1|172|172|20 - Professionalisierung der Hochschulweiterbildung - Zeitschrift ...

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Zeitschrift
Hochschule und
Weiterbildung
                  WWW.HOCHSCHULE-UND-WEITERBILDUNG.NET

                 Professionalisierung
                 der Hochschulweiterbildung
Impressum

    Die Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung (ZHWB) ist die führende deutschsprachige Zeitschrift für Themen der
    wissenschaftlichen Weiterbildung und erscheint halbjährlich als Open-Access-Journal.

    Herausgeber

    Deutsche Gesellschaft für
    wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium e.V.
    Universitätsplatz 12
    D-34109 Kassel

    Geschäftsführender Herausgeber

    Prof. Dr. Wolfgang Jütte
    Universität Bielefeld

    Redaktion

    Wolfgang Jütte, Prof. Dr.
    Universität Bielefeld

    Maria Kondratjuk, JProf. Dr.
    Technische Universität Dresden

    Claudia Lobe, Dr.
    Universität Bielefeld

    Mandy Schulze, Prof. Dr.
    Hochschule Zittau/Görlitz

    Therese E. Zimmermann, Dr.
    Universität Bern

    Redaktionsassistenz

    Kirsten Meyer, Dipl. Päd.
    Universität Bielefeld

    Mailadresse der Redaktion:
    zhwb@dgwf.net

    © Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung 2 | 2020
!   Dezember 2020
    e-ISSN 2567-2673
    ISSN: 0174-5859

    Satz
    Svenja Klau
Professionalisierung
der Hochschulweiterbildung
2

    ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
Inhaltsverzeichnis · 3

Inhaltsverzeichnis

7	Editorial

7       WOLFGANG JÜTTE, CLAUDIA LOBE

        Stichwort: Professionalisierung der Hochschulweiterbildung

11	Thema
        Professionalisierung der Hochschulweiterbildung

11	SIMONE KRÄHLING, RAMIN SIEGMUND, WOLFGANG SEITTER

        Professionalisierung der wissenschaftlichen Weiterbildung als hochschulische
        Mehrebenenherausforderung

19	ROBERT RENTZSCH, ALEXANDRA SHAJEK, ELKE VOGEL-ADHAM, ERNST ANDREAS HARTMANN

        Standardisierung in der wissenschaftlichen Weiterbildung als ein Kernprozess der Professionalisierung

27	SANDRA TSCHUPKE, INGO MEYER

        Professionalisierung von Praxisanleitenden in der Pflege
        Ein Fall für die wissenschaftliche Weiterbildung?!

34      Forum

34      DORIS LECHNER, KATHRIN LUTZ, ELISABETH WAGNER

        Wer sind und was wollen ältere Studierende an den Universitäten?
        Ergebnisse von Studierendenbefragungen an drei Standorten

44	SIMONE RECHENBACH, GESA BORCHERDING, KARIN VON MOELLER, MAIKE SIEVERDING, SIMONE LIENENBRINK,

        JENNY HÜBNER, ANGELIKA REICHERT, BIRGIT BABITSCH

        Zielgruppenspezifische Beratung für Gesundheitsberufe und Arbeitgebende
        von Gesundheitsbetrieben

                               ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
4 · Inhaltsverzeichnis

52      Projektwelten

52      MARGARETHA MÜLLER, CHRISTINA BAUST, PATRICK B. FLECK, EVAMARIA WERNER-NEUMANN, ANITA PACHNER,

        BERNHARD SCHMIDT-HERTHA

        Leitlinien für die universitäre Lehrerfort- und -weiterbildung

59      MICHAEL HELLWIG, MARCO BRADSHAW, IRMGARD SCHROLL-DECKER

        Evaluierung von nachhaltiger Wirksamkeit in der wissenschaftlichen Weiterbildung
        Erfahrungen und Empfehlungen für die Weiterbildungspraxis aus dem Projekt OTH mind

68      JANA KADEN, SANDRA PATTING

        Professionalisierungsimpulse durch wissenschaftliche Weiterbildung in den Feldern
        Kindheitspädagogik und Pflege
        Ergebnisse einer Erprobung von Zertifikatskursen auf Masterniveau

77      Publikationen

80      Buchbesprechungen

83	Aus der Fachgesellschaft

83      Von der Wissenschaft zum Management. Akteursprofile der Teilnehmenden an den
        DGWF-Jahrestagungen
        Eine Zeitreihenanalyse unter Berücksichtigung der aktuellen Evaluationsdaten der
        DGWF-Jahrestagung 2019 an der Universität Ulm

93      50 Jahre DGWF – Weiterbildung an Hochschulen gestalten
        Bericht zur DGWF Jahrestagung 2020

95      Nachruf

96	Verzeichnis der Autor_innen

                                  ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
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ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
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    ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
DOI: HTTPS://DOI.ORG/10.4119/ZHWB-4008 · EDITORIAL · 7

Stichwort: Professionalisierung der
Hochschulweiterbildung
WOLFGANG JÜTTE
CLAUDIA LOBE

Einführung                                                           und ihre Implementationsanstrengungen (Cendon et al.,
Professionalisierung ist eng verbunden mit den Begriffen             2020; Klenk, 2018; Seitter, Friese & Robinson, 2018) und die
der Professionalität und der Profession. Einen ausgespro-            sichtbare Zunahme an Forschung (Schmid et al., 2019; Jütte,
chenen Professionalisierungsdiskurs findet man im Feld der           Kondratjuk & Schulze, 2020). Letzterer Aspekt schlägt sich
wissenschaftlichen Weiterbildung bisher nicht. Zu weit ist           auch in der vorliegenden Zeitschrift ZHWB, in Buchreihen
Hochschulweiterbildung von einer Profession in berufsso-             (Hochschulweiterbildung in Theorie und Praxis) oder im ers-
ziologischer Sicht (noch) entfernt. Es existiert kein geregelter     ten Handbuch zur wissenschaftlichen Weiterbildung (Jütte &
Zugang zum Tätigkeitsfeld oder gar eine spezifische akade-           Rohs, 2020) nieder.
mische Ausbildung.
                                                                     Die Geschichte der Professionalisierung in der Erwachsenen-
Professionalisierung ist ein Prozess. Mit ihr kann sowohl            bildung zeigt, dass der Weg von der Berufung zur Verberuf-
die strukturelle Entwicklung eines Berufsfeldes zur Pro-             lichung bzw. von der „Mission zur Profession“ (Nittel, 2000)
fession als auch die individuelle Entwicklung einer Person           nicht nur ein langer, sondern auch keineswegs ein gradliniger
zum/zur Professionell Handelnden gemeint sein. Der Be-               Weg ist. Dabei gilt es angesichts der Vielzahl exogener Fakto-
griff selbst bleibt höchst erklärungsbedürftig; zu unter-            ren, sich vor eigenen „Machbarkeitsillusionen“ zu hüten und
schiedlich wird er verwendet in den verschiedenen sozia-             die grundsätzliche Diskrepanz zwischen wissenschaftlicher
len Welten und Arenen (Kondratjuk, 2017). Insofern gilt es,          Disziplin und Profession (Stichweh, 2013) nicht aus dem Blick
sich zu vergegenwärtigen, dass „Professionalisierung ein             zu verlieren.
Gestaltungs- und Aushandlungsprozess ist und dass unter-
schiedliche Gruppierungen in der Gesellschaft mit Profes-            Parallelen zu den Professionalisierungsbemühungen der
sionalisierung ganz unterschiedliche Interessen und Ziele            Hochschulweiterbildung ließen sich zu denen angrenzender
verfolgen“ (Steiner, 2017, S. 2).                                    Fachgesellschaften finden: sei es bei der Deutschen Gesell-
                                                                     schaft für Hochschuldidaktik (DGHD) (Merkt, Wetzel &
Bedeutsamer Referenzpunkt im professionstheoretischen                Schaper, 2016), der Organisationspädagogik (Schwarz, 2016)
Diskurs der Weiterbildung ist inzwischen die Handlungs-              oder dem Hochschulmanagement (Nickel, 2017).
ebene (Schüßler & Egetenmeyer, 2018); durch handlungs-
theoretische Perspektiven werden die (Struktur-)Logiken
professionellen Handelns jenseits der Profession in den Blick        Professionalisierung der Hochschul-
genommen.                                                            weiterbildung
                                                                     Die wissenschaftliche Weiterbildung ist Teil des quartären
                                                                     Bildungsbereichs und lässt sich als professionelles erwach-
 Professionalisierungspotenziale und                                 senenpädagogisches Handlungsfeld fassen. Kerntätigkeiten
-bemühungen                                                          liegen in der Programm- bzw. Angebotsplanung, im Wei-
Auf den Ebenen der Gesellschaft, der Organisation und des            terbildungsmanagement, in der Lehre und Beratung und
Handelns wurden in den vergangenen Jahren Entwicklun-                werden innerhalb der Hochschulen von unterschiedlichen
gen sichtbar, die durchaus von einer Professionalisierung            Akteur*innen, z.T. in Nebentätigkeit, ausgefüllt. Sie rekrutie-
des Feldes der Hochschulweiterbildung zu sprechen erlauben           ren sich aus ganz unterschiedlichen Fachdisziplinen, wobei
(Walber & Meyer, 2020). Dazu zählen die starke verbandliche          besonders der Sozialisation in der Herkunftsdisziplin eine
Organisation und Entwicklung durch die Deutsche Gesell-              besondere Bedeutung für aufgabenbezogene Deutungsmus-
schaft für Wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudi-            ter und Relevanzsysteme zukommt (Kondratjuk, 2020, S. 50-
um (DGWF), die bildungspolitisch induzierten Förderpro-              51). Ein professionelles Selbstverständnis und eine kollektive
gramme wie „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“              professionelle Identität in der Hochschulweiterbildung zu

                                    ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
8 · EDITORIAL

entwickeln, stellt die beteiligten Akteur*innen insofern          schaftlicher Weiterbildung gestaltet, auch und gerade in
vor Herausforderungen. Professionalität als immer wieder          Abhängigkeit von ihrer Organisationsform“ (s. Kapitel 5 des
neu herzustellende situative Leistung im Austarieren von          Beitrags). Die Autor*innen formulieren Professionalisie-
antinomischen Handlungsanforderungen ist auf selbstre-            rungsnotwendigkeiten auf verschiedenen Ebenen innerhalb
flexive Prozesse angewiesen, für die nicht nur notwendige         der Hochschulen, von der gesellschaftlichen und innerhoch-
Wissensressourcen vorhanden sein müssen, sondern auch re-         schulischen Legitimität bis hin zu (formaler) Fortbildung
flexive Orte und Praktiken. In dem „praxisgetriebenen Feld“       und (informellem) Praxisaustausch. Zwei Professionalisie-
Hochschulweiterbildung bilden die DGWF-Jahrestagungen             rungsvarianten, aufgabenbezogen (am Beispiel Marketing)
(s. dazu den Beitrag von Lobe und Walber in dieser Ausgabe)       und akteursbezogen (am Beispiel der Dozierenden) veran-
bedeutsame Reflexionsräume zur Vergewisserung des eige-           schaulichen exemplarisch Professionalisierungsbedarfe so-
nen Handelns.                                                     wie -ansätze.

                                                                  Robert Rentzsch, Alexandra Shajek, Elke Vogel-Adham
Professionalisierung durch Hochschulweiter-                       und Ernst Andreas Hartmann rücken Formen der Leis-
bildung                                                           tungs- und Kompetenz-Standardisierung in der wissen-
Wissenschaftliche Weiterbildungsangebote bieten Ge-               schaftlichen Weiterbildung als einen Kernprozess der
legenheitsstrukturen für Professionalisierungsprozesse            Professionalisierung ins Zentrum. Dabei nehmen sie an-
durch die Relationierung von wissenschaftlichem Wissen            knüpfend an Mieg (2018) Professionen als wissens- und er-
und berufspraktischem Erfahrungswissen (Meyer, Walber             kenntnisgestützte Berufe in den Blick, die auf formalem
& Jütte, 2019). Gegenüber dem grundständigen Studium er-          Wissen basieren, das an Wissenschaft gebunden ist. Stan-
gibt sich für Teilnehmende an wissenschaftlicher Weiter-          dardisierung wird am Beispiel der neu entstehenden modu-
bildung, dass sie in der Regel über umfänglicheres berufs-        laren Weiterbildungsformate Certificates (CAS) und Diplo-
praktisches Wissen verfügen, so dass wissenschaftliches           mas (DAS) of Advanced Studies sowie der Vereinheitlichung
Wissen unmittelbarer für Relationierungsprozesse genutzt          von Lernergebnisbeschreibungen sowohl auf die Professi-
werden kann. Wissenschaftliche Weiterbildung verfügt              onalisierung durch wissenschaftliche Weiterbildung als
insofern über ein beträchtliches Professionalisierungs-           auch auf die Professionalisierung der wissenschaftlichen
potenzial für individuelle Professionalisierungsprozesse.         Weiterbildung bezogen.
Wie Theorie-Praxis-Relationierungen durch geeignete
makro-, meso- und mikrodidaktische Gestaltungsansätze             Im abschließenden Beitrag von Sandra Tschupke und Ingo
unterstützt werden können, ist längst Teil des Diskurses im       Meyer steht das Berufsfeld der Pflege im Vordergrund,
Feld der Hochschulweiterbildung (Alexander, 2020; Klages,         das sich derzeit in einem Prozess der akademischen Pro-
Mörth & Cendon, 2020).                                            fessionalisierung befindet. Sie beleuchten die Rolle der
                                                                  sogenannten „Praxisanleitenden“ als verantwortliche
An die Hochschulweiterbildung richtet sich gleichzeitig die       Ansprechpartner*innen für die praktische Pflegeausbildung
Hoffnung bestimmter Berufszweige auf eine akademische             und arbeiten einen doppelten Professionalisierungsbedarf
Professionalisierung und Aufwertung zur Profession, wie           heraus: einen pflegewissenschaftlichen und einen berufspä-
sich dies aktuell im Bereich der Pflege (Tschupke, 2019) oder     dagogischen. Inwiefern diese Professionalisierungsbedarfe
der frühpädagogischen Fachkräfte (Friederich, 2017) beob-         einen „Fall für die wissenschaftliche Weiterbildung“ (so der
achten lässt. Aber auch im Wirtschaftsleben übernimmt             Untertitel des Beitrags) darstellen können, wird abschlie-
Weiterbildung zunehmend eine Funktion zur Professions-            ßend resümiert.
entwicklung (Dick & Weisenburger, 2017).
                                                                   Ergänzt wird das Schwerpunktthema durch zwei offene
                                                                   Fachbeiträge im Forum. Doris Lechner, Kathrin Lutz und
Zum vorliegenden Heft                                              Elisabeth Wagner fragen im Titel ihres Beitrags „Wer sind
Die Ausgabe 2020/2 der ZHWB versammelt wissenschaft-               und was wollen Ältere Studierende an den Universitäten?“
liche Beiträge, die sich theoretisch, empirisch und konzep-        Die Autorinnen stellen empirische Befunde einer Befragung
tionell mit Fragen der Professionalisierung auf den unter-         von älteren Weiterbildungsstudierenden an drei Standorten
schiedlichen Ebenen im Feld der Hochschulweiterbildung             vor und resümieren standortabhängige und standortunab-
beschäftigen:                                                      hängige Motivlagen, Fächerpräferenzen und Formen des
                                                                   Studierens.
Den Auftakt bildet der systematisierende Beitrag von Simo-
ne Krähling, Ramin Siegmund und Wolfgang Seitter, der              Simone Rechenbach, Gesa Borcherding, Karin von
das Verhältnis von Professionalisierung und Organisations-         Moeller, Maike Sieverding, Simone Lienenbrink, Jen-
formen der wissenschaftlichen Weiterbildung in den Blick           ny Hübner, Angelika Reichert und Birgit Babitsch son-
nimmt. Die Autor*innen zeigen auf, „wie differenziert und          dieren Formen und Funktionen von Beratung in der
voraussetzungsreich sich die Professionalisierung wissen-          wissenschaftlichen Weiterbildung. Mit dem Ziel der

                                      ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
EDITORIAL · 9

Entwicklung und Erprobung zielgruppenspezifischer                    Kondratjuk, M. (2017). Soziale Welt Hochschulweiterbildung:
Beratungskonzepte für Interessierte und Teilnehmende                   Figurationsmerkmale, Arenastruktur, Handlungsmodell. Bie-
der Gesundheitsberufe sowie Arbeitgebende kleiner und                  lefeld: wbv.
mittlerer Gesundheitsbetriebe wurde eine qualitative
Studie zur Bedarfserhebung durchgeführt. Auf der Basis               Merkt, M., Wetzel, C. & Schaper, N. (Hrsg.). (2016). Professiona-
von Dokumentenanalysen und Expert*innen-Interviews                     lisierung der Hochschuldidaktik. Bielefeld: wbv.
leiten die Autor*innen eine Konzeption zielgruppenspe-
zifischer Beratungsangebote ab.                                      Meyer, K., Walber, M. & Jütte, W. (2019). Weiterbildungsstudi-
                                                                       engänge als Formate der interaktionalen Professionalisie-
                                                                       rung. ZHWB, (1), 30–39.
Literatur
                                                                     Mieg, H. A. (2018). Professionalisierung – Essays zu Experten-
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                                                                        (Hrsg.), Wissenschaftsmanagement. Handbuch & Kommentar
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                                                                        R. Tippelt & A. von Hippel (Hrsg.), Handbuch Erwachsenen-
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  bleme? In E. Cendon, U. Wilkesmann, A. Maschwitz,                     mentierung. Wiesbaden: Springer VS.
  S. Nickel, K. Speck & U. Elsholz (Hrsg.), Wandel an
  Hochschulen? Entwicklungen der wissenschaftlichen Wei-             Steiner, P.H. (2017). „Professionalisierung ist wichtig. Oft
  terbildung im Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg durch                  aber wird übersehen, dass wir mit ›Professionalisierung‹
  Bildung: offene Hochschulen“ (S.109–126). Münster:                    Unterschiedliches meinen und damit aneinander vorbei-
  Waxmann.                                                              reden“. Interview. AMS info, No. 375 (Wien: Arbeitsmarkt-
                                                                        service Österreich).
Klenk, J. (2018). Einleitung: Fallstudien als Beitrag zur Profes-
   sionalisierung in der wissenschaftlichen Weiterbildung.           Stichweh, R. (2013). Wissenschaft, Universität, Professionen: so-
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                                    ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
10 · EDITORIAL

Tschupke, S. (2019). Zielgruppenkonstrukte und Angebotsprofile
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                                                                                                                      Autor_innen

                                                                                                              Prof. Dr. Wolfgang Jütte
                                                                                                      wolfgang.juette@uni-bielefeld.de

                                                                                                                     Dr. Claudia Lobe
                                                                                                         claudia.lobe@uni-bielefeld.de

                                         ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
DOI: HTTPS://DOI.ORG/10.4119/ZHWB-3486 · SIMONE KRÄHLING, RAMIN SIEGMUND, WOLFGANG SEITTER · 11

Professionalisierung der wissenschaftlichen
Weiterbildung als hochschulische
Mehrebenenherausforderung
SIMONE KRÄHLING
RAMIN SIEGMUND
WOLFGANG SEITTER

    Kurz zusammengefasst …                                                       und Entwickler_innen, Lehrende und Tutor_innen, Ver-
                                                                                 antwortliche in Stabsstellen, der Zentralverwaltung oder in
    Der Aufsatz fokussiert die Professionalisierung wissen-                      spezialisierten Zentren ebenso wie Fachleute für spezifische
    schaftlicher Weiterbildung als eine komplexe Mehrebenenhe-                   weiterbildungsrelevante Aufgabenbereiche (Rechtsfragen,
    rausforderung insbesondere bei einer dezentralen hochschuli-                 Haushaltsangelegenheiten, Öffentlichkeitsarbeit). In einer
    schen Organisationsform. Nach einer kurzen systematischen                    einfachen Schematisierung lassen sich Akteure und Rollen
    Beschreibung von Organisationsformen, Akteuren und Auf-                      unterscheiden nach übergeordneter Steuerung (Makroebene),
    gaben werden vor dem Hintergrund eigener empirischer Stu-                    Entwicklung und Durchführung (Meso- und Mikroebene)
    dien zwei zentrale Professionalisierungsfelder wissenschaft-                 sowie verwaltungsseitigem Support (Meso- und Mikroebene).
    licher Weiterbildung exemplarisch vertieft. Während die
    Professionalisierung von Marketing eher von der Aufgabe                      Zudem gibt es spezifische Herausforderungen des berufsbe-
    ausgeht, die dann auf den verschiedenen Ebenen akteurs- und                  gleitenden Studierens, auf die die wissenschaftliche Weiter-
    rollenbezogen zugeordnet und operationalisiert werden muss,                  bildung deutlich stärker reagieren muss als die grundständige
    geht die Professionalisierung von Dozierenden eher von den                   Lehre. Einerseits ist eine ausgeprägtere Nachfrageorientie-
    Akteuren aus, wobei die Professionalisierung der Lehrakteu-                  rung aufgrund der Kostenpflichtigkeit der Angebote zu kon-
    re dann selbst eine Mehrebenenherausforderung im Sinne der                   statieren mit Handlungsfeldern wie Bedarfsanalyse, Kosten-
    Professionalisierung des Dozierendenmanagements darstellt.                   trägerkalkulation, Marketing, Zielgruppenansprache oder
    Abschließend werden einige externe Professionalisierungsbe-                  Kooperation.1 Andererseits resultieren Herausforderungen
    dingungen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft für die                    aus der synchronen Zusammenführung von Studium und
    Stärkung des Mandats wissenschaftlicher Weiterbildung –                      Beruf/Familie mit Handlungsfeldern wie lernbezogene Dis-
    auch im Innenbereich von Hochschulen – markiert.                             tribution, Zeitvereinbarkeit, Berufserfahrung als lehr-/lern-
                                                                                 bezogener Reflexionsgegenstand, Begleitung/Beratung oder
                                                                                 Dienstleistungsorientierung (vgl. zu den einzelnen Aspekten
1 Einleitung                                                                     die Übersichtsbeiträge in Jütte & Rohs, 2020).
Wissenschaftliche Weiterbildung hat als berufsbegleitendes
kostenpflichtiges Angebotssegment von Hochschulen in den                         Trotz der stärkeren Institutionalisierung ist wissenschaft-
letzten Jahren eine bedeutende Aufwertung und Ausweitung                         liche Weiterbildung an vielen Hochschulen nach wie vor
erfahren. Mit dieser stärkeren Institutionalisierung haben                       kein Kernprozess, die Grade an Involviertheit auf den unter-
sich auch definierbare Akteure und – damit verbunden –                           schiedlichen Ebenen sind höchst unterschiedlich ausgeprägt,
Rollen in der und für die wissenschaftliche Weiterbildung                        die Implementierung vollzieht sich vielerorts projektgetrie-
deutlich(er) herauskristallisiert. An den meisten weiterbil-                     ben und ohne eine gesicherte Grundausstattung, Institutio-
dungsaktiven Hochschulen gibt es u.a. akademische Leitun-                        nalisierung und legitimatorische Absicherung sind insofern
gen, Studiengangkoordinationen, Produktmanager_innen                             prekär und wenig stabil (Kondratjuk, 2020). Auch die Zu-

1
     Nachfrageorientierung kann als allgemeines Struktur- und Handlungsprinzip der wissenschaftlichen Weiterbildung auf allen Ebenen der Angebotsgestal-
     tung gelten. Die Kostenpflichtigkeit insbesondere der abschlussorientierten wissenschaftlichen Weiterbildung verschärft dieses Prinzip jedoch in erhebli-
     chem Maße.

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12 · THEMA

gangswege zur Weiterbildung und die Erfahrungshinter-                          einem zweiten Schritt werden exemplarisch zwei Bereiche
gründe der einzelnen Akteure sind höchst unterschiedlich.                      möglicher Professionalisierung näher beleuchtet. Professio-
Formate einer systematischen Vorbereitung und Qualifi-                         nalisierung von Marketing – als Bearbeitungsmodus der Kos-
zierung oder etablierte Formen systematischen Kompetenz-                       tenpflichtigkeit – geht eher von der Aufgabe aus, die dann auf
aufbaus sind kaum anzutreffen, was u.a. auch der hohen                         den verschiedenen Ebenen akteurs- und rollenbezogen zuge-
Volatilität durch zeitlich befristete Anstellungsverhältnisse                  ordnet und operationalisiert werden muss (3). Die Professio-
geschuldet ist.2 Insofern steht die Weiterbildung als Ganzes                   nalisierung von Dozierenden – als einer entscheidenden lehr-
und in ihren einzelnen Aufgabenbereichen vor einer deutli-                     bezogenen Umsetzungs- und Scharnierstelle – geht dagegen
chen Professionalisierungsnotwendigkeit und Professionali-                     eher von den Akteuren aus, wobei die Professionalisierung
sierungsherausforderung, wobei ganz unterschiedliche Ebe-                      der Lehrakteure selbst eine Mehrebenenherausforderung
nen von dieser Herausforderung betroffen sind:                                 im Sinne der Professionalisierung des Dozierendenmanage-
  -     die Ebene der gesellschaftlichen und innerhoch-                        ments darstellt (4). In einem Ausblick werden abschließend
        schulischen Legitimität, d.h. die Klärung von                          einige externe Professionalisierungsbedingungen in Politik,
        Mandat und Lizenz ebenso wie der strategischen                         Wirtschaft und Wissenschaft für die Stärkung des Mandats
        Funktion und Ausrichtung der wissenschaftlichen                        wissenschaftlicher Weiterbildung – auch im Innenbereich
        Weiterbildung                                                          von Hochschulen – markiert (5).
  -     die Ebene der Zuständigkeitsbereiche und Aufga-
                                                                               Der Aufsatz verfolgt die Perspektive einer Professionalisie-
        benprofile der einzelnen Akteure sowie deren Zu-
                                                                               rung der wissenschaftlichen Weiterbildung, nicht die Pers-
        sammenspiel
                                                                               pektive einer Professionalisierung durch wissenschaftliche
  -     die Ebene der hochschulischen (verwaltungsseiti-                       Weiterbildung. Die Professionalisierungsperspektive von
        gen) Prozessstrukturen und Organisationsroutinen                       Adressat_innen und Teilnehmenden wird hier nicht berück-
  -     die Ebene der (formalen) Fortbildung und des (in-                      sichtigt, sondern müsste in einem anderen Aufsatz ebenso
        formellen) Praxisaustausches                                           vertieft werden wie die Wechselwirkungen zwischen diesen
                                                                               beiden Professionalisierungsmodi von wissenschaftlicher
Die Professionalisierung der wissenschaftlichen Weiterbil-                     Weiterbildung. Methodisch kombiniert der Aufsatz eine
dung ist in einer derartigen Perspektive eine komplexe Meh-                    strukturell-analytische Perspektive mit Befunden aus eige-
rebenenherausforderung, die gleichzeitig bearbeitet werden                     nen empirischen Studien.3
bzw. vonstattengehen sollte. Gleichwohl kann Professionali-
sierung eher an den Aufgaben (Marketing, Kooperation, Fi-
nanzmanagement) oder eher an den Akteuren (Studiengang-                         2 Wissenschaftliche Weiterbildung:
koordinationen, Dozierende, zentrale Leitung) ansetzen und                        Organisationsformen – Akteure – Aufgaben
von dort aus weiter ausgestaltet werden. Die Frage der Pro-   Die Professionalisierung der wissenschaftlichen Weiterbil-
fessionalisierungsrichtung hängt dabei auch stark mit der     dung ist in ihren Möglichkeiten und Pfaden stark von der je-
konkreten Organisationsform der wissenschaftlichen Wei-       weiligen hochschulischen Organisationsform abhängig. Zen-
terbildung (zentral-dezentral) und den damit verbundenen      trale Organisationsformen haben – mit Blick auf Akteure und
Möglichkeiten funktionaler Spezialisierung zusammen. Un-      Aufgaben – andere Herausforderungen als dezentrale Formen.
abhängig vom Ausgangspunkt geht es allerdings letztendlich    Dies hängt zum einen mit dem erreichbaren Größenvolumen,
immer um die professionelle(re) Verbindung von Aufgaben       zum anderen mit den damit verbundenen Möglichkeiten der
und Akteuren.                                                 Spezialisierung von Aufgaben zusammen. Zentrale Einrich-
                                                              tungen haben aufgrund ihrer Zentralität und Bündelung
Im Folgenden wird diese komplexe Mehrebenenherausforde- andere Gesamtvolumina in der Umsetzung von Angeboten
rung der Professionalisierung von wissenschaftlicher Wei- als einzelne Fachbereiche, die in ihrer Dezentralität in der
terbildung strukturell ausgeführt und an zwei Beispielen ver- Regel nur wenige Angebote vorhalten (können und wollen).
tiefend erläutert. Dazu wird zunächst das Feld von Akteuren, Dadurch können zentrale Einrichtungen – unabhängig davon,
Aufgaben und Organisationsformen der wissenschaftlichen       ob sie innerhalb oder außerhalb der Hochschule verortet sind
Weiterbildung aufgespannt und unterschiedliche Varianten – einen deutlich höheren Spezialisierungsgrad in der Aufga-
von Professionalisierung (konzeptionell) abgeleitet (2). In benerfüllung ausprägen als dezentrale Einrichtungen, d.h. es

2
    Erst im Kontext des Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“, der als ein kollektiver projektgetriebener Professionalisierungszusam-
    menhang gedeutet werden kann, wurden unterschiedliche Qualifizierungsformate entwickelt und umgesetzt. Ihre weitere – auch projektunabhängige –
    Verstetigung bleibt jedoch abzuwarten. Für einen Überblick der Qualifizierungsaktivitäten vgl. Braun & Rumpf, 2018, S. 100-102.
3
    Der forschungs- und professionalisierungsbezogene Erfahrungshintergrund der Autor_innen stellt das sechsjährige Verbundprojekt WM3 Weiterbildung
    Mittelhessen dar, das in der ersten Runde des Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ vom BMBF gefördert wurde und in dem eine
    Vielzahl an empirischen Studien zu Aufgabenfeldern und Professionalisierungsherausforderungen in der wissenschaftlichen Weiterbildung entstanden.
    Gleichzeitig hat das Projekt an der Philipps-Universität Marburg einen bedeutsamen Institutionalisierungsschub erzeugt, in den alle drei Autor_innen mit
    unterschiedlichen Rollen involviert waren. Zum WM3-Projekt vgl. Seitter, Friese & Robinson, 2018a, 2018b.

                                               ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
SIMONE KRÄHLING, RAMIN SIEGMUND, WOLFGANG SEITTER · 13

 kann Spezialist_innen geben für Marketing, Entwicklung                        Die Akteure und Akteurskonstellationen samt ihrer Auf-
 oder IT-Support. Dezentrale Einrichtungen sind hingegen                       gabenverortung auf den verschiedenen Ebenen sind damit
 eher mit der Herausforderung konfrontiert, dass die Akteure                   sehr vielfältig und können von den Hochschulen sehr unter-
 der wissenschaftlichen Weiterbildung in der Regel einen brei-                 schiedlich bearbeitet werden. Im Folgenden werden beispiel-
 ten Aufgabenmix übernehmen (müssen), d.h. Aufgaben wie                        haft zwei Aufgaben- bzw. Akteurskonstellationen vertiefend
 Marketing, Entwicklung oder IT-Support können lediglich                       betrachtet. Die Auswahl dieser beiden Beispiele ist zwar
 mit einem mehr oder weniger geringen Arbeitsanteil von den                    kontingent, gleichwohl sind sie für eine erfolgreiche Imple-
 involvierten Personen übernommen werden. Schematisch                          mentierung von wissenschaftlicher Weiterbildung zentral:
 dargestellt führt diese Unterschiedlichkeit der Organisati-                   Professionelles Marketing als (vorgelagerte) Bedingung einer
 onsform zur Konzentration und Spezialisierung von einzel-                     erfolgreichen Umsetzung, professionell agierende und be-
 nen Aufgaben, die dann das Zentrum der jeweiligen Akteurs-                    treute Dozierende als erfolgreiche Bedingung im Vollzug. Als
 rolle darstellen (Zentralität, Professionalisierung in die Tiefe),            organisatorische Hintergrundfolie wird bei der vertiefenden
 oder zur Bündelung und Relationierung von unterschiedli-                      Analyse eine dezentrale Organisationsform vorausgesetzt. 5
 chen Aufgaben, die dann je unterschiedliche Rollensegmen-
 te darstellen (Dezentralität, Professionalisierung in die Breite).4
 Gleichwohl gibt es Aufgaben, die aufgrund ihres Charakters                    3 Professionalisierung von Marketing als
 nicht von einer Person alleine wahrgenommen werden kön-                         übergreifende Aufgabe und in der akteurs-
 nen, sondern die an unterschiedlichsten Stellen und auf un-                     spezifischen Umsetzung – von der Aufgabe
 terschiedlichsten Ebenen Bedeutsamkeit erlangen (können)                        zum Akteur
 und insofern übergreifende Professionalisierungsherausfor-                    Marketing wird in der wissenschaftlichen Weiterbildung vor
 derungen darstellen. So sind beispielsweise Marketing oder                    allem aufgrund der kostenpflichtigen Ausrichtung von Wei-
 Dienstleistungsorientierung – neben konkreten Praktiken                       terbildungsangeboten virulent (vgl. Kapitel 1). Der Begriff
– vor allem auch Haltungen, die es entsprechend ebenen- und                    verweist auf die Kennzeichnung eines Produkts mittels eines
 akteursübergreifend zu vermitteln und zu kultivieren gilt.                    Zeichens bzw. einer Marke, um seine Wiedererkennung sicher-
                                                                               zustellen (Möller, 2011, S. 15-16). Im Sinne der Schaffung und
Relationiert man die vier großen Aufgabenfelder der wis-                       Gestaltung von Wiedererkennungseffekten können Marke-
senschaftlichen Weiterbildung (Steuerung, Entwicklung,                         tingaktivitäten daher in einem entscheidenden Maße nicht nur
Umsetzung und Support) mit den vielen konkreten Einzel-                        die Profilierung von Einzelangeboten, sondern auch von wis-
aufgaben im Detail und differenziert dies zusätzlich nach                      senschaftlicher Weiterbildung in ihrer Gesamtheit befördern.
zentraler bzw. dezentraler Ausrichtung, so ergibt sich folgen-                 Anschlussfähig zeigt sich eine breite Definition von Marketing,
des Bild:                                                                      die sich über eine Denkhaltung und Organisationsphilosophie
                                                                               ausdrückt (Bruhn, 2019, S. 14). In einem solchen Verständnis ist
                                                                               das Akteurshandeln auf Makro-, Meso- und Mikroebene dar-
                                                                               an ausgerichtet, „den an der ‚Leistung Bildung‘ interessierten
                                                                               Personen und Gruppen nützlich zu sein“ (Böttcher, Hogrebe &
                                                                               Neuhaus, 2010, S. 48). Allerdings unterscheiden sich – je nach
                                                                               Organisationsform (zentral-dezentral) und Institutionalisie-
                                                                               rungsgrad (projektförmig-dauerhaft) – die Möglichkeiten mar-
                                                                               ketingbezogenen Handelns in erheblichem Maße.

                                                                               3.1 Marketing – eine Systematisierung des
                                                                                    Aufgabenfeldes
                                                                               In der Literatur zu Marketing in der wissenschaftlichen Wei-
                                                                               terbildung sind unterschiedliche Schwerpunktsetzungen zu
                                                                               verzeichnen: Die Angebotsvermarktung kann in ihren Mög-
                                                                               lichkeiten und Herausforderungen im Kontext der Gesamt-
                                                                               organisation betrachtet werden und vorrangig Fragen der Pro-
                                                                               filierung und Reputation behandeln. Marketing kann auch
                                                                               dem Bereich der Segmentierung des Weiterbildungsmarktes
Abb. 1: Relationierung von Organisationsformen, Aufgabenfeldern                zugeordnet werden mit einem Fokus auf (die Bedeutung von)
und Einzelaufgaben.                                                            Zielgruppenanalysen und Bedarfsermittlungen. Ein eigen-

4
     Zudem korrespondieren häufig Dauerhaftigkeit bzw. Befristung des Personals mit den beiden Polen dieser Alternative.
5
     Dieser Fokus auf Dezentralität ist dem Umstand geschuldet, dass nur sehr wenige Hochschulen eine verbindliche Zentralität der wissenschaftlichen Wei-
     terbildung festgelegt haben. An den meisten Hochschulen besteht eine Gleichzeitigkeit höchst unterschiedlicher Organisationsformen – und damit eine
     wie auch immer gelagerte Dezentralität.

                                          ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
14 · THEMA

ständiges Themenfeld stellen Zielgruppen und ihre Bedarfe                          siedelt ist und stark – vor allem aufgrund der vielfältigen Auf-
im Gesamtprozess der Vorbereitung und Durchführung wis-                            gabenzuordnungen und Erfahrungshintergründe – in Ausmaß
senschaftlicher Weiterbildungsangebote dar, wobei Zielgrup-                        und Intensität divergieren kann. Dies bedeutet jedoch nicht,
pen und Bedarfe zumeist aus der Perspektive abgestimmter                           dass dezentrale Marketingaktivitäten im Zuge von Einzelange-
Marketingaktivitäten thematisiert werden. Einen ausdrück-                          boten und wissenschaftlicher Weiterbildung im Allgemeinen
lichen Schwerpunkt in den Ausarbeitungen bilden – mit Blick                        nicht zu einer Professionalisierung beitragen können. Vorteile
auf die Beitragsanzahl und Beschreibungstiefe – die Marke-                         einer dezentralen Organisation liegen „in der Nähe zu Wissen-
ting-Instrumente der Angebots-, Preis-, Kommunikations-                            schaft und Forschung, in der Nähe zu Lehre und Lehrenden, zu
und Vertriebspolitik und deren Mix, die sich vermehrt auf die                      den entsprechenden didaktischen Kulturen und dem Zugang
unterschiedlichen Dimensionen einer digitalen Umsetzung                            zu den Zielgruppen“ (Lengler & Sweers, 2018, S. 134).6
beziehen und vornehmlich Aspekte von Öffentlichkeitsarbeit
und Werbung aufgreifen (vgl. zu den einzelnen Aspekten die                        Bei einer Systematisierung von empirischen Befunden zu
Übersichtsbeiträge in Hanft & Simmel, 2007).                                      marketingbezogenen Umsetzungsaktivitäten lassen sich drei
                                                                                  zentrale Dimensionen – Instrumente, Prozesse und Struktu-
Als expliziter Forschungsgegenstand ist Marketing in der wis-                     ren – unterscheiden, die ebenen- und akteursspezifisch zuge-
senschaftlichen Weiterbildung im Vergleich zu anderweitigen                       ordnet werden können:7
Themenkomplexen deutlich unterrepräsentiert. Einzelbei-
träge entstanden insbesondere im Kontext des Bund-Länder-
Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“                               STRUKTUREN
(z.B. Haubenreich & Breitenberger, 2015; Banscherus, Pickert
& Neumerkel, 2016; Gronert, Krähling, Präßler & Döring,                                      Richtlinien           Zuständigkeiten
2017a) oder anhand exemplarischer Umsetzungspraktiken
an konkreten Hochschulen (z.B. Rubens-Laarmann, 2007).
Diese Arbeiten weisen eher einen konzeptionellen und hand-                                PROZESSE
lungspraktischen oder organisationsspezifischen, weniger
einen analytisch-systematischen oder empirischen Charak-                                     Kommunikation            Dienstleistungen
ter auf. Auch ist festzustellen, dass der Marketingbegriff in
etlichen Studien keine explizite Verwendung findet, sondern
in anderweitigen Themenkomplexen, wie beispielsweise der                                     INSTRUMENTE
Angebotsentwicklung und -koordination sowie des Personal-,
                                                                                                   Homepage/
Kooperations- oder Dienstleistungsmanagements, eingebet-                                          Social Media
                                                                                                                             Dozierende
tet ist. Diese hybride Form der Thematisierung – die auch aus
förderspezifischen Programmlimitierungen resultiert – er-                                       Teilnehmende/
                                                                                                                           Direktvertrieb
schwert konzeptionelle bzw. systematische Ableitungen für                                            Alumni
die Professionalisierung(-stendenzen) von Marketing.
                                                                                               Veranstaltungen              Presse/Flyer
3.2 Marketing aus einer (dezentralen) Mehrebenen-
    perspektive – eine vorläufige empirische Annährung
                                                                                                 Kooperationen
Im Folgenden wird vertiefend der Frage nachgegangen, wie im
Kontext einer dezentralen Organisationsform wissenschaftli-
cher Weiterbildung Profilierungsoptionen und Wiedererken-
nungseffekte eröffnet und somit eine Professionalisierung des
Handlungsfeldes befördert werden können. Dezentralität mit                         Abb. 2: Identifizierte Ebenen von Marketingaktivitäten in der
einer Beteiligung vieler Akteursgruppen in differenzierten                         wissenschaftlichen Weiterbildung.
Konstellationen (zumeist in Fachbereichen und der Hochschul-
verwaltung) impliziert, dass Marketing von wissenschaftlicher                     Marketing in Form von Instrumenten: Ein Großteil der empi-
Weiterbildung auf unterschiedlichen Hochschulebenen ange-                         rischen Ergebnisse bezieht sich auf eine Systematisierung und

6
    Auf den ersten Blick erscheint es plausibel anzunehmen, dass in einer zentralen Organisationsform Marketing eher als grundsätzliche Managementfunk-
    tion etabliert ist, die Angebotsvorbereitung und -durchführung an einer konsequenten Nachfrageorientierung ausgerichtet ist und Marketing in eine
    Gesamtstrategie und Denkrichtung eingebettet werden kann. Die o.g. Vorteile einer dezentralen Organisationsform können jedoch auch in marketingbe-
    zogene Stärken überführt werden, so dass die Entwicklung von Professionalisierung bei Dezentralität – so die These – mit anderen Akzenten verläuft. Diese
    Andersartigkeit müsste allerdings in empirischen Studien weiterverfolgt und ausdifferenziert werden.
7
    Die folgenden Ausführungen resümieren Befunde des Arbeitspaktes zu Vertrieb und Dienstleistungsmanagement, die innerhalb des WM3-Projektes (vgl.
    Fußnote 3) erarbeitet wurden (Gronert et al., 2017a, 2017b). Die empirischen Ergebnisse gründen sich auf qualitative, halbstandardisierte Leitfadeninter-
    views zum einen mit hochschulinternen und hochschulexternen Vertriebsexpert_innen sowie mit Studiengangkoordinationen der Weiterbildungsange-
    bote der Verbundhochschulen (N=17). Zum anderen resultieren sie aus Gesprächen mit hochschulinternem Personal, das mit der Erbringung von Dienst-
    leistungen in unterschiedlichen Bereichen betraut ist und sich als je relevante Schnittstelle für wissenschaftliche Weiterbildung herauskristallisierte (N=8).

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SIMONE KRÄHLING, RAMIN SIEGMUND, WOLFGANG SEITTER · 15

Beschreibung der Aktionsinstrumente von Marketing; auf-                        Weiterbildung (Instrumente) zu einer Etablierung und Routi-
grund des Forschungsgegenstandes Vertrieb werden vornehm-                      nisierung entsprechender Abläufe führen (Prozesse) und dann
lich Vertriebskanäle aus dem Datenmaterial herausgearbeitet                    wiederum eine strukturelle Verankerung befördern können
und in ihrer Bedeutung für die Distribution wissenschaft-                      (Strukturen). Neben einer Organisationstransparenz über die
licher Weiterbildungsangebote an Hochschulen beleuchtet.                       Implementierung unterschiedlicher Marketingaktivitäten
Diese Aufgabe übernehmen häufig die Weiterbildungsbetei-                       stellt sich ein professionalisiertes Schnittstellenmanagement
ligten (der Fachbereiche) in unterschiedlichen Ausprägungen.                   zwischen den Weiterbildungsbeteiligten als entscheidende
Aufgrund der Nähe zu den Zielgruppen und einem hohen Maß                       Komponente einer Professionalisierung von Marketing her-
an individueller Handlungsfreiheit zeigt sich in den Formen                    aus. Auch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen für die
der Adressierung ein kreatives Gestaltungspotenzial (mit vie-                  jeweiligen Akteursgruppen können zu professionellen Marke-
len Beteiligten und Umsetzungsformaten).                                       tingaktivitäten in den genannten Dimensionen beitragen.9

Marketing in Form von Prozessen: Der Entwicklung und
Implementierung von Prozessabläufen vor allem zu weiter-                       4 Professionalisierung von Dozierenden
bildungsrelevanten Aufgabenbereichen in der Verwaltung                           und deren Management als übergreifende
(Rechtsfragen, Haushaltsangelegenheiten, Öffentlichkeits-                        Aufgabe – vom Akteur zur Aufgabe
arbeit) kommt eine hohe Bedeutung zu. Eine Institutionali-                     Dozierende sind eine – wenn nicht sogar die – entscheidende
sierung von Gesprächsroutinen und Abstimmungsprozessen                         lehrbezogene Umsetzungs- und Scharnierstelle für den Er-
in der Begleitung, Beratung, Moderation und Steuerung be-                      folg von wissenschaftlicher Weiterbildung. Insofern kommt
fördert die Angebotsprofilierung in einem entscheidenden                       ihrer didaktischen Professionalität wie auch ihrer lehrbezo-
Maße. In diese Institutionalisierungsarbeit von Prozessrou-                    genen Vorbereitung und Betreuung eine herausragende Be-
tinen sind zahlreiche Akteure involviert (Akademische Lei-                     deutung zu. Professionalisierung der Dozierendenschaft und
tungen, Studiengangkoordinationen, Verwaltungspersonal,                        Professionalisierung ihres Managements sind daher zentrale
Hochschulleitung) und sie erfolgt in einem – zeitlich wie per-                 Bausteine für die Professionalisierung der wissenschaftli-
sonell – aufwendigen Abstimmungsprozess zwischen unter-                        chen Weiterbildung insgesamt.10
schiedlichen Ebenen und Abteilungen der Hochschule.
                                                                               4.1 Professionalisierung der Dozierenden in der
Marketing in Form von Strukturen: Das Herausbilden von                             wissenschaftlichen Weiterbildung
Strukturen in den Weiterbildungsangeboten und entsprechen-                     In der wissenschaftlichen Weiterbildung können sowohl hoch-
der Verfahrensabläufe innerhalb der Hochschule stellt sich als                 schulinterne als auch hochschulexterne Dozierende eingesetzt
weitere Form von Marketing heraus. Strukturbildungen benö-                     werden. Hochschulinterne Dozierende zeichnen sich schwer-
tigen dabei – mit Blick auf die differenzierten in Weiterbildung               punktmäßig durch Erfahrungen in der grundständigen
involvierten Hochschulinstanzen – einen starken organisati-                    Lehre aus und werden sowohl auf professoraler als auch nicht-
onsseitigen Support und Willen. Von Bedeutung ist die klare                    professoraler Ebene rekrutiert. Hochschulexterne Dozierende
Zuordnung von Zuständigkeiten in Form von Ansprechperso-                       sind in der Regel ausgewiesene Fachexpert_innen auf ihrem
nen und die Etablierung von handlungsleitenden Richtlinien,                    Gebiet und liefern schwerpunktmäßig außerhochschulisches
denen eine Steuerungsfunktion innerhalb der Gesamtorganisa-                    Praxiswissen. Die Aufgaben von Dozierenden in der wissen-
tion in Bezug auf wissenschaftliche Weiterbildung zukommt.8                    schaftlichen Weiterbildung unterscheiden sich auf den ers-
                                                                               ten Blick nicht von den Erwartungen in der grundständigen
In einer Gesamtschau ergibt sich eine enge Verzahnung der un-                  Lehre: die Erstellung von zielgruppengerechten Unterrichts-
terschiedlichen Ausdeutungs- und Systematisierungsebenen                       materialien, die Durchführung der Lehrveranstaltungen, die
von Marketing, die sich gegenseitig bedingen und verstärken                    Abnahme von Prüfungen sowie das Begleiten und Beraten der
(können). Eine retrospektive Betrachtung der erarbeiteten Be-                  Studierenden. Die Spezifika wissenschaftlicher Weiterbildung
funde, die sich maßgeblich auf Ausführungen zu Instrumenten                    sorgen allerdings dafür, dass diese vier Aufgabenbereiche ad-
gründen, deutet daraufhin, dass (erst) operative Marketingak-                  aptiert, teilweise vielleicht sogar umgedacht werden müssen.
tivitäten in der konkreten Ausgestaltung wissenschaftlicher                    Lehrmaterialien und Didaktik müssen der Zielgruppe von

8
     Diese Strukturbildung ist zum Projektendzeitpunkt im September 2017 am geringsten an den befragten Hochschulen mit dezentraler Ausrichtung vorhanden.
9
     Als Beispiel für derartige Qualifizierungsmaßnahmen kann auf das Hochschuldidaktische Netzwerk Mittelhessen verwiesen werden, das innerhalb eines
     etablierten ‚Zertifikatsprogramms zur professionellen Hochschullehre‘ auch einen Schwerpunkt zur wissenschaftlichen Weiterbildung anbietet. Zur Ziel-
     gruppe dieses Schwerpunktes gehören alle Personen, die auf den unterschiedlichen Hochschulebenen mit wissenschaftlicher Weiterbildung betraut sind
     (Lehre, Studiengangentwicklung und -koordination, akademische Leitung, Verwaltung). Das Angebot behandelt neben mikrodidaktischen Themen auch
     die meso- und makrodidaktische Dimension und nimmt Gestaltungsmöglichkeiten von Weiterbildungsstudiengängen, darunter auch Marketingaspekte,
     in den Blick (Braun & Rumpf, 2018, S. 104).
10
     Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen von mehreren Arbeitspaketen, die im Rahmen des WM3-Projektes zur Professionalisierung bzw. Qualifizierung
     der Weiterbildungsakteure umgesetzt wurden: die Entwicklung und Implementierung eines hochschuldidaktischen Zertifikats mit Schwerpunkt wissen-
     schaftlicher Weiterbildung, die Entwicklung niedrigschwelliger Qualifizierungs- und Beratungsangebote für akademische Leitungen, die Entwicklung
     und Umsetzung eines mehrstufigen Evaluationssystems zur Reflexion der Lehre sowie die empirische Untersuchung von Aufgaben des Dozierendenma-
     nagements und der Studiengangkoordination.

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16 · THEMA

nicht-traditionellen Studierenden angepasst werden, insbe-                    allem: die zeitnahe, reflexive Vergegenwärtigung des Lehr-/
sondere mit Blick auf die Notwendigkeiten einer effizienten                   Lerngeschehens durch die beteiligen Dozierenden als einer
Zeitgestaltung (Block, blended learning) und der Berücksich-                  lehrbezogenen community of practise. Hilfreich für derartige re-
tigung des berufspraktischen Erfahrungswissens der Teilneh-                   flexive Vergewisserungen und Justierungen können dabei Ele-
menden. Die Begleitung, Beratung und Prüfung der Studie-                      mente eines mehrstufigen Evaluationssystems zur zeitnahen
renden wissenschaftlicher Weiterbildung folgt in der Regel                    Verbesserung der Lehr-/Lernqualität sein wie etwa Studien-
deutlich enger getaktet, persönlicher und serviceorientierter                 eingangs- und Studienabschlussbefragungen, Modul- und
als in der grundständigen Lehre. Durch die nicht selten ho-                   Veranstaltungsevaluationen oder die Abhaltung von Lehr-
hen Studiengangsgebühren werden zudem Erwartungen (der                        gangskonferenzen unter Beteiligung der Studierendenschaft
Studierenden als Kunden) an die Dozierenden generiert und                     (Salland, 2018). All diese verschiedenen – durchaus aufwendi-
formuliert, mit denen diese professionell umgehen müssen.                     gen – Möglichkeiten zeigen, dass die Professionalisierung der
Klassische pädagogische Antinomien – wie etwa die Gleichzei-                  Dozierenden eingelagert sein muss in ein umfassende(re)s Do-
tigkeit von Vermittlungsversprechen und Ungewissheit der                      zierendenmanagement.
erfolgreichen Umsetzung (Ungewissheitsantinomie) – spitzen
sich so im Kontext der wissenschaftlichen Weiterbildung zu                    4.2 Professionalisierung des Dozierendenmanagements
und sind entsprechend zu bearbeiten. 11                                       Die hohen Anforderungen und Erwartungen an die Professi-
                                                                              onalität von Dozierenden der wissenschaftlichen Weiterbil-
 Für die – mit Blick auf die genannten Herausforderungen                      dung erfordern auf organisationaler Seite ein entsprechendes
 notwendige – Qualifizierung und Professionalisierung des                     Dozierendenmanagement. Mit diesem Begriff ist im Allge-
 Lehrpersonals bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten an.                 meinen der klassische Bereich des Personalmanagements
 Neben einer systematischen (vorgängigen) Qualifizierung von                  gemeint, allerdings mit dem spezifischen Fokus auf die
 Dozierenden etwa im Rahmen eines entsprechenden hoch-                        Gruppe der hochschulinternen und -externen Dozierenden.
 schuldidaktischen Zertifikats sind vor allem zeiteffiziente                  Das Dozierendenmanagement wird in der Regel von einer
 und passgenaue Maßnahmen erforderlich.12 Handreichungen                      Studiengangkoordination übernommen. In dezentral orga-
– digital unterstützt – zu spezifischen Problemlagen, niedrig-                nisierter wissenschaftlicher Weiterbildung ist diese Aufgabe
 schwellige Entlastungsformen der Lehre (mit Blick auf Mate-                  dabei neben anderen vielfältigen Aufgaben wie Marketing,
 rialien, Ansprechbarkeit, Nachbereitung etc.) durch die Hilfe                Finanzmanagement oder Qualitätsmanagement zu leisten
 tutorieller Assistenzen, Delegation von Aufgaben des Lehr-/                  (Gronert & Rundnagel, 2018). Für die Aufgabenbereiche des
 Lernmanagementsystems auf entsprechende Expert_innen,                        Dozierendenmanagements ergibt sich ein typischer Manage-
 Begleitung und Coaching der Lehrenden durch die akademi-                     mentzyklus, der sich im Kontext der wissenschaftlichen Wei-
 schen Leitungen und Studiengangkoordinationen und vor                        terbildung folgendermaßen spezifizieren lässt:

Abb. 3: Dozierendenmanagementzyklus (Davie, Rundnagel, Siegmund & Spenner, 2017, S. 81).

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     Es wäre überaus lohnend, die pädagogischen Antinomien mit ihren Spannungsverhältnissen im Kontext der wissenschaftlichen Weiterbildung genauer
     auszuloten. Für eine ausführliche Auflistung im Kontext der Erwachsenenbildung allgemein vgl. Hippel, 2011.
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     Die Auswertung des hochschuldidaktischen Zertifikats von WM3 zeigte, dass vor allem der akademische Mittelbau die Qualifizierungsmöglichkeiten nach-
     fragte, während die Professorenschaft kaum vertreten war (Braun & Rumpf, 2018, S. 109). Aus diesen Erfahrungen wurden niedrigschwellig Beratungsfor-
     mate für die Professorenschaft und insbesondere für die akademischen Leitungen entwickelt (Braun, 2018).

                                               ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
SIMONE KRÄHLING, RAMIN SIEGMUND, WOLFGANG SEITTER · 17

Die einzelnen Aufgabenfelder innerhalb dieses Zyklus sollen
und können hier nicht im Detail erläutert werden, in der Ge-         5 Schluss
samtbetrachtung der Aufgabenfelder wird jedoch deutlich,             Der vorliegende Beitrag hat mit einer Betrachtung der Viel-
welche zentrale Schnittstellenfunktion die Studiengangko-            falt von Weiterbildungsakteuren, ihren Aufgaben und Ver-
ordination einnimmt. Die Passung zwischen den Dozieren-              ortungen auf den unterschiedlichen Ebenen sowie den damit
den und den Organisationsanforderungen ist im Kontext der            verbundenen Professionalisierungsherausforderungen den
wissenschaftlichen Weiterbildung eine der wichtigsten Funk-          Blick nach innen – auf die Hochschule selbst – gerichtet. Die
tionen des Dozierendenmanagements. Die Studiengangko-                beiden konkreten Vertiefungen – Marketing und Dozieren-
ordination agiert hier u.a. in den Funktionen der Wissens-           denschaft – haben exemplarisch gezeigt, wie differenziert
vermittlung (wenn es z.B. um die formalen Regelungen oder            und voraussetzungsreich sich die Professionalisierung wis-
prüfungsrechtlichen Spezifika für Weiterbildungsstudieren-           senschaftlicher Weiterbildung gestaltet, auch und gerade in
de geht), der Beratung und Begleitung der Dozierenden, die           Abhängigkeit von ihrer Organisationsform. Um die wissen-
teilweise nur per Honorar mit der Organisation verbunden             schaftliche Weiterbildung als Angebotsform hochschuli-
sind, und schließlich auch der Personalentwicklung. Sie ver-         scher Lehre weiter zu stärken und zu professionalisieren, ist
mittelt zudem zwischen den Dozierenden und den hochschu-             ein Innenblick allein jedoch nicht ausreichend. Gerade für
lischen Organisationsinstanzen bzw. der Verwaltung (z.B.             die Stärkung ihres Mandats insgesamt sind die Professiona-
Rechtsabteilung, Hochschulrechenzentrum, Prüfungsbüros               lisierungsbedingungen in Politik, Wirtschaft und Wissen-
etc.). Da die Bedarfe, Erwartungen und Forderungen der ver-          schaft zu beachten und, wenn möglich, aktiv mitzugestalten.
schiedenen Stakeholder nicht zwingend kongruent sind, son-           So sind etwa weiterbildungsbezogene Zielvereinbarungen
dern sich ggfs. auch widersprechen oder in starker Reibung           der Länder mit den Hochschulen wichtige erste Schritte ei-
zueinander befinden, ist ein professioneller Umgang mit die-         ner symbolischen Institutionalisierung mit der Perspektive
sen Spannungsfeldern notwendig. Die Professionalisierung             einer auch kennzifferbasierten und leistungsorientierten
der Dozierenden durch das Dozierendenmanagement führt                Institutionalisierung der wissenschaftlichen Weiterbildung
daher notwendigerweise auch zu einer Professionalisierung            (Politik). Arbeitgeber, Tarifpartner und Wirtschaftsunter-
des Dozierendenmanagements selbst.                                   nehmen sind wichtige Stakeholder bei der Anerkennung von
                                                                     Formaten der wissenschaftlichen Weiterbildung für selbst-
4.3 Professionalisierung der Organisation / Verwaltung               verständliche und unhinterfragte Formen der betrieblichen
Schließlich führt das Dozierendenmanagement auch zu                  Personalentwicklung (Wirtschaft). Und Reputation-, Legiti-
Veränderungsprozessen innerhalb der Organisation – vor-              mations- und Professionalisierungsgewinne innerhalb der
nehmlich der Verwaltung einer Hochschule –, denen eben-              Wissenschaft hängen nicht zuletzt von der Wirkungskraft
falls professionell begegnet werden muss. Genauso wie der            wissenschaftsbezogener verbandlicher Organisationsfor-
Umgang mit der „neuen“ Zielgruppe von nicht-traditionellen           men (DGWF) und der sichtbaren Etablierung von wissen-
Studierenden, das Implementieren neuer Weiterbildungsstu-            schaftlicher Weiterbildung als Forschungsgegenstand ab
dienangebote oder die Frage der organisationalen Einbettung          (Wissenschaft). All diese Aspekte gesamtgesellschaftlicher und
erfordert auch der Umgang mit Dozierenden der wissenschaft-          funktionssystemspezifischer Aufmerksamkeit und Akzeptanz
lichen Weiterbildung organisationale Entscheidungen und              verleihen der Institutionalisierung und Professionalisierung
teilweise neue Prozessstrukturen. Diese können beispielswei-         wissenschaftlicher Weiterbildung im Inneren der Hochschule
se Zugangsmöglichkeiten von externen Dozierenden zu den              erst ihre nachhaltige Schubkraft und Bedeutsamkeit.
Räumen und (digitalen) Dienstleistungen der Hochschule
betreffen, Anrechnungsmöglichkeiten auf das Lehrdeputat
von hochschulinternen Dozierenden fokussieren oder Fragen            Literatur
der hochschulweiten Vereinheitlichung bzw. fachbereichsspe-
zifischen Streuung von Honorarsätzen thematisieren. Nicht            Banscherus, U., Pickert, A. & Neumerkel, J. (2016). Bildungs-
zuletzt muss mit dem stärkeren Gedanken der Serviceorien-              marketing in der Hochschulweiterbildung. Bedarfsermitt-
tierung, die mit der Implementierung von wissenschaftlicher            lung und Zielgruppenanalysen im Spannungsfeld zwischen
Weiterbildung einhergeht, auch darüber nachgedacht werden,             Adressaten- und Marktorientierung. In A. Wolter, U. Ban-
inwiefern sich diese Serviceorientierung lediglich auf die Ziel-       scherus & C. Kamm (Hrsg.), Zielgruppen Lebenslangen Ler-
gruppe der Studierenden im Segment der wissenschaftlichen              nens an Hochschulen. Ergebnisse der wissenschaftlichen Be-
Weiterbildung beschränkt oder inwieweit sie nicht auch auf an-         gleitung des Bund-Länder-Wettbewerbs Aufstieg durch Bildung:
dere Bereiche – etwa als Serviceorientierung gegenüber den Do-         offene Hochschulen (S. 105–135). Münster: Waxmann Verlag.
zierenden – übertragen werden muss. Dies sind nur einige Bei-
spiele, die zeigen, wie notwendig eine organisationale Reaktion      Böttcher, W., Hogrebe, N. & Neuhaus, J. (2010). Bildungsmarke-
auf diese Veränderungsimpulse sind, und zwar auf normativer,           ting. Qualitätsentwicklung im Bildungswesen. Weinheim &
strategischer und operationaler Ebene. Das Dozierendenmana-            Basel: Beltz Verlag.
gement bietet hier wichtige Impulse hinsichtlich einer Professi-
onalisierung auf Ebene der hochschulischen (verwaltungsseiti-        Braun, M. (2018). Die Beratung von akademischen Leitungen
gen) Prozessstrukturen und Organisationsroutinen.                       bei der Entwicklung und Umsetzung von Angeboten der

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