2016 / Fankultur - Zwischen Leidenschaft und Fanatismus - Dokumentation der Präventionskonferenz - KPRd

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2016 / Fankultur - Zwischen Leidenschaft und Fanatismus - Dokumentation der Präventionskonferenz - KPRd
Dokumentation der
Präventionskonferenz
Kommunaler Präventionsrat Darmstadt

2016 /
Fankultur –
Zwischen Leidenschaft und Fanatismus
24 Jahre Kommunaler Präventionsrat Darmstadt
Erfolgreiche Präventionsstrategien für Darmstadt.

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                     Impressum
                     Herausgeber:

                     Kommunaler Präventionsrat Darmstadt (KPRd)

                     Redaktion:
                     Volker Weyel, Frank Sporck

                     Fotos:
                     Erik O. Martin, Thomas Lohnes

                     Kontakt:
                     Leitung + Geschäftsstelle KPRd-Management

                     Volker Weyel
                     Leitung Kommunaler Präventionsrat Darmstadt
                     Frankfurter Str. 71
                     64293 Darmstadt
                     Fon 0 61 51 – 13 31 98
                     Fax 0 61 51 – 13 34 74
                     E-Mail volker.weyel@darmstadt.de

                     Frank Sporck
                     Geschäftsstelle des KPRd
                     Frankfurter Str. 71
                     64293 Darmstadt
                     Fon 0 61 51 – 13 28 70
                     Fax 0 61 51 – 13 34 74
                     E-Mail frank.sporck@darmstadt.de

                     1. Auflage 2017
2016 / Fankultur - Zwischen Leidenschaft und Fanatismus - Dokumentation der Präventionskonferenz - KPRd
Seite 3

Inhalt

Impressum                                         2

Inhalt                                            3

Grußwort: Stadträtin Barbara Akdeniz              4

Grußwort Polizeipräsidium: Bernd Denninger        8

Präventionspreis 2016                            10

Fördervereins Prävention Direktor Robert Siwek   10

Kabarett Kabbaratz – Erstes Set                  14

Einführung in das Konferenzthema                 16

Kabarett Kabbaratz – Zweites Set                 18

Impulsreferat                                    20

Kabarett Kabbaratz – Drittes Set                 30

Fankultur im Wandel                              32

Kabarett Kabbaratz – Viertes Set                 37

Präventionsstrategien und Sicherheitskonzepte    38

Kabarett Kabbaratz – Fünftes Set                 43

Statements zum Konferenthema                     44

Pressespiegel                                    50

Organigramm des KPRd                             54
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                     Grußwort: Stadträtin
                     Barbara Akdeniz

                     Sehr geehrte Damen und Herren,               Ich möchte diese Präventionskonferenz
                     sehr geehrter Herr Denninger,                nutzen, um die Verdienste von Peter C.
                                                                  Bernet als Mitbegründer des Kommunalen
                     ich begrüße Sie herzlich zur diesjährigen    Präventionsrates wie auch als
                     Präventionskonferenz des Kommunalen          Mitbegründer des Fördervereins
                     Präventionsrates. Herrn Oberbürgermeister    Prävention zu würdigen.
                     Partsch muss ich leider entschuldigen, da
                     er noch in Berlin weilt.                     Peter Bernet hat die Entwicklung des
                                                                  Kommunalen Präventionsrates und das
                     Der Kommunale Präventionsrat                 Engagement des Fördervereins Prävention
                     ist mit seiner Gründung 1992 der             stets aktiv und aufmerksam begleitet
                     älteste Präventionsrat Deutschlands.         und war auch in den letzten Jahren,
                     Er wurde gegründet, um soziale und           trotz seiner Erkrankung, Ehrengast der
                     sicherheitsrelevante Fragen und              Präventionskonferenzen.
                     Anregungen in unserer Stadtgesellschaft
                     frühzeitig aufgreifen und entsprechende      Vor diesem Hintergrund werden wir den
                     Strategien koordinieren zu können.           Darmstädter Präventionspreis in diesem
                                                                  Jahr als Peter C. Bernet Gedächtnispreis
                     Der Kommunale Präventionsrat ist wie         verleihen.
                     auch die jährliche Präventionskonferenz
                     eine Darmstädter Institution geworden.       Unser heutiges Tagungsthema hätte
                     Gleichzeitig ist der Kommunale               auch die Zustimmung von Peter Bernet
                     Präventionsrat seit vielen Jahren ein        gefunden, fiel doch in seine Dienstzeit
                     innovativer Impulsgeber für eine gute        der Aufstieg des SV Darmstadt 98 in die
                     Balance von Sozial- und Sicherheitspolitik   1. Fußball Bundesliga (1977/78) und die
                     und organisiert eine Vielzahl von            damit verbundenen Sicherheitsfragen
                     themenbezogenen Arbeitsgruppen.              für die Hessische Polizei und die Stadt
                                                                  Darmstadt.
                     Initiatoren waren der leider verstorbene
                     ehemalige Polizeipräsident Peter Bernet      Die Präventionskonferenz 2016 trägt den
                     und der frühere Oberbürgermeister Peter      Titel
                     Benz.
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Fankultur –                                  Das Ziel der diesjährigen Präventions­
zwischen Leidenschaft und Fanatismus         konferenz, ist es die „Fankultur im
                                             Fußball“ angemessen zu differenzieren
Mit dem Untertitel versuchen wir, das        und unsere bestehenden Präventions­
Spannungsfeld des Themas Fankultur           strategien und Sicherheitskonzepte
sichtbar zu machen.                          zielgerichtet fortzuentwickeln.

Es gibt viele Menschen, die eine             Hierzu ist es aus meiner Sicht dringend
leidenschaftliche Beziehung zu etwas         notwendig, deutlich zwischen leiden­
aufgebaut haben und sich als Fans            schaftlichen Fußballfans und gewalt­
bezeichnen und sich teilweise auch in        bereiten Hooligans zu unterscheiden, die
Fanclubs organisieren. Dies trifft im        mit meist kleinen Gruppen die öffentliche
Besonderen für das Thema Fußball zu.         Berichterstattung und Wahrnehmung
Leidenschaftliches Engagement und            prägen. Erfolg­versprechende Konzepte
Identifikation sind hier stark ausgeprägt.   erfordern ein abgestimmtes und koordi­
                                             niertes Zusammenwirken, um eine gute
Das Thema „Fankultur im Fußball“ wird        Balance von Sozial- und Sicherheitspolitik
aktuell sehr emotional und kontrovers        herstellen zu können.
diskutiert. Wenn Leidenschaft in
Fanatismus umschlägt, hat dies auch          Vor diesem Hintergrund haben wir,
unmittelbare Folgen für die gesamte          neben den Sicherheitskonferenzen
Gesellschaft.                                zu Sicherheitsfragen rund um das
                                             Stadion, im Rahmen des Kommunale
Und dies betrifft an bestimmten Heim­        Präventionsrates eine AG Risikospiele
spieltagen auch konkret die Stadtgesell­     eingerichtet. Sie wird die gesamte Saison
schaft in Darmstadt, weshalb es auch         der Bundesliga 2016/2017 die jeweils
notwendig ist, dass wir uns mit diesem       möglichen Auswirkungen in den Blick
Thema differenziert auseinandersetzen.       nehmen und entsprechende Maßnahmen
                                             abstimmen.
In vielen gesellschaftlichen Bereichen ist
eine zunehmende Verrohung festzustellen
und dies wird leider auch im Umfeld von
Fußballbegegnungen vermehrt sichtbar.
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                     Das Kernziel dieser Arbeit ist es, alle       Ich bin zuversichtlich, dass es uns so
                     relevanten Kräfte zu bündeln und              auch gemeinsam gelingt, die Faszination
                     Anlasslos ein abgestimmtes Konzept            Fußball wieder in den Vordergrund zu
                     zum Thema Sport und Sicherheit zu             stellen.
                     etablieren. Unsere erste Herausforderung
                     war dann gleich das erste Heimspiel           Wer nicht vom Weg abkommt bleibt auf
                     der Lilien gegen Eintracht Frankfurt.         der Strecke
                     Wie auch viele andere Regionalderbys
                     hat diese Begegnung traditionell eine         Dies ist der Slogan, der alle Veranstal­
                     gewisse Brisanz, die sich bereits im          tungen des Kommunalen Präventionsrates
                     Vorfeld der Begegnungen real, aber auch       begleitet und dies bedeutet, dass wir
                     in den sozialen Netzwerken und Medien         unsere Konzepte, Strategien und Maßnah­
                     widerspiegelt.                                men der gesellschaftlichen Entwicklung
                                                                   und den jeweiligen Problemlagen
                     Dazu kommen oftmals, wie auch                 anpassen müssen.
                     in diesem Fall, Entscheidungen der
                     Deutschen Fußball Liga, auf die wir keinen    Und genau hierfür ist die Präventions­
                     Einfluss haben, die aber Voraussetzungen      konferenz jährlich ein wichtiger Rahmen,
                     schaffen für die wir sicherheitsrelevante     um bestehende Konzepte zu überprüfen
                     Antworten finden müssen.                      und zielgerichtet fortzuschreiben. Ich
                                                                   bin zuversichtlich, dass die heutige
                     Mit allen relevanten Beteiligten ist es uns   Präventionskonferenz wichtige Impulse
                     gelungen, ein erfolgreiches Konzept von       für die Fortschreibung unserer bisherigen
                     präventiven und sicherheitstechnischen        Konzepte und Strategien geben kann.
                     Maßnahmen abzustimmen.
                                                                   Ich freue mich, dass es uns gelungen
                     An diesem Beispiel hat sich deutlich          ist den Politikwissenschaftler und
                     gezeigt, dass Prävention eine                 Journalisten Peter Römer als
                     gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die      Impulsreferenten zu gewinnen.
                     nur mit der Unterstützung möglichst
                     vieler gesellschaftlicher Gruppierungen       ›› Herzlich Willkommen in Darmstadt
                     nachhaltige Wirkungen erzielen kann.
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Johannes Musch als Leiter des Darm­
städter Fanprojektes und Polizeidirektor
Thomas Raths werden uns aus ihren
jeweiligen Blickwinkeln die aktuellen
Herausforderungen im Zusammenhang
mit Fußballbegegnungen aufzeigen.

Gleichzeitig hoffe ich, dass es uns
gelingt, die überwiegend positiven,
phantasievollen und friedlichen Facetten
im Rahmen der Fankultur herauszustellen
und in ein rechtes Verhältnis zu setzen.

›› Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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                     Grußwort Polizeipräsidium:
                     Bernd Denninger

                     Sehr geehrter Frau Akdeniz,                   wird, kann ich auf eine ansehnliche An-
                     meine sehr geehrten Damen und Herren,         zahl an Fußballeinsätzen als verantwort-
                                                                   licher Polizeiführer zurückblicken.
                     laut Programm hätte jetzt der neue Po-
                     lizeipräsident des Polizeipräsidiums          Dazu gehört auch das Derby des SV 98
                     Südhessen, Bernhard Lammel, die erste         gegen die Eintracht aus Frankfurt im April
                     Präventionskonferenz in seiner Amtszeit       dieses Jahres, bei dem es die Ihnen be-
                     mit dem Oberbürgermeister, eröffnen sol-      kannten Diskussionen um das Betretungs-
                     len. Leider befindet er sich im Kranken-      verbot für Eintrachtfans für die Darmstäd-
                     stand und mir wird in seiner Vertretung       ter Innenstadt gab.
                     die Ehre zuteil, sie auch in seinem Namen
                     zu dieser traditionellen Veranstaltung des    Meine Damen und Herren, als Polizist
                     Kommunalen Präventionsrates Darmstadt         sieht man sich häufig dem Vorwurf aus-
                     herzlich zu begrüßen.                         gesetzt, dass man ein Spaßverderber sei
                                                                   und die Leidenschaft des Fußballs nicht
                     Mein Name ist Bernd Denninger, ich bin        verstehen könne. Dies weise ich weit von
                     der Leiter der Einsatzabteilung im Polizei-   mir – im Gegenteil: ich bekenne, ich ge-
                     präsidium Südhessen und in dieser Funk-       höre zu den fußballaffinen Menschen. Die
                     tion u.a. auch verantwortlich für alle Ein-   einschlägigen Nachrichten und Tabellen
                     satzlagen in unserem Dienstbezirk.            werden von mir interessiert verfolgt und
                                                                   ich stehe trotz meines für einen Fußballer
                     Hierzu gehören selbstverständlich auch        eher biblischen Alters sehr gerne selber
                     die Einsätze anlässlich der Spiele des SV     auf dem Platz.
                     Darmstadt 98 in der 1. Fußballbundesliga
                     und im DFB-Pokal.                             Wer Fußball nicht mag, wer noch nie die-
                                                                   ses „Gänsehautgefühl“, die Begeisterung
                     Das heutige Thema „Fankultur zwischen         im Stadion erlebt hat, kann die Leiden-
                     Leidenschaft und Fanatismus“ ist daher        schaft rund um den Fußball tatsächlich
                     für mich persönlich, aber auch für alle Be-   nur schwer verstehen und wird unter
                     teiligten in und außerhalb der Polizei ak-    Umständen eine mehr oder weniger zu-
                     tuell und von besonderer Bedeutung.           rückhaltende bis deutlich ablehnende Hal-
                                                                   tung zu diesem Thema haben.
                     Genau wie mein Kollege Raths, der Ihnen
                     nachher als Referent Präventionsstrate-       Ich verstehe die Begeisterung für diesen
                     gien und Sicherheitskonzepte erläutern        Sport, da auch ich sie habe. Ich kann mit
                                                                   „meiner“ Mannschaft, aus Neutralitäts-
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gründen sage ich nicht welche, begeistert     Dem mehr als Romancier und Philo-
mitgehen oder auch um den Ausgang des         sophen, denn als Fußballfan bekannten
jeweiligen Spiels zittern.                    Jean-Paul Sartre wird das Zitat zuge-
                                              schrieben: „Bei einem Fußballspiel ver-
Vielen unserer Kolleginnen und Kollegen,      kompliziert sich allerdings alles durch
wie Herr Raths zum Beispiel, geht es da       die Anwesenheit der gegnerischen Mann-
nicht anders! Ich akzeptiere, dass Fansze-    schaft‘‘.
nen vielfach eine eigene Kultur und Ritu-
ale haben, dass sie bunt und laut sind.       Wir müssen wohl hinzufügen: und leider
Das kann und sollte man aushalten und         auch durch die Anwesenheit mancher fa-
tolerieren. Personen, die stark alkoholi-     natischer Fans.
siert vor oder nach dem Spiel auf- oder
besser gesagt: ausfallen- stellen regelmä-    Aber meine Damen und Herren,
ßig eher ein Problem für sich selber dar.
                                              trotz aller zum Teil auch negativen Erfah-
Schwierig wird es dann, wenn zu einer         rungen im Dienst weiß ich sehr wohl, dass
aggressiven Grundstimmung der Alko-           die weit überwältigende Mehrheit der Fuß-
hol seine enthemmende Wirkung entfaltet       ballfans den Sport liebt und nicht Gewalt
oder aus bloßer Lust an Krawallen fanati-     oder Exzesse jeglicher Art sozusagen als
sierte Anhänger pöbelnd durch die Stadt       Auswüchse des Fanatismus in den Vorder-
ziehen und es dabei zu Körperverlet-          grund stellt.
zungen und Sachbeschädigungen kommt
oder wenn eine Gefährdung von Men-            Das Spannungsfeld zwischen den Erwar-
schen durch Werfen und Abbrennen von          tungen und Bedürfnissen der Fußballfans
Pyrotechnik zu konstatieren ist: meine Da-    und den erforderlichen Maßnahmen zur
men und Herren, da kann und wird es kei-      Gewährleistung der Sicherheit aller Betei-
ne Toleranz geben!                            ligten bis hin zu den unbeteiligten Besu-
                                              chern in den Innenstädten wird uns dau-
Wie bereits angedeutet: Die Polizei ist       erhaft beschäftigen.
neutral und hat sehr klare gesetzliche Auf-
träge.                                        Ich freue mich daher auf interessante Dis-
                                              kussionen und wünsche Ihnen und uns ei-
Wir haben die öffentliche Sicherheit und      ne interessante und erfolgreiche Präventi-
Ordnung zu gewährleisten und wir müs-         onskonferenz 2016.
sen Straftaten verfolgen. Mit Verlaub, dass
müssen insbesondere die Fans, egal aus        Lassen Sie uns ins Gespräch kommen
welchem Lager, aushalten, die häufig aus-     und Anregungen austauschen.
loten wollen, in welchen Grenzen ihr Ver-
halten geduldet wird!                         ›› Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
2016 / Fankultur - Zwischen Leidenschaft und Fanatismus - Dokumentation der Präventionskonferenz - KPRd
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt                                                            Seite 10

                     Präventionspreis 2016
                     Würdigung der Preisträger durch den Vorsitzenden des
                     Fördervereins Prävention Direktor Robert Siwek

                     Sehr geehrte Damen und Herren,                 ren Engagement im Bereich der Präventi-
                                                                    onsarbeit zu würdigen und der Öffentlich-
                     Es ist eine gute Tradition, dass der Förder-   keit bekannt zu machen.
                     verein Prävention den öffentlichkeitswirk-
                     samen Rahmen der Präventionskonferenz          Der Vorstand des Fördervereins Präventi-
                     zur Verleihung des Darmstädter Präventi-       on beauftragt zur Bewertung der Wettbe-
                     onspreises nutzt.                              werbsbeiträge eine ausgewählte Fachjury
                                                                    mit Expertinnen und Experten aus dem
                     Ich freue mich sehr diese Tradition als        Landkreis Darmstadt-Dieburg und der
                     neuer Vorsitzender des Fördervereins ak-       Wissenschaftsstadt Darmstadt.
                     tiv fortführen zu dürfen.
                                                                    Der Jury darf ich an dieser Stelle sehr
                     Neben der Vergabe des Darmstädter Prä-         herzlich danken.
                     ventionspreises mit Urkunde und Preis-
                     geld ist es unser Ziel den Preisträgern ei-    Der Darmstädter Präventionspreis ist mit
                     ne möglichst große Aufmerksam und ei-          3000 Euro dotiert und wird in diesem
                     nen würdigen Rahmen sicherzustellen.           Jahr an 4 Preisträger vergeben.

                     Die Präventionskonferenz und der Veran-        Die diesjährigen Preisträger, welche ich
                     staltungsort, sind aus unserer Sicht hier-     jetzt mit dem Peter C. Bernet Gedächt-
                     für der ideale Rahmen.                         nispreis 2016 auszeichnen werde, stehen
                                                                    Ihnen später im Rahmen der Präventions-
                     Das Ziel ist es, mit diesem Wettbewerb         konferenz auch als Ansprechpartnerinnen
                     möglichst viele Institutionen, Initiativen     und Ansprechpartner zur Verfügung.
                     und Organisationen zu erreichen, und de-
                                                                    Und nun aber zur Würdigung der Preis-
                                                                    trägerinnen und Preisträger
Seite 11

Preisverleihung des Darmstädter             Jetzt bitte ich die Vertreterinnen und Ver-
Präventionspreises 2016                     treter des Vereins der vietnamesischen
                                            Kampfkunst und Kultur zu uns auf die
Zuerst darf ich die Vertreterinnen und      Bühne
Vertreter des Kinderhaus Paradies auf die
Bühne bitten.                               Herzlichen Glückwunsch zunächst zur
                                            Würdigung Ihres Wettbewerbsbeitrages
Herzlichen Glückwunsch
                                            ›› F
                                                rau Xuan Binh Nguyen wird stellver-
›› H
    err Ralf Förstner und Herr Kai Schu-      tretend für den Beitrag:
   ber werden stellvertretend für den          Kampfkunst als Drogenprävention mit
   Beitrag:                                    dem Peter C. Bernet Gedächtnispreis
   „be Active“ – Eberstädter Jungs,            2016 in Höhe von 500 Euro ausge-
   gemeinsam etwas bewegen mit dem             zeichnet.
   Peter C. Bernet Gedächtnispreis 2016
   win Höhe von 500 Euro ausgezeichnet.     Herzlichen Dank für Ihr Engagement

Vielen Dank für Ihr Engagement
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt                                                        Seite 12

                     Jetzt darf ich die Vertreterinnen und Ver-   Zum Schluss bitte ich die Vertreterin des
                     treter des Projektes „Ich und Du“ Zu uns     Projektes Gedenkstättenfahrt für junge
                     auf die Bühne bitten                         Fußballfans zu uns auf die Bühne

                     Herzlichen Glückwunsch                       Auch Ihnen einen herzlichen Glückwunsch

                     ›› Z
                         ur Würdigung Ihres Wettbewerbsbei-      ›› Z
                                                                      ur Würdigung Ihres Wettbewerbsbei-
                        trages wird Frau Nikola Poitzmann,           trages wird Frau Jana Bolleyer vom IB
                        Heinrich-Emanuel-Merck-Schule stell-         Fanprojekt Darmstadt stellvertretend
                        vertretend für den Beitrag:                  für den Beitrag:
                        „Ich und Du“ – Grenzen erkennen,             Gedenkstättenfahrt für junge Fußball-
                        verstehen und akzeptieren mit dem            fans mit dem Peter C. Bernet Gedächt-
                        Peter C. Bernet Gedächtnispreis 2016         nispreis 2016 in Höhe von 1000 Euro
                        in Höhe von 1000 Euro ausgezeichnet.         ausgezeichnet.

                     Vielen Dank für Ihr Engagement               Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg
                                                                  und bedanken uns ausdrücklich für Ihr
                                                                  Engagement
Seite 13

                              J a hre Kommu
                            24 rzlichen G     na
                         — — He           lück ler
                       n                      wu
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       P rä v e n
                                                            ti len Dank

— wirksam
                                                                     Darmsta
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt                                                           Seite 14

                     Kabarett Kabbaratz
                     Erstes Set

                     EW: Ja, herzlichen Glückwunsch den            PJ: Ich persönlich esse leidenschaftlich
                     Gewinnern des Präventionspreises und          gerne Rinderrouladen mit Knödeln und
                     einen wunderschönen guten Abend               frischen Champignons, aber ich würde
                     meine sehr geehrten Damen und Herren.         dabei nie fanatisch Messer und Gabel
                     Wir vom Kabarett Kabbaratz, und das ist       gegen die Hände meiner Tischnachbarn
                     mein Kollege Peter Hoffmann. Sag guten        einsetzen.
                     Abend.
                                                                   EW: Wenn dir einer die Roulade vom
                     PJ: Guten Abend.                              Teller holen will, wäre ich mir da nicht so
                                                                   sicher.
                     EW: Und ich.
                                                                   PJ: Du wirst unsachlich. Anderes Beispiel.
                     PJ: Meine Kollegin Evelyn Wendler.            Manche Menschen hören gerne Richard
                                                                   Wagner. Ob die sich als Fans bezeichnen
                     EW: Wir moderieren den thematischen           würden, weiß ich nicht. Ich bin da tole-
                     Teil. Sie haben es auf dem Flyer gelesen:     rant, Freejazz kann ich auch nicht leiden.
                     Fankultur ist heute das Thema. Zwischen       Es hat in Bayreuth seit über 100 Jahren
                     Leidenschaft und Fanatismus.                  immer wieder Buhrufe, aber nie hand-
                                                                   greifliche Auseinandersetzungen gegeben.
                     PJ: Zwischen Leidenschaft und Fanatis-
                     mus. Das ist doch der blanke Hohn, was        EW: Da spielt auch nicht der Tenor gegen
                     uns heute hier suggeriert werden soll. Als    den Sopran.
                     ob es bei Leidenschaft und Fanatismus
                     ein dazwischen gäbe.                          PJ: Manchmal schon.

                     EW: Jetzt laß dich erst mal darauf ein, wir   EW: Wir sind heute beim Sport.
                     haben mit dem Thema noch gar nicht an-
                     gefangen. Warum soll es da keine Über-        PJ: Wir sind beim Fußball. Randalieren
                     gänge, kein Dazwischen geben.                 leidenschaftliche Schachfans auf dem
                                                                   Weg zum Turnier in der Straßenbahn.
                                                                   Nein. Werden bei einem Golfturnier
                                                                   Bengalos in die Zuschauer geworfen.
                                                                   Nein. American Football oder Rugby sind
                                                                   mindestens so körperbetont wie Fußball.
                                                                   Kann man da als Familie mit zwei Klein-
                                                                   kindern hingehen. Ja. Fußball ist das
                                                                   Problem in Darmstadt.
Seite 15

EW: Es geht nicht nur um Darmstadt-98.       EW: Auf dem Einladungsflyer siehst du
                                             doch erst mal nur einen jungen Mann.
PJ: Natürlich geht es das. Unser Ord-
nungsdezernent, Herr Reißer, der hat das     PJ: Nur einen jungen Mann. Und vollkom-
erkannt. Bei einem Heimspiel, da gelten      men zufällig sehe ich da blau-weiß. Die
die Notstandsgesetze, eingeschränkt. Da      Augen sind der Spiegel der Seele. Sehen
darf man auch mal die Gewaltenteilung        Sie viel Auge. Nein. Diese gebleckten
aufheben und sich über Gerichtsurteile       Zähne, blättern Sie mal in einem Anthro-
hinwegsetzen. Da geht es um das blanke       pologiebuch, das ist typisch für Paviane,
Überleben älterer Mitbürger ...              Schimpansen und andere Primaten, die
                                             blanke Aggression. Fans, das sind Tiere.
EW: Noch älter als du.                       Das ist das Problem.

PJ: Den Schutz wehrloser Mütter mit          EW: Willst du die Fans ins Tierheim ste-
Zwillingskinderwagen.                        cken. Herr Weyel, bitte übernehmen Sie.
                                             Sagen Sie uns allen und vor allem ihm
EW: Mach halblang.                           worum es heute geht.

PJ: Die oder wir, das ist hier die Frage,
die wir beantworten müssen. Und der
Herr Reißer, das ist ein netter, der hat
das erkannt. Man kann jemand ins Knie
schießen und hinterher immer noch fra-
gen, wie er heißt und was er hier will.

EW: Ins Knie schießen ist kein gutes Bild.

PJ: Für Herrn Reißer nicht. Da bewundere
ich unseren Oberbürgermeister. Der weiß,
wenn die 98er gegen den FC-Alsbach
spielen, werden ihnen bei den Heim-
spielen alle Anwohner des Paulusviertels
die Daumen drücken. In der Hessenliga
können wir uns den Stadionneubau spa-
ren. Und das Polizeipräsidium Südhessen
wäre glücklich, stimmt´s.
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt                                                       Seite 16

Einführung in das Konferenzthema
Volker Weyel
Leitung Kommunaler Präventionsrat Darmstadt

„Fans, das sind Tiere…“ Mensch Herr Hoffmann,           Natürlich zeigt sich eine so genannte Fankultur in
was für eine Überleitung und da soll man nicht          erster Linie in Fußballstadien und im Rahmen der
aus dem Konzept kommen.                                 jeweiligen Fußballbegegnungen. Und in diesen Be-
                                                        reichen konzentriert sich auch die öffentliche Dis-
Sehr geehrte Frau Wendler, sehr geehrter Herr           kussion zu Sicherheitsfragen und dem Umgang mit
Hoffmann, das Thema Tiere greife ich trotzdem           Fangruppen.
gerne auf. Nicht nur um Zeit zu gewinnen, son-
dern weil es sich so gehört möchte ich Sie alle sehr    Für die Wissenschaftsstadt Darmstadt ist dies im-
herzlich zur diesjährigen Präventionskonferenz des      mer dann ein Thema wenn an Bundesliga Heim-
Kommunalen Präventionsrates begrüßen.                   spieltagen Gästefans für kurze Zeit in die Stadt
                                                        kommen. Hier kommt es jeweils zu sehr unter-
Zurück zum Ihrem Thema Herr Hoffmann: „Fans             schiedlichen Lageeinschätzungen im Vorfeld der
das sind Tiere“                                         Begegnungen. Eine Bezeichnung für brisante Be-
                                                        gegnungen nennt sich „Risikospiele“. Hier kommt
Bei dem Thema Fans und Tiere fällt mir ein aktu-        es bereits im Vorfeld zu einer kritischen Lageein-
elles Ereignis am vergangenen Spieltag der Fußball      schätzung die mit den Verantwortlichen der jewei-
Bundesliga im Stadion des RB Leibzig ein, wo Gä-        ligen vereine, der Polizei, Kommune und den jewei-
ste Fans einen frisch abgetrennten und noch blu-        ligen Fanprojekten in Sicherheitskonferenzen vor-
tenden Bullen Kopf auf das Spielfeld geworfen ha-       besprochen wird.
ben.
                                                        Dies bezieht sich meistens aber um die Lage wäh-
Dies war offensichtlich als Provokation gegenüber       rend der Spielbegegnung rund um und im Stadi-
dem Hauptsponsor Red Bull gedacht. Ohne mich            on. Und hier geht es auch um Maßnahmen die ge-
gleich am Anfang zu sehr in Details verlieren zu        waltsame Begegnungen von Fangruppen verhindert
wollen stellt sich hier die Frage wie trotz aller Si-   und Herr Hofmann, um Fragen wie gefährliche Ge-
cherheitsvorkehrungen in und um Bundesligasta-          genstände und eben auch ein Bullenkopf ins Stadi-
dien, unbemerkt ein abgetrennter Bullen Kopf ins        on kommen kann.
Stadion kommen konnte.
                                                        Im Rahmen des kommunalen Präventionsrates
Aber genau darum geht es uns bei der heutigen           wurde zu Saisonbeginn eine AG Risikospiele ge-
Präventionskonferenz mit dem Titel: Fankultur zwi-      gründet, mit dem Ziel die Problemlagen im gesam-
schen Leidenschaft und Fanatismus eigentlich gar        ten Stadtgebiet vor den jeweiligen Begegnungen zu
nicht.                                                  kalkulieren und entsprechende präventive Maßnah-
                                                        men zu planen.
Seite 17

Langfristiges Ziel dieser Arbeit ist es die AG Risiko-   Ich freue mich sehr, dass zunächst Peter Römer
spiele in einen „Örtlichen Ausschuss für Sport und       als Journalist und aus wissenschaftlicher Sicht das
Sicherheit“, zu überführen wie dies auch im „nati-       Thema Fankultur differenzieren wird und danch
onalen Ausschuss für Sport und Sicherheit „ gefor-       vermutlich nicht mehr alle Fußball Fans mit Hooli-
dert wird.                                               gans gleichgesetzt werden.

Nach meinem Wissensstand wäre Darmstadt der              ›› Herr Römer, Herzlich Willkommen in Darmstadt
erste Bundesliga Standort in Hessen, der einen sol-
chen Ausschuss vorhält. Die zentrale Zielsetzung         Danach wird uns Johannes Musch und seine Kolle-
ist neben den Spieltag unabhängigen Sicherheits-         gen aus dem Fanprojekt Darmstadt einen Einblick
aspekten und den entsprechenden Präventions-             in die Arbeit mit engagierten Fans des SV Darm-
strategien vor allem die friedliche und positive Be-     stadt 98 geben.
geisterung für den Sport wieder in den mittepunkt
zu rücken. Damit wäre dieses Netzwerk aller rele-        ›› Herr Musch, dafür bereits jetzt Herzlichen Dank.
vanten Organisationen eine sinnvolle Ergänzung zu
den regelmäßigen Sicherheitsgesprächen vor je-           Besonders freue ich mich, dass uns im Abschluss
dem Heimspiel des SV Darmstadt 98.                       der Polizeidirektor Thomas Raths die Herausforde-
                                                         rungen aus Sicht der Polizei darstellen wird. Dies zu-
Die diesjährige Präventionskonferenz mit dem Titel       dem auch aus der unmittelbaren Praxis, denn Herr
Fankultur zwischen Leidenschaft und Fanatismus           Raths ist überwiegend für die Einsatzleitung bei den
versucht dieses Engagement zu fördern und die            Heimspielen des SV Darmstadt 98 verantwortlich.
vielfach negativen Phänomene rund um Fußball
Begegnungen zu erklären.                                 ›› Herr Raths vielen Dank für Ihr Engagement.

Dabei geht es uns am wenigsten um unseren Heim-          Und damit gebe ich mit einem leichten mulmigen
verein SV Darmstadt 98, dessen Fans ich persönlich       Gefühl an unsere heutigen Moderatoren der Prä-
als überwiegend sehr fantasievoll, kreativ und po-       ventionskonferenz 2017
sitiv begeistert empfinde. Auch wenn das neutrale
T-Shirt des Fans auf dem Einladungsflyer blau ist        ›› Frau Wendler und Herr Hoffmann von Kabbaratz.
Herr Hoffmann. Aber damit die heutige Veranstal-
tung nicht zu naiv und lokal verklärt daherkommt,        Sicherheitshalber übergebe ich vielleicht doch lie-
haben wir zum Thema Fankultur Referenten einge-          ber nur Frau Wendler
laden die das Thema Fankultur aus ganz verschie-
denen Blickwinkeln beleuchten werden.                    Bitteschön Frau Wendler:
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt                                                             Seite 18

                     Kabarett Kabbaratz
                     Zweites Set

                     EW: Das war doch schon mal kein              PJ: Das ist auch nur alle vier Jahre.
                     schlechter Einstieg von Herrn Weyel.
                                                                  EW: Also alle zwei Jahre. Du schaust auch
                     PJ: Der hat eigentlich mehr Fragen als       nicht nur ein Spiel.
                     Antworten gebracht. Kommentiert Weyel.
                                                                  PJ: Ich gehe alle zwei Jahre, wenn es sich
                     EW: Jetzt kommt gleich das Impulsrefe-       terminlich ergibt...
                     rat: Fankultur – ein Phänomen mit vielen
                     Facetten.                                    EW: Wenn die Deutschen spielen, haben
                                                                  wir keine anderen Termine
                     PJ: Das ist kein Phänomen, sondern ein
                     Problem. Das hat auch nicht viele Facet-     PJ: Dann gehe ich vielleicht zu Gilla und
                     ten, sondern unterschiedliche Straftatsbe-   Jonas...
                     standsmerkmale. Und schon gar nicht ist
                     das Kultur, das ist Barbarei.                EW: Aber da kommen doch noch andere.
                                                                  Ihr seid doch mindestens zehn Leute. Als
                     EW: Die Menschen machen etwas ge-            ich dieses Jahr später dazu kam, waren
                     meinsam.                                     da mindestens

                     PJ: Gemeinsam andere beleidigen, bedro-      PJ: Weil die beiden eine große Dachter-
                     hen, nötigen, Sachbeschädigung und Kör-      rasse haben und offene Gastgeber sind.
                     perverletzungen. Ein zivilisierter Mensch
                     kann kein Fußballfan sein.                   EW: Und ihr trinkt Alkohol.

                     EW: Aber du bist doch selber...              PJ: Aber das steht nicht im Vordergrund.

                     PJ: Ich bin mit Sicherheit kein Fan.         EW: Du nimmst immer Alkohol mit.

                     EW: Aber du triffst dich doch regelmäßig.    PJ: Was erzählst du da. Ich nehme keinen
                                                                  Alkohol mit. Das ist kein Kasten Grohe-
                     PJ: Regelmäßig. Zur Fußballweltmeister-      Bier, das ist eine Flasche Bordeaux.
                     schaft. Das ist alle vier Jahre. Einmal in
                     vier Jahren.                                 EW: Wenn er zurückkam, hat er das Fahr-
                                                                  rad geschoben.
                     EW: Aber zur Europameisterschaft doch
                     auch. Dieses Jahr.                           PJ: Weil ich das so wollte.
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EW: Du könntest auch zu Hause bei              PJ: Ich werde dir nie wieder was erzählen.
einem Mineralwasser am Computer den
Livestream gucken.                             EW: Du hast in der Halbzeit-Pause…

PJ: Aber mit den anderen macht es              PJ: Das interessiert hier keinen Menschen.
mehr Spaß.
                                               EW: Wäre ich mir nicht sicher. Interessiert
EW: Das würden alle Fans sagen.                es sie. Du hast dieses Deutschland-Trikot
                                               angezogen.
PJ: Ich bin aber kein Fan. Das Spiel ist ein
Anlass, sich währenddessen mit anderen         PJ: Wir haben, und das ist hundert Jahre
normalen Leuten in entspannter Atmo-           her, mal bei der Telekom gespielt, und da
sphäre zu unterhalten.                         habe ich dieses Trikot geschenkt bekom-
                                               men, geschenkt, ich hatte es einfach.
EW: Über die Freihandelsabkommen der
Europäischen Union.                            EW: Ja, und er musste es anziehen, weil
                                               er es zufälligerweise in den Fahrradkorb
PJ: Zum Beispiel.                              gepackt hatte.

EW: Wenn der Elfmeter geschossen wird.         PJ: Niemand von denen, mit denen ich
                                               Fußball gucke, nimmt das wirklich ernst.
PJ: Du hast doch keine Ahnung. Du hast         Wir sind keine Fans.
bis heute nicht mal die Abseitsregel be-
griffen.                                       EW: Da bin ich mal neugierig, was uns
                                               Peter Römer aus Münster in Westfalen
EW: Du willst mich ins Abseits stellen.        über Fankultur zu sagen hat.

PJ: Nein, du willst mir mit deinen verba-      PJ: Da, wo Preußen Münster gerade
len Blutgrätschen unterstellen, ich hätte      spielt, wird er nicht viel von Fußballfans
Ähnlichkeit mit einem Fan.                     mitbekommen haben.

EW: Du hast beim Spiel gegen Frankreich…       EW: Herr Römer. Erklären Sie uns doch
                                               bitte: was ist eigentlich Fankultur.
PJ: Das war das Halbfinale.

EW: Er hat ein Deutschland-Trikot.
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt                                                                        Seite 20

Impulsreferat
„Fankultur – ein Phänomen mit vielen Facetten“

Peter Römer
Politikwissenschaftler und Journalist, Universität Münster

                                                                      Fußball: Ein gesellschaftliches Großereignis

      Fankultur – ein Phänomen mit vielen Facetten

          Impulsreferat auf der KPRd Präventionskonferenz,                        Fans von Rapid Wien, 1913

                                                                                                                     2
                 Darmstadt, 8.11.2016 | Peter Römer

                                                             1
Fußball ist von Grund auf ein archaischer Sport, in              Der Stadiongang, vor allem in den Fankurven war
dessen Umfeld sich bereits sehr früh „Schlachten-                andererseits aber auch jahrzehntelang eher ein
bummler“ sammelten, so bereits Anfang des 20.                    Randereignis. Fußball interessierte in Deutsch-
Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Fußball                  land viele, ins Stadion gingen lange Zeit eher eine
ist seither ein gesellschaftliches Großereignis. Die             bestimmte Schicht an Männern, so dass es nicht
Vorstadt trifft auf die Stadt, Malocher spielen ge-              wundert, dass Fankurven lange als „keine gute
gen gutsituierte, es ist ein Kampf um Lebensauffas-              Schule“ galten. Es gab Auseinandersetzungen und
sungen, manchmal auch Stellvertreterkrieg. Vereine               Gewalt seit den 1920er und 30-er Jahren, zum
jedenfalls wurden jahrzehntelang mit Deutungen                   Normalzustand wurde dies spätestens in den 80er
aufgeladen, die sie bis heute verkörpern. Dies funk-             und 90er Jahren, mit dem Aufkommen der ersten
tionierte im Fußball weit besser als in vielen ande-             Subkultur im deutschen Fußball: Die Hooligans.
ren Sportarten, die manchmal sehr von Persönlich-
keiten leben, wie beim Boxen.
                                                                                                 Für sie gilt seit jeher
                                                                                           „das Recht des Stärkeren“.
Seite 21

       Hooligans als erste Fußball-Subkultur                   WM 1998: Ende der Hochphase der Hooligans
       (1980er/90er Jahre): Das Recht des Stärkeren

                                                      3                                                    4
Bereits früh war die Subkultur unterteilt in eine         Ganz allgemein hatte das Wort von Hooligangrup-
teils unpolitische Strömung, die auch Migranten           pen, egal ob politisch aktiv oder nicht, in den Fan-
akzeptierte und eine andere, die die Allgegenwart         kurven Gesetz. Obwohl zahlenmäßig die Kuttenkul-
rechter Symbolik in den Stadien ergänzte um ideo-         tur überwog, führte an Hooligans kein Weg vorbei.
logische Aspekte.                                         Es war auch die Zeit größerer Auseinanderset-
                                                          zungen, etwa bei der EM 1988 und der WM 1990.
Michael Kühnen, die Führungsfigur der deutschen
Neonazi-Szene der damaligen Zeit, hatte die Lo-           Das Ende der Hochzeit der Hooliganbewegung in
sung ausgegeben, in die Stadien zu gehen, um              Deutschland leitete die WM 1998 in Frankreich ein.
rechten Nachwuchs anzuwerben. Dies klappte in             Der französische Polizist Daniel Nivel wurde durch
vielen Fällen. Einige Hooligangruppen wie die Ham-        Hamburger und Hannoveraner Hooligans ins Koma
burger „Löwen“ oder die „Borussenfront“ beteiligte        geschlagen. Der Schock saß tief. Der öffentlichen
sich aktiv an extrem rechter Politik.                     Aufmerksamkeit, die dies nach sich zog, folgten
                                                          staatliche Maßnahmen, die dazu führten, dass
                                                          Hooligans zwar nicht verschwanden, jedoch auch
                                                          nicht mehr im Alltagsgeschäft präsent waren.
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt                                                                       Seite 22

      Ultras stoßen in ein Vakuum (Ende 90er/Anfang 00er Jahre):
      Das „Recht des Stärkeren“ wird ergänzt durch das Recht des            Ultra: Eine vielschichtige Subkultur
      Kreativeren und Lauteren

                                                                   5                                                 6
Der Hooliganismus bewies seine Überlebensfä-                           ligen Städten sichtbar und nicht-konspirativ wie die
higkeit bei konspirativen, abseits der Stadien und                     Hooligankultur. Ihr oberstes Gebot ist: Wer den Ver-
öffentlichen Aufmerksamkeit organisierten „Feld-                       ein unterstützt, der hilft – auch kreativ. Man muss
Wald-und Wiesen-Matches“. Sie hinterließen ein                         nicht unbedingt schlagfertig sein. Daraus entwi-
Vakuum auf den Stehplatzrängen, dass nach und                          ckelte sich eine stärkere Akzeptanz von Frauen und
nach von einer neuen Subkultur, den Ultras gefüllt,                    Minderheiten in vielen UItragruppen. Dies biss sich
worden ist.                                                            mit Hooliganlogik.

Ultras ist eine vielschichtige Subkultur, die aus Ita-                 Hinzu kam ein in vielen Fällen zunehmendes po-
lien importiert und weiter entwickelt worden ist.                      litisches Bewusstsein. Oft ergab sich aus der Kri-
Vereinsunterstützung steht für sie im Vordergrund,                     tik an der Vermarktungslogik im Fußball ein wei-
Choreographien waren ein erstes sichtbares Zei-                        terer politischer Anspruch von Ultragruppen. Sie
chen, das sich etwas ändert. Sie betreiben auch                        waren Teil und Beschleuniger eines Wertewandels
Patchwork mit anderen Subkulturen, etwa der Graf-                      des Fußballs, das ein „Outing“ von Homosexuel-
fiti- und HipHop-Szene. Ihr Wirken ist in den jewei-
Seite 23

       Ultra: Eine vielschichtige Subkultur                Ultra: Eine vielschichtige Subkultur

                                              7                                                     8
len Fußballern zumindest denkbar gemacht hat.         «Nachdem sich alle intensiv mit der Sicherheit in
Die „Schickeria“, eine Ultragruppe des FC Bayern      den Stadien beschäftigt haben, gehört es jetzt zur
München machte ein Andenken an den jüdischen          Taktik der Ultras, ihre Aktivitäten konsequent nach
Präsidenten Kurt Landauer überhaupt erst durch        außerhalb der Stadien zu verlagern. Weil sie wis-
Geschichtspolitik möglich. Vernetzungsfähigkeit be-   sen, dass das Risiko, entdeckt zu werden, in den
wiesen Ultragruppen trotz aller Heterogenität bei     Stadien viel zu groß ist.», so Bernd Witthaut, Vor-
Verständigungen für fanpolitische Themen.             sitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) am
                                                      27.2.2013. Diese Aussage ist schlichtweg falsch.
Das „Recht des Stärkeren“ wird durch sie ergänzt      Zentrale Aktivitäten von Ultras finden in den Stadi-
durch ein „Recht des Kreativeren, bunteren und        en statt, selbst wenn es zu Gewaltaktionen kommt,
Lauteren“ – im Vergleich zur Fankultur bis dato ist   wird dies oft im Stadion wieder aufgegriffen. Witt-
dies eine Errungenschaft. Im Grunde prägen viele      haut zeigte so eher ein defizitäres Verständnis von
Ultragruppen in vielerlei Hinsicht demokratieför-     Ultras. Würde man in das Zitat „Hooligans“ statt
dernde Elemente wie Selbstorganisation und Kon-       „Ultras“ einsetzen, wäre dies weitgehend korrekt
sensfindung. Dies wird leider oft verkannt.           bis zum Jahr 2014.
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt                                                              Seite 24

      Hooligans und Ultras – nicht deckungsgleich!               Hooligans und das „Recht des Stärkeren“
                                                                 abseits der Stadien

           «Nachdem sich alle intensiv mit der Sicherheit
           in den Stadien beschäftigt haben, gehört es
           jetzt zur Taktik der Ultras, ihre Aktivitäten
           konsequent nach außerhalb der Stadien zu
           verlagern. Weil sie wissen, dass das Risiko,
           entdeckt zu werden, in den Stadien viel zu groß
           ist.»

           Bernd Witthaut, Vorsitzende der Gewerkschaft
           der Polizei (GdP), 27.2.2013

                                                             9                                             10
Inzwischen verfolgen einige von ihnen einen ge-
sellschaftlichen Anspruch, indem sie einen Schult-
erschluss mit neurechten Bewegungen eingingen.
                                                                 Länderspiele als Vernetzungsplattform
Rechte Hooligans blieben vor allem bei Länder-
spielen im europäischen Ausland vernetzt. 2013
kam es dann zu einem öffentlichen Aufschrei: Die
Gruppe „Aachen Ultras“ veröffentlichte eine Stel-
lungnahme, bei der sie angaben, sich aufgrund von
Gewalttaten nicht mehr im Stadion präsentieren
zu wollen. Hooligans hatten sie über Jahre hinweg
bedroht und auch im privaten Umfeld angegan-
gen. Der Vorwurf: Sie haben „Politik ins Stadion
gebracht“, obwohl diese ja eigentlich spätestens
in den 1980er Jahren da war – nur eben nicht an-
tidiskriminierende Politikformen. Aachen ist kein                                                          11
Seite 25

       Ein Kampf um die Kurven zwischen Ultras und Hooligans        Ein Kampf um die Kurven zwischen Ultras und Hooligans

                                                                     „An mich wenden sich zur Zeit ständig Fußballfans aus
                                                                     der ganzen Republik, die sagen: ‚Wir haben auch ein
                                                                     Bedrohungsszenario’, ‚Wir haben auch Ansagen
                                                                     bekommen (…) von anderen Alt-Hooligans in unserer
                                                                     Fan-Szene: Wenn ihr noch mal ein Banner gegen
                                                                     Rassismus aufhängt, dann bekommt ihr aufs Maul.“

                                                        12                                                             13
                                                                                  Gerd Dembowski, Fanforscher

                                                               Einzelfall. In einer zweistelligen Anzahl von Ver-
                                                               einen tobte ein Machtkampf zwischen Ultras und
                                                               Hooligans.
       Gegenentwurf: Arrangement mit Hooligans

                                                               Die Auseinandersetzungen zwischen den Subkul-
                                                               turen der letzten Jahre sind ein Resultat sich bei-
                                                               ßender Verständnisse, nach mehrjähriger Akzep-
                                                               tanzphase zwischen Ultras und Hooligans sind un-
                                                               terschiedliche politische Selbstverständnisse der
                                                               jeweiligen Gruppen nun eine Komponente, die bei
                                                               Konflikten eine wichtige Rolle spielen.

                                                               Bei Vereinen, bei denen es keine Konflikte gibt, gibt

                                                        14     es oft ein Arrangement der Ultras mit den ansäs-
                                                               sigen Hooligans. Hier wird das Recht des Stärkeren
                                                               besonders betont, andere Facetten spielen eine we-
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt                                                                     Seite 26

      Ultra am Scheideweg: Der Tod von Hannes                Die Polizei aus der Sicht von Ultras und Hooligans

                                                15                                                            16
niger große Rolle. Die Präsentation geklauten Ma-       großer Besonnenheit aufriefen: Öffentlich sprachen
terials in den Stadien als suggerierte Gewalt ist ein   sich die rivalisierenden Ultragruppen dafür aus,
Ausdruck dieser Gewaltaffinität.                        den Fall nicht zur Rache zu nutzen, sondern im Ge-
                                                        genteil als Anlass, besonnen zu sein und die jewei-
Ultra als Subkultur befindet sich so momentan an        ligen nächsten Derbys als Gästefans nicht zu be-
einem Scheideweg. Der „Fall Hannes“, ein verstor-       suchen. Nach der Tragik scheint nun Vernunft eine
bener Fan des 1. FC Magdeburg, der sich vor sei-        Lösung zu sein.
nem noch ungeklärten Tod im selben Zug befand
wie in jenem von Fans und Ultras des Halleschen         Deutlich sollte auch geworden sein: DIE Ultras gibt
FC sorgte bundesweit für Aufsehen. In ihm spiegeln      es nicht Die größte Subkultur Deutschlands ist sehr
sich negative wie positive Aspekte der Ultrakultur,     ausdifferenziert und heterogen. Im Grunde ist nur
die mit Gewalt mindestens mittelbar an dem Tod          ihre Form der Spielunterstützung vergleichbar.
eines Menschen geworden ist, im nächsten Mo-
ment jedoch, anders als die lokalen Hooligans, zu
Seite 27

       Hooligans: „Verlässliche Ansprechpartner“?             Hooligans bei Hogesa, Pegida und Co.

                                                               „Die Ersten, die für die Freiheit in Deutschland auf die
                                                               Straße gegangen sind, waren nicht Pegida, sondern es
                                                               waren die Hooligans in Köln“

                                                                       Redner bei „Legida“ in Leipzig, 26.1.2015

                                                    17                                                             18
Ein Unterschied ist Hooligankultur ist auch die un-      spielt damit auf die eskalative und gewalttätige
terschiedliche Reaktion auf vergleichbare Polizeit-      Demonstration „Hooligans gegen Salafisten“ am
aktiken. Hooligans fühlen sich durch einen aufge-        26.10.2014 in Köln an.
rüsteten Polizeiapparat aufgewertet: Nur aufgrund
ihrer Gefährlichkeit habe der Staat so aufgefahren,      Seither sind Hooligans entscheidende Akteure
so die Denkweise vieler Hooligans. Ultras hingegen       beim Vorantreiben fremdenfeindlicher Diskurse.
glauben im Gegensatz zu Hooligans Moral auf ihrer        Sie ermöglichten als Pioniere bei „Hogesa“ und
Seite zu haben und zwar nicht immer legal, wohl          „Schutzmacht“ von „Pegida“ Erfolge einer teils
aber in vielen Fällen legitim zu handeln – für sie ist   volksverhetzenden Politik. Sie waren auch ein trei-
ein großes Polizeiaufgebot oft unverständlich.           bender Faktor der Wut auf Asylbewerber im Som-
                                                         mer 2015, der sich auch durch Gewalt gegen Asyl-
›› D
    ies macht Hooligans aber nicht zu einem ver-        bewerberheime und Menschen bemerkbar machte
   lässlicheren Ansprechpartner.                         und die deutsche Gesellschaft vor Herausforde-
                                                         rungen stellt.
„Die ersten, die für die Freiheit in Deutschland auf
die Straße gegangen sind, waren nicht Pegida, son-
dern die Hooligans in Köln“, so ein Redner von „Le-
gida“ in Leipzig am 26.1.2015 anerkennend und
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt                                                                           Seite 28

      Flüchtlingsthematik – Rechtsruck bei Hooligans             Soziales Engagement bei vielen Fan- und Ultragruppen

                                                       19                                                          20
Demgegenüber waren in vielen Städten, so auch               dersetzungen, teilweise verstärkt sich dieser Effekt,
in Darmstadt, Ultras Förderer einer Willkommens-            das „Recht des Stärkeren“ ist nie verschwunden,
kultur. Bis heute spielen aktive Fans und Ultras wö-        wurde jedoch um wichtige Aspekte ergänzt.
chentlich Fußball mit geflüchteten Menschen und
ermöglichen so gesellschaftliche Teilhabe.                  Es wäre aber zu bequem, zu denken, dass man
                                                            nur „die guten Seiten der Medaille“ der Fankultur
Ich habe vielleicht mehr Fragen als Antworten               erhalten kann – auch negative und unbequeme
hinterlassen. Das ist aber gut so. Ich will Sie da-         Aspekte bringt sie mit sich. Fatal wäre jedoch ein
zu auffordern, Mut zu Grauzonen-Auslotung statt             genereller Ausschluss von Gästefans zu „Risiko-
Schwarz-Weiß-Bildern zu entwickeln. Die Fankul-             spielen“. Ein Zuschauerausschluss betrifft gera-
tur ist heterogen, hat viele positive, demokratieför-       de gemäßigte Fans und jene, für die Stadion alles
dernde Facetten und gerade in den letzten 15 Jah-           ist und stärkt die, die das Stadion nicht brauchen.
ren viele Errungenschaften erreicht. Das Klima in           Wo Gästefans verboten sind, trägt dies nicht zu ei-
den Stadien ist freundlicher und bunter geworden.           ner langfristigen Lösung bei. Gewalt unter Fans
Nichtsdestotrotz gibt es nach wie vor Auseinan-             kann es dennoch geben – die rein auf Gewalt fi-
                                                            xierte Hooligankultur ist nicht durch ihr weitgehen-
                                                            des Verschwinden auf den Stehplatztraversen um
Seite 29

       Kollektivstrafen als Mittel zur Eindämmung vor Gewalt?        Zusammenfassung

                                                                    • Fankultur ist kein Randphänomen, sondern eines aus der
                                                                      der Mitte der Gesellschaft
                                                                    • Hooligans und Ultras – unterschiedliche Genese, teils
                                                                      gegensätzliche, teils ähnliche Handlungsweisen
                                                                    • Hooligan-Logik des „Rechts des Stärkeren“ mit
                                                                      Anknüpfungspunkten zur politischen Rechten
                                                                    • Ultras mit viel breiteren Handlungsfeldern, brauchen im
                                                                      Gegensatz zu Hooligans das Stadion zum Ausleben der
                                                                      Subkultur
                                                                    ! Entweder Arrangement oder Machtkampf in den Kurven
                                                                    • „Die“ Ultras gibt es nicht – größte Subkultur
                                                                      Deutschlands
                                                                    • Schwarz-Weiß-Bilder greifen zu kurz

                                                           21                                                           22
die Jahrtausendwende herum ausgestorben, sie                    zu differenzieren, auch wenn es einfacher wäre zu
hat sich andere Wege gesucht, um ihre Vorlieben                 pauschalisieren. Das wäre hunderttausenden Men-
auszuleben. Die sehr viel vielseitigere heutige Fan-            schen gegenüber nur fair, von denen der Fußball
kultur würde ebenfalls kreative Wege finden, um                 und die Gesellschaft in Deutschland immer wieder
fortzuleben. Fans tragen zur Faszination des Fuß-               profitiert. Und es lohnt sich, weiter zu beobachten:
balls entscheidend mit bei. Der Wettstreit auf den              Nichts ist gesetzt: So wie das Recht, das etwa Poli-
Rasen wird bis heute zumindest in Deutschland                   zisten verteidigen, sich immer wieder geändert hat,
farbenfroh und lautstark oft vom Wettbewerb auf                 ändern sich auch Fan- und Subkulturen. Schwarz-
den Rängen in den Schatten gestellt - die Faszina-              Weiß-Bilder greifen in jedem Fall zu kurz. Fankultur
tion des Fußballs würden ohne diesen deutlich ge-               ist kein Problem, sondern ein Phänomen unserer
schmälert werden. Der Fußball selbst in Deutsch-                Gesellschaft. Ein unbequemes vielleicht, aber eines,
land wäre ohne Fankultur um einiges ärmer.                      das nicht verboten werden kann und sollte.

Kein Standort ist trotz Gemeinsamkeiten der Fan-                ›› Vielen Dank!
kultur gleich. Fankultur in Darmstadt ist anders als
in Dresden, Fankultur in München anders als in
Dortmund. Es lohnt sich genau hin zu gucken und
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt                                                          Seite 30

                     Kabarett Kabbaratz
                     Drittes Set

                     EW: Ist dir nach dem Impulsreferat jetzt    EW: Du hast schon bei der D-Jugend
                     klargeworden, was Fankultur ist.            fanatisierte Eltern am Spielfeldrand.

                     PJ: kommentiert Römer. Ich kapiere im-      PJ: Das glaube ich nicht.
                     mer noch nicht, warum Fans das tun, was
                     sie tun: nämlich vollkommen sinnlos Zeit,   EW: Das ist keine Glaubensfrage.
                     Geld und Gefühle zu verschwenden.
                                                                 PJ: Ich glaube schon.
                     EW: Sie identifizieren sich mit ihrem
                     Verein. Für manchen Fan ist sein Verein     EW: Vielleicht hat Identifikation ja einen
                     sein Leben.                                 Sinn, unabhängig davon, womit man sich
                                                                 identifiziert.
                     PJ: Also manche Menschen sind römisch-
                     katholisch, andere SPD-Mitglied, wie-       PJ: Aber ein Fußballverein. Das ist ein
                     der andere sind Veganer und die Fans        Haufen zusammengekaufter Söldner,
                     glauben angesichts der Offenbarung          auch wenn dir das Darmstädter Echo et-
                     von Astoria Walldorf felsenfest an Darm-    was anderes erzählt, Söldner, die solange
                     stadt-98. Das ist Fundamentalismus auf      eine verschworene, aufopferungsvolle Ge-
                     dem Rasen.                                  meinschaft bilden - bis ein anderer Verein
                                                                 kommt, der sie besser bezahlt.

                                                                 EW: Es ist vielleicht das menschliche Be-
                                                                 dürfnis, dass es mehr geben sollte.

                                                                 PJ: Bayern München hat bundesweit die
                                                                 meisten Fans. Warum. Weil die erfolgreich
                                                                 sind. Und die identifizierte Identität heißt:
                                                                 ich bin teuer eingekauft. Mit dem Unter-
                                                                 schied, dass der Söldner auf dem Rasen
                                                                 bei einem Heimspiel mehr verdient als
                                                                 der Fan im ganzen Jahr.
EW: Ich halte es für vernünftiger für        PJ: Ich bin Allergiker. Da ist der 98er Fan
Darmstadt-98 zu sein als für Donald          und da ist der Sozialpädagoge. Dem 98er
Trump.                                       Fan wird ein blauweißer Schal gezeigt,
                                             seine Hirnanhangdrüse schüttet Glücks-
PJ: Trumps Anhänger kann ich dir erklä-      hormone aus, er beginnt zu sabbern und
ren. Kleine Arschlöcher träumen nicht        küsst den Schal. Beim nächsten Mal ist
davon, keine Arschlöcher zu sein, sondern    das blau etwas dunkler und das weiß
größere zu werden.                           kriegt ein Rose-Stich. Und irgendwann
                                             am Ende der Saison wird aus dunkelblau
EW: Donald Trump ist heute Abend trotz       und rosa schwarz und rot. Und wenn er
der Wahl aber nicht das Thema. Vielleicht    dann nicht in den Eintracht Schal beißt,
kann uns Johannes Musch was dazu             war das Fanprojekt erfolgreich.
sagen, der leitet in Darmstadt ein Fanpro-
jekt.                                        EW: Herr Musch. Erzählen Sie uns bitte:
                                             was machen Sie mit bei Ihrer Arbeit mit
PJ: Bringt der denen unfallfreies Fahnen-    den Fans. Johannes Musch.
schwenken bei.

EW: Du weißt doch überhaupt nicht, was
in einem Fanprojekt gemacht wird.

PJ: Ich habe aber eine Vermutung. Das ist
wohl so was wie Hyposensibilisierung.

EW: Hyposenisbilisierung.
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt

Fankultur im Wandel
„Herausforderung im Fußballalltag“

Johannes Musch, Leitung Fanprojekt Darmstadt

               Fanprojekt Darmstadt
                IB Südwest gGmbH
                                                          Das Team
                                                           • Johannes Musch
                                                                  (Leitung, Vollzeit)
                                                           • Jana Bolleyer
                                                                  (Hauptamtlich, Vollzeit)
                                                           • Michel Röder
                                                                   (Hauptamtlich, halbe Stelle)
                                                           • Lorena Haak
                                                                   (Hauptamtlich, 10 Std.)

                                                1                                                    2
Das Fanprojekt Darmstadt ist eine sozialpädago-       dies alles ist Teil unserer Arbeit und kann von je-
gische Institution, die seit 2002 existiert und un-   dem Lilienfan in Anspruch genommen werden.
ter der Trägerschaft des Internationalen Bundes
der Südwest gGmbH steht. Seit 2006 verfügen wir       Ob bei Heimspielen, auf Auswärtstouren oder an-
über die Räumlichkeiten in der Erbacher Straße,       deren Terminen im Fankalender. Das Fanprojekt ist
wo wir unseren offenen Treff organisieren und viel    immer mit dabei.
Gremien- und Gruppenarbeit leisten.
                                                      Wir bieten:
Das Fanprojekt wird mit 50 % vom Land Hessen
und der Stadt Darmstadt sowie mit weiteren 50 %       ›› H
                                                          ilfe bei Konflikten mit der Polizei und Ord-
vom Deutschen Fußballbund finanziert.                    nungskräften. Wir können auch die Hilfe eines
                                                         Anwalts vermitteln.
Wir sehen uns als Ansprechpartner für alle Lilien-
fans. Ob es hierbei um Vermittlung und Beratung       ›› H
                                                          ilfe bei privaten Problemen. Egal ob Ärger in
bei fußballspezifischen oder auch eher privaten          der Schule oder zuhause.
Problemen, um Unterstützung in Sachen „Fankul-
tur“ oder auch um Beistand im Konfliktfall geht,      ›› Hilfe bei Bewerbungsschreiben
Seite 33

                 Finanzierung                                         Unser Konzept

                                           3                                                         4
›› Begleitung bei Behördengängen.                   Wir garantieren:

›› Beratung in Sachen Stadionverbot.                ›› P
                                                        arteilichkeit: Als Fanprojekt verstehen wir uns
                                                       als kritische Lobbyisten für Fußballfans. Wir set-
›› U
    nterstützung bei Planung und Durchführung         zen uns grundsätzlich für die Belange von Fans
   von Aktionen und Choreografien im Stadion und       ein.
   anderen Veranstaltungen.
                                                    ›› F
                                                        reiwilligkeit: Nur wenn Du es willst, treten wir
›› U
    18-Fahrten zu Auswärtsfahrten für den schma-      für Dich in Aktion.
   len Geldbeutel.
                                                    ›› V
                                                        ertraulichkeit: Unsere Gespräche sind streng
›› R
    egelmäßige Kulturangebote rund um den Fuß-        vertraulich. Es erfolgt keine Weitergabe von Na-
   ball                                                men, Daten und Inhalten an Dritte.

›› Sport- und Freizeitangebote
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt                                                                         Seite 34

                              • Teilnahme an der
                                Lebenswelt der Fans
                              • Begleitung zu Heim und
                                Auswärtsspielen
                              • Schaffung von                             Aus der Praxis
                                Freizeitangeboten
                              • Unterstützung bei der
                                Selbstorganisation

                                                         5                                                            6
›› Außerdem veranstalten wir regelmäßig gemein-
sam mit der aktiven Fanszene Lesungen im Fan-
projekt. Diese haben oft präventiven Charakter
                                                                    Der Spieltag in der 1.
und behandeln Themen wie Alkohol- und Drogen-                            Bundesliga
missbrauch, Gewalt im und um den Fußball oder
Rechtliches in Sachen Stadionverbot                          * Kontaktaufnahme mit anderem Fanprojekt
                                                             * Evtl. Teilnahme an Sicherheitsbesprechung
                                                             * Begleitung und Unterstützung der Fans bei
›› Gemeinsam mit dem SV98 und dem Sozialde-                    Spieltagsvorbereitungen
                                                             * Aufsuchen am Spieltag
zernat der Stadt Darmstadt haben wir im Frühjahr             * Empfang der Kollegen/Kolleginnen und Vorstellung der
                                                               Ansprechpartner/innen
2015 den „Integrationskick“ für Flüchtlinge ins Le-          * „Hände“ schütteln
ben gerufen. Dieser wurde im Sommer vom Hes-                 * Nach Spiel offener Treff

sischen Justizministerium mit einem Hessischen
Präventionspreis gewürdigt.
                                                                                                                      7
Seite 35

           U18 – Fahrten

           • Jugendliche Fans
           • Heranführung an die aktive                       Unsere Schwerpunkte
             Szene
           • Alkohol- und Drogenfrei
           • Taschengeldfreundlich

                                                8                                               9
                                                    ›› Jährlich entwickeln wir ein Sommerfreizeit-
                                                    programm für meist jugendliche Lilienfans. So
                                                    waren wir in den vergangenen Jahren beispiels-
                                                    weise in Berlin, auf einem Segelschiff in den
           Sommerfreizeiten                         Niederlanden oder auch zur Gedenkstättenfahrt
           Ijsselmeer                               in München/Dachau.
           •   „Alle ziehen an einem Strang!“
           •   Teamwork
           •   Verantwortung
           •   Alltagsbewältigung                   ›› Für den Peter C. Bernet Gedächtnispreis be-
           •   Verlässlichkeit
                                                    danken wir uns herzlich! Wir nehmen den Preis
                                                    stellvertretend für die aktiven Lilienfans an, die
                                                    sowohl die Idee zur Gedenkstättenfahrt hatten,
                                                    als auch jetzt ein langfristiges Programm zur

                                       10           Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozia-
                                                    listen entwickeln und sich im Fußballalltag gegen
                                                    Rechtsextremismus und Ausgrenzung engagieren.
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