2016 / Fankultur - Zwischen Leidenschaft und Fanatismus - Dokumentation der Präventionskonferenz - KPRd
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Dokumentation der Präventionskonferenz Kommunaler Präventionsrat Darmstadt 2016 / Fankultur – Zwischen Leidenschaft und Fanatismus 24 Jahre Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Erfolgreiche Präventionsstrategien für Darmstadt. Seite 1
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 2 Impressum Herausgeber: Kommunaler Präventionsrat Darmstadt (KPRd) Redaktion: Volker Weyel, Frank Sporck Fotos: Erik O. Martin, Thomas Lohnes Kontakt: Leitung + Geschäftsstelle KPRd-Management Volker Weyel Leitung Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Frankfurter Str. 71 64293 Darmstadt Fon 0 61 51 – 13 31 98 Fax 0 61 51 – 13 34 74 E-Mail volker.weyel@darmstadt.de Frank Sporck Geschäftsstelle des KPRd Frankfurter Str. 71 64293 Darmstadt Fon 0 61 51 – 13 28 70 Fax 0 61 51 – 13 34 74 E-Mail frank.sporck@darmstadt.de 1. Auflage 2017
Seite 3 Inhalt Impressum 2 Inhalt 3 Grußwort: Stadträtin Barbara Akdeniz 4 Grußwort Polizeipräsidium: Bernd Denninger 8 Präventionspreis 2016 10 Fördervereins Prävention Direktor Robert Siwek 10 Kabarett Kabbaratz – Erstes Set 14 Einführung in das Konferenzthema 16 Kabarett Kabbaratz – Zweites Set 18 Impulsreferat 20 Kabarett Kabbaratz – Drittes Set 30 Fankultur im Wandel 32 Kabarett Kabbaratz – Viertes Set 37 Präventionsstrategien und Sicherheitskonzepte 38 Kabarett Kabbaratz – Fünftes Set 43 Statements zum Konferenthema 44 Pressespiegel 50 Organigramm des KPRd 54
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 4 Grußwort: Stadträtin Barbara Akdeniz Sehr geehrte Damen und Herren, Ich möchte diese Präventionskonferenz sehr geehrter Herr Denninger, nutzen, um die Verdienste von Peter C. Bernet als Mitbegründer des Kommunalen ich begrüße Sie herzlich zur diesjährigen Präventionsrates wie auch als Präventionskonferenz des Kommunalen Mitbegründer des Fördervereins Präventionsrates. Herrn Oberbürgermeister Prävention zu würdigen. Partsch muss ich leider entschuldigen, da er noch in Berlin weilt. Peter Bernet hat die Entwicklung des Kommunalen Präventionsrates und das Der Kommunale Präventionsrat Engagement des Fördervereins Prävention ist mit seiner Gründung 1992 der stets aktiv und aufmerksam begleitet älteste Präventionsrat Deutschlands. und war auch in den letzten Jahren, Er wurde gegründet, um soziale und trotz seiner Erkrankung, Ehrengast der sicherheitsrelevante Fragen und Präventionskonferenzen. Anregungen in unserer Stadtgesellschaft frühzeitig aufgreifen und entsprechende Vor diesem Hintergrund werden wir den Strategien koordinieren zu können. Darmstädter Präventionspreis in diesem Jahr als Peter C. Bernet Gedächtnispreis Der Kommunale Präventionsrat ist wie verleihen. auch die jährliche Präventionskonferenz eine Darmstädter Institution geworden. Unser heutiges Tagungsthema hätte Gleichzeitig ist der Kommunale auch die Zustimmung von Peter Bernet Präventionsrat seit vielen Jahren ein gefunden, fiel doch in seine Dienstzeit innovativer Impulsgeber für eine gute der Aufstieg des SV Darmstadt 98 in die Balance von Sozial- und Sicherheitspolitik 1. Fußball Bundesliga (1977/78) und die und organisiert eine Vielzahl von damit verbundenen Sicherheitsfragen themenbezogenen Arbeitsgruppen. für die Hessische Polizei und die Stadt Darmstadt. Initiatoren waren der leider verstorbene ehemalige Polizeipräsident Peter Bernet Die Präventionskonferenz 2016 trägt den und der frühere Oberbürgermeister Peter Titel Benz.
Seite 5 Fankultur – Das Ziel der diesjährigen Präventions zwischen Leidenschaft und Fanatismus konferenz, ist es die „Fankultur im Fußball“ angemessen zu differenzieren Mit dem Untertitel versuchen wir, das und unsere bestehenden Präventions Spannungsfeld des Themas Fankultur strategien und Sicherheitskonzepte sichtbar zu machen. zielgerichtet fortzuentwickeln. Es gibt viele Menschen, die eine Hierzu ist es aus meiner Sicht dringend leidenschaftliche Beziehung zu etwas notwendig, deutlich zwischen leiden aufgebaut haben und sich als Fans schaftlichen Fußballfans und gewalt bezeichnen und sich teilweise auch in bereiten Hooligans zu unterscheiden, die Fanclubs organisieren. Dies trifft im mit meist kleinen Gruppen die öffentliche Besonderen für das Thema Fußball zu. Berichterstattung und Wahrnehmung Leidenschaftliches Engagement und prägen. Erfolgversprechende Konzepte Identifikation sind hier stark ausgeprägt. erfordern ein abgestimmtes und koordi niertes Zusammenwirken, um eine gute Das Thema „Fankultur im Fußball“ wird Balance von Sozial- und Sicherheitspolitik aktuell sehr emotional und kontrovers herstellen zu können. diskutiert. Wenn Leidenschaft in Fanatismus umschlägt, hat dies auch Vor diesem Hintergrund haben wir, unmittelbare Folgen für die gesamte neben den Sicherheitskonferenzen Gesellschaft. zu Sicherheitsfragen rund um das Stadion, im Rahmen des Kommunale Und dies betrifft an bestimmten Heim Präventionsrates eine AG Risikospiele spieltagen auch konkret die Stadtgesell eingerichtet. Sie wird die gesamte Saison schaft in Darmstadt, weshalb es auch der Bundesliga 2016/2017 die jeweils notwendig ist, dass wir uns mit diesem möglichen Auswirkungen in den Blick Thema differenziert auseinandersetzen. nehmen und entsprechende Maßnahmen abstimmen. In vielen gesellschaftlichen Bereichen ist eine zunehmende Verrohung festzustellen und dies wird leider auch im Umfeld von Fußballbegegnungen vermehrt sichtbar.
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 6 Das Kernziel dieser Arbeit ist es, alle Ich bin zuversichtlich, dass es uns so relevanten Kräfte zu bündeln und auch gemeinsam gelingt, die Faszination Anlasslos ein abgestimmtes Konzept Fußball wieder in den Vordergrund zu zum Thema Sport und Sicherheit zu stellen. etablieren. Unsere erste Herausforderung war dann gleich das erste Heimspiel Wer nicht vom Weg abkommt bleibt auf der Lilien gegen Eintracht Frankfurt. der Strecke Wie auch viele andere Regionalderbys hat diese Begegnung traditionell eine Dies ist der Slogan, der alle Veranstal gewisse Brisanz, die sich bereits im tungen des Kommunalen Präventionsrates Vorfeld der Begegnungen real, aber auch begleitet und dies bedeutet, dass wir in den sozialen Netzwerken und Medien unsere Konzepte, Strategien und Maßnah widerspiegelt. men der gesellschaftlichen Entwicklung und den jeweiligen Problemlagen Dazu kommen oftmals, wie auch anpassen müssen. in diesem Fall, Entscheidungen der Deutschen Fußball Liga, auf die wir keinen Und genau hierfür ist die Präventions Einfluss haben, die aber Voraussetzungen konferenz jährlich ein wichtiger Rahmen, schaffen für die wir sicherheitsrelevante um bestehende Konzepte zu überprüfen Antworten finden müssen. und zielgerichtet fortzuschreiben. Ich bin zuversichtlich, dass die heutige Mit allen relevanten Beteiligten ist es uns Präventionskonferenz wichtige Impulse gelungen, ein erfolgreiches Konzept von für die Fortschreibung unserer bisherigen präventiven und sicherheitstechnischen Konzepte und Strategien geben kann. Maßnahmen abzustimmen. Ich freue mich, dass es uns gelungen An diesem Beispiel hat sich deutlich ist den Politikwissenschaftler und gezeigt, dass Prävention eine Journalisten Peter Römer als gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die Impulsreferenten zu gewinnen. nur mit der Unterstützung möglichst vieler gesellschaftlicher Gruppierungen ›› Herzlich Willkommen in Darmstadt nachhaltige Wirkungen erzielen kann.
Seite 7 Johannes Musch als Leiter des Darm städter Fanprojektes und Polizeidirektor Thomas Raths werden uns aus ihren jeweiligen Blickwinkeln die aktuellen Herausforderungen im Zusammenhang mit Fußballbegegnungen aufzeigen. Gleichzeitig hoffe ich, dass es uns gelingt, die überwiegend positiven, phantasievollen und friedlichen Facetten im Rahmen der Fankultur herauszustellen und in ein rechtes Verhältnis zu setzen. ›› Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Grußwort Polizeipräsidium: Bernd Denninger Sehr geehrter Frau Akdeniz, wird, kann ich auf eine ansehnliche An- meine sehr geehrten Damen und Herren, zahl an Fußballeinsätzen als verantwort- licher Polizeiführer zurückblicken. laut Programm hätte jetzt der neue Po- lizeipräsident des Polizeipräsidiums Dazu gehört auch das Derby des SV 98 Südhessen, Bernhard Lammel, die erste gegen die Eintracht aus Frankfurt im April Präventionskonferenz in seiner Amtszeit dieses Jahres, bei dem es die Ihnen be- mit dem Oberbürgermeister, eröffnen sol- kannten Diskussionen um das Betretungs- len. Leider befindet er sich im Kranken- verbot für Eintrachtfans für die Darmstäd- stand und mir wird in seiner Vertretung ter Innenstadt gab. die Ehre zuteil, sie auch in seinem Namen zu dieser traditionellen Veranstaltung des Meine Damen und Herren, als Polizist Kommunalen Präventionsrates Darmstadt sieht man sich häufig dem Vorwurf aus- herzlich zu begrüßen. gesetzt, dass man ein Spaßverderber sei und die Leidenschaft des Fußballs nicht Mein Name ist Bernd Denninger, ich bin verstehen könne. Dies weise ich weit von der Leiter der Einsatzabteilung im Polizei- mir – im Gegenteil: ich bekenne, ich ge- präsidium Südhessen und in dieser Funk- höre zu den fußballaffinen Menschen. Die tion u.a. auch verantwortlich für alle Ein- einschlägigen Nachrichten und Tabellen satzlagen in unserem Dienstbezirk. werden von mir interessiert verfolgt und ich stehe trotz meines für einen Fußballer Hierzu gehören selbstverständlich auch eher biblischen Alters sehr gerne selber die Einsätze anlässlich der Spiele des SV auf dem Platz. Darmstadt 98 in der 1. Fußballbundesliga und im DFB-Pokal. Wer Fußball nicht mag, wer noch nie die- ses „Gänsehautgefühl“, die Begeisterung Das heutige Thema „Fankultur zwischen im Stadion erlebt hat, kann die Leiden- Leidenschaft und Fanatismus“ ist daher schaft rund um den Fußball tatsächlich für mich persönlich, aber auch für alle Be- nur schwer verstehen und wird unter teiligten in und außerhalb der Polizei ak- Umständen eine mehr oder weniger zu- tuell und von besonderer Bedeutung. rückhaltende bis deutlich ablehnende Hal- tung zu diesem Thema haben. Genau wie mein Kollege Raths, der Ihnen nachher als Referent Präventionsstrate- Ich verstehe die Begeisterung für diesen gien und Sicherheitskonzepte erläutern Sport, da auch ich sie habe. Ich kann mit „meiner“ Mannschaft, aus Neutralitäts-
Seite 9 gründen sage ich nicht welche, begeistert Dem mehr als Romancier und Philo- mitgehen oder auch um den Ausgang des sophen, denn als Fußballfan bekannten jeweiligen Spiels zittern. Jean-Paul Sartre wird das Zitat zuge- schrieben: „Bei einem Fußballspiel ver- Vielen unserer Kolleginnen und Kollegen, kompliziert sich allerdings alles durch wie Herr Raths zum Beispiel, geht es da die Anwesenheit der gegnerischen Mann- nicht anders! Ich akzeptiere, dass Fansze- schaft‘‘. nen vielfach eine eigene Kultur und Ritu- ale haben, dass sie bunt und laut sind. Wir müssen wohl hinzufügen: und leider Das kann und sollte man aushalten und auch durch die Anwesenheit mancher fa- tolerieren. Personen, die stark alkoholi- natischer Fans. siert vor oder nach dem Spiel auf- oder besser gesagt: ausfallen- stellen regelmä- Aber meine Damen und Herren, ßig eher ein Problem für sich selber dar. trotz aller zum Teil auch negativen Erfah- Schwierig wird es dann, wenn zu einer rungen im Dienst weiß ich sehr wohl, dass aggressiven Grundstimmung der Alko- die weit überwältigende Mehrheit der Fuß- hol seine enthemmende Wirkung entfaltet ballfans den Sport liebt und nicht Gewalt oder aus bloßer Lust an Krawallen fanati- oder Exzesse jeglicher Art sozusagen als sierte Anhänger pöbelnd durch die Stadt Auswüchse des Fanatismus in den Vorder- ziehen und es dabei zu Körperverlet- grund stellt. zungen und Sachbeschädigungen kommt oder wenn eine Gefährdung von Men- Das Spannungsfeld zwischen den Erwar- schen durch Werfen und Abbrennen von tungen und Bedürfnissen der Fußballfans Pyrotechnik zu konstatieren ist: meine Da- und den erforderlichen Maßnahmen zur men und Herren, da kann und wird es kei- Gewährleistung der Sicherheit aller Betei- ne Toleranz geben! ligten bis hin zu den unbeteiligten Besu- chern in den Innenstädten wird uns dau- Wie bereits angedeutet: Die Polizei ist erhaft beschäftigen. neutral und hat sehr klare gesetzliche Auf- träge. Ich freue mich daher auf interessante Dis- kussionen und wünsche Ihnen und uns ei- Wir haben die öffentliche Sicherheit und ne interessante und erfolgreiche Präventi- Ordnung zu gewährleisten und wir müs- onskonferenz 2016. sen Straftaten verfolgen. Mit Verlaub, dass müssen insbesondere die Fans, egal aus Lassen Sie uns ins Gespräch kommen welchem Lager, aushalten, die häufig aus- und Anregungen austauschen. loten wollen, in welchen Grenzen ihr Ver- halten geduldet wird! ›› Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 10 Präventionspreis 2016 Würdigung der Preisträger durch den Vorsitzenden des Fördervereins Prävention Direktor Robert Siwek Sehr geehrte Damen und Herren, ren Engagement im Bereich der Präventi- onsarbeit zu würdigen und der Öffentlich- Es ist eine gute Tradition, dass der Förder- keit bekannt zu machen. verein Prävention den öffentlichkeitswirk- samen Rahmen der Präventionskonferenz Der Vorstand des Fördervereins Präventi- zur Verleihung des Darmstädter Präventi- on beauftragt zur Bewertung der Wettbe- onspreises nutzt. werbsbeiträge eine ausgewählte Fachjury mit Expertinnen und Experten aus dem Ich freue mich sehr diese Tradition als Landkreis Darmstadt-Dieburg und der neuer Vorsitzender des Fördervereins ak- Wissenschaftsstadt Darmstadt. tiv fortführen zu dürfen. Der Jury darf ich an dieser Stelle sehr Neben der Vergabe des Darmstädter Prä- herzlich danken. ventionspreises mit Urkunde und Preis- geld ist es unser Ziel den Preisträgern ei- Der Darmstädter Präventionspreis ist mit ne möglichst große Aufmerksam und ei- 3000 Euro dotiert und wird in diesem nen würdigen Rahmen sicherzustellen. Jahr an 4 Preisträger vergeben. Die Präventionskonferenz und der Veran- Die diesjährigen Preisträger, welche ich staltungsort, sind aus unserer Sicht hier- jetzt mit dem Peter C. Bernet Gedächt- für der ideale Rahmen. nispreis 2016 auszeichnen werde, stehen Ihnen später im Rahmen der Präventions- Das Ziel ist es, mit diesem Wettbewerb konferenz auch als Ansprechpartnerinnen möglichst viele Institutionen, Initiativen und Ansprechpartner zur Verfügung. und Organisationen zu erreichen, und de- Und nun aber zur Würdigung der Preis- trägerinnen und Preisträger
Seite 11 Preisverleihung des Darmstädter Jetzt bitte ich die Vertreterinnen und Ver- Präventionspreises 2016 treter des Vereins der vietnamesischen Kampfkunst und Kultur zu uns auf die Zuerst darf ich die Vertreterinnen und Bühne Vertreter des Kinderhaus Paradies auf die Bühne bitten. Herzlichen Glückwunsch zunächst zur Würdigung Ihres Wettbewerbsbeitrages Herzlichen Glückwunsch ›› F rau Xuan Binh Nguyen wird stellver- ›› H err Ralf Förstner und Herr Kai Schu- tretend für den Beitrag: ber werden stellvertretend für den Kampfkunst als Drogenprävention mit Beitrag: dem Peter C. Bernet Gedächtnispreis „be Active“ – Eberstädter Jungs, 2016 in Höhe von 500 Euro ausge- gemeinsam etwas bewegen mit dem zeichnet. Peter C. Bernet Gedächtnispreis 2016 win Höhe von 500 Euro ausgezeichnet. Herzlichen Dank für Ihr Engagement Vielen Dank für Ihr Engagement
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 12 Jetzt darf ich die Vertreterinnen und Ver- Zum Schluss bitte ich die Vertreterin des treter des Projektes „Ich und Du“ Zu uns Projektes Gedenkstättenfahrt für junge auf die Bühne bitten Fußballfans zu uns auf die Bühne Herzlichen Glückwunsch Auch Ihnen einen herzlichen Glückwunsch ›› Z ur Würdigung Ihres Wettbewerbsbei- ›› Z ur Würdigung Ihres Wettbewerbsbei- trages wird Frau Nikola Poitzmann, trages wird Frau Jana Bolleyer vom IB Heinrich-Emanuel-Merck-Schule stell- Fanprojekt Darmstadt stellvertretend vertretend für den Beitrag: für den Beitrag: „Ich und Du“ – Grenzen erkennen, Gedenkstättenfahrt für junge Fußball- verstehen und akzeptieren mit dem fans mit dem Peter C. Bernet Gedächt- Peter C. Bernet Gedächtnispreis 2016 nispreis 2016 in Höhe von 1000 Euro in Höhe von 1000 Euro ausgezeichnet. ausgezeichnet. Vielen Dank für Ihr Engagement Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und bedanken uns ausdrücklich für Ihr Engagement
Seite 13 J a hre Kommu 24 rzlichen G na — — He lück ler n wu 6 ns P n e 01 c 2 g h s e i g n re e p rä und s b n on o ve vie i s t ra t P rä v e n ti len Dank — wirksam Darmsta
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 14 Kabarett Kabbaratz Erstes Set EW: Ja, herzlichen Glückwunsch den PJ: Ich persönlich esse leidenschaftlich Gewinnern des Präventionspreises und gerne Rinderrouladen mit Knödeln und einen wunderschönen guten Abend frischen Champignons, aber ich würde meine sehr geehrten Damen und Herren. dabei nie fanatisch Messer und Gabel Wir vom Kabarett Kabbaratz, und das ist gegen die Hände meiner Tischnachbarn mein Kollege Peter Hoffmann. Sag guten einsetzen. Abend. EW: Wenn dir einer die Roulade vom PJ: Guten Abend. Teller holen will, wäre ich mir da nicht so sicher. EW: Und ich. PJ: Du wirst unsachlich. Anderes Beispiel. PJ: Meine Kollegin Evelyn Wendler. Manche Menschen hören gerne Richard Wagner. Ob die sich als Fans bezeichnen EW: Wir moderieren den thematischen würden, weiß ich nicht. Ich bin da tole- Teil. Sie haben es auf dem Flyer gelesen: rant, Freejazz kann ich auch nicht leiden. Fankultur ist heute das Thema. Zwischen Es hat in Bayreuth seit über 100 Jahren Leidenschaft und Fanatismus. immer wieder Buhrufe, aber nie hand- greifliche Auseinandersetzungen gegeben. PJ: Zwischen Leidenschaft und Fanatis- mus. Das ist doch der blanke Hohn, was EW: Da spielt auch nicht der Tenor gegen uns heute hier suggeriert werden soll. Als den Sopran. ob es bei Leidenschaft und Fanatismus ein dazwischen gäbe. PJ: Manchmal schon. EW: Jetzt laß dich erst mal darauf ein, wir EW: Wir sind heute beim Sport. haben mit dem Thema noch gar nicht an- gefangen. Warum soll es da keine Über- PJ: Wir sind beim Fußball. Randalieren gänge, kein Dazwischen geben. leidenschaftliche Schachfans auf dem Weg zum Turnier in der Straßenbahn. Nein. Werden bei einem Golfturnier Bengalos in die Zuschauer geworfen. Nein. American Football oder Rugby sind mindestens so körperbetont wie Fußball. Kann man da als Familie mit zwei Klein- kindern hingehen. Ja. Fußball ist das Problem in Darmstadt.
Seite 15 EW: Es geht nicht nur um Darmstadt-98. EW: Auf dem Einladungsflyer siehst du doch erst mal nur einen jungen Mann. PJ: Natürlich geht es das. Unser Ord- nungsdezernent, Herr Reißer, der hat das PJ: Nur einen jungen Mann. Und vollkom- erkannt. Bei einem Heimspiel, da gelten men zufällig sehe ich da blau-weiß. Die die Notstandsgesetze, eingeschränkt. Da Augen sind der Spiegel der Seele. Sehen darf man auch mal die Gewaltenteilung Sie viel Auge. Nein. Diese gebleckten aufheben und sich über Gerichtsurteile Zähne, blättern Sie mal in einem Anthro- hinwegsetzen. Da geht es um das blanke pologiebuch, das ist typisch für Paviane, Überleben älterer Mitbürger ... Schimpansen und andere Primaten, die blanke Aggression. Fans, das sind Tiere. EW: Noch älter als du. Das ist das Problem. PJ: Den Schutz wehrloser Mütter mit EW: Willst du die Fans ins Tierheim ste- Zwillingskinderwagen. cken. Herr Weyel, bitte übernehmen Sie. Sagen Sie uns allen und vor allem ihm EW: Mach halblang. worum es heute geht. PJ: Die oder wir, das ist hier die Frage, die wir beantworten müssen. Und der Herr Reißer, das ist ein netter, der hat das erkannt. Man kann jemand ins Knie schießen und hinterher immer noch fra- gen, wie er heißt und was er hier will. EW: Ins Knie schießen ist kein gutes Bild. PJ: Für Herrn Reißer nicht. Da bewundere ich unseren Oberbürgermeister. Der weiß, wenn die 98er gegen den FC-Alsbach spielen, werden ihnen bei den Heim- spielen alle Anwohner des Paulusviertels die Daumen drücken. In der Hessenliga können wir uns den Stadionneubau spa- ren. Und das Polizeipräsidium Südhessen wäre glücklich, stimmt´s.
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 16 Einführung in das Konferenzthema Volker Weyel Leitung Kommunaler Präventionsrat Darmstadt „Fans, das sind Tiere…“ Mensch Herr Hoffmann, Natürlich zeigt sich eine so genannte Fankultur in was für eine Überleitung und da soll man nicht erster Linie in Fußballstadien und im Rahmen der aus dem Konzept kommen. jeweiligen Fußballbegegnungen. Und in diesen Be- reichen konzentriert sich auch die öffentliche Dis- Sehr geehrte Frau Wendler, sehr geehrter Herr kussion zu Sicherheitsfragen und dem Umgang mit Hoffmann, das Thema Tiere greife ich trotzdem Fangruppen. gerne auf. Nicht nur um Zeit zu gewinnen, son- dern weil es sich so gehört möchte ich Sie alle sehr Für die Wissenschaftsstadt Darmstadt ist dies im- herzlich zur diesjährigen Präventionskonferenz des mer dann ein Thema wenn an Bundesliga Heim- Kommunalen Präventionsrates begrüßen. spieltagen Gästefans für kurze Zeit in die Stadt kommen. Hier kommt es jeweils zu sehr unter- Zurück zum Ihrem Thema Herr Hoffmann: „Fans schiedlichen Lageeinschätzungen im Vorfeld der das sind Tiere“ Begegnungen. Eine Bezeichnung für brisante Be- gegnungen nennt sich „Risikospiele“. Hier kommt Bei dem Thema Fans und Tiere fällt mir ein aktu- es bereits im Vorfeld zu einer kritischen Lageein- elles Ereignis am vergangenen Spieltag der Fußball schätzung die mit den Verantwortlichen der jewei- Bundesliga im Stadion des RB Leibzig ein, wo Gä- ligen vereine, der Polizei, Kommune und den jewei- ste Fans einen frisch abgetrennten und noch blu- ligen Fanprojekten in Sicherheitskonferenzen vor- tenden Bullen Kopf auf das Spielfeld geworfen ha- besprochen wird. ben. Dies bezieht sich meistens aber um die Lage wäh- Dies war offensichtlich als Provokation gegenüber rend der Spielbegegnung rund um und im Stadi- dem Hauptsponsor Red Bull gedacht. Ohne mich on. Und hier geht es auch um Maßnahmen die ge- gleich am Anfang zu sehr in Details verlieren zu waltsame Begegnungen von Fangruppen verhindert wollen stellt sich hier die Frage wie trotz aller Si- und Herr Hofmann, um Fragen wie gefährliche Ge- cherheitsvorkehrungen in und um Bundesligasta- genstände und eben auch ein Bullenkopf ins Stadi- dien, unbemerkt ein abgetrennter Bullen Kopf ins on kommen kann. Stadion kommen konnte. Im Rahmen des kommunalen Präventionsrates Aber genau darum geht es uns bei der heutigen wurde zu Saisonbeginn eine AG Risikospiele ge- Präventionskonferenz mit dem Titel: Fankultur zwi- gründet, mit dem Ziel die Problemlagen im gesam- schen Leidenschaft und Fanatismus eigentlich gar ten Stadtgebiet vor den jeweiligen Begegnungen zu nicht. kalkulieren und entsprechende präventive Maßnah- men zu planen.
Seite 17 Langfristiges Ziel dieser Arbeit ist es die AG Risiko- Ich freue mich sehr, dass zunächst Peter Römer spiele in einen „Örtlichen Ausschuss für Sport und als Journalist und aus wissenschaftlicher Sicht das Sicherheit“, zu überführen wie dies auch im „nati- Thema Fankultur differenzieren wird und danch onalen Ausschuss für Sport und Sicherheit „ gefor- vermutlich nicht mehr alle Fußball Fans mit Hooli- dert wird. gans gleichgesetzt werden. Nach meinem Wissensstand wäre Darmstadt der ›› Herr Römer, Herzlich Willkommen in Darmstadt erste Bundesliga Standort in Hessen, der einen sol- chen Ausschuss vorhält. Die zentrale Zielsetzung Danach wird uns Johannes Musch und seine Kolle- ist neben den Spieltag unabhängigen Sicherheits- gen aus dem Fanprojekt Darmstadt einen Einblick aspekten und den entsprechenden Präventions- in die Arbeit mit engagierten Fans des SV Darm- strategien vor allem die friedliche und positive Be- stadt 98 geben. geisterung für den Sport wieder in den mittepunkt zu rücken. Damit wäre dieses Netzwerk aller rele- ›› Herr Musch, dafür bereits jetzt Herzlichen Dank. vanten Organisationen eine sinnvolle Ergänzung zu den regelmäßigen Sicherheitsgesprächen vor je- Besonders freue ich mich, dass uns im Abschluss dem Heimspiel des SV Darmstadt 98. der Polizeidirektor Thomas Raths die Herausforde- rungen aus Sicht der Polizei darstellen wird. Dies zu- Die diesjährige Präventionskonferenz mit dem Titel dem auch aus der unmittelbaren Praxis, denn Herr Fankultur zwischen Leidenschaft und Fanatismus Raths ist überwiegend für die Einsatzleitung bei den versucht dieses Engagement zu fördern und die Heimspielen des SV Darmstadt 98 verantwortlich. vielfach negativen Phänomene rund um Fußball Begegnungen zu erklären. ›› Herr Raths vielen Dank für Ihr Engagement. Dabei geht es uns am wenigsten um unseren Heim- Und damit gebe ich mit einem leichten mulmigen verein SV Darmstadt 98, dessen Fans ich persönlich Gefühl an unsere heutigen Moderatoren der Prä- als überwiegend sehr fantasievoll, kreativ und po- ventionskonferenz 2017 sitiv begeistert empfinde. Auch wenn das neutrale T-Shirt des Fans auf dem Einladungsflyer blau ist ›› Frau Wendler und Herr Hoffmann von Kabbaratz. Herr Hoffmann. Aber damit die heutige Veranstal- tung nicht zu naiv und lokal verklärt daherkommt, Sicherheitshalber übergebe ich vielleicht doch lie- haben wir zum Thema Fankultur Referenten einge- ber nur Frau Wendler laden die das Thema Fankultur aus ganz verschie- denen Blickwinkeln beleuchten werden. Bitteschön Frau Wendler:
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 18 Kabarett Kabbaratz Zweites Set EW: Das war doch schon mal kein PJ: Das ist auch nur alle vier Jahre. schlechter Einstieg von Herrn Weyel. EW: Also alle zwei Jahre. Du schaust auch PJ: Der hat eigentlich mehr Fragen als nicht nur ein Spiel. Antworten gebracht. Kommentiert Weyel. PJ: Ich gehe alle zwei Jahre, wenn es sich EW: Jetzt kommt gleich das Impulsrefe- terminlich ergibt... rat: Fankultur – ein Phänomen mit vielen Facetten. EW: Wenn die Deutschen spielen, haben wir keine anderen Termine PJ: Das ist kein Phänomen, sondern ein Problem. Das hat auch nicht viele Facet- PJ: Dann gehe ich vielleicht zu Gilla und ten, sondern unterschiedliche Straftatsbe- Jonas... standsmerkmale. Und schon gar nicht ist das Kultur, das ist Barbarei. EW: Aber da kommen doch noch andere. Ihr seid doch mindestens zehn Leute. Als EW: Die Menschen machen etwas ge- ich dieses Jahr später dazu kam, waren meinsam. da mindestens PJ: Gemeinsam andere beleidigen, bedro- PJ: Weil die beiden eine große Dachter- hen, nötigen, Sachbeschädigung und Kör- rasse haben und offene Gastgeber sind. perverletzungen. Ein zivilisierter Mensch kann kein Fußballfan sein. EW: Und ihr trinkt Alkohol. EW: Aber du bist doch selber... PJ: Aber das steht nicht im Vordergrund. PJ: Ich bin mit Sicherheit kein Fan. EW: Du nimmst immer Alkohol mit. EW: Aber du triffst dich doch regelmäßig. PJ: Was erzählst du da. Ich nehme keinen Alkohol mit. Das ist kein Kasten Grohe- PJ: Regelmäßig. Zur Fußballweltmeister- Bier, das ist eine Flasche Bordeaux. schaft. Das ist alle vier Jahre. Einmal in vier Jahren. EW: Wenn er zurückkam, hat er das Fahr- rad geschoben. EW: Aber zur Europameisterschaft doch auch. Dieses Jahr. PJ: Weil ich das so wollte.
Seite 19 EW: Du könntest auch zu Hause bei PJ: Ich werde dir nie wieder was erzählen. einem Mineralwasser am Computer den Livestream gucken. EW: Du hast in der Halbzeit-Pause… PJ: Aber mit den anderen macht es PJ: Das interessiert hier keinen Menschen. mehr Spaß. EW: Wäre ich mir nicht sicher. Interessiert EW: Das würden alle Fans sagen. es sie. Du hast dieses Deutschland-Trikot angezogen. PJ: Ich bin aber kein Fan. Das Spiel ist ein Anlass, sich währenddessen mit anderen PJ: Wir haben, und das ist hundert Jahre normalen Leuten in entspannter Atmo- her, mal bei der Telekom gespielt, und da sphäre zu unterhalten. habe ich dieses Trikot geschenkt bekom- men, geschenkt, ich hatte es einfach. EW: Über die Freihandelsabkommen der Europäischen Union. EW: Ja, und er musste es anziehen, weil er es zufälligerweise in den Fahrradkorb PJ: Zum Beispiel. gepackt hatte. EW: Wenn der Elfmeter geschossen wird. PJ: Niemand von denen, mit denen ich Fußball gucke, nimmt das wirklich ernst. PJ: Du hast doch keine Ahnung. Du hast Wir sind keine Fans. bis heute nicht mal die Abseitsregel be- griffen. EW: Da bin ich mal neugierig, was uns Peter Römer aus Münster in Westfalen EW: Du willst mich ins Abseits stellen. über Fankultur zu sagen hat. PJ: Nein, du willst mir mit deinen verba- PJ: Da, wo Preußen Münster gerade len Blutgrätschen unterstellen, ich hätte spielt, wird er nicht viel von Fußballfans Ähnlichkeit mit einem Fan. mitbekommen haben. EW: Du hast beim Spiel gegen Frankreich… EW: Herr Römer. Erklären Sie uns doch bitte: was ist eigentlich Fankultur. PJ: Das war das Halbfinale. EW: Er hat ein Deutschland-Trikot.
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 20 Impulsreferat „Fankultur – ein Phänomen mit vielen Facetten“ Peter Römer Politikwissenschaftler und Journalist, Universität Münster Fußball: Ein gesellschaftliches Großereignis Fankultur – ein Phänomen mit vielen Facetten Impulsreferat auf der KPRd Präventionskonferenz, Fans von Rapid Wien, 1913 2 Darmstadt, 8.11.2016 | Peter Römer 1 Fußball ist von Grund auf ein archaischer Sport, in Der Stadiongang, vor allem in den Fankurven war dessen Umfeld sich bereits sehr früh „Schlachten- andererseits aber auch jahrzehntelang eher ein bummler“ sammelten, so bereits Anfang des 20. Randereignis. Fußball interessierte in Deutsch- Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Fußball land viele, ins Stadion gingen lange Zeit eher eine ist seither ein gesellschaftliches Großereignis. Die bestimmte Schicht an Männern, so dass es nicht Vorstadt trifft auf die Stadt, Malocher spielen ge- wundert, dass Fankurven lange als „keine gute gen gutsituierte, es ist ein Kampf um Lebensauffas- Schule“ galten. Es gab Auseinandersetzungen und sungen, manchmal auch Stellvertreterkrieg. Vereine Gewalt seit den 1920er und 30-er Jahren, zum jedenfalls wurden jahrzehntelang mit Deutungen Normalzustand wurde dies spätestens in den 80er aufgeladen, die sie bis heute verkörpern. Dies funk- und 90er Jahren, mit dem Aufkommen der ersten tionierte im Fußball weit besser als in vielen ande- Subkultur im deutschen Fußball: Die Hooligans. ren Sportarten, die manchmal sehr von Persönlich- keiten leben, wie beim Boxen. Für sie gilt seit jeher „das Recht des Stärkeren“.
Seite 21 Hooligans als erste Fußball-Subkultur WM 1998: Ende der Hochphase der Hooligans (1980er/90er Jahre): Das Recht des Stärkeren 3 4 Bereits früh war die Subkultur unterteilt in eine Ganz allgemein hatte das Wort von Hooligangrup- teils unpolitische Strömung, die auch Migranten pen, egal ob politisch aktiv oder nicht, in den Fan- akzeptierte und eine andere, die die Allgegenwart kurven Gesetz. Obwohl zahlenmäßig die Kuttenkul- rechter Symbolik in den Stadien ergänzte um ideo- tur überwog, führte an Hooligans kein Weg vorbei. logische Aspekte. Es war auch die Zeit größerer Auseinanderset- zungen, etwa bei der EM 1988 und der WM 1990. Michael Kühnen, die Führungsfigur der deutschen Neonazi-Szene der damaligen Zeit, hatte die Lo- Das Ende der Hochzeit der Hooliganbewegung in sung ausgegeben, in die Stadien zu gehen, um Deutschland leitete die WM 1998 in Frankreich ein. rechten Nachwuchs anzuwerben. Dies klappte in Der französische Polizist Daniel Nivel wurde durch vielen Fällen. Einige Hooligangruppen wie die Ham- Hamburger und Hannoveraner Hooligans ins Koma burger „Löwen“ oder die „Borussenfront“ beteiligte geschlagen. Der Schock saß tief. Der öffentlichen sich aktiv an extrem rechter Politik. Aufmerksamkeit, die dies nach sich zog, folgten staatliche Maßnahmen, die dazu führten, dass Hooligans zwar nicht verschwanden, jedoch auch nicht mehr im Alltagsgeschäft präsent waren.
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 22 Ultras stoßen in ein Vakuum (Ende 90er/Anfang 00er Jahre): Das „Recht des Stärkeren“ wird ergänzt durch das Recht des Ultra: Eine vielschichtige Subkultur Kreativeren und Lauteren 5 6 Der Hooliganismus bewies seine Überlebensfä- ligen Städten sichtbar und nicht-konspirativ wie die higkeit bei konspirativen, abseits der Stadien und Hooligankultur. Ihr oberstes Gebot ist: Wer den Ver- öffentlichen Aufmerksamkeit organisierten „Feld- ein unterstützt, der hilft – auch kreativ. Man muss Wald-und Wiesen-Matches“. Sie hinterließen ein nicht unbedingt schlagfertig sein. Daraus entwi- Vakuum auf den Stehplatzrängen, dass nach und ckelte sich eine stärkere Akzeptanz von Frauen und nach von einer neuen Subkultur, den Ultras gefüllt, Minderheiten in vielen UItragruppen. Dies biss sich worden ist. mit Hooliganlogik. Ultras ist eine vielschichtige Subkultur, die aus Ita- Hinzu kam ein in vielen Fällen zunehmendes po- lien importiert und weiter entwickelt worden ist. litisches Bewusstsein. Oft ergab sich aus der Kri- Vereinsunterstützung steht für sie im Vordergrund, tik an der Vermarktungslogik im Fußball ein wei- Choreographien waren ein erstes sichtbares Zei- terer politischer Anspruch von Ultragruppen. Sie chen, das sich etwas ändert. Sie betreiben auch waren Teil und Beschleuniger eines Wertewandels Patchwork mit anderen Subkulturen, etwa der Graf- des Fußballs, das ein „Outing“ von Homosexuel- fiti- und HipHop-Szene. Ihr Wirken ist in den jewei-
Seite 23 Ultra: Eine vielschichtige Subkultur Ultra: Eine vielschichtige Subkultur 7 8 len Fußballern zumindest denkbar gemacht hat. «Nachdem sich alle intensiv mit der Sicherheit in Die „Schickeria“, eine Ultragruppe des FC Bayern den Stadien beschäftigt haben, gehört es jetzt zur München machte ein Andenken an den jüdischen Taktik der Ultras, ihre Aktivitäten konsequent nach Präsidenten Kurt Landauer überhaupt erst durch außerhalb der Stadien zu verlagern. Weil sie wis- Geschichtspolitik möglich. Vernetzungsfähigkeit be- sen, dass das Risiko, entdeckt zu werden, in den wiesen Ultragruppen trotz aller Heterogenität bei Stadien viel zu groß ist.», so Bernd Witthaut, Vor- Verständigungen für fanpolitische Themen. sitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) am 27.2.2013. Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Das „Recht des Stärkeren“ wird durch sie ergänzt Zentrale Aktivitäten von Ultras finden in den Stadi- durch ein „Recht des Kreativeren, bunteren und en statt, selbst wenn es zu Gewaltaktionen kommt, Lauteren“ – im Vergleich zur Fankultur bis dato ist wird dies oft im Stadion wieder aufgegriffen. Witt- dies eine Errungenschaft. Im Grunde prägen viele haut zeigte so eher ein defizitäres Verständnis von Ultragruppen in vielerlei Hinsicht demokratieför- Ultras. Würde man in das Zitat „Hooligans“ statt dernde Elemente wie Selbstorganisation und Kon- „Ultras“ einsetzen, wäre dies weitgehend korrekt sensfindung. Dies wird leider oft verkannt. bis zum Jahr 2014.
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 24 Hooligans und Ultras – nicht deckungsgleich! Hooligans und das „Recht des Stärkeren“ abseits der Stadien «Nachdem sich alle intensiv mit der Sicherheit in den Stadien beschäftigt haben, gehört es jetzt zur Taktik der Ultras, ihre Aktivitäten konsequent nach außerhalb der Stadien zu verlagern. Weil sie wissen, dass das Risiko, entdeckt zu werden, in den Stadien viel zu groß ist.» Bernd Witthaut, Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), 27.2.2013 9 10 Inzwischen verfolgen einige von ihnen einen ge- sellschaftlichen Anspruch, indem sie einen Schult- erschluss mit neurechten Bewegungen eingingen. Länderspiele als Vernetzungsplattform Rechte Hooligans blieben vor allem bei Länder- spielen im europäischen Ausland vernetzt. 2013 kam es dann zu einem öffentlichen Aufschrei: Die Gruppe „Aachen Ultras“ veröffentlichte eine Stel- lungnahme, bei der sie angaben, sich aufgrund von Gewalttaten nicht mehr im Stadion präsentieren zu wollen. Hooligans hatten sie über Jahre hinweg bedroht und auch im privaten Umfeld angegan- gen. Der Vorwurf: Sie haben „Politik ins Stadion gebracht“, obwohl diese ja eigentlich spätestens in den 1980er Jahren da war – nur eben nicht an- tidiskriminierende Politikformen. Aachen ist kein 11
Seite 25 Ein Kampf um die Kurven zwischen Ultras und Hooligans Ein Kampf um die Kurven zwischen Ultras und Hooligans „An mich wenden sich zur Zeit ständig Fußballfans aus der ganzen Republik, die sagen: ‚Wir haben auch ein Bedrohungsszenario’, ‚Wir haben auch Ansagen bekommen (…) von anderen Alt-Hooligans in unserer Fan-Szene: Wenn ihr noch mal ein Banner gegen Rassismus aufhängt, dann bekommt ihr aufs Maul.“ 12 13 Gerd Dembowski, Fanforscher Einzelfall. In einer zweistelligen Anzahl von Ver- einen tobte ein Machtkampf zwischen Ultras und Hooligans. Gegenentwurf: Arrangement mit Hooligans Die Auseinandersetzungen zwischen den Subkul- turen der letzten Jahre sind ein Resultat sich bei- ßender Verständnisse, nach mehrjähriger Akzep- tanzphase zwischen Ultras und Hooligans sind un- terschiedliche politische Selbstverständnisse der jeweiligen Gruppen nun eine Komponente, die bei Konflikten eine wichtige Rolle spielen. Bei Vereinen, bei denen es keine Konflikte gibt, gibt 14 es oft ein Arrangement der Ultras mit den ansäs- sigen Hooligans. Hier wird das Recht des Stärkeren besonders betont, andere Facetten spielen eine we-
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 26 Ultra am Scheideweg: Der Tod von Hannes Die Polizei aus der Sicht von Ultras und Hooligans 15 16 niger große Rolle. Die Präsentation geklauten Ma- großer Besonnenheit aufriefen: Öffentlich sprachen terials in den Stadien als suggerierte Gewalt ist ein sich die rivalisierenden Ultragruppen dafür aus, Ausdruck dieser Gewaltaffinität. den Fall nicht zur Rache zu nutzen, sondern im Ge- genteil als Anlass, besonnen zu sein und die jewei- Ultra als Subkultur befindet sich so momentan an ligen nächsten Derbys als Gästefans nicht zu be- einem Scheideweg. Der „Fall Hannes“, ein verstor- suchen. Nach der Tragik scheint nun Vernunft eine bener Fan des 1. FC Magdeburg, der sich vor sei- Lösung zu sein. nem noch ungeklärten Tod im selben Zug befand wie in jenem von Fans und Ultras des Halleschen Deutlich sollte auch geworden sein: DIE Ultras gibt FC sorgte bundesweit für Aufsehen. In ihm spiegeln es nicht Die größte Subkultur Deutschlands ist sehr sich negative wie positive Aspekte der Ultrakultur, ausdifferenziert und heterogen. Im Grunde ist nur die mit Gewalt mindestens mittelbar an dem Tod ihre Form der Spielunterstützung vergleichbar. eines Menschen geworden ist, im nächsten Mo- ment jedoch, anders als die lokalen Hooligans, zu
Seite 27 Hooligans: „Verlässliche Ansprechpartner“? Hooligans bei Hogesa, Pegida und Co. „Die Ersten, die für die Freiheit in Deutschland auf die Straße gegangen sind, waren nicht Pegida, sondern es waren die Hooligans in Köln“ Redner bei „Legida“ in Leipzig, 26.1.2015 17 18 Ein Unterschied ist Hooligankultur ist auch die un- spielt damit auf die eskalative und gewalttätige terschiedliche Reaktion auf vergleichbare Polizeit- Demonstration „Hooligans gegen Salafisten“ am aktiken. Hooligans fühlen sich durch einen aufge- 26.10.2014 in Köln an. rüsteten Polizeiapparat aufgewertet: Nur aufgrund ihrer Gefährlichkeit habe der Staat so aufgefahren, Seither sind Hooligans entscheidende Akteure so die Denkweise vieler Hooligans. Ultras hingegen beim Vorantreiben fremdenfeindlicher Diskurse. glauben im Gegensatz zu Hooligans Moral auf ihrer Sie ermöglichten als Pioniere bei „Hogesa“ und Seite zu haben und zwar nicht immer legal, wohl „Schutzmacht“ von „Pegida“ Erfolge einer teils aber in vielen Fällen legitim zu handeln – für sie ist volksverhetzenden Politik. Sie waren auch ein trei- ein großes Polizeiaufgebot oft unverständlich. bender Faktor der Wut auf Asylbewerber im Som- mer 2015, der sich auch durch Gewalt gegen Asyl- ›› D ies macht Hooligans aber nicht zu einem ver- bewerberheime und Menschen bemerkbar machte lässlicheren Ansprechpartner. und die deutsche Gesellschaft vor Herausforde- rungen stellt. „Die ersten, die für die Freiheit in Deutschland auf die Straße gegangen sind, waren nicht Pegida, son- dern die Hooligans in Köln“, so ein Redner von „Le- gida“ in Leipzig am 26.1.2015 anerkennend und
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 28 Flüchtlingsthematik – Rechtsruck bei Hooligans Soziales Engagement bei vielen Fan- und Ultragruppen 19 20 Demgegenüber waren in vielen Städten, so auch dersetzungen, teilweise verstärkt sich dieser Effekt, in Darmstadt, Ultras Förderer einer Willkommens- das „Recht des Stärkeren“ ist nie verschwunden, kultur. Bis heute spielen aktive Fans und Ultras wö- wurde jedoch um wichtige Aspekte ergänzt. chentlich Fußball mit geflüchteten Menschen und ermöglichen so gesellschaftliche Teilhabe. Es wäre aber zu bequem, zu denken, dass man nur „die guten Seiten der Medaille“ der Fankultur Ich habe vielleicht mehr Fragen als Antworten erhalten kann – auch negative und unbequeme hinterlassen. Das ist aber gut so. Ich will Sie da- Aspekte bringt sie mit sich. Fatal wäre jedoch ein zu auffordern, Mut zu Grauzonen-Auslotung statt genereller Ausschluss von Gästefans zu „Risiko- Schwarz-Weiß-Bildern zu entwickeln. Die Fankul- spielen“. Ein Zuschauerausschluss betrifft gera- tur ist heterogen, hat viele positive, demokratieför- de gemäßigte Fans und jene, für die Stadion alles dernde Facetten und gerade in den letzten 15 Jah- ist und stärkt die, die das Stadion nicht brauchen. ren viele Errungenschaften erreicht. Das Klima in Wo Gästefans verboten sind, trägt dies nicht zu ei- den Stadien ist freundlicher und bunter geworden. ner langfristigen Lösung bei. Gewalt unter Fans Nichtsdestotrotz gibt es nach wie vor Auseinan- kann es dennoch geben – die rein auf Gewalt fi- xierte Hooligankultur ist nicht durch ihr weitgehen- des Verschwinden auf den Stehplatztraversen um
Seite 29 Kollektivstrafen als Mittel zur Eindämmung vor Gewalt? Zusammenfassung • Fankultur ist kein Randphänomen, sondern eines aus der der Mitte der Gesellschaft • Hooligans und Ultras – unterschiedliche Genese, teils gegensätzliche, teils ähnliche Handlungsweisen • Hooligan-Logik des „Rechts des Stärkeren“ mit Anknüpfungspunkten zur politischen Rechten • Ultras mit viel breiteren Handlungsfeldern, brauchen im Gegensatz zu Hooligans das Stadion zum Ausleben der Subkultur ! Entweder Arrangement oder Machtkampf in den Kurven • „Die“ Ultras gibt es nicht – größte Subkultur Deutschlands • Schwarz-Weiß-Bilder greifen zu kurz 21 22 die Jahrtausendwende herum ausgestorben, sie zu differenzieren, auch wenn es einfacher wäre zu hat sich andere Wege gesucht, um ihre Vorlieben pauschalisieren. Das wäre hunderttausenden Men- auszuleben. Die sehr viel vielseitigere heutige Fan- schen gegenüber nur fair, von denen der Fußball kultur würde ebenfalls kreative Wege finden, um und die Gesellschaft in Deutschland immer wieder fortzuleben. Fans tragen zur Faszination des Fuß- profitiert. Und es lohnt sich, weiter zu beobachten: balls entscheidend mit bei. Der Wettstreit auf den Nichts ist gesetzt: So wie das Recht, das etwa Poli- Rasen wird bis heute zumindest in Deutschland zisten verteidigen, sich immer wieder geändert hat, farbenfroh und lautstark oft vom Wettbewerb auf ändern sich auch Fan- und Subkulturen. Schwarz- den Rängen in den Schatten gestellt - die Faszina- Weiß-Bilder greifen in jedem Fall zu kurz. Fankultur tion des Fußballs würden ohne diesen deutlich ge- ist kein Problem, sondern ein Phänomen unserer schmälert werden. Der Fußball selbst in Deutsch- Gesellschaft. Ein unbequemes vielleicht, aber eines, land wäre ohne Fankultur um einiges ärmer. das nicht verboten werden kann und sollte. Kein Standort ist trotz Gemeinsamkeiten der Fan- ›› Vielen Dank! kultur gleich. Fankultur in Darmstadt ist anders als in Dresden, Fankultur in München anders als in Dortmund. Es lohnt sich genau hin zu gucken und
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 30 Kabarett Kabbaratz Drittes Set EW: Ist dir nach dem Impulsreferat jetzt EW: Du hast schon bei der D-Jugend klargeworden, was Fankultur ist. fanatisierte Eltern am Spielfeldrand. PJ: kommentiert Römer. Ich kapiere im- PJ: Das glaube ich nicht. mer noch nicht, warum Fans das tun, was sie tun: nämlich vollkommen sinnlos Zeit, EW: Das ist keine Glaubensfrage. Geld und Gefühle zu verschwenden. PJ: Ich glaube schon. EW: Sie identifizieren sich mit ihrem Verein. Für manchen Fan ist sein Verein EW: Vielleicht hat Identifikation ja einen sein Leben. Sinn, unabhängig davon, womit man sich identifiziert. PJ: Also manche Menschen sind römisch- katholisch, andere SPD-Mitglied, wie- PJ: Aber ein Fußballverein. Das ist ein der andere sind Veganer und die Fans Haufen zusammengekaufter Söldner, glauben angesichts der Offenbarung auch wenn dir das Darmstädter Echo et- von Astoria Walldorf felsenfest an Darm- was anderes erzählt, Söldner, die solange stadt-98. Das ist Fundamentalismus auf eine verschworene, aufopferungsvolle Ge- dem Rasen. meinschaft bilden - bis ein anderer Verein kommt, der sie besser bezahlt. EW: Es ist vielleicht das menschliche Be- dürfnis, dass es mehr geben sollte. PJ: Bayern München hat bundesweit die meisten Fans. Warum. Weil die erfolgreich sind. Und die identifizierte Identität heißt: ich bin teuer eingekauft. Mit dem Unter- schied, dass der Söldner auf dem Rasen bei einem Heimspiel mehr verdient als der Fan im ganzen Jahr.
EW: Ich halte es für vernünftiger für PJ: Ich bin Allergiker. Da ist der 98er Fan Darmstadt-98 zu sein als für Donald und da ist der Sozialpädagoge. Dem 98er Trump. Fan wird ein blauweißer Schal gezeigt, seine Hirnanhangdrüse schüttet Glücks- PJ: Trumps Anhänger kann ich dir erklä- hormone aus, er beginnt zu sabbern und ren. Kleine Arschlöcher träumen nicht küsst den Schal. Beim nächsten Mal ist davon, keine Arschlöcher zu sein, sondern das blau etwas dunkler und das weiß größere zu werden. kriegt ein Rose-Stich. Und irgendwann am Ende der Saison wird aus dunkelblau EW: Donald Trump ist heute Abend trotz und rosa schwarz und rot. Und wenn er der Wahl aber nicht das Thema. Vielleicht dann nicht in den Eintracht Schal beißt, kann uns Johannes Musch was dazu war das Fanprojekt erfolgreich. sagen, der leitet in Darmstadt ein Fanpro- jekt. EW: Herr Musch. Erzählen Sie uns bitte: was machen Sie mit bei Ihrer Arbeit mit PJ: Bringt der denen unfallfreies Fahnen- den Fans. Johannes Musch. schwenken bei. EW: Du weißt doch überhaupt nicht, was in einem Fanprojekt gemacht wird. PJ: Ich habe aber eine Vermutung. Das ist wohl so was wie Hyposensibilisierung. EW: Hyposenisbilisierung.
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Fankultur im Wandel „Herausforderung im Fußballalltag“ Johannes Musch, Leitung Fanprojekt Darmstadt Fanprojekt Darmstadt IB Südwest gGmbH Das Team • Johannes Musch (Leitung, Vollzeit) • Jana Bolleyer (Hauptamtlich, Vollzeit) • Michel Röder (Hauptamtlich, halbe Stelle) • Lorena Haak (Hauptamtlich, 10 Std.) 1 2 Das Fanprojekt Darmstadt ist eine sozialpädago- dies alles ist Teil unserer Arbeit und kann von je- gische Institution, die seit 2002 existiert und un- dem Lilienfan in Anspruch genommen werden. ter der Trägerschaft des Internationalen Bundes der Südwest gGmbH steht. Seit 2006 verfügen wir Ob bei Heimspielen, auf Auswärtstouren oder an- über die Räumlichkeiten in der Erbacher Straße, deren Terminen im Fankalender. Das Fanprojekt ist wo wir unseren offenen Treff organisieren und viel immer mit dabei. Gremien- und Gruppenarbeit leisten. Wir bieten: Das Fanprojekt wird mit 50 % vom Land Hessen und der Stadt Darmstadt sowie mit weiteren 50 % ›› H ilfe bei Konflikten mit der Polizei und Ord- vom Deutschen Fußballbund finanziert. nungskräften. Wir können auch die Hilfe eines Anwalts vermitteln. Wir sehen uns als Ansprechpartner für alle Lilien- fans. Ob es hierbei um Vermittlung und Beratung ›› H ilfe bei privaten Problemen. Egal ob Ärger in bei fußballspezifischen oder auch eher privaten der Schule oder zuhause. Problemen, um Unterstützung in Sachen „Fankul- tur“ oder auch um Beistand im Konfliktfall geht, ›› Hilfe bei Bewerbungsschreiben
Seite 33 Finanzierung Unser Konzept 3 4 ›› Begleitung bei Behördengängen. Wir garantieren: ›› Beratung in Sachen Stadionverbot. ›› P arteilichkeit: Als Fanprojekt verstehen wir uns als kritische Lobbyisten für Fußballfans. Wir set- ›› U nterstützung bei Planung und Durchführung zen uns grundsätzlich für die Belange von Fans von Aktionen und Choreografien im Stadion und ein. anderen Veranstaltungen. ›› F reiwilligkeit: Nur wenn Du es willst, treten wir ›› U 18-Fahrten zu Auswärtsfahrten für den schma- für Dich in Aktion. len Geldbeutel. ›› V ertraulichkeit: Unsere Gespräche sind streng ›› R egelmäßige Kulturangebote rund um den Fuß- vertraulich. Es erfolgt keine Weitergabe von Na- ball men, Daten und Inhalten an Dritte. ›› Sport- und Freizeitangebote
/ KPRd // Kommunaler Präventionsrat Darmstadt Seite 34 • Teilnahme an der Lebenswelt der Fans • Begleitung zu Heim und Auswärtsspielen • Schaffung von Aus der Praxis Freizeitangeboten • Unterstützung bei der Selbstorganisation 5 6 ›› Außerdem veranstalten wir regelmäßig gemein- sam mit der aktiven Fanszene Lesungen im Fan- projekt. Diese haben oft präventiven Charakter Der Spieltag in der 1. und behandeln Themen wie Alkohol- und Drogen- Bundesliga missbrauch, Gewalt im und um den Fußball oder Rechtliches in Sachen Stadionverbot * Kontaktaufnahme mit anderem Fanprojekt * Evtl. Teilnahme an Sicherheitsbesprechung * Begleitung und Unterstützung der Fans bei ›› Gemeinsam mit dem SV98 und dem Sozialde- Spieltagsvorbereitungen * Aufsuchen am Spieltag zernat der Stadt Darmstadt haben wir im Frühjahr * Empfang der Kollegen/Kolleginnen und Vorstellung der Ansprechpartner/innen 2015 den „Integrationskick“ für Flüchtlinge ins Le- * „Hände“ schütteln ben gerufen. Dieser wurde im Sommer vom Hes- * Nach Spiel offener Treff sischen Justizministerium mit einem Hessischen Präventionspreis gewürdigt. 7
Seite 35 U18 – Fahrten • Jugendliche Fans • Heranführung an die aktive Unsere Schwerpunkte Szene • Alkohol- und Drogenfrei • Taschengeldfreundlich 8 9 ›› Jährlich entwickeln wir ein Sommerfreizeit- programm für meist jugendliche Lilienfans. So waren wir in den vergangenen Jahren beispiels- weise in Berlin, auf einem Segelschiff in den Sommerfreizeiten Niederlanden oder auch zur Gedenkstättenfahrt Ijsselmeer in München/Dachau. • „Alle ziehen an einem Strang!“ • Teamwork • Verantwortung • Alltagsbewältigung ›› Für den Peter C. Bernet Gedächtnispreis be- • Verlässlichkeit danken wir uns herzlich! Wir nehmen den Preis stellvertretend für die aktiven Lilienfans an, die sowohl die Idee zur Gedenkstättenfahrt hatten, als auch jetzt ein langfristiges Programm zur 10 Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozia- listen entwickeln und sich im Fußballalltag gegen Rechtsextremismus und Ausgrenzung engagieren.
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