Yoga - gut für den Rücken - nichts für Christen?

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Yoga – gut für den Rücken – nichts für
Christen?
Seminarvortrag zum emk-Kongresses 2013
Gerhard Vollmer, Wirt.-Ing., Coach und Yogalehrer (BYV)
www.vollmer-coaching.de - www.vollmer-yoga.de - Tel.: 07033-304310

11 Thesen/Statements zum Vortrag
(aus unterschiedlichen Quellen)

I. „Was ist Yoga?“

Die Lehren des Yoga stammen aus Indien und sind seit
etwa 1500 v. Chr. überliefert. Der Yoga ist ursprünglich ein
geistiger Weg, um mit den großen Sinnfragen des mensch-
lichen Lebens umzugehen und nachhaltige Lösungen für in-
nere Konflikte im Denken und Fühlen zu entwickeln.
Im Yoga-Sutra Patanjalis (ca 300 v.Chr./300 n.Chr.) wird
Yoga definiert als "die Fähigkeit, unseren Geist ohne
Ablenkung, ohne Störung auszurichten".

1. Yoga geht davon aus, dass jeder Mensch durch körper-
liche und geistige Konditionierung, Gedankenmuster und
falsche Wahrnehmung daran gehindert wird bewusst, klar
und reflektiert zu handeln.
Ziel des Yoga ist, sich von diesen Störungen zu befreien
inneren Frieden, Gelassenheit, Einklang mit sich und der
Umwelt, die Unabhängigkeit von inneren und äußeren
Zwängen zu erlangen.
Erreicht wird das durch die Kontrolle des Geistes, sprich:
durch das zur-Ruhe-kommen der Gedanken. Dabei kommt
es entscheidend darauf an, dass dem Denken auch ent-
sprechendes Handeln folgt.
2. Yoga ist ein Weg in die Freiheit, in die Selbstbestimmt-
heit, ein Weg zu sich selbst, der in der Selbsterkenntnis
gipfelt.
Jede Form von Fremdbestimmtheit ist in diesem Verständ-
nis dem Yoga wesensfremd. Er verlangt auch nicht von uns
jemand anderes zu werden, als wir sind.

3. Yoga ist keine Lehre, sondern eine Methode, die sich mit
den unterschiedlichsten Lehren und Inhalten verbinden kann.
Und Yoga dient dem höchsten Ziel des Menschen: seiner
spirituellen Selbstverwirklichung. (C. Fuchs, BDY)

II. „Yoga und Religion“
4. Yoga kann zwar in Erscheinung treten als eine religiöse
Disziplin, religiöse Praxis, ein spiritueller Weg. Yoga ist aber
keine Religion. Yoga kennt keine Glaubenssätze und Dog-
men. Yoga hat keinen Kult und ist nicht in einer kirchlichen
Gemeinschaft organisiert.

5. Yoga wirkt unabhängig von religiös-hinduistischen Be-
zügen. Es braucht ggf. Bilder und Metaphern aus unserem
Kulturkreis, um die Menschen frei von religiösen Dogmen
und mittelalterlichen Weltsichten auch emotional anzu-
sprechen.

6. Yoga bedeutet nicht Selbsterlösung. Übung und Disziplin
sind notwendig – führen jedoch nicht zwangsläufig zum Ziel
(welchem auch immer).
7. Auch heute ist die Wirkung des Meditierens im Yoga im
Verhältnis zum christlichen Glauben ambivalent. Es kann
zum Glauben hin-, aber auch von ihm wegführen. Stets
kommt es darauf an, wer in welchem Kontext welche Art
von Yoga praktiziert. (s.a. Hummel)

III. „Kritik am Yoga“
8. Die geistige Auseinandersetzung mit östlichem Weis-
heitsgut führt manchmal zu vorschneller Ablehnung. Vor
allem dann, wenn Yoga als Religionsform angesehen oder
ungeprüft als Heilsweg übernommen wird. Beides wäre
falsch.
Manchmal besteht eine gesunde Abwehrhaltung gegen eine
Überflutung durch östliche Einflüsse, die in einigen Fällen
Jugendsekten fördern. Oft werden Vorurteile pauschal auf
alles Östliche übertragen.
Die Abneigung mag aus der Erfahrung kommen, dass Yoga
zur Entwurzelung führen kann, wenn er unverarbeitet an die
Stelle des eigenen Kulturgutes gesetzt und zu einer „Ersatz-
religion“ gemacht wird.
Dies ist jedoch nur möglich, wenn bereits eine Entfremdung
oder zumindest eine mangelnde Verwurzelung im eigenen
Kulturgut bestanden hat. Hier liegen die Ursachen tiefer.

9. Die alt-indischen Originaltexte (z.B. das Yoga-Sutra)
erschließen sich nur im intensiven Studium und durch
praktische Anwendung. Rein akademische Diskussion stehen
deshalb in der Gefahr, dass eigene Ideen oder gar
Projektionen bearbeitet werden, die aber dem Yoga meist
nicht gerecht werden.
10. Die Beurteilung des Yoga in Deutschland ist auch be-
lastet durch eine national-sozialistische Vergangenheit: es
wurde sogar versucht Yoga als eine arisch-verbrämte
Ersatzreligion zu etablieren.
(Mathias Tietke:) „Neben regimekritischen oder neutralen
Yoga-Richtungen gab es den "arischen Yoga". Da man
fälschlicherweise annahm, der Yoga stamme aus der
vedisch-arischen Kultur, war es vergleichsweise leicht, Yoga
als "das geheime Wissen der Arier" zu konstruieren.
Begonnen hat diese Verklärung bereits im 19. Jahrhundert,
zum Beispiel bei Schopenhauer und den Theosophen. Auf-
fällig ist, dass der im NS-Staat verbreitete Yoga kaum der
körperbetonte Hatha-Yoga war, der heute populär ist,
sondern vor allem ein rein geistiger Yoga. (s.a. J.W.Hauer,
Tübinger Indologe)

11. Ein Kritikpunkt an der westlichen Yoga-praxis lautet:
„Viele Westler bleiben auf den Stufen drei und vier stehen“
(des 8-stufigen Ashtanga-Yoga).
Sie turnten die Asanas wie Gymnastikübungen und
interessierten sich hauptsächlich dafür, ob man damit
abnehmen, einen flachen Bauch trainieren und Cellulite
bekämpfen könne.
 „Genau diese Äußerlichkeiten und auf Materielles
ausgerichteten Werte stufen die Quellentexte als die größten
Hindernisse auf dem spirituellen Weg ein“. Erst wer „alles
Begehren“ aufgebe, erlange „den großen Frieden“.
Literaturliste:
•   BDY (Berufsverband deutscher Yogalehrer): Der Weg
    des Yoga – Handbuch für Übende und lehrende; 2009,
    6. Auflage
•   A. Trökes: Yoga-Weisheit; 2011
•   Dalman;Soder: Warum Yoga; 2012, 6.Auflage
•   R. Hummel: Yoga – Meditationsweg für Christen?
    Probleme einer christlichen Yoga-Rezeption, EZW-
    Informationen Nr. 112; 1990
•   D. Mitzinger: Yoga in Prävention und Therapie; 2009
•   U. Ott: Meditation für Skeptiker – Ein Neuro-
    wissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst; 2010
•   C. Schmidt: Erfahrungsweg Yoga – Gottesbegegnung
    durch Selbstfindung; 1993
•   Viveka – Hefte für Yoga
•   E. Wolz-Gottwald: Yoga-Philosophie-Atlas; 2010,
    3. Auflage
•   E. Wolz-Gottwald: Yoga-Weisheit leben – Philo-
    sophische Übungen für die Praxis; 2009
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