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12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Der Bundesbeauftragte fü r Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung
Vorwort Chancen der neuen Wahlperiode nutzen „Wirtschaftlichkeit heißt nicht nur Am 26. September haben die Bü rgerinnen und Bü rger ü ber die Zusammenset- schöne Zahlen. Wirtschaftlichkeit zung des 20. Deutschen Bundestages entschieden. Auf die Abgeordneten und die neue Bundesregierung warten gewaltige Aufgaben. Notwendige Reformen sind heißt zuallererst, dass die elementaren liegen geblieben oder im Tagesgeschä ft aus dem Blick geraten. Einige der Heraus- Staatsfunktionen effizient erfüllt forderungen hat uns die Pandemie schmerzlich ins Bewusstsein gerufen. Anpa- cken sollten die Abgeordneten des 20. Deutschen Bundestages und die neue Bun- werden. Darauf kommt es heute mehr desregierung alle. Je eher und entschlossener sie handeln, desto besser. denn je an.“ Die „12 Impulse“ benennen zentrale Handlungsfelder, wie sie sich in den vergan- genen Monaten und Jahren aus der vielfä ltigen Prü fungs- und Beratungstä tigkeit des Bundesrechnungshofes herauskristallisiert haben. Auf die unabhä ngige und faktenbasierte Arbeit des Bundesrechnungshofes stü tze ich diese Impulse. Entsprechend meiner Beratungsaufgabe als Bundesbeauftragter fü r Wirtschaft- lichkeit in der Verwaltung mö chte ich damit einen sachlichen und ü berparteili- chen Beitrag fü r Parlament und Regierung zur Problemlö sung in zentralen staatli- chen Aufgabenfeldern leisten. Die Impulse sind kein Patentrezept. Sie sollen viel- mehr das Bewusstsein schä rfen, wo mit Blick auf die nü chternen Fakten Entschei- dungen gefragt und die Sachverhalte meist auch lä ngst „ausproblematisiert“ sind. Kay Scheller, Bundesbeauftragter fü r Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung Bonn, im September 2021
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Inhalte Vorwort Seite 3 Impuls zum Bundesstaat Seite 6 Impuls zur Gesundheit Seite 24 Aus Pandemie und Naturkatastrophen lernen: Wir brauchen einen na�onalen Wandel muss her: Die bestmögliche Versorgung der Menschen und eine faire Krisenmechanismus, der schnelle Entscheidungen und ihre zügige Umsetzung im Kostenverteilung müssen im Vordergrund stehen Krisenfall sicherstellt Impuls zur Bundeswehr Seite 26 Impuls zur Digitalisierung Seite 8 Klare Prioritäten für effek�ve Streitkrä�e: Aufgaben und Mi�el müssen in Die Digitalisierung ernst nehmen: Mit mehr Entschlossenheit in die Zukun� au�rechen Einklang gebracht werden Impuls zur Arbeit Seite 10 Impuls zur Handlungsfähigkeit des Staates Seite 28 Deutschland muss seine Potenziale gezielter ak�vieren und Arbeit zukun�sfähig Staatliche Kernaufgaben müssen wieder stärker in den Vordergrund rücken: Nur gestalten wenn der Staat liefert, wo es darauf ankommt, kehrt Vertrauen zurück Impuls I zum Bundeshaushalt Seite 12 Über den Bundesbeauftragten für Solide Finanzen für einen handlungsfähigen Staat Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung Seite 31 Impressum Seite 33 Impuls zum Förderwesen Seite 14 Rich�g fördern, damit die Finanzmi�el des Bundes die angestrebte Wirkung erreichen Bildnachweis Seite 34 Impuls zum Klimaschutz Seite 16 Klimaziele konsequent verfolgen Impuls zum Verkehr Seite 18 Aus Fehlern lernen: Reformen im Verkehrssektor endlich anpacken Impuls II zum Bundeshaushalt Seite 20 Nachhal�gkeit dort verankern, wo die Grundlagen gelegt werden: Im Bundeshaushalt Zu allen Impulsen sind ü ber den QR-Code auf der Webseite des Bundesrechnungshofes Prü fungs- und Beratungsergebnisse abru�bar. Impuls zur Rente Seite 22 Die Zeit drängt. Der Genera�onenvertrag stößt an seine Grenzen. Die https://www.bundesrechnungshof.de/de/veroeffentlichungen/ Finanzierungsprobleme bei der Rente müssen gelöst werden. produkte/gutachten-berichte-bwv/berichte/bwv-impulspapier 4 5
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Lehren aus Pandemie und Naturkatastrophen ernst nehmen Die Pandemie ist unsere Lehrmeisterin. Sie ist eine mus. Im Gegenteil: Lä nder und Kommunen bleiben Naturgewalt, genauso wie die Flutkatastrophe dieses wichtige Akteure vor Ort. Aber das Zusammenspiel al- Sommers. Wir sollten sie ernst nehmen. Denn sie ha- ler staatlichen Akteure muss besser werden. Aufstel- ben gezeigt: Viren und Wetter kennen keine Grenzen. lung und Taktik mü ssen aus einem Guss sein, zudem Bundesstaat Keine nationalen und keine innerstaatlichen. Wie ein �lexibel und anpassungsfä hig. Das ist essentiell. Nicht Brennglas haben sie die Schwachstellen im deutschen nur fü r die bestmö gliche Bewä ltigung jeder nationalen Verwaltungssystem zutage treten lassen, wenn es Bedrohungslage, die in der nä chsten Krise schon eine Aus Pandemie und Naturkatastrophen darum geht, schnelle und verbindliche Entscheidun- ganz andere sein kann. Sondern ebenso fü r den Bun- gen innerhalb von Stunden und Tagen zu treffen und desstaat und seine staatlichen Institutionen selbst. lernen: Wir brauchen einen nationalen umzusetzen. Wer ist zustä ndig, wer entscheidet, wer Denn nur wenn sich unsere fö derativen Strukturen setzt die Entscheidungen um? Wer bezahlt? Wer be- auch in lebens- und existenzbedrohenden Krisen be- Krisenmechanismus, der schnelle seitigt rechtliche Hindernisse? Wie ist externer Sach- wä hren und die Schutzp�licht des Staates fü r das Leben, verstand einzubeziehen? Und passt das alles auch zu- die Gesundheit und das wirtschaftliche U� berleben sei- Entscheidungen und ihre zügige Umsetzung sammen? Trä gt die staatliche Krisenbewä ltigung am ner Bü rgerinnen und Bü rger einlö sen, wird der Bun- Ende tatsä chlich zu einer wirksamen Krisenbekä mp- desstaat seine Legitimationskraft erhalten. Und nur im Krisenfall sicherstellt fung bei? Und dies alles gilt auch fü r die Naturkata- dann kann das Vertrauen der Bevö lkerung in die staatli- strophen, die wir in jü ngster Zeit erleben mussten. che Handlungsfä higkeit auch in der Krise Bestand ha- ben. Gesamtstaatliche und globale Krisen erfordern ein schnelles, pragma�sches Krisenmodus jetzt definieren und beherztes Eingreifen aller staatlichen Ebenen aus einem Guss. Wenn es Krise braucht Vertrauen Auf diese Fragen brauchen wir Antworten. Vor der um Leib und Leben geht, bleibt keine Zeit für Zuständigkeitsgerangel. Die nä chsten Krise, in welchem Gewand sie sich auch im- Ohne dieses Vertrauen ist einer nationalen Bedro- mer zeigt. Deshalb gilt es, sich jetzt zu wappnen. Mit hungslage in einem demokratischen Gemeinwesen Teamaufstellung muss vorher klar sein. Deshalb sollten wir jetzt einen im einem nationalen Krisenmechanismus, der ü ber das nicht wirksam Einhalt zu gebieten. Der demokratische Grundgesetz abgesichert ist und der die Zustä ndig- Rechtsstaat braucht seine Bü rgerinnen und Bü rger. Um- Grundgesetz verankerten na�onalen Krisenmechanismus festlegen, um in der keiten und Verfahren zur Entscheidungs�indung und gekehrt dü rfen diese den bestmö glichen Schutz durch Durchsetzung der beschlossenen Krisenmaßnahmen die staatlichen Institutionen erwarten, wenn es hart auf nächsten Krise besser gerüstet zu sein. klar und verbindlich fü r alle staatlichen Akteure fest- hart kommt. Dabei zä hlt das Ergebnis. Welche staatli- legt. Damit in der nä chsten Krise alle wissen, was zu che Ebene oder Stelle diesen Schutz organisiert und ge- tun ist. wä hrt, kann und darf den Bü rgerinnen und Bü rgern egal sein. Hauptsache der Staat liefert und die staatli- chen Stellen verstricken sich nicht in ihren eigenen, Krise braucht Führung komplexen Zustä ndigkeiten und Verfahren, in denen am Ende keiner die Verantwortung trä gt. Deshalb muss die Zentrales Element dieses Krisenmechanismus sollte bundesstaatliche Struktur fü r diese außergewö hnli- ein Nationaler Krisenstab sein, in dem der Bund bei chen, dynamischen Bedrohungslagen, wie wir sie in der einer gesamtstaatlichen Krise eine herausgehobene Pandemie und den jü ngsten Naturkatastrophen Rolle hat. Dies bedeutet keine Abkehr vom Fö deralis- schmerzvoll erfahren haben, jetzt angepasst werden. 6 7
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Digitalisierung Die Digitalisierung ernst nehmen: Mit mehr Steuerung aus einem Guss Insellösungen machen einsam – Entschlossenheit in die Zukunft au�rechen gerade bei der IT Es reicht nicht, sich ehrgeizige Ziele zu setzen. Der Bund muss sich so aufstellen, dass er sie auch er- Europa, Bund, Lä nder und Kommunen – jeder digitali- Blick zurück: Bereits der letzte Koali�onsvertrag hat zur Digitalisierung um- reicht. Bei seiner eigenen IT hat sich der Bund schon siert auf seine Weise. Wenn die Beteiligten das nicht zu lange in komplizierten Strukturen verzettelt: Er rechtzeitig verzahnen, arbeitet jeder nur fü r sich. Un- fangreiche Ak�vitäten angekündigt. Was bleibt davon? Es gibt neue Gesetze, will seine IT �lexibel, zukunftsorientiert und sicher vorhergesehene Ereignisse treffen solche Strukturen machen. Aber: mangelnde Steuerung, wechselnde Zu- mit kaum zu bremsender Wucht. Weder eine Pande- Strategien und Gremien. Aber: Der Erfolg blieb häufig aus. Die neue Bundes- stä ndigkeiten und langwierige Abstimmungen vieler mie, noch Naturkatastrophen, Cyberattacken oder die Akteure stehen guten Lö sungen hä u�ig im Weg. Die Folgen von Terroranschlä gen machen vor den Staats- regierung muss das besser machen und die Digitalisierung in der Praxis leben. Regierung muss nun ihre Aktivitä ten und Ressourcen und Landesgrenzen halt. Es mü ssen digitale Instru- besser steuern und koordinieren. mente her, die schnelles Handeln ü ber alle Ebenen er- mö glichen. Der Bund muss die europä ischen Anforde- Gleiches gilt, wenn der Bund die digitale Transforma- rungen besser im Blick haben. Er muss sich digital Baustelle digitale öffentliche Dienste nicht einmal die digitalen Angebote des Staates. Man- tion der Wirtschaft unterstü tzt. Das muss er systema- besser mit Lä ndern und Kommunen vernetzen. Davon che Angebote, wie die elektronische Gesundheitskar- tischer tun. Er muss den U� berblick behalten – und werden alle nicht nur in Notlagen pro�itieren: Bei- Wenn es darum geht, den Bü rgerinnen und Bü rgern te, werden in Aussicht gestellt und verzö gern sich seine Fö rderungen aufeinander abstimmen. Er muss spielsweise kö nnten Steuerverwaltungen ef�izienter und der Wirtschaft digitale Leistungen zu bieten, dann immer wieder. Das muss die neue Bundesregie- messbare Ziele setzen, damit er schneller bewerten arbeiten. Steuereinnahmen des Bundes und der Lä n- bleibt Deutschland weit hinter den eigenen An- rung entschlossener angehen. Sie muss die Digitali- kann, was wirklich erfolgreich ist und wo er nach- der von jä hrlich rund 600 Mrd. Euro mü ssen endlich sprü chen zurü ck: Beim Digitalisierungsindex der EU- sierung von den Bü rgerinnen und Bü rgern und der steuern muss. Je weniger Mittel der Bund fü r seine mit einheitlicher Steuer-IT ef�izient verwaltet werden. Kommission reicht es hier nur fü r einen Platz im un- Wirtschaft her denken: Digitale Leistungen fü r alle in Organisation und Administration verbraucht, desto Auch bei Bauvorhaben sollte der Bund gemeinsam mit teren Drittel. Oft kennen die Bü rgerinnen und Bü rger den Fokus! mehr kann bei den Unternehmen ankommen. den Lä ndern die Chancen der Digitalisierung nutzen. 8 9
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode ge. Wertschö pfungspotenziale verschieben sich, in- dung, durch lebenslanges Lernen und durch die Inte- haltlich wie geogra�isch. Diese Herausforderungen gration von Menschen, die noch nicht dauerhaft im muss Deutschland annehmen und hierauf umfassend Arbeitsmarkt angekommen sind. Durch klare Regeln, reagieren, um das Freiheitsversprechen des Grundge- Strukturen, Kontrollen, durch zielgenaue Steuerung, setzes mit seinen elementaren Rechten wie Berufs- Beratung und eine enge Begleitung muss dafü r ge- freiheit und Eigentum bestmö glich zu schü tzen und sorgt werden, dass mö glichst viele eine bedarfsge- weiter gewä hrleisten zu kö nnen. rechte Quali�izierung erhalten und kein Geld durch unsinnige oder unwirksame Maßnahmen verschwen- det wird. Fö rdern und fordern darf nicht nur auf dem Kurzarbeit und dann? Innova�on! Papier stehen. Und: Niemand darf zurü ckgelassen werden. Das kann und darf der Staat sich nicht leis- Arbeit Die Folgen der Corona-Pandemie konnten durch die ten. großzü gige Handhabung der Kurzarbeit abgefedert werden. Wie nachhaltig diese teure Maßnahme wirkt Deutschland muss seine Potenziale gezielter und welche Nebenwirkungen sie verursacht, bleibt Sach- und Finanzverantwortung aber abzuwarten. Jedenfalls sollte mittlerweile umge- gehören in eine Hand aktivieren und Arbeit zukunftsfähig dacht werden, denn: Kurzarbeit ist als Instrument ge- eignet, Krisen kurzzeitig zu ü berbrü cken. Sie sollte Wenn Sach- und Finanzverantwortung auseinander- gestalten aber nicht ü berstrapaziert werden. Langfristig be- fallen, fü hrt das regelmä ßig zu unwirtschaftlichem steht sonst die Gefahr, ü berkommene Geschä ftsmo- Handeln. So z. B. geschehen im Bereich der Grundsi- delle und Strukturen an den Tropf des Staates zu hä n- cherung fü r Arbeitsuchende. Der Bund hat sich hier gen. Das bindet Geld und hemmt Innovation, der es bereit erklä rt, die Kommunen von den Unterkunfts- dringend bedarf, wenn Deutschland nicht abgehä ngt kosten Ge�lü chteter vollstä ndig zu entlasten. Manch Die Arbeitswelt steht vor großen Herausforderungen, sie ändert sich �efgrei- werden soll. Hier muss ein Schwerpunkt sein. eine Kommune nutzte das aus und berechnete dem Bund fü r Unterkü nfte mehr als das Doppelte der orts- fend. Die Situa�on wird durch eine angespannte Wirtscha�s- und Haushalts- ü blichen Mieten. Teilweise wurden auch Gebü hren Qualifizierung sinnvoll fördern: fü r leerstehende Rä ume kassiert. Konsequenzen? Kei- lage erschwert. Durch zielgerichtetes und ressourcenschonendes Handeln Niemanden zurücklassen ne. Im Gegenteil, der Bund gibt noch mehr Geld, ohne wirksame Kontroll- oder Durchgriffsmö glichkeiten zu muss die Modernisierung jetzt vorangetrieben werden. Nur so verste�gen Die Haushaltslage Deutschlands ist durch die Rekord- haben. Hierfü r wurde sogar das Grundgesetz geä n- verschuldung aufgrund der Corona-Pandemie auf Jah- dert, um von der eigentlich vorgesehenen Auftrags- sich Freiheit und Wohlstand. re hinaus angespannt. Mehr denn je bedarf es eines verwaltung und den damit verbundenen Kontroll- zielgerichteten und sinnvollen Einsatzes der be- mö glichkeiten fü r den Bund absehen zu kö nnen. Das schrä nkten Mittel. Der Staat tut gut daran, Geld in die ist nicht vernü nftig und den Steuerzahlenden kaum Zukun� gestalten wir jetzt gab. Die Corona-Pandemie, die Globalisierung, die Di- Quali�izierung von Arbeitskrä ften zu stecken. Denn zu vermitteln. Sach- und Finanzverantwortung ge- gitalisierung, der demogra�ische Wandel und die auf- gut quali�izierte Fachkrä fte sind Grundvoraussetzung hö ren in eine Hand. So wird Missbrauch und unwirt- Die Arbeitswelt sieht sich derzeit mit so einschnei- grund des Klimawandels notwendige Entwicklung fü r zukunftsfä hige Geschä ftsmodelle. Hier verfü gt schaftlichem Handeln entgegengewirkt. In Anbe- denden Umbrü chen und Herausforderungen konfron- hin zu grü ner Technologie stellen bisherige Arbeits- Deutschland ü ber erhebliche Potenziale – durch un- tracht der knapper werdenden staatlichen Ressour- tiert, wie es sie seit der industriellen Revolution nicht formen und Investitionsmodelle grundlegend in Fra- sere Modelle der schulischen und beru�lichen Bil- cen: ein Gebot der Stunde. 10 11
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Eine Aushöhlung oder gar Abschaffung der Schuldenregel bedeutet die Kapitulation vor den Problemen, bevor wir überhaupt Lösungskonzepte diskutiert haben. Bundeshaushalt I Resiliente Finanzen Zeit für unbequeme Fragen Solide Finanzen für einen Der Bund bekä mpft die Corona-Pandemie mit einer Stattdessen mü ssen wir der Wahrheit ins Auge schau- handlungsfähigen Staat expansiven Haushaltspolitik von historischem Aus- en: In den „fetten“ Jahren vor der Krise haben wir vie- maß. Fü r die Jahre 2020 bis 2022 ist eine Netto- le strukturelle Probleme und Risiken vernachlä ssigt. kreditaufnahme von ü ber 470 Mrd. Euro geplant. Das Kann der Sozialstaat weiter expandieren wie bisher? Tragfähige Finanzen sind die Voraussetzung, um die staatlichen Kernfunk�o- ist fast die Hä lfte des zuvor in 70 Jahren aufgetü rmten Wie bewä ltigen wir den demogra�ischen Wandel? Schuldenbergs. Die Folgen der Hochwasserkatastro- Was sind uns Bildung, Klima, Energiewende und Digi- nen aufrechtzuerhalten und die hierfür notwendigen Reformen voranzubrin- phe sind darin noch nicht enthalten. Der Bund hat sei- talisierung wert? Stimmt die fö derale Aufgaben- und nen �inanziellen Spielraum damit ausgereizt. Jetzt ist Ausgabenverteilung noch? Haben wir ein gerechtes gen. Dazu müssen Haushaltsgesetzgeber und Regierung ihre Komfortzone die Zeit des haushaltspolitischen Neuanfangs gekom- und fü r die Finanzierung ö ffentlicher Aufgaben aus- men, um die Bundes�inanzen resilient zu machen. reichendes Steuersystem? Wie setzen wir begrenzte verlassen. Nach der Pandemie müssen die aus den Fugen geratenen Bundes- Sonst gibt es keine Gestaltung von Zukunft, und keine �inanzielle Ressourcen effektiv und ef�izient zuguns- Widerstandskraft fü r die nä chste Krise. ten der kommenden Generationen ein? Wie erfü llt finanzen stabilisiert werden. Basis ist eine ehrliche Bestandsaufnahme. Deutschland seine wachsenden internationalen Ver- p�lichtungen? Schuldenregel als Ausdruck verantwortungsvoller Finanzpoli�k Zeit für nachhal�ge Konzepte Die Schuldenregel des Grundgesetzes gibt dabei die richtige Orientierung. Sie ist kein Selbstzweck. Im Ge- Abwarten und Hoffen auf bessere ö konomische Zei- genteil! Sie verbindet Generationengerechtigkeit mit ten reichen nicht aus, um die �inanzielle Tragfä higkeit der notwendigen Flexibilitä t fü r politisches Gestalten. wiederherzustellen. Eine Konsolidierung zum Nullta- Sie hat sich vor und in der Krise bewä hrt. Mit der dra- rif wie nach der Finanz- und Wirtschaftskrise durch matischen Neuverschuldung in der Corona-Pandemie niedrige Zinsen und steigende Steuereinnahmen wird wird die gerechte Aufteilung der Lasten zwischen den sich nicht wiederholen. Jetzt gilt es, proaktiv zu han- Generationen jetzt noch wichtiger. Eine Aufweichung deln. Notwendig sind eine klare Analyse, ü berzeugen- oder gar Abschaffung der Schuldenregel wä re der de Konzepte mit einer Priorisierung der Aufgaben vermeintlich leichtere Weg. Aber es wä re der falsche. und ein Ausgleich der Interessen. Jeder weiß: Bequemlichkeit rä cht sich spä testens dann, wenn es wieder auf Konsequenz ankommt. 12 13
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Effek�v fördern – gezielt ausrichten und kontrollieren Grundvoraussetzungen einer wirksamen Fö rderung sind eine Klä rung des Bedarfs sowie eine genaue Ziel- bestimmung. Eine Maßnahme lä sst sich nur dann wirksam planen und ausrichten, wenn klar ist, welche Ziele ü berhaupt erreicht werden sollen. Fehlt es dar- an oder sind Ziele nicht messbar, kann es auch keine aussagekrä ftigen Erfolgskontrollen geben. Die Zielbe- stimmung ist daher eine wesentliche Voraussetzung zur Steuerung und muss aktiv genutzt werden. Ande- renfalls laufen wertvolle Finanzmittel ins Leere. Förderwesen „Wir brauchen eine Um zweckwidrige Verwendungen zu verhindern, ist ein verstä rktes Augenmerk auch darauf zu legen, wie Neujustierung des die Mittel verwendet werden. Förderwesens. Es ist Richtig fördern, damit die Finanzmittel des höchste Zeit, die Verwaltungsprozesse Effizient fördern – prüfen und Bundes die angestrebte Wirkung erreichen zu optimieren.“ anpassen Gerade angesichts der derzeit schwierigen Haushalts- lage sind die Steuermittel so ef�izient wie mö glich einzusetzen, um politische Handlungsspielrä ume zu schaffen. Bereits in der Planungsphase ist kritisch zu prü fen, ob ein Mitteleinsatz tatsä chlich erforderlich Deutschland steht vor gewal�gen Herausforderungen. Vor allem der Klima- Transparent fördern – unter ist. Mitnahmeeffekte und Doppelfö rderungen sind zu Wahrung föderaler Grenzen vermeiden, ü berhö hte Durchfü hrungskosten zu redu- wandel, die Corona-Pandemie und der demografische Wandel verlangen zieren. In vielen Handlungsfeldern stö ßt der Bund an fö dera- nach baldigen Lösungen. Der Förderung von Bildung, Wissenscha�, Wirt- le Grenzen, da er seine Finanzmittel nur einsetzen Laufende Fö rdermaßnahmen gehö ren zudem regel- darf, wenn ein erhebliches Bundesinteresse besteht. mä ßig auf den Prü fstand. Dabei sollte der Erfolg un- scha�, Kultur und Infrastruktur kommt hier eine Schlüsselrolle zu. Für eine Er kann hä u�ig nur gemeinsam mit den Lä ndern han- terschiedlicher Fö rdermaßnahmen, die gleiche Ziele deln. Dieses Zusammenspiel erweist sich jedoch als verfolgen, zusammen ü berprü ft werden. Erreichen erfolgreiche Förderpoli�k ist jedoch nicht nur entscheidend, was gefördert besonders fehleranfä llig. Es bedarf daher dringend diese nicht die erwü nschten Wirkungen oder sind sie der seit Jahren vom Bundesrechnungshof geforderten aus anderen Grü nden unwirtschaftlich, bedarf es ei- wird, sondern vor allem von wem und wie gefördert wird. Aufgabenent�lechtung. Zudem ist Transparenz von ner konsequenten Anpassung bis hin zur Beendigung zentraler Bedeutung. Der Bund braucht einen besse- der Fö rderung. Nur so kann verhindert werden, dass Jeder Förder-Euro muss sitzen. ren U� berblick ü ber Bedarf und Verwendung seiner Fi- sich inef�iziente Fö rderstrukturen verstetigen und Fi- nanzmittel. nanzmittel verloren gehen. 14 15
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Klimaschutz Klimaziele konsequent verfolgen Den Weg zur Treibhausgasneutralität Mehrbedarf an Strom entsteht durch die Elektri�izie- Klimaschutz ist eine gesamtgesellscha�liche Aufgabe, die alle Lebensbereiche gestalten rung von Wä rme und Verkehr? Welcher durch die Wasserstofferzeugung? Wieviel Strom kö nnen Wind- betri�. Der Bund muss seiner Verantwortung gerecht werden und seine Kli- Auf Dauer dü rfen nicht mehr Treibhausgase in die At- kraft und Photovoltaik gesichert bereitstellen und wie mosphä re gelangen als durch natü rliche und techni- soll der ü brige Bedarf gedeckt werden? Wie stark maziele mit sozialen und ökonomischen Zielen in Einklang bringen. Es kommt sche Prozesse gebunden werden. Deutschland will mü ssen, wie schnell kö nnen die Stromnetze ausge- diese Treibhausgasneutralitä t bis 2045 erreichen. baut werden? Klar ist: Der Bedarf an Strom und Wä r- darauf an, wirksam zu handeln und dabei Bürgerinnen und Bürger mitzuneh- Doch dafü r bedarf es weiterer Anstrengungen: me muss jederzeit gedeckt werden kö nnen. men. Der Staat muss seinen Kurs konsequenter steuern Außerdem muss die Bundesregierung endlich klä ren, und grundlegende Verä nderungen in allen Lebensbe- was sie unter einer preisgü nstigen Energieversor- reichen einleiten. Es reicht nicht aus, nur Ziele fü r gung versteht. Sie darf dabei die �inanzielle Tragkraft Emissionswerte zu bestimmen. Der Staat muss wis- von Privathaushalten und Unternehmen nicht ü ber- sen, welchen Beitrag seine Maßnahmen zum Errei- fordern. Im Ergebnis sollten Steuern und Umlagen chen der Klimaziele leisten, wie er die Wirksamkeit sinken. Kompensieren kö nnte das ein hinreichend ho- der Maßnahmen erhö ht und ihren Erfolg misst und her CO2-Preis, der zudem motiviert, die Emissionen kontrolliert. zu verringern. Deutschland will und muss einen Beitrag zum Klimaschutz leisten Klimaschutz muss sozialverträglich Vertrauen braucht Verlässlichkeit Die Erderwä rmung gefä hrdet unsere natü rlichen Le- zen, ist verfassungsrechtliche Verp�lichtung des Staa- und wirtscha�lich sein bensgrundlagen. Wissenschaft und Staatengemein- tes. Diese Verp�lichtung ist bereits international ver- Fü r die Planungssicherheit und das Verstä ndnis von schaft sind sich einig, dass dieser Prozess gestoppt ankert: Mit seinem Beitritt zum Pariser Abkommen Gleichzeitig muss der Staat dafü r sorgen, dass seine Bü rgerinnen und Bü rgern sowie der Wirtschaft ist es werden muss. Dies mö glichst schneller als bisher. und auf EU-Ebene hat Deutschland verbindlich zuge- Maßnahmen zum Erreichen der Klimaziele ö kono- entscheidend zu wissen, welche Kosten entstehen Denn Nichtstun heute verletzt Freiheitsrechte mor- sagt, seine Emissionen zu mindern. Erfü llt es die Zu- misch sinnvoll und sozialverträ glich sind. Dies muss und dass unsere Energieversorgung weiterhin gesi- gen und kostet auf Dauer mehr als wirksamer Klima- sagen nicht, drohen Ausgleichszahlungen in Milliar- er beispielsweise bei der Steuerung der Energiewen- chert ist. Nur dies gewä hrleistet die erforderliche Ak- schutz. denhö he. Zudem will der Staat seinen Beitrag zu den de berü cksichtigen. Dafü r sind zwei Faktoren wesent- zeptanz. Einen gewichtigen Beitrag im Kampf gegen 17 Zielen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen lich: Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit. den Klimawandel wird Deutschland nur leisten Das Bundesverfassungsgericht hat den Bund daher leisten – darunter auch zum weltweiten Klimaschutz. kö nnen, wenn der Staat die notwendigen Rahmen- nachdrü cklich an seine Verantwortung erinnert: Das Hier muss der Staat seine Planung verbessern und bedingungen schafft und mit allen Akteuren an einem Klima jetzt und fü r kü nftige Generationen zu schü t- Szenarien untersuchen, die den kü nftigen Bedarf und Strang zieht. bestehende Risiken realistisch abbilden: Welcher Nichtstun kostet mehr als wirksamer Klimaschutz. 16 17
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Was die Schiene nicht stärkt, gehört nicht in den Konzern. Die Konzernstruktur muss auf den Prüfstand. Keine Tabus bei der Deutschen Bahn AG. Verkehr Aus Fehlern lernen: Reformen im Verkehrssektor endlich anpacken gentü mer. Es gelingt ihm aber nicht, den Konzern zu nig eigenes Geld ein. Und selbst die Bundesmittel le- steuern: Wichtige Entscheidungen laufen an Regie- gen sie oft jahrelang ungenutzt auf die hohe Kante. rung und Parlament vorbei. Nun darf es keine Tabus Nun muss etwas passieren. Wenn der Bund daran mehr bei den Strukturen des Konzerns geben. festhä lt, Mittel fü r den Nahverkehr zur Verfü gung zu Beim Verkehr sollte der Bund grundlegende Weichen neu stellen: Intakte In- stellen, muss er dafü r sorgen, dass mit seinem Geld Bei der Straße darf der Bund nicht dieselben Fehler mehr klimafreundlicher Nahverkehr entsteht. Hier ist frastruktur, pünktliche Züge, ein bürgerfreundliches Angebot für Nahverkehr machen. Er muss bei der neuen Autobahn-Gesell- der Gesetzgeber gefragt. schaft die Zü gel in der Hand behalten. und mehr Klimaschutz sind möglich. All das setzt aber effiziente Strukturen Erst planen, dann bauen und klare Verantwortlichkeiten voraus. Bund und Länder: raus aus dem Förderdschungel Nö tig ist außerdem eine bessere Planung. Was wird ein Projekt die Steuerzahlenden – auch langfristig – Baustelle Großprojekte Der Staat muss liefern: Er trägt die Bei der Aufgabenverteilung zwischen Bund und Lä n- wirklich kosten? Wie lange dauert der Bau? Wurde Verantwortung dern verhindern �inanzielle Ver�lechtungen und die wirtschaftlichste Variante gewä hlt? Was schü tzt Seit Jahren reiht sich bei Großprojekten in Deutsch- Mischzustä ndigkeiten eine transparente, ef�iziente das Klima am besten? Diese Fragen kann nur beant- land Panne an Panne: Stuttgart 21 und der Flughafen Der Staat hat die Aufgabe, angemessene Verkehrsan- und zü gige Umsetzung. Lä nder und Gemeinden tra- worten, wer gut plant. Dazu gehö rt auch, den zweiten BER sind prominente Beispiele. U� berlastete Brü cken gebote zur Verfü gung zu stellen. Die Deutsche Bahn gen zwar die Verantwortung fü r den Nahverkehr. Die Schritt nicht vor dem ersten zu tun: Erst wenn die sind ebenso an der Tagesordnung wie verspä tete AG hat sich jedoch von dem Zweck entfernt, die Eisen- Mittel dafü r kommen aber oft vom Bund – und der Planung fertig ist, darf gebaut werden. Es fehlt hierzu Zü ge und technische Defekte. Die Verlagerung des bahn in Deutschland zu betreiben. Sie ist zu einem in- hat einen intransparenten Wildwuchs von Bundeshil- auch an Kapazitä ten fü r die Planung. Verkehrs auf die umweltfreundliche Schiene gelingt ternational tä tigen Mischkonzern geworden. Dieser fen geschaffen. Wo sein Geld ankommt und wie es bisher nicht. Auch beim Bau von Wasserstraßen gibt Konzern ist wirtschaftlich labil. Er hat inzwischen 32 wirkt, darü ber weiß er fast nichts. Die Lä nder dage- es enorme Verzö gerungen und Kostensteigerungen. Mrd. Euro Schulden angehä uft. Der Bund ist zwar Ei- gen sparen auf Kosten des Bundes und setzen zu we- 18 19
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Nachhaltigkeit wird erst dann real, wenn sie über den Haushalt verpflichtend und handhabbar gemacht wird. Bundeshaushalt II … im gesamten Haushaltskreislauf Nachhaltigkeit dort verankern, abbilden und umsetzen. der Hä lfte der Fä lle. Ziel muss sein, die Quote deutlich wo die Grundlagen gelegt werden: Kü nftig sollten die Nachhaltigkeitsziele mit dem zu erhö hen. Denn es kann nicht sein, dass nachhalti- Haushalt verknü pft und in allen vier Phasen des jä hr- ges Handeln vermieden, vernachlä ssigt oder schlicht Im Bundeshaushalt lichen Haushaltskreislaufs berü cksichtigt werden. vergessen wird. Durch deren Verankerung im Bun- Das beginnt mit dem Regierungsentwurf, in dem die deshaushalt muss sich die Regierung an den Nachhal- Bundesregierung ihren Plan fü r die Verteilung der tigskeitszielen messen lassen. Sie muss Rechenschaft Seit mehr als 20 Jahren ist Nachhal�gkeit Leitprinzip staatlichen Handelns. Einnahmen und Ausgaben vorlegt. Hier sollte jedes gegenü ber dem Parlament und den Bü rgerinnen und Ressort direkt in seinem Einzelplan erlä utern, wie es Bü rgern ablegen. Zeit, es sichtbar im Haushalt zu verankern. Denn ein nachhal�gkeitsorien�er- das Leitprinzip in seinem Bereich konkret umsetzen mö chte. Die Regierung bindet sich damit fü r alle ter Bundeshaushalt bekrä�igt den poli�schen Willen und bindet die Verwal- nachprü �bar. Auch das Budgetrecht des Parlaments … gelingt auch im kameralen wird gestä rkt. Denn das Parlament kann die Nachhal- Haushalt. tungen. Er stärkt zudem das Budgetrecht, fördert Transparenz und Rechen- tigkeitspolitik der Regierung dann mitgestalten. Nachhaltiges Wirtschaften ist – anders als mitunter scha�spflicht. behauptet – keine Frage des Buchfü hrungssystems, Verantwortung verbindlich sondern von politischen Entscheidungen. Dabei geht Nachhal�gkeit als Leitprinzip … delns erklä rt. Seitdem sind mehr als 20 Jahre vergan- machen … es im Kern darum, die langfristige Tragfä higkeit der gen. Inzwischen ist dieses Leitprinzip staatlicher Kon- staatlichen Finanzen zu sichern. Das gelingt auch in „Unser Ziel ist eine nachhaltige, das heißt wirtschaft- sens. Zeit, es sichtbar im Bundeshaushalt zu veran- Ein solcher nachhaltigkeitsorientierter Bundeshaus- einem kameralen Haushalt, der die dafü r notwendi- lich leistungsfä hige, sozial gerechte und ö kologisch kern. Denn ü ber die Verteilung des Geldes wird poli- halt bekrä ftigt den politischen Willen und bindet die gen Informationen bereitstellen kann. Der Bund sollte verträ gliche Entwicklung.“ Mit diesem Bekenntnis tisch gestaltet. Nicht ohne Grund wird der Haushalts- Verwaltungen. Sie mü ssen vor Ort das Leitprinzip mit also nicht zö gern oder auf bessere Zeiten warten, son- wurde 1998 in einer Koalitionsvereinbarung erstmals plan auch als das „in Zahlen gegossene Programm“ Leben fü llen und bei allen �inanzwirksamen Entschei- dern jetzt den nachhaltigkeitsorientierten Bundes- Nachhaltigkeit zum Leitprinzip des Regierungshan- der Regierung bezeichnet. dungen berü cksichtigen. Bislang geschieht dies nur in haushalt verwirklichen. 20 21
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode System im Ungleichgewicht Lösungen? Rente Die demogra�ische Entwicklung in Deutschland Lö sungswege fü r die gesetzliche Rentenversicherung fü hrt auf der einen Seite zu mehr Rentnerinnen hat die Bundesregierung bislang nicht aufgezeigt. Die und Rentnern und lä ngeren Rentenbezugszeiten. letzte Bundesregierung hat die Verantwortung auf die Die Zeit drängt. Der Generationen- Auf der anderen Seite werden weniger Beitrags- Kommission „Verlä sslicher Generationenvertrag“ dele- zahlende stehen. Der absehbar stark steigende Fi- giert. Die Kommission hat sich jedoch nicht auf konkre- vertrag stößt an seine Grenzen. Die nanzbedarf bei nicht im gleichen Umfang steigen- te Reformvorschlä ge festgelegt. Das Problem wird sich den Einnahmen wird nur mit einer gleichmä ßigen nicht aussitzen lassen. Finanzierungsprobleme bei der Rente Verteilung der Lasten auf alle Schultern zu stem- men sein. müssen gelöst werden. … liegen auf dem Tisch! Beschleuniger der Entwicklung: Es ist an der Zeit, die Finanzierung der Rente langfristig Leistungsausweitungen und auf ein stabiles Fundament zu stellen. Dazu braucht es Die Rentenversicherung steht wegen des demo- Corona-Pandemie jedoch niemanden, der das Rad neu er�indet und schon gar keine weitere Kommission. Denn die Lö sungen lie- grafischen Wandels vor erheblichen Finanzie- In voller Kenntnis dieser Probleme weitete der Ge- gen teilweise schon seit Jahren auf dem Tisch. Es gilt, setzgeber seit dem Jahr 2014 die Rentenleistungen maßvoll an allen Stellschrauben in der Rentenversiche- rungsproblemen. Die Leistungsausweitungen in großem Umfang aus: Mü tterrente I und II, Ver- rung zu drehen und so ein nachhaltiges Reformbü ndel lä ngerung der Zurechnungszeit I, II und III, Rente zu schnü ren. der vergangenen Jahre, die Corona-Pandemie mit 63, doppelte Haltelinie und Beitragssatzgaran- tie, Angleichung der Rentensysteme Ost-West und Immer mehr und hö here Bundeszuschü sse, um die Fi- und die damit einhergehende enorme Verschul- Grundrente. Diese Leistungsausweitungen belas- nanzierungslü cken zu schließen, kö nnen dagegen keine ten das ohnehin angespannte System zusä tzlich. dauerhafte Lö sung sein. Das widersprä che nicht nur dung des Bundes verschärfen die Finanznot der Idee eines beitrags�inanzierten Systems, sondern Durch die Corona-Pandemie und die mit ihr ein- wü rde den Bundeshaushalt schlicht ü berfordern. Daher nachhal�g. Die neue Bundesregierung muss hergehende Arbeitsmarktentwicklung sind einer- befasst sich der Bundesrechnungshof gerade intensiv seits die Beitragseinnahmen weniger stark gestie- mit der Problematik, um von der Politik Transparenz endlich handeln: Es bedarf einer fairen und zu- gen als erwartet. Andererseits sind die Renten im und Lö sungen einzufordern. Er wird die Politik einge- Jahr 2020 mitten in der Wirtschaftskrise noch ein- hend beraten. Klar ist jedoch schon jetzt: Parlament kun�sfähigen Lastenverteilung zwischen Ren- mal krä ftig erhö ht worden. Zwar dä mpft die Kurz- und Regierung mü ssen in der jetzt gestarteten Legisla- arbeit die negativen Auswirkungen auf die Renten- turperiode die lä ngst ü berfä lligen Entscheidungen tref- tenbeziehenden, Beitragszahlenden und dem versicherung, sie belastet jedoch den Bund zusä tz- fen. lich. Seine Leistungsfä higkeit ist aufgrund der Pan- Bund, sprich den Steuerzahlenden. demie ohnehin geschwä cht. Es ist höchste Zeit, die Finanzierung der Rente langfristig auf ein stabiles Fundament zu stellen. 22 23
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Missstände beenden – Versorgung in den Vordergrund Unsere Krankenhauslandschaft ist zu wenig an der Versorgung der Menschen ausgerichtet. Die zustä ndi- gen Lä nder haben keinen an der Versorgung ausge- richteten ü bergreifenden Plan, der alle wichtigen As- pekte einbezieht. Das hat Auswirkungen: Unterver- Gesundheit sorgung in einigen Regionen tritt neben U� berversor- gung in anderen. Ein Großteil der Krankenhä user te der Bund seinen Zuschuss im Jahr 2020 auf 18 schreibt Verluste. Rares medizinisches Personal wird Mrd. Euro und im Jahr 2021 auf 19,5 Mrd. Euro. Was Wandel muss her: Die bestmögliche in unwirtschaftlichen oder fü r die Versorgung nicht versicherungsfremde Leistungen sind, ist jedoch notwendigen Hä usern gebunden. Der teils hohe �i- nicht de�iniert. Diese Unklarheit kann zulasten der Versorgung der Menschen und eine faire nanzielle Druck wird noch dadurch verstä rkt, dass gesetzlichen Krankenversicherung oder der Steuer- die Lä nder ihre Investitionsp�lichten nur zum Teil er- zahlenden gehen. Um einer willkü rlichen Festsetzung Kostenverteilung müssen im Vordergrund fü llen. 4 Mrd. Euro jä hrlich fehlen. Das schadet der der Zuschü sse wirksam zu begegnen, mü ssen die ver- Behandlungs- und Abrechnungsqualitä t und hemmt sicherungsfremden Leistungen endlich de�iniert wer- stehen die Digitalisierung. Zunä chst bedarf es einer sinnvol- den. Hier bedarf es Transparenz und Fairness. len, insbesondere an der Versorgung ausgerichteten Planung und einer auskö mmlichen Finanzierung. An- Vornehmlich am Gewinn ausgerichtete Krankenhäuser, zu wenig Personal, stelle einer stationä ren Behandlung kö nnte kü nftig Weiteres Engagement des Bundes vielfach – im Sinne der Patientinnen und Patienten – sinnvoll gestalten komplexe Abrechnungsregeln und Länder, die ihre Inves��onspflichten nur ambulant behandelt werden. Hochkomplexe Eingriffe sollten nur noch in dafü r spezialisierten Hä usern Der Bund steckt mittlerweile viel Geld in das Gesund- zum Teil erfüllen und zu wenig steuern. Das Gesundheitssystem krankt. Die statt�inden. „Abrechnungsoptimierungen“ kö nnte heitssystem. Milliarden �ließen etwa fü r verbesserte durch Vereinfachungen im Abrechnungssystem be- Strukturen und die Digitalisierung. Mit weiteren Milli- bestmögliche Versorgung der Menschen sowie eine faire Kosten- und Kompe- gegnet werden. arden hat der Bund wä hrend der Corona-Pandemie die wirtschaftliche Lage der Krankenhä user gestü tzt. tenzverteilung müssen endlich durchgesetzt werden. Hier muss der Bund Dieses Bundesengagement fü hrt jedoch zu einer pro- Gesetzliche Krankenversicherung blematischen Ver�lechtung: Der Bund fö rdert, ohne notwendige Reformen anstoßen. transparent und fair finanzieren zustä ndig zu sein. Fü r Investitionen bei Kliniken sind die Lä nder verantwortlich. Infolgedessen hat der Im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung ist Bund auch keinerlei Gestaltungsmö glichkeiten, um die Finanzierung teils intransparent. Der Bund bezu- strukturelle Verbesserungen umzusetzen. Kü nftig schusst sogenannte versicherungsfremde Leistungen muss der Bund seine �inanziellen Unterstü tzungs- pauschal mit 14,5 Mrd. Euro. Hinzu kamen zuletzt leistungen davon abhä ngig machen, dass er entspre- Leistungen, um pandemiebedingte Mindereinnahmen chende Gestaltungsbefugnisse erhä lt und die aufge- oder Mehrausgaben zu kompensieren. Hierfü r erhö h- zeigten notwendigen Reformen selbst anstoßen kann. 24 25
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Verteidigungshaushalt ist überdehnt Ausrüstung: marktverfügbare Produkte kaufen Die Politik de�iniert die Aufgaben der Bundeswehr: u. a. internationales Krisenmanagement, nationale Die Bundeswehr lä sst hä u�ig Rü stungsgü ter entwi- Krisen- und Risikovorsorge und die wieder in den Fo- ckeln, obwohl es bereits geeignete Produkte gibt. Sie kus gerü ckte Landes- und Bü ndnisverteidigung. Die begrü ndet dies mit spezi�ischen Anforderungen und Bundeswehr setzt diese Aufgaben in militä rische rü stungspolitischen Aspekten. Am Ende enttä uschen Fä higkeiten (z. B. Unterwasserseekriegsfü hrung, Luft- diese Rü stungsgü ter immer wieder: lange Entwick- verteidigung) um und leitet daraus ab, wie viel Geld lung, explodierende Kosten, eingeschrä nkte Leis- sie fü r Personal, Material und Infrastruktur benö tigt. tungsfä higkeit (z. B. Schü tzenpanzer, Kamp�hub- Obwohl sich der Verteidigungshaushalt seit 2017 um schrauber). Marktverfü gbare Produkte hingegen 27 % erhö ht hat, reichen die vorgesehenen Finanz- zwingen von vorneherein zu Kompromissen. Oft hel- mittel fü r die Planungen der Bundeswehr nicht aus. fen der Bundeswehr „80 %-Lö sungen“ mehr als auf- wendige und risikobehaftete Eigenentwicklungen. Bundeswehr Rü stungspolitische Ziele sollten einer bedarfsgerech- Fähigkeiten: priorisieren und ten Ausrü stung nicht im Weg stehen. kooperieren Klare Prioritäten für effektive Streitkräfte: Fü r ihre vielfä ltigen Aufgaben benö tigt die Bundes- Organisa�on: wirken sta� verwalten Aufgaben und Mittel müssen in Einklang wehr unterschiedliche Fä higkeiten. Insbesondere die Fokussierung auf Landes- und Bü ndnisverteidigung Viele Probleme der Bundeswehr werden durch kom- gebracht werden erfordert eine Anpassung der Fä higkeiten. Daher plexe Prozesse mit zahlreichen beteiligten Stellen ver- muss die Politik entscheiden, entweder noch mehr stä rkt. So fü hren sechs konkurrierende militä rische Geld auszugeben oder Schwerpunkte zu setzen. Die Organisationsbereiche mit uneinheitlichen Struktu- Die Bundeswehr steht im Spannungsfeld vielfäl�ger Aufgaben und er- kritische Lage des Bundeshaushaltes nach der Coro- ren zu Reibungsverlusten und Parallelarbeit. Die an- na-Pandemie schrä nkt die Entscheidungsfreiheit al- gestoßene Reduzierung geht in die richtige Richtung. schöp�er finanzieller Möglichkeiten. Probleme bei der Ausrüstung und kom- lerdings ein. Deswegen sollten Politik und Bundes- Dabei sollte die Bundeswehr ermitteln, in welchem wehr die �inanziell konkurrierenden Fä higkeiten prio- Umfang Verwaltungsaufgaben wegfallen. Mit dem plexe Organisa�onsstrukturen schmälern ihre Leistungsfähigkeit. Häufig steht risieren; mö glicherweise mit dem Ergebnis, einzelne freiwerdenden Personal kann sie offene Stellen beset- Fä higkeiten aufzugeben. Das Motto „Breite vor Tiefe“ zen und damit die Bereiche stä rken, die unmittelbar sich die Bundeswehr selbst im Weg: Auch gut gemeinter Perfek�onismus fü hrt andernfalls zu Streitkrä ften, die alles kö nnen, fü r die Aufgabenerfü llung der Streitkrä fte notwendig davon aber wenig richtig. sind. Sie muss aber auch prü fen, ob sie Stellen einspa- hemmt. Die Probleme sind bekannt und benannt. Nun sind eine klare ren kann. Um Fä higkeitsde�izite zu vermeiden, sollte die Bun- Schwerpunktsetzung und straffe Strukturen gefordert. deswehr noch mehr mit internationalen Partnern ko- Abschließend: Die Erkenntnisse liegen auf dem Tisch. operieren. Diese Zusammenarbeit erscheint manch- Es bedarf nun des Zusammenwirkens von Parlament, mal mü hsam, kann aber Synergien schaffen und Res- Bundesregierung und Bundeswehr, um die Streitkrä f- sourcen sparen. Die Kooperationen mit europä ischen te effektiver zu machen. Partnern beim Lufttransport zeigen dies exempla- risch. 26 27
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Handlungsfähigkeit des Staates Staatliche Kernaufgaben müssen wieder stärker in den Vordergrund rücken: Nur … und wo die Tat nicht spricht, wenn der Staat liefert, worauf es ankommt, da wird das Wort nicht viel helfen. kehrt Vertrauen zurück Johann Christoph Friedrich von Schiller Wundarzt, Dichter, Philosoph und Historiker 1759 - 1805 Die Erosion staatlicher Handlungsfähigkeit muss gestoppt werden. Innere und äußere Sicherheit, Rechtsgüter- und Grundrechtsschutz, Bildung, Infrastruk- Hemmnisse erkennen… …und Schlagkra� zurückgewinnen tur, Freiheitschancen und Klimaschutz. In solchen wich�gen Kernbereichen Oftmals mangelt es schon an eigener staatlicher Der Staat muss das Heft des Handelns wieder in die muss der Staat alle Weichen selbst stellen, die Zügel in der Hand behalten Schlagkraft. So stehen beispielsweise viele Stellen im Hä nde nehmen! U� berall dort, wo er in der P�licht steht. Bereich der inneren Sicherheit zwar auf dem Papier; U� berall dort, wo es um Elementares geht. U� berall dort, und proak�v handeln. Sonst verliert er an Legi�ma�on und kann das Frei- sind jedoch nicht mit Personal besetzt. Damit ist wo die Verwirklichung der Grund- und Freiheitsrechte noch nichts erreicht. Und sogar Gesetzgebung wird unserer Verfassung auf dem Spiel steht. Dafü r muss der heitsversprechen unserer Verfassung nicht einlösen. bisweilen ausgelagert. Solche staatlichen Kernberei- Staat eigene Kompetenzen und Schlagkraft vorhalten. che sollten jedoch nicht in private Hä nde gelegt wer- Er darf sich nicht hinter Beratungsunternehmen verste- den. Denn hierdurch verlieren die staatlichen Insti- cken. Der Staat braucht die Besten. Er muss attraktiv Vertrauen und Stabilität durch tutionen die Steuerung und Kontrolle ü ber ihre Ver- sein, als Arbeitgeber – und fä hig als Problemlö ser. Handeln antwortungsbereiche. Hinzu tritt ein Zustä ndigkeits- Funktionelle Wirksamkeit verlangt dabei Klarheit. Wo und Verantwortungs-Wirr-Warr, das auch durch ein die Aufgabe ist, muss auch das Geld sein. Ent�lech- De�izite beheben und Lö sungen schaffen ist wich- Auseinanderfallen von Sach- und Finanzverant- tung kann hier helfen. Eine schlanke, digitale, ler- Umschalten: von S�llstand auf tig fü r die Bü rgerinnen und Bü rger, aber auch fü r wortung immer schwerer zu durchschauen ist. nende Verwaltung mit agilen Prozessen muss Fortschri� den Staat selbst. Ein schwacher, in Kernbereichen Zudem ü berreglementiert der Staat und hemmt selbstverstä ndlich werden. Dann kö nnen Staat der staatlichen Daseinsvorsorge und des Schutzes sich dadurch selbst. Starre, aufgeblä hte und und Verwaltung die Anforderungen der Zeit Die Liste staatlicher Unzulä nglichkeiten in der jü n- seiner Bü rgerinnen und Bü rger lethargischer, ü berkomplexe Entscheidungs- und Genehmi- besser meistern. geren Vergangenheit ist lang. Dies zeigen auch die ü berforderter oder sich verweigernder Staat, ver- gungsstrukturen sowie Bü rokratisierung sind hier behandelten Themen beispielhaft: Infrastruk- liert die Unterstü tzung der Menschen und nicht zielfü hrend. Das Abarbeiten von Verfahren Fü r das Gemeinwohl. Fü r uns. tur marode, Sozialsysteme im Ungleichgewicht, Di- schwä cht sich selbst. Zudem nehmen gesellschaft- ist kein Selbstzweck, das Ergebnis zä hlt! Hier gitalisierung schleppend, Bundeswehr einge- liche Kon�likte zu. Ein starker, handlungsfä higer brauchen wir ein Umdenken. schrä nkt einsatzfä hig, Klimaschutz halbherzig, Bil- und bü rgerorientierter Staat hingegen schafft Ver- dung hinterher. In vielen zentralen Bereichen ist trauen und legt damit die Basis seiner Legitimati- der Staat seinen Aufgaben nicht mehr angemessen on sowie staatlicher und gesellschaftlicher Stabili- nachgekommen und konnte keine vernü nftigen tät. Für ein demokratisches Staatswesen wie Lö sungen anbieten. Das muss sich ä ndern. unseres ist dies elementar. 28 29
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Der Bundesbeauftragte für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung Der Bundesbeauftragte fü r Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung wirkt durch Vor- schlä ge, Gutachten oder Stellungnahmen auf eine wirtschaftliche Erfü llung der Bundesaufgaben und eine dementsprechende Organisation der Bundesverwal- tung einschließlich ihrer Sondervermö gen und Betriebe hin. Er kann auf Anre- gung der Bundesregierung, einzelner Bundesministerien, des Deutschen Bundes- tages, des Bundesrates oder auf eigene Initiative beratend tä tig werden. Zudem ist er beim Erlass von Gesetzen und anderen Rechtsvorschriften des Bundes frü hzei- tig zu beteiligen. Das Amt der oder des Bundesbeauftragten fü r Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung wird traditionell von der Prä sidentin oder dem Prä sidenten des Bundesrechnungshofes ausgeü bt. Der Bundesbeauftragte fü r Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung verfü gt ü ber kein eigenes Personal oder Haushaltsmittel. Seine Beratung stü tzt sich auf die Prü fungserkenntnisse des Bundesrechnungshofes. An dessen Entscheidungen ist er aber nicht gebunden. Er handelt eigenverantwortlich. U� ber die Bestellung des Bundesbeauftragten fü r Wirtschaftlichkeit in der Verwal- tung entscheidet die Bundesregierung. Dessen Aufgaben und Befugnisse hat sie in einer Richtlinie geregelt. Die Tradition des Bundesbeauftragten fü r Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung reicht bis in die Weimarer Republik zurü ck. Damals wurde das Amt des Reichs- sparkommissars eingefü hrt. Dieser hatte die Aufgabe, den Haushalt nach Einspar- vorschlä gen zu durchforsten, wovon er reichlich Gebrauch machte. Im Lauf der Mehr Informationen zum Bundesbeauftragten fü r Zeit entwickelte sich hieraus die heutige Rolle des Bundesbeauftragten fü r Wirt- Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung �inden Sie hier: schaftlichkeit in der Verwaltung. https://www.bundesrechnungshof.de/de/ueber-uns /wer-wir-sind/bundesbeauftragter-bwv 30 31
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Impressum Herausgeber: Der Prä sident des Bundesrechnungshofes als Bundesbeauftragter fü r Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung 53048 Bonn Redaktionsschluss: 16. August 2021 Layout, Gra�ik: Michael Reichart, Kö ln Druckerei: inpuncto:asmuth druck + medien gmbh bonn/kö ln www.inpuncto-asmuth.de 32 33
Der Bundesbeau�ragte für Wirtscha�lichkeit in der Verwaltung 12 Impulse für Parlament und Regierung zur 20. Wahlperiode Bildnachweis Titelseite und Handlungsfä higkeit des Staates: „Lorena“ Verkehr: „Train Station in the Morning“ Fotogra�ie von Guilherme Stecanella, Brasilien, unsplash.com Fotogra�ie von Markus Winkler, Stuttgart, unsplash.com Bundesstaat: „Clear Umbrella“ Bundeshaushalt II: „Ohne Titel“ Fotogra�ie von Freddie Marriage, Liverpool, Vereinigtes Kö nigreich, unsplash.com Fotogra�ie von Alexander Abero, Chicago, USA, unsplash.com Digitalisierung: „Ohne Titel“ Rente: „Junge und alte Generation“ Fotogra�ie von Stephan Sorkin, digility, Kö ln, unsplash.com Fotogra�ie von Jannis Lucas, unsplash.com Arbeit: „Bahnhof“ Gesundheit: „Rotes Kreuz“ Fotogra�ie von Timon Studler, Schweiz, unsplash.com Fotogra�ie von Ilja Frey, unsplash.com Bundeshaushalt I: „Helikopter“ Bundeswehr: „Scharfschü tze vom Panzergrenadierbataillon 371“ Fotogra�ie von Jorgen Hendriksen, Niederlande, unsplash.com Bundeswehr/Maximilian Schulz Fö rderwesen: „Ohne Titel“ Fotogra�ie von Jonathan Kemper, unsplash.com Klima: „Interstellar“ Fotogra�ie von Daniel Olah, Los Angeles, USA, unsplash.com 34 35
Zu allen Impulsen sind ü ber den QR-Code auf der Webseite des Bundesrechnungshofes Prü fungs- und Beratungsergebnisse abru�bar. https://www.bundesrechnungshof.de/de/veroeffentlichungen/ produkte/gutachten-berichte-bwv/berichte/bwv-impulspapier
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