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Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Jahresarbeit von Elina Otto Freiherr-vom-Stein-Schule Hessisch Lichtenau Fachbereich: Erdkunde GK Fachlehrer: Herr Lepper Großalmerode, den 28.04.2014
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Inhaltsverzeichnis Inhalt Seite ______________________________________________________________________ Glossar 4 1. Vorwort 6 2. Das Land Japan 2.1 Allgemeine Informationen 7 2.2 Geographische Grundlagen 8 2.3 Wirtschaft 10 3. Die Atomkatastrophe von Fukushima 3.1 Das Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi 13 3.2 Geschehnisse im März 2011 15 3.3 Die Ursachen des Desasters in Fukushima 17 3.4 Erste Schutzmaßnahmen/Sicherungen 18 4. Die Folgen der Katastrophe 4.1 Auswirkungen auf die Gesellschaft 21 4.2 Umweltfolgen 22 4.3 Wirtschaftliche Folgen 23 5. Atomenergie 5.1 Der Energiekonzern TEPCO 25 5.2 Die Energiewende in Deutschland 26 6. Fazit 27 7. Nachwort 28 Literaturverzeichnis 29 Abbildungsverzeichnis 29 Anhang Internetquellen 31 2
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? „Japan, das Land, das zwei Atombombenabwürfe erlebt hat und das geologisch kaum ungeeigneter für den Bau von Atomkraftwerken sein könnte, setzt voll auf Atomkraft.“1 Johannes Hano, geb. 1963 Leiter des ZDF-Studios Ostasiens in Peking 1 Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S.91 3
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Glossar AKW Atomkraftwerk; Kraftwerk, das aus Atomenergie elektrische Energie gewinnt Buddhismus Nach Buddha benannte Weltreligion; Glaube an die vollkommene Weisheit und Reinheit des Geistes Epizentrum Punkt auf der Erdoberfläche, der genau senkrecht über dem Entstehungspunkt eines Bebens liegt Fauna und Flora Tier-und Pflanzenwelt betreffend Gigawatt Watt: internationale Einheit für die Leistung (Energieumsatz pro Zeit), wobei 1 Gigawatt = 1 Milliarden Watt Hybridantrieb Kombination aus verschiedenen Techniken für den Antrieb (bspw. bei Kraftfahrzeugen) IAEA Internationale Atomenergiebehörde; Die Agentur kooperiert weltweit mit verschiedenen Ländern, um sichere und friedliche Kerntechniken zu unterstützen Kernschmelze Durch einen Ausfall der Kühlsysteme in einem Reaktor kommt es zur Überhitzung der Brennstäbe, wodurch es zu einer Verflüssigung dieser kommt. Dieser Vorgang lässt die dann den Kernreaktor durchschmelzen. Kondensator Technische Vorrichtung, die den Übergang eines Stoffes vom gasförmigen in den flüssigen Zustand ermöglicht (hier: Wasserdampf → Wasser) Kontamination Verseuchung (kontaminieren – verseuchen/dekontaminieren-entseuchen) 4
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Metropolregion Region mit einer oder mehreren Großstädten, mit Kleinstädten und dem umliegenden ländlichen Gebiet, wobei die wirtschaftliche und soziale Struktur stark auf die Großstädte als Zentren ausgerichtet ist Monsunartige Niederschläge starke Regenfälle, die zu Flut und Überschwemmung führen Präfektur Amtsbezirk in Japan, in dem ein vom Volk gewählter Gouverneur die Verwaltung leitet (vergleichbar mit einem Bundesland in Deutschland) Shintoismus Einheimische Religion in Japan, die durch Naturverehrung gekennzeichnet ist Super-Gau Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes (hier: Reaktorunfall mit anschließender atomarer Verseuchung der Umwelt) Tektonische Kontinentalplatten (Plattentektonik) Erdkruste ist in sieben Kontinentalplatten gegliedert; Plattentektonik beschreibt die Bewegungen dieser Platten und die daraus resultierenden Erscheinungen (hier: Verschiebung der Erdkruste; Entstehung von Erdbeben und Tsunami) Uran Spaltbares, radioaktives Schwermetall, welches im Atomkraftwerk Fukushima als Kernbrennstoff verwendet wird Volkswirtschaft Eine Volkswirtschaft bezeichnet die Gesamtheit der Beziehungen aller Einzelwirtschaften eines Staates untereinander und dem Staat gegenüber. Worst-Case-Szenario Schlimmste Katastrophe; Schlechtester Fall Zylinder Röhrenförmiger Hohlkörper, in dem eine Kraftmaschine rotiert, die (hier) Wasserdampf in Wärmeenergie umsetzt 5
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? 1. Vorwort Auch drei Jahre nach der Atomkatastrophe im Kernkraftwerk Fukushima wird in den Medien noch von dem Unglück berichtet. Denn Schlagzeilen wie zum Beispiel der „Super-GAU in Japan“ oder „Atomruine Fukushima“ weisen darauf hin, dass die bisher schwerste Reaktorkatastrophe aller Zeiten seit Tschernobyl 1986 stattgefunden hat und seither immer noch mit gravierenden Nachwirkungen gerechnet werden kann. In meiner Jahresarbeit habe ich mich ausführlich mit dem Thema „Japan –die Atomkatastrophe von Fukushima“ beschäftigt und möchte der Frage nachgehen, ob die Folgen der Nuklearkatastrophe über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und auch in Zukunft das Leben der Menschen beeinflussen wird. Um dies zu prüfen, werden zunächst einige Aspekte über das Land Japan vorgestellt und benannt. Dabei stehen vor allem die geographischen Grundlagen im Fokus. Hiernach folgt ein Überblick über das Geschehen, dessen Ursachen und erste Maßnahmen im Atomkraftwerk. Anschließend werden die Folgen auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft dargestellt. Des Weiteren werde ich die jetzige Stellung der Betreiberfirma des Kraftwerks beschreiben und untersuchen ob man den Reaktorunfall als Folge des Atomausstiegs in Deutschland ansehen kann. Ich hoffe, dass ich bei der Bearbeitung dieser Jahresarbeit am Ende in einem Fazit zeigen kann, dass sich in der Tat eine eindeutige Antwort auf meine ausgesuchte Leitfrage „eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?“ finden lässt. Außerdem sollen auserwählte Bilder und Zitate meine Aussagen hierbei unterstützen. Anzumerken ist, dass rot markierte Begriffe im Glossar aufgefasst und nach dem Alphabet erklärt sind. Die verwendeten Informationen verschiedener Quellen werden am Ende im Anhang alphabetisch präsentiert. 6
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? 2. Das Land Japan 2.1 Allgemeine Informationen Der Name ‚Japan‘ wird aus der mittelalterlichen Bezeichnung ‚Cipangu‘ abgeleitet und beschreibt „das Land der aufgehenden Sonne“. 2 Der ostasiatische Staat Japan zählt mit einer Einwohnerzahl von 127 Millionen Menschen zu einer der bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Allein die Hauptstadt Tokio bildet mit den umliegenden Millionenstädten – Yokohama und Kawasaki – die größte Metropolregion der Welt. Hier leben 35 Millionen Menschen auf einer Fläche von 13.556 km² mit einer Bevölkerungsdichte von 5.400 Einwohner/km² in Küstennähe auf engstem Raum.3 Dieses Gebiet an der japanischen Pazifikküste ist zudem das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Japans. 4 Die Landessprache ist Japanisch, da sie von 99% der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen wird. Innerhalb der Regionen unterscheidet man dennoch zwischen 5 östlichen und westlichen Dialekten. Zu den bedeutendsten Religionen gehören der Shintōismus und der Buddhismus, sonstig Abbil dung 1: Karte Japan und Flagge gehört ein geringerer Bevölkerungsteil zu anderen Glaubensrichtungen. Gemäß seiner Verfassung ist Japan eine parlamentarische Demokratie, hierbei liegt die Macht allein beim Volk. Kaiser Akihito symbolisiert seit 1989 die Einheit des Landes. Das Amt des Regierungschefs belegt seit 2012 Shinzo Abe. Des Weiteren ist das Land politisch in 47 Präfekturen aufgeteilt, in denen es vom Volk gewählte Parlamente und Gouverneure gibt, die den Anweisungen der Zentralregierung zu folgen haben. 6 2 Wikipedia: Cipangu, 18.01.2014, http://de.wikipedia.org/wiki/ Cipangu 3 Auswärtiges Amt: Japan, 03.03.2014, http://www.auswaertiges- amt.de/DE/Aus senpolitik/ Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Japan_node.html 4 Online Focus: Metropolregion Tokio, 18.01.2014, http://www.focus.de/schlagwoerter/themen/ m/ metropolregion-tokio/ 5 Wikipedia: Japanische Sprache, 18.01.2014, http://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_Sprache 6 Auswärtiges Amt: Japan, 03.03.2014, http://www.auswaertiges- amt.de/DE/Aus senpolitik/ Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Japan_node.html 7
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? 2.2 Geographische Grundlagen Japan befindet sich östlich vom asiatischen Festland und erstreckt sich vom 45. Breitengrad im Norden bis zum 20. Breitengrad im Süden. Mit einer Fläche von 377.930 km² stellt das Land den viertgrößten Inselstaat der Welt dar. Zu seinen Nachbarländern gehören Taiwan, China, Nord- und Südkorea sowie Russland. Der Inselstaat befindet sich im Pazifischen Ozean, im japanischen und im ostchinesischen Meer und weist eine Küstenlänge von etwa 30.000 km auf. 7 Die Gesamtfläche wird auf die vier Hauptinseln Hokkaido, Honshu, Shikoku und Kyushu unterteilt, die wiederum von mehr als 4.000 kleineren Inseln umgeben sind. 8 Die größte und gleichzeitig zentralste Insel ist Honshu, auf der sich auch die Hauptstadt Tokio befindet. Honshu nimmt eine Fläche von 61% ein, darauf folgt Hokkaido mit 21%, Kyushu mit 11% und zuletzt Shikoku mit 5% der Gesamtfläche. 9 Auf Honshu liegt desweiteren der höchste Berg Japans, Fuji genannt, mit 3.776 Metern Höhe. Außerdem auch der längste Fluss Shinano mit einer Länge von 369 km sowie der größte See Biwasee mit einer Fläche von 670 km². 10 Die etwa 4.000 km langgestreckte Inselkette weist aufgrund ihrer Nord-Süd- Ausdehnung einige Klimaunterschiede auf. 11 Von der kalt-gemäßigten Klimazone in Hokkaido im Norden, wo kalte und schneereiche Winter herrschen, bis in die Subtropen in Okinawa im Süden, ist fast jedes Klima in Japan vertreten. Die Regionen am Japanischen Meer sind durch den Nordwestwind mit milden Sommern und starken Schneefällen im Winter betroffen. Im Hochland gibt es starke Temperaturschwankungen im Sommer und Winter, die Berge in der Region Shikoku halten den Wind auf, sodass das ganze Jahr über mildes Klima herrscht und die Pazifikregionen zeigen einen kalten Winter und trocken heiße Sommer. Im Süden Japans herrscht hauptsächlich subtropisches Klima mit warmen Wintern und heißen Sommern. In diesen Gebieten kommt es vor allem im Sommer durch den Einfluss von Winden, die im Winter vom asiatischen Kontinent zum Meer und im Sommer vom 7 AHK, Deuts che Industrie- und Handelskammer in Japan: Japan im Überblick, 03.03.2014, http://www.japan.ahk.de/japan-tipps /land-leute/japan-im-ueberblick/ 8 Auswärtiges Amt: Japan, 03.03.2014, http://www.auswaertiges- amt.de/DE/Aus senpolitik/ Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Japan_node.html 9 AHK, Deuts che Industrie- und Handelskammer in Japan: Japan im Überblick, 03.03.2014, http://www.japan.ahk.de/japan-tipps /land-leute/japan-im-ueberblick/ 10 Japan: Informationen über Japan, 03.03.2014, http://informat ionen-japan.de/japan-geographie/ 11 Intrax: Länderinfos und Tipps Japan, 03.03.2014, http://www.intrax.de/laenderinfos-japan.html 8
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Meer zum Kontinent wehen, zu monsunartigen Niederschlägen. 12 Dies kennzeichnet die beginnende Taifun-Saison in Japan, die bis zu zwanzig Wirbelstürme jährlich mit sich bringen kann. 13 Die unterschiedlichen Temperaturen schaffen eine artenreiche Vielfalt von Flora und Fauna. Ebenso bietet die Vegetation neben Nadel-, Misch- und Laubwäldern gute Bedingungen für den Anbau verschiedener Pflanzen, wie beispielsweise dem Reis, mit hohen Ernteerträgen. 14 Besonders auffällig ist die ungewöhnliche Besiedlung der Bevölkerung in Japan. Obwohl die Fläche Japans viel Land zur Verfügung stellt, drängen sich aufgrund der überwiegend bergigen Landschaftsformen die Stadt- und Industriegebiete sowie landschaftliche Nutzflächen auf nur einem Viertel der Gesamtfläche in den Ebenen und an den Küsten zusammen. 15 75% der Gesamtfläche besteht also entweder aus Gebirge, ist hügelig oder mit schwer zugänglichen Bergwäldern bedeckt, die von den Menschen nicht besiedelt werden kann und auch wirtschaftlich schlecht nutzbar ist. Geologisch betrachtet liegt Japan zudem an der geologischen Abbil dung 2: Be völkerungsverteilung/ - Bruchzone von vier tektonischen dic hte in Japan Kontinentalplatten: der Nord- amerikanischen, der Eurasischen, der Philippinischen und der Pazifischen Platte, die sich gegeneinander bewegen. 16 Aufgrund der aneinander vorbeidrängenden Gesteine kommt es regelmäßig zu Erdbeben, die vor allem im Bereich der Küste gravierende Folgen mit sich bringen. Da sich die Siedlungsflächen nur auf große Ebenen an den 12 Wetter, Klima, Klimtabe llen : Japan Klima, 10.03.2014, http://www.beste- reisezeit.org/pages/asien/japan.php 13 WN, wetter.net: Länderinformat ion Japan, 10.03.2014, http://www.wetter.net/laenderinformat ion/japan.html 14 Länder-Lexikon: Japan (Flora und Fauna), 10.03.2014, http://www.laender- lexikon.de/Japan_(Flora_und_Fauna) 15 Michael, Tho mas, Diercke Drei, Braunschweig, 2006, S. 157 16 AHK, Deuts che Industrie- und Handelskammer in Japan: Japan im Überblick, 10.03.2014, http://www.japan.ahk.de/japan-tipps /land-leute/japan-im-ueberblick/ 9
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Küstenregionen beschränken, sind die Einwohner ständig einer großen Gefahr durch plötzliche Erschütterungen, heftige Wirbelstürme und Taifune ausgesetzt. 17 Hierzu sollen im Meer angebrachte Vorwarnsysteme, die Japan schon seit längerer Zeit betreibt, per Funk Alarm schlagen. Die Millioneninvestitionen sorgen auch dafür, dass Vorkehrungen für die Bevölkerung getroffen werden. 18 2.3 Wirtschaft Das Industrieland ist hauptsächlich durch hochentwickelte Technologien gekennzeichnet. Zudem kommt, dass Japan durch eine gute Orientierung auf den Export nach den USA und China zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt gehört. Ebenso ist der Inselstaat manchen Ländern in einigen Bereichen der Wirtschaftsstruktur weit voraus. 19 Zum Einen werden durch den Anbau verschiedener Pflanzen in der Landwirtschaft zweidrittel des Nahrungsbedarfs der Bevölkerung gedeckt. Dazu gehören beispielsweise der Reis, als meist angebaute Pflanze, oder auch verschiedene Bohnen- und Gemüsesorten wie Ingwer, Rettich oder Spinat. 20 Insbesondere Fisch und andere Meerestiere kennzeichnen die Grundnahrungsmittel der Menschen. Die Abbil dung 3: Fis chverarbei tung i n Japan japanische Fischereiflotte ist daher sehr ausgeprägt und gehört zu den Größten weltweit. Aus diesem Grund sind der Fischfang und die Fischverarbeitung gute Einnahmequellen der Bevölkerung, da sogar In- und Ausland beliefert werden. 21 Des Weiteren gehört die Industrie zu einem bedeutenden Bereich, denn wirtschaftlich gesehen ist das Land einer der höchstentwickelten Nationen der Welt. Japanische 17 Japan: Informationen über Japan, 12.03.2014, http://informat ionen-japan.de/japan-geographie/ 18 Spiegel Online: Grenzen der Vorwarnung, 15.04.2014, http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/grenzen-der-vorwarnung-naturgewalt-bezwingt-top- technologie-a-750397.ht ml 19 Auswärtiges Amt: Wirtschaft Japans, 12.03.2014, http://www.aus waertiges- amt.de/DE/Aus senpolitik/ Laender/Laenderinfos/Japan/Wirtschaft_node.html 20 Japan: Informationen über Japan, 12.03.2014, http://informat ionen-japan.de/japan-flora/ 21 Fotografien Emmanuel Buchot: Die japanische Wirtschlaft – Landwirtschaft, 12.03.2014, http://www.voyagesphotosmanu.com/ japanische_wirtschaft.html 10
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Marken wie Toyota, Sony oder Panasonic sind auf der ganzen Welt bekannt. 22 Wie die Ansiedlung der Menschen, findet auch die gesamte Industrieproduktion ausschließlich in Küstengebieten statt. Dies führt dort vor allem zu einer steigenden Bevölkerungsdichte, da dort die Möglichkeit besteht, Arbeit zu finden. Zu sehen ist dies im Bereich des wirtschaftlichen Zentrums um Tokio, der eine hohe Bevölkerungsdichte zeigt. 23 Das Herstellen von technischen Produkten ist eine der Stärken Japans, jedoch verfügt das eigene Land nur über sehr wenige Bodenschätze und ist daher in der Industrie, als auch bei der Energie- und Lebensmittelversorgung stark von Importen abhängig. 24 Deshalb werden die benötigten Rohstoffe (Eisen, Kohle etc.), Nahrungsmittel, Chemikalien, Textilien und auch Maschinen aus verschiedenen Ländern importiert und im eigenen Land verarbeitet und verkauft. Ebenso besitzt Japan keine Erdölvorkommen. Der Import von Erdöl und Erdgas folgt aus diesem Grund größtenteils aus Saudi-Arabien, Russland und den USA. 25 Neben all den Importgütern exportiert Japan weltweit Maschinen, Fahrzeuge und elektronische Geräte, die insgesamt mehr als die Hälfte der Exporterlöse Japans ausmachen. 26 Abbil dung 4: Importländer Japans – Anteile der Abbil dung 5: Exportländer Japans – Anteile der Wareneinfuhr insgesamt Warenausfuhr insgesamt 22 Web Japan: Wirtschaft und Industrie, 12.03.2014, http://web- japan.org/kids web/exp lore/german/germany/de_economy.html 23 siehe Abbildung 2: Bevölkerungs dichte in Japan 24 Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: Ato mkatastrophe von Fukushima, 17.03.2014, http://www.lpb-bw.de/atomkatastrophe.html 25 Wikipedia: Erdöl/Tabellen und Grafiken, 17.03.2014, http://de.wikipedia.org/wiki/Erd% C3%B6l/Tabellen_und_Grafiken 26 Köhler, R.: Diercke Drei, S. 245, Online: http://www.diercke.de/kartenansicht.xtp?artId=978-3-14- 100700-8&kartennr=3&seite=245 11
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Trotz der großen Abhängigkeit von Rohstoffen anderer Länder, setzt Japan schon seit dem zweiten Weltkrieg bei der Energieversorgung auf den Ausbau von Staudämmen und vor allem auf Atomkraftwerke. Diese befinden sich ausschließlich in Meeresnähe, um Bauelemente kostengünstig über den Hafen zu transportieren. Außerdem müsse man so „keine Kühltürme [errichten], da das Meerwasser zum Kühlen der Brennelemente leicht Abbil dung 6: Lage der Atomkraftwerke in J apan herangeführt werden kann“. 27 Dies spart Kosten für den Staat, stellt aber für die dort wohnenden Menschen bei Naturkatastrophen eine Gefahr dar. Bis Anfang 2011 konnte durch den Betrieb von 55 Kraftwerken mehr als ein Drittel des Strombedarfs in Japan gedeckt werden. Doch in Zukunft setzt man weiterhin auf den Bau neuer Atomkraftwerke. 28 Ein weiterer Punkt, um weniger abhängig von Rohstoffimporten zu werden, ist die Umstellung der Autos auf Hybridantrieb und Erdgas. 29 Ebenso werden von Zeit zu Zeit mehr Solarparks, Wasserkraftwerke, Windkraftwerke und weitere Anlagen gebaut, um den Energiebedarf der Bevölkerung zu stillen. 27 Haas ch, Günther, Japan – Land und Leute, Berlin, 2011, S.8 28 Germis, Carsten: Tepco baut neue Atomkraftwerke: in Fran kfurter Allgemeine Ze itung, 06.02.2014, Online in : http://www.faz.net/aktuell/wirts chaft/wirtschaftspolitik/nach-fukushima-tepco-baut-neue- atomkraftwerke-12788544.html 29 Wikipedia: Bodenschätze und Energie, 17.03.2014, http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_Japans#Struktur_der_japanischen_Wirtschaft 12
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? 3. Die Atomkatastrophe von Fukushima 3.1 Das Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi 1971 erbaute die Tokyo Electric Power Company (TEPCO) das heute älteste und leistungsstärkste Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi das sich etwa 240 Kilometer nördlich von Tokio an der Pazifikküste in der Präfektur Fukushima befindet. Das Atomkraftwerk besteht insgesamt aus sechs Reaktorblöcken, die zusammen mehr als vier Gigawatt Energie30 in Reaktion setzen und etwa 13 Millionen Haushalte versorgen können. 31 Der aus Beton erbaute Reaktorblock enthält im Inneren einen Kernreaktor mit Brennstäben, in dem die Atomkraft durch die Kernspaltung von Uran gewonnen wird. Außerdem dienen Kühlbecken, die mit Wasser gefüllt sind, als Zwischenlagerung von neuen oder gebrauchten Brennelementen. In einem zweiten, nebenliegenden Gebäude befinden sich die Turbinen und Generatoren zur Stromerzeugung sowie Kühlwasserzu- und abläufe zum Meer. Davon versorgen mehrere Kühlkreisläufe in jedem Block die Reaktoren und Lagerbecken mit ständigem Kühlwasser, damit die Brennelemente durch Wärmefreigabe nicht zerstört werden können. Außerhalb der Anlage liegen Verwaltungsbüros, sonstige Lager und Überwachungseinrichtungen, die dem Kraftwerk dienen. 32 Vor der Gefahr von Naturkatastrophen sollen Mauern die am Meer stehenden Kraftwerke schützen. Abbil dung 7: Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi Abbil dung 8: mit Wasser gefülltes Kühlbecken für Brennelemente i m Reaktorgebäude 1 30 Verg leich zu Deutschland: leistungsstärkstes Kernkraftwerk bringt 1,3 Gigawatt Energie auf 31 Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S. 23 32 Wikipedia: Bauweise, 03.03.2014, http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Fukushima_ Daiichi 13
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Um sich einen Überblick zu verschaffen, wie genau Atomkraft in einem Kernkraftwerk gewonnen wird, hierzu ein kurzer Ablauf: In einem Reaktorblock des Kernkraftwerks befindet sich ein Kernreaktor (1), der zwei Drittel mit Wasser gefüllt ist. In diesem Kernreaktor liegen Brennelemente, in denen das spaltbare, radioaktive Schwermetall Uran vorkommt. Durch Erhitzen dieser Brennstäbe wird das Uran gespalten und kontrollierte Kernenergie als Wärme freigesetzt. 33 Diese Wärme lässt einen Teil des Wassers bei 285 Grad Celsius im Abbil dung 9: Abl auf in eine m Reaktorge bäude Kernreaktor verdampfen (2). Der Wasserdampf wandert in die Turbinen und treibt diese in den Zylindern an (3). Der nebenliegende Generator wandelt die von den Turbinen gelieferte Wärmeenergie in nutzbare elektrische Energie um (4), welche schließlich an die Haushalte weitergeleitet werden. Anschließend wird der Wasserdampf im Kondensator zu Wasser abgekühlt und wieder dem Kreislauf zugefügt (5)+(6). Das Wasser wird zurück in den Kernreaktor gepumpt, sodass immer wieder kontrollierte Kernenergie in einem geschlossenen Kreislauf freigesetzt werden kann. 34 „Das Atomkraftwerk ist also im Grunde ein Dampfkraftwerk, das mithilfe der Atomspaltung betrieben wird.“ 35 33 Durch die Betonwand, von der ein Kern reaktor u mhüllt ist, wird das Austreten radioaktiver Strahlung nach außen verhindert. 34 weltderphys ik: Aufbau eines Kernkraftwerks, 17.03.2014, http://www.weltderphys ik.de/gebiet/technik/energie/gewinnungumwandlung/kernreaktoren/aufbau/ 35 planetwissen: Grundlagen der Atomkraft, 17.03.2014, http://www.planet- wissen.de/natur_technik/atomkraft/kernkraft/index.jsp 14
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? 3.2 Geschehnisse im März 2011 „Es ist der 11. März 2011, 14.46 Uhr. […] ich stehe bei Toby in der Tür, als ich ein leichtes Zittern unter den Füßen spüre.“ 36 berichtet Johannes Hano, der sich zu dem Zeitpunkt in Tokio befindet, in seinem Buch über das japanische Unglück von Fukushima und die Folgen, welches auf Tagebucheinträgen, eigenen Erinnerungen und natürlichen Recherchen basiert. An diesem Tag vor drei Jahren änderte sich das Leben hunderttausender Menschen in Japan. Die nördliche Ostküste (Region Tōhoku) der japanischen Hauptinsel Hōnshu wurde von einem Seebeben der Stärke 9,0 auf der Richterskala erschüttert. 37 Kurz darauf wurde durch dieses Erdbeben ein heftiger Tsunami 130 Kilometer von der Küste entfernt im Pazifik 38 ausgelöst, der in kürzester Zeit mit einer Geschwindigkeit von 800 km/h weite Teile der Nordostküste überflutete und katastrophale Auswirkungen für die Menschen in der Region mit sich brachte. Daher gilt das Tōhoku-Erdbeben weltweit als das viertstärkste Beben, das jemals gemessen wurde. 39 Die Großstadt Sendai befand sich 130 Kilometer westlich vom Epizentrum, die Metropolregion um Tokio lag ca. 370 Kilometer südwestlich davon entfernt. Besonders dieser Raum war stark von Erdbeben und Tsunami betroffen. Mit bis zu 30 Meter hohen Wellen wurden etwa 500 Kilometer der Abbil dung 10: gewaltiger Tsunami trifft auf Küste Ostküste vom Tsunami überspült. Dadurch verloren tausende Menschen ihr Leben und Dutzende ihre Existenz. Weitreichende Küstengebiete wurden von Erdbeben und Tsunami verwüstet und überschwemmt. 40 Des Weiteren gaben Forscher bekannt, dass sich teilweise die Erdkruste vor Hōnshu auf einer Länge von 400 Kilometern aufspaltete und Teile der 36 Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S. 15 37 USGS: Earthquakes Details, 22.03.2014, http://earthquake.usgs.gov/earthquakes/eqinthenews/2011/us c0001xgp/ 38 Ep izentrum des Bebens, siehe Abbildung 11 39 Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S. 20 40 Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S. 20f 15
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Küste ruckartig um bis zu fünf Meter Richtung Osten versetzt wurden. Manche Teile der Erdkruste seien auch um erstaunliche 50 Meter verschoben wurden. 41 Zudem richtete der Tsunami gewaltige Schäden in mehreren Kernkraftwerken Ostjapans an, insbesondere im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi. Die direkt an der Küste, zwischen Sendai und Tokio, stehende Anlage sei am Abend der entstandenen Katastrophe größtenteils durch das heftige Erdbeben zerstört worden. Zehn bis 14 Meter hohe Wellen des Tsunamis ließen Teile des Kraftwerks unter Wasser stehen. Sogar der sechs Meter hohe Schutzwall sei durch die enorme Kraft des Tsunamis überspült und weggerissen worden, so Johannes Hano. 42 Laut Angaben der IAEA seien das Kraftwerk routinemäßig bei dem Erdbeben abgeschaltet worden. Dennoch waren zum Zeitpunkt des Bebens die Reaktorblöcke 1,2 und 3 von Fukushima in Betrieb. Die anderen Blöcke 4,5 und 6 waren zwar ausgeschaltet, enthielten aber Brennelemente in ihren Kühlbecken. Durch die Schädigungen der Tsunamiwelle brach die Stromversorgung zusammen, sodass auch die wichtige Kühlung der Brennstäbe ausfiel. 43 Die katastrophalen Unfälle und schwerwiegenden Störfalle im Atomkraftwerk Fukushima wurden innerhalb weniger Stunden immer verheerender. Die Regierung rief zu einem nuklearen Notstand auf, nachdem die Küste von einem dritten Erdbeben und nachfolgendem Tsunami erreicht wurde. Das Worst-Case-Szenario schien einzutreten: Nach dem Ausfall der Kühlsysteme sank der Kühlwasserstand deutlich unter den Normalwert, sodass die Brennstäbe nicht mehr gekühlt werden Abbil dung 11: Reaktorbl ock 1 von Fukushima: nach einer Wass erstoffexpl osion steigt radioakti ver Rauch aus konnten. Aufgrund des niedrigen Wasserspiegels 41 Japanmarkt: Tohoku-Erdbeben: Platten verschoben sich um Kilo meter, 22.03.2014, http://www.japanmarkt.de/2013/08/ 23/fe/forschung/tohoku-erdbeben-platten-verschoben-sich-um- kilo meter/ 42 Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S. 23 43 Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: Ato mkatastrophe von Fukushima, 22.03.2014, http://www.lpb-bw.de/atomkatastrophe.html 16
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? erhitzte sich der gesamte Reaktorblock 1 und 3 auf bis zu 2000 Grad Celsius. Dadurch kam es zu einer Kernschmelze, wodurch die Brennstäbe überhitzten und sich zu einer radioaktiv flüssigen Schmelze verwandelten. Dies führte am nächsten Tag zu mehreren Wasserstoffexplosionen und Bränden, die das gesamte Reaktorgebäude 1 zerstörten. Dadurch wurden große Mengen radioaktiver Strahlung in Luft, Böden und Wasser freigesetzt und somit atomar verseucht. 44 Auch Reaktorblock 2 und 4 erlitten große Schäden. Der gesamte Bereich im Umkreis von 30 Kilometern rund um Fukushima musste evakuiert werden. Nach dem Hauptbeben ereigneten sich an der Ostküste weitere Nachbeben, die weiter enormen Schaden anrichteten. Ministerpräsident Naoto Kan bezeichnete den Super-GAU als „schwerste Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.“45 3.3 Die Ursachen des Desasters in Fukushima „Die Ursachen für das Erdbeben kann eine Plattenverschiebung sein, kann eine Verwerfungslinie sein, auch ein Vulkanausbruch ist denkbar“46 Das Tōhoku-Seebeben entstand in 24,4 Kilometer Tiefe im Pazifischen Ozean und setzte von dort aus seine Bodenbewegungen 130 Kilometer Richtung japanischer Nordostküste fort. Da Japan in einer der aktivsten Erdbebenzonen liegt, war dies auch der Auslöser des Erdbeben und dem danach folgendem Tsunami. Der Vorgang zweier tektonischer Platten, bei dem eine hohe Energiemenge freigesetzt wurde, soll laut Forschern die Ursache des Erdbebens gewesen sein. Durch das Abtauchen der pazifischen Platte unter die eurasische Kontinentalplatte entsteht eine Abwärtsbewegung, die die eurasische Platte nach unten Abbil dung 12: Karte Entstehungszentrum des Be bens biegt. Dadurch verhakt sich das und Lage Japans auf tektonischen Platten 44 Spiegel On line : Fukushima: Kernkraftwerke in Fukushima, 22.03.2014, http://www.spiegel.de/thema/fukushima/ 45 Felix, Sascha W.: FUKUSHIMA – Der Westen und die Kultur Japans, Berlin, 2012, S. 17 46 Wissenswertes: Erdbeben Hypozentrum, 22.03.2014, http://www.wissenswertes.at/index.php?id=erdbeben-hypozentrum 17
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Gestein beider Platten und es baut sich über Jahre hinweg extremer Druck auf. Als sich die aufgestaute Energie ruckartig entlädt, schlägt die eurasische Platte um einige Meter in die Höhe. Bei dieser Bewegung wurde die hohe Energiemenge auf das Meerwasser übertragen und der Tsunami ausgelöst. 47 Ebenso wurde dadurch die Erdachse um einige Zentimeter gekippt und die Erdkruste ruckartig um mehrere Meter verschoben. Geologen zogen so die Erkenntnis, dass sich Plattengrenzen von plötzlich eintretenden Ereignissen in Sekunden oder Minuten tiefgreifend verändern können.48 Bereits vor dem katastrophalen Ereignis gab es Sicherheitsbedenken der Anlage und Warnungen vor Schäden durch Naturgewalten, die von japanischen Atomaufsichtsbehörden aber nicht beachtet wurden. Außerdem war das Kraftwerk schon älter und einige Reaktorblöcke sollten Anfang 2011 abgestellt werden, die Laufzeit wurde allerdings um 10 Jahre verlängert. 49 Zudem haben Wissenschaftler einige Jahre davor gewarnt, dass Japan ein neues zerstörerisches Beben bevorsteht.50 Trotzallem konnten auch die Beben-Warnsysteme im Meer nicht schnell genug reagieren, um den Super-GAU zu verhindern. 3.4 Erste Schutzmaßnahmen/Sicherungen Die japanische Regierung setzte zahlreiche Maßnahmen und Sicherungen ein, um weitere Störungen in dem Atomkraftwerk verhindern zu können. Mit einigen Sicherungen hatten sie Erfolg, doch manche erwiesen sich als erfolglos und brachten noch mehr Probleme mit Abbil dung 13: Lagerung der radi oaktiven Abfälle sich. Durch erste Stabilisierungs- und Sicherheitsmaßnahmen im Atomkraftwerk konnten die japanische Feuerwehr und 47 SciLogs International: Schweres Beben vor Japan, 22.03.2014, http://www.scilogs.de/mente-et- malleo/schweres-erdbeben-vor-japan/ 48 Japanmarkt: Tohoku-Erdbeben – Platten verschoben sich um Kilo meter, 22.03.2014, http://www.japanmarkt.de/2013/08/ 23/fe/forschung/tohoku-erdbeben-platten-verschoben-sich-um- kilo meter/ 49 Wikipedia: Nuklearkatastrophe von Fukushima, 22.03.2014, http://de.wikipedia.org/wiki/Nu klea rkatastrophe_von_Fukushima#Rea ktorblock_1 50 Die Welt : Forscher erkunden Epizentrum im Japangraben, 22.03.2014, http://www.welt.de/wissenschaft/article13911145/Forscher-erkunden-Ep izentrum-im-Japangraben.html 18
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? andere Streitkräfte mit Hilfe von leistungsstarken Geräten die überhitzten Elemente in den Kraftwerken kühlen. Außerdem konnten noch funktionierende Systeme durch neu verlegte Stromleitungen, wieder in Betrieb gebracht werden. Dadurch erreichten Reaktorblock fünf und sechs glücklicherweise wieder den Normalzustand. Dennoch waren die meisten Systeme nicht mehr zu retten und immer noch in einem instabilen Zustand. 51 Die radioaktiven Abfälle wurden in speziellen Müllsäcken entsorgt und auf dem Gebiet gelagert. Um weiterhin den Austritt der Radioaktivität einzudämmen, wurden die Reaktorblöcke mit einem speziellen Netz abgedeckt und das Gelände mit Kunstharz besprüht. Jedoch erwiesen sich diese Sicherungsmaßnahmen als erfolglos. Die erste erfolgreiche Maßnahme zeigte das Besprühen der Reaktoren mit Kunstharzpulver. Hiermit konnte verhindert werden, dass Regen den Abbil dung 14: Arbeiter besprühen die Anl age mit Kunstharz pulver radioaktiven Staub mitträgt und auf Boden oder sonstigen Oberflächen verbreitet. Des Weiteren wurden 10.000 Tonnen kontaminiertes Wasser ins Meer gepumpt, was zu weltweiten Protesten führte, da eine mögliche Umweltkatastrophe und nicht mehr mögliche Nutzung des Meerwassers sowie das Absterben von Meerestieren durch die radioaktive Verseuchung vorhersehbar waren. Aus diesem Grund wurde für längere Zeit das verseuchte Wasser in große Tanks abgefüllt. Eine andere Option war der Bau einer Anlange, die pro Tag 1.200 Tonnen Abwasser dekontaminieren konnte. Die Firma Toshiba machte zudem ein Hilfsangebot, in den folgenden 10 Jahren am Kernkraftwerk Fukushima Sicherheitsarbeiten vorzunehmen. Dazu gehörten unter anderem die Entfernung der Brennstäbe und der Abriss der betroffenen Anlagen. Weitere bauliche Schutzmaßnahmen sollten hauptsächlich über einen längeren Zeitraum den Weg des verseuchten Wassers ins Meer stoppen und die Emissionswerte senken. 51 Fukushima-Supergau.de: Der Supergau von Fukushima, 05.04.2014, http://www.fukushima- supergau.de/welche-massnahmen-wurden-nach-bekanntwerden-ergriffen.shtml 19
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Auch der Bau eines 12 Meter hohen Damms soll vor einem wiedereinkehrendem Tsunami schützen. 52 Neben all diesen Sicherheitsmaßnahmen, die der Regierung und den Arbeitern über mehrere Monate einen harten Kampf der Stabilisierung zurück ließ, konnte die Lage nach dem Super-Gau bis heute nie komplett gesichert werden. Immerhin versuchen die Arbeits- und Hilfskräfte auch drei Jahre später die Situation zu verbessern, doch es tauchen weiterhin Rückschläge und Probleme auf, die sehr schwer zu beheben sind. Abbil dung 15: gefüllte Tanks mit radi oakti v vers euchtem Wass er Es wurden dennoch nicht nur Schutzmaßnahmen für die Reaktoren ergriffen. Ebenso wurde dafür gesorgt, dass das Gebiet, welches von radioaktiven Strahlen am stärksten betroffen war, evakuiert wird. Außerdem wurde der Verzehr von radioaktiv belasteten Lebensmitteln verboten und Warnungen an die japanische Bevölkerung zum Schutz vor Strahlung ausgestellt. 53 52 Fukushima-Supergau.de: Der Super-Gau von Fukushima, 05.04.2014, http://www.fu kushima- supergau.de/die-ersten-sicherungsmassnahmen 53 Wikipedia: Nuklearkatastrophe von Fukushima, 05.04.2014, http://de.wikipedia.org/wiki/Nu klea rkatastrophe_von_Fukushima#Schutzma.C3.9Fnah men_f.C3.BCr_die _Bev.C3.B6lkerung 20
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? 4. Die Folgen der Katastrophe Auch drei Jahre nach dem schlimmen Ereignis, das sich im März 2011 in Japan abspielte, ist die Situation für alle Beteiligten keineswegs entspannt. Nach dem Erdbeben und dem dadurch entstandenen Tsunami kämpft Japan bis heute noch mit der dritten Katastrophe, einer atomaren Verstrahlung im Kernkraftwerk Fukushima. Im Folgenden werde ich nun auf die Auswirkungen in der Gesellschaft, die Umweltfolgen und die wirtschaftlichen Folgen eingehen. 4.1 Auswirkungen auf die Gesellschaft Der Freitag vom 11. März 2011 wird den Menschen Japans immer als ein Alptraum in Erinnerung bleiben. Die Auswirkungen des Tsunamis reichte weit bis ins Landesinnere und ließen verwüstet und teilweise ganz zerstörte Küstengebiete, in denen ein Großteil der Bevölkerung lebte, zurück. Insgesamt starben mehr als 25.000 Menschen an der Katastrophe. 54 Alles Hab und Gut war nur noch ein Haufen Trümmer, in dem bis heute mehr als 2500 Menschen vermisst werden. Die Katastrophe hat die Zukunft von mehr als 267.000 Menschen infrage gestellt. Erschwerend kamen die niedrigen Temperaturen hinzu, die sich bis April nachts unter null Grad hielten, womit viele Menschen mit ihrem Leben zu kämpfen hatten. 55 Aufgrund der hohen Strahlenbelastung sind Teile des Gebiets noch unbewohnbar. Daraus lässt sich schließen, dass einige Menschen, die in der Umgebung gearbeitet haben, nun arbeitslos sind. Abbil dung 16: J apaner in einer Notunterkunft mi t tragenden Schutzmasken vor Radioaktivität 54 Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S. 171 55 N-tv: Japan sucht nach Tsunami.Opfern, 05.04.2014. http://www.n-tv.de/panorama/Japan-sucht-nach- Tsunami-Opfern-article11348476.ht ml 21
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Fast 3.000 Menschen starben an gesundheitlichen Folgen in den Unterkünften. Ganz abgesehen von den körperlichen und seelischen Schäden der Betroffenen, die in den letzten drei Jahren vor riesigen Herausforderungen gestellt wurden. 56 Die Folgeerkrankungen durch Radioaktivität nahmen die letzten drei Jahre reichlich zu. Vor allem das Krebsrisiko wurde stark erhöht, da die radioaktiven Strahlen in den Körperzellen eins Menschen enorme Schäden anrichten, was im Schlimmsten Falle zum Tod führt. Doch erst viele Jahre später kann es möglich sein, dass Symptome des Krebs auftreten. Aus diesem Grund lassen sich viele Einwohner Japans in Krankenhäuser auf radioaktive Strahlungen messen. 4.2 Umweltfolgen Der Super-Gau und der daraus entstandene Austritt der Radioaktivität belastet bis heute die Umwelt und Natur in Japan. Leben in den verstrahlten Gebieten ist teilweise bis jetzt nicht möglich und wird es auch in weiteren 40 Jahren nicht sein. 57 Dafür sei laut Deutsche Wirtschafts Nachrichten das Risiko der Verstrahlung zu hoch, da die Strahlenwerte im Evakuierungsbereich um ein Vielfaches gemessen wurden und weiterhin ansteigen können. 58 Doch auch außerhalb der Evakuierungszone scheint eine stark erhöhte Radioaktivität vorzuliegen. Abhängig vom Wind und den Niederschlägen kann es an entfernt gelegenen Orten ebenfalls zu erhöhter Radioaktivität kommen. Drei Jahre nach der Katastrophe fließt immer noch verseuchtes Wasser durch schadhafte Stellen im Atomkraftwerk in den Pazifik und die Meeresströmungen treiben es weiterhin Richtung Nordamerika. Eine Modellrechnung (Abb. 16) Abbil dung 17: Verteilung des radi oakti v vers euchten Meer wassers (Richtung Nordamerika) 56 RP-online: Japan gedenkt der Tsunami-Opfer, 18.03.2014, http://www.rp- online.de/panorama/ausland/drei-jahre-nach-fukushima-japan-gedenkt-der-tsunami-opfer-aid-1.4097512 57 Tagesschau.de: Eine Gefahrenquelle für die nächsten 40 Jahre , 15.04.2014, http://www.tagesschau.de/ausland/fukushima654.html 58 Deuts che Wirtschafts Nachrichten: Fukushima – St rahlung übersteigt Gren zwert über 700 Pro zent, 15.04.2014, http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/ 01/ 23/fu kushima-strahlung-uebersteigt- grenzwert-um-800-prozent/ 22
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? von Wissenschaftlern zeigt dazu, dass sich das radioaktive Meerwasser schon über den halben Nordpazifik verteilt habe. Dies zeigt, dass in einigen Jahren das kontaminierte Meerwasser die Küste Nordamerikas erreichen wird. 59 Zudem kommt, dass bereits spezielle Messgeräte gezeigt haben, dass weltweit die Atmosphäre von radioaktiven Strahlen aus Fukushima betroffen ist. Auch die Tier- und Pflanzenwelt trägt große Schäden mit sich, die sich durch Entwicklungsstörungen zu erkennen geben. 4.3 Wirtschaftliche Folgen Japans Wirtschaft hat die letzten Jahre vor allem durch die Atomkatastrophe sehr gelitten und kam in einigen Gebieten sogar zum Stillstand. Die Betriebe in der Evakuierungszone mussten ihre Produktion einstellen, da es für die Zulieferer unmöglich war durch das abgesperrte Gebiet zu fahren oder die Waren an den Hafen zu bringen. Bei manchen Unternehmen führte dies teilweise zur Pleite. Besonders die Landwirtschafts- und Abbil dung 18: radi oakti v vers trahlte Fis che, die Fischereibetriebe, für die das Gebiet um Fukushima sehr unverkäuflich sind bekannt war, waren am meisten von der Katastrophe betroffen. Die angebauten Produkte und der Fischfang im Küstengebiet waren für die Betriebe wegen der erhöhten Radioaktivität unverkäuflich. Daher stellten die Verbände dieser Unternehmen Forderungen auf und verlangten hohen Schadensersatz für die verlorene Ware. Allein in der Autoproduktion von Großunternehmen wurden 50% weniger als sonst 60 hergestellt, was die Exporterlöse im April 2011 um 12,5% sinken ließ. Restaurants, Kneipen und Hotels beklagten den Mangel an Gästen und verloren so ihre Einnahmequellen. Außerdem war zudem der Handel mit anderen Ländern stark belastet, da aufgrund der radioaktiven Kontamination die Ware nicht von Nord nach Süd transportiert werden konnte. Des Weiteren bestätigte sich im Bereich des Schiff- und 59 Scine xx: Rad ioaktives Wasser aus Fukushima hat halben Pazifik überquert, 15.04.2014, http://www.scine xx.de/wissen-aktuell-14922-2012-07-10.ht ml 60 Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S. 169 23
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Flugverkehrs eine Nachfrage nach Touristen, da in den vergangenen Jahren der Tourismus in Japan bis zu 75% durch die Katastrophe sank. 61 Zudem beschloss die Regierung nach der Katastrophe, erstmals alle Atomkraftwerke des Landes auszuschalten, was zu einer Stromknappheit in der Bevölkerung führte.62 Aus diesem Grund war Japan angewiesen auf teure Einfuhren fossiler Brennstoffe, um den Strombedarf der Menschen zu decken. Doch nach Angaben von Focus online vom 10. März 2014 wolle Japan wieder alle Atomkraftwerke hochfahren, die einen Sicherheitstest der Atomaufsicht bestanden haben. 63 Auch in der Infrastruktur des Katastrophengebiets sind zahlreiche Schäden zu verzeichnen. Ausdruck hierfür sind weggespülte Straßen, zerstörte Gebäude oder Flughäfen. Aus all diesen wirtschaftlichen Folgen lässt Abbil dung 19: ver wüstetes Küstenge biet sich erschließen, dass Japan starke Rückgänge in Exporten und in der Produktion erlitt, was sich durchaus negativ auf die Wirtschaft auswirkte. Ein Anstieg der Importe von fossilen Brennstoffen bedeutet ein drücken auf die Bilanz der eigentlichen Exportnation. 64 Ebenso ließ sich ein Preisanstieg für Strom feststellen, da nun der günstige Strom der Kernkraftwerke wegfiel. Zudem kamen andere Kosten des Wiederaufbaus auf das Land zu, die nicht genau bestimmt werden konnten. Die Regierung schätzt diese dennoch auf bis zu 187 Milliarden Euro (Stand Oktober 2011). 65 61 Fukushima-Supergau.de: Der Super-Gau von Fukushima, 15.04.2014 http://www.fukushima- supergau.de/wirtschaftliche-auswirkungen.shtml 62 Focus online: Japan ko mp lett ohne Atomstrom, 15.04.2014, http://www.focus.de/panorama/welt/ein- jahr-nach-fu kushima-alle-akws-abgeschaltet-japan-ko mplett-ohne-atomstrom_aid_747882.ht ml 63 Focus online: Japan will AWK wieder anfahren, 15.04.2014, http://www.focus.de/politik/ausland/atom- drei-jahre-nach-fu kushima-japan-setzt-wieder-auf-ato mkraft_id_3675527.html 64 Handelsblatt: Japans Handelsdefizit steigt immer stärker, 21.04.2014, http://www.handelsblatt.com/polit ik/ konjunktur/nachrichten/mehr-importe-als-exporte-japans- handelsdefizit-steigt-immer-staerker/9785184.ht ml, 65 Wikipedia: Nuklearkatastrophe von Fukushima, 15.04.2014, http://de.wikipedia.org/wiki/Nu klea rkatastrophe_von_Fukushima 24
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? 5. Atomenergie 5.1 Der Energiekonzern TEPCO Die Tokyo Electric Power Company, genannt TEPCO, gehört zu einer der größten Energieversorgungsunternehmen der Welt und hat seinen Sitz in Japans Hauptstadt Tokio. Insgesamt versorgt das Unternehmen mehr als ein Drittel der japanischen Bevölkerung mit Strom. Dabei setzt Tepco jährlich 35 Milliarden Euro um. 66 Das Unternehmen betreibt mehrere hundert Kraftwerke, darunter das Atomkraftwerk in Fukushima. Nach dem Super-GAU in Fukushima bedeutete dies für Tepco jede Menge Aufruhr in der japanischen Gesellschaft und finanzielle Schwierigkeiten mit hohen Verlusten. Denn angeblich verheimlichte der Großkonzern jahrelang haufenweise technische Zwischenfälle im AKW, in dem es immer wieder zu Störfällen kam. Über mehrere Wochen vertuschte man die Ausmaße der Katastrophe und die Bevölkerung wurde in dem Glauben gelassen, „dass keine dauerhafte Schädigung der Umwelt vorläge“. 67 Trotz der Gewissheit, dass durch eine schwere Naturkatastrophe die Reaktoren Schäden erleiden könnten, unternahm die Betreiberfirma über Jahre hinweg nichts. Daraufhin gab es nach der Katastrophe hohe Folgekosten für die Aufräumarbeiten und die Entschädigungen zu leisten, sodass ein Verlust von 6,5 Milliarden Euro zustande kam. Außerdem stehen seitdem viele Kritiker von Atomkraftwerken Tepco gegenüber und sind für den Ausstieg aus der Atomenergie, doch das Unternehmen setzt weiterhin auf Atomkraft und versucht in diesem Jahr ausgeschaltete Atomkraftwerke wieder in Betrieb zu setzen. 68 Wäre die Situation besser durchdacht worden und hätte Tepco vorherige Maßnahmen ergriffen, hätte der Super-Gau wahrscheinlich verhindert werden können, dennoch bleibt es ungewiss. Aber wie ‚taz‘ berichtet, sei der größte Strombetreiber Japans „seit der Atomkatastrophe ruiniert“. 69 66 Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Freiburg im Breisgau, 2011, S. 90 67 Fukushima-Supergau.de: Der Super-Gau von Fukushima, 15.04.2014, http://www.fu kushima- supergau.de/wie-reagierten-die-verantwortlichen-der-katastrophe.shtml 68 Der Tagesspiegel: Japan bes chließt Ausstieg aus dem Atomausstieg, 15.04.2014, http://www.tagesspiegel.de/politik/drei-jahre-nach-fukushima-japan-bes chliesst-den-ausstieg-aus-dem- atomausstieg/9754132.ht ml 69 Taz.de: Tepco im Minus , 15.04.2014, http://www.taz.de/!115456/ 25
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? 5.2 Die Energiewende in Deutschland Die nukleare Katastrophe in Fukushima brachte nicht nur Auswirkungen in Japan, sondern auf der ganzen Welt mit sich. Der Atomausstieg gewann in vielen Ländern wieder stark an Bedeutung und hinterließ in Deutschland ebenfalls seine Spuren in der Atompolitik. Tatsächlich spricht sich die Mehrheit der Bürger weltweit gegen die Kernenergie aus. Ebenso Parteien, die vorerst für Atomkraftwerke waren, stehen diesen nun ablehnend gegenüber. Die erst im Oktober 2010 geplante Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke in Deutschland wurde aufgehoben. Die Bunderepublik plant stattdessen bis 2022 den Ausstieg aus der Atomkraft. Zudem wurden die sieben ältesten Reaktoren sofort abgeschaltet und der Sicherheitszustand der restlichen Atomkraftwerke geprüft. 70 Man investiert jetzt mehr erneuerbare Energien und setzt Atomkraft ab. Somit ist festzuhalten, dass die Katastrophe in Fukushima auch Auswirkungen in Deutschland hatte und als Folge ein früherer Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen wurde. Ob der Ausstieg bis 2022 letztendlich gelingt, ist bisher noch offen, wird aber als möglich eingestuft. Mit gutem Beispiel möchte auch Belgien vorangehen und aus der Atomkraft aussteigen, Frankreich hingegen setzt trotz Umbauten in den AKW weiterhin auf Kernkraftwerke. In Russland und der EU wurde eine Unterziehung von Sicherheitskontrollen in ihren Kraftwerken durchgeführt. 71 70 DW: Fukus hima und die Folgen in Deutschland, 18.04.2014, http://www.dw.de/fukushima-und-die- folgen-in-deuts chland/a-15562222 71 Zeit Online: Fukushima hat Frankreich verändert, Russland nicht, 18.04.2014, http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-03/ fukushima-akw-debatte 26
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? 6. Fazit „Fukus hima als eine Katastrophe mit Langzeitwirkung?“ Mein einleitendes Zitat „Japan, das Land, das zwei Atombombenabwürfe erlebt hat und das geologisch kaum ungeeigneter für den Bau von Atomkraftwerken sein könnte, setzt voll auf Atomkraft“ von Johannes Hano deutet darauf hin, dass die Katastrophe in Fukushima nicht das erste atomare Unglück in Japan war. Schon im Jahr 1945 kam es in den Gebieten Hiroshima und Nagasaki zu zwei Atombombenabwürfen, um das endgültige Ende des zweiten Weltkriegs herbeizuführen. Forschungsergebnisse von 2006 haben gezeigt, dass 60 Jahre nach den Ereignissen immer noch Überlebende unter den Folgen der Verstrahlung leiden. 72 Aus dem Kontext meiner Jahresarbeit lassen sich annähernd gleiche Ausmaße von Fukushima feststellen. Dies deutet definitiv auf eine Katastrophe mit Langzeitwirkung hin. Allein der Austritt der Radioaktivität hat immense Auswirkungen mit sich gebracht, die sich bis heute noch negativ auf die Wirtschaft auswirken. Somit ist deutlich, dass es einige Jahre in Anspruch nimmt, bis sich die Wirtschaft wieder erholt hat. Hierzu gehört vor allen Dingen der Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur. Wirft man einen Blick auf die Gesellschaft lassen sich der japanischen Bevölkerung seelische, körperliche und gesundheitliche Langzeitschäden durch atomare Strahlung zuordnen. Außerdem kann es noch Jahre dauern bis ein Großteil der Evakuierungszone um Fukushima wieder bewohnbar ist und Menschen nicht von radioaktiven Strahlen belastet werden. Ebenso weisen immer wieder auftretende Lecks im Kraftwerk darauf hin, dass es weitere Probleme geben wird, die schwer zu bewältigen sind. Aus all diesen Gründen lässt sich feststellen, dass es genug Aspekte gibt, die für eine Katastrophe mit Langzeitschäden sprechen. Es ist schwer vorherzusehen, wann das nächste Erdbeben das Land erschüttert und welche schwerwiegenden Folgen dabei auftreten werden, da Japan nun mal in einer Region liegt, wo Naturgewalten schon Normalitäten geworden sind. Die Zukunft bleibt also bis auf einige Voraussagen ungewiss. 72 Spiegel.de: Atombomben töten noch h eute, 20.04.2014, http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/hi roshima-und-nagasaki-atombomben-toeten-noch- heute-a-403752.html 27
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? 7. Nachwort Im Laufe meiner Jahresarbeit habe ich feststellen können, dass Japan aufgrund von wenigen Energiequellen sehr abhängig von Atomkraftwerken ist. Innerhalb kürzester Zeit ist es damit möglich, das bevölkerungsreiche Land günstig mit Strom zu versorgen. Einerseits habe ich Verständnis dafür, dass die Japaner auf den Bau von Atomkraftwerken setzten. Das Land versucht die Strombedürfnisse der Einwohner zu decken und unabhängiger von Erdöl- und Erdgasimporten zu werden. Dennoch bevorzuge ich allerdings den Gebrauch von erneuerbaren Energien, da man auf lange Zeit Strom erzeugen kann und atomare Abfälle vermeidet. Meine Jahresarbeit hat mir gezeigt, dass Atomkraft in Verbindung mit Naturkatastrophen technisch nicht beherrschbar ist. Der Betrieb eines Kernkraftwerks stellt für mich immer ein Risiko für Mensch und Umwelt dar. Zudem bewirkt eine Atomkatastrophe nicht nur regionale, sondern auch globale Auswirkungen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mir die Bearbeitung dieses Themas sehr viel Spaß gemacht hat, auch wenn es ziemlich viel Zeit in Anspruch nahm. Das Arbeiten mit verschiedenen Quellen und Grafiken ist mir persönlich leicht gefallen. Eine ansprechende Formulierung für meine Leitfrage zu finden, ist mir erstmals etwas schwer gefallen, da es so viele Aspekte gibt, die man hätte einbringen können. Dennoch glaube ich, dass ich das Wichtigste herausfiltern konnte und somit das Ziel meiner Jahresarbeit erreicht habe. 28
Japan - Atomkatastrophe von Fukushima eine Katastrophe mit Langzeitwirkung? Literaturverzeichnis 1. Coulmas, Florian; Stalpers, Judith: FUKUSHIMA: vom Erdbeben zur atomaren Katastrophe, Beck’sche Reihe, München, 2011 2. Felix, Sascha W.: Fukus hima – Der Westen und die Kultur Japans, LIT Verlag, Berlin, 2012 3. Focus Online URL: http://www.focus.de/suche/fukushima2011/ 4. Haasch, Günther: Japan – Land und Leute, Berliner-Wissenschafts-Verlag, Berlin, 2011 5. Hano, Johannes: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau, 2011 6. Spiegel.de URL: http://www.spiegel.de/thema/fukushima/ Abbildungsverzeichnis Abbildungen 1-19 1. http://www.staatenderwelt.de/staaten/japan/map_japan.gif 2. http://www.diercke.de/bilder/omeda/501/100272_109_4.jpg 3. http://media0.faz.net/ppmedia/multimedia/3071263569/1.617304/article_aufmac her_klein/fischerei- in-japan.jpg 4. https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Internationales/Laenderpr ofile/Japan2013.pdf?__blob=publicationFile 5. https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Internationales/Laenderpr ofile/Japan2013.pdf?__blob=publicationFile 29
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