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Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Energiewirtschaftlicher Rahmen, Wirtschaftlichkeitsbewer- tung und Förderung in Österreich Autor: Dr. Jürgen Neubarth e3 consult GmbH, Innsbruck Studie im Auftrag von WWF Österreich September 2016
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Inhaltsverzeichnis Kurzfassung ................................................................................................................................................. 3 1 Hintergrund und Zielsetzung.......................................................................................................... 5 2 Energiepolitische und energiewirtschaftliche Rahmenbedingungen .............................. 7 2.1 Stromerzeugungssystem Österreich im Überblick ......................................................................... 7 2.2 Energiepolitische Ziele bis 2050 ........................................................................................................... 9 2.3 Transformation des Erzeugungssystems .........................................................................................12 2.4 Entwicklung der Strompreise im Großhandelsmarkt .................................................................16 2.4.1 Strompreisbildung und Merit-Order-Effekt .............................................................................................. 16 2.4.2 Spot- und Terminmarkt 2001 bis 2020 ........................................................................................................ 18 2.4.3 Ausblick 2025 bis 2040...................................................................................................................................... 20 3 Wirtschaftlichkeitsbewertung aktueller Wasserkraftprojekte ....................................... 24 3.1 Bewertungsmethodik .............................................................................................................................24 3.1.1 Wirtschaftliche Kennzahlen ............................................................................................................................. 24 Spezifische Investitionskosten ....................................................................................................................................................... 24 Spezifische Stromgestehungskosten ........................................................................................................................................... 25 Dynamische Wirtschaftlichkeitsrechnung – Interner Zinsfuß ......................................................................................... 25 3.1.2 Technische und wirtschaftliche Parameter zur Projektbewertung ............................................... 25 Engpassleistung und Regelarbeitsvermögen........................................................................................................................... 26 Investitionskosten ............................................................................................................................................................................... 26 Kosten für Betrieb und Wartung ................................................................................................................................................... 26 Kosten für Netzverlust- und Systemdienstleistungsentgelt sowie Primärregelung: ............................................. 28 Tarif- und Investitionsförderungen ............................................................................................................................................. 29 Kapitalkosten ......................................................................................................................................................................................... 29 Betrachtungs-/Abschreibungsdauer ........................................................................................................................................... 30 Erlöse für Stromeinspeisung........................................................................................................................................................... 31 3.1.3 Projektdatenbank ................................................................................................................................................. 34 3.2 Ergebnisse der indikativen Wirtschaftlichkeitsbewertung ......................................................35 3.2.1 Spezifische Investitionskosten ....................................................................................................................... 35 3.2.2 Spezifische Stromgestehungskosten ............................................................................................................ 37 3.2.3 Dynamische Wirtschaftlichkeitsrechnung - Interner Zinsfuß .......................................................... 38 3.2.4 Detailanalyse für ausgewählte Kraftwerksprojekte .............................................................................. 42 4 Förderung des Wasserkraftausbaus in Österreich .............................................................. 46 4.1 Ökostromgesetz im Überblick .............................................................................................................46 4.1.1 Rechtlicher Rahmen ............................................................................................................................................ 46 4.1.2 Förderaufwendungen 2003 - 2015............................................................................................................... 48 -1-
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich 4.2 Effekte des Ökostromgesetzes auf die Wirtschaftlichkeit von Wasserkraftanlagen ........50 4.2.1 Aktuelle Neubauprojekte .................................................................................................................................. 50 4.2.2 Projekte im Ausschluss nach Szenario „WWF Energiewende“ ......................................................... 52 5 Literaturverzeichnis ....................................................................................................................... 54 Anhang ....................................................................................................................................................... 56 -2-
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Kurzfassung Mit einem Anteil von rd. 60% stellt die Wasserkraft Strompreisprognose der enervis energy advisor das Rückgrat der heimischen Stromerzeugung dar. GmbH mit einem gegenüber dem Jahr 2015 inflati- Nach den Plänen der Bundesregierung sowie vieler onsbereinigt um den Faktor 2 bis 2,5 höherem Landesregierungen soll dabei der weitere Ausbau Strompreisniveau in den Jahren nach 2030. der Wasserkraft einen wichtigen Beitrag zu den Studie bewertet 159 Wasserkraftanlagen mittel- und langfristigen Erneuerbaren-Zielen in Für insgesamt 159 geplante bzw. in den vergangenen Österreich leisten. Allerdings steigt durch die zu- 6 Jahren in Betrieb gegangene Wasserkraftanlagen nehmende energiewirtschaftliche Nutzung der noch wird die Wirtschaftlichkeit anhand der Kennzahlen vorhandenen freien Fließgewässerstrecken auch spezifische Investitionskosten, spezifische Stromge- das Konfliktpotenzial zwischen den Befürwortern stehungskoste und interner Zinsfuß indikativ bewer- und Kritikern des weiteren Wasserkraftausbaus. tet. Diese 159 Anlagen repräsentieren eine Engpass- Neben ökologischen Aspekten nimmt nicht zuletzt leistung von knapp 1.000 MW sowie ein Regelar- auf Grund des Verfalls der Strompreise an den beitsvermögen von rd. 4.000 GWh/a und weisen ein Großhandelsmärkten das Thema Wirtschaftlichkeit Investitionsvolumen von rd. 4,2 Mrd. € auf. zunehmend einen stärkeren Platz in den Diskussio- nen über die Sinnhaftigkeit von Wasserkraftprojek- Spezifische Investitionskosten in den vergange- nen Jahre kontinuierlich gestiegen ten ein. Vor diesem Hintergrund wurde die e3 con- sult vom WWF Österreich beauftragt, als Ergänzung Die arbeits- und leistungsbezogenen spezifischen zu den energiewirtschaftlichen Analysen im WWF- Investitionskosten liegen im Mittel bei 1,05 €/kWh Ökomasterplan III eine wirtschaftliche Bewertung bzw. 4.050 €/kW, wobei jeweils eine verhältnismä- aktueller Wasserkraftprojekte bzw. kürzlich in Be- ßig große Bandbreite festzustellen ist. Während sich trieb genommener Wasserkraftanlagen in Öster- keine eindeutige Abhängigkeit der spezifischen In- reich durchzuführen. Die Ergebnisse der vorliegen- vestitionskosten von der Größe der Wasserkraftan- den Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen: lage erkennen lässt, kann eine über die Zeitachse Mittel- und langfristiger Anstieg der Börsens- insgesamt steigende Tendenz festgestellt werden. Dies liegt u. a. daran, dass zunehmend weniger sehr trompreise sehr wahrscheinlich gute Wasserkraftstandorte verfügbar sind und Insgesamt befinden sich die Strompreise derzeit gleichzeitig die finanziellen Aufwendungen für Aus- sowohl im Spot- als auch Terminmarkt auf einem gleichsmaßnahmen bei Neubauprojekten steigen. sehr niedrigen Niveau. Die Ursachen hierfür liegen Stromgestehungskosten zum Teil langfristig zum einen in den aktuell niedrigen Preisen von über Börsenstrompreis Kohle und Erdgas sowie CO2-Emissionszertifikaten und zum anderen an bestehenden Überkapazitäten Die spezifischen Stromgestehungskosten der analy- im Strommarkt. Mittel- und langfristig ist jedoch mit sierten Wasserkraftanlagen liegen zwischen etwa 25 einer entgegengesetzten Entwicklung dieser aktuell und 160€/MWh. Fast alle Projekte sind zu einem negativen Einflussfaktoren auf die Großhandels- Zeitpunkt in Betrieb gegangen bzw. werden in Be- preise zu erwarten, so dass die Börsenstrompreise trieb gehen, an dem die Stromgestehungskosten z. T. wieder (deutlich) ansteigen sollten. Dies zeigt bspw. deutlich über den Börsenstrompreisen liegen. Erst auch die im Rahmen dieser Studie genutzten zwischen 2025 und 2040 werden die Börsenstrom- -3-
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich preise ein Niveau erreichen, das über den spezifi- derbedarf mittels einer dynamischen Kapitalwert- schen Stromgestehungskosten der meisten Wasser- berechnung nachgewiesen werden muss. Auf Grund kraftanlagen liegt. Für einen Teil der bereits errichte- der im Gesetz vorgegebenen Randbedingungen für ten bzw. in Bau oder Planung befindlichen Projekte diese Bewertung wird jedoch i. Allg. keine Wirt- werden die Stromgestehungskosten jedoch auch schaftlichkeit erreicht, d. h. es besteht aus Sicht des mittel- und langfristig über den Großhandelsstrom- Ökostromgesetzes de facto ein pauschaler Anspruch preisen im deutsch-österreichischen Markt liegen. auf eine Förderung für Wasserkraftanlagen. Ein Drittel der bewerteten Wasserkraftanlagen Wirtschaftlichkeit zum Teil auch ohne Förde- tendenziell unwirtschaftlich rungen möglich Die Wirtschaftlichkeit von Wasserkraftanlagen wird Wasserkraftanlagen zwischen etwa 1 und 10 MW für acht verschiedene Sensitivitäten anhand einer Engpassleistung haben vergleichsweise günstige Variation der Randbedingungen Finanzierungs- spezifische Investitionskosten bei den gleichzeitig struktur/Kapitalkosten, Strompreis und Betrach- attraktivsten Förderrandbedingungen. Die bedeu- tungsdauer bestimmt. Im Mittel über alle acht Sen- tet, dass einzelne Projekte grundsätzlich auch ohne sitivitäten liegen 109 Projekte mit rd. 2.500 GWh/a Förderung einen positiven Business Case erreichen Regelarbeitsvermögen in einem wirtschaftlichen können. Demgegenüber besteht bei Wasserkraftan- Bereich. Demgegenüber können die restlichen 50 lagen zwischen 10 und 20 MW Engpassleistung ein Projekte mit einem Regelarbeitsvermögen von in tendenzielles „Förderdefizit“, da Projekte in dieser Summe 1.500 GWh/a mit hoher Wahrscheinlichkeit Größenklasse im Mittel nicht nur höhere spezifische den für eine Wirtschaftlichkeit erforderlichen Kapi- Investitionskosten sondern gleichzeitig auch einen talrückfluss nicht erreichen. Dies trifft u. a. auch auf geringeren spezifischen Investitionskostenzuschuss die in Abstimmung mit dem Auftraggeber der Stu- zeigen. die detaillierter analysierten Kraftwerksprojekten Förderung durch Ökostromgesetz differenziert Schwarze Sulm, Tauernbach und Rosenburg zu. nicht nach ökologischer Sensibilität Seit 2003 rd. 500 Mio. € in Förderung der Was- Die Förderung durch das Ökostromgesetz erfolgt serkraft geflossen unabhängig von den möglichen ökologischen Aus- Insgesamt wurden die tarifgeförderten Kleinwas- wirkungen eines Wasserkraftprojekts. Entspre- serkraftanlagen über das Ökostromgesetz zwischen chend werden auch Projekte gefördert, die bspw. 2003 und 2015 mit knapp 300 Mio. € Fördervolu- aus Sicht des WWF Österreichs in einer sog. Aus- men unterstützt, was bezogen auf die gesamte Ein- schlusstrecke liegen. Die Bewertung der nach 2016 speisemenge von rd. 22 TWh einem mittleren Un- in Betrieb gehenden Wasserkraftanlagen hat dabei terstützungsbetrag von 13,6 €/MWh entspricht. gezeigt, dass zum einen die im „WWF Energiewen- Zusätzlich wurden im Rahmen der Investitionsför- de“-Szenario des WWF-Ökomasterplans III von ei- derung Zuschüsse von insgesamt 213 Mio. € für nem Ausschluss betroffenen Projekte tendenziell kleine und mittlere Wasserkraftanlagen mit einer wirtschaftlicher sind, als die aus Sicht des WWF Engpassleistung von in Summe 382 MW genehmigt. Österreichs weniger kritischen Projekte. Zum ande- Zahnloser Passus zum Nachweis des Förderbe- ren führt das Ökostromgesetz sehr häufig dazu, dass darfs im Ökostromgesetz an sich unwirtschaftliche und von einem Ausschluss betroffenen Projekte in einen wirtschaftlichen Be- Das Ökostromgesetzt schreibt vor, dass bei einem reich „gehoben“ werden. Antrag auf Investitionskostenzuschüsse der För- -4-
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich 1 Hintergrund und Zielsetzung Mit einem Anteil von über 60% an der gesamtöster- unterzogen und in einer Szenariobetrachtung zu reichischen Stromerzeugung kommt der Wasser- einer gemeinsamen Bewertungsmatrix zusammen- kraft eine besondere Bedeutung bei der Energiever- geführt, wobei sich sowohl die ökologische als auch sorgung in Österreich zu. Nicht zuletzt auf Grund energiewirtschaftliche Bewertung an den Kriterien des in Österreich im europäischen Vergleich noch des österreichischen "Wasserkatalogs“ orientier- bestehenden relativ hohen Ausbaupotenzials soll ten 1 . Durch den Verfall der Strompreise an den nach den Plänen der Bundesregierung sowie meh- Großhandelsmärkten in den vergangenen Jahren rerer Landesregierungen der weitere Ausbau der nimmt dabei gerade das Thema Wirtschaftlichkeit Wasserkraft daher auch einen wesentlichen Beitrag zunehmend einen stärkeren Platz in den Diskussio- zu den mittel- und langfristigen Erneuerbaren- nen über die Sinnhaftigkeit eines Wasserkraftpro- Zielen in Österreich leisten. Entsprechend wurden jekts ein. Allerdings ist die Frage, in wie weit ein in den vergangenen Jahren nicht nur von Seiten der möglicherweise wirtschaftlich unattraktives Projekt Energieversorgungsunternehmen sondern bspw. die Inanspruchnahme eines sensiblen Naturraumes auch von Gemeinden, Industrie- und Gewerbeun- rechtfertig, nicht Gegenstand der Genehmigungs- ternehmen sowie privaten Gesellschaften eine deut- verfahren, so dass bspw. auch vergleichsweise un- lich dreistellige Anzahl an Wasserkraftprojekten wirtschaftlichen Projekten ein übergeordnetes öf- geplant und z. T. auch bereits in Betrieb genommen. fentliche Interesse an deren Errichtung zugespro- chen werden kann. Durch die energiewirtschaftliche Nutzung der noch vorhandenen freien Fließgewässerstrecken in Ös- Vor diesem Hintergrund wurde die e3 consult vom terreich steigt jedoch auch das Konfliktpotenzial WWF Österreich mit der Studie „Wirtschaftliche zwischen den Befürwortern und Kritikern des wei- Herausforderungen für den Ausbau der Was- teren Wasserkraftausbaus, so dass Projekte prak- serkraft in Österreich“ beauftragt, um aufbauend tisch nicht mehr ohne eine breite Diskussion über auf den energiewirtschaftlichen Analysen des WWF- deren ökologische und soziale aber auch energie- Ökomasterplans III eine explizite wirtschaftliche wirtschaftliche Sinnhaftigkeit umgesetzt werden Bewertung aktueller Wasserkraftprojekte bzw. können. In diese Diskussionen zwischen ökologi- kürzlich in Betrieb genommener Wasserkraftanla- schen und energiewirtschaftlichen Interessen hat gen in Österreich durchzuführen. Neben einer indi- der WWF Österreich im Jahr 2014 mit dem WWF- kativen Bewertung der Wirtschaftlichkeit von kon- Ökomasterplan III einen Vorschlag für eine aus sei- kreten Wasserkraftanlagen soll die Studie jedoch ner Sicht ökologisch verträgliche, strategische Ent- auch das mittel- und langfristige Marktumfeld für wicklung des österreichischen Wasserkraftausbaus Wasserkraftprojekte analysieren und damit einen eingebracht. Beitrag zur Diskussion über die grundsätzlichen wirtschaftlichen Perspektiven des Wasserkraftaus- Neben einer Bewertung der ökologischen Auswir- baus in Österreich liefern. kungen wurden mehr als 200 Kraftwerksprojekte auch einer energiewirtschaftlichen Bewertung nach den Kriterien Wirtschaftlichkeit, Versorgungssi- cherheit, Versorgungsqualität und Klimaschutz 1 Österreichischer Wasserkatalog Wasser schützen - Wasser nutzen; Kriterien zur Beurteilung einer nachhaltigen Wasser- kraftnutzung, BMLFUW 2012. -5-
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Hierzu wird einleitend in Kapitel 2 nach einem Überblick über das österreichische Stromerzeu- gungssystem der übergeordnete energiepolitische und energiewirtschaftliche Rahmen auf euro- päischer und österreichischer Ebene beschrieben. Ein besonderer Fokus wird in diesem Zusammen- hang auf die Diskussion der für Wasserkraftanlagen erlösrelevanten Börsenstrompreise gelegt und dabei auch ein Ausblick auf deren mögliche langfristige Entwicklung auf Basis einer externen Marktpreisprognose gegeben. In Kapitel 3 erfolgt nach einer Darstellung der Me- thodik und bewertungsrelevanten Eingangspara- meter die eigentliche Wirtschaftlichkeitsbewertung der im Rahmen dieser Studie berücksichtigten 159 Wasserkraftprojekte anhand der Kennzahlen Spezi- fische Investitionskosten, Spezifische Stromgeste- hungskosten und interner Zinsfuß. Neben einer zusammenfassenden Darstellung und Diskussion der Gesamtergebnisse werden dabei die Ergebnisse ausgewählter Wasserkraftprojekte detaillierter betrachtet. Kapitel 4 gibt abschließend einen Überblick über den rechtlichen Rahmen des Ökostromgesetzes in Bezug auf die Förderung des Wasserkraftausbaus in Österreich sowie über die seit 2003 für die Wasser- kraft aufgewendeten Fördermittel. Zusätzlich wird aufgezeigt, welchen Beitrag die Ökostrom- Förderung zur Wirtschaftlichkeit der im Rahmen dieser Studie berücksichtigten Kraftwerksprojekte leisten kann, wobei die vom WWF Österreich im Szenario „WWF Energiewende“ des Ökomasterplans III als Ausschluss eingestuften Projekte detaillierter betrachtet werden . -6-
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich 2 Energiepolitische und energiewirtschaftliche Rahmenbedingungen Die energiewirtschaftliche Bedeutung zusätzlicher tik zusammengefasst. Darauf aufbauend werden die österreichischer Wasserkraftkapazitäten wird ent- wesentlichen Effekte des Ausbaus der Stromerzeu- scheidend von den auf nationaler vor allem aber auf gung aus der fluktuierenden Windkraft und Solar- EU-Ebene definierten langfristigen energiepoliti- energie auf das bestehende Stromversorgungssys- schen Zielen in Bezug auf den Ausbau erneuerbarer tem dargestellt sowie die mögliche langfristige Energien sowie der weitgehenden Dekarbonisie- Entwicklung der Strompreise im Großhandelsmarkt rung der Stromsektors bestimmt werden. Vor die- diskutiert. Die langfristige Entwicklung der Strom- sem Hintergrund werden im folgenden Abschnitt preise stellt dabei den wesentlichsten externen nach einem kurzen Überblick über das österreichi- Faktor für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit sche Stromerzeugungssystem – mit besonderem eines Wasserkraftprojekts und damit auch der Fokus auf die Wasserkraft – die Ziele der europäi- energiewirtschaftlichen Analysen in den nachfol- schen und österreichischen Klima- und Energiepoli- genden Kapiteln 3 und 4 dar. 2.1 Stromerzeugungssystem Öster- auf den Brutto-Stromverbrauch4 von ca. 74,4 TWh reich im Überblick im Jahr 2014 liegt der Anteil der erneuerbaren Auf Grund der günstigen topografischen Vorausset- Energien auf Grund des hohen Stromimportsaldos zungen wird die Stromerzeugung in Österreich von über 9 TWh spürbar niedriger bei etwa 67%. traditionell von der Wasserkraft dominiert. Abb. 1 Dieser Wert ist dabei maßgeblich für die Bewertung zeigt dies anhand der Entwicklung der Brutto- der Erreichung der Ausbauziele für erneuerbare Stromerzeugung in Österreich von 1970 bis 2014.2 Energien auf europäischer als auch österreichischer Im Jahr 2014 hat die Wasserkraft 62,7% zur öster- Ebene, die sich jeweils auf den Brutto- reichischen Brutto-Stromerzeugung von knapp Stromverbrauch und nicht auf die Brutto- 65 TWh 3 beigetragen, wobei Laufwasserkraftwerke Stromerzeugung beziehen. mit 29,7 TWh einen deutlich höheren Erzeugungs- Bis Anfang der 2000er-Jahre war Österreich ein anteil als Speicherwasserkraftwerke mit 11,2 TWh Netto-Stromexporteur bzw. war das jährliche Aus- geleistet haben. Gemeinsam mit Biomasse (6,7%), tauschsaldo mit den Nachbarländern zumindest Windkraft (5,9%) und Photovoltaik (1,2%) wurde ausgeglichen. Der Ausbau der österreichischen damit ein Anteil erneuerbarer Energien an der Brut- Wasserkraftnutzung ging dabei im Wesentlichen to-Stromerzeugung von rd. 76,5% erreicht. Bezogen Hand-in-Hand mit dem Verbrauchswachstum und dargebotsbedingte Schwankungen in der Wasser- 2 Da die offiziellen Bestands- und Betriebsstatistiken der E- Control nicht zwischen Speicher- und Pumpspeicherkraftwer- krafterzeugung wurden mit thermischen Kraftwer- ken unterscheiden, wird die veröffentlichte Erzeugungsmenge ken als Teil des sog. hydrothermischen Verbunds der Speicherkraftwerke um die berechnete Erzeugung aus zu- vor gepumpten Wassermengen bereinigt dargestellt. Hierzu ausgeglichen. Allerdings verlangsamte sich in den werden aus den von der E-Control veröffentlichten Stromver- brauchsdaten der Pumpspeicher über einen durchschnittlichen 1990er-Jahren der Ausbau der Wasserkraft spürbar, Wälzwirkungsgrad von 70% die Erzeugungsmengen aus Pumpspeicherung ermittelt und von den veröffentlichten Er- so dass in den relativ abflussschwachen Jahren zeugungsmengen der Speicher-/Pumpspeicherkraftwerken abgezogen. 3 Im Gegensatz zur Netto-Stromerzeugung berücksichtigt die Brutto-Stromerzeugung auch den Eigenverbrauch der Kraft- 4 Stromverbrauch der Endverbraucher, Kraftwerkseigenbedarf, werke. Netzverluste und Pumpstromverbrauch. -7-
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Abb. 1: Brutto-Stromerzeugung und Brutto-Stromverbrauch in Österreich 1970 bis 2014 80 Brutto-Inlandsstromverbrauch 70 60 Brutto-Stromerzeugung ind TWh/a 50 Erneuerbare 40 Energien 30 20 10 Konventionell & Pumpspeicher 0 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Braunkohle Steinkohle Erdgas Übrige Energieträger Mineralölprodukte Pumpspeicher Wasserkraft Laufwasserkraft Speicherwasserkraft Windkraft Biomasse* Photovoltaik * inkl. biogener Anteil Hausmüll Daten: Statistik Austria, E-Control 2003 bis 2008 Österreich zu einem Netto-Importeur Abb. 2: Installierte Kraftwerksleistung nach wurde. Zusätzlich führte die Liberalisierung und Energieträger in Österreich (Stand 2014) europäische Integration der nationalen Strommärkte zu einer grenzüberschreitenden Optimierung des 5.600 MW, 7.330 MW, 23% Kraftwerkseinsatzes. Dadurch wurde die Erzeugung 30% in den relativ ineffizienten und damit teuren thermi- schen Kraftwerken in Österreich durch Kraftwerke aus dem benachbarten Ausland verdrängt, wodurch in den vergangenen Jahren die Stromerzeugung in österreichischen Kohle- und Gaskraftwerken massiv 630 MW, 2% zurückgegangen ist. Da gleichzeitig der Stromver- 780 MW, 3% brauch in Österreich zwischen 2000 und 2014 um 2.110 MW, 7.970 MW, durchschnittlich 1,5% pro Jahr gestiegen ist, hat Ös- 9% 33% terreich in den vergangenen beiden Jahren jeweils Laufwasser Speicher inkl. PSKW Windkraft Photovoltaik Biomasse Fossil mehr als 12% seines Strombedarfs importiert. Auch wenn Österreich aktuell ein vergleichsweise Daten: E-Control, Statistik Austria (PSKW: Pumpspeicher- kraftwerke; Fossil = Kohle, Erdgas, Heizöl und Sonstige) hohes Erzeugungsdefizit aufweist, kann der Kraft- werkspark eine ausreichende Versorgungssicherheit Auch in Bezug auf die in Österreich insgesamt in- gewährleisten, da einer Jahreshöchstlast im öffentli- stallierte Kraftwerksleistung (24,4 GW im Jahr chen Netz von knapp 10 GW in den vergangenen 2014) dominiert die Wasserkraft mit 13,6 GW und Jahren 5 eine insgesamt installierte Kraftwerksleis- einem Anteil von 56%, wobei der Anteil von Spei- tung von 24,4 GW gegenübersteht (Abb. 2). cher- und Pumpspeicherkraftwerken mit 33% deut- lich höher als der Anteil von Laufwasserkraftwer- 5 vgl. Betriebsstatistiken der E-Control (http://www.e- ken mit 23% liegt. Von der in Speicher- und Pump- control.at/statistik/strom/betriebsstatistik) -8-
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich speicherkraftwerken insgesamt verfügbaren ner 10 MW (d. h. Kleinwasserkraftanlagen) bzw. 8.000 MW Erzeugungsleistung sind rd. 3.600 MW in 85% kleiner 1 MW. Demgegenüber liegt der Anteil Speicherkraftwerken ohne Pumpspeicherfunktion der Kleinwasserkraft an der gesamten Wasserkraft- und 4.400 MW in Anlagen mit einer zusätzlichen leistung von 13,6 GW bei knapp 9% bzw. an der Pumpleistung von knapp 3.300 MW installiert. Ins- gesamten originären Stromerzeugung aus Wasser- gesamt verfügen die Speicher- und Pumpspeicher- kraft von 40,9 TWh im Jahr 2014 bei rd. 15%. kraftwerke über einen Speicherinhalt von 3,3 TWh, Kleinstanlagen unter 1 MW zeigen hier einen Anteil wobei der größte einzelne Speicher der Gepatsch- von etwa 3 bzw. 4%. Abb. 3 zeigt hierzu die Anzahl speicher des Kraftwerks Kaunertal mit einem Spei- und Engpassleistung von Wasserkraftanlagen in cherinhalt von 260 GWh ist. Österreich nach Größenklassen sortiert. Während Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke geografisch in den hochalpinen Regionen von Vor- 2.2 Energiepolitische Ziele bis 2050 arlberg, Tirol, Salzburg und Kärnten konzentriert Die Europäische Union hat mit ihren Energie- und sind, stellt die Donau mit einem Anteil an der Ge- Klimapaketen sowie ihrem Fahrplan für eine CO2- samtösterreichischen Stromerzeugung von 20% die arme Wirtschaft bis 2050 die wesentlichen Randbe- mit Abstand bedeutendste Ressource der Laufwas- dingungen für die zukünftige Entwicklung des euro- serkraft in Österreich dar. Weitere wichtige Lauf- päischen und damit auch des österreichischen Ener- wasserkraftstandorte liegen an den Flüssen Mur, giesystems in Bezug auf Klimaschutz, erneuerbare Enns, Drau, Salzach und Inn. Energien, Energieeffizienz und Versorgungssicher- Insgesamt waren lt. Statistik der E-Control Ende heit vorgegeben [1], [2], [3]. Der Ausbau der Strom- 2014 mehr als 2.900 Wasserkraftanlagen in Öster- erzeugung aus erneuerbaren Energien wird hierbei reich in Betrieb. 95% der erfassten Wasserkraftan- als wesentlicher Hebel zur langfristigen Reduzie- lagen haben eine elektrische Engpassleistung klei- rung der Treibhausgasemissionen betrachtet, Abb. 3: Anzahl und Engpassleistung von Wasserkraftanlagen in Österreich nach Größenklassen Anzahl Anlagen Engpassleistung in MW 3.332 2.448 181 1.762 1.066 1.027 774 706 696 613 62 486 467 392 41 328 294 266 227 220 200 190 188 179 25 19 15 14 85 11 11 11 10 10 10 40 24 9 8 7 7 6 6 5 4 4 4 1 [MW] [MW] 300 300 Lau/kraftwerke Speicherkraftwerke Lau0kraftwerke Speicherkraftwerke Daten: E-Control (Stand: 31.12.2014) -9-
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Abb. 4: Möglicher Entwicklungspfad des Brutto-Stromverbrauchs und Beitrags erneuerbarer Energien in der EU 28 bis 2050 4.500* 4.000* 3.500* 3.000* Historische Nationale Möglicher*Entwicklungspfad*zur*Erreichung*eines*EE7Anteils*am*Stromverbrauch*von** 2.500* Entwicklung Entwicklungs 45*%*(2030)*bzw.*80*%*(2050)** pläne für TWh/a* 2.000* erneuerbare Energien 1.500* Wind*und*Solar* 1.000* Wasserkraft,*Meeresenergie,* 500* Biomasse*und*Geothermie* 0* 2005* 2006* 2007* 2008* 2009* 2010* 2011* 2012* 2013* 2014* 2015* 2016* 2017* 2018* 2019* 2020* 2021* 2022* 2023* 2024* 2025* 2026* 2027* 2028* 2029* 2030* 2031* 2032* 2033* 2034* 2035* 2036* 2037* 2038* 2039* 2040* 2041* 2042* 2043* 2044* 2045* 2046* 2047* 2048* 2049* 2050* Solar*(PV*und*CSP)* Wind** Geothermie* Biomasse*** Wasserkraft* Bruttostromverbrauch* * bezogen auf Bruttostromverbrauch von 4.000 TWh/a im Jahr 2050; ** inkl. biogener Anteil Restmüll Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis Eurostat und Europäische Kommission so dass der Anteil erneuerbarer Energien an der hier eine deutlich verstärkte Nutzung der Wind- Stromerzeugung innerhalb der EU 28 von rd. 16% und Sonnenenergie erforderlich werden, wenn eine im Jahr 2005 auf 31 bis 34% bis ins Jahr 2020 er- Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und höht werden soll [4]. Entsprechend den von der EU Importen im Stromsektor oder zumindest das vom für 2030 und 2050 geplanten bzw. in Diskussion ehemaligen Bundeskanzler Faymann formulierte befindlichen Klimazielen könnte der Anteil erneu- Ziel eines 100 %-Anteils erneuerbarer Energien an erbarer Energien an der europäischen Stromerzeu- der heimischen Stromerzeugung erreicht werden gung bis 2030 auf 45 bis 53% und bis 2050 sogar soll.6 So hat beispielsweise die Studie „Energieau- auf bis zu 80 % ausgebaut werden. Auf Grund der tarkie für Österreich 2050“ gezeigt, dass eine bilan- gegenüber Wasserkraft, Biomasse und Geothermie zielle Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern auf europäischer Ebene deutlich höheren Ausbau- im Stromsektor zu einem Anteil der Wind- und So- potenziale von Wind- und Sonnenenergie werden larenergie an der gesamtösterreichischen Stromer- diese beiden Energiequellen den Zubau erneuerba- zeugung von etwa 40 % führen würde [6]. Je nach rer Energien dabei dominieren. Abb. 4 zeigt hierzu Szenario müssten hierfür etwa 7.000 MW an Wind- die Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuer- kraftleistung und 17.000 bis 22.000 MW an PV- baren Energien in der EU 28 bis 2014 sowie einen Leistung in Österreich installiert werden – in Sum- möglichen Entwicklungspfad zur Erreichung der me also fast das 3-fache der heutigen Lastspitze im Ausbauziele entsprechend den Zielvorgaben der EU öffentlichen Netz. bis 2050. Konsequenterweise sieht daher bereits der öster- In Österreich besteht zwar grundsätzlich noch ein reichische Nationale Aktionsplan für erneuerbare vergleichsweises hohes technisch-wirtschaftliches 6 Rede Werner Faymann bei Eröffnung UN-Klimakonferenz in Ausbaupotenzial zur Stromerzeugung aus Wasser- Paris (30.11. bis 11.12.2015): http://unfccc6.meta- fusion.com/cop21/events/2015-11-30-14-45-leaders- kraft (rd. 18 - 20 TWh/a [5]); trotzdem wird auch event/his-excellency-mr-werner-faymann-chancellor-of- austria - 10 -
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Energien bis 2020 einen Schwerpunkt im Ausbau erbaren-Branche etwas optimistischer als das Aus- der Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie bauziel im Ökostromgesetz 2012 von 1.300 MW bis vor: Von den nach Brüssel gemeldeten Ausbauzielen ins Jahr 2020. Nach einem Zubau von fast 300 MW von in Summe rd. 2.600 MW sollen 1.800 MW im Jahr 2013 ist die neu installierte PV-Leistung im (70 %) von der Windkraft und Photovoltaik beige- Jahr 2014 zwar spürbar auf 170 MW zurückgegan- steuert werden und damit das Ziel der nationalen gen, trotzdem erscheint ein Ausbau der Photovolta- Energiestrategie erreichen, den Anteil der erneuer- ik in einen Bereich zwischen 1.600 bis 1.800 MW baren Energien an der Stromerzeugung von rd. 72 bis 2020 durchaus möglich. Im Vergleich zur Wind- % im Jahr 2005 auf knapp 80 % im Jahr 2020 zu kraft und Photovoltaik sind die Ausbaupotenziale erhöhen [7], [8]; längerfristige Ausbauziele für er- der Biomasse stark eingeschränkt, so dass sogar das neuerbare Energien wurden auf Bundesebene bis- im Ökostromgesetz 2012 formulierte Ziel eines her noch nicht konkret festgelegt. Zubaus von 200 MW als sehr ambitioniert erscheint. Dies gilt vor allem vor dem Hintergrund einer häu- Mit dem Ökostromgesetz 2012 wurde jedoch ein fig fehlenden wirtschaftlichen Perspektive beste- noch ambitionierteres Ausbauziel definiert, bspw. hender Biomasseanlagen nach Ende der Einspeise- soll die installierte Windkraftleistung von tarifförderung. In Abb. 5 ist hierzu die historische 1.000 MW im Jahr 2010 auf 3.000 MW bis 2020 sowie prognostizierte Entwicklung der installierten ausgebaut werden, wobei auf Basis der in Entwick- Leistung von Windkraft, Photovoltaik und Biomasse lung befindlichen Projekte sowie der Erwartungen in Österreich zwischen den Jahren 2000 und 2020 der Windbranche sogar eine Bandbreite zwischen dargestellt. 3.400 und 3.800 MW realistisch erscheint. Auch für die Photovoltaik sind die Erwartungen der Erneu- Abb. 5: Entwicklung der installierten Kraftwerksleistung in Österreich bis ins Jahr 2020 30# 30%# Prognose 27,9$ 27,2$ 26,1$ 24,6$ 25,1$ Anteil#Wind#und#PV#an#installierter#Leistung# 25# 24,0$ 24,4$ 24,5$ 25%# 23,4$ 22,8$ 21,5$ 20,7$ 21,1$ #Installierte#Leistung#[GW]# 20# 19,0$ 19,2$ 19,4$ 19,4$ 20%# 18,1$ 18,2$ 18,1$ 18,5$ 15# 15%# 10# 10%# 5# 5%# 0# 0%# 2000# 2001# 2002# 2003# 2004# 2005# 2006# 2007# 2008# 2009# 2010# 2011# 2012# 2013# 2014# 2015# 2016# 2017# 2018# 2019# 2020# PV$ Wind$ Biomasse$ohne$Mischfeuerung$ Wasserkraft$inkl.$Pumpspeicher$ Kohle,$Erdgas$und$Heizöl$ Anteil$Wind$und$PV$ Quelle: E-Control (http://www.e-control.at/de/statistik/strom/bestandsstatistik); Prognose auf Basis Ökostromgesetz und eigener Analysen (Die Prognose der Entwicklung der installierten Leistung von Wasser- und Pumpspeicherkraftwerken sowie fossiler thermischer Kraft- werke nach 2014 basiert auf den von den österreichischen EVUs öffentlich kommunizierten Ausbau- und Stilllegungsplänen.) - 11 -
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Zusätzlich zeigt Abb. 5 auch die Entwicklung der ausgeprägte Schwankungen im Tages- und Jahres- installierten Leistung von Wasser- und Pumpspei- verlauf, eine eingeschränkte Prognostizierbarkeit cherkraftwerken sowie von fossilen thermischen und häufig eine ungleiche regionale Verteilung. Kraftwerken. Insgesamt wird die installierte Erzeu- Während die regionale Verteilung der Erzeugungs- gungsleistung in Österreich bis ins Jahr 2020 auf anlagen vor allem für den Betrieb und Ausbau der fast 28.000 MW ansteigen, wobei der Zubau nach Verteil- und Übertragungsnetze relevant ist, haben 2014 von der Wasserkraft (+800 MW), Windkraft die technologieimmanenten Schwankungen sowie und Photovoltaik (+2.200 MW) sowie von Pump- Prognosequalität der Stromerzeugung aus erneuer- speicherkraftwerken (+1.700 MW) bestimmt wird. baren Energien vor allem Auswirkungen auf den Umgekehrt wird die installierte fossile Kraftwerks- verbleibenden Kraftwerkspark. Abb. 6 und Abb. 7 leistung bis 2020 weiter deutlich zurückgehen – die zeigen hierzu beispielhaft die Stromerzeugung aus aktuellen Pläne der EVUs gehen hier von rd. 1.700 Windenergie in Österreich sowie der Photovoltaik MW an Kraftwerksstilllegungen aus (inkl. des seit in Deutschland im Jahr 2015. 2015 in Kaltreserve befindlichen Erdgas-GuD- Im Stunden- und Tagesverlauf sind in Abhängigkeit Kraftwerks Mellach). von den herrschenden Wetter- und Windbedingun- gen Erzeugungsschwankungen zwischen nahezu 0 und knapp 85 % der installierten Windkraftleistung 2.3 Transformation des Erzeugungs- möglich. Im Monatsverlauf zeigt sich eine höhere systems Windstromerzeugung während der Wintermonate, Die im europäischen vor allem aber auch im wobei innerhalb einzelner Monate Abweichungen deutsch-österreichischen Strommarkt zukünftig zum jeweiligen langjährigen Monatsmittel um bis zu tragende Rolle der Wind- und Sonnenenergie ist aus +90/-50% sowie in einzelnen Jahren Abweichungen energiewirtschaftlicher Sicht insofern von Relevanz, zum langjährigen Jahresmittel um +/-15% möglich da diese von allen erneuerbaren Energien die größ- sind. ten Herausforderungen für das bestehende Strom- versorgungssystem mit sich bringen. Beide zeigen Abb. 6: Windstromerzeugung Österreich im Jahr 2015 2.500" 2015" stundenmittlere"Leistung"[MW]" 2.000" 1.500" 1.000" 500" 0" Jan""""""""""""""Feb""""""""""""Mrz""""""""""""Apr"""""""""""""Mai"""""""""""Jun"""""""""""""Jul""""""""""""Aug""""""""""""Sep"""""""""""Okt""""""""""""Nov"""""""""""Dez" Daten: APG - 12 -
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Abb. 7: Solarstromerzeugung Deutschland im Jahr 2015 Daten: Deutsche Übertragungsnetzbetreiber (netztransparenz.de) Für die photovoltaische Stromerzeugung sind diese Photovoltaik, Laufwasserkraft und wärmegeführter Zusammenhänge grundsätzlich ähnlich gelagert, Kraft-Wärme-Kopplung ohne Wärmespeicher). Abb. wobei die deutlich stärker ausgeprägte tageszeitli- 8 zeigt dies beispielhaft für März 2013 anhand der che und saisonale Erzeugungscharakteristik unmit- Nachfragelast und Stromerzeugung aus erneuerba- telbar vom solaren Strahlungsangebot bestimmt ren Energien in Deutschland sowie der residualen wird. Last als Differenz der beiden Kurven, die von regel- baren Kraftwerken gedeckt werden muss. Neben der absoluten Schwankungsbreite innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls ist für die Gewähr- Gut zu erkennen ist, dass bereits heute in Stunden leistung einer ausreichenden Systemstabilität aber mit hoher Wind- und/oder PV-Stromerzeugung und auch die Geschwindigkeit dieser Leistungsänderung gleichzeitig geringer Nachfrage eine Verdrängung (sog. Leistungsgradient oder Rampe) von Relevanz. von Erzeugung aus konventionellen Grundlastkraft- Bspw. wird für das Jahr 2030 die maximale stündli- werken erfolgt, da die verbleibende konventionelle che Leistungsänderung der Windeinspeisung für Restlast dann z. T. unterhalb der Leistung der Kern- Deutschland auf bis zu 25% der installierten Leistung und Braunkohlekraftwerke liegt. Grundlastkraftwer- abgeschätzt – also auf mehr als 15.000 MW pro Stun- ke sind bisher zwar noch vergleichsweise wenig von de [11]. Als Konsequenz kommt es neben der Redu- solchen Erzeugungseinschränkungen betroffen. zierung der aus fossilen Kraftwerken insgesamt auf- Künftig wird die Möglichkeit zum Grundlastbetrieb zubringende Strommenge vor allem zu einer Verän- mit Jahresvolllaststunden von über 6.000 - 7.000 h/a derung der Dynamik der sog. Residuallast (d. h. ge- jedoch deutlich abnehmen. samte Stromnachfrage abzüglich der Einspeisung nicht steuerbarer Stromerzeugung aus Windkraft, - 13 -
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Abb. 8: Nachfragelast, Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und Residuallast in Deutschland für März 2013 Quelle: Buttler, A et al. [12] Modelluntersuchungen gehen davon aus, dass bei ale Spitzenlast (d. h. die höchste in einem Jahr auftre- einem Anteil erneuerbarer Energien an der Strom- tende residuale Stromnachfrage) nur unwesentlich aufbringung von etwa 50% das konventionelle durch den Ausbau der Windkraft und Photovoltaik Grundlastband weniger als die Hälfte der heute in im deutsch-österreichischen Strommarkt reduziert Deutschland erforderlichen knapp 60 GW beträgt werden kann, da zu Zeitpunkten mit hoher Nachfrage (vgl. u. a. [13], [14], [15]). Dadurch entsteht jedoch eine hohe Stromerzeugung aus fluktuierenden er- nicht nur ein Systemkonflikt mit den bspw. in neuerbaren Energien nicht garantiert werden kann. Deutschland bestehenden grundlastorientierten So hat bspw. das Fraunhofer IWES in einer Studie für Erzeugungsstrukturen (Kernkraft- und Braunkohle- die Agora Energiewende gezeigt, dass die Lastspitze sowie Steinkohlekraftwerke), sondern auch mit kon- in Österreich bei einem bis 2030 unterstellten Aus- ventionellen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die bau der Windkraft und Photovoltaik auf 5.500 MW vor allem während der Wintermonate häufig im bzw. 3.500 MW (d. h. rd. 70% der für 2030 modellier- Grundlastbetrieb laufen. In Abb. 9 ist diese Entwick- ten Lastspitze von 13.000 MW) nur um knapp 17% lung beispielhaft für den simulierten Verlauf der reduziert werden kann [15]. Für Deutschland zeigt deutschen Stromnachfrage sowie der Stromerzeu- die Studie selbst bei einer installierten Windkraft- gung aus Windkraft und Photovoltaik für zwei Bei- und Photovoltaikleistung von zusammen spielwochen in den Jahren 2014, 2020, 2030 und 144.400 MW im Jahr 2030 (d. h. 170% von der Jah- 2040 dargestellt. Die Entwicklung über die Jahre reshöchstlast) eine Reduktion der Lastspitze um nur zeigt deutlich die sich verändernde Struktur sowie knapp 15%. In Abb. 10 ist hierzu die Jahresdauerli- das vermehrte Auftreten Residuallasten niedriger nien der Last und Residuallast für Österreich und (später auch negativer), die sich innerhalb kurzer Deutschland im Jahr 2030 dargestellt, wo dieser Zeiträume mit Zeiten hoher Nachfrage nach „residua- Zusammenhang sehr gut erkennbar ist. ler“ Erzeugung abwechseln können. Wesentlich ist in diesem Zusammenhang jedoch auch, dass die residu- - 14 -
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Abb. 9: Entwicklung der Residuallaststrukturen in Deutschland bis 2040 für eine „typische“ Sommer- und Winterwoche 2014 2020 2030 2040 n Residuallast n Wind n PV Quelle: enervis [14](Residuallast: Gesamtnachfrage abzüglich Wind- und PV-Stromeinspeisung; Anteil erneuerbarer Energien am gesamt- deutschen Bruttostromverbrauch aus Zielen der deutschen Bundesregierung mit 50% im Jahr 2030 und 65% im Jahr 2040 abgeleitet) Abb. 10: Jahresdauerlinie der Last und Residuallast in Österreich und Deutschland im Jahr 2030 Österreich Deutschland 14 90 12 70 10 50 8 [GW] [GW] 6 30 4 10 2 [h] 1 1001 2001 3001 4001 5001 6001 7001 8001 -10 0 [h] 1 1001 2001 3001 4001 5001 6001 7001 8001 -30 -2 -4 -50 Last Residuallast Last Residuallast Daten: Fraunhofer IWES [15]; Residuallast = Last abzüglich Stromeinspeisung aus Windkraft und Photovoltaik; Studie unterstellt eine installierte Windkraft- und PV-Leistung in Österreich von 9.000 MW und in Deutschland von 144.400 MW im Jahr 2030 Auch unter Berücksichtigung von Ausgleichseffekten 30.000 MW auf eine residuale Jahreshöchstlast von zwischen einzelnen Ländern bleibt die Reduktion der knapp über 200.000 MW. 7 Im Ergebnis wird der Lastspitze durch einen Ausbau der Wind- und PV- Bedarf an steuerbarer und damit gesicherter Erzeu- Stromerzeugung vergleichsweise gering. Für den gungskapazität auch bei einem massiven Ausbau der gesamten geografischen Betrachtungsraum der o. a. Windkraft- und Photovoltaikleistung langfristig weit- Studie des Fraunhofer IWES – neben Österreich und gehend konstant bleiben, die Auslastung des Kraft- Deutschland sind dies Belgien, Frankreich, Luxem- werksparks insgesamt jedoch stark zurückgehen. 8 burg, die Niederlande und die Schweiz – reduziert 7 vgl. Fraunhofer IWES [15] Seite 38 (die Daten stehen zusätzlich sich die simultane Jahreshöchstlast bei einem unter- als Excel-Datei auf der Homepage der Agora Energiewende zur Verfügung) stellten Ausbau der Wind- und PV-Leistung auf über 8 Neben der Windkraft und Photovoltaik ist auch die Laufwas- 250.000 MW bis zum Jahr 2030 nur um etwa serkraft eine nicht steuerbare Form der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Biomassekraftwerke können hingegen - 15 -
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Entsprechend kommt es zu einer Verschiebung der Grundlage für die weiteren energiewirtschaftlichen Lastsegmente im Erzeugungspark von der Grundlast Analysen und Bewertungen darstellen. hin zur Mittel- und Spitzenlast. Für den Ausbau der 2.4.1 Strompreisbildung und Merit-Order- österreichischen Wasserkraft lassen sich aus diesen Effekt energiewirtschaftlichen Randbedingungen zwei Die Preisbildung in wettbewerblich organisierten grundsätzliche Schlussfolgerungen ableiten: Strommärkten basiert auf dem Ansatz, dass Kraft- § Wasserkraftwerke mit Speicherfunktion können werke nur dann betrieben werden, wenn sie min- durch die Möglichkeit einer bedarfsorientierten destens ihre variablen Kosten über den Strompreis Betriebsweise den Ausgleich fluktuierender er- decken können. D. h. Kraftwerksbetreiber werden neuerbarer Energien unterstützen und damit ihre vorhandenen Kapazitäten grundsätzlich zu von einem zukünftig höheren Bedarf an flexibler diesen (kurzfristigen) Grenzkosten im Markt anbie- Erzeugungsleistung profitieren. ten, da sie damit ihre Deckungsbeiträge maximie- ren. Die Angebotskurve im Markt ergibt sich somit § Demgegenüber entsteht durch den Ausbau der aus den nach steigenden Grenzkosten angeordneten PV-Stromerzeugung zunehmend eine „Konkur- verfügbaren Kraftwerkskapazitäten, der sog. Merit renzsituation“ zwischen der Laufwasserkraft Order. Diese bildet einerseits die verfügbare Kraft- und Photovoltaik. Der Ausbau der Laufwasser- werkskapazität und andererseits die im Wesentli- kraft führt daher tendenziell zu einer weiteren chen von den Brennstoff- und CO2-Zertifikatskosten Erhöhung von Erzeugungsüberschüssen wäh- abhängigen variablen Betriebskosten dieser Kapazi- rend der Sommermonate, die entweder abgere- täten ab. Da die variablen Kosten der fluktuierenden gelt oder in zusätzlichen Speicherkapazitäten erneuerbaren Energien (Wind, Laufwasser und zwischengespeichert werden müssen. Solar) annähernd bei Null liegen, sind diese in der Merit Order an erster Stelle gereiht. Innerhalb der erneuerbaren Energien bilden Speicherkraftwerke 2.4 Entwicklung der Strompreise im eine Ausnahme, da sich ihr Einsatz an den Strom- Großhandelsmarkt preisen im Markt orientiert und sie in der Merit Im folgenden Abschnitt werden aufbauend auf den Order daher deutlich weiter rechts liegen, als bspw. Grundlagen der Strompreisbildung die historische Laufwasserkraftwerke (Abb. 11). Entwicklung der Strompreise im Spot- und Termin- Dem verfügbaren Angebot an Erzeugungskapazitä- markt sowie ein Ausblick auf eine mögliche Entwick- ten wird die entsprechende Nachfragekurve gegen- lung der Börsenstrompreise bis 2040 gegeben. Ab- übergestellt, die kurzfristig von einer Vielzahl an schließend werden die Ergebnisse der für diese Stu- tages- und jahreszeitlichen Faktoren beeinflusst die bei der enervis energy advisor GmbH in Auftrag wird (u. a. Außentemperatur, Helligkeit, Ferien- und gegebenen Marktpreisprognose für die Jahre 2025, Feiertage). So schwankte bspw. in Österreich die 2030 und 2040 vorgestellt, die eine wesentliche Nachfrage der von der öffentlichen Stromversor- gung belieferten Kunden im Jahr 2015 zwischen grundsätzlich auch nachfrageorientiert betrieben werden und stehen damit prinzipiell als regelbare Kraftwerkskapazitäten 10.062 MW (am 19. Februar. von 10:45 bis 11:00) zur Verfügung. Derzeit werden Biomassekraftwerke jedoch nur in geringem Umfang zur nachfrageorientierten Stromer- und 4.079 MW (am 23. August von 04:15 bis zeugung und damit Deckung der residualen Last eingesetzt. Zusätzlich zu den fluktuierenden erneuerbaren Energien stel- 04:30).9 len auch wärmegeführte KWK-Anlagen eine nicht steuerbare Kraftwerkskapazität dar. Mit einem Wärmespeicher kann die Stromerzeugung jedoch auch in wärmegeführten KWK- 9 vgl. täglicher Belastungsablauf E-Control Betriebsstatistik Anlagen der residualen Lastkurve in einem gewissen Ausmaß 2015 http://www.e-control.at/statistik/strom/betriebs- angepasst werden. statistik/betriebsstatistik2015 - 16 -
Wirtschaftliche Herausforderungen für den Ausbau der Wasserkraft in Österreich Abb. 11: Grundprinzip der Preisbildung im Strommarkt Kurzfristige+Grenzkosten+in+€/MWh+ Kurzfristige+Grenzkosten+in+€/MWh+ Nachfrage) Nachfrage) Gasturbinen,) Gasturbinen,) Speicher7) Speicher7) Merit)Order7Effekt) wasserkraft,) wasserkraft,) Pumpspeicher) Pumpspeicher) Market)Clearing)Price)1))) Market)Clearing)Price)2))) Laufwasser,) Laufwasser,) Erneuerbare) Braun7/Steinkohle,)) Erneuerbare) Braun7/Steinkohle,)) Erdgas7GuD) Erdgas7GuD) Kernkraft) Kernkraft) Verfügbare+Kraftwerkskapazität+in+MW+ Verfügbare+Kraftwerkskapazität+in+MW+ Zusätzlicher)Wind7/PV7Strom) Quelle: eigene Darstellung Der Schnittpunkt der beiden Kurven bildet das aus dadurch effizienter in das Versorgungssystem inte- volkswirtschaftlicher Sicht optimale Gleichgewicht griert werden kann. zwischen Angebot und Nachfrage und definiert Von den Spotmärkten zu unterscheiden sind die somit auch den im Zuge einer Auktion am Spot- Terminmärkte, an denen Forwards (Futures) ge- markt festgestellten Strompreis. Alle Anbieter er- handelt werden, die eine physische oder finanzielle halten bzw. alle Nachfrager bezahlen dabei densel- Erfüllung in weiter in der Zukunft liegenden Zeit- ben Preis (sog. Markträumungspreis oder engl. räumen vorsehen. Die Forwardnotierungen geben Market Clearing Price), der sich anhand der Grenz- dabei eine Erwartung der Marktteilnehmer über kosten des teuersten, zur Deckung der Nachfrage den zukünftigen Wert einer Stromlieferung auf gerade noch benötigten Kraftwerks ergibt. Grundlage der allgemeinen Einschätzung in Bezug Am Spotmarkt der European Power Exchange auf die strompreisbestimmenden Faktoren wieder. (EPEX) werden dabei als kleinste Einheit stündliche Während die Preisbildung an den Großhandels- Produkte im Day-Ahead-Markt sowie viertelstündli- märkten in der Vergangenheit im Wesentlichen von che Produkte im untertägigen Intraday-Markt für der saisonal und tageszeitlich schwankenden Nach- das gemeinsame Marktgebiet Deutschland- frage sowie eingeschränkt dem saisonal schwan- Österreich gehandelt. Demgegenüber wird an der kenden Angebot an Laufwasserkraft bestimmt wur- österreichischen Strombörse EXAA (Energy de, wird die Preisbildung im deutsch- Exchange Austria) zwar kein Intraday-Handel je- österreichischen Spotmarkt heute vor allem von der doch auch im Day-Ahead-Markt ein Viertelstunden- fluktuierenden Stromerzeugung aus Windkraft und handel für das deutsch-österreichische Marktgebiet Photovoltaik beeinflusst (sog. Merit Order-Effekt). angeboten. Der Handel von Viertelstundenproduk- Dies führt u. a. zu einer Reduzierung der Peak- ten gewinnt durch die Möglichkeit einer stetigeren Preise während der Mittagszeit bei hoher PV- Abbildung der Erzeugungs- und Absatzportfolios Einspeisung sowie sehr niedrigen – teilweise sogar innerhalb einer Bilanzgruppe zunehmend an Be- negativen – Strompreisen während lastschwachen deutung, da vor allem die stark schwankende bzw. Zeiten an Wochenenden oder der Nacht und gleich- durch eine ausgeprägte Charakteristik geprägte zeitig hoher Windstromerzeugung. Selbst im aktuell Stromerzeugung aus Windkraft und Solarenergie sehr ungünstigen Marktumfeld ist die preisbeeinflus- sende Wirkung der Wind- und PV-Stromeinspeisung - 17 -
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