Georgien Ein Markt mit Zukunft - DWV (Deutsche Wirtschaftsvereinigung) und GTAI (Germany Trade & Invest) - VDMA Außenwirtschaft

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Georgien Ein Markt mit Zukunft - DWV (Deutsche Wirtschaftsvereinigung) und GTAI (Germany Trade & Invest) - VDMA Außenwirtschaft
Georgien
         Ein Markt mit Zukunft

DWV (Deutsche Wirtschaftsvereinigung) und GTAI (Germany Trade & Invest)

                         Gemeinschaftspublikation
Georgien Ein Markt mit Zukunft - DWV (Deutsche Wirtschaftsvereinigung) und GTAI (Germany Trade & Invest) - VDMA Außenwirtschaft
Sehr geehrte Damen und Herren,

als Deutsche Wirtschaftsvereinigung (DWV) stehen wir an der Seite aller an den deutsch-
georgischen Wirtschaftsbeziehungen Interessierten. Für ein erfolgreiches Engagement mit
diesem freien Land an der Nahtstelle zwischen Europa und Asien benötigen Sie fundierte
Informationen. Wir freuen uns, dass wir als einer der größten bilateralen Wirtschaftsverbände
im Land Ihnen gemeinsam mit Germany Trade & Invest, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft
der Bundesrepublik Deutschland, solch aktuelles „Know-how“ liefern können. Zugleich danken
wir Rödl & Partner, Tbilisi, für den Beitrag zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und Steuern.

Zögern Sie nicht, von unserem umfangreichen Dienstleistungsportfolio zu Ihrer Unterstützung
Gebrauch zu machen. Über unsere Website www.georgien.ahk.de sowie im unmittelbaren
Kontakt stehen wir Ihnen mit diesem gerne zur Verfügung!

Ihnen ein gutes Gelingen!

Oliver Regner

Geschäftsführer
Deutsche Wirtschaftsvereinigung (DWV)

    Oliver Regner                            Dr. Uwe Strohbach           Natia Gobejishvili

   Geschäftsführer                     Repräsentant für Zentralasien     Projektmanagerin
        DWV                                 und Südkaukasus                    DWV
                                                  GTAI

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Mai 2016
Georgien Ein Markt mit Zukunft - DWV (Deutsche Wirtschaftsvereinigung) und GTAI (Germany Trade & Invest) - VDMA Außenwirtschaft
Sehr geehrte Damen und Herren,

das moderne, sich schnell entwickelnde Georgien ragt innerhalb der Kaukasusregion durch
seine liberale und investitionsfreundliche Wirtschaftspolitik hervor. Etwa 300 im Land aktive
deutsche Unternehmen zeugen vom Vertrauen in die politische Stabilität und rechtsstaatliche
Entwicklung des Landes. Durch sein offenes Geschäftsklima, niedrige Steuern und ein modernes
Arbeitsrecht empfiehlt sich Georgien deutschen Firmen als Produktionsstandort und
Handelsdrehkreuz im Kaukasus.

Strategisch bildet das Land einen wichtigen Brückenkopf auf der neu entstehenden
Seidenstraße zwischen Orient und Okzident. Durch Georgien führen wichtige Öl- und
Gaspipelines. Internationale Gelder fließen in den Ausbau der Verkehrs- und
Energieinfrastruktur. Umfassende öffentliche Förderprogramme beleben den Agrarsektor.
Wirtschaftliche Zugpferde sind auch die Ernährungswirtschaft und der Tourismussektor.

Georgiens Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union dürfte Handel und
Investitionen weiter anschieben. Das umfassende Freihandelsabkommen ermöglicht
georgischen Firmen einen freieren Zugang zum europäischen Markt. Weitere Erleichterungen
winken, wenn nicht nur Deutsche, sondern auch Georgier in Kürze - wie beabsichtigt - visumfrei
in das jeweilige Partnerland reisen können. "Made in Germany" genießt in Georgien einen
guten Ruf. Punkten können deutsche Partner in Georgien im Maschinenbau, im Agrar- und
Bausektor, in der Abfall- und Abwasserwirtschaft sowie bei erneuerbaren Energien.

Germany Trade & Invest begleitet die bilaterale Kooperation durch systematische
Berichterstattung über aktuelle Wirtschafts- und Branchentrends, aber auch gezielte
Zusammenarbeit mit georgischen Investoren. Auf unserer Homepage finden Sie unter
www.gtai.de/georgien aktuelle Informationen zu Entwicklungen und Projekten in Georgien.

Viel Erfolg für Ihr Georgien-Geschäft!

Edda Wolf
Leiterin des Bereichs GUS/Südosteuropa

Germany Trade and Invest
Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH der Bundesrepublik Deutschland

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Georgien Ein Markt mit Zukunft - DWV (Deutsche Wirtschaftsvereinigung) und GTAI (Germany Trade & Invest) - VDMA Außenwirtschaft
Inhaltsverzeichnis

Vorwort ........................................................................................................................................................ 2
1      Dienstleistungen der DWV und GTAI ................................................................................................... 5
2      Allgemeine Daten.................................................................................................................................. 7
3      Wirtschaftsentwicklung und -struktur .................................................................................................. 9
    3.1        Makroökonomische Entwicklung .................................................................................................. 9
    3.2        Außenhandel ............................................................................................................................... 12
    3.3        Wirtschaftsstruktur ..................................................................................................................... 15
4      Investitionsklima, Arbeitsmarkt und Löhne ........................................................................................ 21
    4.1        Investitionsklima ......................................................................................................................... 21
    4.2        Arbeitsmarkt und Löhne ............................................................................................................. 27
    4.3        Berufsbildung .............................................................................................................................. 34
5      Wachstumsbrachen ............................................................................................................................ 36
    5.1        Infrastruktur und Hochbau ......................................................................................................... 36
       5.1.1          Energie/Hydroenergetik...................................................................................................... 36
       5.1.2          Transport und Logistik ........................................................................................................ 37
       5.1.3          Wasser/Abwasser ............................................................................................................... 45
       5.1.4          Hochbau .............................................................................................................................. 46
    5.2        Landwirtschaft ............................................................................................................................ 48
    5.3        Industrie ...................................................................................................................................... 51
       5.3.1          Getränke- und Lebensmittelindustrie ................................................................................. 51
       5.3.2          Sonstige verarbeitende Industrie........................................................................................ 53
       5.3.3          Bergbau ............................................................................................................................... 55
    5.4        Tourismus.................................................................................................................................... 56
6      Rechtliche Rahmenbedingungen und Steuern ................................................................................... 58
    6.1        Assoziierungs- und Freihandelsabkommen mit der EU .............................................................. 58
    6.2        Gesellschaftsrecht ....................................................................................................................... 58
    6.3        Steuerrecht ................................................................................................................................. 61
    6.4        Arbeitsrecht………………................................................................................................................65

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1               Dienstleistungen der DWV und GTAI

Dienstleistungsangebot der Deutschen Wirtschaftsvereinigung

Die DWV bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen an, um die Wirtschaftsbeziehungen
zwischen Deutschland und Georgien wirksam zu unterstützen. Zugleich besteht eine enge
Kooperation mit Armenien.

1       Markteintritt
        Geschäftspartnersuche
        Individuelle Absatzberatung
        Adressrecherche
        Unternehmerreisen

2       Marktstudien

3       Bonitätsprüfung/Mediation/Unterstützung bei Streitigkeiten

4       Ausschreibungsservices
        Informationen über Ausschreibungen
        Begleitung bei der Ausschreibungsteilnahme
        Übersetzungen von Ausschreibungstexten

5       Personaldienstleistungen
        Schaltung eines Inserats und Betreuung des Bewerbungsprozesses
        Kandidatenauswahl
        Trainings und Seminare

6       Unternehmerreisen

7       Messedienstleistungen

8       Geschäftspräsenz/Büroservices
        Arbeitsplatz und Büroinfrastruktur
        Virtuelles Büro Tiflis
        Telefonservices

9       Übersetzungsdienstleistungen

10      Unternehmenswerbung
        Bannerwerbung auf der DWV-Website
        Werbung in Publikationen und auf Veranstaltungen

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Dienstleistungen der GTAI

Germany Trade & Invest ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik
Deutschland. Die Gesellschaft sichert und schafft Arbeitsplätze und stärkt damit den
Wirtschaftsstandort Deutschland. Mit über 50 Standorten weltweit und dem Partnernetzwerk
unterstützt Germany Trade & Invest deutsche Unternehmen bei ihrem Weg ins Ausland, wirbt
für den Standort Deutschland und begleitet ausländische Unternehmen bei der Ansiedlung in
Deutschland.

Exportförderung

Germany Trade & Invest unterstützt den deutschen Mittelstand im globalen Wettbewerb mit
kundenspezifischen Analysen über Chancen und Risiken auf Auslandsmärkten. Mit seinem
umfassenden Informationsangebot zu mehr als 120 Ländern liefert Germany Trade & Invest die
Wissensgrundlage für den Erfolg der deutschen Exportwirtschaft im Ausland.

Investorenberatung

Germany Trade & Invest unterstützt und berät ausländische Investoren vom Markteintritt bis
zur Ansiedlung in Deutschland. Die Gesellschaft verfolgt damit das Ziel, durch
Unternehmensansiedlungen Arbeitsplätze zu schaffen und die deutsche Wirtschaft zu stärken.
Um das Ansiedlungsvorhaben so einfach wie möglich zu gestalten, arbeitet Germany Trade &
Invest als „One- Stop-Agency“ und bietet ausländischen Investoren ein umfassendes
Serviceangebot.

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2               Allgemeine Daten

                                  Landkarte Georgien

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Geographische Lage:

Georgien liegt östlich des Schwarzen Meeres und südlich des Großen Kaukasus an der Grenze von Asien
zu Europa. Das Land grenzt im Norden an die Russische Föderation, im Süden an die Türkei und
Armenien und im Osten an Aserbaidschan.

Fläche:                69.900 qkm
                       (entspricht in etwa der Fläche Tschechiens, Irlands oder des Freistaates
                       Bayern; circa ein Fünftel des Territoriums entfällt auf die abtrünnigen
                       Konfliktgebiete Abchasien und Südossetien)

Bevölkerung:           3,72 Mio. Einwohner (1.1.2016)

Hauptstadt:            Tiflis (Tbilisi; 1,12 Mio. Einwohner, inoffiziell circa 1,3 Mio. Einwohner)

Amtssprache:           Georgisch

Klima:                  Sieben Klimazonen von subtropisch-feucht im Westen bis zu einem
                        trockenen und gemäßigten Kontinentalklima im Osten

Verwaltungs-            Hauptstadt Tiflis (Tbilisi), Autonome Republik Adscharien
struktur:               und neun Regionen

Währung:               Lari (GEL) – 1 Lari = 100 Tetri

Religion:              Georgisch-orthodox; Georgien war nach Armenien das zweite Land der
                       Welt, welches das Christentum zur Staatsreligion erklärte

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3                  Wirtschaftsentwicklung und -struktur
3.1                Makroökonomische Entwicklung

Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs

Die Wirtschaft Georgiens wird 2016 um etwa 2,5 % bis maximal 3,0 % zulegen. Die Regierung
rechnet sogar mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,0 % bis 3,5 %. Sie
setzt auf eine anhaltende Belebung der Investitionen, des Baugewerbes, der Landwirtschaft
und des Tourismus. Die Experten des Internationalen Währungsfonds und der Ratingagentur
Fitch erwarten dagegen nur ein Plus von 2,5 %.

Wirtschaftliche Entwicklung 2014 bis 2016 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
 Kennziffer                                                              2014        2015        1)
                                                                                             2016
 BIP                                                                           4,6     2,8      2,5
 Einfuhr (Waren, cif) 2)                                                       7,3   -10,1      5,0
 Bruttoanlageinvestitionen 2)                                             27,9       19,9      15,0
 Privater Verbrauch 2)                                                     8,0        8,9       7,0
1)           2)
 Prognosen; nominale Veränderungen
Quellen: Nationales Statistikbüro, IWF, Germany Trade and Invest (Prognosen)

Das Land kann somit nicht an die 2010 bis 2012 erzielten BIP-Zuwächse von im Schnitt jährlich
6,6 % anknüpfen. Ein solches Wachstum ist angesichts des großen technisch-technologischen
Nachholbedarfs und der in vielen Branchen noch brachliegenden Potenziale für eine sich
dauerhaft stabil entwickelnde Wirtschaft jedoch unabdingbar. Die bescheidenen Erwartungen
sind hauptsächlich den Auswirkungen externer Faktoren auf die georgische Wirtschaft
geschuldet.

Hierzu zählen die Wirtschaftskrise in wichtigen Exportländern Georgiens (Russland,
Aserbaidschan und Ukraine), die Abwertung der Nationalwährung GEL gegenüber dem US-
Dollar von Ende 2014 bis Anfang 2016 um gut ein Drittel und sinkende private Geldtransfers aus
dem Ausland. Auch hausgemachte Probleme, wie die in einigen Sektoren nur halbherzig
durchgeführten oder noch ausgebliebenen Reformen, sind Gründe für das schwache
Wirtschaftswachstum. Weitere Fortschritte in der Reformpolitik sind jedoch in Sicht.

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Wirtschaftliche Eckdaten
 Indikator                                                                   2013              2014        2015
 BIP (nominal, Mrd. USD)                                                     16,14             16,51       13,96
 BIP pro Kopf (USD) 1)                                                     3.599,6           3.676,2     3.743,1
                                                                         (4.311,9)         (4.410,2)
 Bevölkerung (Mio.) 2)                                                 4,48 (3,73)       4,49 (3,73)       3,73
 Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 USD = Lari, GEL)                       1,6634            1,7659      2,2702
1)
 Angaben in Klammern: Neuberechnungen auf der Basis des vorläufigen Ergebnisses des Zensus von 2014;
2)
 jeweils zum 1.1., Angaben in Klammern: vorläufige Ergebnisse des Zensus von 2014
Quellen: Nationales Statistikbüro, Statistisches Bundesamt, Berechnungen von Germany Trade and Invest

Investitionsbelebung setzt sich fort

Eine positive Entwicklung lässt sich bei den Bruttoanlageinvestitionen beobachten. Sie legten
2014 und 2015, bemessen in GEL, jeweils zweistellig zu. Das in US-Dollar umgerechnete
Investitionsvolumen lag jedoch 2015 aufgrund der Währungsabwertung um knapp 0,3 Mrd.
USD unter dem Vorjahreswert von 4,27 Mrd. USD. Für 2016 hat die Kaukasusrepublik gute
Aussichten auf ein weiteres Anziehen der Investitionen um nominal 15 % und mehr.

     Partnerschaftsfonds: Hinter dem Namen JSC Partnership Fund verbirgt sich ein 2011
     gegründeter staatlicher Investitionsfonds auf der Basis der Aktiva großer staatlicher
     Unternehmen aus den Bereichen Transport, Energie und Infrastruktur (darunter vor allem
     der Eisenbahngesellschaft, des Öl- und Gaskonzerns sowie des Stromnetzbetreibers).
     Hauptziel des Fonds ist die Mitfinanzierung privater Investitionsprojekte in Georgien zu
     Beginn ihrer Entwicklung (Eigenkapital, Mezzanine etc.). Der Gesamtwert der bereits
     umgesetzten oder der sich gegenwärtig in der Realisierung befindenden Projekte liegt bei
     weit über 1 Mrd. USD. Hierzu zählen Vorhaben in solchen Sparten wie Hydroenergetik,
     Tourismus, Land- und Nahrungsmittelwirtschaft oder pharmazeutische Produktion.

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Mai 2016
Für die günstige Prognose zur Investitionsentwicklung sprechen rege ins Land fließende
internationale Fördergelder und Kredite für die Erneuerung und den Ausbau der Infrastruktur,
der Ernährungswirtschaft und anderer Sektoren sowie verschiedene Förderprogramme für
unternehmerische Initiativen in der Landwirtschaft, in der Industrie und im Tourismus.
Wachsende Aktivitäten bei der Mitfinanzierung prioritärer privater Projekte in der Wirtschaft
entwickeln der private, mit 6 Mrd. USD ausgestattete Georgian Co-Investment Fund sowie der
staatliche Partnerschaftsfonds.

Die von der georgischen Regierung in den vergangenen
drei Jahren gestarteten Initiativen zur Ankurbelung der
Investitionen werden künftig weiter ausgebaut. So gelten
seit 2016 verbesserte Förderkonditionen für das mit
Erfolg seit Juni 2014 laufende staatliche Programm zur
Förderung der einheimischen Produktion namens
"Produce in Georgia". Nutznießer sind private kleine und
mittlere investitionswillige Unternehmen, die für die Realisierung ihrer Vorhaben je nach
Projektart ein Darlehen in nationaler Währung oder in Devisen in Höhe von mindestens 150.000
GEL (rund 60.000 USD) beziehungsweise 75.000 USD aufnehmen.

 Produce in Georgia: Das staatliche Programm Produce in Georgia zielt darauf ab,
 Unternehmensgründungen, insbesondere in der Industrie und im Agrarsektor, zu fördern
 sowie das Exportpotenzial zu steigern. Die Initiative bietet finanzielle Unterstützung
 mittels Zinsvergünstigungen, einen Zugang zu Immobilien zu einem symbolischen Preis
 sowie Beratungsleistungen. Voraussetzung für die Inanspruchnahme eines geförderten
 Darlehens ist, dass von der Kreditsumme mindestens 80% für den Kauf von Maschinen
 und Ausrüstungen verwendet werden. Bis Anfang April 2016 wurden mit Geldern aus
 dem Programm rund 150 neue Produktionsstätten gegründet und 750 bestehende
 Betriebe modernisiert.

Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest                            11 | S e i t e
Mai 2016
Neue Reforminitiative gestartet

Im Frühjahr 2016 kündigte die Regierung ein neues Reformprogramm an. Es soll zu einer
signifikanten Belebung der Wirtschaft und einer Ausweitung des Anteils kleiner und mittlerer
Unternehmen (KMU) an der gesamtwirtschaftlichen Produktion beitragen. Der Anteil des KMU-
Sektors am BIP liegt heute noch unter 20 %. Die Reformmaßnahmen umfassen die Gewährung
von Steueranreizen für investitionswillige Firmen, die Umsetzung eines effizienten Front-Office-
Konzeptes in der öffentlichen Verwaltung, einen massiven Ausbau des Berufsschulwesens,
einen Bürokratieabbau im Interesse einer zügigen Realisierung von Infrastrukturprojekten
sowie eine verstärkte Förderung privater Investitionen in allen Landesteilen.

Die Regierung beabsichtigt auch die Gründung einer neuen zentralen wirtschaftsfördernden
Einrichtung, mit Fokus auf der Gewinnung von Investoren in Regionen außerhalb der großen
Ballungsgebiete Georgiens. Sowohl die Realisierung des Reformpakts als auch die erwartete
Wiederbelebung der Volkswirtschaften in den GUS-Hauptpartnerländern dürften ab 2017
wieder zu einem höheren realen BIP-Wachstum in Georgien von etwa 4,0 % bis 4,5 % führen.

3.2               Außenhandel

Der Außenhandel ging 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 13,3 % auf 9,9 Mrd. USD zurück. Der
Einbruch bei den Warenexporten um 23 % auf 2,2 Mrd. USD ist auf den massiv eingebrochenen
Pkw-Reexport nach Aserbaidschan und Armenien, die schwache Nachfrage nach wichtigen
georgischen Exportgütern (vor allem Mineralwasser und Wein) in den Krisenländern Russland,
Ukraine und Kasachstan sowie gesunkene Weltmarktpreise für Ferrolegierungen
zurückzuführen. Hinter dem Rückgang der Warenimporte um 10,1 % auf 7,7 Mrd. USD stehen
Mindereinfuhren von Pkw (für den Re-Export) und geringe Preise für eingeführte Ölprodukte.
Unter Herausrechnung eines großen einmaligen Sonderpostens im Import aus Irland (Präparate
gegen Hepatitis C) sind die Einfuhren um 15 % auf 7,3 Mrd. USD gesunken.

Entwicklung des Außenhandels (in Mio. USD; nominale Veränd. gegenüber Vorjahr in %) 1)
                                     2012           2013    2014         2015   Veränderung
                                                                                  2015/2014
 Umsatz, insgesamt                 10.413         10.921   11.454       9.931          -13,3
 Warenimporte (cif)                 8.037          8.012    8.593       7.727          -10,1
 Warenexporte (fob)                  2.376         2.909    2.861       2.204          -23,0
 Handelsbilanzsaldo                 -5.661        -5.103   -5.732      -5.523            3,6

1)
 ohne nichtorganisierten Handel
Quelle: Nationales Statistikbüro

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Mai 2016
Die Einfuhren übersteigen die Ausfuhren traditionell um ein Mehrfaches. Im Schnitt übertrafen
die Importe 2011 bis 2015 die Exporte um den Faktor 3,2. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Zum
einen muss Georgien das Gros seines Bedarfs an strategischen Ressourcen (Gas, Ölprodukte,
Metalle und Holz) und Nahrungsgütern (inklusive Weizen) einführen und zum anderen ist die
Exportwirtschaft bisher nur auf einige wenige und zudem wenig veredelte Produkte
ausgerichtet (Ferrolegierungen, Kupfererze/-konzentrate, Kfz/Re-Exporte, Waren des Agrar-
Industrie-Komplexes wie Haselnüsse, Wein, Mineralwasser und Dünger). Die zehn
bedeutendsten Hauptexportgüter stehen für zwei Drittel aller georgischen Ausfuhren.

Die Prognosen für den Außenhandel im Jahr 2016 sind bedingt durch viele Unwägbarkeiten
widersprüchlich. Die Unsicherheiten gelten angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage in
den wichtigen Abnehmerländern der GUS vor allem für den Export. Für die Ausfuhren
prognostizieren die meisten Landeskenner einen Rückgang oder bestenfalls eine Stagnation.
Die Importe könnten angesichts der anhaltenden Investitionsbelebung im Land um einige
Prozentpunkte steigen. Der schwache Privatverbrauch dürfte diesen Trend jedoch drosseln.

Hauptwarengruppen im Import (in Mio. USD; nominale Veränd. gegenüber Vorjahr in %) 1)
 SITC Warengruppe                               2012          2013           2014        2015    Veränderung
                                                                                                   2015/2014
 Arzneimittel                                     233           281           315       745 2)         136,5
 Öl und Ölprodukte                                951           954           918        657            -28,4
 Kraftfahrzeuge (Pkw, vorwiegend                  663           711           715        463            -35,2
 Re-Exporte)
 Erdgas                                           318           317           369         419               13,6
 Kupfererze und -konzentrate                     0,01           113           165         208               26,1
 Telefone für mobile und andere                  119            152           196         149              -24,0
 drahtlose Netze
 Getreide (Weizen)                                234           185           152         119              -21,7
 Tabakwaren (Zigaretten)                           91            96           116         104              -10,3
 Stahlrohre                                        18            10             7           73            942,9
 Eisen und Stahl, auch Teile                       93            65            91           64            -29,6
1)
  ohne nichtorganisierten Handel;
2)
  Das Importvolumen umfasst nach Angaben des Ministeriums für Gesundheitswesen eine Sonderbeschaffung von Präparaten
gegen Hepatitis C in Höhe von rund 400 Mio. USD
Weitere bedeutende Importpositionen: EDV-Technik, elektrotechnische Erzeugnisse für die Stromwirtschaft, Kühl- und
Gefriertechnik, Textilien und Bekleidung, Schokolade und Schokoladenerzeugnisse, Unterhaltungselektronik
Quelle: Nationales Statistikbüro

Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest                                                  13 | S e i t e
Mai 2016
Hauptwarengruppen im Export (in Mio. USD; nominale Veränd. gegenüber Vorjahr in %) 1)
    SITC Warengruppe                             2012           2013          2014     2015     Veränderung
                                                                                                  2015/2014
    Kupfererze, -konzentrate                        54           162            248     271              9,3
    Ferrolegierungen                               261           231            286     195            -31,8
    Kfz (Pkw, Re-Export)                           587           704            518     180            -65,3
    Haselnüsse                                      84           167            183     176             -3,8
    Arzneimittel (dosierte Waren)                   52             52            92     141             53,3
    Stickstoffdünger                               137           131            138     110            -20,3
    Wein                                            65           128            180      96            -46,6
    Öl und Ölprodukte                               27            41             36       85          136,1
    Mineralwasser, auch kohlensäure-                59           107            137       88          -35,8
    und zuckerhaltiges Quellwasser
    Spirituosen                                     80           100             95      65            -31,5
    Insgesamt: Agrarprodukte,                      511           774            826     612            -25,9
    Nahrungsmittel und Getränke
1)
 ohne nichtorganisierten Handel
Quelle: Nationales Statistikbüro

Hauptbezugsländer Georgiens (in Mio. USD; nominale Veränd. gegenüber Vorjahr in %)1)
    Land                                         2012           2013          2014     2015     Veränderung
                                                                                                  2015/2014
    Türkei                                       1.469         1.409          1.727    1.331           -22,9
    Russland                                       476           584            575      623             8,3
    VR China                                       614           612            733      587           -19,9
    Aserbaidschan                                  692           653            638     543           -14,9
    Irland                                          11            11             10    456 2)        4460,0
    Ukraine                                        588           601            546     455            -16,7
    Deutschland                                    540           449            466     431             -7,5
    USA                                            213           254            287     252            -12.2
    VAE                                            184           211            199     213              7,0
    Rumänien                                       259           323            311      207           -33,4
    EU-Länder, insgesamt                         2.426         2.264          2.370    2.519             6,3
    Anteil am Gesamtimport (in %)                 30,2          28,3           27,6     32,6               -
1
) ohne nichtorganisierten Handel;
2
) einmaliger Großimport von Arzneimitteln durch das Ministerium für Gesundheitswesen
Quelle: Nationales Statistikbüro

Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest                                               14 | S e i t e
Mai 2016
Hauptausfuhrländer Georgiens (in Mio. USD; nominale Veränd. gegenüber Vorjahr in %)1)
 Land                                      2012            2013   2014   2015   Veränderung
                                                                                  2015/2014
 Aserbaidschan                               629            710    545    240          -56,0
 Bulgarien                                    70            151    167    214           28,1
 Türkei                                      140            184    239    186          -22,2
 Armenien                                    258            315    288    180          -37,5
 Russland                                     47            190    275    163          -40,7
 VR China                                     26             34     90    126           40,0
 USA                                         226            137    207    104          -49,8
 Usbekistan                                   16            23     55      97           76,4
 Deutschland                                  39            73     69      76           10,1
 Italien                                      53            81     86      74          -14,0
 EU-Länder, insgesamt                       352            607    624    646             3,5
 Anteil am Gesamtexport (in %)              14,8           20,9   21,8   29,3              -
1)
 ohne nichtorganisierten Handel
Quelle: Nationales Statistikbüro

3.3               Wirtschaftsstruktur

Die georgische Volkswirtschaft befindet sich in einer Etappe der wirtschaftlichen Konsolidierung
und Neuausrichtung. Einer der Standortvorteile Georgiens ist seine strategisch günstige Lage
zwischen Europa und Asien. Diese ermöglicht es dem Land, sich als regionaler Energie-Hub und
regionales Handelszentrum für den Südkaukasus und als Transitland für Waren zwischen
Europa, Zentral- und Ostasien sowie Nah- und Mittelost zu positionieren. Georgien ist schon
heute ein wichtiger Korridor für den Transport von Öl und Gas aus Aserbaidschan sowie von Öl
und Ölprodukten aus Kasachstan in die Türkei und von dort aus nach Europa.

Ein weiterer Trumpf des Landes ist sein großes Wasserkraft-Potenzial. Darauf entfallen mehr als
90 % aller energetischen Ressourcen Georgiens. Das wirtschaftlich nutzbare jährliche
Wasserkraftpotenzial an den etwa 300 Flussläufen geben Experten mit 32 Mrd. kWh an. Dies
entspricht in etwa dem Vierfachen der bisher genutzten Ressourcen.

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Mai 2016
Die heute abbaufähigen Reserven fossiler Energiequellen erreichen mit Ausnahme von Kohle
(201 Mio. t) nur eine bescheidene Größenordnung. Sie betragen laut offiziellen Angaben etwa 5
Mio. t Erdöl und 8 Mrd. cbm Gas. Die Ressourcen werden 700 Mio. t Kohle, 50 Mio. t Öl und 102
Mrd. cbm Gas beziffert. Die Förderung betrug 2015 lediglich 40.153 t Öl und 16,5 Mio. cbm Gas.

Hinweis: Weitere Informationen über mineralische Ressourcen einschließlich des Bergbaus
siehe Abschnitt 5.3.3 (Bergbau).

Außerdem verfügt Georgien über rund 2.000 registrierte Süßwasserquellen mit einer jährlichen
durchschnittlichen Zuflussmenge von etwa 250 Mrd. Liter Wasser, 22 unterirdische Heil- und
Mineralwasserquellen (40 Mrd. Liter/Jahr) sowie circa 2.300 sonstige Heil- und
Mineralwasserquellen (130 Mio. Liter/Tag). Zu den Vorzügen des Wirtschaftsstandorts
Georgiens zählen günstige klimatische Bedingungen für den Ausbau des Agrarsektors, ein
großes touristisches Potenzial und die beachtlichen Geschäftschancen bei der Modernisierung
und dem Ausbau der Infrastruktur (Transport, Wasser/Abwasser, Energie, soziale Objekte).

 Projekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zur
 Privatwirtschaftsentwicklung im Südkaukasus: Im Auftrag des Bundesministeriums für
 wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert die GIZ zahlreiche
 Initiativen, um durch ein breitenwirksames Wachstum das Stadt-Land-Gefälle und die
 Armut insbesondere in ländlichen Regionen zu reduzieren. Besonders in den Bereichen
 Landwirtschaft, Tourismus und Bau berät die GIZ staatliche und private Organisationen
 bei der Entwicklung von Strategien, fördert die Privatwirtschaft in bestimmten
 Wertschöpfungsketten und unterstützt bei der beruflichen Qualifizierung. Im Laufe der
 vergangenen drei Jahre hat die GIZ beispielsweise die Qualifizierung von Inhabern und
 Mitarbeitern kleiner Hotels, Architekten, Designern und Baufachleuten hinsichtlich
 Energieeffizienz sowie die Förderung von Weinproduzenten, die nach dem für Georgien
 typischen Qvevri-Verfahren keltern, vorangetrieben.

Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest                             16 | S e i t e
Mai 2016
Sektorale Struktur

Die Wirtschaftsstruktur Georgiens hat sich nach dem Zusammenbruch der UdSSR grundlegend
verändert. Die Anfang der 1990er Jahre vollzogene marktwirtschaftliche Schocktherapie (Preis-
und Handelsliberalisierung, freier Kapitalverkehr und Privatisierung) sowie die Zuspitzung
innerethnischer Konflikte in den abtrünnigen Provinzen Abchasien und Südossetien führten bis
1994 zu einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 74,6 % gegenüber 1989. Nach
einer kurzen zweijährigen Stabilisierungs- und Wachstumsphase hat sich der Aufwärtstrend
infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise in Russland, eines sich verschlechternden
Geschäftsklimas, einer ausufernden Korruption, nachlassender Reformbemühungen und sich
erneut zuspitzender innerethnischer Spannungen wieder abgeflacht.

                                                                                     © DWV, GTAI

                                                                             © HeidelbergCement

Erst nach der „Rosenrevolution“ (2003), aus der die Opposition unter Michail Saakaschwili als
Sieger hervorging, ging es dank neoliberaler Wirtschaftsreformen und einer effektiven
Korruptionsbekämpfung deutlich aufwärts. Das neoliberale Wirtschaftssystem gelangte aber
zunehmend an seine Grenzen. In Verbindung mit dem russisch-georgischen Fünf-Tage-Krieg um
die Gebiete Südossetien und Abchasien im August 2008 sowie den Auswirkungen der
Weltwirtschaftskrise musste Georgiens Wirtschaft wiederholt einen Rückschlag hinnehmen.

Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest                              17 | S e i t e
Mai 2016
Mangelnde wirtschaftsfördernde Reformen, zunehmende staatliche Interventionen, der
Konfrontationskurs der Regierung gegenüber Russland und soziale Probleme waren die
Hauptgründe für einen erneuten Machtwechsel im Herbst 2012. Der kurze Abriss der
Wirtschaftsentwicklung seit 1991 erklärt, warum das Land bis heute auf keine solide Basis für
eine sich dauerhaft selbst tragende und dynamisch entwickelnde Wirtschaft verweisen kann.

Die starke Importlastigkeit der Wirtschaft, das hohe Gewicht von Transitwaren am Export (um
die 30 %), erhebliche private Geldtransfers aus dem Ausland und massive internationale
Geberleistungen machen die Wirtschaft anfällig gegenüber exogenen Schocks. Die
verarbeitende Industrie und die Landwirtschaft weisen immer noch eine geringe Effizienz aus.
Die Herausbildung von Schlüsselsektoren, die sich auf lokale Standortvorzüge stützen können,
kommt nicht schnell genug voran. Der öffentliche und der private Verbrauch machten in den
vergangenen vier Jahren etwa 80 % bis 90 % des BIP aus. Diese hohe Quote weist auf eine im
internationalen Vergleich starke Konsumorientierung der Wirtschaft hin.

Die seit Ende 2012 amtierende Regierung hat mit beachtlichem Erfolg viele der von der
Vorgängerregierung unterlassenen Reformen auf den Weg gebracht und zu einem großen Teil
schon umgesetzt. Sie fördert prioritäre Wirtschaftssektoren und unternimmt ernsthafte
Bemühungen für eine signifikante Verbesserung der Rahmenbedingungen hin zu einer
nachhaltigen und stabilen Wirtschaftsentwicklung im Land. Diese Initiativen spiegeln sich vor
allem in der Förderung des Agrar-Industrie-Komplexes, in der Unterstützung kleiner und
mittlerer Unternehmen in allen Bereichen des verarbeitenden Gewerbes, in der Förderung des
Tourismus und vor allem in der Wiederbelebung des Handels mit Russland wider.

  Die DWV bietet Unternehmen, die an einem Markteintritt in Georgien oder Armenien
  interessiert sind, individuelle Beratungsgespräche an. Neben der Beantwortung Ihrer
  individuellen Fragen, liefern wir Informationen über die Wirtschaftsstandorte,
  Registrierungsverfahren, Genehmigungen, Zollangelegenheiten etc. Auch nennen wir
  Ihnen für Ihre individuellen Anliegen geeignete Ansprechpartner. Diese kurzen
  Erstberatungen sind kostenfrei.

Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest                            18 | S e i t e
Mai 2016
In der sich langsam wieder belebenden verarbeitenden Industrie, deren mengenmäßiger
Ausstoß heute nur circa ein Fünftel des Niveaus von Ende der 1980er Jahre erreicht,
dominieren die Nahrungs- und Genussmittelindustrie und die Produktion von Metallen und
fertigen Metallerzeugnissen. Es folgen die Baustoffindustrie (Schwerpunkt: Zement und
Betonerzeugnisse), einige wenige Segmente der chemischen Industrie (vorrangig Produktion
von Düngemitteln) sowie die Kunststoff- und die Pharma-Industrie. Die einst starke Textil- und
Bekleidungsindustrie ist heute nur noch mit etwa 1 % an der industriellen Erzeugung des Landes
beteiligt, gegenüber annähernd 20 % Ende der 1980er Jahre.

Bedeutung der Wirtschaftssektoren (Anteile in %)
Sektoren                                                                Anteil am BIP                 Anzahl der
                                                                                                     Angestellten
                                                                      2006        2015          2006        2015
1. Industrie insgesamt 1)                                              17,0        16,5        87.300    105.200
.Verarbeitende Industrie                                                9,9         9,8        54.700     78.200
..Lebensmittel- und Getränkeindustrie                                    4,6         4,5       21.300        29.300
..Chemie- und Kunststoffindustrie                                        1,3         1,2        6.000         8.800
..Baustoffindustrie/Produktion nichtmetallischer                         1,1         1,4        6.400          7.200
Erzeugnisse
..Produktion von Basismetallen und metallischen                          1,4         1,5        5.200        13.300
Erzeugnissen
2. Bauwirtschaft                                                         7,9         8,0       46.700        59.900
3. Dienstleistungen                                                    60,4        66,3     202.8000        368.600
.ohne öffentliche Verwaltung und Bildung                               50,6        52,1          k.A.           k.A.
.Groß-/Einzelhandel, Reparatur von Kfz                                 15,6        16,6        39.100       128.900
.Transport und Kommunikation                                           13,3        10,7        53.300        57.500
.Gesundheit, soziale Dienste                                             5,0         6,0       50.400        58.000
.Immobilien, unternehmensnahe Dienste                                    3,8         6,6       24.000        51.800
.Hotel- und Gaststättenwesen                                             2,6         2,5       11.000        29.100
4. Landwirtschaft                                                      11,5          9,2        4.000        11.300
Memo:
Agrarbusiness insgesamt (Landwirtschaft und                            19,4        17,0           k.A.           k.A.
Nahrungsmittelindustrie)
Tourismuswirtschaft insgesamt                                            7,0         7,3          k.A.           k.A.
1)
  darin enthalten: Bergbau, verarbeitendes Gewerbe, Strom-, Gas- und Wasserversorgung sowie die Produktion in Haushalten
(Anteil der Produktion in Haushalten an der Industrieproduktion insgesamt 2015: 2,6 %)
Quelle: Nationales Statistikbüro

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Mai 2016
Regionale Struktur

Die Hauptstadt Tiflis ist das bedeutendste Wirtschaftszentrum Georgiens. In die
Landesmetropole fließen alljährlich drei Viertel der im Land realisierten Investitionen. Ihr Anteil
an der Warenproduktion und der Erbringung von Dienstleistungen in der Republik betrug unter
Beachtung der dort ansässigen Firmenzentralen 2010 bis 2015 im Schnitt rund zwei Drittel. Auf
die Stadt entfallen rund sieben Zehntel der alljährlich in Georgien realisierten Bauleistungen
und gut vier Zehntel des landesweiten Industrieausstoßes. In der lokalen Industrie dominieren
die Nahrungsmittel- und Baustoffindustrie sowie die Energiewirtschaft.

                                         Die aktuelle sozioökonomische Lage in Tiflis ist nicht
                                         zufriedenstellend. Die meisten Industriebetriebe, die 1990
                                         insgesamt 17,4 % der Fläche des damaligen Stadtgebietes
                                         (378 qkm) einnahmen (Schwermaschinenbau, Elektronik
                                         und Mikroelektronik, Textil- und Lebensmittelindustrie),
                                         meldeten in den 1990er Jahren Konkurs an. Mittel- und
                                         langfristig hat die Stadt gute Entwicklungsmöglichkeiten.
                                         Dies gilt sowohl für den weiteren Ausbau des
                                         Dienstleistungsgewerbes als auch für einige Branchen der
                                         Industrie,     so   für    die   Nahrungsmittelindustrie,
                                         technologieorientierte Sektoren der elektrotechnischen
                                         Industrie, den Maschinenbau und die Baustoffindustrie.
                                         Die in der Metropole geplanten städtebaulichen
                                         Aktivitäten sind in einem von der Stadtverwaltung (Tbilisi
                                         City Hall) verabschiedeten Masterplan skizziert.

Zweitwichtigste Industrieregion Georgiens ist die südlich und östlich der Hauptstadt gelegene
Region Niederkartlien. Ihr Anteil an der landesweiten Industrieproduktion beträgt rund ein
Fünftel und am Gesamtumsatz aller georgischen Unternehmen circa 6 %. Das lokale
Industriegeschehen prägen die in der regionalen Hauptstadt Rustavi und ihrem Umland
ansässigen    Unternehmen       GeoSteel     (Stahlguss,    Betonstahl-Walzgut),    Rusmetall
(Ferrolegierungen), Rustavi Steel (Stahlarmaturen, Rohre), Azot (Düngemittel und andere
Chemieerzeugnisse), HeidelbergCement (Zement), Carriage Building Company (rollendes
Material, Güter- und Reisezugwagen), Kazbegi (Brauerei) und Mtkvari Energy/Inter RAO (Strom-
und Wärmenergieerzeugung), die im Landkreis Bolnisi tätigen Unternehmen RMG Copper und

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Mai 2016
RMG Gold (Abbau von kupferhaltigen Erzen und goldhaltigen sekundären Quarziten,
Produktion von Kupfer- und Golderzkonzentrat) und Marneuli Food Factory in Marneuli, ein
Hersteller von Obst- und Gemüsekonserven.

Imeretien mit der lokalen Hauptstadt und zweitgrößten georgischen Stadt Kutaisi ist das
westgeorgische Wirtschaftszentrum und steht für knapp 5 % der landesweit erzielten
Unternehmensumsätze. Die größten lokalen Betriebe sind Georgian American Alloys
(Manganerzförderer Chiatura Manganese Mine und Siliziumaufbereitungswerk Zestafoni
Ferroalloy Plant) und Chiaturmanganum Georgia (Manganerzförderung, Produktion von
Ferromangan und -siliziummangan in Nakhshirgele/Imeretien und Rustavi/Niederkartlien). In
Imeretien gibt es nennenswerte Kapazitäten in der Nahrungsmittel-, der Textil- und der
holzverarbeitenden Industrie. Der Tourismus in der Region profitiert von der Inbetriebnahme
des neuen internationalen Flughafens Kutaisi Ende 2012.

Die im Südwesten Georgiens und am Schwarzen Meer gelegene Autonome Republik
Adscharien gilt nach der georgischen Hauptstadt als bedeutendster Standort für private
Investitionen (Schwerpunkte: Tourismus/Hotels, Infrastruktur). Das Verwaltungsgebiet steht für
7 % der für das Land insgesamt ausgewiesenen Unternehmensumsätze. Bedeutendste
Wirtschaftssektoren sind der Fremdenverkehr, der Agrar-Industrie-Komplex und die
Bekleidungsindustrie. Ein 2011 verabschiedetes Programm für die Entwicklung des Berg- und
Skitourismus sieht       bis  2020    die    Herausbildung weiterer        konkurrenzfähiger
Fremdenverkehrscluster mit mehr als 20 touristischen Zentren vor.

4               Investitionsklima, Arbeitsmarkt und Löhne
4.1             Investitionsklima

Georgien hat als Wirtschaftsstandort einige Trümpfe in der Hand. Das Land bietet ein liberales
Handelsregime: WTO-Mitglied seit 2000, zollfreie Einfuhr von 90 % aller Waren, kaum Export-/
Importlizenzen, -genehmigungen und -beschränkungen, einfache Aus- und Einfuhrverfahren
sowie freies Handelsregime mit der GUS, der Türkei und in naher Zukunft auch mit der VR
China. Das mit der EU abgeschlossene Assoziierungsabkommen umfasst umfangreiche
Erleichterungen für den Zugang georgischer Produkte zu den Märkten der EU.

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Mai 2016
Weitere Vorzüge des Standortes sind die politische Stabilität, eine effiziente und
geschäftsfreundliche Verwaltung geringe Steuern (Gewinnsteuersatz: 15 %), ein liberales
Bankensystem und eine geringe Korruptionsanfälligkeit. Das Land bietet Investoren
komparative Kostenvorteile wie geringe Stromtarife sowie günstige Lohn- und
Lohnnebenkosten. Investoren schätzen das recht hohe Bildungsniveau der Arbeitskräfte.
Insbesondere in technisch orientierten Berufsgruppen besteht jedoch ein Fachkräftemangel.

Georgien als Wirtschaftsstandort im internationalen Vergleich
Index                                 Rang (von Ländern; Jahr ) Wertung
Ease of Doing Business (World                  24 (von 189; 2016) Spitzenreiter bei der
Bank)                                                             Unternehmerfreundlichkeit in
                                                                  Osteuropa (GUS) inklusive
                                                                  Südkaukasus und Zentralasien
Global Competitiveness Index             66 (von 140; 2015-2016) Wettbewerbsfähigkeit zeigt im
(World Economic Forum)                                            Trend nach oben
Economic Freedom Index                         23 (von 178: 2016) weitest gehende wirtschaftliche
(Heritage Foundation)                                             Freiheit
Economic Freedom of the                        12 (von 157; 2015) weitestgehende wirtschaftliche
World Index (The Fraser                                           Freiheit
Institute)
Corruption Perceptions Index                   48 (von 168; 2015) geringste
(Transparency International)                                      Korruptionswahrnehmung in
                                                                  Osteuropa (GUS) inklusive
                                                                  Südkaukasus und Zentralasien
World Justice Project (WJP)                    29 (von 102; 2015) höchstes Niveau bei der
Rule of Law Index (The World                                      Einhaltung rechtsstaatlicher
Justice Project)                                                  Standards in Osteuropa (GUS)
                                                                  inklusive Südkaukasus und
                                                                  Zentralasien

Die guten unternehmerischen Rahmenbedingungen spiegeln sich in den vorderen Platzierungen
Georgiens in internationalen Rankings und Wettbewerbslisten wider. In dem von der Weltbank
jährlich erstellten Index über das Geschäftsklima „Doing Business“ hat Georgien einen kräftigen
Sprung nach vorn gemacht: von Rang 112 (unter 145 untersuchten Ländern) im Jahr 2005 auf
Platz 24 im Jahr 2016 (unter 189 Ländern). Spitzenpositionen nimmt das Land bei solchen
Kriterien wie Registrierung von Grundstückseigentum (Rang 3), Firmengründung (Rang 6),
Kreditvergabe (Rang 7), Beantragung und Erhalt von Baugenehmigungen (Rang 11) und
Durchsetzung von Verträgen (Rang 13) ein. Bei den Insolvenzregelungen (Rang 101), hat das
Land noch einen erheblichen Handlungsbedarf.

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Mai 2016
Ein detaillierter Blick auf die in den Geschäftsklimaindex eingehenden Bewertungen zeigt aber
auch, dass der bisher von der Regierung verfolgte massive formale Abbau von Bürokratie in
dem Index überbewertet wird. Markwirtschaftlich konforme und sozial orientierte Regelungen
sowie die Schaffung international üblicher Rahmenbedingungen für die internationale
Wettbewerbsfähigkeit blieben über viele Jahre hinweg zu einem erheblichen Teil auf der
Strecke. Doch auch hier lassen sich in den letzten drei Jahren deutliche Verbesserungen
beobachten (Einführung von Hygiene- und Umweltstandards, neuen Baunormen oder
international üblichen arbeitsrechtlichen Regelungen).

                                              Im Vergleich zum Ranking Doing Business, das eher
                                              die      formalen     Rahmenbedingungen            für
                                              unternehmerische Initiativen mit Bezug auf die
                                              staatliche Regulierung untersucht, analysiert das
                                              Weltwirtschaftsforum in seinem alljährlich erstellten
                                              „Global      Competitiveness       Report“        die
                                              Wettbewerbsfähigkeit und damit auch die
                                              Wachstumschancen in den Ländern. Im jüngsten
                                              Report von 2015-2016 platziert sich Georgien mit
                                              Rang 66 im Mittelfeld unter allen 140 analysierten
                                              Ländern (Nachbarn Armenien und Aserbaidschan:
                                              Ränge 82 und 40).

Nachholbedarf besteht laut Weltwirtschaftsforum vor allem bei folgenden Aspekten:
Verbesserung des makroökonomischen Klimas einschließlich weiterer Wiederbelebung der
Wirtschaftsbeziehungen mit Russland, Transportinfrastruktur, Qualität staatlicher Verwaltung,
Hoch- und Berufsschulausbildung, Abbau monopolistischer Strukturen in einigen
Wirtschaftssektoren, Aufbau einer leistungsfähigen Zulieferindustrie, weitere Eindämmung der
Arbeitslosigkeit und Armut eines Großteils der Bevölkerung. Bei den Pro-Kopf-Einkommen liegt
Georgien unter allen Nachfolgerepubliken der UdSSR im deutlich hinteren Feld.

In Georgien tätige ausländische Investoren bemängeln zu langsame Rechtsverfahren. Positiv
bewerten sie die 2011 eingeführte Institution eines Wirtschaftsombudsmanns (Business-
Ombudsman, seit Januar 2013: Giorgi Gakharia), der Kapitalanleger und ausländische Firmen
bei der Lösung geschäftlicher Probleme zügig und kompetent unterstützt. Dies gilt
insbesondere bei Streitfällen mit der staatlichen Verwaltung.

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Länderrating des Weltwirtschaftsforums 2015-2006 (wirtschaftlicher Rang von 140 Ländern)

 Kriterien                                                 Georgien Aserbaidschan   Deutschland
 Gesamtrang                                                      66            40             4
 1 Institutionen (bewertet unter anderem                        40            64             20
 Eigentumsrechte, Unabhängigkeit der Justiz,
 Intensität der Auditierung)
 2 Infrastruktur                                                61            65              7
 3 Makroökonomisches Umfeld                                     51            10             20
 4 Gesundheit und Grundschule                                   65           102             13
 5 Höhere Bildung und Ausbildung                                87            89             17
 6 Effizienz der Gütermärkte (benötigte Zeit für                48            66             23
 Firmengründung, Wettbewerbsintensität,
 Besteuerung, Zollvorschriften)
 7 Effizienz des Arbeitsmarkts                                  32            30             28
 8 Entwicklung des Finanzmarkts (bewertet                       68           114             18
 unter anderem Beschränkungen der
 Kapitalströme)
 9 Technologische Reife                                         72            57             12
 10 Marktgröße                                                  99            67              5
 11 Qualität des Geschäftsumfeldes                             112            73              3
 12 Innovation                                                 123            61              6

Quelle: World Economic Forum

Nach der „Rosenrevolution“ (2003), die Georgien den Weg zu einer umfassenden
Liberalisierung des Geschäftsklimas und zur Abschaffung der alten Korruptionssysteme ebnete,
hat sich der Nettozufluss ausländischer Direktinvestitionen in das Land sichtlich verstärkt. Im
Jahr 2014 wurde mit einem Zufluss von knapp 1,8 Mrd. USD das bislang zweitbeste Ergebnis
nach 2007 (2,0 Mrd. USD) erreicht. Die Angaben sind aufgrund unterschiedlicher
Erhebungsmethoden nur bedingt miteinander vergleichbar. Im Jahr 2015 erreichten die
Investitionen eine Höhe von 1,3 Mrd. USD.

Im Schnitt bewegte sich der Nettozufluss 2011 bis 2015 auf jährlich 1,2 Mrd. USD. Das Niveau
bei den Investitionen kann sich unter Beachtung der schwierigen internationalen
Rahmenbedingungen für Engagements in der Region Südkaukasus/Zentralasien sehen lassen.

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Mai 2016
Das Gros der Investitionen kam aus Aserbaidschan (2011 bis 2015: 1,16 Mrd. USD), den
Niederlanden (919 Mio. USD) und Großbritannien (510 Mio. USD). Bei den Investitionen aus
den Niederlanden handelt es sich größtenteils um Kapitalanlagen von Firmen aus anderen
Ländern. Diese Investoren sind in Amsterdam oder in niederländischen Offshorezonen
registriert. Hauptanlagesektoren waren bis 2015: Transport und Kommunikation (1,37 Mrd.
USD), Energie (907 Mio. USD), Finanzen (902 Mio. USD) und verarbeitende Industrie (684 Mio.
USD).

Unter den ausländischen Großinvestoren in Georgien ragt das Unternehmen SOCAR Energy
Georgia, das Standbein der staatlichen aserbaidschanischen Ölgesellschaft SOCAR in Georgien,
hervor. Bedeutende Investoren im Energiesektor sind ferner die russische Energieholding INTER
RAO UES (Stromnetzgesellschaft JSC Telasi, Wasserkraftwerke), das tschechische Unternehmen
Energo-Pro (Wasserkraftwerke) und die kasachische Öl- und Gasholding KazMunaiGaz
(Ölterminal Batumi). Türkische Firmen engagieren sich in der Hydroenergetik, beim Ausbau der
touristischen Infrastruktur, in der Bekleidungsindustrie und in der Ernährungswirtschaft. Die
Aktivitäten chinesischer Investoren konzentrieren sich auf das Baugewerbe, den Bankensektor
und die Landwirtschaft.

    In unserem Büro in Tbilisi bieten wir die verschiedensten Office-Dienstleistungen an,
    maßgeschneidert auf Ihren individuellen Bedarf. Das Team der DWV steht Ihnen vor Ort
    dergestalt zur Verfügung, dass Sie in Georgien präsent sein können ohne eigene
    Mitarbeiter und Infrastruktur unterhalten zu müssen. Unsere Dienstleistungen umfassen
    unter anderem:
    • Physische Adresse
    • Telefon- und Emailservice
    • Kommunikation mit Behörden, Anwälten etc.
    • Marketingaktionen
    • Bereitstellung eines Arbeitsplatzes inklusive Büroinfrastruktur

    Alle Dienstleistungen sowie die Kommunikation (in Georgisch) werden durch
    qualifizierte bilinguale (deutsch-georgische) DWV-Mitarbeiter durchgeführt.

Deutsche Wirtschaftsvereinigung / Germany Trade & Invest                            25 | S e i t e
Mai 2016
Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen (Nettozufluss in Mio. USD)
                                                   2011         2012          2013        2014        2015 2011-20151)
 Nettozufluss, insgesamt                           1.117         912           942        1.759       1.315      6.045
 Nach Hauptherkunftsländern
 .Aserbaidschan                                      138           59            82         341         542           1.162
 .Niederlande                                        242           35          153          374         111              919
 .Großbritannien                                      55           94           55          108         198              510
 .Luxemburg                                            43          42          143          110           87             425
 .Türkei                                               76          81            43           63          77             340
 .VR China                                             10          36            90         218           58             331
 .USA                                                  28          20            45         182           35             310
 .Deutschland                                          26      139 2)            22            4           6             197
 .Russland                                             55        20               2           82          49             208
 .Panama                                                2        10              26           71           7             186
 Nach Hauptbranchen
 .Transport/Kommunikation                            127           73          140          434         594           1.368
 .Energiewirtschaft                                  203          179          245          190          90              907
 .Finanzwirtschaft                                   168          162          166          115         191              902
 .Verarbeitende Industrie                            120          168          100          205           91             684
 .Bauwirtschaft                                        48          42            50         317         128              585
 .Immobilienwirtschaft                               225           53            42         139           48             507
 .Hotel-/Gaststättenwesen                              23          18           -13         125           61             214
 .Bergbau                                              40            5           44           43          43             175
 .Gesundheit/soziale Dienste                           17          18             0            -9         66              92
 .Land-/Fischwirtschaft                                15          16            12           13          29              85
 .Andere Sektoren                                    131          178          156          188           10             663
 Nach Hauptregionen
 .Tiflis                                             805          693          688        1.327       1.094           4.607
 .Adscharien                                           94          39            62         159         121              475
 .Mengrelien/Oberswanetien, Gurien                     66          55            57          94          51              323
 .Niederkartlien                                     147           42            14           55          55             313
 .Samzche-Dschachawetien                                5          21            52           74          38             190
1)
   Der Nettozufluss ausländischer Direktinvestitionen betrug seit der Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit Georgiens 1991
bis Ende 2015 rund 14,6 Mrd. USD;
2)
   Die Angabe umfasst ein Anfang 2013 von HeidelbergCement an die Tochterfirma HeidelbergCement Georgia erneut
übertragenes Darlehen über etwa 100 Mio. Euro (eine Rückbuchung erfolgte Ende 2012). Der Betrag ging trotz des
unberücksichtigten Abflusses im Vorjahr als Neuzufluss in die Anlagestatistik ein.
Quelle: Nationales Statistikbüro, Nationalbank Georgiens

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Mai 2016
Deutsche Investitionen sind vorrangig im verarbeitenden und im Dienstleistungsgewerbe aktiv.
Der Hauptinvestor HeidelbergCement investierte seit 2006 mehr als 300 Mio. USD in Fabriken
für die Produktion von Zement und Transport. Das Gros der übrigen Investitionen aus
Deutschland entfällt auf die ProCredit Bank Georgia (ProCreditHolding AG & Co. KGaA), Caparol
Georgia (Sparten: Farben/Lacke, Grundierungen, Spachtelmasse, Mörtel, Bautenschutz), Knauf
Georgia (Gipskartonplatten und Gips), Hipp Georgia (Babynahrung und Apfelsaftkonzentrat,
Anbau und Verarbeitung von Obst und Gemüse), Henkel (Bauklebstoff-Trockengemischen),
Schuchmann Wines (Weinanbau und -verarbeitung) und Essential Oils of Georgia (ätherische
Öle, Extrakte und Hydrolate aus frischen Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen).

4.2               Arbeitsmarkt und Löhne

Georgiens Arbeitsmarkt befindet sich im Umbruch. Trotz Bildungsinitiativen im Berufs- und
Hochschulwesen mangelt es in vielen Sektoren an Fachkräften. Zugleich gibt es viele
Arbeitslose. Vor allem jungen Menschen fehlen Jobs. Internationale Firmen finden auf dem
Markt nur schwer geeignete Mitarbeiter. Der Arbeitsmarkt ist stark dereguliert, das
Arbeitsrecht liberal. Löhne und Gehälter sind niedrig.

Im 2014 betrug die offizielle Arbeitslosenquote 12,4 % (246.000 Arbeitslose), nach 14,6 % und
15,0 % in den Jahren 2013 und 2012. Offizielle Angaben für 2015 liegen noch nicht vor. Laut
georgischen Experten dürfte die reale Arbeitslosenquote 35 % bis 40 % betragen, unter
Berücksichtigung von unfreiwilliger Teilzeit- sowie ineffektiver Beschäftigung sogar bis zu 50 %.
Die offizielle Arbeitslosenquote auf dem Lande belief sich in den letzten Jahren im Schnitt auf
mehr als 20 %, in den Städten bei 5 % bis 6 %. Besorgniserregend ist die hohe
Jugendarbeitslosigkeit. Etwa 30 % der Arbeitslosen verfügen über einen Universitätsabschluss.

Allgemeine Arbeitsmarktdaten 2014
Bevölkerung (in Mio., 2015)                                                               3,73
Erwerbspersonen (Bevölkerung älter als 15 und jünger als 65 Jahre; in Mio., 2015)         2,56
Erwerbstätige Bevölkerung (in Mio.)                                                       1,99
Beschäftigte (in Mio.)                                                                    1,75
Arbeitslosenquote, offizielle (in %; nach ILO-Definition)                                 12,4
Analphabetenquote (in %)                                                                   0,3
Universitätsabschluss (in % der Erwerbspersonen, 2013)                                    26,1

Quellen: Geostat, UNICEF (Welfare Monitoring Survey)

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Mai 2016
Von den 2014 offiziell 1,75 Mio. Beschäftigten waren drei Fünftel selbstständig und zwei Fünftel
abhängig Beschäftigte. Vier Fünftel der Selbstbeschäftigten sind Landbesitzer, Bauern und
deren Familien. Ein Fünftel stellen Straßenhändler, Taxifahrer und kleine Dienstleister. Das Gros
der Selbstbeschäftigten wäre lieber fest angestellt und müsste eigentlich als arbeitssuchend
erfasst werden. Von allen abhängig Beschäftigten sind etwa 40 % öffentlich Bedienstete. Diese
Zahlen weisen auf eine geringe Größe des regulären privaten Arbeitsmarktes hin.

Die hohe Zahl der Arbeitslosen und Selbstbeschäftigten lässt auf den ersten Blick ein flexibel
nutzbares Arbeitskräftepotenzial vermuten. In der Praxis jedoch verweist jeder dritte, in einigen
Regionen sogar jeder zweite Arbeitgeber auf Probleme bei der Rekrutierung. Aktuell werden im
Privatsektor vor allem Verkaufsmanager, Buchhalter, Ingenieure, Finanzfachkräfte,
Programmierer, Krankenschwestern/ -pfleger sowie Facharbeiter technischer Fachrichtungen
gesucht. Die meisten Arbeitsangebote entfallen auf Tiflis und die Region Imeretien.

Die Ursachen für den Fachkräftemangel sind vielschichtig. Der Zusammenbruch der UdSSR und
innerethnische Konflikte führten zum Niedergang der georgischen Wirtschaft und des
Bildungssystems. Viele Fachkräfte wanderten in andere Branchen, vornehmlich in den Handel,
oder ins Ausland ab. Seit der Unabhängigkeitserklärung Georgiens 1991 haben das Land weit
mehr als 1 Mio. Menschen vorwiegend aus ökonomischen Gründen verlassen.

  Senior Experten Service: Der „Senior Experten Service - Stiftung der Deutschen
  Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit“ ermöglicht es Menschen im Ruhestand,
  ihre jahrzehntelange Berufserfahrung an Fach- und Führungskräfte weiterzugeben. Im
  Rahmen dieses Ehrenamts leisten Ruheständler Hilfe zur Selbsthilfe indem sie im In- und
  Ausland ihre Kenntnisse weitergeben. Dabei finden die Einsätze vor allem in kleinen und
  mittleren Industrie- und Handwerksbetrieben sowie in Einrichtungen der Berufsbildung
  und des Gesundheitswesen statt, aber auch beispielweise für die Deutsche Gesellschaft
  für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Die Einsatzdauer beläuft sich meist auf drei bis
  sechs Wochen, wobei die Höchstdauer bei sechs Monaten liegt.

  Die Deutsche Wirtschaftsvereinigung (DWV) ist exklusive Vertreterin des SES in Georgien
  und steht für alle Anfragen und Bedarfe gerne zur Verfügung.

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