Yes, we can! Partnerschaft beflügeln - Mit neuem Elan transatlantische Tagesordnung gestalten
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4 :: Partner USA :: Yes, we can! Partnerschaft beflügeln Mit neuem Elan transatlantische Tagesordnung gestalten Von Dieter Buhl Über 400 erfolgreiche Absolventen des Robert Abgeordnete aus den USA und Bosch Stipendienprogramms für amerikanischen Deutschland luden Robert Bosch Führungsnachwuchs, das Congress Bundestag Stiftung und German Marshall Fund im Congress Bundestag Fo- Forum für Abgeordnete beider Länder und die neue rum regelmäßig zu gemeinsamen Treffen ein. Sie bieten so eine Transatlantic Academy in Washington, D. C.: Die Plattform, auf der gegenseitiges Robert Bosch Stiftung zeigt seit langem Flagge in Vertrauen wachsen kann. der deutsch-amerikanischen Freundschaft, unab- hängig von den aktuellen politisch Verantwortlichen. Dieter Buhl beschreibt die anstehenden transatlan- rung können sich alle Freunde der Vereinigten Staaten tischen Herausforderungen nach dem Wahlsieg freuen. Sie werden es endlich wieder leichter haben, Ver- ständnis für den wichtigsten Verbündeten Europas ein- von Barack Obama. Dabei kommt zivilgesellschaft- zuwerben. Der ferne Freund hat in Gestalt von Barack lichen Akteuren wie der Robert Bosch Stiftung eine Obama ein unverbrauchtes, einnehmenderes Gesicht be- besondere Aufgabe zu. kommen. Es strahlt Gelassenheit, Intelligenz, Mut zur Verantwortung und den Willen aus, die Erbsünden der jüngeren Vergangenheit zu überwinden. Auch nachdem der Jubel verhallt ist, bleibt tiefe Ge- nugtuung. Wir haben an diesem 4. November eine histo- Gelegentlich waren Grundlagen im Zweifel rische Zäsur erlebt, die viele Hoffnungen weckt. Noch Der Wandel war überfällig, denn unter dem noch amtie- können wir nur ahnen, welche Folgen die Wahl Obamas renden Präsidenten hat nicht nur Amerika gelitten, auch für Europa und die Welt haben wird. Was aber dieser Prä- das transatlantische Verhältnis hat schweren Schaden sident für die USA bedeutet, lässt sich schon heute beur- genommen. Krisen haben die westliche Wertegemein- teilen. Weil die Mehrheit der Amerikaner einen Aufstei- schaft zwar immer wieder erschüttert, doch in der Ära ger aus dem Schmelztiegel ihrer Nation gewählt, weil sie Bush waren gelegentlich die Zweifel gewachsen, ob de- dem Rassismus eine Absage erteilt und für einen radikal ren Grundlagen überhaupt noch bestünden. Die Phase anmutenden Neuanfang gestimmt hat, gewinnt der urei- der beiderseitigen Entfremdung ist weiterhin gegenwär- gene »amerikanische Traum« eine lang ersehnte Aktuali- tig. Zu tief waren die Blessuren auf allen Seiten. Während tät zurück. Über diesen Beweis für die Kraft zur Erneue- Washington die Europäer der Uneinigkeit und Unent-
Partner USA :: 5 schlossenheit bezichtigte, machte sich in der Alten Welt könnten davon infiziert werden. Wer den Arbeitsplatz Verzweiflung über amerikanische Irrwege in der Welt verliert oder um seine Ersparnisse fürchtet, wird kaum politik breit. Allem voran hat der Irak-Krieg mit der be- zwischen verantwortungslosen Spekulanten an der Wall wussten Missachtung des Völkerrechts für Verbitterung Street und dem amerikanischen Volk differenzieren. Um gesorgt, und Chiffren wie Abu Ghraib oder Guantanamo einer solchen Tendenz zu begegnen, bedarf es einer um- Fotos: CARO/Muhs/ullsteinbild, REA/laif, Langrock/Zenit/laif, istockphoto haben sich als hässliche Narben in das Erscheinungsbild so engeren Abstimmung im Kampf gegen eine drohende Amerikas eingegraben. Wirtschaftskrise. Protektionistische Anwandlungen (für In die Bestandsaufnahme vor Obamas Amtsantritt ge- die gerade die US-Demokraten öfter empfänglich waren) hört nun zusätzlich die weltweite Finanzkrise. Sie ist wo- oder Wettläufe um die höchsten Subventionen für gefähr- möglich seine schwerste Hypothek. Er muss sie auch in- dete Wirtschaftszweige könnten vor allem den Kontakt ternational abtragen, denn die Spuren des Desasters zwischen Industrienationen wie der Bundesrepublik und führen eindeutig zur Wall Street, das heißt, nach Ameri- den Vereinigten Staaten in Mitleidenschaft ziehen. ka. Sollte die Lawine der Fehlspekulationen die Weltwirt- Die Aufräumarbeiten in den europäisch-amerika- schaft mit sich reißen, dann wäre selbst unter der neuen nischen Beziehungen werden jedenfalls gewaltige An- Präsidentschaft ein heftiger Ausbruch von Antiamerika- strengungen verlangen. Wie sie sich auf Regierungsebe- nismus zu befürchten. ne vollziehen werden, bleibt bis zum Beginn der Amtszeit Barack Obamas offen; vorerst steht er immerhin für die Abstimmung gegen Wirtschaftskrise Erwartung auf mehr Kooperation und weniger missiona- Besonders die Deutschen, die während der vergangenen rische Alleingänge. Bei der überfälligen Wiederannähe- Boom-Jahre weitgehend Augenmaß bewiesen haben, rung der Kontinente wird es jedoch auch entscheidend
6 :: Partner USA Der Kommentar von Hans-Ulrich Klose Mitglied des Bundestages und Stellvertretender Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses Demokratische Graswurzel- arbeit und transatlantische auf die informellen Informationskanäle – Wirtschaft, Me- Beziehungen pflegen dien, Stiftungen – ankommen. Im Jahr 1954/55 hatte ich 25 Jahre Fellowship Program die Gelegenheit, für ein Jahr in Die Robert Bosch Stiftung mit ihren jahrzehntelangen Be- den USA eine amerikanische mühungen um den transatlantischen Zusammenhalt Schule zu besuchen. Der Zufall kann dabei eine wichtige Rolle einnehmen. So beweist führte mich nach Clinton/Iowa, das »Fellowship Program« seit 25 Jahren, welche nachhal- in die amerikanische Mitte. tigen Wirkungen ein großzügiges Angebot an amerika- Seither habe ich die USA immer nische Eliten zeitigt. Über 400 Absolventen, die sich in wieder besucht, privat und einer Alumni-Vereinigung organisieren, dürfen wir als Hans-Ulrich Klose später in politischer Funktion Kenner, vielleicht sogar als Botschafter Deutschlands in als Hamburger Bürgermeister, ihrem Heimatland verstehen. Auch das »Congress Bun- danach als Abgeordneter des Deutschen Bundestages. destag Forum«, das den Dialog zwischen Volksvertretern Bis zum heutigen Tage ist die Pflege der transatlan- aus beiden Ländern zum Ziel hat, oder die neue »Transat- tischen Beziehungen ein wesentlicher Teil meiner lantic Academy«, in der in Washington an gemeinsam in- politischen Arbeit. teressierenden Fragen wie Integration von Migranten ge- Natürlich stehen im Mittelpunkt solcher Bemü- arbeitet wird, können ihren Beitrag zu mehr Verständnis hungen Gespräche mit Kollegen, sei es im US-Kon- leisten. Denn wer aufgeschlossenen, intelligenten Men- gress, sei es in der Administration. Es ist wichtig, schen aus unterschiedlichen Hemisphären Gelegenheit mit den Entscheidungsträgern dort vernetzt zu sein. zum Gedankenaustausch gibt, schafft die Grundvoraus- Genauso wichtig ist es aber auch, neben Washington setzung für Vertrauen. und New York andere Orte zu besuchen und Men- Allein auf der Basis von Vertrauen aber kann eine neue schen zu treffen, die mit Politik wenig oder gar nichts und notwendige transatlantische Agenda zum Erfolg füh- zu tun haben, deren Stimmen in der amerikanischen ren. Sie wird auf deutscher Seite weniger von nostal- Gesellschaft gleichwohl wichtig sind. Dazu gehören gischer Dankbarkeit für CARE-Pakete oder den Marshall- in vorderster Linie die amerikanischen Fellows: junge plan, die Luftbrücke oder Amerikas Hilfe bei der Menschen, Wissenschaftler, Anwälte, Geschäftsleute, Wiedervereinigung bestimmt sein als bisher. Schließlich Künstler und andere, die ihr besonderes Interesse an hat ein Großteil der Führungsgenerationen hierzulande Deutschland durch Teilnahme an Austauschprogram- diese Segnungen nicht mehr unmittelbar erfahren. Auch men demonstriert haben. die Begeisterung für Barack Obama kann gedeihliches Bei meinen vielen Besuchen in den USA bin ich Zusammenwirken nicht dauerhaft garantieren. Sie wird immer wieder mit Fellows der Robert Bosch Stiftung ohnehin abflachen, sobald er im Amt ist und man- zusammengetroffen, die begeistert von ihrem Jahr che Entscheidung treffen muss, die ihm we- in Deutschland erzählten, überwiegend gut deutsch der zu Hause noch im Ausland Zustimmung sprachen und mir Kontakte ermöglicht haben, die bescheren wird. ohne solche Unterstützung nicht zustande gekommen Maßgeblich für das gegenseitige Ver- wären. Inzwischen gehören dazu auch Fellows, die ich trauensverhältnis wird vielmehr die Ein- zuvor, während ihres Fellow-Jahres in Deutschland, sicht sein, dass der Westen nur ge- in Berlin getroffen habe, zu Gesprächen und Diskussi- schlossen die globalen und onen, bei denen ich viel gelernt habe. Das alles ist – epochalen Herausforderungen zugegeben – nicht spektakulär und schlagzeilenträch- meistern kann. Nur im Geleit- tig, aber es ist ein Bestandteil demokratischer Gras- zug wird er seine zivilisato- wurzelarbeit, die den bilateralen politischen Bezie- rischen Errungenschaften wie hungen zwischen Regierungen und Parlamenten eine Demokratie, Menschenrechte persönliche, freundschaftliche Note hinzufügt. und Marktwirtschaft verteidi-
Partner USA :: 7 Teilnehmer des Stipendienprogramms für amerikanischen Führungsnachwuchs (Fellowship Program) werden zu Kennern und verste- hen sich als Botschafter Deutschlands in den USA. Dazu trägt auch die Arbeit der Robert Bosch Foundation Alumni Association bei. PARTNER IN USA-PROGRAMMEN Allein auf der Basis von Vertrauen kann eine neue, notwendige trans- Die Robert Bosch Stiftung arbeitet in ihren USA-Programmen mit verschie- atlantische Agenda zum Erfolg führen. denen Partnern in Deutschland und den Nur geschlossen kann der Westen USA zusammen. Dazu gehören: die Herausforderungen meistern. The Robert Bosch Foundation Fellowship Program :: CDS International Inc., New York Transatlantic Academy gen können. Wenn Europa dabei gelegentlich mit weni- :: The German Marshall Fund of the ger Knoten fährt, sollte das in Washington keine Unruhe United States, Washington, D.C. auslösen. Schließlich hat die Europäische Union in den :: ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd vergangenen Jahrzehnten mit ihrer sanften Kraft große Bucerius, Hamburg Erfolge errungen. :: Lynde and Harry Bradley Foundation, Sie hat langsam, aber sicher Diktaturen in wohl- Milwaukee habende Demokratien (Spanien, Portugal, Grie- Transatlantic Outreach Program chenland) und ein notorisches Armenhaus wie :: Auswärtiges Amt, Berlin Irland in ein Wirtschaftswunderland verwan- :: Goethe-Institut, Washington, D.C. delt; die disziplinierende Wirkung einer EU- :: Deutsche Bank AG, Frankfurt Mitgliedschaft in Osteuropa sollte ebenfalls Congress Bundestag Forum nicht unterschätzt werden. Allein :: The German Marshall Fund of the die Aussicht auf die Aufnahme Fotos: PR, R. Thiele, Bocchini United States, Washington, D.C. in die EU hat dort den Über- gang zu demokratischen Sy- Informationsreisen für Journalisten :: Center for Transatlantic Relations, Michael Bocchini, derzeit Bosch Johns Hopkins University, Fellow des Jahrgangs 2008/09, Washington D.C. traf Barack Obama, damals noch Präsidentschaftskandidat.
8 :: Partner USA stemen wesentlich erleichtert. Diese Leistungen werden ein rationaleres Verhältnis zu Russland oder eine ver- weder von den Europäern selbst noch von den Amerika- lässlichere Weltfinanzordnung, um die Bekämpfung des nern ausreichend gewürdigt. Dabei beweisen die Einbin- Terrorismus, Klimaschutz oder Energieversorgung geht. dungskraft und die Ausstrahlung der EU auf eindrucks- Die transatlantische Tagesordnung birgt viele Pro- volle Weise, dass geopolitische Veränderungen durchaus bleme, die nur in enger Zusammenarbeit zu lösen sind. ohne den Einsatz militärischer Macht zu erreichen sind. Von Amerika verlangt diese Tatsache ein wenig mehr Geduld und Einfühlungsvermögen, von Europa, Deutsch- Probleme in enger Zusammenarbeit lösen land zumal, mehr Mut und Entschlossenheit. Die Aus- Auf eine solche Erfolgsbilanz hinzuweisen – auch gegen- gangslage für gemeinsames Handeln hat sich seit diesem über den amerikanischen Gästen der Robert Bosch Stif- 4. November auf jeden Fall verbessert. Mit Barack Obama tung – kann zur gegenseitigen Respektierung beitragen. im Weißen Haus könnten die ungeheuren Aufgaben, Die künftige US-Administration wird das Prinzip des Ge- die vor uns liegen, erfolgreicher zu bewältigen sein. Das bens und Nehmens über den Atlantik aller Voraussicht Motto des demokratischen Präsidentschaftskandidaten nach neu austarieren. Für Europa wird das schwerere sollte die Partner im Westen beflügeln: »Yes, we can!« :: Lasten mit sich bringen, was jedoch auch zu mehr Mit- Autor Dr. Dieter Buhl, DIE ZEIT sprache führen muss. Die Themen, bei denen europä- Online www.bosch-stiftung.de/amerika ischer Rat von Nutzen sein könnte, sind gesetzt: Ob es um www.bosch-stiftung.de/fellowshipprogram :: Transatlantic Academy offiziell eröffnet Deutsch-amerikanisches Forum für Wissenschaft und Dialog soll durch Austausch von Expertisen die politischen Entscheidungsprozesse fördern von Sandra Breka Die Bedeutung einer transatlan- tauschs sowie Lösungsansätze für fördern. Zielgruppe sind vornehm- tischen Lerngemeinschaft als Grund- die Herausforderungen, vor denen lich Wissenschaftler, aber auch Prak- lage für gemeinsame politische Ent- die transatlantische Gemeinschaft in tiker aus den Vereinigten Staaten scheidungen stand im Mittelpunkt den nächsten Jahren stehen wird. und Europa, die einen Forschungs- der Eröffnung der Transatlantic Aca- Die Robert Bosch Stiftung hat die aufenthalt von bis zu zehn Monaten demy in Washington, D.C., im Novem- Transatlantic Academy 2007 gemein- in Washington, D. C., absolvieren. ber 2008. Der ehemalige italienische sam mit dem German Marshall Fund Die Fellows des ersten Jahres Premierminister Giuliano Amato hob of the United States, Washington, haben im Oktober ihre Arbeit zum in seiner Eröffnungsrede die Not- D.C., der ZEIT-Stiftung Ebelin und Thema »Migration, Immigration und wendigkeit einer besseren Hand- Gerd Bucerius, Hamburg, und der der Westen« aufgenommen. Das Fel- lungsfähigkeit der Europäischen The Lynde and Harry Bradley Foun- lowship-Jahr 2009/10 wurde zum Union als zuverlässiger transatlan- dation, Milwaukee, ins Leben geru- Thema »Die Türkei und ihre Nach- tischer Partner und globaler Akteur fen. Ziel der Academy ist es, die trans- barn: Implikationen für die transat- hervor. atlantische Zusammenarbeit von lantischen Beziehungen« ausge- Experten aus Europa und den Wissenschaftlern und Entschei- schrieben. :: Vereinigten Staaten diskutierten dungsträgern und damit die Nutzung Autorin Sandra Breka ist Leiterin des Berliner Wege zur Verbesserung des interdis- wissenschaftlicher Expertise in poli- Büros der Stiftung. ziplinären wissenschaftlichen Aus- tischen Entscheidungsprozessen zu Online www.gmfus.org
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