2/19 UNIVERSITAS - UNIVERSITAS Austria

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2/19 UNIVERSITAS - UNIVERSITAS Austria
UNIVERSITAS 2/19                                              Mitteilungsblatt
                                                              ISSN 1996-3505

     Mitglied der Fédération Internationale des Traducteurs
2/19 UNIVERSITAS - UNIVERSITAS Austria
2   UNIVERSITAS   Mitteilungsblatt 2/19

                  INHALT
                  Agenda Translation                                 5
                  Dagmar Jenner

                  Der neue Vorstand stellt sich vor10
                  UNIVERSITAS Austria

                  Neural Machine Translation (NMT) für
                  TranslatorInnen – ein Fortbildungsbericht         12
                  Michael Tieber

                  Wordrap – 10 Fragen an Samuel Läubli15
                  Silvia Glatzhofer, Florika Griessner

                  Human-Powered Glossaries vs. Neural Machine
                  Translation oder Ein etwas anderer Ansatz zur
                  schnellen & präzisen Übersetzung                  16
                  Thomas Musyl

                  “Putting Quality at the Centre of our Operations” –
                  Interview mit Stéphan Déry, CEO des Translation
                  Bureau der kanadischen Regierung                   19
                  Bianca Schönhofer

                  Gesprochenes zugänglich machen:
                  ein Einblick in die ILSA-Tagung                   24
                  Martina Tampir

                  Rezension:

                  Translation Quality Assessment25
                  Clàudia Mestres Junqué

                  MentorInnen gesucht                               27
                  Silvia Glatzhofer, Katia Iacono, Tünde Kovacs

                  Mediensplitter28
                  María Palma

                  Verbandsmitteilungen29
                  UNIVERSITAS Austria

                  Rätsel32
                  Vera Ribarich
2/19 UNIVERSITAS - UNIVERSITAS Austria
UNIVERSITAS        Mitteilungsblatt 2/19        3

EDITORIAL
Qualität – Produktivität – Effizienz

Liebe Leserinnen, liebe Leser,                       schiedlichen Methoden zur Evaluierung der MÜ-
                                                     Qualität befasst.
seit wenigen Monaten ist ein brandneuer Vor-

                                                                                                                                  © John Michael Oliver
stand für Sie im Einsatz, der bei der diesjährigen   Auch im Translation Bureau der kanadischen
Mitgliederversammlung am 22. Februar ins Amt         Regierung werden derzeit die Möglichkeiten
gewählt wurde. Im Blattinneren stellen wir Ih-       der maschinellen Übersetzung erkundet – mehr
nen die neuen (und alten) Vorstandsmitglieder        dazu erfahren Sie im ausführlichen Interview,
mit ihren Zuständigkeitsbereichen vor. Das neue      das ich mit CEO Stéphan Déry führen durfte und
Team wird die Verbandsagenden mit frischem           das neben NMÜ auch noch allerhand anderen           Bianca Schönhofer,
Elan und gewohnt hohem Engagement wei-               interessanten Gesprächsstoff bot. Martina Tam-      Redakteurin
ter vorantreiben und dabei auch neue Impulse         pir gibt indes Einblicke in den Bereich der Live-
setzen. Näheres zu den laufenden Aktivitäten         Untertitelung bzw. Schriftdolmetschung, der
schildert Dagmar Jenner in Agenda Translation.       zugleich auch Gegenstand des EU-geförderten
                                                     ILSA-Projekts ist.
Qualität, Produktivität und Effizienz bilden die
Leitgedanken dieser Ausgabe. Auch dieses Mal         Nach dem Ausscheiden von Bernhard Eberhar-
werden wir u. a. das Thema der neuronalen ma-        ter aus dem Vorstand hat unser Mediensplitter
schinellen Übersetzung (NMÜ) weiterverfolgen         vorübergehend bei Generalsekretärin María Pal-
und aus unterschiedlichen Blickwinkeln be-           ma ein neues Zuhause gefunden. Ich bedanke
trachten.                                            mich an dieser Stelle herzlich bei Bernhard für
                                                     die gute Zusammenarbeit und freue mich auf
Mitte März lud UNIVERSITAS Austria den Com-          viele interessante Medieneinblicke von María.
puterlinguisten und MÜ-Experten Samuel Läubli        Abschließend dürfen sich alle Ratefüchse an ei-
zu einer äußerst gelungenen Fortbildung nach         nem neuen, gewohnt kniffligen Rätsel von Vera
Wien und Graz – lesen Sie dazu den ausführ-          Ribarich versuchen.
lichen Veranstaltungsbericht von Michael Tie-
ber sowie einen prägnanten Wordrap mit dem           Viel Spaß beim Lesen!
Vortragenden von Silvia Glatzhofer und Florika
Griessner. In einem weiteren Beitrag zum The-
ma stellt Thomas Musyl die durch NMÜ erzielten
Produktivitätssteigerungen den Vorteilen eige-
ner Glossare gegenüber, während sich Clàudia         Bianca Schönhofer
Mestres Junqué in ihrer Rezension mit unter-         bianca.schoenhofer@universitas.org
2/19 UNIVERSITAS - UNIVERSITAS Austria
4           UNIVERSITAS       Mitteilungsblatt 2/19

IMPRESSUM
Das Mitteilungsblatt von UNIVERSITAS Austria, Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen, dient dem
Informationsaustausch zwischen den Verbandsmitgliedern. ISSN 1996-3505

Herausgeber: UNIVERSITAS Austria, Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen
Gymnasiumstraße 50, 1190 Wien, Tel. + Fax: + 43 1 368 60 60, info@universitas.org

Redaktion: Bianca Schönhofer, bianca.schoenhofer@universitas.org, Tel.: + 43 664 466 37 44
Ständige Mitarbeit: María Palma, Vera Ribarich • Koordination Rezensionen: Julia Schöllauf

Beiträge, Wünsche, Anregungen, Leserbriefe bitte an eine der oben stehenden E-Mail-Adressen senden – danke!
Das Mitteilungsblatt erscheint vierteljährlich. Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 15. Juli 2019

Grafik und Layout: Sabina Kargl-Faustenhammer
Titelbild: „business benchmarking benchmark measure company performance“ © bakhtiarzein / Fotolia
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UNIVERSITAS        Mitteilungsblatt 2/19           5

AGENDA TRANSLATION
Dagmar Jenner

                                                   unter anderem die entsprechende Meldung bei
                                                   der „Vereinspolizei“ und die Bankangelegenhei-
                                                   ten (Zeichnungsberechtigungen), sind erledigt.
                                                   Auch die Rechnungen für den (nicht erhöhten!)
                                                   Mitgliedsbeitrag 2019 wurden verschickt. Vie-
                                                   len Dank an alle für die zeitgerechte Bezahlung.
                                                   Abgesehen von einer seit Jahren unveränderten
                                                   Förderung bestreiten wir unsere gesamte Ver-
                                                   bandsarbeit mit den Mitgliedsbeiträgen.

                                                   Apropos Geld: Wir haben seit vielen Jahren das
                                                   Privileg, ein kleines Büro am Zentrum für
                                                   Translationswissenschaft der Universität als
                                                   unsere „Zentrale“ nutzen zu dürfen. Während        Dagmar Jenner ist Dolmet-
                                                   bisher nur eine mündliche Vereinbarung über        scherin und Übersetzerin
                                                   diese Nutzung vorlag, wurde nun ein Vertrag        für Englisch, Spanisch und
Liebe Kolleginnen und Kollegen,                    darüber zu einem sehr fairen Mietpreis abge-       Französisch und Präsidentin
                                                   schlossen. Es freut uns, weiterhin am ZTW sein     von UNIVERSITAS Austria.
nach der Mitgliederversammlung am 22. Feb-         zu können und von der Nähe zu Studierenden
ruar haben sich der 13-köpfige weibliche Vor-      und der Forschung zu profitieren.
stand und die Ausschüsse, darunter der neu
geschaffene Ausschuss für Nachwuchsförde-          Zurück zur Vorstandsarbeit: Um alle Vor-
rung, konstituiert und die Arbeit aufgenom-        standsthemen zu bündeln und abseits des oft
men bzw. weitergeführt. Neu im Vorstand sind       hektischen Tagesgeschäfts Neues zu ersinnen,
Bettina Schreibmeier-Clasen, Ekaterina Graf,       fand am 11. und 12. Mai eine Vorstandsklau-
Katerina Sinclair, Ursula Stachl-Peier und Pat-    sur statt. Dieses bewährte Format, bei dem wir
rícia Szilágyi. Die Verabschiedung von Gene-       Strategisches und Zukunftsfragen in lockeren
ralsekretärin Dagmar Sanjath nach sage und
schreibe 20 Jahren Verbandsarbeit fiel erwar-
tungsgemäß herzlich aus und war von Stan-
ding Ovations begleitet. Eine entsprechende
Presseaussendung wurde vom Ausschuss für
PR und Strategie versandt.

Die neue Generalsekretärin María Palma, aus-
gestattet mit jahrelanger Vorstandserfahrung,
hat sich schon sehr gut eingearbeitet. Sehr
engagiert ist auch die österreichweite Jung-
mitglieder-Vertreterin im Vorstand, Patrícia
Szilágyi, bei der alle Fäden der Aktivitäten der
Jungmitglieder-Vertretungen in Graz, Innsbruck
und Wien zusammenlaufen. Am 8. März hatten
María Palma und ich eine Besprechung mit den
hochengagierten Wiener Jungmitglieder-Ver-
treterinnen, um die weitere Zusammenarbeit
zu besprechen. Blitzschnell eingearbeitet hat
sich auch unser neues Mitglied im Büroteam,
Daniela Kosic,´ die Barbara Fichtenbauer nach-
gefolgt ist und nun mit Marlene Gumpenberger
ein hervorragendes Duo bildet. Die Formalitäten     Dagmar Sanjath mit „Hahnsi“ und Dagmar Jenner
infolge der Mitgliederversammlung, nämlich
6           UNIVERSITAS       Mitteilungsblatt 2/19

                               Arbeitsgruppen unter der Moderation meiner         Am 9. April hatte das Format UNIVERSITech
                               Vorgängerin Alexandra Jantscher-Karlhuber be-      Premiere, das ganz in der Tradition der ver-
                               leuchten, findet diesmal in einem Seminarraum      wandten Veranstaltungen UNIVERSILunch,
                               des von der Caritas betriebenen „madgas“ Hotel     UNIVERSIDinner, UNIVERSITea etc. steht. Bei
                               im Prater statt. Eine gute Wahl, wie wir fanden    diesem ersten Technik-Stammtisch war un-
                               – bei früheren Klausuren fuhren wir in der Regel   ser deutscher Kollege, Konferenzdolmetscher
                               ins Grüne, was durch die Anreise und Übernach-     Alexander Drechsel, dabei und teilte sein
                               tung für alle zu entsprechenden Kosten führte,     Wissen im Bereich Online-Sicherheit, sicheres
                               die wir nun vermeiden. Vorab sei verraten, dass    Surfen, sichere Datenverwendung und Daten-
                               mir das Thema der weiteren Regionalisierung        kontrolle. Angesichts des großen Interesses
                               ein wichtiges Anliegen ist und bei der Klausur     möchten wir auch dieses Format weiterführen.
                               besprochen wird.
                                                                                  Am 17. Mai fand ein Ganztagesseminar mit der
                               Nun zu unseren vergangenen und zukünftigen         renommierten Expertin Karin Königs zum The-
                               Veranstaltungen: Sehr gut angekommen sind          ma „Übersetzungspatterns Englisch-Deutsch er-
                               die Workshops des Computerlinguisten Samu-         kennen und nutzen“ statt – genau das Richtige
                               el Läubli zu neuronaler maschineller Überset-      für Sprachgourmets! Diese Veranstaltung wurde
                               zung im März in Wien und in Graz; Foto aus         gemeinsam mit den Sprachdienstleistern der
                               Graz siehe unten. Wir bleiben an diesem Zu-        Wirtschaftskammer Wien auf die Beine gestellt
                               kunftsthema dran.                                  und seitens UNIVERSITAS Austria von der neu-
                                                                                  en hochengagierten Fortbildungsbeauftragten
                                                                                  im Vorstand Bettina Schreibmaier-Clasen bestens
                                                                                  betreut. Für 11. Oktober ist ein Workshop zum
                                                                                  Thema Technologien für DolmetscherInnen mit
                                                                                  Maha El-Metwally geplant, möglicherweise wieder
                                                                                  in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer.

                                                                                  Am 24. Mai ging ein Netzwerktreffen mit
                                                                                  Führung im Botanischen Garten in Graz über
                                                                                  die Bühne. Ich freue mich sehr über das rege
                                                                                  Verbandsleben im Süden Österreichs! In Kürze
                                                                                  wird dort ein Workshop zum Thema „Lebenslauf
                                                                                  erstellen“ stattfinden, der sich in erster Linie
                                                                                  an Jungmitglieder und junge ordentliche Mit-
                                                                                  glieder wendet.

                                                                                  Mitte Juni wird es wieder einen Doppelstamm-
                                                                                  tisch (UNIVERSITAS Austria/Wirtschaftskam-
                                                                                  mer) in Klagenfurt geben. Den Vorstand wird
Computerlinguist Samuel Läubli in Graz.                                           Generalsekretärin María Palma vertreten.

                                                                                  Zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Mittei-
                                                                                  lungsblatts ist das Monsterprojekt des letzten
                               Weiterhin sehr beliebt ist unser Format Meet &     und aktuellen Jahres abgeschlossen: Unsere
                               Share, betreut von Tamara Popilka. Am 18. März     neue Website ist online! Sie können sich wie
                               fand es im Café Blaustern statt und vereinte       gewohnt mit den Zugangsdaten für die „alte“
                               zahlreiche Kolleginnen und Kollegen zum net-       Website einloggen und die umfangreichen
                               ten Plausch in Sachen Translation, Berufspra-      Funktionen nützen. Besonders ausgeklügelt
                               xis, Zukunftsaussichten und vieles mehr. Tama-     sind das Nachrichtenforum iBoard und die COM-
                               ra Popilka, die auch unsere DSGVO-Expertin im      MUNITAS-Plattform, die für die entsprechenden
                               Vorstand ist, hielt am 28. März einen diesbe-      Mitglieder zum Austausch bereitgestellt wird
                               züglichen Vortrag am Zentrum für Translations-     – übrigens wurde COMMUNITAS nun als Marke
                               wissenschaft in Wien.                              registriert! Falls Sie Ihr Passwort vergessen ha-
                                                                                  ben sollten, nutzen Sie die Funktion „Passwort
UNIVERSITAS        Mitteilungsblatt 2/19   7

vergessen“, um ein neues anzufordern. Damit         beiden dank der Universität Wien professionell
es funktioniert, müssen Sie die E-Mail-Adresse      gestalteten Videos finden Sie auf YouTube im
nutzen, die Sie ursprünglich in unserem System      Kanal „Impulse aus der translatorischen Berufs-
hinterlegt hatten. Zum Zeitpunkt des Launches       praxis“. Weitere Videos folgen.
der neuen Website wurde auch die alte Yahoo-
Newsgroup vulgo „Mailbox“ eingestellt. Übri-        Auch das „Maria Verber“-Mentoringprogramm,
gens werden die zentralen Teile unserer Websi-      betreut vom dynamischen Trio Silvia Glatzho-
te auch ins Englische übersetzt, voraussichtlich    fer, Tünde Kovács und Katia Iacono, erfreut
im Rahmen einer Lehrveranstaltung am ITAT der       sich unveränderter Beliebtheit – das nächste
Universität Graz.                                   „Matching“ zwischen MentorInnen und Men-
                                                    tees hat stattgefunden.
Was die Zusammenarbeit mit anderen Ver-
bänden sowie Ausbildungsstätten betrifft,           In Sachen COMMUNITAS-Plattform plant der
fand am 6. März ein sehr produktives Meeting        Ausschuss für Community Interpreting derzeit
der Translationsplattform statt, die alle in Ös-    eine Kick-off-Veranstaltung.
terreich vertretenen Verbände im Bereich Trans-
lation vereint. María Palma und ich konnten uns     Seitens des Ausschusses für Dolmetschen
auch diesmal sehr gut mit den Kolleginnen aus-      gibt es zu berichten, dass der Ausschuss ab so-
tauschen und gemeinsame Aktivitäten planen,         fort keine Veranstaltungen mehr besetzen wird,
wie etwa den Internationalen Tag des Überset-       sondern bei Anfragen auf die Liste der UNIVER-
zens, der diesmal an unsere 65-Jahr-Feier ge-       SITAS-Austria-zertifizierten DolmetscherInnen
koppelt wird (Details siehe unten).                 verweisen wird. Ein guter Anlass für jene unter
                                                    Ihnen, die das Thema „Zertifizierung“ bisher
Am 8. April habe ich im Rahmen der Lehrver-         nicht angegangen sind, sich zertifizieren zu
anstaltung „Berufsethik und Berufspraxis“           lassen. Alle Infos dazu finden Sie auf unserer
(Masterstudium) von Florika Grießner unseren        Website. Übrigens hat der Ausschuss für Dol-
Verband am Grazer ITAT vorgestellt. Danach          metschen beschlossen, die Abkürzung von AfD
stand ein Abendessen mit Institutsleiter Pek-       auf AfDo zu ändern, um die unglückliche Na-
ka Kujamäki und seiner Stellvertreterin Nadja       mensgleichheit mit der Alternative für Deutsch-
Grbic auf dem Programm, bei dem wir weitere         land zu beseitigen.
Kooperationen zwischen UNIVERSITAS Aust-
ria und dem ITAT besprochen haben. Im März          Was unsere PR-Aktivitäten betrifft, so freue
fand übrigens am ITAT ein sehr erfolgreicher        ich mich zu berichten, dass wir die U-Bahn-
Praktikumstag statt – auch am ITAT sind nun         Werbung mit unserem „Hahnsi“-Sujet in der
verpflichtende Praktika vorgesehen – und UNI-       U3-Station Herrengasse (siehe Foto unten) um
VERSITAS Austria war unter anderem durch Vor-       ein weiteres Jahr zum monatlichen Preis von
standsmitglied Ursula Stachl-Peier vertreten.       € 120 verlängert haben. Ebenso verlängert wur-
Am 17. Mai war ich mit ebendieser Verbands-         de unsere Tierpatenschaft in Schönbrunn zum
vorstellung in Innsbruck, gefolgt von einem
UNIVERSIDinner mit unseren Mitgliedern (und
jenen, die es noch werden möchten). Vielen
Dank an unser Innsbrucker Vorstandsmitglied
Ekaterina Graf für die Organisation des Netz-
werktreffens. Am 7. Juni reist dann Vorstands-
mitglied Katerina Sinclair mit ihrem Vortrag
zum Thema „Translatorische Berufspraxis“ nach
Innsbruck. Katerina Sinclair ist auch die Verbin-
dungsperson zum neu eingerichteten Ausschuss
für Nachwuchsförderung. Als solche bringt sie
sich aktiv in die Planung der Übungskonferen-
zen für Dolmetsch-AbsolventInnen am ZTW ein.
Ein weiteres tolles Projekt, ausgehend von ihrer     „Hahnsi“ wohnt ein weiteres Jahr in der
Lehrtätigkeit am ZTW, ist die Aufnahme von Vi-       U3 Herrengasse.
deos zu berufsrelevanten Themen. Die ersten
8   UNIVERSITAS   Mitteilungsblatt 2/19

                                                                  Preis von € 20/Monat. Wie ich höre, wird „un-     sind in ganz Österreich sehr aktiv. In Wien wird
                                                                  ser“ Hahn immer wieder gerne im Tirolergarten     etwa ein Gedächtnistrainings-Workshop ins
                                                                  im Tiergarten Schönbrunn besucht.                 Auge gefasst. Eine weitere Initiative der Wie-
                                                                                                                    ner Jungmitgliedervertreterinnen, diesmal in
                                                                  Vor den EU-Wahlen wollen wir auf jeden Fall       Sachen Social Media, fanden María Palma und
                                                                  noch einen Fototermin mit EU-Kommissar Jo-        ich hervorragend: die Einrichtung und Betreu-
                                                                  hannes Hahn in die Tat umsetzen. Die grund-       ung eines Instagram-Accounts, zusätzlich zu
                                                                  sätzliche Zusage seiner Sprecherin für diese      unseren bereits bestehenden Kanälen auf Twit-
                                                                  humorvolle Aktion – geplant ist die Übergabe      ter und Facebook.
                                                                  eines „Hahnsi“-Shirts – haben wir bereits.
                                                                                                                    Die Planungen für unser 65-Jahr-Jubiläum,
                                                                  Knapp vor der Übergabe steht übrigens unser       kombiniert mit dem Internationalen Tag des
                                                                  ÜbeLsetzungspreis – vielen Dank für den ent-      Übersetzens, am 4. Oktober laufen auf Hoch-
                                                                  scheidenden Tipp an Vorstandsmitglied Ivana       touren und das Programm nimmt Gestalt an.
                                                                  Havelka! Lassen Sie sich überraschen, an wen      Bitte reservieren Sie sich diesen Tag ab 12
                                                                  dieser Preis äußert wohlverdient geht.            Uhr, denn zu diesem Zeitpunkt startet unsere
                                                                                                                    Halbtagskonferenz im Haus der Europäischen
                                                                  Der Ausschuss für PR und Strategie hat auch       Union in der Wipplingerstraße. Die Zusage der
                                                                  eine Presseaussendung über die deutsche           Keynote-Speakerin Maya Hess der Organisation
                                                                  Übersetzung des Buches „On n’a rien vu ve-        Red T (red-t.org), die sich für verfolgte Dolmet-
                                                                  nir“ durch Verbandsmitglied Margret Millischer    scherInnen und ÜbersetzerInnen einsetzt, ha-
                                                                  veröffentlicht. Unter dem Titel „Wir haben gar    ben wir bereits. Am Abend findet dann ein paar
                                                                  nichts kommen sehen“ richtet sich dieser Sam-     Türen weiter ein Abendessen im österreichisch-
                                                                  melband als „siebenstimmiger Roman“ mit ei-       orientalischen Restaurant „Habibi und Hawara“
                                                                  nem Vorwort von Stéphane Hessel, dem Autor        statt. Das Organisationsteam arbeitet an allen
                                                                  von „Empört euch“, an die heutige Jugend und      Details und hat auch wieder neue UNIVERSI-
                                                                  versucht einen Gegenentwurf zur nationalisti-     TAS-Goodys bestellt. Mehr sei an dieser Stelle
                                                                  schen Abschottung, der Politik der Spaltung       nicht verraten …
Illustration und Fotos: © UNIVERSITAS Austria

                                                                  und der Diskreditierung von Diversität.
                                                                                                                    Zur weiteren translatorischen Lektüre kann
                                                                  Am 20. Mai fand der schon traditionelle Tag der   ich Ihnen übrigens einige neue Posts auf un-
                                                                  offenen Tür in unseren Büroräumlichkeiten in      serem UNIVERSITAS-Blog, erreichbar unter
                                                                  Wien statt. Vielen Dank an die Wiener Jungmit-    universitasblog.wordpress.com, empfehlen.
                                                                  glieder-Vertreterinnen, denen es immer wieder
                                                                  gelingt, mit originellen Aktionen Studierende     Translatorischen Gruß
                                                                  zu motivieren, bei uns vorbeizuschauen und
                                                                  sich über unseren Verband zu informieren. Ap-     Dagmar Jenner
                                                                  ropos Jungmitglieder-Vertreterinnen: Diese        dagmar.jenner@universitas.org
UNIVERSITAS      Mitteilungsblatt 2/19                      9

                                                                                                              © John Michael Oliver
                  Der vollzählige Vorstand samt Büromitarbeiterinnen bei der Klausur im „magdas" Hotel.

Informationen über berufsbegleitende
Ausbildungsmöglichkeiten

Der Ausschuss für Übersetzen sammelt derzeit Informationen über berufsbegleitende Ausbildungs-
möglichkeiten für ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen. Wenn Sie solche Institutionen kennen,
würden wir uns über eine Nachricht an afue@universitas.org freuen, eventuell mit einer kurzen
Einschätzung der Qualität bzw. einem kurzen Erfahrungsbericht. Vielen Dank!

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz

Vorstand UNIVERSITAS Austria, Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen

Präsidentin: Mag.a Dagmar Jenner, Vizepräsidentin: Mag.a Silvia Glatzhofer
Generalsekretärin: Trad. Púb. María Palma, Stellvertreterin: Tamara Popilka, MA
Redaktion: Bianca Schönhofer, MA
Layout: Sabina Kargl-Faustenhammer

1190 Wien, Gymnasiumstraße 50, Tel.: 01/368 60 60, E-Mail: info@universitas.org, Web: www.universitas.org

Das Mitteilungsblatt dient dem Informationsaustausch zwischen den Verbandsmitgliedern.
10            UNIVERSITAS       Mitteilungsblatt 2/19

                   DER NEUE VORSTAND STELLT SICH VOR
Auf dieser Seite stellen wir Ihnen die einzelnen Vorstandsmitglieder mit ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen kurz vor. Selbst-
verständlich sind auch Feedback und Anregungen unserer Mitglieder herzlich willkommen. Wir freuen uns jederzeit über Ihre Kon-
taktaufnahme per E-Mail.

                                                                                Silvia Glatzhofer

B
          ei der jährlichen Mitglieder-                                         Vizepräsidentin
          versammlung am 22. Februar                                        Verbindung Graz, Pro-
          2019 haben die Mitglieder von                                     grammverantwortung
          UNIVERSITAS Austria ihren neu-                                    Mentoring (Maria-Verber-
en Vorstand für die nächsten zwei Jahre                                     Programm)
gewählt. Für die Funktionsperiode 2019-                                     silvia.glatzhofer@
2021 wird ein 13-köpfiges Team im Ein-                                      universitas.org
satz sein, das mit bekannten und neuen
Gesichtern auf geballte Frauenpower setzt.
Der Schwerpunkt der Verbandsarbeit soll
dabei verstärkt auf die neuronale maschi-           Dagmar Jenner                                             María Palma
nelle Übersetzung und die fortschreitende            Präsidentin                                           Generalsekretärin
Technologisierung unserer Branche gelegt       Verbindung zu Ausbil-                                    Koordination Ausschuss
werden. In bewährter Tradition wird der        dungsstätten, Ausschuss                                  für PR und Strategie
Vorstand in seinen Bestrebungen durch          für PR und Strategie,                                    maria.palma@
nunmehr fünf ständige Gremien unter-           Bremer Runde, Wirt-                                      universitas.org
stützt, in denen viele Vorstandsmitglieder     schaftskammer / Sprach-
auch selbst mitwirken und als Verbin-          dienstleister Wien, inter-
dungspersonen fungieren. Konkret handelt       nationale Beziehungen
es sich um die Ausschüsse für Community        dagmar.jenner@
Interpreting, Dolmetschen, PR/Strategie,       universitas.org
Übersetzen und Nachwuchsförderung.
Letzterer wurde bei der diesjährigen Mit-
gliederversammlung neu eingerichtet und
wird sich den Belangen junger, neu in das                                         Justyna Bork
Berufsfeld einsteigender Kolleginnen und                                           Kassierin
Kollegen widmen.
                                                                            Finanzen und
                                                                            Buchhaltung, IT und
                                                                            Administration
                                                                            justyna.bork@
                                                                            universitas.org

                                                     Tamara Popilka                                          Ivana Havelka
                                                Stv. Generalsekretärin                                       Stv. Kassierin

                                               IT und Administration,                                   Normung, Ferndolmet-
                                               Übersetzungstechnologien,                                schen (Telefon/Video),
                                               Fortbildung                                              Finanzen und Buch-
                                               tamara.popilka@                                          haltung, erweiterter
                                               universitas.org                                          Bundesausschuss (EBA)
                                                                                                        der Sprachdienstleister
                                                                                                        (WKO)
                                                                                                        ivana.havelka@
                                                                                                        universitas.org
UNIVERSITAS      Mitteilungsblatt 2/19                                  11

 Die nächsten Vorstandswahlen finden im Frühjahr 2021
 statt, wobei jedes UNIVERSITAS-Austria-Mitglied sowohl
 ein aktives als auch ein passives Wahlrecht hat.

     Ekaterina Graf                                  Bianca Schönhofer
   Vorstandsmitglied                                 Vorstandsmitglied

Verbindung Innsbruck,                             Redaktion
Ausschussmitglied                                 Mitteilungsblatt, IT und
der Jungen Wirtschaft                             Administration
Schwaz (WKO)                                      bianca.schoenhofer@
ekaterina.graf@                                   universitas.org
universitas.org

                              Martina Kichler                                Bettina Schreibmaier-Clasen
                            Vorstandsmitglied                                    Vorstandsmitglied

                         Koordination Ausschuss                              Fortbildung
                         für Übersetzen,                                     bettina.schreibmaier-
                         Österreichische                                     clasen@universitas.org
                         Gebärdensprache
                         martina.kichler@
                         universitas.org

                                                                                      Unsere
                                                                                Büromitarbeiterinnen

    Katerina Sinclair                                  Patrícia Szilágyi
   Vorstandsmitglied                                  Vorstandsmitglied

Koordination Ausschuss                            Jungmitgliedervertretung
für Nachwuchsförderung                            patricia.szilagyi@
katerina.sinclair@                                universitas.org
universitas.org

                                                                                Marlene Gumpenberger

                            Ursula Stachl-Peier
                            Vorstandsmitglied

                         Koordination Ausschuss
                         für Community
                                                                                                           Fotos: © John Michael Oliver

                         Interpreting
                         ursula.stachl-peier@
                         universitas.org

                                                                                    Daniela Kosic´
12               UNIVERSITAS     Mitteilungsblatt 2/19

NEURAL MACHINE TRANSLATION (NMT) FÜR
TRANSLATORiNNEN – EIN FORTBILDUNGSBERICHT
Michael Tieber

                                 Am 15. und 18. März lud der Berufsverband in Wien und Graz zu
                                 einer Veranstaltung, die durchaus das Prädikat „mutig“ verdient. Mit
                                 Samuel Läubli hatte man einen Computerlinguisten und Forscher im
                                 Bereich der maschinellen Übersetzung (MÜ) als Vortragenden einge-
                                 laden, der dem Publikum eine Technologie näherbringen sollte, die
                                 unter TranslatorInnen nicht immer die positivsten Reaktionen her-
                                 vorruft. Es folgt ein Bericht über eine Fortbildung der anderen Art.

                                 E
                                         ine gewisse Spannung lag tatsächlich       neuronaler maschineller Übersetzung die dritte
 Michael Tieber hat Dolmet-              in der Luft, als Samuel Läubli dem Pub-    und aktuellste Generation von MÜ-Systemen
 schen am ITAT Graz studiert,            likum vorgestellt wurde. Jedoch mach-      durch, die mittlerweile schon länger von Tech-
 wo er seit 2015 als Univer-             te der Vortragende sehr schnell klar,      nologieriesen wie Microsoft, Google und Face-
 sitätsassistent tätig ist. Er   dass er nicht gekommen war, um das Ende des        book eingesetzt wird.
 schreibt seine Dissertation     Humanübersetzens zu verkünden bzw. eine
 zum Thema Translations-         Technologie zu erklären, welche die Anwesen-       Der Siegeszug von NMT liegt schlicht in der
 konzepte im maschinellen        den in ein paar Jahren ohne Aufträge daste-        besseren Outputqualität begründet, die sich vor
 Übersetzen.                     hen lassen würde. Vielmehr war es das Anlie-       allem in weniger Fehlern auf morphologischer,
                                 gen Läublis, zu zeigen, wie weit das Potential     lexikalischer und syntaktischer Ebene äußert
                                 von NMT reicht, wo seine Grenzen liegen und        und auch zu einem geringeren Post-Editing-
                                 wie ÜbersetzerInnen selbst vom Einsatz der         Aufwand führt. Vereinfacht gesagt werden die
                                 Technologie profitieren können.                    besseren Ergebnisse durch den Einsatz von
                                                                                    „Machine Learning“ erzielt, einem Verfahren
                                 Neural Machine Translation                         aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz. So
                                 Basics                                             können NMT-Systeme Bedeutungsähnlichkeiten
                                                                                    von Wörtern berücksichtigen, die es aus enorm
                                 Auch wenn es sich so anfühlt, als wäre maschi-     großen Datenmengen lernt. So weiß ein NMT-
                                 nelle Übersetzung ein Kind des 21. Jahrhun-        System beispielsweise, dass das Wort „grün“
                                 derts, handelt es sich hierbei generell um alles   eine ähnliche Bedeutung hat wie „hellgrün“.
                                 andere als eine technische Neuheit. Bereits        Man könnte einem NMT-System also in gewisser
                                 Ende der 1940er-Jahre wurde mit den ersten         Weise ein semantisches Verständnis attestieren.
                                 regelbasierten MÜ-Systemen experimentiert.         Darüber hinaus berücksichtigt ein NMT-System
                                 Nach dem damals gültigen Paradigma ver-            immer ganze Sätze und nicht nur Satzteile, was
                                 suchte man, Regeln für den Transfer und die        zu besserer Kohäsion führt. Zusätzlich verfügen
                                 Zieltextproduktion zu definieren, anhand derer     NMT-Systeme im Gegensatz zu statistikbasier-
                                 Maschinen übersetzen sollten. Nachdem es sich      ter maschineller Übersetzung über ein in sich
                                 schlussendlich als unmögliches Unterfangen         geschlossenes Modell, das alle übersetzungsre-
                                 herausstellte, alle Eventualitäten des Überset-    levanten Komponenten gemeinsam und in Ab-
                                 zungsprozesses in Form von maschinenlesbaren       hängigkeit zueinander berücksichtigt. So gibt
                                 Regeln vollständig abzudecken, ging man rund       es keine getrennten Module für Transfer, Wort-
                                 40 Jahre später dazu über, statistikbasierte MÜ-   stellung, Grammatik und Lexik wie bei statistik-
                                 Systeme zu entwickeln. Auf der Basis von mehr-     basierten Systemen, sondern ein Modell, das all
                                 sprachigen Korpora leiten Computer in diesem       diese Ebenen gesamtheitlich abdeckt.
                                 Fall Übersetzungsregeln anhand statistischer
                                 Merkmale aus bereits existierenden Übersetzun-     Die Überlegenheit von NMT im Vergleich zu den
                                 gen ab. Ab den 2010er-Jahren setzte sich mit       Vorgängermodellen beruht vor allem auf den
UNIVERSITAS        Mitteilungsblatt 2/19   13

Lernvorgängen, anhand derer das System so-         nach welchen Kriterien beurteilt, können am
zusagen geschult wird. Auf der Grundlage von       Ende unterschiedliche Aussagen über die Qua-
riesigen Textmengen wird zunächst gelernt, wie     lität angestellt werden. Läubli und seine Kol-
sich Wörter und Phrasen in den einzelnen Spra-     legen (2018) prüften die von Microsofts MÜ-
chen verhalten (mit welchen anderen Wörtern        System produzierten Texte auf Herz und Nieren
sie oft auftreten, an welcher Stelle im Satz sie   und konnten zeigen, dass die maschinelle
sich befinden usw.). Anschließend trainiert das    Übersetzung signifikant mehr falsche Wörter,
System die Korrespondenzen zwischen den ein-       Weglassungen, falsch übersetzte Namen sowie
zelnen Elementen (Subwort-Einheiten) für die       Satzstellungsfehler enthielt. Sobald außerdem
jeweiligen Sprachkombinationen. Sprachregeln       professionelle ÜbersetzerInnen statt Laien (wie
im engeren Sinne kennt ein NMT-System somit        bei Microsoft) als Bewertungsinstanz herange-
nicht; es gibt nur mehr Regeln zur Festlegung      zogen wurden, schneidet der MÜ-Output zudem
von Lernvorgängen. Wenn ein NMT-System             auch insgesamt schlechter ab als Humanüber-
schlechte Ergebnisse produziert, dann nur des-     setzungen. Dasselbe Bild zeigt sich, wenn man
wegen, weil es diese aus dem Trainingskorpus       anstatt der Satzebene ganze Texte miteinander
übernommen, also quasi abgeschaut hat.             vergleicht. Anhand der Kriterien Adäquatheit
                                                   (inhaltliche Korrespondenz zwischen AT und
NMT vs. Humanübersetzen                            ZT) und Flüssigkeit (Einhaltung von Grammati-
                                                   kregeln und lexikalischen Konventionen) ließen
In Anbetracht dieser technologischen Fort-         Läubli und seine Kollegen Übersetzungen ge-
schritte lieferte uns Läubli ein schlagkräftiges   trennt auf Satz- und Textebene evaluieren und
Argument gegen fatalistische Zukunftsszena-        konnten feststellen, dass Humanübersetzungen
rien, in denen keine HumanübersetzerInnen          besser abschneiden, wenn anstelle isolierter
mehr vorkommen: Bereits 1954 prophezeite           Elemente zusammenhängende Textteile beur-
der US-amerikanische Linguist Léon Dostert,        teilt werden. Laut Läubli wäre es jedoch über-
dass es lediglich noch drei bis fünf Jahre         heblich, maschinelle Übersetzung deswegen
bräuchte, bis Maschinen ganze Bücher ein-          insgesamt nicht ernst zu nehmen oder gar ins
wandfrei aus dem Russischen ins Englische          Lächerliche zu ziehen, kann MÜ doch in vielen
übersetzen könnten.                                Kontexten nicht zuletzt auch für Über-setzerIn-
                                                   nen von Nutzen sein.
Trotz der Gefahr ähnlicher Fehlprognosen las-
sen es sich Technologieunternehmen nicht neh-      NMT als Tool für TranslatorInnen?
men, in regelmäßigen Abständen Blogeinträge
und Artikel zu veröffentlichen, die den ultima-    Zwar sind die Ergebnisse von NMT in der Regel
tiven Durchbruch im Bereich des maschinellen       besser als jene von statistikbasierten Systemen,
Übersetzens in Aussicht stellen. Für besonderes    jedoch sollte MÜ trotzdem nicht unbedingt als
Aufsehen sorgte letztes Jahr ein Beitrag von       „stand-alone-product“ für ganzheitliche Über-
Microsoft AI & Research (Hassan et al. 2018)       setzungslösungen gesehen werden. Hier kom-
mit dem Titel „Achieving Human Parity in Au-       men professionelle TranslatorInnen ins Spiel
tomatic Chinese to English News Translation“.      und somit die Frage, ob und wie sie NMT auch
Darin wurde behauptet, dass Microsoft ein          für ihre Zwecke nutzen können. Ein gänzlich
NMT-System entwickelt hätte, dessen Output-        unprätentiöser Vorschlag ist, MÜ als Inspirati-
qualität jene von Humanübersetzungen errei-        onsquelle gemeinsam mit anderen Ressourcen
chen würde. Zwar war der Anwendungsbereich         zu verwenden. So liefern Google & Co. durchaus
auf Zeitungsartikel und die Sprachkombination      des Öfteren brauchbare Vorschläge, die in eine
Englisch-Chinesisch beschränkt, dennoch sorg-      Übersetzung eingebaut werden können. Kontro-
te diese gewagte Ankündigung in der Compu-         versieller ist da schon die Idee, MÜ zur eigenen
terlinguistik für Furore.                          Produktivitätssteigerung zu verwenden, wobei
                                                   sich hier die Kardinalfrage stellt, ob durch den
Läubli nahm mit seinen Kollegen die Ergebnis-      Einsatz von MÜ Übersetzungsprozesse tatsäch-
se von Microsoft genauer unter die Lupe, denn      lich beschleunigt oder gar verlangsamt werden,
die Bewertung von MÜ-Output steht stark mit        da der Post-Editing-Aufwand größer ausfallen
der eingesetzten Evaluierungsmethode in Ver-       könnte als eine komplette Humanübersetzung.
bindung. Je nachdem, wer eine Übersetzung
14          UNIVERSITAS        Mitteilungsblatt 2/19

Verweise                       Ein Entscheidungskriterium, ob sich der Einsatz   Läublis Vortrag hat auf jeden Fall dazu beige-
                               von maschineller Übersetzung lohnt, ist laut      tragen, größeres Bewusstsein für eine Translati-
Hassan, Hany et al. 2018.      Läubli die Textsorte, da MÜ-Systeme aufgrund      onstechnologie zu schaffen, die wohl viele un-
Achieving Human Parity         des Trainingsmaterials bessere oder schlech-      serer KollegInnen längerfristig begleiten wird.
on Automatic Chinese to        tere Ergebnisse liefern. So eignen sich bspw.     
English News Translation.      Software-Benutzeroberflächen und technische
Microsoft AI & Research.       Dokumentation besonders gut für MÜ, wohin-
In: www.microsoft.com/         gegen Marketing-Texte den Systemen nach wie
en-us/research/uploads/        vor große Schwierigkeiten bereiten. Dies hat
prod/2018/03/final-            mit dem Umstand zu tun, dass MÜ-Systeme laut
achieving-human.pdf.           Läubli „sehr gute Imitatoren“ sind; je stan-
                               dardisierter die Formulierungen, desto besser
Läubli, Samuel, et al. 2018.   funktioniert MÜ. Die Empfehlung des Compu-
Has Machine Translation        terlinguisten lautet somit, MÜ als zusätzliches
Achieved Human Parity?         Hilfsmittel für TranslatorInnen zu sehen und
A Case for Document-level      es bspw. in Ergänzung zu CAT-Tools und einer
Evaluation. In: Proceedings    Translation-Memory zu verwenden. Anbieter
of EMNLP, Brussels, Belgium.   von TM-Software wie SDL Trados Studio integ-
                               rieren maschinelles Übersetzen bereits ohnehin
                               in ihr Produkt. Die Vorschläge daraus können       Samuel Läubli hat Computerlinguistik und
                               ähnlich wie Fuzzy Matches verwendet werden.        Sprachtechnologie sowie Artificial Intel-
                                                                                  ligence an der Universität Zürich und der
                               Wo MÜ im Freund-Feind-Spektrum somit ange-         University of Edinburgh studiert. Seit 2016
                               siedelt werden kann, liegt im Auge des Betrach-    ist er Doktorand und Lehrbeauftragter an der
                               ters. Die UNIVERSITAS-Fortbildung mit Samuel       Uni Zürich.

            K A L E I D O S C O P E                                                           Unser Tipp:
            TAKING YOUR CONTENT GLOBAL
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                                                                                              Excelling Studio

  SPEZIELL FÜR UNIVERSITAS-MITGLIEDER BIETEN WIR

  • ERMÄSSIGUNGEN BEI SDL TRADOS STUDIO LIZENZEN
  • ERMÄSSIGUNGEN BEI SCHULUNGEN FÜR SDL TRADOS STUDIO
  • SCHNELLEN SUPPORT

  WIR BERATEN SIE GERNE!
  margit.scherzer@kaleidoscope.at

  W W W. K A L E I D O S C O P E . AT / U N I V E R S I TA S
UNIVERSITAS       Mitteilungsblatt 2/19   15

WORDRAP – 10 FRAGEN AN SAMUEL LÄUBLI
Die Fragen stellten Silvia Glatzhofer und Florika Griessner.

1    Welche neuen Fertigkeiten verlangt NMÜ
     von ÜbersetzerInnen?
                                                     Blindtests mit verschiedenen Systemversionen
                                                     hinsichtlich korrekter Verwendung von Termino-
                                                     logie oder Textformatierung.
Samuel Läubli: Viel mehr als neue Fertigkeiten
brauchen Übersetzer*innen die Bereitschaft,
sich mit einer neuen Hilfstechnologie auseinan-
derzusetzen – wie damals bei der Einführung von
                                                     6    Wurde in den großen Sprachen (EN/CH/
                                                          DE) der Peak in Sachen Qualität von NMÜ
                                                     bereits erreicht?
Translation Memories. Bei der Arbeit mit NMÜ ist
es ferner hilfreich, die typischen Fehler zu ken-    Samuel Läubli: Vielleicht auf der Satz-, jedoch
nen, die zu erwarten sind: insbesondere Weglas-      nicht auf der Textebene. Ich denke, dass man
sungen und falsch übersetzte Eigennamen.             auch auf der Satzebene in naher Zukunft noch
                                                     mit Verbesserungen rechnen darf.

2    Unterscheiden Sie zwischen schwierigeren
     und leichteren Sprachen?
                                                     7    Welche zusätzliche Lehrveranstaltung sollte
                                                          im Studium des Übersetzens/Dolmetschens
Samuel Läubli: Sprachen werden für die Ent-          eingeführt werden?
wicklung von NMÜ-Systemen „einfacher“, wenn
viele übersetzte Texte vorliegen. Bei „großen“       Samuel Läubli: Übersetzer*innen werden sich
Sprachkombinationen wie Deutsch–Englisch ist         in Zukunft Grundlagenkenntnisse im Program-
das bereits der Fall, bei kommerziell weniger        mieren aneignen wollen. Wer beispielsweise ei-
relevanten Kombinationen wie Finnisch–Urdu           gene Plugins für sein CAT-Tool entwickeln kann,
hingegen weniger.                                    hat im Berufsalltag erhebliche Vorteile.

3    Wann kommt NMD, also neuronales maschi-
     nelles Dolmetschen?                             8    Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was
                                                          wünschen Sie sich von ÜbersetzerInnen und
                                                     von der Translationswissenschaft?
Samuel Läubli: Hierzu kann/möchte ich keine
Voraussage machen.                                   Samuel Läubli: Dass wir in Zukunft emoti-
                                                     onslos und ergebnisoffen über technologische

4    Werden ÜbersetzerInnen in 15 Jahren noch
     von ihrem Beruf leben können?
                                                     Entwicklungen und deren Einsatz im Berufs-
                                                     alltag sprechen können. Man sollte sich ge-
                                                     genseitig ernst nehmen – was ich auch von
Samuel Läubli: Definitiv. Maschinelle Über-          Entwickler*innen von MÜ-Systemen erwarte.
setzungssysteme werden in näherer Zukunft
eine grammatisch korrekte Übersetzung eines
Textes liefern können. Für korrekte Kommu-
nikationsabsicht und kulturelle Adäquatheit
                                                     9    Erwarten Sie eine baldige Heilung der
                                                          „Kinderkrankheiten“ der Programme (Lü-
                                                     cken, Eigennamen)?
sehe ich in absehbarer Zeit keine maschinel-
len Lösungen.                                        Samuel Läubli: Ich rechne mit Verbesserun-
                                                     gen. Eine hundertprozentige Korrektheitsgaran-

5  Arbeiten NMÜ-Programmierer auch in der
   Programmierphase mit ÜbersetzerInnen zu-
sammen und wenn ja, in welcher Form?
                                                     tie wird man jedoch – wie auch in der professio-
                                                     nellen Humanübersetzung – nie geben können.

Samuel Läubli: Anbieter, die kundenspezifi-
sche Übersetzungssysteme herstellen, binden
                                                     10        Hatten Sie Zeit, sich Wien und Graz an-
                                                               zusehen?

Endbenutzer – so auch Übersetzerinnen und            Samuel Läubli: Ja! Leider war das Kunsthaus in
Übersetzer – eng in den Entwicklungsprozess          Graz am Montag geschlossen – ein guter Grund
ein. Diese geben wertvolle Rückmeldungen zum         mehr, bald zurückzukommen. :)
beabsichtigten Einsatzzweck, beispielsweise in
16             UNIVERSITAS    Mitteilungsblatt 2/19

HUMAN-POWERED GLOSSARIES VS NEURONAL
MACHINE TRANSLATION ODER EIN ETWAS ANDERER
ANSATZ ZUR SCHNELLEN & PRÄZISEN ÜBERSETZUNG
Thomas Musyl

                              I
                                    n der Ausgabe 01/2019 der UNIVERSI-         verwenden: Verwendet praxisorientierte Glossa-
                                    TAS hat mich die Artikelserie über neu-     re, die genau Eure Ausgangstexte (natürlich vor
                                    ronale maschinelle Übersetzung (NMÜ)        allem die wiederkehrenden) widerspiegeln! Die
                                    besonders angesprochen, denn ich bin        Glossare müssen in der täglichen Handhabung
                              der festen Überzeugung, dass wir als Über-        so einfach wie nur möglich und de facto einfa-
                              setzerinnen & Dolmetscherinnen davon profi-       che Wortlisten sein.
                              tieren werden, sofern wir immer die Kontrolle
                              behalten. Dabei spielt natürlich das Zusam-       In der EDV zählen aber eigentlich nur die De-
                              menspiel von CAT-Tools und NMÜ eine ganz          tails. Damit Sie, liebe Leserinnen, auch verste-
                              besondere Rolle. Ich glaube, dass CAT-Tools &     hen, wieso ich diesen Ansatz gewählt habe, er-
                              NMÜ die gleiche Stellung bei Übersetzerinnen      scheinen mir folgende Erklärungen wichtig (wie
                              haben werden wie die Dolmetschtechnik für         gesagt praxisorientiert, hier also meine Praxis):
 Thomas Musyl ist seit mehr   Dolmetscherinnen. Wenn ich mich damit nicht
 als 20 Jahren Dolmetscher    befasse oder nicht auskenne, mache ich mich          ich übersetze sehr oft ohne Internetverbin-
 und Übersetzer für Fran-     von Dritten abhängig. Jede von uns muss ent-         dung (im Zug),
 zösisch und Englisch und     scheiden, ob sie das will.                           ich bin bereit, bei jeder Übersetzung (ein
 Mitglied von UNIVERSITAS                                                          wenig) Zeit zu investieren, damit mein Glos-
 Austria.                     Ich persönlich verwende CAT-Tools seit Mitte         sar wächst und mir beim nächsten Segment
                              der 1990iger Jahre, habe dann Mitte der 2000er       oder der nächsten Übersetzung schon hilft,
                              Jahre Windows und Trados den Rücken gekehrt          ich verwende ein gemeinsames Glossar für
                              und verwende seither ausschließlich Crossplatt-      meine Terminologie aus Dolmetsch- und
                              form-CAT-Tools. Also CAT-Tools, die sowohl für       Übersetzungsaufträgen,
                              Windows, Linux als auch Mac verfügbar sind. Im       all meine Glossare sind dreisprachig DE-FR-EN,
                              ersten Monat der Freischaltung habe ich einen        ich verwende aktuell nur drei Glossare:
                              DeepL-Pro-Account gezeichnet. Gleichzeitig           a) mein eigenes Glossar mit 70.000 Einträgen
                              hat mein CAT-Tool (CafeTran) eine direkte Ein-       b) IATE-Extract dreisprachig (DE-FR-EN)
                              bindung verschiedenster Pro-Accounts ermög-          c) Wikipedia-Titel (DE-FR-EN).
                              licht. Ich könnte also auch Google Translate,
                              MS Translator & Yandex Translate verwenden,       Wie alle Kolleginnen wissen, kann frau sich
                              tue das aber nicht, denn nach Tests bin ich zur   zweisprachige Glossare von IATE relativ einfach
                              Meinung gelangt, dass all diese Dienste weit      selbst erstellen. Ich wollte aber ein dreispachi-
                              vom DeepL-Level entfernt sind und Übersetze-      ges Glossar auf der Basis der deutschen Einträ-
                              rinnen mehr Arbeit machen, als sie ihnen brin-    ge und gleichzeitig nur jene Einträge, die in
                              gen. Je nach Textsorte und Sprachkombination      allen drei Sprachen vorhanden sind. Das selbst
                              ist das, wie schon in den Artikeln beschrieben,   zu basteln hätte mich mehrere Tage gekostet.
                              auch bei DeepL so. Ich lasse es „nur“ mitlaufen   Über ProZ.com kannte ich schon einen nieder-
                              und verwende es vor allem als Linguee-Ersatz,     ländischen Kollegen (Henk Sanderson), der be-
                              denn sämtliche Termini, die verwendet werden,     reinigte zweisprachige „IATE extracts“ zu sehr
                              stammen ja von Linguee. Somit erspare ich mir     kleinem Preis im Format des jeweiligen CAT-
                              das Suchen. Doch was ich wirklich nutze, sind     Tools anbietet. Henk hat auch viel Erfahrung
                              Glossare der Marke „Eigenbau“ und im Folgen-      mit Scripts und erstellte für mich das dreispra-
                              den möchte ich eine Lanze für Eigenbauglossare    chige Extract. Die gleiche Logik hat er dann
                              brechen. Ich ermutige auch dezidiert all meine    auch bei den Wikipedia-Einträgen angewandt.
                              Mentees und hiermit auch geschätzte Lese-         Also: sämtliche Wikipedia-Titel, die es in den
                              rinnen dazu, Glossare abseits der puristischen    drei Sprachen gibt, mit einem Script in ein Glos-
                              terminologischen Ansätze zu erstellen und zu      sar extrahiert. Und ja, ganz genau, natürlich
UNIVERSITAS         Mitteilungsblatt 2/19   17

gleich im für mich richtigen Format für mein        In meinem Fall sieht das so aus:
CAT-Tool. Ich musste die Datei nur umbenennen.

Die aufmerksamen Leserinnen unter Ihnen wer-         DE: Registrierkassa;Registrierkasse;Registrier-
den gemerkt haben, dass ich öfters das neu-              kassen
deutsche Wort „extract“ verwendet habe. Genau        FR: caisse enregistreuse
dieses „denglisch“ ist es, das mich veranlasst       EN: cash register
hat, meine gesamte Terminologie von zwei-
sprachig auf dreisprachig umzustellen. Immer
öfter verwenden meine Kunden englische Wör-         Das Wort wird also immer erkannt. Auch noch
ter in ihren deutschen Texten. Diese in einem       klassisch werden Sie sagen. Ich verwende aber
DE  FR-Projekt dann zu finden, dauerte meist       fast ganze Sätze bzw. Satzfragmente.
einige Mausklicks. Jetzt nur mehr maximal
zwei. Später mehr dazu.
                                                     DE: Registrierkassa-Aktion ist möglich
Meine Wikipediaeinträge sind natürlich bunt –        FR: action caisse enregistreuse possible
eigentlich buntest – gemischt. Stellen Sie sich
das Glossar als Tabelle mit folgenden Spalten-
überschriften vor:                                  Sie sehen schon, es handelt sich um Soft-
                                                    wareübersetzungen. Traditionell hätten die
Deutsch, Französisch, Englisch, Kontext, The-       Wörter „ist möglich“ in einer Terminologieda-
ma, Kunde, Bemerkung, Referenz.                     tenbank / einem Glossar nichts verloren. Da es
                                                    eine Funktionsbeschreibung ist, spart mir das
Eigennamen stehen dann drei Mal drinnen (z. B.      aber einiges an Zeit. Noch ein Beispiel:
der Regisseur Lars von Trier) aber bei (DE) „Bis-
tum Trier“ steht (FR) „diocèse de Trève“ und
(EN) „Roman Catholic Diocese of Trier“. So steht     DE: Bankeinzugsdatei für Rechnungen
es in Wikipedia. Die restlichen Spalten habe ich         erzeugen
aufgefüllt, damit ich – sollte ich später ein-       FR: générer fichier d'avis de prélèvement
mal alle Glossare zusammenlegen wollen – die             pour factures
Einträge klar identifizieren und deren Ursprung
nachvollziehen kann.
                                                    Kommentar: Wie jede technische Redakteurin
So weit, so gut und fast klassisch. Der sprin-      weiß, ist bei Softwareübersetzungen die Feld-
gende Punkt in meinem Ansatz liegt aber in          länge oft begrenzt. Daher muss frau sich ent-
meinem eigenen Glossar. Hierbei konzent-            scheiden: entweder ich arbeite mit Abkürzun-
riere ich mich auf DE/FR, denn hier habe ich        gen oder ich lasse Artikel weg. Denn bei den
den größten Korpus. Nehmen wir den Begriff          französischen Artikeln „le/la“ spare ich dadurch
Registrierkassa, der letztes Jahr in aller Mun-     drei Anschläge, bei „les“ vier Anschläge (inklu-
de war. Traditionell steht in einem Glossar         sive Leerschritt nach dem Wort, denn ein Leer-
                                                    schritt ist die Mindestlänge).

 DE: Registrierkassa                                Jetzt erahnen Sie schon, worauf ich hinaus
 FR: caisse enregistreuse                           will. Bei dem obigen Beispiel handelt es sich
 EN: cash register                                  nicht um einen vollständigen Satz, sondern um
                                                    eine Funktionsbezeichnung in einem viel län-
                                                    geren Satz. Glossareinträge füge ich in CafeTran
So will es die Terminologielehre. Ein normales      mit einer (1!!!) Tastenkombination in mein
CAT-Tool – so auch meines – erkennt nur den         Segment ein. Einmal richtig ins Glossar einge-
eingegebenen Begriff. „Registrierkasse“ wird        geben, und der Terminus passt immer. DeepL
nicht (mehr) erkannt, genauso wenig „Regist-        kann da nicht mithalten, weil es diesen ganzen
rierkassen“, auch nicht andere Fälle. Bei Cafe-     Begriff unmöglich als einen Terminus erkennen
Tran kann ich Synonyme eingeben, die durch          kann und somit zwangsläufig nur Müll heraus-
Semikolon OHNE Leerschritt getrennt werden.         kommt. Ein Testbeispiel folgt später.
18   UNIVERSITAS   Mitteilungsblatt 2/19

                   Ein etwas weiter oben angekündigter Punkt ist      und der Verwendung von NMÜ zeigen.
                   mir auch noch wichtig. „Denglish“. Was hindert
                   mich folgenden Eintrag zu benutzen?                Der deutsche Ausgangstext lautet:

                     DE: USB-Audio-Schnittstelle;USB-Audio-           Erzeugung eines Bankeinzugs für Rechnungen
                         Schnittstellen;USB-Audio-Interface;USB-
                         Audio-Interfaces                             Als Supervisor (die entsprechenden Rechte
                     FR: interface USB-Audio;interfaces USB-Audio     müssen vom Support freigeschalten werden)
                     EN: USB-Audio-Interface;USB-Audio-               können Sie eine Bankeinzugsdatei für Rechnun-
                         Interfaces                                   gen erzeugen. Dazu müssen Sie die Checkbox
                                                                      'Bankeinzugsdatei für Rechnungen erzeugen'
                                                                      aktivieren. Vergessen Sie nicht das richtige Kun-
                   Ganz genau: Nichts!                                denkonto über die Auswahlbox auszuwählen.
                                                                      Der Suchkriterien-Modus muss deaktiviert sein.
                   Dieses Beispiel verdeutlicht meinen Ansatz:
                   Wissend, dass alle CAT-Tools bei mehrsprachi-
                   gen Glossaren standardmäßig in der Ausgangs-
                   sprache suchen, muss frau erst die Sprache             Grün hinterlegt sind meine Glossareinträge
                   ändern, um im Englischen einen Suchbegriff         mit 100%iger Übereinstimmung.
                   zu finden (je nach CAT-Tool ein oder zwei zu-
                   sätzliche Mausklicks). Bekomme ich jetzt einen         Gelb hinterlegt ist jener Glossareintrag, den
                   Text von einem Kunden, bei dem der englische       ich einfügen und nur leicht abändern muss.
                   Begriff im deutschen Ausgangstext steht, kann
                   ich davon ausgehen, dass dies auch in Zukunft      Wie Sie sehen, 14 „Einfügungen“ und ein paar
                   immer wieder der Fall sein wird. Somit neh-        Änderungen/Hinzufügungen. Gesamtaufwand
                   me ich den englischen Begriff gleich bei den       unter zwei Minuten für die 47 Wörter/8887 An-
                   deutschen Begriffen auf. Mein CafeTran erkennt     schläge oder 7,1 Zeilen.
                   dann den englischen Begriff sofort und ich
                   muss nur mehr den französischen Begriff aus        Mit DeepL dauert es um einiges länger. In meinem
                   dem Glossar einfügen. Wie gesagt, für mich         Fall knapp vier Minuten, denn ich muss die nicht
                   eine Tastenkombination.                            erkannten Fachausdrücke aus dem Text oben durch
                                                                      meine Glossareinträge ersetzen (Achtung: keine
                   Schon lange vor NMÜ bin ich – bei meinen Text-     vergessen!). Im oben angegebenen Text sieht jede
                   sorten und meiner Arbeitsweise – zu dem Schluss    Übersetzerin sofort, dass dies länger dauern muss.
                   gekommen, dass kreative Glossareinträge, die       Somit sinkt aber auch die Produktivität.
                   zwangsläufig sehr spezifisch auf den Ausgangs-
                   text abgestimmt sein müssen, die viel schnellere   Ich plädiere daher für mehr Kreativität bei der
                   Wahl sind. DeepL hat daran nichts geändert!        Verwendung von Glossareinträgen. Diese – so-
                                                                      fern für die Textsorte sinnvoll angelegt – brin-
                   Ich bin aber auch der Meinung, dass es wahr-       gen meiner bescheidenen Meinung nach aktuell
                   scheinlich nur eine Frage der Zeit ist, bis CAT-   mehr als jede NMÜ.
                   Tools so programmiert sein werden, dass eigene
                   Glossareinträge – sofern sie gefunden werden –     Zu einem weiteren Punkt möchte ich zu einem
                   beim Transfer oder beim Lektorieren das NMÜ-       späteren Zeitpunkt noch einen Artikel verfassen.
                   Ergebnis korrekt ersetzen. Sobald dies der Fall    Wie bekannt, kommt von DeepL je nach Zeitpunkt
                   ist, wird neuronale maschinelle Übersetzung        der Übermittlung der gleiche Ausgangssatz an-
                   sicherlich zu einem viel höheren Produktions-      ders übersetzt zurück. Dieses Phänomen möchte
                   volumen bei gleichem Zeiteinsatz führen. Bis       ich gerne etwas länger beobachten und tausche
                   dahin bleibe ich aber noch bei meinen „kreati-     mich diesbezüglich auch gerne mit anderen In-
                   ven“ Glossareinträgen.                             teressentinnen aus. Vielleicht ein gemeinsamer,
                                                                      sprachübergreifender Artikel? 
                   Zum Abschluss möchte ich noch einen konkre-
                   ten Vergleich zwischen meiner Vorgangsweise
UNIVERSITAS       Mitteilungsblatt 2/19           19

“PUTTING QUALITY AT THE CENTRE
OF OUR OPERATIONS”
Interview mit Stéphan Déry, CEO des Translation Bureau der kanadischen Regierung.
Die Fragen stellte Bianca Schönhofer.

Der Übersetzungsdienst der kanadischen Bundesregierung ist der
größte Arbeitgeber von DolmetscherInnen und ÜbersetzerInnen in
Kanada. Mit einer Belegschaft von rund 800 SprachexpertInnen
erbringt das Translation Bureau nicht nur Übersetzungs-, Dolmetsch-
und Terminologiedienstleistungen für das kanadische Parlament und
andere Regierungsbehörden, sondern bietet auch zahlreiche Tools und
Ressourcen zur Sprachenförderung, die der Öffentlichkeit auf dem
Language Portal of Canada kostenlos zur Verfügung stehen.
UNIVERSITAS Austria hat mit CEO Stéphan Déry über die Arbeit des                                       Stéphan Déry has been
                                                                                                       the Chief Executive Officer
Translation Bureau, den Schlüsselfaktor Qualität und aktuelle                                          (CEO) of the Translation
Entwicklungen im Berufsfeld gesprochen. Nachstehend lesen Sie                                          Bureau since May 23, 2017.
das Interview im Originalwortlaut.                                                                     As CEO, he is shaping the
                                                                                                       future direction of the
                                                                                                       Government of Canada’s
                                                                                                       linguistic services through a
UNIVERSITAS Austria: Mr Déry, you are cur-           We provide these services mainly to Parliament,   strong focus on quality and
rently heading the Translation Bureau of the         the courts, and federal agencies or departments   service excellence.
Government of Canada. Please tell us about your      but also to organisations dealing with the fed-
current role at the Bureau and your educational      eral government. We do translation in over 100
and professional background.                         languages and interpreting in approximately 30
                                                     languages. Due to our extensive expertise in
Stéphan Déry: I have to admit that I am neither      domains such as nuclear science, ocean protec-
a translator nor an interpreter. I am an accoun-     tion programmes, etc., we are sometimes also
tant with a master’s degree in public adminis-       asked to do work for provincial governments
tration. I have been a civil servant for most of     or other entities and professional associations
my career and also worked in a position in the       outside of government.
private sector. I was asked to take the job of CEO
of the Translation Bureau in May 2017. When I        We also provide a number of resources to the
took on this role, I was asked to develop a new      general public. One of them is TERMIUM Plus,
vision for the Bureau to bring people and clients    which is a terminology tool that the Bureau
together and to make the Bureau a centre of ex-      has built over many years, first for its inter-
pertise in linguistic services.                      nal use, and then we started selling it to the
                                                     Canadian public and also overseas on CD/
UNIVERSITAS Austria: Can you elaborate a bit         DVD. At one point, the government decided
on the services the Translation Bureau provides?     to fund it and open it to the world. Since
                                                     then, it has grown into what it is today, a
Stéphan Déry: The Translation Bureau was             database that is searched 100,000 times a
founded in 1934 and is the largest employer          day in over 220 countries around the world.
of translators in Canada today – we are an or-       Most of the documentation in TERMIUM Plus
ganisation of 1,200 people, with approximately       is in French and English but Spanish is also
800 translators. The Bureau offers translation,      available. We have also started working with
interpreting and terminology services and now        the provincial governments on building ter-
even some transcription in indigenous languag-       minology in indigenous languages in Canada,
es. That is our bread and butter, I would say.       which is quite difficult due to the large num-
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