Zilk war in meine Stadt und hat gesagt Wien brauchen Krankenschwestern

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„Zilk war in meine Stadt und hat gesagt
Wien brauchen Krankenschwestern“
Integration von Health Professionals in
österreichischen Gesundheitseinrichtungen

ÖGPH-Tagung, Linz
24./25. September 2009

Ursula Karl-Trummer, Sonja Novak-Zezula

ÖGPH-Tagung, Linz, 24./25.09.2009           1
Wieso Gesundheit und Migration?
Prozess zunehmender Migration und resultierender
 ethnischer/kultureller Heterogenität nicht reversibel
» Europa braucht Migration
    » Ökonomisch: High skill & 3D jobs (dirty, demanding, dangerous)
    » Demographisch: zu geringe eigene Reproduktion
» Europa braucht erfolgreiche Migration = Integration in Arbeitsmarkt und
  Lebenswelten
    » Erfolgsfaktor Gesundheit

Konsequenzen im Gesundheitssystem
» Herausforderung PatientInnen mit Migrationshintergrund: Sprache, Kultur,
  Gesundheitsverständnis
» Herausforderung Health Care Professionals: Globalisierung des
  Arbeitsmarktes, zunehmende Heterogenität des Personals

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Health Care Professionals mit
Migrationshintergrund in Österreich

» In österreichischen Alten- und Pflegeheimen 10,5 % und in
  Krankenanstalten 8,2 % aller Pflegekräfte mit nicht- österreichischem
  Ausbildungshintergrund (Lenhart / Österle 2007)
» Rund 8000 im Ausland geborene Pflegekräfte im Jahr 2000 (14,5 %)
  (Buchan 2008).
» Steigender Bedarf an Pflegepersonal mit Migrationshintergrund in Österreich
  (WHO 2008)
     » Wiener Unternehmen suchen aktuell 800 MitarbeiterInnen für die Bereiche
       Gesundheits- und Krankenpflege sowie Betreuung (Brauner, Wehsely 2009)
     » Pflegedienstleitungen Ostösterreich, insbes. Wien: steigender
       Personalbedarf kann mit den österreichischen Pflegekräften nicht gedeckt
       werden

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Europäische Initiativen

»Health and Migration in the EU 2007 Generalthema der
 Portugiesischen Präsidentschaft
»COST Action IS0603: Health and Social Care for
 Migrants and Ethnic Minorities in Europe (HOME)
» DG SANCO, Feb. 2008 in Luxembourg: Health and
 Migration Advisory Group Meeting;
»Information network on good practice in health care for
 migrants and ethnic minorities: www.mighealth.net

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Zentrum für Gesundheit                                          Institut f.
          und Migration / DUK                                     Pflegewissenschaft /
       EU-Projekt Health Care in                                         UNIVIE
            NowHereland                                       Schwerpunkt Migration und
      EU/DG Sanco, FGÖ, BMWF                                        Gesundheit

                                      Trummer/Zezula/Partner
                                              SME
                                      Schwerpunkt OE und
                                     Gesundheitsmanagement
                                    Info-Plattform Mighealth.net/at

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Laufende Forschungsprojekte
» Biographische Interviews mit Pflegepersonen (aktuell n=10)
    » Auswahlkriterium: Ausbildung zur DGKS im Herkunftsland abgeschlossen;
      Schneeballverfahren
    » Herkunftsländer: Bosnien, Brasilien, China, Polen, Slowakei (4), Ungarn,
      Weißrussland

» Delphi-Befragung mit Pflegedirektorinnen (n=7 von ursprünglich 58)
    » aus Krankenhäusern in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland
    » mit durchschnittlich 23% Pflegepersonen mit Migrationshintergrund (0,3% - 53,6%)
      hauptsächlich aus Ex-Jugoslawien, der Slowakei, Polen
          »   Quelle: Fischer, E. (2009): Chancen und Herausforderungen der internationalen Migration von Pflegekräften im Krankenhaus – Ergebnisse einer Delphi-
              Befragung von Pflegedirektor/inn/en. Diplomarbeit Uni Wien, betreut von Sonja Novak-Zezula

» Explorative Stakeholder-Interviews mit Entscheidungsträgern in
  Politik/Policyentwicklung und Praxis (aktuell n = 3)
    » Hon.Prof. Dr. Robert Schlögl, Leiter der Sektion Verbrauchergesundheit und
      Gesundheitsprävention des BMGFJ
    » Mag. Christoph Hörhan, Leiter des Fonds Gesundes Österreich (FGÖ)
    » Reinhard Faber, Abteilungsleiter Dienststelle Personal des Wiener KAV

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Migrations- und Integrationserfahrungen
von Health Professionals           Organisation

                        Job
                                                                                             Vorgesetzte
            privat
                                                                 Arbeit      Kollegen Patienten
                                    Ausblick

                                               Health Professionals

      Work life balance
                                Lebenswelt                                Ausbildung
           Bezugsgruppen                             Push/pull                         Einsatz in
                                               Migrationshintergrund                   Österreich
                      Familie                                     Karriere
                                           Vorinfor-
                              Social       mationen
                                                                             Anerkennung
                              support                    Erwartungen

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Push- und Pullfaktoren
                    Push                             Pull

                                    » Arbeit
                                    » Existenzsicherung, Gehalt,
                                      finanzielle Situation
                                    » Ausbildungsmöglichkeiten
» Niedrige Gehälter bei hohen           » Spez. Fortbildungen
  Lebenserhaltungskosten                » Ausbildung für Kinder

» Schwierige Fernbeziehung          » Lebensqualität, Erleichterung des
                                      Alltags
» Unsichere Umbruchssituationen
                                    » Nähe zum Herkunftsland
» Krieg / Flucht
                                    » Neugier auf neues Land
                                    » Werbung durch Abgesandte
                                    » Beziehung
                                    » Spez.
                                      Krankenbehandlungsmöglichkeit

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Begriffsklärungen: Diversität

»Wertevielfalt und Pluralismus als grundlegende
 Prinzipien
»Vielfalt von MitarbeiterInnen in Alter, Geschlecht, sozialer
 Herkunft, Lebensstilen, Kultur, ethnischer Herkunft

»Diversitätsmanagement: systematische Beachtung und
 Nutzung von Unterschieden

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Begriffsklärungen: Integration

» Berry 1990:
  Wert: sowohl Beibehaltung
  kultureller Identität als auch
  Unterhalten von Beziehungen
  mit anderer Kultur

» Berry 2005:
  Integration als gemeinsame
  Strategie von Person und
  Aufnahmegesellschaft

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Arbeiten in Österreich
Bessere Arbeitsbedingungen
» mehr Personal, bessere Ausstattung, weniger Arbeit, mehr Papierarbeit,
» Pflegeheime / spezifische Pflege in der Geriatrie

Dequalifizierung durch definiertes Tätigkeitsprofil und gelebte Praxis
In Herkunftsländern
» stärkere medizinische Ausrichtung der Tätigkeit (auf Niveau von Turnusärzten)
» stärkere Förderung der Selbständigkeit der PatientInnen
» stärkere Involvierung der Angehörigen in die Pflege

Höherqualifizierung durch viele Fortbildungen
» viele Fortbildungen, die aber in der Routinearbeit aber nicht umgesetzt werden können

                                     „Naja, ein bisschen, naja, ein bisschen dumm genommen.“
                                                 Slowakische DGKS (Interview #9) auf die Frage, wie
                                                           Arbeitsinhalte in Österreich erlebt werden

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Kooperationserfahrungen
Heterogenität der Erfahrungen
           Schätzen von ausländischen Pflegepersonen („mehr Empathie und
             Einsatz“)
           keine Diskriminierungserfahrungen („keine Unterschiede“)
           Ablehnung von schwarzen und asiatischen Pflegepersonen („haben
             es schwerer“)
           Feststellung einer allgemeinen Ausländerfeindlichkeit („überall gibt es
             Leute, die Abstand zu Ausländern halten“)

„Glätten“ der Erfahrungen
           » Anderen Merkmalen als Migrationshintergrund zugeschrieben (z.B.
             Anfängerstatus)
           » Probleme werden auf Persönlichkeit einzelner zurückgeführt

                                                   „Nettigkeit ist personenabhängig“
                                                              Slowakische DGKS (Interview #3)

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Berichtete Schwierigkeiten
Mit PatientInnen und Angehörigen
     » Verständigungsprobleme durch Sprache und Verweigerung der Kommunikation
     » Ablehnung von schwarzen und asiatischen Pflegepersonen bis allgemeinen Ausländerfeindlichkeit
                                                                           „Ah, blöde, Witze, diese Richtung“
                                                                              Brasilianische DGKS (Interview #10)
Mit KollegInnen und Vorgesetzten
     » Dienstplangestaltung und Diensttausch
     » stärkere Kontrolle und Anweisungen auch von nicht vorgesetzen KollegInnen
     » Ausgrenzung durch Dialekt-Verwendung
                                                     „Diese Stationsschwester, die spricht nur Wienerisch;
                                                    die mag alle Schwestern nicht, die sie nicht verstehen“
                                                                                 Chinesische DGKS (Interview #7)
     » Gute Zusammenarbeit in meist interkulturellen Teams; positive Erfahrungen mit Pflegekräften mit
       Migrationshintergrund, aber ..
                                     „wenn kommt jemand aus Österreich, einfach ich spüre Unterschied“
                                                                                Slowakische DGKS (Interview #4)
     » Schwierige Integration von asiatischen Pflegepersonen beobachtet (Sichtbarkeit und kulturelle Unterschiede)

Mit der Organisation
     » Unklare Befugnisse und Verantwortlichkeiten (hausspezifisch)
     » Fehlende Unterstützung bei nicht verpflichtender Weiterbildung
     » Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten („gläserne Decke“)
                                                      „Ich möchte Direktorin werden. Na gut, aber ich weiß,
                                                              dass Ausländer sind selten in diese Position“
                                                                                   Bosnische DGKS (Interview #6)

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Coping-Strategien der Pflegepersonen

Ignorieren
                                              „Runterschlucken, Augen zu und durch“
                                                          Brasilianische DGKS (Interview #10)
Vermeiden
    » z.B. stillschweigende Übereinkunft, dass MitarbeiterInnen aus Ex-Jugoslawien
      nicht über spezifische politische Themen sprechen
Nutzen individueller Kompetenzen
    » Gespräche unter vier Augen
Diskutieren interkultureller Themen im Team:
    » Rassismus, unterschiedliche Einstellungen, kulturelle Unterschiede, sprachliche
      Missverständnisse
(erfolglose) Suche nach Unterstützung von oben bzw. von außen
    » z.B. Gewerkschaft, Oberschwester, Pflegedienstleitung
Kündigung

ÖGPH-Tagung, Linz, 24./25.09.2009                                                               14
Unterstützung durch organisationale
Strukturen aus Sicht der Pflegepersonen

»Bedarf an strukturell verankerten Maßnahmen in der
 Organisation wird für sich selbst nicht gesehen
                                    „Weil ich bin so ein diplomatischer Typ“
                                                Slowakische DGKS (Interview #2)

»Unterstützungsbedarf wird für andere Personen
 formuliert
          » Sprachliche Missverständnisse und kulturelle Unterschiede /
            unterschiedliche Einstellungen
                     „manche haben so eine strengere Persönlichkeit, und
                               die können damit nicht so locker umgehen“
ÖGPH-Tagung, Linz, 24./25.09.2009
                                                Slowakische DGKS (Interview #9)   15
Herausforderungen für die Zukunft aus
Perspektive von Politik und Praxis

»Difference Sensitivity (individuelle und organisationale
 Ebene)
»Diversity Management (Ebene organisationalen
 Handelns)
»Entwicklung von Haltung: Akzeptanz, Respekt, Wissen
 und Wertschätzung

»Unter den Bedingungen von Ressourcenknappheit und
 zunehmender Xenophobie

ÖGPH-Tagung, Linz, 24./25.09.2009                           16
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