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2|17 1|17 2|20 Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung WWW.HOCHSCHULE-UND-WEITERBILDUNG.NET Professionalisierung der Hochschulweiterbildung
Impressum Die Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung (ZHWB) ist die führende deutschsprachige Zeitschrift für Themen der wissenschaftlichen Weiterbildung und erscheint halbjährlich als Open-Access-Journal. Herausgeber Deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium e.V. Universitätsplatz 12 D-34109 Kassel Geschäftsführender Herausgeber Prof. Dr. Wolfgang Jütte Universität Bielefeld Redaktion Wolfgang Jütte, Prof. Dr. Universität Bielefeld Maria Kondratjuk, JProf. Dr. Technische Universität Dresden Claudia Lobe, Dr. Universität Bielefeld Mandy Schulze, Prof. Dr. Hochschule Zittau/Görlitz Therese E. Zimmermann, Dr. Universität Bern Redaktionsassistenz Kirsten Meyer, Dipl. Päd. Universität Bielefeld Mailadresse der Redaktion: zhwb@dgwf.net © Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung 2 | 2020 ! Dezember 2020 e-ISSN 2567-2673 ISSN: 0174-5859 Satz Svenja Klau
Professionalisierung der Hochschulweiterbildung
2 ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
Inhaltsverzeichnis · 3 Inhaltsverzeichnis 7 Editorial 7 WOLFGANG JÜTTE, CLAUDIA LOBE Stichwort: Professionalisierung der Hochschulweiterbildung 11 Thema Professionalisierung der Hochschulweiterbildung 11 SIMONE KRÄHLING, RAMIN SIEGMUND, WOLFGANG SEITTER Professionalisierung der wissenschaftlichen Weiterbildung als hochschulische Mehrebenenherausforderung 19 ROBERT RENTZSCH, ALEXANDRA SHAJEK, ELKE VOGEL-ADHAM, ERNST ANDREAS HARTMANN Standardisierung in der wissenschaftlichen Weiterbildung als ein Kernprozess der Professionalisierung 27 SANDRA TSCHUPKE, INGO MEYER Professionalisierung von Praxisanleitenden in der Pflege Ein Fall für die wissenschaftliche Weiterbildung?! 34 Forum 34 DORIS LECHNER, KATHRIN LUTZ, ELISABETH WAGNER Wer sind und was wollen ältere Studierende an den Universitäten? Ergebnisse von Studierendenbefragungen an drei Standorten 44 SIMONE RECHENBACH, GESA BORCHERDING, KARIN VON MOELLER, MAIKE SIEVERDING, SIMONE LIENENBRINK, JENNY HÜBNER, ANGELIKA REICHERT, BIRGIT BABITSCH Zielgruppenspezifische Beratung für Gesundheitsberufe und Arbeitgebende von Gesundheitsbetrieben ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
4 · Inhaltsverzeichnis 52 Projektwelten 52 MARGARETHA MÜLLER, CHRISTINA BAUST, PATRICK B. FLECK, EVAMARIA WERNER-NEUMANN, ANITA PACHNER, BERNHARD SCHMIDT-HERTHA Leitlinien für die universitäre Lehrerfort- und -weiterbildung 59 MICHAEL HELLWIG, MARCO BRADSHAW, IRMGARD SCHROLL-DECKER Evaluierung von nachhaltiger Wirksamkeit in der wissenschaftlichen Weiterbildung Erfahrungen und Empfehlungen für die Weiterbildungspraxis aus dem Projekt OTH mind 68 JANA KADEN, SANDRA PATTING Professionalisierungsimpulse durch wissenschaftliche Weiterbildung in den Feldern Kindheitspädagogik und Pflege Ergebnisse einer Erprobung von Zertifikatskursen auf Masterniveau 77 Publikationen 80 Buchbesprechungen 83 Aus der Fachgesellschaft 83 Von der Wissenschaft zum Management. Akteursprofile der Teilnehmenden an den DGWF-Jahrestagungen Eine Zeitreihenanalyse unter Berücksichtigung der aktuellen Evaluationsdaten der DGWF-Jahrestagung 2019 an der Universität Ulm 93 50 Jahre DGWF – Weiterbildung an Hochschulen gestalten Bericht zur DGWF Jahrestagung 2020 95 Nachruf 96 Verzeichnis der Autor_innen ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
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DOI: HTTPS://DOI.ORG/10.4119/ZHWB-4008 · EDITORIAL · 7 Stichwort: Professionalisierung der Hochschulweiterbildung WOLFGANG JÜTTE CLAUDIA LOBE Einführung und ihre Implementationsanstrengungen (Cendon et al., Professionalisierung ist eng verbunden mit den Begriffen 2020; Klenk, 2018; Seitter, Friese & Robinson, 2018) und die der Professionalität und der Profession. Einen ausgespro- sichtbare Zunahme an Forschung (Schmid et al., 2019; Jütte, chenen Professionalisierungsdiskurs findet man im Feld der Kondratjuk & Schulze, 2020). Letzterer Aspekt schlägt sich wissenschaftlichen Weiterbildung bisher nicht. Zu weit ist auch in der vorliegenden Zeitschrift ZHWB, in Buchreihen Hochschulweiterbildung von einer Profession in berufsso- (Hochschulweiterbildung in Theorie und Praxis) oder im ers- ziologischer Sicht (noch) entfernt. Es existiert kein geregelter ten Handbuch zur wissenschaftlichen Weiterbildung (Jütte & Zugang zum Tätigkeitsfeld oder gar eine spezifische akade- Rohs, 2020) nieder. mische Ausbildung. Die Geschichte der Professionalisierung in der Erwachsenen- Professionalisierung ist ein Prozess. Mit ihr kann sowohl bildung zeigt, dass der Weg von der Berufung zur Verberuf- die strukturelle Entwicklung eines Berufsfeldes zur Pro- lichung bzw. von der „Mission zur Profession“ (Nittel, 2000) fession als auch die individuelle Entwicklung einer Person nicht nur ein langer, sondern auch keineswegs ein gradliniger zum/zur Professionell Handelnden gemeint sein. Der Be- Weg ist. Dabei gilt es angesichts der Vielzahl exogener Fakto- griff selbst bleibt höchst erklärungsbedürftig; zu unter- ren, sich vor eigenen „Machbarkeitsillusionen“ zu hüten und schiedlich wird er verwendet in den verschiedenen sozia- die grundsätzliche Diskrepanz zwischen wissenschaftlicher len Welten und Arenen (Kondratjuk, 2017). Insofern gilt es, Disziplin und Profession (Stichweh, 2013) nicht aus dem Blick sich zu vergegenwärtigen, dass „Professionalisierung ein zu verlieren. Gestaltungs- und Aushandlungsprozess ist und dass unter- schiedliche Gruppierungen in der Gesellschaft mit Profes- Parallelen zu den Professionalisierungsbemühungen der sionalisierung ganz unterschiedliche Interessen und Ziele Hochschulweiterbildung ließen sich zu denen angrenzender verfolgen“ (Steiner, 2017, S. 2). Fachgesellschaften finden: sei es bei der Deutschen Gesell- schaft für Hochschuldidaktik (DGHD) (Merkt, Wetzel & Bedeutsamer Referenzpunkt im professionstheoretischen Schaper, 2016), der Organisationspädagogik (Schwarz, 2016) Diskurs der Weiterbildung ist inzwischen die Handlungs- oder dem Hochschulmanagement (Nickel, 2017). ebene (Schüßler & Egetenmeyer, 2018); durch handlungs- theoretische Perspektiven werden die (Struktur-)Logiken professionellen Handelns jenseits der Profession in den Blick Professionalisierung der Hochschul- genommen. weiterbildung Die wissenschaftliche Weiterbildung ist Teil des quartären Bildungsbereichs und lässt sich als professionelles erwach- Professionalisierungspotenziale und senenpädagogisches Handlungsfeld fassen. Kerntätigkeiten -bemühungen liegen in der Programm- bzw. Angebotsplanung, im Wei- Auf den Ebenen der Gesellschaft, der Organisation und des terbildungsmanagement, in der Lehre und Beratung und Handelns wurden in den vergangenen Jahren Entwicklun- werden innerhalb der Hochschulen von unterschiedlichen gen sichtbar, die durchaus von einer Professionalisierung Akteur*innen, z.T. in Nebentätigkeit, ausgefüllt. Sie rekrutie- des Feldes der Hochschulweiterbildung zu sprechen erlauben ren sich aus ganz unterschiedlichen Fachdisziplinen, wobei (Walber & Meyer, 2020). Dazu zählen die starke verbandliche besonders der Sozialisation in der Herkunftsdisziplin eine Organisation und Entwicklung durch die Deutsche Gesell- besondere Bedeutung für aufgabenbezogene Deutungsmus- schaft für Wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudi- ter und Relevanzsysteme zukommt (Kondratjuk, 2020, S. 50- um (DGWF), die bildungspolitisch induzierten Förderpro- 51). Ein professionelles Selbstverständnis und eine kollektive gramme wie „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ professionelle Identität in der Hochschulweiterbildung zu ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
8 · EDITORIAL entwickeln, stellt die beteiligten Akteur*innen insofern schaftlicher Weiterbildung gestaltet, auch und gerade in vor Herausforderungen. Professionalität als immer wieder Abhängigkeit von ihrer Organisationsform“ (s. Kapitel 5 des neu herzustellende situative Leistung im Austarieren von Beitrags). Die Autor*innen formulieren Professionalisie- antinomischen Handlungsanforderungen ist auf selbstre- rungsnotwendigkeiten auf verschiedenen Ebenen innerhalb flexive Prozesse angewiesen, für die nicht nur notwendige der Hochschulen, von der gesellschaftlichen und innerhoch- Wissensressourcen vorhanden sein müssen, sondern auch re- schulischen Legitimität bis hin zu (formaler) Fortbildung flexive Orte und Praktiken. In dem „praxisgetriebenen Feld“ und (informellem) Praxisaustausch. Zwei Professionalisie- Hochschulweiterbildung bilden die DGWF-Jahrestagungen rungsvarianten, aufgabenbezogen (am Beispiel Marketing) (s. dazu den Beitrag von Lobe und Walber in dieser Ausgabe) und akteursbezogen (am Beispiel der Dozierenden) veran- bedeutsame Reflexionsräume zur Vergewisserung des eige- schaulichen exemplarisch Professionalisierungsbedarfe so- nen Handelns. wie -ansätze. Robert Rentzsch, Alexandra Shajek, Elke Vogel-Adham Professionalisierung durch Hochschulweiter- und Ernst Andreas Hartmann rücken Formen der Leis- bildung tungs- und Kompetenz-Standardisierung in der wissen- Wissenschaftliche Weiterbildungsangebote bieten Ge- schaftlichen Weiterbildung als einen Kernprozess der legenheitsstrukturen für Professionalisierungsprozesse Professionalisierung ins Zentrum. Dabei nehmen sie an- durch die Relationierung von wissenschaftlichem Wissen knüpfend an Mieg (2018) Professionen als wissens- und er- und berufspraktischem Erfahrungswissen (Meyer, Walber kenntnisgestützte Berufe in den Blick, die auf formalem & Jütte, 2019). Gegenüber dem grundständigen Studium er- Wissen basieren, das an Wissenschaft gebunden ist. Stan- gibt sich für Teilnehmende an wissenschaftlicher Weiter- dardisierung wird am Beispiel der neu entstehenden modu- bildung, dass sie in der Regel über umfänglicheres berufs- laren Weiterbildungsformate Certificates (CAS) und Diplo- praktisches Wissen verfügen, so dass wissenschaftliches mas (DAS) of Advanced Studies sowie der Vereinheitlichung Wissen unmittelbarer für Relationierungsprozesse genutzt von Lernergebnisbeschreibungen sowohl auf die Professi- werden kann. Wissenschaftliche Weiterbildung verfügt onalisierung durch wissenschaftliche Weiterbildung als insofern über ein beträchtliches Professionalisierungs- auch auf die Professionalisierung der wissenschaftlichen potenzial für individuelle Professionalisierungsprozesse. Weiterbildung bezogen. Wie Theorie-Praxis-Relationierungen durch geeignete makro-, meso- und mikrodidaktische Gestaltungsansätze Im abschließenden Beitrag von Sandra Tschupke und Ingo unterstützt werden können, ist längst Teil des Diskurses im Meyer steht das Berufsfeld der Pflege im Vordergrund, Feld der Hochschulweiterbildung (Alexander, 2020; Klages, das sich derzeit in einem Prozess der akademischen Pro- Mörth & Cendon, 2020). fessionalisierung befindet. Sie beleuchten die Rolle der sogenannten „Praxisanleitenden“ als verantwortliche An die Hochschulweiterbildung richtet sich gleichzeitig die Ansprechpartner*innen für die praktische Pflegeausbildung Hoffnung bestimmter Berufszweige auf eine akademische und arbeiten einen doppelten Professionalisierungsbedarf Professionalisierung und Aufwertung zur Profession, wie heraus: einen pflegewissenschaftlichen und einen berufspä- sich dies aktuell im Bereich der Pflege (Tschupke, 2019) oder dagogischen. Inwiefern diese Professionalisierungsbedarfe der frühpädagogischen Fachkräfte (Friederich, 2017) beob- einen „Fall für die wissenschaftliche Weiterbildung“ (so der achten lässt. Aber auch im Wirtschaftsleben übernimmt Untertitel des Beitrags) darstellen können, wird abschlie- Weiterbildung zunehmend eine Funktion zur Professions- ßend resümiert. entwicklung (Dick & Weisenburger, 2017). Ergänzt wird das Schwerpunktthema durch zwei offene Fachbeiträge im Forum. Doris Lechner, Kathrin Lutz und Zum vorliegenden Heft Elisabeth Wagner fragen im Titel ihres Beitrags „Wer sind Die Ausgabe 2020/2 der ZHWB versammelt wissenschaft- und was wollen Ältere Studierende an den Universitäten?“ liche Beiträge, die sich theoretisch, empirisch und konzep- Die Autorinnen stellen empirische Befunde einer Befragung tionell mit Fragen der Professionalisierung auf den unter- von älteren Weiterbildungsstudierenden an drei Standorten schiedlichen Ebenen im Feld der Hochschulweiterbildung vor und resümieren standortabhängige und standortunab- beschäftigen: hängige Motivlagen, Fächerpräferenzen und Formen des Studierens. Den Auftakt bildet der systematisierende Beitrag von Simo- ne Krähling, Ramin Siegmund und Wolfgang Seitter, der Simone Rechenbach, Gesa Borcherding, Karin von das Verhältnis von Professionalisierung und Organisations- Moeller, Maike Sieverding, Simone Lienenbrink, Jen- formen der wissenschaftlichen Weiterbildung in den Blick ny Hübner, Angelika Reichert und Birgit Babitsch son- nimmt. Die Autor*innen zeigen auf, „wie differenziert und dieren Formen und Funktionen von Beratung in der voraussetzungsreich sich die Professionalisierung wissen- wissenschaftlichen Weiterbildung. Mit dem Ziel der ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
EDITORIAL · 9 Entwicklung und Erprobung zielgruppenspezifischer Kondratjuk, M. (2017). Soziale Welt Hochschulweiterbildung: Beratungskonzepte für Interessierte und Teilnehmende Figurationsmerkmale, Arenastruktur, Handlungsmodell. Bie- der Gesundheitsberufe sowie Arbeitgebende kleiner und lefeld: wbv. mittlerer Gesundheitsbetriebe wurde eine qualitative Studie zur Bedarfserhebung durchgeführt. Auf der Basis Merkt, M., Wetzel, C. & Schaper, N. (Hrsg.). (2016). Professiona- von Dokumentenanalysen und Expert*innen-Interviews lisierung der Hochschuldidaktik. Bielefeld: wbv. leiten die Autor*innen eine Konzeption zielgruppenspe- zifischer Beratungsangebote ab. Meyer, K., Walber, M. & Jütte, W. (2019). Weiterbildungsstudi- engänge als Formate der interaktionalen Professionalisie- rung. ZHWB, (1), 30–39. Literatur Mieg, H. A. (2018). Professionalisierung – Essays zu Experten- Alexander, C. (2020). Wissenschaftliche Weiterbildung tum, Verberuflichung und professionellem Handeln. Pots- aus einer relationslogischen Perspektive. In W. Jütte, dam: Verlag der Fachhochschule Potsdam. M. Kondratjuk & M. Schulze (Hrsg.), Hochschulweiterbil- dung als Forschungsfeld. Disziplinäre, theoretische, empi- Nickel, S. (2017). Professionalisierung im Wissenschafts- rische und methodische Zugänge (S. 63–78). Bielefeld: wbv management. Internationale Entwicklungstrends und Media. Praxisbeispiele. In M. Lemmens, P. Horvath & M. Seiter (Hrsg.), Wissenschaftsmanagement. Handbuch & Kommentar Cendon, E., Wilkesmann, U., Maschwitz, A., Nickel, S., Speck, (S. 156–170). Bonn: Lemmens. K. & Elsholz, U. (Hrsg.). (2020). Wandel an Hochschulen? Entwicklungen der wissenschaftlichen Weiterbildung im Nittel, D. (2000). Von der Mission zur Profession? Stand und Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: offene Perspektiven der Verberuflichung in der Erwachsenenbildung. Hochschulen“. Münster: Waxmann. Bielefeld: wbv. Dick, M. & Weisenburger, N. (2017). Professionalisierung im Schmid, C., Maschwitz, A., Wilkesmann, U., Nickel, S., Els- Berufsleben. In S. Kauffeld & D. Spurk (Hrsg.), Handbuch holz, U. & Cendon, E. (2019). Wissenschaftliche Weiterbil- Karriere und Laufbahnmanagement (S. 1–21) Berlin, Hei- dung in Deutschland – Ein kommentierter Überblick zum delberg: Springer. Doi: https://doi.org/10.1007/978-3-662- Stand der Forschung. Beiträge zur Hochschulforschung, (4), 45855-6_30-1 10–26. Friederich, T (2017). Professionalisierung frühpädagogischer Schüßler, I. & Egetenmeyer, R. (2018). Akademische Profes- Fachkräfte in Aus- und Weiterbildung. Weinheim, Basel: sionalisierung – zur Situation der Studiengänge in der Beltz. Erwachsenenbildung/Weiterbildung in Deutschland. In R. Tippelt & A. von Hippel (Hrsg.), Handbuch Erwachsenen- Jütte, W., Kondratjuk, M. & Schulze, M. (Hrsg.). (2020). Hoch- bildung/Weiterbildung (S. 1071–1088). Wiesbaden: Springer schulweiterbildung als Forschungsfeld. Kritische Bestandsauf- VS. Doi: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19979-5_53. nahmen und Perspektiven. Bielefeld: wbv Media. Schwarz, J. (2016). Professionalisierung der Organisationspä- Jütte, W. & Rohs, M. (Hrsg.). (2020). Handbuch Wissenschaftli- dagogik. In M. Göhlich, A. Schröer & S.M. Weber (Hrsg.), che Weiterbildung. Wiesbaden: Springer VS. Handbuch Organisationspädagogik. (S. 1–11) Wiesbaden: Springer. Klages, B., Mörth, A. & Cendon, E. (2020). Theorie-Praxis- Verzahnung in der wissenschaftlichen Weiterbildung: Seitter, W., Friese, M. & Robinson, P. (Hrsg.). (2018). Wissen- unterschiedliche Domänen – unterschiedliche Pro- schaftliche Weiterbildung zwischen Entwicklung und Imple- bleme? In E. Cendon, U. Wilkesmann, A. Maschwitz, mentierung. Wiesbaden: Springer VS. S. Nickel, K. Speck & U. Elsholz (Hrsg.), Wandel an Hochschulen? Entwicklungen der wissenschaftlichen Wei- Steiner, P.H. (2017). „Professionalisierung ist wichtig. Oft terbildung im Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg durch aber wird übersehen, dass wir mit ›Professionalisierung‹ Bildung: offene Hochschulen“ (S.109–126). Münster: Unterschiedliches meinen und damit aneinander vorbei- Waxmann. reden“. Interview. AMS info, No. 375 (Wien: Arbeitsmarkt- service Österreich). Klenk, J. (2018). Einleitung: Fallstudien als Beitrag zur Profes- sionalisierung in der wissenschaftlichen Weiterbildung. Stichweh, R. (2013). Wissenschaft, Universität, Professionen: so- In Ders. (Hrsg.), Weiterbildung an Hochschulen gestalten. ziologische Analysen (Neuaufl). Bielefeld: transcript verlag. Fallstudien aus Baden-Württemberg (S. 11–17). Bielefeld: wbv. ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
10 · EDITORIAL Tschupke, S. (2019). Zielgruppenkonstrukte und Angebotsprofile pflegebezogener Studiengänge für beruflich qualifizierte Pfle- gefachpersonen. Eine Programmanalyse. Bielefeld: Univer- sität Bielefeld. Doi: https://doi.org/10.4119/unibi/2934176 Walber, M. & Meyer, K. (2020). Professionalisierung in der wissenschaftlichen Weiterbildung. In W. Jütte & M. Rohs (Hrsg.), Handbuch Wissenschaftliche Weiterbildung (S. 153– 171). Wiesbaden: Springer VS. Autor_innen Prof. Dr. Wolfgang Jütte wolfgang.juette@uni-bielefeld.de Dr. Claudia Lobe claudia.lobe@uni-bielefeld.de ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
DOI: HTTPS://DOI.ORG/10.4119/ZHWB-3486 · SIMONE KRÄHLING, RAMIN SIEGMUND, WOLFGANG SEITTER · 11 Professionalisierung der wissenschaftlichen Weiterbildung als hochschulische Mehrebenenherausforderung SIMONE KRÄHLING RAMIN SIEGMUND WOLFGANG SEITTER Kurz zusammengefasst … und Entwickler_innen, Lehrende und Tutor_innen, Ver- antwortliche in Stabsstellen, der Zentralverwaltung oder in Der Aufsatz fokussiert die Professionalisierung wissen- spezialisierten Zentren ebenso wie Fachleute für spezifische schaftlicher Weiterbildung als eine komplexe Mehrebenenhe- weiterbildungsrelevante Aufgabenbereiche (Rechtsfragen, rausforderung insbesondere bei einer dezentralen hochschuli- Haushaltsangelegenheiten, Öffentlichkeitsarbeit). In einer schen Organisationsform. Nach einer kurzen systematischen einfachen Schematisierung lassen sich Akteure und Rollen Beschreibung von Organisationsformen, Akteuren und Auf- unterscheiden nach übergeordneter Steuerung (Makroebene), gaben werden vor dem Hintergrund eigener empirischer Stu- Entwicklung und Durchführung (Meso- und Mikroebene) dien zwei zentrale Professionalisierungsfelder wissenschaft- sowie verwaltungsseitigem Support (Meso- und Mikroebene). licher Weiterbildung exemplarisch vertieft. Während die Professionalisierung von Marketing eher von der Aufgabe Zudem gibt es spezifische Herausforderungen des berufsbe- ausgeht, die dann auf den verschiedenen Ebenen akteurs- und gleitenden Studierens, auf die die wissenschaftliche Weiter- rollenbezogen zugeordnet und operationalisiert werden muss, bildung deutlich stärker reagieren muss als die grundständige geht die Professionalisierung von Dozierenden eher von den Lehre. Einerseits ist eine ausgeprägtere Nachfrageorientie- Akteuren aus, wobei die Professionalisierung der Lehrakteu- rung aufgrund der Kostenpflichtigkeit der Angebote zu kon- re dann selbst eine Mehrebenenherausforderung im Sinne der statieren mit Handlungsfeldern wie Bedarfsanalyse, Kosten- Professionalisierung des Dozierendenmanagements darstellt. trägerkalkulation, Marketing, Zielgruppenansprache oder Abschließend werden einige externe Professionalisierungsbe- Kooperation.1 Andererseits resultieren Herausforderungen dingungen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft für die aus der synchronen Zusammenführung von Studium und Stärkung des Mandats wissenschaftlicher Weiterbildung – Beruf/Familie mit Handlungsfeldern wie lernbezogene Dis- auch im Innenbereich von Hochschulen – markiert. tribution, Zeitvereinbarkeit, Berufserfahrung als lehr-/lern- bezogener Reflexionsgegenstand, Begleitung/Beratung oder Dienstleistungsorientierung (vgl. zu den einzelnen Aspekten 1 Einleitung die Übersichtsbeiträge in Jütte & Rohs, 2020). Wissenschaftliche Weiterbildung hat als berufsbegleitendes kostenpflichtiges Angebotssegment von Hochschulen in den Trotz der stärkeren Institutionalisierung ist wissenschaft- letzten Jahren eine bedeutende Aufwertung und Ausweitung liche Weiterbildung an vielen Hochschulen nach wie vor erfahren. Mit dieser stärkeren Institutionalisierung haben kein Kernprozess, die Grade an Involviertheit auf den unter- sich auch definierbare Akteure und – damit verbunden – schiedlichen Ebenen sind höchst unterschiedlich ausgeprägt, Rollen in der und für die wissenschaftliche Weiterbildung die Implementierung vollzieht sich vielerorts projektgetrie- deutlich(er) herauskristallisiert. An den meisten weiterbil- ben und ohne eine gesicherte Grundausstattung, Institutio- dungsaktiven Hochschulen gibt es u.a. akademische Leitun- nalisierung und legitimatorische Absicherung sind insofern gen, Studiengangkoordinationen, Produktmanager_innen prekär und wenig stabil (Kondratjuk, 2020). Auch die Zu- 1 Nachfrageorientierung kann als allgemeines Struktur- und Handlungsprinzip der wissenschaftlichen Weiterbildung auf allen Ebenen der Angebotsgestal- tung gelten. Die Kostenpflichtigkeit insbesondere der abschlussorientierten wissenschaftlichen Weiterbildung verschärft dieses Prinzip jedoch in erhebli- chem Maße. ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
12 · THEMA gangswege zur Weiterbildung und die Erfahrungshinter- einem zweiten Schritt werden exemplarisch zwei Bereiche gründe der einzelnen Akteure sind höchst unterschiedlich. möglicher Professionalisierung näher beleuchtet. Professio- Formate einer systematischen Vorbereitung und Qualifi- nalisierung von Marketing – als Bearbeitungsmodus der Kos- zierung oder etablierte Formen systematischen Kompetenz- tenpflichtigkeit – geht eher von der Aufgabe aus, die dann auf aufbaus sind kaum anzutreffen, was u.a. auch der hohen den verschiedenen Ebenen akteurs- und rollenbezogen zuge- Volatilität durch zeitlich befristete Anstellungsverhältnisse ordnet und operationalisiert werden muss (3). Die Professio- geschuldet ist.2 Insofern steht die Weiterbildung als Ganzes nalisierung von Dozierenden – als einer entscheidenden lehr- und in ihren einzelnen Aufgabenbereichen vor einer deutli- bezogenen Umsetzungs- und Scharnierstelle – geht dagegen chen Professionalisierungsnotwendigkeit und Professionali- eher von den Akteuren aus, wobei die Professionalisierung sierungsherausforderung, wobei ganz unterschiedliche Ebe- der Lehrakteure selbst eine Mehrebenenherausforderung nen von dieser Herausforderung betroffen sind: im Sinne der Professionalisierung des Dozierendenmanage- - die Ebene der gesellschaftlichen und innerhoch- ments darstellt (4). In einem Ausblick werden abschließend schulischen Legitimität, d.h. die Klärung von einige externe Professionalisierungsbedingungen in Politik, Mandat und Lizenz ebenso wie der strategischen Wirtschaft und Wissenschaft für die Stärkung des Mandats Funktion und Ausrichtung der wissenschaftlichen wissenschaftlicher Weiterbildung – auch im Innenbereich Weiterbildung von Hochschulen – markiert (5). - die Ebene der Zuständigkeitsbereiche und Aufga- Der Aufsatz verfolgt die Perspektive einer Professionalisie- benprofile der einzelnen Akteure sowie deren Zu- rung der wissenschaftlichen Weiterbildung, nicht die Pers- sammenspiel pektive einer Professionalisierung durch wissenschaftliche - die Ebene der hochschulischen (verwaltungsseiti- Weiterbildung. Die Professionalisierungsperspektive von gen) Prozessstrukturen und Organisationsroutinen Adressat_innen und Teilnehmenden wird hier nicht berück- - die Ebene der (formalen) Fortbildung und des (in- sichtigt, sondern müsste in einem anderen Aufsatz ebenso formellen) Praxisaustausches vertieft werden wie die Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Professionalisierungsmodi von wissenschaftlicher Die Professionalisierung der wissenschaftlichen Weiterbil- Weiterbildung. Methodisch kombiniert der Aufsatz eine dung ist in einer derartigen Perspektive eine komplexe Meh- strukturell-analytische Perspektive mit Befunden aus eige- rebenenherausforderung, die gleichzeitig bearbeitet werden nen empirischen Studien.3 bzw. vonstattengehen sollte. Gleichwohl kann Professionali- sierung eher an den Aufgaben (Marketing, Kooperation, Fi- nanzmanagement) oder eher an den Akteuren (Studiengang- 2 Wissenschaftliche Weiterbildung: koordinationen, Dozierende, zentrale Leitung) ansetzen und Organisationsformen – Akteure – Aufgaben von dort aus weiter ausgestaltet werden. Die Frage der Pro- Die Professionalisierung der wissenschaftlichen Weiterbil- fessionalisierungsrichtung hängt dabei auch stark mit der dung ist in ihren Möglichkeiten und Pfaden stark von der je- konkreten Organisationsform der wissenschaftlichen Wei- weiligen hochschulischen Organisationsform abhängig. Zen- terbildung (zentral-dezentral) und den damit verbundenen trale Organisationsformen haben – mit Blick auf Akteure und Möglichkeiten funktionaler Spezialisierung zusammen. Un- Aufgaben – andere Herausforderungen als dezentrale Formen. abhängig vom Ausgangspunkt geht es allerdings letztendlich Dies hängt zum einen mit dem erreichbaren Größenvolumen, immer um die professionelle(re) Verbindung von Aufgaben zum anderen mit den damit verbundenen Möglichkeiten der und Akteuren. Spezialisierung von Aufgaben zusammen. Zentrale Einrich- tungen haben aufgrund ihrer Zentralität und Bündelung Im Folgenden wird diese komplexe Mehrebenenherausforde- andere Gesamtvolumina in der Umsetzung von Angeboten rung der Professionalisierung von wissenschaftlicher Wei- als einzelne Fachbereiche, die in ihrer Dezentralität in der terbildung strukturell ausgeführt und an zwei Beispielen ver- Regel nur wenige Angebote vorhalten (können und wollen). tiefend erläutert. Dazu wird zunächst das Feld von Akteuren, Dadurch können zentrale Einrichtungen – unabhängig davon, Aufgaben und Organisationsformen der wissenschaftlichen ob sie innerhalb oder außerhalb der Hochschule verortet sind Weiterbildung aufgespannt und unterschiedliche Varianten – einen deutlich höheren Spezialisierungsgrad in der Aufga- von Professionalisierung (konzeptionell) abgeleitet (2). In benerfüllung ausprägen als dezentrale Einrichtungen, d.h. es 2 Erst im Kontext des Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“, der als ein kollektiver projektgetriebener Professionalisierungszusam- menhang gedeutet werden kann, wurden unterschiedliche Qualifizierungsformate entwickelt und umgesetzt. Ihre weitere – auch projektunabhängige – Verstetigung bleibt jedoch abzuwarten. Für einen Überblick der Qualifizierungsaktivitäten vgl. Braun & Rumpf, 2018, S. 100-102. 3 Der forschungs- und professionalisierungsbezogene Erfahrungshintergrund der Autor_innen stellt das sechsjährige Verbundprojekt WM3 Weiterbildung Mittelhessen dar, das in der ersten Runde des Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ vom BMBF gefördert wurde und in dem eine Vielzahl an empirischen Studien zu Aufgabenfeldern und Professionalisierungsherausforderungen in der wissenschaftlichen Weiterbildung entstanden. Gleichzeitig hat das Projekt an der Philipps-Universität Marburg einen bedeutsamen Institutionalisierungsschub erzeugt, in den alle drei Autor_innen mit unterschiedlichen Rollen involviert waren. Zum WM3-Projekt vgl. Seitter, Friese & Robinson, 2018a, 2018b. ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
SIMONE KRÄHLING, RAMIN SIEGMUND, WOLFGANG SEITTER · 13 kann Spezialist_innen geben für Marketing, Entwicklung Die Akteure und Akteurskonstellationen samt ihrer Auf- oder IT-Support. Dezentrale Einrichtungen sind hingegen gabenverortung auf den verschiedenen Ebenen sind damit eher mit der Herausforderung konfrontiert, dass die Akteure sehr vielfältig und können von den Hochschulen sehr unter- der wissenschaftlichen Weiterbildung in der Regel einen brei- schiedlich bearbeitet werden. Im Folgenden werden beispiel- ten Aufgabenmix übernehmen (müssen), d.h. Aufgaben wie haft zwei Aufgaben- bzw. Akteurskonstellationen vertiefend Marketing, Entwicklung oder IT-Support können lediglich betrachtet. Die Auswahl dieser beiden Beispiele ist zwar mit einem mehr oder weniger geringen Arbeitsanteil von den kontingent, gleichwohl sind sie für eine erfolgreiche Imple- involvierten Personen übernommen werden. Schematisch mentierung von wissenschaftlicher Weiterbildung zentral: dargestellt führt diese Unterschiedlichkeit der Organisati- Professionelles Marketing als (vorgelagerte) Bedingung einer onsform zur Konzentration und Spezialisierung von einzel- erfolgreichen Umsetzung, professionell agierende und be- nen Aufgaben, die dann das Zentrum der jeweiligen Akteurs- treute Dozierende als erfolgreiche Bedingung im Vollzug. Als rolle darstellen (Zentralität, Professionalisierung in die Tiefe), organisatorische Hintergrundfolie wird bei der vertiefenden oder zur Bündelung und Relationierung von unterschiedli- Analyse eine dezentrale Organisationsform vorausgesetzt. 5 chen Aufgaben, die dann je unterschiedliche Rollensegmen- te darstellen (Dezentralität, Professionalisierung in die Breite).4 Gleichwohl gibt es Aufgaben, die aufgrund ihres Charakters 3 Professionalisierung von Marketing als nicht von einer Person alleine wahrgenommen werden kön- übergreifende Aufgabe und in der akteurs- nen, sondern die an unterschiedlichsten Stellen und auf un- spezifischen Umsetzung – von der Aufgabe terschiedlichsten Ebenen Bedeutsamkeit erlangen (können) zum Akteur und insofern übergreifende Professionalisierungsherausfor- Marketing wird in der wissenschaftlichen Weiterbildung vor derungen darstellen. So sind beispielsweise Marketing oder allem aufgrund der kostenpflichtigen Ausrichtung von Wei- Dienstleistungsorientierung – neben konkreten Praktiken terbildungsangeboten virulent (vgl. Kapitel 1). Der Begriff – vor allem auch Haltungen, die es entsprechend ebenen- und verweist auf die Kennzeichnung eines Produkts mittels eines akteursübergreifend zu vermitteln und zu kultivieren gilt. Zeichens bzw. einer Marke, um seine Wiedererkennung sicher- zustellen (Möller, 2011, S. 15-16). Im Sinne der Schaffung und Relationiert man die vier großen Aufgabenfelder der wis- Gestaltung von Wiedererkennungseffekten können Marke- senschaftlichen Weiterbildung (Steuerung, Entwicklung, tingaktivitäten daher in einem entscheidenden Maße nicht nur Umsetzung und Support) mit den vielen konkreten Einzel- die Profilierung von Einzelangeboten, sondern auch von wis- aufgaben im Detail und differenziert dies zusätzlich nach senschaftlicher Weiterbildung in ihrer Gesamtheit befördern. zentraler bzw. dezentraler Ausrichtung, so ergibt sich folgen- Anschlussfähig zeigt sich eine breite Definition von Marketing, des Bild: die sich über eine Denkhaltung und Organisationsphilosophie ausdrückt (Bruhn, 2019, S. 14). In einem solchen Verständnis ist das Akteurshandeln auf Makro-, Meso- und Mikroebene dar- an ausgerichtet, „den an der ‚Leistung Bildung‘ interessierten Personen und Gruppen nützlich zu sein“ (Böttcher, Hogrebe & Neuhaus, 2010, S. 48). Allerdings unterscheiden sich – je nach Organisationsform (zentral-dezentral) und Institutionalisie- rungsgrad (projektförmig-dauerhaft) – die Möglichkeiten mar- ketingbezogenen Handelns in erheblichem Maße. 3.1 Marketing – eine Systematisierung des Aufgabenfeldes In der Literatur zu Marketing in der wissenschaftlichen Wei- terbildung sind unterschiedliche Schwerpunktsetzungen zu verzeichnen: Die Angebotsvermarktung kann in ihren Mög- lichkeiten und Herausforderungen im Kontext der Gesamt- organisation betrachtet werden und vorrangig Fragen der Pro- filierung und Reputation behandeln. Marketing kann auch dem Bereich der Segmentierung des Weiterbildungsmarktes Abb. 1: Relationierung von Organisationsformen, Aufgabenfeldern zugeordnet werden mit einem Fokus auf (die Bedeutung von) und Einzelaufgaben. Zielgruppenanalysen und Bedarfsermittlungen. Ein eigen- 4 Zudem korrespondieren häufig Dauerhaftigkeit bzw. Befristung des Personals mit den beiden Polen dieser Alternative. 5 Dieser Fokus auf Dezentralität ist dem Umstand geschuldet, dass nur sehr wenige Hochschulen eine verbindliche Zentralität der wissenschaftlichen Wei- terbildung festgelegt haben. An den meisten Hochschulen besteht eine Gleichzeitigkeit höchst unterschiedlicher Organisationsformen – und damit eine wie auch immer gelagerte Dezentralität. ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
14 · THEMA ständiges Themenfeld stellen Zielgruppen und ihre Bedarfe siedelt ist und stark – vor allem aufgrund der vielfältigen Auf- im Gesamtprozess der Vorbereitung und Durchführung wis- gabenzuordnungen und Erfahrungshintergründe – in Ausmaß senschaftlicher Weiterbildungsangebote dar, wobei Zielgrup- und Intensität divergieren kann. Dies bedeutet jedoch nicht, pen und Bedarfe zumeist aus der Perspektive abgestimmter dass dezentrale Marketingaktivitäten im Zuge von Einzelange- Marketingaktivitäten thematisiert werden. Einen ausdrück- boten und wissenschaftlicher Weiterbildung im Allgemeinen lichen Schwerpunkt in den Ausarbeitungen bilden – mit Blick nicht zu einer Professionalisierung beitragen können. Vorteile auf die Beitragsanzahl und Beschreibungstiefe – die Marke- einer dezentralen Organisation liegen „in der Nähe zu Wissen- ting-Instrumente der Angebots-, Preis-, Kommunikations- schaft und Forschung, in der Nähe zu Lehre und Lehrenden, zu und Vertriebspolitik und deren Mix, die sich vermehrt auf die den entsprechenden didaktischen Kulturen und dem Zugang unterschiedlichen Dimensionen einer digitalen Umsetzung zu den Zielgruppen“ (Lengler & Sweers, 2018, S. 134).6 beziehen und vornehmlich Aspekte von Öffentlichkeitsarbeit und Werbung aufgreifen (vgl. zu den einzelnen Aspekten die Bei einer Systematisierung von empirischen Befunden zu Übersichtsbeiträge in Hanft & Simmel, 2007). marketingbezogenen Umsetzungsaktivitäten lassen sich drei zentrale Dimensionen – Instrumente, Prozesse und Struktu- Als expliziter Forschungsgegenstand ist Marketing in der wis- ren – unterscheiden, die ebenen- und akteursspezifisch zuge- senschaftlichen Weiterbildung im Vergleich zu anderweitigen ordnet werden können:7 Themenkomplexen deutlich unterrepräsentiert. Einzelbei- träge entstanden insbesondere im Kontext des Bund-Länder- Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ STRUKTUREN (z.B. Haubenreich & Breitenberger, 2015; Banscherus, Pickert & Neumerkel, 2016; Gronert, Krähling, Präßler & Döring, Richtlinien Zuständigkeiten 2017a) oder anhand exemplarischer Umsetzungspraktiken an konkreten Hochschulen (z.B. Rubens-Laarmann, 2007). Diese Arbeiten weisen eher einen konzeptionellen und hand- PROZESSE lungspraktischen oder organisationsspezifischen, weniger einen analytisch-systematischen oder empirischen Charak- Kommunikation Dienstleistungen ter auf. Auch ist festzustellen, dass der Marketingbegriff in etlichen Studien keine explizite Verwendung findet, sondern in anderweitigen Themenkomplexen, wie beispielsweise der INSTRUMENTE Angebotsentwicklung und -koordination sowie des Personal-, Homepage/ Kooperations- oder Dienstleistungsmanagements, eingebet- Social Media Dozierende tet ist. Diese hybride Form der Thematisierung – die auch aus förderspezifischen Programmlimitierungen resultiert – er- Teilnehmende/ Direktvertrieb schwert konzeptionelle bzw. systematische Ableitungen für Alumni die Professionalisierung(-stendenzen) von Marketing. Veranstaltungen Presse/Flyer 3.2 Marketing aus einer (dezentralen) Mehrebenen- perspektive – eine vorläufige empirische Annährung Kooperationen Im Folgenden wird vertiefend der Frage nachgegangen, wie im Kontext einer dezentralen Organisationsform wissenschaftli- cher Weiterbildung Profilierungsoptionen und Wiedererken- nungseffekte eröffnet und somit eine Professionalisierung des Handlungsfeldes befördert werden können. Dezentralität mit Abb. 2: Identifizierte Ebenen von Marketingaktivitäten in der einer Beteiligung vieler Akteursgruppen in differenzierten wissenschaftlichen Weiterbildung. Konstellationen (zumeist in Fachbereichen und der Hochschul- verwaltung) impliziert, dass Marketing von wissenschaftlicher Marketing in Form von Instrumenten: Ein Großteil der empi- Weiterbildung auf unterschiedlichen Hochschulebenen ange- rischen Ergebnisse bezieht sich auf eine Systematisierung und 6 Auf den ersten Blick erscheint es plausibel anzunehmen, dass in einer zentralen Organisationsform Marketing eher als grundsätzliche Managementfunk- tion etabliert ist, die Angebotsvorbereitung und -durchführung an einer konsequenten Nachfrageorientierung ausgerichtet ist und Marketing in eine Gesamtstrategie und Denkrichtung eingebettet werden kann. Die o.g. Vorteile einer dezentralen Organisationsform können jedoch auch in marketingbe- zogene Stärken überführt werden, so dass die Entwicklung von Professionalisierung bei Dezentralität – so die These – mit anderen Akzenten verläuft. Diese Andersartigkeit müsste allerdings in empirischen Studien weiterverfolgt und ausdifferenziert werden. 7 Die folgenden Ausführungen resümieren Befunde des Arbeitspaktes zu Vertrieb und Dienstleistungsmanagement, die innerhalb des WM3-Projektes (vgl. Fußnote 3) erarbeitet wurden (Gronert et al., 2017a, 2017b). Die empirischen Ergebnisse gründen sich auf qualitative, halbstandardisierte Leitfadeninter- views zum einen mit hochschulinternen und hochschulexternen Vertriebsexpert_innen sowie mit Studiengangkoordinationen der Weiterbildungsange- bote der Verbundhochschulen (N=17). Zum anderen resultieren sie aus Gesprächen mit hochschulinternem Personal, das mit der Erbringung von Dienst- leistungen in unterschiedlichen Bereichen betraut ist und sich als je relevante Schnittstelle für wissenschaftliche Weiterbildung herauskristallisierte (N=8). ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
SIMONE KRÄHLING, RAMIN SIEGMUND, WOLFGANG SEITTER · 15 Beschreibung der Aktionsinstrumente von Marketing; auf- Weiterbildung (Instrumente) zu einer Etablierung und Routi- grund des Forschungsgegenstandes Vertrieb werden vornehm- nisierung entsprechender Abläufe führen (Prozesse) und dann lich Vertriebskanäle aus dem Datenmaterial herausgearbeitet wiederum eine strukturelle Verankerung befördern können und in ihrer Bedeutung für die Distribution wissenschaft- (Strukturen). Neben einer Organisationstransparenz über die licher Weiterbildungsangebote an Hochschulen beleuchtet. Implementierung unterschiedlicher Marketingaktivitäten Diese Aufgabe übernehmen häufig die Weiterbildungsbetei- stellt sich ein professionalisiertes Schnittstellenmanagement ligten (der Fachbereiche) in unterschiedlichen Ausprägungen. zwischen den Weiterbildungsbeteiligten als entscheidende Aufgrund der Nähe zu den Zielgruppen und einem hohen Maß Komponente einer Professionalisierung von Marketing her- an individueller Handlungsfreiheit zeigt sich in den Formen aus. Auch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen für die der Adressierung ein kreatives Gestaltungspotenzial (mit vie- jeweiligen Akteursgruppen können zu professionellen Marke- len Beteiligten und Umsetzungsformaten). tingaktivitäten in den genannten Dimensionen beitragen.9 Marketing in Form von Prozessen: Der Entwicklung und Implementierung von Prozessabläufen vor allem zu weiter- 4 Professionalisierung von Dozierenden bildungsrelevanten Aufgabenbereichen in der Verwaltung und deren Management als übergreifende (Rechtsfragen, Haushaltsangelegenheiten, Öffentlichkeits- Aufgabe – vom Akteur zur Aufgabe arbeit) kommt eine hohe Bedeutung zu. Eine Institutionali- Dozierende sind eine – wenn nicht sogar die – entscheidende sierung von Gesprächsroutinen und Abstimmungsprozessen lehrbezogene Umsetzungs- und Scharnierstelle für den Er- in der Begleitung, Beratung, Moderation und Steuerung be- folg von wissenschaftlicher Weiterbildung. Insofern kommt fördert die Angebotsprofilierung in einem entscheidenden ihrer didaktischen Professionalität wie auch ihrer lehrbezo- Maße. In diese Institutionalisierungsarbeit von Prozessrou- genen Vorbereitung und Betreuung eine herausragende Be- tinen sind zahlreiche Akteure involviert (Akademische Lei- deutung zu. Professionalisierung der Dozierendenschaft und tungen, Studiengangkoordinationen, Verwaltungspersonal, Professionalisierung ihres Managements sind daher zentrale Hochschulleitung) und sie erfolgt in einem – zeitlich wie per- Bausteine für die Professionalisierung der wissenschaftli- sonell – aufwendigen Abstimmungsprozess zwischen unter- chen Weiterbildung insgesamt.10 schiedlichen Ebenen und Abteilungen der Hochschule. 4.1 Professionalisierung der Dozierenden in der Marketing in Form von Strukturen: Das Herausbilden von wissenschaftlichen Weiterbildung Strukturen in den Weiterbildungsangeboten und entsprechen- In der wissenschaftlichen Weiterbildung können sowohl hoch- der Verfahrensabläufe innerhalb der Hochschule stellt sich als schulinterne als auch hochschulexterne Dozierende eingesetzt weitere Form von Marketing heraus. Strukturbildungen benö- werden. Hochschulinterne Dozierende zeichnen sich schwer- tigen dabei – mit Blick auf die differenzierten in Weiterbildung punktmäßig durch Erfahrungen in der grundständigen involvierten Hochschulinstanzen – einen starken organisati- Lehre aus und werden sowohl auf professoraler als auch nicht- onsseitigen Support und Willen. Von Bedeutung ist die klare professoraler Ebene rekrutiert. Hochschulexterne Dozierende Zuordnung von Zuständigkeiten in Form von Ansprechperso- sind in der Regel ausgewiesene Fachexpert_innen auf ihrem nen und die Etablierung von handlungsleitenden Richtlinien, Gebiet und liefern schwerpunktmäßig außerhochschulisches denen eine Steuerungsfunktion innerhalb der Gesamtorganisa- Praxiswissen. Die Aufgaben von Dozierenden in der wissen- tion in Bezug auf wissenschaftliche Weiterbildung zukommt.8 schaftlichen Weiterbildung unterscheiden sich auf den ers- ten Blick nicht von den Erwartungen in der grundständigen In einer Gesamtschau ergibt sich eine enge Verzahnung der un- Lehre: die Erstellung von zielgruppengerechten Unterrichts- terschiedlichen Ausdeutungs- und Systematisierungsebenen materialien, die Durchführung der Lehrveranstaltungen, die von Marketing, die sich gegenseitig bedingen und verstärken Abnahme von Prüfungen sowie das Begleiten und Beraten der (können). Eine retrospektive Betrachtung der erarbeiteten Be- Studierenden. Die Spezifika wissenschaftlicher Weiterbildung funde, die sich maßgeblich auf Ausführungen zu Instrumenten sorgen allerdings dafür, dass diese vier Aufgabenbereiche ad- gründen, deutet daraufhin, dass (erst) operative Marketingak- aptiert, teilweise vielleicht sogar umgedacht werden müssen. tivitäten in der konkreten Ausgestaltung wissenschaftlicher Lehrmaterialien und Didaktik müssen der Zielgruppe von 8 Diese Strukturbildung ist zum Projektendzeitpunkt im September 2017 am geringsten an den befragten Hochschulen mit dezentraler Ausrichtung vorhanden. 9 Als Beispiel für derartige Qualifizierungsmaßnahmen kann auf das Hochschuldidaktische Netzwerk Mittelhessen verwiesen werden, das innerhalb eines etablierten ‚Zertifikatsprogramms zur professionellen Hochschullehre‘ auch einen Schwerpunkt zur wissenschaftlichen Weiterbildung anbietet. Zur Ziel- gruppe dieses Schwerpunktes gehören alle Personen, die auf den unterschiedlichen Hochschulebenen mit wissenschaftlicher Weiterbildung betraut sind (Lehre, Studiengangentwicklung und -koordination, akademische Leitung, Verwaltung). Das Angebot behandelt neben mikrodidaktischen Themen auch die meso- und makrodidaktische Dimension und nimmt Gestaltungsmöglichkeiten von Weiterbildungsstudiengängen, darunter auch Marketingaspekte, in den Blick (Braun & Rumpf, 2018, S. 104). 10 Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen von mehreren Arbeitspaketen, die im Rahmen des WM3-Projektes zur Professionalisierung bzw. Qualifizierung der Weiterbildungsakteure umgesetzt wurden: die Entwicklung und Implementierung eines hochschuldidaktischen Zertifikats mit Schwerpunkt wissen- schaftlicher Weiterbildung, die Entwicklung niedrigschwelliger Qualifizierungs- und Beratungsangebote für akademische Leitungen, die Entwicklung und Umsetzung eines mehrstufigen Evaluationssystems zur Reflexion der Lehre sowie die empirische Untersuchung von Aufgaben des Dozierendenma- nagements und der Studiengangkoordination. ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
16 · THEMA nicht-traditionellen Studierenden angepasst werden, insbe- allem: die zeitnahe, reflexive Vergegenwärtigung des Lehr-/ sondere mit Blick auf die Notwendigkeiten einer effizienten Lerngeschehens durch die beteiligen Dozierenden als einer Zeitgestaltung (Block, blended learning) und der Berücksich- lehrbezogenen community of practise. Hilfreich für derartige re- tigung des berufspraktischen Erfahrungswissens der Teilneh- flexive Vergewisserungen und Justierungen können dabei Ele- menden. Die Begleitung, Beratung und Prüfung der Studie- mente eines mehrstufigen Evaluationssystems zur zeitnahen renden wissenschaftlicher Weiterbildung folgt in der Regel Verbesserung der Lehr-/Lernqualität sein wie etwa Studien- deutlich enger getaktet, persönlicher und serviceorientierter eingangs- und Studienabschlussbefragungen, Modul- und als in der grundständigen Lehre. Durch die nicht selten ho- Veranstaltungsevaluationen oder die Abhaltung von Lehr- hen Studiengangsgebühren werden zudem Erwartungen (der gangskonferenzen unter Beteiligung der Studierendenschaft Studierenden als Kunden) an die Dozierenden generiert und (Salland, 2018). All diese verschiedenen – durchaus aufwendi- formuliert, mit denen diese professionell umgehen müssen. gen – Möglichkeiten zeigen, dass die Professionalisierung der Klassische pädagogische Antinomien – wie etwa die Gleichzei- Dozierenden eingelagert sein muss in ein umfassende(re)s Do- tigkeit von Vermittlungsversprechen und Ungewissheit der zierendenmanagement. erfolgreichen Umsetzung (Ungewissheitsantinomie) – spitzen sich so im Kontext der wissenschaftlichen Weiterbildung zu 4.2 Professionalisierung des Dozierendenmanagements und sind entsprechend zu bearbeiten. 11 Die hohen Anforderungen und Erwartungen an die Professi- onalität von Dozierenden der wissenschaftlichen Weiterbil- Für die – mit Blick auf die genannten Herausforderungen dung erfordern auf organisationaler Seite ein entsprechendes notwendige – Qualifizierung und Professionalisierung des Dozierendenmanagement. Mit diesem Begriff ist im Allge- Lehrpersonals bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten an. meinen der klassische Bereich des Personalmanagements Neben einer systematischen (vorgängigen) Qualifizierung von gemeint, allerdings mit dem spezifischen Fokus auf die Dozierenden etwa im Rahmen eines entsprechenden hoch- Gruppe der hochschulinternen und -externen Dozierenden. schuldidaktischen Zertifikats sind vor allem zeiteffiziente Das Dozierendenmanagement wird in der Regel von einer und passgenaue Maßnahmen erforderlich.12 Handreichungen Studiengangkoordination übernommen. In dezentral orga- – digital unterstützt – zu spezifischen Problemlagen, niedrig- nisierter wissenschaftlicher Weiterbildung ist diese Aufgabe schwellige Entlastungsformen der Lehre (mit Blick auf Mate- dabei neben anderen vielfältigen Aufgaben wie Marketing, rialien, Ansprechbarkeit, Nachbereitung etc.) durch die Hilfe Finanzmanagement oder Qualitätsmanagement zu leisten tutorieller Assistenzen, Delegation von Aufgaben des Lehr-/ (Gronert & Rundnagel, 2018). Für die Aufgabenbereiche des Lernmanagementsystems auf entsprechende Expert_innen, Dozierendenmanagements ergibt sich ein typischer Manage- Begleitung und Coaching der Lehrenden durch die akademi- mentzyklus, der sich im Kontext der wissenschaftlichen Wei- schen Leitungen und Studiengangkoordinationen und vor terbildung folgendermaßen spezifizieren lässt: Abb. 3: Dozierendenmanagementzyklus (Davie, Rundnagel, Siegmund & Spenner, 2017, S. 81). 11 Es wäre überaus lohnend, die pädagogischen Antinomien mit ihren Spannungsverhältnissen im Kontext der wissenschaftlichen Weiterbildung genauer auszuloten. Für eine ausführliche Auflistung im Kontext der Erwachsenenbildung allgemein vgl. Hippel, 2011. 12 Die Auswertung des hochschuldidaktischen Zertifikats von WM3 zeigte, dass vor allem der akademische Mittelbau die Qualifizierungsmöglichkeiten nach- fragte, während die Professorenschaft kaum vertreten war (Braun & Rumpf, 2018, S. 109). Aus diesen Erfahrungen wurden niedrigschwellig Beratungsfor- mate für die Professorenschaft und insbesondere für die akademischen Leitungen entwickelt (Braun, 2018). ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
SIMONE KRÄHLING, RAMIN SIEGMUND, WOLFGANG SEITTER · 17 Die einzelnen Aufgabenfelder innerhalb dieses Zyklus sollen und können hier nicht im Detail erläutert werden, in der Ge- 5 Schluss samtbetrachtung der Aufgabenfelder wird jedoch deutlich, Der vorliegende Beitrag hat mit einer Betrachtung der Viel- welche zentrale Schnittstellenfunktion die Studiengangko- falt von Weiterbildungsakteuren, ihren Aufgaben und Ver- ordination einnimmt. Die Passung zwischen den Dozieren- ortungen auf den unterschiedlichen Ebenen sowie den damit den und den Organisationsanforderungen ist im Kontext der verbundenen Professionalisierungsherausforderungen den wissenschaftlichen Weiterbildung eine der wichtigsten Funk- Blick nach innen – auf die Hochschule selbst – gerichtet. Die tionen des Dozierendenmanagements. Die Studiengangko- beiden konkreten Vertiefungen – Marketing und Dozieren- ordination agiert hier u.a. in den Funktionen der Wissens- denschaft – haben exemplarisch gezeigt, wie differenziert vermittlung (wenn es z.B. um die formalen Regelungen oder und voraussetzungsreich sich die Professionalisierung wis- prüfungsrechtlichen Spezifika für Weiterbildungsstudieren- senschaftlicher Weiterbildung gestaltet, auch und gerade in de geht), der Beratung und Begleitung der Dozierenden, die Abhängigkeit von ihrer Organisationsform. Um die wissen- teilweise nur per Honorar mit der Organisation verbunden schaftliche Weiterbildung als Angebotsform hochschuli- sind, und schließlich auch der Personalentwicklung. Sie ver- scher Lehre weiter zu stärken und zu professionalisieren, ist mittelt zudem zwischen den Dozierenden und den hochschu- ein Innenblick allein jedoch nicht ausreichend. Gerade für lischen Organisationsinstanzen bzw. der Verwaltung (z.B. die Stärkung ihres Mandats insgesamt sind die Professiona- Rechtsabteilung, Hochschulrechenzentrum, Prüfungsbüros lisierungsbedingungen in Politik, Wirtschaft und Wissen- etc.). Da die Bedarfe, Erwartungen und Forderungen der ver- schaft zu beachten und, wenn möglich, aktiv mitzugestalten. schiedenen Stakeholder nicht zwingend kongruent sind, son- So sind etwa weiterbildungsbezogene Zielvereinbarungen dern sich ggfs. auch widersprechen oder in starker Reibung der Länder mit den Hochschulen wichtige erste Schritte ei- zueinander befinden, ist ein professioneller Umgang mit die- ner symbolischen Institutionalisierung mit der Perspektive sen Spannungsfeldern notwendig. Die Professionalisierung einer auch kennzifferbasierten und leistungsorientierten der Dozierenden durch das Dozierendenmanagement führt Institutionalisierung der wissenschaftlichen Weiterbildung daher notwendigerweise auch zu einer Professionalisierung (Politik). Arbeitgeber, Tarifpartner und Wirtschaftsunter- des Dozierendenmanagements selbst. nehmen sind wichtige Stakeholder bei der Anerkennung von Formaten der wissenschaftlichen Weiterbildung für selbst- 4.3 Professionalisierung der Organisation / Verwaltung verständliche und unhinterfragte Formen der betrieblichen Schließlich führt das Dozierendenmanagement auch zu Personalentwicklung (Wirtschaft). Und Reputation-, Legiti- Veränderungsprozessen innerhalb der Organisation – vor- mations- und Professionalisierungsgewinne innerhalb der nehmlich der Verwaltung einer Hochschule –, denen eben- Wissenschaft hängen nicht zuletzt von der Wirkungskraft falls professionell begegnet werden muss. Genauso wie der wissenschaftsbezogener verbandlicher Organisationsfor- Umgang mit der „neuen“ Zielgruppe von nicht-traditionellen men (DGWF) und der sichtbaren Etablierung von wissen- Studierenden, das Implementieren neuer Weiterbildungsstu- schaftlicher Weiterbildung als Forschungsgegenstand ab dienangebote oder die Frage der organisationalen Einbettung (Wissenschaft). All diese Aspekte gesamtgesellschaftlicher und erfordert auch der Umgang mit Dozierenden der wissenschaft- funktionssystemspezifischer Aufmerksamkeit und Akzeptanz lichen Weiterbildung organisationale Entscheidungen und verleihen der Institutionalisierung und Professionalisierung teilweise neue Prozessstrukturen. Diese können beispielswei- wissenschaftlicher Weiterbildung im Inneren der Hochschule se Zugangsmöglichkeiten von externen Dozierenden zu den erst ihre nachhaltige Schubkraft und Bedeutsamkeit. Räumen und (digitalen) Dienstleistungen der Hochschule betreffen, Anrechnungsmöglichkeiten auf das Lehrdeputat von hochschulinternen Dozierenden fokussieren oder Fragen Literatur der hochschulweiten Vereinheitlichung bzw. fachbereichsspe- zifischen Streuung von Honorarsätzen thematisieren. Nicht Banscherus, U., Pickert, A. & Neumerkel, J. (2016). Bildungs- zuletzt muss mit dem stärkeren Gedanken der Serviceorien- marketing in der Hochschulweiterbildung. Bedarfsermitt- tierung, die mit der Implementierung von wissenschaftlicher lung und Zielgruppenanalysen im Spannungsfeld zwischen Weiterbildung einhergeht, auch darüber nachgedacht werden, Adressaten- und Marktorientierung. In A. Wolter, U. Ban- inwiefern sich diese Serviceorientierung lediglich auf die Ziel- scherus & C. Kamm (Hrsg.), Zielgruppen Lebenslangen Ler- gruppe der Studierenden im Segment der wissenschaftlichen nens an Hochschulen. Ergebnisse der wissenschaftlichen Be- Weiterbildung beschränkt oder inwieweit sie nicht auch auf an- gleitung des Bund-Länder-Wettbewerbs Aufstieg durch Bildung: dere Bereiche – etwa als Serviceorientierung gegenüber den Do- offene Hochschulen (S. 105–135). Münster: Waxmann Verlag. zierenden – übertragen werden muss. Dies sind nur einige Bei- spiele, die zeigen, wie notwendig eine organisationale Reaktion Böttcher, W., Hogrebe, N. & Neuhaus, J. (2010). Bildungsmarke- auf diese Veränderungsimpulse sind, und zwar auf normativer, ting. Qualitätsentwicklung im Bildungswesen. Weinheim & strategischer und operationaler Ebene. Das Dozierendenmana- Basel: Beltz Verlag. gement bietet hier wichtige Impulse hinsichtlich einer Professi- onalisierung auf Ebene der hochschulischen (verwaltungsseiti- Braun, M. (2018). Die Beratung von akademischen Leitungen gen) Prozessstrukturen und Organisationsroutinen. bei der Entwicklung und Umsetzung von Angeboten der ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2020 (2)
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