Investitionspakt Soziale Integration im Quartier - Gute Praxis
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4 Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis Inhalt Inhalt 4 Grußworte 6 1. Der Investitionspakt Soziale Integration im Quartier 8 2. Uwe Lübking zur Bedeutung sozialer Infrastruktur für die Integration 10 3. Übersicht über die Maßnahmen des Investitionspaktes 12 4. Dr. Markus Eltges zur wissenschaftlichen Begleitung des Investitionspaktes 16 5. Offenheit und Vielfalt im Programm 17 5.1 Öffentliche Bildungseinrichtungen 20 Lern- und Lebensraum – Umbau „Adolf-Reichwein-Schule“ 21 Bildung im Quartier – Neubau Bildungszentrum „Fruerlund“ 22 Neue Nutzung für Hauptschulstandort – Umbau „Bildungs- und Begegnungszentrum“ 23 Lernprozesse und Integration – Aufwertung „Bildungsinsel Kirchberg“ 24 5.2 Kindertagesstätten 25 Leben in der Dorfmitte – Umbau Gasthaus zu Begegnungsstätte mit Kita 26 Platz für alle – Erweiterung Kindergarten „Vogelnest“ 27 5.3 Bürgerhäuser und Stadtteilzentren 28 Lebendig und interkulturell – Sanierung und Umbau Kulturhaus „Kresslesmühle“ 29 Neuer Ort für Kultur und Begegnung – Sanierung Projekträume „Bona Peiser“ 30 Vernetzung von Begegnung und Beratung – Neubau Quartierstreff „Kuckuck“ 31 Raum für Austausch – Neubau Bürgerzentrum mit Stadtteilbibliothek 32 Bewegung und Begegnung – Umbau und Erweiterung des alten Bahnhofs 33 Nutzung optimiert – Denkmalgerechte Sanierung Jugendtreff „Neustadtzentrum“ 34
Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 5 5.4 Sportanlagen und Sportstätten 35 Spiel, Sport und Spaß – Ausbau Sportanlage „OASE“ mit Integrationsmanagement 36 Training für alle – Neubau Kraftsporthalle „Kraftwerk 04“ 37 Sport für Kids im Quartier – Umbau eines Lagerraums zur „Sportbude“ 38 Bewegung auf dem Campus Lurup – Errichtung der „ParkSport“-Anlage 39 Ein Bürgerverein engagiert sich – Sanierung Waldfreibad „Leitmecke“ 40 Sport gewinnt – Aufwertung Sportanlage „Hundertwasser“ 41 Gemeinsam schwimmen lernen – Barrierefreier Umbau der Schulschwimmhalle 42 5.5 Kultureinrichtungen 43 Ein Ort für Kultur – Umbau einer ehemaligen Schule zu Soziokulturellem Zentrum 44 5.6 Sonstige Infrastrukturen 45 Mehr Platz für Abenteuer – Neubau Spielhaus „Waslala“ 46 Ein Zentrum für alle – Barrierefreier Umbau Familienzentrum „Planet Zukunft“ 47 Alles unter einem Dach – Neubau Familien- und Begegnungszentrum „verBUNDEnheit“ 48 Sport, Musik, Beratung – Sanierung Begegnungsstätte Törtener Straße 49 Offenes Haus – Umwandlung Brache zu integrativem Familienzentrum 50 Koordination im Quartier – Integrationsmanagement Enningerloh 51 Begegnung und Natur – Umbau Kurpark zu Bürgerpark 52 Spielhaus für die „Mäuse“ – Neubau auf dem Abenteuerspielplatz „Wühlmauscity“ 53 Ein Zuhause für Hilfesuchende – Erhalt Ledigenheim „Rehhoffstraße“ 54 Grüner Begegnungsort – Umbau Bürgerpark „Kennedywiese“ 55 Oase zum Verweilen – Errichtung Stadtgarten „Auf dem Graben“ 56 „Ein Haus für Jung und Alt“ – Umbau Altes Amtsgericht 57
6 Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis Grußwort Die Städte und Gemeinden in Deutschland stehen in der vordersten Reihe, wenn wir den sozialen Zusammenhalt stärken wollen. Unsere Nachbarschaften und Quartiere mit ihren Treffpunkten für Begegnung und Aus- tausch spielen dabei eine Schlüsselrolle. Aus diesem Grund haben Bund und Länder 2017 entschieden, die Kommunen mit dem Inves- titionspakt „Soziale Integration im Quartier“ Anne Katrin Bohle finanziell zu unterstützen und sich dabei auf die Orte zu konzentrieren, in denen der gesellschaft- liche Zusammenhalt wächst und gedeiht. Dies Mein besonderer Dank gilt den beteiligten Akteu- geschah auch vor dem Hintergrund der Heraus rinnen und Akteuren in den Programmkommu- forderungen für die Integration infolge des nen – Sie leisten einen wichtigen Beitrag zu einer Flüchtlingszuzugs Mitte des letzten Jahrzehnts. für den sozialen Zusammenhalt einstehenden Stadtentwicklungspolitik. Und es bleibt noch viel Rund 550 Kommunen mit rund 740 Maßnahmen zu tun: Vielerorts steht die bauliche Realisierung wurden von 2017 bis 2020 in den Investitionspakt und die Verwirklichung der Nutzungskonzepte aufgenommen und können von der Förderung noch bevor. Der Bund wird die Programmkom- für die Erneuerung und den Ausbau ihrer sozialen munen auch weiterhin begleiten und beraten. Infrastrukturen profitieren. Das Anliegen dieser Broschüre ist es, einen Einblick in die Vielfalt der Maßnahmen zu geben: wie zum Beispiel Kitas, Schulen, aber auch Nachbarschaftstreffs und Bürgerzentren zum Quartier hin geöffnet werden, um neue Räume für Sprachkurse, für Anne Katrin Bohle Vereine oder andere Aktivitäten zu schaffen, wie Sportanlagen und Grünflächen aufgewertet Staatssekretärin im Bundesministerium werden, um mehr Begegnung zu ermöglichen. des Innern, für Bau und Heimat
Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 7 Grußwort Lebensstile, die Bevölkerungsstruktur und das vielschichtige gesellschaftliche Leben in Deutsch- land verändern sich. Das stellt Bund, Länder und Gemeinden vor allem in strukturschwa- chen städtischen Quartieren und ländlichen Räumen vor große Aufgaben. Die Corona-Krise verstärkt diese Herausforderungen, insbeson- dere bei der unschätzbar wichtigen Aufgabe, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stär- ken und Integration weiter voranzubringen. Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff Der 2017 aufgelegte Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“ kam dank guter Wirtschaft und Zivilgesellschaft mit den Aufga- Fördersätze für viele Kommunen – speziell für ben der öffentlichen Hand. Dabei sind gerade be- kleinere Gemeinden mit schwieriger Haushalts- nachteiligte Quartiere in den Blick zu nehmen, da lage – genau richtig. Bereits zuvor gab es einen sich dort zumeist soziale Probleme konzentrieren. hohen Bedarf, soziale Infrastruktur auszubauen Ziel ist es, eine sektorübergreifende Kultur der und zu sanieren. Das betraf vor allem jene so- Mitverantwortung von Kommune, Wirtschaft und ziale Infrastruktur, die im Quartier oder in der Zivilgesellschaft für Stadtteile und Nachbarschaf- Gemeinde eine Schlüsselrolle für Integration ten zu etablieren. Ein solches Miteinander von und Chancengleichheit bildet – etwa Kinder- staatlichem und privatem Handeln ist vor dem gärten, Schulen und Sporteinrichtungen. Hintergrund der anstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen und der Polarisierungsten- Damit wurden bundesweit viele gute innova- denzen in den Städten und Gemeinden essentiell. tive Projekte unterstützt, die sich positiv auf den sozialen Zusammenhalt und die Integration aller Ich freue mich, dass viele Maßnahmen in diesem Bevölkerungsgruppen auswirken. Best-Practice- Kontext erfolgreich umgesetzt wurden. Es ist Beispiele in dieser Broschüre belegen es. Die unerlässlich, dass Bund und Länder die Kom- Zusammenarbeit auf föderaler Ebene ist dabei munen auch künftig unterstützen. Nur so kön- hilfreich und erforderlich. Die hier vorgestellten nen zukunftsorientierte Ideen und Konzepte Projekte zeigen, dass Erfolg nur auf der Grund- vorangebracht werden, die den lokalen Bedürf- lage von integrierten, im lokalen Kontext ent- nissen in unseren Kommunen entsprechen. wickelten Strategien und Konzepten möglich ist. Dabei spielen die sozialen und gesellschaftlichen Kompetenzen der Akteure und Bewohner in den Quartieren, Stadt- und Ortsteilen eine zentrale Rolle im Hinblick auf ein gutes Zusammenleben und die Integration aller Bürgerinnen und Bürger. Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff Deshalb muss bürgerschaftliches Engagement vor Ort belohnt und weiterbefördert werden, ins Thüringer Minister für Infrastruktur besondere von den Kommunen. Großes Potenzial und Landwirtschaft liegt in der Verknüpfung des Engagements von Vorsitz Bauministerkonferenz 2020/2021
8 Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 1. Der Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Anlass eine Mittelbündelung zugunsten von Stadt- und Ortsteilen gewährleistet, in denen die städte- Die Einrichtungen der sozialen Infrastruk- bauliche Situation und damit die Wohn- und tur einer jeden Stadt und Gemeinde spielen Lebensbedingungen häufig nicht so gut sind wie eine zentrale Rolle für die Integration und in der Gesamtstadt. Prozessual hat das Vorlie- den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie gen einer integrierten Planung den Vorteil, dass sind im Alltag vieler Bürgerinnen und Bürger die Einzelmaßnahmen des Investitionspaktes wichtige Ankerpunkte, weil sie dort Zeit ver- zumeist bereits aus den Bedarfen vor Ort abge- bringen, sich mit anderen Menschen treffen, leitet und mit den Fachplanungen abgestimmt sich bilden, Sport treiben oder kulturelle An- wurden, was Städte und Gemeinden ermutigt gebote wahrnehmen. Sie stärken die Identi- hat, auch komplexere Vorhaben mit dem In- tät mit der Nachbarschaft und unterstützen vestitionspakt anzugehen. Doch auch Projekte damit das Zusammenleben im Quartier. außerhalb von Städtebaufördergebieten konnten bei Vorliegen einer integrierten Planung aufge- Gesellschaftliche Herausforderungen wie Lang- nommen werden. Häufig bedienen die Einrich- zeitarbeitslosigkeit, Bildungsungleichheit und tungen auch einen Einzugsbereich, der über die die damit verbundene Perspektivlosigkeit brin- Nachbarschaft, den Stadt- oder Ortsteil hinaus gen Kommunen noch stärker in die Situation, in die Gesamtstadt oder die Region reicht. Integration als Querschnittsaufgabe zu be- greifen und Angebote zu schaffen, die Integra- Aufgrund der Dringlichkeit unterstützt der tion und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben Bund die Länder und Kommunen in allen für alle Menschen, ganz gleich welchen Alters, vier Programmjahren mit einem erhöhten welchen Geschlechts, welcher sozialen Lage Förderanteil von 75 Prozent. Länder und Kom- und welcher Herkunft, vor Ort bieten. Hinzu munen tragen jeweils 15 bzw. 10 Prozent. kam Mitte des letzten Jahrzehnts der Zustrom von Geflüchteten und weiteren Bevölkerungs- Ziele gruppen. Die sich daraus ergebenden Aufgaben erforderten eine nationale Kraftanstrengung. Übergeordnetes Ziel des Investitionspaktes ist es, einen Beitrag zur Stärkung des gesellschaftlichen Aus diesem Grund hat das Bundesbauressort Zusammenhalts und der sozialen Integration von 2017 bis 2020 mit 200 Millionen Euro Bun- zu leisten. Dies sind gemeinsame Anliegen von desfinanzhilfen jährlich den Investitionspakt Bund, Ländern sowie Städten und Gemeinden. „Soziale Integration im Quartier“ aufgelegt, um Die Erneuerung der sozialen Infrastruktur bildet zusammen mit den Ländern die Sanierung sowie dabei einen zentralen Ansatzpunkt. Durch bau- den Aus- und Neubau sozialer Infrastruktur und liche Investitionen sowie konzeptionelle und deren Weiterqualifizierung zu Orten des sozialen investitionsbegleitende Maßnahmen soll die Zusammenhalts und der Integration zu fördern. soziale Infrastruktur zu Orten der Integration für alle Menschen im Quartier qualifiziert werden. Das Programm knüpft dabei an die Städtebau- förderung an, mit welcher Bund, Länder und Die Verwaltungsvereinbarungen der Jahre 2017 Kommunen seit 1971 in die Entwicklung der bis 2020 zwischen Bund und Ländern beschreiben Quartiere mit Erneuerungsbedarf investieren, um deshalb einen Zielkanon, der ortsbezogene und städtebauliche, funktionale und soziale Miss- bauliche Aspekte sozialer Infrastruktureinrich- stände zu beheben. Indem der projektbezogene tungen für eine gelingende Integration zusam- Investitionspakt vorrangig in städtebaulichen menfasst. Die Ziele des Investitionspaktes sind: Gesamtmaßnahmengebieten umgesetzt wird, ist
Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 9 n Schaffung von Orten der Integration und des auch als Stadtteilzentren unter freiem Him- sozialen Zusammenhalts im Quartier, mel bezeichnet. Urbane Grün- und Freiflächen haben in den letzten Jahren in der Stadtent- n Qualifizierung von Einrichtungen der wicklung verstärkt an Aufmerksamkeit gewon- unmittelbaren oder mittelbaren öffentlichen nen. Insbesondere in wachsenden S tädten sind sozialen Infrastruktur, auch durch Herstellung alternative Konzepte gefragt, die die Schaffung von Barrierearmut und Barrierefreiheit, von bezahlbarem Wohnraum mit der Bereit- stellung von sozial und ökologisch bedeutsa- n Errichtung, Erhalt, Ausbau und Weiterquali- men Grün-, Frei- und Sportflächen flankieren. fizierung von Grün- und Freiflächen, Gutes Bauen, gelungene Stadtgestaltung und n Beitrag zur Quartiersentwicklung durch Architektur helfen dabei, eine Kommune als Verbesserung der baukulturellen Qualität. Standort zu stärken und zu positionieren. Für Bewohnerinnen und Bewohner sowie Nut- Als Orte der Integration und Teilhabe spielen zerinnen und Nutzer spielt die Qualität der Bildungseinrichtungen eine zentrale Rolle, Alltagsarchitektur, und somit auch die der denn Bildung und vor allem Sprache gelten sozialen Infrastruktureinrichtungen und öf- als Schlüssel für erfolgreiche Integration. Die fentlichen Freiräume, eine wichtige Rolle. Bildungschancen werden jedoch vom Lebens- umfeld mitgeprägt und sind abhängig von gut Die Planung der sozialen Infrastruktur steht ausgestatteten Schulen sowie Kindertagesstätten. angesichts gesellschaftlicher und demografi- Für gleichwertige Bildungschancen spielt neben scher Entwicklungen vor erheblichen Heraus- personellen und finanziellen Ressourcen auch die forderungen. Während in einigen Einrichtungen bauliche Qualität eine Rolle. Attraktive Räum- das Nutzerpotenzial zurückgeht, wächst es in lichkeiten tragen dazu bei, dass sich Kinder und anderen Bereichen – hinzu kommen veränderte Jugendliche wohl fühlen und besser lernen kön- inhaltliche Anforderungen seitens der Nutze- nen. Auch Bibliotheken und Volkshochschulen rinnen und Nutzer. Bei der Schaffung von Orten tragen mit ihren Angeboten für breite Zielgrup- der Integration liegt deshalb ein besonderes pen zur Chancengleichheit bei und sind daher Augenmerk auf dem barrierefreien Planen und wichtige Bildungseinrichtungen im Quartier. Bauen. Deshalb sollten diese Orte derart gestaltet sein, dass sie für so viele Menschen wie möglich Für wohnumfeldnahe Angebote sorgen auch ohne weitere Anpassung oder Spezialisierung Integrations- und Begegnungszentren, K inder- nutzbar sind. Zudem sind neue Konzepte hin- und Jugendeinrichtungen sowie soziokultu- sichtlich Planung und Betrieb erforderlich. relle Einrichtungen. Mit ihren Informations-, Beratungs- und Freizeitangeboten stellen sie Neben baulich-investiven Maßnahmen können wichtige Treffpunkte dar. Sie fördern die aktive über den Investitionspakt auch investitions- Teilnahme am gesellschaftlichen, politischen vorbereitende und -begleitende Maßnahmen und kulturellen Leben und tragen zum sozia- finanziert werden. Hierzu zählen z. B. Machbar- len Zusammenhalt bei. Im Kontext des demo- keitsstudien, die Erstellung von Konzepten oder grafischen Wandels haben diese Treffpunkte Bürgerbeteiligungen. Finanzierbar ist auch der mit vielfältigen Angeboten für verschiedene Einsatz eines Integrationsmanagements. Ana- Nutzergruppen wieder an Bedeutung gewon- log zu den Aufgaben eines Quartiersmanage- nen. Durch sie entstehen günstige Bedingungen ments in Städtebauförderungsprogrammen für das Gemeinwesen, bürgerschaftliches En ist es Aufgabe des Integrationsmanagements, gagement sowie verbesserte Wohn- und Lebens- die investiven Maßnahmen zu begleiten, die qualitäten in den Städten und Gemeinden. Bürgerinnen und Bürger in den Prozess einzu- binden und zu beteiligen sowie Angebote der Es sind jedoch auch die Grün- und Freiflächen quartiersbezogenen Integration für die Ein- wie Spielplätze, Parks und Gemeinschaftsgärten richtung zu initiieren oder zu unterstützen. Der sowie die Sportstätten und -anlagen, die leben- Investitionspakt verfolgt damit das Ziel, einen dige Stadt- und Ortsteile ausmachen. Nicht ohne Beitrag zur Quartiersentwicklung zu leisten. Grund werden zum Beispiel Gemeinschaftsgärten
10 Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 2. Uwe Lübking zur Bedeutung sozialer Infrastruktur für die Integration beginnend bei der Bedarfsermittlung über die Planung bis hin zur Umsetzung sie betreffen- der Projekte und Maßnahmen. Denn sie ver- fügen über detaillierte Kenntnisse zu den De- fiziten und Problemen, aber ebenso über die Potenziale im Quartier. Hierbei bedarf es der Begleitung, Vermittlung und Unterstützung durch Kümmerer und Quartiersentwickler. Durch den Investitionspakt wird die soziale Uwe Lübking, Beigeordneter Deutscher Städte- und Gemeindebund Infrastruktur aufgewertet. Welche Bedeutung haben Infrastruktureinrichtungen für die Gemeinwesenarbeit im Quartier aus Sicht der Ziel des Investitionspaktes ist es, soziale Kommunen? Integration im Quartier zu fördern. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Voraussetzungen, damit Infrastruktureinrichtungen leisten einen wichti- Integration im Quartier gelingt? gen Beitrag, um den sozialen Zusammenhalt und Integrationsprozesse zu fördern. Um die notwen- Die Herausforderungen in den Quartieren dige gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, nehmen zu. Zur sozialen Integration braucht bedarf es Bürgerhäusern, Stadtteilzentren, Sport- es eine Förderung vor allem in Bezug auf die stätten oder Kultureinrichtungen. Bibliotheken Versorgungsinfrastruktur, der kulturellen und als Dritte Orte, die zu Bildungstreffs ausgebaut Bildungsangebote, zur Verringerung des Unter- werden, können sich zu lebendigen Treffpunk- stützungsbedarfs sowie des ehrenamtlichen ten in den Quartieren, leer stehende Gebäude zu und bürgerschaftlichen Engagements. Wo der- aktiven Gemeinde- und Bürgerzentren mit Kita, artige Angebote aber nicht mehr ausreichend Jugendclub und Familientreff entwickelt werden. vorgehalten oder sogar abgebaut werden, füh- len sich nicht wenige Menschen von der ge- Die Einbindung des Investitionspaktes in sellschaftlichen Entwicklung abgeschnitten. die integrierte Gebietsentwicklung ist in der Es gilt, die Bewohnerinnen und Bewohner zu programmatischen Ausrichtung gewünscht. Welche mobilisieren, zu aktivieren und zu beteiligen, Vorteile bieten räumlich fokussierte Förderungen für die Kommunen? Beim Investitionspakt konnten Einrichtungen in Gebieten, die in Programme der Städtebau- förderung von Bund und Land aufgenommen waren, sowie in städtebaulichen Untersuchungs- gebieten zur Vorbereitung der Aufnahme in die Städtebauförderung (Gebietskulisse) zur Förderung angemeldet werden. Nur in beson- deren Ausnahmefällen waren bzw. sind Abwei- chungen möglich. Dies ist einerseits ein gewisser Hemmschuh, da die Flexibilität der Kommunen hierdurch etwas eingeschränkt wird. Anderer- Außenansicht des Kulturhauses „Kresslesmühle“, Augsburg seits bietet der Gebietsbezug die Gewähr, dass
Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 11 Maßnahmen der sozialen Integration sorgfältig geprüft, in ein städtebauliches Entwicklungskon- zept integriert und somit „abgestimmt“ auf den Weg gebracht werden. Dies hat sich in der Praxis grundsätzlich bewährt. Wichtig ist, dass hierbei die Hürden der Länder für die entsprechenden Antrags-, Bewilligungs- und Nachweisverfahren nicht zu hoch sind und ein einfaches System an- geboten wird. Hieran hapert es aber manchmal. Ganz konkret, welche Vorteile bietet der Investitionspakt für die Kommunen? Grundsätzlich zielt bzw. zielte die Förderung, die ja im Wesentlichen die Sanierung sozialer Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen im Blick hat, in die richtige Richtung. Der Investitions bedarf etwa in soziale Einrichtungen oder auch in Sportstätten ist weiterhin riesig. Insoweit hat der Bund z. B. für die Jahre 2021 ff. den „Goldenen Plan“ Sportstättenförderung und das Programm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ aufgegrif- fen. Die Kommunen hatten dem Statusbericht Wegweiser auf dem Abenteuerspielplatz Waslala, 2020 zufolge auch ein hohes Maß an Flexibili- Berlin-Treptow-Köpenick tät, um vor Ort entscheiden zu können, welche konkreten Maßnahmen am besten zur Stärkung der Integration beitragen. Positiv war bzw. ist, und hilfreich. Kümmerern, Quartiersmanagern dass auch nicht-investive Maßnahmen wie in- und Moderatoren von Entwicklungsprozessen vestitionsbegleitende Maßnahmen, z. B. Mach- kommt eine zentrale Rolle bei der räumlich- barkeitsstudien oder Bürgerbeteiligungen sowie strukturellen und der personellen Vernetzung das Integrationsmanagement, förderfähig waren. an der Schnittstelle zwischen Zivilgesellschaft Dies ist für die Kommunen vor Ort wichtig und Verwaltung sowie ggfs. der Wirtschaft zu.
12 Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 3. Übersicht über die Maßnahmen des Investitionspaktes Geförderte Maßnahmen in den Kommunen von Beteiligungsformaten, Vorplanungen oder ein Integrationsmanagement, mitfinanziert. Mit dem „Investitionspakt Soziale Integration im Quartier“ wurden in den Programmjahren Bezug zur Städtebauförderung 2017 bis 2020 insgesamt 740 Maßnahmen in 550 Kommunen gefördert. Für die folgenden Die Verwaltungsvereinbarungen zum Investi- Ausführungen stehen die Daten der Programm- tionspakt zwischen dem Bund und den Ländern jahre 2017 bis 2019 zur Verfügung. In diesen drei sehen vor, dass die zu fördernden Einrichtungen Programmjahren wurden 615 Maßnahmen in in Gebieten der Städtebauförderung liegen sollen. 483 Kommunen in das Programm aufgenommen. In begründeten Fällen kann davon abgewichen werden. In den Programmjahren von 2017 bis Maßnahmen in den verschiedenen 2019 liegen 65 % aller Maßnahmen in Gebieten Gemeindetypen der Städtebauförderung. Die Städtebauförderung bildete in diesem Zeitraum einen Verbund aus Die Förderung berücksichtigt Maßnahmen in sechs Programmen, auf die im Folgenden Bezug allen Gemeindetypen und in allen Bundesländern genommen wird. Fast ein Viertel aller Maßnah- in Deutschland. Mit gut 50 % der Maßnahmen men (24 %) befindet sich dabei in Programm- sind Landgemeinden und Kleinstädte über- gebieten des Förderprogramms Soziale Stadt. proportional vertreten, da insgesamt nur knapp Ein gutes Drittel (36 %) aller Maßnahmen verteilt 40 % der Einwohner und Einwohnerinnen in sich relativ gleichmäßig auf die Gebietskulissen diesen Gemeindetypen leben. In Mittelstädten der anderen Städtebauförderprogramme Stadt- werden rund 30 % der Maßnahmen umgesetzt. umbau (12 %), Aktive Stadt- und Ortsteilzentren Dies entspricht in etwa dem Anteil der Einwoh- (14 %), Kleinere Städte und Gemeinden (10 %). nerinnen und Einwohner, die in Deutschland Rund 5 % aller Maßnahmen liegen in Förder- in Mittelstädten leben. Die Großstädte sind mit kulissen weiterer Programme (u. a. Städtebau- einem Anteil von knapp 20 % der geförderten licher Denkmalschutz, Zukunft Stadtgrün). Maßnahmen unterrepräsentiert, da ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung gut 30 % beträgt. Geförderte Einrichtungen Art der Baumaßnahme Mit den Mitteln des Investitionspaktes werden verschiedene Einrichtungstypen gefördert. Dabei Mit dem Investitionspakt können die bauliche ist die Spannbreite der in das Programm aufge- Ertüchtigung bestehender Gemeinbedarfs- nommenen Maßnahmen sehr groß, wie die Ver- einrichtungen, der Abriss und anschließende teilung auf die einzelnen Einrichtungstypen zeigt: Neubau (Ersatzneubau) sowie der komplette Neubau einer Einrichtung (nur innerhalb der n 23,7 % Bürgerhäuser und Stadtteilzentren, Gebietskulisse der Städtebauförderung zuläs- n 16,6 % Kindertagesstätten, sig) gefördert werden. An allen Maßnahmen in n 11,9 % Bildungseinrichtungen, den Programmjahren 2017 bis 2019 liegt der n 15,1 % Sportanlagen, Anteil der Sanierungsmaßnahmen bei knapp n 6,7 % Kultureinrichtungen, 40 %. Es folgen Ausbau- und Erweiterungsmaß- n 26,0 % „Sonstige“ Maßnahmen. nahmen mit knapp 35 % und Neubau- bzw. Ersatzneubaumaßnahmen mit etwa 25 %. Unter sonstige Maßnahmen f allen z. B. Maß- nahmen wie F reiraumgestaltungen oder In den drei Programmjahren 2017 bis 2019 Jugendzentren. Die Zuordnung zu den Ein- wurden bei rund 18,5 % der Maßnahmen in- richtungstypen erfolgte durch die Kom- vestitionsvorbereitende und investitionsbe- munen im Zuge der Antragstellung. gleitende Maßnahmen, wie die Durchführung
Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 13 Öffentliche Bildungseinrichtungen Voraussetzung für die Integration zusätzlicher Angebote in den Schulbetrieb (u. a. Nachmittags- betreuung, außerschulische Angebote, Koope- ration mit anderen Vereinen etc.). Zielgruppe sind zunächst die Schüler und Schülerinnen am Standort, eine Öffnung für weitere Zielgruppen soll im Projektverlauf sukzessive erfolgen. Teil- weise konzentrieren sich die Maßnahmen be- sonders auf die Schaffung guter Voraussetzungen für die Integrationsarbeit im normalen Schul- betrieb. Die weiteren Maßnahmen in öffentlichen Bildungseinrichtungen sind sehr heterogen. Visualisierung Neubau Bildungszentrum „Fruerlund“, Flensburg Zumeist handelt es sich um einen Zusammen- schluss einer oder mehrerer bildungsorientierter Einrichtungen wie Bibliotheken, Musikschulen, In die Kategorie öffentliche Bildungseinrichtun- Volkshochschulen. Teilweise werden Angebote gen fallen sehr unterschiedliche Einrichtungen. weiterer Einrichtungen, Träger oder Vereine Werden Maßnahmen in Schulen gefördert, so in die Maßnahme integriert. Die Leitnutzung geht es häufig um die Schaffung der baulichen ist dabei aber stets die Bildungseinrichtung. Kindertagesstätten Darüber hinaus werden mit dem Investitionspakt der Umbau, die Erweiterung oder der Neubau von Kindertagesstätten gefördert. Viele Maßnahmen zielen zunächst darauf ab, den rein quantitativen Bedarf an Betreuungsplätzen in den Kommunen zu decken. Daneben soll die bauliche Erneuerung zum Teil mit einer inhaltlichen Neuausrichtung einhergehen. Die Kindertagesstätten erwei- tern ihr Angebot und planen spezielle Unter- stützungsangebote (z. B. zur Sprachförderung). Andere Kindertagesstätten öffnen sich auch für andere Gruppen und das gesamte Quartier und wandeln sich zu sogenannten Familienzentren, Eingangsbereich des neuen Anbaus des Kindergartens „Vogelnest“, die u. a. Elterncafés, Angebote zur Freizeitgestal- Zaisenhausen tung für Eltern mit ihren Kindern, Beratungen bei Erziehungsfragen sowie die Vermittlung von weiteren Unterstützungsleistungen bieten.
14 Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis Bürgerhäuser und Stadtteilzentren Im Einrichtungstyp Bürgerhäuser und Stadtteil- zentren werden zumeist vorhandene Gebäude an die Nutzungsansprüche des Einrichtungstyps und der geplanten Nutzungsgruppen angepasst, selten werden sie als Neubauprojekte realisiert. In Klein- und Mittelstädten übernehmen Bürger häuser und Stadtteilzentren überwiegend Ver- sorgungsfunktionen für die gesamte Gemeinde, in Großstädten werden sie hingegen eher in sozial belasteten Quartieren gefördert und legen den Fokus stärker auf die direkte Nachbar- schaft. Freizeitorientierte Angebote für Kinder und Jugendliche, kulturorientierte Angebote für Projekträume „Bona Peiser“, Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg Erwachsene sowie sozialorientierte Angebote für Menschen mit Unterstützungsbedarf stehen in den Einrichtungen meist im Mittelpunkt. Sportanlagen und Sportstätten Mit dem Investitionspakt wird im Bereich Sport- anlagen und Sportstätten zumeist die Neuord- nung, Neustrukturierung und Ergänzung vor- handener Sportflächen gefördert. Die konkreten baulichen Maßnahmen richten sich nach der Art der Sportanlage. Teilweise werden Sporthal- len saniert oder Sportanlagen im Außenbereich erneuert. Die Angebote in Sportanlagen und Sportstätten richten sich in der Regel an verschie- dene Zielgruppen. In einigen Fällen werden die Sportanlagen auch inhaltlich weiterentwickelt, dabei werden weitere sportliche Angebote in Neubau Kraftsporthalle „Kraftwerk 04“, Bremen-Huchting die Sportanlage bzw. in das Gebäude integriert. Kultureinrichtungen an aktuelle Nutzungsansprüche angepasst (u. a. Barrierefreiheit sowie Schaffung multifunk- tional nutzbarer Arbeits- und Gruppenräume, eines größeren Saales oder eines gemeinsam nutzbaren Foyers). Oft werden in den Kulturein- richtungen mehrere vorhandene kommunale Angebote räumlich gebündelt. Die Kulturein- richtungen im Investitionspakt haben eher einen größeren Einzugsbereich, denn sie bieten spezielle Angebote, die nicht nur für das Quar- tier interessant sind. Typische Angebote sind Soziokulturelles Zentrum, Bad Belzig Kombinationen aus klassischen kulturellen Angeboten (z. B. Theater, Veranstaltungssaal) Maßnahmen in Kultureinrichtungen sind in mit eher sozial ausgerichteten Beratungs- und der Regel bauliche Ertüchtigungen von bereits Unterstützungsleistungen (z. B. Kleinkunst bestehenden Kultureinrichtungen oder deren bühnen und Hilfen für Geflüchtete). Leitnutzung Erweiterungen. Die Räumlichkeiten werden bilden jedoch die kulturellen Angebote.
Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 15 Sonstiges Der Kategorie Sonstiges haben die Kommunen insbesondere Investitionspakt-Maßnahmen im Bereich der Grün- und Freiflächengestaltung sowie klassische Kinder- und Jugendfreizeit- einrichtungen zugeordnet. Bei Letzteren wird meist ein bestehendes Gebäude für die Belange der Jugendfreizeiteinrichtung qualifiziert (u. a. Anpassung Raumprogramm, Schaffung Barrie- refreiheit, Gestaltung Außenbereich). Teilweise werden auch temporäre Bauten durch einen Ersatzneubau ersetzt. Dabei geht es in der Regel auch um eine Kapazitätsausweitung. Bei den Maßnahmen im Bereich Grün- und Freiflächen Bürgerpark „Kennedywiese“, Puchheim werden hingegen zumeist veraltete Freiflächen oder Plätze neugestaltet oder die Außenanlagen von Gemeinbedarfseinrichtungen qualifiziert. Es sollen neue Kommunikationsorte im Freien für alle Bevölkerungsgruppen geschaffen werden. Zielgruppen erhoffen sich einen Mehrwert für die Entwick- So vielfältig wie die geförderten Einrichtun- lung der Einrichtung und positive Wirkungen gen, so vielfältig sind die anvisierten Ziel- für das Quartier, z. B. durch verbesserte Ange- gruppen. Maßnahmen an Kindertagesstätten bote, ausgeweiteten Öffnungszeiten und Ein- und Schulen richten sich in der Regel an ihre sparungen durch die Nutzung gemeinsamer einrichtungsspezifischen Hauptzielgruppen, Ressourcen. Diese Art der Bündelung kommt andere Personenkreise wie die Eltern oder Be- überwiegend bei Maßnahmen in Bürger- wohnerinnen und Bewohner aus dem Quartier häusern und Stadtteilzentren zum Tragen. kommen ergänzend hinzu. Die Zielgruppen der weiteren geförderten Einrichtungen sind Finanzierung und Verstetigung weiter gefasst. Die Kommunen erhoffen sich durch die Maßnahmen des Investitionspaktes, Eine dauerhafte Nutzung der geförderten Ein- die Zielgruppen der Einrichtungen auszuweiten richtung im Sinne der Ziele des Investitions- und durch neue Angebote auch schwer erreich- paktes wird von allen Kommunen angestrebt. bare Bevölkerungsgruppen anzusprechen. Die Finanzierung der Betriebskosten wird in der Regel durch die Kommune gesichert. Die Per- Kooperation der Akteurinnen und Akteure sonalkosten stammen je nach Einrichtungsart aus unterschiedlichen Quellen (z. B. in Kinder- Die Schaffung von Orten der Integration im tagesstätten und Schulhorten von der Kom- Quartier geht bei etwa der Hälfte der Maß- mune, in Bürgerhäusern von der Kommune nahmen im Investitionspakt einher mit einer oder durch heterogene Projektfinanzierung Bündelung von Angeboten und/oder Einrich- der Träger, bei Sportanlagen von Sportver- tungen an einem neuen, baulich qualifizierten einen, die ihre Mittel aus kommunalen Zu- Ort. Für die Bündelungen gibt es pragmatische schüssen und Mitgliederbeiträgen schöpfen). und konzeptionelle Gründe. Die Kommunen
16 Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 4. Dr. Markus Eltges zur wissenschaftlichen Begleitung des Investitionspaktes Und erfüllt das Programm die Ziele? Ja, das Programm verbessert die soziale Infra- struktur der Kommunen. Die Kommunen können mit den Mitteln Kitas, Schulen, Bürger zentren, Nachbarschaftstreffs oder Sportanlagen sanieren und erhalten. Das sind bedeutsame Investitionen für das Miteinander in den Quar- tieren. Bisher wurden rund 70 von gut 600 Maß- nahmen fertiggestellt. Für uns ist es wichtig zu untersuchen, inwieweit die Maßnahmen zu Dr. Markus Eltges, Leiter des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und einem breiteren Angebot führen und inwie- Raumforschung weit es gelingt, mit den Angeboten auch mehr Menschen zu erreichen – auch neue Zielgrup- pen. Das Programm schafft gute Voraussetzun- Welche Aufgaben hat das Bundesinstitut für gen, um die Integrationsarbeit zu erleichtern. Bau-, Stadt- und Raumforschung im Zusammenhang mit dem Investitionspakt „Soziale Und was sollte zukünftig bei ähnlichen Integration im Quartier“? Programmen berücksichtigt werden? Als Ressortforschungseinrichtung beraten wir Das Bundesbauministerium hatte im Jahr 2017 auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse die das Programm gestartet – mit dem Ziel, die Bundesregierung. Mit Blick auf den Investitions- Integration zu fördern. Der Investitionspakt pakt stellen wir uns Fragen wie: Werden die ist ein investives Programm und kann daher Programmziele erreicht? Trägt die Umsetzung dafür die baulichen Voraussetzungen schaffen. der Programmziele zur Sicherung gleichwertiger Bei der Evaluation wird deutlich, dass das Er- Lebensbedingungen bei? Was sollte zukünftig bei reichen der Programmziele den Impuls „Bau- ähnlichen Programmen berücksichtigt werden? maßnahme“ verlangt. Wichtig für das Erreichen Um diese Fragen zu beantworten, erfragen wir die der Programmziele ist aber dann das, was in Ausgangssituation in den Kommunen, die Situ- dieser baulichen Hülle an Nutzung und Zu- ation bei Baufertigstellung und die Wirkung der sammenleben erfolgt. Wichtig ist auch, bei der Baumaßnahme zwei Jahre nach Fertigstellung. Sanierung von Einrichtungen auf ökologische, ressourcenschonende und energieeffiziente Lösungen zu setzen und Maßnahmen der Barrierefreiheit zu realisieren. Bei zukünftigen Investivprogrammen sollten wir hier verstärkt ansetzen – etwa über die Förderrichtlinien.
Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 17 5. Offenheit und Vielfalt im Programm Fazit Menschen wie möglich ohne weitere Anpas- Investitionen in die soziale Infrastruktur geben sung oder Spezialisierung nutzbar sind. Die im Wohnumfeld dem alltäglichen Zusammen- vorgestellten Beispiele zeigen zudem, dass leben Raum und Möglichkeiten für die ver- auch Grün- und Freiflächen sowie Sport schiedensten Angebote, um Menschen mit und anlagen ein integratives Potenzial zukommt. ohne Migrationshintergrund Integration und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Durch Die in der Broschüre vorgestellten Beispiele zei- bauliche Investitionen sowie konzeptionelle und gen: Der Investitionspakt hat es durch sein hohes investitionsbegleitende Maßnahmen kann die Maß an Flexibilität den geförderten Kommunen soziale Infrastruktur zu Orten der Integration für ermöglicht, ortsangepasste Lösungen für die alle Menschen im Quartier qualifiziert werden. „soziale Integration im Quartier“ zu entwickeln. Orte der Integration zeichnen sich durch Offen Gute Praxisbeispiele heit, Toleranz und gesellschaftliche sowie kultu- relle Vielfalt aus und versuchen sowohl mit be- Die zeitliche Umsetzung der in den vier Pro- darfsabhängigen, zielgruppenspezifischen als auch grammjahren bewilligten Maßnahmen ist sehr zielgruppenübergreifenden und niedrigschwel- unterschiedlich. Einige Projekte wurden bereits ligen Angeboten möglichst viele Menschen im abgeschlossen, weitere begonnen. Der Großteil Quartier, ggf. auch darüber hinaus, zu erreichen. der Maßnahmen wird im Schwerpunkt in den kommenden Jahren baulich fertiggestellt werden. Die vorliegende Broschüre zeigt ganz unter- schiedliche Projekte, mit denen im Sinne der Die vorliegende Broschüre möchte mit den Ziele des Investitionspaktes für ganz unterschied- dargestellten Maßnahmen einen ersten Ein- liche Gruppen sowohl mit kleineren baulichen blick in die Vielfalt der geförderten Projekte des Maßnahmen in bestehenden Strukturen als Investitionspaktes bieten. Berücksichtigt werden auch mit neuen Mischnutzungsideen und der Projekte in Landgemeinden und Kleinstädten Schaffung von neuen, multifunktionalen Ein- sowie in Mittel- und Großstädten aller Bundes- richtungen vorhandene Angebote ausgebaut länder. Die Beispiele beinhalten eine Beschrei- und neue Angebote geschaffen werden. Der bung der Rahmenbedingungen und der sich generelle Abbau des Sanierungsstaus in den häufig neu entwickelnden sozialen, funktionalen Kommunen sowie nachhaltigere bauliche Lö- und städtebaulichen Herausforderungen in den sungen z. B. in Hinsicht auf Energieeffizienz Nachbarschaften und Quartieren sowie für die und Wirtschaftlichkeit sind weitere, legitime bereits bestehenden sozialen Infrastrukturein- Beweggründe für den Einsatz des Programms. richtungen und -anlagen. Sie beschreiben ferner die sich daraus ergebenden Bedarfe für die bau- Besonderes Augenmerk liegt bei den Pro- liche und konzeptionelle Fortentwicklung der jekten auf dem barrierefreien Planen und Einrichtungen sowie die konkreten Maßnahmen. Bauen, damit die Einrichtungen für so viele
18 Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis Flensburg Neubau Bildungszentrum „Fruerlund“, S. 22 Bremen-Huchting Neubau Kraftsporthalle „Kraftwerk 04“, S. 37 Bunde Neubau Kultur-, Familien- und Begegnungszentrum „verBUNDEnheit“, S. 48 Liebenau Umbau Schule zu Bildungs- und Begegnungszentrum, S. 23 Langenhagen Umbau „Adolf-Reichwein-Schule“, S. 21 Hameln Neubau Begegnungshaus „Kuckuck“, S. 31 Ennigerloh Integrationsmanagement Quartierszentrum Ennigerloh, S. 51 Gelsenkirchen Umbau Lagerraum zu „Sportbude“, S. 38 Menden Sanierung Waldfreibad „Leitmecke“, S.40 Freudenberg Umbau Kurpark zu Bürgerpark, S. 52 Unkel Barrierefreier Umbau Schulschwimmhalle, S. 42 Mainz Denkmalgerechte Sanierung Jugendtreff „Neustadtzentrum“, S. 34 Saarbrücken Aufwertung „Bildungsinsel Kirchberg“, S. 24 Karlsruhe Neubau Bürgerzentrum mit Stadtteilbibliothek, S. 32 Zaisenhausen Erweiterung Kindergarten „Vogelnest“, S. 27 Ulm Errichtung Stadtgarten „Auf dem Graben“, S. 56
Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 19 Hamburg-Altona Errichtung „ParkSport“-Anlage und Qualifizierung der Wegeverbindungen, S. 33 Hamburg-Mitte Erhalt Ledigenheim „Rehhoffstraße“, S. 54 Rostock Erweiterung Sportanlage „Hundertwasser“, S. 41 Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg Sanierung Projekträume „Bona Peiser“, S. 30 Berlin-Treptow-Köpenick Neubau Spielhaus Abenteuerspielplatz „Waslala“, S. 46 Bad Belzig Umbau ehemalige Schule zu Soziokulturellem Zentrum, S. 44 Dessau-Roßlau Sanierung „Soziale Begegnungsstätte in der Törtener Straße“, S. 49 Dresden Umwandlung Industriebrache zu integrativem Familienzentrum „Alte Schokofabrik“, S. 50 Lugau/Erzgebirge Erweiterung Bahnhofsgebäude zu Bewegungs- und Begegnungszentrum, S. 33 Werningshausen Umbau ehemaliges Gasthaus zu Begegnungsstätte, S. 26 Wächtersbach Schaffung „Ein Haus für Jung und Alt“, S. 57 Büdingen Ausbau Familienzentrum „Planet Zukunft“, S. 47 Augsburg Umbau Kulturhaus „Kresslesmühle“, S. 29 Augsburg Ausbau Sportanlage „OASE“ und Integrationsmanagement, S. 36 Puchheim Umbau Bürgerpark „Kennedywiese“, S. 55 Germering Neubau Spielhaus Abenteuerspielplatz „Wühlmauscity“, S. 53
20 Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 5.1 Öffentliche Bildungseinrichtungen
Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 21 Lern- und Lebensraum – Umbau „Adolf-Reichwein-Schule“ Langenhagen, Niedersachsen Wiesenau am südlichen Rand Langenhagens an der Stadtgrenze zu Hannover galt lange als abgehängt und hatte ein negatives Image. Seither wurden viele Projekte zur Verbesserung des sanierungsbedürftigen Gebäudebestandes, des Wohnumfeldes und des sozialen Zusammenhalts durchgeführt. Um dem Mangel an Orten der Begegnung entgegenzuwirken, ist der Ausbau der sozialen Infrastruktureinrichtungen, u. a. durch die Öffnung der Adolf-Reichwein-Schule, besonders wichtig. Herausforderungen Das aus dem Jahr 1959 stammende Schulge- bäude mit unterschiedlichen Gebäudeteilen entsprach nicht mehr den heutigen Anfor- derungen. Barrieren, Raumgrößen und Aus- stattung boten kein inklusives Angebot. Einrichtung Visualisierung des Eingangsbereichs der „Adolf-Reichwein-Schule“ Die künftige Nutzung der Adolf-Reichwein- Schule soll als Einrichtung der öffentlichen Maßnahmen sozialen Infrastruktur ein zentrales Angebot des „Lern- und Lebensraumes“ im Sanierungs- Im Rahmen des Umbaus werden die Räumlich- gebiet werden. Dabei sollen die Nutzungen keiten für das Quartier geöffnet. Der Umbau der Quartiersbewohnerschaft und die Aspekte findet in drei Bauabschnitten statt und wird bei der Integration und Inklusion stärker berück- laufendem Schulbetrieb realisiert. Die Quartiers- sichtigt werden. Es soll allen Nutzerinnen bewohnerschaft nutzt künftig einen separaten und Nutzern neben dem schulischen Angebot Eingang zur Sporthalle, dem Werkraum und einen Raum für Begegnung und ein integra der Kinder-Lehrküche. Ferner werden Klassen- tives und inklusives Quartiersleben bieten. räume und Fachbereiche barrierefrei zugänglich gemacht, Aufzüge eingebaut und behinderten- Es wird verbesserte Nutzungsangebote für Men- gerechte WC-Anlagen eingerichtet. Die Raum- schen mit und ohne Behinderung, für Kinder aufteilung wird umgestaltet und die Möblierung mit erhöhtem Förderbedarf sowie zum Ausgleich der Schule erneuert. Zudem wird die Schule mit individueller Schwächen oder für Geflüchtete einem Blockheizkraftwerk ausgestattet, das den mit Sprachdefiziten geben. Ein Platz für Jugend- Stadtteil mit Nahwärme versorgt. liche sowie Grün- und Freiflächen in unmittel- barer Nähe ermöglichen weitere Angebote. Stadt: Langenhagen „Mit der Sanierung der Adolf-Reichwein-Schule Einwohner/-innen: 54.700* und der Nutzungserweiterung wird eine soziale Integration für alle Bewohner und Bewohnerinnen Städtebauförderung: Soziale Stadt im Quartier ermöglicht. Mit der aktiven Teilhabe Bundesmittel und Partizipation werden die Kernaufgaben des Investitionspakt: 803.000 Euro städtebaulichen Sanierungsprozesses umgesetzt.“ Carsten Hettwer, Stadt Langenhagen Umsetzungszeitraum: 2017 – 2022 * Quelle: Bundesamt für Statistik, Stand 31.12.2019, Dies gilt auch für alle folgenden Einwohnerdaten.
22 Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis Bildung im Quartier – Neubau Bildungszentrum „Fruerlund“ Flensburg, Schleswig-Holstein Der innenstadtnahe Stadtteil Flensburg-Fruerlund ist geprägt durch einfache, bis zu dreistöckige Mehrfamilienhäuser und Reihenhäuser, die ab den 1950er Jahren erbaut wurden. Das Wohngebiet war Sanierungsgebiet und Teil des Städtebauförderungsprogramms Stadt- umbau West. Schwerpunkt der Gebietsentwicklung lag auf einer Qualifizierung des nicht mehr zeit- gemäßen Wohnungsbestandes. Das neue Bildungszentrum setzt weitere Akzente im Quartier. Herausforderungen Stadt: Flensburg Die zweizügige Grundschule am Bohlberg in Fruerlund inklusive Sporthalle wurde von 1954 Einwohner/-innen: 90.200 bis 1956 errichtet und 1996 durch ein einge- Städtebauförderung: Stadtumbau schossiges Pavillongebäude ergänzt. Die Gebäude entsprechen nicht mehr den heutigen Ansprü- Bundesmittel chen an eine funktionale Schule. Gleichzeitig Investitionspakt: 10.483.000 Euro gibt es einen erhöhten Bedarf an Kindergarten- Umsetzungszeitraum: 2017 – 2024 plätzen sowie an Orten der Begegnung für die Bewohnerinnen und Bewohner Fruerlunds. Bewegungs- und Aktionsflächen vielfältig nutz- Einrichtung bar sein sollen und für die Öffentlichkeit zu- gänglich gemacht werden. Weitere Angebote Das offene, quartiersbezogene Bildungszen- ergänzen den Bildungsstandort. Dazu gehören trum Fruerlund soll ein buntes Angebot aus unter anderem eine Ganztagsbetreuung für die Bildungs- und Freizeitaktivitäten bieten mit Schülerinnen und Schüler, familienergänzende einer Grundschule mit Familienzentrum, einer Förderungen und eine Beratungsstelle für Ge- Kindertagesstätte, einer gemeinsam genutz- sundheit, Ernährung, Bewegung und Sprachkurse. ten Sporthalle und einer Frischeküche für die Mensa. Ziel ist es, ein vielfältiges Angebot für „Mit dem Bildungszentrum Fruerlund entsteht ein Kinder vom Kindergartenalter bis zum Ende Lebensort, der über die reine Beschulung hinaus- der Grundschule und deren Familien aus einer geht und mit Betreuungsangeboten übergreifender Hand zu schaffen. Eine hohe Multifunktionali- Art in den Stadtteil hineinwirkt und die soziale tät der Räumlichkeiten des neuen Bildungs- Integration vorantreibt.“ zentrums soll das ermöglichen. Das Gebäude Ralf Ebelt, Stadt Flensburg wird durch Freianlagen ergänzt, welche durch Maßnahmen Aufgrund der mangelnden Sanierungsfähigkeit entsteht am gleichen Standort ein Ersatzneubau. Die Schule wird vergrößert und als dann drei- zügige Grundschule inklusive Familienzentrum ausgebaut. Die separate Kindertagesstätte erhält Räumlichkeiten für sechs Gruppen. Auch die Sporthalle wird neu gebaut. Es werden eigen- ständige, in jeder Hinsicht (räumlich und tech- nisch) getrennte Gebäude errichtet. Auch die Freiflächen werden bedarfsgerecht gestaltet. Visualisierung Speiseraum und zentraler Lebensraum, Aktuell liegen die Ergebnisse des Architekturwett- Kita des Bildungszentrums „Fruerlund“ bewerbs vor.
Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis 23 Neue Nutzung für Hauptschulstandort – Umbau „Bildungs- und Begegnungszentrum“ Liebenau, Niedersachsen Liebenau ist eine dörfliche Samtgemeinde etwa 40 Kilometer nordwestlich von Hannover mit rund 3.800 Einwohnerinnen und Einwohnern. In einem Teilbereich befinden sich ehemalige Werkswohnungen der mittlerweile geschlossenen Munitionsfabrik. Dort leben Geflüchtete und Zugewanderte aus Südosteuropa. Das neue Bildungs- und Begegnungszentrum ermöglicht eine attraktive Ganztagsbetreuung und bietet den zahlreichen Initiativen räumliche Möglichkeiten für ihr Engagement. Herausforderungen Gemeinde: Liebenau Der Schulkomplex der St. Laurentius Grund- und Hauptschule war sanierungsbedürftig. Einwohner/-innen: 3.800 Zudem entsprachen die Räumlichkeiten der Städtebauförderung: Kleinere Städte und Grundschule nicht den Anforderungen einer Gemeinden Ganztagsbetreuung. Es fehlten u. a. Räume für Teilungsunterricht und die Hortbetreuung. Der Bundesmittel Gebäudeteil der Hauptschule, der durch das Investitionspakt: 1.494.000 Euro Auslaufen dieser Schulform in Niedersachsen Umsetzungszeitraum: 2018 – 2021 nicht mehr benötigt wird, drohte ungenutzt leer zu stehen. Die in Liebenau aktiven Vereine nutzten im Gemeindegebiet verteilt angemie- Durch die Bündelung an einem Ort soll die tete Räume mit begrenztem Platzangebot. Zusammenarbeit der Aktiven verbessert und die Angebote attraktiver gestaltet werden. Einrichtung „Wir sind sehr froh darüber, dass mit dem Umbau Auf dem Gelände des St. Laurentius Schul- des Schulgebäudes zu einem Bildungs- und komplexes soll ein Bildungs- und Begegnungs- Begegnungszentrum ein multifunktional nutz- zentrum für Menschen aller Altersklassen bares Gebäude entsteht, dass ideale Voraus- entstehen. Die Grundschule bietet nun Ganz- setzungen für eine gelingende Integration ganz tagsbetreuung (u. a. Mittagsverpflegung, Freizeit unterschiedlicher Bürgerinnen und Bürger bietet.“ angebote am Nachmittag). Im ehemals als Walter Eisner, Bürgermeister Liebenau Hauptschule genutzten Trakt des Schulgebäudes werden u. a. die Jugendhilfe, die Migrations- Maßnahmen beratungsstelle, die Flüchtlingshilfe und die Sprachförderung untergebracht. Es fanden diverse Umbauten im Innen- und Ein weiterer Teil der Hauptschule wurde Außenbereich des Schulkomplexes statt. Das unabhängig vom Investitionspakt zur Gedenk- Raumprogramm wurde an die Ganztagsbe- und Dokumentationsstelle für die Munitions- treuung angepasst. Es entstanden u. a. neue fabrik umgestaltet. Räume für die Gruppen- oder Einzelarbeit. Durch eine Verlagerung des Lehrerzimmers wurde Platz für eine vergrößerte Mensa geschaffen, an die sich eine Außenterrasse anschließt. Die Klassen- räume wurden akustisch optimiert und erhielten einen Sonnenschutz. Zur energetischen Sanie- rung wurden die Gebäudehülle mit nachhaltigen Baumaterialien gedämmt, die Dächer und Fenster weitgehend erneuert, eine Photovoltaik-Anlage errichtet und die Warmwasserbereitstellung auf Biogas umgestellt. Die Grundschule wird nach Fassade des neuen Begegnungszentrums dem Umbau barrierefrei sein.
24 Investitionspakt Soziale Integration im Quartier Gute Praxis Lernprozesse und Integration – Aufwertung „Bildungsinsel Kirchberg“ Saarbrücken, Saarland Der dicht besiedelte, zentrumsnah gelegene Stadtteil Unteres Malstatt ist geprägt durch einen überdurchschnittlichen Anteil an Transferleistungsempfängern und -empfängerinnen, zugewanderten Bewohnerinnen und Bewohnern sowie durch eine hohe Fluktuation. Die „Bildungsinsel Kirchberg“ soll eine Schlüsselrolle bei Bildung und Integration in dem Quartier übernehmen. zusätzlich Spiel- und Bewegungsräume für Klein- Stadt: Saarbrücken kinder und stärkt den Standort als Treffpunkt für Einwohner/-innen: 180.400 Eltern mit Kleinkindern. Städtebauförderung: Soziale Stadt „Der prozesshafte Ansatz ermöglicht die Reali Bundesmittel sierung von im Saarland noch einzigartigen, auf Investitionspakt: 375.000 Euro freiwilligen Leistungen basierenden Maßnahmen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Durchführungszeitraum: 2017 – 2024 Quartier fördern.“ Ivo Müller, Landeshauptstadt Saarbrücken Herausforderungen Maßnahmen Der Kirchberg ist ein integrativer Schul- und Kindergartenstandort. Die Schulen werden durch Begleitend zum Neubau der Bildungswerkstatt weitere Bildungseinrichtungen ergänzt, sodass wurde ein Integrationsmanagement installiert, ein gut ausgebautes Bildungsnetzwerk entsteht. das institutionelle und zivilgesellschaftliche Aktuell fehlen Räumlichkeiten für weitere Unter- Akteure und Akteurinnen zusammenbringt, um stützungsangebote für Schülerinnen und Schüler gemeinsam ein Bildungskonzept für das Quartier sowie deren Eltern (z. B. in den Bereichen Sprach- zu erarbeiten. Zudem unterstützt es mit viel- erwerb, Erziehung und Wertevermittlung) und fältigen Beteiligungselementen und führt u. a. Spielmöglichkeiten für Kleinkinder. Herbst-, Sprach- und Bildungscamps durch. Auf einem nahegelegenen ASP wird der Klein- Einrichtung kinderspielplatz „Haus Äsche“ realisiert. Dazu wird auf der oberen Ebene des ASPs eine Spiel- Die „Bildungsinsel Kirchberg“ verfolgt das Ziel, skulptur zum Klettern und Rutschen für Klein- durch Bildung Chancengleichheit und Integration kinder errichtet. zu fördern. Dazu wird im Städtebauförderungs- programm Sozialer Zusammenhalt (ehem. Soziale Stadt) eine neue Bildungswerkstatt sowie im Investitionspakt ein begleitendes Integrations- management realisiert. Diese bieten Angebote in verschiedenen Bereichen wie Spracherwerb, Aus- und Weiterbildung, Verbraucherschutz, digitale Kompetenzen, aber auch Lebensfreude und Coaching für Lebenswirklichkeiten. Außerdem koordiniert das Integrationsmanagement die Aktivitäten der einzelnen Akteure. Als „Grüne Insel Kirchberg“ stehen im Umfeld öffentliche Freiflächen und die Außenflächen der Bildungseinrichtungen zur Verfügung. Der Ausbau des Abenteuerspielplatzes (ASP) bietet Sprachcamp 2020 auf dem Kirchberg
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