Kunsthaus Bregenz - Programm 2021
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Einblicke in das Jetzt Ein Vorwort von Direktor Thomas D. Trummer Im Herbst 2020 war die Zürcher Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen im Kunsthaus Bregenz zu Gast. Anlass war ihr kurz zuvor erschienenes Buch Angesteckt — ein kulturhistorischer Streifzug durch die Film- und Literaturgeschichte. Bronfen beleuchtet darin Darstellungen der Pandemie. Sie zeigt, wie Viren, Vampire und Seu- chen die Kulturgeschichte durchziehen. Dabei kommt sie auf Hans Blumenberg zu sprechen, der sich in seinem bekannten Buch Arbeit am Mythos (1979) fragte, warum sich Menschen Geschichten erzäh- len. Die Antwort, die Blumenberg selbst gibt, lautet: »Geschichten werden erzählt, um etwas zu vertreiben. Im harmlosesten, aber nicht unwichtigsten Fall: die Zeit. Sonst und schwerwiegender: die Furcht.« Die Ausstellung Bunny Rogers, die im Januar 2020 eröffnete, war eine solche Erzählung. Es war die Darstellung des eigenen Todes, ein räumliches Requiem auf vier Geschossen. Rasen war dafür verlegt worden, Glühwürmchen leuchteten, Wasser tropfte in einem mit tausenden Fliesen verkleideten Duschsaal. Der Lockdown erzwang die Schließung der Ausstellung Mitte März 2020. Der Rasen verdorrte, die Duschköpfe blieben trocken, der Tod hielt Einzug — in allen Nachrichten. 03 KUB Programm 2021
Am 5. Juni öffnete das Kunsthaus Bregenz wieder mit einer Sonder- ausstellung. In Unvergessliche Zeit wurden Werke gezeigt, die während der Quarantäne entstanden waren. Es war ein ungewöhn- liches Projekt, das die prekär gewordene Gegenwart unmittelbar abbildete. Mit Helen Cammock, William Kentridge, Annette Messager, Marianna Simnett und anderen konnten herausragende Künstler*in- nen gewonnen werden. Diese Initiative des KUB — rasch und spontan zu agieren — wurde belohnt. Das Publikum nahm die Ausstellung be- geistert auf, auch die Medienresonanz war außerordentlich. Die New York Times widmete der Ausstellung einen ausführlichen Beitrag. Wichtiger aber als der internationale Erfolg war die Resonanz vor Ort. Besucher*innen zeigten sich durchlässiger und aufmerksamer. Durch die Erfahrung der Krise wird die Begegnung mit den Stimmen der Kunst wertvoller und kostbarer. Ausstellungen im Kunsthaus Bregenz sind unverwechselbar und einzigartig. Nicht nur der besonderen Räume wegen, das Aufgreifen aktueller Fragen ist ebenso wichtig. Dazu gehören die Erfahrungen der Pandemie, Themen des Zusammenlebens, der politischen Verant- wortung wie auch Gender-Debatten und Fragen zu Umweltbewusst- sein und Klimagefährdung. Alle Gedankenmotive folgen einem Ziel: Das Kunsthaus Bregenz als Ort der Gegenwart zu festigen — ein Kunsthaus, das Einblicke in das Jetzt zeigt. 2021 Das Kunsthaus Bregenz freut sich auf das Jahr 2021. Voraussichtlich bereits im Dezember 2020 wird die Ausstellung von Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl eröffnet. Der Zugang der Künstler*innen ist spielerisch, schrill und lustvoll. Ihre Medien sind Malerei, Foto- grafie, Skulptur und Design, die in szenischen Bildern verschränkt werden. Im KUB wird ein Eismeer als Nachbildung des berühmten Gemäldes von Caspar David Friedrich zu sehen sein, ein begehbarer Hexensabbat, Selbstinszenierungen, Bodenmalereien, Litfaßsäulen, Cyborg-Subjekte und vieles mehr. Wie so oft verwandelt sich das Gebäude in begehbare Bühnen und schafft unverwechselbare Kunst- erlebnisse. Als Ergänzung werden wir im KUB Untergeschoss, erstmals in Österreich, das Werk des Fotografen Marcel Bascoulard vorstellen. 04 KUB Programm 2021
Im Anschluss ist im Frühjahr 2021 die erste Einzelausstellung von Pamela Rosenkranz in Österreich geplant. Rosenkranz vertrat 2015 die Schweiz auf der Biennale in Venedig. Die Künstlerin beschäftigt sich mit biologischen und chemischen Grundlagen von Dingen und Waren. Sie arbeitet mit Düften, mit Erde und Licht, Bakterien und Parasiten. Diese Existenzen unter der menschlichen Wahrnehmungs- schwelle haben in den letzten Jahren die intellektuelle Auseinander- setzung inspiriert. Aktuell ist auch das Virus eine Gegenwart des Un- sichtbaren. Rosenkranz formuliert ihre künstlerischen Recherchen als einprägsame, beruhigte Zonen. Es sind großräumige und dennoch intime Erlebnisse, die für das Kunsthaus Bregenz bestens geeignet sind. Eine Neuerwerbung von Lois Weinberger wird als Addendum zur Hauptausstellung im KUB Untergeschoss präsentiert, ebenfalls eine Auseinandersetzung mit Natur, Chemie und Umwelt. Die Sommerausstellung 2021 ist Anri Sala gewidmet. Ursprünglich für 2020 vorgesehen wurde die Ausstellung um ein Jahr verschoben. Sie findet zeitgleich mit den Bregenzer Festspielen statt. In Kooperation mit diesen bringt das Kunsthaus Bregenz 2021 zudem die Oper Wind als Uraufführung auf die Bühne. Auch Sala beschäftigt sich mit Phä- nomenen der Musik. Musikalische Stücke werden in seinen Filmen zu Protagonisten, die Ausstellung ein bildhaft-akustisches Raumerleb- nis — eine immersive Erfahrung mit technischer Raffinesse. Otobong Nkanga beschäftigt sich mit den komplexen, sich wandeln- den Beziehungen zwischen Menschen, Land und Strukturen der Wiedergutmachung. Sie spürt den Handelsrouten von Rohstoffen nach und untersucht, auf welchen Wegen und unter welchen Voraus- setzungen Waren und Menschen auf der ganzen Welt in Bewegung sind. Hierbei setzt sie unterschiedliche Techniken ein, ihr Blick rich- tet sich auf die unsichtbare Macht, die Regierungssysteme auf Zeit und Menschen ausüben. Gerade in einer von drängenden Klimaprob- lemen und Krisen geprägten Zeit ist eine Ausstellung dieser Thema- tik von großer Bedeutung. 05 KUB Programm 2021
Jakob Lena Knebl Contemporary Witchcraft, 2017 Foto: Georg Petermichl © Jakob Lena Knebl, Bildrecht, Wien, 2020
Pamela Rosenkranz Infection, 2017 Installationsansicht, Slight Agitation 2/4, Fondazione Prada, Mailand Foto: Delfino Sisto Legnani und Marco Cappelletti Courtesy of the artist und Fondazione Prada, Mailand © Pamela Rosenkranz
Anri Sala AS YOU GO, 2019 13-Kanal-HD-Video und 22-Kanal-Soundinstallation, Farbe, 39:24 Min. Installationsansicht Castello di Rivoli, 2019 Foto: Antonio Maniscalco Courtesy of the artist © Anri Sala
Otobong Nkanga Wetin You Go Do?, 2015 Installationsansicht 13. Biennale, Lyon Foto: Blaise Adilon Courtesy of the artist © Otobong Nkanga
KUB 2021.01 Jakob Lena Knebl & Ashley Hans Scheirl Seasonal Greetings 12 | 12 | 2020 — 14 | 03 | 2021 KUB 2021.02 Pamela Rosenkranz 27 | 03 — 04 | 07 | 2021 KUB 2021.03 Anri Sala 17 | 07 — 10 | 10 | 2021 KUB 2021.04 Otobong Nkanga 23 | 10 | 2021 — 09 | 01 | 2022
KUB Basement Marcel Bascoulard 16 | 01 — 14 | 03 | 2021 KUB Basement Lois Weinberger 17 | 04 — 04 | 07 | 2021
Ashley Hans Scheirl Neoliberal Surrealist (Neoliberale_r Surrealist_in), 2019 Foto: Matthias Bildstein Courtesy of the artist und Galerie CRONE, Berlin / Wien © Ashley Hans Scheirl KUB 2021.01 Jakob Lena Knebl & Ashley Hans Scheirl Seasonal Greetings 12 | 12 | 2020 — 14 | 03 | 2021
Erweiterte Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl sind privat und künstle- Eröffnung: risch ein Paar, feministisch und queer. Im Kunsthaus Bregenz Freitag, 11. Dezember 2020, bespielen die in Wien lebenden Künstler*innen zwei Geschosse 15 — 20 Uhr gemeinsam und jeweils eines allein. Bei einem Fototermin im Kunst- haus Bregenz präsentieren sie sich in unterschiedlichen Posen, mal bunt und frivol, mal distinguiert und nachdenklich, dann wieder las- ziv und provokant — nie ohne Stil und nie ohne Humor, vergleichbar dem britischen Künstlerpaar Gilbert & George. Die Kamera ist ein Gegenüber, der Wechsel der Rollen und Genres mehr als Attitüde, er ist das Werk. Seriöse Reflexion, Szene und Obszönes treffen un- gebremst aufeinander. Ashley Hans Scheirl zeigt raumgreifende Bühnen. Malereien am Boden sind mit heftigen Gesten ausgeführt, Zeichnungen an der Wand und Text wirken wie Slogans. In Scheirls Werk finden sich goldene Penisse und Puppen, die von der Wand baumeln, rote Cat- walks und Vorhänge, raffinierte Junggesellenmaschinen, Sinnlich- keit, Surreales, Strapse und strapazierte Scham, Anspielungen auf Klimt und den Glamour der 1970er Jahre. Die Laufbahn von Trans- gender-Künstler*in Scheirl startet mit Avantgarde-Filmen. Dandy Dust aus dem Jahr 1998 erlangt Kultstatus. Später wird Scheirl durch Performances bekannt. Seit 2006 unterrichtet sie Kontextuelle Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Aktuell setzt er sich in raumgreifenden Malereien mit den Themen von Gattungsgrenzen, sittlicher Biederkeit und den Zuordnungen des Geschlechts auseinander. Jakob Lena Knebls Kunst ist nicht weniger grell und schrill. Ihr Interesse gilt dem Design, im Besonderen der Gestaltung von Möbeln und den Extravaganzen der Mode. Sie zeigt sich in inszenierten Fotografien, das Selfie ist irrwitziges Metier, die Puppe Paradigma, das Begehren Thema geworden. Knebl entwurzelt die künstlerische Identität durch Mimikry und Pose. Sie bemalt sich als Chippendale- Sofa oder wird zum Ganzkörper-Mondrian-Bild. Daneben arbeitet sie kuratorisch: Sie stellt museale Sammlungen, zum Beispiel die des Wiener mumok oder des Kunsthaus Zürich, neu zusammen und deutet die Werke durch Hinzufügen von Accessoires oder Kleidungsstücken überraschend neu. Diese Art der Aneignungen nennt sie »co-agency«. 13 KUB Programm 2021
Jakob Lena Knebl Ruth Anne, 2020 Foto: kunst-dokumentation, Courtesy of the artist © Jakob Lena Knebl, Bildrecht, Wien, 2020
Ashley Hans Scheirl Selbstporträt mit Pinsel, 2018 Courtesy of the artist und Kunsthaus Bregenz © Ashley Hans Scheirl
Scheirl und Knebl im Kunsthaus Bregenz, 2020 Foto: Miro Kuzmanovic Ashley Hans Scheirl (geb. 1956 in Salzburg) lebt und arbeitet in Jakob Lena Knebl (geb. 1970 in Baden bei Wien als Martina Egger) lebt Wien, wo sie seit 2006 eine Professur für Kontextuelle Malerei an der und arbeitet in Wien. Sie studierte bei Heimo Zobernig Textuelle Akademie der bildenden Künste innehat. Ashley Hans Scheirl, auch Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien und bei Raf Angela Scheirl bzw. Hans Angela Scheirl, ist Transgender-Maler*in, Simons an der Modeklasse der Universität für angewandte Kunst in Konzept-, Mixed Media-, Performance-, Body-Art- und Videokünst- Wien. Knebl ist außerdem Senior Artist an der Akademie der bildenden ler*in. Scheirl studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien Künste Wien. Vor einigen Jahren ersetzte sie ihren Taufnamen im sowie am Central Saint Martins College of Art and Design in London. Sinne ihres Spiels mit Identität und Geschlecht durch die Vornamen 2017 war er mit einer surrealistischen Gemäldeserie in Athen und ihrer Großeltern und gab sich den Nachnamen Knebl. Im mumok in Wien Kassel bei der documenta 14 vertreten. zeigte sie 2017 eine Auswahl der Sammlung unter dem Titel Oh… Jakob Lena Knebl und die mumok Sammlung. Weitere Einzelausstellungen Beide Künstler*innen arbeiten sowohl solo als auch gemeinsam und wurden u. a. im Kunstmuseum Lentos, Linz (2020), in der Belmazc Gallery vertreten als Duo Österreich bei der Kunstbiennale in Venedig 2022. in London (2019) und in der Galerie Loevenbruck in Paris (2019) gezeigt.
Marcel Bascoulard Untitled, 1971 Courtesy of Sammlung Jelitzka, Wien KUB Basement Marcel Bascoulard 16 | 01 — 14 | 03 | 2021
Erweiterte Eigentlich ist er ein Zeichner feinteiliger Landschaften. In den 1940er Eröffnung: Jahren beginnt Marcel Bascoulard, sich in Frauenkleidern zu foto- Freitag, 15. Jänner 2021, grafieren. Die Aufnahmen zeigen ihn in meist langen Röcken seidig- 17 — 20 Uhr glänzender Stoffe. Der Stil der aufwendigen, oft selbstgenähten Kleider und auch der Frisuren ist von der Mode des 19. Jahrhunderts beeinflusst. Marcel Bascoulard, dessen erstaunliches Werk noch kaum bekannt ist, zeigt sich in fotogenen, jedoch schlichten Posen. Stets blickt er den Betrachter*innen entgegen. Den linken Arm hält er vor dem Körper angewinkelt, in der rechten Hand einen mysteriö- sen, nicht genau erkennbaren Gegenstand, ein Messer vielleicht oder ein kurzes Beil? Es sind stille, von Einsamkeit und Trauer geprägte Selbstporträts. Auch als älterer Mann setzt Bascoulard diese berüh- rende Serie fort. Courtesy of Sammlung Das Kunsthaus Bregenz freut sich, eine Auswahl dieses außerge- Jelitzka, Wien wöhnlichen Werks erstmals in Österreich vorstellen zu können. 18 KUB Programm 2021
Pamela Rosenkranz Anemine (Detail), 2016 Installationsansicht, Miguel Abreu Gallery, New York Foto: Marc Asekhame Courtesy of the artist © Pamela Rosenkranz KUB 2021.02 Pamela Rosenkranz 27 | 03 — 04 | 07 | 2021
Erweiterte »Was lässt uns fühlen, wie wir uns fühlen?«, fragt Pamela Rosenkranz. Eröffnung »Welchen Einfluss haben wissenschaftliche Erkenntnisse auf die Freitag, 26. März 2021, Bedeutung des Menschseins und welchen die Neurowissenschaften 15 — 20 Uhr auf unser Verständnis von Identität?« Manchmal dominiert Blau, Ultramarin wie bei Yves Klein — ein Farbton wie in ozeanischer Tiefe — , auch zartes, weich wirkendes Rosa verwendet Rosenkranz, ebenso leuchtendes Grün. Die Wände sind monochrom. Das sämige Licht strahlt aus LED-Leuchten. Der Boden spiegelt, er glitzert wie in Hautfarbe getauchtes Wasser. Farben und Dinge sind keine Abbilder, sie sind auch keine Darstellungen subjektiver Imaginationen oder purer Kontemplation. Abgeleitet aus wissenschaftlichen Erkenntnissen sind sie Illustrationen von chemischen Konstellationen. Stets ähneln sie der menschlichen Haut, der durchlässigen organischen Grenze zwischen innen und außen. 2015 gestaltet Pamela Rosenkranz den Schweizer Pavillon bei der Biennale in Venedig. Zu den diffusen Farben in Mintgrün und Babyrosa gesellt sich dort eine dumpfe Frauenstimme und ein leicht modriger Geruch, dessen Ursache verborgen bleibt. Die Räume zeigen keine erkennbar ausgewiesenen Kunstwerke. Die Leere verweist die Besucher*innen auf ihre Wahrnehmung und ihre eigene Erfahrung. Doch die sinnliche Gewissheit steht infrage. Denn der Geruch ist syn- thetisch hergestellter Moschus, je nach Intensität, wird er als anzie- hend oder abstoßend empfunden. Rosenkranz experimentiert mit Pharmazeutika, Farben und Materialien und deren Wirkung auf die Sinne, auf menschliches Be- und Empfinden. Welchen Einfluss haben synthetische Substanzen auf das Leben? Wie steht es um den Zusam- menhang von Sexualität und Silikon? Rosenkranz forscht auf der Ebene von Molekülen. Seit 2009 befüllt sie kommerzielle Trinkwas- serflaschen mit gefärbtem Silikon. Die Farben ergeben sich aus den unterschiedlichen Schattierungen der menschlichen Hautfarbe. Das Rosa ist ein Abbild eurozentrischer Klientel. Das Ideal der Moderne ist eine Illusion, der Humanismus steht infrage, auch Gene und Ge- webe sind kontaminiert. Für die 14. Biennale in Sharjah 2019 baut Pamela Rosenkranz eine Roboterschlange, die sich im Innenhof eines von Arkaden um- fassten Gebäudes im heißen Sand schlängelt. Das Organische und Echte ist endgültig durch das Mechanische und Erfundene ersetzt. Das Kunsthaus Bregenz, die Leere und die stimmige Schlichtheit seiner Räume kommen Rosenkranz’ Werkideen entgegen. Nur der Begriff des authentischen Erlebens, von dem der Architekt ausgeht, wird durch Pamela Rosenkranz’ Forschung auf der Mikroebene der Sinne infrage gestellt. 20 KUB Programm 2021
Pamela Rosenkranz Alien Culture, 2017 Installationsansicht, GAMeC, Bergamo Foto: Marc Asekhame, Courtesy of the artist © Pamela Rosenkranz
Pamela Rosenkranz Healer (Waters), 2019 Installationsansicht IF THE SNAKE, Okayama Art Summit, Okayama Foto: Marc Asekhame, Courtesy of the artist © Pamela Rosenkranz
Foto: Marc Asekhame Pamela Rosenkranz (geb. 1979 in Sils Maria, Schweiz) lebt und arbei- tet in Zürich und in Zug. 2004 erhielt sie den Master of Fine Arts an der Hochschule der Künste Bern; außerdem studierte sie Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. Bereits während des Studiums erfuhr sie große internationale Beachtung. Zu ihren jüngsten Ausstellungen zählen: Alien Culture, GAMeC Bergamo (2017), IF THE SNAKE, Okayama Art Summit, Okayama (2019), Là où les eaux se mêlent, 15. Biennale de Lyon (2019), Leaving the Echo Chamber, 14. Sharjah Bienniale (2019) und Slight Agitation 2/4: Pamela Rosenkranz in der Fondazione Prada, Mailand (2017). 2015 vertrat Rosenkranz die Schweiz bei der Biennale in Venedig. 23 KUB Programm 2021
Lois Weinberger Unkrautgemeinschaften Europas, 1971 (Detail) Foto: Alicia Olmos Ochoa KUB Basement Lois Weinberger 17 | 04 — 04 | 07 | 2021
Erweiterte 1971 veröffentlichte ein großer Schweizer Pharmakonzern die Bil- Eröffnung: dermappe Unkrautgemeinschaften Europas, versehen mit Texten in Freitag, 16. April 2021, sieben Sprachen. Die Mappe enthält Fotografien von Pflanzen, die 17 — 20 Uhr unter ihrem lateinischen Namen aufgeführt werden. Die Bezeich- nungen dienen der botanischen Identifizierung, tatsächlich aber der Bekämpfung dieser Pflanzen, für die der Konzern die im Anhang vor- gestellten chemischen Tilgungsmittel herstellt. Lois Weinberger, der während des Lockdowns im Frühjahr 2020 verstarb, stellte die Mappe als Readymade aus. Die Fotos ähneln Stillleben in der Tradi- tion von Albrecht Dürers Rasenstück. Sie belegen auch Weinbergers lebenslanges Interesse an der Ruderalvegetation. Angesichts des Rufs nach einer »ecological art« und der Erwartungen an die Pharma- industrie ist Weinbergers Beitrag hochaktuell. 25 KUB Programm 2021
Anri Sala No Window No Cry (Luigi Cosenza, La Fabbrica Olivetti, Pozzuoli), 2015 Foto: Luciano Romano Courtesy of the artist und Alexander Tutsek-Stiftung, München © Anri Sala KUB 2021.03 Anri Sala 17 | 07 — 10 | 10 | 2021
Erweiterte Anri Sala beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von Ton und Eröffnung: bewegtem Bild, mit Hören und Sehen. Sein bevorzugtes Ausdrucks- Freitag, 16. Juli 2021, medium ist der Film. Im Gegensatz zum herkömmlichen Kino gibt es 15 — 20 Uhr jedoch keine Erzählung und keine Schauspieler*innen. Vielmehr ent- wickeln sich seine Skripte aus dem genauen Hinhören. Das Filmische entsteht aus dem Musikalischen und nicht, wie sonst üblich, umge- kehrt. Dadurch schafft Sala beim Publikum eine intensive akustische Aufmerksamkeit. If and Only If (2018) ist eines der eindrucksvollsten Werke Anri Salas. Es zeichnet auf, wie eine Schnecke einen Violabogen empor- kriecht, während eine Elegie von Igor Strawinsky gespielt wird. Die Schnecke bestimmt das Tempo, der Bratschist verlangsamt und beschleunigt sein Spiel abgestimmt auf die Bewegung der Schnecke. Es ist die Aktivität des Tieres, die Musik und Wahrnehmung prägt. Häufig steht auch die Funktion von Instrumenten im Mittelpunkt der Arbeiten Salas. So lässt er beispielsweise eine Gruppe von Snare Drums auftreten, allerdings ohne Perkussionisten. Stattdessen hängen die selbstspielenden Instrumente von der Decke wie skurril bewegliche Stalaktiten. In anderen Werken bringen historische Druckwalzen als Drehleier die Muster handgefertigter Tapeten zum Klingen. Sala nimmt zudem Elemente des Films, Kameraperspektiven wie Close-ups und die Choreografie des Spiels in seinen Arbeiten auf. Auch der Ausstellungsraum fließt in Salas Überlegungen ein. In ihm herrschen andere Wahrnehmungsbedingungen als im Konzertsaal. Das Kunsthaus Bregenz mit seiner auratischen Präsenz und beson- deren Akustik bietet den perfekten Raum für Anri Salas Kunst. 27 KUB Programm 2021
Anri Sala If and Only If, 2018 Einkanal-HD-Video und separate 4.0 Surround-Sound- Installation, 9:47 Min. Courtesy of the artist, Marian Goodman Gallery, New York | Paris und Galerie Chantal Crousel, Paris © Anri Sala
Anri Sala The Last Resort, 2017 42-Kanal Toninstallation mit 38 adaptierten Snare Drums, 58:28 Min. Foto: Peter Greig Courtesy of the artist, Marian Goodman Gallery, New York | Paris und Esther Schipper, Berlin © Anri Sala
Anri Sala (geb. 1974 in Tirana, Albanien) studierte in Tirana, Paris und Tourcoing. Er wurde mehrfach ausge- zeichnet, u. a. mit dem Vincent Award (2014). Sala nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen und Biennalen teil, wie der 12. Havana Biennial (2015), als Repräsentant Frankreichs an der 55. Biennale di Venezia (2013), der 9. Gwangju Biennale (2012), der dOCUMENTA (13) (2012), der 29. Biennale von São Paulo (2010) und der 2. Moscow Biennale of Contemporary Art (2007). Schon 2003 war er in der Gruppenausstellung Remind... im Kunsthaus Bregenz vertreten. Einzelausstellungen waren u. a. im Centro Botín, Santander (2020), im Castello di Rivoli, Turin (2019), in der Marian Goodman Gallery, London (2019) und New York (2018), in der Fundación JUMEX, Mexiko-Stadt (2017), im New Museum, New York (2016), im Haus der Kunst, München (2015), und in der Serpentine Gallery, London (2011), zu sehen. Anri Sala lebt und arbeitet in Berlin. Foto: © Jutta Benzenberg
Otobong Nkanga From Where I Stand, 2015 — 2020 Installationsansicht Middlesbrough Institute of Modern Art, Middlesbrough Foto: Jason Hynes Courtesy of the artist © Otobong Nkanga KUB 2021.04 Otobong Nkanga 23 | 10 | 2021 — 09 | 01 | 2022
Erweiterte Otobong Nkangas künstlerische Praxis umfasst Tapisserie, Zeich- Eröffnung: nung, Fotografie, Installation, Video und Performance. Ihre Themen Freitag, 22. Oktober 2021, sind der nachhaltige Umgang mit Ressourcen, der globale Waren- 15 — 20 Uhr verkehr sowie die Bedeutung und die Folgen von Landraub. In ihrer Arbeit setzt sie die Identität und die koloniale Geschichte einer Region mit den Erfahrungen des Körpers in Beziehung. So werden historische Erfahrungen in Nkangas Performances physisch er- lebbar, während in ihren Arbeiten auf Papier die wechselseitigen Abhängigkeiten von Land, Einwohnern und natürlichen Ressourcen anschaulich werden. Manche ihrer sanft wirkenden Bilder ähneln großflächigen Wandteppichen, andere wiederum wirken wie wissenschaftliche Illustrationen. Sie stellt Menschen und Figurinen schematisch und kopflos dar: Der Kopf, so Nkanga, enthalte zu viele Informatio- nen. Sie bevorzugt die Darstellung von Gesten und Handlungen. »Verstehen«, so sagt sie, »heißt Verbindungen ziehen«. Nkanga zeigt in ihren Arbeiten die Wunden, die Landschaften zugefügt wurden; sie stellt die Routen von Ressourcen sowie die Schäden dar, die durch ihre Gewinnung und systematische Aus- beutung verursacht werden. Nkanga versteht »Land« als sowohl geologischen als auch umfassenden Begriff, der über den bloßen Boden, kartographierte Territorien und Erde hinausgeht. In ihrem Projekt Carved to Flow (2017 — fortlaufend), kreierte sie die »O8 Black Stone-Seife«; hergestellt aus verschiedenen Ölen und Butter aus Griechenland, Nord- und Westafrika und dem Nahen Osten: Regionen, die ihre Ressourcen in der Geschichte auch in Zeiten großer Krisen, Ausbeutung und Misswirtschaft global zur Verfügung stellten. Für die Sharjah Biennale 2019 konzipierte Nkanga eine poetische Landschaft, die neben ihrer Schönheit auch ihre Fragilität, ihre Narben, aber auch ihr Potenzial offenbart. Für einen Innenhof entwickelte sie eine ortsspezifische Installation: In den Boden ließ sie mehrere große, kraterähnliche Vertiefungen ein, die mit Salzwasser gefüllt wurden. An den Mauern des Gartens waren Leuchtkästen in den Farben des Sonnenuntergangs angebracht, während eine Mehrkanal-Audio- installation einer abgestorbenen Palme eine Stimme verlieh, die, wie Nkanga sich vorstellt, einer Vorliebe für Salzwasser zum Opfer fiel. Die Installation wurde mit dem Sharjah Biennial Prize ausgezeichnet. 32 KUB Programm 2021
Otobong Nkanga (mit Emeka Ogboh) Aging Ruins Dreaming Only to Recall the Hard Chisel from the Past, 2019 Installationsansicht Sharjah Biennale 14 Foto: Sharjah Kunststiftung Courtesy of the artists © Otobong Nkanga, Emeka Ogboh
Otobong Nkanga Wetin You Go Do?, 2015 Installationsansicht Tate Modern, London Courtesy of the artist © Otobong Nkanga
Otobong Nkanga (1974 in Kano, Nigeria geboren) ist bildende und Performance-Künstlerin. Nkanga lebt heute in Antwerpen. Sie studierte an der Rijksakademie für Bildende Künste in Amsterdam. 2013 war sie Stipendiatin des DAAD Berliner Künstlerprogramms. 2015 wurde Nkanga mit dem hochdotierten Yanghyun-Preis ausge- zeichnet, 2019 erhielt sie den Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum. Ihr Werk wurde auf der 58. Kunstbiennale in Venedig mit einer »besonderen Erwähnung« gewürdigt. Nkanga untersucht die gesellschaftlichen und topografi- schen Veränderungen der postkolonialen Welt. Sie unter- zieht unseren Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie den damit verbundenen ideellen und potenziellen Wert einer kulturellen Analyse, häufig unter Einsatz des Kör- pers und mithilfe von Sprache. Ihre Werke wurden im Berliner Martin-Gropius-Bau (2020), in der Tate St. Ives (2019/2020), im Museum of Contemporary Art, Chicago (2018), und M HKA, Museum of Contemporary Art, Ant- werpen (2015) gezeigt. Internationale Ausstellungsbetei- ligungen waren u. a. die 58. Biennale in Venedig (2019), documenta 14 in Kassel (2017), Biennale of Sydney (2016), die Berlin Biennale (2014) sowie die Sharjah Biennial (2019 und 2013). Foto: © Wim van Dongen
KUB Projekt 2021 Roman Signer Installation am Bielbach Bielerhöhe, Montafon, ab Juni 2021 Das Projekt Installation am Bielbach ist eine Zusammenarbeit des Kunsthaus Bregenz mit der illwerke vkw AG, die vor zwei Jahren begann. Der Schweizer Bildhauer Roman Signer verfolgt einen er- weiterten Skulpturbegriff, der Zeit und Veränderung durch physika- lische Wirkungen einbezieht. In seiner Kunst setzt sich Signer mit elementaren Prozessen, Ideen von Kraftübertragung, Energiespei- cherung und -gewinnung auseinander. Die Zusammenarbeit mit der illwerke vkw ist deshalb ideal. Feiner Witz und humorvolle, spielerische Wendungen begleiten seine künstlerischen Experimente. Für die Bielerhöhe hat Signer ein Werk für die Ostseite des Stausees entwickelt. Ein Bach, der unter einer Brücke in den See fließt, wird gestaut und als bogenför- mige Fontäne über den Weg hinweg wieder in den See geführt. Der Bach bildet einen Wasserbogen und zugleich eine Brücke. Die absurde Manipulation — ein Wasserstrahl wird zu einem architekto- nischen Element und ein flüssiges Element zu einem statischen Gebilde und somit zur Skulptur — ist kennzeichnend für Signers Arbeiten. Auch hier arbeitet der Künstler mit Versuchsanordnungen, in denen es zu Kraftentladungen oder Aggregatsveränderungen kommt. Die Umsetzung des Projekts erfolgt vorbehaltlich aller not- wendigen behördlichen Bewilligungen im Frühjahr 2021. 36 KUB Programm 2021
Roman Signer (geb. 1938, in Appenzell, Schweiz) ist Bildhauer, Zeichner, Aktions-, Konzeptkünstler und Filmemacher. Er lebt und arbeitet in St. Gallen. Der gelernte Hochbauzeichner studierte an der Kunstgewerbeschule Luzern und an der Kunstakademie in Warschau. Seit den 1970er Jahren wurden seine Werke in zahlreichen Ausstellungen in Galerien und Museen im In- und Ausland gezeigt. Spätestens durch seine Beteiligungen an der documenta 8 in Kassel (1987), Skulptur Projekte Münster (1997) sowie der Biennale in Venedig (1999) gehört Roman Signer zu den bedeutendsten europä- ischen Gegenwartskünstler*innen. 37 KUB Programm 2021
KUB Sammlungsschaufenster 2021 Sammlung König-Lebschik 26 | 06 — 29 | 08 | 2021 Erweiterte Thomas König und seine verstorbene Frau Erika Lebschik sammelten Eröffnung: nahezu vierzig Jahre lang Originalgrafiken internationaler Künst- Freitag, 25. Juni 2021, 15 — 20 Uhr ler*innen. Der gebürtige Vorarlberger lebt seit langem in Wien und pflegt gute Kontakte zu Galerien und Künstler*innen. Die umfang- reiche Sammlung König-Lebschik deckt die gesamte Breite grafischer Kunst ab, von Holzschnitt, Siebdruck, Radierung und Lithografie über Künstlermappen und Plakate bis zu Originalgrafik-Büchern. Einen Schwerpunkt bilden die internationale und österreichi- sche zeitgenössische Kunst und deren Wegbereiter, darunter be- kannte Namen wie Pierre Alechinsky, Iris Andraschek, Karel Appel, Max Bill, Alexander Calder, Eduardo Chillida, Gunter Damisch, VALIE EXPORT, Bruno Gironcoli, Franz Graf, Martha Jungwirth, Maria Lassnig, Joan Miró, Arnulf Rainer, Daniel Spoerri, Mark Toberg, Günther Uecker, Antoni Tàpies und Franz West. Die rund 3.000 Objekte gehen nun als Schenkung an das Kunsthaus Bregenz. Die Sammlung König-Lebschik wird im Sommer 2021 im KUB Originalgrafiken aus der Sammlung Sammlungsschaufenster in einer repräsentativen Auswahl im König-Lebschik Bregenzer Postgebäude erstmals ausgestellt. 38 KUB Programm 2021
Thomas König Foto: Angela Lamprecht
KUB Sommer Open Air Konzert Cari Cari im September 2020 Foto: Alicia Olmos Ochoa KUB 2021 KUB Sommer — Open Air Inzwischen ist das KUB Sommer Open Air aus dem Bregenzer Stadt- leben nicht mehr wegzudenken. Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Format 2021 trotz der erschwerten Bedingungen im Veranstaltungs- bereich fortsetzen können. Das Besondere: Alle Filme werden von den KUB Künstler*innen 2021 persönlich ausgewählt. Lassen Sie sich in die filmischen Inspirationswelten von Jakob Lena Knebl, Ashley Hans Scheirl, Pamela Rosenkranz, Anri Sala und Otobong Nkanga ent- führen, wenn es auf dem KUB Platz heißt: Film ab! 41 KUB Programm 2021
KUB 2021 Billboards Die Billboards an der Bregenzer Seestraße sind fester Bestandteil im Programm des Kunsthaus Bregenz. Sie erweitern die jeweilige Ausstellung im KUB in den öffentlichen Raum. 2021 werden sechs Plakattafeln von Jakob Lena Knebl, Pamela Rosenkranz, Anri Sala und Otobong Nkanga auf die Ausstellungen im Kunsthaus Bregenz hinweisen. 42 KUB Programm 2021
Kunsthaus Bregenz Jahresrückblick 2020 43 KUB Programm 2021
KUB 2020 Jahresrückblick 2020 war ein außergewöhnliches Jahr, auch für die Kunst und das Kunsthaus Bregenz. Um den Titel der KUB Sonderausstellung nach dem Lockdown zu zitieren — eine Unvergessliche Zeit. Die erste Ausstellung 2020 war der US-Künstlerin Bunny Rogers gewidmet. Ihre Ausstellung Kind Kingdom beeindruckte mit raumgreifenden Installationen, die die Themen Tod und Todesge- danken, Erinnerung, Solidarität und Verfall in Szene setzten. Ein Duschsaal wurde gefliest, Rasen verlegt und LED-Glühwürmchen blinkten im abgedunkelten Foyer vor einem Grabhügel. Mehr als 7.300 Besucher*innen verzeichnete die Ausstellung bis zur verfrühten coronabedingten Schließung am 13. März 2020. Als weithin nach außen sichtbares Zeichen auch nach dem Lock- down im Frühjahr blieb die Arbeit KUNSTHAUS der im Jahr 2000 ver- storbenen Vorarlberger Künstlerin Anne Marie Jehle an der Seeseite der Fassade des Zumthor-Baus hängen. Das KUB Fassadenprojekt wurde in Zusammenarbeit mit der Anne Marie Jehle Stiftung, Vaduz, erarbeitet. Die T-Shirt-Edition, die anlässlich dieses Projekts her- ausgebracht wurde, entwickelte sich zu einem Verkaufsschlager. Das Team des Kunsthaus Bregenz hat auf die veränderten Rah- menbedingungen der Schließzeit kompetent und rasch reagiert. Die langjährig aufgebaute starke Onlinepräsenz wurde gezielt genutzt: Auf kunsthaus-bregenz.at und in den sozialen Netzwerken gingen unter der neu entwickelten Rubrik KUB Digital beinahe täglich wech- selnde Schwerpunkte online: Fotos und Videos aus der KUB Ge- schichte, Online-Workshops des Vermittlungsteams und Einblicke hinter die Kulissen. Ziel aller digitalen Aktivitäten: Die Präsenz des KUB auch während der Corona-Schließzeit des Hauses zu stärken und den Diskurs weiterzuführen. So wurde zum Beispiel die vorzei- tig geschlossene Ausstellung Bunny Rogers — Kind Kingdom doku- mentiert, indem Fotos der sich verändernden Installationen, die nun dem Publikum vorenthalten waren, online veröffentlicht wurden. 44 KUB Jahresrückblick 2020
Ergänzend entstanden nachhaltige neue Formate: Die achtteilige zweisprachige Videoserie KUB Architektur Shortcuts mit dem techni- schen Leiter der Vorarlberger Kulturhäuser Markus Unterkircher erfreut sich auch beim internationalen Publikum großer Beliebtheit. In der neu entwickelten Podcast-Reihe KUB Sonic Views blickt Direktor Thomas D. Trummer aus der durch die Pandemie geprägten Perspek- tive auf Werke der Kunstgeschichte. Mehr als 50 Episoden sind der- zeit online verfügbar. Eine Publikation dazu ist in Planung. Seine Vorreiterstellung in der internationalen Kunstwelt konnte das Kunsthaus Bregenz auch mit seiner ersten Ausstellung nach der Schließzeit weiter ausbauen. Am 5. Juni wurde die Ausstellung Unvergessliche Zeit — bis zum 1. Juli zunächst mit reduzierten Öff- nungszeiten von Donnerstag bis Sonntag — eröffnet. Helen Cammock, William Kentridge, Annette Messager, Rabih Mroué, Markus Schinwald, Marianna Simnett und Ania Soliman präsentierten Arbeiten, die während der Corona-Krise oder zuvor diese vorausahnend entstan- den sind. Mit Unvergessliche Zeit war das Kunsthaus Bregenz die ein- zige Institution europaweit, die aktuelle Beiträge von sieben der bedeutendsten Künstler*innen der Gegenwart zur Corona-Krise prä- sentierte. Dieser Abdruck einer unvorhersehbaren, unvergesslichen Zeit führte zu größter internationaler Aufmerksamkeit. Das Medien- und Besucher*inneninteresse war enorm. Es wurde in allen regionalen sowie internationalen Medien positiv berichtet, inklusive eines um- fangreichen Beitrags in der New York Times. Über 14.000 Besucher*in- nen sahen die Sonderausstellung. Diese im Vergleich zur relativ kurzen Laufzeit und den auch im Sommer noch geltenden Reisebeschränkun- gen sehr guten Besuchszahlen sind auch dem ambitionierten und an die Situation angepassten Veranstaltungs- und Vermittlungspro- gramm zuzuschreiben. Erfolgreiche Formate, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartner*innen wie den Bregenzer Festtagen oder dem Franz-Michael-Felder-Archiv entwickelt wurden, trugen zur positiven Resonanz und zur starken Präsenz des KUB bei. Am Ende des Jahres 2020 werden rund 186 Führungen für Erwach- sene, 122 Formate für Kinder und Jugendliche und 63 weitere Veran- staltungen stattgefunden haben. Das vielfältige Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm entspricht damit trotz viermonatiger vollständiger Corona-Zwangspause und der Einhaltung strikter Vorga- ben bei der Organisation von Veranstaltungen dem des Jahrs 2019. 45 KUB Jahresrückblick 2020
Seit dem 12. September war das Kunsthaus Bregenz Peter Fischli gewidmet. Das vielfältige intellektuelle Schaffen des großen Schweizer Künstlers stieß auf großes Publikumsinteresse. Bis zum coronabedingten vorzeitigen Ausstellungsende am 1. November haben mehr als 5.600 Besucher*innen die humorvoll-hintergründigen Arbeiten Fischlis gesehen. Ursprünglich war die Laufzeit der Aus- stellung bis zum 29. November angesetzt. Parallel dazu wurde die Zusammenarbeit mit der Johanniter- kirche Feldkirch neu belebt. Seit dem 26. September wurde dort die Skulptur Standbild von Oliver Laric präsentiert. Etwa 2.000 Besucher*innen haben die eindrückliche Arbeit des in Berlin leben- den Künstlers, die auch für die KUB Sammlung angekauft wurde, bis zur vorzeitigen Schließung am 1. November im historischen Kirchen- raum in Feldkirch gesehen. Voraussichtlich ab dem 1. Dezember wird Larics Arbeit in der Johanniterkirche Feldkirch wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Trotz der Schließung des Kunsthaus Bregenz im November, blieb das Team des Kunsthaus Bregenz weiterhin aktiv. Pünktlich zur US-Wahl 2020 wurde im Schaufenster der KUB Café Bar von außen einsehbar ab dem 2. November Max Almys Videoarbeit Perfect Leader gezeigt. 46 KUB Jahresrückblick 2020
Foto: Alicia Olmos Ochoa Max Almy Perfect Leader, 1983 Video, 4:11 Min., Farbe, Ton Courtesy of Electronic Arts Intermix (EAI), New York
Das KUB Sommerprogramm 2020 bot Open Air Kino und Musik auf dem Karl-Tizian-Platz. Unter dem Motto »The Artists’ Choice« wur- den die Lieblingsfilme der Künstler*innen des Ausstellungsjahres 2020/21 auf der Großleinwand gezeigt. Bei Cocktails und Snacks der KUB Café Bar erfreute sich das Freiluftkino unter Einhaltung aller notwendigen Corona-Regeln großer Beliebtheit und bereicherte im Juli und August das städtische Leben. Als Abschluss des Open Air Sommers bespielte das österreichische Indie-Rock-Duo Cari Cari die Außenbühne vor dem KUB. Wissenschaftlich fundierte Publikationen, die ebenso wie die eigens für das Haus entwickelten Editionen in enger Zusammenar- beit mit den Künstler*innen entstehen, vervollständigen das Ange- botsspektrum des Kunsthaus Bregenz. Der weltweite Vertrieb, von einem gut angenommenen Webshop unterstützt, stärkt die interna- tionale Positionierung des Hauses. Bis Jahresende 2020 werden insgesamt rund 32.000 Besucher*in- nen die KUB Ausstellungen gesehen haben. Berücksichtigt man die viermonatige coronabedingte Schließzeit und die daraus resultie- renden Reisebeschränkungen für das internationale KUB Publikum können wir dennoch an die sehr guten Besuchszahlen von 2019 anschließen. Der Beitrag des Landes Vorarlberg für das Jahr 2020 beträgt 2,82 Millionen Euro; die Eigeneinnahmen liegen bei 0,5 Millionen Euro. Die Galerienförderung des Bundes für Kunstankäufe betrug 36.500 Euro. 48 KUB Jahresrückblick 2020
Das KUB Jahr 2020 in Zahlen Gesamtbesucher*innenzahl * 32.000 2020 (bei 4 Monaten Schließzeit) 53.645 2019 48.310 2018 77.237 2017 Besucher*innen 1.286 Raphaela Vogel (vom 1. bis 6. Jänner) 7.328 Bunny Rogers (vom 18. Jänner bis 13. März) 14.202 Unvergessliche Zeit 5.602 Peter Fischli (bis 1. November) * 3.500 Jakob Lena Knebl & Ashley Hans Scheirl (bis 31. Dezember) 2.000 Oliver Laric — Standbild in der Johanniterkirche Feldkirch (bis 1. November) Veranstaltungen und Führungen (bei viermonatiger coronabedingter Schließzeit) * 186 Führungen für Erwachsene * 122 Formate für Kinder und Jugendliche (Workshops, Führungen, etc.) * 63 weitere Veranstaltungen € 2.822.000 Landesbeitrag 2020 ca. € 500.000 Eigeneinnahmen 2020 (rund 35 % unter dem Vorjahresniveau) € 36.500 Galerienförderung 2020 des Bundes für Kunstankäufe 27,7 vollzeitäquivalente Mitarbeiter*innen * voraussichtlich 49 KUB Jahresrückblick 2020
Fotos: Markus Tretter (oben links) Miro Kuzmanovic (unten)
KUB 2020 Pressestimmen »Die Schau in Bregenz — ein Ereignis!«, nicht nur bei ZDF aspekte sorgte Bunny Rogers, die erste Jahresausstellung 2020, für Aufmerk- samkeit. Regional und international war das Medieninteresse enorm. »Poesie der Vergänglichkeit«, so bezeichnete 3sat die büh- nenartigen Installationen, ein »sinnliches Erlebnis« schrieb Lisa Kammann, NEUE Vorarlberger Tageszeitung. ORF berichtete in ZIB und Kulturmontag. Die Künstlerin »reflektiert über die Endlichkeit mit erstaunlicher Zurückhaltung […] ohne den kleinsten Anflug von Effekthascherei und Kitsch«, so Alexandra Wach in der FAZ, und Christa Dietrich, Vorarlberger Nachrichten, lobte: »Bunny Rogers verwandelt das KUB in ein Gesamtkunstwerk.« 51 KUB Jahresrückblick 2020
Trotz der Schließung des Kunsthaus Bregenz ab Mitte März blieb das Haus dank zahlreicher Aktivitäten medial stark präsent. KUB Direktor Thomas D. Trummer sprach in der Ö1 Hörfunkreihe Kunst im Kopf und in Kulturjournal, Radio Vorarlberg, und war mit Kolumnen in Die Presse und artmagazine.cc vertreten. Medien wie die NEUE Vor- arlberger Tageszeitung, die Vorarlberger Nachrichten, Schwäbische Zeitung und Der Standard berichteten regelmäßig. Die zeitnahe Wiedereröffnung Anfang Juni mit der Gruppenausstellung Unver- gessliche Zeit stieß in TV, Print und Radio sowohl regional als auch international auf immenses positives Medieninteresse. Ein umfang- reicher Einzelbericht der New York Times lobte: »this exhibition seems to ask us not only to reflect in real time, but also to take this fraught moment as a point of departure«. »KUB Direktor Thomas D. Trummer ist mit der ersten hochkarätigen Corona-Kunstausstellung ein spontaner Coup gelungen«, bestätigte Almuth Spiegler, Die Presse. Berichte erschienen in der NEUEN Vorarlberger Tageszeitung, in der Kultur, im Blättle und im ORF. Arte und SWR berichteten: »In den weiten Hallen des Kunsthaus Bregenz ist er förmlich zu hören: Dieser Schrei der internationalen Kunstszene, sich aus der Isolation zurückzumelden.« Die Ausstellung sei eine »großartige Durchle- benshilfe. […] Kunst, die das Reflexionspotenzial erhöht, hilft da wirklich« (Christa Dietrich, Vorarlberger Nachrichten), »das KUB (ist) auch der richtige Ort dafür.« (Antje Merke, Schwäbische Zeitung). Peter Fischlis Einzelausstellung erhielt im Frühjahr, als sie angekün- digt wurde, und nun im Herbst zum neuen Eröffnungstermin große internationale Aufmerksamkeit. Die Ausstellung wurde vielfach und kontrovers diskutiert, darunter viele Schweizer Zeitungen wie die NZZ, die St. Galler Tageszeitung und der Tagesanzeiger. »Banal und bezaubernd zugleich«, so Ariane Grabher in der Kultur. »[…] und das mit einigem Witz«, sagt Brigitte Kompatscher, NEUE Vorarlberg Tageszeitung. »Hierarchien werden umgekehrt, Erwartungshaltungen unterlaufen«, kommentiert Ivona Jelčić, Der Standard, kritisch, aber anerkennend. Arte bringt es auf den Punkt: »Peter Fischli spielt mit uns.« Zur Eindämmung der Corona-Pandemie wurde das Kunsthaus Bregenz vom 3. bis zum 30. November 2020 erneut geschlossen. Auch wenn die Ausstellung Peter Fischli damit ein verfrühtes Ende fand, blieb das KUB Team aktiv. Pünktlich zur US-Wahl 2020 wurde im Schaufenster der KUB Café Bar von außen einsehbar ab dem 2. November Max Almys Videoarbeit Perfect Leader gezeigt. »[…] durchaus treffend«, kommentiert Christa Dietrich in den Vorarl- berger Nachrichten. 52 KUB Jahresrückblick 2020
Stand 04.11.20 Instagram 14.000 Abonnent*innen + 63 % gegenüber 2019 YouTube 249.500 Aufrufe Facebook 9.000 Abonnent*innen #kunsthausbregenz 7.200 Beiträge KUB 2020 KUB Digital & Online Bereits zu Jahresbeginn erreichte das Kunsthaus Bregenz die Marke von 10.000 Abonnent*innen auf Instagram, einer der wichtigsten Social-Media-Kanäle für den Kontakt mit der regionalen und inter- nationalen Kunstszene. Bildstark werden dort Porträts der Künst- ler*innen, Bilder der aktuellen KUB Ausstellung, Berichte über die Abläufe hinter den Kulissen, Veranstaltungen, Führungen und die Neuigkeiten des Hauses präsentiert. Auch Produkte aus dem KUB Shop, wie die T-Shirts zum Fassadenprojekt Anne Marie Jehle, finden hier ein Online-Schaufenster. Auf Facebook werden Veranstaltun- gen, aktuelle Meldungen und Medienberichte zeitnah gepostet. Nach der kurzfristigen ersten Schließung des Hauses Mitte März wurde die langjährig aufgebaute starke Onlinepräsenz gezielt ge- nutzt, um Besucher*innen aktuell informiert zu halten und beste- hende Inhalte sichtbar zu machen. Auf kunsthaus-bregenz.at und auf Social Media gingen unter der neu entwickelten Rubrik KUB Digital beinahe täglich wechselnde Schwerpunkte online: Fotos und Videos der KUB Geschichte, Online-Workshops des Vermittlungsteams und Einblicke hinter die Kulissen. Ziel aller digitalen Aktivitäten des Kunsthaus Bregenz ist, auch während der Corona-Schließzeit des 53 KUB Jahresrückblick 2020
Alle digitalen Initiativen entsprechen den Qualitäts- standards, die das KUB auch als Marke auszeichnet. Das Kunsthaus Bregenz steht für hochrangige Ausstellungen in einem der schönsten Ausstellungs- gebäude der Welt. Thomas D. Trummer Hauses, die Präsenz zu stärken und den Diskurs weiterzuführen. So wurde zum Beispiel die vorzeitig geschlossene Ausstellung Bunny Rogers — Kind Kingdom dokumentiert, indem Fotos der sich verän- dernden Installationen, die nun dem Publikum vorenthalten waren, online veröffentlicht wurden. Ergänzend entstanden neue Formate: Die achtteilige Videoserie KUB Architektur Shortcuts begleitet den technischen Leiter der Vor- arlberger Kulturhäuser, Markus Unterkircher, durch das Gebäude Peter Zumthors und zeigt Details und Orte, die für das Publikum nor- malerweise nicht zugänglich sind. Englisch synchronisiert erreichen die wöchentlich erschienenen Episoden auch das internationale Publikum. Die erste Folge ging bereits zwei Wochen nach der Schlie- ßung des Hauses online. Zusätzliche Episoden beleuchteten im November als KUB Insights die Künstlereditionen und die Samm- lung. In der neuen Podcast-Reihe KUB Sonic Views blickt KUB Direk- tor Thomas D. Trummer seit April aus der durch die Corona-Krise geprägten Perspektive auf Werke der Kunst und Kunstgeschichte. Mehr als 50 Episoden sind derzeit auf YouTube und kunsthaus- bregenz.at verfügbar, weitere folgen. Wegen des zweiten Lock- downs fanden Veranstaltungen im November, wie ein Gespräch mit Bice Curiger und Peter Fischli, online statt und erreichten so ein brei- tes Publikum. Die KUB Online-Kanäle, darunter auch der KUB News- letter mit über 2.000 Abonnent*innen, sind das ganze Jahr hindurch zentrales Informations- und Kommunikationsmittel für das regionale und internationale Publikum. 54 KUB Jahresrückblick 2020
KUB 2020 Vermittlung & Veranstaltungen Je nach Ausstellung entwickelt das KUB Vermittlungsteam passge- naue Formate für unterschiedlichste Interessensgruppen. Das Vermittlungsprogramm macht Kunst erlebbar und verständlich. Zu jeder Ausstellung entstehen Begleitfilme mit Interviews der jeweili- gen Künstler*innen, die den Besucher*innen die Inhalte näher- bringen. Der Entdecker — ein kostenfreies Begleitblatt für Kinder — vermittelt die Kunstwerke auf spielerische Weise und lässt die jungen Besucher*innen selbst kreativ sein. Happy Friday ist ein Format, das an jedem ersten Freitag im Monat angeboten wird. Bei ganztägig freiem Eintritt und Kurzführun- gen erfahren Besucher*innen alles Wissenswerte über die Künst- ler*innen und die Ausstellung. Im Anschluss wird zu Austausch und einem Glas Sekt in die KUB Café Bar eingeladen. Beim Sprachpro- gramm Art meets Language werden bei einem Rundgang mit Native Speaker Chris Thomas die Englischkenntnisse aufgefrischt. Themen der Ausstellung von Bunny Rogers — Trauer und Jugend- kultur amerikanischer Highschools — dienten als Inspiration für neue Formate: Der Jugendclub 16+ des Vorarlberger Landestheaters nutzte die bühnenhaften Installationen für eine berührende Performance. Beim vollbesetzten Poetry Slam entwickelten die Slamer*innen 55 KUB Jahresrückblick 2020
packende Beiträge. Den Abschluss dieser Veranstaltungen bestritt die amerikanische Künstlerin selbst: Auf einer Lesung trug sie ihre Gedichte vor, die sie während der Vorbereitung der Ausstellung in Bregenz geschrieben hatte. Während des Lockdowns veröffentlichten die Kunstvermittler*innen auf KUB Digital und Social Media Online- workshops mit Bastelanregungen für Kinder. Ein interaktiver Web- Rundgang durch die einzigartige Architektur des Kunsthaus Bregenz befindet sich derzeit in der Umsetzung und geht in Kürze online. Die Wiedereröffnung des Kunsthaus Bregenz mit der Ausstel- lung Unvergessliche Zeit wurde in Form einer erweiterten Eröffnung, trotz zahlreicher Auflagen, begeistert angenommen. Alle Veranstal- tungen sowie die täglichen kostenfreien Intros durch die KUB Mitar- beiter*innen wurden gern genutzt. Der ganztägige, zweiwöchige Kindersommerworkshop war komplett ausgebucht. Auch zur Ausstellung von Peter Fischli wurde ein ambitioniertes Rahmenprogramm geplant. Kulturwissenschaftlerin Annegret Braun sprach über das Suchen und Finden von Glück, Mirjam Steinbock diskutierte mit Gästen unterschiedlichster Berufssparten am Natio- nalfeiertag die zurzeit besonders aktuelle Frage: Wie arbeiten wir heute? Neu startete zudem eine Gesprächsserie mit Künstler*innen, deren Werke kürzlich für die KUB Sammlung angekauft wurden. Aufgrund des vorzeitigen coronabedingten Endes der Ausstel- lung am 1. November konnten einige Highlights nicht mehr stattfin- Fotos nächste Seite: Miro Kuzmanovic den, so zum Beispiel der Dialog zwischen Peter Fischli und dem Eva Sutter Schweizer Künstler Kaspar Müller. Der Talk zwischen Bice Curiger, (1. Reihe links) Alicia Olmos Ochoa Peter Fischli und KUB Direktor Thomas D. Trummer fand auf den (1. Reihe rechts) Online-Kanälen des Kunsthaus Bregenz statt. 56 KUB Jahresrückblick 2020
KUB 2020 Sommerprogramm Open Air Kino & Konzert Ein bunt gemischtes Filmprogramm lockte auch in diesem Jahr in lauen Sommernächten zahlreiche Besucher*innen zum Open Air Kino auf den Karl-Tizian-Platz. Ausgewählt von den aktuellen Künst- ler*innen ließ die Filmauswahl keine Wünsche offen: Vom Stumm- filmklassiker über Gangsterdrama und Psychothriller bis hin zum Dokumentar- und Künstlerfilm waren alle Genres vertreten. Mit City Lights (1931) von Charlie Chaplin setzte Anri Sala den heiteren Auftakt der Kinoreihe. Der Dokumentarfilm Heaven Adores You (2014) erzählt die bewegende Lebensgeschichte des Musikers Eliott Smith bis zu seinem vorzeitigen Tod. Im Thriller Requiem for a Dream (2000) verfolgten die Zuschauer*innen den tragischen Fall vierer Drogenabhängiger und deren geplatzte Lebensträume. Beide Filme gaben einen tiefen Einblick in die Themenwelt der Künstlerin Bunny Rogers. Aus der großen Filmauswahl Dora Budors schafften es zwei Filme ins Programm: Das Drama Neighbouring Sounds (2012) begleitet die fiktiven Bewohner eines Wohnblocks im brasiliani- schen Recife, deren Alltag sich nach der Ankunft einer privaten Sicherheitsfirma schleichend verändert. In dem chinesischen Drama Ash is Purest White (2018) kämpft die Hauptdarstellerin Zhao Qiao im Gangstermilieu um Liebe und Gerechtigkeit. Der geringste Wiederstand (1981) und Der Lauf der Dinge (1987) des Künstlerduos Fischli/Weiss gaben einen Vorgeschmack auf die Einzelausstellung Peter Fischlis im Herbst. Als musikalischer Höhe- punkt brachte das österreichische Indie-Rock-Duo Cari Cari im Sep- tember den KUB Platz zum Beben. Binnen kürzester Zeit ausverkauft war das Konzert dank der umsichtigen Besucher*innen der beste Fotos nächste Seite: Beweis dafür, dass Feiern und Tanzen auch mit Abstand möglich sind. Alicia Olmos Ochoa Danke, liebes KUB Publikum! 58 KUB Jahresrückblick 2020
KUB 2020 Publikationen Das Kunsthaus Bregenz veröffentlicht Publikationen, die in enger Zusammenarbeit mit den Künstler*innen sowie namhaften Grafi- ker*innen entstehen. Die ausstellungsbegleitenden Katalogbücher setzen in der grafischen Gestaltung Thema und Bildsprache der jeweiligen Künstler*innen um, sodass jedes Katalogbuch nicht nur Dokumentation, sondern auch Teil des Werks und Fortführung der Ausstellung ist. Grundsätzlich zweisprachig sind die Bücher neben dem Verkauf im KUB auch für die weltweite Distribution bestimmt. Die Publikation zur Ausstellung Ed Atkins’ präsentiert eine Fülle von Bildmaterial, drei Essays sowie ein Künstlergespräch. Die im KUB gezeigten Installationen Raphaela Vogels sind in Auf- nahmen im ausstellungsbegleitenden Katalogbuch dokumentiert. Beiträge von Diedrich Diederichsen, Thomas D. Trummer u. a. erläu- tern Vogels filmisch-skulpturales Schaffen. Die Gestaltung des Buches Bunny Rogers — Kind Kingdom führt in besonderer Weise die das Werk prägende Ambivalenz von Poesie und Trauer fort, auf die im Besonderen die Essays von Elisabeth Bronfen, Thomas Macho und Thomas D. Trummer eingehen. Gedichte, die Bunny Rogers während der Vorbereitung der Ausstellung in Bregenz geschrieben hat, werden hier erstmals veröffentlicht. Die zuerst online als KUB Sonic Views veröffentlichten Bildbe- trachtungen zu ausgewählten Werken der Kunstgeschichte, in denen Thomas D. Trummer auf das prekäre Lebensgefühl während der Corona-Krise eingeht, werden reich bebildert in einem Buch zusammengefasst. Darüber hinaus erscheint erstmals ein KUB Kalenderbuch: Das Taschenkalendarium für das Jahr 2021 greift die Ästhetik des Kunsthaus Bregenz auf und zeigt neben der Architektur Highlights der jüngsten Ausstellungen. Zur Ausstellung Peter Fischli wird ein von ihm maßgeblich selbst gestaltetes Künstler-Katalogbuch mit zahlreichen Beiträgen erscheinen. 2021 sind Publikationen zu den Ausstellungen von Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl, Pamela Rosenkranz, Anri Sala und Otobong Nkanga geplant. 60 KUB Jahresrückblick 2020
Bunny Rogers Ed Atkins Raphaela Vogel Kind Kingdom Herausgegeben von Deutsch | Englisch Herausgegeben von Deutsch | Englisch Herausgegeben von Deutsch | Englisch Thomas D. Trummer, Hardcover Thomas D. Trummer, Softcover Thomas D. Trummer, Hardcover, Leinen Kunsthaus Bregenz 13 × 15,7 cm, 576 Seiten Kunsthaus Bregenz 24 × 30 cm, 224 Seiten Kunsthaus Bregenz mit Bauchbinde Essays von Helen Erscheinungstermin: Essays von Diedrich Erscheinungstermin: Essays von Elisabeth 19 × 28 cm, 224 Seiten Marten, Thomas Jänner 2020 Diederichsen, Dezember 2019 Bronfen, Thomas Abbildungen: 86, alle Oberender und Preis: € 32 Oriane Durand, Preis: € 42 Macho und Thomas D. in Farbe Steven Zultanski, ein Vertrieb: Verlag der Thomas D. Trummer Vertrieb: Verlag der Trummer, ein Ge- Erscheinungstermin: Gespräch zwischen Buchhandlung und Vera Palme Buchhandlung spräch zwischen September 2020 Ed Atkins und Walther König, Köln Grafische Gestaltung: Walther König, Köln Thomas D. Trummer Preis: € 42 Thomas D. Trummer Studio Marie Lusa und Bunny Rogers; Vertrieb: Verlag der Grafische Gestaltung: Gedichte von Buchhandlung Walther HIT Studio Bunny Rogers König, Köln Grafische Gestaltung: Stefan Gassner Kalenderbuch 2021 Thomas D. Trummer Herausgegeben von Bilder in der Pandemie Kunsthaus Bregenz Herausgegeben von Grafische Gestaltung: Kunsthaus Bregenz Stefan Gassner Grafische Gestaltung: Bilder in der Deutsch | Englisch Stefan Gassner Pandemie Hardcover Deutsch Thomas D. Trummer 18 × 11 cm, Softcover 128 Seiten 12 × 19 cm, Erscheinungstermin: ca. 256 Seiten November 2020 Kunsthaus Bregenz Erscheinungstermin: Preis: ca. € 20 Dezember 2020 Preis: ca. € 20 61 KUB Jahresrückblick 2020
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