Zielmarktinformationen Markterkundung Bosnien und Herzegowina - Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie ...
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Zielmarktinformationen Markterkundung Bosnien und Herzegowina Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie 11 Durchführer
Impressum Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ist mit dem audit berufundfamilie® Herausgeber für seine familienfreundliche Personalpolitik Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von Öffentlichkeitsarbeit der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative 11019 Berlin der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. www.bmwi.de Text und Redaktion Irmela Fatic-Adilovic, DE International d.o.o. Dr. Ulrich Wild, em&s GmbH Gestaltung und Produktion DE International d.o.o. / Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina Stand Oktober 2016 Die Studie wurde im Rahmen des BMWi- Markterschließungsprogramms für das Projekt Markterkundung Bosnien und Herzegowina (Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie) erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & Invest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
Inhalt 1. Einleitung .......................................................................................................................................................................................... 3 2. Länderprofil Bosnien und Herzegowina ......................................................................................................................................... 4 2.1 Basisdaten ..................................................................................................................................................................................... 4 2.2 Politischer Hintergrund ................................................................................................................................................................. 5 2.3 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung .......................................................................................................................................... 5 2.4 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland ...................................................................................................................................... 9 3. Holzverarbeitende- und Möbelindustrie in Bosnien und Herzegowina ..................................................................................... 11 3.1 Ausgangslage .............................................................................................................................................................................. 11 3.2 Zertifizierung der Wälder in BiH ................................................................................................................................................ 13 3.3 Holzverarbeitende und Möbelindustrie....................................................................................................................................... 13 3.3.1 Bedeutung Deutschlands und der Europäischen Union für die bosnisch-herzegowinische holzverarbeitende Industrie ... 14 3.3.2 Arbeitskräfte, Fachwissen und operative Kosten ............................................................................................................... 14 3.3.3 Unternehmensstrukturen .................................................................................................................................................... 15 3.3.4 Einnahme- und Exportstrukturen ....................................................................................................................................... 15 3.3.5 Produktion und Technologien ............................................................................................................................................ 16 3.3.6 Kapitalstruktur und Investitionsbedarf ............................................................................................................................... 17 3.3.7 Marktchancen für deutsche Unternehmen ......................................................................................................................... 18 3.4 Zellstoff und Papier .................................................................................................................................................................... 18 3.5 Bioenergie und Biomasse ........................................................................................................................................................... 19 3.5.1 Potenzial von Biomasse in Bosnien-Herzegowina............................................................................................................. 19 3.6 Netzwerke ................................................................................................................................................................................... 21 3.6.1 Vereinigungen, Cluster, Plattformen ................................................................................................................................. 22 3.6.2 Experten ............................................................................................................................................................................. 22 3.6.2.1 Orhan Niksic, Geschäftsführer und Mitgründer von Zanat .......................................................................................... 22 3.6.2.2 Zdravko Vojvodic, Geschäftsführer Lignum d.o.o. und Leiter des Holzclusters Herzegowina ................................... 22 3.6.2.3 Suad Eco, Geschäftsführer Eco Company d.o.o. und Präsident der Vereinigung „Holzindustrie und Forstwirtschaft“ der Außenhandelskammer Bosnien-Herzegowinas (VTK) ...................................................................................................... 22 4. Rechtliche Rahmenbedingungen ................................................................................................................................................... 23 4.1 Gesetzliche Rahmenbedingungen in der Forstwirtschaft ............................................................................................................ 23 5. Zollinformationen ........................................................................................................................................................................... 25 5.1 Allgemeine Zollinformationen ................................................................................................................................................... 25 5.2 Technische und logistische Voraussetzungen und Verfahren bei der Zolleinfuhr ...................................................................... 25 6. Förderprojekte und Finanzierungmöglichkeiten ......................................................................................................................... 27 7. Netzwerkinformationen ................................................................................................................................................................. 28 7.1 Wichtige staatliche Einrichtungen und Behörden ....................................................................................................................... 28 7.2 Fachverbände und Organisationen.............................................................................................................................................. 29 7.3 Möbelhersteller – Auswahl ......................................................................................................................................................... 29 7.4 Holzverarbeitende Unternehmen – Auswahl .............................................................................................................................. 31 8. Tabellenverzeichnis ........................................................................................................................................................................ 33 9. Bildverzeichnis ................................................................................................................................................................................ 33
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA 3 1. Einleitung Bosnien und Herzegowina (folgend BiH) ist das Land mit dem größten Waldanteil und der größten Vielfalt von Waldtypen auf dem westlichen Balkan. Die Wälder sind eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen des Landes. Auf der bestehenden Rohstoffbasis hat sich eine starke Holzindustrie mit langjähriger Tradition in der Herstellung vielfältiger Holzprodukte entwickelt. Die Wurzeln reichen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Nach den neuesten Daten, umfassen Wälder und Waldflächen in BiH eine Fläche von 3.231.500 Hektar, was 63% 1 (Quelle FIPA) der gesamten Fläche entspricht. Diese Werte gehören zu den höchsten in Europa. Die Eigentumsverhältnisse sind wie folgt verteilt: etwa 80% der Wälder sind in staatlichem und 20% in privatem Besitz. Andererseits ist Bosnien und Herzegowina eines der am wenigsten entwickelten Länder Europas. Mangelnde Fortschritte sind stark durch der Zerfall Jugoslawiens bedingt, was zum Balkankrieg und immenser Zerstörung geführt hat. Gleichzeitig begann der Prozess der sozialen und wirtschaftlichen Transformation hin zur Marktwirtschaft. Das niedrige Niveau der technologischen Entwicklung des Sektors hat eine minderwertige und niedrige Produktivität der Endprodukte zur Folge. Dies wiederum führt zu einer Reduzierung der Verkaufspreise und der Gesamteinnahmen. Eine geringe Auslastung der Produktionskapazitäten, vor allem in der primären Holzverarbeitung (zu viele Sägewerke), beeinflusst die Geschäftsergebnisse stark. Vor Kriegsbeginn 1992 war die Holzindustrie einer der wichtigsten Industriesektoren in Bosnien und Herzegowina mit mehr als 100.000 Mitarbeitern, 220 Produktionsstätten der höheren Verarbeitungsstufen und 66 Sägewerken. 2 Der Industriezweig exportierte verschiedene Holzprodukte im Wert von mehr als 550 Millionen Dollar. Dies entsprach 10% des gesamten BIP und 11 % des gesamten Exports. Heute, über zwanzig Jahre später, ist die Holzindustrie mit ihrem Gesamtergebnis wieder einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren Bosnien-Herzegowinas, die in einer größeren Anzahl von kleinen und mittleren Privatunternehmen geprägt ist. Das Potenzial ist aber bei weiten noch nicht ausgeschöpft. Die Industrie steht vor vielen Herausforderungen, hat aber das Potenzial. sich zu einer der wettbewerbsfähigsten der Region zu entwickeln. Dazu kann die hohe Qualität heimischer Rohstoffe erheblich beitragen. Die Holzindustrie in BiH wird von Jahr zu Jahr stärker und verzeichnet steigende Exporte, in denen Möbel sich als Exportschlager auszeichnen. Bosnisch-herzegowinische Möbelhersteller sind Aussteller bei internationalen Möbelmessen und werden in Europa und der Welt immer bekannter. Sie zeichnen sich vor allem durch gute Qualität und innovatives Design aus. 3 Durch diese Entwicklung ergeben sich Exportchancen für deutsche Unternehmen, denn ca. zwei Drittel aller bosnisch- herzegowinischen Unternehmen aus der Holzverarbeitung produziert mit Maschinen und Anlagen, die mindestens fünf bis zehn Jahre alt sind. Viele davon noch deutlich älter.4 Dementsprechend groß ist der Bedarf für neuere Maschinen und Anlagen, insbesondere dann, wenn die bosnisch-herzegowinische Holz- und holzverarbeitendene Industrie auch zukünftig wettbewerbsfähig sein möchte. 1 Foreign Investment Promotion Agency BiH (FIPA) 2 Föderales Ministerium für Energie und Industrie / Föderale Wirtschaftskammer 3 Foreign Investment Promotion Agency BiH (FIPA) 4 Foreign Investment Promotion Agency BiH (FIPA)
4 ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA 2. Länderprofil Bosnien und Herzegowina 2.1.Basisdaten5 Bosnien und Herzegowina ist ein demokratischer Staat in Südosteuropa, der im Osten an Serbien, im Südosten an Montenegro und im Norden, Süden und Westen an Kroatien grenzt. Darüber hinaus gehört ein kurzer Adria-Küstenstreifen bei Neum (28 km) zu BiH. Die Staatsgesamtfläche von ca. 51.000 km² unterteilt sich in zwei territorial nahezu gleich große Entitäten, die Föderation Bosnien und Herzegowina und die Republika Srpska, sowie den Sonderbezirk Brcko. Die Bevölkerung wird auf ca. 3,5 Mio. Einwohner geschätzt.6 Im Land gibt es drei offizielle Landessprachen: Bosnisch, Kroatisch und Serbisch. Die Hauptstadt Sarajevo ist mit über 300 000 Einwohnern das Zentrum der Politik, Kultur und des Tourismus, sowie ein wichtiger Wirtschaftsstandort.7 Andere wirtschaftlich wichtige Zentren sind Banja Luka, Mostar, Tuzla und Zenica. Die für die Wirtschaft wichtigen Fragen sind zum Teil auf Ebene der Entitäten und des Distrikts Brcko und zum Teil auf der Gesamtstaatsebene geregelt. Abb. 1: Karte Bosnien und Herzegowinas 5 Auswärtiges Amt 6 Statistikagentur Bosnien und Herzegowinas 7 Statistikagentur Bosnien und Herzegowinas
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA 5 2.2 Politischer Hintergrund BiH ist seit der Unabhängigkeitserklärung am 3. März 1992 eine parlamentarische Demokratie mit einem Zweikammerparlament (Abgeordnetenhaus, Völkerkammer) auf Gesamtstaatsebene. Das Abgeordnetenhaus besteht aus 42 Abgeordneten, die direkt vom Volk gewählt werden. Die Völkerkammer besteht aus 15 Mitgliedern. Sie überwacht die “vitalen nationalen Interessen” der konstitutiven Völker – Bosniaken, Serben und Kroaten. Die Verfassung des Landes ist im Annex 4 des Friedensabkommens von Dayton festgelegt. Danach überwölbt Bosnien und Herzegowina als Gesamtstaat die beiden als Entitäten bezeichneten Landesteile Föderation Bosnien und Herzegowina (FBiH) und Republika Srpska (RS). Darüber hinaus besteht auch ein Sonderbezirk Brčko. In die Zuständigkeit des Gesamtstaats fallen die Außenpolitik und der Außenhandel, die Zoll- und Währungspolitik, Migrationsfragen, internationale Strafverfolgung, Telekommunikation, Grenzschutz und Luftverkehrshoheit sowie Verteidigungsfragen. 8 Die Präsidentschaft BiHs besteht aus je einem Bosniaken, einem Kroaten und einem Serben. Der Vorsitz in der Präsidentschaft wechselt alle acht Monate. Das Präsidium besteht derzeit aus Bakir Izetbegović (Bosniake, SDA), Dragan Čović (bosnischer Kroate, HDZ) und Mladen Ivanić (bosnischer Serbe, PDP).9 Die zwei Entitätsparlamente bestehen, wie auf Gesamtstaatsebene, aus jeweils zwei Kammern. Darüber hinaus unterteilt sich die FBiH in zehn Kantone, die ebenfalls eigene Regierungen bilden. 10 Die EU ist bemüht, den schon seit vielen Jahren in Selbstblockade steckenden Staat funktionsfähig zu machen. Dank einer gemeinsamen Initiative des deutschen Außenministers Steinmeier und seines britischen Amtskollegen Hammond, die später auch zu einer EU- Initiative zu Bosnien und Herzegowina ausgeweitet wurde, haben sich Parlaments- und Präsidentschaftsvertreter sowie alle Parteiführer in BiH im Jahr 2015 schriftlich verpflichtet, die staatlichen Kompetenzen zu straffen und so einen aktiven Schritt in Richtung EU- Annäherung zu unternehmen. Bosnien und Herzegowina hat im März 2016 den Antrag zur EU-Mitgliedschaft eingereicht und am 20. September 2016 wurde das Antragsgesuch von der EU-Mitgliedsstaaten angenommen. Die mit der EU-Mitgliedschaft einhergehenden und unabdingbaren Reformen sollen auch den Gesamtstaat gegenüber den Entitäten stärken und die Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Tätigkeit und Investitionen landesweit verbessern. 11 Im Oktober 2014 fanden in Bosnien und Herzegowina die Parlamentswahlen statt. Nach einer vierjährigen politischen Paralyse und dem sozio-ökonomischen Niedergang erhofften sich viele Menschen einen Richtungswechsel von diesen Wahlen. Erst knapp sechs Monate nach der Wahl wurde die neue gesamtstaatliche Regierung gebildet und von einer Fünfparteienkoalition des Abgeordnetenhauses bestätigt. Die aktuelle bosnisch-herzegowinische Regierung wird von einer Koalition bestehend aus den Parteien SDA, DF, HDZ sowie der „Allianz für den Wandel“ – einem Parteibündnis das in der RS angetreten war, gebildet. Premierminister ist Denis Zvizdić (SDA).12 8 Regierung Bosnien und Herzegowina 9 Staatspräsidium Bosnien und Herzegowina 10 Parlament Bosnien und Herzegowina 11 Deutsche Botschaft Sarajevo 12 Heinrich-Böll-Stiftung
6 ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA 2.3 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung13 Nach einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,6% im Jahr 2013, wurde auch 2014 ein ähnlich gutes Ergebnis erwartet. Schwere Überschwemmungen in BiH und der Region im Mai 2014 sorgten für Ernüchterung und die reale Wachstumsrate betrug lediglich 0,4%. Ein Wachstum von 3,03% wird von der Statistikagentur für das Jahr 2015 beziffert, und für 2016 rechnet man mit einem Zuwachs von 3,2%. Das prognostizierte Wachstum wird sich aufgrund struktureller Probleme nicht unmittelbar auf den Arbeitsmarkt auswirken. BiH leidet heute unter einer Arbeitslosenquote von offiziell 27,5 Prozent (nach ILO, 2014), obwohl die tatsächliche Quote wahrscheinlich weitaus höher liegt. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt sogar bei über 60 Prozent. Die Entwicklung der Löhne und Gehälter stagniert weiterhin. Der durchschnittliche Bruttolohn im Juli 2016 betrug 1.293 KM (ca. 660 Euro). Dies lässt wenig Hoffnung auf einen Anstieg des privaten Konsums. Jedoch ist auch weiterhin mit der Unterstützung der im Ausland lebenden Bosnier (Diaspora) zu rechnen. Tab. 1: Wirtschaftliche Indikatoren für BiH Wirtschaftliche Indikatoren für BiH 2015 2014 2013 2012 2011 2010 BIP, lauf. Preise (Mio. EUR) 14.592 13.937 13.356 13.158 13.130 12.570 BIP per capita (EUR) 3.821 3.641 3.509 3.430 3.419 3.271 0,4** Reales BIP-Wachstum (%) 3,03 1,6 -1,2 1,0 0,8 0,7*** Bruttowährungsreserven k.A. 4.001 3.614 3.328 3.285 3.302 (Mio. EUR) Ausländische Direktinvestitionen I-IX 378 214 273 357 307 (Mio. EUR) 112 Auslandsverschuldung (Mio. EUR) k.A. 4.183 3.788 3.659 3.398 3.215 Industrieproduktion (%) k.A. 0,1 6,4 -5,2 5,6 1,6 Inflationsrate (%) -1,0 -0,9 -0,1 2,1 3,7 2,1 Durchschnittlicher Bruttolohn (EUR) 659 659 660 660 650 622 Durchschnittlicher Nettolohn (EUR) 424 425 422 422 417 408 Arbeitslosenquote (%) * 27,7 27,5 27,5 28,0 27,6 27,2 Export (Mio. EUR) 4.595 4.440 4.285 4.018 4.204 3.628 Import (Mio. EUR) 8.105 8.283 7.756 7.799 7.938 6.962 Quellen: Statistikagentur BiH; Zentralbank BiH, FIPA (Agentur zur Förderung von ausl. Investitionen BiH) *) Prognose der Weltbank **) Prognose des IWF (Internationaler Währungsfonds) Das größte Wirtschaftspotential Bosnien und Herzegowinas bietet der Energiesektor. Insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien ist das Potential bei Weitem nicht ausgeschöpft. Das während des Krieges zu rund 60 Prozent zerstörte Stromnetz ist wieder hergestellt. Mittlerweile exportiert Bosnien und Herzegowina wieder Energie. Beide Entitäten streben an, die Stromproduktion (je etwa zur Hälfte Kohle und Wasserkraft) signifikant zu erhöhen, um den Energieexport zu stärken und damit auch das Leistungsbilanzdefizit weiter zu reduzieren. Über komparative Vorteile in der Region verfügt Bosnien und Herzegowina auch im Bereich der Metallverarbeitung. Die meisten neuen Arbeitsplätze werden durch Neugründungen im KMU-Sektor (kleine und mittlere Unternehmen) geschaffen, die stark exportorientiert produzieren, da die Binnennachfrage auch auf mittlere Sicht gering bleiben wird. Viele KMUs sind daher als „Werkbank“ für westeuropäische (auch deutsche) Firmen tätig. Neben der metallverarbeitenden Industrie zählt die holzverarbeitende Industrie zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen Bosnien und Herzegowinas, sowohl im Hinblick auf die Produktionsmenge als auch den betreffenden Export. Exportiert werden Rohholz, Halbfabrikate und Fertigprodukte wie Möbel. Die Möbelindustrie befindet sich im Aufwind und ist stark exportorientiert. 13 GTAI, WKO, Deutsche Botschaft Sarajevo, Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien-Herzegowina; sofern nicht anders vermerkt
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA 7 Die landwirtschaftliche Erzeugung und Verarbeitung sind größtenteils auf einem technisch und qualitativ veralteten Stand. Produkte und Betriebsgröße sind kaum wettbewerbsfähig, es fehlt an einer Lebensmittelverarbeitungs- und Verpackungsindustrie. Sollten die von der EU geforderten phytosanitären Mindeststandards erreicht werden, ist es jedoch möglich, dass Bosnien und Herzegowina Milchprodukte in die EU exportieren darf. Im Transportsektor stehen erhebliche Investitionen in die Modernisierung der Eisenbahn an (Förderung v.a. durch EBRD und EIB). Im Ausbau des Straßennetzes wurde der Bau des paneuropäischen Autobahnkorridors Vc (Nord-Süd-Autobahn durch Bosnien und Herzegowina: Grenze zu Kroatien bei Samac, Doboj, Zenica, Sarajevo, Mostar, Grenze zu Kroatien nach Ploce) zur Priorität erklärt. Die Kosten bis zur geplanten Fertigstellung 2020 werden auf rd. 3,4 Mrd. Euro veranschlagt, auch hier fördern die EBRD, EIB und Weltbank. Der Bereich Tourismus ist im Wachstum und bietet weiteres Potenzial. Sarajevo erfreut sich bei ausländischen Besuchern steigender Beliebtheit. Auch an die Wintersporttradition wird durch den Ausbau und die Modernisierung entsprechender Infrastruktur angeknüpft. Die olympischen Skigebiete ziehen vor allem Touristen aus den benachbarten Ländern an. Internationaler Massentourismus findet derzeit allenfalls in Form von Tagesausflügen von der kroatischen Küste nach Mostar oder zum katholischen Pilgerort Međugorje statt. Unter anderem die nach wie vor bestehende Minengefahr steht einer weiteren Entwicklung etwa im Bereich des Naturtourismus im Wege. Zu den Erfolgen der Wirtschaftstransformation in Bosnien und Herzegowina zählt der Bankensektor, der zu den stabilsten der Region gehört. Die Privatisierung ist weitgehend abgeschlossen, rund 90 Prozent des Eigenkapitals liegen in ausländischer Hand. In BiH besteht ein Currency Board bzw. Wechselkursarrangement. Die bosnisch-herzegowinische Währung Konvertible Mark (BAM) ist seit 2002 an den Euro als Ankerwährung gekoppelt zum festen Wechselkurs von 1 EUR = 1,95583 BAM (entspricht dem Kurs der Deutschen Mark). Dies trägt zu einer Finanz- und Währungsstabilität bei. Die Entwicklung der Investitionen ist in den vergangenen Jahren wenig erfreulich gewesen, dürfte aber seit dem Jahr 2014 dank einer Reihe angelaufener größerer Infrastrukturprojekte steigen. Sollten diese Vorhaben fortgeführt und neue schrittweise begonnen werden, dann werden die Bruttoanlageinvestitionen auch mittel- bis langfristig auf Wachstumskurs bleiben. Die ausländischen Unternehmen haben einen maßgeblichen Anteil an den Investitionsaktivitäten in BiH. So betrugen die ausländischen Direktinvestitionen zwischen Januar und September 2014, laut der bosnisch-herzegowinischen Zentralbank, knapp 284 Mio. EUR. Dies waren 22% mehr als im Vorjahreszeitraum. Nach Einschätzungen der Zentralbank in BiH sollen im Jahr 2015 vor allem die Investitionen und der Export dazu beitragen, dass die Wirtschaft um 2,6%14 zulegen wird. Die Inflationsrate konnte in den vergangenen Jahren im Rahmen gehalten werden. Im Jahr 2012 lag sie bei 2,1%, 2013 wurde eine leichte Deflation von 0,1% verzeichnet. Diese setzte sich in 2014 fort und wurde mit 0,9% beziffert, 2015 stieg sie wieder auf 1,0%. Der Export belief sich 2015 auf gut 4,5 Mrd. EUR, was einem Plus von 3,5% zum Vorjahr entsprach. Von bosnisch-herzegowinischen Ausfuhren entfielen gut 72% auf EU-Staaten. Zu den wichtigsten Abnehmern zählten Deutschland (15,7%), Italien (13,5%), Kroatien (10,3%) und Serbien (8,5%). Zu den dominierenden Exportwarengruppen zählen wie auch die Jahre zuvor: Möbel und Möbelteile, Metallerzeugnisse, Maschinen und Maschinenteile, mineralische Brennstoffe und Holz. Tab. 2: Außenhandel Bosnien und Herzegowinas Außenhandel (in Mio. EUR) 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 Gesamthandel 12.700 12.723 12.041 11.817 12.142 10.590 9.142 Export 4.595 4.440 4.285 4.018 4.204 3.628 2.828 Import 8.105 8.283 7.756 7.799 7.938 6.962 6.314 Handels- -3.510 -3.843 -3.471 -3.781 -3.734 -3.334 -3.486 bilanzsaldo Deckungsgrad 56,7 53,6 55,2 51,5 53,0 52,1 44,8 (%) Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina 14 Laut der Statistikagentur BiH waren es 3,03%
8 ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA Das Handelsbilanzdefizit konnte sich aufgrund der geringen Dynamik der Exporte gegenüber den Importen im Jahr 2014 um 10.7% und im Jahr 2015 um ca. 9% ausweiten. Die vergleichsweise guten Aussichten für die Entwicklung der Wirtschaft im Jahr 2016 unterstellen in erster Linie eine positive Nachfrage aus dem Ausland nach bosnisch-herzegowinischen Waren sowie weitere Fortschritte bei Investitionen. Einschätzungen von Experten zufolge wird der wirtschaftliche Erfolg darüber hinaus auch davon abhängen, ob der Reformprozess im Land wieder in Gang kommen wird. Tab. 3: Handelspartner Überblick der Top 5-Handelspartner (Gesamthandel in Mio. EUR) Land 2015 Anteil in % 2014 Anteil in % 2013 Anteil in % Deutschland 1.701 13,4 1.630 12,8 1.498 12,4 Italien 1.520 12 1.458 11,5 1.271 10,5 Kroatien 1.328 10,5 1.435 11,3 1.611 13,4 Serbien 1.278 10 1.243 9,8 1.152 9,6 Slowenien 778 6,1 747 5,9 737 6,1 Österreich 667 5,2 447 3,5 617 5,1 Sonstige 5428 42,7 5763 45,2 5155 42,8 Gesamt 12.700 100 12.723 100 12.041 100 Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina Tab. 4: Struktur der wichtigsten bosnisch-herzegowinischen Exportprodukte 2015 2014 2013 in Mio. EUR Anteil in % in Mio. EUR Anteil in % in Mio. EUR Anteil in % Gesamt 4.595 100 4.440 100 4.285 100 Möbel und Möbelteile 458 9,9 440 9,9 421 9,8 Schuhe 319 6,9 334 7,5 279 6,5 Sonstige Metallprodukte 287 6,2 269 6,1 254 5,9 Kork und Holz 269 5,8 264 5,9 238 5,6 Eisen und Stahl 245 5,3 273 6,1 263 6,1 Buntmetalle 236 5,1 246 5,5 265 6,2 Kleidung 203 4,4 179 4,0 156 3,6 Metallerze und Metallreste 161 3,5 178 4,0 195 4,6 Industriemaschinen 158 3,4 159 3,6 143 3,3 Öl und Ölderivate 103 2,2 182 4,1 185 4,3 Sonstiges 2156 47 1.916 43,2 1.514 35,3 Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina Tab. 5: Struktur der wichtigsten bosnisch-herzegowinischen Importprodukte 2015 2014 2013 in Mio. EUR Anteil in % in Mio. EUR Anteil in % in Mio. EUR Anteil in % Gesamt 8.105 100 8.283 100 7.756 100 Öl und Ölderivate 775 9,5 1.055 12,7 1.162 15,0 Straßenfahrzeuge 527 6,5 510 6,2 457 5,9 Gespinst, Stoffe u. 347 4,3 328 4,0 272 3,5 Textilprodukte Sonstige Metallprodukte 317 3,9 331 4,0 280 3,6 Elektrische Maschinen, 299 3,7 311 3,8 249 3,2 Apparate und Geräte Industriemaschinen im 291 3,6 307 3,7 248 3,2 Allgemeinen Medizinische und 271 3,3 285 3,4 243 3,1 pharmazeutische Produkte Eisen und Stahl 268 3,3 257 3,1 252 3,3 Getreide und -produkte 223 2,7 228 2,8 209 2,7 Produkte aus nichtmetallischen 188 2,3 187 2,3 170 2,2 Mineralien Sonstiges 4599 56,7 4.484 54,1 4.213 54,3 Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA 9 2.4 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland15 Deutschland ist nicht nur seit Jahren einer der wichtigsten, sondern auch der größte Handelspartner Bosnien und Herzegowinas, mit einem Außenhandelsvolumen von ca. 1,7 Mrd. EUR. Das Bilanzsaldo betrug in 2014 ca. 282,3 Mio. EUR und 2015 257 Mio. EUR. Der Import aus Deutschland legte 2014, laut Statistikagentur BiH, zum Vorjahr um knapp 7,8 % zu. Im Jahr 2015 waren es lediglich 2,4%. Wie auch die Jahre zuvor dominieren beim Import Produkte aus den Warengruppen: Nahrungsmittel, Maschinen und Fahrzeuge, chemische Erzeugnisse und Vorerzeugnisse. Tab. 6: Bosnisch-herzegowinische Exporte nach Ländern in Mio. EUR Struktur Struktur Struktur Struktur 2015 2014 2013 2012 (%) (%) (%) (%) GESAMT 4.595 100 4.440 100 4.284,8 100 4.017,7 100 EU-Länder 3.299 71,8 3.205 72,2 3.155,7 73,6 2.327,7 57,9 Deutschland 722 15,7 674 15,2 670,2 15,6 618,7 15,4 Italien 621 13,5 612 13,8 513,0 12,0 480,2 12,0 Kroatien 473 10,3 488 11,0 610,8 14,3 595,7 14,8 Serbien 394 8,5 409 9,2 392,0 9,1 363,0 9,0 Slowenien 383 8,3 357 8,0 351,0 8,2 334,0 8,3 Österreich 380 8,2 386 8,7 351,5 8,2 334,8 8,3 Sonstige 1622 35,3 1.514 34,1 1.396,3 32,6 1.291,3 32,1 Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina Tab. 7: Bosnisch-herzegowinische Importe nach Ländern in Mio. EUR Struktur Struktur Struktur Struktur 2015 2014 2013 2012 (%) (%) (%) (%) GESAMT 8.105 100 8.283 100 7.756,2 100 7.798,7 100 EU-Länder 4.932 61 4.880 58,9 4.657,8 60,0 3.659,9 46,9 Deutschland 979 12 956 11,5 887,0 11,4 882,4 11,3 Italien 899 11 845 10,2 757,9 9,8 730,8 9,4 Serbien 884 10,9 833 10,1 759,6 9,8 731,9 9,4 Kroatien 855 10,5 947 11,4 1.000,3 12,9 1.126,1 14,4 China 558 6,8 695 8,4 467,4 6,0 417,4 5,4 Russland 465 5,7 661 8,0 770,0 9,9 763,8 9,8 Slowenien 395 4,8 390 4,7 385,7 5,0 410,8 5,3 Sonstige 3070 37,9 2.956 35,7 2.728,3 35,2 2.735,5 35,1 Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina Aufgrund des im Jahr 2008 in Kraft gesetzten Interimsabkommens zum Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) mit der EU sind größtenteils Zölle und mengenmäßige Beschränkungen für gewerbliche Erzeugnisse aus BiH abgeschafft worden. Bei Lieferungen nach BiH wurden die Zollsätze beseitigt bzw. werden schrittweise abgebaut. 15 Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien-Herzegowina, Außenhandelskammer Bosnien-Herzegowina VTK; sofern nicht anders vermerkt
10 ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA Tab. 8: Struktur der wichtigsten bosnisch-herzegowinischen Exportprodukte nach Deutschland 2015 2014 2013 in Mio. Anteil in in Mio. Anteil in in Mio. Anteil in EUR % EUR % EUR % Gesamt 722 100 674 100 670 100 Sitzmöbeln und deren Teile 147 20,3 167 24,8 168 25,0 Aluminiumstäbe und -profile 23 3,2 17 2,5 14 2,1 Bremsen und Servobremsen 20 2,7 23 3,4 23 3,4 und deren Teile Holzmöbeln 19 2,6 19 2,8 22 3,3 Schuhteile 16 2,2 16 2,4 15 2,2 Sonstige Konstruktionen und Konstruktionsteile aus Eisen 14 1,9 15 2,2 13 2,0 und Stahl Vorhängeschlösser und Schlösser aus unedlen 13 1,8 13 1,9 12 1,8 Metallen Kupferabfälle und -schrott 8 1,1 10 1,5 13 2,0 Sonstiges 462 64 394 58,5 390 58,2 Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina Tab. 9: Struktur der wichtigsten bosnisch-herzegowinischen Importprodukte aus Deutschland 2015 2014 2013 In Mio. in Mio. in Mio. Anteil in % Anteil in % Anteil in % EUR EUR EUR Gesamt 979 100 956 100 887 100 PKWs, gebraucht 119 12 120 12,5 110 12,4 PKWs, neu 32 3,2 27 2,8 28 3,1 Lastkraftwagen, gebraucht 25 2,5 k.A. k.A. Arzneimittel 25 2,5 28 2,9 25 2,8 Bremsen und Servobremsen 18 1,8 19 2,0 19 2,1 und deren Teile Sattelkraftfahrzeuge, gebraucht 18 1,8 14 1,5 16 1,8 Monofile aus PVC 18 1,8 16 1,7 15 1,7 Kupferdraht k.A. 13 1,4 13 1,5 Gewebe, mit Kunststoff getränkt, bestrichen, überzogen 15 1,5 k.A. k.A. oder mit Lagen aus Kunststoff versehen Vorhängeschlösser und 8,7 0,9 10 1,0 11 1,2 Schlösser aus unedlen Metallen Sonstiges 700,3 71,5 709 74,2 650 73,4 Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA 11 3. Holzverarbeitende und Möbelindustrie in Bosnien und Herzegowina16 3.1 Ausgangslage Bosnien-Herzegowina hat den größten Waldanteil im westlichen Balkan. Zudem verfügt das Land über die größte Waldvielfalt in der Region. Es wird davon ausgegangen, dass ca. 3,23 Mio. Hektar des Landes mit Wald bedeckt ist. Dies wiederum entspricht 63% der Gesamtfläche. Eine Quote, die zu den höchsten in Europa gehört. Davon sind 80% in staatlichem und 20% in privatem Besitz. Abb. 2: Aufteilung der Waldgebiete Quelle: United Nations Food and Agricultural Organization “The Forest Sector in Bosnia and Herzegovina” Laut aktuellen Analysen und Statistiken betragen die Waldbestände 435 Mio. m³, entsprechend 201m³/ha. Aufgrund einer natürlichen und vielfältigen Struktur wird erwartet, dass Holz ein Schlüsselrohstoff der bosnisch-herzegowinischen Entwicklung sein wird. Die Hauptbaumsorten sind: - Fichte - Tanne - Waldkiefer - europäische Pinie - Buche - verschiedene Sorten Eiche und in geringer Zahl einige Laubwaldbestände wie: - Ahorn - Ulme 16UN FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations, Foreign Investment Promotion Agency BiH (FIPA), Außenhandelskammer Bosnien-Herzegowina VTK; sofern nicht anders vermerkt
12 ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA - Esche - und Obstbäume (Kirsche, Apfel, Birne). Dabei muss vor allem das Eichen- und Buchenholz aus Bosnien-Herzegowina hervorgehoben werden, das in der Möbelproduktion eingesetzt wird und vielen heimischen Herstellern Türen auf dem Weltmarkt öffnet. Das Land ist Netto-Exporteur primärer und sekundärer Holzprodukte und hat das Potenzial mit heimischen Verarbeitern einen hohen Wertschöpfungsanteil zu erzielen. Aussagekräftige Statistiken sind leider oft nur mangelhaft vorhanden. So wurde die letzte offizielle Statistik in einem „National Forest Inventory“ zwischen 1964 und 1968 erfasst. Daher wird im folgenden meistens auf Statistiken ausländischer Organisationen verwiesen. Tab. 11: Übersicht der Waldformen in Bosnien und Herzegowina (2012) Nicht- Geschützter Schutz- Vegetationsform Wirtschaftswald wirtschaftlicher Spezialzwecke Gesamt Wald /Bannwald Wald ha ha ha Ha ha ha Hochwald 1 329 500 46 300 5 200 8 800 262 600 1 652 400 Niederwald 843 200 158 700 1 600 2 400 246 300 1 252 200 Hoch- und 2 172 700 205 000 6 800 11 200 508 900 2 904 600 Niederwald Strauchwerk 52 700 41 100 0 100 36 700 130 600 Unfruchtbares 55 700 88 400 800 3 400 38 900 187 200 Land Andere 3 300 3 100 100 2 600 9 100 Waldgebiete Gesamt 2 284 400 337 600 7 600 14 800 587 100 3 231 500 Quelle: USAID, 2012 Tab. 12: Übersicht nach Entitäten (2012) Verfügbarer, wirtsch. nutzbarer Verfügbarer, wirtschaftlich Wald in der RS (ha) nutzbarer Wald in der FBiH (ha) Hochwald 647 300 673 300 Niederwald 485 300 355 400 Gesamt 1 132 600 1 028 700 Quelle: United Nations Food and Agricultural Organization “The Forest Sector in Bosnia and Herzegovina”
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA 13 3.2 Zertifizierung der Wälder in BiH Die Zertifizierung der Wälder bietet großes Potenzial für multifunktionales Waldmanagement. Dabei sind alle zertifizierten Wälder in Bosnien-Herzegowina in Staatseigentum. Die Zertifizierungen sind durch den FSC erfolgt (Forest Stewardship Council). Es gibt keine zertifizierten Wälder in Privatbesitz. Es gibt aber Überlegungen, wie man auch privaten Waldbesitz zertifizieren kann. Derzeit verfügen vier öffentliche Unternehmen im Bereich der Forstwirtschaft über Zertifizierungen (FSC FM/COC Zertifikate) : - Wälder der Republikaa Srpska - Una-Sana Wälder - Hercegbosna Wälder - Wälder des Tuzla Kantons Damit haben ca. 1,5 Mio. Hektar bzw. 1/3 des Waldbestands in Bosnien-Herzegowina FSC Zertifikate. 3.3 Holzverarbeitende und Möbelindustrie Bosnien-Herzegowina hat eine lange Tradition in der Produktion hochwertiger Holzprodukte und Möbel, die der heimischen aber auch ausländischen Nachfrage gerecht werden. Insbesondere vor dem Balkan-Krieg 1992 bis 1995 gehörte die holzverarbeitende Industrie Bosnien-Herzegowinas zu den besten weltweit, gerade in Bezug auf: - die Qualität des Rohmaterials - die Qualität der Produkte - das Fachwissen der Arbeiter Nach wie vor hat dieser Zweig eine große Bedeutung für die Wirtschaft des Landes, sowohl bezüglich Beschäftigung als auch Exporterträge. In diesem Bereich wird der größte Außenhandelsüberschuss generiert. Der größte Wettbewerbsvorteil für Bosnien-Herzegowina auf dem Weltmarkt beruht auf folgenden drei Aspekten: - solide Waldressourcen - geringe Arbeitskosten - Nähe zum EU-Markt Nach Angaben der Statistikagentur sowie der Handelskammer, gilt die heimische holzverarbeitende Industrie als einer der wettbewerbsfähigsten Wirtschaftszweige der bosnisch-herzegowinischen Wirtschaft. Gestützt werden diese Aussagen vom Außenhandelsüberschuss in Höhe von 418 Mio. Konvertible Mark, die dieser Sektor generiert. Insgesamt können nur drei Sektoren überhaupt einen Außenhandelsüberschuss vorweisen. Zudem wachsen die Produktion, der Verkauf und die Exporte zweistellig und führen zu einem Wachstum des BIP, sowie der Produktions- und Beschäftigungsstruktur. Und die holzverarbeitende Industrie konnte seit 2011 ein jährliches Wachstum des Produktionsvolumens von über 10% verzeichnen. Tab. 13: Schlüsseldaten der holzverarbeitenden Industrie Bosnien-Herzegowinas (2011) Verkauf in Anteil in % Export in Anteil Mio. BAM Mio. BAM Sägewerk-Produkte 461,6 6,6 277,1 3,3 Furnier 91,7 1,3 25,1 0,3 Tischlerei/Schreinerei 48,1 0,7 48,6 0,6 Andere Holzprodukte 56,9 0,8 15,4 0,2 Möbel 336,6 4,8 348,0 4,1 Fertighäuser 6,5 0,1 29,2 0,3 Gesamte Holzverarbeitung 1002,9 14,3 747,5 8,9 Gesamt Produktion 7015,1 100 8430,4 100 Quelle: USAid, FIRMA-Projekt 2012, “BiH industry outlook Wood & Metal Processing Sectors”
14 ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA 3.3.1 Bedeutung Deutschlands und der Europäischen Union für die bosnisch-herzegowinische holzverarbeitende Industrie Dieses Wachstum wurde vor allem durch die hohe Nachfrage der ausländischen Haupthandelspartner begünstigt, insbesondere der Euro-Zone und vor allem Deutschland. Die Euro-Zone führte zu einem kräftigen Wachstum der Exporteinkünfte von knapp 15% pro Jahr und zeigte sich verantwortlich für 75% der Einkünfte aus der Holzverarbeitung. Mit einem derart hohen und kontinuierlichen jährlichen Exportwachstum und der beachtlichen Produktion und Verkaufszahlen, stellt die verarbeitende Industrie ein wichtiges Standbein für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes dar. Außerdem wird die Struktur aus Produktion, Einkommen und Exporten jedes Jahr günstiger, mit einem wachsenden Produktionsanteil in Segmenten mit höherer Wertschöpfung (Möbel und Stühle, Holzprodukte, Fertighäuser). Dennoch, in Anbetracht der Größe des EU-Marktes, sind die bosnisch-herzegowinische Produktion und Exporte immer noch sehr klein. Was wiederum bedeutet, dass noch großes Potenzial sowie zahlreiche Möglichkeiten für holzverarbeitende Betriebe in Bosnien und Herzegowina vorhanden sind. Gerade die Europäische Union importierte Möbel (insgesamt) mit einem Wert von über 60 Milliarden Euro. Alleine Deutschland, der größte Markt für Möbel aus Bosnien-Herzegowina, verzeichnet Importe im Wert von insgesamt 15 Milliarden Euro pro Jahr. Der Schlüsselfaktor für die erfolgreiche Präsenz bosnisch-herzegowinischer Unternehmen auf dem EU-Markt ist deren Fähigkeit, hochwertige Standard-Möbel zu produzieren, bei einem Preis, der unter dem des Wettbewerbs liegt. Neben der Rolle als Importeur ist Deutschland ein weiterer wichtiger Faktor für Produktionsstandorte in Bosnien-Herzegowina. Denn laut Expertenschätzungen stammen rund 80% aller Maschinen und Anlagen in der holverarbeitenden und Möbelindustrie aus Deutschland. Allerdings ist ein Großteil dieser Maschinen und Anlagen mittlerweile alt oder veraltet. Ein adäquater Service oder Reparaturen sind in der Regel für die einheimischen Unternehmen nur schwer zu bekommen. 3.3.2 Arbeitskräfte, Fachwissen und operative Kosten Derzeit (2012) beschäftigt die holzverarbeitende Industrie ca. 20.000 Angestellte: Tab. 14: Zahl der Angestellten in der holzverarbeitenden Industrie Föderation Republikaa Gesamt Holzproduktion und 5 432 5 349 10 781 Produkte aus Holz und Kork Papierproduktion und 1 577 637 2 214 Papierprodukte Möbelherstellung 3 657 2 596 6 253 Gesamt 10 666 8 582 19 248 Quelle: Statistical Yearbook of FBiH 2013 Bosnien und Herzegowina ist überregional bekannt für die Qualität und das Fachwissen seiner Arbeitskräfte in der holzverarbeitenden Industrie. Zudem sind die Arbeitskräfte auch ein großer komparativer Kostenvorteil. Nach Angaben der Statistikagenturen der Entitäten verhält sich das Gehaltsniveau in den letzten Jahren für Produktionsmitarbeiter in der holzverarbeitenden Industrie wie folgt: - Nettogehalt: 410,-- bis 430,-- € - Bruttogehalt: 640,-- bis 690,-- € Auch die operativen Kosten sind im regionalen Vergleich günstig. Steuerverpflichtungen und Arbeitskosten, wie gerade erwähnt, sind im europäischen Vergleich sehr niedrig. Die Kosten für: - Elektrizität - Logistik - Betriebsmittel sind die mit Abstand niedrigsten der Region. Die Steuerpolitik gehört ebenfalls zu den attraktivsten, mit einem niedrigen Satz für: - die Einkommenssteuer - die Gewinnsteuer - die Mehrwertsteuer
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA 15 3.3.3 Unternehmensstrukturen In den letzten Jahrzehnten hat die Industrie einen drastischen Struktur- und Eigentumswandel durchlebt. Vor dem Krieg gab es über 200 holzverarbeitende und -bearbeitende Betriebe. Der Zweig war für etwa 10% der gesamten Industrieproduktion Bosnien- Herzegowinas verantwortlich, mit jährlichen Exporten von geschätzt 350 Mio. €. Zwei Unternehmen in Staatsbesitz (SIPAD und Krivaja) machten 90% der Produktion aus und dominierten den Markt. Nach dem Krieg wurden die großen staatlichen Konglomerate aufgeteilt und teilweise geschlossen bzw. verkauft. Damit wurde die Gelegenheit und Raum für Privatunternehmen geschaffen. Die Regierung war bemüht, den Sektor zu privatisieren. Allerdings mit unterschiedlichen Ergebnissen. Viele neue und kleinere Sägewerke wurden eröffnet, hauptsächlich für den lokalen Markt. Allerdings ohne Aussicht Exportgewinne zu erzielen oder wettbewerbsfähig zu sein. Eine beachtliche Zahl dieser Sägewerke wurde ohne staatliche Kontrolle oder Lizenz gegründet. Dadurch entstand eine Überkapazität an Sägewerken. Laut der USAid FIRMA Studie von 2011 entstand ein Verhältnis von 61 Sägewerken vor dem Krieg zu jetzt 1.500 bis 1.700. Die größeren Sägewerke stammen aus den 70er und 80er Jahren, mit alten und verschlissenen Maschinen. Die kleineren produzieren nach wie vor fast nur für den lokalen Markt. Tab. 15: Übersicht der holzverarbeitenden Industrie in Bosnien und Herzegowina Zahl der Betriebe in der Zahl der Betriebe in der Holzindustrie Holzindustrie Vor dem Krieg Nach dem Krieg Sägewerke, Furnier 61 1 500 Sperrholz, 47 35 Verbundmaterial Zellstoff und Papier 3 1 Tischlerei/Fenster, Türen 30 183 Möbel 50 37 Sonstige 31 23 Gesamt 222 1 700+ Quelle: USAid, FIRMA-Projekt, “BiH industry outlook Wood & Metal Processing Sectors” 3.3.4 Einnahme- und Exportstrukturen Produkte aus Sägewerken (mit über 9%) und die Möbelindustrie (mit 5% jährlichem Wachstum) wachsen in Bezug auf die Einnahmen sowie die Produktionsdynamik am stärksten. Die Exporte sind der stärkste Treiber der holzverarbeitenden Industrie. Dabei ist besonders erfreulich, dass sich am besten Produkte entwickeln, die zu einer hohen Wertschöpfung beitragen. Abb. 3: Einnahmestrukturen der holzverarbeitenden Industrie (2011) Quelle: USAid, FIRMA-Projekt, “BiH industry outlook Wood & Metal Processing Sectors”
16 ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA Abb. 4: Exportstruktur in der holzverarbeitenden Industrie (2011) Quelle: USAid, FIRMA-Projekt, “BiH industry outlook Wood & Metal Processing Sectors” Obwohl Möbel den größten Anteil der Exporte ausmachen, verzeichneten Sägewerks- und Tischlerei-Produkte die größten zweistelligen Wachstumsraten (17,8 bzw. 19,2 %). Auch Fertighäuser haben eine beeindruckende Wachstumsdynamik mit einer Wachstumsrate von 15,3 % und stehen damit für knapp 4% der Exporte. Der Möbelexport wiederum wuchs um 11,3%. Die Exportstruktur wird von Jahr zu Jahr günstiger, da sich der Anteil an Segmenten mit hoher Wertschöpfung und komplizierter Produktionskette vergrößert. 3.3.5 Produktion und Technologien Ungefähr zwei Drittel aller bosnisch-herzegowinischen Unternehmen aus der Holzverarbeitung produziert mit Maschinen und Ausrüstung, die mindestens fünf bis zehn Jahre alt sind und fast ausschließlich aus dem Ausland importiert wurden, insbesondere aus: - Deutschland - Italien - Slowenien Experten nehmen an, dass sogar bis zu 80% der Maschinen und Anlagen aus Deutschland stammen. Auch weitere Teile für die Produktion, z.B.: - Lack - Kleber - Metallteile für Verbindungen, wie Scharniere - Schaumstoffe sind größtenteils importiert. Es wird davon ausgegangen, dass mit dem vorhandenen technologischen Stand des Produktionsequipments zwar die gewünschte Qualität erzielt werden kann, allerdings wird es für eine zukünftige Weiterentwicklung unumgänglich sein, diese Technologien zu modernisieren. Lokale Produzenten zeigen sichtbar – zur kontinuierlichen Verbesserung der Produktqualität und zur Vergrößerung der Kapazitäten – Bereitschaft in ihre Produktion zu investieren. Die Strukturen der meisten Betriebe sehen dabei so aus, dass diese nicht nur ein Glied der Wertschöpfungskette abdecken. So hat eine zunehmende Zahl ein Sägewerk mit Kapazitäten zum Trocknen/Dampfbehandeln sowie Produktionsstätten für fertige und halbfertige Produkte, für den Groß- oder Einzelhandel.
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA 17 3.3.6 Kapitalstruktur und Investitionsbedarf Die Struktur der holzverarbeitenden Industrie in Bosnien und Herzegowina hat sich nach dem Krieg drastisch verändert (sh. Unternehmensstrukturen). Es wird davon ausgegangen, dass das Angebot 2-3 höher ist als die Nachfrage, insbesondere durch die viel zu hohe Kapazität der Sägewerke. Ein großer Teil der Industrie ist veraltet und überholt, vor allem aufgrund fehlender Wartungsarbeiten, und damit nicht wettbewerbsfähig. Einer qualifizierten Schätzung zufolge sind nur 20% der Sägewerke überhaupt wettbewerbsfähig. Daher ist es sehr schwer abzuschätzen, ob die reale wettbewerbsfähige Kapazität die Nachfrage überhaupt decken kann. So überflügelt beispielsweise die Nachfrage nach Bauholz das Angebot bei weitem. Das Angebot variiert zudem stark in Qualität und Quantität. Und man muss festhalten, dass die Verfügbarkeit die Expansion der Holzwirtschaft einschränkt. Die Industrie ist also weder zufrieden mit der Qualität und Quantität des verfügbaren Angebots, noch mit der Lieferpünktlichkeit und Zuverlässigkeit. In folgenden Bereichen gibt es daher Potenzial zur Verbesserung der holzverarbeitenden Industrie: - Zusammensetzung der Industriestruktur - Erhöhung der Wertschöpfung - Erhöhung der operativen Effizienz - Verringerung von Holzimporten - Erhöhung der Marketingaktivitäten - Verbesserung der Beziehungen zu Zulieferern Ein Beispiel wäre es, effizientere Auktionen im Bereich von Bauholz durchzuführen als Werkzeug zur Analyse von Marktveränderungen und zur Festsetzung von Preisen. Empfehlungen zur Verbesserung: - Entwicklung der Zusammensetzung des Sektors - Weitere Erhöhung der Wertschöpfung - Erhöhung der Netto-Exporte - Verbesserung der Geschäftsbeziehungen mit Zulieferern, vor allem staatliche Forstbetriebe Die größte Herausforderung dabei wird sein, den Markt zu entwickeln und eine Verarbeitungsindustrie anzuziehen, für Holz niedriger Qualität oder geringer Abmessung. Generell lässt sich sagen, dass Weiterentwicklungen im Bereich Tischlerei-Produkte und Massivholzmöbel die größten Perspektiven haben. Zudem, da es keine Spanplattenbetriebe in Bosnien-Herzegowina gibt, könnte dieser Bereich vielversprechend ausgebaut werden, vor allem für: - Furnier-/Hartholz-Sperrholz - Spanplatten - Mitteldichte Holzfaserplatten (MDF) Für die Grobspanplattenindustrie (OSB) ist die Verfügbarkeit von Weichholz ein limitierender Faktor. Weichholz wird erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen (kriegsbedingt). Abb. 5: Die Wachstumsraten der holzverarbeitenden Industrie Quelle: USAid, FIRMA-Projekt 2012, “BiH industry outlook Wood & Metal Processing Sectors”
18 ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA 3.3.7 Marktchancen für deutsche Unternehmen Für deutsche Unternehmen ergeben sich in der Möbel- und holzverarbeitenden Industrie Bosnien-Herzegowinas zahlreiche Geschäftschancen: - Die kleineren Sägewerke produzieren nach wie vor fast nur für den lokalen Markt, größere Sägewerke stammen aus den 70er und 80er Jahren und verfügen größtenteils nur über alte und verschlissene Maschinen, die erneuert werden müssen. Generell ist ein großer Teil der Industrie veraltet und überholt, vor allem aufgrund fehlender Wartungsarbeiten, und damit nicht wettbewerbsfähig. - Zwei Drittel aller bosnisch-herzegowinischen Unternehmen aus der Holzverarbeitung produziert mit Maschinen und Ausrüstung, die mindestens fünf bis zehn Jahre alt ist. Damit die Standards gehalten werden können, sind Investitionen unumgänglich. - Expertenschätzungen gehen davon aus, dass ca. 80% aller Maschinen und Anlagen in der Möbel- und holzverarbeitenden Industrie aus Deutschland stammen. Maschinen und Anlagen „Made in Germany“ genießen in Bosnien und Herzegowina nach wie vor einen hervorragenden Ruf. - Aufgrund zahlreicher Investitionen gibt es für Maschinen und Anlagen der primären Holzverarbeitung, insbesondere Schnittholz und Holzpanels sowie für den Möbelbereich einen großen Bedarf. - Bosnisch-herzegowinische Unternehmen haben eine gut organisierte Produktion, Kapazität und Erfahrung in der Holzverarbeitung. Es werden aber neue Technologien benötigt, die das Ausnutzen großer Volumina ermöglichen und die Schaffung neuer Produkte mit höherer Wertschöpfung. - Dienstleister für den Service von Maschinen und Anlagen für die Möbel- und holzverarbeitende Industrie sind in Bosnien- Herzegowina schwer zu finden, der Bedarf allerdings groß. - Maschinen, Anlagen und Ausrüstungen für Tischlerei-Produkte und Massivholzmöbel, die auf dem ausländischen Markt verstärkt nachgefragt werden, werden benötigt. - In Bosnien-Herzegowina gibt es kaum bis keine Spanplattenbetriebe. Daher haben Maschinen und Anlagen für die Bereiche Furnier-/Hartholz-Sperrholz, Spanplatten, Mitteldichte Holzfaserplatten (MDF) großes Potenzial. - Maschinen und Anlagen für die Holzpellet- sowie Wärmeproduktion, basierend auf Biomasse, könnten zukünftig eine wichtige Rolle spielen. - Mit dem vorhandenen technologischen Stand des Produktionsequipments kann derzeit die gewünschte Qualität erzielt werden, allerdings wird es für eine zukünftige Weiterentwicklung unumgänglich sein, diese Technologien zu modernisieren. Lokale Produzenten zeigen sichtbar – zur kontinuierlichen Verbesserung der Produktqualität und zur Vergrößerung der Kapazitäten – Bereitschaft in diesen Bereich zu investieren. 3.4 Zellstoff und Papier Vor dem Krieg gab es drei Unternehmen in der Zellstoff- und Papierherstellung. Während des Krieges wurden diese, bis auf eines, zerstört. Nur das Unternehmen Natron aus Maglaj ist übrig geblieben und mittlerweile ein türkisches Investment (Natron-Hayat d.o.o.). Neben Natron-Hayat gibt es mittlerweile auch zwei große einheimische Papierhersteller: Violeta aus Grude und SHP Celex aus Banja Luka. Violeta beschäftigt 700 Mitarbeiter und ist regionaler Marktführer in der Produktion von Hygieneartikeln. Celex gehört zur SHP Gruppe, der größten Papiergruppe in Südosteuropa. Seit der Übernahme 2001 wurden über 24 Mio. € investiert. Unter der Marke Harmony werden Hygieneartikel vertrieben. Ca. 80% der Produktion werden in 20 Länder weltweit exportiert. Insgesamt arbeiten ca. 2.200 Mitarbeiter in der Papierindustrie.17 17 Foreign Investment Promotion Agency (FIPA)
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