Wirtschaft KONKRET Krisenfeste Finanzen - Robert Beer Investment GmbH
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11 2020 Wirtschaft A 12275 I 75. Jahrgang KONKRET Der Mechatronik-Spitz Sustainable Developmen enreiter 10 t Goals 34 IHK-Konjunkturbericht 48 Krisenfeste Finanzen www.ihk-regensburg.de
Inhalt Krisenfeste Finanzen 36 08 Notizen Parkstein statt Frankfurt Unternehmen Der Fondsmanager Robert Beer schätzt seine Heimatort Parkstein im Landkreis 10 Zollner Elektronik AG Neustadt a. d. Waldnaab. Die ländlich geprägte Region steht im Gegensatz zu den Firmen vor Ort internationalen Finanzmärkten und liefert 15 Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger KG für ihn gleichzeitig den perfekten Ausgleich. 16 Meier – ein Lokal 56 16 Mahlo GmbH + Co. KG 17 Donau-Speditions-Gesellschaft Kießling mbH & Co. KG 17 Firmenjubiläen 18 greenpartment GmbH Veranstaltungen 19 Sicher mit Insolvenz umgehen 20 Veranstaltungsübersicht Reportáž 28 Tourismus am Boden Tourismus International am Boden 30 Kurzmeldungen Die Corona-Krise hat 32 Türöffner für Tschechien Tschechien voll im Griff. 28 34 Sustainable Development Goals Für das Urlaubsland mit vielen ausländischen Gästen fatal. Die Regierung setzt auf Urlaub im eigenen Land. 6 WIKO I 11 I 2020
Vom 2.300 Einwohner zählenden Markt Parkstein im Landkreis Neustadt an der Waldnaab aus beobachtet Robert Beer die Finanzmärkte der Welt. Fernab vom Frankfurter Börsengerangel schätzt er die Bodenständigkeit der Region. Für seine internationalen Kunden legt er Wert auf Kontinuität. Robert Beer Fondsmanager mit Ruhepol HANNO MEIER F rankfurt, London, New York – das klingt nach Hektik, Trubel, Börsen- gerangel. Eben das Leben an den Finanzplätzen der Welt. Die Skyline der Investment-Firma von Robert Beer bestimmen saftige Wiesen, grüne Wälder und ein uralter Vulkan. Bis das erste Mal ein Redakteur der Financial Times sich nach Parkstein verirrte, war es ein weiter Weg. „Es dau- ert, bis man sich hier Anerkennung erkämpft”, weiß Robert Beer aus 35-jähriger Erfahrung. Doch selbst für das Leitmedium der Börsenwelt führte irgendwann kein Weg mehr an dem erfolgreichen Fondsmanager in der nördlichen Oberpfalz vorbei. „Das brachte viel Aufmerksamkeit“ für Beer und wurde für sein Unter- nehmen zum Meilenstein. Er hat es geschafft, verwaltet inzwischen eines der größten, wenn nicht das größte Finanzpaket in Ostbayern. Die Anlageentschei- dungen für seine Fonds trifft er anhand selbst entwickelter Analyseprogramme. Sein Ziel sei es, sagt der bodenständige Finanzexperte, „die Performance der ganz Großen in der Branche zu übertreffen“. Dabei liegt er aktuell weit voraus – auch ohne Hektik, Trubel und Börsengerangel. (Fotos: Meier) WIKO I 11 I 2020 57
Person Seinen Firmensitz, gelegen am schönsten Basaltkegel Europas, wollte Beer nie gegen das stressgeplagte Umfeld der Mainmetropole eintauschen. Parksteiner Urgestein gehende Bauingenieur sein Börsenwissen, Parkstein, ein prosperierender 2.300 Ein- arbeitet sich in die komplette Materie ein, wohner-Markt im Landkreis Neustadt an „Nur wenn es Sinn bis hin zu Spekulationen mit Rohöl und der Waldnaab, zehn Auto-Minuten nord- westlich von Weiden. In den Tag startet Ro- macht.“ Termingeschäften. Und er investierte sein Erspartes. „Erst viel gewonnen, dann wie- bert Beer morgens mit einer Stunde Lau- der verloren“, kommentiert er seine Lehr- fen. Nicht mehr so extrem wie einst, als jahre und ergänzt: „Aber auch viel gelernt“. der 59-Jährige noch Marathon lief, sondern Ambitionen des Jahrgang 1961ers jäh been- ganz gemütlich: „Da hinten runter zum deten. Beim Thema Fußballkarriere wirkt Als das ganze Geld weg war, mussten neue Wald und dann eine schöne Runde“, das er beinahe nachdenklich. Erst später verrät Einkünfte her. Beer schrieb ein erstes Buch mache ihn fit für den ganzen Tag. er, dass er ursprünglich mal Sport studie- über seine Erfahrungen auf dem Finanz- ren wollte, was die Verletzungsgeschichte markt. „Die ganzen Berechnungen für Bör- Wir stehen auf der Veranda des moder- vereitelte. senspekulationen macht man heute nicht nen Firmen-Domizils, das Beer vor eini- mehr mit dem Taschenrechner, das müsste gen Jahren auf die grüne Wiese stellte. Den Neun Mark investiert ein Computerprogramm übernehmen“, Blick nach rechts begrenzt der knapp 600 Beer justierte neu, plante ein Wirtschafts- schrieb er damals. Das war 1986. Prompt Meter hohe Basaltkegel, dem der Ort sei- studium. „Jeder, der nicht weiß was er stu- rief ein Schweizer Verleger im Studenten- nen Namen verdankt. Über 20 Millionen dieren soll, der studiert Wirtschaft“, sagte wohnheim an und wollte dieses Compu- Jahre alt. Ein Fixpunkt in der Landschaft. ihm jemand unverblümt ins Gesicht. Ein terprogramm vertreiben. „Ich hatte aber Die vulkanischen Gesteinsssäulen bezeich- Freund studierte Bauingenieurswesen, gar keines“, lacht Robert Beer. „… müsste … nete Alexander von Humboldt einst als den damit konnte der Sohn eines Stuckateurs übernehmen“, hatte er im Konjunktiv ge- „schönsten Basaltkegel Europas“. Links am auch etwas anfangen. „Mathematische schrieben. Horizont blinken die Dächer der Amerika- Grundbegabung war da“, sagt er. Also ging ner Siedlung von Grafenwöhr herüber. Da- er nach München. Stetig selbstständig zwischen meilenweites Grün in allen Schat- Beer kontaktierte einen Studienkollegen: tierungen. „Ich bin ein echter Parksteiner“, Auf einem Wühltisch bei Karstadt ent- „Wir haben einen Auftrag!“ Auf einem sagt Beer unvermittelt: „… noch hier gebo- deckte der junge Oberpfälzer „ziemlich zu Commodore C64, jenem legendären Heim- ren, im Schlafzimmer meiner Eltern.“ Beginn“ seines Bauingenieur-Studiums zu- computer in den 1980ern, der gleichzeitig fällig ein kleines Büchlein mit dem Titel: als Spielekonsole und als Programmier- Mit Leidenschaft habe er hier im Dorf Fuß- „Geldverdienen mit Aktien“. Neun Mark hardware diente, begannen sie zu zweit die ball gespielt. Später bei der SpVgg Weiden habe es gekostet, erinnert er sich noch erste Software zur Auswahl von Börsenwer- in der Bayernliga. „Leider nicht solange“, heute: Er habe es gelesen „und zwei Tage ten zu schreiben: 8-Bit-Prozessor, 64 KB Ar- erzählt er, „nur bis zum 20. Lebensjahr“, später vom Ersparten meine ersten Aktien beitsspeicher. Heute unvorstellbar für die weil dann Verletzungen die sportlichen gekauft“. In kürzester Zeit vertiefte der an- Generation der Digital Natives. „Rein zu- 58 WIKO I 11 I 2020
fällig“, wie Beer heute sagt, schlitterte er kel, zu denen nur gehörte, wer ständig vor Robert Beer, dessen sportliches Fitnesspro- so neben seinem Bauingenieursstudium in Ort dabei war. Dieses stressgeplagte Um- gramm vom Laufen, übers Radeln, Skifah- die Schiene der Finanzsoftware-Entwickler feld der Mainmetropole wollte er noch nie ren fast zu der gesamten Palette der Frei- und schrieb darüber Bücher. gegen Parkstein eintauschen. Im Gegenteil: zeit-Sportarten reicht, auf keinen Fall. Dass „Ich bin hier weg von diesem Mainstream- er nächstes Jahr seinen 60. Geburtstag fei- „Erzählen Sie uns das nicht nur, machen Denken“, sagt er, und wenn es an den Bör- ert mag man ohnehin kaum glauben. Sie es“, wurde er plötzlich gefordert. Lo- sen allzu hektisch wird, dann gehe er viel- gisch konsequent stieg Beer in die Vermö- leicht sogar lieber erst mal eine Runde spa- Aber wenn er sich an Warren Buffett, den gensverwaltung ein – und blieb dabei im- zieren. „Das Faszinierende, die Emotionen legendären 90-jährigen amerikanischen mer selbstständig. Seine Selbstständigkeit und die Leidenschaft miteinander zu ver- Börsen-Guru orientiert, dann könne er betont er gerne und nachhaltig, erzählt binden und mit einem klaren, kühlen und das ja locker noch 30 Jahre weiter machen, auf die Frage danach spontan eine nette gesunden Menschenverstand zu agieren“, flachst er. Wichtig sei, eben jene Kontinu- Geschichte, die gleichzeitig viel über den das sei die Kunst in seinem Geschäft. Dann ität und die gleichbleibenden Ansprech- Menschen Robert Beer aussagt: Am Ende könne man langfristig ein gutes Verständ- partner, die ihn, den Parksteiner Fonds- seiner Studienzeit sei er von dem Ressort- nis und Gespür für die Börsendynamik ent- manager, von den großen Bankinstituten leiter einer Bank gefragt worden, ob er sich wickeln. Wenn man dann noch akribisch unterscheidet. Häufig sei der Kunde dort auch ein festes Engagement für sein In forscht und entsprechende Algorithmen nur da, um sein Geld abzuliefern und In- stitut vorstellen könne. Leute mit Ahnung zur Auswahl der Werte entwickelt, könne vestment-Bänker hätten in erster Linie ihre vom damals gerade eingeführten Termin- man langfristig zu den Gewinnern zäh- eigenen Verträge im Blick. „Da sind wir an- börsengeschäft waren gesucht. Beer stellte len und sehr gute Renditen erzielen. Die ders gestrickt“, sagt Beer mit Verweis auf sich dem Bewerbungsprozedere der Groß- Grafik seiner Fonds-Performance auf dem die Konstanz der Ansprechpartner bei der bank bis zu jenem Punkt, als der Personal- Monitor lässt daran keinen Zweifel. Robert Beer Investment GmbH: „Wir be- chef ihn auf seine Selbstständigkeit an- kommen nur Kunden, wenn wir gute Ar- sprach, ihm darlegte, dass man hier großen Kontinuität gewährleistet beit abliefern.“ Anleger aus Deutschland, Wert auf Arbeiten in Teams lege. Auf die Der Erfolg sei das eine, die Erdung hier mit der Schweiz, Österreich, Luxemburg und Frage, ob er sich vorstellen könnte, sich da einem gewachsenen Freundes- und großen neuerdings auch aus Großbritannien auch mal etwas sagen zu lassen, antwortete Bekanntenkreis und vor allem die Fami- schenken den Oberpfälzern ihr Vertrauen. der Oberpfälzer: „Nur wenn es Sinn macht.“ lie, das sei ihm mindestens genauso wich- Von Lipper, einer der größten Fondsra- Damit war die Angelegenheit für beide Sei- tig. Seine Frau arbeitet als Physiotherapeu- tingagenturen der Welt, erhielt Robert ten beendet. „Die einzige Bewerbung in tin am Ort. Seine drei Kinder gingen hier Beer bereits mehrfach die Auszeichnung meinem ganzen Leben“, lacht der 59-Jäh- zur Schule. Familie, gemeinsames Essen, „Bester Fonds in Deutschland“ und sogar rige im Rückblick. Seine Strategieprozesse das sind Werte, die bei Beers gepflegt wer- „… in Europa“. entwickelte er weiter selbst. Der Erfolg gibt den und wurden, solange die drei Kinder ihm heute Recht. Er wird für Vorträge und noch im Haus waren. Die Jüngste machte Eines Tages schaute ein ranghoher Manager Schulungen von Banken engagiert und ver- soeben das Abi, „ist in der Orientierungs- von Meryl Lynch aus London in Parkstein waltet inzwischen eines der größten Anle- phase“, sagt der Papa. Ihre ältere Schwester vorbei, das ist schon einige Zeit her. Auch ger-Vermögen in Ostbayern – mit konstant studiert in Innsbruck Psychologie. Jonas, Beer hatte damals noch jene Hollywood Idee nachhaltigem Erfolg. der 23-jährige Sohn schloss „ziemlich zü- von Manager-Karrieren: London, Business gig“, wie sein Vater sagt, sein Volkswirt- Tower, Obere Etage, Blick auf den Hydepark? Heimat ohne Hektik schaftsstudium mit dem Bachelor ab, stu- „Wenn man aufsteigt, heißt das nicht nur Dabei blieb der Oberpfälzer immer in sei- diert jetzt Informatik und ist bereits voll in auf die Etagen nach oben, sondern meist ner Heimat geerdet. Es sei „ein unglaub- die Firma involviert. „Er hat mein gesamtes auch in die Büros nach innen“, klärte ihn liches Glück hier zu wohnen“. Das Wohn- Wissen aufgesaugt und könnte im Prinzip sein Gast auf. Zum Schluss habe ihm dieser haus nur 500 Meter entfernt. Die Aussicht morgen die Firma übernehmen“, sagt Beer eröffnet, dass er als Junge im Schwarzwald unverbaubar, „weil uns die Wiese hinterm mit unüberhörbarem Stolz in der Stimme aufgewachsen sei und jetzt zwar in einem Haus selbst gehört“. Auf dem Bauernhof und lässt keinen Zweifel daran, wie wich- Büro hoch oben über der Themse sitze, aber des Onkels, auch nur ein paar hundert Me- tig diese gesicherte Kontinuität für das Un- den ganzen Tag über ohne Tageslicht. Da ter entfernt, saß er als Junge auf dem Trak- ternehmen und die Kapital-Anleger ist. Die rüber kann Beer nur den Kopf schütteln: „Da tor und erntete Heu. Firma sei bestens aufgestellt, mit „hervor- bin ich froh, meinen Weg gegangen zu sein“, ragenden Mitarbeitern“ und eben auch ei- sagt er mit innerer Ruhe in der Stimme: Hektische Börsenwelt? Fehlanzeige! Natür- nem Nachfolger an der Spitze, der bei al- „… auch wenn dieser Weg anfangs manch- lich habe er sich anfangs gelegentlich et- len wichtigen Kundengesprächen bereits mal steinig war.“ was ab vom Schuss gefühlt. Als die Deut- dabei ist. sche Bank ihn in Frankfurt für einige Zeit mit der Derivate-Ausbildung beauftrage, Mehr als 35 Jahre im Investmentgeschäft beobachtete er fast schon ehrfürchtig die und über 20 Jahre in der Vermögensverwal- www.robertbeer.com Kontakte dieser eingespielten Börsen-Zir- tung – ein Grund zum Abtreten ist das für WIKO I 11 I 2020 59
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