Zehn Jahre Neuroradiologie am Universitätsklinikum Jena

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Zehn Jahre Neuroradiologie am Universitätsklinikum Jena
AUS DER MEDIZIN

Zehn Jahre Neuroradiologie am                                                                 Pathologie, Neuropathologie am Universi-
                                                                                              tätsklinikum Jena) fortgeführt. PD Dr.

Universitätsklinikum Jena                                                                     Bernd Romeike wies auf den hohen pro-
                                                                                              zentualen Anteil von tumorösen Verände-
                                                                                              rungen des ZNS bei Kindern mit einem
Jenaer Neuroradiologie-Symposium 2018                                                         Anteil von 20 Prozent aller onkologischer
                                                                                              Krankheitsbilder hin; somit gelten die
                                                                                              neuroonkologischen Krankheitsbilder bei
Joachim Böttcher
                                                                                              Kindern als die zweithäufigste Tumorenti-
                                                                                              tät. Bereits geschlechts- und altersspezi-
Am 23. März 2018 fand unter der wissen-       tralen Nervensystems gestellt. Die pluri-       fische Kriterien sind in der Diagnosestel-
schaftlichen Leitung von Professor Dr.        potente neuronale Stammzelle gilt als           lung einer Tumorerkrankung des ZNS von
Thomas E. Mayer das Jenaer Neuroradio-        zellulärer Ursprung aller cerebraler Zellty-    hoher klinischer Bedeutung. Eindrucks-
logie-Symposium 2018 mit dem Fokus            pen, wobei die Gliazellen zehnfach häufi-       voll gelang der Hinweis auf vielfältige ge-
„Neuroonkologische Radiologie“ in den         ger als die eigentlichen Nervenzellen im        netische Zusammenhänge, die in Form
neuen Räumlichkeiten des Universitätskli-     ZNS vorkommen. Nicht nur der neuroana-          von Mutationen die Signalinduktion für
nikums Jena statt. Gleichzeitig feierte die   tomische Hintergrund mit differenzierter        Zellteilung und Vaskularisation ebenso
Sektion Neuroradiologie am Universitäts-      Betrachtung von Blut-Hirn-Schranke und          beeinflussen wie die Wirksamkeit von Tu-
klinikum der Friedrich-Schiller-Universität   Blut-Liquor-Schranke wurde detailliert er-      morsuppressorgenen. Hierbei gelingt zu-
in Jena ihr zehnjähriges Jubiläum. In ge-     läutert, sondern es wurden auch diagnos-        nehmend eine Differenzierung von gene-
wohnter Weise gliederte sich das „Jenaer      tische Tipps gegeben; beispielsweise            tischen Alterationen unter Berücksichti-
Neuroradiologie-Symposium“ in insge-          sind nicht nur die zystischen Läsionen          gung der Gehirnentwicklung auf zellulärer
samt vier Themenblöcke, die einen detail-     der Hypophyse, sondern ebenso die Kra-          Ebene. Vereinfacht ausgedrückt kann
lierten Überblick zur Neuroonkologischen      niopharyngeome als Relikte der Rathke-          eine mutationsbedingte Alteration des
Bildgebung in Form multidisziplinär gehal-    Tasche zu werten. Mittelliniennahe Tumo-        genetischen Materials bei gleichem Zell-
tener Referate vermittelten. Im Anschluss     ren, die sich in bifokaler Manifestation        typ völlig differierende Tumormanifestati-
an den theoretischen Teil des Symposi-        sowohl in Nähe der Sella turcica als auch       onen verursachen.
ums schlossen sich mehrere Worksho-           der Pinealisloge manifestieren, sind als        In der anschließend stattfindenden Dis-
pangebote mit Vorstellung neuester inter-     Germinome zu identifizieren. Dieser rote        kussion wurde die Bedeutung bezüglich
ventioneller Techniken und möglichem          Faden zum Verständnis der Entwicklung           der Repräsentativität einer histologi-
Hands-on-Training an. Komplettiert wurde      von Hirntumoren basierend auf zellspezi-        schen Zellprobe hervorgehoben. Es ist
das renommierte Symposium durch               fischen und genetischen Faktoren wurde          bekannte Erkenntnis, dass innerhalb ei-
Workshops für Medizinstudenten und für        von PD Dr. Bernd Romeike (Institut für          ner Tumormanifestation unterschiedliche
Medizinisch-technische Röntgenassisten-
tinnen und -assistenten. Die strukturierte
Vermittlung neuester wissenschaftlicher
Fakten in Kombination mit einer multidis-
ziplinären Sichtweise auf einen neurora-
diologischen Themenschwerpunkt macht
das „Jenaer Neuroradiologie-Symposium“
überregional sehr attraktiv, so dass zahl-
reiche Besucherinnen und Besucher der
Veranstaltung folgten.

Neuroanatomie und Entwicklung des
Zentralen Nervensystems als Opener

In der Session I eröffnete Dr. Uta Bieder-
mann (Institut für Anatomie I am Univer-
sitätsklinikums Jena) wie so oft das Sym-
posium mit detaillierten Einblicken zur
Neuroanatomie und zur Entwicklung des
Zentralen Nervensystems. Hierbei wurde
die pluripotente neuronale Stammzelle in
den Mittelpunkt der Entwicklung des Zen-      Dr. Uta Biedermann /Institut für Anatomie, UKJ „Demonstration von Gehirnplastinaten“.

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      zelluläre Eigenschaften neuropatholo-
      gisch differenziert werden können. Zum
      Abschluss der morgendlichen Session
      begeisterte Professor Dr. Heinrich Lanfer-
      mann (Institut für Diagnostische und In-
      terventionelle Neuroradiologie an der
      Medizinischen Hochschule Hannover)
      durch seinen neuroonkologischen Bei-
      trag „Konventionelles und funktionelles
      MRT bei Gliomen“. Zu Beginn des Vortra-
      ges führte Professor Dr. Lanfermann aus,
      dass die korrekte Graduierung von Glio-
      men anhand der Kontrastmittelaffinität
      nur in zwei Drittel der Patienten gelingt.
      Beispielsweise weißt das pilozytische As-
      trozytom als überwiegend benigner Hirn-
      tumor eine eindeutige Kontrastmittelauf-            PD Dr. habil. Bernd Romeike MME und Kollegen, UKJ „Mikroskopische Untersuchung digitaler
      nahme des nicht zystischen Tumorgewe-               Neuropathologischer Präparate“.
      bes auf. Die Kontrastmittelaffinität von
      Gliomen beruht hierbei nicht nur auf ei-
      ner gestörten Blut-Hirn-Schranke, son-              hin. Ein bereits initial hoher Kreatin-Peak    metabolismus für eine Tumoridentifikati-
      dern ebenso auf den tumorspezifischen               gilt als prognostisches Surrogat zur Vor-      on als unspezifisch und zu wenig sensitiv
      Zelleigenschaften. Weiterhin wurde der              hersage eines hochmalignen Glioms. Un-         gilt. Mit dem Tracer GA-68 DOTATOC ge-
      hohe Wert der Diffusionsbildgebung ad-              ter Verwendung einer 3-Tesla-Technik           lingt die Bindung an den Somatostatinre-
      ressiert; eine hohe Zellzahl von intrakra-          gelingt eine vollständige Gehirn-Spektro-      zeptor, der beispielsweise eine Differen-
      niellen Gliomen führt zu einer diagnos-             skopie in nur 16 Minuten. Abschließend         zierung zwischen Meningeom und Akus-
      tisch nutzbaren deutlichen Absenkung                konstatierte Professor Dr. Lanfermann,         tikusneurinom (keine Bindung des Tra-
      des ADC-Wertes (Apparent Diffusion Co-              dass ein hoher intratumoraler Gefäß-           cers) ermöglicht. Von besonderer Bedeu-
      efficient). Demzufolge weisen Medullo-              durchmesser sowie ein hohes cerebrales         tung erscheint die Verwendung des Tra-
      blastome als auch Lymphome in der Re-               Blutvolumen innerhalb des Tumors für           cers F-18 Fluoro-Ethyl-Thyrosin (FET), da
      gel einen niedrigen ADC-Wert in Form ei-            eine insgesamt schlechte Prognose be-          dieser auf einer Aminosäure basierende
      ner hypointensen Signalgebung auf.                  züglich der intrakraniellen Gliome spricht.    Tracer eine gute Abgrenzung zwischen
      Noch mehr Differenzierbarkeit wäre mit                                                             Gliomen, Nekrosen, entzündlicher Mani-
      der Berechnung der Kurtosis möglich. Ein            Neues zur Neuroonkologischen                   festation und Tumorrezidiv erlaubt. Hier-
      weiterer Ansatz zur Differenzierung intra-          Radiologie                                     bei erfolgt eine 60-minütige Messung mit
      kranieller Gliome kann mit der Perfusi-                                                            Darstellung des dynamischen Verlaufs,
      onsbildgebung gelingen, in dem ein rela-            Nach Besuch der Industrieausstellung           wobei niedriggradige Astrozytome (Grad
      tives CBV (cerebrale Blutvolumen) von               wurden die Erkenntnisse zur Neuroonko-         II nach WHO) eher einen kontinuierlichen
      mehr als 1,75 auf höhergradige Gliome               logischen Radiologie unter Vorsitz von         Up-Take des Tracers aufweisen, während
      (Ausnahme: Oligodendrogliom) hinweist.              Professor Dr. Lanfermann in der Session        beispielsweise das Glioblastom einen ra-
      Auch in der SWI (Suszeptibilitätsgewich-            II noch detaillierter referiert. Mit einem     schen Anstieg der Tracer-Bindung mit
      tetes Imaging) können häufig Mikroblu-              sehr gelungenen Übersichtsvortrag zu           anschließendem Abfall der Aktivität of-
      tungen und pathologische Gefäße inner-              den nuklearmedizinischen Methoden              fenbart. Insgesamt ist die Durchführung
      halb des Tumorgewebes nachgewiesen                  führte Herr PD Dr. Robert Drescher (Kli-       der PET-CT mit entsprechender neuroon-
      werden, die in der Regel nicht bei einem            nik für Nuklearmedizin am Universitäts-        kologischer Auswahl des Tracers sehr gut
      zerebralen Lymphom vorkommen. Die                   klinikum Jena) in die Thematik ein. Einen      geeignet, eine effektive Biopsieplanung
      MR-Spektroskopie, die ihren hohen Aus-              besonderen Schwerpunkt legte PD Dr.            als auch Bestrahlungsplanung zu reali-
      sagewert in Verbindung mit einer 3-Tesla-           Drescher auf die Durchführung von PET-         sieren. Darüber hinaus gelingt ein siche-
      Bildgebung erfährt, kann insbesondere in            CT-Untersuchungen und wies in diesem           rer Ausschluss von Tumorrezidiven und
      der Verlaufskontrolle von Gliomen eine              Zusammenhang darauf hin, dass die um-          deren Abgrenzung zu therapieinduzierten
      hohe diagnostische Relevanz beinhalten.             fassend etablierte PET-CT-Diagnostik mit       Veränderungen der Blut-Hirn-Schranke
      Die Zunahme eines Cholin-Peaks, der im              dem Tracer F-18 FDG (Fluordesoxygluco-         (Pseudoprogression). In der Diskussion
      Übrigen in hohem Maße mit dem Tumor-                se) allerdings in der Diagnostik von Hirn-     wurde jedoch klar, dass derzeit durch die
      parameter Ki-67 korreliert, weist auf eine          tumoren keine Relevanz erfährt, da die         Gesetzlichen Krankenversicherungen
      zunehmende Malignisierung des Glioms                ausschließliche Darstellung des Glukose-       keine ausreichende Liquidation einer

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PET-CT-Untersuchung im neuroonkologi-         gene Kontrastmittelaffinität aufweist.       rizytom beziehungsweise das Meninge-
schen Umfeld besteht; die Mehrzahl der        Aus diesem Grunde sind auch Tumorrezi-       om zeigen typischerweise eine Impressi-
Patienten wird demzufolge in der Klinik       dive ohne eine Kontrastmittelaffinität       on des Kortex mit nachvollziehbarem Li-
für Nuklearmedizin für die weitere Diag-      möglich. In Abhängigkeit des histologi-      quorsaum zwischen Tumorgewebe und
nostik stationär aufgenommen und den          schen und genetischen Subtyps kann           Kortex. Des Weiteren wurde ausgeführt,
innovativen Therapieverfahren zugeführt.      das Medulloblastom sowohl im Bereich         dass Meningeome durchaus durch
Dr. Christian Siedentopf (Universitätskli-    des Kleinhirnwurmes als auch des 4.          Strahlenexposition induziert werden kön-
nik für Neuroradiologie an der Medizini-      Ventrikels entstehen, während desmo-         nen. Zudem ist auch an die Existenz int-
schen Universität Innsbruck) konnte an-       plastische Tumoren eher die Hemisphä-        raventrikulärer Meningeome zu denken.
hand von Studien bestätigen, dass mit-        ren als Tumorlokalisation bevorzugen.        Meningeome mit Nachweis von kleinsten
tels funktioneller MRT-Diagnostik eine        Weiterhin ergeben sich häufig viele zysti-   Einblutungen weisen auf einen mögli-
exakte Lokalisation der Sprachzentren         sche Anteile, oder auch ein zellreiches      chen Zustand nach strahlentherapeuti-
gelingt und hierdurch der sogenannte          Tumorbild, welches zu einer deutlich hy-     scher Intervention hin. Bei jungen Patien-
Wada-Test als obsolet einzuordnen ist.        pointensen Signalgebung in den T2-ge-        ten ist insbesondere an die Manifestati-
Die funktionelle MRT-Bildgebung ist be-       wichteten Aufnahmen führt. Das Ependy-       on einer Neurofibromatose (Typ II) zu
reits intraoperativ als Real-Time-Verfah-     mom ist typischerweise als infratentoriel-   denken. Eine Knochenbeteiligung von
ren verfügbar und kann als schonende          le Raumforderung durch eine Tumorma-         Meningeomen ist bekannt, als Differen-
Technik von Seiten des Neurochirurgen         nifestation der liquorgefüllten Räume        zialdiagnose ist jedoch auch an das peri-
genutzt werden. Insgesamt ist die funkti-     charakterisiert. Als typische Komplikati-    ostale Osteosarkom zu denken. In der
onelle MRT-Diagnostik bezüglich der mo-       on wurde das Auftreten einer Adipositas      Differenzialdiagnose des Akustikusneuri-
torischen und sprachlichen Funktion des       dargelegt, die nach Resektion von Kra-       noms weist das Akustikusneurinom öfter
Gehirns klinisch etabliert. Mittels DTI und   niopharyngeomen und anderen in Nähe          zystische Läsionen und einen eindeuti-
Fiber Tracking sollte gegebenenfalls die      des Hypothalamus befindlichen Hirntu-        gen Bezug zum Gehörgang auf. Meninge-
motorische und optische Bahn identifi-        moren manifest werden kann. Bei den          ome zeigen hingegen kein perineurales
ziert werden. Nachfolgend reflektierte Dr.    Kraniopharyngeomen wird zwischen dem         Wachstum. Extradurale Tumormanifesta-
Sabine Wagner (Sektion Neuroradiologie        adamantinösen und dem papillären Typ         tionen mit flächigem Wachstum treten
am Universitätsklinikum Jena) die we-         differenziert; letzterer Typ weist in 90     häufig auch im Rahmen einer Metasta-
sentlichen Inhalte zur „Posttherapeuti-       Prozent zystische Areale mit Kontrastmit-    sierung intrakraniell auf. Als wichtiger
schen Tumorbildgebung“. Von besonde-          telaufnahme der Zystenwand und häufig        Hinweis gilt die Feststellung, dass Raum-
rer Wichtigkeit ist hier die frühzeitige      nachweisbaren Kalzifikationen auf. Ab-       forderungen mit hypointenser Signalge-
postoperative Durchführung einer MRT-         schließend wurde auf die Manifestation       bung in den T2-gewichteten Aufnahmen
Diagnostik mit Kontrastmittelapplikation,     des pilozytischen Astrozytoms auch im        und meningeomtypischer Befundkons-
um zwischen postoperativ verbliebenen         dorsalen Anteil der Medulla oblongata        tellation häufig granulomatösen Erkran-
Resttumoranteilen und im späteren post-       sowie als intraventrikuläre Tumormani-       kungen wie einer Sarkoidose bezie-
operativen Verlauf auftretenden nicht         festation hingewiesen. In der Diskussion     hungsweise Tuberkulose zuzuordnen
tumorassoziierten Störungen der Blut-         wurde durch Professor Dr. Monika War-        sind. Im nachfolgenden Vortrag referier-
Hirn-Schranke zu differenzieren. Zur wei-     muth-Metz die Empfehlung für eine Flair-     te Professor Dr. Thomas Mayer über die
teren Diagnosestellung eines Tumorrezi-       Sequenz nach Kontrastmittelapplikation       zerebralen Lymphome, die in ihrer Mani-
divs wurde die Relevanz der Diffusions-       ausgesprochen.                               festation meist periventrikulär oder kor-
bildgebung und der Spektroskopie als                                                       tikal liegen, selten auch dural auftreten
auch der Perfusionsbildgebung adres-          Neueste Aspekte zu extrazerebralen           können. Aufgrund der hohen Zelldichte
siert. Professor Dr. Monika Warmuth-          Tumoren                                      zeigt sich in der Diffusionsbildgebung ein
Metz (Institut für Diagnostische und In-                                                   deutlich reduzierter ADC-Wert bei hyper-
terventionelle Neuroradiologie am Uni-        In der Session III wurde die neuroonkolo-    intenser Bildgebung in der nativen Com-
versitätsklinikum Würzburg) begeisterte       gische Bildgebung durch die neuesten         putertomographie. Die Spektroskopie
mit ihrem Vortrag zu „Tumoren in der          Aspekte zu extrazerebralen Tumoren er-       weist häufig einen Lipid-Peak auf. In ei-
Mittellinie des kindlichen Gehirns“. Das      gänzt. Professor Dr. Elke Hattingen          nem Fallbeispiel wurde die bildmorpholo-
Medulloblastom wurde als häufigster           (Neuroradiologie am Universitätsklini-       gische Darstellung eines angiozentri-
kindlicher Hirntumor mit nunmehr fünf         kum Bonn) fokussierte in ihrem Referat       schen Lymphoms präsentiert; hierbei
histologischen und vier genetischen Sub-      auf das Meningeom, das in 90 Prozent         zeigte sich der Nachweis fleckförmiger
typen umfangreich bildmorphologisch           als Grad I Tumor nach WHO manifest           kortikaler Herdbefunde mit deutlicher
diskutiert. Hierbei zeigte sich, dass das     wird. Atypische Meningeome sind in 7,2       Kontrastmittelaffinität. Im weiteren klini-
Medulloblastom in zehn Prozent der Pati-      Prozent und anaplastische Meningeome         schen Verlauf fanden sich in der Diffusi-
enten keine Kontrastmittelaufnahme            in 2,4 Prozent der Fälle existent. Extra-    onsbildgebung nachweisbare Ischämien
und in 40 Prozent der Fälle eine inhomo-      kranielle Tumoren wie das Hämangiope-        und Hämorrhagien.

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AUS DER MEDIZIN

      Multidisziplinäre Aspekte                           neuroonkologische Krankheitsbilder sehr       bektomie, wobei ebenso Trainingsmög-
                                                          präzise unter Schonung der peritumoralen      lichkeiten am Ganzkörper-Flussmodell
      Die nachmittägliche Session IV widmete              Umgebung durchgeführt werden können.          EVE beziehungsweise am Flussmodell
      sich der Multidisziplinarität. Aus neurochi-        Insbesondere sollte generell eine Bestrah-    bestanden. Weitere Hands-on-Workshops
      rurgischer Sicht wurden von PD Dr. Jan              lung der Hippocampusformation unterblei-      wurden für die moderne An­eurysma­­beha­
      Walter (Klinik für Neurochirurgie am Uni-           ben. Den theoretischen Abschluss leitete      ndlung am Gefäßsimulator beziehungs-
      versitätsklinikum Jena) die OP-Strategien           Dr. Ekkehard Eigendorff (UniversitätsTu-      weise an einem patientenspezifischen
      bei Gliomen vorgestellt. Insgesamt be-              morCentrum/Klinik für Innere Medizin am       Trainingsmodell inklusive der Vorstellung
      steht ein Überlebensvorteil bei einer aus-          Universitätsklinikum Jena) ein. Weiterhin     der sogenannten Remodeling-Technik
      giebigen Resektion der Gliome auch im               gilt die abschirmende Wirkung der Blut-       präsentiert. Demonstrationen von Gehirn-
      hohen Alter. Allerdings ist der Überlebens-         Hirn-Schranke als Problem der chemothe-       plastinaten und mikroskopische Unter-
      vorteil nur ab einer Vollständigkeit der Re-        rapeutischen Intervention. Bei nuklearme-     suchung neuropathologischer Präparate
      sektion von mehr als 80 Prozent gewähr-             dizinischem Nachweis eines Somatosta-         rundeten das Workshopangebot ab.
      leistet. Um diese therapeutischen Ziele zu          tin-Rezeptors gelingt aktuell eine gezielte
      erreichen, hat sich mittlerweile die Fluo-          Immuntherapie beispielsweise von Menin-       Insgesamt konnte das „Jenaer Neurora-
      reszenz-geführte Exstirpation unter Ver-            geomen. Leider erfordert die Therapie pri-    diologie-Symposium 2018“ wieder die
      wendung von 5-Aminolävulinsäure (5-ALA)             märer ZNS-Lymphome eine Hochdosi-             Teilnehmerinnen und Teilnehmer begeis-
      als intraoperatives Mapping etabliert.              schemotherapie, da oft aggressive B-Zell-     tern, da die Beiträge zur neuroonkologi-
      Gleichfalls kann ein verlängertes Überle-           Typen des Lymphoms mit rascher und            schen Radiologie in einer multidisziplinä-
      ben durch eine intraoperative chemothe-             hoher Rezidivrate vorliegen. In der Thera-    ren Sichtweise einen exzellenten Einblick
      rapeutische Applikation mit Carmustin er-           pie der Gliome erfolgt aktuell eine exakte    fachgebietsübergreifend gewährten und
      reicht werden. Die Durchführung einer               Bestimmung des Methylisierungsstatus          durch die Workshopangebote zahlreiche
      Operation am wachen Patienten mit soge-             (MGMT) sowie eine Mutationsanalyse            praktische Handlungsempfehlungen ver-
      nanntem Sprachmapping beziehungswei-                (IDH1). Chemotherapie und Bestrahlungs-       mittelt wurden. Für alle an der Neuroradio-
      se motorischem Mapping führt ebenfalls              behandlung können durch eine Wechsel-         logie interessierten Kolleginnen und Kolle-
      zu einer verbesserten Tumorausschaltung             feldtherapie gegebenenfalls ergänzt wer-      gen wird in diesem Jahr ein weiteres High-
      mit reduziertem Auftreten postoperativer            den.                                          light offeriert. Vom 8. bis 10. November
      neurologischer Defizite.                                                                          2018 findet im Hotel „Steigenberger Esp-
      Zum Themengebiet „Strahlentherapie“                 Workshops                                     lanade“ in Jena das „3. Mitteldeutsche
      führte Professor Dr. Andrea Wittig (Klinik                                                        Neuroradiologie-Symposium“ statt, wel-
      für Strahlentherapie und Radioonkologie             Der weitere Nachmittag rückte die prak-       ches als Schwerpunktthemen die Anato-
      am Universitätsklinikum Jena) umfänglich            tischen Aspekte des neuroradiologischen       mie des Großhirns, die Bildgebung des
      aus. Hierbei sind neue Therapieansätze              Handelns in den Mittelpunkt. Die Work-        peripheren Nervensystems, die MR-Spek-
      wie die Protonenstrahlentherapie von zu-            shopangebote bestanden aus Produkt-           troskopie und die Erkrankung der weißen
      künftig hohem klinischem Potential, da              präsentationen zur mechanischen Throm-        Substanz beinhalten wird. Weitere The-
                                                                                                        menschwerpunkte sind neue Aspekte zu
                                                                                                        Tumoren beziehungsweise neurovaskulä-
                                                                                                        ren Erkrankungen und Referate zu kraniel-
                                                                                                        len und spinalen Traumatisierungen, die
                                                                                                        durch diverse Workshops und neuropatho-
                                                                                                        logische Einblicke komplettiert werden.
                                                                                                        Aufgrund des im November 2018 stattfin-
                                                                                                        den 3. Mitteldeutschen Neuroradiologie-
                                                                                                        Symposiums wird voraussichtlich das Je-
                                                                                                        naer Neuroradiologie-Symposium in 2019
                                                                                                        pausieren; für 2020 können wir uns je-
                                                                                                        doch wieder auf eine Fortsetzung des
                                                                                                        Neuroradiologie-Symposiums freuen.

                                                                                                        Prof. Dr. med. Joachim Böttcher
                                                                                                        SRH Wald-Klinikum Gera GmbH
                                                                                                        Institut für Diagnostische und
                                                                                                        Interventionelle Radiologie
      Symposiumsteilnehmer beim Workshop „Behandlung breitbasiger Aneurysmata mittels                   Straße des Friedens 122
      Remodeling-Technik“.                                                                              07548 Gera

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