Georgien Ein Markt mit Zukunft - DWV (Deutsche Wirtschaftsvereinigung) und GTAI (Germany Trade & Invest) - VDMA Außenwirtschaft
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Georgien Ein Markt mit Zukunft DWV (Deutsche Wirtschaftsvereinigung) und GTAI (Germany Trade & Invest) Gemeinschaftspublikation
Sehr geehrte Damen und Herren, als Deutsche Wirtschaftsvereinigung (DWV) stehen wir an der Seite aller an den deutsch- georgischen Wirtschaftsbeziehungen Interessierten. Für ein erfolgreiches Engagement mit diesem freien Land an der Nahtstelle zwischen Europa und Asien benötigen Sie fundierte Informationen. Wir freuen uns, dass wir als einer der größten bilateralen Wirtschaftsverbände im Land Ihnen gemeinsam mit Germany Trade & Invest, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, solch aktuelles „Know-how“ liefern können. Zugleich danken wir Rödl & Partner, Tbilisi, für den Beitrag zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und Steuern. Zögern Sie nicht, von unserem umfangreichen Dienstleistungsportfolio zu Ihrer Unterstützung Gebrauch zu machen. Über unsere Website www.georgien.ahk.de sowie im unmittelbaren Kontakt stehen wir Ihnen mit diesem gerne zur Verfügung! Ihnen ein gutes Gelingen! Oliver Regner Geschäftsführer Deutsche Wirtschaftsvereinigung (DWV) Oliver Regner Dr. Uwe Strohbach Natia Gobejishvili Geschäftsführer Repräsentant für Zentralasien Projektmanagerin DWV und Südkaukasus DWV GTAI Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 2|Seite Mai 2016
Sehr geehrte Damen und Herren, das moderne, sich schnell entwickelnde Georgien ragt innerhalb der Kaukasusregion durch seine liberale und investitionsfreundliche Wirtschaftspolitik hervor. Etwa 300 im Land aktive deutsche Unternehmen zeugen vom Vertrauen in die politische Stabilität und rechtsstaatliche Entwicklung des Landes. Durch sein offenes Geschäftsklima, niedrige Steuern und ein modernes Arbeitsrecht empfiehlt sich Georgien deutschen Firmen als Produktionsstandort und Handelsdrehkreuz im Kaukasus. Strategisch bildet das Land einen wichtigen Brückenkopf auf der neu entstehenden Seidenstraße zwischen Orient und Okzident. Durch Georgien führen wichtige Öl- und Gaspipelines. Internationale Gelder fließen in den Ausbau der Verkehrs- und Energieinfrastruktur. Umfassende öffentliche Förderprogramme beleben den Agrarsektor. Wirtschaftliche Zugpferde sind auch die Ernährungswirtschaft und der Tourismussektor. Georgiens Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union dürfte Handel und Investitionen weiter anschieben. Das umfassende Freihandelsabkommen ermöglicht georgischen Firmen einen freieren Zugang zum europäischen Markt. Weitere Erleichterungen winken, wenn nicht nur Deutsche, sondern auch Georgier in Kürze - wie beabsichtigt - visumfrei in das jeweilige Partnerland reisen können. "Made in Germany" genießt in Georgien einen guten Ruf. Punkten können deutsche Partner in Georgien im Maschinenbau, im Agrar- und Bausektor, in der Abfall- und Abwasserwirtschaft sowie bei erneuerbaren Energien. Germany Trade & Invest begleitet die bilaterale Kooperation durch systematische Berichterstattung über aktuelle Wirtschafts- und Branchentrends, aber auch gezielte Zusammenarbeit mit georgischen Investoren. Auf unserer Homepage finden Sie unter www.gtai.de/georgien aktuelle Informationen zu Entwicklungen und Projekten in Georgien. Viel Erfolg für Ihr Georgien-Geschäft! Edda Wolf Leiterin des Bereichs GUS/Südosteuropa Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH der Bundesrepublik Deutschland Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 3|Seite Mai 2016
Inhaltsverzeichnis Vorwort ........................................................................................................................................................ 2 1 Dienstleistungen der DWV und GTAI ................................................................................................... 5 2 Allgemeine Daten.................................................................................................................................. 7 3 Wirtschaftsentwicklung und -struktur .................................................................................................. 9 3.1 Makroökonomische Entwicklung .................................................................................................. 9 3.2 Außenhandel ............................................................................................................................... 12 3.3 Wirtschaftsstruktur ..................................................................................................................... 15 4 Investitionsklima, Arbeitsmarkt und Löhne ........................................................................................ 21 4.1 Investitionsklima ......................................................................................................................... 21 4.2 Arbeitsmarkt und Löhne ............................................................................................................. 27 4.3 Berufsbildung .............................................................................................................................. 34 5 Wachstumsbrachen ............................................................................................................................ 36 5.1 Infrastruktur und Hochbau ......................................................................................................... 36 5.1.1 Energie/Hydroenergetik...................................................................................................... 36 5.1.2 Transport und Logistik ........................................................................................................ 37 5.1.3 Wasser/Abwasser ............................................................................................................... 45 5.1.4 Hochbau .............................................................................................................................. 46 5.2 Landwirtschaft ............................................................................................................................ 48 5.3 Industrie ...................................................................................................................................... 51 5.3.1 Getränke- und Lebensmittelindustrie ................................................................................. 51 5.3.2 Sonstige verarbeitende Industrie........................................................................................ 53 5.3.3 Bergbau ............................................................................................................................... 55 5.4 Tourismus.................................................................................................................................... 56 6 Rechtliche Rahmenbedingungen und Steuern ................................................................................... 58 6.1 Assoziierungs- und Freihandelsabkommen mit der EU .............................................................. 58 6.2 Gesellschaftsrecht ....................................................................................................................... 58 6.3 Steuerrecht ................................................................................................................................. 61 6.4 Arbeitsrecht………………................................................................................................................65 Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 4|Seite Mai 2016
1 Dienstleistungen der DWV und GTAI Dienstleistungsangebot der Deutschen Wirtschaftsvereinigung Die DWV bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen an, um die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Georgien wirksam zu unterstützen. Zugleich besteht eine enge Kooperation mit Armenien. 1 Markteintritt Geschäftspartnersuche Individuelle Absatzberatung Adressrecherche Unternehmerreisen 2 Marktstudien 3 Bonitätsprüfung/Mediation/Unterstützung bei Streitigkeiten 4 Ausschreibungsservices Informationen über Ausschreibungen Begleitung bei der Ausschreibungsteilnahme Übersetzungen von Ausschreibungstexten 5 Personaldienstleistungen Schaltung eines Inserats und Betreuung des Bewerbungsprozesses Kandidatenauswahl Trainings und Seminare 6 Unternehmerreisen 7 Messedienstleistungen 8 Geschäftspräsenz/Büroservices Arbeitsplatz und Büroinfrastruktur Virtuelles Büro Tiflis Telefonservices 9 Übersetzungsdienstleistungen 10 Unternehmenswerbung Bannerwerbung auf der DWV-Website Werbung in Publikationen und auf Veranstaltungen Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 5|Seite Mai 2016
Dienstleistungen der GTAI Germany Trade & Invest ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. Die Gesellschaft sichert und schafft Arbeitsplätze und stärkt damit den Wirtschaftsstandort Deutschland. Mit über 50 Standorten weltweit und dem Partnernetzwerk unterstützt Germany Trade & Invest deutsche Unternehmen bei ihrem Weg ins Ausland, wirbt für den Standort Deutschland und begleitet ausländische Unternehmen bei der Ansiedlung in Deutschland. Exportförderung Germany Trade & Invest unterstützt den deutschen Mittelstand im globalen Wettbewerb mit kundenspezifischen Analysen über Chancen und Risiken auf Auslandsmärkten. Mit seinem umfassenden Informationsangebot zu mehr als 120 Ländern liefert Germany Trade & Invest die Wissensgrundlage für den Erfolg der deutschen Exportwirtschaft im Ausland. Investorenberatung Germany Trade & Invest unterstützt und berät ausländische Investoren vom Markteintritt bis zur Ansiedlung in Deutschland. Die Gesellschaft verfolgt damit das Ziel, durch Unternehmensansiedlungen Arbeitsplätze zu schaffen und die deutsche Wirtschaft zu stärken. Um das Ansiedlungsvorhaben so einfach wie möglich zu gestalten, arbeitet Germany Trade & Invest als „One- Stop-Agency“ und bietet ausländischen Investoren ein umfassendes Serviceangebot. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 6|Seite Mai 2016
2 Allgemeine Daten Landkarte Georgien Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 7|Seite Mai 2016
Geographische Lage: Georgien liegt östlich des Schwarzen Meeres und südlich des Großen Kaukasus an der Grenze von Asien zu Europa. Das Land grenzt im Norden an die Russische Föderation, im Süden an die Türkei und Armenien und im Osten an Aserbaidschan. Fläche: 69.900 qkm (entspricht in etwa der Fläche Tschechiens, Irlands oder des Freistaates Bayern; circa ein Fünftel des Territoriums entfällt auf die abtrünnigen Konfliktgebiete Abchasien und Südossetien) Bevölkerung: 3,72 Mio. Einwohner (1.1.2016) Hauptstadt: Tiflis (Tbilisi; 1,12 Mio. Einwohner, inoffiziell circa 1,3 Mio. Einwohner) Amtssprache: Georgisch Klima: Sieben Klimazonen von subtropisch-feucht im Westen bis zu einem trockenen und gemäßigten Kontinentalklima im Osten Verwaltungs- Hauptstadt Tiflis (Tbilisi), Autonome Republik Adscharien struktur: und neun Regionen Währung: Lari (GEL) – 1 Lari = 100 Tetri Religion: Georgisch-orthodox; Georgien war nach Armenien das zweite Land der Welt, welches das Christentum zur Staatsreligion erklärte Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 8|Seite Mai 2016
3 Wirtschaftsentwicklung und -struktur 3.1 Makroökonomische Entwicklung Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs Die Wirtschaft Georgiens wird 2016 um etwa 2,5 % bis maximal 3,0 % zulegen. Die Regierung rechnet sogar mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,0 % bis 3,5 %. Sie setzt auf eine anhaltende Belebung der Investitionen, des Baugewerbes, der Landwirtschaft und des Tourismus. Die Experten des Internationalen Währungsfonds und der Ratingagentur Fitch erwarten dagegen nur ein Plus von 2,5 %. Wirtschaftliche Entwicklung 2014 bis 2016 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) Kennziffer 2014 2015 1) 2016 BIP 4,6 2,8 2,5 Einfuhr (Waren, cif) 2) 7,3 -10,1 5,0 Bruttoanlageinvestitionen 2) 27,9 19,9 15,0 Privater Verbrauch 2) 8,0 8,9 7,0 1) 2) Prognosen; nominale Veränderungen Quellen: Nationales Statistikbüro, IWF, Germany Trade and Invest (Prognosen) Das Land kann somit nicht an die 2010 bis 2012 erzielten BIP-Zuwächse von im Schnitt jährlich 6,6 % anknüpfen. Ein solches Wachstum ist angesichts des großen technisch-technologischen Nachholbedarfs und der in vielen Branchen noch brachliegenden Potenziale für eine sich dauerhaft stabil entwickelnde Wirtschaft jedoch unabdingbar. Die bescheidenen Erwartungen sind hauptsächlich den Auswirkungen externer Faktoren auf die georgische Wirtschaft geschuldet. Hierzu zählen die Wirtschaftskrise in wichtigen Exportländern Georgiens (Russland, Aserbaidschan und Ukraine), die Abwertung der Nationalwährung GEL gegenüber dem US- Dollar von Ende 2014 bis Anfang 2016 um gut ein Drittel und sinkende private Geldtransfers aus dem Ausland. Auch hausgemachte Probleme, wie die in einigen Sektoren nur halbherzig durchgeführten oder noch ausgebliebenen Reformen, sind Gründe für das schwache Wirtschaftswachstum. Weitere Fortschritte in der Reformpolitik sind jedoch in Sicht. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 9|Seite Mai 2016
Wirtschaftliche Eckdaten Indikator 2013 2014 2015 BIP (nominal, Mrd. USD) 16,14 16,51 13,96 BIP pro Kopf (USD) 1) 3.599,6 3.676,2 3.743,1 (4.311,9) (4.410,2) Bevölkerung (Mio.) 2) 4,48 (3,73) 4,49 (3,73) 3,73 Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 USD = Lari, GEL) 1,6634 1,7659 2,2702 1) Angaben in Klammern: Neuberechnungen auf der Basis des vorläufigen Ergebnisses des Zensus von 2014; 2) jeweils zum 1.1., Angaben in Klammern: vorläufige Ergebnisse des Zensus von 2014 Quellen: Nationales Statistikbüro, Statistisches Bundesamt, Berechnungen von Germany Trade and Invest Investitionsbelebung setzt sich fort Eine positive Entwicklung lässt sich bei den Bruttoanlageinvestitionen beobachten. Sie legten 2014 und 2015, bemessen in GEL, jeweils zweistellig zu. Das in US-Dollar umgerechnete Investitionsvolumen lag jedoch 2015 aufgrund der Währungsabwertung um knapp 0,3 Mrd. USD unter dem Vorjahreswert von 4,27 Mrd. USD. Für 2016 hat die Kaukasusrepublik gute Aussichten auf ein weiteres Anziehen der Investitionen um nominal 15 % und mehr. Partnerschaftsfonds: Hinter dem Namen JSC Partnership Fund verbirgt sich ein 2011 gegründeter staatlicher Investitionsfonds auf der Basis der Aktiva großer staatlicher Unternehmen aus den Bereichen Transport, Energie und Infrastruktur (darunter vor allem der Eisenbahngesellschaft, des Öl- und Gaskonzerns sowie des Stromnetzbetreibers). Hauptziel des Fonds ist die Mitfinanzierung privater Investitionsprojekte in Georgien zu Beginn ihrer Entwicklung (Eigenkapital, Mezzanine etc.). Der Gesamtwert der bereits umgesetzten oder der sich gegenwärtig in der Realisierung befindenden Projekte liegt bei weit über 1 Mrd. USD. Hierzu zählen Vorhaben in solchen Sparten wie Hydroenergetik, Tourismus, Land- und Nahrungsmittelwirtschaft oder pharmazeutische Produktion. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 10 | S e i t e Mai 2016
Für die günstige Prognose zur Investitionsentwicklung sprechen rege ins Land fließende internationale Fördergelder und Kredite für die Erneuerung und den Ausbau der Infrastruktur, der Ernährungswirtschaft und anderer Sektoren sowie verschiedene Förderprogramme für unternehmerische Initiativen in der Landwirtschaft, in der Industrie und im Tourismus. Wachsende Aktivitäten bei der Mitfinanzierung prioritärer privater Projekte in der Wirtschaft entwickeln der private, mit 6 Mrd. USD ausgestattete Georgian Co-Investment Fund sowie der staatliche Partnerschaftsfonds. Die von der georgischen Regierung in den vergangenen drei Jahren gestarteten Initiativen zur Ankurbelung der Investitionen werden künftig weiter ausgebaut. So gelten seit 2016 verbesserte Förderkonditionen für das mit Erfolg seit Juni 2014 laufende staatliche Programm zur Förderung der einheimischen Produktion namens "Produce in Georgia". Nutznießer sind private kleine und mittlere investitionswillige Unternehmen, die für die Realisierung ihrer Vorhaben je nach Projektart ein Darlehen in nationaler Währung oder in Devisen in Höhe von mindestens 150.000 GEL (rund 60.000 USD) beziehungsweise 75.000 USD aufnehmen. Produce in Georgia: Das staatliche Programm Produce in Georgia zielt darauf ab, Unternehmensgründungen, insbesondere in der Industrie und im Agrarsektor, zu fördern sowie das Exportpotenzial zu steigern. Die Initiative bietet finanzielle Unterstützung mittels Zinsvergünstigungen, einen Zugang zu Immobilien zu einem symbolischen Preis sowie Beratungsleistungen. Voraussetzung für die Inanspruchnahme eines geförderten Darlehens ist, dass von der Kreditsumme mindestens 80% für den Kauf von Maschinen und Ausrüstungen verwendet werden. Bis Anfang April 2016 wurden mit Geldern aus dem Programm rund 150 neue Produktionsstätten gegründet und 750 bestehende Betriebe modernisiert. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 11 | S e i t e Mai 2016
Neue Reforminitiative gestartet Im Frühjahr 2016 kündigte die Regierung ein neues Reformprogramm an. Es soll zu einer signifikanten Belebung der Wirtschaft und einer Ausweitung des Anteils kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) an der gesamtwirtschaftlichen Produktion beitragen. Der Anteil des KMU- Sektors am BIP liegt heute noch unter 20 %. Die Reformmaßnahmen umfassen die Gewährung von Steueranreizen für investitionswillige Firmen, die Umsetzung eines effizienten Front-Office- Konzeptes in der öffentlichen Verwaltung, einen massiven Ausbau des Berufsschulwesens, einen Bürokratieabbau im Interesse einer zügigen Realisierung von Infrastrukturprojekten sowie eine verstärkte Förderung privater Investitionen in allen Landesteilen. Die Regierung beabsichtigt auch die Gründung einer neuen zentralen wirtschaftsfördernden Einrichtung, mit Fokus auf der Gewinnung von Investoren in Regionen außerhalb der großen Ballungsgebiete Georgiens. Sowohl die Realisierung des Reformpakts als auch die erwartete Wiederbelebung der Volkswirtschaften in den GUS-Hauptpartnerländern dürften ab 2017 wieder zu einem höheren realen BIP-Wachstum in Georgien von etwa 4,0 % bis 4,5 % führen. 3.2 Außenhandel Der Außenhandel ging 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 13,3 % auf 9,9 Mrd. USD zurück. Der Einbruch bei den Warenexporten um 23 % auf 2,2 Mrd. USD ist auf den massiv eingebrochenen Pkw-Reexport nach Aserbaidschan und Armenien, die schwache Nachfrage nach wichtigen georgischen Exportgütern (vor allem Mineralwasser und Wein) in den Krisenländern Russland, Ukraine und Kasachstan sowie gesunkene Weltmarktpreise für Ferrolegierungen zurückzuführen. Hinter dem Rückgang der Warenimporte um 10,1 % auf 7,7 Mrd. USD stehen Mindereinfuhren von Pkw (für den Re-Export) und geringe Preise für eingeführte Ölprodukte. Unter Herausrechnung eines großen einmaligen Sonderpostens im Import aus Irland (Präparate gegen Hepatitis C) sind die Einfuhren um 15 % auf 7,3 Mrd. USD gesunken. Entwicklung des Außenhandels (in Mio. USD; nominale Veränd. gegenüber Vorjahr in %) 1) 2012 2013 2014 2015 Veränderung 2015/2014 Umsatz, insgesamt 10.413 10.921 11.454 9.931 -13,3 Warenimporte (cif) 8.037 8.012 8.593 7.727 -10,1 Warenexporte (fob) 2.376 2.909 2.861 2.204 -23,0 Handelsbilanzsaldo -5.661 -5.103 -5.732 -5.523 3,6 1) ohne nichtorganisierten Handel Quelle: Nationales Statistikbüro Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 12 | S e i t e Mai 2016
Die Einfuhren übersteigen die Ausfuhren traditionell um ein Mehrfaches. Im Schnitt übertrafen die Importe 2011 bis 2015 die Exporte um den Faktor 3,2. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Zum einen muss Georgien das Gros seines Bedarfs an strategischen Ressourcen (Gas, Ölprodukte, Metalle und Holz) und Nahrungsgütern (inklusive Weizen) einführen und zum anderen ist die Exportwirtschaft bisher nur auf einige wenige und zudem wenig veredelte Produkte ausgerichtet (Ferrolegierungen, Kupfererze/-konzentrate, Kfz/Re-Exporte, Waren des Agrar- Industrie-Komplexes wie Haselnüsse, Wein, Mineralwasser und Dünger). Die zehn bedeutendsten Hauptexportgüter stehen für zwei Drittel aller georgischen Ausfuhren. Die Prognosen für den Außenhandel im Jahr 2016 sind bedingt durch viele Unwägbarkeiten widersprüchlich. Die Unsicherheiten gelten angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage in den wichtigen Abnehmerländern der GUS vor allem für den Export. Für die Ausfuhren prognostizieren die meisten Landeskenner einen Rückgang oder bestenfalls eine Stagnation. Die Importe könnten angesichts der anhaltenden Investitionsbelebung im Land um einige Prozentpunkte steigen. Der schwache Privatverbrauch dürfte diesen Trend jedoch drosseln. Hauptwarengruppen im Import (in Mio. USD; nominale Veränd. gegenüber Vorjahr in %) 1) SITC Warengruppe 2012 2013 2014 2015 Veränderung 2015/2014 Arzneimittel 233 281 315 745 2) 136,5 Öl und Ölprodukte 951 954 918 657 -28,4 Kraftfahrzeuge (Pkw, vorwiegend 663 711 715 463 -35,2 Re-Exporte) Erdgas 318 317 369 419 13,6 Kupfererze und -konzentrate 0,01 113 165 208 26,1 Telefone für mobile und andere 119 152 196 149 -24,0 drahtlose Netze Getreide (Weizen) 234 185 152 119 -21,7 Tabakwaren (Zigaretten) 91 96 116 104 -10,3 Stahlrohre 18 10 7 73 942,9 Eisen und Stahl, auch Teile 93 65 91 64 -29,6 1) ohne nichtorganisierten Handel; 2) Das Importvolumen umfasst nach Angaben des Ministeriums für Gesundheitswesen eine Sonderbeschaffung von Präparaten gegen Hepatitis C in Höhe von rund 400 Mio. USD Weitere bedeutende Importpositionen: EDV-Technik, elektrotechnische Erzeugnisse für die Stromwirtschaft, Kühl- und Gefriertechnik, Textilien und Bekleidung, Schokolade und Schokoladenerzeugnisse, Unterhaltungselektronik Quelle: Nationales Statistikbüro Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 13 | S e i t e Mai 2016
Hauptwarengruppen im Export (in Mio. USD; nominale Veränd. gegenüber Vorjahr in %) 1) SITC Warengruppe 2012 2013 2014 2015 Veränderung 2015/2014 Kupfererze, -konzentrate 54 162 248 271 9,3 Ferrolegierungen 261 231 286 195 -31,8 Kfz (Pkw, Re-Export) 587 704 518 180 -65,3 Haselnüsse 84 167 183 176 -3,8 Arzneimittel (dosierte Waren) 52 52 92 141 53,3 Stickstoffdünger 137 131 138 110 -20,3 Wein 65 128 180 96 -46,6 Öl und Ölprodukte 27 41 36 85 136,1 Mineralwasser, auch kohlensäure- 59 107 137 88 -35,8 und zuckerhaltiges Quellwasser Spirituosen 80 100 95 65 -31,5 Insgesamt: Agrarprodukte, 511 774 826 612 -25,9 Nahrungsmittel und Getränke 1) ohne nichtorganisierten Handel Quelle: Nationales Statistikbüro Hauptbezugsländer Georgiens (in Mio. USD; nominale Veränd. gegenüber Vorjahr in %)1) Land 2012 2013 2014 2015 Veränderung 2015/2014 Türkei 1.469 1.409 1.727 1.331 -22,9 Russland 476 584 575 623 8,3 VR China 614 612 733 587 -19,9 Aserbaidschan 692 653 638 543 -14,9 Irland 11 11 10 456 2) 4460,0 Ukraine 588 601 546 455 -16,7 Deutschland 540 449 466 431 -7,5 USA 213 254 287 252 -12.2 VAE 184 211 199 213 7,0 Rumänien 259 323 311 207 -33,4 EU-Länder, insgesamt 2.426 2.264 2.370 2.519 6,3 Anteil am Gesamtimport (in %) 30,2 28,3 27,6 32,6 - 1 ) ohne nichtorganisierten Handel; 2 ) einmaliger Großimport von Arzneimitteln durch das Ministerium für Gesundheitswesen Quelle: Nationales Statistikbüro Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 14 | S e i t e Mai 2016
Hauptausfuhrländer Georgiens (in Mio. USD; nominale Veränd. gegenüber Vorjahr in %)1) Land 2012 2013 2014 2015 Veränderung 2015/2014 Aserbaidschan 629 710 545 240 -56,0 Bulgarien 70 151 167 214 28,1 Türkei 140 184 239 186 -22,2 Armenien 258 315 288 180 -37,5 Russland 47 190 275 163 -40,7 VR China 26 34 90 126 40,0 USA 226 137 207 104 -49,8 Usbekistan 16 23 55 97 76,4 Deutschland 39 73 69 76 10,1 Italien 53 81 86 74 -14,0 EU-Länder, insgesamt 352 607 624 646 3,5 Anteil am Gesamtexport (in %) 14,8 20,9 21,8 29,3 - 1) ohne nichtorganisierten Handel Quelle: Nationales Statistikbüro 3.3 Wirtschaftsstruktur Die georgische Volkswirtschaft befindet sich in einer Etappe der wirtschaftlichen Konsolidierung und Neuausrichtung. Einer der Standortvorteile Georgiens ist seine strategisch günstige Lage zwischen Europa und Asien. Diese ermöglicht es dem Land, sich als regionaler Energie-Hub und regionales Handelszentrum für den Südkaukasus und als Transitland für Waren zwischen Europa, Zentral- und Ostasien sowie Nah- und Mittelost zu positionieren. Georgien ist schon heute ein wichtiger Korridor für den Transport von Öl und Gas aus Aserbaidschan sowie von Öl und Ölprodukten aus Kasachstan in die Türkei und von dort aus nach Europa. Ein weiterer Trumpf des Landes ist sein großes Wasserkraft-Potenzial. Darauf entfallen mehr als 90 % aller energetischen Ressourcen Georgiens. Das wirtschaftlich nutzbare jährliche Wasserkraftpotenzial an den etwa 300 Flussläufen geben Experten mit 32 Mrd. kWh an. Dies entspricht in etwa dem Vierfachen der bisher genutzten Ressourcen. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 15 | S e i t e Mai 2016
Die heute abbaufähigen Reserven fossiler Energiequellen erreichen mit Ausnahme von Kohle (201 Mio. t) nur eine bescheidene Größenordnung. Sie betragen laut offiziellen Angaben etwa 5 Mio. t Erdöl und 8 Mrd. cbm Gas. Die Ressourcen werden 700 Mio. t Kohle, 50 Mio. t Öl und 102 Mrd. cbm Gas beziffert. Die Förderung betrug 2015 lediglich 40.153 t Öl und 16,5 Mio. cbm Gas. Hinweis: Weitere Informationen über mineralische Ressourcen einschließlich des Bergbaus siehe Abschnitt 5.3.3 (Bergbau). Außerdem verfügt Georgien über rund 2.000 registrierte Süßwasserquellen mit einer jährlichen durchschnittlichen Zuflussmenge von etwa 250 Mrd. Liter Wasser, 22 unterirdische Heil- und Mineralwasserquellen (40 Mrd. Liter/Jahr) sowie circa 2.300 sonstige Heil- und Mineralwasserquellen (130 Mio. Liter/Tag). Zu den Vorzügen des Wirtschaftsstandorts Georgiens zählen günstige klimatische Bedingungen für den Ausbau des Agrarsektors, ein großes touristisches Potenzial und die beachtlichen Geschäftschancen bei der Modernisierung und dem Ausbau der Infrastruktur (Transport, Wasser/Abwasser, Energie, soziale Objekte). Projekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zur Privatwirtschaftsentwicklung im Südkaukasus: Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert die GIZ zahlreiche Initiativen, um durch ein breitenwirksames Wachstum das Stadt-Land-Gefälle und die Armut insbesondere in ländlichen Regionen zu reduzieren. Besonders in den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus und Bau berät die GIZ staatliche und private Organisationen bei der Entwicklung von Strategien, fördert die Privatwirtschaft in bestimmten Wertschöpfungsketten und unterstützt bei der beruflichen Qualifizierung. Im Laufe der vergangenen drei Jahre hat die GIZ beispielsweise die Qualifizierung von Inhabern und Mitarbeitern kleiner Hotels, Architekten, Designern und Baufachleuten hinsichtlich Energieeffizienz sowie die Förderung von Weinproduzenten, die nach dem für Georgien typischen Qvevri-Verfahren keltern, vorangetrieben. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 16 | S e i t e Mai 2016
Sektorale Struktur Die Wirtschaftsstruktur Georgiens hat sich nach dem Zusammenbruch der UdSSR grundlegend verändert. Die Anfang der 1990er Jahre vollzogene marktwirtschaftliche Schocktherapie (Preis- und Handelsliberalisierung, freier Kapitalverkehr und Privatisierung) sowie die Zuspitzung innerethnischer Konflikte in den abtrünnigen Provinzen Abchasien und Südossetien führten bis 1994 zu einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 74,6 % gegenüber 1989. Nach einer kurzen zweijährigen Stabilisierungs- und Wachstumsphase hat sich der Aufwärtstrend infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise in Russland, eines sich verschlechternden Geschäftsklimas, einer ausufernden Korruption, nachlassender Reformbemühungen und sich erneut zuspitzender innerethnischer Spannungen wieder abgeflacht. © DWV, GTAI © HeidelbergCement Erst nach der „Rosenrevolution“ (2003), aus der die Opposition unter Michail Saakaschwili als Sieger hervorging, ging es dank neoliberaler Wirtschaftsreformen und einer effektiven Korruptionsbekämpfung deutlich aufwärts. Das neoliberale Wirtschaftssystem gelangte aber zunehmend an seine Grenzen. In Verbindung mit dem russisch-georgischen Fünf-Tage-Krieg um die Gebiete Südossetien und Abchasien im August 2008 sowie den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise musste Georgiens Wirtschaft wiederholt einen Rückschlag hinnehmen. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 17 | S e i t e Mai 2016
Mangelnde wirtschaftsfördernde Reformen, zunehmende staatliche Interventionen, der Konfrontationskurs der Regierung gegenüber Russland und soziale Probleme waren die Hauptgründe für einen erneuten Machtwechsel im Herbst 2012. Der kurze Abriss der Wirtschaftsentwicklung seit 1991 erklärt, warum das Land bis heute auf keine solide Basis für eine sich dauerhaft selbst tragende und dynamisch entwickelnde Wirtschaft verweisen kann. Die starke Importlastigkeit der Wirtschaft, das hohe Gewicht von Transitwaren am Export (um die 30 %), erhebliche private Geldtransfers aus dem Ausland und massive internationale Geberleistungen machen die Wirtschaft anfällig gegenüber exogenen Schocks. Die verarbeitende Industrie und die Landwirtschaft weisen immer noch eine geringe Effizienz aus. Die Herausbildung von Schlüsselsektoren, die sich auf lokale Standortvorzüge stützen können, kommt nicht schnell genug voran. Der öffentliche und der private Verbrauch machten in den vergangenen vier Jahren etwa 80 % bis 90 % des BIP aus. Diese hohe Quote weist auf eine im internationalen Vergleich starke Konsumorientierung der Wirtschaft hin. Die seit Ende 2012 amtierende Regierung hat mit beachtlichem Erfolg viele der von der Vorgängerregierung unterlassenen Reformen auf den Weg gebracht und zu einem großen Teil schon umgesetzt. Sie fördert prioritäre Wirtschaftssektoren und unternimmt ernsthafte Bemühungen für eine signifikante Verbesserung der Rahmenbedingungen hin zu einer nachhaltigen und stabilen Wirtschaftsentwicklung im Land. Diese Initiativen spiegeln sich vor allem in der Förderung des Agrar-Industrie-Komplexes, in der Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen in allen Bereichen des verarbeitenden Gewerbes, in der Förderung des Tourismus und vor allem in der Wiederbelebung des Handels mit Russland wider. Die DWV bietet Unternehmen, die an einem Markteintritt in Georgien oder Armenien interessiert sind, individuelle Beratungsgespräche an. Neben der Beantwortung Ihrer individuellen Fragen, liefern wir Informationen über die Wirtschaftsstandorte, Registrierungsverfahren, Genehmigungen, Zollangelegenheiten etc. Auch nennen wir Ihnen für Ihre individuellen Anliegen geeignete Ansprechpartner. Diese kurzen Erstberatungen sind kostenfrei. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 18 | S e i t e Mai 2016
In der sich langsam wieder belebenden verarbeitenden Industrie, deren mengenmäßiger Ausstoß heute nur circa ein Fünftel des Niveaus von Ende der 1980er Jahre erreicht, dominieren die Nahrungs- und Genussmittelindustrie und die Produktion von Metallen und fertigen Metallerzeugnissen. Es folgen die Baustoffindustrie (Schwerpunkt: Zement und Betonerzeugnisse), einige wenige Segmente der chemischen Industrie (vorrangig Produktion von Düngemitteln) sowie die Kunststoff- und die Pharma-Industrie. Die einst starke Textil- und Bekleidungsindustrie ist heute nur noch mit etwa 1 % an der industriellen Erzeugung des Landes beteiligt, gegenüber annähernd 20 % Ende der 1980er Jahre. Bedeutung der Wirtschaftssektoren (Anteile in %) Sektoren Anteil am BIP Anzahl der Angestellten 2006 2015 2006 2015 1. Industrie insgesamt 1) 17,0 16,5 87.300 105.200 .Verarbeitende Industrie 9,9 9,8 54.700 78.200 ..Lebensmittel- und Getränkeindustrie 4,6 4,5 21.300 29.300 ..Chemie- und Kunststoffindustrie 1,3 1,2 6.000 8.800 ..Baustoffindustrie/Produktion nichtmetallischer 1,1 1,4 6.400 7.200 Erzeugnisse ..Produktion von Basismetallen und metallischen 1,4 1,5 5.200 13.300 Erzeugnissen 2. Bauwirtschaft 7,9 8,0 46.700 59.900 3. Dienstleistungen 60,4 66,3 202.8000 368.600 .ohne öffentliche Verwaltung und Bildung 50,6 52,1 k.A. k.A. .Groß-/Einzelhandel, Reparatur von Kfz 15,6 16,6 39.100 128.900 .Transport und Kommunikation 13,3 10,7 53.300 57.500 .Gesundheit, soziale Dienste 5,0 6,0 50.400 58.000 .Immobilien, unternehmensnahe Dienste 3,8 6,6 24.000 51.800 .Hotel- und Gaststättenwesen 2,6 2,5 11.000 29.100 4. Landwirtschaft 11,5 9,2 4.000 11.300 Memo: Agrarbusiness insgesamt (Landwirtschaft und 19,4 17,0 k.A. k.A. Nahrungsmittelindustrie) Tourismuswirtschaft insgesamt 7,0 7,3 k.A. k.A. 1) darin enthalten: Bergbau, verarbeitendes Gewerbe, Strom-, Gas- und Wasserversorgung sowie die Produktion in Haushalten (Anteil der Produktion in Haushalten an der Industrieproduktion insgesamt 2015: 2,6 %) Quelle: Nationales Statistikbüro Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 19 | S e i t e Mai 2016
Regionale Struktur Die Hauptstadt Tiflis ist das bedeutendste Wirtschaftszentrum Georgiens. In die Landesmetropole fließen alljährlich drei Viertel der im Land realisierten Investitionen. Ihr Anteil an der Warenproduktion und der Erbringung von Dienstleistungen in der Republik betrug unter Beachtung der dort ansässigen Firmenzentralen 2010 bis 2015 im Schnitt rund zwei Drittel. Auf die Stadt entfallen rund sieben Zehntel der alljährlich in Georgien realisierten Bauleistungen und gut vier Zehntel des landesweiten Industrieausstoßes. In der lokalen Industrie dominieren die Nahrungsmittel- und Baustoffindustrie sowie die Energiewirtschaft. Die aktuelle sozioökonomische Lage in Tiflis ist nicht zufriedenstellend. Die meisten Industriebetriebe, die 1990 insgesamt 17,4 % der Fläche des damaligen Stadtgebietes (378 qkm) einnahmen (Schwermaschinenbau, Elektronik und Mikroelektronik, Textil- und Lebensmittelindustrie), meldeten in den 1990er Jahren Konkurs an. Mittel- und langfristig hat die Stadt gute Entwicklungsmöglichkeiten. Dies gilt sowohl für den weiteren Ausbau des Dienstleistungsgewerbes als auch für einige Branchen der Industrie, so für die Nahrungsmittelindustrie, technologieorientierte Sektoren der elektrotechnischen Industrie, den Maschinenbau und die Baustoffindustrie. Die in der Metropole geplanten städtebaulichen Aktivitäten sind in einem von der Stadtverwaltung (Tbilisi City Hall) verabschiedeten Masterplan skizziert. Zweitwichtigste Industrieregion Georgiens ist die südlich und östlich der Hauptstadt gelegene Region Niederkartlien. Ihr Anteil an der landesweiten Industrieproduktion beträgt rund ein Fünftel und am Gesamtumsatz aller georgischen Unternehmen circa 6 %. Das lokale Industriegeschehen prägen die in der regionalen Hauptstadt Rustavi und ihrem Umland ansässigen Unternehmen GeoSteel (Stahlguss, Betonstahl-Walzgut), Rusmetall (Ferrolegierungen), Rustavi Steel (Stahlarmaturen, Rohre), Azot (Düngemittel und andere Chemieerzeugnisse), HeidelbergCement (Zement), Carriage Building Company (rollendes Material, Güter- und Reisezugwagen), Kazbegi (Brauerei) und Mtkvari Energy/Inter RAO (Strom- und Wärmenergieerzeugung), die im Landkreis Bolnisi tätigen Unternehmen RMG Copper und Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 20 | S e i t e Mai 2016
RMG Gold (Abbau von kupferhaltigen Erzen und goldhaltigen sekundären Quarziten, Produktion von Kupfer- und Golderzkonzentrat) und Marneuli Food Factory in Marneuli, ein Hersteller von Obst- und Gemüsekonserven. Imeretien mit der lokalen Hauptstadt und zweitgrößten georgischen Stadt Kutaisi ist das westgeorgische Wirtschaftszentrum und steht für knapp 5 % der landesweit erzielten Unternehmensumsätze. Die größten lokalen Betriebe sind Georgian American Alloys (Manganerzförderer Chiatura Manganese Mine und Siliziumaufbereitungswerk Zestafoni Ferroalloy Plant) und Chiaturmanganum Georgia (Manganerzförderung, Produktion von Ferromangan und -siliziummangan in Nakhshirgele/Imeretien und Rustavi/Niederkartlien). In Imeretien gibt es nennenswerte Kapazitäten in der Nahrungsmittel-, der Textil- und der holzverarbeitenden Industrie. Der Tourismus in der Region profitiert von der Inbetriebnahme des neuen internationalen Flughafens Kutaisi Ende 2012. Die im Südwesten Georgiens und am Schwarzen Meer gelegene Autonome Republik Adscharien gilt nach der georgischen Hauptstadt als bedeutendster Standort für private Investitionen (Schwerpunkte: Tourismus/Hotels, Infrastruktur). Das Verwaltungsgebiet steht für 7 % der für das Land insgesamt ausgewiesenen Unternehmensumsätze. Bedeutendste Wirtschaftssektoren sind der Fremdenverkehr, der Agrar-Industrie-Komplex und die Bekleidungsindustrie. Ein 2011 verabschiedetes Programm für die Entwicklung des Berg- und Skitourismus sieht bis 2020 die Herausbildung weiterer konkurrenzfähiger Fremdenverkehrscluster mit mehr als 20 touristischen Zentren vor. 4 Investitionsklima, Arbeitsmarkt und Löhne 4.1 Investitionsklima Georgien hat als Wirtschaftsstandort einige Trümpfe in der Hand. Das Land bietet ein liberales Handelsregime: WTO-Mitglied seit 2000, zollfreie Einfuhr von 90 % aller Waren, kaum Export-/ Importlizenzen, -genehmigungen und -beschränkungen, einfache Aus- und Einfuhrverfahren sowie freies Handelsregime mit der GUS, der Türkei und in naher Zukunft auch mit der VR China. Das mit der EU abgeschlossene Assoziierungsabkommen umfasst umfangreiche Erleichterungen für den Zugang georgischer Produkte zu den Märkten der EU. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 21 | S e i t e Mai 2016
Weitere Vorzüge des Standortes sind die politische Stabilität, eine effiziente und geschäftsfreundliche Verwaltung geringe Steuern (Gewinnsteuersatz: 15 %), ein liberales Bankensystem und eine geringe Korruptionsanfälligkeit. Das Land bietet Investoren komparative Kostenvorteile wie geringe Stromtarife sowie günstige Lohn- und Lohnnebenkosten. Investoren schätzen das recht hohe Bildungsniveau der Arbeitskräfte. Insbesondere in technisch orientierten Berufsgruppen besteht jedoch ein Fachkräftemangel. Georgien als Wirtschaftsstandort im internationalen Vergleich Index Rang (von Ländern; Jahr ) Wertung Ease of Doing Business (World 24 (von 189; 2016) Spitzenreiter bei der Bank) Unternehmerfreundlichkeit in Osteuropa (GUS) inklusive Südkaukasus und Zentralasien Global Competitiveness Index 66 (von 140; 2015-2016) Wettbewerbsfähigkeit zeigt im (World Economic Forum) Trend nach oben Economic Freedom Index 23 (von 178: 2016) weitest gehende wirtschaftliche (Heritage Foundation) Freiheit Economic Freedom of the 12 (von 157; 2015) weitestgehende wirtschaftliche World Index (The Fraser Freiheit Institute) Corruption Perceptions Index 48 (von 168; 2015) geringste (Transparency International) Korruptionswahrnehmung in Osteuropa (GUS) inklusive Südkaukasus und Zentralasien World Justice Project (WJP) 29 (von 102; 2015) höchstes Niveau bei der Rule of Law Index (The World Einhaltung rechtsstaatlicher Justice Project) Standards in Osteuropa (GUS) inklusive Südkaukasus und Zentralasien Die guten unternehmerischen Rahmenbedingungen spiegeln sich in den vorderen Platzierungen Georgiens in internationalen Rankings und Wettbewerbslisten wider. In dem von der Weltbank jährlich erstellten Index über das Geschäftsklima „Doing Business“ hat Georgien einen kräftigen Sprung nach vorn gemacht: von Rang 112 (unter 145 untersuchten Ländern) im Jahr 2005 auf Platz 24 im Jahr 2016 (unter 189 Ländern). Spitzenpositionen nimmt das Land bei solchen Kriterien wie Registrierung von Grundstückseigentum (Rang 3), Firmengründung (Rang 6), Kreditvergabe (Rang 7), Beantragung und Erhalt von Baugenehmigungen (Rang 11) und Durchsetzung von Verträgen (Rang 13) ein. Bei den Insolvenzregelungen (Rang 101), hat das Land noch einen erheblichen Handlungsbedarf. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 22 | S e i t e Mai 2016
Ein detaillierter Blick auf die in den Geschäftsklimaindex eingehenden Bewertungen zeigt aber auch, dass der bisher von der Regierung verfolgte massive formale Abbau von Bürokratie in dem Index überbewertet wird. Markwirtschaftlich konforme und sozial orientierte Regelungen sowie die Schaffung international üblicher Rahmenbedingungen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit blieben über viele Jahre hinweg zu einem erheblichen Teil auf der Strecke. Doch auch hier lassen sich in den letzten drei Jahren deutliche Verbesserungen beobachten (Einführung von Hygiene- und Umweltstandards, neuen Baunormen oder international üblichen arbeitsrechtlichen Regelungen). Im Vergleich zum Ranking Doing Business, das eher die formalen Rahmenbedingungen für unternehmerische Initiativen mit Bezug auf die staatliche Regulierung untersucht, analysiert das Weltwirtschaftsforum in seinem alljährlich erstellten „Global Competitiveness Report“ die Wettbewerbsfähigkeit und damit auch die Wachstumschancen in den Ländern. Im jüngsten Report von 2015-2016 platziert sich Georgien mit Rang 66 im Mittelfeld unter allen 140 analysierten Ländern (Nachbarn Armenien und Aserbaidschan: Ränge 82 und 40). Nachholbedarf besteht laut Weltwirtschaftsforum vor allem bei folgenden Aspekten: Verbesserung des makroökonomischen Klimas einschließlich weiterer Wiederbelebung der Wirtschaftsbeziehungen mit Russland, Transportinfrastruktur, Qualität staatlicher Verwaltung, Hoch- und Berufsschulausbildung, Abbau monopolistischer Strukturen in einigen Wirtschaftssektoren, Aufbau einer leistungsfähigen Zulieferindustrie, weitere Eindämmung der Arbeitslosigkeit und Armut eines Großteils der Bevölkerung. Bei den Pro-Kopf-Einkommen liegt Georgien unter allen Nachfolgerepubliken der UdSSR im deutlich hinteren Feld. In Georgien tätige ausländische Investoren bemängeln zu langsame Rechtsverfahren. Positiv bewerten sie die 2011 eingeführte Institution eines Wirtschaftsombudsmanns (Business- Ombudsman, seit Januar 2013: Giorgi Gakharia), der Kapitalanleger und ausländische Firmen bei der Lösung geschäftlicher Probleme zügig und kompetent unterstützt. Dies gilt insbesondere bei Streitfällen mit der staatlichen Verwaltung. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 23 | S e i t e Mai 2016
Länderrating des Weltwirtschaftsforums 2015-2006 (wirtschaftlicher Rang von 140 Ländern) Kriterien Georgien Aserbaidschan Deutschland Gesamtrang 66 40 4 1 Institutionen (bewertet unter anderem 40 64 20 Eigentumsrechte, Unabhängigkeit der Justiz, Intensität der Auditierung) 2 Infrastruktur 61 65 7 3 Makroökonomisches Umfeld 51 10 20 4 Gesundheit und Grundschule 65 102 13 5 Höhere Bildung und Ausbildung 87 89 17 6 Effizienz der Gütermärkte (benötigte Zeit für 48 66 23 Firmengründung, Wettbewerbsintensität, Besteuerung, Zollvorschriften) 7 Effizienz des Arbeitsmarkts 32 30 28 8 Entwicklung des Finanzmarkts (bewertet 68 114 18 unter anderem Beschränkungen der Kapitalströme) 9 Technologische Reife 72 57 12 10 Marktgröße 99 67 5 11 Qualität des Geschäftsumfeldes 112 73 3 12 Innovation 123 61 6 Quelle: World Economic Forum Nach der „Rosenrevolution“ (2003), die Georgien den Weg zu einer umfassenden Liberalisierung des Geschäftsklimas und zur Abschaffung der alten Korruptionssysteme ebnete, hat sich der Nettozufluss ausländischer Direktinvestitionen in das Land sichtlich verstärkt. Im Jahr 2014 wurde mit einem Zufluss von knapp 1,8 Mrd. USD das bislang zweitbeste Ergebnis nach 2007 (2,0 Mrd. USD) erreicht. Die Angaben sind aufgrund unterschiedlicher Erhebungsmethoden nur bedingt miteinander vergleichbar. Im Jahr 2015 erreichten die Investitionen eine Höhe von 1,3 Mrd. USD. Im Schnitt bewegte sich der Nettozufluss 2011 bis 2015 auf jährlich 1,2 Mrd. USD. Das Niveau bei den Investitionen kann sich unter Beachtung der schwierigen internationalen Rahmenbedingungen für Engagements in der Region Südkaukasus/Zentralasien sehen lassen. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 24 | S e i t e Mai 2016
Das Gros der Investitionen kam aus Aserbaidschan (2011 bis 2015: 1,16 Mrd. USD), den Niederlanden (919 Mio. USD) und Großbritannien (510 Mio. USD). Bei den Investitionen aus den Niederlanden handelt es sich größtenteils um Kapitalanlagen von Firmen aus anderen Ländern. Diese Investoren sind in Amsterdam oder in niederländischen Offshorezonen registriert. Hauptanlagesektoren waren bis 2015: Transport und Kommunikation (1,37 Mrd. USD), Energie (907 Mio. USD), Finanzen (902 Mio. USD) und verarbeitende Industrie (684 Mio. USD). Unter den ausländischen Großinvestoren in Georgien ragt das Unternehmen SOCAR Energy Georgia, das Standbein der staatlichen aserbaidschanischen Ölgesellschaft SOCAR in Georgien, hervor. Bedeutende Investoren im Energiesektor sind ferner die russische Energieholding INTER RAO UES (Stromnetzgesellschaft JSC Telasi, Wasserkraftwerke), das tschechische Unternehmen Energo-Pro (Wasserkraftwerke) und die kasachische Öl- und Gasholding KazMunaiGaz (Ölterminal Batumi). Türkische Firmen engagieren sich in der Hydroenergetik, beim Ausbau der touristischen Infrastruktur, in der Bekleidungsindustrie und in der Ernährungswirtschaft. Die Aktivitäten chinesischer Investoren konzentrieren sich auf das Baugewerbe, den Bankensektor und die Landwirtschaft. In unserem Büro in Tbilisi bieten wir die verschiedensten Office-Dienstleistungen an, maßgeschneidert auf Ihren individuellen Bedarf. Das Team der DWV steht Ihnen vor Ort dergestalt zur Verfügung, dass Sie in Georgien präsent sein können ohne eigene Mitarbeiter und Infrastruktur unterhalten zu müssen. Unsere Dienstleistungen umfassen unter anderem: • Physische Adresse • Telefon- und Emailservice • Kommunikation mit Behörden, Anwälten etc. • Marketingaktionen • Bereitstellung eines Arbeitsplatzes inklusive Büroinfrastruktur Alle Dienstleistungen sowie die Kommunikation (in Georgisch) werden durch qualifizierte bilinguale (deutsch-georgische) DWV-Mitarbeiter durchgeführt. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 25 | S e i t e Mai 2016
Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen (Nettozufluss in Mio. USD) 2011 2012 2013 2014 2015 2011-20151) Nettozufluss, insgesamt 1.117 912 942 1.759 1.315 6.045 Nach Hauptherkunftsländern .Aserbaidschan 138 59 82 341 542 1.162 .Niederlande 242 35 153 374 111 919 .Großbritannien 55 94 55 108 198 510 .Luxemburg 43 42 143 110 87 425 .Türkei 76 81 43 63 77 340 .VR China 10 36 90 218 58 331 .USA 28 20 45 182 35 310 .Deutschland 26 139 2) 22 4 6 197 .Russland 55 20 2 82 49 208 .Panama 2 10 26 71 7 186 Nach Hauptbranchen .Transport/Kommunikation 127 73 140 434 594 1.368 .Energiewirtschaft 203 179 245 190 90 907 .Finanzwirtschaft 168 162 166 115 191 902 .Verarbeitende Industrie 120 168 100 205 91 684 .Bauwirtschaft 48 42 50 317 128 585 .Immobilienwirtschaft 225 53 42 139 48 507 .Hotel-/Gaststättenwesen 23 18 -13 125 61 214 .Bergbau 40 5 44 43 43 175 .Gesundheit/soziale Dienste 17 18 0 -9 66 92 .Land-/Fischwirtschaft 15 16 12 13 29 85 .Andere Sektoren 131 178 156 188 10 663 Nach Hauptregionen .Tiflis 805 693 688 1.327 1.094 4.607 .Adscharien 94 39 62 159 121 475 .Mengrelien/Oberswanetien, Gurien 66 55 57 94 51 323 .Niederkartlien 147 42 14 55 55 313 .Samzche-Dschachawetien 5 21 52 74 38 190 1) Der Nettozufluss ausländischer Direktinvestitionen betrug seit der Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit Georgiens 1991 bis Ende 2015 rund 14,6 Mrd. USD; 2) Die Angabe umfasst ein Anfang 2013 von HeidelbergCement an die Tochterfirma HeidelbergCement Georgia erneut übertragenes Darlehen über etwa 100 Mio. Euro (eine Rückbuchung erfolgte Ende 2012). Der Betrag ging trotz des unberücksichtigten Abflusses im Vorjahr als Neuzufluss in die Anlagestatistik ein. Quelle: Nationales Statistikbüro, Nationalbank Georgiens Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 26 | S e i t e Mai 2016
Deutsche Investitionen sind vorrangig im verarbeitenden und im Dienstleistungsgewerbe aktiv. Der Hauptinvestor HeidelbergCement investierte seit 2006 mehr als 300 Mio. USD in Fabriken für die Produktion von Zement und Transport. Das Gros der übrigen Investitionen aus Deutschland entfällt auf die ProCredit Bank Georgia (ProCreditHolding AG & Co. KGaA), Caparol Georgia (Sparten: Farben/Lacke, Grundierungen, Spachtelmasse, Mörtel, Bautenschutz), Knauf Georgia (Gipskartonplatten und Gips), Hipp Georgia (Babynahrung und Apfelsaftkonzentrat, Anbau und Verarbeitung von Obst und Gemüse), Henkel (Bauklebstoff-Trockengemischen), Schuchmann Wines (Weinanbau und -verarbeitung) und Essential Oils of Georgia (ätherische Öle, Extrakte und Hydrolate aus frischen Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen). 4.2 Arbeitsmarkt und Löhne Georgiens Arbeitsmarkt befindet sich im Umbruch. Trotz Bildungsinitiativen im Berufs- und Hochschulwesen mangelt es in vielen Sektoren an Fachkräften. Zugleich gibt es viele Arbeitslose. Vor allem jungen Menschen fehlen Jobs. Internationale Firmen finden auf dem Markt nur schwer geeignete Mitarbeiter. Der Arbeitsmarkt ist stark dereguliert, das Arbeitsrecht liberal. Löhne und Gehälter sind niedrig. Im 2014 betrug die offizielle Arbeitslosenquote 12,4 % (246.000 Arbeitslose), nach 14,6 % und 15,0 % in den Jahren 2013 und 2012. Offizielle Angaben für 2015 liegen noch nicht vor. Laut georgischen Experten dürfte die reale Arbeitslosenquote 35 % bis 40 % betragen, unter Berücksichtigung von unfreiwilliger Teilzeit- sowie ineffektiver Beschäftigung sogar bis zu 50 %. Die offizielle Arbeitslosenquote auf dem Lande belief sich in den letzten Jahren im Schnitt auf mehr als 20 %, in den Städten bei 5 % bis 6 %. Besorgniserregend ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Etwa 30 % der Arbeitslosen verfügen über einen Universitätsabschluss. Allgemeine Arbeitsmarktdaten 2014 Bevölkerung (in Mio., 2015) 3,73 Erwerbspersonen (Bevölkerung älter als 15 und jünger als 65 Jahre; in Mio., 2015) 2,56 Erwerbstätige Bevölkerung (in Mio.) 1,99 Beschäftigte (in Mio.) 1,75 Arbeitslosenquote, offizielle (in %; nach ILO-Definition) 12,4 Analphabetenquote (in %) 0,3 Universitätsabschluss (in % der Erwerbspersonen, 2013) 26,1 Quellen: Geostat, UNICEF (Welfare Monitoring Survey) Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 27 | S e i t e Mai 2016
Von den 2014 offiziell 1,75 Mio. Beschäftigten waren drei Fünftel selbstständig und zwei Fünftel abhängig Beschäftigte. Vier Fünftel der Selbstbeschäftigten sind Landbesitzer, Bauern und deren Familien. Ein Fünftel stellen Straßenhändler, Taxifahrer und kleine Dienstleister. Das Gros der Selbstbeschäftigten wäre lieber fest angestellt und müsste eigentlich als arbeitssuchend erfasst werden. Von allen abhängig Beschäftigten sind etwa 40 % öffentlich Bedienstete. Diese Zahlen weisen auf eine geringe Größe des regulären privaten Arbeitsmarktes hin. Die hohe Zahl der Arbeitslosen und Selbstbeschäftigten lässt auf den ersten Blick ein flexibel nutzbares Arbeitskräftepotenzial vermuten. In der Praxis jedoch verweist jeder dritte, in einigen Regionen sogar jeder zweite Arbeitgeber auf Probleme bei der Rekrutierung. Aktuell werden im Privatsektor vor allem Verkaufsmanager, Buchhalter, Ingenieure, Finanzfachkräfte, Programmierer, Krankenschwestern/ -pfleger sowie Facharbeiter technischer Fachrichtungen gesucht. Die meisten Arbeitsangebote entfallen auf Tiflis und die Region Imeretien. Die Ursachen für den Fachkräftemangel sind vielschichtig. Der Zusammenbruch der UdSSR und innerethnische Konflikte führten zum Niedergang der georgischen Wirtschaft und des Bildungssystems. Viele Fachkräfte wanderten in andere Branchen, vornehmlich in den Handel, oder ins Ausland ab. Seit der Unabhängigkeitserklärung Georgiens 1991 haben das Land weit mehr als 1 Mio. Menschen vorwiegend aus ökonomischen Gründen verlassen. Senior Experten Service: Der „Senior Experten Service - Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit“ ermöglicht es Menschen im Ruhestand, ihre jahrzehntelange Berufserfahrung an Fach- und Führungskräfte weiterzugeben. Im Rahmen dieses Ehrenamts leisten Ruheständler Hilfe zur Selbsthilfe indem sie im In- und Ausland ihre Kenntnisse weitergeben. Dabei finden die Einsätze vor allem in kleinen und mittleren Industrie- und Handwerksbetrieben sowie in Einrichtungen der Berufsbildung und des Gesundheitswesen statt, aber auch beispielweise für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Die Einsatzdauer beläuft sich meist auf drei bis sechs Wochen, wobei die Höchstdauer bei sechs Monaten liegt. Die Deutsche Wirtschaftsvereinigung (DWV) ist exklusive Vertreterin des SES in Georgien und steht für alle Anfragen und Bedarfe gerne zur Verfügung. Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest 28 | S e i t e Mai 2016
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