.                       lysieren, Ziele zu formulieren und daraus
                                                   entsprechende Prozesse und Maßnahmen             Und wie sieht die richtige
Herr Schönbohm, wie sehr sind kleine               abzuleiten und umzusetzen. Es gilt, ein Infor-   Reaktion im Ernstfall aus?
und mittelgroße Betriebe gefährdet?                mationssicherheitsmanagement aufzusetzen.        Idealerweise hat man sich vorher überlegt,
Cyber-Angriffe können jeden treffen, unab-         Anleitungen und Hilfe finden Unternehmen         was in einem Notfall zu tun ist. Hilfen und
hängig von der Größe eines Unternehmens.           im IT-Grundschutzprofil des BSI.                 Handlungsempfehlungen zur richtigen Reak-
Jedoch ist gerade der Mittelstand ein belieb-                                                       tion auf einen Cyber-Vorfall finden Unterneh-
tes Ziel von Angreifern, weil dort sehr viel       Was raten Sie, wenn es darum geht,               men bei der Allianz für Cyber-Sicherheit. Drei
Know-how vorhanden ist, das für Außenste-          wertvolle Firmeninfos zu schützen?               wichtige Punkte im Ernstfall sind erstens:
hende lukrativ ist. Gleichzeitig haben zahl-       Zuerst einmal sollte man wissen, was die         Ruhe bewahren; zweitens: Krisenreaktions-
reiche Firmen immer noch Nachholbedarf bei         wichtigen Daten sind. Dies ist Teil der zuvor    mechanismen in Gang setzen. Drittens: aus
der Cyber-Sicherheit. Informationen zu An-         genannten Analyse, die sich dann in entspre-     dem Vorfall lernen und die Erfahrungen in die
griffsmethoden und Schutzmaßnahmen stellt          chenden Schutzmaßnahmen niederschlägt.           Prävention einfließen lassen.
das BSI im Rahmen der Allianz für Cyber-Si-        Neben rein technischen gehören auch per-
cherheit zur Verfügung.                            sonelle und organisatorische Maßnahmen zu        Wie hilfreich kann das
                                                   einem sinnvollen Schutzkonzept.                  Gespräch mit Betroffenen sein?
Wie sehr ist dabei die                                                                              Der Austausch mit anderen ist ein wesent-
Geschäftsführung gefragt?                          Wie sollte die Geschäftsführung                  liches Element für mehr Cyber-Sicherheit in
Viele Unternehmensleitungen sehen die              die Beschäftigten auf Hacker-Angriffe            Deutschland. Aus den Erfahrungen anderer zu
Chancen der Digitalisierung, überlassen deren      vorbereiten?                                     lernen und die eigenen Erfahrungen als War-
Risiken aber ihrer IT-Abteilung, sofern diese      Das regelmäßige Sensibilisieren der Beleg-       nung an andere weiterzugeben ist ein Grund-
existiert. Das ist der falsche Ansatz. Die Digi-   schaft ist ein Muss. Wie dies geschieht, hängt   gedanke der Allianz für Cyber-Sicherheit.
talisierung, die wir alle wollen und von der die   von den Möglichkeiten und der Struktur des       Die Zusammenarbeit mit den Industrie- und
Unternehmen profitieren, wird nur dann er-         Unternehmens ab. Interne oder externe Schu-      Handelskammern ist dabei sehr wichtig, denn
folgreich sein, wenn auch für das nötige Maß       lungen sind eine Möglichkeit, Übungen und        so gelingt es uns, auch in der Fläche mehr
an Informationssicherheit gesorgt ist. Die Ge-     Tests eine andere.                               Cyber-Sicherheit zu erreichen.          ■
schäftsführung muss diesen Teil deswegen im
Rahmen des regulären Risikomanagements             Welche weiteren Vorkehrungen sind nötig?
mit betrachten, Risikoanalysen machen und          Die Unternehmensleitung sollte erstens Cy-       Das Interview führte Rudolf Kahlen,
entsprechende Schutzmechanismen etablie-           ber-Sicherheit als Chefsache verstehen, zwei-    freier Journalist, im Auftrag des DIHK.

Publikation „Datensicherheit kurz und knapp“
Praxisleitfaden zur Datensicherheit
Industriespionage, Hacker-Angriffe, Phishing: Der Cyberkriminalität stehen viele
Einfallstore offen. Was Unternehmen beachten müssen, wie Mitarbeiter sensibilisiert
werden können und was im Schadensfall zu tun ist, hat der DIHK in einem
aktualisierten Leitfaden zusammengefasst.

Die überarbeitete Publikation „Datensicher-        tisiert wie technische Sicherheitsvorkeh-                                    Die Publikation
heit – kurz und knapp" informiert über die         rungen oder die Erarbeitung einer Sicher-                                    kann zum
Methoden der Angreifer, über einen geeig-          heitsrichtlinie für Mitarbeiter. Der Ratgeber                                Preis von
neten Basisschutz und den grundsätzli-             enthält auch eine Checkliste zum Hand-                                       5,10 Euro
chen Umgang mit Risiken. Organisatorische          lungsbedarf, eine IT-Notfall-Karte, Links zu     zuzüglich Versandkosten bei Jessica Thomas,
Maßnahmen im eigenen Unternehmen und               weiterführenden Informationen sowie ein          E-Mail: thomas@aschaffenburg.ihk.de,
bei IT-Dienstleistern werden ebenso thema-         Glossar.                                  ■     angefordert werden.

Juli/August 2019            WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                              19
Unsere IHK

SERIE: Unsere IHK-Ausschüsse
                                                                                                         Ausschuss für
Ausschuss für Industrie und                                                                              Industrie und industrienahe
                                                                                                         Dienstleistungen
industrienahe Dienstleistungen                                                                           Besteht seit: 1954
                                                                                                         Anzahl der Mitglieder: 32
                                                                                                         Vorsitz: Johannes Oswald
                                                                                                         Stv. Vorsitz: Norbert Reuter
                                                                                                         IHK-Betreuer: Andreas Elsner

                                                                                                         Vertretene Branchen

                                                                                                         ■ Vorleistungsgüter
                                                                                                         ■ Investitionsgüter                  9
                                                                                                                                  12
                                                                                                         ■V  erbrauchsgüter
                                                                                                         ■ Energie
                                                                                                         ■ Baugewerbe                          7
                                                                                                         ■ Recycling              11
                                                                                                                                       11
                                                                                                         ■ Dienstleistungen

                                                                                                         Alle Mitglieder dieses
v.l.n.r. Peter Ballweg, Thomas Zenglein, Marcus Meinl, Rudolf Opitzer, Andreas Elsner,                   Ausschusses sind unter
Paulinus Hohmann, Armin Lerch, Jörg Reinmuth, Martin Rudolf Kratzer, Johannes Oswald,                    www.aschaffenburg.ihk.de,
Werner Kleemann, Wolfgang Filippi, Holger Kaup, Dr. Gerald Leonard Aengenheyster,                        Dokumentnummer 3161708, zu finden.
Maximilian von Funck.                                                    Foto: IHK Aschaffenburg

Die IHK-Fachausschüsse haben eine                 ßen erstrecken sich vom Kleinstunternehmen          China, die Digitalisierung und der Fachkräf-
beratende Funktion und unterstützen die           bis zum Großunternehmen. Es finden zwei             temangel die zentralen Herausforderungen.
Vollversammlung und das Präsidium. In den         Sitzungen jährlich statt.                           Ein Dauerbrenner ist die überbordende Büro-
Fachausschüssen gestaltet die Unterneh-                                                               kratie zum Beispiel in Sachen Brandschutz,
merschaft die Zukunft der Wirtschafts­                                                                DSGVO, EEG, Steuergesetzgebung etc. Pro-
region. In dieser Ausgabe stellen wir den         Drei Fragen an den Vorsitzenden                     blematisch sind ansonsten die Unsicherheit
Ausschuss für Industrie und industrienahe         Johannes Oswald:                                    des Brexit und vor allem das fehlende Be-
Dienstleistungen der IHK Aschaffenburg                                                                kenntnis der Menschen zu Europa.
vor.                                                                          Wieso engagieren
                                                                              Sie sich im Aus-        Wie profitieren Sie von dem Austausch
Welche Strategie sollte die Politik verfol-                                   schuss für Industrie    mit den anderen Mitgliedern?
gen, um den Industriestandort Deutschland                                     und industrienahe       Der Ausschuss bringt Mitglieder aus unter-
wettbewerbsfähig zu halten, und worauf                                        Dienstleistungen?       schiedlichsten Branchen an einen Tisch. Je-
ist hierbei auch in der Forschungspolitik zu                                  Ich bin dankbar, dass   der von uns hat andere Schwerpunkte, spe-
achten? Neben diesen Themen der letzten                                       ich diesen interes-     zifische Herausforderungen und gleichzeitig
Sitzung gibt es eine bunte Vielfalt an Frage-                                 santen Kreis leiten     ähnliche Fragen und Probleme. Mit unserem
stellungen, die den Ausschuss in den vergan-                                  darf. Gemeinsam su-     Industrieausschuss tagen wir jedes Mal in
genen Jahren beschäftigt haben: Angefangen                                    chen wir spannende      einem anderen Mitgliedsunternehmen. So
von der zunehmenden Digitalisierung in der                                    Themen und geeig-       erhalten wir gegenseitig Anregungen für un-
Produktion und den ebenfalls gestiegenen          Johannes Oswald             nete Referenten zu      sere eigenen unternehmerischen Fragestel-
Möglichkeiten der Cyberkriminellen, über die      Foto: Oswald Elektromotoren typischen Unterneh-     lungen.
Einsatzmöglichkeiten von additiver Fertigung                                  merfragen. Wir stel-
oder Augmented Reality, hin zur Herausfor-        len informative Veranstaltungen zusammen            Themenschwerpunkte für
derung, wie man in Zeiten des allgegenwär-        und diskutieren diese im Unternehmerkreis.          die Wahlperiode 2017/2021
tigen Fachkräftemangels noch geeignete            Das ist immer wieder bereichernd und span-          • Zukunftsfähige Industriepolitik
Mitarbeiter finden und binden kann. Die           nend!                                               • Digitalisierung in der Produktion
Mitglieder des Ausschusses repräsentieren                                                             • Fachkräftesicherung
unterschiedlichste Industriezweige oder sind      Was sind die größten Herausforderungen              • Wirtschaftsschutz/Cyberspionage
den industrienahen Dienstleistungen zuzu-         für die vertretenen Branchen?                       • Gesundheitsindustrie am Bayerischen
rechnen, die vertretenen Unternehmensgrö-         Aktuell sind der Know-how-Verlust nach                 Untermain                                ■

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Unsere IHK

Der Verkehrsausschuss informierte sich über Luftschadstoffe in Aschaffenburg.                                                Foto: IHK Aschaffenburg

IHK-Verkehrsausschuss
Gremium informierte sich über
Luftschadstoffbelastung in Aschaffenburg
ALZENAU. In den Räumen der Lunzer               dem Umland deutlich abgenommen habe, die          zur weiteren Reduktion der Luftschadstoff-
+ Partner GmbH in Alzenau tagte der             Immissionen des Verkehrs durch die Erneue-        belastung, zum Beispiel die Umrüstung der
IHK-Verkehrsausschuss. Topthema war             rung der Fahrzeuge jedoch stark hinter den        städtischen Busflotte oder die Weiterent-
der Vortrag von Bürgermeister Jürgen            Erwartungen zurückgeblieben seien. Hier ma-       wicklung des Verkehrsentwicklungsplans,
Herzing und Dietmar Schlett (beide Stadt        che sich der Einfluss von „Dieselgate“ negativ    fachlich bewerten zu lassen.
Aschaffenburg) zum Thema „Luftschad-            für die Stadt bemerkbar.
stoffe in Aschaffenburg“ und der Frage,                                                           Zum Thema „Blockchain – Chancen für die
ob in Aschaffenburg ein Dieselfahrverbot        Insgesamt gebe es jedoch für Aschaffenburg        Logistik“ referierte der Vorsitzende des Aus-
droht.                                          an der offiziellen Messstation des Landesam-      schusses, Prof. Dr. Armin Bohnhoff. Er zeigte
                                                tes für Umwelt bislang keine Überschreitun-       die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der
Schlett erläuterte zu Beginn seines Vortrags,   gen der zulässigen Grenzwerte. Fahrverbote        Blockchain-Technologie auf. Die Mitglieder
welche Schadstoffe für Aschaffenburg re-        aufgrund solcher Überschreitungen, wie sie        des Ausschusses sprachen sich dafür aus, das
levant und welche gesetzlichen Grenzwer-        beispielsweise in Darmstadt angeordnet wur-       Thema weiterhin zu beobachten und konkrete
te einzuhalten sind. Im Vergleich der Jahre     den, solle es in Aschaffenburg daher aktuell      Anwendungsmöglichkeiten für die Verkehrs-
2008 und 2018 zeige sich, so Schlett, dass      nicht geben. Der Stadtrat habe sich allerdings    und Logistikbranche auch wieder im Aus-
beispielsweise die Hintergrundbelastung aus     dazu entschlossen, bestimmte Maßnahmen            schuss zu diskutieren.                    ■

                                 Ist Ihr Unternehmen EU-DSGVO konform?

                   §
                                 Als Experten für Informationssicherheit und Datenschutz am
                                 bayerischen Untermain helfen wir Ihnen gerne bei der Umsetzung.
                                 Rufen Sie uns an und vereinbaren Sie ein kostenfreies Beratungsgespräch.

                                 Applied Security GmbH         Ansprechpartner: Frank Schlottke
                                 Einsteinstraße 2a             E-Mail: frank.schlottke@apsec.de       www.apsec.de
                                 63868 Großwallstadt           Telefon: 06022 / 263 38-0

Juli/August 2019          WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                                   21
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