NaturschutzReport - Münchens Vögel in der Welt zu Hause Interview: Dr. Martin Wikelski Alle Veranstaltungen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
NaturschutzReport Zeitschrift der LBV-Kreisgruppe München 2. Halbjahr 2020 • 2,– € ISSN: 1614-305 Münchens Vögel in der Welt zu Hause Interview: Dr. Martin Wikelski Alle Veranstaltungen
Die Öko-Metzgerei Landfrau Genuss in höchster Öko-Qualität! Handwerkliche Tradition, schonende Verarbeitung, lange Reifezeiten sowie die regionale Herkunft sind der Ursprung des guten Geschmacks unserer mit Sorgfalt und Liebe hergestellten Spezialitäten. Wir sind Partner von Naturland, dem Verband für naturgemäßen Landbau e. V. und verarbeiten ausschließlich Tiere von ökologisch wirtschaftenden Bauernhöfen aus der Region. Wir gehen den Weg, den Siegfried Stocker 1978 im Firmenleitbild der Hofpfisterei verankert hat: Maximale Qualität bei akzeptablen Kosten – statt minimale Kosten bei akzeptabler Qualität! Die Öko-Metzgerei Landfrau ist die hauseigene Metzgerei der Hofpfisterei, München.
NaturschutzReport Editorial 2 / 2020 1 Inhalt Editorial .....................................................................1 Vom Wunder des Vogelzuges .................................2 Naturschutz in Krisenzeiten ...................................5 Das LBV-Interview: Dr. Martin Wikelski .................6 Liebe Leserin, Kreisgruppe München Stadt / Land ......................9 lieber Leser, Wildapfelfund in Allacher Lohe ...........................10 seit meinem letzten Editorial ist lediglich ein halbes Jahr vergangen. Ein halbes Jahr, in dem unser bisheriges Le- Kunst am Bau .........................................................11 ben durch ein Virus weitgehend auf den Kopf gestellt wurde. Wir tragen Masken, halten Abstand voneinan- Klimagerechtigkeit in München ...........................12 der und die wirtschaftliche Existenz vieler Menschen ist Coyote-Teaching und BNE ....................................13 in Frage gestellt. Noch viel härter hat es Menschen ge- troffen, deren Angehörige oder Freunde an der Krank- Ornithologische Naturkundliche Reisen 2020....13 heit verstorben sind. Natürlich hat sich auch mir in dieser Zeit die Frage ge- Kurz berichtet .........................................................14 stellt: Welchen Beitrag können wir, kann der LBV leis- ten, um diese Krise zu überwinden? Meine wichtigste Arbeit benachbarter Kreisgruppen......................17 Erkenntnis dabei war: Unsere Arbeit ist präventiv. Durch unseren Einsatz für Biotope, Artenvielfalt und Grünflä- Ebersberg ................................................................17 chen sorgen wir vor und sichern unsere Lebensgrund- lagen. Wir brauchen diese Schutzgüter, egal, ob das Erding ......................................................................18 Problem Virus oder Klimawandel heißt. In Stadt und Landkreis München haben wir mit dafür Miesbach .................................................................19 gesorgt, dass Bürgerinnen und Bürger in ihrem Wohn- umfeld noch Orte zur Erholung vorgefunden haben und Naturkundliche Führungen und dort am Aufblühen der Bäume und dem Gesang der Vorträge des LBV....................................................20 Vögel feststellen konnten, es wird Frühling und das Le- Impressum ..............................................................28 ben geht weiter. Unsere Biotope wie die Allacher Hei- de, die Langwieder Heide und die Moosschwaige, aber auch viele unserer kleineren Flächen, waren so gut be- sucht, dass wir den Andrang durch Informationsschil- Landesbund für der in Bahnen lenken mussten. Ohne diese grünen Oa- sen, die beständig gegen anderweitige Begehrlichkeiten, Vogelschutz in Bayern e.V. vor allem gegen Bebauungswünsche verteidigt werden Verband für Arten- und Biotopschutz • NABU-Partner Bayern mussten, wäre die Situation gänzlich unerträglich ge- worden. Kreisgruppe München Stadt und Land Es hat mich besonders gefreut, dass unsere Mitarbei- Klenzestraße 37, 80469 München terinnen und Mitarbeiter trotz der Schwierigkeiten alle Telefon: 0 89 / 20 02 70-6, Fax: 0 89 / 20 02 70-88 Biotoppflegearbeiten und Artenhilfsprogramme weiter- E-Mail: info@lbv-muenchen.de www.lbv-muenchen.de geführt haben. Wir mussten deshalb bisher kein einzi- ges Schutzprojekt einstellen. Wir werden alles daran- setzen, dass das so bleibt und hoffen dafür auch auf Vortragsabende ESG • Friedrichstr. 25 • 80801 München Ihre Hilfe. Aktuelle Termine im Veranstaltungsprogramm Ihre LBV-Naturschutzzentrum Klenzestr. 37, 80469 München Öffnungszeiten und Kontakt: siehe Seite 9 Spendenkonto Stadtsparkasse München Dr. Irene Frey-Mann, 1. Vorsitzende IBAN: DE40 7015 0000 0100 1079 11 • BIC: SSKMDEMM
NaturschutzReport Vogelzug 2 / 2020 3 Den Fortschritt des Frühlings kann man hören. Für mich begann er dieses Jahr am 15. März mit einem monotonen, leicht hektischen Auf-und-Ab. Da sang auf meinem Weg zur S-Bahn ein Girlitz hoch oben im Wipfel einer Fichte. Eine Woche dar- auf erschien die erste Mönchsgrasmücke in mei- nem Garten, ließ sich aber mit ihrem ersten zaghaf- ten Liedchen, einem schwätzenden Gedudel, noch ein paar Tage Zeit. Und dann kam quasi täglich eine neue Art hinzu: das heisere Knirschen des Hausrot- schwanzes, das ewige Zilp und Zalp des – Sie ahnen es – Zilpzalps, das Pfeifen des Stars. Und nach den Kurzstreckenziehern, die immerhin einen Reiseweg von bis zu 2000 Kilometern hinter sich haben kön- nen, folgten mit Fitis, Rauchschwalbe und Grau- schnäpper die wirklich Weitgereisten. Wenn Ku- Zitronengelb, und trotzdem eher zu hö- ckuck und Mauersegler zurück in die Heimat ren als zu sehen: der Gesang des Girlitzes gefunden haben, dann ist es schon fast Sommer. erinnert an das Quietschen eines ungeöl- ten Kinderwagen-Rades. Für mich ein immer wieder faszinierender Reigen von Foto: Rosl Roessner / LBV-Archiv Kommen und Gehen, von eng getakteten Jahreszyklen der Langstreckenzieher und scheinbar entspannteren Lebensentwürfen der Standvögel. im Winter fort, andere harren im Brutgebiet aus. Der Buchfink verdankt dieser Strategie seinen wissenschaft- In München daheim – und fast lichen Namen: Fringilla coelebs, der „im Zölibat lebende Fink“. Im Winter nämlich sehen wir in der Regel nur die immer in der Welt zu Hause Männchen, die Weibchen ziehen in den Mittelmeer- Als Standvögel gelten gemeinhin die Arten, die bei raum und kehren erst im Frühjahr zurück. Manchmal uns das ganze Jahr über zu beobachten sind, beispiels- ändert sich die Zugstrategie auch mit dem Lebensalter, weise Meisen, Amseln, Rotkehlchen. Kurzstreckenzie- dann bleiben beispielsweise noch nicht geschlechtsrei- her überwintern im Mittelmeergebiet, überqueren oft- fe Jungvögel im Brutgebiet, während die Altvögel abwan- mals auch das Mittelmeer, nie jedoch die Sahara. dern oder umgekehrt. Und wir wissen mittlerweile, dass Langstreckenzieher dagegen pendeln auf ihrem jährli- die Münchner Stadtamseln weniger Neigung zeigen, im chen Zug zwischen Nord- und Südhemisphäre. Mehr Winter wegzuziehen als ihre Verwandten aus dem Fünf- und mehr stellt sich aber heraus, dass allein schon die- Seen-Land. Dieser Unterschied ist offenbar genetisch se Kategorisierung grob vereinfachend ist. Selbst bei Ar- fixiert, denn er zeigte sich auch, als die Vögel unter ten, die als Standvogel gelten, findet oftmals still und identischen Bedingungen am Max-Planck-Institut für heimlich, von uns unbemerkt, ein Zuggeschehen statt. Ornithologie in Seewiesen gehalten wurden. Evolution Denn oft sind die Populationen mit Brutheimat in Skan- im Eiltempo! Insgesamt scheint die Strategie des Kurz- dinavien oder im Baltikum gar keine Standvögel, son- strecken- oder auch Teilzugs ziemlich flexibel zu sein: dern ziehen im Winter eine kurze Strecke in den Süden. Je nach lokalen Wetterbedingungen können Vögel, die München, mit dem für Vögel im Winter angenehm mil- diese Strategie verfolgen, länger im Brutgebiet verwei- den Stadtklima, könnte dann durchaus zum Winter- len oder schon früher abziehen. Wenn die Bedingun- quartier für die Verwandtschaft aus dem Norden wer- gen günstig sind, wagen sie immer öfter eine Überwin- den. Und ob das Rotkehlchen, das im Sommer unter terung. Das kann man in den letzten Jahren zum meinem Busch gebrütet hat, auch wirklich Besucher Beispiel beim Star, bei der Mönchsgrasmücke und auch meiner Winterfutterstelle ist, das werde ich wohl nie he- bei der Goldammer beobachten, die bei der Stunde der rausfinden. Möglicherweise hat es nämlich kurzzeitig Wintervögel immer öfter in München gemeldet werden sein Revier geräumt und gönnt sich ein paar Wochen und offenbar ganz gut mit den Bedingungen zurecht- Italien – wer weiß? kommen. Klimawandel, urbanes Mikroklima und die Echte Standvögel, die nie ziehen, sind wohl eher eine Fütterung in zahlreichen Gärten spielen dabei sicher Ausnahme in der Vogelwelt. Viel öfter wird die Strate- eine Rolle. gie des Teilzugs verfolgt, das heißt, zumindest einige Po- pulationen oder auch nur Teile einer Population ziehen Verhaltensunterschiede als Überlebensstrategie Der Gartenrotschwanz kommt noch regelmäßig Dass der Teilzug eine dermaßen erfolgreiche Strate- zum Brüten in die Münchner Kleingartenanlagen. Den Winter verbringt er in den Savannen der gie ist, liegt daran, dass immer nur Teile einer Populati- Sudan-Zone. Foto: Marcus Bosch / LBV-Archiv on die Gefahren und Anstrengungen des Vogelzugs auf
NaturschutzReport 4 2 / 2020 Vogelzug Gerät ein Element aus dem Takt, kann der ganze Jah- reslauf aus den Fugen geraten. Und das passiert offen- bar zunehmend häufig. Jedenfalls stehen auffällig viele Langstreckenzieher auf der Roten Liste der Gefährde- ten Brutvögel Deutschlands – circa 30 Prozent der Weit- wanderer gelten als gefährdet. Ob die Hauptursache der Gefährdung dabei der Verlust der Rasthabitate ist, die für solch gigantische Wanderungen wie die des Fi- tis unbedingt notwendig sind, ob es Veränderungen im Brutgebiet oder im Winterquartier sind, ungünstige kli- matische Veränderungen oder auch der Verlust der Nahrungsgrundlage wie durch das Insektensterben – wir wissen es oftmals nicht. Dabei sind diese Informati- onen dringend notwendig für den Schutz dieser Arten. Wissenschaft als Grundlage für den Vogelschutz – und lokales Eine Dorngrasmücke, die an einem Bahndamm Anpacken in München ihr Lied singt, hat einen Flug von mindestens 5000 Kilometern hinter sich und dabei Seit 1901, dem Gründungsjahr der Vogelwarte Ros- die Sahara und das Mittelmeer überquert. sitten als erste Vogelberingungsstation, gibt es einen Foto: H.-J. Fünfstück / LBV-Archiv weltweiten Verbund engagierter Vogelforscher, die mit zunehmend ausgefeilten Methoden Zugrouten, Rastge- sich nehmen und ein anderer Teil das Risiko trägt, einen biete und Winterquartiere unserer Zugvögel erfor- harten Winter im Brutgebiet nicht zu überleben. In schen. Der LBV hat mit seinen Telemetrieprojekten die strengen Wintern sind dann die ziehenden Artgenossen Wanderungen von Weißstorch, Kuckuck und Brachvo- im Vorteil, in milden Wintern die daheim gebliebenen, gel greif- und (digital) erlebbar gemacht. Wir verstehen da sie früh im Jahr schon die besten Reviere besetzen so besser die Anpassungen der Weißstörche, die im- können. Das funktioniert aber natürlich nur, wenn ein mer öfter in Spanien zum Überwintern bleiben, statt die Ausharren im Brutgebiet zumindest unter günstigen Be- Gefahren eines Zugs bis ins südliche Afrika auf sich zu dingungen denkbar ist. Für Insektenfresser ist das in al- nehmen. Wir wissen um die große Ortstreue der Kucku- ler Regel nicht der Fall. Selbst in milden Wintern fliegen cke, sowohl im Winter- als auch im Brutgebiet, und bei in unseren Breiten kaum Insekten umher, die Nahrungs- den Brachvögeln ahnen wir, dass ein Hauptgrund für grundlage für Fliegenschnäpper, Schwalben, Segler und die Probleme dieser Art wohl in Änderungen der Land- andere Insektenfresser ist im Winter schlicht nicht ge- nutzung liegt: Trockenlegungen und Infrastrukturent- geben. Diese sind daher auf jeden Fall gezwungen, ihr wicklung gefährden Rastgebiete, Winterquartiere und Brutgebiet zu räumen und die nahrungsarme Zeit an- Brutgebiete. Je mehr wir die Gefährdungen und die au- derswo zu überdauern. Und so bildete sich im Laufe der ßerordentlichen Leistungen der Zugvögel verstehen, Evolution das faszinierende Phänomen des Langstre- desto bewusster wird uns auch die enorme Verantwor- ckenzugs heraus mit seinen schier unfassbaren Heraus- tung, die wir für ihren Erhalt tragen. Die Rückkehr der forderungen und Leistungen. Dass ein Fitis mit seinen Zugvögel sollten wir Jahr für Jahr als Mutmacher feiern, gerade mal 10 Gramm eine Reise von über 10.000 Kilo- als Wunder der Evolution, als individuelle Höchstleis- meter hinter sich gebracht hat, dass er die Sahara über- tung und kollektiven Erfolg. Der Einflug eines Mauerseg- wunden, das Mittelmeer überflogen hat, Eleonorenfal- ler-Brutpaars im angestammten Brutplatz unterm Dach, ken und Vogelfängern entkommen ist, Hunger und das Trällern eines Gartenrotschwanzes im Kleingarten, Wetterkapriolen ertragen hat, bevor er im Nordfriedhof das Schwätzen einer Dorngrasmücke auf einer unserer sein Lied anstimmt, erscheint mir Jahr für Jahr als das Pflegeflächen sind kleine Siege gegen ungebremste Wunder, das es ist. Nachverdichtung, Übernutzung und Kollateralschäden Weltweit nehmen rund 50 Milliarden Vögel die stra- der Stadtentwicklung. Denn der Verlust eines Bruthabi- paziösen und gefährlichen Wanderungen zwischen tats, eines Rastgebiets oder auch die Verknappung von Brutgebiet und Winterquartier auf sich, rund 80 Pro- Nahrung durch Rodung von Sträuchern, Hecken und zent aller Arten gelten als Zugvögel – offenbar ist die Feldgehölzen, das findet bei uns vor der Haustür statt. Strategie ein Erfolgsrezept. Bei vielen Arten, besonders Als LBV stemmen wir uns dagegen durch den Erhalt denen mit langen Zugwegen, ist die Wanderlust tief in und die Pflege wichtiger Biotope, durch Beratung von den Tieren verankert, ebenso wie die zeitliche Taktung Planern, Architekten, Bauherren und oftmals auch im Jahreslauf: Frühjahrszug, Brut und Jungenaufzucht, durch lauten Protest, wenn bei Planungen mal wieder Mauser und Herbstzug, auch der Aufenthaltsort in Af- der Schutz unserer Natur vergessen wurde. rika – das alles ist eine fein abgestimmte Choreografie. Dr. Sophia Engel
NaturschutzReport Naturschutz in Krisenzeiten 2 / 2020 5 Naturschutz in Krisenzeiten Die Corona-Krise stellt unsere Naturschutzarbeit in München vor große Herausforderungen. Wie viele andere auch, mussten wir von heute auf mor- gen einen Weg finden, effektiv weiterzuarbeiten, aber auch vermeidbare Risiken für die Gesundheit zu umgehen. Soweit man das heute, d. h. im Mai 2020, beurteilen kann, ist das gut gelungen. Wir konnten von der Kreativität des Ehrenamts sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren. Biotoppflege und Artenhilfsprogramme Am 20. März wurden in Bayern Ausgangsbeschrän- kungen erlassen, unser Biotoppflegeteam stand über Nacht ohne ehrenamtliche Hilfe da. Eigentlich ist unse- re Biotoppflege ohne diese Hilfe gar nicht zu bewälti- gen. Kurzerhand wurde der Plan umgestellt und unser Biotoppflegeteam arbeitete unter Urlaubsverzicht die drängenden Aufgaben ab. Das war unter Inkaufnahme zeitweiser Arbeitsüberlastung und hohem Materialver- schleiß möglich. Klar war dabei von Anfang an, dass un- sere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nur auf den Tag warten, endlich wieder anpacken zu können. Sobald es die Kontaktbeschränkungen zulassen, steht eine Unterstützergruppe bereit, die so motiviert ist wie nie zuvor. Blieb auch dem LBV nicht erspart – Vogelschutz, Öffentlichkeits- Videokonferenzen! Foto: Dr. Heinz Sedlmeier arbeit, Vorsorge Klimawandel Da die Bauwirtschaft von der Krise weitgehend un- beeindruckt ist, liefen auch unsere Projekte Gebäude- Bildungsprogramme brüterschutz und „Der Spatz als Botschafter der Stadt- Unsere Umweltstation wurde durch die Corona-Kri- natur“ weiter. Aufgrund der warmen Witterung musste se zunächst am härtesten getroffen. Kindergruppen, sogar auf mehr Baustellen der Schutz von Mauerseg- Vorträge und Diskussionsveranstaltungen waren nicht lern, Spatzen, Schwalben und Fledermäusen sicherge- mehr möglich. Wir mussten andere Wege finden, um stellt werden als im Vorjahr. unsere Inhalte zu transportieren. Es wurde auf Digitali- Selten waren unsere Grünflächen und Biotope so sierung und Online-Angebote umgestellt. Unser social- wertvoll wie in dieser Krise. Wir wollten der ausgangs- media-Angebot wurde ausgebaut und der Kontakt mit beschränkten Bevölkerung deshalb Tipps zur Entde- den Kindergruppenleitungen über Videokonferenzen ckung der Natur im Wohnumfeld an die Hand geben. hergestellt. Parallel dazu wurde ein Online-Blog entwi- So veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung auf unsere ckelt und wir sind dabei, auch eine eigene Videoproduk- Anregung eine informative Serie über Tiere und Pflan- tion zu etablieren. zen in München. Mehrere Artenhilfsprogramme des LBV konnten so vorgestellt werden. Überwältigt waren wir vom Erfolg unserer „Blühbrie- Organisation und Verwaltung fe“. Nach kürzester Zeit waren über 1.000 Blumensa- Glücklicherweise wurden in unserer Geschäftsstelle menpäckchen nachgefragt und verschickt worden. Die zum Jahreswechsel mehrere technische Neuerungen Blumensamenmischung enthält nur Samen aus dem eingeführt: digitale Telefone, eine schnellere Internet- Naturraum Münchner Schotterebene (autochthones leitung und mobile Arbeitsplätze. So konnten wir ohne Saatgut) und ist spezifisch auf die Ansprüche unserer Verzögerung zur Kommunikation auf Videokonferenzen Insektenwelt zugeschnitten. 1.000 kleine Blumenwie- umstellen. Als Premiere fand erstmals in der 37-jährigen sen sind ein wirksames Signal, dass viele Bürgerinnen Geschichte der Kreisgruppe eine Vorstandssitzung on- und Bürger sich gegen Artenverlust und Klimawandel line statt. engagieren wollen. Dr. Heinz Sedlmeier
NaturschutzReport 6 2 / 2020 Interview Das LBV-Interview: Dr. Martin Wikelski Als Gründungsdirektor des neuen Max-Planck-In- ter gesendet und kommen zu uns, also den Wissen- stituts für Verhaltensbiologie in Radolfzell beschäf- schaftlern, in eine Datenbank, die sogenannte tigt sich Dr. Martin Wikelski intensiv mit der Erfor- „Movebank“. So haben wir von überall Zugriff auf die schung von Tierwanderungen. Dabei geht er Bewegungsdaten und wissen, wo die Tiere sind, was sie durchaus auch unkonventionelle Wege und nutzt machen und wie die Umwelt um sie herum ist. beispielsweise die Internationale Raumstation ISS für seine Vogelbeobachtungen. Unsere Ornitholo- Was war der Auslöser für die Idee, Tierwanderun- gin Dr. Sophia Engel wollte von ihm wissen, welche gen aus dem Weltall zu erforschen? Antworten die moderne Wissenschaft und das Ver- Wikelski: Viele Wissenschaftsbereiche haben gute Tech- halten von Wildtieren auf Fragen unserer Zeit nologien, mit denen sie arbeiten können. Die Radioast- geben können. ronomen haben ihre Teleskope, die Polarforscher haben ihre großen Schiffe etc. Wir Biologen, Ökologen hatten In diesem Frühjahr waren wir durch die Aus- bisher eigentlich kein globales Beobachtungssystem, mit gangsbeschränkungen alle ziemlich ausgebremst, dem wir Tiere überall beobachten können. Im Moment vieles konnte dann aber zum Glück doch von zu können wir Tiere etwa ab Amselgröße untersuchen, weil Hause aus erledigt werden. Was macht aber ein For- die Sender mit einem Gewicht von vier bis fünf Gramm scher, der Tierwanderungen untersucht, in einer für noch kleinere Tiere zu schwer sind. Wir arbeiten aber Zeit mit Ausgangsbeschränkungen? an weiteren Verkleinerungen, sodass wir innerhalb von Wikelski: Im Freiland läuft jetzt nicht sehr viel, aber ein fünf Jahren auf Sender mit einem Gewicht von nur einem paar kleinere Projekte kann man auch mit den Aus- Gramm kommen wollen. Das ist technisch möglich. Das gangsbeschränkungen noch machen. Und wir haben Icarus-System auf der ISS haben wir jetzt gerade mit Ver- zum Glück tausende Tiere schon am Sender, d. h. wir spätung angeschaltet und es funktioniert sogar sehr viel können mit diesen Tieren virtuell um die Welt mitreisen. besser als gedacht. Von daher wissen wir jetzt, wohin es Das funktioniert mittlerweile sehr gut. Das ist etwas an- technisch in den nächsten Jahren gehen wird. deres, als im direkten Kontakt mit den Tieren zu arbei- ten, aber auch sehr spannend, wenn man sich in das Kann man mit Icarus Fragen beantworten, die einzelne Tier hineinversetzt und schaut, wohin es geht. man vorher nicht erforschen konnte? Könnte man Voraussetzung für eine solche virtuelle Reise ist ein zum Beispiel herausfinden, was die Fitisse aus Mün- Sender, den das Tier trägt. Den haben wir zum Teil chen im Winterhalbjahr so treiben und wo sie sich schon vor einiger Zeit angebracht, aber das geht auch aufhalten? jetzt noch in kleinem Umfang, wenn man allein arbeitet Wikelski: Ja. Die kleinen Vögel liegen uns besonders oder zu zweit mit Atemmasken. Manche Jahreszyklen am Herzen, weil sie in den letzten Jahren enorme Ver- von Tieren beginnen eben jetzt, da kann man ein Pro- luste hatten. 30 Prozent der Singvögel sind allein in Eu- jekt nicht aufschieben. Fledermäuse, Große Abendseg- ropa verschwunden, das sind 420 Millionen! Das ist un- ler zum Beispiel, die im Winterquartier aufwachen und fassbar – ein riesiges Sterben, das heimlich hinter deren Jahreslauf nun beginnt, die besendern wir trotz unserem Rücken passiert ist. Und wir wollen jetzt her- der Beschränkungen mit den entsprechenden Vor- ausfinden: Warum sterben die Vögel, wo sterben sie? sichtsmaßnahmen. Wir wollen wissen, wie viel Energie Um das Verhalten unserer besenderten Vögel zu er- die Fledermäuse beim Fliegen verbrauchen und wo die forschen, haben wir kleine Beschleunigungssensoren Insekten sind, die sie jagen. Dafür bringen wir jetzt Sen- auf den Sendern und auch Druck- und Temperatursen- der an und beobachten die Tiere dann während der soren. Das ist im Grunde wie so eine Art Fitness-Arm- nächsten Wochen. band, das ein Vogel mit sich trägt. Dieses kann uns ziemlich genau sagen, was die Tiere wo machen und Ein großes Projekt von Dir heißt Icarus, abgekürzt wie es ihnen geht. für International Cooperation for Animal Research Using Space, also Tierforschung aus dem All – das Wenn man die Rote Liste der bedrohten Arten be- klingt ganz schön futuristisch. Wie müssen wir uns trachtet, bekommt man den Eindruck, dass beson- diese Forschung vorstellen? ders viele Zugvögel als gefährdet gelistet sind. Wikelski: Das funktioniert so: Die Tiere bzw. ihre Sen- Woran liegt das, und sind wandernde Tiere generell der schicken ihre Daten an einen Satelliten, in diesem besonders gefährdet? Fall die Internationale Raumstation ISS als Experimen- Wikelski: Eigentlich sollte es wandernden Tieren bes- talplattform. Von dort werden die Daten wieder herun- ser gehen, denn sie gehen ja immer dorthin, wo es für
NaturschutzReport Interview 2 / 2020 7 sie schön ist. Darum sind solche Wanderungen in der Evolution ja auch immer wieder entstanden. Das ist also eigentlich eine ganz tolle Strategie. Jetzt ist es aber so, dass der Mensch in den letzten Jahren die Welt extrem verändert hat. Und mit dem globalen Wandel, inklusive Klimawandel, sind sehr wahrscheinlich auch viele der Habitate zerstört worden, die die Vögel brauchen – im Winter, vielleicht auch während des Zugs, vielleicht auch hier bei uns. Eventuell liegt es aber auch an der Nah- rungsverfügbarkeit, denn wir wissen, dass die Insekten sehr stark zurückgegangen sind. Dieses ganze Zusam- menspiel der Faktoren versteht noch niemand wirklich im Detail. Man kann Vermutungen anstellen. Aber wirk- lich zu verstehen, warum ein Tier stirbt und wo es stirbt, das versuchen wir jetzt herauszufinden. Kann die Erforschung der Tierwanderungen dem Dr. Martin Wikelski Naturschutz helfen? Foto: Christian Ziegler Wikelski: Auf jeden Fall! Auf Englisch spricht man da von „evidence-based conservation“, also faktenbasier- Der Kuckuck gilt bisher ja nicht als ausgeprägter tem Naturschutz. Man kann sich das wie die Detektiv- Schwarmvogel, hier im Brutgebiet geht er eher auf arbeit nach einem Verbrechen vorstellen: Wenn ich ein Abstand zu seinen Artgenossen. Ist das auf dem Zug Detektiv bin, versuche ich herauszufinden, wie es zu anders? dem Todesfall kam und was passiert ist, bevor die Per- Wikelski: Ich gehe davon aus, dass der Kuckuck ande- son gestorben ist. Und genauso ist es eigentlich beim ren Vogelarten folgt, denn sonst wäre es praktisch un- Naturschutz: Wir müssen wissen, was den Tieren pas- möglich, dass die jungen Kuckucke alle Angola finden siert ist, was sie vorher gemacht haben, wo sie vorher und sich dort im Winter treffen. Das ist aber etwas, was waren und mit wem sie interagiert haben. Genau diese wir noch untersuchen müssen. Von den Wanderdros- Detektivarbeit fehlt, diese Daten haben wir bisher nicht, seln, die wir in Nordamerika untersucht haben, wissen bekommen sie aber jetzt. wir aber beispielsweise, dass sie ganz stark untereinan- der kommunizieren, wenn sie nachts fliegen. Sie fliegen Was war in den letzten Jahren die spannendste in verschiedenen Höhenlagen und rufen dort ungefähr neue Entdeckung in der Vogelzugforschung für so: „Ich bin hier, wer ist sonst noch da?“ Und wenn kei- Dich? ne Antwort kommt, dann ist die Flughöhe offenbar nicht Wikelski: Das ist schwer zu sagen, da gibt es so viel! die richtige und muss angepasst werden. Das ist noch Ich glaube, für mich am faszinierendsten sind zum ei- nicht publiziert, aber das sind richtig spannende neue nen diese langen Wanderungen. Zum Beispiel der Ku- Erkenntnisse. ckuck, der von Ostsibirien bis nach Angola fliegt – wahr- scheinlich die längste Wanderung in der Vogelwelt, In diesem Jahr geht die UN-Dekade Biologische noch länger als die der Küstenseeschwalbe! Dann aber Vielfalt zu Ende. Gleichzeitig fordern Bürger zuneh- auch die Tatsache, dass das Ganze im Schwarm pas- mend vehement wirksame Maßnahmen gegen das siert. Wir sehen immer mehr, dass der Vogelzug ein kol- Artensterben ein. Hast Du den Eindruck, dass die lektives Phänomen ist. In der Vergangenheit hat man Stimme der Wissenschaft bei Fragen der Umwelt- gedacht, dass ein einzelner Singvogel seinen geneti- politik Gehör findet? schen Informationen folgt, in der Art: 100.000 Flügel- Wikelski: Ich bin überzeugt, dass so etwas wie eine schläge nach Süden, dann ein bisschen drehen und „Natürliche Revolution“ kommt, dafür sieht man über- dann nochmal 300.000 nach Südwesten oder so. Aber all Anzeichen. Es gibt ein Umdenken, besonders in der das scheint nicht der Fall zu sein. Die Vögel scheinen jungen Generation. Und die derzeitige Krise könnte vielmehr eine Zugkultur zu haben, sie lernen voneinan- auch in dieser Richtung ziemlich viel bewirken. Die der- der, sie kommunizieren miteinander. Das ist also eher zeitige Pandemie ist ja nicht die erste und wird auch so wie früher auf einer italienischen Autobahn, da wird nicht die letzte sein, wenn wir so weitermachen wie bis- gehupt und jeder hört den anderen und orientiert sich her. Solche Seuchen nehmen ihren Ausgang oft auf den auch daran. Ich glaube, dieses Schwarm-Phänomen, Wildtiermärkten. Vom Max-Planck-Institut aus versu- diese Interaktion, die auch eine neue Systemeigen- chen wir, die Interaktionen von Wildtieren mit Nutztie- schaft mit sich bringt, nämlich eine neue Sensorik als ren und Mensch zu untersuchen und auch zu unterbin- Gesamtsystem, das ist das, was man als den sechsten den. Sinn der Tiere bezeichnen kann. Das ist etwas, was wir Das andere ist, dass diese Art der Krankheitsübertra- erst langsam verstehen. gung auch mit Massentierhaltung zusammenhängt. Die
NaturschutzReport 8 2 / 2020 Interview Spanische Grippe von 1917 hatte ihren Ursprung in der funktionen der Tiere. Auffälligkeiten können uns somit Schweinehaltung im Mittleren Westen der USA. Man früh warnen. kann also nicht Einzelnen die Schuld zuweisen, sondern Wir können auch vom „Sechsten Sinn“ der Tiere viel wir alle müssen unser Verhalten überdenken. Überall lernen. Zum Beispiel lassen sich anhand des Verhaltens gibt es Interaktionen von Tieren und Menschen auf en- von Tieren Katastrophen wie Erdbeben oder Vulkanaus- gem Raum, in der Massentierhaltung ebenso wie auf brüche mehrere Stunden vor ihrem Eintreffen vorhersa- den Wildtiermärkten in Asien. So entstehen diese Rie- gen. Das scheint zu funktionieren, weil dieses Kollektiv- senprobleme. verhalten oder die „Schwarmintelligenz“ etwas anzeigt, was auf dem individuellen Niveau nicht sichtbar ist. Wir Kann denn die Erforschung von Tierwanderun- haben beispielsweise in den Abruzzen eine Farm mit gen auch Antworten auf wichtige Fragen, die uns Sensoren ausgestattet; dort können wir jetzt anhand des Menschen betreffen, geben? Verhaltens der Kühe vorhersagen, wann das nächste Wikelski: Auf jeden Fall! Die Weißstörche zeigen z. B. Erdbeben kommt. Zumindest in Italien scheint das zu an, wo in Afrika gerade ein Ausbruch der Wanderheu- funktionieren, aber viele weitere Tests sind noch notwen- schrecke beginnt, denn dort versammeln sie sich alle dig. Tiere können uns so viel sagen, was man mit ande- zum Fressen. Dorthin geht oft niemand von der FAO, ren Methoden einfach nicht messen kann. das sind gefährliche Gegenden. Ein anderer Fall: Die Swainson’s Hawks haben uns ge- Wenn Du eine Maßnahme zum Schutz von Zug- zeigt, wo auf den Feldern in Südamerika gefährliche Gif- vögeln durchsetzen könntest, welche wäre das? te eingesetzt wurden. Vor 25 – 30 Jahren sind die Be- Wikelski: Wildtiere sind wie unsere Spürhunde und stände dieser Art stark zurückgegangen, darum hat helfen uns, indem sie uns etwas zeigen. Das muss man man welche besendert und auf ihrem Zug zwischen den Menschen verdeutlichen. Ich glaube, dass die Men- Nord- und Südamerika verfolgt. So konnte man feststel- schen von der Individualisierung der Tierwanderungen, len, dass alle auf den Feldern in Argentinien gestorben vom Miterleben der Reise eines einzelnen Vogels mit all sind, wo ein bestimmtes Gift ausgebracht wurde. Die- ihren Gefahren und unterschiedlichen Herausforderun- ses Gift ist auch für Menschen gefährlich. gen besonders gut lernen können, dass Tiere uns auf Die Zugwege der Vögel können wir immer besser viele unserer Fragen Antworten geben können und nachzeichnen und ungewöhnliche Ansammlungen oder dass wir sie für uns und für unser Ökosystem brauchen. Kontakte verschiedener Arten erkennen. Viele Sender Ich denke, man muss die Menschen sensibilisieren, messen nun auch die Temperatur oder andere Vital- dass sie dafür Verständnis haben. Entspannt einkaufen im LBV-Naturschutzzentrum Klenzestraße 37, neben dem Gärtnerplatztheater, Tel.: 089 / 200 270 - 73 Mo. – Fr. 13 – 18 Uhr • Vogel- & Eichhörnchenfutter • Nisthilfen und Futterhäuser • Fachbücher und Broschüren • Geschenkartikel Vivara Neudorff • und vieles mehr B. Helbig Wählen Sie aus Hunderten Artikeln für den Naturschutz in aller Ruhe das Passende aus. G. Fenzl Ein freundliches und kompetentes Team steht Ihnen beratend zur Seite. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! TIPP! Das beliebte Bienenhaus von Neudorff gibt es nun auch mit abnehmbaren Spechtschutz aus Maschendraht – von unserem Ehrenamtlichen Manfred Gutbrod in Handarbeit ergänzt. Wir bitten um Vorbestellung!
NaturschutzReport Kreisgruppe München 2 / 2020 9 Die Kreisgruppe München Stadt / Land Vorstand Christian Köbele (Biotoppflege, AHP Wechselkröte) Tel. 20 02 70 72, E-Mail: christian.koebele@lbv.de 1. Vorsitzende Dr. Irene Frey-Mann, Johann-Schmaus-Str. 3, Norbert Horlacher (Biotoppflege) 80637 München, Tel. 15 97 05 90 Tel. 0152 / 05 85 37 24, E-Mail: norbert.horlacher@lbv.de Stellv. Vorsitzender Johann Leitmeier (Schatzmeister) Oliver Kattner (Biotoppflege) Freischützstr. 17, 81927 München, Tel. 99 31 79 00 E-Mail: oliver.kattner@lbv.de Schriftführer Walter Sindlinger Arbeitskreise Schorerstr. 4, 81547 München, Tel. 6 97 06 43 1. Nistkästen Beisitzer Werner Reuter, Roland Schwenk, Dr. Eva Schneider Siegfried Braun, Mainaustr. 34, Tel. 4 70 44 30, 0 81 02 / 8 01 09 70, 2 71 90 52 81243 München, Tel. 8 34 32 97 2. Fledermäuse Gabriele Glück, Jakob-Hagenbucher-Str. 10a, Dr. Irene Frey-Mann, Margarete Kistler, 80993 München, Tel. 0172 / 8 67 48 22 Tel. 15 97 05 90, 6 42 27 56, 01 77 / 6 42 27 56 Alexander Hausmann, Ainmillerstr. 26, 3. Schmetterlinge 80801 München, Tel. 0152 / 25 10 97 44 Dr. Annette von Scholley-Pfab, Wolfgang Langer Henning von Kielpinski, Untermarkt 62, Tel. 0178 / 1 21 07 86, 7 85 16 47 82515 Wolfratshausen, Tel. 4 20 95 86 70 4. LBV-Shop Christine Schenkl, Stiftsbogen 144, Bernd Fischer, Christiane Pappritz, Tel. 20 02 70 73 81375 München, Tel. 70 55 67, Fax 70 09 98 37 5. Studienreisen, Erwachsenenbildung Jugend Werner Reuter, Dr. Eva Schneider Isabel Rohde, Römerstr. 1h, 82319 Starnberg, Tel. 4 70 44 30, 2 71 90 52 Tel. 0178 / 5 80 80 71 6. Arten- und Biotopschutzgruppe Würmtal Dietlind Freyer-Zacherl, Tel. 8 57 34 91 Mitarbeiter der Geschäftsstelle 7. LBV-Hochschulgruppe Dr. Heinz Sedlmeier (Geschäftsführer) Isabel Rohde, Tel. 0178 / 5 80 80 71 Tel. 20 02 70 71, E-Mail: heinz.sedlmeier@lbv.de 8. Ornithologie Dr. Sophia Engel (Stellv. Leiterin der Geschäftsstel- Dr. Sophia Engel, Tel. 20 02 70 75 le, Projektleitung Vogelkunde und Vogelschutz) Tel. 20 02 70 75, E-Mail: sophia.engel@lbv.de Katharina Seizinger (Verwaltung, Redaktion) Delegierte Tel. 20 02 706, E-Mail: katharina.seizinger@lbv.de Herbert Bartl, Tel. 90 37 436 Frauke Lücke (Co-Projektleitung Biotoppflege) Alicia Bilang, Tel. 35 69 546 Tel. 20 02 70 81, E-Mail: frauke.luecke@lbv.de Ulrich Dopheide, Tel. 55 06 17 77 Katharina Spannraft (Co-Projektleitung Biotoppflege) Bernd Fischer, Tel. 28 80 61 79 Tel. 20 02 70 81, E-Mail: katharina.spannraft@lbv.de Wolfgang Fritsch, Tel. 45 24 02 98 Sylvia Weber (Projektleitung Artenschutz an Gebäuden) Jochen Goldsche, Tel. 6 78 92 68 Tel. 20 02 70 83, E-Mail: sylvia.weber@lbv.de Gisela Heinz, Tel. 15 17 21 Alexandra Baumgarten (Leitung Umweltstation) Werner Kaufmann, Tel. 93 88 59 Tel. 20 02 70 82, E-Mail: alexandra.baumgarten@lbv.de Margarete Kistler, Tel. 64 22 756, 0177 / 64 22 756 Maxi-Paula Schwarzbauer Claudia Mayer, Tel. 70 08 84 84 (Projektmitarbeit BNE) Irmgard Paikert-Schmid, Tel. 9 04 64 81 Tel. 20 02 70 86, Christiane Pappritz, Tel. 78 74 97 96 E-Mail: maxi.paula.schwarzbauer@lbv.de Mariel Paul, Tel. 089 37 91 26 35 Marion Dorsch Johann Prücklmeier, Tel. 7 55 73 98 (Projekt Klimawandel und Biodiversität) Horst Rehn, Tel. 64 93 011 Tel. 20 02 70 74, E-Mail: marion.dorsch@lbv.de Werner Reuter, Tel. 47 04 430 Corinna Lieberth (Projekt Spatz als Botschafter der Stadtnatur) Judith Starke, Tel. 0176 / 48 84 63 25 Tel. 20 02 70 84, E-Mail: corinna.lieberth@lbv.de Marianne Weber, Tel. 83 45 423
NaturschutzReport 10 2 / 2020 Biotoppflege Sensation am Biotoprand: Wildäpfel in der Allacher Lohe Die Frucht des Wildapfels Foto: G. Aas Am Rand eines Heidebiotops fand unsere Kreis- eigentümer sowie die Naturschutzbehörde der Landes- gruppe eine wichtige Population des seltenen Wild- hauptstadt gewinnen. Erste Arbeiten fanden schon im apfels (Malus sylvestris). Gemeinsam mit Partnern Februar 2020 statt. erfolgen jetzt Schutzmaßnahmen und eine wissen- schaftliche Aufarbeitung. Das gesamte Ausmaß des Allacher Wild- apfelfundes wird nun erst ermittelt Bei unseren Biotoppflegeeinsätzen fielen diese so un- Im Sommer steht nun eine wissenschaftliche Aufar- typischen Apfelbäume schon länger auf. Eine genetische beitung des Wildapfelvorkommens an, denn es gibt vie- Untersuchung bestätigte dann den Verdacht: Alle acht le weitere Verdachtsbäume im Gebiet. Eine Studieren- eingesandten Blattproben sind Wildäpfel. Für ganz Bay- de am Lehrstuhl für Botanik der Hochschule ern sind nur drei weitere Vorkommen in ähnlicher Größe Weihenstephan-Triesdorf wird alle fraglichen Apfelbäu- bekannt. Der Wildapfel ist die in großen Teilen Europas me erfassen. Danach sind zusätzliche Maßnahmen zum ursprünglich heimische Apfelart. Da er sich mit dem weit Schutz und zur Vermehrung geplant. Denn das langfris- verbreiteten Kulturapfel (Malus domesticus) kreuzen kann, tige Ziel für die Allacher Wildäpfel ist nicht nur deren Er- ist die reine Wildapfelform äußerst selten geworden. halt, sondern der Aufbau einer genetisch gesicherten Für Maßnahmen zum Schutz der Äpfel konnte der Nachzucht. Die dann in die freie Natur ausgebrachten LBV das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Fors- Nachkommen können die Vielfalt unserer heimischen ten in Ebersberg, die Deutsche Bahn als Grundstücks- Wälder bereichern und die Situation des Wildapfelbe- Blühender Wildapfel standes in Bayern verbessern. Foto: G. Aas Katharina Spannraft Sie haben auch einen Wildapfel- verdachtsbaum? Für eine fachliche Einschätzung schicken Sie uns bit- te die Koordinaten und dokumentieren Sie das Aus- sehen des Baumes im Jahreslauf (Blüten, Blätter, Früchte und Wuchsform). Darauf basierend können Forstexperten schon eine erste Einschätzung zur Wahrscheinlichkeit eines echten Wildapfelfundes ma- chen. Bitte schicken Sie diese Infos an: katharina. spannraft@lbv.de. Wir sind gespannt!
NaturschutzReport Artenschutz an Gebäuden 2 / 2020 11 Spatzen auf „Wolke Sieben“ Die Großbaustelle am Hanns-Seidel-Platz in Neu- stellen. Im ersten Bauabschnitt, den die BHB Bauträger perlach läuft auf vollen Touren. Der erste Bauab- GmbH Bayern nun fertiggestellt hat, wurde der Münch- schnitt ist inzwischen bezugsreif. Nicht nur für Men- ner Künstler Hajo Forster mit Entwurf und Umsetzung schen, auch für Spatzen wurde dort ein neues der ersten 24 Spatzenwohnungen beauftragt – Kunst Zuhause geschaffen – auf etwas ungewöhnliche am Bau, in der es künftig zwitschern soll! Forster hatte Weise. sich dazu wolkenartige Gebilde an den Fassaden aus- gedacht. Damit diese von den Spatzen artgerecht und Dass die Haussperlinge am Hanns-Seidel-Platz Sinn optimal genutzt werden können, nutzte der bildende für Kunst haben, haben sie schon vor Beginn der Bau- Künstler die Fachexpertise des LBV und plante die Wol- maßnahmen bewiesen: Als Schutzgehölz wählten sie kenskulpturen mit diesem gemeinsam. Jede Wolke ent- mangels Hecken auf dem Platz die Stahlskulptur „Le- hält drei bis fünf Vogelappartements. Der obere Rand gung III“ des Künstlers Adrian Maryniak (NaturschutzRe- ist geneigt, damit sich weder Tauben noch Feinde der port 02/2018). Die Stahlskulptur wurde auf Betreiben Spatzen darauf niederlassen können. Damit keine des LBV trotz heftigen Widerstands erhalten und kurz Feuchtigkeit in die im Inneren liegenden Holzkästen ein- vor dem Abbruch des Kulturzentrums umgesetzt. Sie dringen kann, wurden die steht jetzt nahe beim Spatzenturm, der als Ersatz- Einfluglöcher so gebohrt, dass Tropfwasser nach außen abläuft. Und selbstverständlich kön- nen die Spatzenwohnun- gen auch gereinigt wer- den: Zu diesem Zweck hat der Künstler die Wol- ken so gestaltet, dass der Deckel abgenommen werden kann. Schöner wohnen im Kulturquadrat – dank „Spatzenfreunden“ Große Freude herrschte, als die ers- ten Haussperlinge noch im Winter bei der Inspektion der neuen Brutstätten beobachtet wurden. Wie es scheint, ge- fallen ihnen die neuen Wohnungen – mindestens ein Männchen pfiff nach ei- nem „Probesitzen“ schon mal frech aus einem der Löcher heraus. Das ist ein gutes Zeichen – ein Teil der Spatzen- bande wird ihm hoffentlich folgen und Der Künstler Hajo Forster und Sylvia Weber präsentieren die „Spatzenwolken“. ebenfalls in die kleinsten Stadtwohnun- Foto: Tristan Thaller gen Münchens einziehen, die die BHB je gebaut hat. Im Moment sind die Wolkenskulpturen nur aus der Ferne zu sehen, denn die Baustelle darf nicht betreten brutort im Februar 2018 gebaut und in der anschlie- werden. Aber später einmal, wenn das Kulturquadrat ßenden Brutsaison bereits von einigen Sperlingspaaren fertiggebaut ist, können sich alle Spatzenliebhaber über bezogen worden war. Spatzenkinder, die ihre Geburts- das belebte Kunstwerk freuen. Das ist das Ziel, das der stätte im Spatzenturm verlassen, sind also nach wie vor LBV mithilfe seiner „Spatzenfreunde“ verfolgt: Die Stadt in der Stahlskulptur geborgen und vor Feinden sicher. soll wieder zwitschern. Oder zumindest alles dafür ge- tan werden, dass die noch verbliebenen Spatzentrupps Kunst am Bau, die zwitschert! sich in München weiterhin wohl fühlen und die Stadt- Der Bebauungsplan sieht vor, dass die Bauträger im natur bereichern. Am Hanns-Seidel-Platz stehen die Zei- „Kulturquadrat“, wie das Neubaugebiet heißt, weitere chen dafür günstig. 45 Brutplätze an den Fassaden der Neubauten bereit- Sylvia Weber
NaturschutzReport 12 2 / 2020 Bildung für nachhaltige Entwicklung Chancen nutzen – für eine gerechte Welt ‚Krisenerprobt‘ lautet ein Begriff, der in den letz- und Entlastung – Faktoren, die auch unser Immunsys- ten Monaten mitunter zu lesen war. Ist unsere Welt tem positiv unterstützen. wirklich krisenerprobt? Sind wir erprobt und lernen Die europäische politische Führungsebene hat in Zei- aus der Vergangenheit? Oder verdrängt eine Krise ten der Corona-Pandemie gezeigt, dass sie in kurzer die andere aus den Medien, aber nicht aus der Zeit drastische Änderungen herbeiführen kann. Und mit Welt? gleicher Ernsthaftigkeit, in gleichem Zusammenschluss muss die Politik von der kommunalen bis hin zur inter- Die Klimakrise ist eine der zentralen ethisch-politi- nationalen Ebene nun beginnen, wirkungsvolle Maß- schen Herausforderungen unserer Zeit. Denn die da- nahmen einzuleiten, um die Klimaerwärmung aufzuhal- durch hervorgerufenen dramatisch voranschreitenden ten. Sie muss Klimaschutz-Akteure unterstützen und Veränderungen auf der Erde bedrohen die Lebens- aufhören, die Verantwortung ausschließlich auf die Bür- grundlage von Millionen Menschen. Sie führen zu mehr gerinnen und Bürger zu schieben. Armut, einer stärkeren Marginalisierung von Menschen sowie zu mehr Flucht. Und das bringt mehr Konflikte Jeder Einzelne trägt Verantwortung um lebensnotwendige Ressourcen und die Zunahme Auch vor Bayern macht der Klimawandel nicht Halt. nationalistischer Tendenzen in unseren Gesellschaften Er hat bereits zu merklichen Veränderungen verschie- hervor. Doch jede Krise beinhaltet auch Chancen. dener klimatischer Kenngrößen wie Temperatur oder Klimaschutz, nachhaltiges Leben – das ist kein Life- Niederschlägen geführt. Damit stellt sich die Frage, was style von verwöhnten Städterinnen und Städtern, ver- Bayern jetzt und in Zukunft an Veränderungen zu er- träumten Alt-Hippies und rebellischen Jugendlichen. Kli- warten hat. Und wie wir diesen Herausforderungen be- maschutz und nachhaltiges Leben ist die moralische gegnen. Verpflichtung einer Spezies, die den Planeten ins Wan- Das Projekt Klimagerechtigkeit in der Stadt setzt sich ken gebracht hat, nachfolgenden Generationen extrem zum Ziel, dass wir uns gemeinsam ansehen, wer beson- hohe Bürden auflastet, Menschengruppen ins Elend ders stark von der Klimakrise betroffen ist. Gibt es in- stürzt und zum Massensterben diverser Arten beiträgt. nerstädtische und Stadt-Land-Unterschiede? Können Jede Person kann dazu beitragen, deutlich den eige- und wollen wir eingreifen? Wie ist das möglich? Und nen CO2-Verbrauch zu reduzieren, jede Person kann sind unsere Abhängigkeiten und Auswirkungen auf in- sich politisch beteiligen, Druck machen und aufbegeh- ternationaler Ebene überhaupt noch vermeidbar? Dazu ren – gegen diese Ungerechtigkeit, die sich ausbreitet. bietet das Projekt ein buntes Programm: Beginnend mit In Zeiten der Corona-Krise haben die Menschen be- Projekttagen an Schulen über Tagesexkursionen für Er- gonnen, online Konferenzen und Besprechungen ab- wachsene bis hin zu spontanen Interviews und Perfor- zuhalten anstatt sich vor Ort zu treffen. Es ist uns also mance-Acts in der Innenstadt Münchens, im Biergarten möglich, unser Mobilitätsverhalten umzugestalten. Die oder an der Isar. eingestellten Flüge, die Ausgangsbeschränkungen und Mit dem Projekt Klimagerechtigkeit in der Stadt thema- der damit reduzierte Verkehr – das alles sind Maßnah- tisieren wir viele Fragen, Chancen und Herausforderun- men, die es in dieser Form nicht zu wiederholen gilt. gen. Und für so viel unterschiedlichen Stoff braucht es Doch sie haben uns etwas geschenkt: Frischere Luft viele unterschiedliche Menschen, die ihre Gedanken, Ideen und ihr Wissen zusammentragen, um der Über- hitzung des Planeten entgegenzuwirken. Auch in der Foto: Alexandra Baumgarten zweiten Jahreshälfte 2020 fragen und suchen wir weiter, wie wir mit der Klimakrise umge- hen werden. Ergänzt wird das Projekt durch diverse an- dere große und kleine, analoge und virtuelle Events im Rahmen des Projekts Natur und Nachhaltigkeit in der Stadt. Alexandra Baumgarten
NaturschutzReport Bildung für nachhaltige Entwicklung 2 / 2020 13 Coyote Teaching und BNE – Altes Wissen in neuem Look Coyote-Teaching bedeutet auch, einfach Seit Jahrzehnten gibt es beim LBV München Natur- mal die Komfortzone zu verlassen. kindergruppen. Das Konzept hat sich aber nie geändert. Foto: Alexandra Baumgarten Und trotzdem wirken weder Kinder noch Gruppenlei- ter und Gruppenleiterinnen verstaubt, sondern frisch Jede Gruppenleitung kann sich aussuchen, mit welchem und voller Tatendrang. Die jahrtausendealte Idee hat Konzept sie sich wohler fühlt. sich bewährt: Kinder sind in der Natur unterwegs und Wenn auch Sie eine LBV-Naturkindergruppe leiten folgen dem Motto: lachen, lernen und erleben. Mit al- möchten oder Ihr Kind bei einer Naturkindergruppe len Sinnen die Natur erforschen, eigene Grenzen tes- mitmachen will, dann wenden Sie sich bitte für weitere ten und überwinden, Geschichten lauschen, singen, Ge- Informationen an Alexandra Baumgarten: meinschaft erleben, Schätze heben und Abenteuer alexandra.baumgarten@lbv.de; Tel.: 089 200 / 270 82 bestehen. Die Gruppenleitung versucht die Neugierde Alexandra Baumgarten der Kinder aufrecht zu erhalten, um mit ihnen gemein- sam all die Rätsel zu lösen, die sich zeigen: Welcher Vo- gel hat hier gefressen? Was fressen Vögel? Wie sehen die Fraßspuren aus? Coyote-Teaching hat zum Ziel, die Menschen zu er- mutigen, Dinge zu hinterfragen, aktiv zu bleiben, die Freuden zu behalten, für die Zukunft zu sorgen. Und das will auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ornithologische Naturkundliche Reisen 2020 – 2. Halbjahr „Der Österreichische Biosphärenpark Nockberge“ 16. bis 20. Juli 2020 Exkursionen von der 1700 m hoch gelegenen Turracher Höhe aus durch die Zirben-Lärchenwälder zu den legendären Alpen-Blumenwelten der „Nocken“ „Vogelschutzgebiet Unterer Inn“ 18. /19. September 2020 Exkursion durch eines der bedeutenden Vogelschutzgebiete Mitteleuropas von Simbach/Inn, entlang der Inn-Dammwege und von Beobachtungstürmen aus „Vogelparadies Helgoland“ 30. September bis 8. Oktober 2020 Reise zur Zugzeit ins Vogelparadies nach Helgoland – die beste Zeit für besondere Vogelbeobachtungen, zum Staunen und Erleben Organisation und Leitung: Werner Reuter und Dr. Eva Schneider • Postfach 86 06 68 • 81633 München • Tel. 089 / 470 44 30 • E-Mail: wreuter@t-online.de • www.munaris.de Hinweis: Bei den ornithologischen naturkundlichen Reisen handelt es sich um externe Veranstaltungen. Der LBV München übernimmt keine Haftung!
NaturschutzReport 14 2 / 2020 Kurz berichtet KURZ BERICHTET • KURZ BERICHTET • KURZ BERICHTET Vielfalt erhalten – mit gebietsheimischem Saatgut Wem die heimische Artenvielfalt am Herzen liegt, kann mit der Ansaat einer Wildblumenwiese sowohl ei- nen Lebensraum als auch eine Nahrungsquelle für zahl- reiche Insekten schaffen. Doch es kommt auf das Saat- gut an, denn lokale Pflanzenpopulationen sind an ihren Standort angepasst und unterscheiden sich in ihren Ge- nen. Die Verwendung von autochthonem, also gebiets- heimischem Saatgut bewirkt, dass Pflanzen vitaler sind Wildblumenwiese und die genetische Vielfalt innerhalb einer Pflanzenart Foto: pixabay couleur gestärkt wird. Außerdem wird der lokale Jahresrhyth- mus eingehalten, wodurch wechselseitige Beziehungen zestraße 37 zu kaufen. Öffnungszeiten: Montag bis Frei- mit Bestäubern erhalten bleiben. Echt münchnerisches tag von 13 – 18 Uhr, Tel.: 089 / 20 02 70 73. Saatgut gibt es im LBV-Naturschutzzentrum in der Klen- Marion Dorsch Schneidergrube Gräfelfing: Neue Strukturen für Laubfrosch und Zauneidechse Unterstützt von TTeilnehmern der Eine Förderung durch die Postcode-Lotterie ermöglichte uns die Sanierung der Laichge- wässer auf dem Biotop „Schnei- dergrube“ in Gräfelfing. Anfang April hat das Biotoppfle- geteam zwei der bestehenden Gewässer erweitert, den Untergrund abgedichtet und die Ufer mit feinem Sub- strat modelliert. Ebenso wurden ausgewählte Weiden- stöcke am Gewässerrand entfernt. Dies führt zu mehr Besonnung und weniger Eintrag von Falllaub. Die Maß- nahmen kommen vor allem dem Laubfrosch zugute, der besonnte und klare Gewässer zum Ablaichen be- vorzugt. Da schon vermehrt Zauneidechsen im Biotop gesichtet wurden, es aber bislang noch wenig Versteck- möglichkeiten oder Eiablageplätze gab, haben wir neue Strukturen für diese wärmeliebenden Reptilien ange- legt. Neben der Postcode-Lotterie danken wir auch der Maßnahmen: Vergrößerung der bestehenden Laich- Gemeinde Gräfelfing für ihre Unterstützung. gewässer auf der Schneidergrube Foto: C. Köbele Christian Köbele Großstadtspatzen im BR Fernsehen Am 16. März wurde der Film „Großstadtspatzen“ im BR Fernsehen ausgestrahlt. An einigen Beispielen wird gezeigt, wie sich Sylvia Weber vom LBV München mit- hilfe der Förderergruppe „Die Spatzenfreunde“ für die wenigen verbliebenen Spatzenkolonien in München ein- setzt. Der Film zeigt auch, dass sich der große Aufwand gelohnt hat: Zwei der größten und stabilsten Spatzen- kolonien Münchens konnten so bislang erhalten wer- den. Wer den Film noch nicht gesehen hat – er ist noch bis zum 12. 03. 2021 in der BR-Mediathek verfügbar un- ter: www.br.de/mediathek/ Corinna Lieberth Foto: Monika Graf / LBV-Archiv
NaturschutzReport Kurz berichtet 2 / 2020 15 KURZ BERICHTET • KURZ BERICHTET • KURZ BERICHTET Ausgezeichnet! Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Deutsche UNESCO-Kommission haben uns er- neut gewürdigt mit folgender Begründung: „Die LBV-Umweltstation in München hat Bildung für nach- haltige Entwicklung in ihren Angeboten und Aktionen systematisch verankert. Jährlich werden bis zu tausend Informations- und Bildungsveranstaltungen durchge- führt, die sich mit den Zusammenhängen ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit befassen. von li nach re: Dr. Catrin Hannken (Leiterin Referat Die Jury würdigt das hohe Engagement der Vereinsmit- Bildung in Regionen, Bildung für nachhaltige Entwick- lung im BMBF), Alexandra Baumgarten (Leitung der glieder im Bereich BNE und hebt die vorbildliche Parti- LBV-Umweltstation München) und Minister a. D. Wal- zipation aller Akteure in der Weiterentwicklung des Ler- ter Hirche (Internationaler Berater der Nationalen norts hervor.“ Das freut uns sehr! Und es motiviert uns, Plattform BNE und Vorsitzender des Fachausschusses weiterzumachen. Für eine gute Zukunft! Bildung der Deutschen UNESCO-Kommission) Alexandra Baumgarten Foto: Thomas Müller Biotop-Forscher ein Leben lang rosner & seidl stiftung wir überwältigt sind. Junge BiotoP-forsCHer Ein andermal sind sie Der Boden ist eine so schwer zu finden, dass man meinen möchte, sie ver- riesige WG mit un- bergen sich absichtlich. Der Mensch möchte die Natur terschiedlichsten erforschen, um Zusammenhänge zu begreifen. Dazu Bewohnern. haben die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Foto: Christina Projekts „Junge Biotop-Forscher“ Zeit, wenn Sie zwei Wenderoth Tage mit unseren LBV-Bildungsreferent*innen unter- wegs sind. Wir freuen uns sehr, dass wir dank der Un- Egal ob im Wald, am Wasser, in der Wiese oder in der terstützung durch die Rosner- und Seidl-Stiftung jähr- Hecke – es gibt keinen Ort auf der Welt, der es nicht lich rund 1.000 SchülerInnen von der ersten Klasse bis wert ist, genauer betrachtet zu werden. Die Wunder der zum Abiturjahrgang einladen dürfen, an diesem Projekt Natur strahlen uns manchmal so übermächtig an, dass kostenfrei teilzunehmen. Alexandra Baumgarten Projekt GlücksSpirale 2020 Wie bereits im vergangenen Jahr erstellt das Team der Bildung für nachhaltige Entwicklung auch 2020 verschie- dene Bildungsangebote zu den Themen Landwirtschaft, Ernährung und Biodiversität. Geplant sind unter ande- rem Exkursionen zu landwirtschaftlichen Betrieben wie dem Obergrashof oder der solidarischen Landwirt- schaftsgemeinschaft Kartoffelkombinat. Neben alternati- ven Formen der Landwirtschaft beschäftigen wir uns auch mit Themen der nachhaltigen Ernährung, Urban Garde- ning zur Selbstversorgung oder der weltweiten Ernäh- rungssicherheit. Dabei soll auch der Genuss nicht zu kurz kommen, denn in einigen Workshops wird auch gekocht. Workshop im GlücksSpiralenprojekt Wichtig ist uns dabei der Bezug zu regionalen und saiso- Foto: Claudia Mühlbauer nalen Lebensmitteln, die biologisch angebaut werden. Außerdem ist eine Saatgutaktion geplant, mit der wir Einrichtungen wie Schulen, Hausgemeinschaften oder Gemeinschaftsgärten bei der Anpflanzung von Blühstrei- fen unterstützen wollen. Maxi-Paula Schwarzbauer
Sie können auch lesen