Zukunft säen. Wie wir das Potenzial von Elementarpädagogik & Kinderbetreuung heben und was wir von anderen Ländern lernen können - Die Julius ...
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Zukunft säen. Wie wir das Potenzial von Elementarpädagogik & Kinderbetreuung heben und was wir von anderen Ländern lernen können. Ein Studienprojekt von
IN HA LT Vorwort 4 Was bei der Einführung von frühkindlicher Bildung zählt 18 Über die Julius Raab Stiftung 6 Internationaler Vergleich zur frühkindlichen Bildung 23 Einleitung der Studienautoren 8 Key Take-Aways 25 Warum braucht es Elementarpädagogik? 10 Scoreboard-Ergebnisse im internationalen Vergleich 26 Status Quo in Österreich 12 Resümee 29 Wie ist es um die Elementarpädagogik in Österreich bestellt? 12 Empfehlungen an die Bundesregierung 31 Wie ist die frühkindliche Bildung institutionell verankert? 13 Appendix: Lösungen aus vier EU-Ländern im Vergleich 32 Wie stellt sich der frühkindliche Bildungssektor aus Angebotssicht in Österreich dar? 14 Institutioneller Rahmen 32 Wie stellt sich der frühkindliche Bildungssektor aus Nachfragesicht in Österreich dar? 15 Angebotsseite 34 Wie sieht die frühkindliche Bildung je nach Bundesland aus? 16 Nachfrageseite 40 Quellen 45 2 | ZUKUNFT SÄEN. |3
L VORWO R T ernen ist ein lebenslanger Prozess, der von Geburt an be- Frühkindliche Bildung hilft dabei, Chancengerechtigkeit für Kinder ginnt. Ein gutes Bildungssystem kann daher nur erfolgreich und ihre Eltern, v.a. Mütter, herzustellen. Sie ermöglicht Kindern sein, wenn es bereits bei den Allerkleinsten ansetzt. Die For- eine gute Entwicklung und unterstützt Eltern darin, für ihre Kinder schung belegt, dass qualitätsvolle Elementarbildung nachhaltig da zu sein und dabei gleichzeitig auch selbst im Beruf stehen zu positive Effekte auf die späteren Bildungs- und Arbeitsmarktchan- können. Insbesondere Kinder aus sozial benachteiligten Familien, cen von an ihr teilnehmenden Kindern ermöglicht. Etliche Studien die ansonsten vielleicht nicht über die notwendigen Ressourcen in verschiedenen Ländern kommen auch zum Ergebnis, dass früh- verfügen, profitieren davon. Und nicht zuletzt zeigen Untersu- kindliche Bildung sich positiv auf Bildungsniveau, Einkommen und chungen, dass sich qualitätsvolle Elementarpädagogik und Betreu- „Diesen enormen Hebel Gesundheit auswirkt. Allen voran Kinder aus sozial benachteilig- ung auch positiv auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirkt. für die Chancengerechtigkeit ten Bevölkerungsgruppen, wie z.B. Haushalte mit einem alleiner- gilt es stärker zu nützen.“ ziehenden Elternteil oder Familien mit niedriger formaler Bildung, Das Kindeswohl muss immer im Mittelpunkt stehen und die Eltern profitieren sehr stark, zumal sich zeigt, dass frühkindliche Bildung müssen die Wahlfreiheit haben, welche Form der Betreuung sie soziale Mobilität erhöht. für ihre Kinder vorsehen. Dabei darf die Bedeutung der häuslichen Fürsorge durch die Eltern bzw. Familie selbst natürlich nicht ver- Und auch Eltern haben etwas von der frühkindlichen Bildung: In gessen werden. Denn externe Elementarbildung und -betreuung der heutigen Arbeitswelt ist die Vereinbarkeit von Familie und Be- stellt dafür keinen Ersatz dar, sondern sie ist eine sinnvolle Ergän- ruf insbesondere für Eltern kleiner Kinder vielfach ein sehr schwie- zung, um Kinder bestmöglich bei ihrer Lernreise von klein auf zu riges Unterfangen. Oftmals müssen Eltern ihre beruflichen Ambiti- begleiten. onen zurückstecken, da es zu wenig Angebot im Bereich der früh- kindlichen Bildung und Betreuung gibt. Immer noch trifft das sehr Der Wirtschaftsnobelpreisträger James Heckmann hat mit sei- häufig Frauen: Das zeigt eine Studie der Statistik Austria, bei der 39 nen Forschungsarbeiten eindrücklich gezeigt, dass Investitionen Prozent der Frauen angegeben haben, ihre Erwerbstätigkeit zuguns- in die Qualität der frühkindlichen Bildung und Betreuung einen ten ihrer Kinder zurückzustellen, während es bei Männern lediglich nachhaltigen gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Nutzen fünf Prozent waren. Damit verbunden sind vielfach drastische Ein- darstellen. Diesen enormen Hebel für die Chancengerechtigkeit, kommensverluste und daraus folgend niedrige Pensionsansprüche. einem Wert, dem wir uns als Julius Raab Stiftung verschrieben haben, gilt es stärker zu nützen. Einen Beitrag dazu stellt die vor- Martha Schultz Christoph Robinson liegende Studie dar. Sie soll aufzeigen, welche Problemfelder es in Präsidentin Geschäftsführer der frühkindlichen Bildung in Österreich gibt und was getan wer- den kann, um dieses Potential stärker zu entfalten. Wir sind dafür. 4 | ZUKUNFT SÄEN. |5
Über die Julius Raab Stiftung Freiheit D ie Julius Raab Stiftung ist ein Think-Tank mit Sitz in Wien und gehört zu den Gründungsmitgliedern des „Verbands Verantwortung für gemeinnütziges Stiften“. Ihrem unternehmerischen Selbstverständnis folgend, sieht sie sich auch als „Do-Tank“. Sie will neue politische Ideen entwickeln, die Österreich und Europa Solidarität nach vorne bringen. Dabei orientieren sich die Denkansätze an den Grundwerten der Freiheit, Verantwortung, Solidarität, Chan- cengerechtigkeit und Ehrlichkeit. In der Tradition des Namens- Chancengerechtigkeit gebers Julius Raab wird Unternehmertum und der Mittelstand gefördert sowie das erfolgreiche Modell der Ökosozialen Markt- wirtschaft für das 21. Jahrhundert weiterentwickelt. Ehrlichkeit 6 | ZUKUNFT SÄEN. |7
Einleitung der Studienautoren D ie sogenannten Barcelona-Ziele der Europäischen Union Eine überwiegende Mehrheit der Literatur findet einen signifikant bilität. Gerade beim letzten Punkt – insbesondere bezüglich der sehen einen massiven Ausbau der Betreuung für Kleinkin- positiven Einfluss des Ausbaus der Elementarpädagogik auf die Öffnungszeiten – offenbart sich in Österreich ein großer Aufhol- der vor. Während Elementarpädagogikplätze für Kinder Arbeitsmarktbeteiligung der Mütter. Es gibt konsistente Belege bedarf. Nur ein Viertel aller Einrichtungen in Österreich erfüllt die zwischen 3 und 5 Jahren in Österreich ausreichend vorhanden dafür, dass der Ausbau der Kinderbetreuung vor allem Frauen mit sogenannten VIF-Kriterien, zu denen auch längere Öffnungsstun- sind, ist das bei der Betreuung der Kinder von 0 bis 2 Jahren nicht niedrigerer und mittlerer Qualifikation zugutekommt. Die vorhan- den gehören. der Fall. So wurden laut Eurostat im Jahr 2019 in Österreich knapp dene Literatur findet darüber hinaus vorwiegend positive Effekte 23 Prozent der Kinder im Alter bis 3 Jahren in formeller Betreuung auf die betreuten Kinder. In der kurzen Frist erhöht die Auswei- Trotz der Erfolge der letzten Jahre, bleibt Österreich bei der Ver- untergebracht, 10 Prozentpunkte unter dem Barcelona-Ziel. In tung der Elementarpädagogik die „Investitionen“ in die Entwick- fügbarkeit von Angeboten der Elementarpädagogik unterdurch- Dänemark waren es 66 Prozent, in den Niederlanden 65 Prozent. lung der Kinder, insbesondere in Form von mehr Aktivitäten zu- schnittlich und deutlich schwächer aufgestellt als vergleichbare Auch der Durchschnitt der 27 EU-Länder liegt mit 35 Prozent über hause wie etwa Lesen. Es zeigen sich weitere positive, soziale Ef- Länder wie Dänemark, Niederlande oder Frankreich. Es benötigt dem Barcelona-Ziel. fekte wie eine bessere Gesundheit und Ernährung. In der langen weitere Investitionen, vor allem in die Ausweitung der Öffnungs- Frist können für die betreuten Kinder eine bessere Partizipation stunden und die Erschwinglichkeit, um das volle Potenzial zu ent- Insbesondere bei der Betreuung von Kleinkindern im wöchentli- am Arbeitsmarkt, eine niedrigere Abhängigkeit von Sozialhilfe, falten. chen Ausmaß von 30 Stunden oder mehr belegt Österreich einen eine höhere Bildungsmobilität und niedrigere Ungleichheit beob- der letzten Ränge. Mit einer Quote von 8 Prozent liegt Österreich achtet werden. deutlich unter dem EU-Schnitt von 21 Prozent und hinter den Spitzenreitern Dänemark oder Portugal, wo mehr als die Hälfte Zu den Voraussetzungen der positiven Ergebnisse zählt, dass das der Kleinkinder in Vollzeit betreut werden. Gleichzeitig hat Öster- Angebot auch benachteiligte Kinder erreichen muss. Zu den wich- reich mit 47,1 Prozent die zweithöchste Rate der Teilzeitbeschäf- tigsten Kriterien für den Erfolg der Kinderbetreuung zählen: Ver- Monika Köppl-Turyna Nikolaus Graf tigung von Frauen in der EU, was in erster Linie auf die Mütter fügbarkeit, Zugänglichkeit, Erschwinglichkeit, Qualität und Flexi- Direktorin Eco Austria Co-Studienautor zurückzuführen ist. 8 | ZUKUNFT SÄEN. |9
Warum braucht es Bildungschancen Eltern-Kind-Verhältnis Verringerung des Child-Penalty-Effektes für Eltern Elementarpädagogik? Frühkindliche Bildung, v.a. im Rahmen einer formellen Kinderbe- treuung mit entsprechender Qualitätsgewährleistung, hat positive Es lassen sich positive Auswirkungen auf das Eltern-Kind-Verhält- nis ausmachen. Interessanterweise scheint formelle frühkindliche Formelle Kinderbetreuung kann folglich auch Einkommenseinbu- W issenschaftliche Studien unterstreichen die nachhaltig und nachhaltige Effekte auf die späteren Bildungs- und Arbeits- Bildung Eltern dazu zu bewegen, sich intensiver mit ihren Kindern ßen reduzieren, die statistisch gesehen insbesondere wieder bei positiven Effekte qualitätsvoller frühkindlicher Bildung, marktchancen von an ihr teilnehmenden Kindern. Etliche Studi- zu beschäftigen, indem sie ihnen z.B. länger und häufiger vorle- Müttern aufgrund ansonsten geleisteter häuslicher Kinderbetreu- sowohl direkt für die Entwicklung und auf spätere Bil- en in verschiedenen Ländern legen nahe, dass sich frühkindliche sen. Insgesamt verbessert sich die Qualität von Eltern-Kind-Akti- ung anfallen (Child-Penalty-Effekt). dungs- und Arbeitsmarktchancen von Kindern als auch indirekt Bildung positiv auf Bildungsniveau, Einkommen und Gesundheit vitäten im Vergleich zu einer Konstellation ohne formelle Kinder- zur Erwerbsbeteiligung von sich ansonsten um ihre Kinder küm- auswirkt. Allen voran Kinder aus sozial benachteiligten Bevölke- betreuung. Das ist insoweit bemerkenswert, als Kinder aufgrund In Deutschland wurde beispielsweise ein 25-prozentiger Einkom- mernden Elternteile, oftmals Mütter, und den damit einherge- rungsgruppen profitieren sehr stark, zumal sich zeigt, dass früh- von formeller Kinderbetreuung zwar weniger Zeit mit ihren Eltern mensnachteil von Müttern in Landkreisen mit wenig gegenüber henden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten am Arbeitsmarkt. kindliche Bildung soziale Mobilität vorantreibt. verbringen, diese dann aber ergiebiger genützt wird. jenen mit großem Kinderbetreuungsangebot festgestellt. Bis zu Eine stärkere Einbeziehung von Kindern in frühkindliche Bildung fünf Jahre nach der Geburt des Kindes kann dieser Einkommens- trägt somit erheblich zur sozialen Mobilität gen oben von benach- Erwerbstätigkeit Elementarpädagogik und Arbeitsmarktbeteiligung der Mütter unterschied bestehen bleiben, mit allen weiteren Konsequenzen teiligten Gruppen bei. (u.a. Chhaochharia et. al., 2021). Die Einkommensdiskrepanzen Formelle Kinderbetreuung ermöglicht Eltern, erwerbstätig zu wer- 80% Niederlande lassen sich hauptsächlich auf drei Gründe zurückführen: Eltern, Erwerbsquote der Frauen mit Kind unter 3 Jahren den bzw. zu bleiben, zumal ein gewichtiger Grund für den Gender Dänemark die ihre Kinder zuhause betreuen, haben weniger Arbeitstage, Barcelona-Ziele der Europäischen Union (2002) Pay Gap die Wahrnehmung der Kinderbetreuung vor allem durch Österreich wechseln oft in eine Teilzeitstelle oder scheiden gar gänzlich aus „ (…) Die Mitgliedstaaten sollten Hemmnisse beseitigen, die Frauen ist. Die Erfüllung dieser familiären Aufgabe äußert sich 60% Frankreich dem Erwerbsleben aus. Frauen von einer Beteiligung am Erwerbsleben abhalten, und dann oftmals darin, dass meist Frauen entweder bloß in Teilzeit Deutschland bestrebt sein, nach Maßgabe der Nachfrage nach Kinderbe- oder gar nicht am Arbeitsmarkt teilnehmen. Während in nordi- 40% treuungseinrichtungen und im Einklang mit den einzelstaatli- schen Ländern dieses Phänomen weniger gravierend ist, spielt sie Child-Penalty-Effekt chen Vorgaben für das Versorgungsangebot bis 2010 für min- in Österreich – auch im europäischen Vergleich – nach wie vor Der „Child-Penalty-Effekt“ bezeichnet die finanziellen Einbu- destens 90 Prozent der Kinder zwischen drei Jahren und dem eine große Rolle. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt 20% ßen für Eltern, die entstehen, wenn sie sich um ihre Kinder Schulpflichtalter und für mindestens 33 Prozent der Kinder Frauen vor große Herausforderungen. Es zeigt sich, dass insbe- kümmern, anstatt einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Child unter drei Jahren Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen.“ sondere im europäischen Vergleich in Österreich sehr traditionelle 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Penalty ist somit als Ausdruck von Opportunitätskosten für el- Haltungen zur Kinderbetreuung und den damit verbundenen Ge- Partizipation der unter-DreiJährigen terliche Kinderbetreuung zu verstehen. schlechterrollen herrschen. Abbildung 1: Positive Korrelation zwischen Partizipation von Unter-3-Jähringen an formeller frühkindlicher Bildung und der Erwerbsquote von Müttern mit Kindern unter 3 Jahren im EU-27+CH+NO-Ländervergleich; Quelle: OECD (2019) 10 | ZUKUNFT SÄEN. | 11
Kinderbetreuung und Elementarpädagogik Wie ist die frühkindliche Bildung institutionell verankert? Status Quo in Österreich 0- bis 2-Jährige international In Österreich ist das Kinderbetreuungswesen Landessache, wenn- Wie ist es um die Elementarpädagogik 60% gleich eine Art-15a-B-VG-Vereinbarung besteht, die Zweckzu- Art-15a-B-VG-Vereinbarung in Österreich bestellt? schüsse des Bundes an die Einhaltung einer begrenzten Anzahl an Nach Art 15a B-VG können Bund und Länder sowie Länder un- qualitativen Anforderungen knüpft. Allgemein betrauen die Länder tereinander bindende Vereinbarungen abschließen. Diese Ver- 40% Die 2002 von der Europäischen Union gefassten Barcelona-Ziele im Rahmen ihrer Landesgesetzgebung wiederum die Gemeinden, einbarungen ähneln völkerrechtlichen Verträgen, wenngleich hat Österreich nicht nur für den Zielzeitraum 2010, sondern bis 23% die – Wien ausgenommen – durchschnittlich etwa 3/4 der Netto- sie nur auf innerösterreichische Sachverhalte beschränkt sind. heute verfehlt. Während aufgrund der Investitionen in den letz- 20% ausgaben (variiert aber zwischen 57% und 94% je nach Bundes- ten Jahren Betreuungsplätze für Kinder von drei bis sechs Jahren land stark) tragen. Den Ländern stünde es ex iure frei, eine stärkere in Österreich in großem Maße vorhanden sind, ist das bei Kindern Rolle in der Kinderbetreuung einzunehmen. Die restlichen rund 25% Aus der Finanzierungspraxis ergeben sich einige Probleme: bis 3 Jahre nicht der Fall. der Nettoausgaben werden u.a. durch zweckgebundene Zuschüsse Luxembourg Österreich Bulgarien Dänemark Niederlande Spanien Belgien Schweden Portugal Frankreich Slowenien Irland Malta Finnland EU27 Griechenland Estland Deutschland Zypern Lettland Litauen Italien Ungarn Kroatien Rumänien Polen Slowakei Tschechien des Bundes sowie Förderungen und Beiträge der Länder gedeckt. • Gemeinden haben keine direkten einnahmenseitigen Anreize, 2019 waren österreichweit 23% der Kinder von 0 bis 2 Jahre in mehr Angebote zu schaffen. formeller Vollzeit-Kinderbetreuung 1, 28% in Teilzeit-Kinderbe- Öffentliche Finanzierungsstruktur Abbildung 2: Anteil der Kinder bis 2 Jahre in formeller Kinderbetreuung (z.B. Kindergärten, Krippen usw.); treuung. Damit lag Österreich deutlich unterhalb der 33%-Gren- Quelle: Eurostat (2019) LÄNDER EUR 142,5 Mio. des Bundes und zusätzlich 52,5% GEMEINDEN • Da Einzugsgebiete der Einrichtungen häufig Gemeindegrenzen ze der Barcelona-Ziele. Innerhalb der EU-27 belegt Österreich in der EUR 142,5 Mio. aus den Landesbudgets überschreiten, sind manche Gemeinden finanziell besonders Jährlicher Fragen der Partizipation an frühkindlicher Bildung den 20. Platz. Betreuungsquoten als Anteil der Kinder in Kinderbetreuung, BUND Finanzausgleich belastet. Art- für das Global- Ebenso ist Österreich in einem 14 Indikatoren umfassenden Ländervergleich 2019 15 Vere a-B-VG budget der EU-27+Schweiz+Norwegen-Performance-Vergleich im unteren Unter 3 Jahre Unter 3 Jahre bis EUR inbaru - 142 ,5 M ng Gemeinden • Mangels Kooperation oder koordinierten Handelns sind System- io. tragen Ø 3/4 der Nettokosten Drittel angesiedelt. bis 29 Stunden 30 Stunden und mehr Insgesamt über ihr Globalbudget ineffizienzen auszumachen. Förderungen, Bei- (Wien ausgenommen) DK 8% 58% 66% träge und Art-15a- zweckgebundene Zuschüsse B-VG-Vereinbarung und Finanzausgleichsmittel • Die Mischfinanzierung über verschiedene gebietskörperschaft- DE 8% 23% 31% liche Ebenen sowie verschiedene Förder- und Beitragssysteme FR 17% 34% 51% führen zu einer hohen Komplexität an Zahlungsströmen. Dies hat Intransparenz, schwere Administrierbarkeit und Unüber- NL 59% 6% 65% sichtlichkeit der Finanzierung zur Folge. AT 15% 8% 23% Abbildung 4: 1 Das ist der Wert laut Eurostat (2019). Er weicht von jenem der Statistik Austria, der bei 28% liegt, ab. Private frühkindliche Betriebs- Frühkindliche Öffentliche Dem Eurostat-Wert ist Vorzug zu geben, um internationale Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Abbildung 3: Formelle Betreuungsquote der Unter-3-Jährigen im Ländervergleich in Prozent (2019) Bildungseinrichtungen kindergärten Bildungseinrichtungen Finanzierungsstruktur 12 | ZUKUNFT SÄEN. | 13
60% Wie stellt sich der frühkindliche Bildungssektor aus Angebotssicht in Österreich dar? Wie stellt sich der frühkindliche Bildungssektor aus Nachfragesicht in Österreich dar? 40% Angebotsstruktur Inanspruchnahme von Kinderbetreuung Besuchspflicht In Österreich gibt es keine öffentliche Versorgungsgarantie bzw. definiert die Grundlagen elementarer Bildungsprozesse 23 und dient In der Realität variiert die tatsächliche Verfügbarkeit der Betreu- Seit dem Kindergartenjahr 2010/11 sind alle 5-jährigen Kinder keinen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz mit Ausnahme damit unter anderem als Maßnahme der Qualitätssicherung. Er 20% ung stärker als die gesetzlichen Regelungen. Es liegt an einer Rei- verpflichtet, zumindest halbtägig den Kindergarten zu besuchen. des Besuchs im verpflichtenden Kindergartenjahr. Für Kinder, die ist durch fünf Kriterien zur Qualitätsmessung gekennzeichnet und he von Faktoren, die beispielsweise mit der Größe der Gemeinde ein Jahr vor der Schulpflicht stehen, muss die Hauptwohnsitzge- behandelt darüber hinaus noch weitere Themen: Prozessqualität, oder mit weiteren nachfrageseitigen Indikatoren, wie zum Beispiel Kostenbeiträge der Eltern und Förderungen meinde einen Platz in einer Kinderbetreuungseinrichtung bereit- Orientierungsqualität, strukturelle Qualität, Qualitätsmanagement. der Nutzung von verschiedenen Kinderbetreuungsgeldmodellen, Da Elementarpädagogik föderal organisiert wird, unterscheiden Dänemark Niederlande Luxembourg Spanien Belgien Schweden Portugal Frankreich Slowenien Irland Malta Finnland EU27 Griechenland Estland Deutschland Zypern Lettland Litauen Italien Österreich Bulgarien Ungarn Kroatien Rumänien Polen Slowakei Tschechien stellen. zusammenhängen. So ergibt sich regional eine hohe Variation in sich die Kostenbeiträge und deren Förderung zwischen den Bun- Bedarfserhebung den tatsächlichen Betreuungsquoten der Kinder. desländern stark. Von gratis bis zu mehreren hundert Euro pro Qualitativer Rahmen Die Bedarfserhebung wird gänzlich von den Ländern autonom in Monat an Kosten sind möglich. Alle Gruppen in Kinderkrippen, Kindergärten und Einrichtungen Landesgesetzen geregelt. Es gibt somit keinen konsistenten Über- Betreuungsquoten nach Bundesländern und Alter der Kinder im für ältere Kinder werden von mindestens einer professionell aus- blick über die Anzahl der benötigten Plätze in Österreich. Jahr 2019 in Prozent Arbeits- und sozialrechtliche Institutionalisierung der Elternzeit gebildeten Pädagogin/einem professionell ausgebildeten Päda- Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben Anspruch auf Ka- 0 Jahre 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre gogen geleitet, die/der eine Fachausbildung auf ISCED 5-Niveau VIF-konforme Kinderbetreuungseinrichtungen 2007 bis 2019 renz bis zum Ablauf des zweiten Lebensjahres des Kindes, wenn (Abschluss einer PH für frühkindliche Bildung oder eines berufs- Oberösterreich 6,9% 18,8% Österreich 2,2 24,4 54,3 86,5 96,1 97,6 sie mit dem Kind im gemeinsamen Haushalt leben. Die Karenz bildenden Studiengangs an einer PH für frühkindliche Bildung) Burgenland 2,1 25,5 70,9 95,7 96,7 97,2 kann zwischen den Eltern zweimal geteilt werden, wobei jeder Teil Niederösterreich 8,3% 21,4% haben muss. In den meisten Fällen ist die zweite Person eine As- mindestens zwei Monate dauern muss. Dazu gibt es pauschales Burgenland 4,4% 24,1% Kärnten 1,1 24,0 46,9 77,0 91,5 97,6 sistentin bzw. ein Assistent, gelegentlich auch ein ausgebildeter oder einkommensabhängiges Kinderbetreuungsgeld. Pädagoge bzw. eine ausgebildete Pädagogin. Dies betrifft z. B. Salzburg 21,3% 31,0% Niederösterreich 0,6 11,6 63,4 95,8 98,6 97,5 Kinderkrippen oder Gruppen mit einer Altersmischung von 1 bis Tirol 12,3% 34,7% Oberösterreich 0,4 12,9 39,3 85,6 96,8 98,6 Steuerliche Anreize 6 Jahren. Die Ausbildung der Assistentinnen und Assistenten, die Vorarlberg 8,4% 36,4% Salzburg 0,8 20,9 43,2 82,5 97,4 99,2 Steuerliche Anreize bestehen für formelle Kinderbetreuung nicht, die gruppenführenden Kindergartenpädagoginnen und -pädago- Steiermark 5,2% 37,3% da der Familienbonus Plus unabhängig von Betreuungskosten Steiermark 1,1 15,6 32,7 73,6 93,6 97,3 gen bei ihrer Arbeit unterstützen, ist nicht einheitlich geregelt. Kärtnen 21,3% 43,7% ausbezahlt wird, keine steuerliche Absetzbarkeit für Kinderbetreu- Tirol 1,0 24,5 52,6 87,8 98,8 100,0 ungskosten besteht und der Alleinverdienerabsetzbetrag vermut- Gesamt 26,8% 48,2% Im Jahr 2009 wurde ein länderübergreifender Bildungsrahmen- 76,4% 92,9% Vorarlberg 2,4 25,4 55,4 86,7 100,0 98,8 lich auch eher dazu führt, nicht in formelle Bildung zu investieren. Wien plan für Kinderbetreuungseinrichtungen eingeführt. Dieser Plan 0,0% 25,0% 50,0% 75,0% Wien 6,7 48,5 74,6 88,9 93,8 95,2 100,0% 2007 2019 Abbildung 6: Betreuungsquoten nach Bundesländern und Einzeljahren im Jahr 2019 in Prozent; Abbildung 5: VIF-konforme Kinderbetreuungseinrichtungen 2007 bis 2019; Quelle: Statistik Austria Quelle: Statistik Austria (2019) 14 | ZUKUNFT SÄEN. 21,4% | 15 24,1%
Wie sieht die frühkindliche Bildung je nach Korrelation zwischen Beschäftigung und Öffnungszeiten Angebotsstruktur frühkindlicher Bildungs- und Betreuungseinrichtungen der Bundesländer Bundesland aus? Anteil Vollzeit in % Burgenland Ende Ende Ende Ende Ende Schul- Ende Ende Ende Ende Ende Schul- 1 LJ 2 LJ 3 LJ 4 LJ 5 LJ eintritt 1 LJ 2 LJ 3 LJ 4 LJ 5 LJ eintritt Wir haben nun bereits gehört, dass jedes Bundesland die quali- Niederösterreich tativen und quantitativen Anforderungen an Einrichtungen, wie Kärnten Kinderkrippengruppe Kinderkrippengruppe z.B. Öffnungszeiten, Betreuungsschlüssel oder Gruppengrößen, Salzburg Bgld. Kindergartengruppe Kleinkinderkrippengruppe mit jeweils eigenen Landesgesetzen zu einem Großteil selbststän- Steiermark Alterserweiterte Kindergartengruppe Kindergartengruppe dig gestaltet. Nicht verwunderlich ist daher, dass in Österreich Tirol Kleinkindergartengruppe Kinderkrippe neben den Betreuungsquoten, wie auf der Abbildung 6 auf der Ober- Kindergarten Alterserweiterte Kinderbetreuungsgruppe österreich Tirol Ktn. vorherigen Seite gezeigt, auch die Öffnungsstunden, die höchst- Alterserweiterte Kinderbildungs- und -betreuung Spielgruppe zulässigen Gruppengrößen, die Angebotsstrukturen der Kinder- Vorarlberg Kindertagesstätte (bis 2011: Kindergruppe) Kindergruppe (ausl.) betreuung in den Bundesländern und nicht zuletzt die damit in Stunden Kindergarten Kindergarten Verbindung stehenden Vollzeitbeschäftigungsquoten von vielen NÖ Kinderbetreuungseinrichtung Abbildung 7: Korrelation zwischen Anteil vollzeitbeschäftigten Müttern und durchschnittlichen Öffnungszei- Tagesbetreuungseinrichtung Vbg. Müttern schwanken. Zusätzlich zur föderalen Struktur führen si- ten der Kinderbetreuungseinrichtungen; Quelle: Statistik Austria Spielgruppe Krabbelstubengruppe cherlich aber auch u.a. demografische, geografische, kulturelle Stundenweise Kleinkindbetreuung Kindergartengruppe und ökonomische Verhältnisse dazu, dass es große Unterschiede Höchstzulässige Gruppengrößen nach Bundesland OÖ Kleinkindergruppe Alterserweiterte Kindergartengruppe zwischen den Bundesländern gibt. Der Gratis-Kindergarten und Kindergartengruppe 25 25 25 25 25 Kindergruppe (auslaufend) Wien andere Fördermaßnahmen zur Kinderbetreuung und frühkindli- 23 23 Familiengruppe 22 Kindergarten chen Bildung spielen gewiss ebenso eine wesentliche Rolle, ob 20 Familiengruppe Alterserweiterte Kindergartengruppe Eltern ihre Kinder Kindergärten anvertrauen. Sbg. Kindergruppe Krabbelgruppe 15 15 15 14 15 Alterserweiterte Kindergruppe Basisformen Ergänzende Einrichtungsformen Sehr interessant ist insbesondere die positive Korrelation zwischen 12 Kinderkrippe der Länge der Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtun- 10 9 Niederösterreich 8 Kindergarten gen und der Vollzeitquote von erwerbstätigen Müttern, wie in Ab- Oberösterreich Stmk. Alterserweiterte Gruppe Burgenland Steiermark Vorarlberg bildung 7 ersichtlich. Abbildung 9: Angebotsstruktur frühkindlicher Bildungs- und Betreuungseinrichtungen der Bundesländer, Salzburg Kärnten Kinderhaus Quelle: BKA/FFJI (2021) Wien Tirol Kleinkindergruppe (< 3 Jahre) Kindergartengruppe (> 3 Jahre) Abbildung 8: Höchstzulässige Gruppengröße nach Bundesland; Quelle: EcoAustria 16 | ZUKUNFT SÄEN. | 17
Anteil VIF-konforme Einrichtungen Was bei der Einführung 0 – 0,13 von frühkindlicher Bildung zählt 0,13 – 0,38 0,38 – 0,59 0,59 – 0,83 Qualität muss Hand in Hand mit Quantität gehen Vereinbarkeit von Familie und Beruf als condicio sine qua non 0,83 – 1 Frühkindliche Bildung bedeutet nicht gleich frühkindliche Bildung Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist wesentlich. Damit – das lehrt die Auseinandersetzung mit dem Thema und erklärt Eltern erwerbstätig sein können, müssen die täglichen Betreu- teils heterogene Studienergebnisse zu ihren Wirkungen. Entschei- ungszeiten von frühkindlichen Bildungseinrichtungen dies auch dend für gute frühkindliche Bildung ist nicht nur das quantitativ zulassen. Die notwendigen Bedingungen müssen geschaffen sein, ausreichende Angebot, sondern auch dessen Qualität. damit Eltern arbeiten können – diese sind unter den sogenannten VIF-Kriterien zusammengefasst. In Österreich sind vor allem im Eine Studie aus dem Jahr 2015 (Baker, Gruber & Milligan) kam urbanen Raum VIF-konforme Angebote anzutreffen. Insgesamt etwa zum Schluss, dass die Einführung eines kostengünstigen ist die Anzahl der VIF-konformen frühkindlichen Bildungseinrich- universellen Kinderbetreuungsprogramms in Quebec auch zu ne- tungen, insbesondere im ländlichen Raum, eindeutig ausbaufähig. gativen Effekten auf nicht-kognitive Leistungen der Kinder (zu- gleich bloß geringer Zuwachs bei kognitiven Testergebnissen), signifikanten Rückgängen beim selbstberichteten langfristigen VIF-konforme Einrichtungen Gesundheitszustand und der Lebenszufriedenheit sowie zu Ver- Ein Indikator für die zeitliche Vereinbarkeit von Beruf und Fa- haltensproblemen und vermehrten kriminellen Handlungen von milie sind die sogenannten „VIF-Kriterien“ („VIF“ steht für Jugendlichen führte. „Vereinbarkeitsindikator für Familie“). VIF-konforme Angebo- te zeichnen sich wie folgt aus: • qualifiziertes Personal • mindestens 47 Wochen im Kindergartenjahr geöffnet • mindestens 45 Stunden wöchentlich geöffnet • werktags von Montag bis Freitag geöffnet • an vier Tagen wöchentlich mindestens 9,5 Stunden geöffnet • mit Angebot von Mittagessen Abbildung 10: VIF-konforme Bildungs- und Betreuungsangebote in den Gemeinden, Quelle: Eco Austria 18 | ZUKUNFT SÄEN. | 19
Ganztags- und VIF-konforme Betreuung im Bundesländervergleich 100% Modernes Rollenbild als entscheidender Treiber 93% In Österreich sind heute im europäischen Vergleich nach wie vor Matthew-Effekt (Matthäus-Effekt) 88% recht traditionelle Haltungen und Wertemuster zur geschlechter- Der Matthew-Effekt (eine Bezeichnung, die auf das Matthäus- 81% spezifischen Rollenverteilung und der Berufstätigkeit von Müttern Evangelium anspielt) beschreibt allgemein das Phänomen, dass 80% weit verbreitet. Das fällt besonders stark in der Relation mit den neue Erfolge primär auf bereits Erreichtem aufbauen, als dass nordischen Ländern auf, die im europäischen Vergleich die progres- sie etwas Neues schaffen. Das heißt, dass Fördermaßnahmen 68% sivsten Vorstellungen pflegen. Auch in Deutschland, das in vieler- vielmehr bereits erreichte Erfolge noch weiter verstärken, als 67% 66% 66% lei Hinsicht kulturelle Ähnlichkeiten zu Österreich aufweist, sind tatsächlich Erfolge abseits der bereits erreichten Erfolge zu er- 60% die Sichtweisen zu Familie und Beruf teils deutlich progressiver. zielen. 59% 48% Anteil der Befragten, die angeben, dass ein Kind leidet, Matthew-Effekt in der frühkindlichen Bildung ausgleichen 44% wenn die Mutter berufstätig ist Frühkindliche Bildungsmaßnahmen sind dem sogenannten Mat- 37% 50 thew-Effekt unterworfen. Das bedeutet, gerade sozial besser ge- 35% 36% stellte Haushalte sind viel eher geneigt, ihre Kinder in die Obhut 31% 40 formeller Kinderbetreuung zu geben als sozialbenachteiligte, auch 24% 30 wenn letztere viel mehr davon profitieren würden – wie die Li- 21% teratur zeigt. Mit anderen Worten bedeutet das, dass die Kin- 19% 20 derbetreuung auch sozial schwachen Familien zugänglich sein Niederösterreich muss. Um diesem Effekt entgegenzuwirken und damit auch sozial Oberösterreich 10 benachteiligte Haushalte frühkindliche Bildung in Anspruch neh- Burgenland Steiermark Vorarlberg Salzburg Kärnten Gesamt 0 men, gilt es einige Schlüsselfaktoren zu erfüllen: Verfügbarkeit, Wien Tirol Österreich Dänemark Frankreich Niederlande Deutschland Zugänglichkeit, Erschwinglichkeit, Qualität und Flexibilität. VIF VIF oder ganztags Abbildung 12: Anteil der Befragten, die angeben, dass ein Kind leidet, wenn die Mutter berufstätig ist; Quelle: EVS 2017, „Percentage of people that agree or agree strongly with the statement that a child is likely to suffer Abbildung 11: Ganztags- und VIF-konforme Betreuung im Bundesländervergleich; Quelle: Statistik Austria (2019) if his or her mother works” 20 | ZUKUNFT SÄEN. | 21
Schlüsselfaktoren für die stärkere Nutzung Internationaler Vergleich frühkindlicher Bildung zur frühkindlichen Bildung • Verfügbarkeit: Es muss ein entsprechendes Angebot an früh- wäre dies ein wirtschaftlicher Nachteil, wenn die Kosten für Studiendesign kindlichen Betreuungseinrichtungen vorhanden sein, was sich die zusätzliche Kinderbetreuung höher wären als das verbesserte Die zugrundeliegende Studie analysiert den derzeitigen For- auch von den Einschreibungsraten ableiten lässt. Einkommen. In Deutschland stieg bspw. die Besuchsquote in schungsstand zu frühkindlicher Bildung, um so das wissenschaft- frühkindlicher Bildung nach Einführung von kostenloser Tages- liche Fundament für den Ländervergleich mit vier Good-Prac- • Zugänglichkeit: Das vorhandene Angebot an Betreuungsein- betreuung deutlich an. tice-Modellen aus Dänemark, Frankreich, den Niederlanden und richtungen muss zugänglich sein. In der Praxis bemisst sich dies Deutschland aufzustellen. Der Ländervergleich stellt Angebots- an der Anzahl der verfügbaren Plätze in der jeweiligen Einrich- • Qualität: Das Angebot muss eine bestimmte Qualität ausweisen, und Nachfragefaktoren der jeweiligen Kinderbetreuungssysteme tung. Weiters gibt es manchmal Zugangsvoraussetzungen wie um attraktiv zu sein. Die Qualität bestimmt sich u.a. am Betreu- gegenüber. z.B. die Erwerbstätigkeit beider Elternteile. ungsschlüssel, dem Ausbildungsniveau des Personals und des „Lehrplans“ bzw. der Aktivitäten vor Ort. • Erschwinglichkeit: Die Inanspruchnahme des Angebots muss für Familien finanziell leistbar und wirtschaftlich gut machbar sein • Flexibilität: Das Angebot muss zeitlich mit den beruflichen An- Faktoren der Angebotsseite Faktoren der Nachfrageseite bzw. im besten Fall auch incentiviert sein. Insbesondere für so- forderungen der Eltern vereinbar sein. Das betrifft vor allem die • Angebot, verfügbare Plätze und Strukturen für • Anzahl der Kinder in formaler Kinderbetreuung zial benachteiligte Gruppen sind Opportunitätskosten der Ange- Öffnungsstunden, die sich unterschiedlich auf verschiedene so- formale Kinderbetreuung: öffentliche und private und Kinderbetreuungsquoten botsnutzung relevant: Es ist wichtig, dass die Kosten für früh- ziale Gruppen auswirken. Am meisten betroffen sind Eltern, die Träger, Betriebskindergärten, informelle Betreuung Institutioneller • Haushaltsbezogene Kosten unter Berücksichtigung kindliche Bildung geringer sind als der Zusatzverdienst, der sich atypische oder variable Arbeitszeiten haben, in der Ausbildung (Tagesmütter) Rahmen von Förderungen und monetärer Anreize durch freigewordene Arbeitszeit ergibt. Wäre das nicht der Fall stehen oder auf Arbeitssuche sind sowie tendenziell auch ein • Öffnungszeiten, Art und Qualität der Betreuung (Erschwinglichkeit) könnten Eltern zwar statt in Teilzeit Vollzeit arbeiten, jedoch geringes Einkommen haben. • Zugänglichkeit, zeitliche und örtliche Verfügbarkeit • Familienbezogene Rollenbilder und • Berufliche Ausbildung und Qualifikation des Personals Wertvorstellungen • Beschäftigung und Arbeitsumfeld bzw. Arbeitszu- • Beschäftigungs- und Einkommenschancen, friedenheit (Karrieremöglichkeiten) Opportunitätskosten der Haushalte 22 | ZUKUNFT SÄEN. | 23
NIEDERLANDE Key Take-Aways der Best-Practice-Länder • Marktmechanismen in einheitlichem regulativen Rahmen • Kindertagesstätten (zumeist nicht-gewinnorientierte private Anbieter) DÄNEMARK DÄNEMARK und Spielgruppen (öffentlich, meist nur halbtags) • garantiertes Betreuungsangebot für Kinder ab 26. Lebenswoche • subjekt- anstatt objektbezogene Förderung durch Staat bis zum Schuleintritt (Familien mit Kind statt Einrichtung erhalten Fördermittel) • einheitliches pädagogisches Rahmencurriculum auf nationaler Ebene Key Take-Aways • staatliche Förderungen für Kinderbetreuung werden finanziert, • dreischichtiges Qualitätsmanagement (intern, Gemeinde, national) indem Arbeitgeber eine kleine Abgabe abführen E • maximal 25% der Kosten einer Einrichtung dürfen durch Elternbeiträge • gut funktionierende Maßnahmen aus den vier D • Kinderbetreuungsgeld richtet sich nach konkret anfallenden RL AN getragen werden Vergleichsländern müssen für österreichische Verhältnisse E Betreuungskosten und Einkommen der Eltern (je niedriger Einkommen, ED • soziale Staffelung der Elternbeiträge und Gegebenheiten passend übersetzt werden NI desto höher die Leistung) DEUTSCHLAND • Mutterschaftsurlaub + Vaterschaftsurlaub + erweiterter Mutter-,Vaterschutz: • Mutterschaftsurlaub + Elternurlaub + Karenz (je nachdem, wie viel die Eltern 18+2+32 Wochen (letzteres mit möglicher Verlängerung im Gegenzug • gesetzliche Verpflichtung für zuständige davor gearbeitet haben): 6+10+26 Wochen, zur Streckung) Gebietskörperschaften genügend qualitätsvolles Angebot Eltern können währenddessen Teilzeit arbeiten ab dem 1. Lebensjahr bereitzustellen • beide Elternteile haben Anspruch auf Elternurlaub DEUTSCHLAND • Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem 1. vollendeten Lebensjahr • sozial gestaffeltes Förderwesen für Kinderbetreuung FRANKREICH • Finanzierungszusagen des Bundes bei Bekenntnis der Länder mit geringen Selbstkosten für Eltern scheint sehr sinnvoll • Träger von frühkindlicher Bildung: Gemeinden und öffentliche Trägervereine FRANKREICH zu bundesweiten Standards • Betreuung durch behördlich anerkannte Tageseltern • Eltern zahlen ~5,6% der Betreuungskosten (~173 Euro) • unterschiedliche Betreuungsformen nützen und dadurch (Tageseltern decken >50% Betreuungsbedarf ab) je nach Bundesland und sozial gestaffelt ein breites Angebot zur Wahl ermöglichen • Rechtsanspruch für Kinder aus sozial benachteiligtem Umfeld • steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten • sozial gestaffelte Beiträge • Mutterschutz+Elternzeit: 14+106 Wochen • nicht nur als Betreuung sehen, sondern vor allem den • Kinderbetreuungszulage bei wöchentlich min. 16h Kinderbetreuung, (letzteres unbezahlt mit Möglichkeit bis zu 30 Stunden Teilzeit zu arbeiten Fokus auch auf Elementarpädagogik legen und ent- max. 85% der Kosten gefördert und ein einkommensabhängiges Elterngeld zu beziehen – 65%-100% sprechende Qualität sicherstellen • steuerliche Absetzbarkeit bis zu 50% der Kosten des Einkommens vom Jahr vor der Geburt) • Mutterschaftsurlaub + Vaterschaftsurlaub + Elternzeit: 16+4+ bis zu 106 Wochen (letzteres unbezahlt mit Möglichkeit eines Kindergeldes je nach Ausmaß der Arbeitstätigkeit) 24 | ZUKUNFT SÄEN. | 25
Performance-Ländervergleich von Kinderbetreuungssystemen Scoreboard-Ergebnisse im internationalen Vergleich DK 0,83 SE 0,81 Der Ländervergleich der EU-27+Norwegen+Schweiz erfolgt durch Der Performance-Indikator umfasst die Kinderbetreuungsquote SI 0,74 FI 0,69 einen Performance-Indikator. Dieser Indikator setzt sich aus 14 für Unter-3-Jährige, die Kinderbetreuungsquote für Unter-3-Jäh- NO 0,67 Einzelindikatoren zusammen, die sowohl die Rahmenbedingun- rige mit wöchentlichem Betreuungsumfang von 30 Stunden und PT 0,65 BE 0,63 gen, die Leistungsfähigkeit als auch die erreichten Bildungsergeb- mehr, die Erwerbsquote der Mütter von Kindern im Alter von 0 DE 0,63 nisse der einzelnen frühkindlichen Bildungssysteme miteinander bis 2 Jahren, die Erwerbsquote der Mütter von Kindern im Alter EE 0,61 NL 0,60 vergleichbar machen und zueinander in Beziehung setzen. Somit von 3 bis 5 Jahren, den Anteil von beiden Elternteilen in Vollzeit- CH 0,59 kann ein umfangreiches und vielschichtiges Bild entworfen und erwerbstätigkeit, die Fertilitätsrate, die Armutsquote der 0- bis LU 0,58 die Qualität als auch die Quantität der frühkindlichen Bildung und 17-Jährigen, den Anteil der Jugendlichen, die nicht in Erwerbs- IE 0,58 LT 0,56 Betreuung abgebildet werden. tätigkeit oder Ausbildung sind, die öffentlichen Ausgaben für Kin- PL 0,55 derbetreuung, den Gender Pay Gap, die PISA-Ergebnisse in Lesen, LV 0,54 FR 0,53 Der Performance-Indikator ist der Durchschnitt der jeweils er- Mathematik, Naturwissenschaft sowie das PIRLS-Ergebnis in Lesen. HR 0,51 reichten Werte im Rahmen der 14 Einzelindikatoren. Jedem Ein- CZ 0,50 zelindikator wird ein Wert von 0 bis 1 zugewiesen. Den Wert „1“ Österreich schneidet im EU27+Norwegen+Schweiz-Vergleich AT 0,47 MT 0,45 erhält jenes Land, das im jeweiligen Einzelindikator-Vergleich das schlecht ab und landet insgesamt auf Platz 20 von 29. Während HU 0,43 beste Ergebnis erreicht. Das Land mit dem schlechtesten Ergebnis Dänemark die Liste anführt, finden sich Deutschland auf Platz 8, ES 0,39 CY 0,37 bekommt den Wert „0“. Alle Länder dazwischen erhalten Werte die Niederlande auf Platz 10 und Frankreich auf Platz 17 wieder. IT 0,36 in Relation zu dem besten sowie schlechtesten Ergebnis. SK 0,35 BG 0,34 RO 0,33 EL 0,30 Abbildung 13: Performance-Ländervergleich von Kinderbetreuungssystemen in EU-27+Norwegen+Schweiz bestehend aus 14 Einzelindikatoren; Quelle: EcoAustria auf Basis der OECD 26 | ZUKUNFT SÄEN. | 27
Performance-Ländervergleich nach Einzelindikatoren der Fokusländer Performance-Indikator Rang unter 29 KB-Qu. < 3 j. Resümee 1,0 AT 0,47 20 PIRLS Read KB-Qu. > 30 h Der Ländervergleich verdeutlicht die Vielfältigkeit der nationalen Sy- Auch in den verbleibenden drei Vergleichsländern, Frankreich, den DK 0,83 1 steme der Kleinkindbetreuung und frühkindlichen Bildung. Wenn- Niederlanden und Deutschland, die allesamt besser abschneiden als PISA-Sci MEmpR 0 – 2 j. gleich alle fünf behandelten Länder Teil der EU sind, stellen sie sich Österreich, zeigt sich, dass in der einen oder anderen Form auf nati- DE 0,63 8 0,5 als überaus heterogen dar. Im EU-27+Norwegen+Schweiz-Ver- onaler Ebene Rahmenbedingungen und -anforderungen bestimmt NL 0,60 10 gleich offenbart sich die Vorreiterstellung des dänischen Systems. werden, die die Qualität des frühkindlichen Bildungsangebots ge- FR 0,53 17 PISA-Math MEmpR 3 – 5 j. währleisten soll. Ebenso finden sich Modelle zur steuerlichen Ver- In Dänemark ist der Staat sehr stark in der Finanzierung, Bereitstel- günstigung von Kinderbetreuungskosten wie auch sozial gestaffel- 0,0 lung und Qualitätssicherung des frühkindlichen Bildungsangebots te Beitragsstrukturen für Eltern, sofern das frühkindliche Bildungs- Abbildung 14: In der Studie miteinander im Detail verglichenen Länder nach Performance-Indikator; Quelle: EcoAustria involviert. Es bestehen rahmensetzende Vorgaben für frühkindli- angebot nicht ohnehin kostenlos angeboten wird. PISA-Read BPar – FT-EmpR che Bildung auf nationaler Ebene, die die Erreichung von pädago- gischen Zielen sicherstellen. Damit geht einher, dass sowohl die Großer Ausbaubedarf besteht in Österreich vor allem im angebo- dänische Politik als auch Gesellschaft der Kinderbetreuung und tenen Betreuungsumfang, insbesondere für Kinder unter drei Jah- GenPG FertRT Im Vergleich zu den anderen vier Vergleichsländern in der Studie der frühkindlichen Bildung hohe Bedeutung beimisst. Das zeigt ren. Auffallend ist auch der geringe Stellenwert, der in Österreich fällt auf, dass Österreich vor allem bei der Kinderbetreuungsquote sich auch in überdurchschnittlich progressiven Werthaltungen der frühkindlichen Bildung beigemessen wird, wie die niedrigen für Unter-3-Jährige, der Kinderbetreuungsquote für Unter-3-Jäh- PubSpend ECEC PvRt, 0 – 17 j. und Einstellungsmustern zur geschlechtsspezifischen Arbeits- und öffentlichen Ausgaben in diesem Bereich deutlich veranschauli- rige mit wöchentlichem Betreuungsumfang von 30 Stunden und NEET, 15 – 29 j. Aufgabenteilung. Das beweist u.a. die hohe Vollzeiterwerbsquote chen. Eine zentrale Bedeutung für den Status Quo in Österreich mehr, dem Gender Pay Gap, der Fertilitätsrate sowie den öffentli- von dänischen Müttern, die bei 68,2% liegt. haben die im Verhältnis zu den Vergleichsländern traditionellen AT DK FR DE NL chen Ausgaben für Kinderbetreuung und vorschulische Erziehung Wertehaltungen zur geschlechtsspezifischen Rollenverteilung. Abbildung 15: In der Studie miteinander verglichenen Länder nach 14 Einzelindikatoren; teils deutlichen Nachholbedarf hat. Quelle: EcoAustria auf Basis von OECD und Eurostat Wichtig bei der Stärkung der frühkindlichen Bildung in Österreich ist die Sicherstellung der Qualität und die Garantie der Wahlfrei- heit der Eltern, welche Form der verschiedenen Betreuungsmög- lichkeiten sie für ihre Kinder vorsehen. 28 | ZUKUNFT SÄEN. | 29
Empfehlungen an die Bundesregierung 1. Bundesweite frühkindliche Bildungsoffensive starten • Rechtsanspruch auf qualitätsvolle frühkindliche Bildung ab dem 1. Geburtstag schaffen. • Mehr Anreize für betriebliche frühkindliche Bildung schaffen – Lohnsteuerfrei- Kategorien/Länder Dänemark Frankreich Niederlande Deutschland Österreich heit, auch wenn Kinder von „Nichtbetriebsangehörigen“ in betrieblicher Kinder- betreuung sind. Performance-Indikator 0,83 0,53 0,60 0,63 0,47 • Frühkindliche Bildungsstiftung ins Leben rufen oder bei der „Innovationsstiftung Betreuungsquote der Kinder unter 3 Jahre 66% 51% 65% 31% 23% für Bildung“ auch einen Schwerpunkt für dieses Thema einrichten (z.B. Unter- stützung von Pilotprojekten). Teilzeitquote von Frauen (2019) 26% 26% 70% 46% 49% Öffentliche Ausgaben für 2. Finanzierung und Verantwortlichkeit auf neue, klarere und stärkere Beine stellen Kinderbetreuung (Anteil am BIP) 1,2% 1,3% 0,6% 0,6% 0,5% • Finanzierungs- und Verantwortungskomplexität reduzieren. Länderspezifische Verpflichtung für für Gemein- Betreuung durch behördlich Marktmechanismen in ein- Rechtsanspruch auf Kinder- • „Frühkindliche Bildungsagentur“ des Bundes schaffen und Good-Practice-Ge- Besonderheiten den, Betreuungsangebote anerkannte Tageseltern >50%; heitlichem regulativen Rah- betreuung ab dem vollende- meinden nützen. für Kinder ab 26. Woche bis Rechtsanspruch für Kinder aus men; Kindertagesstätten ten 1. Lebensjahr; Qualitäts- • Direkte Anreize für Gemeinden in institutionellen Rahmenbedingungen der Finan- zum Beginn der Schulpflicht sozial benachteiligtem Umfeld (zumeist private Betreuungs- steigerung über Bund trotz anzubieten angebote) und Spielgruppen Landeskompetenz zierung und Bereitstellung schaffen. 3. Treffsicherheit der frühkindlichen Bildungsinvestitionen gewährleisten • Sozial gestaffelte frühkindliche Bildungszuschüsse stärken. • Bundesweit einheitliche Qualitätskriterien und Kostenstruktur umsetzen. • Qualitätsvolle, flächendeckende und flexible (ganztägig, stundenweise) Kinder- betreuungsmöglichkeiten anbieten (auch in der Ferienzeit). 30 | ZUKUNFT SÄEN. | 31
Appendix: Lösungen aus vier EU-Ländern im Vergleich Institutioneller Rahmen DÄNEMARK FRANKREICH NIEDERLANDE DEUTSCHLAND • auf nationaler Ebene ist für die Kleinkindbetreuung und -bil- • stark zentralstaatlicher Organisationsaufbau des Bildungssystems • Bereitstellung von Kinderbetreuung für Unter-4-Jährige erfolgt in • föderale und subsidiäre Organisation der Kinderbetreuung dung das „Ministerium für Kinder und Unterricht“ zuständig • organisatorischer Unterschied zwischen der Kinderbetreuung für den Niederlanden über weite Strecken nach Marktmechanismen • Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten beim Bund, Bundes- • Einrichtungen haben weitreichende Spielräume in der Fest- Unter-3-Jährige und Über-3-Jährige in einem vom Staat vorgegebenen regulativen und kontrollierten ländern und Kommunen legung der eigenen Schwerpunkte, sind aber an Vorgaben des • politisch-administrative Aufgaben national auf zwei Ministerien Rahmen (Qualität, Art) • Länder unterstützen, fördern und ergänzen örtliche Kinder- und Ministeriums für Kinder und Unterricht hinsichtlich Qualität verteilt: für Unter-3-Jährige Sozialministerium, für Über-3-Jährige • Kleinkindbetreuung und frühkindliche Bildung liegt in der Zu- Jugendhilfe und Rahmenvorgaben gebunden Unterrichtsministerium zuständig ständigkeit des „Ministeriums für Soziales und Beschäftigung“ so- • Länder sind für Weiterentwicklung und gleichmäßigen Ausbau • es gibt eine gesetzliche Verpflichtung für Einrichtungen, einen • behördliche Anerkennung von Kinderbetreuungseinrichtungen wie des „Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft“ der Kinder- und Jugendhilfe verantwortlich, beraten diese und Bildungsplan bzw. ein pädagogisches Curriculum im Einklang notwendig • auf Zentralstaat-Ebene besteht Aufgabenteilung zwischen Kin- bieten Fortbildungen an mit nationalen Rahmenvorgaben zu entwickeln derbetreuung und -pflege sowie frühkindlicher Pädagogik • als überörtliche Träger der Kinder- und Jugendhilfe nutzen Län- • Kleinkindbetreuung erfolgt nach institutionalisierten und regu- • größter Anteil an Kinderbetreuungsangebot wird privat gestellt, der die Landesjugendämter bzw. zuständigen Fachabteilungen in lierten Vorgaben jedoch Monitoring, Inspektion und Qualitätskontrolle durch Ge- den Ministerien • Versorgungsgarantie für frühkindliche Bildung ab der 26. Le- meinden und nationale Behörde • qualitativer Rahmen ist per se Ländersache, der Bund bietet zu- benswoche bis Schuleintritt sätzlich Finanzierung gegen Einhaltung gewisser bundesweiter Rahmenbedigungen und Qualitätsansprüche an 32 | ZUKUNFT SÄEN. | 33
Angebotsseite TEILBEREICHE DÄNEMARK FRANKREICH NIEDERLANDE DEUTSCHLAND TEILBEREICHE DÄNEMARK FRANKREICH NIEDERLANDE DEUTSCHLAND Angebotsstruktur < 3 Jahre: < 3 Jahre: 3 Haupttypen von • Kindergärten derbetreuung, Besuch Vorschule • Tagesbetreuungsein- Kinderbetreuung durch Kinderbetreuung: • Kinderkrippen (haupt- von Einrichtung anderer richtungen • Tageseltern (57%) • Kindertagesstätten sächlich Kinder Gemeinde, elterliche • altersgemischte • Nachbarschafts-/ (0-4 Jahre) < 3 Jahre) Betreuung zuhause) Einrichtungen Gemeindekrippen • Außerschulische • Kinderhorte übernommen werden • häusliche Tagespflege • Kleinkrippen Betreuung (4-12 Jahre) • altersgemischte • multifunktionale • Kindertagespflege Einrichtungen Qualitativer Rahmen • pädagogische Rahmen- < 3 Jahre: Kinderbetreuung: • Festlegung von quali- > 3 Jahre: Einrichtungen (0-12 Jahre) • Eltern-Kind-Gruppen vorgaben (educational • nationale Richtlinien • keine umfassenden tativen Kriterien und • altersgemischte • Kinderhorte • Betriebskindergärten guidelines) für Einrich- zu Hygiene, Gesund-- und definierten päda- Rahmenbedingungen Einrichtungen Vorschulische Kinder- tungen und häusliche und Sicherheit gogischen Vorgaben (u.a. Öffnungs- und • Kindergärten > 3 Jahre: Vorschule bildung: Vorschule teils deutliche Ost-West- Kinderbetreuung und • Rahmen für die Kinder- • nationale Vorgaben Betreuungszeiten, (grundsätzlich ab 4 Jahre, Unterschiede: freie Trä- -erziehung betreuung durch für strukturelle qualita- -schlüssel, Gruppen- bei sprachlichen Defiziten ger (Verbände, Kirchen) • Einrichtungen müssen Schwerpunkte, jedoch tive Vorgaben, Mindest- größen, Räumlich- ab 2,5 Jahre) im Westen weitaus eigenen Bildungsplan/ keine festen Vorgaben standards (Qualitäts- keiten, Qualifikation wichtiger als im Osten pädagogisches Curri- • jede Einrichtung kontrolle, sicheres und des Personals) ist culum entwickeln definiert eigenes päda- fürsorgliches Umfeld, weitgehend Versorgungsgarantie alle Gemeinden sind ver- < 3 Jahre: < 4 Jahre: grundsätzlicher Rechts- • Einrichtungen können gogisches Konzept, Gruppengrößen, Alters- Ländersache pflichtet, allen Kindern kein Rechtsanspruch auf keine Versorgungsgaran- anspruch auf Platz in Schwerpunkte setzen, das von Behörde ge- zusammensetzung) • bundesweite Ziele ab der 26. Lebenswoche Betreuung, Ausnahme tie für Betreuung Kinderbetreuung (ab haben dabei viel Spiel- nehmigt werden muss • Einrichtungen müssen und Leitlinien auf- bis Schuleintritt einen sozial benachteiligte Gemeinden müssen vollendetem 1. Lebens- raum, müssen sich pädagogische Konzepte grund gemeinsamen Betreuungsplatz zu garan- Kinder lediglich Betreuung von jahr bis Schuleintritt), aber an Vorgaben > 3 Jahre: entwickeln Rahmens mit den tieren, andernfalls müs- Kindern ab 4 Jahre jedoch bundesweit halten Nationales Curriculum • Mitbestimmung durch Bundesländern sen anfallende Kosten > 3 Jahre: außerhalb der Schul- keine zeitlichen und • kooperative Einbin- mit 5 pädagogischen Elternbeitrat • bundesweite Ziele zur für anderweitige Betreu- Rechtsanspruch auf zeiten der Vorschule qualitativen Vorgaben dung der Eltern Kernbereichen in Vorschule: Qualitätsverbesserung ung (z.B. private Kin- Kinderbetreuung in garantieren • regelmäßige Über- Vorschulen • Umsetzung von und Angebotsauswei- 34 | ZUKUNFT SÄEN. | 35
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