Kunsthaus Bregenz - Programm 2021

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Kunsthaus Bregenz - Programm 2021
Kunsthaus Bregenz

Programm 2021
Deutsch
Kunsthaus Bregenz - Programm 2021
Kunsthaus Bregenz - Programm 2021
Einblicke in das Jetzt
     Ein Vorwort von Direktor
     Thomas D. Trummer

     Im Herbst 2020 war die Zürcher Kulturwissenschaftlerin Elisabeth
     Bronfen im Kunsthaus Bregenz zu Gast. Anlass war ihr kurz zuvor
     erschienenes Buch Angesteckt — ein kulturhistorischer Streifzug
     durch die Film- und Literaturgeschichte. Bronfen beleuchtet darin
     Darstellungen der Pandemie. Sie zeigt, wie Viren, Vampire und Seu-
     chen die Kulturgeschichte durchziehen. Dabei kommt sie auf Hans
     Blumenberg zu sprechen, der sich in seinem bekannten Buch Arbeit
     am Mythos (1979) fragte, warum sich Menschen Geschichten erzäh-
     len. Die Antwort, die Blumenberg selbst gibt, lautet: »Geschichten
     werden erzählt, um etwas zu vertreiben. Im harmlosesten, aber nicht
     unwichtigsten Fall: die Zeit. Sonst und schwerwiegender: die Furcht.«
          Die Ausstellung Bunny Rogers, die im Januar 2020 eröffnete,
     war eine solche Erzählung. Es war die Darstellung des eigenen
     Todes, ein räumliches Requiem auf vier Geschossen. Rasen war dafür
     verlegt worden, Glühwürmchen leuchteten, Wasser tropfte in einem
     mit tausenden Fliesen verkleideten Duschsaal. Der Lockdown
     erzwang die Schließung der Ausstellung Mitte März 2020. Der Rasen
     verdorrte, die Duschköpfe blieben trocken, der Tod hielt Einzug —
     in allen Nachrichten.

03   KUB Programm 2021
Kunsthaus Bregenz - Programm 2021
Am 5. Juni öffnete das Kunsthaus Bregenz wieder mit einer Sonder-
     ausstellung. In Unvergessliche Zeit wurden Werke gezeigt, die
     während der Quarantäne entstanden waren. Es war ein ungewöhn-
     liches Projekt, das die prekär gewordene Gegenwart unmittelbar
     abbildete. Mit Helen Cammock, William Kentridge, Annette Messager,
     Marianna Simnett und anderen konnten herausragende Künstler*in-
     nen gewonnen werden. Diese Initiative des KUB — rasch und spontan
     zu agieren — wurde belohnt. Das Publikum nahm die Ausstellung be-
     geistert auf, auch die Medienresonanz war außerordentlich. Die New
     York Times widmete der Ausstellung einen ausführlichen Beitrag.
     Wichtiger aber als der internationale Erfolg war die Resonanz vor
     Ort. Besucher*innen zeigten sich durchlässiger und aufmerksamer.
     Durch die Erfahrung der Krise wird die Begegnung mit den Stimmen
     der Kunst wertvoller und kostbarer.
         Ausstellungen im Kunsthaus Bregenz sind unverwechselbar und
     einzigartig. Nicht nur der besonderen Räume wegen, das Aufgreifen
     aktueller Fragen ist ebenso wichtig. Dazu gehören die Erfahrungen
     der Pandemie, Themen des Zusammenlebens, der politischen Verant-
     wortung wie auch Gender-Debatten und Fragen zu Umweltbewusst-
     sein und Klimagefährdung.
         Alle Gedankenmotive folgen einem Ziel: Das Kunsthaus Bregenz
     als Ort der Gegenwart zu festigen — ein Kunsthaus, das Einblicke in
     das Jetzt zeigt.

     2021
     Das Kunsthaus Bregenz freut sich auf das Jahr 2021. Voraussichtlich
     bereits im Dezember 2020 wird die Ausstellung von Jakob Lena
     Knebl und Ashley Hans Scheirl eröffnet. Der Zugang der Künstler*innen
     ist spielerisch, schrill und lustvoll. Ihre Medien sind Malerei, Foto-
     grafie, Skulptur und Design, die in szenischen Bildern verschränkt
     werden. Im KUB wird ein Eismeer als Nachbildung des berühmten
     Gemäldes von Caspar David Friedrich zu sehen sein, ein begehbarer
     Hexensabbat, Selbstinszenierungen, Bodenmalereien, Litfaßsäulen,
     Cyborg-Subjekte und vieles mehr. Wie so oft verwandelt sich das
     Gebäude in begehbare Bühnen und schafft unverwechselbare Kunst-
     erlebnisse. Als Ergänzung werden wir im KUB Untergeschoss,
     erstmals in Österreich, das Werk des Fotografen Marcel Bascoulard
     vorstellen.

04   KUB Programm 2021
Kunsthaus Bregenz - Programm 2021
Im Anschluss ist im Frühjahr 2021 die erste Einzelausstellung von
     Pamela Rosenkranz in Österreich geplant. Rosenkranz vertrat 2015
     die Schweiz auf der Biennale in Venedig. Die Künstlerin beschäftigt
     sich mit biologischen und chemischen Grundlagen von Dingen und
     Waren. Sie arbeitet mit Düften, mit Erde und Licht, Bakterien und
     Parasiten. Diese Existenzen unter der menschlichen Wahrnehmungs-
     schwelle haben in den letzten Jahren die intellektuelle Auseinander-
     setzung inspiriert. Aktuell ist auch das Virus eine Gegenwart des Un-
     sichtbaren. Rosenkranz formuliert ihre künstlerischen Recherchen
     als einprägsame, beruhigte Zonen. Es sind großräumige und dennoch
     intime Erlebnisse, die für das Kunsthaus Bregenz bestens geeignet
     sind. Eine Neuerwerbung von Lois Weinberger wird als Addendum
     zur Hauptausstellung im KUB Untergeschoss präsentiert, ebenfalls
     eine Auseinandersetzung mit Natur, Chemie und Umwelt.

     Die Sommerausstellung 2021 ist Anri Sala gewidmet. Ursprünglich für
     2020 vorgesehen wurde die Ausstellung um ein Jahr verschoben. Sie
     findet zeitgleich mit den Bregenzer Festspielen statt. In Kooperation
     mit diesen bringt das Kunsthaus Bregenz 2021 zudem die Oper Wind
     als Uraufführung auf die Bühne. Auch Sala beschäftigt sich mit Phä-
     nomenen der Musik. Musikalische Stücke werden in seinen Filmen zu
     Protagonisten, die Ausstellung ein bildhaft-akustisches Raumerleb-
     nis — eine immersive Erfahrung mit technischer Raffinesse.

     Otobong Nkanga beschäftigt sich mit den komplexen, sich wandeln-
     den Beziehungen zwischen Menschen, Land und Strukturen der
     Wiedergutmachung. Sie spürt den Handelsrouten von Rohstoffen
     nach und untersucht, auf welchen Wegen und unter welchen Voraus-
     setzungen Waren und Menschen auf der ganzen Welt in Bewegung
     sind. Hierbei setzt sie unterschiedliche Techniken ein, ihr Blick rich-
     tet sich auf die unsichtbare Macht, die Regierungssysteme auf Zeit
     und Menschen ausüben. Gerade in einer von drängenden Klimaprob-
     lemen und Krisen geprägten Zeit ist eine Ausstellung dieser Thema-
     tik von großer Bedeutung.

05   KUB Programm 2021
Kunsthaus Bregenz - Programm 2021
Jakob Lena Knebl
Contemporary
Witchcraft, 2017
Foto: Georg Petermichl
© Jakob Lena Knebl,
Bildrecht, Wien, 2020
Kunsthaus Bregenz - Programm 2021
Pamela Rosenkranz
Infection, 2017
Installationsansicht,
Slight Agitation 2/4,
Fondazione Prada,
Mailand
Foto: Delfino Sisto
Legnani und
Marco Cappelletti
Courtesy of the artist
und Fondazione
Prada, Mailand
© Pamela Rosenkranz
Kunsthaus Bregenz - Programm 2021
Anri Sala
AS YOU GO, 2019
13-Kanal-HD-Video und
22-Kanal-Soundinstallation,
Farbe, 39:24 Min.
Installationsansicht Castello
di Rivoli, 2019
Foto: Antonio Maniscalco
Courtesy of the artist
© Anri Sala
Kunsthaus Bregenz - Programm 2021
Otobong Nkanga
Wetin You Go Do?, 2015
Installationsansicht
13. Biennale, Lyon
Foto: Blaise Adilon
Courtesy of the artist
© Otobong Nkanga
Kunsthaus Bregenz - Programm 2021
KUB 2021.01
Jakob Lena Knebl &
Ashley Hans Scheirl
Seasonal Greetings
12 | 12 | 2020 — 14 | 03 | 2021

KUB 2021.02
Pamela Rosenkranz
27 | 03 — 04 | 07 | 2021

KUB 2021.03
Anri Sala
17 | 07 — 10 | 10 | 2021

KUB 2021.04
Otobong Nkanga
23 | 10 | 2021 — 09 | 01 | 2022
KUB Basement
Marcel Bascoulard
16 | 01 — 14 | 03 | 2021

KUB Basement
Lois Weinberger
17 | 04 — 04 | 07 | 2021
Ashley Hans Scheirl
Neoliberal Surrealist
(Neoliberale_r
Surrealist_in), 2019
Foto: Matthias Bildstein
Courtesy of the
artist und Galerie
CRONE, Berlin / Wien
© Ashley Hans Scheirl

                           KUB 2021.01
                           Jakob Lena Knebl &
                           Ashley Hans Scheirl
                           Seasonal Greetings
                           12 | 12 | 2020 — 14 | 03 | 2021
Erweiterte           Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl sind privat und künstle-
Eröffnung:
                     risch ein Paar, feministisch und queer. Im Kunsthaus Bregenz
Freitag,
11. Dezember 2020,   bespielen die in Wien lebenden Künstler*innen zwei Geschosse
15 — 20 Uhr          gemeinsam und jeweils eines allein. Bei einem Fototermin im Kunst-
                     haus Bregenz präsentieren sie sich in unterschiedlichen Posen, mal
                     bunt und frivol, mal distinguiert und nachdenklich, dann wieder las-
                     ziv und provokant — nie ohne Stil und nie ohne Humor, vergleichbar
                     dem britischen Künstlerpaar Gilbert & George. Die Kamera ist ein
                     Gegenüber, der Wechsel der Rollen und Genres mehr als Attitüde,
                     er ist das Werk. Seriöse Reflexion, Szene und Obszönes treffen un-
                     gebremst aufeinander.
                          Ashley Hans Scheirl zeigt raumgreifende Bühnen. Malereien am
                     Boden sind mit heftigen Gesten ausgeführt, Zeichnungen an der
                     Wand und Text wirken wie Slogans. In Scheirls Werk finden sich
                     goldene Penisse und Puppen, die von der Wand baumeln, rote Cat-
                     walks und Vorhänge, raffinierte Junggesellenmaschinen, Sinnlich-
                     keit, Surreales, Strapse und strapazierte Scham, Anspielungen auf
                     Klimt und den Glamour der 1970er Jahre. Die Laufbahn von Trans-
                     gender-Künstler*in Scheirl startet mit Avantgarde-Filmen. Dandy
                     Dust aus dem Jahr 1998 erlangt Kultstatus. Später wird Scheirl durch
                     Performances bekannt. Seit 2006 unterrichtet sie Kontextuelle
                     Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Aktuell
                     setzt er sich in raumgreifenden Malereien mit den Themen von
                     Gattungsgrenzen, sittlicher Biederkeit und den Zuordnungen des
                     Geschlechts auseinander.
                          Jakob Lena Knebls Kunst ist nicht weniger grell und schrill. Ihr
                     Interesse gilt dem Design, im Besonderen der Gestaltung von Möbeln
                     und den Extravaganzen der Mode. Sie zeigt sich in inszenierten
                     Fotografien, das Selfie ist irrwitziges Metier, die Puppe Paradigma,
                     das Begehren Thema geworden. Knebl entwurzelt die künstlerische
                     Identität durch Mimikry und Pose. Sie bemalt sich als Chippendale-
                     Sofa oder wird zum Ganzkörper-Mondrian-Bild. Daneben arbeitet
                     sie kuratorisch: Sie stellt museale Sammlungen, zum Beispiel die des
                     Wiener mumok oder des Kunsthaus Zürich, neu zusammen und deutet
                     die Werke durch Hinzufügen von Accessoires oder Kleidungsstücken
                     überraschend neu. Diese Art der Aneignungen nennt sie »co-agency«.

13                   KUB Programm 2021
Jakob Lena Knebl Ruth Anne, 2020
Foto: kunst-dokumentation, Courtesy of the artist
© Jakob Lena Knebl, Bildrecht, Wien, 2020
Ashley Hans Scheirl
Selbstporträt mit
Pinsel, 2018
Courtesy of the artist
und Kunsthaus Bregenz
© Ashley Hans Scheirl
Scheirl und Knebl im
Kunsthaus Bregenz, 2020
Foto: Miro Kuzmanovic

Ashley Hans Scheirl (geb. 1956 in Salzburg) lebt und arbeitet in        Jakob Lena Knebl (geb. 1970 in Baden bei Wien als Martina Egger) lebt
Wien, wo sie seit 2006 eine Professur für Kontextuelle Malerei an der   und arbeitet in Wien. Sie studierte bei Heimo Zobernig Textuelle
Akademie der bildenden Künste innehat. Ashley Hans Scheirl, auch        Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien und bei Raf
Angela Scheirl bzw. Hans Angela Scheirl, ist Transgender-Maler*in,      Simons an der Modeklasse der Universität für angewandte Kunst in
Konzept-, Mixed Media-, Performance-, Body-Art- und Videokünst-         Wien. Knebl ist außerdem Senior Artist an der Akademie der bildenden
ler*in. Scheirl studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien     Künste Wien. Vor einigen Jahren ersetzte sie ihren Taufnamen im
sowie am Central Saint Martins College of Art and Design in London.     Sinne ihres Spiels mit Identität und Geschlecht durch die Vornamen
2017 war er mit einer surrealistischen Gemäldeserie in Athen und        ihrer Großeltern und gab sich den Nachnamen Knebl. Im mumok in Wien
Kassel bei der documenta 14 vertreten.                                  zeigte sie 2017 eine Auswahl der Sammlung unter dem Titel Oh… Jakob
                                                                        Lena Knebl und die mumok Sammlung. Weitere Einzelausstellungen
Beide Künstler*innen arbeiten sowohl solo als auch gemeinsam und        wurden u. a. im Kunstmuseum Lentos, Linz (2020), in der Belmazc Gallery
vertreten als Duo Österreich bei der Kunstbiennale in Venedig 2022.     in London (2019) und in der Galerie Loevenbruck in Paris (2019) gezeigt.
Marcel Bascoulard
Untitled, 1971
Courtesy of Sammlung
Jelitzka, Wien

                       KUB Basement
                       Marcel Bascoulard
                       16 | 01 — 14 | 03 | 2021
Erweiterte         Eigentlich ist er ein Zeichner feinteiliger Landschaften. In den 1940er
Eröffnung:
                   Jahren beginnt Marcel Bascoulard, sich in Frauenkleidern zu foto-
Freitag,
15. Jänner 2021,   grafieren. Die Aufnahmen zeigen ihn in meist langen Röcken seidig-
17 — 20 Uhr        glänzender Stoffe. Der Stil der aufwendigen, oft selbstgenähten
                   Kleider und auch der Frisuren ist von der Mode des 19. Jahrhunderts
                   beeinflusst. Marcel Bascoulard, dessen erstaunliches Werk noch
                   kaum bekannt ist, zeigt sich in fotogenen, jedoch schlichten Posen.
                   Stets blickt er den Betrachter*innen entgegen. Den linken Arm hält
                   er vor dem Körper angewinkelt, in der rechten Hand einen mysteriö-
                   sen, nicht genau erkennbaren Gegenstand, ein Messer vielleicht oder
                   ein kurzes Beil? Es sind stille, von Einsamkeit und Trauer geprägte
                   Selbstporträts. Auch als älterer Mann setzt Bascoulard diese berüh-
                   rende Serie fort.
Courtesy of
Sammlung
                       Das Kunsthaus Bregenz freut sich, eine Auswahl dieses außerge-
Jelitzka, Wien     wöhnlichen Werks erstmals in Österreich vorstellen zu können.

18                 KUB Programm 2021
Pamela Rosenkranz
Anemine (Detail), 2016
Installationsansicht,
Miguel Abreu Gallery,
New York
Foto: Marc Asekhame
Courtesy of the artist
© Pamela Rosenkranz

                         KUB 2021.02
                         Pamela Rosenkranz
                         27 | 03 — 04 | 07 | 2021
Erweiterte       »Was lässt uns fühlen, wie wir uns fühlen?«, fragt Pamela Rosenkranz.
Eröffnung
                 »Welchen Einfluss haben wissenschaftliche Erkenntnisse auf die
Freitag,
26. März 2021,   Bedeutung des Menschseins und welchen die Neurowissenschaften
15 — 20 Uhr      auf unser Verständnis von Identität?«
                      Manchmal dominiert Blau, Ultramarin wie bei Yves Klein — ein
                 Farbton wie in ozeanischer Tiefe — , auch zartes, weich wirkendes
                 Rosa verwendet Rosenkranz, ebenso leuchtendes Grün. Die Wände
                 sind monochrom. Das sämige Licht strahlt aus LED-Leuchten. Der
                 Boden spiegelt, er glitzert wie in Hautfarbe getauchtes Wasser. Farben
                 und Dinge sind keine Abbilder, sie sind auch keine Darstellungen
                 subjektiver Imaginationen oder purer Kontemplation. Abgeleitet
                 aus wissenschaftlichen Erkenntnissen sind sie Illustrationen von
                 chemischen Konstellationen. Stets ähneln sie der menschlichen Haut,
                 der durchlässigen organischen Grenze zwischen innen und außen.
                      2015 gestaltet Pamela Rosenkranz den Schweizer Pavillon bei
                 der Biennale in Venedig. Zu den diffusen Farben in Mintgrün und
                 Babyrosa gesellt sich dort eine dumpfe Frauenstimme und ein leicht
                 modriger Geruch, dessen Ursache verborgen bleibt. Die Räume zeigen
                 keine erkennbar ausgewiesenen Kunstwerke. Die Leere verweist die
                 Besucher*innen auf ihre Wahrnehmung und ihre eigene Erfahrung.
                 Doch die sinnliche Gewissheit steht infrage. Denn der Geruch ist syn-
                 thetisch hergestellter Moschus, je nach Intensität, wird er als anzie-
                 hend oder abstoßend empfunden. Rosenkranz experimentiert mit
                 Pharmazeutika, Farben und Materialien und deren Wirkung auf die
                 Sinne, auf menschliches Be- und Empfinden. Welchen Einfluss haben
                 synthetische Substanzen auf das Leben? Wie steht es um den Zusam-
                 menhang von Sexualität und Silikon? Rosenkranz forscht auf der
                 Ebene von Molekülen. Seit 2009 befüllt sie kommerzielle Trinkwas-
                 serflaschen mit gefärbtem Silikon. Die Farben ergeben sich aus den
                 unterschiedlichen Schattierungen der menschlichen Hautfarbe. Das
                 Rosa ist ein Abbild eurozentrischer Klientel. Das Ideal der Moderne
                 ist eine Illusion, der Humanismus steht infrage, auch Gene und Ge-
                 webe sind kontaminiert.
                      Für die 14. Biennale in Sharjah 2019 baut Pamela Rosenkranz
                 eine Roboterschlange, die sich im Innenhof eines von Arkaden um-
                 fassten Gebäudes im heißen Sand schlängelt. Das Organische und
                 Echte ist endgültig durch das Mechanische und Erfundene ersetzt.
                 Das Kunsthaus Bregenz, die Leere und die stimmige Schlichtheit
                 seiner Räume kommen Rosenkranz’ Werkideen entgegen. Nur der
                 Begriff des authentischen Erlebens, von dem der Architekt ausgeht,
                 wird durch Pamela Rosenkranz’ Forschung auf der Mikroebene der
                 Sinne infrage gestellt.

20               KUB Programm 2021
Pamela Rosenkranz
Alien Culture, 2017
Installationsansicht,
GAMeC, Bergamo
Foto: Marc Asekhame,
Courtesy of the artist
© Pamela Rosenkranz
Pamela Rosenkranz
Healer (Waters), 2019
Installationsansicht
IF THE SNAKE, Okayama
Art Summit, Okayama
Foto: Marc Asekhame,
Courtesy of the artist
© Pamela Rosenkranz
Foto: Marc Asekhame

                      Pamela Rosenkranz (geb. 1979 in Sils Maria, Schweiz) lebt und arbei-
                      tet in Zürich und in Zug. 2004 erhielt sie den Master of Fine Arts an der
                      Hochschule der Künste Bern; außerdem studierte sie Vergleichende
                      Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. Bereits während
                      des Studiums erfuhr sie große internationale Beachtung. Zu ihren
                      jüngsten Ausstellungen zählen: Alien Culture, GAMeC Bergamo (2017),
                      IF THE SNAKE, Okayama Art Summit, Okayama (2019), Là où les eaux
                      se mêlent, 15. Biennale de Lyon (2019), Leaving the Echo Chamber,
                      14. Sharjah Bienniale (2019) und Slight Agitation 2/4: Pamela Rosenkranz
                      in der Fondazione Prada, Mailand (2017). 2015 vertrat Rosenkranz die
                      Schweiz bei der Biennale in Venedig.

           23         KUB Programm 2021
Lois Weinberger
Unkrautgemeinschaften
Europas, 1971 (Detail)
Foto: Alicia Olmos Ochoa

                       KUB Basement
                       Lois Weinberger
                       17 | 04 — 04 | 07 | 2021
Erweiterte        1971 veröffentlichte ein großer Schweizer Pharmakonzern die Bil-
Eröffnung:
                  dermappe Unkrautgemeinschaften Europas, versehen mit Texten in
Freitag,
16. April 2021,   sieben Sprachen. Die Mappe enthält Fotografien von Pflanzen, die
17 — 20 Uhr       unter ihrem lateinischen Namen aufgeführt werden. Die Bezeich-
                  nungen dienen der botanischen Identifizierung, tatsächlich aber der
                  Bekämpfung dieser Pflanzen, für die der Konzern die im Anhang vor-
                  gestellten chemischen Tilgungsmittel herstellt. Lois Weinberger,
                  der während des Lockdowns im Frühjahr 2020 verstarb, stellte die
                  Mappe als Readymade aus. Die Fotos ähneln Stillleben in der Tradi-
                  tion von Albrecht Dürers Rasenstück. Sie belegen auch Weinbergers
                  lebenslanges Interesse an der Ruderalvegetation. Angesichts des
                  Rufs nach einer »ecological art« und der Erwartungen an die Pharma-
                  industrie ist Weinbergers Beitrag hochaktuell.

25                KUB Programm 2021
Anri Sala
No Window No Cry
(Luigi Cosenza, La
Fabbrica Olivetti,
Pozzuoli), 2015
Foto: Luciano Romano
Courtesy of the artist
und Alexander
Tutsek-Stiftung,
München
© Anri Sala

                         KUB 2021.03
                         Anri Sala
                         17 | 07 — 10 | 10 | 2021
Erweiterte       Anri Sala beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von Ton und
Eröffnung:
                 bewegtem Bild, mit Hören und Sehen. Sein bevorzugtes Ausdrucks-
Freitag,
16. Juli 2021,   medium ist der Film. Im Gegensatz zum herkömmlichen Kino gibt es
15 — 20 Uhr      jedoch keine Erzählung und keine Schauspieler*innen. Vielmehr ent-
                 wickeln sich seine Skripte aus dem genauen Hinhören. Das Filmische
                 entsteht aus dem Musikalischen und nicht, wie sonst üblich, umge-
                 kehrt. Dadurch schafft Sala beim Publikum eine intensive akustische
                 Aufmerksamkeit.
                      If and Only If (2018) ist eines der eindrucksvollsten Werke Anri
                 Salas. Es zeichnet auf, wie eine Schnecke einen Violabogen empor-
                 kriecht, während eine Elegie von Igor Strawinsky gespielt wird.
                 Die Schnecke bestimmt das Tempo, der Bratschist verlangsamt und
                 beschleunigt sein Spiel abgestimmt auf die Bewegung der Schnecke.
                 Es ist die Aktivität des Tieres, die Musik und Wahrnehmung prägt.
                      Häufig steht auch die Funktion von Instrumenten im Mittelpunkt
                 der Arbeiten Salas. So lässt er beispielsweise eine Gruppe von Snare
                 Drums auftreten, allerdings ohne Perkussionisten. Stattdessen
                 hängen die selbstspielenden Instrumente von der Decke wie skurril
                 bewegliche Stalaktiten. In anderen Werken bringen historische
                 Druckwalzen als Drehleier die Muster handgefertigter Tapeten zum
                 Klingen.
                      Sala nimmt zudem Elemente des Films, Kameraperspektiven wie
                 Close-ups und die Choreografie des Spiels in seinen Arbeiten auf.
                 Auch der Ausstellungsraum fließt in Salas Überlegungen ein. In ihm
                 herrschen andere Wahrnehmungsbedingungen als im Konzertsaal.
                 Das Kunsthaus Bregenz mit seiner auratischen Präsenz und beson-
                 deren Akustik bietet den perfekten Raum für Anri Salas Kunst.

27               KUB Programm 2021
Anri Sala
If and Only If, 2018
Einkanal-HD-Video
und separate
4.0 Surround-Sound-
Installation, 9:47 Min.
Courtesy of the artist,
Marian Goodman Gallery,
New York | Paris
und Galerie Chantal
Crousel, Paris
© Anri Sala
Anri Sala
The Last Resort, 2017
42-Kanal Toninstallation
mit 38 adaptierten
Snare Drums, 58:28 Min.
Foto: Peter Greig
Courtesy of the artist,
Marian Goodman Gallery,
New York | Paris und
Esther Schipper, Berlin
© Anri Sala
Anri Sala (geb. 1974 in Tirana, Albanien) studierte in
                           Tirana, Paris und Tourcoing. Er wurde mehrfach ausge-
                           zeichnet, u. a. mit dem Vincent Award (2014). Sala nahm
                           an zahlreichen Gruppenausstellungen und Biennalen teil,
                           wie der 12. Havana Biennial (2015), als Repräsentant
                           Frankreichs an der 55. Biennale di Venezia (2013), der
                           9. Gwangju Biennale (2012), der dOCUMENTA (13) (2012),
                           der 29. Biennale von São Paulo (2010) und der 2. Moscow
                           Biennale of Contemporary Art (2007). Schon 2003 war
                           er in der Gruppenausstellung Remind... im Kunsthaus
                           Bregenz vertreten. Einzelausstellungen waren u. a. im
                           Centro Botín, Santander (2020), im Castello di Rivoli,
                           Turin (2019), in der Marian Goodman Gallery, London
                           (2019) und New York (2018), in der Fundación JUMEX,
                           Mexiko-Stadt (2017), im New Museum, New York (2016),
                           im Haus der Kunst, München (2015), und in der Serpentine
                           Gallery, London (2011), zu sehen. Anri Sala lebt und
                           arbeitet in Berlin.

Foto: © Jutta Benzenberg
Otobong Nkanga
From Where I Stand,
2015 — 2020
Installationsansicht
Middlesbrough
Institute of Modern Art,
Middlesbrough
Foto: Jason Hynes
Courtesy of the artist
© Otobong Nkanga

                           KUB 2021.04
                           Otobong Nkanga
                           23 | 10 | 2021 — 09 | 01 | 2022
Erweiterte          Otobong Nkangas künstlerische Praxis umfasst Tapisserie, Zeich-
Eröffnung:
                    nung, Fotografie, Installation, Video und Performance. Ihre Themen
Freitag,
22. Oktober 2021,   sind der nachhaltige Umgang mit Ressourcen, der globale Waren-
15 — 20 Uhr         verkehr sowie die Bedeutung und die Folgen von Landraub. In ihrer
                    Arbeit setzt sie die Identität und die koloniale Geschichte einer
                    Region mit den Erfahrungen des Körpers in Beziehung. So werden
                    historische Erfahrungen in Nkangas Performances physisch er-
                    lebbar, während in ihren Arbeiten auf Papier die wechselseitigen
                    Abhängigkeiten von Land, Einwohnern und natürlichen Ressourcen
                    anschaulich werden.
                         Manche ihrer sanft wirkenden Bilder ähneln großflächigen
                    Wandteppichen, andere wiederum wirken wie wissenschaftliche
                    Illustrationen. Sie stellt Menschen und Figurinen schematisch
                    und kopflos dar: Der Kopf, so Nkanga, enthalte zu viele Informatio-
                    nen. Sie bevorzugt die Darstellung von Gesten und Handlungen.
                    »Verstehen«, so sagt sie, »heißt Verbindungen ziehen«.
                         Nkanga zeigt in ihren Arbeiten die Wunden, die Landschaften
                    zugefügt wurden; sie stellt die Routen von Ressourcen sowie die
                    Schäden dar, die durch ihre Gewinnung und systematische Aus-
                    beutung verursacht werden. Nkanga versteht »Land« als sowohl
                    geologischen als auch umfassenden Begriff, der über den bloßen
                    Boden, kartographierte Territorien und Erde hinausgeht. In ihrem
                    Projekt Carved to Flow (2017 — fortlaufend), kreierte sie die »O8
                    Black Stone-Seife«; hergestellt aus verschiedenen Ölen und Butter
                    aus Griechenland, Nord- und Westafrika und dem Nahen Osten:
                    Regionen, die ihre Ressourcen in der Geschichte auch in Zeiten großer
                    Krisen, Ausbeutung und Misswirtschaft global zur Verfügung stellten.
                         Für die Sharjah Biennale 2019 konzipierte Nkanga eine poetische
                    Landschaft, die neben ihrer Schönheit auch ihre Fragilität, ihre Narben,
                    aber auch ihr Potenzial offenbart. Für einen Innenhof entwickelte
                    sie eine ortsspezifische Installation: In den Boden ließ sie mehrere
                    große, kraterähnliche Vertiefungen ein, die mit Salzwasser gefüllt
                    wurden. An den Mauern des Gartens waren Leuchtkästen in den Farben
                    des Sonnenuntergangs angebracht, während eine Mehrkanal-Audio-
                    installation einer abgestorbenen Palme eine Stimme verlieh, die, wie
                    Nkanga sich vorstellt, einer Vorliebe für Salzwasser zum Opfer fiel.
                    Die Installation wurde mit dem Sharjah Biennial Prize ausgezeichnet.

32                  KUB Programm 2021
Otobong Nkanga
(mit Emeka Ogboh)
Aging Ruins Dreaming
Only to Recall the
Hard Chisel from the
Past, 2019
Installationsansicht
Sharjah Biennale 14
Foto: Sharjah
Kunststiftung
Courtesy of the artists
© Otobong Nkanga,
Emeka Ogboh
Otobong Nkanga
Wetin You Go Do?, 2015
Installationsansicht
Tate Modern, London
Courtesy of the artist
© Otobong Nkanga
Otobong Nkanga (1974 in Kano, Nigeria geboren) ist
                         bildende und Performance-Künstlerin. Nkanga lebt heute
                         in Antwerpen. Sie studierte an der Rijksakademie für
                         Bildende Künste in Amsterdam. 2013 war sie Stipendiatin
                         des DAAD Berliner Künstlerprogramms. 2015 wurde
                         Nkanga mit dem hochdotierten Yanghyun-Preis ausge-
                         zeichnet, 2019 erhielt sie den Peter-Weiss-Preis der Stadt
                         Bochum. Ihr Werk wurde auf der 58. Kunstbiennale in
                         Venedig mit einer »besonderen Erwähnung« gewürdigt.
                         Nkanga untersucht die gesellschaftlichen und topografi-
                         schen Veränderungen der postkolonialen Welt. Sie unter-
                         zieht unseren Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie
                         den damit verbundenen ideellen und potenziellen Wert
                         einer kulturellen Analyse, häufig unter Einsatz des Kör-
                         pers und mithilfe von Sprache. Ihre Werke wurden im
                         Berliner Martin-Gropius-Bau (2020), in der Tate St. Ives
                         (2019/2020), im Museum of Contemporary Art, Chicago
                         (2018), und M HKA, Museum of Contemporary Art, Ant-
                         werpen (2015) gezeigt. Internationale Ausstellungsbetei-
                         ligungen waren u. a. die 58. Biennale in Venedig (2019),
                         documenta 14 in Kassel (2017), Biennale of Sydney (2016),
                         die Berlin Biennale (2014) sowie die Sharjah Biennial (2019
                         und 2013).

Foto: © Wim van Dongen
KUB Projekt 2021
     Roman Signer
     Installation am Bielbach
     Bielerhöhe, Montafon, ab Juni 2021

     Das Projekt Installation am Bielbach ist eine Zusammenarbeit des
     Kunsthaus Bregenz mit der illwerke vkw AG, die vor zwei Jahren
     begann. Der Schweizer Bildhauer Roman Signer verfolgt einen er-
     weiterten Skulpturbegriff, der Zeit und Veränderung durch physika-
     lische Wirkungen einbezieht. In seiner Kunst setzt sich Signer mit
     elementaren Prozessen, Ideen von Kraftübertragung, Energiespei-
     cherung und -gewinnung auseinander. Die Zusammenarbeit mit der
     illwerke vkw ist deshalb ideal.
         Feiner Witz und humorvolle, spielerische Wendungen begleiten
     seine künstlerischen Experimente. Für die Bielerhöhe hat Signer
     ein Werk für die Ostseite des Stausees entwickelt. Ein Bach, der
     unter einer Brücke in den See fließt, wird gestaut und als bogenför-
     mige Fontäne über den Weg hinweg wieder in den See geführt.
     Der Bach bildet einen Wasserbogen und zugleich eine Brücke. Die
     absurde Manipulation — ein Wasserstrahl wird zu einem architekto-
     nischen Element und ein flüssiges Element zu einem statischen
     Gebilde und somit zur Skulptur — ist kennzeichnend für Signers
     Arbeiten. Auch hier arbeitet der Künstler mit Versuchsanordnungen,
     in denen es zu Kraftentladungen oder Aggregatsveränderungen
     kommt. Die Umsetzung des Projekts erfolgt vorbehaltlich aller not-
     wendigen behördlichen Bewilligungen im Frühjahr 2021.

36   KUB Programm 2021
Roman Signer (geb. 1938, in Appenzell, Schweiz) ist Bildhauer,
     Zeichner, Aktions-, Konzeptkünstler und Filmemacher. Er lebt und
     arbeitet in St. Gallen. Der gelernte Hochbauzeichner studierte an
     der Kunstgewerbeschule Luzern und an der Kunstakademie in
     Warschau. Seit den 1970er Jahren wurden seine Werke in zahlreichen
     Ausstellungen in Galerien und Museen im In- und Ausland gezeigt.
     Spätestens durch seine Beteiligungen an der documenta 8 in Kassel
     (1987), Skulptur Projekte Münster (1997) sowie der Biennale in
     Venedig (1999) gehört Roman Signer zu den bedeutendsten europä-
     ischen Gegenwartskünstler*innen.

37   KUB Programm 2021
KUB Sammlungsschaufenster 2021
                    Sammlung König-Lebschik
                    26 | 06 — 29 | 08 | 2021

Erweiterte          Thomas König und seine verstorbene Frau Erika Lebschik sammelten
Eröffnung:
                    nahezu vierzig Jahre lang Originalgrafiken internationaler Künst-
Freitag, 25. Juni
2021, 15 — 20 Uhr   ler*innen. Der gebürtige Vorarlberger lebt seit langem in Wien und
                    pflegt gute Kontakte zu Galerien und Künstler*innen. Die umfang-
                    reiche Sammlung König-Lebschik deckt die gesamte Breite grafischer
                    Kunst ab, von Holzschnitt, Siebdruck, Radierung und Lithografie
                    über Künstlermappen und Plakate bis zu Originalgrafik-Büchern.
                        Einen Schwerpunkt bilden die internationale und österreichi-
                    sche zeitgenössische Kunst und deren Wegbereiter, darunter be-
                    kannte Namen wie Pierre Alechinsky, Iris Andraschek, Karel Appel,
                    Max Bill, Alexander Calder, Eduardo Chillida, Gunter Damisch, VALIE
                    EXPORT, Bruno Gironcoli, Franz Graf, Martha Jungwirth, Maria Lassnig,
                    Joan Miró, Arnulf Rainer, Daniel Spoerri, Mark Toberg, Günther
                    Uecker, Antoni Tàpies und Franz West. Die rund 3.000 Objekte gehen
                    nun als Schenkung an das Kunsthaus Bregenz.
                        Die Sammlung König-Lebschik wird im Sommer 2021 im KUB
Originalgrafiken
aus der Sammlung    Sammlungsschaufenster in einer repräsentativen Auswahl im
König-Lebschik      Bregenzer Postgebäude erstmals ausgestellt.

38                  KUB Programm 2021
Thomas König
Foto: Angela Lamprecht
KUB Sommer Open Air Konzert
Cari Cari im September 2020
Foto: Alicia Olmos Ochoa

                              KUB 2021
                              KUB Sommer — Open Air

                              Inzwischen ist das KUB Sommer Open Air aus dem Bregenzer Stadt-
                              leben nicht mehr wegzudenken. Wir freuen uns sehr, dass wir dieses
                              Format 2021 trotz der erschwerten Bedingungen im Veranstaltungs-
                              bereich fortsetzen können. Das Besondere: Alle Filme werden von
                              den KUB Künstler*innen 2021 persönlich ausgewählt. Lassen Sie sich
                              in die filmischen Inspirationswelten von Jakob Lena Knebl, Ashley
                              Hans Scheirl, Pamela Rosenkranz, Anri Sala und Otobong Nkanga ent-
                              führen, wenn es auf dem KUB Platz heißt: Film ab!

          41                  KUB Programm 2021
KUB 2021
     Billboards

     Die Billboards an der Bregenzer Seestraße sind fester Bestandteil
     im Programm des Kunsthaus Bregenz. Sie erweitern die jeweilige
     Ausstellung im KUB in den öffentlichen Raum. 2021 werden sechs
     Plakattafeln von Jakob Lena Knebl, Pamela Rosenkranz, Anri Sala
     und Otobong Nkanga auf die Ausstellungen im Kunsthaus Bregenz
     hinweisen.

42   KUB Programm 2021
Kunsthaus Bregenz
     Jahresrückblick 2020
43   KUB Programm 2021
KUB 2020
     Jahresrückblick

     2020 war ein außergewöhnliches Jahr, auch für die Kunst und das
     Kunsthaus Bregenz. Um den Titel der KUB Sonderausstellung nach
     dem Lockdown zu zitieren — eine Unvergessliche Zeit.
          Die erste Ausstellung 2020 war der US-Künstlerin Bunny
     Rogers gewidmet. Ihre Ausstellung Kind Kingdom beeindruckte mit
     raumgreifenden Installationen, die die Themen Tod und Todesge-
     danken, Erinnerung, Solidarität und Verfall in Szene setzten. Ein
     Duschsaal wurde gefliest, Rasen verlegt und LED-Glühwürmchen
     blinkten im abgedunkelten Foyer vor einem Grabhügel. Mehr als
     7.300 Besucher*innen verzeichnete die Ausstellung bis zur verfrühten
     coronabedingten Schließung am 13. März 2020.
          Als weithin nach außen sichtbares Zeichen auch nach dem Lock-
     down im Frühjahr blieb die Arbeit KUNSTHAUS der im Jahr 2000 ver-
     storbenen Vorarlberger Künstlerin Anne Marie Jehle an der Seeseite
     der Fassade des Zumthor-Baus hängen. Das KUB Fassadenprojekt
     wurde in Zusammenarbeit mit der Anne Marie Jehle Stiftung, Vaduz,
     erarbeitet. Die T-Shirt-Edition, die anlässlich dieses Projekts her-
     ausgebracht wurde, entwickelte sich zu einem Verkaufsschlager.
          Das Team des Kunsthaus Bregenz hat auf die veränderten Rah-
     menbedingungen der Schließzeit kompetent und rasch reagiert. Die
     langjährig aufgebaute starke Onlinepräsenz wurde gezielt genutzt:
     Auf kunsthaus-bregenz.at und in den sozialen Netzwerken gingen
     unter der neu entwickelten Rubrik KUB Digital beinahe täglich wech-
     selnde Schwerpunkte online: Fotos und Videos aus der KUB Ge-
     schichte, Online-Workshops des Vermittlungsteams und Einblicke
     hinter die Kulissen. Ziel aller digitalen Aktivitäten: Die Präsenz des
     KUB auch während der Corona-Schließzeit des Hauses zu stärken
     und den Diskurs weiterzuführen. So wurde zum Beispiel die vorzei-
     tig geschlossene Ausstellung Bunny Rogers — Kind Kingdom doku-
     mentiert, indem Fotos der sich verändernden Installationen, die nun
     dem Publikum vorenthalten waren, online veröffentlicht wurden.

44   KUB Jahresrückblick 2020
Ergänzend entstanden nachhaltige neue Formate: Die achtteilige
     zweisprachige Videoserie KUB Architektur Shortcuts mit dem techni-
     schen Leiter der Vorarlberger Kulturhäuser Markus Unterkircher
     erfreut sich auch beim internationalen Publikum großer Beliebtheit.
     In der neu entwickelten Podcast-Reihe KUB Sonic Views blickt Direktor
     Thomas D. Trummer aus der durch die Pandemie geprägten Perspek-
     tive auf Werke der Kunstgeschichte. Mehr als 50 Episoden sind der-
     zeit online verfügbar. Eine Publikation dazu ist in Planung.
         Seine Vorreiterstellung in der internationalen Kunstwelt konnte
     das Kunsthaus Bregenz auch mit seiner ersten Ausstellung nach
     der Schließzeit weiter ausbauen. Am 5. Juni wurde die Ausstellung
     Unvergessliche Zeit — bis zum 1. Juli zunächst mit reduzierten Öff-
     nungszeiten von Donnerstag bis Sonntag — eröffnet. Helen Cammock,
     William Kentridge, Annette Messager, Rabih Mroué, Markus Schinwald,
     Marianna Simnett und Ania Soliman präsentierten Arbeiten, die
     während der Corona-Krise oder zuvor diese vorausahnend entstan-
     den sind. Mit Unvergessliche Zeit war das Kunsthaus Bregenz die ein-
     zige Institution europaweit, die aktuelle Beiträge von sieben der
     bedeutendsten Künstler*innen der Gegenwart zur Corona-Krise prä-
     sentierte. Dieser Abdruck einer unvorhersehbaren, unvergesslichen
     Zeit führte zu größter internationaler Aufmerksamkeit. Das Medien-
     und Besucher*inneninteresse war enorm. Es wurde in allen regionalen
     sowie internationalen Medien positiv berichtet, inklusive eines um-
     fangreichen Beitrags in der New York Times. Über 14.000 Besucher*in-
     nen sahen die Sonderausstellung. Diese im Vergleich zur relativ kurzen
     Laufzeit und den auch im Sommer noch geltenden Reisebeschränkun-
     gen sehr guten Besuchszahlen sind auch dem ambitionierten und
     an die Situation angepassten Veranstaltungs- und Vermittlungspro-
     gramm zuzuschreiben. Erfolgreiche Formate, die in Zusammenarbeit
     mit verschiedenen Kooperationspartner*innen wie den Bregenzer
     Festtagen oder dem Franz-Michael-Felder-Archiv entwickelt wurden,
     trugen zur positiven Resonanz und zur starken Präsenz des KUB bei.
     Am Ende des Jahres 2020 werden rund 186 Führungen für Erwach-
     sene, 122 Formate für Kinder und Jugendliche und 63 weitere Veran-
     staltungen stattgefunden haben. Das vielfältige Veranstaltungs-
     und Vermittlungsprogramm entspricht damit trotz viermonatiger
     vollständiger Corona-Zwangspause und der Einhaltung strikter Vorga-
     ben bei der Organisation von Veranstaltungen dem des Jahrs 2019.

45   KUB Jahresrückblick 2020
Seit dem 12. September war das Kunsthaus Bregenz Peter Fischli
     gewidmet. Das vielfältige intellektuelle Schaffen des großen
     Schweizer Künstlers stieß auf großes Publikumsinteresse. Bis zum
     coronabedingten vorzeitigen Ausstellungsende am 1. November
     haben mehr als 5.600 Besucher*innen die humorvoll-hintergründigen
     Arbeiten Fischlis gesehen. Ursprünglich war die Laufzeit der Aus-
     stellung bis zum 29. November angesetzt.
         Parallel dazu wurde die Zusammenarbeit mit der Johanniter-
     kirche Feldkirch neu belebt. Seit dem 26. September wurde dort
     die Skulptur Standbild von Oliver Laric präsentiert. Etwa 2.000
     Besucher*innen haben die eindrückliche Arbeit des in Berlin leben-
     den Künstlers, die auch für die KUB Sammlung angekauft wurde, bis
     zur vorzeitigen Schließung am 1. November im historischen Kirchen-
     raum in Feldkirch gesehen. Voraussichtlich ab dem 1. Dezember
     wird Larics Arbeit in der Johanniterkirche Feldkirch wieder für die
     Öffentlichkeit zugänglich sein.
         Trotz der Schließung des Kunsthaus Bregenz im November,
     blieb das Team des Kunsthaus Bregenz weiterhin aktiv. Pünktlich
     zur US-Wahl 2020 wurde im Schaufenster der KUB Café Bar von
     außen einsehbar ab dem 2. November Max Almys Videoarbeit
     Perfect Leader gezeigt.

46   KUB Jahresrückblick 2020
Foto: Alicia Olmos Ochoa

Max Almy
Perfect Leader, 1983
Video, 4:11 Min.,
Farbe, Ton
Courtesy of
Electronic Arts
Intermix (EAI),
New York
Das KUB Sommerprogramm 2020 bot Open Air Kino und Musik auf
     dem Karl-Tizian-Platz. Unter dem Motto »The Artists’ Choice« wur-
     den die Lieblingsfilme der Künstler*innen des Ausstellungsjahres
     2020/21 auf der Großleinwand gezeigt. Bei Cocktails und Snacks der
     KUB Café Bar erfreute sich das Freiluftkino unter Einhaltung aller
     notwendigen Corona-Regeln großer Beliebtheit und bereicherte
     im Juli und August das städtische Leben. Als Abschluss des Open
     Air Sommers bespielte das österreichische Indie-Rock-Duo Cari Cari
     die Außenbühne vor dem KUB.
         Wissenschaftlich fundierte Publikationen, die ebenso wie die
     eigens für das Haus entwickelten Editionen in enger Zusammenar-
     beit mit den Künstler*innen entstehen, vervollständigen das Ange-
     botsspektrum des Kunsthaus Bregenz. Der weltweite Vertrieb, von
     einem gut angenommenen Webshop unterstützt, stärkt die interna-
     tionale Positionierung des Hauses.
         Bis Jahresende 2020 werden insgesamt rund 32.000 Besucher*in-
     nen die KUB Ausstellungen gesehen haben. Berücksichtigt man die
     viermonatige coronabedingte Schließzeit und die daraus resultie-
     renden Reisebeschränkungen für das internationale KUB Publikum
     können wir dennoch an die sehr guten Besuchszahlen von 2019
     anschließen.
         Der Beitrag des Landes Vorarlberg für das Jahr 2020 beträgt
     2,82 Millionen Euro; die Eigeneinnahmen liegen bei 0,5 Millionen
     Euro. Die Galerienförderung des Bundes für Kunstankäufe betrug
     36.500 Euro.

48   KUB Jahresrückblick 2020
Das KUB Jahr 2020 in Zahlen

		Gesamtbesucher*innenzahl
 * 32.000 2020 (bei 4 Monaten Schließzeit)
   53.645 2019
   48.310 2018
   77.237 2017

		Besucher*innen
   1.286 Raphaela Vogel (vom 1. bis 6. Jänner)
   7.328 Bunny Rogers (vom 18. Jänner bis 13. März)
 14.202 Unvergessliche Zeit
   5.602 Peter Fischli (bis 1. November)
 * 3.500 Jakob Lena Knebl & Ashley Hans Scheirl (bis 31. Dezember)
   2.000 Oliver Laric — Standbild in der Johanniterkirche Feldkirch (bis 1. November)

		 Veranstaltungen und Führungen
		 (bei viermonatiger coronabedingter Schließzeit)
 * 186 Führungen für Erwachsene
 * 122 Formate für Kinder und Jugendliche (Workshops, Führungen, etc.)
   * 63 weitere Veranstaltungen

      € 2.822.000 Landesbeitrag 2020
     ca. € 500.000 Eigeneinnahmen 2020 (rund 35 % unter dem Vorjahresniveau)

         € 36.500 Galerienförderung 2020 des Bundes für Kunstankäufe
             27,7 vollzeitäquivalente Mitarbeiter*innen

		 * voraussichtlich

49                KUB Jahresrückblick 2020
Fotos:
Markus Tretter (oben links)
Miro Kuzmanovic (unten)
KUB 2020
     Pressestimmen

     »Die Schau in Bregenz — ein Ereignis!«, nicht nur bei ZDF aspekte
     sorgte Bunny Rogers, die erste Jahresausstellung 2020, für Aufmerk-
     samkeit. Regional und international war das Medieninteresse
     enorm. »Poesie der Vergänglichkeit«, so bezeichnete 3sat die büh-
     nenartigen Installationen, ein »sinnliches Erlebnis« schrieb Lisa
     Kammann, NEUE Vorarlberger Tageszeitung. ORF berichtete in ZIB
     und Kulturmontag. Die Künstlerin »reflektiert über die Endlichkeit
     mit erstaunlicher Zurückhaltung […] ohne den kleinsten Anflug von
     Effekthascherei und Kitsch«, so Alexandra Wach in der FAZ, und
     Christa Dietrich, Vorarlberger Nachrichten, lobte: »Bunny Rogers
     verwandelt das KUB in ein Gesamtkunstwerk.«

51   KUB Jahresrückblick 2020
Trotz der Schließung des Kunsthaus Bregenz ab Mitte März blieb das
     Haus dank zahlreicher Aktivitäten medial stark präsent. KUB Direktor
     Thomas D. Trummer sprach in der Ö1 Hörfunkreihe Kunst im Kopf
     und in Kulturjournal, Radio Vorarlberg, und war mit Kolumnen in
     Die Presse und artmagazine.cc vertreten. Medien wie die NEUE Vor-
     arlberger Tageszeitung, die Vorarlberger Nachrichten, Schwäbische
     Zeitung und Der Standard berichteten regelmäßig. Die zeitnahe
     Wiedereröffnung Anfang Juni mit der Gruppenausstellung Unver-
     gessliche Zeit stieß in TV, Print und Radio sowohl regional als auch
     international auf immenses positives Medieninteresse. Ein umfang-
     reicher Einzelbericht der New York Times lobte: »this exhibition
     seems to ask us not only to reflect in real time, but also to take this
     fraught moment as a point of departure«. »KUB Direktor Thomas D.
     Trummer ist mit der ersten hochkarätigen Corona-Kunstausstellung
     ein spontaner Coup gelungen«, bestätigte Almuth Spiegler, Die
     Presse. Berichte erschienen in der NEUEN Vorarlberger Tageszeitung,
     in der Kultur, im Blättle und im ORF. Arte und SWR berichteten: »In
     den weiten Hallen des Kunsthaus Bregenz ist er förmlich zu hören:
     Dieser Schrei der internationalen Kunstszene, sich aus der Isolation
     zurückzumelden.« Die Ausstellung sei eine »großartige Durchle-
     benshilfe. […] Kunst, die das Reflexionspotenzial erhöht, hilft da
     wirklich« (Christa Dietrich, Vorarlberger Nachrichten), »das KUB (ist)
     auch der richtige Ort dafür.« (Antje Merke, Schwäbische Zeitung).
     Peter Fischlis Einzelausstellung erhielt im Frühjahr, als sie angekün-
     digt wurde, und nun im Herbst zum neuen Eröffnungstermin große
     internationale Aufmerksamkeit. Die Ausstellung wurde vielfach und
     kontrovers diskutiert, darunter viele Schweizer Zeitungen wie die
     NZZ, die St. Galler Tageszeitung und der Tagesanzeiger. »Banal und
     bezaubernd zugleich«, so Ariane Grabher in der Kultur. »[…] und das
     mit einigem Witz«, sagt Brigitte Kompatscher, NEUE Vorarlberg
     Tageszeitung. »Hierarchien werden umgekehrt, Erwartungshaltungen
     unterlaufen«, kommentiert Ivona Jelčić, Der Standard, kritisch,
     aber anerkennend. Arte bringt es auf den Punkt: »Peter Fischli spielt
     mit uns.«
         Zur Eindämmung der Corona-Pandemie wurde das Kunsthaus
     Bregenz vom 3. bis zum 30. November 2020 erneut geschlossen.
     Auch wenn die Ausstellung Peter Fischli damit ein verfrühtes
     Ende fand, blieb das KUB Team aktiv. Pünktlich zur US-Wahl 2020
     wurde im Schaufenster der KUB Café Bar von außen einsehbar ab
     dem 2. November Max Almys Videoarbeit Perfect Leader gezeigt.
     »[…] durchaus treffend«, kommentiert Christa Dietrich in den Vorarl-
     berger Nachrichten.

52   KUB Jahresrückblick 2020
Stand 04.11.20

Instagram
14.000 Abonnent*innen
+ 63 % gegenüber 2019

YouTube
249.500 Aufrufe

Facebook
9.000 Abonnent*innen

#kunsthausbregenz
7.200 Beiträge

                    KUB 2020
                    KUB Digital & Online

                    Bereits zu Jahresbeginn erreichte das Kunsthaus Bregenz die Marke
                    von 10.000 Abonnent*innen auf Instagram, einer der wichtigsten
                    Social-Media-Kanäle für den Kontakt mit der regionalen und inter-
                    nationalen Kunstszene. Bildstark werden dort Porträts der Künst-
                    ler*innen, Bilder der aktuellen KUB Ausstellung, Berichte über die
                    Abläufe hinter den Kulissen, Veranstaltungen, Führungen und die
                    Neuigkeiten des Hauses präsentiert. Auch Produkte aus dem KUB
                    Shop, wie die T-Shirts zum Fassadenprojekt Anne Marie Jehle, finden
                    hier ein Online-Schaufenster. Auf Facebook werden Veranstaltun-
                    gen, aktuelle Meldungen und Medienberichte zeitnah gepostet.
                    Nach der kurzfristigen ersten Schließung des Hauses Mitte März
                    wurde die langjährig aufgebaute starke Onlinepräsenz gezielt ge-
                    nutzt, um Besucher*innen aktuell informiert zu halten und beste-
                    hende Inhalte sichtbar zu machen. Auf kunsthaus-bregenz.at und auf
                    Social Media gingen unter der neu entwickelten Rubrik KUB Digital
                    beinahe täglich wechselnde Schwerpunkte online: Fotos und Videos
                    der KUB Geschichte, Online-Workshops des Vermittlungsteams und
                    Einblicke hinter die Kulissen. Ziel aller digitalen Aktivitäten des
                    Kunsthaus Bregenz ist, auch während der Corona-Schließzeit des

  53                KUB Jahresrückblick 2020
Alle digitalen Initiativen entsprechen den Qualitäts-
standards, die das KUB auch als Marke auszeichnet.
Das Kunsthaus Bregenz steht für hochrangige
Ausstellungen in einem der schönsten Ausstellungs-
gebäude der Welt. Thomas D. Trummer

             Hauses, die Präsenz zu stärken und den Diskurs weiterzuführen. So
             wurde zum Beispiel die vorzeitig geschlossene Ausstellung Bunny
             Rogers — Kind Kingdom dokumentiert, indem Fotos der sich verän-
             dernden Installationen, die nun dem Publikum vorenthalten waren,
             online veröffentlicht wurden.
                 Ergänzend entstanden neue Formate: Die achtteilige Videoserie
             KUB Architektur Shortcuts begleitet den technischen Leiter der Vor-
             arlberger Kulturhäuser, Markus Unterkircher, durch das Gebäude
             Peter Zumthors und zeigt Details und Orte, die für das Publikum nor-
             malerweise nicht zugänglich sind. Englisch synchronisiert erreichen
             die wöchentlich erschienenen Episoden auch das internationale
             Publikum. Die erste Folge ging bereits zwei Wochen nach der Schlie-
             ßung des Hauses online. Zusätzliche Episoden beleuchteten im
             November als KUB Insights die Künstlereditionen und die Samm-
             lung. In der neuen Podcast-Reihe KUB Sonic Views blickt KUB Direk-
             tor Thomas D. Trummer seit April aus der durch die Corona-Krise
             geprägten Perspektive auf Werke der Kunst und Kunstgeschichte.
             Mehr als 50 Episoden sind derzeit auf YouTube und kunsthaus-
             bregenz.at verfügbar, weitere folgen. Wegen des zweiten Lock-
             downs fanden Veranstaltungen im November, wie ein Gespräch mit
             Bice Curiger und Peter Fischli, online statt und erreichten so ein brei-
             tes Publikum. Die KUB Online-Kanäle, darunter auch der KUB News-
             letter mit über 2.000 Abonnent*innen, sind das ganze Jahr hindurch
             zentrales Informations- und Kommunikationsmittel für das regionale
             und internationale Publikum.

    54       KUB Jahresrückblick 2020
KUB 2020
     Vermittlung & Veranstaltungen

     Je nach Ausstellung entwickelt das KUB Vermittlungsteam passge-
     naue Formate für unterschiedlichste Interessensgruppen. Das
     Vermittlungsprogramm macht Kunst erlebbar und verständlich. Zu
     jeder Ausstellung entstehen Begleitfilme mit Interviews der jeweili-
     gen Künstler*innen, die den Besucher*innen die Inhalte näher-
     bringen. Der Entdecker — ein kostenfreies Begleitblatt für Kinder —
     vermittelt die Kunstwerke auf spielerische Weise und lässt die
     jungen Besucher*innen selbst kreativ sein.
         Happy Friday ist ein Format, das an jedem ersten Freitag im
     Monat angeboten wird. Bei ganztägig freiem Eintritt und Kurzführun-
     gen erfahren Besucher*innen alles Wissenswerte über die Künst-
     ler*innen und die Ausstellung. Im Anschluss wird zu Austausch und
     einem Glas Sekt in die KUB Café Bar eingeladen. Beim Sprachpro-
     gramm Art meets Language werden bei einem Rundgang mit Native
     Speaker Chris Thomas die Englischkenntnisse aufgefrischt.
         Themen der Ausstellung von Bunny Rogers — Trauer und Jugend-
     kultur amerikanischer Highschools — dienten als Inspiration für neue
     Formate: Der Jugendclub 16+ des Vorarlberger Landestheaters nutzte
     die bühnenhaften Installationen für eine berührende Performance.
     Beim vollbesetzten Poetry Slam entwickelten die Slamer*innen

55   KUB Jahresrückblick 2020
packende Beiträge. Den Abschluss dieser Veranstaltungen bestritt
                       die amerikanische Künstlerin selbst: Auf einer Lesung trug sie ihre
                       Gedichte vor, die sie während der Vorbereitung der Ausstellung in
                       Bregenz geschrieben hatte. Während des Lockdowns veröffentlichten
                       die Kunstvermittler*innen auf KUB Digital und Social Media Online-
                       workshops mit Bastelanregungen für Kinder. Ein interaktiver Web-
                       Rundgang durch die einzigartige Architektur des Kunsthaus Bregenz
                       befindet sich derzeit in der Umsetzung und geht in Kürze online.
                           Die Wiedereröffnung des Kunsthaus Bregenz mit der Ausstel-
                       lung Unvergessliche Zeit wurde in Form einer erweiterten Eröffnung,
                       trotz zahlreicher Auflagen, begeistert angenommen. Alle Veranstal-
                       tungen sowie die täglichen kostenfreien Intros durch die KUB Mitar-
                       beiter*innen wurden gern genutzt. Der ganztägige, zweiwöchige
                       Kindersommerworkshop war komplett ausgebucht.
                           Auch zur Ausstellung von Peter Fischli wurde ein ambitioniertes
                       Rahmenprogramm geplant. Kulturwissenschaftlerin Annegret Braun
                       sprach über das Suchen und Finden von Glück, Mirjam Steinbock
                       diskutierte mit Gästen unterschiedlichster Berufssparten am Natio-
                       nalfeiertag die zurzeit besonders aktuelle Frage: Wie arbeiten wir
                       heute? Neu startete zudem eine Gesprächsserie mit Künstler*innen,
                       deren Werke kürzlich für die KUB Sammlung angekauft wurden.
                           Aufgrund des vorzeitigen coronabedingten Endes der Ausstel-
                       lung am 1. November konnten einige Highlights nicht mehr stattfin-
Fotos nächste Seite:
Miro Kuzmanovic        den, so zum Beispiel der Dialog zwischen Peter Fischli und dem
Eva Sutter             Schweizer Künstler Kaspar Müller. Der Talk zwischen Bice Curiger,
(1. Reihe links)
Alicia Olmos Ochoa
                       Peter Fischli und KUB Direktor Thomas D. Trummer fand auf den
(1. Reihe rechts)      Online-Kanälen des Kunsthaus Bregenz statt.

56                     KUB Jahresrückblick 2020
KUB 2020
                       Sommerprogramm
                       Open Air Kino & Konzert

                       Ein bunt gemischtes Filmprogramm lockte auch in diesem Jahr in
                       lauen Sommernächten zahlreiche Besucher*innen zum Open Air
                       Kino auf den Karl-Tizian-Platz. Ausgewählt von den aktuellen Künst-
                       ler*innen ließ die Filmauswahl keine Wünsche offen: Vom Stumm-
                       filmklassiker über Gangsterdrama und Psychothriller bis hin zum
                       Dokumentar- und Künstlerfilm waren alle Genres vertreten.
                           Mit City Lights (1931) von Charlie Chaplin setzte Anri Sala den
                       heiteren Auftakt der Kinoreihe. Der Dokumentarfilm Heaven Adores
                       You (2014) erzählt die bewegende Lebensgeschichte des Musikers
                       Eliott Smith bis zu seinem vorzeitigen Tod. Im Thriller Requiem for a
                       Dream (2000) verfolgten die Zuschauer*innen den tragischen Fall
                       vierer Drogenabhängiger und deren geplatzte Lebensträume. Beide
                       Filme gaben einen tiefen Einblick in die Themenwelt der Künstlerin
                       Bunny Rogers.
                           Aus der großen Filmauswahl Dora Budors schafften es zwei
                       Filme ins Programm: Das Drama Neighbouring Sounds (2012)
                       begleitet die fiktiven Bewohner eines Wohnblocks im brasiliani-
                       schen Recife, deren Alltag sich nach der Ankunft einer privaten
                       Sicherheitsfirma schleichend verändert. In dem chinesischen Drama
                       Ash is Purest White (2018) kämpft die Hauptdarstellerin Zhao Qiao
                       im Gangstermilieu um Liebe und Gerechtigkeit.
                           Der geringste Wiederstand (1981) und Der Lauf der Dinge (1987)
                       des Künstlerduos Fischli/Weiss gaben einen Vorgeschmack auf die
                       Einzelausstellung Peter Fischlis im Herbst. Als musikalischer Höhe-
                       punkt brachte das österreichische Indie-Rock-Duo Cari Cari im Sep-
                       tember den KUB Platz zum Beben. Binnen kürzester Zeit ausverkauft
                       war das Konzert dank der umsichtigen Besucher*innen der beste
Fotos nächste Seite:
                       Beweis dafür, dass Feiern und Tanzen auch mit Abstand möglich sind.
Alicia Olmos Ochoa     Danke, liebes KUB Publikum!

58                     KUB Jahresrückblick 2020
KUB 2020
     Publikationen

     Das Kunsthaus Bregenz veröffentlicht Publikationen, die in enger
     Zusammenarbeit mit den Künstler*innen sowie namhaften Grafi-
     ker*innen entstehen. Die ausstellungsbegleitenden Katalogbücher
     setzen in der grafischen Gestaltung Thema und Bildsprache der
     jeweiligen Künstler*innen um, sodass jedes Katalogbuch nicht nur
     Dokumentation, sondern auch Teil des Werks und Fortführung der
     Ausstellung ist. Grundsätzlich zweisprachig sind die Bücher neben
     dem Verkauf im KUB auch für die weltweite Distribution bestimmt.
         Die Publikation zur Ausstellung Ed Atkins’ präsentiert eine Fülle
     von Bildmaterial, drei Essays sowie ein Künstlergespräch.
         Die im KUB gezeigten Installationen Raphaela Vogels sind in Auf-
     nahmen im ausstellungsbegleitenden Katalogbuch dokumentiert.
     Beiträge von Diedrich Diederichsen, Thomas D. Trummer u. a. erläu-
     tern Vogels filmisch-skulpturales Schaffen.
         Die Gestaltung des Buches Bunny Rogers — Kind Kingdom führt
     in besonderer Weise die das Werk prägende Ambivalenz von Poesie
     und Trauer fort, auf die im Besonderen die Essays von Elisabeth
     Bronfen, Thomas Macho und Thomas D. Trummer eingehen. Gedichte,
     die Bunny Rogers während der Vorbereitung der Ausstellung in
     Bregenz geschrieben hat, werden hier erstmals veröffentlicht.
         Die zuerst online als KUB Sonic Views veröffentlichten Bildbe-
     trachtungen zu ausgewählten Werken der Kunstgeschichte, in
     denen Thomas D. Trummer auf das prekäre Lebensgefühl während
     der Corona-Krise eingeht, werden reich bebildert in einem Buch
     zusammengefasst.
         Darüber hinaus erscheint erstmals ein KUB Kalenderbuch:
     Das Taschenkalendarium für das Jahr 2021 greift die Ästhetik des
     Kunsthaus Bregenz auf und zeigt neben der Architektur Highlights
     der jüngsten Ausstellungen.
         Zur Ausstellung Peter Fischli wird ein von ihm maßgeblich
     selbst gestaltetes Künstler-Katalogbuch mit zahlreichen Beiträgen
     erscheinen.
         2021 sind Publikationen zu den Ausstellungen von Jakob Lena
     Knebl und Ashley Hans Scheirl, Pamela Rosenkranz, Anri Sala und
     Otobong Nkanga geplant.

60   KUB Jahresrückblick 2020
Bunny Rogers
Ed Atkins                                            Raphaela Vogel                                            Kind Kingdom
Herausgegeben von       Deutsch | Englisch           Herausgegeben von                Deutsch | Englisch       Herausgegeben von         Deutsch | Englisch
Thomas D. Trummer,      Hardcover                    Thomas D. Trummer,               Softcover                Thomas D. Trummer,        Hardcover, Leinen
Kunsthaus Bregenz       13 × 15,7 cm, 576 Seiten     Kunsthaus Bregenz                24 × 30 cm, 224 Seiten   Kunsthaus Bregenz         mit Bauchbinde
Essays von Helen        Erscheinungstermin:          Essays von Diedrich              Erscheinungstermin:      Essays von Elisabeth      19 × 28 cm, 224 Seiten
Marten, Thomas          Jänner 2020                  Diederichsen,                    Dezember 2019            Bronfen, Thomas           Abbildungen: 86, alle
Oberender und           Preis: € 32                  Oriane Durand,                   Preis: € 42              Macho und Thomas D.       in Farbe
Steven Zultanski, ein   Vertrieb: Verlag der         Thomas D. Trummer                Vertrieb: Verlag der     Trummer, ein Ge-          Erscheinungstermin:
Gespräch zwischen       Buchhandlung                 und Vera Palme                   Buchhandlung             spräch zwischen           September 2020
Ed Atkins und           Walther König, Köln          Grafische Gestaltung:            Walther König, Köln      Thomas D. Trummer         Preis: € 42
Thomas D. Trummer                                    Studio Marie Lusa                                         und Bunny Rogers;         Vertrieb: Verlag der
Grafische Gestaltung:                                                                                          Gedichte von              Buchhandlung Walther
HIT Studio                                                                                                     Bunny Rogers              König, Köln
                                                                                                               Grafische Gestaltung:
                                                                                                               Stefan Gassner

                             Kalenderbuch 2021                                                                                         Thomas D. Trummer
                             Herausgegeben von                                                                                         Bilder in der Pandemie
                             Kunsthaus Bregenz                                                                                         Herausgegeben von
                             Grafische Gestaltung:                                                                                     Kunsthaus Bregenz
                             Stefan Gassner                                                                                            Grafische Gestaltung:
                                                                        Bilder in der
                             Deutsch | Englisch                                                                                        Stefan Gassner
                                                                        Pandemie
                             Hardcover                                                                                                 Deutsch
                                                                        Thomas D. Trummer
                             18 × 11 cm,                                                                                               Softcover
                             128 Seiten                                                                                                12 × 19 cm,
                             Erscheinungstermin:                                                                                       ca. 256 Seiten
                             November 2020                     Kunsthaus Bregenz                                                       Erscheinungstermin:
                             Preis: ca. € 20                                                                                           Dezember 2020
                                                                                                                                       Preis: ca. € 20

            61                        KUB Jahresrückblick 2020
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