Zielmarktinformationen Markterkundung Bosnien und Herzegowina - Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie ...

Die Seite wird erstellt Anna-Lena Fink
 
WEITER LESEN
Zielmarktinformationen Markterkundung Bosnien und Herzegowina - Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie ...
Zielmarktinformationen
Markterkundung Bosnien und
Herzegowina
Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und
holzverarbeitende Industrie
  11

                                                        Durchführer
Zielmarktinformationen Markterkundung Bosnien und Herzegowina - Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie ...
Zielmarktinformationen Markterkundung Bosnien und Herzegowina - Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie ...
Impressum
                                                                    Das Bundesministerium für Wirtschaft und
                                                                    Energie ist mit dem audit berufundfamilie®
Herausgeber
                                                                    für seine familienfreundliche Personalpolitik
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
                                                                    ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von
Öffentlichkeitsarbeit
                                                                    der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative
11019 Berlin
                                                                    der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen.
www.bmwi.de

Text und Redaktion
Irmela Fatic-Adilovic, DE International d.o.o.
Dr. Ulrich Wild, em&s GmbH

Gestaltung und Produktion
DE International d.o.o. / Delegation der Deutschen Wirtschaft in
Bosnien und Herzegowina

Stand
Oktober 2016

Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-
Markterschließungsprogramms für das Projekt
Markterkundung Bosnien und Herzegowina (Maschinen
und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und
holzverarbeitende Industrie) erstellt und aufgrund eines
Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich
geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade &
Invest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen
Verwertung zur Verfügung.
Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach
bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine
Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder
Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden
materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder
Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder
mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht,
sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob
fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
Zielmarktinformationen Markterkundung Bosnien und Herzegowina - Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie ...
Inhalt
1. Einleitung .......................................................................................................................................................................................... 3

2. Länderprofil Bosnien und Herzegowina ......................................................................................................................................... 4

     2.1 Basisdaten ..................................................................................................................................................................................... 4
     2.2 Politischer Hintergrund ................................................................................................................................................................. 5
     2.3 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung .......................................................................................................................................... 5
     2.4 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland ...................................................................................................................................... 9

3. Holzverarbeitende- und Möbelindustrie in Bosnien und Herzegowina ..................................................................................... 11
     3.1 Ausgangslage .............................................................................................................................................................................. 11
     3.2 Zertifizierung der Wälder in BiH ................................................................................................................................................ 13
     3.3 Holzverarbeitende und Möbelindustrie....................................................................................................................................... 13
         3.3.1 Bedeutung Deutschlands und der Europäischen Union für die bosnisch-herzegowinische holzverarbeitende Industrie ... 14
         3.3.2 Arbeitskräfte, Fachwissen und operative Kosten ............................................................................................................... 14
         3.3.3 Unternehmensstrukturen .................................................................................................................................................... 15
         3.3.4 Einnahme- und Exportstrukturen ....................................................................................................................................... 15
         3.3.5 Produktion und Technologien ............................................................................................................................................ 16
         3.3.6 Kapitalstruktur und Investitionsbedarf ............................................................................................................................... 17
         3.3.7 Marktchancen für deutsche Unternehmen ......................................................................................................................... 18
     3.4 Zellstoff und Papier .................................................................................................................................................................... 18
     3.5 Bioenergie und Biomasse ........................................................................................................................................................... 19
         3.5.1 Potenzial von Biomasse in Bosnien-Herzegowina............................................................................................................. 19
     3.6 Netzwerke ................................................................................................................................................................................... 21
         3.6.1 Vereinigungen, Cluster, Plattformen ................................................................................................................................. 22
         3.6.2 Experten ............................................................................................................................................................................. 22
           3.6.2.1 Orhan Niksic, Geschäftsführer und Mitgründer von Zanat .......................................................................................... 22
           3.6.2.2 Zdravko Vojvodic, Geschäftsführer Lignum d.o.o. und Leiter des Holzclusters Herzegowina ................................... 22
           3.6.2.3 Suad Eco, Geschäftsführer Eco Company d.o.o. und Präsident der Vereinigung „Holzindustrie und Forstwirtschaft“
           der Außenhandelskammer Bosnien-Herzegowinas (VTK) ...................................................................................................... 22

4. Rechtliche Rahmenbedingungen ................................................................................................................................................... 23
   4.1 Gesetzliche Rahmenbedingungen in der Forstwirtschaft ............................................................................................................ 23

5. Zollinformationen ........................................................................................................................................................................... 25
   5.1 Allgemeine Zollinformationen ................................................................................................................................................... 25
   5.2 Technische und logistische Voraussetzungen und Verfahren bei der Zolleinfuhr ...................................................................... 25

6. Förderprojekte und Finanzierungmöglichkeiten ......................................................................................................................... 27

7. Netzwerkinformationen ................................................................................................................................................................. 28
   7.1 Wichtige staatliche Einrichtungen und Behörden ....................................................................................................................... 28
   7.2 Fachverbände und Organisationen.............................................................................................................................................. 29
   7.3 Möbelhersteller – Auswahl ......................................................................................................................................................... 29
   7.4 Holzverarbeitende Unternehmen – Auswahl .............................................................................................................................. 31

8. Tabellenverzeichnis ........................................................................................................................................................................ 33

9. Bildverzeichnis ................................................................................................................................................................................ 33
Zielmarktinformationen Markterkundung Bosnien und Herzegowina - Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie ...
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA           3

1. Einleitung
Bosnien und Herzegowina (folgend BiH) ist das Land mit dem größten Waldanteil und der größten Vielfalt von Waldtypen auf dem
westlichen Balkan. Die Wälder sind eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen des Landes. Auf der bestehenden Rohstoffbasis hat
sich eine starke Holzindustrie mit langjähriger Tradition in der Herstellung vielfältiger Holzprodukte entwickelt. Die Wurzeln reichen
bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück.

Nach den neuesten Daten, umfassen Wälder und Waldflächen in BiH eine Fläche von 3.231.500 Hektar, was 63% 1 (Quelle FIPA) der
gesamten Fläche entspricht. Diese Werte gehören zu den höchsten in Europa. Die Eigentumsverhältnisse sind wie folgt verteilt: etwa
80% der Wälder sind in staatlichem und 20% in privatem Besitz.

Andererseits ist Bosnien und Herzegowina eines der am wenigsten entwickelten Länder Europas. Mangelnde Fortschritte sind stark
durch der Zerfall Jugoslawiens bedingt, was zum Balkankrieg und immenser Zerstörung geführt hat. Gleichzeitig begann der Prozess
der sozialen und wirtschaftlichen Transformation hin zur Marktwirtschaft.
Das niedrige Niveau der technologischen Entwicklung des Sektors hat eine minderwertige und niedrige Produktivität der Endprodukte
zur Folge. Dies wiederum führt zu einer Reduzierung der Verkaufspreise und der Gesamteinnahmen.
Eine geringe Auslastung der Produktionskapazitäten, vor allem in der primären Holzverarbeitung (zu viele Sägewerke), beeinflusst
die Geschäftsergebnisse stark.

Vor Kriegsbeginn 1992 war die Holzindustrie einer der wichtigsten Industriesektoren in Bosnien und Herzegowina mit mehr als
100.000 Mitarbeitern, 220 Produktionsstätten der höheren Verarbeitungsstufen und 66 Sägewerken. 2 Der Industriezweig exportierte
verschiedene Holzprodukte im Wert von mehr als 550 Millionen Dollar. Dies entsprach 10% des gesamten BIP und 11 % des gesamten
Exports.

Heute, über zwanzig Jahre später, ist die Holzindustrie mit ihrem Gesamtergebnis wieder einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren
Bosnien-Herzegowinas, die in einer größeren Anzahl von kleinen und mittleren Privatunternehmen geprägt ist. Das Potenzial ist aber
bei weiten noch nicht ausgeschöpft. Die Industrie steht vor vielen Herausforderungen, hat aber das Potenzial. sich zu einer der
wettbewerbsfähigsten der Region zu entwickeln. Dazu kann die hohe Qualität heimischer Rohstoffe erheblich beitragen.

Die Holzindustrie in BiH wird von Jahr zu Jahr stärker und verzeichnet steigende Exporte, in denen Möbel sich als Exportschlager
auszeichnen.

Bosnisch-herzegowinische Möbelhersteller sind Aussteller bei internationalen Möbelmessen und werden in Europa und der Welt immer
bekannter. Sie zeichnen sich vor allem durch gute Qualität und innovatives Design aus. 3

Durch diese Entwicklung ergeben sich Exportchancen für deutsche Unternehmen, denn ca. zwei Drittel aller bosnisch-
herzegowinischen Unternehmen aus der Holzverarbeitung produziert mit Maschinen und Anlagen, die mindestens fünf bis zehn Jahre
alt sind. Viele davon noch deutlich älter.4 Dementsprechend groß ist der Bedarf für neuere Maschinen und Anlagen, insbesondere
dann, wenn die bosnisch-herzegowinische Holz- und holzverarbeitendene Industrie auch zukünftig wettbewerbsfähig sein möchte.

1 Foreign Investment Promotion Agency BiH (FIPA)
2 Föderales Ministerium für Energie und Industrie / Föderale Wirtschaftskammer
3 Foreign Investment Promotion Agency BiH (FIPA)
4 Foreign Investment Promotion Agency BiH (FIPA)
Zielmarktinformationen Markterkundung Bosnien und Herzegowina - Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie ...
4       ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA

2. Länderprofil Bosnien und Herzegowina
2.1.Basisdaten5

Bosnien und Herzegowina ist ein demokratischer Staat in Südosteuropa, der im Osten an Serbien, im Südosten an Montenegro und im
Norden, Süden und Westen an Kroatien grenzt. Darüber hinaus gehört ein kurzer Adria-Küstenstreifen bei Neum (28 km) zu BiH. Die
Staatsgesamtfläche von ca. 51.000 km² unterteilt sich in zwei territorial nahezu gleich große Entitäten, die Föderation Bosnien und
Herzegowina und die Republika Srpska, sowie den Sonderbezirk Brcko.

Die Bevölkerung wird auf ca. 3,5 Mio. Einwohner geschätzt.6 Im Land gibt es drei offizielle Landessprachen: Bosnisch, Kroatisch
und Serbisch.

Die Hauptstadt Sarajevo ist mit über 300 000 Einwohnern das Zentrum der Politik, Kultur und des Tourismus, sowie ein wichtiger
Wirtschaftsstandort.7 Andere wirtschaftlich wichtige Zentren sind Banja Luka, Mostar, Tuzla und Zenica.

Die für die Wirtschaft wichtigen Fragen sind zum Teil auf Ebene der Entitäten und des Distrikts Brcko und zum Teil auf der
Gesamtstaatsebene geregelt.

Abb. 1: Karte Bosnien und Herzegowinas

5 Auswärtiges Amt
6 Statistikagentur Bosnien und Herzegowinas
7 Statistikagentur Bosnien und Herzegowinas
Zielmarktinformationen Markterkundung Bosnien und Herzegowina - Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie ...
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA                        5

2.2 Politischer Hintergrund

BiH ist seit der Unabhängigkeitserklärung am 3. März 1992 eine parlamentarische Demokratie mit einem Zweikammerparlament
(Abgeordnetenhaus, Völkerkammer) auf Gesamtstaatsebene. Das Abgeordnetenhaus besteht aus 42 Abgeordneten, die direkt vom Volk
gewählt werden. Die Völkerkammer besteht aus 15 Mitgliedern. Sie überwacht die “vitalen nationalen Interessen” der konstitutiven
Völker – Bosniaken, Serben und Kroaten.

Die Verfassung des Landes ist im Annex 4 des Friedensabkommens von Dayton festgelegt. Danach überwölbt Bosnien und
Herzegowina als Gesamtstaat die beiden als Entitäten bezeichneten Landesteile Föderation Bosnien und Herzegowina (FBiH) und
Republika Srpska (RS). Darüber hinaus besteht auch ein Sonderbezirk Brčko. In die Zuständigkeit des Gesamtstaats fallen die
Außenpolitik und der Außenhandel, die Zoll- und Währungspolitik, Migrationsfragen, internationale Strafverfolgung,
Telekommunikation, Grenzschutz und Luftverkehrshoheit sowie Verteidigungsfragen. 8

Die Präsidentschaft BiHs besteht aus je einem Bosniaken, einem Kroaten und einem Serben. Der Vorsitz in der Präsidentschaft wechselt
alle acht Monate. Das Präsidium besteht derzeit aus Bakir Izetbegović (Bosniake, SDA), Dragan Čović (bosnischer Kroate, HDZ) und
Mladen Ivanić (bosnischer Serbe, PDP).9

Die zwei Entitätsparlamente bestehen, wie auf Gesamtstaatsebene, aus jeweils zwei Kammern. Darüber hinaus unterteilt sich die
FBiH in zehn Kantone, die ebenfalls eigene Regierungen bilden. 10

Die EU ist bemüht, den schon seit vielen Jahren in Selbstblockade steckenden Staat funktionsfähig zu machen. Dank einer gemeinsamen
Initiative des deutschen Außenministers Steinmeier und seines britischen Amtskollegen Hammond, die später auch zu einer EU-
Initiative zu Bosnien und Herzegowina ausgeweitet wurde, haben sich Parlaments- und Präsidentschaftsvertreter sowie alle Parteiführer
in BiH im Jahr 2015 schriftlich verpflichtet, die staatlichen Kompetenzen zu straffen und so einen aktiven Schritt in Richtung EU-
Annäherung zu unternehmen. Bosnien und Herzegowina hat im März 2016 den Antrag zur EU-Mitgliedschaft eingereicht und am 20.
September 2016 wurde das Antragsgesuch von der EU-Mitgliedsstaaten angenommen. Die mit der EU-Mitgliedschaft einhergehenden
und unabdingbaren Reformen sollen auch den Gesamtstaat gegenüber den Entitäten stärken und die Rahmenbedingungen für
wirtschaftliche Tätigkeit und Investitionen landesweit verbessern. 11

Im Oktober 2014 fanden in Bosnien und Herzegowina die Parlamentswahlen statt. Nach einer vierjährigen politischen Paralyse und
dem sozio-ökonomischen Niedergang erhofften sich viele Menschen einen Richtungswechsel von diesen Wahlen. Erst knapp sechs
Monate nach der Wahl wurde die neue gesamtstaatliche Regierung gebildet und von einer Fünfparteienkoalition des
Abgeordnetenhauses bestätigt. Die aktuelle bosnisch-herzegowinische Regierung wird von einer Koalition bestehend aus den Parteien
SDA, DF, HDZ sowie der „Allianz für den Wandel“ – einem Parteibündnis das in der RS angetreten war, gebildet. Premierminister ist
Denis Zvizdić (SDA).12

8 Regierung Bosnien und Herzegowina
9 Staatspräsidium Bosnien und Herzegowina
10 Parlament Bosnien und Herzegowina

11 Deutsche Botschaft Sarajevo

12 Heinrich-Böll-Stiftung
Zielmarktinformationen Markterkundung Bosnien und Herzegowina - Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie ...
6         ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA

2.3 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung13

Nach einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,6% im Jahr 2013, wurde auch 2014 ein ähnlich gutes Ergebnis erwartet.
Schwere Überschwemmungen in BiH und der Region im Mai 2014 sorgten für Ernüchterung und die reale Wachstumsrate betrug
lediglich 0,4%. Ein Wachstum von 3,03% wird von der Statistikagentur für das Jahr 2015 beziffert, und für 2016 rechnet man mit einem
Zuwachs von 3,2%.
Das prognostizierte Wachstum wird sich aufgrund struktureller Probleme nicht unmittelbar auf den Arbeitsmarkt auswirken. BiH leidet
heute unter einer Arbeitslosenquote von offiziell 27,5 Prozent (nach ILO, 2014), obwohl die tatsächliche Quote wahrscheinlich weitaus
höher liegt. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt sogar bei über 60 Prozent. Die Entwicklung der Löhne und Gehälter stagniert weiterhin.
Der durchschnittliche Bruttolohn im Juli 2016 betrug 1.293 KM (ca. 660 Euro). Dies lässt wenig Hoffnung auf einen Anstieg des
privaten Konsums. Jedoch ist auch weiterhin mit der Unterstützung der im Ausland lebenden Bosnier (Diaspora) zu rechnen.

Tab. 1: Wirtschaftliche Indikatoren für BiH

                                                Wirtschaftliche Indikatoren für BiH

                                                  2015           2014           2013           2012           2011           2010

 BIP, lauf. Preise (Mio. EUR)                    14.592         13.937         13.356         13.158         13.130         12.570

 BIP per capita (EUR)                             3.821          3.641          3.509          3.430          3.419          3.271
                                                                0,4**
 Reales BIP-Wachstum (%)                          3,03                           1,6            -1,2           1,0            0,8
                                                                0,7***
 Bruttowährungsreserven
                                                  k.A.           4.001          3.614          3.328          3.285          3.302
 (Mio. EUR)
 Ausländische Direktinvestitionen                 I-IX
                                                                  378            214            273            357            307
 (Mio. EUR)                                       112
 Auslandsverschuldung (Mio. EUR)                  k.A.           4.183          3.788          3.659          3.398          3.215

 Industrieproduktion (%)                          k.A.            0,1            6,4            -5,2           5,6            1,6

 Inflationsrate (%)                                -1,0           -0,9           -0,1           2,1            3,7            2,1

 Durchschnittlicher Bruttolohn (EUR)               659            659            660            660            650            622

 Durchschnittlicher Nettolohn (EUR)                424            425            422            422            417            408

 Arbeitslosenquote (%) *                          27,7           27,5           27,5           28,0            27,6           27,2

 Export (Mio. EUR)                                4.595          4.440          4.285          4.018          4.204          3.628

 Import (Mio. EUR)                                8.105          8.283          7.756          7.799          7.938          6.962

Quellen: Statistikagentur BiH; Zentralbank BiH, FIPA (Agentur zur Förderung von ausl. Investitionen BiH)
*) Prognose der Weltbank
**) Prognose des IWF (Internationaler Währungsfonds)

Das größte Wirtschaftspotential Bosnien und Herzegowinas bietet der Energiesektor. Insbesondere im Bereich der erneuerbaren
Energien ist das Potential bei Weitem nicht ausgeschöpft. Das während des Krieges zu rund 60 Prozent zerstörte Stromnetz ist wieder
hergestellt. Mittlerweile exportiert Bosnien und Herzegowina wieder Energie. Beide Entitäten streben an, die Stromproduktion (je etwa
zur Hälfte Kohle und Wasserkraft) signifikant zu erhöhen, um den Energieexport zu stärken und damit auch das Leistungsbilanzdefizit
weiter zu reduzieren.

Über komparative Vorteile in der Region verfügt Bosnien und Herzegowina auch im Bereich der Metallverarbeitung. Die meisten
neuen Arbeitsplätze werden durch Neugründungen im KMU-Sektor (kleine und mittlere Unternehmen) geschaffen, die stark
exportorientiert produzieren, da die Binnennachfrage auch auf mittlere Sicht gering bleiben wird. Viele KMUs sind daher als
„Werkbank“ für westeuropäische (auch deutsche) Firmen tätig.

Neben der metallverarbeitenden Industrie zählt die holzverarbeitende Industrie zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen Bosnien und
Herzegowinas, sowohl im Hinblick auf die Produktionsmenge als auch den betreffenden Export. Exportiert werden Rohholz,
Halbfabrikate und Fertigprodukte wie Möbel. Die Möbelindustrie befindet sich im Aufwind und ist stark exportorientiert.

13   GTAI, WKO, Deutsche Botschaft Sarajevo, Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien-Herzegowina; sofern nicht anders vermerkt
Zielmarktinformationen Markterkundung Bosnien und Herzegowina - Maschinen und Ausrüstungen für die Möbelindustrie und holzverarbeitende Industrie ...
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA                                     7

Die landwirtschaftliche Erzeugung und Verarbeitung sind größtenteils auf einem technisch und qualitativ veralteten Stand. Produkte
und Betriebsgröße sind kaum wettbewerbsfähig, es fehlt an einer Lebensmittelverarbeitungs- und Verpackungsindustrie. Sollten die
von der EU geforderten phytosanitären Mindeststandards erreicht werden, ist es jedoch möglich, dass Bosnien und Herzegowina
Milchprodukte in die EU exportieren darf.

Im Transportsektor stehen erhebliche Investitionen in die Modernisierung der Eisenbahn an (Förderung v.a. durch EBRD und EIB).
Im Ausbau des Straßennetzes wurde der Bau des paneuropäischen Autobahnkorridors Vc (Nord-Süd-Autobahn durch Bosnien und
Herzegowina: Grenze zu Kroatien bei Samac, Doboj, Zenica, Sarajevo, Mostar, Grenze zu Kroatien nach Ploce) zur Priorität erklärt.
Die Kosten bis zur geplanten Fertigstellung 2020 werden auf rd. 3,4 Mrd. Euro veranschlagt, auch hier fördern die EBRD, EIB und
Weltbank.

Der Bereich Tourismus ist im Wachstum und bietet weiteres Potenzial. Sarajevo erfreut sich bei ausländischen Besuchern steigender
Beliebtheit. Auch an die Wintersporttradition wird durch den Ausbau und die Modernisierung entsprechender Infrastruktur angeknüpft.
Die olympischen Skigebiete ziehen vor allem Touristen aus den benachbarten Ländern an. Internationaler Massentourismus findet
derzeit allenfalls in Form von Tagesausflügen von der kroatischen Küste nach Mostar oder zum katholischen Pilgerort Međugorje statt.
Unter anderem die nach wie vor bestehende Minengefahr steht einer weiteren Entwicklung etwa im Bereich des Naturtourismus im
Wege.

Zu den Erfolgen der Wirtschaftstransformation in Bosnien und Herzegowina zählt der Bankensektor, der zu den stabilsten der Region
gehört. Die Privatisierung ist weitgehend abgeschlossen, rund 90 Prozent des Eigenkapitals liegen in ausländischer Hand.
In BiH besteht ein Currency Board bzw. Wechselkursarrangement. Die bosnisch-herzegowinische Währung Konvertible Mark (BAM)
ist seit 2002 an den Euro als Ankerwährung gekoppelt zum festen Wechselkurs von 1 EUR = 1,95583 BAM (entspricht dem Kurs der
Deutschen Mark). Dies trägt zu einer Finanz- und Währungsstabilität bei.

Die Entwicklung der Investitionen ist in den vergangenen Jahren wenig erfreulich gewesen, dürfte aber seit dem Jahr 2014 dank einer
Reihe angelaufener größerer Infrastrukturprojekte steigen. Sollten diese Vorhaben fortgeführt und neue schrittweise begonnen werden,
dann werden die Bruttoanlageinvestitionen auch mittel- bis langfristig auf Wachstumskurs bleiben. Die ausländischen Unternehmen
haben einen maßgeblichen Anteil an den Investitionsaktivitäten in BiH. So betrugen die ausländischen Direktinvestitionen zwischen
Januar und September 2014, laut der bosnisch-herzegowinischen Zentralbank, knapp 284 Mio. EUR. Dies waren 22% mehr als im
Vorjahreszeitraum. Nach Einschätzungen der Zentralbank in BiH sollen im Jahr 2015 vor allem die Investitionen und der Export dazu
beitragen, dass die Wirtschaft um 2,6%14 zulegen wird.

Die Inflationsrate konnte in den vergangenen Jahren im Rahmen gehalten werden. Im Jahr 2012 lag sie bei 2,1%, 2013 wurde eine
leichte Deflation von 0,1% verzeichnet. Diese setzte sich in 2014 fort und wurde mit 0,9% beziffert, 2015 stieg sie wieder auf 1,0%.

Der Export belief sich 2015 auf gut 4,5 Mrd. EUR, was einem Plus von 3,5% zum Vorjahr entsprach. Von bosnisch-herzegowinischen
Ausfuhren entfielen gut 72% auf EU-Staaten. Zu den wichtigsten Abnehmern zählten Deutschland (15,7%), Italien (13,5%), Kroatien
(10,3%) und Serbien (8,5%). Zu den dominierenden Exportwarengruppen zählen wie auch die Jahre zuvor: Möbel und Möbelteile,
Metallerzeugnisse, Maschinen und Maschinenteile, mineralische Brennstoffe und Holz.

Tab. 2: Außenhandel Bosnien und Herzegowinas

                                                           Außenhandel
                                                           (in Mio. EUR)
                                  2015          2014          2013         2012           2011          2010           2009
     Gesamthandel               12.700         12.723        12.041       11.817        12.142         10.590          9.142
     Export                      4.595          4.440        4.285         4.018         4.204          3.628          2.828
     Import                      8.105          8.283        7.756         7.799         7.938          6.962          6.314
     Handels-
                                 -3.510        -3.843        -3.471       -3.781         -3.734        -3.334         -3.486
     bilanzsaldo
     Deckungsgrad
                                  56,7              53,6      55,2         51,5           53,0           52,1           44,8
     (%)
 Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina

14   Laut der Statistikagentur BiH waren es 3,03%
8          ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA

 Das Handelsbilanzdefizit konnte sich aufgrund der geringen Dynamik der Exporte gegenüber den Importen im Jahr 2014 um 10.7%
 und im Jahr 2015 um ca. 9% ausweiten. Die vergleichsweise guten Aussichten für die Entwicklung der Wirtschaft im Jahr 2016
 unterstellen in erster Linie eine positive Nachfrage aus dem Ausland nach bosnisch-herzegowinischen Waren sowie weitere
 Fortschritte bei Investitionen. Einschätzungen von Experten zufolge wird der wirtschaftliche Erfolg darüber hinaus auch davon
 abhängen, ob der Reformprozess im Land wieder in Gang kommen wird.
Tab. 3: Handelspartner

                                             Überblick der Top 5-Handelspartner
                                                 (Gesamthandel in Mio. EUR)
  Land                         2015          Anteil in %     2014      Anteil in %                         2013             Anteil in %
  Deutschland                  1.701            13,4         1.630        12,8                             1.498               12,4
  Italien                      1.520             12          1.458        11,5                             1.271               10,5
  Kroatien                     1.328            10,5         1.435        11,3                             1.611               13,4
  Serbien                      1.278             10          1.243         9,8                             1.152                9,6
  Slowenien                     778              6,1          747          5,9                              737                 6,1
  Österreich                    667              5,2          447          3,5                              617                 5,1
  Sonstige                     5428             42,7         5763         45,2                             5155                42,8
  Gesamt                      12.700            100         12.723        100                             12.041               100
Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina

Tab. 4: Struktur der wichtigsten bosnisch-herzegowinischen Exportprodukte

                                                                 2015                                      2014                                     2013
                                                 in Mio. EUR           Anteil in %         in Mio. EUR           Anteil in %         in Mio. EUR              Anteil in %
  Gesamt                                             4.595                100                  4.440                100                 4.285                    100
  Möbel und Möbelteile                                458                 9,9                   440                  9,9                 421                      9,8
  Schuhe                                              319                 6,9                   334                  7,5                 279                      6,5
  Sonstige Metallprodukte                             287                 6,2                   269                  6,1                 254                      5,9
  Kork und Holz                                       269                 5,8                   264                  5,9                 238                      5,6
  Eisen und Stahl                                     245                 5,3                   273                  6,1                 263                      6,1
  Buntmetalle                                         236                 5,1                   246                  5,5                 265                      6,2
  Kleidung                                            203                 4,4                   179                  4,0                 156                      3,6
  Metallerze und Metallreste                          161                 3,5                   178                  4,0                 195                      4,6
  Industriemaschinen                                  158                 3,4                   159                  3,6                 143                      3,3
  Öl und Ölderivate                                   103                 2,2                   182                  4,1                 185                      4,3
  Sonstiges                                          2156                  47                  1.916                43,2                1.514                    35,3
Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina

Tab. 5: Struktur der wichtigsten bosnisch-herzegowinischen Importprodukte

                                                                 2015                                     2014                                      2013
                                                 in Mio. EUR           Anteil in %         in Mio. EUR          Anteil in %         in Mio. EUR           Anteil in %
  Gesamt                                             8.105                100                  8.283               100                  7.756                100
  Öl und Ölderivate                                   775                 9,5                  1.055               12,7                 1.162                15,0
  Straßenfahrzeuge                                    527                 6,5                   510                 6,2                  457                  5,9
  Gespinst, Stoffe u.
                                                       347                  4,3                  328                  4,0                 272                    3,5
  Textilprodukte
  Sonstige Metallprodukte                              317                  3,9                  331                  4,0                 280                    3,6
  Elektrische Maschinen,
                                                       299                  3,7                  311                  3,8                 249                    3,2
  Apparate und Geräte
  Industriemaschinen im
                                                       291                  3,6                  307                  3,7                 248                    3,2
  Allgemeinen
  Medizinische und
                                                       271                  3,3                  285                  3,4                 243                    3,1
  pharmazeutische Produkte
  Eisen und Stahl                                      268                  3,3                  257                  3,1                 252                    3,3
  Getreide und -produkte                               223                  2,7                  228                  2,8                 209                    2,7
  Produkte aus nichtmetallischen
                                                       188                  2,3                  187                  2,3                 170                    2,2
  Mineralien
  Sonstiges                                           4599                 56,7                4.484                 54,1                4.213                   54,3
Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA                                     9

2.4 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland15

Deutschland ist nicht nur seit Jahren einer der wichtigsten, sondern auch der größte Handelspartner Bosnien und Herzegowinas, mit
einem Außenhandelsvolumen von ca. 1,7 Mrd. EUR. Das Bilanzsaldo betrug in 2014 ca. 282,3 Mio. EUR und 2015 257 Mio. EUR.
Der Import aus Deutschland legte 2014, laut Statistikagentur BiH, zum Vorjahr um knapp 7,8 % zu. Im Jahr 2015 waren es lediglich
2,4%. Wie auch die Jahre zuvor dominieren beim Import Produkte aus den Warengruppen: Nahrungsmittel, Maschinen und Fahrzeuge,
chemische Erzeugnisse und Vorerzeugnisse.

Tab. 6: Bosnisch-herzegowinische Exporte nach Ländern in Mio. EUR
                                       Struktur                      Struktur                       Struktur                      Struktur
                           2015                          2014                          2013                           2012
                                         (%)                           (%)                            (%)                           (%)
 GESAMT                   4.595           100            4.440          100           4.284,8          100          4.017,7          100
 EU-Länder                3.299          71,8            3.205         72,2           3.155,7         73,6          2.327,7         57,9
 Deutschland               722           15,7             674          15,2            670,2          15,6           618,7          15,4
 Italien                   621           13,5             612          13,8            513,0          12,0           480,2          12,0
 Kroatien                  473           10,3             488          11,0            610,8          14,3           595,7          14,8
 Serbien                   394            8,5             409           9,2            392,0           9,1           363,0           9,0
 Slowenien                 383            8,3             357           8,0            351,0           8,2           334,0           8,3
 Österreich                380            8,2             386           8,7            351,5           8,2           334,8           8,3
 Sonstige                 1622           35,3            1.514         34,1           1.396,3         32,6          1.291,3         32,1
Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina

Tab. 7: Bosnisch-herzegowinische Importe nach Ländern in Mio. EUR
                                        Struktur                      Struktur                      Struktur                      Struktur
                            2015                          2014                          2013                          2012
                                          (%)                           (%)                           (%)                           (%)
     GESAMT                 8.105          100           8.283           100          7.756,2          100          7.798,7          100
     EU-Länder              4.932           61           4.880          58,9          4.657,8         60,0          3.659,9         46,9
     Deutschland             979            12            956           11,5           887,0          11,4           882,4          11,3
     Italien                 899            11            845           10,2           757,9           9,8           730,8           9,4
     Serbien                 884          10,9            833           10,1           759,6           9,8           731,9           9,4
     Kroatien                855          10,5            947           11,4          1.000,3         12,9          1.126,1         14,4
     China                   558           6,8            695            8,4           467,4           6,0           417,4           5,4
     Russland                465           5,7            661            8,0           770,0           9,9           763,8           9,8
     Slowenien               395           4,8            390            4,7           385,7           5,0           410,8           5,3
     Sonstige               3070          37,9           2.956          35,7          2.728,3         35,2          2.735,5         35,1
Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina

Aufgrund des im Jahr 2008 in Kraft gesetzten Interimsabkommens zum Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) mit der
EU sind größtenteils Zölle und mengenmäßige Beschränkungen für gewerbliche Erzeugnisse aus BiH abgeschafft worden. Bei
Lieferungen nach BiH wurden die Zollsätze beseitigt bzw. werden schrittweise abgebaut.

15
     Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien-Herzegowina, Außenhandelskammer Bosnien-Herzegowina VTK; sofern nicht anders vermerkt
10         ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA

Tab. 8: Struktur der wichtigsten bosnisch-herzegowinischen Exportprodukte nach Deutschland

                                                           2015                                  2014                                  2013
                                                 in Mio.          Anteil in           in Mio.           Anteil in          in Mio.            Anteil in
                                                  EUR                %                 EUR                 %                EUR                  %
 Gesamt                                            722              100                 674               100                670                100
 Sitzmöbeln und deren Teile                        147             20,3                 167              24,8                168               25,0
 Aluminiumstäbe und -profile                        23              3,2                  17               2,5                 14                2,1
 Bremsen und Servobremsen
                                                    20                2,7                23                3,4                23                3,4
 und deren Teile
 Holzmöbeln                                         19                2,6                19                2,8                22                3,3
 Schuhteile                                         16                2,2                16                2,4                15                2,2
 Sonstige Konstruktionen und
 Konstruktionsteile aus Eisen                       14                1,9                15                2,2                13                2,0
 und Stahl
 Vorhängeschlösser und
 Schlösser aus unedlen                              13                1,8                13                1,9                12                1,8
 Metallen
 Kupferabfälle und -schrott                         8                 1,1                10                1,5                13                 2,0
 Sonstiges                                         462                64                394               58,5               390                58,2
Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina

Tab. 9: Struktur der wichtigsten bosnisch-herzegowinischen Importprodukte aus Deutschland

                                                             2015                                  2014                                  2013
                                                  In Mio.                               in Mio.                               in Mio.
                                                                  Anteil in %                           Anteil in %                           Anteil in %
                                                   EUR                                   EUR                                   EUR
  Gesamt                                            979                100                956                100                887               100
  PKWs, gebraucht                                   119                12                 120                12,5               110               12,4
  PKWs, neu                                          32                3,2                 27                 2,8                28                3,1
  Lastkraftwagen, gebraucht                          25                2,5                k.A.                                  k.A.
  Arzneimittel                                       25                2,5                 28                2,9                 25                2,8
  Bremsen und Servobremsen
                                                     18                 1,8                19                2,0                 19                2,1
  und deren Teile
  Sattelkraftfahrzeuge, gebraucht                    18                 1,8                14                1,5                 16                1,8
  Monofile aus PVC                                   18                 1,8                16                1,7                 15                1,7
  Kupferdraht                                       k.A.                                   13                1,4                 13                1,5
  Gewebe, mit Kunststoff
  getränkt, bestrichen, überzogen
                                                     15                 1,5               k.A.                                  k.A.
  oder mit Lagen aus Kunststoff
  versehen
  Vorhängeschlösser und
                                                     8,7                0,9                10                1,0                 11                1,2
  Schlösser aus unedlen Metallen
  Sonstiges                                        700,3               71,5               709                74,2               650               73,4
Quelle: Statistikagentur BiH mit nachfolgender Bearbeitung und statistischer Darstellung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA                                               11

3. Holzverarbeitende und Möbelindustrie in
Bosnien und Herzegowina16
3.1 Ausgangslage

Bosnien-Herzegowina hat den größten Waldanteil im westlichen Balkan. Zudem verfügt das Land über die größte Waldvielfalt in der
Region. Es wird davon ausgegangen, dass ca. 3,23 Mio. Hektar des Landes mit Wald bedeckt ist. Dies wiederum entspricht 63% der
Gesamtfläche. Eine Quote, die zu den höchsten in Europa gehört. Davon sind 80% in staatlichem und 20% in privatem Besitz.

Abb. 2: Aufteilung der Waldgebiete

Quelle: United Nations Food and Agricultural Organization “The Forest Sector in Bosnia and Herzegovina”

Laut aktuellen Analysen und Statistiken betragen die Waldbestände 435 Mio. m³, entsprechend 201m³/ha. Aufgrund einer natürlichen
und vielfältigen Struktur wird erwartet, dass Holz ein Schlüsselrohstoff der bosnisch-herzegowinischen Entwicklung sein wird.
Die Hauptbaumsorten sind:
      -     Fichte
      -     Tanne
      -     Waldkiefer
      -     europäische Pinie
      -     Buche
      -     verschiedene Sorten Eiche
      und in geringer Zahl einige Laubwaldbestände wie:
      -     Ahorn
      -     Ulme

16UN FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations, Foreign Investment Promotion Agency BiH (FIPA), Außenhandelskammer Bosnien-Herzegowina VTK; sofern
nicht anders vermerkt
12         ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA

      -     Esche
      -     und Obstbäume (Kirsche, Apfel, Birne).
Dabei muss vor allem das Eichen- und Buchenholz aus Bosnien-Herzegowina hervorgehoben werden, das in der Möbelproduktion
eingesetzt wird und vielen heimischen Herstellern Türen auf dem Weltmarkt öffnet.

Das Land ist Netto-Exporteur primärer und sekundärer Holzprodukte und hat das Potenzial mit heimischen Verarbeitern einen hohen
Wertschöpfungsanteil zu erzielen.

Aussagekräftige Statistiken sind leider oft nur mangelhaft vorhanden. So wurde die letzte offizielle Statistik in einem „National Forest
Inventory“ zwischen 1964 und 1968 erfasst. Daher wird im folgenden meistens auf Statistiken ausländischer Organisationen verwiesen.

Tab. 11: Übersicht der Waldformen in Bosnien und Herzegowina (2012)
                                                               Nicht-
                                                                                 Geschützter                          Schutz-
   Vegetationsform              Wirtschaftswald          wirtschaftlicher                            Spezialzwecke                Gesamt
                                                                                       Wald                          /Bannwald
                                                                Wald
                                ha                      ha                       ha                  Ha              ha          ha

 Hochwald                       1 329 500               46 300                   5 200               8 800           262 600     1 652 400

 Niederwald                     843 200                 158 700                  1 600               2 400           246 300     1 252 200

 Hoch- und
                                2 172 700               205 000                  6 800               11 200          508 900     2 904 600
 Niederwald
 Strauchwerk                    52 700                  41 100                   0                   100             36 700      130 600

 Unfruchtbares
                                55 700                  88 400                   800                 3 400           38 900      187 200
 Land
 Andere
                                3 300                   3 100                                        100             2 600       9 100
 Waldgebiete
 Gesamt                         2 284 400               337 600                  7 600               14 800          587 100     3 231 500
Quelle: USAID, 2012

Tab. 12: Übersicht nach Entitäten (2012)

                                                   Verfügbarer, wirtsch. nutzbarer                   Verfügbarer, wirtschaftlich
                                                   Wald in der RS (ha)                               nutzbarer Wald in der FBiH (ha)

 Hochwald                                          647 300                                           673 300

 Niederwald                                        485 300                                           355 400

 Gesamt                                            1 132 600                                         1 028 700

Quelle: United Nations Food and Agricultural Organization “The Forest Sector in Bosnia and Herzegovina”
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA      13

3.2 Zertifizierung der Wälder in BiH

Die Zertifizierung der Wälder bietet großes Potenzial für multifunktionales Waldmanagement. Dabei sind alle zertifizierten Wälder in
Bosnien-Herzegowina in Staatseigentum. Die Zertifizierungen sind durch den FSC erfolgt (Forest Stewardship Council). Es gibt keine
zertifizierten Wälder in Privatbesitz. Es gibt aber Überlegungen, wie man auch privaten Waldbesitz zertifizieren kann.
Derzeit verfügen vier öffentliche Unternehmen im Bereich der Forstwirtschaft über Zertifizierungen (FSC FM/COC Zertifikate) :
    -    Wälder der Republikaa Srpska
      -     Una-Sana Wälder
      -     Hercegbosna Wälder
      -     Wälder des Tuzla Kantons

Damit haben ca. 1,5 Mio. Hektar bzw. 1/3 des Waldbestands in Bosnien-Herzegowina FSC Zertifikate.

3.3 Holzverarbeitende und Möbelindustrie

Bosnien-Herzegowina hat eine lange Tradition in der Produktion hochwertiger Holzprodukte und Möbel, die der heimischen aber auch
ausländischen Nachfrage gerecht werden. Insbesondere vor dem Balkan-Krieg 1992 bis 1995 gehörte die holzverarbeitende Industrie
Bosnien-Herzegowinas zu den besten weltweit, gerade in Bezug auf:
                                                  -      die Qualität des Rohmaterials
                                                  -      die Qualität der Produkte
                                                  -      das Fachwissen der Arbeiter

Nach wie vor hat dieser Zweig eine große Bedeutung für die Wirtschaft des Landes, sowohl bezüglich Beschäftigung als auch
Exporterträge. In diesem Bereich wird der größte Außenhandelsüberschuss generiert.
Der größte Wettbewerbsvorteil für Bosnien-Herzegowina auf dem Weltmarkt beruht auf folgenden drei Aspekten:
                                                  -      solide Waldressourcen
                                                  -      geringe Arbeitskosten
                                                  -      Nähe zum EU-Markt

Nach Angaben der Statistikagentur sowie der Handelskammer, gilt die heimische holzverarbeitende Industrie als einer der
wettbewerbsfähigsten Wirtschaftszweige der bosnisch-herzegowinischen Wirtschaft.

Gestützt werden diese Aussagen vom Außenhandelsüberschuss in Höhe von 418 Mio. Konvertible Mark, die dieser Sektor generiert.
Insgesamt können nur drei Sektoren überhaupt einen Außenhandelsüberschuss vorweisen.

Zudem wachsen die Produktion, der Verkauf und die Exporte zweistellig und führen zu einem Wachstum des BIP, sowie der
Produktions- und Beschäftigungsstruktur. Und die holzverarbeitende Industrie konnte seit 2011 ein jährliches Wachstum des
Produktionsvolumens von über 10% verzeichnen.

Tab. 13: Schlüsseldaten der holzverarbeitenden Industrie Bosnien-Herzegowinas (2011)

                                            Verkauf in             Anteil in %              Export in   Anteil
                                            Mio. BAM                                        Mio. BAM
  Sägewerk-Produkte                         461,6                  6,6                      277,1       3,3
  Furnier                                   91,7                   1,3                      25,1        0,3
  Tischlerei/Schreinerei                    48,1                   0,7                      48,6        0,6
  Andere Holzprodukte                       56,9                   0,8                      15,4        0,2
  Möbel                                     336,6                  4,8                      348,0       4,1
  Fertighäuser                              6,5                    0,1                      29,2        0,3
  Gesamte Holzverarbeitung                  1002,9                 14,3                     747,5       8,9
  Gesamt Produktion                         7015,1                 100                      8430,4      100
Quelle: USAid, FIRMA-Projekt 2012, “BiH industry outlook Wood & Metal Processing Sectors”
14         ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA

3.3.1 Bedeutung Deutschlands und der Europäischen Union für die bosnisch-herzegowinische
holzverarbeitende Industrie

Dieses Wachstum wurde vor allem durch die hohe Nachfrage der ausländischen Haupthandelspartner begünstigt, insbesondere der
Euro-Zone und vor allem Deutschland. Die Euro-Zone führte zu einem kräftigen Wachstum der Exporteinkünfte von knapp 15% pro
Jahr und zeigte sich verantwortlich für 75% der Einkünfte aus der Holzverarbeitung.

Mit einem derart hohen und kontinuierlichen jährlichen Exportwachstum und der beachtlichen Produktion und Verkaufszahlen, stellt
die verarbeitende Industrie ein wichtiges Standbein für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes dar. Außerdem wird die Struktur
aus Produktion, Einkommen und Exporten jedes Jahr günstiger, mit einem wachsenden Produktionsanteil in Segmenten mit höherer
Wertschöpfung (Möbel und Stühle, Holzprodukte, Fertighäuser).

Dennoch, in Anbetracht der Größe des EU-Marktes, sind die bosnisch-herzegowinische Produktion und Exporte immer noch sehr klein.
Was wiederum bedeutet, dass noch großes Potenzial sowie zahlreiche Möglichkeiten für holzverarbeitende Betriebe in Bosnien und
Herzegowina vorhanden sind.
Gerade die Europäische Union importierte Möbel (insgesamt) mit einem Wert von über 60 Milliarden Euro. Alleine Deutschland, der
größte Markt für Möbel aus Bosnien-Herzegowina, verzeichnet Importe im Wert von insgesamt 15 Milliarden Euro pro Jahr. Der
Schlüsselfaktor für die erfolgreiche Präsenz bosnisch-herzegowinischer Unternehmen auf dem EU-Markt ist deren Fähigkeit,
hochwertige Standard-Möbel zu produzieren, bei einem Preis, der unter dem des Wettbewerbs liegt.

Neben der Rolle als Importeur ist Deutschland ein weiterer wichtiger Faktor für Produktionsstandorte in Bosnien-Herzegowina. Denn
laut Expertenschätzungen stammen rund 80% aller Maschinen und Anlagen in der holverarbeitenden und Möbelindustrie aus
Deutschland. Allerdings ist ein Großteil dieser Maschinen und Anlagen mittlerweile alt oder veraltet. Ein adäquater Service oder
Reparaturen sind in der Regel für die einheimischen Unternehmen nur schwer zu bekommen.

3.3.2 Arbeitskräfte, Fachwissen und operative Kosten

Derzeit (2012) beschäftigt die holzverarbeitende Industrie ca. 20.000 Angestellte:

Tab. 14: Zahl der Angestellten in der holzverarbeitenden Industrie

                                        Föderation    Republikaa             Gesamt
 Holzproduktion und                     5 432         5 349                  10 781
 Produkte aus Holz und
 Kork

 Papierproduktion und                   1 577         637                    2 214
 Papierprodukte
 Möbelherstellung                       3 657         2 596                  6 253
 Gesamt                                 10 666        8 582                  19 248
Quelle: Statistical Yearbook of FBiH 2013

Bosnien und Herzegowina ist überregional bekannt für die Qualität und das Fachwissen seiner Arbeitskräfte in der holzverarbeitenden
Industrie. Zudem sind die Arbeitskräfte auch ein großer komparativer Kostenvorteil. Nach Angaben der Statistikagenturen der Entitäten
verhält sich das Gehaltsniveau in den letzten Jahren für Produktionsmitarbeiter in der holzverarbeitenden Industrie wie folgt:
                                     -     Nettogehalt: 410,-- bis 430,-- €
                                     -     Bruttogehalt: 640,-- bis 690,-- €
Auch die operativen Kosten sind im regionalen Vergleich günstig. Steuerverpflichtungen und Arbeitskosten, wie gerade erwähnt, sind
im europäischen Vergleich sehr niedrig.
Die Kosten für:
                                    -   Elektrizität
                                    -   Logistik
                                    -   Betriebsmittel
sind die mit Abstand niedrigsten der Region.

Die Steuerpolitik gehört ebenfalls zu den attraktivsten, mit einem niedrigen Satz für:
                                      -   die Einkommenssteuer
                                      -   die Gewinnsteuer
                                      -   die Mehrwertsteuer
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA             15

3.3.3 Unternehmensstrukturen

In den letzten Jahrzehnten hat die Industrie einen drastischen Struktur- und Eigentumswandel durchlebt. Vor dem Krieg gab es über
200 holzverarbeitende und -bearbeitende Betriebe. Der Zweig war für etwa 10% der gesamten Industrieproduktion Bosnien-
Herzegowinas verantwortlich, mit jährlichen Exporten von geschätzt 350 Mio. €. Zwei Unternehmen in Staatsbesitz (SIPAD und
Krivaja) machten 90% der Produktion aus und dominierten den Markt.
Nach dem Krieg wurden die großen staatlichen Konglomerate aufgeteilt und teilweise geschlossen bzw. verkauft. Damit wurde die
Gelegenheit und Raum für Privatunternehmen geschaffen. Die Regierung war bemüht, den Sektor zu privatisieren. Allerdings mit
unterschiedlichen Ergebnissen. Viele neue und kleinere Sägewerke wurden eröffnet, hauptsächlich für den lokalen Markt. Allerdings
ohne Aussicht Exportgewinne zu erzielen oder wettbewerbsfähig zu sein.

Eine beachtliche Zahl dieser Sägewerke wurde ohne staatliche Kontrolle oder Lizenz gegründet. Dadurch entstand eine Überkapazität
an Sägewerken. Laut der USAid FIRMA Studie von 2011 entstand ein Verhältnis von 61 Sägewerken vor dem Krieg zu jetzt 1.500 bis
1.700. Die größeren Sägewerke stammen aus den 70er und 80er Jahren, mit alten und verschlissenen Maschinen. Die kleineren
produzieren nach wie vor fast nur für den lokalen Markt.

Tab. 15: Übersicht der holzverarbeitenden Industrie in Bosnien und Herzegowina

                                          Zahl der Betriebe in der                 Zahl der Betriebe in der
                                          Holzindustrie                            Holzindustrie
                                          Vor dem Krieg                            Nach dem Krieg
 Sägewerke, Furnier                       61                                       1 500
 Sperrholz,                               47                                       35
 Verbundmaterial
 Zellstoff und Papier                     3                                        1
 Tischlerei/Fenster, Türen                30                                       183
 Möbel                                    50                                       37
 Sonstige                                 31                                       23
 Gesamt                                   222                                      1 700+
Quelle: USAid, FIRMA-Projekt, “BiH industry outlook Wood & Metal Processing Sectors”

3.3.4 Einnahme- und Exportstrukturen

Produkte aus Sägewerken (mit über 9%) und die Möbelindustrie (mit 5% jährlichem Wachstum) wachsen in Bezug auf die Einnahmen
sowie die Produktionsdynamik am stärksten. Die Exporte sind der stärkste Treiber der holzverarbeitenden Industrie. Dabei ist besonders
erfreulich, dass sich am besten Produkte entwickeln, die zu einer hohen Wertschöpfung beitragen.

Abb. 3: Einnahmestrukturen der holzverarbeitenden Industrie (2011)

Quelle: USAid, FIRMA-Projekt, “BiH industry outlook Wood & Metal Processing Sectors”
16        ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA

Abb. 4: Exportstruktur in der holzverarbeitenden Industrie (2011)

Quelle: USAid, FIRMA-Projekt, “BiH industry outlook Wood & Metal Processing Sectors”

Obwohl Möbel den größten Anteil der Exporte ausmachen, verzeichneten Sägewerks- und Tischlerei-Produkte die größten
zweistelligen Wachstumsraten (17,8 bzw. 19,2 %). Auch Fertighäuser haben eine beeindruckende Wachstumsdynamik mit einer
Wachstumsrate von 15,3 % und stehen damit für knapp 4% der Exporte. Der Möbelexport wiederum wuchs um 11,3%.
Die Exportstruktur wird von Jahr zu Jahr günstiger, da sich der Anteil an Segmenten mit hoher Wertschöpfung und komplizierter
Produktionskette vergrößert.

3.3.5 Produktion und Technologien

Ungefähr zwei Drittel aller bosnisch-herzegowinischen Unternehmen aus der Holzverarbeitung produziert mit Maschinen und
Ausrüstung, die mindestens fünf bis zehn Jahre alt sind und fast ausschließlich aus dem Ausland importiert wurden, insbesondere
aus:
                                   -    Deutschland
                                   -    Italien
                                   -    Slowenien

Experten nehmen an, dass sogar bis zu 80% der Maschinen und Anlagen aus Deutschland stammen.

Auch weitere Teile für die Produktion, z.B.:
                                    -     Lack
                                    -     Kleber
                                    -     Metallteile für Verbindungen, wie Scharniere
                                    -     Schaumstoffe

sind größtenteils importiert.

Es wird davon ausgegangen, dass mit dem vorhandenen technologischen Stand des Produktionsequipments zwar die gewünschte
Qualität erzielt werden kann, allerdings wird es für eine zukünftige Weiterentwicklung unumgänglich sein, diese Technologien zu
modernisieren. Lokale Produzenten zeigen sichtbar – zur kontinuierlichen Verbesserung der Produktqualität und zur Vergrößerung der
Kapazitäten – Bereitschaft in ihre Produktion zu investieren.
Die Strukturen der meisten Betriebe sehen dabei so aus, dass diese nicht nur ein Glied der Wertschöpfungskette abdecken. So hat eine
zunehmende Zahl ein Sägewerk mit Kapazitäten zum Trocknen/Dampfbehandeln sowie Produktionsstätten für fertige und halbfertige
Produkte, für den Groß- oder Einzelhandel.
ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA               17

3.3.6 Kapitalstruktur und Investitionsbedarf

Die Struktur der holzverarbeitenden Industrie in Bosnien und Herzegowina hat sich nach dem Krieg drastisch verändert (sh.
Unternehmensstrukturen). Es wird davon ausgegangen, dass das Angebot 2-3 höher ist als die Nachfrage, insbesondere durch die viel
zu hohe Kapazität der Sägewerke. Ein großer Teil der Industrie ist veraltet und überholt, vor allem aufgrund fehlender
Wartungsarbeiten, und damit nicht wettbewerbsfähig. Einer qualifizierten Schätzung zufolge sind nur 20% der Sägewerke überhaupt
wettbewerbsfähig. Daher ist es sehr schwer abzuschätzen, ob die reale wettbewerbsfähige Kapazität die Nachfrage überhaupt decken
kann. So überflügelt beispielsweise die Nachfrage nach Bauholz das Angebot bei weitem. Das Angebot variiert zudem stark in Qualität
und Quantität. Und man muss festhalten, dass die Verfügbarkeit die Expansion der Holzwirtschaft einschränkt.

Die Industrie ist also weder zufrieden mit der Qualität und Quantität des verfügbaren Angebots, noch mit der Lieferpünktlichkeit und
Zuverlässigkeit.
In folgenden Bereichen gibt es daher Potenzial zur Verbesserung der holzverarbeitenden Industrie:
                                     -   Zusammensetzung der Industriestruktur
                                     -   Erhöhung der Wertschöpfung
                                     -   Erhöhung der operativen Effizienz
                                     -   Verringerung von Holzimporten
                                     -   Erhöhung der Marketingaktivitäten
                                     -   Verbesserung der Beziehungen zu Zulieferern

Ein Beispiel wäre es, effizientere Auktionen im Bereich von Bauholz durchzuführen als Werkzeug zur Analyse von
Marktveränderungen und zur Festsetzung von Preisen.
Empfehlungen zur Verbesserung:
                                   -   Entwicklung der Zusammensetzung des Sektors
                                   -   Weitere Erhöhung der Wertschöpfung
                                   -   Erhöhung der Netto-Exporte
                                   -   Verbesserung der Geschäftsbeziehungen mit Zulieferern, vor allem staatliche Forstbetriebe

Die größte Herausforderung dabei wird sein, den Markt zu entwickeln und eine Verarbeitungsindustrie anzuziehen, für Holz niedriger
Qualität oder geringer Abmessung.

Generell lässt sich sagen, dass Weiterentwicklungen im Bereich Tischlerei-Produkte und Massivholzmöbel die größten Perspektiven
haben. Zudem, da es keine Spanplattenbetriebe in Bosnien-Herzegowina gibt, könnte dieser Bereich vielversprechend ausgebaut
werden, vor allem für:
                                     -   Furnier-/Hartholz-Sperrholz
                                     -   Spanplatten
                                     -   Mitteldichte Holzfaserplatten (MDF)

Für die Grobspanplattenindustrie (OSB) ist die Verfügbarkeit von Weichholz ein limitierender Faktor. Weichholz wird erst in einigen
Jahren zur Verfügung stehen (kriegsbedingt).

Abb. 5: Die Wachstumsraten der holzverarbeitenden Industrie

Quelle: USAid, FIRMA-Projekt 2012, “BiH industry outlook Wood & Metal Processing Sectors”
18       ZIELMARKTINFORMATIONEN MARKTERKUNDUNG BOSNIEN UND HERZEGOWINA

3.3.7 Marktchancen für deutsche Unternehmen

Für deutsche Unternehmen ergeben sich in der Möbel- und holzverarbeitenden Industrie Bosnien-Herzegowinas zahlreiche
Geschäftschancen:

       -      Die kleineren Sägewerke produzieren nach wie vor fast nur für den lokalen Markt, größere Sägewerke stammen aus den 70er
              und 80er Jahren und verfügen größtenteils nur über alte und verschlissene Maschinen, die erneuert werden müssen. Generell
              ist ein großer Teil der Industrie veraltet und überholt, vor allem aufgrund fehlender Wartungsarbeiten, und damit nicht
              wettbewerbsfähig.
       -      Zwei Drittel aller bosnisch-herzegowinischen Unternehmen aus der Holzverarbeitung produziert mit Maschinen und
              Ausrüstung, die mindestens fünf bis zehn Jahre alt ist. Damit die Standards gehalten werden können, sind Investitionen
              unumgänglich.
       -      Expertenschätzungen gehen davon aus, dass ca. 80% aller Maschinen und Anlagen in der Möbel- und holzverarbeitenden
              Industrie aus Deutschland stammen. Maschinen und Anlagen „Made in Germany“ genießen in Bosnien und Herzegowina
              nach wie vor einen hervorragenden Ruf.
       -      Aufgrund zahlreicher Investitionen gibt es für Maschinen und Anlagen der primären Holzverarbeitung, insbesondere
              Schnittholz und Holzpanels sowie für den Möbelbereich einen großen Bedarf.
       -      Bosnisch-herzegowinische Unternehmen haben eine gut organisierte Produktion, Kapazität und Erfahrung in der
              Holzverarbeitung. Es werden aber neue Technologien benötigt, die das Ausnutzen großer Volumina ermöglichen und die
              Schaffung neuer Produkte mit höherer Wertschöpfung.
       -      Dienstleister für den Service von Maschinen und Anlagen für die Möbel- und holzverarbeitende Industrie sind in Bosnien-
              Herzegowina schwer zu finden, der Bedarf allerdings groß.
       -      Maschinen, Anlagen und Ausrüstungen für Tischlerei-Produkte und Massivholzmöbel, die auf dem ausländischen Markt
              verstärkt nachgefragt werden, werden benötigt.
       -      In Bosnien-Herzegowina gibt es kaum bis keine Spanplattenbetriebe. Daher haben Maschinen und Anlagen für die Bereiche
              Furnier-/Hartholz-Sperrholz, Spanplatten, Mitteldichte Holzfaserplatten (MDF) großes Potenzial.
       -      Maschinen und Anlagen für die Holzpellet- sowie Wärmeproduktion, basierend auf Biomasse, könnten zukünftig eine
              wichtige Rolle spielen.
       -      Mit dem vorhandenen technologischen Stand des Produktionsequipments kann derzeit die gewünschte Qualität erzielt werden,
              allerdings wird es für eine zukünftige Weiterentwicklung unumgänglich sein, diese Technologien zu modernisieren. Lokale
              Produzenten zeigen sichtbar – zur kontinuierlichen Verbesserung der Produktqualität und zur Vergrößerung der Kapazitäten
              – Bereitschaft in diesen Bereich zu investieren.

3.4 Zellstoff und Papier

Vor dem Krieg gab es drei Unternehmen in der Zellstoff- und Papierherstellung. Während des Krieges wurden diese, bis auf eines,
zerstört. Nur das Unternehmen Natron aus Maglaj ist übrig geblieben und mittlerweile ein türkisches Investment (Natron-Hayat d.o.o.).
Neben Natron-Hayat gibt es mittlerweile auch zwei große einheimische Papierhersteller: Violeta aus Grude und SHP Celex aus Banja
Luka.
Violeta beschäftigt 700 Mitarbeiter und ist regionaler Marktführer in der Produktion von Hygieneartikeln.
Celex gehört zur SHP Gruppe, der größten Papiergruppe in Südosteuropa. Seit der Übernahme 2001 wurden über 24 Mio. € investiert.
Unter der Marke Harmony werden Hygieneartikel vertrieben. Ca. 80% der Produktion werden in 20 Länder weltweit exportiert.
Insgesamt arbeiten ca. 2.200 Mitarbeiter in der Papierindustrie.17

17   Foreign Investment Promotion Agency (FIPA)
Sie können auch lesen