Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - Januar 2021 Ausgabe 86 SPEZIELLE ASPEKTE IN DER PALLIATIVVERSORGUNG - ALPHA NRW

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Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - Januar 2021 Ausgabe 86 SPEZIELLE ASPEKTE IN DER PALLIATIVVERSORGUNG - ALPHA NRW
Ansprechstellen im
                         Land NRW zur
                         Palliativversorgung,
                         Hospizarbeit und
                         Angehörigenbegleitung

Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen
Januar 2021 Ausgabe 86

Schwerpunkt:
SPEZIELLE ASPEKTE
IN DER PALLIATIVVERSORGUNG
Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - Januar 2021 Ausgabe 86 SPEZIELLE ASPEKTE IN DER PALLIATIVVERSORGUNG - ALPHA NRW
Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86
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Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - Januar 2021 Ausgabe 86 SPEZIELLE ASPEKTE IN DER PALLIATIVVERSORGUNG - ALPHA NRW
Liebe Leserinnen und Leser,
                                     noch immer beschäftigt uns das Virus – wie könnte es auch anders sein – und an einigen Stellen
                                     des beruflichen, aber auch privaten Lebens entdecken wir ein „New Normal“. Dazu gehören
                                     unter vielem anderen auch die Videokonferenzen. Sicher sind sie kein Ersatz für persönliche
                                     Gespräche, Absprachen oder Supervisionen in Präsenz, wir erkennen in ihnen jedoch auch
                                     eine Chance. Bei allen negativen und bedrohlichen Begleitumständen führt die Notwendigkeit
                                     des viel beschriebenen Abstands zuweilen virtuell sogar zu mehr Nähe und nicht selten eröffnen
                                     sich – wie in dieser Ausgabe beschrieben – ungewöhnlich kreative Wege.
                                     Parallel dazu – mit oder ohne Pandemiebedingungen – kristallisieren sich in der Hospiz- und Palliativ-
                                     versorgung weiterhin wichtige Themen heraus, die aus besonderen Bedürfnislagen entstehen. So werden
                                     in den Artikeln dieser Ausgabe die besondere Dyade Eltern und erwachsene Kinder, das spezifische
                                     Krankheitsbild Demenz sowie die besondere Belastung der Pflegekräfte beleuchtet. Es verwundert
                                     nicht, dass sich hier Faktoren wie Kommunikation, Handlungsspielraum oder Rollenerleben als relevant
                                     innerhalb des bestehenden Systems der Familie oder des Altenheims herausstellen. Wichtig sind nun
                                     die daraus entstehenden Implikationen für das professionelle Handeln. So leiten die Autorinnen aus den
                                     Studienergebnissen Empfehlungen ab, die Sie hoffentlich in Ihrem beruflichen Alltag nutzen können.

                                     Eine gute Lektüre wünscht Ihnen
                                                                                                                    Ihre Dr. Gerlinde Dingerkus

                                     INFORMATION                                          SCHWERPUNKT
                                                                                          SPEZIELLE ASPEKTE
                                                                                          IN DER PALLIATIVVERSORGUNG

                                     4 Hospiz- und Palliativtage                          17 Sie kann mich nicht unterstützen,
                                       NRW 2021                                              weil sie selbst schon so alt ist
                                         Save the Date                                        Franziska A. Herbst, Laura Gawinski,
                                                                                              Nils Schneider, Stephanie Stiel
                                     5 Kindertrauer in Zeiten der
                                       Corona-Pandemie                                    20 Palliativversorgung bei
                                         Miriam Sitter, Petra Brenner                        fortgeschrittener Demenz
                                                                                              Interview mit Julia Hartmann und
                                     8 Umgedreht – Tanz, der Räume                            Carola Roßmeier
                                       überbrückt
                                         Paula Niehoff, Laura Saumweber                   23 Belastungen, Ressourcen und der
                                                                                             Gedanke an die Berufsaufgabe
                                     11 SAVE – SupportteAm                                    Elisabeth Diehl
                                        für frühVerwaiste Eltern
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                                         Esther Schouten                                  26 Veranstaltungen

                                     14 Ein Friedhof ist kein Finanzamt                   27 Impressum
                                         Interview mit Dirk Pörschmann
                                         Museum für Sepulkralkultur
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    D
               ie 1. Hospiz- und Palliativtage NRW lie-    denen Sterbeorte oder die vielfältigen Professionen
               gen nun vier Jahre zurück: Im Oktober       machen ein gutes Netzwerk unerlässlich; daher
               2017 fand die zentrale Auftaktveranstal-    bilden der Netzwerkgedanke und dessen Ausge-
               tung in Düsseldorf statt. In diesem Jahr    staltung den Rahmen der Auftaktveranstaltung.
    wird das nordrhein-westfälische Gesundheitsminis-
    terium gemeinsam mit ALPHA NRW die 2. Hospiz-          Rund um den Auftakt finden dezentrale Veranstal-
    und Palliativtage umsetzen. Wie schon in 2017          tungen und Aktivitäten zur Hospizarbeit und Palli-
    haben diese das Ziel, die gesellschaftliche und        ativversorgung statt, die von den verschiedenen
    individuelle Auseinandersetzung mit dem Lebens-        nordrhein-westfälischen Einrichtungen, die sich
    ende zu fördern und für die besonderen Situationen     diesen Themen widmen, in Eigenregie durchgeführt
    der betroffenen Menschen – auch unter den Bedin-       und über die Homepage der ALPHA-Stellen publi-
    gungen der Covid-19-Pandemie – zu sensibilisieren.     ziert werden.

    Die Auftaktveranstaltung der 2. Hospiz -und Pallia-    Nähere Informationen zum Programm sowie zum
    tivtage findet wieder in zeitlicher Nähe zum Welt-     Anmeldeverfahren folgen im Hospiz-Dialog April
    hospiztag (09.10.2021) und zwar am 30. September       2021 und auf der ALPHA-Internetseite.
    2021 in der Stadthalle Soest statt.
                                                                                              Irmgard Hewing
    In diesem Jahr legen wir den Schwerpunkt auf die                                    Heidi Mertens-Bürger
    Gesundheitliche Versorgungplanung in stationären                                         ALPHA-Westfalen
    Einrichtungen und die Begleitung von Palliativ-                                      Tel.: 02 51 - 23 08 48
    patientinnen und -patienten in Krankenhäusern.                                        alpha@muenster.de
    Unterschiedliche Voraussetzungen, die verschie-
                                                                                                                  Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86

                                          Irmgard Hewing         Heidi Mertens-Bürger
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                                     KINDERTRAUER
                                     IN ZEITEN DER CORONA-PANDEMIE
                                     MIRIAM SITTER, PETRA BRENNER

                                     W
                                                    er den Verlust einer nahen Bezugs-       herausfordernde „Self-care-Arbeit“ wesentlich
                                                    person durch Sterben und Tod zu          mühsamer, zumal auch außerfamiliäre soziale
                                                    bewältigen hat, erfährt in der Gemein-   Ressourcen wie die kontinuierliche institutionelle
                                                    schaft mit Menschen, die Ähnliches       Betreuung durch Kitas und Schulen nicht garantiert
                                     erleben, eine große Unterstützung. Gerade in Trau-      sind. Folglich bedeuten alltägliche Erziehungsauf-
                                     erphasen, die zu einem schweren „Beschäftigtsein        gaben eine große Überforderung. Eine Mutter
                                     mit sich selbst“ (Baer & Frick-Baer, 2016) heraus-      bringt dies in einem Einzelberatungsgespräch zum
                                     fordern, kann die Verbundenheit mit anderen Trau-       Ausdruck: „Die Kinder sitzen den ganzen Tag am
                                     ernden nicht nur Trostmomente schenken, sondern         Computer oder Handy, wenn die Schule ausfällt.
                                     Erleichterung und Rückhalt bieten.                      Das macht mich wahnsinnig, aber ich habe keine
                                                                                             Kraft mehr, konsequent zu sein.“
                                     Infolge des ausgerufenen Lockdowns mussten
                                     genau diese Rückhalt bietenden Gruppensettings
                                     in unserem LÖWENZAHN-Zentrum für trauernde
                                     Kinder und Jugendliche e. V. im März eingestellt
                                     werden. Erst mit zunehmendem Wissen darüber,
                                     unter welchen Vorsichtsmaßnahmen Treffen mög-
                                     lich sind, konnten wir im April Gruppen-Treffen in
                                     Präsenz mit maximal vier Kindern realisieren. Kinder
                                     und Eltern waren dankbar, dass diese Treffen wieder
                                     stattfinden konnten. In ihren Erzählungen kristalli-
                                     sierte sich heraus, wie Social Distancing und der
                                     Wegfall gewohnter Tagesstrukturen ihren Trauer-
                                     prozess in der Corona-Pandemie beeinflussen.

                                     Dazu gehört einerseits der verkomplizierte Aus-
                                     tausch mit vertrauensvollen und zuverlässigen
                                     Betreuungspersonen wie beispielsweise Großel-
                                     tern, die in Trauerphasen Geborgenheit schenken
                                     können. Die Sorge um eine mögliche Ansteckung
                                     von Familienmitgliedern, die zur Risikogruppe
                                     gehören, führt zu einer Einschränkung wertvoller
                                     Kontakte. Damit schwinden gleichzeitig soziale
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                                     (familiäre) Ressourcen, die für den kindlichen Trau-
                                     erprozess wichtig sind. Da elterliche Kapazitäten
                                     nach einem familiären Verlust emotional und zeit-
                                     lich oftmals begrenzter zur Verfügung stehen, ist
                                                                                             © Andre Groß

                                     die Hilfe durch ein stabiles und unterstützendes
                                     Familiennetzwerk sowie einen verlässlichen Freun-
                                     deskreis von großer Bedeutung. Oftmals gelingt
                                     den Eltern in Corona-Zeiten die ohnehin schon
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    Auch der Wegfall von kulturellen und gesellschaft-              Schut, 1999) sind unter verlustorientierten Stres-
    lichen Ressourcen nimmt Einfluss auf den Trauer-                soren jene Belastungen zu verstehen, welche die
    prozess: Schließlich ist das Fußballspielen im Verein           unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Verlust
    derzeitig untersagt oder die wöchentlichen Treffen              berühren. Demgemäß haben Kinder sich u. a. mit
    bei der Freiwilligen Feuerwehr können nicht genutzt             ihren Gefühlen und Erinnerungen an die Verstor-
    werden. Auf die Frage, was ihr guttut, antwortet                benen auseinanderzusetzen. Wiederherstellungs-
    eine 13-Jährige in einem Einzelberatungsgespräch:               bezogene Stressoren dagegen sind als vielfältige
    „Normalerweise gehe ich mittwochs mit meinen                    Folgen zu verstehen, die sich nach einem Verlust
    Freundinnen zum Tanzen, aber das geht ja jetzt                  für den zu bewerkstelligenden Alltag von hinter-
    nicht mehr.“ Sie fügt hinzu: „Wenn ich tanze, denke             bliebenen Kindern und Eltern ergeben. Dazu gehört
    ich nicht daran, dass Papa sterben muss.“ Derarti-              etwa die Aufgabe eines Kindes, den Schulalltag zu
    ge kulturelle, wohltuende Aktivitäten wirken                    meistern, während es zeitgleich seine eigene Trauer
    stärkend auf den Ausbau personeller Ressourcen                  zu bewältigen versucht. In Corona-Zeiten werden
    und fördern demgemäß die Selbstwirksamkeit von                  sowohl das verlustorientierte als auch das wieder-
    trauernden Kindern – aus genau diesem Grund wird                herstellungsorientierte Bewältigen verschiedener
    der Ausfall dieser Aktivitäten sehr beklagt.                    Situationen im Kontext des Verlustes beeinflusst.

    Die obigen Ressourcen sind auch hinsichtlich einer              „Papa kann ich nicht sagen, wie sehr ich Mama ver-
    Ablenkung im Sinne einer „trauerfreien Zeit“ wich-              misse. Der hat ganz andere Sorgen. In letzter Zeit
    tig, um mit verlust- und wiederherstellungsorien-               ist er nur genervt und meckert mich ständig an“,
    tierten Stressoren (Stroebe & Schut, 2010) umgehen              berichtet ein 10-Jähriger, dessen Vater aufgrund der
    zu können. Nach dem „Dualen Prozessmodell der                   Coronapandemie seine Arbeit verloren hat. Hier
    Bewältigung von Verlusterfahrungen“ (Stroebe &                  zeigt sich, wie sehr die Auswirkungen der Corona-
                                                                    pandemie einerseits das verlustorientierte Bewäl-
                                                                    tigen des Jungen beeinträchtigen können; zumal
                                                                    sich hilfreiche Gespräche des Sohnes mit dem Vater
                                                                    zur Verlustverarbeitung aufgrund der beruflichen
                                                                    Verzweiflung als umständlich erweisen. Andererseits
                                                                    beeinflusst die wegfallende Ressource der ökono-
                                                                    mischen Sicherheit das wiederherstellungsorien-
                                                                    tierte Bewältigen des Verlustes. Denn der verlorene
                                                                    Job befördert finanzielle Ängste, die für Vater und
                                                                    Sohn in der ohnehin schon herausfordernden
                                                                    Bewältigung des neuen häuslichen und alltäglichen
                                                                    Lebens ohne die Mutter noch hinzukommen.

                                                                    Um trauernde Kinder trotz bestehender Einschrän-
                                                                    kungen hinsichtlich Covid-19 bei diesen erschwerten
                                                                    Bewältigungsstrategien zu unterstützen, haben wir
                                                                    bereits während des ersten Lockdowns im März
                                                                    2020 die Aktion „Verbundenheit“ gestartet. Allen
                                                                                                                           Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86

                                                                    Kindern und auch Jugendlichen wurden kleine
                                                                    Spanplattenquadrate per Post nach Hause geschickt,
                                                                    um auf diesen ihre aktuelle Situation sowie Gefühle
                                                                    und Gedanken ausdrücken zu können; und dabei
                                                                    zu wissen, dass sie gehört werden und sich jederzeit
                                                                    mitteilen können. Darüber hinaus wurden Familien
                                                                    im Herbst zu einem „Naturmandala-Workshop“ in
                         Bild eines Kindes auf Spanplattenquadrat   den Wald eingeladen. Hier war es bei nötigem
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                                                                                                                                       Mandala Workshop

                                     Abstand möglich, die Trauer zur Sprache und zum       men – in wechselseitiger Unterstützung verarbeiten
                                     Ausdruck zu bringen, und sie mit anderen Betrof-      können.
                                     fenen zu teilen.

                                     Zweifelsfrei waren und sind die coronabedingten       Literatur
                                     Einschränkungen für unser Team eine organisato-       Baer, U., Frick-Bear, G. (2016). Vom Trauern und Loslassen. 5.
                                     rische Herausforderung. Trauer-Räume jedoch in            Auflage. Beltz, Weinheim.
                                                                                           Stroebe, M., Schut, H. (2010). The Dual Process Modell of
                                     dieser Zeit alternativ zu ermöglichen, hilft dabei,       Coping with Bereavement. A Decade on. OMEGA – Journal
                                     dass Kinder den drohenden oder sich bereits er-           of Death and Dying. 61 (4), 273-289.
                                     eigneten Verlust eines liebgewonnenen Menschen        Stroebe, M., Schut, H. (1999). The Dual Process Modell of
                                     – auch bei nötigem Abstand oder in digitalen Räu-         Coping with Bereavement. Rationale and Description.
                                                                                               Death Studies, 23 (3), 197-224.

                                                          Dr. phil. Miriam Sitter                                     Petra Brenner
                                                          Vorsitzende des LÖWENZAHN-                                  Leitung des LÖWENZAHN-
                                                          Zentrums                                                    Zentrums
                                                          m.sitter@loewenzahn-trauer-                                 info@loewenzahn-trauer-
                                                          zentrum.de                                                  zentrum.de
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                                                            LÖWENZAHN-Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche e.V.
                                                            Podbielskistr. 311
                                                            30659 Hannover
                                                            Tel.: 05 11 - 70 03 22 78
                                                            www.loewenzahn-trauerzentrum.de
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                           UMGEDREHT –
                           TANZ, DER RÄUME ÜBERBRÜCKT
                           PAULA NIEHOFF, LAURA SAUMWEBER

                           W
                                          ir, Paula Niehoff (25) und Laura       quasi verboten, zu arbeiten. Schnell war uns be-
                                          Saumweber (26), kennen uns seit        wusst, dass wir unseren Teil zum Umgang mit dieser
                                          unserer Tanzvorausbildung in Mün-      Krise beitragen wollen. Es darf keine Veranstaltungen
                                          chen. Danach verschlug es Laura für    auf öffentlichen Plätzen geben? Dann muss man
                           eine Tanzausbildung nach Barcelona und dann           eben als Künstlerin/Künstler zum Publikum nach
                           nach Arnheim (Niederlande), um ihr Studium an         Hause kommen. Und zwar draußen vor die Fenster
                           der ArtEZ University of the Arts als Tanzpädagogin    derjenigen, die am meisten unter den Kontaktbe-
                           fortzusetzen. An dieser Universität kreuzten sich     schränkungen leiden: Bewohnerinnen und Bewohner
                           unsere Wege, da auch Paula dort ihr Studium als       in Seniorenheimen, Pflegeeinrichtungen, Hospizen,
                           Bühnentänzerin absolvierte. Wir beide arbeiten        Krankenhäusern. Diesen Menschen wollten wir einen
                           unabhängig voneinander als freischaffende Tänze-      Moment von Fröhlichkeit, Unbeschwertheit und
                           rinnen und Choreographinnen in Deutschland, Spa-      buntem Miteinander bescheren.
                           nien und den Niederlanden. Laura ist Mitgründerin
                           des Kollektivs contweedancecollective mit dem Sitz    „Umgedreht“ ist ein 15-minütiges Tanztheater,
                           in Bamberg und Paula war zuletzt am Theater Bonn      welches von der aktuellen Ausnahmesituation
                           als Tänzerin engagiert. Mit dem Lockdown ver-         inspiriert ist, in der ein normales Miteinander nicht
                           schlug es uns beide in unsere Heimat München.         mehr möglich ist. Die Welt steht auf dem Kopf,
                                                                                 niemand weiß genau, wie es weitergeht und viele
                           Der plötzliche Stillstand unserer Gesellschaft im     alltägliche Handlungen dürfen nur noch mit 1,5
                           März traf uns Künstlerinnen und Künstler sowie vie-   Metern Sicherheitsabstand ausgeführt werden.
                           le andere mit voller Wucht. Alle Engagements wur-     Diese räumliche Distanz findet man während des
                           den abgesagt, die Theater waren zu, uns wurde es      Stückes in drei aufgezeichneten Kreisen wieder,
© Francesca Karmrodt
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© Francesca Karmrodt

                                                            welche wir Tänzerinnen nicht mehr verlassen. Wir         wollten wir vor allem positive Energie und gute Lau-
                                                            werden angetrieben von kreisenden Bewegungen,            ne zu den Menschen bringen. So war die Kostüm-
                                                            die nie zu enden scheinen. Das Leben muss eben           frage schnell geklärt. Mit der Musik verhielt es sich
                                                            doch weitergehen, auch wenn ungewöhnliche und            ähnlich. Sie sollte Spaß machen, die Menschen
                                                            unbekannte Richtungen eingeschlagen werden.              vielleicht sogar in Erinnerung schwelgen lassen und
                                                            Begleitet und geleitet von der Musik finden wir uns      gleichzeitig nicht „nur“ entertainen, sondern auch
                                                            letztendlich in einer gemeinsamen Form, bewegen          einen gewissen künstlerischen Anspruch mitbrin-
                                                            uns volkstanzähnlich miteinander und erschaffen          gen. Der Soundtrack ist eine Mischung aus einer
                                                            trotz körperlicher Distanz eine positive Leichtigkeit.   Soundkulisse und Musik zum Mitwippen. Die Cho-
                                                            Im Anschluss gibt es eine bewegte Interaktion mit        reografie sollte Spaß beim Zuschauen machen, ver-
                                                            den Zuschauerinnen und Zuschauern auf Abstand.           standen werden und trotzdem Raum für eigene
                                                                                                                     Interpretation lassen.
                                                            Aufgrund der Pandemie gab es einen Förderstopp
                                                            seitens vieler kultureller Einrichtungen. Mit unse-      Wir haben im Internet nach Einrichtungen gesucht
                                                            ren Produktionskosten sind wir in Vorleistung ge-        und uns ans Telefon geschwungen. Im Gespräch
                                                            treten und haben einen kleinen Teil später durch         haben wir uns und unser Vorhaben kurz vorgestellt.
                                                            ein Crowdfunding decken können. Unseren Kom-             Viele Kontaktpersonen in den Heimen konnten sich
                                                            ponisten Florian Sonnleitner und unsere Filmerin         unter dem Begriff Tanztheater wenig vorstellen.
                                                            Francesca Karmrodt konnten wir durch das Crowd-          Diese Kunstform ist vor allem in so einem Kontext
                                                            funding glücklicherweise bezahlen.                       in Deutschland noch etwas eher Seltenes. Unser
                                                                                                                     per E-Mail versandtes Dossier mit Fotos und allen
                                                            Für die Vorstellungen in den Heimen und Einrich-         Infos half sehr, um einen kompletten Eindruck des
                                                            tungen wurde uns eine den Umständen entspre-             Programms zu vermitteln. Dann wurde ein Termin
                                                            chende Gage gezahlt. Zwei Vorstellungen wurden           vereinbart.
                                                            von der Bürgerstiftung Fürstenfeldbruck finanziert
                                                            und sechs Vorstellungen in Bamberg durch die             Die Resonanz war immer positiv und oft auch über-
                                                            Stiftung Evangelischer Verein Bamberg.                   rascht, da sich normalerweise eher Musiker melden.
                                                                                                                     Wenn es bei einer Einrichtung nicht klappte, lag es
                       Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86

                                                            Uns war klar, dass wir auf große Entfernung zu den       an Coronaregelungen, fehlenden finanziellen Mit-
                                                            Zuschauern performen werden und entschieden              teln oder praktischen Bedingungen. Sehr oft hatten
                                                            uns schnell für auffällige, fröhliche Kleider. Da un-    wir nette Gespräche, die uns in unserem Vorhaben
                                                            sere erste Zielgruppenidee Seniorenheime waren,          bestärkten und man hatte das Gefühl, dass gerade
                                                            dachten wir an etwas, wozu die Bewohnerinnen             jeder jeden, wo er kann, unterstützen möchte, was
                                                            und Bewohner einen Bezug herstellen können. Vie-         eine unglaublich positive Erfahrung war. Nach
                                                            le ältere Menschen verbinden Tanz mit schwingen-         unserem Auftritt wurde uns oft kommuniziert, dass
                                                            den Röcken, folkloreartigen Kostümen. Und auch           wir doch unbedingt bald wiederkommen sollen.
Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - Januar 2021 Ausgabe 86 SPEZIELLE ASPEKTE IN DER PALLIATIVVERSORGUNG - ALPHA NRW
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     Oft wurde schon während der Performance mitge-        Umgedreht haben wir insgesamt 35 Mal aufgeführt
     klatscht, mit den Füßen gewippt und gesummt. In       und da es jetzt kalt draußen ist, machen wir zwar
     unserem anschließenden Mitmachteil haben sich,        eine Winterpause, stehen aber schon in den Start-
     wie wir sehr oft von Mitarbeitenden der verschie-     löchern für unsere nächste Produktion. Für das
     densten Einrichtungen hörten, sogar sonst eher        Frühjahr und den Sommer 2021 wollen wir ein
     „Bewegungsmuffel“ aufgerafft und fleißig mitbe-       neues Tanztheater auf die Beine stellen wieder für
     wegt. Bei einer unserer Vorstellungen vor einem in-   diese Zielgruppen, wieder draußen. Derzeit schrei-
     klusiven Kindergarten und Seniorenheim wurde          ben wir viele Förderanträge, um für die Produktions-
     schon während unseres Auftrittes so viel gelacht,     kosten des nächsten Stückes nicht mehr in Vorkasse
     dass wir gar nicht aufhören wollten. Uns wurde er-    gehen zu müssen und hoffen darauf, dass Bund
     zählt, wie schwierig die aktuelle Situation und wie   und Länder sowie private Stiftungen uns unterstüt-
     wichtig ein solcher Nachmittag für die Bewohne-       zen, um weiterhin professionell arbeiten zu können.
     rinnen und Bewohner sei. Zum Teil wurden wir eine     Wir haben bewiesen, dass wir unter minimalsten
     Woche später kontaktiert und uns wurde berichtet,     Bedingungen ein derartiges Projekt auf die Beine
     dass noch immer über die Vorstellung geredet und      stellen können und freuen uns nun auf eine hoffent-
     sich erinnert wurde.                                  lich zweite Runde. Die Pandemie wird uns womög-
                                                           lich noch eine Weile beschäftigen und wir wollen
     Wir haben unglaublich viel zurückbekommen.            dafür sorgen, dass Kunst und Kultur auch in Zeiten
     Wenn wir nach dem Auftritt abgebaut haben und         von Corona weiterleben. Vor allem wollen wir den
     noch ein bisschen Musik laufen ließen, kamen wir      Tanz zu den besagten Zielgruppen bringen, um
     immer wieder ins Gespräch, haben auf Abstand mit      Kunst auch für die Menschen erlebbar zu machen,
     den Zuschauenden gequatscht, viele Seniorinnen        für die ein Theaterbesuch eher schwierig ist, die
     und Senioren wollten gar nicht mehr nach drinnen      nicht so leicht nach draußen gehen und die vielleicht
     gehen, haben uns von früher erzählt und wenn wir      sogar schon lange nur eingeschränkten Kontakt zu
     den Vorplatz verließen, waren wir ohne Ausnahme       ihren Lieben haben können.
     jedes Mal von Dankbarkeit und Freude erfüllt.
                                                           Unsere neue Produktion wird wieder in Zusammen-
     Auch zu sehen, wie rührend sich Mitarbeitende um      arbeit mit unserem Komponisten Florian passieren,
     Bewohnerinnen und Bewohner von den verschie-          die Kostüme stehen schon bereit und auch das Kon-
     densten Einrichtungen kümmern, war eine schöne        zept ist fertig. Wir freuen uns sehr auf alles, was
     Erfahrung.                                            kommt und hoffen, unser Tanztheater zu vielen
                                                           Menschen in Einrichtungen in ganz Deutschland zu
                                                           bringen.

                             Paula Niehoff                                        Laura Saumweber
                                                           © Laura Mikkelsen

                             mail@paula-niehoff.com                               contact.contweedance@gmail.com
        © Anna Wipper

                             www.paula-niehoff.com                                www.contweedancecollective.com
                                                                                                                   Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86
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                                     SAVE – SUPPORTTEAM
                                     FÜR FRÜHVERWAISTE ELTERN
                                     Ein Projekt der Neonatologie des LMU-Klinikums München
                                     ESTHER SCHOUTEN

                                     S
                                                 chwangerschaft und Geburt sind norma-       schwerwiegenden und gegensätzlichen Ereignissen
                                                lerweise ein freudiger Anlass, die Klinik    gleichzeitig auseinandersetzen. Dieses besonders
                                                zu besuchen. Ein Kind zu erwarten be-        schwierige Zusammentreffen mehrerer belastender
                                                deutet, sich auf eine zukünftige Familie     Lebenssituationen führt dazu, dass die Trauerpha-
                                     zu freuen. Dennoch kommt es manchmal anders,            se nach dem Verlust eines Neugeborenen nicht mit
                                     als Eltern sich diesen Augenblick vorgestellt hatten.   dem Abschied von der Klinik nach der Entbindung
                                     Auch in Deutschland sterben Kinder vor, unter oder      endet.
                                     unmittelbar nach der Geburt. Ein solches Ereignis
                                     hat erschütternde Folgen für die Eltern und die ge-     Verwaiste Eltern mit unverarbeitetem Verlust sind
                                     samte Familie. Eltern verlassen nach dem Tod in         gefährdeter, eine psychische Störung zu entwickeln,
                                     der Zeit um die Geburt die Klinik nicht mit einem       z. B. Depressionen oder Angststörungen. Sie be-
                                     gesunden Baby in der Babyschale. Sie müssen sich        richten über eine reduzierte Lebensqualität und
                                     zu Hause mit einem leeren Kinderzimmer, nicht           Schlafstörungen (Youngblut, J.M. et al.,2013). In
                                     erfüllter Hoffnung und unendlicher Trauer ausein-       der Folge nehmen sie auch häufiger medizinische
                                     andersetzen.                                             Leistungen in Anspruch (Lannen, P.K. et al., 2008).
                                                                                                       Eine dänische Studie zeigte sogar, dass
                                     Die Überlebensrate von schwer                                           die Suizidrate betroffener Mütter in
                                     kranken Neugeborenen und                                                   den ersten drei Jahren nach dem
                                     Frühgeborenen hat sich in den                                                Verlust eines Kindes doppelt
                                     letzten Jahrzehnten durch                                                      so hoch ist wie in einem Ver-
                                     enorme Fortschritte in der                                                       gleichskollektiv ( Li, J. et al.,
                                     Medizin deutlich verbes-                                                          2003).
                                     sert. Nichtsdestotrotz
                                     versterben am Perinatal-                                                          Familien, deren Neugebo-
                                     zentrum des Klinikums                                                             renes verstirbt, sind
                                     der LMU-München, Cam-                                                             deshalb       besonderen
                                     pus Großhadern, im Jahr                                                          Belastungen ausgesetzt.
                                     etwa 10 Kinder auf der                                                          Gleichzeitig reagiert das
                                     Neugeborenen Intensivsta-                                                      soziale Umfeld in dieser
                                     tion und etwa ebenso viele                                                   Situation häufig kontrovers.
Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86

                                     Kinder werden im Kreißsaal un-                                             Oft erfahren Eltern, dass Freunde
                                     ter der Geburt palliativ begleitet.                                      und Bekannte sich nach dem Tod
                                                                                                          des Kindes zurückziehen, den Kontakt
                                     Sowohl die Geburt eines Kindes als auch                        meiden oder gar mit unpassenden Kom-
                                     der Tod eines geliebten Menschen gehören zu den         mentaren auf die Trauer der Betroffenen reagieren.
                                     eingreifendsten Lebensereignissen überhaupt.            Der Prozess der Bewältigung dieses Verlustes wird
                                     Wenn Geborenwerden und Sterben zusammenfal-             von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Ebenso
                                     len, müssen Eltern sich mit diesen emotional            wie der Verlust des Kindes wirken sich Fürsorge,
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                                                                      dem Verlassen der Klinik zu stabilisieren. Wie
                                                                      eingangs bereits erläutert, sind diese Eltern eben-
                                                                      so, wenn nicht noch mehr gefährdet, psychische
                                                                      Störungen und/oder körperliche Erkrankungen zu
                                                                      entwickeln.
                        SupportteAm für frühVerwaiste Eltern (SAVE)
                                                                      Ein Team der Neonatologie des LMU-Klinikums
     Unterstützung und Verständnis, die während der                   München, Campus Großhadern, hat es sich deshalb
     Trauerphase erfahren werden, auf das gesamte                     zur Aufgabe gemacht, ein Projekt zu entwickeln,
     weitere Leben aus.                                               welches eine Nachsorgestruktur für eben diese
                                                                      Elterngruppe anbietet: das SupportteAm für früh-
     Es gibt v. a. in den Vereinigten Staaten sogenannte              Verwaiste Eltern (SAVE).
     „bereavement programs“ als Verlustverarbeitungs-
     angebote. Diese sind oft von der Klinik aus organi-              Das interdisziplinäre Team besteht aktuell aus
     sierte Nachsorgeprogramme für verwaiste Eltern.                  sechs Pflegefachkräften, einer Neonatologin, einer
     Familien, die dieses Angebot nach dem Verlust in                 Psychologin, einer Pädagogin, einer Seelsorgerin
     Anspruch nehmen, werden kurz- und mittelfristig                  und wird ergänzt durch einen Palliativmediziner
     unterstützt. Es konnte gezeigt werden, dass Eltern,              und einen Geburtshelfer. Die Nachsorge der Fami-
     die an einem solchen „bereavement program“ teil-                 lien wird von den sechs Pflegefachkräften, die Zu-
     nehmen, weniger psychische Belastung empfinden                   satzausbildungen in der Palliative Care und der
     (D’Agostino, N.M. et al., 2008; Forrest, G.C. et al.,            Trauerbegleitung absolviert haben, durchgeführt.
     1982). Insbesondere wenn diese Nachbetreuung                     Das erweiterte Team steht als Expertenpanel für
     von der Klinik gestaltet wird, in der das Kind ver-              Rückfragen und interdisziplinären Austausch im
     starb, wird ein positiver Effekt beobachtet. Eltern              Hintergrund. Die Betreuung einer Familie beginnt
     berichten, dass die gemeinsame Verantwortung                     häufig schon kurz nach dem Versterben, wenn sich
     von Klinik und Eltern für ihr Kind somit auch nach               die Eltern mit ihrem Kind noch auf der Station auf-
     dem Tod fortgeführt wird (Snaman, J.M, 2016). In                 halten, oder kurz nach dem Verlassen der Klinik.
     Deutschland gab es bisher noch keine strukturierte,              Über einen Zeitraum von sechs Wochen finden
     von der Klinik angebotene Nachsorge für frühver-                 dann, abgestimmt auf den jeweiligen Bedarf der
     waiste Eltern.                                                   Eltern, persönliche Treffen oder Telefonate mit der
                                                                      betreuenden SAVE-Schwester statt. Dabei bietet
     Eltern von kranken Früh- und Neugeborenen können                 die Schwester den Familien sowohl emotionalen
     nach dem Verlassen der Klinik auf eine sozialmedi-               Beistand als auch Hilfestellung bei bürokratisch-
     zinische Nachsorge nach § 43 Abs. 2 SGB V zurück-                organisatorischen Themen an. Über den Beglei-
     greifen. Der Bundesverband Bunter Kreis e.V. defi-
     niert das Ziel der Nachsorge folgendermaßen: „Die
     Nachsorge hat als Ziel, Familien über die Schwelle
     der Klinik nach Hause zu begleiten und leistet damit
     einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Stabilität
     der betroffenen Familien.“ Im Mittelpunkt der Nach-
     sorge stehen neben der medizinischen Versorgung
                                                                                                                            Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86

     des erkrankten Kindes auch die Familie, das Bezie-
     hungssystem und die Lebensumwelt.

     Frühverwaiste Eltern können genauso wie Eltern
     von kranken Früh- und Neugeborenen von einer
     gesetzlichen sozialmedizinischen Nachsorge pro-
     fitieren. Sie brauchen dringend Unterstützung, um
     ihre Lebensumwelt und ihr Beziehungssystem nach
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© istock.com/Antonio Guillem

                                                                                                                              Das SupportteAm für frühVerwaiste Eltern (SAVE)
                                                                                                                              ist eine Initiative vom Frühstart ins Leben e. V.
                                                                                                                              (www.fruehstartinsleben.de) in Kooperation mit
                                                                                                                              dem Bundesverband für verwaiste Eltern und trau-
                                                                                                                              ernde Geschwister in Deutschland e. V. (www.
                                                                                                                              veid.de).

                                                                    tungszeitraum hinweg versucht sie zudem, den              Die Leistungen des Supportteams werden zurzeit
                                                                    Bedarf der Familie an erweiterter Trauerbegleitung        durch Spenden finanziert. Es entstehen keine Kos-
                                                                    zu ermitteln, um sie gegebenenfalls an vorhandene         ten für die Eltern.
                                                                    Strukturen (z. B. Selbsthilfegruppen, Psychotherapie,
                                                                    geistlich-spirituelle Begleitung) anzubinden. Auch        Die Koordination und finanzielle Abwicklung der
                                                                    die Sterbebegleitung und die Rituale, die den Eltern      Nachsorge wird übernommen von der Dr. von Hau-
                                                                    auf der neonatologischen Intensivstation angebo-          nerschen Nachsorgeeinrichtung für Frühgeborene
                                                                    ten werden, wurden im Rahmen des SAVE Projektes           (HaNa). HaNa ist eine Kooperationseinrichtung vom
                                                                    überarbeitet. In einem Palliativschrank finden sich       Landesverband Bayern für körper- und mehrfach-
                                                                    alle Materialien, die für die Sterbebegleitung und        behinderte Menschen (LVKM) (www.lvkm.de) und
                                                                    das memory-making benötigt werden (z. B. Klei-            dem Klinikum der Universität München.
                                                                    dung, Nestchen, Tinte und Karten für Fuß- und
                                                                    Handabdrücke, Kerzen, Erinnerungsboxen). Zudem
                                                                    finden alle Mitarbeitenden der Station eine Check-        Literatur
                                                                    liste für die Palliativversorgung sowie Beispiele für     Youngblut, J.M., Brooten, D., Cantwell, G.P., del Moral, T., To-
                                                                                                                                    tapally, B. (2013). Parent Health and Functioning 13 Months
                                                                    deren Umsetzung in Form einer Fotodokumentation.
                                                                                                                                    after Infant or Child NICU/PICU Death. Pediatrics.
                                                                    Darüber hinaus steht den Mitarbeitenden ein neu                 2013;132(5):e1295-301.
                                                                    entwickelter Palliativ-Personalordner zur Verfügung,      Lannen, P.K., Wolfe, J., Prigerson, H.G., Onelov, E., Kreicbergs,
                                                                    in dem alle relevanten Informationen zu rechtlichen             U.C. (2008). Unresolved Grief in a National Sample of Be-
                                                                    Bedingungen, klinikinterner Organisation, Abstillen,            reaved Parents: Impaired Mental and Physical Health 4 to
                                                                                                                                    9 Years later. J Clin Oncol. 2008;26(36):5870-6.
                                                                    Trauer und Trauerbegleitung usw. niedergeschrie-          Li, J., Precht, D.H., Mortensen, P.B., Olsen, J. (2003). Mortality
                                                                    ben und für jeden Mitarbeiter einsehbar sind.                   in Parents after Death of a Child in Denmark: A Nationwide
                                                                                                                                    Follow-up Study. Lancet. 2003;361(9355):363-7.
                                                                    Familien, die von SAVE begleitet wurden, gaben            D’Agostino, N.M., Berlin-Romalis, D., Jovcevska, V., Barrera, M.
                                                                                                                                    (2008). Bereaved Parents’ Perspectives on their Needs.
                                                                    bislang ausschließlich positive Rückmeldung und                 Palliat Support Care. 2008;6(01):33-41.
                                                                    auch das Team schließt das erste Jahr von SAVE mit        Forrest GC, Standish E, Baum JD. (1982). Support after Perina-
                                                                    einem positiven Gefühl ab. Der Mehrwert für die                 tal Death: A Study of Support and Counselling after Peri-
                                                                    Familien ist klar zu erkennen und die Umsetzung                 natal Bereavement. Bmj. 1982;285(6353):1475-9.
                                                                                                                              Snaman, J.M, Kaye, E.C., Torres, C., Gibson, D.V., Baker, J.N.
                                                                    für die Station ist nach der geleisteten Vorarbeit
                                                                                                                                    (2016). Helping Parents Live with the Hole in their Heart:
                                                                    leicht zu gestalten. SAVE könnte als Blaupause für              The Role of Health Care Providers and Institutions in the
                                                                    andere neonatologische Intensivstationen dienen.                Bereaved Parents’ Grief Journeys. Cancer. 2016;122(17):
                                                                                                                                    2757-65.
                               Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86

                                                                                                                            Dr. med. Esther Schouten
                                                                                                                            Oberärztin Neonatologie
                                                                                                                            LMU Klinikum München
                                                                                                                            info@save-muenchen.de
                                                                                                                            http://www.save-muenchen.de
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                                      EIN FRIEDHOF IST KEIN FINANZAMT
                                      Interview mit dem Direktor des Museums für Sepulkralkultur
                                      Dirk Pörschmann

                                                   D
                                                             r. Dirk Pörschmann, 50 Jahre,      tung, Friedhofsgärtnerei, Bestattung und Hospizar-
                                                             ist seit Januar 2018 Direktor      beit – also alle die sich mit den Themen Friedhof
                                                             des Zentralinstituts und Mu-       und Sterben ganz praktisch befassen. Der ehemali-
© Museum fü r Sepulkralkultur

                                                             seums für Sepulkralkultur          ge Geschäftsführer Hans-Kurt Boehlke hatte in den
                                                   sowie Geschäftsführer der Arbeitsge-         1980er-Jahren die Idee, das Museum für Sepulkral-
                                                   meinschaft Friedhof und Denkmal e. V.        kultur zu gründen, gegen schwerste Widerstände
                                                                                                auch aus der Museumslandschaft. Damals konnte
                                                      Erinnern Sie sich noch an den             man sich überhaupt nicht vorstellen, dass ein
                                                      Beginn Ihrer Tätigkeit?                   Museum über den Tod Sinn macht. Im Gegenteil:
                                                      Ich bin Kunstwissenschaftler und war      Man hat sich darüber lustig gemacht. Aber das
                                                      vorher in der zeitgenössischen Kunst      Museum wurde gegen alle Widerstände 1992 eröffnet.
                                 Dr. Dirk Pörschmann aktiv und lange in Düsseldorf tätig. Ich   Seitdem haben wir drei Säulen auf denen unsere
                                                      habe 2016 meine Dissertation beendet      Arbeit gründet: das Zentralinstitut als Ort der Erfor-
                                         und mich dann auf die Stelle in Kassel am Museum       schung, das Museum als Ort der Vermittlung zur
                                         für Sepulkralkultur beworben, weil ich diesen Ort      Öffentlichkeit und den Verein als Bindeglied bzw.
                                         schon immer als vielfältigen Ort geschätzt habe.       als Ort der praktischen Erkenntnis. Das ist keine
                                         Einen Ort, wo man wirklich geerdet ist. Der Begriff    einfache Konstruktion, aber sie birgt große Chancen.
                                         „Erdung“ hört sich im Kontext der Bestattungskultur
                                         vielleicht seltsam an, doch so empfinde ich es. In     Was können Sie über die Besucherinnen und
                                         der Kunst wollen alle immer zu den Sternen,            Besucher sagen? Erleben Sie Unterschiede?
                                         verbunden mit hoher Anerkennung und Aufmerk-           Ja, ich erlebe eine große Vielfalt. Es gibt Menschen,
                                         samkeit. Das ist in diesem Bereich etwas anders:       die sehr lange brauchen, bis sie sich das erste Mal
                                         Meine erste Aktivität hier in Kassel war eine Veran-   hier hereintrauen. Es gibt aber auch Therapeuten,
                                         staltung mit dem Hospitalverein. Ich saß damals        die mit ihren Klienten kommen, um deren Todes-
                                         mit rund sechzig ehrenamtlichen Sterbebegleite-        angst zu überwinden. Wir haben viele Schulklas-
                                         rinnen und -begleitern zusammen und nahm die           sen, leider durch Covid-19 seit März nicht mehr.
                                         gesellschaftliche Relevanz der Tätigkeit dieser        Und die Jugendarbeit ist im Grunde auch unser
                                         Menschen wahr. Und dass sie gar nicht groß darü-       Schwerpunkt. Um es ganz klar zu sagen: Wenn wir
                                         ber sprechen und damit nach außen gehen im den-        Menschen aus durchaus nachvollziehbaren Grün-
                                         noch klaren Bewusstsein der Bedeutung ihrer            den im Alltag gerne leugnen möchten, dass wir ster-
                                         Arbeit. Dies führte u. a. dazu, dass ich das Museum    ben müssen, so ist es doch gerade sinnvoll, schon
                                         auch als einen Ort der persönlichen Entwicklung        bei den Kleinen anzufangen, darüber zu sprechen.
                                         erkannte.                                              Wir haben hier auch Kindergeburtstagsfeiern mit
                                                                                                verschiedenen Mottos wie Geister und Piraten, bei
                                                                                                                                                         Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86

                                      Die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V.        denen das Thema des Museums immer auch ein
                                      ist Träger des Museums für Sepulkralkultur, wer           Bestandteil ist. Kinder und Jugendliche machen im
                                      steckt hinter der Arbeitsgemeinschaft und was             Jahr circa 40 % unser Besucherinnen und Besucher
                                      ist das Positive an dieser Konstruktion?                  aus. Im Alter zwischen 17 und 35 Jahren ist das
                                      Die Arbeitsgemeinschaft ist ein Verein, der 1951          Thema offensichtlich eher uninteressant. Danach
                                      gegründet wurde und seinen Sitz hier in Kassel hat.       spielt es je nach persönlicher Lebenserfahrung und
                                      Der Verein hat aktuell rund 600 Mitglieder aus den        dann bis in die hohen 80er hinein wieder eine Rolle.
                                      Bereichen Friedhofsverwaltung, Grabmalgestal-
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© Museum fü r Sepulkralkultur

                                                                                                                                                               Museum fü r Sepulkralkultur

                                                                      Letztes Jahr war ein besonderes Jahr mit drei Ausstel-     Sie befassen sich intensiv mit Trauer und
                                                                      lungseröffnungen. Zu der Eröffnung der Ghana-Särge         Trauerbegleitung?
                                                                      war die Botschafterin aus Ghana da, die zur Musik          2018/2019 hat die Arbeitsgemeinschaft Friedhof
                                                                      einer kleinen ghanaischen Band spontan anfing zu           und Denkmal das Projekt „Heilsame Abschiede“
                                                                      tanzen. Normalerweise sind Ausstellungseröffnun-           mit Unterstützung eines Vorstandmitgliedes durch-
                                                                      gen ja eher etwas steif und man kommt nicht wirklich       geführt. Daraus ist auch die Publikation „Raum für
                                                                      miteinander in Kontakt. Bei uns habe ich oft den Ein-      Trauer“ entstanden. Im Museum haben wir eine
                                                                      druck, die Menschen werden in irgendeiner Weise            Ausstellung zum Thema Trauer gezeigt: „Lamento:
                                                                      beim Eintritt in unser Museum verwandelt, sie spüren       Trauer und Tränen“, der zweite Teil „Memento: Im
                                                                      ihre Lebendigkeit umso deutlicher in der Omniprä-          Kraftfeld der Erinnerungen“ läuft noch bis zum
                                                                      senz des Todes. Das zu sehen, ist sehr erfüllend.          Frühjahr 2021. Wenn jedes Jahr ungefähr eine Mil-
                                                                                                                                 lion Menschen in Deutschland versterben und man
                                                                      Welche Veränderungen sehen Sie hinsichtlich                annehmen kann, dass zu jedem Verstorbenen etwa
                                                                      unserer Bestattungskultur?                                 sechs Trauernde gehören, dann sind wir bei sechs
                                                                      Es ist von großer Bedeutung, dass die Sterbenden           Millionen Menschen, die jedes Jahr wegen eines
                                                                      und die Angehörigen mit ihren Bedürfnissen wirk-           Verlustes trauern. Dazu kommen dann auch noch
                                                                      lich im Zentrum stehen. Seit 20 Jahren hat sich auf        diejenigen Menschen, die in den Vorjahren einen
                                                                      den Friedhöfen schon einiges geändert. Ich glaube,         Verlust verschmerzen mussten und trauern. Es ist
                                                                      es ist entscheidend, dass alle, die mit Angehörigen        also ein relativ großer Bestandteil unserer Gesell-
                                                                      von Verstorbenen zu tun haben, deren Bedürfnisse           schaft, der sich permanent mit diesem existentiel-
                                                                      sehen und nicht so sehr die Bedürfnisse der Ver-           len Gefühl auseinandersetzt. Hier fragen wir uns
                                                                      waltung, der Paragraphen, des Rechts etc. Das hat          immer wieder: Wo ist das eigentlich wirklich sicht-
                                                                      alles seine Richtigkeit, aber das darf nicht in den        bar, wo könnten wir das in der Öffentlichkeit sehen
                                                                      Mittelpunkt rücken.                                        und erkennen?

                                                                      Ich sag immer etwas provozierend: Ein Friedhof ist         Mit Covid-19 und den damit verbundenen Gesetzen
                                                                      kein Finanzamt, denn auf dem Friedhof geht es um           zur Eindämmung der Pandemie starben und sterben
                                                                      sehr existentielle Dinge. Es gibt mittlerweile sehr vie-   Menschen ohne die Begleitung von Angehörigen,
                                                                      le junge Friedhofsverwalterinnen und -verwalter, die       und Nahestehende konnten vor allem im ersten
                                                                      immer mehr die Bedürfnisse der Menschen im Fokus           Lockdown nicht mehr gemeinsam trauern, weil bei
                                                                      haben. Daran anschließend müssen sich dann auch            Beisetzungsfeiern massive Beschränkungen galten.
                                                                      die Regeln entwickeln. Die Pietätsfragen wie z. B.:        Ich habe mich tatsächlich gefragt, ob es nicht ein
                                                                      Darf man auf dem Friedhof Fahrrad fahren, joggen,          Menschenrecht ist, von Angehörigen, von geliebten
                                                                      darf der Hund mit ins Grab, sind ja nicht für alle         Menschen im Sterben begleitet zu werden. Ist es
                                 Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86

                                                                      Zeiten festgelegt, sondern sie sind verhandelbar. Das      nicht auch ein Menschenrecht, dass wir unsere Toten
                                                                      muss jede Generation wieder aufs Neue aushandeln.          in Gemeinschaft zu Grabe tragen und trauern. Jetzt
                                                                      Ein anderes und sicher ungewöhnliches Beispiel:            in dieser Pandemie haben viele Menschen darauf
                                                                      Ich bin nicht dafür, dass auf dem Friedhof gegrillt        verzichten müssen und dies wird auch gesellschaft-
                                                                      wird, aber wenn ein Grillweltmeister stirbt, warum         liche Folgen haben: Das Thema Trauerbegleitung
                                                                      sollte man dann nicht in Erinnerung an ihn auf sei-        erhält dadurch eine noch größere Relevanz.
                                                                      nem Grab grillen dürfen? Rituale helfen Angehörigen
                                                                      und Hinterbliebenen bei ihrer Trauerarbeit.
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                   Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?                                 ort gesucht, damit wir für die Öffentlichkeit präsent
                   Wir organisieren im nächsten Jahr eine große Aus-                    bleiben können.
                   stellung zum Thema Suizid. Diese planen wir seit
                   2018 gemeinsam mit Kooperationspartnern: u. a.                       Was sind Ihre persönlichen Gedanken zu
                   dem Verein Angehörige um Suizid, AGUS, und dem                       Sterben, Tod und Trauer?
                   nationalen Suizidpräventionsprogramm (NaSPro).                       Es hat sich für mich persönlich einiges dadurch ver-
                   Einer der beiden Leiter von NaSPro, Reinhard Lind-                   ändert, dass ich ja nun täglich mit dem Thema be-
                   ner, ist Professor an der Universität in Kassel. So                  fasst bin. Es ist ja so, dass man die eigene Person
                   bearbeiten wir das Thema sowohl aus medizini-                        bei solch einem Thema nicht heraushalten kann.
                   scher, psychosozialer wie auch aus kulturwissen-                     Beruf und Privatleben vermischen sich, und das ist
                   schaftlicher Sicht. Dabei geht es auch um die Frage,                 auch das Positive daran. Seit ich hier bin, bin ich in
                   was macht es mit unserer Gesellschaft, wenn sich                     einem Prozess, das Reflektieren darüber hört ei-
                   jedes Jahr 10.000 Menschen das Leben nehmen.                         gentlich nie auf. Das ist das Bereichernde, weil es
                   Ob es nach wie vor ein Tabu ist, weiß ich nicht, aber                die Angst nimmt. Die Endlichkeit ist ein entschei-
                   es ist auf jeden Fall noch ein Stigma. Es wird so                    dender Anteil unseres Lebens: Ich kann nicht leben,
                   häufig nicht darüber gesprochen, weswegen wir                        ohne zu sterben. Ich bin viel stärker im Hier und
                   den Untertitel „Let’s talk about it“ gewählt haben.                  Jetzt und nicht mehr so viel in der Zukunft oder der
                   Zahlreiche Menschen kennen Lebensmomente, in                         Vergangenheit. Die Zukunft, das sind die Verspre-
                   denen Suizidgedanken entstehen, aber niemand                         chungen, der Konsum, das neue Auto, das neue
                   redet darüber. Das wäre dann ja vielleicht mal ein                   Haus, der Urlaub, das ist alles in der Zukunft, das
                   Anfang. Die Eröffnung ist am 10. September 2021,                     macht mich aber nicht glücklich, sondern das Hier
                   dem Welttag der Suizidprävention.                                    und Jetzt, nur hier kann ich mich lebendig fühlen.
                                                                                        Das Bewusstsein dafür schärfen zu können, ist
                   Im Jahr 2022 wird das Sepulkralmuseum eventuell                      auch ein Geschenk dieser Tätigkeit hier.
                   Teil der Documenta sein. In den Jahren 2023/2024
                   wird das Museum geschlossen, denn es wird sa-                        Was würden Sie gern unseren Leserinnen und
                   niert und umgebaut. Für diese Zeit wird gemeinsam                    Lesern, die in der Hospiz- und Palliativversor-
                   mit der Stadt Kassel nach einem alternativen Stand-                  gung tätig sind, mitteilen?
                                                                                                    Es ist wichtig zu realisieren, was sie für
                                                                                                    unsere Gesellschaft leisten, und sie
                                                                                                    dürfen und sollten darauf auch bewusst
                                                                                                    stolz sein. Es ist eine schwere, aber
                                                                                                    auch eine erfüllende Aufgabe, das geht
                                                                                                    häufig ein bisschen unter. Mein Ein-
                                                                                                    druck ist, dass sie sich eher selbst zu-
                                                                                                    rücknehmen und in den Dienst einer
                                                                                                    Sache oder eines Sterbenden/einer
                                                                                                    Sterbenden stellen. Ich erlebe sie als
                                                                                                    Menschen, die das nicht so vor sich her-
                                                                                                    tragen, finde es aber wichtig, zu beto-
                                                                                                    nen, wie wichtig und gesellschaftlich
                                                                                                                                                 Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86

                                                                                                    relevant diese Arbeit ist. Denn in unse-
                                                                                                    rer Gesellschaft geht es immer mehr
                                                                                                    um abrechenbare Dienstleistungen.
© Leila Badblood

                                                                                                    Dass sich so viele Menschen ehrenamt-
                                                                                                    lich in dieser Weise einsetzen, finde ich
                                                                                                    beachtlich. Das, was sie tun, ist etwas,
                                                                                                    was der ganzen Gesellschaft hilft.
                         Ausstellung memento In the Wake of a Deadad, Andrew Kotting, 2006, Filmstill
SPEZIELLE ASPEKTE IN DER PALLIATIVVERSORGUNG                               17

                                     „SIE KANN MICH NICHT UNTERSTÜTZEN,
                                     WEIL SIE SELBST SCHON SO ALT IST“
                                     Forschungsteam der Medizinischen Hochschule Hannover entwickelt
                                     Empfehlungen für psychosoziale Unterstützungsmaßnahmen für
                                     erwachsene Kinder und Eltern am Lebensende
                                     FRANZISKA A. HERBST, LAURA GAWINSKI, NILS SCHNEIDER, STEPHANIE STIEL

                                     Hintergrund und Forschungsstand                                Kindern“ (BMBF-Förderkennzeichen: 01GY1711;
                                     In einer älter werdenden Gesellschaft steigt die               Laufzeit: 01.10.17-31.12.20) fokussiert Dyaden
                                     Zahl der Eltern, die mit einer schweren Erkrankung             erwachsener Kinder und ihrer Elternteile, da diese
                                     ihres erwachsenen Kindes konfrontiert sind. Allein             Gruppe klinischen Beobachtungen zufolge spezifi-
                                     in Deutschland sterben jährlich rund 16.000                    schen Herausforderungen bezüglich Kommunikation,
                                     Erwachsene noch vor Erreichen ihres 45. Lebens-                Krankheitswissen, Rollenerleben, Belastung und
                                     jahres (Statistisches Bundesamt [Destatis], 2017).             Unterstützung gegenübersteht. Mit diesem Projekt
                                     Viele von ihnen werden von einem oder beiden                   wird das Ziel verfolgt, Besonderheiten der Interak-
                                     Elternteilen am Lebensende versorgt. Zugleich sind             tion beider Dyaden zu explorieren. Passgenaue
                                     erwachsene Kinder mit schweren, lebensverkürzen-               Empfehlungen hinsichtlich psychosozialer Inter-
                                     den Erkrankungen ihrer Eltern konfrontiert.                    ventionsmaßnahmen sollen abgeleitet werden. Es
                                                                                                    handelt sich hierbei um die erste Studie, die syste-
                                     Bisher ist national und international wenig über die           matisch Erfahrungen und Erwartungen beider
                                     Interaktion1 am Lebensende in Dyaden2 erwachse-                Eltern-erwachsenes Kind-Dyaden am Lebensende
                                     ner Kinder und Eltern bekannt. Es konnte keine                 erforscht.
                                     Studie aus Deutschland identifiziert werden, die
                                     erwachsene Kinder oder Elternteile zur dyadischen              Projektablauf
                                     erwachsenes Kind–Eltern Interaktion am Lebensende              Zwischen Februar 2018 und November 2019 wurden
                                     befragt hat. Zudem war unter den wenigen inter-                erwachsene Kinder und Eltern beider Dyaden über
                                     nationalen Beiträgen keine Studie vertreten, in der            Einrichtungen der stationären und ambulanten
                                     zugleich (1) schwerstkranke erwachsene Kinder                  hospizlich-palliativen Versorgung zur Projektteil-
                                     und ihre Eltern sowie (2) schwerstkranke Elternteile           nahme eingeladen. Teilnehmende Patientinnen,
                                     und ihre erwachsenen Kinder zu ihrer Interaktion               Patienten und Angehörige wurden in persönlichen,
                                     befragt wurden (Herbst et al., 2020a).                         leitfadengestützten Interviews zur dyadischen
                                                                                                    Interaktion in Hinblick auf Kommunikation, Rollener-
                                     Projektziel                                                    leben, wahrgenommene Belastung am Lebensende,
                                     Das Forschungsprojekt „Dy@EoL – Interaktion am                 Unterstützung und Information über Krankheit und
                                     Lebensende in Dyaden von Eltern und erwachsenen                Prognose befragt. Zusätzlich wurden die bezie-
Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86

                                                                                                    hungsspezifischen Bindungsskalen für Erwachsene
                                     1 Der Begriff der Interaktion meint das aufeinander bezogene
                                                                                                    (Asendorpf et al., 1997), die Berliner Social Support
                                       Handeln von mindestens zwei Personen (Bibliographisches
                                       Institut GmbH, 2020). Im vorliegenden Beitrag umfasst die    Skalen (Schulz & Schwarzer, 2003) und die Graphic
                                       Interaktion unterschiedliche Aspekte, wie den Kontakt, die   Closeness Scale (Neyer et al., 2011) zur Erfassung
                                       Beziehung und das Miteinander von Patient/in und Ange-       von Bindung, wahrgenommener und erhaltener
                                       höriger/m.
                                     2 Mit dem Begriff der Dyade ist im vorliegenden Beitrag eine
                                                                                                    sozialer Unterstützung und emotionaler Nähe
                                       Zweierbeziehung zwischen einer Patientin oder einem Pa-      eingesetzt.
                                       tienten und einer/m Angehörigen gemeint.
18   SPEZIELLE ASPEKTE IN DER PALLIATIVVERSORGUNG
© istock.com/Dean Mitchell

                                  In einem nächsten Schritt wurden aus den erhobe-      den der Wunsch nach mehr Autonomie erkrankter
                                  nen empirischen Daten Hypothesen abgeleitet, die      erwachsener Kinder ein wichtiges Thema in der Dy-
                                  die Spezifika in der Interaktion von Eltern und er-   ade ist, in der das erwachsene Kind erkrankt ist.
                                  wachsenen Kindern am Lebensende beschreiben.          So wird das Versterben des erwachsenen Kindes
                                  In einem Workshop unterstützte ein Expertenbeirat     von dem Elternteil als entgegengesetzt der „natür-
                                  das Projektteam bei der Formulierung praxisnaher      lichen“ Reihenfolge empfunden. Zudem haben wir
                                  Empfehlungen für Interventionsmaßnahmen. Die          in den Gesprächen mit erwachsenen Kindern und
                                  Empfehlungen wurden in einem bundesweiten Del-        ihren Elternteilen erfahren, dass sich das erwach-
                                  phi-Verfahren auf ihre Relevanz und Machbarkeit       sene Kind mehr Unabhängigkeit vom Elternteil
                                                                                                                                             Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86

                                  im Versorgungsalltag geprüft und konsentiert (sie-    wünscht, wohingegen Elternteile umfassend für
                                  he Stiel et al., 2018 zum Studienprotokoll sowie      das erkrankte Kind sorgen möchten.
                                  Gawinski et al., 2020 zu Herausforderungen bei der
                                  Gewinnung von Teilnehmenden für die Studie).          Bezogen auf die Dyade, in der der Elternteil er-
                                                                                        krankt ist, standen Themen wie die Veränderung
                                  Ergebnisse                                            der Kommunikation mit der schweren Erkrankungs-
                                  Das Projektteam hat herausgefunden, dass eine         situation sowie die körperliche Pflege im Mittel-
                                  wahrgenommene Rollenumkehr und damit verbun-          punkt. Kinder erkrankter Eltern beschrieben, dass
SPEZIELLE ASPEKTE IN DER PALLIATIVVERSORGUNG                                              19

                                     sie bestimmte Themen meiden, um den Elternteil           Literatur
                                     zu schonen. Das Übernehmen pflegerischer Aufga-          Asendorpf, J.B., Banse, R., Wilpers, S., Neyer, F.J. (1997). Be-
                                     ben kann eine neue Intimität in Beziehungen er-              ziehungsspezifische Bindungsskalen für Erwachsene und
                                                                                                  ihre Validierung durch Netzwerk- und Tagebuchverfahren.
                                     wachsener Kinder und ihrer erkrankten Elternteile            Diagnostica, 43:289-313.
                                     schaffen, wird zum Teil aber auch als Belastung und      Bibliographisches Institut GmbH. (2020). Interaktion, die.
                                     grenzüberschreitend wahrgenommen.                            https://www.duden.de/rechtschreibung/Interaktion (zu-
                                                                                                  letzt eingesehen:14.10.2020).
                                                                                              Gawinski, L., Stiel, S., Schneider, N., Zimmermann, T., Herbst,
                                     Praktische Implikationen                                     F.A. (2020). Methodological Reflections on the Recruitment
                                     Im Projekt berichteten schwerstkranke und ster-              of Adult Child-Parent Dyads for End-of-Life Research in Ger-
                                     bende Menschen und ihre Angehörigen von ihren                many: Experiences from the Dy@EoL Study. Journal of Pain
                                     Erfahrungen und Wünschen. Diese Daten haben                  and Symptom Management. DOI:10.1016/j.jpainsymman.
                                                                                                  2020.10.016.
                                     zum Verstehen der Bedürfnisse schwerstkranker            Herbst, F.A., Gawinski, L., Schneider, N., Stiel, S. (2020a). Adult
                                     und sterbender Menschen sowie ihrer Angehörigen              Child-Parent Dyadic Interactions at the End of Life: A Sco-
                                     beigetragen. Evidenzbasiert konnten spezifische              ping Review. BMJ Supportive & Palliative Care, 10(2):175-
                                     Handlungsempfehlungen für psychosoziale Inter-               185.
                                                                                              Herbst F.A., Gawinski L., Stiel, S., Schneider, N. (2020b) Zum
                                     ventionsmaßnahmen für beide Eltern-erwachsenes
                                                                                                  Umgang mit Belastungen am Lebensende – Empfehlungen
                                     Kind-Dyaden entwickelt werden. Die Empfehlungen              für psychosoziale Unterstützungsmaßnahmen für Eltern
                                     richten sich an professionell und ehrenamtlich Mit-          und erwachsene Kinder. Herausgeber: Projektgruppe
                                     arbeitende in der stationären und ambulanten Hos-            Dy@EoL des Instituts für Allgemeinmedizin der Medizini-
                                     piz- und Palliativversorgung.                                schen Hochschule Hannover & Deutsche Gesellschaft für
                                                                                                  Palliativmedizin e.V. ISBN-Nr. 978-3-00-067516-4.
                                                                                              Neyer, F.J., Wrzus, C., Wagner, J., Lang, F.R. (2011). Principles
                                     Diese Handlungsempfehlungen können zu einer                  of Relationship Differentiation. European Psychologist,
                                     qualitativ hochwertigen Unterstützung und Beglei-            16(4):267-77.
                                     tung schwerstkranker und sterbender Menschen             Schulz, U., Schwarzer, R. (2003). Soziale Unterstützung bei
                                                                                                  der Krankheitsbewältigung. Die Berliner Social Support
                                     sowie ihrer Angehörigen beitragen. Die Empfehlun-            Skalen (BSSS). Diagnostica, 49(2):73-82.
                                     gen wurden im Dezember 2020 in Kooperation mit           Statistisches Bundesamt (Destatis). (2017). Bevölkerung und
                                     der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin              Erwerbstätigkeit. Natürliche Bevölkerungsbewegung 2015.
                                     e. V. in Form einer Broschüre „Zum Umgang mit                Fachserie 1 Reihe 1.1. Wiesbaden: Statistisches Bundes-
                                                                                                  amt.
                                     Belastungen am Lebensende: Empfehlungen für              Stiel, S., Stelzer, E.-M., Schneider, N., Herbst, F.A. (2018). Ex-
                                     psychosoziale Unterstützungsmaßnahmen für                    ploring End-of-Life Interaction in Dyads of Parents and Adult
                                     Eltern und erwachsene Kinder“ (Herbst et al.,                Children: A Protocol for a Mixed-Methods Study. BMC Pal-
                                     2020b) herausgegeben und stehen digital zum                  liative Care, 17(1):68.
                                     Download unter https://www.dgpalliativmedizin.
                                     de/images/201207_Broschu%CC%88re_ONLINE.p
                                     df zur Verfügung.

                                                                                           Dr. Franziska A. Herbst (Projektleitung)
                                                                                           Medizinische Hochschule Hannover
                                                                                           Institut für Allgemeinmedizin
Hospiz-Dialog NRW - Januar 2021/86

                                                                                           Carl-Neuberg-Straße 1
                                                                                           30625 Hannover
                                                                                           Telefon: 05 11 - 5 32 49 91
                                                                                           herbst.franziska@mh-hannover.de
                                                                                           Projektwebseite: www.mhh.de/allgmed/dyeol
20   SPEZIELLE ASPEKTE IN DER PALLIATIVVERSORGUNG

     PALLIATIVVERSORGUNG
     BEI FORTGESCHRITTENER DEMENZ
     Die EPYLOGE-Studie
     INTERVIEW MIT JULIA HARTMANN UND CAROLA ROSSMEIER

     E
               in Expertenteam der Psychiatrischen Klinik    Wie ist die palliative Versorgungssituation von
               der TU München unter Leitung von Frau         Menschen mit Demenz am Lebensende?
               Professor Dr. Janine Diehl-Schmid hat kürz-   Carola Roßmeier: Die Studie zeigt: Die Palliativver-
               lich die EPYLOGE-Studie abgeschlossen.        sorgung von Betroffenen mit fortgeschrittenen de-
     Dabei handelt es sich um ein vom Bundesministe-         mentiellen Erkrankungen ist insgesamt gut, und
     rium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes       zwar sowohl bei häuslicher Versorgung als auch im
     Forschungsprojekt zur Untersuchung der Palliativ-       Pflegeheim. Die Lebensqualität der Betroffenen
     versorgung von Menschen mit fortgeschrittener           scheint überwiegend gut bis sehr gut zu sein. Das
     Demenz in Deutschland. Zwei Ärztinnen haben fast
     200 Demenzkranke im Heim und zu Hause unter-
     sucht und mit ihren pflegenden Angehörigen
     gesprochen. Außerdem führten sie ausführliche                           Klinikum rechts der Isar
     Interviews mit 100 Hinterbliebenen von kürzlich                         Technische Universität München

     verstorbenen Menschen mit Demenz, um von den
                                                                             Palliativversorgung bei
     besonderen Problemen, Bedürfnissen und Wün-
     schen der pflegenden Angehörigen zu erfahren.
                                                                             fortgeschrittener Demenz:
                                                                             Ein gutes Ende
     Die beiden Neurologinnen, Dr. Carola Roßmeier und
     Dr. Julia Hartmann, berichten im Interview von der                      DIE EPYLOGE-STUDIE
     Studie und geben tiefe Einblicke in die Versor-
                                                                      se
                                                                  bnis
                                                                                  Ein Expertenteam der Psychiatrischen Klinik der TU München unter Leitung
     gungsrealität von Menschen mit Demenz am                    e                von Frau Professor Dr. Diehl-Schmid hat kürzlich die EPYLOGE-Studie ab-
                                                              Erg                geschlossen. Dabei handelt es sich um ein Forschungsprojekt zur Untersu-
     Lebensende.                                                                chung der Palliativversorgung von Patienten mit fortgeschrittener Demenz in
                                                                             Deutschland. Zwei Ärztinnen haben fast 200 Demenzkranke im Heim und zu
                                                                            210/.-0,+.*/0)(+-0,'-&%+-%(*.,-$#-.".,'.,-!,".( *%".,-"./$*)(.,-1.%-.*
                                                                            (%.+.,-/%.-.%,.,-+%..,-%,%)-%,-'%.-.*/*"0,"/*.1%++-1&-..,/.,'.-!0
     Sie befassen sich mit Palliativversorgung bei                          ßerdem führten sie ausführliche Interviews mit 100 Hinterbliebenen von kürzlich
                                                                            verstorbenen Menschen mit Demenz, um von den besonderen Problemen, Be-
     Demenz. Inwieweit spielt sie bei diesem Krank-                         '*,%//.,-0,'-,/)(.,-'.*-$#-.".,'.,-!,".( *%".,-0-.*1(*.,-
                                                                            Palliativversorgung bei Demenz?
     heitsbild eine Rolle?                                                  Palliativversorgung heißt Leiden lindern und Lebensqualität verbessern. Dabei
     Julia Hartmann: „Palliativ“ heißt Leiden lindern und                   beschränkt sich die Palliativversorgung weder auf Krebserkrankungen noch auf
                                                                            den Sterbeprozess. Etwa ab dem mittleren Stadium einer Demenz kann eine pal-
     der verbleibenden Lebenszeit mehr Qualität geben.                      liative Versorgung geboten sein.
                                                                            Gute Lebensqualität und friedvolles Sterben
     Palliativversorgung ist also nicht gleichzusetzen                      Unerwartet, jedoch beruhigend: Die EPYLOGE-Studie kam zu dem Ergebnis,
                                                                            dass bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz die Lebensqualität überwie-
     mit Sterbebegleitung und beschränkt sich auch                          ".,'-"0+-%/-/.(*-"0+-0-/.%,-/)(.%,+-!0)(-'1/-+.*.,- %*+-&.%/+- .,%"-.%' -
                                                                              1,)(&1-.%.,- .')(- 0.,'.-./)( .*'.,- %.-!,"/+-'.*-,*0(.-0,.*
     nicht auf Tumorleiden. In den letzten Jahren rücken                    kannt oder unbehandelt. Diese Patienten müssen erkannt und therapiert werden!
                                                                            Früh und spät beginnende Demenz:
     fortgeschrittene Demenzerkrankungen zunehmend                          Die sehr jungen Patienten leiden mehr
     in den Fokus der Palliativmedizin. Spätestens zu                       Den meisten Menschen mit Demenz im jüngeren Lebensalter (erste Beschwer-
                                                                            den vor dem 65. Geburtstag) geht es, anders als befürchtet, am Lebensende
     Beginn des schweren Demenzstadiums stehen Le-                          nicht besonders schlecht. Die vergleichsweise jungen Patienten scheinen in ei-
                                                                            nem auf ältere Menschen zugeschnittenen Gesundheitssystem gut versorgt zu
     bensqualität und Wohlbefinden der Betroffenen                          /.%,-%,.-!0/,1(&.-/+.+- .')(-'%.-.%,.-*0$$.-'.*-/.(*- 0,".,-1+%.,+.,-
                                                                            dar. Diese Patienten, die schon vor dem 65. Lebensjahr an einer fortgeschritte-
     und ihrer Angehörigen im Vordergrund.                                  ,.,-.&.,-.%'.,- .%/.,-(0-".*-.1/+.,'.-&$+&.-10-!0-'%./.-.
                                                                            /,'.*.-*0$$.-&0//- ,-#-.".,'.,-0,'-*+.,-.%,-!0".,&.*-".."+- .*
                                                                            den.
                                                                            Der Koordinator am Lebensende
                                                                            Die Erfahrung zeigt: Im Verlauf, vor allem aber am Lebensende, ist ein Lotse
                                                                            wichtig, der die Versorgung so koordiniert, dass der Patient und seine Familie so
                                                                            "0+- %.-& "%)(-.(1,'.+-0,'-.+*.0+- .*'.,
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