Interkulturelle Öffnung im Bayerischen Roten Kreuz - Berichte aus der Praxis
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Inhaltsverzeichnis Vorwort............................................................................................................................................................1 Interkulturelle Öffnung (IKÖ) im Bayerischen Roten Kreuz, Lenkungsgruppe Migration..........................2 Berichte aus der Praxis: Kinder und Jugendliche „MIRA“ - Ein Jugendintegrationsprojekt bringt die IKÖ ins Rollen, Kreisverband Altötting.................................4 Experte für interkulturelle Kompetenz im Landkreis, Kreisverband Haßberge.................................................6 Projekt ArZuM - Arbeit für junge MigrantInnen, Kreisverband Miltenberg-Obernburg.......................................8 IKÖ - Eine Selbstverständlichkeit im Kinderhort Sonnenblume, Kreisverband München..............................10 Projekt Y - Jugendliche Flüchtlinge erobern die Herzen des Kreisverbandes Nürnberg-Stadt.......................12 Interkulturelles Lernen im Freiwilligen Sozialen Jahr, Landesgeschäftsstelle................................................14 Familie Mit Migranten für Migranten - interkulturelle Gesundheit, Kreisverband Augsburg-Stadt...............................16 Internationaler Frauentreff im Mehrgenerationenhaus, Kreisverband Kronach..............................................18 Ein etwas anderer Weg zur interkulturellen Öffnung des BRK, Kreisverband Oberallgäu..............................20 Interkultureller Garten, Kreisverband Ostallgäu.............................................................................................22 „Wir hier und jetzt“ - ein deutsch-afghanisches Kooperationsprojekt, Kreisverband München.......................24 Ältere Menschen Interkultureller Helferinnenkreis für Gesundheit und Pflege, Kreisverband Kelheim......................................26 Die Kultursensibilisierung im Kreisverband Miesbach....................................................................................28 Kultursensible Altenhilfe, Kreisverband Miltenberg-Obernburg......................................................................30 Kultursensible Altenhilfe im Unterricht - Kulturessen, Berufsfachschule in Erlenbach....................................32 Ehrenamt Das Jugendrotkreuz macht große Schritte in Richtung Integration, Kreisverband Aichach-Friedberg...........34 Jugendrotkreuz - „Wir verbinden die Welt!“, Kreisverband Würzburg................................................................36 Deutsch-türkische Jugendbegegnungsreisen, Kreisverband Hof..................................................................38 Interkulturelle Öffnung der Wasserwacht - Mitgliederwerbung, Kreisverband Hof..........................................40 Wasserwacht - Schwimmkurs international, Kreisverband Würzburg.............................................................41 Projekt „birlik“ - Kriseninterventionsdienst, Kreisverband Kelheim..................................................................42 Zielgruppenübergreifend Die interkulturelle Öffnung des Kreisverbandes Nürnberg-Stadt....................................................................44 Handlungsempfehlungen, Schritte zur IKÖ des Bayerischen Roten Kreuzes.......................................46 Wissenswertes: Zahlen, Daten, Fakten......................................................................................................47 Die Grundsätze zur interkulturellen Öffnung im Deutschen Roten Kreuz..............................................48 Die Grundsätze des Roten Kreuzes und Roten Halbmondes..................................................................49 Diversity als Chance - Die Charta der Vielfalt der Unternehmen in Deutschland...................................50
Vorwort Gesellschaftliche Wandlungsprozesse, insbesondere Globalisierung und Zuwanderung, haben in den letz- ten Jahrzehnten das Leben der Menschen in Deutschland verändert. Wir leben heute in einer globalisierten Einwanderungsgesellschaft, deren wesentliche Aufgabe die interkulturelle Öffnung sein muss. Zugewan- derte sollen gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Bereichen teilhaben können. Vor allem Kinder und Jugendliche müssen gleiche Chancen in unserem Bildungssystem erhalten. Mehr als 2,4 Millionen Menschen in Bayern haben einen Migrationshintergrund. Die Integration dieser Men- schen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an der das Bayerische Rote Kreuz als einer der größten Wohlfahrtsverbände und als die führende Hilfsorganisation in Bayern maßgeblich mitwirkt. Das Deutsche Rote Kreuz steht als Teil des Internationalen Roten Kreuzes mit seinen Grundsätzen allen Menschen offen, unabhängig davon, aus welchem Kulturkreis sie kommen. Wir im Roten Kreuz gehen daher im Rahmen der interkulturellen Öffnung aktiv auf Menschen mit Migrationshintergrund zu und laden sie ein, die Angebote des Bayerischen Roten Kreuzes zu nutzen und sich im Roten Kreuz zu engagieren. Die Bedeutung, die die interkulturelle Öffnung für das Bayerische Rote Kreuz hat, wird auch durch den Beschluss des Landesvorstandes vom 22. Februar 2010 deutlich: Die interkulturelle Öffnung wurde im Arbeitsprogramm des Landesvorstandes von 2009 bis 2013 als ständiges strategisches Ziel einstimmig ver- abschiedet. Die interkulturelle Öffnung ist ein langer Prozess, mit dem sich das Deutsche und das Bayerische Rote Kreuz seit mehreren Jahren beschäftigen. Dies belegen auch eindrucksvoll die in dieser Broschüre dargestellten Projekte und Maßnahmen aus dem Haupt- und Ehrenamt des Bayerischen Roten Kreuzes. Einen herzlichen Dank an alle, die die Projekte initiiert, durchgeführt und mitgestaltet haben. Wir hoffen, dass die Broschüre Anregungen für weitere Maßnahmen zur interkulturellen Öffnung des Bayerischen Roten Kreuzes gibt. Die interkulturelle Öffnung ist eine Aufgabe für alle Gliederungen und Fachbereiche des Bayerischen Roten Kreuzes. Lassen Sie uns diesen Weg weiter gemeinsam beschreiten! Christa Prinzessin von Thurn und Taxis Leonhard Stärk Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes Landesgeschäftsführer
Lenkungsgruppe Migration Interkulturelle Öffnung im Bayerischen Roten Kreuz Die Soziale Arbeit mit Flüchtlingen, Vertriebenen und nung weiter unterstützen. Gemäß den Präsidiums- Zuwanderern gehört seit Ende des Zweiten Weltkrie- beschlüssen vom 19.03.2009 und 10.09.2009 soll ges zu den originären Aufgaben des Roten Kreuzes. das Thema Integration, Migration und interkulturelle Seit Jahrzehnten gibt es im Bayerischen Roten Kreuz Öffnung über alle Bereiche vernetzt mit messbaren Beratungsstellen für MigrantInnen und zahlreiche Zielen für 2010 und die gesamte nächste Wahlpe- Projekte zu deren Integration. Neben der Beratung riode des Präsidiums ausgestaltet werden. Darüber und Begleitung der MigrantInnen beim Integrations- hinaus soll das Thema der interkulturellen Öffnung prozess ist es für die Integration dieser Menschen als Querschnittsthema und Aufgabenstellung der außerordentlich wichtig, dass sich auch Institutionen Verbandsentwicklung gestaltet werden. wie das Rote Kreuz mit der Gesamtheit seiner Diens- Vor diesem Hintergrund entwickelte das DRK-Ge- te, Einrichtungen und Angebote für diesen Personen- neralsekretariat 2010 eine durch den Europäischen kreis noch stärker öffnen. Sozialfonds und durch Bundesmittel geförderte bun- desweite Qualifizierungsmaßnahme zur interkulturel- Gesellschaftliche Teilhabe und Chancengleichheit len Handlungskompetenz für hauptamtliche Mitarbei- für alle – unabhängig von ethnischer Herkunft, kultu- terInnen „IKÖ-Manager/in in der Sozialwirtschaft“, an reller Prägung und religiöser oder weltanschaulicher der sich erfreulicherweise sieben Kreisverbände aus Überzeugung – ist weiterhin das Ziel unserer zukünf- Bayern beteiligen. tigen Aktivitäten. Für das Rote Kreuz ist Vielfalt ein Gewinn. Das Rote Kreuz möchte MigrantInnen nicht Die interkulturelle Öffnung des Bayerischen Roten nur als Kunden sondern auch als MitarbeiterInnen, Kreuzes wird durch die Lenkungsgruppe Migration PartnerInnen und Mitglieder gewinnen. In diesem Zu- begleitet, die sich seit drei Jahren schwerpunktmäßig sammenhang hat das Deutsche Rote Kreuz am 10. mit diesem Thema befasst. Diesem Verbandsfach- November 2008 die Charta der Vielfalt der Unterneh- gremium gehören VertreterInnen der Kreisverbände men in Deutschland mit unterzeichnet. und der Landesgeschäftsstelle an. Die Zusammen- setzung der Lenkungsgruppe zeigt, dass sich viele Im Deutschen Roten Kreuz ist die Steuerungsgrup- Fachbereiche mit der interkulturellen Öffnung ausei- pe des DRK-Präsidiums „Interkulturelle Öffnung im nandersetzen und sich dieser Aufgabe widmen. Mit- DRK“ damit befasst, die interkulturelle Öffnung im glieder sind VertreterInnen der Migrationsarbeit, der Gesamtverband weiter anzustoßen. Geleitet wird Sozialen Arbeit, der Bildungsarbeit, des Suchdiens- dieses Gremium vom DRK-Vizepräsidenten Dr. Volk- tes sowie des Jungendrotkreuzes. mar Schön. Das Bayerische Rote Kreuz ist darin Die vorliegende Broschüre ist auf die Initiative der mit der Abteilungsleiterin Soziale Arbeit der Landes- Lenkungsgruppe hin entstanden. Die Projekte zei- geschäftsstelle, die gleichzeitig stellv. Vorsitzende gen, dass auch im Bayerischen Roten Kreuz die Be- der DRK-Steuerungsgruppe ist, sowie mit der Ge- deutung der interkulturellen Öffnung gesehen wird. In schäftsführerin des Bayerischen Jugendrotkreuzes 22 Beiträgen werden Projekte und Maßnahmen zur vertreten. Somit ist das Bayerische Rote Kreuz eng interkulturellen Öffnung vorgestellt, die sowohl von mit dem DRK-Gesamtprozess der interkulturellen haupt- als auch ehrenamtlichen MitarbeiterInnen mit Öffnung vernetzt. viel Engagement und Freude initiiert und durchge- Im Deutschen Roten Kreuz wurden 2009 zwei Präsi- führt wurden. diumsbeschlüsse gefasst, die die interkulturelle Öff- Die interkulturelle Öffnung ist ein langer Prozess. 2 Interkulturelle Öffnung im BRK
Lenkungsgruppe Migration Sie ist eine Querschnittsaufgabe sowie Teil der Ver- ser Broschüre aufgeführt sind. Mögen sie zu weite- bandsentwicklung, wobei ein wichtiger Aspekt Maß- ren Projekten inspirieren! nahmen zur Personalentwicklung sind. Vor allem Die Lenkungsgruppe Migration wird auch weiterhin aber ist die interkulturelle Öffnung nur möglich, wenn den Prozess der interkulturellen Öffnung im Bayeri- auch die Führungsebene aller Verbandsgliederungen schen Roten Kreuz begleiten und fördern. hinter dieser Aufgabe steht. Wir bedanken uns daher Als Leiterin der Lenkungsgruppe danke ich allen herzlich bei der Präsidentin des Bayerischen Roten Mitgliedern der Lenkungsgruppe herzlich für ihr En- Kreuzes, Christa Prinzessin von Thurn und Taxis, gagement und ihre Beharrlichkeit auf dem Weg des und Herrn Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk, Bayerischen Roten Kreuzes zur interkulturellen Öff- die die interkulturelle Öffnung jederzeit unterstützen nung. und innerhalb des Verbandes engagiert vertreten. Im Arbeitsprogramm des Landesvorstandes von 2009 bis 2013 ist die interkulturelle Öffnung als ständiges strategisches Ziel verankert. Irene Marsfelden Herzlichen Dank auch allen KreisgeschäftsführerIn- nen, die mit der Entsendung ihrer MitarbeiterInnen Leiterin der Lenkungsgruppe Migration die Arbeit der Lenkungsgruppe unterstützen und so- Abteilungsleiterin Soziale Arbeit, mit die interkulturelle Öffnung im Bayerischen Roten Landesgeschäftsstelle Kreuz fördern. Schließlich bedanken wir uns bei allen Projektmitar- beiterInnen aus dem Haupt- und Ehrenamt für die kreativen Ideen und die erfolgreiche Umsetzung der interkulturellen Öffnung in den Projekten, die in die- Mitglieder der Lenkungsgruppe: Stehend, von links nach rechts: Dorothea Schmidt, JRK, Landesgeschäftsstelle; Karina Hauck, KV Haßberge; Irene Marsfelden, Landesgeschäftsstelle, Abteilung Soziale Arbeit; Karin Sefz, KV Haßberge; Almut Wagner, Landesgeschäftsstelle, Landesnachforschungsdienst; Thomas Huber, Landesgeschäftsstelle, Stabsstel- le Bildung Sitzend, von links nach rechts: Ute Linck, Landesgeschäftsstelle, Team Migration & Integration; Habibullah Hamdard, KV München; Rosemarie Dietz-Hinzmann, KV Nürnberg-Stadt; Ulrike Weber, KV Weiden-Neustadt; Christine Müller, KV München; Susanne Hampel (Gast), KV Nürnberg-Stadt Nicht auf dem Foto: Petra Dietz, JRK, Landesgeschäftsstelle; Eva Kress-Finkernagel, KV Haßberge Interkulturelle Öffnung im BRK 3
Kinder und Jugendliche „MIRA“ – Ein Projekt für russlanddeutsche Aussiedlerkinder und Jugendliche bringt die interkulturelle Öffnung ins Rollen Kreisverband Altötting Die Situation im Landkreis Altötting stellte zweifellos Vor allem im Kreisverband selbst bestanden weiter- eine Herausforderung dar. 40 Prozent der Kinder und hin Vorbehalte, dass sich die Spätaussiedler nicht in Jugendlichen im Landkreis sind Spätaussiedler. Sie die bestehenden Gruppen integrieren würden und nahmen bisher so gut wie gar nicht an den Aktivitäten dadurch Differenzen und Konflikte die Folge sein des Bayerischen Roten Kreuzes teil. Vor diesem Hin- könnten. tergrund führte der Kreisverband Altötting von 2004 bis 2007 das Jugendintegrationsprojekt „MIRA – Mit- Doch die unermüdliche Überzeugungsarbeit der Pro- einander für Integration der russlanddeutschen Aus- jektleiterin und der bleibende Kontakt zu den MIRA- siedlerkinder und Jugendlichen“ durch, um jugend- Jugendlichen wirkten über das Projektende hinaus. liche MigrantInnen zu integrieren und stärker in den Eine eigene MIRA-JRK-Gruppe wurde gegründet eigenen Verband einzubeziehen. Das Projekt wurde und zwei junge Spätaussiedlerinnen, die bereits eh- von einer Deutschlehrerin, die selbst Spätaussiedle- renamtlich im Projekt tätig waren, übernahmen nach rin ist, geleitet und durch das Bundesamt für Migrati- einer Ausbildung als Gruppenleiterin die Leitung. on und Integration gefördert. Durch kontinuierlichen Informationsfluss und zahlrei- che Einladungen zu den gemeinsamen Veranstaltun- Mit Unterstützung der Projektleitung planten ver- gen tauten die Jugendlichen auf beiden Seiten lang- schiedene Gruppen von Migrantenkindern und -ju- sam auf. Die MIRA-Gruppe ist inzwischen im JRK gendlichen zahlreiche gemeinsame Freizeitaktivitä- vollständig integriert und die Planung und Durchfüh- ten. Ausflüge, Feiern, Kurse und musische Projekte rung gemeinsamer Aufgaben und Aktionen ist Nor- waren im Angebot. Außerdem gab es laufend Kon- malität geworden. takte zu örtlichen Sportvereinen, der kommunalen offenen Jugendarbeit „ANJAR“, zum Jugendrotkreuz Eine junge Spätaussiedlerin aus Kasachstan leitet und der Wasserwacht. nicht nur ehrenamtlich die JRK-Gruppe „MIRA“, son- dern ist inzwischen auch stellvertretende Leiterin der Trotz dieser guten Kontakte und des Interesses der gesamten JRK-Ortsgruppen Altötting-Neuötting. Zur jugendlichen MigrantInnen an einer aktiven Mitarbeit interkulturellen Öffnung des JRK tragen gemeinsa- war die Einbindung ins Jugendrotkreuz eine große me Schulungen der JRK-Leiter bei, von denen alle Herausforderung. Seiten profitieren. Die MIRA-Leiterinnen helfen, den Zugang zu Migrantenkindern zu finden, und leisten oft Aufklärungs- und Vermittlungsarbeit zwischen dem Verband und den Eltern. Bei mehreren BRK- Veranstaltungen wird Kinderbetreuung angeboten. Auch übernehmen MIRA-Jugendliche Verantwortung im Jugendrotkreuz. Allseits beliebt ist die MIRA-Tanz- gruppe, die zu verschiedenen Anlässen und Festen innerhalb des Kreisverbandes auftritt. Ermutigt durch den persönlichen Kontakt zum Kreis- verband bewerben sich Eltern der MIRA-Kinder häu- figer in den Altenheimen und beim BRK-Pflegedienst. Einige Krankenschwestern aus der früheren Sowjet- 4 Interkulturelle Öffnung im BRK
Kinder und Jugendliche union konnten auf diesem Weg schon einen Arbeits- Entwicklung unterstützen. Die MIRA-Kinder brachten platz bekommen. Die Migrationsberaterin unterstützt sich mit Beiträgen von Folklore über Klassik bis Pop die Bewerber beim beruflichen Anerkennungsverfah- wesentlich in die Gestaltung des Abends ein und tra- ren. So ist die interkulturelle Öffnung der Dienste des ten selbstbewusst neben international erfolgreichen Kreisverbands nur eine Frage der Zeit. Musikerinnen auf. Das Projekt hat jedoch auch über das Bayerische Rote Kreuz hinaus gewirkt. Bei verschiedenen Ver- Durch das Projekt MIRA und die Aktivitäten in den anstaltungen wie dem „Sommerfest der Kulturen“ der darauf folgenden Jahren wurde die Integrationsbe- Stadt Neuötting, dem „Solferinotag“ des Bayerischen reitschaft und das Engagement der Zuwanderer ge- Roten Kreuzes und der interkulturellen Woche konn- fördert. Viele Migranten engagieren sich heute eh- te sich die Öffentlichkeit über die Aktivitäten der Ju- renamtlich beim Roten Kreuz und in der Kommune gendgruppe informieren. Im Mittelpunkt standen die bei der Organisation und der Durchführung von Fes- Integration und die Akzeptanz von MigrantInnen. ten, Feiern und Aktionstagen. Ein dreistündiges Programm im Rahmen des Bun- Auch der Kreisverband Altötting hat durch die Pro- ten Abends in Neuötting zeigte eindrucksvoll, dass jektarbeit wichtige Erfahrungen gemacht und die in- viele Migrantenfamilien nicht nur die schulische Bil- terkulturelle Öffnung eingeleitet. Die MitarbeiterInnen dung ihrer Kinder, sondern auch die musikalische mussten sich auf Neues und Unbekanntes einlas- sen und haben Menschen mit Migrationshintergrund kennen und schätzen gelernt. Natürlich gibt es auf diesem Weg auch Unebenheiten und Stolpersteine. Doch die erreichten Erfolge sind aller Mühen wert. Die vielfältigen Kontakte, die sich durch das Projekt entwickelt haben, sind letztendlich ein Gewinn für alle. Für die SpätaussiedlerInnen, für den Kreisver- band Altötting und für die Gesellschaft. Ansprechpartnerin: Maria Hermann E-Mail: maria.hermann@kvaltoetting.brk.de Interkulturelle Öffnung im BRK 5
Kinder und Jugendliche Experte für interkulturelle Kompetenz im Landkreis Kreisverband Haßberge Seit nunmehr über 25 Jahren nimmt der Kreisver- band anwaltschaftliche Funktion für zugewanderte Menschen im Landkreis Haßberge wahr. Wir sehen uns dabei dem satzungsgemäßen Auftrag des Bay- erischen Roten Kreuzes verpflichtet allen Menschen Zugänge zu unseren Hilfs- und Dienstleistungsan- geboten zu ermöglichen, unabhängig von kultureller, religiöser und weltanschaulicher Prägung. Als Wohlfahrtverband sind wir gefordert gesellschaft- liche Realitäten aufzugreifen und unsere Dienste und Einrichtungen interkulturell zu öffnen. Im Kreisver- band Haßberge ist dies eine Querschnittsaufgabe. Wir arbeiten sowohl an der Sensibilisierung der Mit- arbeiterInnen als auch an der Gestaltung von Pro- grationshintergrund (AuslandsexpertInnen) der Jahr- zessen, um eine gleichberechtigte Teilhabe für Men- gangsstufen 5 – 8 gebildet. Die Gruppe trifft sich, von schen mit Migrationshintergrund zu ermöglichen. Im einer Fachkraft angeleitet, an drei Nachmittagen, um Bereich der Sozialen Arbeit, der Sozialen Dienste gemeinsam Hausaufgaben zu machen und Spaß zu sowie der ambulanten Pflege beschäftigen wir Mitar- haben. Dabei werden die jüngeren SchülerInnen mit beiterInnen mit Migrationshintergrund, die über ihre Migrationshintergrund von den „InlandsexpertInnen“ rein fachliche Tätigkeit hinaus eine „Türöffnerfunk- unterstützt, die für diese Aufgabe speziell geschult tion“ zu Migrantenkreisen wahrnehmen und so eine wurden. Außer Hausaufgabenbetreuung stehen auch konsequente Kundenorientierung ermöglichen. So soziale und interkulturelle Gruppenspiele, Informa- hat sich der Kreisverband Haßberge in der Stadt und tionseinheiten über verschiedene kulturelle Hinter- im Landkreis zum Experten für interkulturelle Kom- gründe, die Arbeit mit Filmen und Diskussionsrunden petenz und interkulturelle Öffnung (IKÖ) entwickelt. auf dem Programm. Nach einer intensiven fachlichen Als gelungenes Beispiel im Rahmen der IKÖ möch- Anleitung gestalten inzwischen die Jugendlichen die ten wir das Projekt „Stark dabei“ vorstellen. Initiiert Gruppentreffen alleine. und umgesetzt wurde es von der „Jugendsozialarbeit Das Besondere an dem Projekt ist, dass man hier an Schulen“ in Kooperation zwischen dem Kreisver- nicht von Defiziten der Jugendlichen, sondern von ih- band Haßberge und der Albrecht-Dürer-Hauptschule ren Stärken und Ressourcen ausgeht. Haßfurt. Es soll den beteiligten Jugendlichen inter- Die AuslandsexpertInnen berichten nicht nur über kulturelles und soziales Lernen ermöglichen. Der An- eigene Erfahrungen, sondern informieren auch über teil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshin- die eigene Kultur und erteilen den InlandsexpertIn- tergrund liegt bei ca. 30 Prozent, wobei die meisten nen auf Wunsch Fremdsprachenunterricht. So pro- davon Russlanddeutsche sind. fitieren beide Gruppen voneinander und steigern ihr Selbstbewusstsein. Zu Beginn des Schuljahres 2008/2009 wurde die Die Jugendlichen versuchen selbstständig Streitig- Gruppe „Stark dabei!“ aus fünf Neuntklässlerinnen keiten zu schlichten. Bei Problemen im interkulturel- (InlandsexpertInnen) und acht SchülerInnen mit Mi- len Bereich sind sie zu AnsprechpartnerInnen für die 6 Interkulturelle Öffnung im BRK
Kinder und Jugendliche gesamte Schule geworden. dabei!-Zertifikat“, das sie später den Bewerbungsun- Die Gruppe entwirft gemeinsam Plakate zu verschie- terlagen beilegen können. denen Themen wie z.B. „Ausländer sein“, „Vorur- Auch fürs neue Schuljahr 2010/2011 besteht Inter- teile“, „Diskriminierung“, „Respekt“ usw., die in der esse am Projekt und es haben sich schnell Schüler Schule ausgehängt und bei entsprechender Nach- gefunden, die als „InlandsexpertInnen“ mitmachen frage in Klassen vorgestellt werden. möchten. Es sind auch Jugendliche vom Vorjahr da- Durch die hohe Eigenverantwortung, die Selbststän- bei und neue Interessenten mit und ohne Migrations- digkeit, gegenseitige Akzeptanz und Anerkennung hintergrund. innerhalb der Gruppe ist aus den SchülerInnen eine starke Gemeinschaft gegenseitiger Hilfe und Unter- Inzwischen hat auch das Schulzentrum Haßfurt Inter- stützung geworden. esse an dem Projekt gezeigt und eine Zusammenar- beit mit ehrenamtlichen Interessenten ist angedacht. Für die Zukunft ist die Einbeziehung der Auslands Diese positive Resonanz zeigt die Bedeutung dieses expertInnen als „Dolmetscher“ bei den Elterninfor- Projektes für die interkulturelle Öffnung von Schulen. mationsabenden und als „Berichterstatter“ für inter- kulturelle Lehrerfortbildungen geplant. Das Projekt erhält keine finanzielle Unterstützung, die Schule möchte aber den Jugendlichen für ihre engagierte ehrenamtliche Arbeit einen Ausflug, Bow- lingbesuch oder Essensgutschein ermöglichen. Am Ende des Schuljahres bekamen die „InlandsexpertIn- Ansprechpartnerin: Karina Hauck nen“ als Abschluss für ihre Schulung und die ehren- E-Mail: hauck@kvhassberge.brk.de amtliche Arbeit bei der Zeugnisausgabe ein „Stark Interkulturelle Öffnung im BRK 7
Kinder und Jugendliche Projekt ArZuM – Arbeit und Zukunft für junge Migranteninnen und Migranten Kreisverband Miltenberg-Obernburg nahmen mit dem Schulamt Miltenberg, der Haupt- schule und dem Jugendzentrum Erlenbach und den zuständigen Gremien der Arbeitsagentur Miltenberg Kontakt auf und stellten das Projekt ArZuM vor. Dar- über hinaus boten sie den Direktoren der Hauptschu- len im Landkreis Miltenberg, deren Schüleranteil mit Migrationhintergrund relativ hoch ist, eine enge Zu- sammenarbeit an. Seit Januar 2009 bietet der Kreisverband in der Bar- barossa-Hauptschule in Erlenbach für SchülerInnen mit Migrationshintergrund und deren Eltern Sprech- stunden an, um sie beim Übergang von der Schu- le in das Berufsleben zu unterstützen. Das Projekt ArZuM bietet außerdem Hilfen und Unterstützung Der Kreisverband Miltenberg-Obernburg hat 2006 bei Bewerbungsschreiben, bei der Suche von Ausbil- mit der Durchführung des Projektes „Kultursensible dungs- sowie Praktikumsplätzen, bei der Anmeldung Altenhilfe“ die interkulturelle Öffnung seiner Dienste an weiterführenden Schulen und beim Nachholen ei- und Angebote eingeleitet. Bei der Projektarbeit wur- ner schulischen Qualifizierung an. de im Rahmen der Familienberatung der Bedarf an Das Engagement des Kreisverbandes und die Ver- Förderung jugendlicher MigrantInnen beim Übergang netzung mit anderen wichtigen Akteuren haben zu von der Schule ins Berufsleben festgestellt. Deswe- beachtlichen Erfolgen geführt. Ein Viertel der Schü- gen entschied sich der Kreisverband, ein spezielles lerInnen wurde in die weiterführenden Berufsfach- Angebot mit einer türkischsprachigen Beratung für schulen in Wertheim, Walldürn und Aschaffenburg jugendliche MigrantInnen einzurichten. aufgenommen. Die Hälfte der SchülerInnen hat eine Ausbildungsstelle als VerkäuferIn, Einzelhandels- Seit Juli 2008 wird das dreijährige Projekt ArZuM mit kaufmann/frau, MalerIn und LackiererIn, Industrie- Fördermitteln der GlücksSpirale durchgeführt. Im mechanikerIn und als Fachkraft für Lager und Logis- Rahmen des Projektes wird eine individuelle und um- tik erhalten. fassende Unterstützung für junge MigrantInnen beim Das Projekt ist für die Migrantenschüler und ihre El- Übergang von der Schule ins Berufsleben angebo- tern von großer Bedeutung. Da vielen Migrantenel- ten. Eltern und Erziehungsberechtigte, Schulen und tern das Wissen über das deutsche Schulsystem und Bildungsträger, Ausbildungsbetriebe, Industrie- und weitere Bildungsmöglichkeiten fehlt, können sie ihre Handelskammern sowie Handwerkskammern, Mig- Kinder kaum unterstützen. rantenvereine und -verbände und öffentliche Einrich- Weitere Hauptschulen aus anderen Gemeinden im tungen (Arbeitsagenturen/Berufsberatung) sind als Landkreis sind an einer engen Zusammenarbeit sehr Projektpartner in die Arbeit mit eingebunden. interessiert. Die Eltern mit Migrationshintergrund In den ersten Monaten konzentrierte sich die Arbeit wurden zu gemeinsam organisierten Informations- der ProjektmitarbeiterInnen auf die Kontaktaufnah- abenden und zu Elternsprechtagen eingeladen, um me zu o.g. Institutionen und die Öffentlichkeitsarbeit sie über die Möglichkeiten im Hinblick auf die Zu- (Erstellung und Verteilung von Flyern, Plakaten). Sie kunftsperspektiven ihrer Kinder in Deutschland zu 8 Interkulturelle Öffnung im BRK
Kinder und Jugendliche informieren. Darüber hinaus werden besorgte Eltern Dieses Projekt zeigt einmal mehr, dass durch die und auch interessierte Jugendliche in der Geschäfts- Beschäftigung von MitarbeiterInnen mit Migrations- stelle des Kreisverbandes beraten bzw. betreut. hintergrund das Angebot und der Kundenkreis des Roten Kreuzes erweitert werden können. Darüber Folgende Themen werden bei den Beratungen an- hinaus nehmen der Bekanntheitsgrad und das Anse- gesprochen: hen des Roten Kreuzes bei Menschen mit Migrati- Schulleistungen, Lernverhalten und Defizite der onshintergrund zu. Kinder in der Schule, Nachhilfemöglichkeiten in der Umgebung Schulangst, Konzentrationsschwierigkeiten, ADS, Hyperaktivität Unterstützungsmöglichkeiten für Kinder mit Blick auf Schule und Bildung Weiterführende Schulen bzw. Möglichkeiten des zweiten Bildungsweges, Abendschulen in der Umgebung und deren Aufnahmevoraussetzun- gen Zukunftsmöglichkeiten für Kinder ohne qualifi- zierten Hauptschulabschluss Berufsorientierung für Jugendliche mit Migrati- onshintergrund Suche nach Ausbildungs- und Praktikumsstellen, Erstellen einer Bewerbungsmappe Wir erkennen großes Interesse von Seiten der Ju- gendlichen und Eltern an der Projektarbeit. Uns war von Anfang an wichtig, mit den Eltern zusammenzu- arbeiten, damit sie ihre Kinder bei der Übergangs- Ansprechpartnerin: Ayla Salman phase von der Schule in den Beruf optimal unterstüt- E-Mail: salman@kvmiltenberg.brk.de zen können. Interkulturelle Öffnung im BRK 9
Kinder und Jugendliche Interkulturelle Öffnung Eine Selbstverständlichkeit im Kinderhort Sonnenblume Kreisverband München (hier „Pädquis”) in der Einrichtung umgesetzt werden könne. Außerdem sollten die einzigartigen Möglich- keiten, die sich durch die vielen Nationalitäten und Sprachen ergaben, entlang eines roten Fadens in gemeinsames Handeln mit Deutsch als Verbindungs- sprache münden. Aber nicht nur miteinander reden war für alle Be- teiligten ein Grundbedürfnis. Um dem wachsenden Bewegungsdrang vieler Kinder Rechnung zu tragen, entschloss sich der Kreisverband 2008 zur Erweite- rung des Außenbereichs zu einem richtigen Aben- teuerspielplatz. Während der Bauarbeiten mussten das Team und die Kinder zwei Monate lang bei schö- Kunterbuntes Sprachgewirr erfüllt den Gang, nach- nem Wetter in den benachbarten Park ausweichen. dem die Kinder aus der Europäischen Schule und Pünktlich zum Sommerfest Ende Juni 2009 war der den umliegenden Schulen des Münchner Stadtteils Spielplatz in der eigenen Einrichtung dann fertig und Neuperlach im Kinderhort eingetroffen sind. Sie sind wurde durch die Vorsitzende des Kreisverbandes, froh, dass die Schule aus ist. So wird fröhlich der Be- Frau Dr. Kronawitter, an die Kinder übergeben. Er hat treuer in deutscher Sprache begrüßt, um im nächsten richtig viel Geld gekostet, aber die glücklichen, strah- Moment die französische Freundin, den englischen lenden Kinderaugen waren diese Investition wert. Freund oder die kleine italienische Schwester in ein Kunterbunt und „multikulti“ geht es im Hort tagtäg- Gespräch zu verwickeln. lich zu. Mit den Kindern der Europäischen Schule waren annähernd alle Länder Europas vertreten und Der Kinderhort „Sonnenblume” liegt mitten in Mün- die Kinder der Stadtteilschulen bereicherten diese chen-Neuperlach, einem Stadtteil mit hohem Aus- bunte Nationenvielfalt zusätzlich. Diese Vielfalt der länderanteil, der auch als „sozialer Brennpunkt“ in Nationalitäten hat das Team aber nicht nur mit gro- München bekannt ist. Von 1992 bis heute konnte der Hort durch Anfragen aus der benachbarten Euro- päischen Schule und den Grund- und Förderschulen von ursprünglich 50 auf 125 Plätze erweitert werden. Die große Nachfrage hat das engagierte Team, be- stehend aus zwei Männern, sieben Frauen, einem Praktikanten und zwei Zivildienstleistenden gefor- dert. Die Grundgedanken des Bayerischen Roten Kreuzes und des Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes (BayKiBiG) mussten in der sich ändernden Situation in die tägliche Arbeit integriert werden. Das Team war sich einig, dass nur so der Gedanke der „pädagogischen Qualitätssicherung” 10 Interkulturelle Öffnung im BRK
Kinder und Jugendliche ßem Stolz erfüllt, es waren Ideen gefragt, wie das Artikeln über „die Vermüllung des Freizeitgeländes in babylonische Sprachengewirr von Englisch, Fran- der nahen Nachbarschaft” und anderen Beiträgen an zösisch, Spanisch, Schwedisch, Dänisch oder Ara- einer Hortzeitung. Eine weitere Kursgruppe beschäf- bisch, Irakisch, Afghanisch, Türkisch (und vielen wei- tigt sich einmal wöchentlich mit der jeweiligen Nation teren Sprachen) in eine gemeinsame Verständigung eines Kursmitgliedes, entdeckt, wie die Kinder dort in deutscher Sprache gelenkt werden kann. Hier bot spielen, tanzen, essen, welche Traditionen und Vor- eine Sprachberatung für die Kinder eine passgenaue lieben es gibt. Wieder andere Kinder engagieren sich Lösung. Sie nahm von nun an einen breiten Raum in in einem Kinderparlament füreinander oder bereiten der tagtäglichen Sprachförderung ein. mit großem Engagement Festivitäten vor. Diese Akti- Viele Kurse runden das Angebot einer „Rund-um-Bil- vitäten steigern die deutsche Sprachkompetenz und dung“ ab. Da wird mit Begeisterung gekocht, Thea- das Selbstbewusstsein der Kinder. ter oder Schach gespielt, im mathematischen Raum Angst vor Zahlen abgebaut, im Bücherclub miteinan- Auch im Team selbst ist eine Vielfalt an Nationalitä- der gelesen, der eigene Gemüsegarten gepflegt, in ten aus Brasilien, Bulgarien, der Ukraine, der Türkei der Mädchengruppe getanzt oder in der Turnhalle „ge- und Deutschland erkennbar. Jedes Teammitglied ist sportelt”. Eine andere Gruppe bastelt mit Interviews, in die Vorbereitung und Dokumentation der Kurse eingebunden, wöchentliche Sitzungen mit Austausch zu Beobachtungen über die betreuten Kinder runden den Vormittag ab. Alle teilen die Überzeugung, eine gute Arbeit zu machen, und ergänzen sich gegen- seitig. Gemeinsam überarbeiten wir regelmäßig die pädagogischen Angebote, um das gegenseitige Ver- ständnis der Kulturen bei den Kindern weiter zu för- dern und immer neue interkulturelle Bildungsanreize zu setzen – zur Begeisterung von Eltern und Kindern. Ansprechpartnerin: Angelika Schorer E-Mail: angelika.schorer@brk-muenchen.de Interkulturelle Öffnung im BRK 11
Kinder und Jugendliche Projekt Y – Jugendliche Flüchtlinge erobern die Herzen eines Kreisverbandes Kreisverband Nürnberg-Stadt ermöglichen, die sie sonst nicht haben können. Dazu gehört auch, den Kontakt zu deutschen Jugendlichen herzustellen, denn es gibt auf beiden Seiten deutli- che Berührungsängste. Leider waren die Voraussetzungen für einen Pro- jekterfolg zunächst schlecht. Es gab keine eigenen Räume, in denen sich die Jugendlichen treffen konn- ten, und keinerlei Grundausstattung, die genutzt werden konnte. Eine hauptamtliche Sozialpädago- gin sollte unter diesen Bedingungen in fünf Stunden wöchentlich Jugendliche erreichen, die über ganz Nürnberg verteilt waren und denen organisierte Gruppenarbeit aus ihrem Kulturkreis heraus vollkom- men fremd war. Eigentlich hätte das Projekt scheitern Im Idealfall muss über interkulturelle Öffnung (IKÖ) nicht lange geredet werden. Denn im Idealfall ist in- terkulturelle Öffnung so selbstverständlich, dass sie gar nicht bemerkt wird. Sie ist ein Teil des Alltags, der sich aus den Notwendigkeiten des Zusammenlebens automatisch ergibt und nicht weiter beachtet wird. So ist es auch in Nürnberg geschehen. Wie das ausge- sehen hat, soll am Beispiel von „Project Y“ berichtet werden. „Project Y“ ist ein Projekt für jugendliche Flüchtlin- ge in Nürnberg, die mit ihren Eltern und ihren Ge- schwistern nach Deutschland gekommen sind, um dem Krieg, der Verfolgung oder der Not in ihren Ländern zu entfliehen. In Deutschland angekommen erhalten nur sehr wenige das Recht, dauerhaft hier zu bleiben. Die meisten müssen irgendwann wieder müssen. Trotzdem wurde es ein Erfolg. Dieser Erfolg zurückkehren. Bis es soweit ist, leben sie oft jahre- ist vielen Menschen zu verdanken, die ohne Zögern lang unter sehr beengten Bedingungen in Gemein- bereit waren, sich einzubringen, nach Lösungen zu schaftsunterkünften, ohne Recht auf höhere Bildung suchen und ungewöhnliche Kooperationen einzuge- und Arbeit. Für die Jugendlichen ist das besonders hen. schlimm, da sie kaum Unterstützung und Förderung Im Januar 2007 sollte das Projekt beginnen, doch es erhalten. gab keine geeigneten Räumlichkeiten für die Grup- Das Ziel von „Project Y“ war es, diesen Jugendlichen penarbeit. Auch wenn viele Aktivitäten außerhalb des Mut zu machen und ihnen beizustehen, sie aus ihrer Kreisverbandes stattfinden sollten, musste es einen Isolierung herauszuholen und ihnen Erlebnisse zu Ort geben, an dem die Jugendlichen sich regelmä- 12 Interkulturelle Öffnung im BRK
Kinder und Jugendliche ßig treffen konnten, einen Ort zum Wohlfühlen und des Willkommenseins. Das Jugendrotkreuz hat sich ohne Zögern bereit erklärt, die eigenen Räume zur Verfügung zu stellen. Obwohl das Jugendrotkreuz in Nürnberg viele eigene Gruppen hat und immer etwas los ist, wurde ein Teil der Räume an einem Tag in der Woche für „Project Y“ freigehalten. Es gab ne- ben einem Gruppenraum sogar eine Küche. Das war ein Glücksfall, denn gemeinsames Essen spielte für die Jugendlichen von Anfang an eine wichtige Rolle. Verständlich wenn man bedenkt, dass Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften kein Geld, sondern vorgepackte Essenspakete erhalten. Also wurde in der Küche viel gekocht. Während der Treffen wurde auch viel gelacht und gestritten. Es wurden T-Shirts und Logos entworfen, Billard, Kicker und Karten ge- spielt, Musik gehört und einfach nur geredet. Manch- mal auch sehr lautstark. Kein Wunder, denn bei „Project Y“ versammelten sich hauptsächlich Jungen zwischen 12 und 17 Jahren aus dem Kaukasus, aus zum Teil verfeindeten Ländern. Mit dem Jugendrotkreuz gab es zunächst nur dann Berührungspunkte, wenn die Jugendlichen mal wie- der zu laut waren oder die Räume nicht ordentlich hinterließen. Diese Konflikte boten allen Beteiligten aber die Chance, sich näher kennen zu lernen und Vorurteile abzubauen. In vielen Gesprächen erfuhren beide Seiten mehr über die Kultur und Denkweise der samen Projekte: die Wasserwacht war mit „Project Y“ anderen, und langsam keimte gegenseitiges Interes- schwimmen, Ehrenamtliche haben die Jugendlichen se auf. Was machen die eigentlich beim Jugendrot- beim Reiten begleitet, der Alpenverein hat extra für kreuz? Kann ich auch mal an einem Erste-Hilfe-Kurs „Project Y“ einen gemischten Kletterkurs abgehal- teilnehmen oder gar an einem Sanitätskurs? Wo liegt ten. Mit Azubis des Bundesamtes für Migration und Aserbaidschan? Was macht ihr so? Kann ich ehren- Flüchtlinge waren die Jugendlichen gemeinsam es- amtlich bei „Project Y“ mitarbeiten? Es war schön zu sen und haben dadurch viel zum Verständnis ihrer sehen, wie scheinbar vollkommen fremde Welten Lebenssituation beim Bundesamt beigetragen. Und sich langsam annäherten. sie haben zusammen mit deutschen Jugendlichen Durch das Projekt wurde im Kreisverband die Aus- und dem Jugendrotkreuz die Nürnberger Eisdielen einandersetzung mit dem Thema Integration vertieft. getestet. Alle waren sich einig, dass die Jugendlichen mit Mig- „Project Y“ hatte immer nur das Wohlergehen der ju- rationshintergrund im Verband willkommen sind und gendlichen Flüchtlinge im Blick. Es war kein Projekt gefördert werden sollen. Beim Weltrotkreuztag stellte zur interkulturellen Öffnung. Aber „Project Y“ hat es der Kreisverband das Projekt öffentlich vor und sam- geschafft, dem Verband einen Spiegel vorzuhalten: melte Spenden für „Project Y“. „Ihr seid das, was in eurem Herzen wohnt“. In den Aber das war nicht alles. „Project Y“ schien von An- Herzen vieler Menschen im Kreisverband Nürnberg- fang an einen integrativen Charakter zu haben, so- Stadt wohnt eine große Bereitschaft, sich auf fremde, wohl für die Flüchtlingsjugendlichen als auch für den ungewohnte und manchmal anstrengende Jugendli- Kreisverband und andere Verbände in Nürnberg. che einzulassen. Das ist IKÖ! Kaum war ein Problem aufgetaucht, schon schien sich der Verband zusammenzuschließen, um es aus Ansprechpartnerin: Ulrike Kraft der Welt zu schaffen. Hilfe kam immer unkompliziert E-Mail: ulrike.kraft@last-n.bayern.de und schnell. Hier einige der interessantesten gemein- Interkulturelle Öffnung im BRK 13
Kinder und Jugendliche Interkulturelles Lernen im Freiwilligen Sozialen Jahr Landesgeschäftsstelle, Team FSJ/Freiwilligenarbeit Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) ist kein neues Pro- jekt zur interkulturellen Öffnung wie die anderen hier beschriebenen Projekte. Das FSJ wird vom Bayeri- schen Roten Kreuz als Träger des Freiwilligen So- zialen Jahres bereits seit Jahrzehnten durchgeführt; das Rote Kreuz handelt dabei nach den Grundsätzen und Zielen zur interkulturellen Öffnung. So steht der Freiwilligendienst allen für dieses Programm geeig- neten Jugendlichen und jungen Erwachsenen offen ohne Ansehen ihrer Schulbildung, sozialen Schicht oder kulturellen Herkunft. Laut Jugendfreiwilligendienstegesetz unter § 3 (2) ist Ziel der pädagogischen Begleitung, „soziale, kultu- relle und interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln beinhaltet unser Bildungskonzept die Förderung der und das Verantwortungsbewusstsein für das Ge- Kontakte zwischen den Freiwilligen alters-, bildungs-, meinwohl zu stärken“. schicht- und herkunftsübergreifend. Wir unterstützen die Integration aller Freiwilligen, benennen Ausgren- Im FSJ treffen junge Menschen unterschiedlichen zung und Mobbing und tun etwas dagegen. Alters, Geschlechts, unterschiedlicher Schulbildung und Herkunft aufeinander. Durch die Mischung der TeilnehmerInnen lernen alle Die Freiwilligen begegnen aber auch in den Einsatz- voneinander. Bezogen auf Interkulturalität bedeutet stellen Menschen unterschiedlicher Herkunft, die auf dies, die Freiwilligen mit und ohne Migrationshinter- ihre Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. grund lernen: Die Zahl der zu betreuenden Menschen mit Migrati- sich als wichtigen, selbstverständlichen und berei- onshintergrund steigt in Deutschland stetig, so dass chernden Teil der Seminargruppe zu fühlen die Einsatzstellen die Freiwilligen unterschiedlicher Kontakte mit anderen Freiwilligen ihrer Altersgrup- Herkunft als Bereicherung erleben mit ihren Kompe- pe zu knüpfen, deren Probleme, Lebenssituatio- tenzen der Mehrsprachigkeit, des Wissens um ande- nen, Kulturen und Werte kennen zu lernen und re Kulturen und mit ihrem Verständnis und Einfüh- somit aus oftmals bestehenden Subkulturen he- lungsvermögen für die Hilfebedürftigen. rauszutreten In den Seminaren werden die jungen Freiwilligen in Interesse für andere Sprachen, Kulturen und Län- heterogenen Gruppen begleitet. Das Hauptmerkmal der zu entwickeln der Arbeit mit den Jugendlichen liegt in der Akzep- interkulturelle Barrieren abzubauen tanz und Wertschätzung, dass jeder Mensch anders, einen gewandteren Umgang mit der deutschen jeder Lebenshintergrund individuell und jede/r ein Sprache zu entwickeln wertvolles Mitglied der Seminargruppe ist. Wir för- wichtige Berufserfahrungen zu sammeln und den dern die individuellen Qualitäten und Fähigkeiten der Einstieg in die Arbeitswelt zu schaffen. TeilnehmerInnen, ihr Selbstvertrauen und ihre sozi- alen Kompetenzen im Umgang mit Verschiedenheit Zur Vermittlung der interkulturellen Kompetenzen und unterschiedlichen Lebensentwürfen. Ebenso nutzen wir auf den Seminaren vielfältige Methoden: 14 Interkulturelle Öffnung im BRK
Kinder und Jugendliche Wir nutzen das Konzept der Themen- und Me- Auf Seiten der Jugendlichen liegen wesentliche Zu- thodenvielfalt, so dass die TeilnehmerInnen un- gangsbarrieren neben mangelnden Sprachkenntnis- terschiedliche Kompetenzen üben und anwenden sen (vor allem bei Jugendlichen, die für das FSJ ein- können. reisen) in den Wertvorstellungen der Herkunftskultur. Bei der Reflexion der Tätigkeiten an der Ein- Die Bandbreite reicht von der grundsätzlichen Ab- satzstelle wird auf die kulturellen Unterschiede lehnung institutionalisierter Pflege (Familiensache!) in einzelnen Ländern bei der Versorgung Hilfe- über Rollenmuster (Männer pflegen nicht) bis zu Ein- bedürftiger Bezug genommen, sowohl aus dem schränkungen muslimischer Mädchen, wenn es um Blickwinkel der Versorgenden als auch der zu Be- die Übernachtung bei Seminaren geht. treuenden. Diesen Zugangsbarrieren kann in der Arbeit mit den Es wird ausreichend Raum zur Verfügung gestellt Jugendlichen und in Kooperation mit den Einsatzstel- für Vielfalt, vielfältige Gedanken und Lebensge- len nur individuell begegnet werden. schichten. Bei der Selbstversorgung gibt es Raum für per- Im persönlichen Miteinander ist jedoch die Einstel- sönliche Lieblingsgerichte aus der eigenen Hei- lung des einzelnen Menschen entscheidend. Die mat (aus Bayern, Hessen, Hamburg, der Türkei, damit verbundene Entwicklung des Einzelnen bildet der Ukraine,…). eine innere Haltung, ein inneres Lernfeld, einen per- sönlichen Prozess. Auf diesen Weg begeben wir uns Gleichwohl gibt es Zugangsbarrieren für die interkul- als Seminarleitungen und begleiten alle unsere Frei- turelle Öffnung des Freiwilligen Sozialen Jahres, wie willigen im FSJ. Untersuchungen zeigen (z.B. 2009 KFH Freiburg). Die wichtigsten Barrieren auf Seiten der Einsatzstel- len und Träger sind kulturelle Vorbehalte und Vor- urteile. Diese werden mitunter durch die besondere Ansprechpartnerin: Claudia John Klientel der Einrichtung begründet oder im Hinblick E-Mail: john@lgst.brk.de auf die Außenwirkung der Einsatzstelle. Interkulturelle Öffnung im BRK 15
Familie Mit Migranten für Migranten Interkulturelle Gesundheit in Augsburg Kreisverband Augsburg-Stadt Augsburg ist eine Stadt mit einer sehr langen Zuwan- derungsgeschichte. Als Friedensstadt übernimmt sie eine besondere Verantwortung für das friedliche Zu- sammenleben der über 140 hier vertretenen Natio- nen, auf Basis gegenseitiger Toleranz, und kann zu Recht als vielkulturelle Stadt bezeichnet werden. Integration und interkulturelle Öffnung als Quer- schnittaufgaben von Politik und Verwaltung werden in Augsburg gezielt vorangetrieben. Auch der Kreis- Ingolstadt, München, Nürnberg und Schweinfurt. verband Augsburg-Stadt sieht es als Pflicht und MiMi-Bayern wird vom Bayerischen Staatsministeri- gleichzeitig seine Chance an, sich in allen Bereichen um für Umwelt und Gesundheit, dem BKK Bundes- interkulturell zu öffnen. verband und den Betriebskrankenkassen in Bayern Mit dem im Dezember 2008 gestarteten Projekt „Mit gefördert. In Augsburg ist der Kreisverband Augs- Migranten für Migranten – Interkulturelle Gesundheit burg-Stadt Standortprojektträger und wird unterstützt in Bayern“ (MiMi) leistet unser Kreisverband hierzu von der Stadt Augsburg, dem Forum Interkulturelles einen Beitrag. MiMi wurde 2003 vom Ethno-Medizi- Leben und Lernen e.V. (FILL), dem Ärztlichen Kreis- nischen Zentrum e.V. in Hannover entwickelt und mit verband Augsburg-Stadt und -Land und der Baye- Kooperationspartnern deutschlandweit an verschie- rischen Landesarbeitsgemeinschaft Zahngesund‑ denen Standorten durchgeführt. heit e.V. Auslöser des Projekts war die Feststellung, dass der Gesundheitszustand vieler MigrantInnen deutlich Der Kreisverband Augsburg-Stadt hat 24 engagier- schlechter ist und ihre Kenntnisse über das Gesund- te und in Deutschland gut integrierte MigrantInnen heitssystem meist geringer sind als im Gesamtdurch- für das Projekt angeworben. Voraussetzung für die schnitt der Bevölkerung. Die deutschsprachigen In- Schulungsteilnahme waren gute Kenntnisse der formationen erreichen MigrantInnen meist schwer, deutschen sowie der jeweiligen Muttersprache und deshalb werden oft wichtige Präventionsangebote die Bereitschaft zur selbstorganisierten Tätigkeit im nicht in Anspruch genommen. Ziel des Projektes ist Anschluss an die Mediatorenausbildung. die Ausbildung von MigrantInnen zu Gesundheits- Sieben Männer und 17 Frauen im Alter von 20 bis mediatoren, um den Informationsstand zu verbes- 55 Jahren haben die Schulung in Augsburg im Ap- sern und die Eigenverantwortung von Menschen mit ril 2009 erfolgreich abgeschlossen. Die jeweiligen Migrationshintergrund zu stärken. So kann langfristig Herkunftsländer sind: Russland, Türkei, Polen, Ka- ein Beitrag zur Reduzierung ungleicher Gesundheits- sachstan, Kenia und Iran. Die Mediatorenschulung chancen geleistet werden. In Bayern wird MiMi zurzeit beinhaltete acht Themen wie z. B. „Das deutsche an sechs Standorten angeboten: Augsburg‚ Coburg, Gesundheitssystem“, „Vorsorgemaßnahmen und 16 Interkulturelle Öffnung im BRK
Familie Früherkennungsuntersuchungen“ und „Erste Hilfe am Kind“. Nach dem Abschluss der Schulung organisieren die zertifizierten interkulturellen GesundheitsmediatorIn- nen muttersprachliche Informationsveranstaltungen zu Gesundheitsthemen in Augsburg. So tragen die GesundheitsmediatorInnen vertrauensvoll und kul- tursensibel zur Integration von MigrantInnen in die Strukturen der gesundheitlichen Versorgung bei und sensibilisieren sie für einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Gesundheit. Bis Ende des Jahres 2009 wurden insgesamt 36 Mi- Mi-Infoveranstaltungen erfolgreich durchgeführt und kontinuierlich evaluiert. Die Gesundheitskampagnen fanden vor allem in den Lebenswelten der Migrantin- Vor allem der Mehrgenerationentreffpunkt Haunstet- nen statt, wie z.B. im Verein Islamischer Kultur, in der ten als Mittelpunkt des Stadtteils bietet den Gesund- Israelitischen Kultusgemeinde, im „Café Internatio- heitsmediatorInnen und den MigrantInnen, die an nal“ im Zeughaus, im Türkischen Jugend- und Kultur- den verschiedensten Veranstaltungen teilnehmen, verein e.V., in Arztpraxen und ähnlichen Orten. Das die Möglichkeit mit den Einheimischen in Kontakt zu Echo in der Presse war sehr positiv. Im Jahr 2010 kommen und sich kennen zu lernen. Die interkultu- sind über 40 Veranstaltungen mit ca. 1.000 Migran- rellen Begegnungen tragen dazu bei, gegenseitige tInnen aus verschiedenen Herkunftsländern geplant. Vorurteile abzubauen und MigrantInnen sowohl als Kunden als auch als ehren- oder hauptamtliche Mit- Dieses Projekt ist auch für den Kreisverband Augs- arbeiterInnen zu gewinnen. burg-Stadt ein Gewinn. Während ihrer mehrmonati- Menschen mit Migrationshintergrund haben in Augs- gen Schulung in den Räumlichkeiten des BRK-So- burg einen Anteil von ca. 40% an der Gesamtbevöl- zialzentrums in Augsburg-Haunstetten lernten die kerung. Die interkulturelle Öffnung der Angebote und MediatorInnen die verschiedenen Bereiche und die Dienste des Kreisverbands Augsburg-Stadt leistet vielfältige Arbeit des Kreisverbandes kennen. Das vor diesem Hintergrund einen wichtigen Beitrag zum Sozialzentrum vereint die Soziale Fachberatung für gesellschaftlichen Miteinander der verschiedenen Senioren, die Migrationsberatung für erwachsene Kulturen in der Stadt. Zuwanderer (MBE), den Suchdienst bzw. die Fami- lienzusammenführung, die Tagespflege für Demenz- kranke Menschen, die Sozialstation, die Logopä- diepraxis und andere Dienste unter einem Dach. Ansprechpartner: Aurel Göllner E-Mail: goellner@szaugsburg-stadt.brk.de Interkulturelle Öffnung im BRK 17
Familie Internationaler Frauentreff im Mehrgenerationenhaus Kreisverband Kronach Zusammenführung von Generationen, verschie- denen Gruppen und Nationalitäten durch gemein- same Aktionen Aufhebung der Isolation der SeniorInnen und der jungen Migrantenfamilien Anerkennung und Ausbau der ehrenamtlichen Tä- Im Jahr 2008 hat der Kreisverband Kronach das tigkeiten Mehrgenerationenhaus (MGH) „Reißverschluss“ in Angebot von Hilfestellungen für ein gelingendes Kronach gegründet. Im Mittelpunkt der Arbeit steht (Familien-)Leben die offene Begegnung und das Mit- und Füreinander der Generationen. Das Rotkreuz-Seniorenhaus mit Internationaler Frauentreff seinem Café bildet das Zentrum des Mehrgeneratio- Das Mütterzentrum (MZ) führt zurzeit das Migrati- nenhauses. Verschiedene Gruppierungen und Verei- onsprojekt „Internationaler Frauentreff“ für Frauen ne treffen dort aufeinander und arbeiten miteinander. unterschiedlicher Herkunft durch. Das Projekt starte- te bereits 2009 als „Stammtisch“ mit regelmäßigen Mit dem Selbsthilfeverein „Mütterzentrum MUKI-Treff Treffen. Es wurde maßgeblich von Eva Ament (Vor- Kronach e. V“ z. B. besteht eine enge Kooperation stand im MZ) und Sengül Thoma (Vorstand des MZ) mit folgenden Zielen: initiiert und geleitet. Kerstin Köhlerschmidt (stv. Pro- jektleiterin des Mehrgenerationenhauses Kronach) Vernetzung zwischen Mütterzentrum, BRK und fungiert als Verbindungsglied zwischen den beteilig- MGH Kronach, um so die Stärkung der Eigenkräf- ten Partnern. Bei dem ersten Treffen im Rahmen des te zu fördern Internationalen Frauentreffs wurde bereits klar, dass Nutzen der Potenziale von einheimischen Fami- innerhalb der Migrantenfamilien und insbesondere lien und Familien mit Migrationshintergrund über unter den Frauen großes Interesse an einer Fortfüh- Generationen hinweg rung des Stammtisches besteht. Die Internationalen Ausbau und Stärkung der Vereinbarkeit von Fa- Frauentreffen finden zweimal monatlich vormittags milie und Beruf im Tagescafé des Mehrgenerationenhauses Kron- ach statt. Ziel der Frauentreffen ist vordergründig das Knüpfen von Netzwerken für Migrantenfamilien, insbesondere für die Frauen und Mütter. Auch soll in der Wohn- und Lebensumgebung gegenseitiges Verständnis zwischen einheimischen Familien und den Migranten durch Kennenlernen der unterschied- lichen Lebenssituationen erzeugt werden. Weiterhin soll im Mütterzentrum MUKI-Treff eine Mutter-Kind-Gruppe für Migrantinnen insbesondere Türkinnen entstehen, die von Müttern mit Schulkin- dern besucht wird. Die Treffen finden am späteren Nachmittag statt, um auch die Teilnahme berufstäti- ger Mütter zu ermöglichen. 18 Interkulturelle Öffnung im BRK
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